Allen Rogers, Die „H ydroxyl“-Gerblheorie. Anschließend an die A rbeit von M a t h u r (Journ. Amer. Leatlicr Chemists Assoc. 22. 2 ; C. 1927. I. 2624) berichtet der Vortragende über neue Verss. m it Y. H. Li m it N aplithalinderiw . zur K lärung der Frage, ob H ydroxylgruppen zu einer Gerbung wesentlich sind oder nicht. a-Naphthol- derivv. gerben, /1-Naphtholdcrivv. nicht. a-N aphtholderiw ., die m ehr als eine Sulfo- gruppe im Mol. enthalten, zeigen einen geringeren Gerbeffckt als solche m it nu r einer Sulfogruppe; diese geringere Gerbwrkg. -wird aber verbessert, wenn eine bas. Gruppe in das Mol. cin tritt. W erden nicht gerbende /3-Naphtholderivv. m it Eisenchlorid kondensiert, so zeigen sie Gerbwrkg., genau wie kondensierte a-Naphtholderivv.
Vf. v e rtritt die Ansicht: Zur Erzielung eines Gerbeffekts sind H ydroxylgruppen im Mol. des als Gerbstoff verw andten Stoffes nötig u. diese müssen strukturell so an geordnet sein, daß sie im Mol. der erhaltenen Ledersubstanz eine zentrale Stellung einnehmen. (Journ. Amer. L eather Chemists Assoc. 22. 471—76. Brooklyn, P ra tt
Inst.) S t ÄTHER.
W. R. Atkin und F. C. Thompson, Hautpulver. Das neue H autpulver B 14 der I. Soc. Leatlicr Trades Chemists erweist sich als stärker sauer (gegen Phenol
phthalein) u. gleichzeitig auch stärker alkal. (höherer pn) als B 13. Die Vff. geben für diese schwer verständlich erscheinende Tatsache eine Erklärung auf Grund der Titrationskurven von Gelatine u. H autpulver. Legt m an D AK INS R esultate über den Geh. der Gelatine an einzelnen Aminosäuren zugrunde, so ergeben sieh für ein Gelatinemol. 30 freie Aminogruppen aus 30 Moll. Arginin u. Lysin, d. h. l g Gelatine entspricht 8,7 ccm 1h a-r\. HCl, u. u nter Berücksichtigung des Amidstickstoffs 12 freie Carboxylgruppen aus 22 Moll. Asparagin- u. Glutaminsäure, d . h . l g Gelatine en t
spricht 3,5 com NaOH. Dio experimentellen T itrationskurven stim m en m it den be
rechneten überein. H autpulvcr kann als ein modifiziertes Kollagen angesehen werden.
Bei der Bldg. von Gelatine aus Kollagen werden Peptidbindungen aufgespalten u.
demgemäß verbraucht H autpulver weniger HCl u. NaOH als Gelatine. H autpulver w ird aus geäscherter Blöße hergestcllt. Änderungen im Äscher u. in der Temp. ver
ändern die Anzahl der freien Amino- u. Carboxylgruppen im H autpulvcr. — Vff.
bestimmen bei 6 verschiedenen H autpulvern u. bei Gelatine die zwischen pH = 4 u.
p H = 8,5 aufgenommene Menge HCl -f- NaOH, den anfänglichen pH des H autpulvers, die A cidität u. die relative spezif. Oberfläche. Letztere ist ein M aßstab für das Verh.
der verschiedenen H au tp u lv er bei der Gerbstoffanalyse, hohe spezif. Oberfläche zeigt hohe Gerbstoffwerte u. niedere Nichtgerbstoffwerte an. Vff. stellen fest, daß H a u t
pulver m it weniger freien N H 2- u. COOH-Gruppen eine hohe spezif. Oberfläche zeigen.
