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Einleitung

Die Oppelner Woiwodschaft ist eine Region, in der ein erheblicher Bevólke- rungsteil (1/4) schon vor dem Beitritt Polens zur Europaischen Union im Jahre 2004 Zugang zum EU-Markt hatte. Dies erklart sich aus der Tatsache, dass im Mittel- und Ostteil der Woiwodschaft einheimische schlesische Bevolkerung wohnt, die nach 1945 die deutsche Staatsangehórigkeit behielt und dadurch uber uneinge- schrankte Móglichkeiten hinsichtlich der Aufnahme einer Erwerbstatigkeit sowohl in Deutschland ais auch in anderen Staaten der „alten” Europaischen Union verfugt.

Das Ergebnis dieser Freizugigkeit ist eine schon seit mehreren Jahren anhaltende Migration in einem AusmaB, das in Europa quasi beispiellos ist. Mit dem EU-Bei- tritt óffnete sich der europaische Arbeitsmarkt teilweise (d.h. in Bezug auf zunachst nur einige der Mitgliedstaaten) auch fur diejenigen Einwohner der Region, die kei- ne deutsche Staatsangehórigkeit besitzen, was zur Folgę hat, dass die Erwerbsmi­

gration junger polnischer Arbeitnehmer in Staaten wie GroBbritannien und Irland immer mehr zunimmt.

Die Folgen der Aufnahme einer Erwerbstatigkeit im Ausland insbesondere fur die Wirtschaft, die sowohl durch den Abgang der Arbeitskrafte und ais auch durch den Transfer des in der Migration erarbeiteten Einkommens betroffen ist, sind in ganz Europa einmalig. Es ist festzustellen, dass die Óffnung der westlichen Arbeits- markte in der Region ganz offensichtlich dazu gefiihrt hat, dass im Oppelner Land Erscheinungen und Zustande auftreten, die nur fiir diese Region charakteristisch sind. Angesichts der Vorreiterrolle, die die Oppelner Region in der Frage der Er­

werbsmigration spielt, kónnen andere Regionen Polens nach dem EU-Beitritt auf viele der dort gemachten Erfahrungen, seien es Vor- oder Nachteile, Zustande oder Trends, Chancen oder Risiken, zuruckgreifen, was auch in der Tat geschieht.

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Verteilung der M igrationsintensitat auf dem Gebiet der W oiwodschaft

Das Gebiet der Oppelner Woiwodschaft ist im Hinblick auf die ethnische Her- kunft der Bevolkerung sehr heterogen und damit auch im Hinblick auf den Besitz der deutschen Staatsangehórigkeit, der Móglichkeit einer Erwerbstatigkeit in West- europa und infolgedessen der Intensitat der Erwerbsmigration. Der Anteil der ein- heimischen Bevólkerung mit deutscher Staatsangehórigkeit (oder mit Recht auf die- selbe) in einzelnen Gemeinden der Woiwodschaft wird auf Abb. 1 dargestellt.

R egionalpolitik in der O p p eln er W oiw odschaft im K ontext der E rw erbsm igration d er BevOlkerung 133

Umfang, Charakter, Richtungen und Intensitat der M igration Angesichts der Tatsaehe, dass sich die Migrationsprozesse der einheimischen Be- vólkerung und der Bevólkerung ohne deutsche Staatsangehórigkeit sowohl hinsicht- lich des Umfanges ais auch der Richtungen, des Charakters und der verfugbaren statistischen Daten erheblich voneinander unterscheiden, sind beide Gruppen ge- trennt zu behandeln.

