C. 1 9 3 0 . I. 404.) Bei der Bestrahlung des Ergosterins entstehen mindestens fiinf bis sechs durch Digitonin nicht mehr fallbare Rk.-Prodd.: 1. Der antirachit. wirksame Stoff, ein niedrig schm. Ol, bisher nicht in reinem Zustand isoliert, besitzt vermutlich eine schwach negative Drehung u. eine Absorptionsbande bei 270 m fi. Dieser Stoff ist in verd. Soyaollsg. monatelang unyerandert haltbar, ohne Losungsm. im Vakuum aufgehoben zeigt sich eine langsame Alterung, die sich opt. u. physiolog. yerfolgen liiBt. Diese oder eine sehr ahnliche Veranderung geht raseh vor sich, wenn das Yitamin auf Tcmpp. iiber 150° erhitzt wird. Durch Oberbestrahlung oder durch Oxydation m it 02 wird das Yitamin zerstort, durch Na u. A. wird es hydriert u. verliert dabei ebenfalls seine antirachit. Wrkg. Unter den Einw.-Prodd. von Na u. A. auf bestrąhltes Ergosterin befindet sich ein krystallisierter Dihydroalkohol, der wahrscheinlich ein Dcriv. des Vitamins ist. 2. Neben der antirachit. Wrkg. zeigen D-Vitaminpraparate auch tox. Wrkgg., die selbst nach Zerstorung der antirachit. Wrkg. bestehen bleiben.
Die Frage, ob die antirachit. u. die tox. Wrkg. von derselben oder von zwei verschicdenen Verbb. herriihren, ist noch offen. Der tox. Stoff ist noch in den Prodd. vorhanden, die durch Einw. yon Na u. A. auf bestrąhltes Ergosterin entstehen. 3. In den Be- strahlungsprodd. findet sich (vor allem nach langerem Stehen) ein stark positir drehender Stoff mit sehr ausgepragtcr Bandę bei 280—290 m /<, er sclieint durch eine Dunkelrk.
aus dem Vitamin zu entstehen u. wird durch Bestrahlen wieder abgebaut. E r wird durch Na u. A. hydriert, durch 02 oxydiert. 4. In den Oberbestrahlungsprodd. findet sich ein krystallisierter Alkohol, der positiy dreht, iiber 240 m/t keine Absorption zeigt u. durch einen sehr schon krystallisierten Allophanester ausgezeichnet ist. E r ist indifferent gegen Na u. A. beim Erhitzen u. fast unempfindlich gegen Oj, physiolog.
inakt. 5. Neben diesem findet sich ein zweites krystallisiertes Uberbestrahlungsprod., das dem Alkohol Nr. 4 sehr ahnlich ist, aber stark negativ dreht. 6. Der sehr stark positiv drehende Stoff, der bei der Uviolglasbestrahlung entsteht, ist weder mit 3.
noch mit 4. ident. u. wird wohl noch ein sechstes besonderes Bestrahlungsprod. sein.
Unterss., ob der antirachit. Faktor sich frei von dem tox. darstellen laBt, sind im Gange.
(Nachr. Ges. Wiss., Gottingen 1 9 3 0 . 36—57. 20/6. 1930. Gottingen, Univ.) Wr e s c h n. Abraham Lincoln Marshall und Arthur Knudson, Die Bildung von Vitamin D durch monochroniatisches Licht. Durch sehr genauc Vcrss. mit monochromat. Licht (Mg, Hg u. Cd) stellen Vff. fest, daB die Ausbeute von Vitamin D bei der Bestrahlung yon Ergosterin abhangt yon der Lichtintensitat u. direkt proportional ist der Zahl absorbierter Lichtąuanten, aber unabhangig yon der Wellenlange des yerwendeten Lichts. Im Gegensatz zu M o p .to n , H e i l b r o n u . K a r u m (C. 1 9 2 7 . II. 2206) wurde
1392 E 6. Ti e r p h y s i o l o g i e. 1930. II.
gefunden, daB Vitamin D im selben Bereich wie Ergosterin absorbiert u. durch Licht von derselben Wellenlange auch zerstórt wird, durch die es entsteht, so daB sich eine maximal mogliche Ausbeute an Vitamin ergibt, u. zwar 35°/o des bestrahlten Materials.
