Julius B auer, Über das fätspaltende Ferment des Blutserums bei krankhaften Zuständen. Jedes menschliche Serum enthält fettspaltendes Ferment. Bei Carcinom- kranken und schweren Phthisikern ist der Gehalt des Serums an fettspaltendem Enzym in der Regel auffallend herabgesetzt; bei leichten, gutartigen tuberkulösen Spitzenaftektionen ist der Lipasenwert oft auffallend hoch. Bei den bisher unter
suchten Fällen von Lues und Morbus Basedowi fand sieh ein verhältnismäßig ge
ringer Gehalt an fettspaltendem Enzym. Das geringe lipolytische Vermögen ge
wisser Sera beruht nicht auf einer Vermehrung thermostabiler Antifermente (,,Anti
trypsin“), sondern auf einer Herabsetzung des Gehaltes an lipolytischem Enzym.
Die Methode, nach der Vf. arbeitete, bestand darin, daß zu 10 ccm einer ge
sättigten, vorher stets frisch bereiteten, geprüften wss. Tributyrinlsg. 0,2 ccm eines aus 1 Tl. Yj-n. prim. Phosphat und 2 Tin. Vs'11- sek. Phosphat bestehenden Ge
misches und dann 0,2 ccm des zu untersuchenden Serums zugesetzt wurden. Das Phosphatgemisch hat den Zweck, die H-Ionenkonzentration während des Verlaufes
der enzymatischen Spaltung konstant zu erhalten ( R o n a , R o n a und M i c h a e l i s ,
Biochem. Ztschr. 33. 413; C. 1911. II. 702). Der Verlauf der Spaltung wurde nach dem RONA-MlCHAELlSschen Verfahren (Biochem. Ztschr. 31. 345; C. 1911. I. 1221) festgestellt. (Wien. klin. Wchschr. 25. 1376—SO. 12/9. Innsbruck. Med. Univ.-Klin.)
Pr o s k a u e r.
Paul Som m erfeld und Hans Aronson, Hie Giftigkeit des Harnes hei Masern und anderen Infektionskrankheiten. Im Harn Masernkranker findet sich konstant ein hitzebeständiges, dialysables Gift, das bei intravenöser Injektion Meerschweinchen und Kaninchen akut tötet oder mindestens sehr schwer krank macht. Die In
jektion von 2 ccm Harn genügt meistens, dio Versuchstiere unter Erscheinungen zu töten, welche den beim akuten anaphylaktischen Tod beobachteten durchaus ähneln. Die Harngiftigkeit geht weder parallel mit der Schwere der Erkrankung, noch mit dem Auftreten des Exanthems und der Diazork. Die Dauer der Gift
ausscheidung ist unregelmäßig. Harn von anderen Infektionskrankheiten (Typhus, Tuberkulose, Diphtherie, Pertussis, Scharlach) enthält kein Gift. Dagegen verhält sich der Urin bei Serumexanthemen und bei manchen klinisch nicht zu klassi
fizierenden Exanthemen (Fourth disease?) ebenso wie bei Masern. Die intravenöse Harninjektion ist differential-diagnostisch verwertbar. (Dtsch. med. Wochenschr.
38. 1733—35. 12/9. Berlin. Städt. Kaiser u. Kaiserin FRIEDRICH-Kinderkrankenh.)
Pr o s k a u e r.
C. L ovatt Evans, Notiz zum Schicksal des Sekretins bei Pankreasdiabetes. Die Menge des nach Pankreasexstirpation im Darm gebildeten Prosekretins erfährt durch die Operation eine erhebliche Abnahme; denn das aus einem Darmstück eines pankreaslosen Tieres nach Ba y l i s s, St a r l i n g (Journ. of Physiol. 2 8 . 333)
hergestellte Prosekretin gibt am Pankreas eines normalen Tieres eine viel geringere Sekretion als das Prosekretin aus einem gleich großen Darmstück eines nicht operierten Tieres. Läßt man aber bei der Pankreasexstirpation ein kleines Stück der Drüse übrig, welches durch seine innersekretorische Tätigkeit die bei völliger Exstirpation eintretenden Störungen des Stoffwechsels verhindert, so bleibt auch die Sekretinbildung in normaler Weise erhalten. Ihre Verminderung bei völliger Entfernung des Pankreas ist danach nur eine Begleiterscheinung der allgemeinen Stoffwechselstörung. (Journ. of Physiol. 44. 461—65. 15/7. London. Physiol. Inst.
