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Die Auslegung der Gesetze im Rechte der Papyri

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D I E A U S L E G U N G D E R G E S E T Z E IM R E C H T E D E R P A P Y R I Die Auslegung der Gesetze im Rechte der Papyri, erfolgt ent-weder durch den Richter, durch einen rechtserzeugenden Faktor oder durch die "Wissenschaft. Die Papyri kennen somit die drei dem Pandektenrecht geläufigen Arten der Auslegung: die richter-liche, die authentische und die 'wissenschaftliche.

I. Verhältnismässig am häufigsten ist die richterliche Auslegung. Sie kann in der ptolemäisclien Zeit den ό της χώρας νόμος1, die πολι-τικοί νόμοι2 und die königlichen διαγράμματα3; in der römischen den ό των Αιγυπτίων νόμος4 und die προστάγματα5, die αστικοί νόμοι6, die kaiserlichen Konstitutionen7, das ägyptische Provinzialedikt8 und die statthalterischen Entscheidungen9 betreffen.

Ein Beispiel einer authentischen Interpretation enthält BGU 19 = M. Chr. 85 (135 n. Ch.)10. Es handelt sich darin um die Frage, oh der Erlass Hadrians über das Enkelerbrecht auch auf die Ägyp-ter Anwendung finde. Der RichÄgyp-ter hatte darüber Zweifel und ging daher den Präfekten mit der Frage an: εί [κ]αί {(αι)) Αιγυπτίων υΐω-νοϊς καί υίδ[αΐς] δέδονται τά μαμμώα [δι]ά της του κυρίου 'Αδριανού Καίσαρος χάριτος. Der Präfekt bejaht diese Frage worauf ein ent-sprechendes Urteil ergeht. Die Interpretation des Praefekten, der hier den Kaiser vertritt, ist für den Richter bindend.

1 Cf. Pap. Siut (170 n. Chr.) und zum ό τής χώρας νόμος mein Law2 2a. 2 cf. Pap. Gurob 246 p. 17 cf. Law2 1028.

3 cf. Law2 13 ff.

1 cf. CPR 18 (124 n. Chr.); BGU 136 (135 n. Chr.) cf. Law2 7 ff.

5 cf. die ptol. προστάγματα im Executionsverfahren derröm. Zeit, Journ. Jur. Pap. I V (1950) 349 ff.; cf. Law2 38 ff.

6 cf. Oxy I V 706 (115 n. Chr.) cf. Law2 19 ff.

7 cf. z.B. B G U 19 (135 n. a.); Rend Наг. 67 (150 n. Chr.); BGU 1085 (Kaise r Markus Zeit); Ryl. 117 (269 n.Chr.); Col. Inv. 181—182 (326—333 n.Chr.).

8 cf. Fir. 61 (85 п. Chr.) und Law2 29 ff. 9 cf. Oxy II 237 VI 29 ff.

1 0 cf. K r e l l e r , Erbrechtliche Untersuchungen 158 ff.; Law2 187 ff.

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138

JOURNAL OF JURISTIC PAPYROLOGY

Bekanntlich nehmen in Ägypten Juristen bei Verhandlungen

teil und helfen dem Richter das geltende Recht auszulegen

11

. Doch

kommt es auch vor, dass der Richter den Juristen um ein

schriftli-ches Responsum angeht. Dies findet im Prozess der Dionysia statt,

wo das Gutachten des Juristen Ulpius Dionysodoros in der Frage

des sog. γάμος άγραφος und έγγραφος verlesen wird. Das Gutachten

zeigt eine Präzision, die an diejenige der klassischen Juristen

erin-nert. Es lautet: Oxy 237 VIII, 2 άντίγραφον προσφων[ήσεως νομ]ικοΰ.