Die Menge der gebundenen H C l-f- N aO H (Geh. an freien Amino- u. Carboxylgruppen) v ariiert stark, w ährend der anfängliche pn der H autpulver kaum schwankt. — Um die Unregelmäßigkeiten im H autpulvcr zu vermeiden, verweisen die Vff. auf den Vorschlag Mc CANDLISHs, an Stelle geäscherter H a u t frische als Ausgangsmaterial zu verwenden, deren Epiderm is abgespalten ist. — E s folgt eine Besprechung ver
schiedener H autpulver der In t. Soc. L eather Trades Chemists u. Richtigstellung einiger Angaben Be n n e t t s (C. 1927. I. 3238. I I. 1652). Die Annahme Ma r r i o t t s,
„d a s Alkali im H autpulver ziehe die Gerbstoffe u. Nichtgerbstoffe an u. vermindere
2486 Ph o t o g r a p h i e. 1927. II.
so den Geh. an Nichtgerbstoffen“ , wird widerlegt. Ebenso widersprechen die Vff.
der Ansicht Be n n e t t s, der Niehtgerbstoffgeh. bei der Gerbstoffanalyso werde durch den Geh. des H autpulvers an I. Substanzen beeinflußt. (Journ. In t. Soc. Leather Trades Chemists 11. 300—-308. Leeds, Univ.) St a t h e r.
A. Gansser, Neue Erfahrungen über Häuteschäden und deren Bekämpfung. Vor
tragender bespricht dio üblichen Schäden der tier. H a u t u. sucht in ihrer ursächlichen Aufklärung Möglichkeiten zur Bekämpfung. Dio Schäden durch die Dasselfliege können n ur durch „A bdasseln“ im Larvenstadium oder durch Behandlung der betr.
Körperstellen des Tieres während der gleichen Zeit m it ehem. M itteln (Hypocotinc, Dichlorbcnzol, Birkenteeröl) erfolgreich bekäm pft werden. Dio Eier der Dasselfliege könnten nur m it fetten oder fettlösenden Substanzen zerstört werden. E s gelang Vf., E ier auf Gelatine zu entwickeln u. eine W anderung der Larve festzustellen. Vf.
bespricht weiter Schäden der tier. H au t durch Parasiten, Bakterien, Fleischerschnittc, Brandm arken u. Stacheldraht. (Gerber 53. 1—3. 12— 13. 15. Wien.) St a t h e r.
E. G. Keiner, Pigment Finishe. P igm ent Finishc sind in den letzten Jah ren vor allem in Amerika stark in Verwendung gekommen. Vf. bespricht die einzelnen Bestandteile eines solchen Finishes, die Pigm entfarben, die benutzten Bindem ittel (Wachse, Schellack, Casein, B lut, Gummi, Öle u. Albumin), ihre Gewinnung, Eigg.
u. üblichsten Verfälschungen. W eiter erörtert er die Anforderungen, die an einen guten Finish gestellt werden müssen. (Journ. Amer. L eather Chemists Assoc. 22.
476—83; Hide and L eather 74. Nr. 11. 35—38.) _ St a t h e r. V. J. Mlejnek, Bericht des Komitees zur Ausarbeitung einer provisorischen Methode zur Trennung der Pyrogallol- und Katechingerbstoffe fü r 1926—1927. Als einzige Arbeit w urde eine Prüfung der allein bekannten Methode von F. H . SMALL (Journ. Amer.
L eather Chemists Assoc. 1911) auf Genauigkeit, event. bei geringen Änderungen, vorgenommen. (Journ. Amer. L eather Chemists Assoc. 22. 470— 71. Cincinnati.) S ta .
XXIV. Photographie.
A. Steigmann, Neue pholochemische Probleme. Vf. stellt fest, daß alkoh. Eosin- Isgg. (1: 100 000) bei Bestrahlung m it einer Quarzlampe in prakt. Zeiten nu r in Quarz
gefäßen, nich t aber in mindestens gleichdünnen Glasgefäßen reversibel ausbleichen. — Zur Bestätigung der Theorie der Halogensilberdesensibilisierung durch adsorbierte N itrogruppen werden Verss. m it Eosinscharlach (Dibromdinitrofluorescein) ausgeführt.
E s wird auch in alkal. Lsg. eine stark desensibilisicrende Wrkg. festgestellt, u. zwar in Verdünnungen (1: 100 000), bei denen eine Sehirmwrkg. bzw. eine Desensibilisierung durch abgespaltene HNO„ nicht angenommen werden kann. P rakt. ist Eosinscharlach wegen seiner leichten Zerstörbarkeit im Entw ickler völlig unbrauchbar. (Photogr.
