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Wielands Werke. Bd. 1

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Academic year: 2021

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SSteïobS SSerfe.

Êrftcx SSanb.

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lUicliinbs lUürkü.

^erausgegebeit

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ífritifdj burdjgefcljene unb erläuterte 9Iu§gaï>e.

frjïcr $anb.

leipjtg unb ЗКИеп.

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ber großen Wlaffe bet SBielanbfchen Schriften berfucfjt bie borliegenbe SluSWahl baS bichterifch SöertboUfte unb gefijic^tlii^ SSebeutfamfte herborjuheben, jugleicfj aber bon ben bielfeitigen iBeftrebungen beS einflußreichen WlanneS ntoglichfi djaratteriftifche groben borjulegen. $al;er finb bon ben $>oeti= fctjen Erzählungen ber SReifterjahre nur „Elelia unb Sinibalb" unb ber fpätere SRadjtrieb: ,,©ie äßaffertufe", Weggelaffen Worben. Sion benen ber früheren $eit bnrfte „SRufarion" natürlich nicht fehlen, ©er Äurjfdjen SluSgabe gegenüber, an bereu Stelle bte gegenwärtige tritt, ganj neu finb bie Slbteilungen ber „SJer= ntifdjten ©ebichte" unb ber „Singfpiele". Unter jenen fdjließen fiel) an ein paar SBeifpiele bon SBielanbS Sugenbftoefie ein fctjlagenber SJeleg für ben UntfdjWung bon ber feraptjifcljen jur Weltlichen ©idjtung, ber fiel) nur freilich biel jäher barftellt, al§ er in SBirflichteit War, wie bie biographifdje Einleitung nach Weift. „Slfpafia", an ber yiifi entworfen, an ber 3lnt ab= gefdjloffen, hilft bie filuft jwifdjen ber SSiberadjer unb ber 2öei= tnarer Seit überbrüden. ©ie folgenben Stüde führen ben ®e= legenheitSbichter Wie ben Überfeiner Söielanb bor. bejeidj-- nenbe groben ber brantatifchen SSerfudje waren unentbehrlich- Unter ben ißrofaWerten flehen ber „Slgatlwn" unb ,,©ie 9lb= beriten" obenan. Senent, freilich lang unb fteUenWeife etwas

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Söorivort beS Herausgebers.

fc£)Wer genießbar, burfte fcfjon alf bem epochemachenbften Don allen bie Aufnahme nidjt berfagt Werben, Subern bertritt bieje§ $aupt= unb liebenswert burd) bie Sefchidjte ber ©anae aud) bie Erfurter 3eit unb burd) bie Sß^ilojo^^ie bef Arihptaf bie bef Alterf unb tennjei^nef nebenbei ben gefchmatfboHen Altertumftenner Wie ben nad)beniiid)en unb wohlmeinenden ¿ßopularphtlofopheu. ©afür Waren bie beiben Heinen ¿Brief= romane unb felbft „©er golbene (Spiegel", bie Äurj aufge= nomnten hatte, leichter ju entbehren, juntal fie bem mobernen Empfinben ferner fielen alf ber „Agattwn". Auf ber Sülle ber Heineren ¿ßrofafdjriften bohimentieren bie aufgewählten „Söttergefpräche" unb „Sefprädje unter hier Augen" alle ben geiftbotten ©ialogiften, bie weiften ¿ugleid) ben fdjarffidjtigen Sßolititer, baf „Senbfdjreiben an einen jungen ©idjter" ben ber= ftänbigen unb einflußreichen litterarifdjen ¿Berater. ©er wann» herzige ßitteraturfreunb unb feinfinnige Ärititer kommt in ben Auffäßen über .öans (Sad)§ unb „®öß bon ¿Berlidjingen 31t äöorte. ©af Sßerhältnif ju bem größten fDtenfdjen feiner Bett wirb burd; biefe Abhanblungen fowie burd) bie Anzeige ber Soethefdjen garce unb burch jWei ber ®elegenheitfgebid)te be= leudjtet. Eine ausführliche Rechtfertigung biefer, Wie itf) Wohl fagen barf, lange unb reiflich erwogenen Auswahl gehört niä^t hierher. Natürlich muß jebe foldje Auflefe, fobalb fie über baf gemeingültige hinaufgreift, fubjettib erfcheinen; genug, Wenn fie nicht unbefonnen ober unberftänbig ift.

©ie Anordnung innerhalb ber einzelnen Abteilungen ift bie chronologifche, nur ber „Oberon" hat auf äußeren Srünben bie erfte ©teile behauptet. 3öer bie mitgeteilten Sdjriftenfämtlidj nad) ber geitfolge ihrer Entftehung lefen Witt, ber finbet bie nötige fRidjitfdjnur hierzu in ber ¿Biographie bef ®id)terf unb ben Einjeleinleitungen.

Siir ©ejtgeftaltung, Einleitungen unb Anmerkungen Waren bie Srunbfäße ber Wperfdjen Slaffiter» Aufgaben maßgebend ©em ©ejte Würbe bemjufolge ber letjte bom ©idjter felbft

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SJorroort beS Herausgebers.

Besorgte gu Srutibe gelegt, alfo bie ©öfchenfcije 3luggabe bei „Sämtlichen SSerte" (ßeibg. 1794 ff.), unb jtoar bie in Ouart= format, bie mir imd; eingetjenber Vergleichung mit ben übrigen ben berhaltnigmäfjig äuberlaffigfien Oejt ju bieten fdjeint. Ein ßeSarten=3lbbarat tonnte als ungeheuer raumfpielig leiber nicht beigegeben Werben. OaS Slotioenbigfte hierüber bente id) an an= berem Orte ju beröffentlidjen. 2öelct)en Vorlagen bie Oejte ber nicht in ber erwähnten ©öfchenfchenESefamtauggabe borliegenben Schriften folgen, barüber geben bie Einjeleinleitungen Diedjen fcfjaft. 3n feiner Sluggabe Sßielanbjctjer Vierte ftanben bis jetjt bie erfte „Oorig=Obe", „(Soetlje unb bie jüngfte Viobetochter", bie $ora3=Epiftel nebft Einleitung unb „Sterling. Stimme".