Die (Juantenausbeute bei der Umwandlung ist 0,3 Moll. Vitamin pro absorbiertes Quant. (Journ. Amer. chem. Soc. 52- 2304—14. Juni 1930. Schenectady, New York, Unters.-Labor. der General Electric Comp. u. Albanie Medical College.) Be k g m a n n.
H. Steenbock, E. B. Hart, Blanche M. Riising, C. A. Hoppert und S. Basherov, Fettlosliche Vitamine. XXVIII. Der antirachitische Wei.t der Milch pan dem Sonnenlicht und den Slrahlen einer Quecksilberdampfquarzlampe ausgesetzten Kiihen. (XXVII. vgl. C. 1927.
II. 1873.) Tagliche Belichtung von Kiihen (Ayrshire- u. Holsteinkiihe) m it Sonnenlidit oder ultra violettem Licht (1 Stde. taglich in Entfernung von 20 Inches auf Kopf, Rucken oder Euter) ist ohne EinfluB auf die antirachit. Wrkg. der Milch. Es wurde auch keine Verbesserung der Milch- oder Butterfettsekretion beobachtet. Die bekannte bessere Qualitat der im Sommer gebildeten Milch u. Butter muB also in anderen Faktoren ais im Sonnenlicht begriindet sein. (Journ. biol. Chemistry 87. 103—26. Mai 1930.) Hs.
H. Steenbock, E. B. Hart, Blanche M. Riising, S. W. F. Kletzien und H. T. Scott, Fettlosliche Vitamine. XXIX. Ist die durch ultraviolełte Slrahlen beicirkte antirachiiische Aktivierung ein Universabniltel fu r negaiwe Calciumgleichgewichle ? (XXVIII. vgl. vorst. Ref.) Dio Belichtung von Ziegen m it ultravioletten Strahlen der Quarzlampe fiihrt zu wesentlicher Verstarkung der antirachit. Wrkg. der Milch. Es wurde beobachtet, daB die Ziegen dann ein ausgesprochen negatiyes Ca-Gleichgewieht zeigen. Mit dem Auftreten des negativen Ca-Gleichgewichtes zeigen die Tiere wachsende Ruhelosigkeit, so daB die Ca-Ausscheidung sowohl neurolog., ais auch mit Hilfe des antirachit. Faktors kontrolliert werden kann. Da die Ursache der Storung nicht be- kannt ist, kann die Vermehrung der antirachit. Wrkg. nicht a b Merkmal eines gestorten Ca-Stoffwechsels angesehen werden. (Journ. biol. Chemistry 87. 127—37. Mai 1930.
Univ. of Wisconsin.) H e s s e .
Peter P. T. Sah und Tsan-Wen Li, Uber die Wirlcung von Durst, Ilunger und Vitamin-B-Mangel auf das Gewićht der inneren Organe. Um die Behauptungen auf Grund friiherer Unterss., daB die Storung in der Ernahrung bei Vitamin-B-Mangel ident. m it derjenigen bei Hunger sei, nachzupriifen, legten Vff. vier Versuchsgruppen junger Albinoratten an: 1. ganzlicher B-Mangel, 2. maBiger B-Mangel (5 Wochen Gewichtskonstanz), 3. Hunger (Totung bei Gewichtsabnalime von 70 auf 40 g), Hefe- u. Lebertranzulage, 4. Durst, vollstandige trockene Nahrung. Bei Hunger glichen die R atten von 40 g solchen n. Ratten, m it Ausnahme einer Atrophie der Leber der ersteren.
Bęi Durst u. Vitamin-B-Mangel war die Verkummerung der Leber gleich u. viel geringer ais bei Hunger. Die Niere war unverandert, wahrend sie bei Hunger sich verkleinerte.
Daher wird geschlossen, daB die Wrkg. von Durst u. Vitamin-B-Mangel auf das Gewicht der inneren Organe ident. sei, nicht hingegen bei Hunger. (Chinese Journ. Physiol.