1. E in h eim isch e B evolk eru n g. Der Umfang der Migration unter der einheimi­

schen Bevólkerung ist enorm. Untersuchungen iiber die Lage gegen Ende des Jah- res 2004 haben gezeigt, dass ca. 1/4 der angemeldeten Bevólkerung (iiber 80 Tsd.

von iiber 330 Tsd. Personen) zu dem Personenkreis gehóren, der schon vor Jahren (hauptsachlich im Zeitraum 1987-1992) nach Deutschland ausgereist ist mit der Absicht, dort einen festen Wohnsitz zu griinden (ausgesetzte Migration). Von den iibrigen nicht ganz 250 Tsd. - tatsachlich in der Woiwodschaft wohnenden - Ein­

heimischen waren iiber 140 Tsd. zum Zeitpunkt der Untersuchung im erwerbsfahi- gen Alter, ca. 35 Tsd. davon waren aber nicht erwerbstatig. Von den 107 Tsd. haben iiber 61 Tsd. Personen eine Arbeit im Ausland aufgenommen, fast 50 Tsd. davon waren ausschliefilich im Ausland beschaftigt. Die zur Arbeitssuche ins Ausland aus- gereisten Einheimischen fanden Beschaftigung vor allem in zwei Staaten, namlich in Deutschland (ca. 58% der Gesamtzahl) und in den Niederlanden (ca. 40%), wo- bei diejenigen, die in Deutschland eine Erwerbstatigkeit aufnahmen, dort iiberwie- gend in Dauerbeschaftigungsverhaltnissen arbeiten, wahrend diejenigen, die in den Niederlanden Arbeit gefunden haben, dort in der Regel nur zeitweise beschaftigt sind. Dabei ist hinzuzufiigen, dass die Erwerbsmigration immer mehr zunimmt und es vor allem jungę Erwerbstatige sind, die eine Arbeit im Ausland aufnehmen. In der jungsten untersuchten Altersgruppe zwischen 18 und 25 Jahren ist eine Er­

werbstatigkeit im Ausland praktisch die Regel. Der Anteil der Manner dieser Al­

tersgruppe, die ausschliefilich im Ausland erwerbstatig sind, ist im Vergleich zu den nur in Polen Beschaftigten fiinfmal so hoch (noch 2001 betrug das Verhaltnis 2 zu 1); unter den Frauen arbeiten immerhin noch dreimal mehr im Ausland ais in Polen.

Unter den Einheimischen im Alter 18 bis 25 Jahren nahmen 84% eine Erwerbstatig­

keit (irgendwo) im Ausland auf.

2. B evoIkerung oh n e deutsche S taatsan geh órigk eit. Uber Umfang und Cha­

rakter der Migration unter den Einwohnem des Oppelner Landes ohne doppelte Staatsbiirgerschaft gibt es nicht so genaue Zahlen wie es in Bezug auf die einheimi­

schen Schlesier der Fali ist. Dies hangt mit dem geringen Umfang der Migration zu- sammen, der eine Folgę der bis vor kurzem fehlenden Freiziigigkeit ist. Quantitative Erhebungen wurden aus diesem Grund nicht angestellt. Diese Personengruppe lasst sich in zwei Untergruppen teilen. Die erste Gruppe besteht aus mindestens einigen Tausend Personen, die hauptsachlich nach Deutschland reisen, um Saisonarbeit im Rahmen bilateraler zwischenstaatlicher Abkommen auszuiiben. Uber die zweite

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Gruppe von Oppelner Biirgem gibt es hingegen keine genauen Zahlenangaben. Hier handelt es sich um Burger, die in anderen Landem Arbeit aufgenommen haben, 2005 im Ausland verweilten, hier insbesondere in GroBbritannien oder Irland, oder um Personen, die illegal im Ausland arbeiten. Diese Zahl ist um ein Mehrfaches ho- her ais noch vor zwei Jahren und betragt nach unserer Einschatzung ca. 16-25 Tsd.

Personen; sie kann jedoch auch hoher sein und wachst standig. Noch schwieriger ist es, das genaue Ziel der Ausreise festzustellen, d.h. ob die Ausreisenden beabsichti- gen, sich nur fiir einen befristeten Zeitraum zur Arbeit ins Ausland zu begeben oder aber sich auf Dauer dort niederzulassen.