Oie feljr umfangreiche 2Sielanb=ßitteratur habe id) nad) Kräften benuijt unb gegebenen Orteg gelviffenljaft angeführt. 3u ben Slnmertungen gab eg, bont „Oberon" abgefehen, nur Wenig Vorarbeiten; hoch gebente id; bantbar ber leiber nur fpär= liehen Vemertungen SruberS unb be§ Oidjterg felbft. ißröhleg Sluggabe bietet auch in biefer Vejiehung fo gut wie feine £>ilfe. 3ch War baher im ganzen auf eignes Suchen angeWiefen, unb Wo bieg erfolglos blieb, hat eg mir nicht an 9tat unb Velehrung gefehlt. $u lebhafterem Oante fühle id; mich ingbefonbere bem unbergleid) liehen 3öielanb=Äenner ißrof. Dr. Vernljarb S e u f f e r t in E5raj berbflidjtet; aber auch ben Herren Sßrof. Dr. Ernft Elfter in ßeipjig, Äönigl. Vibliothetar Dr. Otto ffiebiger in Oregben, Steuerrat O. .ftribbenborf in Söeimar, Dr. Vidfarb Slahtenholh in Oregben, Dr.Ulrid) Sl ei er in Vauijen, ißrof. Dr. 31. Oefterhelb in Eifenad; habe id; für freunblidje llnter= ftütjung, f’otoie ben bereiten Vorftänben ber öffentlichen Viblio= theten ?)it Oregben unb SSeimar, <g>errn ißrof. Dr. Schnorr bon EarolSfelb unb .feerrn Sei;. fbofrat bon VojanoWgth, für bereitwillige Überlaffung WertboHer Oructfdjriften aufrichtig unb herzlich gu banten.

Oer beigegebene Äubferftid) ift nach bem augge^eichneten 3agemannfd)en Ölgemälbe bomSaljre 1806, bag je^t im SBit=

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Sonvort beä

gerauggebcrä-Іиш=фа(аіё ju Söeintar aufbeWalirt wirb, angefertigt. Sen „fin­ nig lädjelnben, faft traumerifĄen 9lu§brud, boll milben grnfteS auf ber Stirne unb heiterer fRuíje in bent freunblidjen ïïlunbe", ben nad) ф. æeijfâder („®ie «Bilbniffe äöielanbS", ®. 35, gtuttg. 1893) ba§ Original geigt, hat unfer künftler, <Ç>err So^anneS ßinbner in «München, Vorgilgli^ wiebergegeben. _

Sie «Borlage ju bent galfintile bon SßielanbS $anbfd)rift («Radjbilbung eines æriefeS an 6. 21. æôttiger) ift un§ bon ber «Berwalhtng ber königlichen Sibliothef ju ©reêben gütigft jur «Beifügung gefteílt worben.

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m bte SDiitte be§ 18. gatjrtjunbertg frielte bic beutfdje Sitteratur gegenüber her roeltmttnnifdj geinanbten her (Snglänber unbgran- jofett nodj immer eine ttägtidie Stolle. gtvar Jjatte ti;r bet von patrio» ttfdjem ©tjrgeij erfüllte Sottfdjeb eine äufjerlidj anftänbige gönn 311 geben Verfudjt, nnb feine attju trocfene tBerftanbeSmäjjigieit Ratten Sßobmer nnb SBreitinger roenigftenS in ber ©ijeorie übermunben. Sind) engltfdjett Sforbilbent Jjatte Strode? eine finnige Jlaturbetrcidjtung ge= letjrt, Salier bie f)l;tlofopl)ifd)e Sebanlenbidjtung eingefiitjrt. ©em Ijei» teren Sagehorn traten leidjte Sieber nadj fransöfifdjem VJlufter gelun» gen; ber fanfte SeKert Ijcttte mit feinen gutmütig fdfatttjaften gabeln bas ganje tBoli ju Sefern gewonnen, Diabener mit »orftdjtigem SSi^e gefetlfcfjafttidje unb litterarifdje ©tjortjeiten berfpottet. ?(ber ba§ alle? nnb was anbere, ettra Steint, Uj, SiScoto, leifteten, traten bodj nur befdjeibene ‘¡’tnjeidfen einer beginnenben Erhebung au» ber tnedjtifdjen

1 ©aS ßeben beS ©idjterS Ijat Johann ©ottfrieb ©ruber (2lltenb. 1815—16,

2 Bbe.; neue Bearbeitung, Seipz. 1827—28, 4 Bbe., als 23b. 50—53 ber ,,2Berfe"

BHelanbS) ausführlich betrieben. Seine verbienftliche Seiftung ift freilich längft

veraltet unb in einzelnen ©eilen burch Sonberbarftellungen überholt. £ervorzu=

heben ftnb: „SBielanbS ßeben unb SBirfen in Schwaben unb in ber Schweiz" von

Dfterbinger (£eilbr. 1877) unb vorzüglich mehrere Sluffäfce von Bernharb Seufs

fert, namentlich „©er junge ©oethe unb Sßielanb" im 26. Banbe ber „ßeitfdjrift

für beutfcheS Slltertum" (1882), „SBielanbS Berufung nach 2ßeimar" im 1. Banbe ber „Bierteljahrfchrift für 2itteraturgefd)ichte" (1889) unb „SJlitteilungen auS 2Bie= lanbS Jünglingsalter" im 3. ©rgänzungShefte zum „©uphorion" (1897). Unter ben furzen Überfichten über baS ßeben beS ©ichterS finb förbernb §ranz XDluncferS Einleitung ju 2BielanbS „©efammelten SBerfen" in ber „Sottafchen Bibliothef ber 2Beltlitteratur" (Stuttg. 1889) unb 9)lag itodhS Slrtifel im 42. Banbe ber „2lllge=

meinen beutfchen Biographie" (£eipg. 1897). ©ie fchönfte allgemeine ©haraiterW beS ©ichterS unb SJlenfchen ift ©oetheS unvergleichliche ©ebädjtniSrebe (1813). ©ine eingehenbe 2Bürbigung von SBielanbS Schriften h°t 3«erft Johann SBilhelm ßoebell im 2.Banbe feiner „©nttvicfelung ber beutfchenSßoefie von ZflopftocfS erftem Sluftreten bis zu ©oetheS ©obe" (Braunfchiv. 1858) gegeben. Zahlreiche Briefe finb teils in mehreren Sammlungen, teils in Jeitfchriften unb anberivärtS veröffent= licht. Unter ben SefamtauSgaben ber 2Berfe hQ6en bie erfte ©öfchenfche (ßeipz.