4. 255—58. Mai 1930. Peiping, Union med. Coli., Dep. Biochem.) Sc h w a i b o l d. O. W. Barlow, Der Einflufi von anorganischem Eisen auf die Anamie bei der lieiskrankhcił der Tauben. (Vgl. C. 1930. I. 2439.) Wenn man G Wochen lang Ferro- carbonat in Form von Blaudschen Pillen in therapeut. bis zu hóchsten Dosen zu Fe- freier Reiskost zusetzt, so sieht man keine Besserung der Anamie. Im Gegenteil nimmt die Blutzerstorung bei gróBeren Fe-Gaben noch zu. — In der Leber der reis- kranken Tauben mit schwerer Anamie sind die Hamosiderindepots stark ausgepragt, etwas wreniger nach Hungern, am wenigsten bei n. Ernahrung. Inanition u. nicht Fe-Mangel ist die Ursache der Reiskrankheit. — Nur Vitamin B kann die Krankbeit hcilen. Die zahlreichen probierten Stoffe waren ausnahmslos wirkungslos. (Amer.
Journ. Physiol. 93. 156—60. 1/5. 1930. Cleveland, Western Res. Univ. Pharmacol.
Departm.) F. M ijLLER.
O. W. Barlow, Der Einflufi von Vitamin B auf die Inanition, die Anamie und die Bakteridmie bei der Reiskrankheit der Tauben. (Vgl. vorst. Ref.) Der Gewichts- verlust, die Anamie u. das Vorkommen von Bakterien im Blut treten nicht nur nach reiner Reiskost auf, sondem nach jeder vitamin-B-freien Nahrung. Werden die Tiere mit policrtum Reis gefiittert, so verweigern die Tiere die Nahrung. Mit fortschreitender Anamie sieht man Zeichen vermehrter Blutzerstorung u. eine Anderung im Blutvol.
— Welche Faktoren fiir das Auftreten der Bakteriamie bei der Avitaminose-B maB- gebend sind, konnte nicht festgestellt werden. Sie sehwindet, wenn man zu poliertem Reis Lactose gibt. Zugleich geht die Anamie zuruck. (Amer. Journ. Physiol. 93.
161—69. 1/5. 1930. Cleveland, Western Res. Univ. Pharmacol. Dep.) F. Mu l l e r.
1930. II. E s. Ti e r p h y s i o l o g i e. 1393
L. C. Norris und A. T. Ringrose, Das Vorkommen eines Pellagra ahnlichen Syndroms bei Huhnem. Die bei Hiihnern erzeugte Ernahrungskrankheit konnte durch Yerfutterung von im Autolday behandelter Hefe gęheilt werden. Die Yerss. beweisen den intensiyen Bedarf des Huhns fiir das gewóhnKch ais Vitamin Bv Yitamin O oder P-P-Faktor bezeichnete Hefeyitamin. Ais Vers.-Tier zur Best. der Mengen dieses Yitamins in Nahrungsmitteln selieint das Huhn besser geeignet zu sein ais die weiBe Ratte. (Science 71. 643. 29/6. 1930. Cornell Univ.) W r e s c h n e r .
Bertha Clow und Abby L. Marlatt, Untersuchmgen iiber Vitamin G in frischen und eingemachten Tematem. Bei den Verss. an Meerschweinchen wurde die geringste Tomatenmenge ermittelt, die dieTiere vom Skorbut in 16 Tagen yollig heilte; sie betrug fur vollreife rohe Tomaten 3 g. Der Vitamin-C-Geh. yon solehen u. nach dem Kalt- packungsverf. eingemachten, nach 9 Monaten yerfiitterten Tomaten war prakt. der gleiche; nacli 15—20 Monaten war ein geringer Verlust eingetreten; yollreife nach dem Offenkesselverf. eingemachte Tomaten waren weniger wirksam. Vollreife grune Tomaten bei 42° F. 3 Wochen aufbewahrt u. bei 70° F. zur Rótung gebracht, ebenso Treibhaustomaten, ohne vorherige Lagerung, waren ebenso Vitamin-C-reich wie im Felde am Strauch gereifte. Beide Tomatentypen waren bei der Futterung ganz weich.