Folgen der M igration fiir das wirtschaftliche Umfeld

Eine der wichtigsten Folgen der Migration sind die im Ausland erarbeiteten Er- werbseinkommen, die dank der Migration ins Land flieBen. Entsprechende Berech- nungen1 weisen darauf hin, dass allein die im Jahre 2004 im Ausland erwerbstatigen Einheimischen (beim damals sehr hohen jahrlichen Mittelkurs von EURO - 4,6 PLN) Einkommen in einer Gesamthóhe von mindestens 2708,6 Mio. PLN erzielt haben, wovon ca. 2150 Mio. PLN nach Polen transferiert wurden.

Dieser beispiellose Transfer von Lóhnen und Gehaltem, die in der Migration er- wirtschaftet wurden, erfordert eine Priifung der Zahlen beziiglich des materiellen Wohlstands der Bewohner der Oppelner Woiwodschaft. Es ist auch der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die tatsachliche Zahl der Bewohner der Oppelner Woi­

wodschaft niedriger ist, da die offiziellen amtlichen Angaben (Zahl der angemelde- ten Personen) auch die in Polen nicht abgemeldeten Personen einschlieBen, die ais feste Emigranten (ausgesetzt) ausgereist sind. Das disponible Einkommen per capi- ta steigt - wenn man die im Ausland erzielten Lohne und Gehalter sowie die „aus- gesetzte” Migration beriicksichtigt - von 744 PLN auf 1038 PLN monatlich, wo- durch das Oppelner Land von einem im nationalen Vergleich durchschnittlichen Einkommensniveau auf das landesweit mit Abstand hochste Durchschnittseinkom- men in Polen rutscht.

Die Analyse der Einfliisse der durch die Erwerbsmóglichkeiten bedingten Aus- wanderung auf den Arbeitsmarkt und die Wirtschaftslage bestatigt die enorme Aus- wirkung der Migration auf die Lage in der Woiwodschaft ais Ganzem. Die durch die einheimische Bevolkerung bewohnten Gemeinden zeichnen sich im Vergleich zu anderen Kommunen vor allem durch eine sehr niedrige Arbeitslosenąuote aus,

Regionalpolitik in der O ppelner W oiw odschaft im K ontext der E rw erbsm igration d er B e vólkerung 135

Abb. 2. Anteil der E rw erbslosen an der Zahl der in den G em einden der O ppelner W oiw odschaft 2004 ange- m eldeten Personen im erw erbsfahigen A lter

Q uelle: R. Jończy, W ptyw m ig ra c ji zagranicznych na dysharm onię rozw oju w ojew ództw a opolskiego (ze szczególnym uw zględnieniem rynku pracy), O pole 2006.

Die durch alteingesessene Bevólkerung bewohnten Gemeinden zeichnen sich je- doch auch durch eine verhaltnismaBig niedrige Beschaftigungsąuote und Wirt- schaftsaktivitat aus. Dies bezieht sich insbesondere auf die Dorfgemeinden, in de- nen sich folgendes paradoxe Abhangigkeitsverhaltnis beobachten lasst: Je niedriger die Arbeitslosigkeit, desto niedriger die Zahl der Untemehmen und desto niedriger der Anteil der Erwerbstatigen auf dem betreffenden Gebiet.