Industrie 25. 1000.) Le s z y n s k i.
A. Steigmann, Die Entstehung der photographischen Reduktions- und Schleier
keime sind ihre Hemmung. Reifungskeime entstehen durch reduzierende Körper, ins
besondere durch Schwefelkörper. Beim Zerfall dieser Schwefelkörpcr entsteht in ter
m ediär ein Schwefelion bzw. Sulfhydrilion. Dieses bzw. der bei der Red. durch S-freie G elatinebestandteile entstehende labile W asserstoff muß durch solche K örper ab
gefangen werden können, die die sensibilisierenden S-Verbb. oxydieren bzw. labilen Wasserstoff aufnehmen können. Vf. ist der Ansicht, daß schleierverhütende F arb stoffe zu einem beträchtlichen Teil in dieser R ichtung wirken. Um wirksam zu sein, w ird es notwendig sein, daß die Red.-Prodd. der betreffenden K örper gleich starke oder noch bessere Red.-M ittel sind als die vernichteten Schleierbildner. (Photogr.
Industrie 25. 970— 71.) Le s z y n s k i.
E. P. Wightman und R. F. Quirk, Die Verstärkung des latenten Bildes auf photographischen Platten und Filmen. Die Zersetzung des Wasserstoffperoxyds und der Vorgang bei der Verstärkung des latenten Bildes. (Vgl. C. 1927. II- 1656.) Es w ird gezeigt, daß alkal. If.,02 in Ggw. von Gelatinesilber oder Gelatinesübersulfidsol m it oder ohne 1. Bromide leichter zersetzt wird als saures H20 2. Sowohl alkal. wie auch saures H202 reagieren in Anwesenheit von 1. Bromiden m it klumpigem Ag.,S unter Bldg. von H2S 04 bzw. einem Sulfat u. kolloidem AgBr. Kolloides Ag löst sich m ehr oder minder sta rk in Gelatine-H202-Lsg. (pn S 5,5) u. gibt Anlaß zur Bldg.
von Ag-Ionen, die hei Ggw. von 1. Bromiden kolloidales AgBr bilden. Diese Befunde bedeuten, daß die Verstärkung des latenten Bildes u. wahrscheinlich auch die Wrkg, des H20 2 auf die Em pfindlichkeit oder auf die E ntstehung des latenten Schleiers ehem.
1927. II. Hxxit. P h o t o g r a p h i e . 2487 N atu r ist, u. daß zur D eutung dio Annahme einer Chemiluminescenz nicht erforderlich ist. Es wird angenommen, daß das durch Wrkg. des sauren H202 auf das 1. Brom id in sehr geringer Menge in F reiheit gesetzte • Brom aus den Ag2S-Keimen metall. Ag abscheidet, das seinerseits durch das saure H202 in Ag-Ionen verwandelt wird, u. daß, wenn sich 1. Bromid in der Nähe dieser Ionen befindet, sich kolloides AgBr bildet, das auf seiner Oberfläche Ag-Ionen adsorbiert enthält. Es w ird ferner angenommen, daß Teile oder die G esam theit dieser Stoffe (metall. Ag, Ag-Ionen, kolloides AgBr m it adsorbierten Ag-Ionen) einen höheren Grad der Entw ickelbarkeit des Korns hervorbringen als dio ursprünglichen Ag2S-Keime. Als Stütze dieser Annahmen kann gezeigt werden, daß sobald das 1. Brom id einer Emulsion durch A gN 03 entfernt ist, H202 nur eine sehr geringe, wenn überhaupt eine Verstärkung hervorruft. (Photogr.
Industrie 25. 997— 99. 1021— 24. E astm an K odak Co.) LESZYNSKI.