Ουλπιος Δ[ι]ονυσόδ[ωρος], των, ήγορανομηκότων νομικός Σαλουιστ[ίω

Άφ]ρικανω έπάρχω στόλου καί [έπί τώ]ν κεκριμένων τω τειμιω[τά]τω

χαίρειν. Δ[ιον]υσία ύπό του πατρός έκδοθεΐσα [πρ]ός γάμον έν τη τοϋ

π[α]τρός έξουσ[ία ού]κέτι γείνεται. καί γαρ zl ή μήτηρ αύτης τω πατρί

άγράφως συνωκησε [κ]αί δια τοϋτο αυτή δοκεΐ έξ άγραφων γάμων

γε-γενησθαι, τω ύπό τοϋ πατρός αύτήν έκδόσθαι προς γάμον ούκέτι έξ

άγρά-φων γάμων έστίν. πρός τοϋτο ϊσως γράφεις, τειμιώτα[τε]· καί δι'

υπο-μνηματισμών, ήσφάλ[ι]σται περί της πρ[οι]κός, ή παις ύπό τοϋ πατρός,

καί τοϋτο αύτη βοηθείν δύναται (έτους) κβ Οεοΰ Άδριανοΰ Μεχείρ κ.

Um ein ähnliches Gutachten, ebenfalls in einer Ehesache, handelt

es sich in PSI 450 (II/III Jh. n. Ch.) welches vom Juristen Ulpius

Dionysodoros auf Ansuchen des Strategen abgefordert wird

12

. Diese

Gutachten waren für den Richter allerdings ebensowenig bindend

wie in Rom die responsa der jurisprudentium ohne jus respondendi.

II. Wie wir wissen kann die Interpretation eines Gesetzes eine

grammatikalische oder eine logische sein: die erste stellt den Inhalt

eines Gesetzes auf Giund der vom Gesetzgeber gebrauchten Worte,

die zweite auf Grund seines Zweckes und seines Zusammenhanges

mit verwandten Bestimmungen fest. Bei der Anwendung der

letz-teren kann es sich herausstellen, dass sich die Worte des Gesetzes

mit der Absicht des Gesetzgebers entweder decken (deklaratorische

Interpretation) oder dass sie sich mit ihr nicht decken, weil sie

mehr oder weniger enthalten, als was der Gesetzgeber sagen wollte.

In solchen Fällen erfolgt die Korrektur der mittels der

grammati-kalischer Interpretation erreichten Resultate in der Weise,-dass

man den Worten einen engeren (interpretatio restrictiva) oder

wei-teren Sinn ( i n t e r p r e t a t i o extensiva) unterschiebt.

Alle diese drei Arten von Interpretationen: deklaratorische,

restrictive und extensive finden wir in den Papyri.

1 1 cf. Laif2 518 und die dort. zit. Literatur. 1 2 cf. mein Artikel in Festschrift Schulz II, 190 f f .

(4)

A U S L E G U N G IM R E C H T E D E R P A P Y R I

139

Ein Beispiel einer deklaratorischen Interpretation ist uns

zu-nächst im Dem. Pap. Brit. Mus. B. eg. 10.591 Recto (Pap. Siut)

aus dem Jahre 170 v. Chr., der sich von den Laokriten abspielt,

enthalten. In diesem Prozess wird ein Stück des ägyptischen

Ge-setzes zitiert, der sich auf die Katoche bezieht. Das Gesetz lautet

13

:

„Wenn ein Mann mit einer Frau zusammenlebt, ihr eine

Alimenta-tionsschrift ausgestellt und einen Sohn von ihr bekommen hat,

so-dazu veranlasst hat, dass sie sich entfernte und wenn er (dann) mit

einer anderen Frau zusammengelebt, ihr eine Alimentationsschrift

ausgestellt und einen Sohn von ihr bekommen hat und (wenn

end-lich) der erwähnte Mann gestorben ist, so sollen seine Sachen den

Kindern der ersten Frau, der er zuerst eine Alimentationsschrift

ausgestellt hat, gegeben werden". Das Gesetz gibt nun eine Norm

für den Fall, dass der Mann zwei sich widersprechende

Alimenta-tionsschriften aufgestellt hat, indem er den Kindern zweier

ver-schiedenen Ehen die Katoche an seinem Vermögen eingeräumt

hatte. Es entscheidet diesen Fall nach dem Prioritätsprinzip. Wenn

der Mann einmal eine Katoche an seinem Eigentum begründet hat,

dann hat er nicht mehr das Recht eine zweite daran gültig zu

be-stellen. Das Urteil nimmt dieses Gesetz in X 97 zur Grundlage. Wie

der Herausgeber amiimmt, interpretieren die Richter das Gesetz

in der Weise

14

: „that where an endowment deed has been made by

a man to his wife (involving reversionary rights to her eldest son)

a subsequent deed affecting the same party is not valid against the

wife and her elder son unless if it has been confirmed by them",

schie-ben somit in das Gesetz eine Einschränkung ein, die in dem

Wort-laut des Gesetzes nicht enthalten war, aber mit der Tendenz des

Gesetzes nicht unvereinbar war.