Mit dieser Erscheinung ist das wichtigste „Migrationproblem”, namlich das der Entwicklung der Woiwodschaft, verbunden, das im Ungleichgewicht zwischen dem verfiigbaren Einkommen der Einwohner einerseits und der in der Region

stattfin-136 Rom uald Jończy

denden Produktion und wirtschaftlichen Aktivitat sowie der Beschaftigung und den Investitionen andererseits zu sehen ist. Die Migration fiihrt, wie sich zeigt, zu einer Art Teufelskreis, der eine den Einkommenssteigerungen adaąuate Entwicklung der wirtschaftlichen Aktivitat und Produktion verhindert. Dieses Phanomen ist dort zu beobachten, wo die autochthone schlesische Bevolkerung uberwiegt. Der Abgang der Arbeitskraft verringert die Arbeitsnachfrage (Potential an Arbeitskraft) in be- stimmten Sektoren des Arbeitsmarktes. Gleichzeitig erhoht sich durch den Transfer des grenziiberschreitenden Erwerbseinkommens der Bedarf (sowohl an Waren ais auch an Dienstleistungen und Arbeit) auf dem Gebiet, in dem der Abgang stattge- funden hat. Die Tatsache, dass dieser Bedarf nicht durch lokale Anbieter befriedigt werden kann, fiihrt zu Prozessen des intemen und extemen Importes von Produkten, Dienstleistungen und Arbeitspotential sowie zur Ubemahme der entsprechenden Marktanteile (Waren- sowie Arbeitsmarkt) durch exteme Untemehmen, d.h. iiberre- gionale oder sogar auslandische Firmen. Es ist hervorzuheben, dass, obwohl in der Woiwodschaft Oppeln polenweit das hóchste Niveau verfiigbaren Pro-Kopf-Ein- kommens erarbeitet wird, das Bruttoinlandprodukt per capita immer mehr vom Landesdurchschnitt abweicht und die erbrachten Dienstleistungen per capita zu den niedrigsten in Polen gehoren.

Unausgeglichene Entwicklung und angestrebte Veranderungen Angesichts der in aller Kurze dargestellten Folgen der Migration und ihrer Aus- wirkung auf den Prozess der regionalen Entwicklung in der Woiwodschaft gilt es GegenmaBnahmen zu ergreifen, die einen Ausgleich flir das entstehende Ungleich- gewicht schaffen. Es besteht ein Ungleichgewicht zwischen dem hohen Einkom- mensniveau, Konsumbedarf und der unter der einheimischen Bevólkerung herr- schenden niedrigen Arbeitslosigkeit auf der einen Seite sowie dem unzureichenden Produktionswachstum, der geringen wirtschaftlichen Aktivitat und der niedrigen Beschaftigung auf der anderen Seite. Wenn dieser Trend anhalt, dann droht ein wei- terer Ruckgang der Wirtschaftsentwicklung sowie eine fortschreitende Eroberung des regionalen Marktes durch Untemehmen und Arbeitnehmer von auBerhalb der Woiwodschaft (sowohl auf dem Produkt- ais auch auf dem Dienstleistungsmarkt).

Ais vorrangiges Ziel ist also der Ausgleich der regionalen Entwicklungsprozesse anzusehen, der sich in Produktionswachstum und Beschaftigungssteigerung sowie einschrankender Regelungen in Bezug auf die ErschlieBung des regionalen Marktes (Produkt-Dienstleistungs- und Arbeitsmarkt) durch exteme Untemehmen nieder- schlagen kónnte. Dies erfordert die Erfiillung von mindestens zwei Bedingungen, die mit der Frage der Migration verbunden sind.

Ais Erstes ist an eine Wiederherstellung des dynamischen Gleichgewichtes zwi­

schen Angebot und Nachfrage auf dem Produkt- und Diestleistungsmarkt durch An- kurbelung der Letzteren zu denken. Notwendig ist also eine Erhóhung der intemen Investitionen und der wirtschaftlichen Aktivitat, insbesondere im

Dienstleistungsbe-Regionalpolitik in der O p pelner W oiw odschaft im K ontext der E rw erbsm igration der B evólkerung 137

reich. Es geht auch darum, dass mit dem hohen verfugbaren Einkommen der Ein­

wohner der Woiwodschaft solche Giiter und Dienstleistungen erworben werden, die durch die Einwohner der Woiwodschaft selbst hergestellt bzw. erbracht wurden.