Treibhaustomaten, am Strauch gereift, waren nicht ganz so wirksam wie die ent- sprechenden Feldtomaten. Die Farbung der Treibhaustomaten in einer C2H2-Atmo- sphare beeinfluBt den Vitamin-C-Geh. nicht. Dieser nimmt mit der Reifung der Tomaten zu. Reifen oder Rotwerden nach Entfemung der Tomaten vom Strauch be
einfluBt nicht die Vitamin-C-Entw. darin. Reife grune, nach dem Kaltpackungsyerf.
eingemachte Tomaten sind eine wirksamere Vitamin-C-Quelle ais rohe, reife, grune Tomaten. Der Vitamin-C-Geh. in Tomatenpickles ist yernachlassigbar klein. (Journ.
agricult. Res. 4 0 . 767—75. 15/4. 1930. Wisconsin, Univ.) G r o s z f e l d . W. E. Carroll, H. H. Mitchell und G. E. Hunt, Ferricitrat ais Bestandteil von Mineralstoffgemischen bei Paar-Fiilterungsversvchen bei wachsenden Schtceinen. Die Anwcndung von Ferricitrat in Menge von taglich 3 g bei jungen Aufzuchtferkeln (10 Paare) zu einer Futterration yon Gelbmais, Sojabohnenmehl, Leinsamenmehl, Alfalfamehl, CaC03 u. NaCl hatte keinen EinfluB auf GroBe u. Wirtschaftlichkeit der Zunahmen in 12—18 Wochen. Bei 7 Paaren der Ferkel ergab die Blutunters., daB der Fe-Zusatz die Zahl der roten Blutkorperchen u. den Fe-Geh. des Blutes erhóht hatte.
Da keine Anzeichen yon Anamie beobachtet wurden, hat dieser Befund jedoch keine prakt. Bedeutung. (Journ. agricult. Res. 4 0 . 921—26. 15/5. 1930. Illinois, Agricult.
Ezperim. Station.) G r o s z f e l d .
T. S. Hamilton, G. E. Hunt, H. H. Mitchell und W. E. Carroll, Die Erzeugung und' Heilung ran Emahnmgsanamie bei saugenden Ferkeln. Wenige Stdn. nach der Geburt lag die Hamoglobinkonz. des Blutes der Ferkel zwischen 9—15, im Mittel 10,75 g/100 ccm, fiel dann in den nachsten Tagen, gleich nach der Geburt anfangend, stark bis 4, 3 oder selbst 2 g, wenn der Wurf im Stalle blieb, bei Auslassung in aus- gebrannte Hurden (cindered pens) horte dio Abnahme auf, bis der anfanglichc Hamo- globingeh. wieder erreicht war. Das Gleiche konnte durch Futterung von Fe-Citrat (vgl. vorst. Ref.) u. CuS04 an die Schweine (25 mg Fe, 5 mg Cu taglich) oder durch Be- sprengung des Euters der Sau mit einer Lsg. dieser Salze erreicht werden, nicht durch Futterung yon Fe- u. Cu-Salzen an die Sau in den letzten beiden Trachtigkeitswochen oder wahrend der Lactationsperiode; die Zugabe hatte dann keine wesentliche Wrkg.
auf den Hamoglobingeh. des Blutes der Ferkel. Die Behandlung letzterer allein mit CuS04 war ohne EinfluB, Fe-Citrat, mit einer sehr geringen Spur Cu, erheblich mehr, aberyiel weniger ais eine Kombination yon CuS04 mit Fe-Citrat. (Journ. agricult. Res.
4 0 . 927—38. 15/5. 1930. Illinois, Agricult. Esperim. Station.) G r o s z f e l d . Wilhelm Heupke, Untersuchungen iiber Verdauung aus geschlossenen Pflanzen- zellen und ihre Bedeutung fiir Physiologie und Pałhologie der Yerdauung beim Menschen.
VH. Starkeverdauung aus rohem Pflanzengewebe. (VI. vgl. C. 1 9 2 9 . II. 323.) Bei Yerss. mit Mausen wurde Verdauung roher Starkę aus geschlossenen Zellen fest- gestellt (Haferflocken u. Korner). Auch beim Menschen wurde nach Eingabe von 30 g rohen Haferflocken keine Starkę in den Facces gefunden. Auch in vitro wurde die Starkę in den Zellen mit Speichel u. Duodenalsaft yerdaut, schneller bei gekochter Starkę. Bei Weizen, Reis, Erbsen u. Bohnen, bei letzteren beiden allerdings erst gut nach grundlicher Zerkleinerung. Rohe Kartoffelstarkę ist der menschlichen Yer
dauung nur schwer zugangheh. Die Starkę in Bananen ist yerhaltnismaBig gut ver- daulich. Fast ebenso diejenige in Niissen. Es wurde jeweils das Stadium der
Ver-XII. 2. 89
1394 E 6. Ti e r p h y s i o l o g i e. 1930. II.
dauung isolierter Pflanzenzellen in den Faeces untersucht. Im allgemeinen war die Verdauung im Innem gróBerer Substanzpartikel gehindert. Daraus u. aus Kontroll- verss. ergibt sich keine Mitwrkg. der Zellfermente bei der Lsg. der Starkę. (Arch.
