D e u t s c h la n d u n d Ö s t e r r e ic h - U n g a r n . U n te r dem T ite l: D ie W orpsw eder hat der V erla g von J. J. W e b e r in Leipzig kürzlich eine M appe m it Zeichnungen je he r rasch zu Ansehen und Bedeutung gelangten M alergruppe erscheinen lassen. W o lie g t W orpswede? — Bis vo r wenigen Jahren kannte die W e lt dies kleine Hannoversche D örfchen kaum dem Nam en nach, und noch heute wissen n ich t allzu viele, dass es am Nordhange des W eyerbergs, wenige Stunden nordöstlich von Bremen, in einer, von der H a m m e durchflossenen, eigentüm lich melancholischen Moorlandschaft, einer w eltver
lassenen, sehr armen Gegend, liegt. 1889 hatten sich do rt ein paar ju ng e M a le r eingefunden;
sie wollten nur den Som m er über verbleiben, blieben aber auch den H e rbst hindurch — und als der H e rb s t kam , beschlossen sie kurzer Hand, zu überwintern. So entstand die M alerkolonie W orpswede. W as aber fesselte jene K ünstler so stark an das reizlose D o rf und das bre ithin in das karge La nd gebettete Teufelsm oor? D ie L u ft und das L ic h t über W orpswede — die zauberhaften atmosphärischen Erscheinungen in dem stets m it F euch tigke it getränkten Ä th e r über den M oorstrecken, die malerische Farben
pra cht der Sonnenuntergänge, die go ld ig um säumten W olkenschleppen, der düstere W e tte r
dunst und die leuchtende Bläue: der ganze koloristische R eichtum dieses m erkw ürdigen Landstriches.
Seit H o lla n d unsem Landschaftern erschlossen worden, ist ih r Losungswort L ic h t und L u ft geworden.
U n d in der unendlich feinen Behandlung von L u ft und L ic h t geben auch die W orpsw eder ih r bestes. A ls sie 1895 in M ünchen zum ersten M ale gemeinsam auf
traten, fand man noch manches an ihnen einseitig und m aniriert. A b e r über ih rW o lle n und Können verm ochte man schon damals n ic h t anders als ehrend zu urteilen, und seitdem hat sich dies U rte il nu r bestärkt. V on den G ründern der K olonie ist zunächst F r itz Mackensen zu nennen, ic h glaube, auch an Jahren der älteste der W orpsw eder, ein feiner Beobachter und tre fflic h e r Künstler, der in seinen Landschaften ebenso wie in seinen figürlichen Darstellungen hervorragendes leistet.
F r itz Overbeck ist der m alende D ich te r, der poetische Stim m ungen in der N a tu r sucht; K a r l Vinne und F lan s am E nde zeigen nam entlich in ih ren um fang
reicheren A rbe iten einen Zug ins Grosse, der zuweilen von m ächtiger W irk u n g ist, und ähnliches ist auch den landschaftlichen Kom positionen O tto M odersohns nach
zurühmen. Etwas abseits steht H e in ric h Vogeler, der R om an tiker m it der schönheitsdurstigen Seele, über dessen B ilde rn im m e r ein eigener D u ft sinniger M ä r
chenpoesie ruht.
Es m ag sehr schw ierig gewesen sein, die Gemälde der W orpsw eder m it ih rem Farbenglanz im Schwarz
weissdruck wiederzugeben. Dass dies dem Kunst
verlag von J. J. W ebe r in so m eisterhafter W eise ge
lungen ist, m ag als Beweis dafür gelten, welchen ge
w altigen Aufschwung dies Institut genom m en hat.
E inige B lätter, so H ans am Endes „S tu rm “ und
„D ä m m erstund e“ , Vinnes „R u h e “ , O verbecks „M o o r
graben , Vogelers „S tu d ie “ sind in der F ein he it der Tönung und den duftschwim m enden Lichtpa rtieen so schön, dass man sie fü r R adierungen halten könnte.
Em e rech t gute E inführung, nur wenige Seiten um fassend, hat A e m il F endler geschrieben. J. H .
Lydia.
w . D i c k i n s o n sc. Im Besitze von J. H a lle -M ü n c h e n .
C h ro n ik . 2 4 5
W ir haben schon einmal Gelegenheit genommen, bei B egründung der Zeitschrift B ühne u n d W e lt (V e rla g von O tto Elsner, B erlin S. 42) a u f dies v o r
tre fflic h e und empfehlenswerte Unternehm en hinweisen zu können. N unm ehr lie g t der erste H albjahrsband geschlossen vo r und gestattet ein umfassendes U rte il.
