Untersucht wurden zahlreiche
Traubenmoste
der Jahre 1904—1909; wegen der Ergebnisse im einzelnen muß auf die Tabellen des Originals verwiesen werden.Es schwankten in den 6 Jahren die Maxima der Oechslegrade zwischen S4 und 129, die Minima zwischen 48 und 65, der Säuregehalt (g in 11) im Maximum
zwischen 13,50 und 17,50, im Minimum zwischen 3,70 und 7,40. Da die Most
gewichte und der Säuregehalt der Moste einer Gemarkung je nach den einzelnen Lagen außerordentlich verschieden sein können, so wird die bisher betriebene amtliche Most- und Weinstatistik häufig nicht eine sichere Grundlage zur Beurteilung verdächtiger Weine liefern können. Die zahlreichen Unterss. über den Säure- rückgang in rheinhessischen Weinen (vgl. Tabellen des Originals) aus den Jahren 1903—1909 zeigen, daß die S. bei rationeller Kellerbehandlung mit Sicherheit abgebaut wird. Der Gehalt der untersuchten Weine an S. (g in 1 1) schwankte im Durchschnitt zwischen 4,96 und 7,99, der der entsprechenden Moste zwischen S,10 und 10,74. Die Züchtung der säurevergärenden Bakterien in Reinkultur gelang auf Hefedecoctgelatine mit 1% Apfelsiiurezusatz; die untersuchten 1904 er Weine hatten im Durchschnitt 2,S72 g
Milchsäure
in 1 1, die 1906er Weine 3,130 g. Den höchsten Gehalt an Milchsäure hatten 3 Weine aus 1903, nämlich 5,S8, 6,15 und 6,48 g in 1 1. Der Aschengehalt eines Weines kann, abgesehen von der Witterung, weitgehend durch die Bodenverhältnisse beeinflußt werden, weniger die Extraktbestandteile. Das Aufgeben der Grenzzahlen und die Ein- und Durchführung der Mengenkontrolle ist deshalb als Fortschritt zu bezeichnen. Weiter folgen Unterss. über Pflanzenkrankheiten und deren Bekämpfung. Bereits ein kleiner Gehalt der Lsgg. des käuflichen CuS04 (Bordeauxbrühen) an FeS04 (CuS04 mit 2°/0 FeSOJ vermag eine Verfärbung der Lsgg. in Grün bis Braun herbeizuführen, eine Verminderung der Wirksamkeit der Kupferbrühen tritt dadurch nicht ein. Wegen aller Einzelheiten und sonstiger Unterss. vgl. Original! (Aus dem Bericht der Großh. Wein- und Obstbauschule in Oppenheim a. Rh. für die Jahre 1903 bis 1910. Sep. v. Vf. 37 u. XXXXIII SS.) Rü h l e.
Medizinische Chemie.
S. Loewenthal,
Über Meßmethoden in der biologischen Badiumforschung.
DieMedizin hat wegen der Wrkgg. der Radiumstrahlen auf die Gewebe und wegen der Anwesenheit von Emanation und radioaktiven Salzen in den Heilquellen ein Interesse an der Radioaktivität. Die Auswahl der Strahlengattungen im ersteren Falle ist sorgfältiger geworden. Von medizinischem Interesse ist nicht der Ema
nationsgehalt der Quelle, sondern der des trinkfertigen W. oder des fertigen Bades u. der der Luft in den Trinkhallen u. über dem Bade. Von den vorgeschlagenen
Aktivitätseinheiten
hält Vf. die für die geeignetste, welche die von 1 mg RaBr2 pro Sekunde entwickelte Emanationsmenge zugrunde legt. Von den Strahlen sind zwar die /^-Strahlen die für die externe, therapeutische Anwendung wichtigsten; aber da sie keinen einheitlichen Charakter haben, so mißt man am besten die y-Strahlung, indem man sich darauf verläßt, daß eine weitgehende Proportionalität zwischen der Menge derß-
und y-Strahlung eines Radiumpräparates besteht. (Physikal. Ztschr.1 2 . 143—47. 1 5 /2 . 1 9 1 1 . [2 0 /9 ., 1 9 1 0 .] Vortrag auf dem II. Kongreß für Radiologie
Brüssel 1 9 1 0 .) By k.