Ein weiteres Beispiel einer deklaratorischen Interpretation

ent-hält CPR 18 = M. Chr. 84 = P. M e y e r , Jur. Pap. No. 89 (124

η. Chr.)

15

, wo es sich um die Interpretation einer Bestimmung des

ägyptischen Gesetzes handelt. Nach Angabe des Klägers enthielt

das ägyptische Gesetz die Bestimmung, dass der im άγραφος γάμος

erzeugte Sohn nicht das Recht habe ein Testament zu errichten

und dass nach seinem Tode seine Erbschaft seinem Vater zufalle;

1 3 M. T h o m p s o n , A Family Archive from Siut including an account of a trial

before the laocritae in the year 170 B.C. p. X X I and 1 3 f f ; dazu Ε. S e i d l — Β. Η.

S t i c k e r , Sav. Ζ. 57, 306 f f . , 3 0 8 .

1 4 p . 32 A n m . 1 7 7 . 15 Law2 1 8 5 f f .

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140 J O U R N A L OF J U R I S T I C P A P Y R O L O G Y

der R i c h t e r stellt f e s t , dass dies der F a l l sei u n d d i k t i e r t s o d a n n eine E n t s c h e i d u n g , die sich auf dieser B e s t i m m u n g s t ü t z e . F i r . 61 = = M. Chr. 80 (85 η. a.)i e leitet uns zur I n t e r p r e t a t i o n einer Bestim-m u n g des ä g y p t i s c h e n P r o v i n z i a l e d i k t s ü b e r K l a g e v e r j ä h r u n g hin-ü b e r . D a f hin-ü h r t der A n w a l t des B e k l a g t e n aus, d a s s d a s ä g y p t i s c h e P r o v i n z i a l e d i k t eine f ü n f bis z e h n j ä h r i g e F o r d e r u n g s ver j ä h r u n g k e n n e u n d b e a n t r a g t die Z u r ü c k w e i s u n g des K l ä g e r s , weil sein An-s p r u c h v e r j ä h r t An-sei. D e r P r ä f e k t An-schlieAn-sAn-st An-sich dieAn-ser A n An-s i c h t an u n d fällt eine E n t s c h e i d u n g , die M i t t e i s1 7 f o l g e n d e r i n a s s ë n inter-p r e t i e r t : „ I c h b i n so g n ä d i g u n d schenke Dir v o n den vierzig J a h r e n , welche d u h a s t v e r s t r e i c h e n lassen, die H ä l f t e ; a u c h d a n n a u c h bist D u ein solcher, der seine F o r d e r u n g erst n a c h zwanzig J a h r e n geltend m a c h t " . E i n e deklaratorische I n t e r p r e t a t i o n einer kaiser-lichen K o n s t i t u t i o n liegt B G U 1085 (Kaiser Marcus Zeit)1 3 zu Grun-de. Syros u n d seine Schwester sind d e m F i s k u s v e r s c h u l d e t u n d b i t t e n d e n M a g i s t r a t m a n möge i h n e n d a s G r a b belassen, worauf i b n e n die A n t w o r t zuteil w i r d : κατά τήν τοϋ Αίλ[ί]ου Άντωνείνου χάριν δύνονται εχειν τον τάφον. Sehr i n t e r e s s a n t ist Col. I n v . 181—182 (326/333 n . Chr.)1 9 ein Prozess u m G r u n d s t ü c k e , der sich u m die I n t e r p r e t a t i o n einer kaiserlichen K o n s t i t u t i o n ü b e r die longissimi temporis praescriptio b e w e g t . D e r A d v o k a t des K l ä g e r s wiederholt den I n h a l t der K o n s t i t u t i o n u n d ihre W i d e r g a b e ist d u r c h a u s korr e k t , w e n n a u c h f korr e i auslegend. Dekorr R i c h t e korr schliesst seine E n t -scheidung m i t d e m Hinweis auf die in den P r o t o k o l l e n liegende K o n s t i t u t i o n , deren I n h a l t er k n a p p in W o r t e f a s s t , die sich mit d e n e n der K o n s t i t u t i o n v o l l s t ä n d i g d e c k e n .