1794 ff.) alS SluSgabe le^ter §anb unb bie ^empelfdhe als bie relativ vollftänbigfte Bebeutung. ©ine abfchliejjenbe Biographie auS ber ^eber beS feinften unb grünb-

lichften ÄennerS, Bernharb Seuffert, wirb fd>on lange fehnlichft erwartet.

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SBielanbS £e6en unb 2Berle.

Untertpänigkeit, in bet feit beut ©reifjigjaprigen Stiege bie beutfcpe ©idjtung unter beut ©rucke ber fransöfifcpen ®eifie?frembpertfdjaft fcpmacptete. ®rft Stofs ft oct gelang e?, burcp bie Kraft feine? ®efüpl?, bie Sieupeit feiner Sipptpraik unb bie Kiipnpeit feiner Sprache, bie nur eben gelotterten geffeln be? herkömmlichen wenigften? in ber Sprit ju äerrei&en, bie pocpiten Sntereffen — ^Religion, «atertanb, geiftige Siebe unb greunbfdjaft — 311 iprem Snpalte ju ntaipen. 9tur blieb er leibet ba fiepen, wo er 1748, al? et bie brei erften ®efänge feiner grojjen e^ifct)= Iprifcpen Dipapfobie unb feine erften Oben veröffentlichte, ftanb. ®r blieb „ber einige Jüngling" unb förberte bie beutfcEje Sitteratur nidjt toeiter al? burd) biefe erften grofjen Spaten. Unb bod) feplte unferer®i<p» tung nod) fo viele?, vor allein ein? — Seftalten. Klopftod ftrömte ftet» nut perrlicpe, erhabene ®efüple au?; SJienfcpen ju fcpaffen, war ipm verfagt. Unb bariim War audj fein „SJieffta?", ber ein ®po? fein feilte, int ©tunbe ein verfehlte? SBert, fo unfäglidje lltüfie er barauf verwett» bete, ©paraktere ju entwickeln, fo baß fie ntenfdjlid) begreifbar uttb intcreffant Werben, patte, feit ©rimntelSpaufen ben „Simpliciffimtt? fchricb, überpaupt lein ©eutfdjer vermocht. S5a? beiitfcpe ©rauten unb Staplungen ftatt ber QnbiVibtten boten, ba? waren ftereotppe SRa?» len, mit Sieben au?geftattet, „Wie fie ben puppen wopl im SRunbe jie» men", unlebenbige ilbftrattionen menfdfli^er ©ugenben unb Saftet. $a tarn Seffing, ber mit langfam waepfenber Kunft, einbringenber SRenfcpentenntniö unb fepöpferifeper Kritik ba? beutfepe ©ranta fepuf. 3war feine Sugenbverfudje waren nod). siemlicp konventionell, unb jelbft „WifjSaraSantpfon" (1755) jeigt nur in ein em Sparatter, beut ber SRarWoob, eine übetcugenbe innere ÜSaprpeit; aber „SRinna von SBarnpelm" (1767) ift in allen fßerfonen von vollem, entern Seben er» füllt, ©aju Verliep Seffing ber beutfdjen fßrofa im ©ranta unb in fritifdfer ©arfteüung eine Kraft unb Scpärfe, wie fie feit Sutper niept ntefjr gepört worben war.

Sieben ben Spriter Klopftoct unb ben ©ramatiter Seffing tritt nun ber ®pifer SSielanb, neben ben SRorb» unb ben SRittelbeutfcpen bet erfte Sübbeutfcpe, ßitglcidj bet erfte in bet ftattlidjen Sieipe bebeutenber Schwaben unb unter biefen Wieber ber einzige Dberfcpwabe be? grofjen Zeitalter? unferet fßoejte. 2>pm, bet, Wie voran? bemerkt werben muß, Von fcpwäbifdjer Sonberart Weber al? SDieitfcp nod) al? SdjriftfteUer entfepiebene Qüge trägt, feplte Klopftod? imponierenbe? Selbftbewufjt» fein unb pinreißenbe? ®efüpl?teben ebenfo Wie Seffing? unwanbeibare

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SBiel-wbS Söebeutung für bie beutfdje tfitteratur.

Eharattergröjje ltnb ftrenge Selbftjucht. Er trat lein 'Bahnbrecher in bem eminenten Sinne jener beiben® roßen, aber ein gefc^icfter unb Wirt» famer Vermittler gluifcljc» Slitern unb Steuern. Seine Begabung War Weniger tief, aber fluffiger unb Vielfeitiger. Sin Sliter neun Sabre unter Slopftod, Vier unter ßefftng, tonnte er Von beiben lernen, gwar trat er nur brei bis liier Sabre nach bet Veröffentlichung bet erften SlleffiaS» gefänge unb ber Slufführung bon ßefftng? erftein ßuftfpiele mit poeti» fdjen Verfudjen hervor. Slber es Währte ein Sahrjehnt, bis er fein bid)» terifdjeS Selbft fanb ober bod) wieberfanb. Sladjbem er bie in ber Sugenb aus VrodeS, ^ageborn, Malier u. a. aufgenommenen Einbrüde Verarbeitet unb vorübetgehenb einen befdjeibenen Srab bon Eigenart er» rungen, bann aber fid) fogleid) auf lange Qeit S'lopftod? überwältigen» bem, obwohl feiner innersten Statur Wiberftrebenbem Einfluffe hinge» geben hatte, ftreifte er enblidj alles grembartige ab unb begann nun erft —- etwa 1762 — nicht ohne SlachWirtung bon ßefftng? fdjarfer ffritii, bor allem aber angeregt bon ben englifdjen unb frangöfifchen Slttfflä» rungSfcbriftfteHern, feine Iitter<itiirgefcl)icl)tiicl)e Senbung gu erfüllen.