F. Lehmann und W. Zinn,
Über einen neuen pathologischen Harnfarbstoff.
Der Harnfarbstoff fand sich im Urin einer Kranken, über deren Krankheit in der Arbeit eingehende Mitteilungen gemacht werden. Der Urin war von tief kirsch
roter Farbe, beim längeren Stehen ging die Farbe in einen mehr braunen Ton über, nur in dünner Schicht erhielt sich die rote Nuance, änderte sich aber auch durch hochgradige ammoniakal. Gärung gar nicht. Die Rk. war ziemlich stark sauer, Eiweiß, Zucker u. Gallenfarbstoffe fehlten im Harn. Kochen mit Kalilauge gab einen geringen, rötlich gefärbten Nd., ohne den Nd. ganz zu entfärben, HNOs
1 0 7 5
änderte den Farbstoff nicht, in Chlf. und
Ä.
war er uni. Im Spektroskop zeigte sich ein hreiter, charakteristischer Absorptionsstreifen beiA
490—505, also auf der Grenze zwischen Blau und Grün, und ein zweiter schwacher im Grün. Der Farbstoff erwies sich mit keinem der bisher bekannten Blutfarbstoffe als identisch; Zu
satz von Schwefelammonium läßt die Streifen unverändert, ebenso HCl u. H2S04.
Vff. halten den Farbstoff für ein Blutfarbstoffderivat. (Berl. klin. Wchschr. 47.
2244—46. 5/12.1910. [12/1.* 1910.] Berlin. Medizin. Ges.) Pr o s k a u e r.
Ulrich Friedemann,
Experimentelle Untersuchungen zur Theorie der Wasser- mannschen Reaktion.
Im inaktivierten Zustande geben Ziegen- und Kaninchenserum eine starke, Wa s s e r mANNsche Rk.; Rinder-, Schweine-, Meersehweinchen- serum sind ganz negativ, bei Hunde-, Hammel- und Gansserum ist bisweilen eine schwache Rk. zu beobachten. Pferdeserum hemmt auch ohne luetischen Leber
extrakt etwas. Lecithinausflockung findet hei allen Seris mit Ausnahme des Pferdesums, wenn auch in ungleicher Stärke statt; die meisten Sera geben Aus
flockung von glykocholsaurem Natrium. Zwischen der WASSERMANNschen Rk. u.
den Fällungsrkk., sowie zwischen diesen unter sich besteht kein Parallelismus, die Rkk. sind voneinander unabhängig.
Die durch Halb
Sättigungmit (NH^SOi aus
gesalzenen Globuline vieler n. Menschensera
geben die WA S S E R M ANNsche Rk., d. h.sie wirken nur in Kombination mit Extrakt komplementbindend, bei anderen Seri3 wirkt die Globulinfraktion an sich antikomplementär. Bei allen Seris wirkt die durch '/s Sättigung mit (NH4)2S04 ausgesalzene
Euglobulinfraktion
an sich antikomplementär. In der
GesamtglobulinfraJdion
kann die antikomplementäre Wrkg.durch die Normalamboceptoren, bezw. das Komplementmittelstück aufgehoben werden; es gelingt dann, derartige Globulinfraktionen durch Absorption mit sensi
bilisiertem Hammelblut hemmend zu machen. Die durch
Dialyse ausgefällten Globuline
wirken meist ebenfalls an sich hemmend; die antikomplementäre Wrkg.nimmt beim Stehen in NaCl-Lsg. zu, ist aber auch beim Menschenserum der frisch hergestellten Globulinlsgg. eigen. — Die aus inaktiviertem Serum hergestellten Globuline wirken nicht antikomplementär und geben keine WASSERMANNsche Rk.;
die isolierten Globuline werden hingegen durch Erwärmen abgesehwächt.