A n Versuchen, ein grosses Centralorgan fü r die künst
lerischen Interessen der B ühnenwelt zu schaffen, so wie es fü r deren m aterielle Interessen längst existiert, hat
vie l Interessantes: eine Reihe eingehender C harakteri
stiken deutscher Bühnenleiter und Bühnenkünstler, Autobiographisches, m ancherlei zur litterarhistorischen Forschung, Feuilletonisches, Plaudereien, Gedichte, E in a k te r, Berichte über die Theatersaison in den grossen Städten u. A . m. Dazu eine F ülle authentischer Illu stra tion en, Portraits und Scenenbilder und einen hübsch gewählten Buchschmuck. D ie Ausstattung ist vornehm , der D ru c k ein vortrefflicher. F ü r die H efte des zweiten Bandes hat E d u a rd Liesen eine neue Deckelzeichnung entworfen: eine von Trauben um rankte Maske, hinter der ein Rosenbaum emporwächst.
D ie letzten H efte brachten u. A .: „D ram atische H öhenkunst“ von Johannes Schlaf; „V o m W eim a rer Goethetag“ von H e inr. S tüm cke; „F uhrm a nn Henschel in seiner H e im a th “ von E rnst G ystrow ; „ D ie W ies
badener Festspiele“ von H . S tüm cke; „R ic h a rd Strauss“
von W . M anke; „D a s Ich-Bewusstsein der Schauspieler“
von Jules Claretie; „P uschkin als D ra m a tik e r“ von Schilderung stark beeinflusst. Entschieden kolon ial
freundlich ist Dr. K u r t H a sse rt zu nennen, dessen B uch: D eutschlands K o lo n ie n , E rw e rbu ngs- u n d E n t
w icklungsgeschichte, Geographie u n d w irth s c h a ftlic k e B edeutung unserer Schutzgebiete (bei D r. Seele & Co., Le ip zig 1898) m ir vorliegt.
N ach einer kurzzusammengefassten Ü bersicht über die ganze Bewegung und die historische A ngliederung . k o m m t der Verfasser auf die K olonien selbst zu sprechen. D ie ost - und südwest - afrikanischen Be
sitzungen, Togo und Kam erun, Neu-Guinea und die Marschallsinseln, ja selbst das K olon ialba by Kiautschou werden eingehend behandelt. Zahlreiche Illustrationen, m eist nach photographischen Aufnahm en, sind ein
gestreut, und je d e r A b te ilu n g ist überdies eine genaue
2 4 6 C h ro n ik .
Beide A uto ren sind österreichische Unterthanen und Beam te und bringen in diesen Eigenschaften dem
„M a ria T heresienthaler“ österreichischen Ursprungs.
In dieser letzteren F o rm beherrschte der Con- ventionsthaler — wie man ih n wohl auch bezeichnet — den ganzen Osten und ein gutes D ritte l von A frik a ; die Geschichte dieser hundert M illionen Geldstücke, ih ren K a m p f gegen frem de Einflüsse und die B e
mühungen der Regierung zu ihren Gunsten zu schildern, haben die A utoren unternommen. M it seltner B e
herrschung ihres Feldes und m it sehr geschickter B e
tonung des G eschichtlich-Etnographischen gegenüber der N um ism atik, haben sie ih r Z iel e rre ich t; der schlichte T ite l „G eschichte des M a ria Theresien- thalers“ enthält m ehr Geschichte Österreichs, als man anfänglich verm utet. Deshalb w ird das Bändchen auch w eit über die Spezial-Sammlerkreise hinaus Interesse
erregen. B. G. von seinen grossen Epen, von seinem köstlichen R om an
„ D e r Kongress von V ero na“ , seinen D ram en und seinen ergreifenden kleinen Erzählungen wissen die wenigsten. Deshalb begrüssen w ir die neue Mosen- Lebensgeschichte veröffentlicht. D ie Broschüre enthält die a u f M oritz bezüglichen Eintragungen in das Trau-
stellung derE x-Libris-G esellschaft statt, vorderen E rö ff
nung unter Vorsitz von S ir A rth u r V icars, dem Präsi
denten des Vereins, die übliche Jahressitzung abgehalten worden war. D e r letztere zählt etwa 450 M itglied er.