Univ. College.) G u g g e n h e i h .
M ax Roth, Über die Abhängigkeit des Phlorrhizindiabetes von der Nahrungs
zufuhr, vom Körpergewicht und von der Wasserdiurese. Da die Größen der Zucker
ausscheidung bei verschiedenen Hunden individuell ganz verschieden u. unabhängig vom Körpergewicht sind, müssen die Verss. an demselben Tier angestellt werden.
Nach Injektion schon von 0,001 g Phlorrhizin tritt bei gesunden Hunden stets Diabetes ein. Die Größe der Zuckerausscheidung ist am niedrigsten im nüchternen Zustande und nach Fettzufuhr, stärker nach Fleischnahrung, noch stärker nach Fütterung von Amylaceen u. hauptsächlich von Dextrose. Näheres vgl. Original.
(Biochem. Ztschr. 43. 10—30. 29/7. [7/6.] Berlin. Exper.-biol. Abt. des Kgl. pathol.
Inst. d. Univ.) Ro n a.
Ernst Neubauer, Über die Wirkung antiglucosurischer Mittel und über Leber- glucosurie. Die Hauptresultate der Unters, sind in den folgenden Sätzen wieder
gegeben. Der Zuckerstich führt zu einer Blutdrucksteigerung, mit der eine Ver
größerung der Leber durch Hyperämie einhergeht. Die Blutdrucksteigerung, die veränderte Atmung u. das Vorkommen von Fleischmilchsäure im Harn spricht für die Zugehörigkeit der Piqurglucosurie zur Gruppe der durch Asphyxie veranlaßteu Glucosurien. — Wie das Adrenalin, wenn auch in geringerem Grade, macht auch
das vasokonstriktoriseh wirkende BaCl2 Glucosurie. Chloralhydrat u. A., die in großen Dosen Gefäßlähmung bewirken, heben die Zuckerstichwirkung auf den Blutdruck und die Zuckerausscheidung auf. Die antiglucosurische Wrkg. dieser Mittel ist nur teilweise durch eine Retention von der Niere aus u. gar nicht durch die Entziehung der zu ihrer Paarung mit Glucuronsäure erforderlichen Kohlen
hydrate bedingt. Morphium wirkt beim Kaninchen weder der zuckertreibenden, noch der gefäßverengenden Wrkg. des Zuckerstiches deutlich entgegen. — Plethys
mographische Unterss. an der Leber zeigten eine Volumzunahme der Leber durch Hyperämie unter Adrenalinwrkg. u. bei Erstickungsasphyxie. Das Leber
volumen steigt und fällt im allgemeinen mit dem Blutdruck. Chloralhydrat bringt den Blutdruck u. das Lebervolumen zum Absinken. — Vorübergehende Hyperämie der Leber durch Abklemmung der Venae hepat. mit folgender Aufhebung der Stauung verursacht Glucosurie.<St(Biochem. Ztschr. 43. 335—85. 31/8. [17/6.] Wien.
I. med. Univ.-Klinik.) Ro n a.
U. M arfori, Über die Verbindung des basischen Chininchlorhydrats mit Urethan.
(Boll. Chim. Farm. 51. 332—33. — C. 1912. II. 1050.) Gu g g e n h e i m.
Agrikulturcliemie.
Th. Bokorny, Zur Schädlichkeit des Tabakrauches bei Pflanzen. Die vom Vf.