E i n e n Fall einer r e s t r i c t i v e n I n t e r p r e t a t i o n b e t r i f f t d a s Gesetz, d a s die v e r m ö g e n s r e c h t l i c h e n B e z i e h u n g e n zwischen F a m i -lienmitgliedern i m Sinne einer gegenseitigen H a f t u n g f ü r ihre Schul-den regelte2 0. W i r k ö n n e n n i c h t den W o r t l a u f des Gesetzes, aber es m u s s t e u n z w e i f e l h a f t in ganz allgemeinen W o r t e n gehalten gewe-sen sein, e t w a i n d e r Weise: „ d e r V a t e r h a f t e t f ü r die Schulden des Sohnes, der Sohn f ü r die des V a t e r s , der B r u d e r f ü r die des Bru-d e r s " e n t s p r e c h e n Bru-d Bru-d e m W o r t l a u f Bru-der K o n s t i t u t i o n e n , Bru-die Bru-diese

18 Law2 17 f f . " Sav. Z. 26, 486 f f .

18 cf. U x k u l l — G y l l e n b a n d , Der Gnomon des Idios Logos 4 f f . , 13 f f . 19 Z. 48—50, 52 f f . 55 und dazu W e n g e r , Verschollene Kaiserkonstitutionen (S.A. Hist. Jahrb. L X [1940], 367 f f . ) und die Literatur in Law2 2454.

(6)

A U S L E G U N G IM R E C H T E D E R P A P Y R I 141

H a f t u n g als d e m R e i c h s r e c h t widersprechend zurückweisen. Diese breite F a s s u n g des Gesetzes v e r u r s a c h t e augenscheinlich, dass die P r a x i s d a s Gesetz d a h i n v e r s t a n d e n h a b e n wollte, dass der Y a t e r f ü r d e n S o h n a u c h in s t r a f r e c h t l i c h e r Beziehung h a f t e , was die rö-m i s c h e n B e h ö r d e n zurückweisen2 1. E i n weiteres Beispiel einer restric t i v e n I n t e r p r e t a t i o n b i e t e t die H a f t u n g des E r b e n f ü r die N a restric h -lassschulden. I n R y l . 117 (269 η. Chr.) b e r u f t sich der E r b e auf kaiserliche K o n s t i t u t i o n e n , die b e s t i m m t e n , dass ein E r b e , der n i c h t s v o n der E r b s c h a f t e r h a l t e n h a b e , n i c h t h a f t e2 2. W e n n diese K o n s t i t u t i o n e n s c h o n i n 146 n . Chr. e x i s t i e r t e n , d a n n zeigt O x y . 11022 3 wie die r ö m i s c h e P r a x i s diese K o n s t i t u t i o n e n r e s t r i c t i v zu i n t e r p r e t i e r e n s u c h t e . Der R i c h t e r e r k l ä r t d o r t n ä m l i c h , der E r b e h a f t e n i c h t , w e n n er n i c h t s v o n der E r b s c h a f t e r h a l t e n h a b e , — v o r a u s g e s e t z t , d a s s er die E r b s c h a f t n i c h t a n g e t r e t e n h a b e , was wohl der T e n d e n z des Gesetzes e n t s p r a c h u n d n i c h t i m W i d e r s p r u c h m i t d e m r ö m i s c h e n R e i c h s r e c h t s t a n d .