Verdauungskrankheiten 4 4 . 169—75. 1928. Frankfurt, Univ., Med. Poliklinik.
Sep.) SCHWAIBOLD.
Robert Alexander Mc Cance und Kate Madders, Vergleich der durch den mensćhlichen Darni absorbierten Zuckermengen. Rhamnose, Arabinose u. Xylose sollen gleichniaBig raseli ausgeschieden werden nach intravenóser Injekfcion. Ihro Aus- scheidungskurven sollen ganz gleichmaBige Formen zeigen. Die relativen Absorptions- mengen von Rhamnose, Arabinose u. Xylose sind bei Ratten u. Menschen die gleichen.
Setzt man die Absorptionsmenge von Rhamnose = 1, so betragen die Mengen von Arabinose u. Xylose 2,33 bzw. 3,6. Diese Zucker werden angeblioh alle im selben Darm- abschnitt absorbiert, u. zwar hoch oben im Diinndarm, in den tieferen Abschnitten findet keine nennenswerte Absorption mehr statt. Bei Normalpersonen sclirpitet die Absorption dieser Zueker raseh fort, halt sich dann fur l 1/* Stde. auf konstanter Hóhe u. nimmt dann meistens ab, eben wenn noch ein betrachtlicher OberschuB im Darm yerbleibt. Galaktose soli wenig rascher absorbiert werden ais Glucose, u. Glucose 2-mal so schnell m e Fructose. (Biochemical Journ. 2 4 . 795—S04. 1930. London, Biochem.
Lab. Kgl. Hospital.) P a a l .
Georg Bischoff, Das Forlschreiten der Słerinhydrierung in den Faeces auflerhalb des Darms. Durch Nachfaulenlassen von Faulnisstiihlen im Brutschrank gelingt es, den nicht brombindenden Anteil des Kotsterins stark zu yermehren. Im garungs- sauren Stuhl des Brustkindes tritt unter denselben Bedingungen eine Sterinhydrierung nicht ein. (Biochem. Ztschr. 222- 211—13. 16/6. 1930. Góttingen, Uniy.-Kinder-
klinik.) • KOBEL.
Paul Rothschild, Gili das Alles-oder-nichts-Geselz fu r den Tdtiglceitssłoffwechsel von Einzelzuckungen des Muskels ? Die Frage, ob das ,,Alles-oder-nichts-Gesetz“ fiir die anaerobe Milchsaurebldg. in Serien yon Einzelzuckungen des Kaltblutermuskels gultig ist, wurde an yerschiedenen Froschmuskeln nachgepruft. Bei Sartorien ergibt sich bei isoton. u. isometr. Zuekungen kein Unterschied. Bei Semimembranosi u.
Gastrocnemien ist dagegen isoton. bei geringer Belastung die Milchsaurebldg. gegen- iiber isometr. bzw. auxoton. Kontraktionen yerringert, u. zwar im allgemeinen um 20—40% der isometr. gebildeten Milchsaure. Dieser Unterschied ist auch bei gleicher Anfangsspannung vorhanden (waehsende Anfangsspannung erhóht ihrerseits die Milchsaurebldg. wie die Spannungsentw.); ferner bei direkter wie indirekter Reizung sowie im curaresierten Muskel. Der Unterschied hangt auch nicht von der Delinung des isometr. zuckenden Muskels ab, da passive Dehnung keinen EinfluB auf die Milch
saurebldg. ausiibt. (Biochem. Ztschr. 2 2 2 . 21—30. 16/6. 1930. Berlin-Dahlem, Kaiser- Wilh.-Inst. f. Biologie, u. Heidelberg, Inst. f. Physiol. im ICaiser-Wilh.-Inst. f. mediz.
Forschung.) K o b e l .