SBielanb hat ber beutfdjen ßitteratur bie Teilnahme Weiter Greife neu gewonnen. Er War ber erfte, ber ben ftinbetn ber Vielt, bem fran» äöfifdj gebilbeten Sibel unb höheren Vürgerftanbe, fowie bem Siu?» lanbe bewies, baf; Slnmut unb SBeiSijeit, Schelmerei unb Ernft, blü» henbe fßhantafie unb Weltntännifdje geinheit fidf audj in einem beut» fdjenSidjter bereinigen tonnten, Er säuberte, nach einem fdjönenSBorte StlingerS, über unferen Varnaß benfanften Siofenfdjimmer, ber bie grel» len, ernften garben erheiterte. ®ent aügitgern in überfinnlidjer Ve= geifterung fdjwelgenben Sflopftod gegenüber Würbe Sßlielanb ber Sänger ber finnlichen Schönheit, aber auch in einem Sftaße, Wie e? felbjt ber SDienfdjentenner lief fing nicht Vermochte, ber ®idjter ber mannigfaltigen Stegungen unb bor allem ber liebenSWürbigen Sdßvädjen beS menfdj» liehen ^erjenS; ba,;u war er ein Wißiger, geiftreidjer unb freigefinnter Sd)riftfteUer, unb fo hat er Wefentlid) baju beigetragen, §erj, Vhftn» tafie unb Verffanb bom 3«>ange ber Konvention bottenbS ju befreien.

SBielanb War sunt Eftiler geboren, unb barunt liegen feine £>auptt thaten auf bem Sebiete ber fioetifdjen Erzählung unb bc8 SiomanS. Sn jener brachte er ben jum äußerlichen glitter herabgefuntenen, bon Klopftod gans verbannten 3?eim Wieber ju Ehren unb bereicherte fie ftofflidj burdj Einführung ber ritterlichen unb orientalifdjen SKärcßen weit; beibe ®idjtitng§arten verbauten ihm Slnmut unb SKannigfaltig»

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fflielnnbä Seben unb Kerle.

fett, gefdjmeibigen Stil, leichtbewegte unb farbenreiche ©arfieUung, geiftvolle EIjaratteriftit unb SBerinnerlit&ung bet SRotive, turj gefügt tünftlerifdjen SBert. ®a|’> er außerdem juerft einen großen Seil bon SljafefpeareS ©rauten iiberfefcte unb mehrere antite Autoren bttrch ge= tungene Übertragungen unb treffliche Erläuterungen beutfdjen Sefern jugänglich machte, bag er bent beutfijen Singfpiel einen ernften Inhalt unb eine wiirbige gornt Verlieh, bag er burd) Verausgabe einer wett» verbreiteten 3eitfd;rift Iittercxrif^e unb überhaupt geiftige $ntereffen in wette greife verbreitete, bafj er, unter ben Großen nuferer tlaffifdjen Sitteratur ber einzige politifd;e SdjriftfteHer, ben gewaltigen Qeitereig» niffen mit hellem SBIidt unb ßatriotifchem Sinne folgend, bie ©entfchen fliid; nach biefer Seite Ijin 31t bilden beftrebt War, barf bei einer ®e= famtwürbigung feiner Serbienfte nictjt verfchWiegen bieiben.

SBielanbS Sßirtung War rafdjer unb breiter al§ bie SlopitodS unb SeffingS, weil er bent geitgefchntad bulbfamer entgegentam. Seine Stadjahmer waren jahlreidfer, weil fie fi<h nicht nur auf ein glänsett» beS SSorbiib berufen, fonbern audj beS SeifattB ber SRenge fieber Jein tonnten. 2öie tommt eS nun, baß ein auf feine Beit fo einflußreicher 2Kann fo fditteii in SSergeffenljeit finfen tonnte? 2öol)er mag eS rühren, baff „SRinna bon Sarnljelm", „Emilia Galotti", „Statljan", bereit <Sd)ö£>fer bod) auch ber vorbereitenben, eröffnenden Generation an» gehörte unb Größeren ben SSeg bahnen half, fo herrlich Wie am erften Sage vor uns flehen, Während bon all ben sierli^en «ändern der foviel reicheren unb glühenderen ®ielanbfd)en Wnfe taum äwei, ,,Ge» ron" unb „Oberon", im bollen Stets ber $ugendfrifche erftralflen? ES fd; einen mehrere Gründe vorjuliegen.1 ©aljin gehört eine bisweilen in ermüdende Streite jerfliefjenbe S3elfaglidjfeit ber ©arfteUung, bie befonberS SBielanbS $rofa bent ungebulbigen Seiet von Ijeute berleibet, unb ein gewiffer Mangel an Dbfettibität, ber bent ©ränge entfortngt, M unmittelbar belefgretib auSjutyrecben, auch ba, wo wir cEjarafterifti» f

*

e Sieben unb Vanblungen feinet poetifdjen Gefchößfe erwarten, ferner eine a’djtt ftarte Sielgefc^äftigteit unb Sru^tbarteit, durch bte ein großer Seit feiner ffSrobuttion an firaffer Verdichtung betradjttid) verlor, ®aju bie Steigung, bttreh gelehrte Slnfpielungen unb burd) Vin» beutunqen auf geitbegebenlfeiten ben Stets feiner Schriften ju erhöhen, woburd) er ungelehrten unb fpäterenSefern baS VerftänbniS erschwerte, beTserbrettung ber SEielanbf^en Steiften if)ce Unverroenbbarleit für

bie Scijute unjroeifel^aft entgegenftebt, mag roenigftenä t>«r angemertt werben.

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SBtetanbä SBebeuiutig für bie beutfiie Sitteratur. .Siiitbßeit.

unb ber Untffanb, baff er fo gut Wie nie Ijeimif djeS.unb gegenWärtigeg Beben fdjilbert, fonbern gurförregung feiner fdjöfjferifcljen 'litjantafie begSpie» leg mit fretnblänbifdjer, märchenhafter ober mittler SerHeibung bebarf, mag namentlich bie SESirffautfeit unb ben geitgefchichtlichen SSert feiner Stomane beeinträchtigt. ©einig aud) bie Stengen feiner '-Begabung, bie über bie geheimnigbottfteit unb fdjauerlichften Slbgrünbe ber SKenfcpen» feele tjinineggleitet, ber bie Saute großer £eibenfd)aften unb erfcpütterm ber Sragit fehlen, ber tngbefonbere bie SSirtung non ber Siilnie herab unb bie unmittelbare Berufung an bag §erg feineg SBoIteg bur<h bag Iprifche Sebidft uerfagt Waren, ©üblich noch eineg: er befaß ein um abweiglicheg Sebürfnig, feinem gu biel noch 31t Wenig gu tl)un; an [ich eine xngenb! Slber bag borfichtige Slbwägen bon gür unb SBiber, bag Unentfchiebene, SBeiblidje feiner Statur lieft ihn auch felbft in feinem langen Seben eigentlich nie ober hoch erft, nachbem feine poetifcbe Spä= tigteit abijefcfjloffcit war, gu einer unter fdjweren inneren Kämpfen errungenen unb erprobten fittlicp großen Söeltanfcpauung gelangen, unb eine foldje iff eg wohl, bie beut gangen Sebengwerfe eineg ©idjterg int ©runbe erft bie bollfte geheime Straft, gu begeiftern unb bie Sapr» hunberte gu überbauern, berleipt.