D e rüb ersich tliche und fachmännisch abgefasste K ata log der Ausstellung ist das W e rk des M r. W . H .K . W rig h t, Ehrensekretärs der Gesellschaft, Herausgebers des Ex-Libris-Journals und B ibliothekars in Plym outh. Das H a u p tm e rk m a l der diesjährigen A usstellung bildeten v o r allem die Ladies’-„B ook-plates,“ wie die E ngländer die Bibliothekszeichen nennen, alsdann heraldische K upferstiche und Zeichnungen, Stammbäume, sowie endlich eine Anzahl von Büchern, welche sich au f den Gegenstand beziehen. Im ganzen hatten 55 Personen die Ausstellung m it E x -L ib ris beschickt, unter denen folgende besonders hervorgehoben werden sollen: Sir Ross O ’Connell’s „B ilib a ld i P erkheim her“ , P orträt von G ertrud O tto, die Erbprinzessin von Anhalt-Dessau, G ra f Dohna, O tto Mossner und N. Ratajczak hergestellten Paris zeichnet sich vielfach durch originelle B eiträge aus. G ilb e rt J. E llis sandte seine Originalzeichnung,
C h ro n ik . 2 4 7 gleichfalls interessante Beiträge, so nam entlich Letzterer die in den Jahren 1897, 98 und 99 gezeichneten E n t
würfe fü r später hergestellte E x-Libris. H .W . Fincham , einer der Vizepräsidenten der Gesellschaft, stellte einen Satz von Dam en-E x-Libris aus, die durch K upferstich von E . D. French in N e w -Y o rk hergestellt worden waren. Aus Ovingham , A delaide, S üd-A ustralien, tra f ein 'A lbu m von M r. W . Thom pson B ednall ein, welches eine Sam m lung australischer E x -L ib ris enthielt, die m it interessanten A nm erkungen über die ursprünglichen In haber versehen waren.
Zwanzig Folioseiten m it ganzen Figuren, die teils einen wichtigen B eitra g zur Kostüm kunde des X V I.
Jahrhunderts liefern, teils die in Federzeichnung aus
geführten W appen von Patrizierfam ilien Nürnbergs und Augsburgs zeigen, waren von Mrs. Hughes eingesandt.
D e r heraldische T e il der Ausstellung wurde durch D ip lo m e , illustrie rte Dokum ente und m it W appen versehene Stammbäume, welche der Präsident der Ge
sellschaft, S ir A rth u r Vicars, und einer der Vizepräsi
denten, M r. J. R. Brown, sandten, am erfolgreichsten repräsentiert. D e r Letztere stellte besonders interessantes a u f W illia m Penn bezügliches M a te ria l aus, so unter anderm einen V e rtra g über La nd verkau f in Pensilvania, da tiert 13. Dezem ber 1698, und ein A delsdiplom fü r Thom as N icholl, 1817, welches in alter heraldischer Phraseologie die Beschreibung des be w illig ten W appens enthält.
Es b e d a rf wohl kaum der Erwähnung, dass M r.
W . H . K . W rig h t durch seine Beisteuer zur Ausstellung wesentlich zu ih rem Gelingen beitrug. Ausser einigen dreissig Dam en-E x-Libris, die von Sherborn, Foster und M e th o ld hergestellt sind, waren von dem Genannten eine grosse Anzahl W e rke der E x -L ib ris -K u n d e zur Besichtigung ausgelegt.
Schliesslich möge noch in aller Kürze die a u f der achten Jahresausstellung vielfach ausgesprochene A n
sicht m itg e te ilt w e rd e n : nu r solche Personen sollten sich eines heraldischen E x -L ib ris bedienen, die hierzu auch gewissermassen eine B erechtigung besitzen. A ls
dann wurde zwar anerkannt, dass die B ete iligun g und das Interesse fü r E x-L ib ris-A n g e le g e n h e ite n ausser
ordentlich im Steigen begriffen seien, dass aber hier
durch auch die rein mechanische und n ich t künst
lerische H erstellung von E x -L ib ris bedeutend zunehme.
O. v. S.
F r a n k r e ic h .
B e i E d o u a rd R ouveyre in Paris, 76 Rue de Seine, ha t zu erscheinen begonnen: Connaissances nécessaires à un B ib lio p h ile von E d o u a rd Rouveyre-, fünfte A uflage;
10 Bände in 8°, zusammen ca. 2500 Seiten, m it zahl
reichen Illu stra tion en (40 E xem plare a u f China, 40 auf Japan). W ir behalten uns vor, das Gesamtwerk ein
gehender zu besprechen und geben fü r heute nu r das Inhaltsverzeichnis der einzelnen Bände w ieder:
I. § 1. O rigine du livre. — Les amateurs, les b ib lio philes, les bibliom anes. — Etablissem ent d ’une b ib lio thèque. — Conservation et entretien des livres. — 11. § 2.