H. Wassermeyer und K. Dutte, Uber die Chemie der Hypertrophie und Atrophie muskuldrer Organe. II. Mitt. Kontraktion und Spannung. Studiert wurde der Verlauf der Milchsaureabgabe des Muskels an das Blut u. der Ammoniak- u. Phosphorsauregeh.
des Blutes in kurzfristigen Experimenten fiir yerschiedene Tatigkeitsformen (Kon
traktion u. Spannung). Nach Kontraktion ist die Milchsaureabgabe gróBer ais nach Spannung, was auf einen Unterschied im Milchsaurewechsel zuriickgefuhrt wird. Der Ammoniakgeh. steigt stets nach der Kontraktion bzw'. Spannung in geringem Umfange an, ebenso steigt der Phosphorsauregeh. in einigen Verss. nach der Arbeit um wenige Prozente an. (Arch. exp. Pathol. Pharmakol. 1 5 0 . 316—25. Mai 1930. Heidelberg,
Med. Poliklin. d. Univ.) Ma h n.
O. Meyerhof und D. Nachmansohn, Uber die Synihese der Kreatinphosphor- saure im lebenden Muskel. Eine Synthese von Kreatinphosphorsaure im lebenden Muskel laBt sich beobachten: 1. anaerob unmittelbar im AnschluB an eine tetan.
Kontraktion, 2. aerob nach yorhergehendem Zerfall bei Zulassung von Sauerstoff, 3. ohne vorhergehenden Zerfall bei Aufenthalt in sauerstoffgesatt. Ringerlsg., ins- besondere mit Phosphatzusatz. Die Synthese nach 1 ist bei weitgehender Zerfall- einschrankung durch Trimethyloctylammoniumjodid u. andere curareartig wirkende Stoffe noch absolut ebenso groB wie im unvergifteten Muskel, prozentual also viel gróBer; iihnliches gilt fiir weitgehend ermudete n. Muskeln. Dagegen ist die Syn
these bei Zerfallseinschrankung durch tiefe Temp. in gleichem MaBe yerringert wie der Zerfall selbst. Die Synthese nach 2 yerliiuft bei tiefer Temp. rascher u. yollstandiger
1930. II. E 6. Ti e b f h y s i o l o g i e. 1395
ais bei hoherer,_am raschesten bei der fiir den lebenden Muskel zuliissigen tiefsten Temp. von —0,5 bis —1°. Dies beruht auf der Herabsetzung des oxydativen Milch- sauresehwundes u. dem damit erleiebterten Eindringen des Sauerstoffs in den Muskel.
Dementsprechend ist die Geschwindigkeit der Resynthese bei —0,5° linear mit der Zeit u. unabhangig von der Zerfallsmenge. In 40 M n. werden 0,5—0,6 mg P20- pro g Muskel resynthetisiert. Der Sauerstoffyerbrauch betragt in diesem Zeitraum etwa 40 cmm 02 pro g u. Stde., nach Abzug der Ruheatmung 34 emm. Das Ver- haltnis mol. Phosphat synthetisiert: mol. Sauerstoff verbraucht ist dann etwa 5, das Verlialtnis mol. Phosphat synthetisiert: mol. Milehsaure geschwunden ebenfalls 5.
Die Synthese nach 3 setzt sich zusammen aus einer schon von EGGŁETON beob- achteten Zunahme des Phosphagens bei einem Aufenthalt von Muskeln in sauerstoff- gesatt. Lsg. sowie einem gewissen synthesesteigemden EinfluB des Phosphats. Danach betragt der Phosphagengeh. von Gastrocnemien im allgemeinen 75—85% des ur- spriinglichen, direkt bestimmbaren Phosphats, statt 65—70% in frisch aus dem Tiere entnommenen Muskeln. (Biochem. Ztschr. 222. 1—20. 16/6. 1930. Berlin-Dahlem, Kaiser-Wilh.-Inst. f. Biologie, u. Heidelberg, Inst. f. Physiol. im Kaiser-Wilh.-Inst.
f. medizin. Forschung.) Ko b e l.