Auch die
Globuline luetischer Sera
geben die WASSERMANNsche Rk., wirken aber nicht an sich antikomplementär. Es beruht dies wahrscheinlich auf der Globulinvermehrung der luetischen Sera, wodurch mehr reaktionshemmende Stoffe in die Globulinfraktion übergehen. Die Globuline aus inaktivem luetischen Serum geben ebenfalls die WASSERMANNsche Rk. Diese sowohl wie die antikomplementäre Wrkg. der n. Globuline wird durch die Albumine aufgehoben. Sicherer gelingt diese Aufhebung mittels der nach Ausfüllung der Euglobuline zurückbleibendenPseudoglobuline.
Diese, wie die n. Albumine vermögen nicht die WASSERMANNsche Rk. aufzuhehen. Bei n. Seris gelingt ebenfalls die Aufhebung nur, -wenn Globuline u. Albumine konzentriert gemischt werden; verdünnt man jedoch beide vorher, so bleibt die Rk. positiv (Verdünnungsphänomen). Die n. Globuline ver
halten sich dann wie luetische. Die antikomplementäre Wrkg. der Globulin
fraktionen kommt wahrscheinlich durch die in ihnen enthaltenen Globulinseifenverbb.
zustande. Das Verdünnungsphänomen wird auf hydrolytische Spaltungen zurück
geführt, wodurch die Beziehungen der Seifen zu den Albuminen und Globulinen verändert werden. Die Extraktwrkg. beruht auf deren Seifengehalt und stellt nur eine Verstärkung der antikomplementären „Globulinwrkg.“ dar. Die anti
komplementäre Globulinwrkg. wie die WASSERMANNsche Rk. werden durch Er
höhung der Salzkonzentrationen neu aufgehoben. Das Gleiche gilt für den spontanen Komplementtod und das MORESCHische Phänomen. Alle diese Vorgänge werden in letzter Linie auf die antikomplementäre Globulinwrkg. zurückgeführt.
D i e S e r a , d e r e n a n t i k o m p l e m e n t ä r e G l o b u l i n w r k g . t h e r m o la b il i s t ( M e n s c h e n - u . M e e r s c h w e i n c h e n s e r u m ) , e n t h a l t e n z u g l e i c h w e n i g a n t a g o n i s t i s c h e S to ffe , d i e j e n i g e n d a g e g e n , w e l c h e d ie W A S S E R M A N N sche R k . g e h e n ( Z ie g e n , K a n i n c h e n ) , g r ö ß e r e M e n g e n a n d i e s e n S to ff e n ; m ö g l i c h e r w e i s e i s t a u c h d i e W r k g . d e r a n t a g o n i s ti s c h e n S u b s t a n z e n a u f d ie G l o b u l i n e z u r ü c k z u f ü h r e n . D a s G l e i c h e g i l t f ü r d ie S p o n t a n h e m m u n g m e n s c h l ic h e r S e r a , f ü r d a s A u f t r e t e n p o s i t i v e r Wa s s e r mANNs c h e r R k . b e i a b g e l a g e r t e n n . S e r i s u . f ü r d i e p o s i t i v e R k . n i c h t i n a k t i v i e r t e r M e n s c h e n s e r a . A u c h d a s u n t e r a l l e n K a u t e l e n g e w o n n e n e K a n i n c h e n p l a s m a l i e f e r t d i e W A S S E R M A N N sch e R k . D i e a n t i k o m p l e m e n t ä r e W r k g . d e r G lo b u l i n e b e r u h t n i c h t a u f d e r e n G e h a l t a n „ M i t t e l s t ü c k “ u n d d ie A n t i g l o h u l i n w r k g . d e r A l b u m i n e n i c h t a u f d e m „ E n d s t ü c k “ . ( Z ts c h r . f. H y g . u . I n f e k t - K r a n k h . 6 7 . 279—348. 9/12. 1910.