Srofj aUebem bleibt Sßielattbg hohe SBebeutung für unfere Sitte-- ratur unerfdjüttert, unb feine Schriften finb fo reich an Schönheit unb ©ehalt, an Seift unb fcumor, baß fie aud) für bie StacpWelt SBert unb Slngieljunggfraft nicht berlieren Werben.

1. Stinbheit ttttb Stubieitjahre (1733—1752).

Sn Ob er h 01 gh e tut, einem pr01eftantifdien ® orfe Cberidiwabeng, bierSBegftunben bon ber Heinen Dieidjsftabt äSiberad), gu bereu ©ebtet eg gehörte, ift ©h^iftoph Sliartin SSielanb am 5.September 1733 alg gWeiterSohnbegSßfarrerg3:howagSIbamSBielanb(1704—72)unbfeiner ©hefrau Stegina Katharina, geb. SHcf (1715—89), geboren.1 ®ocp Würbe bereuter fchon breiSapre battach alg^rebigerguSt.SJtariaSKagbalcna nach Siberach berfetjt, Wo bieSBielanbe feitSahrljunberten algmtfepm liehe Bürger anfäfftg geWefen waren. @r Wirb alg ein ernfter, pietiftifcp gläubiger, aber bulbfanterSKann, bieSRutter alg eine treffliche ^augfrau unb babei geiftig regfame Statur gefcpilbert. ©er frühreife Knabe, ber fepon in feinem achten Sapre mit SBegeifierung ben Sorneliug Stepog, im

1 33 on nier <5Jefd^n>iftern erreichte nur ein jüngerer Gruber, STljoinaä Slbam, ba$ 3Ranne3alter (geft. 1764), bie brei übrigen ftarben nodj al$ Heine Äinber.

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ffiietnnbä Sehen unb ®erfe.

zwölften ^orajla? unb lateinifcße ®ebicßte Von 600 unb meßt Serfen an» fertigte, inurbe non feinem Sater nur aUju zeitig ju geiftiger ©ßätigteit angefpornt. «lucß saßllofe beutfcße Serie, fogar ein §elbengebicßt über bie ^erftörung SerufalemS, fcijrieb ber Heine Warten; bocß hat er biefe Hnblicßen Serfudje alle felbft vernietet. Slur ein paarunbebeutenbe®e= legenßeitögebidjte finb erhalten geblieben. Sorbilb für poetifdje Statur» fcßilberungen war ißm St ödes, bem er aucß nodj fpäter unverkennbar nacßeiferte. Sm iperbfte 1747 übergab ber Sater ben Sierseßnjäßrigen ber Cbßut ber Scßule ju $11 öfter S ergen bei Wagbeburg, als beren Seiter ber pietiftifdie Slbt Steinmeß „in frommem Sinne, VieHeidjt einfeitig, bod) reblidj unb Iräftig", wie ®oetße fagt, Wirtte. §ier machte ber $tnabe rafc£>e gortfeßritte unb legte ben erften ®runb ju feiner viel» feitigen Silbung. SnSbefonbere begann er fich eine ftaunenSwerte Se» lefenf,eit in ben antilen Scßriftftellern ¡u erwerben. £>oraä, ©icero, 3Ee= nopßonS „Solratifdje ©entwürbigteiten" unb „Slßropäbie" ftubierte er fdjon bamalS mit befonberer Sorliebe. Silber eS tarnen ißm audj fdjon ber peffimiftifdje ©pitureer Sutrej unb von Wobetnen bie englifdjen SJodjenfcßriften fowie SaßleS ©ictionnaire, Soltaire, SMffS pßilofo» pljifdje Sdjriften unb anbere SIufHarungMitteratur in bie f&änbe. ©er SßJiberfprucß, in bem bie ßier auSgefproßenen ?Infidjtenmit ben Seßren be§ ©ßriftentumS ftanben, beunruhigte fein bisher gläubiges Semüt unb regte ißn fdjon jeßt 311 gelegentliß ted geäußertem 3weifi'l an. ©oeb verfentte er fiel) aud) wieber mit ©ntjüden in $llopftods eben er» feßienene SänfangSgefänge beS „WeffiaS", neben benen er Maliers ®e» bid)te unb SreitingerS Iritifdje Sßriften laS. 3U Aftern 1749 verließ er Jllofter Sergen, um junäcßft ein Qaßt 6ei einem Serlvanbtcn, bem State unb Sßrofeffor ber fßßilofopßie Soßann SSilßelm Säumer, in ® r» furt ju verbringen. Säumer, ol;ne 3®eifel ein geiftig bebeutenber Wann, führte ben nod) nidft Sechzehnjährigen nicht nur in bie wicßii» geren pßilofopßifßen Sßfteme ein, fonbern lag auch mit ihm ben ,,©on Quijote" beS ©erVanteS unb zwar mit einem bamalS Vielleicht etnjig bafteßenben SerftänbniS; galten bem fatirifßen Wenfßenfenner bocß ber ibealiftifdj närrifeße ipibalgo unb fein plumpverftänbiger Scßtlb» tnappe al§ bie Wußten Kepräfentanten beS WenfcßengefcßlecßtS. ©roß biefem „Specificum gegen baS Seelenfieber ber Schwärmerei" trug bie Settüre boct) Vorberßanb teine grüßt, erft Viel fpäter ift fie bem iro» nifierenben iRomanbidjter jum SRäßrboben unerfdjöpflidjer Anregung geworben. ©erSüngling aber fßeintzwifßen Schwärmerei unb SfepfiS

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■Sollte unb Itnincrfität. Brite Sitf-e ittib crfte ®icr>tuitgei

unfchlüfftg hin unb ßer geßhmanlt 31t haben. Er lebte suriitf gezogen, ^ielt fitfj fittlidj rein, lernte aber aud; freilich bag Sehen überl;auf>t nur auä Silbern leimen. ßein Sßunber, baß eg ben ©Triften feiner näd;= fien 3al;re nod) iefjr an SJtenfchen« unb SSeltlenntnig mangelt.