Sehr wichtig ist auch, dass sich der Charakter der Migration ins Ausland andert, d.h. aus einer dauerhaften und auf Erwerbszwecke ausgerichteten Emigration in eine voriibergehende und komplementare. Die Erfullung dieser Bedingung ist inso- weit schwierig, ais die gegenwartige Entwicklungstendenz diesem Ziel entgegen- lauft, d.h. die Erwerbsmigration tendiert eher dazu, sich zu verfestigen und dauer­

haften Charakter anzunehmen. Dies ist durch makrookonomische Faktoren bedingt, insbesondere aber durch die Tatsache, dass gegenwartig ca. die Halfte der Auswan- derer sehr jungę Menschen sind, die noch keine Kinder haben und unverheiratet sind. Auf diese Gruppe, der es an starken Bindungen fehlt, die sie zu einer Riick- kehr in die Oppelner Region bewegen konnten (Kinder, Ehegatte, feste Arbeitsstel­

le, soziale und gesellschaftliche Kontakte), werden zweifellos solche Vorteile eine starkę Anziehungskraft ausiiben, die mit einem festen Wohnsitz in Deutschland oder in den Niederlanden verbunden sind und zu denen neben einem gróBeren Ar- beitsangebot und den hóheren Lóhnen und Gehaltem auch ein breites Angebot an Sozialleistungen zahlt, die den Biirgern in diesen Landem, insbesondere jungen Fa- milien mit Kindera, zur Verfugung gestellt werden.

Angesichts der genannten Umstande ist festzuhalten, dass die Riickkehr der aus Erwerbsgrunden ausgewanderten Jugendlichen neben dem Ausgleich des wirt- schaftlichen Entwicklungsprozesses eine der gróBten Herausforderangen der Regio­

nalpolitik darstellt.

Empfehlenswerte MaBnahmen im Bereich der Regionalpolitik2 Im Hinblick auf eventuelle regionalpolitische MaBnahmen ist die Schlussfolge- rang von Bedeutung, dass die Auswanderer zum uberwiegenden Teil nicht deshalb im Ausland erwerbstatig sind, weil sie keine Arbeit in Polen fmden kónnen, son- dem weil sie im Ausland mehr verdienen. Das Problem des Arbeitsmarktes in der Oppelner Region besteht also nicht darin, dass es keine Beschaftigung gabe, son- dem in der Vergiitung fur die angebotene Arbeit. Die Lósung dieses Problems, das mit den objektiven wirtschaftlichen Bedingungen und der wirtschaftlichen Entwick­

lung in Polen zusammenhangt, ubersteigt die Móglichkeiten der Arbeitsamter und anderer regionaler Einrichtungen und Beschaftigungsbehórden, die sich mit dem Arbeitsmarkt und der Beschaftigungspolitik befassen. Wichtig ist also auch, dass die Migranten keine Hoffnungen in den polnischen Staat, die Kommunen und Be- hórden hinsichtlich einer finanziellen Unterstutzung in Form von Beihilfen oder an- deren den Erwerbslosen oder anderen Bediirftigen zustehenden Leistungen setzen.

2 Die an dieser Stelle vorgestellten Em pfehlungen stam m en aus der V erO ffentlichung von R. Jończy, Wpływ m igracji zagranicznych..., op.cit.

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Sie erwarten hingegen MaBnahmen, die der Wirtschaft der Woiwodschaft einen Im­

puls geben und Bedingungen schaffen, damit in Zukunft eine Erwerbstatigkeit in der Region insbesondere in Bezug auf die Verdienstmóglichkeiten attraktiver wird3.

Es ergibt sich also die Frage, welche MaBnahmen zu ergreifen sind, um dem Auswanderungsprozess sowie den mit ihm verbundenen Folgen und Umstanden bis hin zur Erreichung einer langfristig stabilen und nachhaltigen Verbesserung der Lage in der Woiwodschaft entgegenzuwirken.