G. Embden, H. JostundM . Lehnartz, Ober die Enlskhung von Hezosediphosphor- sdure bei der Herstellung von Muskelprefisaft. Bei der Darst. von PreBsaft aus Hunde- muskulatur kommt es, wenigstens dann, wenn der Glykogengeh. der Muskulatur ein ausreichender ist, zu Bldg. yon Hexosediphosphorsaure, die in Form eines krystalli- sierten Salzes isoliert werden konnte, in einem Teil der Verss. in sehr erheblicher Menge (bis 6,5 g des reinen Brucinsalzes aus 600 ccm PreBsaft). Diese Hexosediphosphor- saure erweist sich ais ident. m it der bei der Garung yon Trockenhefe auftretenden u. damit aueh m it jener, die aus KaninchenmuskelpreBsaft nach Einw. yon Fluor- ionen von E m b d e n u . ZlMMEEMANN (C. 1925. I. 1500) gewonnen wurde. Hiernach findet das yon E m b d e n , G e ie sb a c h u . Schm itz (C. 1915. I. 956) beobachtete Auf
treten aquimolarer Mengen von Milehsaure u. H3P 04 bei der Exposition yon Hunde- muskelpreBsaft unter bestimmten Bedingungen seine Erkliirung u. die auf Grund dieses Befundes gemachte Annahme des Vorhandenseins einer Hexosediphosphor- saure im HundemuskelpreBsaft erweist sich ais richtig. Nur die t)bertragung dieses Befundes auf die lebensfrische Muskulatur war unberechtigt. Die Bldg. yon Hexose- diphosphorsaure beginnt bei der Vermischung des Muskelbreis mit groBen Kieselgur- mengen. Die Synthese wird daher mit der wasserentziehenden Wrkg. der Kieselgur in Zusammenhang gebracht u. in Analogie gesetzt zu der Synthesebegiinstigung durch Ionen, die am ąuellungshemmenden Ende der H O FM EISTEEsehen Reihe stehen.
Schon vor dem Kieselgurzusatz u. damit yor dem E intritt der Hexosediphosphor- saurebldg. wird die Pyrophosphorsaure bzw. der Pyrophosphorsaurekomplex der Adenosintriphosphorsaure fast vollig abgebaut. (Ztschr. physiol. Chem. 189. 261 bis 272. 25/6. 1930. Frankfurt, Univ.) ^ Gugge.yheim.
Amandus Hahn und W. Haarmann, Vber den Abbau von Fructosediphosphor- saure, Glycerinphosphorsdure und Propionsdure im Muskel. (Vgl. C. 1930. I. 405.) Im Muskelbrei werden Glycerinphosphorsaure, Fructosediphosphorsaure u. Propion
sdure unter Bldg. von Brenztraubensaure dehydriert, sowohl in Ggw., ais aueh in Ab- wesenheit von Methylenblau. Bei Ggw. yon Methylenblau yollzieht sich dieser ProzejS bei der Fructosediphosphorsaure aueh bei Anwendung von Muskelpraparaten, ans denen die Milchsauredehydrase griindlich mit W. ausgewaschen worden ist. Die Bldg. yon Brenztraubensaure durch Dehydrierung von Milehsaure ist demnach aus- zuschlieBen. Durch die Einfiihrung der Phosphorsauregruppe in Fructose u. Glycerin wird das Mol. besonders 'leicht abbaufahig. (Ztschr. Biol. 90. 231—36. 30/6. 1930.
Miinchen, Physiolog. Inst.) O h l e .
Fritz Weigert und Minoru Nakashima, Photodicliroismus wid Plwtoanisotropie.
VI. Die Farbmanpassung des Sehpurpurs. (V. ygl. C. 1929. EL 1628 u. Vorl. Mitt.
C. 1930. I. 97.) Die Allgemeinheit der qualitativen Effekte in lichtempfindlichen Systemen yeranlaBten Vff., die yon dem einen von ihnen gegebene Theorie des Farb en- sehens ais Anpassungseffekt des Farbstoffes des Auges (ygl. C. 1922. I. 594. III. 745), des Sehpurpurs an diesem selbst zu prufen. Da es infolge der natiirlichen Anisotropie des Gewebes nicht moglich ist, die Netzhaut dichrometr. zu untersuchen, wurde eine Methode ausgearbeitet, um eine Sehpurpur-Gelatineschicht („kiinstliche Netzhaut") herzustellen. Benutzt wurden Netzhaute von Frosehen u. yom Bley (Abramis brama).