E i n e r F a l l e x t e n s i v e r I n t e r p r e t a t i o n e n t h ä l t dagegen B G U 19 = M. Chr. 85 (135 n. Chr.), wo der G n a d e n e r l a s s H a d r i a n s ü b e r d a s E n k e l e r b r e c h t der a l e x a n d r i n i s c h e n Griechen auf die Ä g y p t e r a u s g e d e h n t wird2 4. Ahnliches f i n d e t sich in G n o m o n § 36 u n d B G U 1024 ( I V J h d . n . Chr.)2 5. N a c h d e m G n o m o n h a t der Kaiser Anto-n i Anto-n u s (138—161 η. Chr.) b e s t i m m t , dass d a s VermögeAnto-n des Mörders der K o n f i s k a t i o n unterliege u n d n u r 1/10 d a v o n seinen K i n -d e r n als παραμυθία zu belassen sei. Die P r a x i s f a n -d j e -d o c h -die Fas-sung des Gesetzes, d a s n u r v o n τέκνα s p r a c h , zu eng u n d v e r t r a t den S t a n d p u n k t , die T e n d e n z des Gesetzes gehe d a h i n , sämtliche P e r s o n e n d u r c h dieses Z e h n t e l zu e n t s c h ä d i g e n , die d u r c h den Mord ihrer A l i m e n t a t i o n s a n s p r ü c h e verloren gegangen sind, also n i c h t n u r die K i n d e r des Mörders s o n d e r n a u c h z . B . V e r w a n d t e n des E r m o r d e t e n . K o n s e k w e n t e r w e i s e s p r i c h t d a s Gericht in einem F r o -zess aus d e m I V / V J h . n . a. der M u t t e r , d e r e n T o c h t e r die sie ali-m e n t i e r t e , e r ali-m o r d e t w u r d e , die παραμυθία zu2 6.

I I I . Die A u s f ü l l u n g der L ü c k e n in der Gesetzgebung erfolgt d u r c h Analogie d. i. die A n w e n d u n g der gesetzlichen Regelung

21 cf. JJP V, 12524 unter Hinweis auf Osl. II 18 (162 A . D . ) . 22 c f . JJP V, 137 f f .

2 3 c f . JJP V, 129 f f .

24 cf. K r e l l e r , Erbrechtliche Untersuchungen 163 ff; 164-M f f . 25 cf. R i c c o b o n o jr., II Gnomon deWIdios Logos p. 169 f f . 26 cf. Law2 434 f f . , W e n g e r , Quellen 830 f f .

(7)

142 JOURNAL OF JURISTIC PAPYROLOGY

eines bestimmten Tatbestandes auf verwandte durch das Gesetz nicht geregelte Fälle.

Auf diese Weise wird das ägyptische Gesetz über die gegen-seitige Haftung der Familienmitglieder für ihre Privatschulden von der römischen Verwaltung auf Liturgieschulden übertragen, wo-von das Volksrecht nie gedacht hat und wogegen sich die Betroffenen

unter Beziehung auf das Reichsrecht sträuben27. In Rend. Harr. 67

(150 n. Chr.) wird wiederum ein kaiserliches Reskript vom Richter für die Entscheidung eines Falles angerufen, der eine

Verwandt-schaft mit dem durch das Reskript entschiedenen aufweist28.

Ähnlich verfährt die Praxis mit den statthalterischen Ent-scheidungen. Eine hübsche Illustration hiezu bietet der Dionysia-Prozess, wo statthalterische Entscheidungen zur Befolgung ange-führt werden, die in ähnlichen Fällen dem Vater das Recht

abstrit-ten, die Ehe der Tochter gegen ihren Willen aufzulösen29.

Anderer-seits kennen wir einen Fall, wo der Statthalter die Berücksichti-gung einer früheren Entscheidung ablehnt, weil der zu beurteilende

Fall keine Ähnlichkeit mit dem vorher entschiedenen aufweist30.

Bemerkungswert ist dabei, dass auch administrative Bescheide niederer Behörden in Liturgieangelegenheiten ähnlicli behandelt werden. Da heisst es, dass ein zur Liturgie berufener Vormann der Weber zwecks seiner Befreiung von der Liturgie sich auf Entscheidun-gen berufen kann, die in ähnlichen Fällen erflossen sind und die ihm das Recht geben einen anderen Kandidaten an seine Stelle vorzuschlagen31'32.