Sicherlich sind die Móglichkeiten, entsprechende Vorkehrungen zu treffen, be- schrankt. Die Grtinde dafur liegen hauptsachlich darin, dass die Migration unter den ge- genwartigen Bedingungen ein vollstandig frei ablaufender, nur durch objektive Fakto­

ren (insbesondere Lohn-, Wahrungs- und Preisverhaltnisse) bedingter Prozess ist.

Es ist auch zweifellos einfacher, solche Handlungsvorschlage zu machen, von denen tiberall die Rede ist, die das Problem der Auswanderung aber nicht lósen werden und von denen man auch selbst nicht iiberzeugt ist. Wenn man die Beweg- griinde beriicksichtigt, die die Befragten fiir ihre Erwerbstatigkeit im Ausland ange- ben - Lohnpraferenzen sowie die von ihnen erwarteten institutionellen und kommu- nalen MaBnahmen — so scheint es offensichtlich zu sein, dass weder durch passive Beschaftigungspolitik noch durch gewisse Formen aktiver Politik eine spiirbare Veranderung herbeigefiihrt werden kann. Ganz im Gegenteil - es scheint sogar so zu sein, dass eine Lósung des Auswanderungsproblems in Richtung einer Umkeh- rung dieses Prozesses iiberhaupt nicht bei den Arbeitsamtem und erst recht nicht auf dem Arbeitsmarkt selbst zu finden ist.

Es ist doch auch offenbar so, dass die Erwartungen der Migranten gegeniiber der Regionalpolitik ganz einfach unerfullbar sind - der Vorstand der Woiwodschaft, Landrate und Gemeindevorsteher sind nicht imstande, direkt zu bewirken, dass die durchschnittlichen Lóhne in der Region auf das von den momentan im Ausland tati- gen Personen gewiinschte Niveau steigen werden.

Welche MaBnahmen kann und sollte man dann stattdessen ergreifen?

Nach griindlicher Analyse der Ursachen und der Determinanten der Auswande­

rung sowie auch der sozialen und wirtschaftlichen Lage in der Region ist anzuneh- men, dass das wichtigste Merkmal solcher MaBnahmen sein muss, dass sie an vie- len Problempunkten gleichzeitig ansetzen. Sie diirfen sich also keinesfalls nur auf wirtschaftliche Belange beschranken.

Angesichts der Tatsache, dass die Region nicht nur an Produktionsmangel, son­

dem auch an ausbleibenden Investitionen von auBen leidet, sollte man die Emigran- ten wie auch andere Bewohner der Woiwodschaft dazu ermuntem, ein Gewerbe in der Woiwodschaft zu treiben. Ais Anreiz dazu ware zum Beispiel die Tatsache vor- stellbar, dass allein eine Wirtschaftstatigkeit (da eine abhangige Beschaftigung ehe nicht in Frage kommt) den gegenwartig im Ausland tatigen Personen ein Einkom­

men auf zufriedenstellendem Niveau garantieren kann. Dafur spricht auch, dass die

3 R. Jończy, W pływ m igracji zagranicznych..., op.cit.

Regionalpolitik in der O ppelner W oiw odschaft im K ontext der E rw erbsm igration der BevOlkerung 139