SSabrenb in fölofter Sergen unb Erfurt bie qSoefie gegen bag Stu» biutn faft ganj jurüdtrat, brach für jene balb nach SSielanbg fRütf feijr ing Saterljaug (1750) ein rechter griHjltng an. 3m Sluguft tarn Sophie bon Suterntann aug Sluggburg nadj Si ber ach jum Sefudje ihres Eroßbaterg, ber ein Dnfel ber grau SBielanb mar. Sie um jmei galjre ältere Sertnanbte nuferes ®icftterä mar fdjön unb liebengmürbig, ge» fdjeit unb gefühlboll, glängenb begabt unb hocßgebilbet; subem hatte fie fdjon in ber gerne burd) eine mit fchmerjlichem Ser^t enbenbe Siebe bie innige Seilnaßme beg 3ünglingg erregt. Stidjtg mar natür» lid;er, alg baß ißre Seelen fidj fanben unb eine garte, fdjtoärmerifdje Steigung fie berbanb. Sie Snnigteit tiefer Siebe mürbe ltodi bertieft burd? balbige Trennung, iitbeut SSielanb im Stobember begfelben 3ah= regnad; Tübingen überfiebelte, um bie Siechte gu ftubieren. SBätjrenb er fein Srotftubiunt unb alle Eefettigleit bernacßläffigte, träumte er bon feiner Softie, mit ber er eifrig »riefe meißelte, berfenlie fich in §aHerg Sebanfenbidjtung, in fflofiftocfg enthufiaftifche fßoefie unb in fßlatong ibealiftifdje iJ3i)ilof£>|)ijie. Ser 'Anregung, bie ein Eefpräch mit Sophie gegeben hatte, entfprang ein in Wejanbrinern bcrfaßteg Seßrgebicht in fed)» »üdjern: „Sie Statur ber Singe", bag et baut gebruar big Slpril 1751 nieberfdjrieb. Eg fanb ben mannen »eifatt beg ^ßilofopßen Seorg griebrid) Wteier in §atte, bem ber junge Siebter bag SStanuftript anonpnt gufanbte, unb ber eg noch in bentfelben Satire ¡junt Srud be» förberte; unb eg berbiente biefen »eifalt b ix. dj bie glatten, moijillingen. ben »erfe mie bitte!) manche mirflidj poetifd) empfunbene Stelle. grei= lid) geigte eg bie Unreife beg Sßerfafferg beutlidj genug, beim mie et feilt bidjterifdjeg »orbiib, Ratter, faft lopierte, fo berbanlte er ben phi» lofophifcßen Inhalt im mefentlidjen ber Settüre fßlatong, Seibnigeng unb anberer Schriftftetter; auch ®<m*g hat ungmeifelhaft nadjgemirft. „Sie Statur ber Singe" ift gegen bag gleichnamige Sehrgebidjt beg Sulreg gerichtet unb mitt bie befießenbe 3Belt alg bie befte, alg bie bon Sotteg Siebe gefdjaffene unb erhaltene nadjmeifen; bie Stimmung ift religiös, aber nichtfpegiell djriftlich. Saß ber Einfluß Stlopfforfg noch faunt be» merlbar ift, fällt um fo mehr auf, je beutlidjer Söielanbg gmeite größere Sichtung,berimSJtai 1751 gefdjriebene „Sobgefang auf bie Siebe",

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SBielanbS ßeben unb Sæerfe.

in Stimmung unb gornt — bem ipejameter — an ben letbenfdjctftlid) berehrten SKeffiaSfänger erinnert. ®ie im Sttni unb Suit entftanbenen bier (Sefänge eines §elbengebid;teS, „^ermann", toieberum in §eja» meiern, finb gleichtallë nicht ohne Klopftocïê ©inmirlung bentbar. 83 o b = mer, bem 8Bielanb am 4. iluguft bie ¡panbfdjrift jufdjicfte, fctjrieb an einen greunb, istiopftocf belomme in bem 83erfaffer einen Siebenbuhler, ja bas 88ert ijnbe aUe SKerfmale, baß eS auf bie Siachmelt ïommen merbe. ®ennoci) tourbe eS meber gebrucït1 nocp üoHenbet, meil ber æet» faffer felbft tlarer als 83obmer bie geijier^aftigïeit beS83erfudjeS ertannte. ® ie 8/erbinbung mit bem einflußreichen Sdjmeiger Sdjriftfteïter aber mar geïnüpft unb ermieS fidj nadjmaïS als überaus midjtig unb folgenreich, obmolji fie junädjft nur ju einem 83riefme<hfel führte unb ber junge einfame ißoet in feinem unlitterarifdjen Sdjmaben noctj ein ganses Saïjr auSharren mußte. Snsmifchen probujicrte er mit erftaunlidjer Seidjtigteit meiter. æct SSinter 1751/52 mürbe neben auSgebreiteter Seîtüre jur Slbfaffung ber jïvôtf bie STugenb preifenben ,,3Rorali= fet)en 83 rief e" bcnutjt, bie îtid-jt nur burdj ben Sllejanbriner, in bem fie gefdjrieben finb, fonbern auch burct) unfelbftaubige Senu^ung aller möglichen æorbilber (bor allem ber „Epîtres diverses sur des sujets différents“ bes 83aronS ®eorg Submig bon 83ar) an fein ©rftlingSmerl erinnerten. æit einer OorauSgcfteïïten §ulbigungSobe fhiette SBielanb fie am 6. №rg 1752 an Sobtner. ®ocfj miberftanb biefer noch bem auf eine ©inlabung nad) Bürich gemünzten SiebeSmerben ; bie üble Srfalp rung, bie er bor anbertljalb Satiren mit feinem ungetreuen Schübling ffilopftocf gemacht hatte, hielt ihn ab, mieberum bie Solle bes Klemens ¿u fpielen, fo aufrichtig er bie hoetifefje ^Begabung SBielanbS fdjäßte. Unb als biefer in ber erften Çcilfte beS 8lpril ben „feljr eilfertig" in ge= reimten, nteift fünffüßigen Samben gebidjteten „8lnti»Doib" folgen lief?, mußte ber Eifer, mit bem ber jugenbliche ißoet gegen ben reijenben römifdjen 83erfüprer ju gelbe 30g, jmar baS fperg beS .güridjer jsatris archen erfreuen, aber bie anmutige Slrt, in ber er geigen monte, „mie bie anatreontifchen Scherge fein müßten, menu fie unfdjulbig fein foH= ten", tonnte 83obmerS puritanifchem Sinne nicht behagen unb ebenfo* menig bie als îlnijang beigegebenen „sJl cl) t £>ben" unb einige anbere, ungebrueft gebliebene, in benen bie mit „®oriS", b. h- Sophie, ge» mehfelten Küffe teils in flopffodifchem, teils in ujifhetn unb gleintE 1 Srfter £)rud, non 3Run<fer beforgt, im 6. fèefte non SeuffertS „2itteratur= benlmolen beê 18. unb 19. Qa^r^unbertä" (.^eilbr. 1882).