angestellten Verss. über die Einw. von Nicotin auf Keimlinge zeigen, daß Nicotin relativ ungefährlich ist, ebenso fielen Verss. an niederen Tieren aus. Da auch CO sich für niedere Tiere und für Pflanzen als fast ungiftig erwiesen hat, so scheinen weder Nicotin, noch Kohlenoxyd die Schädlichkeit des Tabakrauches bei Pflanzen zu bewirken, dagegen ist nach Ansicht des Vfs. das Ammoniak des Rauches schädlich. Verss. über die Einw. von Ammoniak auf Pflanzensamen ergaben, daß bei 0 ,0 1 % Ammoniak eine Keimung nach einigen Tagen zwar eintrat, aber weit langsamer als beim Kontrollvers., der mit reinem W . angesetzt war. Verss. mit anderen starken Basen, wie Kali, Natron, ergaben, daß diese weit wenige'r schädlich wirken. Frühere Beobachtungen über die Wrkg. von Ammoniak auf verschiedene Pflanzen hatten gezeigt, daß durch Ammoniak aktives Albumin in Körnchen ausgeschieden wird. Die Ausscheidung ist mit konz. NHa-Lsgg., die das Protoplasma augenblicklich abtöten, nicht zu erhalten. Dagegen konnte noch bei Verd. des NH3 auf 1 : 2 0 0 0 0 die Ausscheidung beobachtet werden. (Chem.-Ztg.
36. 1050— 51. 1 4 /9 .) Ju n g.
H. W ilfa rth (f), H. H oem er und G. W im m er unter Mitwirkung von G. Geist
hoff, 0. E in g leb en und H. B u fleb , Einfluß der Phosphorsäure au f Wachstum und Beschaffenheit der Zuckerrüben. Die Ergebnisse der sehr umfangreichen Arbeit, über die im einzelnen hier nicht referiert werden kann, gehen nach zwei Rich- tuugen. Zunächst haben die Verss. Aufklärung gebracht über die wichtige Rolle, die die Phosphorsäure bei der Ernährung der Zuckerrübe spielt, über den Anteil, der ihr zufällt bei der B. von Rübe und Kraut, von Zucker und Nichtzucker, von Invertzucker und Pektinstoffen und über die Einflußnahme auf die Ausreifung der Rüben. Veränderungen hierin wurden wiederholt weniger durch die mehr aus
gleichend wirkende Phosphorsäure, als durch die wechselnde N-Düngung und die Bodenfeuchtigkeit hervorgerufen, so daß also bei der Beurteilung der Wrkg. eines Düngemittels nicht nur dieses selbst, sondern auch alle anderen Wachstums- bedingungen heranzuziehen sind. Sodann hat die Arbeit einen W eg gezeigt, der es jedenfalls ermöglicht, nicht nur den Phosphorsäurebedarf der Rüben, sondern
den Nährstoffbedarf der Pflanzen überhaupt mit einiger Sicherheit zahlenmäßig zu bestimmen. Zugleich konnte bewiesen werden, daß der Begrifl des Nährstoff
bedarfes einer Pflanze kein einheitlicher Begriff ist, sondern je nach dem Zwecke, den man mit dem Anbau verfolgt, wechseln kann. (Ztschr. Ver. Dtseh. Zucker
ind. 1912. 1037— 1107. September. Bernburg. Herzoglich Anhaitische Vers.-Stat.)
Rü h l e.
P. Maze, R uot und Lem oigne, Untersuchungen über die durch Calciumcarbonat hervorgerufene pflanzliche Chlorose. Viele an saure Böden gewöhnte Kulturpflanzen werden chlorotisch, sobald sie auf Kalkboden kultiviert werden. Verss. mit Mais-, Lupinen- und Wickepflanzen haben folgendes ergeben. Durch das im Boden vor
handene Calciumcarbonat wird das Fe völlig uni. gemacht. Gewisse Pflanzen, z. B.
der Mais, besitzen die Eigenschaft, das CaC03 durch die sauren Ausscheidungen ihrer Wurzeln — beim Mais handelt es sich um Äpfelsäure — zu lösen. Andere Pflanzen, wie Lupinen und Wicken, sind nicht befähigt, eine genügende Menge von S. auszuscheiden, bleiben daher ohne Wrkg. auf das uni. Fe und werden chlorotisch. Die französischen Weinstöcke verhalten sich im Kalkboden wie der Mais, die amerikanischen wie die Lupinen und Wicken. Am besten bringt man das als Heilmittel dienende Ferrosulfat direkt auf die Blätter und nicht an die Wurzeln. (C. r. d. l’Acad. des scicnces 155. 435—37. [12/8.*].) D ü s t e r b e h n .