Vff. geben eine Methode zur bequemen Priiparation an. Die Sehpurpur-Gelątine-89*
1396 E 5. Ti e r p h y s i o l o g i e. 1930.. TL schichten waren ganz Bohwaeh rotlieli gefarbt, so daB eine direkte Extinktionsmessung zumal infolge geringer Eigenfarbung der Gelatine nicht moglicli war. Die Konz. betrug l/30 der naturlichen Netzhaute. Die getrockneten Schichten, die ziemlich lange haltbar waren, sind weniger Iichtempfindlich ais die angefeucliteten sowie die naturlichen Netzhaute u. die Gallenlsgg. des Selipurpurs. Bei WeiBerregung der kiinstliehen Netzhaute ergaben sich Kurven mit einem Masimum bei 530 m das Vff. fiir dereń Absorptionsmasimum halten u. fiir dessen um 30 m /.t nach Rot yerschobene Lage gegeniiber den Sehpurpurlsgg. sie eine Erklarung geben. Enthielten die Schichten noch Cholat (nicht ausgewaschen), so zeigten sich beiderseits des Maximums starkę negatiye Effekte. Im monochromat. Licht mit Christiansenfiltern erregt traten sehr scharfe dichroit. Farbenanpassungen auf. Die Sehpurpurschichten verhalten sich den Orthochrom- u. Pinachromschichten ganz analog. Ausgewaschene (cholatfreie Schichten) waren viel weniger rotempfindlich ais unausgewaschene. Fiir die anderen Farben bestand kein Unterschied. Im Gegensatz zu anderen Farbstoffschichten ver- iindem sich kiinstliche Netzhaute schnell im Dunlteln. Die eine Art der Veranderung bestand darin, daB noch wahrend der Messung die negativen Effekte verschwanden oder in positive umschlugen, andererseits zeigte es sich, daB bei langerer Erregung ein zweites Maximum bei 530 m p. sich ausbildet, das das primare mit der Zeit bei weitem iibertrifft. Dieselben Veranderungen traten auch auf, wenn die Platte nach ein- maliger Erregung im Dunlteln gelassen wurde. Diese Nachwrkg. erklaren Vff. m it dem chem. Verschwinden des Sehpurpurs, das siclier kein Oxydationsvorgang, sondern wahrscheinlich eine Hydrolyse ist. Rot verhielt sich anders ais alle anderen reinen
1396 E 5. Ti e r p h y s i o l o g i e. 1930.. TL schichten waren ganz Bohwaeh rotlieli gefarbt, so daB eine direkte Extinktionsmessung zumal infolge geringer Eigenfarbung der Gelatine nicht moglicli war. Die Konz. betrug l/30 der naturlichen Netzhaute. Die getrockneten Schichten, die ziemlich lange haltbar waren, sind weniger Iichtempfindlich ais die angefeucliteten sowie die naturlichen Netzhaute u. die Gallenlsgg. des Selipurpurs. Bei WeiBerregung der kiinstliehen Netzhaute ergaben sich Kurven mit einem Masimum bei 530 m das Vff. fiir dereń Absorptionsmasimum halten u. fiir dessen um 30 m /.t nach Rot yerschobene Lage gegeniiber den Sehpurpurlsgg. sie eine Erklarung geben. Enthielten die Schichten noch Cholat (nicht ausgewaschen), so zeigten sich beiderseits des Maximums starkę negatiye Effekte. Im monochromat. Licht mit Christiansenfiltern erregt traten sehr scharfe dichroit. Farbenanpassungen auf. Die Sehpurpurschichten verhalten sich den Orthochrom- u. Pinachromschichten ganz analog. Ausgewaschene (cholatfreie Schichten) waren viel weniger rotempfindlich ais unausgewaschene. Fiir die anderen Farben bestand kein Unterschied. Im Gegensatz zu anderen Farbstoffschichten ver- iindem sich kiinstliche Netzhaute schnell im Dunlteln. Die eine Art der Veranderung bestand darin, daB noch wahrend der Messung die negativen Effekte verschwanden oder in positive umschlugen, andererseits zeigte es sich, daB bei langerer Erregung ein zweites Maximum bei 530 m p. sich ausbildet, das das primare mit der Zeit bei weitem iibertrifft. Dieselben Veranderungen traten auch auf, wenn die Platte nach ein- maliger Erregung im Dunlteln gelassen wurde. Diese Nachwrkg. erklaren Vff. m it dem chem. Verschwinden des Sehpurpurs, das siclier kein Oxydationsvorgang, sondern wahrscheinlich eine Hydrolyse ist. Rot verhielt sich anders ais alle anderen reinen