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Slniniipfung mit SBobmer. ^ugenbbid^tungcn.

fd)em Stile, aber mit unleugbar fetbftempfunbener ®lut befungen werben. SBirtlidj hat Ijier bie Unmittelbarteit beb leibenfdjaftlidjen ®e= füfjleb ben Sichter einmal ju bem gemacht, mag ibm fonft 311 fein »er» fagt War, jum Spriler. Sdjon ber äKai gefügte gwei neue größere Sichtungen, ben gart; non Slopftodb unb Sleiftb Sorbilb beftimmten „g-rüljling" in tpejametern unb bie in reitnlofen Sarnben gefdjriebe» neu fcchb „(Ergählungen", in benen er bie platonifche Siebe ber» Ijerrlidjte. TO Sorbilber bienten bie epifdjen iiljaraftericbilbentugeit in Shomfonb „igahrebgeiten" unb bie erbaulidjen poetifdjen Sriefe ber non ©lopftoct gepriefenen (Eitglänberin (Elifabeth Stowe, geb. Singet. Saut bem alb SJiotto boraubgefteUten Serfe §aHer8 foUte bab Sud) „bon Seuten Stachrid)t" geben, „bie etwas fid) berfagt unb außer' fid) geliebt". ©lopftod mar bon ben „(Ergäljlungen" entgürft, unb Seffing lobte in ber „Soffifdjen Leitung" (1753, 32. Stiict) bie „feurige unb bod) fittfame (Einbilbuitg, bie Spradje bet Statur", bie „mit gleiß aub- gearbeiteten" Scßitberungen, bie bem ungenannten Serfaffer „bag Diedjt auf einen borjüglidjen Stang unter unferen Sichtern" gäben, obwohl er „gewiffe tranfcenbentalifche Sbeett", bie „beftiUierte Qärt» lidjteit" unb eine „mehr alg thelematologifche SInatomie1 ber Seiben» fdjaften" für bag Zeitalter nur allju begeidinertb fanb. Sebenfaüb offenbaren fid) in ben „(Erzählungen" teimenbe (Eigenfdjaften, bie SBie» (anb in feiner reiferen $eit ju fdjöner (Entfaltung brachte; bie ein» fache, anmutige Sprache, bag finnlidj == ftttiidje ©efütjl unb bie ¿war niept gerabe tiefe, aber hoch nach SSaljrheit ftrebenbe pfpdplogifdje Sdjilberung, obwohl fich ber iugenblidje fßoet bei allebem nod) fel)r 0011 feinen litterarifdjen Sorbilbern abhängig etweift.

1 feiern atologie ift ber bie 2ßillen3regungen, alfo audj ben ßljaralter

betreffende SCeil ber ^fgdjologie. ßeffing tadelt mithin bie alljufeljr nad; pljilo-

foptjifdjen 9tubri!en jergliedernde ©arftellung.

äüielanb. I. 17 * II

Snjwif j;en War bie Stubienjeit ÜSielanbS abgelaufen; (Enbe gitiü 1752 30g er wieber in bab he'watlidje Siberad), Wo er an einer in Sübingen bereitb begonnenen, entfeßlid) WeitfdjWeifigen unb tritif» lob preifenben „Slbhanblung bon ben Schönheiten beb epi» fdjen ®ebichte§ ,Ser Stoal)"' arbeitete, bie in bollem (Ernfte Sob» mer, ben fd)Wei3erif<hen fßatriardjabenbidjter, neben SJlilton unb Slop» ftod fteUt. Seine Segeifterung für beit fdjwadjen fßoeten war eine halb unbewußte äßirtung feiner banfbarenSerehrung für ben trefflichen SQlenfchen Sobnier. £>atte ihm bod) biefer bereitb Slnfang yutii bie

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SffiielanbS Sebert unb SBerfe.

lange erfe^nte Einlabung nach giiricfe ju teil inerten taffen. Sie Nb» reife bapin verzögerte fiel) inbeffen um biet Neonate, Weil SSielanb niept fepeiben Wollte, cf>e er feine geliebte Sophie, bie au? Slugsburg erwartet mürbe, noch einmal gefepen pätte, unb »veil ficö Soppien? SInfunft bi? in ben Oftober pinau?fcpob. Nm 15. biefeS Nimmt? verliefe bet neun» Zepnjäprige ©iepter nach einigen feligen Sagen SBiberacp, am 17. traf er in ®<^aff^aixfen mit bem litterarifcp tpätigen Pfarrer Scpinz au? Slltftetten zufammen, am 25. mürbe er bon SBobmer in 3üricp mit offenen Ntmen empfangen.

2. bet Schweiz (1752—1760).