D u form at des livres. — Les livres les plus petits. — Les livres les plus grands. — Les livres im prim és ou callig ra
phiés en caractères microscopiques. — §3. D ucollationne- m ent des livres. —- De la m anière de procéder à cette Les livres avec aquarelles, illustrations ou ornements placés dans le texte ou sur les marges etc. — V I. § 10. papier. -— Restauration des estampes et des reliures. — Les livres im prim és sur peau vélin, papiers de Chine- Japon, W hatm an, vélin, vergé etc. — I X und X . § 15.
De la classification systématique des livres, des auto
graphes et des gravures. — Les outils de l ’am ateur de
C h ro n ik . A nregung eines Deutschen, des vom N iederrhein stam
menden Kaufmanns U hlenhut, gegründet, der seine 2833 Bände umfassende Bücherei als ersten Stock fü r
santen Croquis versehener B riefe des M alers A . D auzats.
M r. Duplessis erzählt in seinem erklärenden Text, dass diese B rie fe die A ntw orten au f A nfragen des M alers R affet gewesen seien. D e r H erzog von Orleans wünschte näm lich seinen W afifengefahrten eine E rinnerung an die E xpe dition des „E ise rne n Thores“ zu schaffen und beauftragte Charles N odier, sein eignes T agebuch und die F eldjournale zu einem Buche zu bearbeiten, das Raffet illustrieren sollte. Raffet selbst hatte den Feld- zug n ich t m itgem acht, w ohl aber Dauzats, der dem K ollegen aufs B ereitw illigste m it seinen Erinnerungen
zu H ilfe kam . — m.
B e l g i e n u n d H o lla n d .
D ie B rüsse le r K ö n ig lic h e B ib lio th e k hat eine sehr bem erkenswerte N euerung eingeführt; sie hat eine ständige Ausstellung ih re r hervorragendsten Schätze aus den A bteilungen der Kupferstiche und M anuskripte eingerichtet. D ie K upferstiche füllen einen ganzen Saal und zeigen in ausgewählten Kunstwerken die Leistungen der vlämischen, französischen, deutschen, italienischen und englischen Schule. In dem grossen Saale der M anuskripte sind zunächst die Inkunabeln ausgestellt;
ihnen schliessen sich W e rk e aus der A ntw erpner Plantin- D ru ckerei und ein ganz a u f Pergam ent gedrucktes Ge
betbuch an. D ie M itte des Saales nehmen die M anu
skripte ein. Eines der ältesten ist ein aus dem neunten Jahrhundert stammendes Evangelienbuch m it M in ia turen, das der K irc h e des heiligen V ik to r in Xanten
(preussische Rheinprovinz) angehört hat. E in späteres Evangelienbuch aus demselben Jahrhundert, in la te in i
scher Sprache verfasst, weist he rrlich e M in iatu re n in W asserm alerei in zarten Farben auf, die a u f glattem G oldgründe gem alt sind. Zahlreiche M anuskripte sind m it M in iatu re n in erhabenem Golde ausgeschmückt.
gouverneure der Niederlande den E id . Bewunderswert ist ein aus der englischen A b te i P eterborourgh stam
mendes Psalmbuch, das den französischen Königen K a rl V . und K a rl V I. gehört ha t und in den Besitz der Herzoge von B urgund übergegangen ist. A lle Seiten sind m it prächtigem Laubw erke umgeben und in blauen und goldenen Buchstaben geschrieben. M e rk w ü rd ig Staatsmänner, Feldherren, S chriftsteller wie die kunst
vollen prächtigen E inbände erregen allseitige A u f
m erksam keit. D ie Ausstellung ist m it grosser Sach
kenntnis veranstaltet und b ie te t eine F ü lle von K unst
genuss und B elehrung. V on Z eit zu Z eit soll ein W echsel der ausgestellten Stücke stattfinden, um die allgemeine T eilnahm e fü r diese Ausstellung stets rege zu erhalten. te ria l zu einer diesbezüglichen B ib lio gra ph ie angeboten hätte, da diesem selbst die Z eit zu ih re r Ausführung ge
m angelt habe. H e rr Moes h a t fre ilic h noch sorgsam dazu sammeln müssen. Als ih m später der Nachlass N. de Roevers ü b e rm itte lt wurde, erweiterte er seinen ursprünglichen Plan, nu r eine B ib lio gra ph ie zu schreiben, indem er auch den historischen Standpunkt be rück
sichtigte. Das W e rk zeichnet sich durch einen selten schönen und klaren D ru c k ohne Typenspielereien aus und ist m it zahlreichen Holzschnitten und Facsimiles durchschossen. W ir behalten uns vor, nach Erscheinen säm tlicher Lieferungen eine längere Besprechung folgen