Raphael Ed. Liesegang, Z ur Reifung der Silberhaloidemulsionen. Verss. über die Reifung von AgCl-Gelatineemulsicmen u. ihre Beeinflussung durch Gerbung der Gelatine ergeben, daß kolloide Teilchen von einer gewissen Größe an nu r dann ihren P latz in der Gallerte verändern können, wenn sie interm ediär gel. werden, wenn also ihre Bruchstücke diffundieren können. H ierdurch w ird bestätigt, daß hei der Keim vergrößerung w ährend der Reifung, die nach der alten physikal. Theorie der Reifung allein für die Erhöhung der Em pfindlichkeit verantw ortlich gem acht wurde, eine interm ediäre Lsg. einiger K örner stattfin d et. Dieser Vorgang w urde vom Vf. m it Ostwaldreifung bezeichnet. (Photogr. Industrie 25. 885— 8(5. F ran k fu rt, Univ., Inst,
f. physik. Grundlagen d. Medizin.) Le s z y n s k i.
S. E. Sheppard und H. Hudson, Über die „Halogenakzeptor“-Theorie der Sensi
bilisierung und die Thioanilide. Dio beschriebenen Verss. behandeln die Frage, ob alle als Halogenacceptoren wirkende Substanzen, die K erne oder uni. Komplexe im Silberhaloidkorn bilden können, als Sensibilisatoren wirken. U ntersucht w ird der Einfluß von Thioaniliden R C SN H 0 (worin R eine Alkyl-, 0 eino Arylgruppe be
deutet) auf die pliotograph. Em pfindlichkeit. Es ergibt sich, daß der auf weißes Licht zurückzuführende Schleier verm indert w ird u. gleichzeitig auch die ganze Expositions
skala weitgehend verändert wird: N icht n ur die D.D. im F ußteil der charakterist.
Kurven, sondern auch die Maximaldichte erscheint herabgesetzt; y ist ebenfalls reduziert.
Dio Thioacelanilide gehen m it den Silberhalogeniden leicht Verbh. ein. Aus dem ehem. Verh. der Thioanilide lä ß t sich m it W ahrscheinlichkeit auf die K onst. I schließen, insbesondere in alkal. Lsg. Die Verbb. m it Silbersalzen, die sich bei niedriger [Ag+]
bilden, entstehen m it Hilfe des N-, nicht des S-Atoms; es resultieren also z. B. die Konst. II u. HI.
M<d Ag'Ac%Br /N A g ©
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Die Tatsache, daß durch diese Verbb. keine Sensibilisierung erfolgt, ste h t in Über
einstim mung dam it, daß keine Ag2S-Bldg. stattfindet. D a die Verbb. tatsächlich Halogenacceptoren sind, stehen die Ergebnisse im W iderspruch zu einer verallgemeiner
ten „Halogenacceptortheorie“ . Dio Ergebnisse bedeuten aber auch eine Schwierig
keit für die „Orientierungstheorie“ ; für diese Theorie scheint allerdings die Annahme zu genügen, daß sich K erne frem der Substanz durch lokale Rk. am G itter bilden, um die notwendige Spannung, Ionendeform ation u. photochem. Orientierung herbei
zuführen; dies scheint wegen des spezif. quasimetall. Charakters des Ag2S möglich zu sein. (Photogr. Korrespondenz 63. 274— 78; Photographie Journ. 67- 359— 61.
E astm an K odak Co.) Le s z y n s k i.
M. U. Schoop, Vorläufige Mitteilung über ein neues Verfahrest zur Herstellung von Klischees. Vf. beschreibt die H erst. von Matrizen, druckfertigen Stöcken u. Klischees nach dem Metallspritzverf. Der Schw erpunkt der Erfindung liegt darin, daß man m it dem 50. Teile der bisher erforderlichen Zeit auskom m t u. daß ein beliebig hartes u.
widerstandsfähiges Metall gewählt werden kann. H inzu kom m t, daß die gespritzten
„Schoop-M etallschiehten“ um rund 50% härter sind als die betreffenden Metalle in gegossenem oder gewalztem Zustand. Als Beispiel für die schnelle Arbeitsweise wird angeführt, daß ein Rasterklischee m ittlerer Größe (etwa 20-15 cm) m it einem R aster Nr. 60 oder Nr. 80 in 8— 10 Min. vervielfältigt werden kann. (Photogr. Korrespondenz
63. 281—82. Zürich.) Le s z y n s k i.
2488 H x x i v Ph o t o g r a p h i e. 1927. II.