B e r l i n . H y g . I n s t . d . U n iv .) PROSK A U ER.
A g r ik u lt u r c h e m i e .
K. Feist,
Nachweis einer Schädigung von Fichten durch Böstgase.
Gase aus einer Anlage zum Rösten von Spateisenstein verursachten ein Rotfärben und Abfallen von Fichtennadeln, sowie ein Ahsterben von Bäumen. Das die Öfen ver
lassende Gasgemisch enthielt nach einer Berechnung 0,3%
Schwefligsäureanhydrid.
Die Unterss. ergaben, daß die Bodenproben aus dem gesunden und dem Schweflig
säurebezirk etwa die gleiche Menge (0,14 und 0,17%), die Fichtennadeln, wohl infolge des S02-Gehaltes der Röstgase, dagegen sehr verschiedene Menge (1,09, kranke 1,69%) Sulfate enthielten. Der Aschegehalt der kranken Nadeln war um 31,6% erhöht, die Alkalität der Asche verringert; Der erhöhte Aschengehalt bei Coniferen mag vielleicht schon ein wichtiges Kriterium für die Erkennung von Rauchschäden bilden, welche durch S02 veranlaßt sind. (Arch. der Pharm. 249.
7—9. 17/2. 1911. [27/11. 1910.] Pharm.-chem. Abt. Univ.-Lab. Gießen.) Bl o c h. W. Krüger, H. Roemer und G. Wimmer,
Untersuchungen über die Wirkung des Phonolithmehles. I.
(Unter Mitwirkung von L. Rosenthal und A. Kabitzsch.) DieDüngungsverss.
der Vff. über die Verwendbarkeit desPhonolithmehles als Kali
dünger
wurden so ausgeführt, daß die Wrkg. des Phonolithmehles mit derjenigen von Kalisalzen in der Weise verglichen wurden, daß entsprechend dem Gesamtkaligehalt des Phonolithmehles gleiche Mengen Kali hei den Vergleichsverss. in Anwendung kamen. Es wurden Gefäßverss. mit Sommerroggen, Hafer, Raygras, Kartoffeln und Zuckerrüben und Feldverss. mit Sommerweizen und Kartoffeln aus
geführt. Für die Feldverss. stand ein an aufnehmbaren Kaliumsalzen erschöpfter Boden zur Verfügung. Für einen solchen, wo, um hinreichenden Erfolg zu er
zielen, die Kalidüngung eine hohe sein mußte, sollte das Phonolithmehl besonders geeignet erscheinen, die nachteiligen Wrkgg. größerer Kaliumsalzmengen zu umgehen.
Es ergab sieh überall eine gewisse Kaliwrkg. des Phonolithmehles, die bei Kartoffeln und Sommerroggen am niedrigsten, bei Hafer und Zuckerrüben am höchsten, aber bedeutend geringer als die von Kalisalzen war. Berücksichtigt man ferner die ge
forderten Preise, so scheint das Phonolithmehl sich nicht zu einem Ersatz der Kali
salze zu eignen. — Das für die Gefäßverss. benutzte Phonolithmehl enthielt 10,22%
Gesamtkali und 3,05% in HCl 1. und Spuren von in W. 1. Kali, das für die Feld
verss. benutzte 17,12% Gesamtkali, 3,01% in HCl 1. und 0,06% in W. 1. Kali. Die Feldverss. wurden später mit einem kaliärmeren Phonolithmehl (7,73%) mit ähn
lichem Résultât wiederholt. (Mitteilungen der Herzoglich Anhaitischen Versuchs
station Nr. 4S. 19 SS. Sep. v. Vff.) Ke m p e.
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