» cf. JJP V, 137 ff.

28 vgl. S t e i n w e n t e r , Studi in onore di Vincenzo Arangio-Ruiz II, 182.

Zur Bezeichnung der kais. Dekrete als παραδείγματα vgl. auch J o l o w i c z , Case Law in Roman Egypt (repr. from the Journal of the Society of Public Teachers of Law p. 10).

29 cf. Oxy II 237 YII 19—29, VII, 29—38; VII 39—43 und W e n g e r ,

Ac-tes Oxford 552 ff. Bemerkenswert ist, dass in Fir. 36 = M. Chr. 64 (312 A.D.) cf. m. Abh. JJP V, 136 auf diese Präjudizien als auf einen νόμος hingewiesen wird; über die Bedeutung des ν. νόμος vgl. meine Abh. JJP II, 69; zur Bedeutung der Präjudizien vgl. SB 7696 Col. I V , 98 τό έφ' ένός κριθέ[ν] έπΐ πάντων ίσχύν λαμ-βά[·] dazu P r é a u x , Chronique d'Egypte No. 23 (1937) 108; A r a n g i o - R u i z , Rariora (1946), 266, vgl. ferner die Literatur bei mir Law2 42l l e; für die

ptole-mäische Zeit vgl. P r i n g s h e i m , Sale 3, der auf Ent. 61,9 (240 B.C.) hinweist.

30 cf. Oxy II 237 I V 37 ff. und dazu S t e i n w e n t e r I.e. 182 ff.

31 cf. Oxy 2340 (192 A.D.) Col. II 19 κατά τα έφ' όμο[ί]ων κριθέντα εί εστίν

(8)

AUSLEGUNG IM RECHTE DER PAPYRI 143 Z u m Schlüsse m a g a u f die B e s t i m m u n g in P . G u r o b 2 hingewie-sen w e r d e n3 3. H i e r lesen wir, dass w e n n ein Fall w e d e r d u r c h die

δ ι α γ ρ ά μ μ α τ α n o c h d u r c h die πολιτικοί νόμοι e n t s c h i e d e n w e r d e n k a n n , d a n n h a t der R i c h t e r n a c h e i g e n e m E r m e s s e n i h n zu e n t s c h e i d e n . I m Gesetz f i n d e t sich keine A n d e u t u n g d a r ü b e r , o b er sich d a b e i d u r c h die aus d e m Geiste der R e c h t s o r d n u n g sich erge-b e n d e n G r u n d s ä t z e z u leiten h a erge-b e ; wäre dies der Fall, d a n n h ä t t e n wir es hier m i t einer gesetzlich sanktionierten analogia juris zu t u n .

[ W a r s c h a u ] Rafael Taubenschlag

W. Chr. 28 (159 η Chr) (v. 16 ff.) Φρόντισαν, εί ταύτα [οΰ]τως εχει, καθ' α τταρέθετ[ο] έφ' ομοίων κεκρίσθαι, τ[οϋ] έτερα ονόματα άντ' αύτου εις τήν χρείαν πέμψαι.

32 Es fallen nicht unter den Begriff der analogia legis in der obenerwähnten

Bedeutung die Fälle, wo ein für eine bestimmte Gruppe der Bevölkerung ur-sprünglich eingeführter Reehtssatz durch die Praxis auf eine andere Gruppe ausgedehnt wird, zB. die Bestimmungen der αστικοί νόμοι über das Patronats-recht — auf die Aegypter (cf. mein Law2 101; JJP V, 123 ff.) oder die

reichs-rechtlichen Bestimmungen über die manumissio vindicta, der lex Plaetoria, der lex Iulia vicesimaria, der lex Iulia de cessione bonorum (cf. meine Abh. Studi Bon-fante I, 401 ff.) und die des Provinzialedikts über den Schutz der Minderjähri-gen, über das Ansuchen der bonorum possessio durch agnitio, über die Aufnahme des Inventars durch den Vormund (cf. meine Abh. JJP V, 126 f f . ) — a u f die Peregrinen im allgemeinen.

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