Region nicht so sehr extraregionale, sondem vielmehr intraregionale Investitionen, insbesondere im Bereich des Handels, benótigt. Im Ausland tatige Personen kónn- ten z.B. durch verschiedene „WeiterbildungsmaBnahmen fur Existenzgriinder” an- gesprochen werden, die neben der Vermittlung von Wissen iiber die Bedingungen und das nótige Know-how fur Gewerbetreibende den Teilnehmem auch bewusst machen sollten, dass die Existenzgriindung in einer ganzen Reihe von Fallen nicht weniger profitabler ais die Erwerbsmigration sein kann und weniger Probleme be- reitet ais man denkt, und dass die Bedingungen fur Gewerbetreibende (insbesondere die Nachfrage auf dem Markt) in der Woiwodschaft Oppeln in Bezug auf zahlreiche Gewerbeformen (zum Beispiel im Bauhandwerk) viel giinstiger sind ais in anderen Regionen Polens. Solche WeiterbildungsmaBnahmen kónnten auch essentielle for- male Belange, steuerrechtliche Fragen, Buchfiihrung usw. miteinbeziehen. Ganz wichtig ist dabei auch, den Migranten bewusst zu machen, dass eine fortdauemde Erwerbstatigkeit im Ausland immer mehr an finanzieller Attraktivitat verlieren und sie gleichzeitig immer mehr ausgrenzen wird.

Was die Frage der aus der Region abflieBenden Finanzmittel sowie gleichzeitig ausbleibender Investitionen angeht, durch die diese Mittel in der Region gehalten werden kónnten, so ist die Ergreifung von MaBnahmen zur Einrichtung einer regio­

nalen Finanzierungsinstitution (Regionalbank) in Erwagung zu ziehen, die die Ka- pitalmittel der Einwohner der Woiwodschaft und insbesondere die im Ausland er- worbenen Mittel konzentrieren und sich bei der Krediterteilung auf regionale Investitionen fokussieren kónnte.

Inteme Investitionen sind im Dienstleistungsbereich und im produzierenden Ge- werbe zu tatigen, wo die Region auf vorletzter Position in Polen steht. Notwendig sind gezielte MaBnahmen zur Erhóhung der Nachfrage in Bezug auf Dienstleistun­

gen in der Region, insbesondere im mittelóstlichen Teil. Gegenwartig besteht ein so groBer Mangel im Bereich bestimmter Dienstleistungen (Maurer, Dachdecker, War- medammungen, Maler), dass die Untemehmer in der Lage sind, eigene Bedingun­

gen gegeniiber ihren Kunden zu stellen (Preise, Termine, Abrechnungen, Umfang der Arbeiten), was die Wettbewerbsfahigkeit und die Entwicklung keineswegs fór- dert. Dariiber hinaus wird dadurch der Weg frei gemacht flir Untemehmen von au- Ben, d.h. aus anderen Teilen Polens oder gar aus dem Ausland, die den Markt der Woiwodschaft besetzen.

Eine weitere Empfehlung tragt der Tatsache Rechung, dass es sich bei denen, die auswandem, meistens jungę Arbeitnehmer handelt, die nicht einmal versucht haben, sich auf dem Oppelner Arbeitsmarkt zu bewahren. Deshalb sind solche MaBnahmen zu ergreifen, die den Absolventen von Gymnasien und Lyzeen eine Berufswahl er- móglichen, die ihnen nach Abschluss der Ausbildung die Aufnahme einer Arbeit vor Ort garantiert. Den Jugendlichen wird oft vorgeworfen, dass sie eine falsche Bemfswahl treffen. Unter den momentan herrschenden Bedingungen verfiigen die Jugendlichen aber auch iiber keine Informationsąuelle, die sie nutzen kónnten, um eine bessere Bemfswahl zu treffen. In bestimmten Zeitabstanden (zum Beispiel alle

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3 bis 5 Jahre) durchgefuhrte Untersuchungen iiber Berufsaussichten und die Nach- frage nach Arbeitskraften (Ausarbeitung einer Arbeitsmarktprognose) kónnten sich hier ais sehr hilfreich erweisen.

Ein spiirbares Manko angesichts des hohen Verbraucherbedarfs in der Oppelner Woiwodschaft besteht darin, dass keine Zentren mit Handels-, Dienstleistungs- und

Ein spiirbares Manko angesichts des hohen Verbraucherbedarfs in der Oppelner Woiwodschaft besteht darin, dass keine Zentren mit Handels-, Dienstleistungs- und