E§ ift ein mertwürbige?3eugni? für SSielanbs Iieben?WürbigeSüg= famfeit, Wie er fiep bem SSefen be? Vierunbfünfzigjäprigen SKanne? an» zupaffen berftanb. Sobmet War ein grünblicperSeleprter unb ein Niann bon freimütigem litterarifdjen Urteil; mit unermüblicpet SBetriebfam» feit bemühte er fiep um bie tßopularifierung feiner Weit über ®ottfebebs befepräntte Nüchternheit pinau?gepenben Nuffaffung bom SSefen ber ißoefie; er War perfbnlicp ein Ehrenmann, anregenb unb woplwottenb. Slber biefen Vorzügen ftanben erpeblicpe Schwächen zur Seite. Über feiner litterarifdjen Sefcpäftigteit Würbe er zum Stubengelehrten, ber ein freie? gefeüige? Sehen für tabeln?Werte gerftreuung hielt; fein Urteil verfocht er mit grimmigem Eifer unb bulbete feinen SSiberfprucp; fein Ernft berWarf aitdj in ber ißoefie einfeitig ba? Weitere, Nnmutige, Erotifcpe; unb feinen eigenen, perzlicp unbebeutenben biepterifepen Ser» fuepen gegenüber berfagte fein fritifeper Scpatfblicf gänzlich- Stein SBunber, bafe e? zwei ¿apre vorper ber feurige Säugling Stlopftocf mit feinem ffarfen Naturell niefct lange bei bem eprwürbigen ©aftfreunbe au?gepalten patte, ©et Schmerz, ben er burep feine Nbtriinnigfeit bem warfeten Sitten angetpan patte, foßte nun burep SSielanb Leitung er» fahren. §ier War ein junger ©iepter, bem NJeffia?fänger an '-Begabung niept unebenbürtig, unb biefer „neue Stlopftod“ War ein befcpcibcnet, fittfamer Nfenfcp, ber ben Sani für bie väterliche Nufnapme in Sob» mer? £»au?, für bie Erlöfung au? geiffiget Sereinfamung, für bie wirt» fame SBegebapnung in? fepöngeiftige Sehen be? aufftrebenben Zeitalter? peimzuzaplen reblicp bemüht War. ©er neue Scpüfeling be? einflufe» reichen Nitvater? zeigte fiep wirtlich „gleich ftart in moribus et litteris". Er tränt Weber SBein, noch rauchte er. Er verabfepeute bie „ganz alm' treontifepen Sünglinge" unb „braufenben ©efellfcpaften". Er (taub

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gürictjer Slufentljalt. ЗЗоЬшегё Sinfiuf;.

jeitig auf ttnb ging fritp 31t Vett. ®en Sag über faß er eifrig bei feinen Arbeiten, geigte fiep aber in männlichen ®efpräd)en aufgewedt. £urj, Vobnter tonnte Wopl „mit feinem SSielattb fdjledjterbingS gtt= frieben" fein. Unb biet patte SBielaitb ipm audj 31t bauten, wie er nodj in fpäteren Sapren aufrichtig anerlannt hat. Vobmer führte ihn in bie litterarifdje Vielt ein unb bemühte fiel), beit Stuf beS unbelannten ißoeten brieflich gtt berbreiten; er (unb neben ihm ber ©djulprobifor Startin Küngli in SBintertpur) regte beit in SBielattb liegenben päba» gogifdjen Stieb iräftig att unb leitete ihn 31t jenen freien Sebanfen über Erhebung unb Vilbung, bereit legte golge bie ^Berufung gunt Sßringeitergieper nach SSeimat feilt füllte. Er werfte SBielanbS ©intt für Sefcpidjte ttttb ißolitit, inbettt er fein auSfdjließlidj auf fpeiulatibe Vpilojoppie gerichtetes ¡Jlacpbenfen auf bie ^Beobachtung beS bürgep liehen uttb ftaatlidjen Seberts in Vergangenheit ttttb ©egenwart lentte. 3Kit VobnterS unb feines Senoffen Vreitinger fgilfe bertiefte SSiclanb feine Haififcpen ©tubien; inSbefonbere würbe ipm Vobnter ein Vorbilb als Überfeget antiier ©djriftfteUer. Aber ber Sffiieberentbecfer ber alt» beutfcpeit ifJoefie bermittelte ihm auch einen erften Einblid itt bie SSelt ber mittelalterlichen Dlomantit, itt ber fiep unfer Sichter allerbingS erft biet fpiiter mit Vorliebe unb ©litcl bewegt hat; ttnb ber Überfeger 3J2iltoitS berantaßte il)tt 31t grünbiidjett englifdjen ©pradjffubien, bie nachmals bie erfte Spatefpeare»Überfettung geitigten.

Sie fdjriftftellerifdjen Seiftungen SSielattbS, bie ber geit feines Aufenthalts in^ürid) angehören, fiitb gahlreidj, aber größtenteils nur noch bon litterargefdjidjtlidjem Sntercffe. Auf fie hat webet VobnterS nod) Klopftods Einfluß güitfiig gewirlt. Vergebens fudjeit wir in ihnen einen gortfepritt auf beut bereits betretenen SSege, ber gu einer Entwide» lung feiner poetifepen Eigenart führen tonnte. Sie^üricperKunftridjter moepten, wie beim überhaupt in ber Sdjweig eilt giemlidj puritanifdjer Gieift perrfdjte, nichts bon SiebeSluft unb heiterer ®ragie hören, unb fo warf ftdj andj ihr’ getreuer ©djilbfnappe auf baS ißatriardjalifcpe, pla tonifcp Jbealiftifdje, fromm Ü6erfcpweitglid)e. Sie Voefie Wat ihm nur nodj bie Seprerin ber Sttgenb, bie Serolbitt ber Spaten ©otteS. „gern", fagt Vernparb Seuffert, „bom Anblict feiner fepönen Vraut ©oppie, fern bon ipren Sippen, bie ipm außer Weifen Sorten aud) fuße Kliffe gegönnt patten, träumte fiep ber gwangigjäprige, in jeber ¿Regung en» tpufiaftifdje Jüngling mit boüer Überzeugung in eine überirbifepe Seit hinein, Wo nur bie ©eele gilt unb ber Körper berflüdjtigt wirb." An

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SBielanbö ßeben unb SBerfe.

bet litterarifcpen gepbe ber SdjWeijer gegen ©ottfcpeb unb feine Schule beteiligte er fiep mit geuereifer. Sie 53erbffentitcpung ber nun boll» enbeten ©bpanblung über ben ,,©oap" (1753) War eine Spat ber ber» eprenben ©antbarteit unb brachte nur eine übertriebene Sobpreifung feines SBopltpaterS; birelt aber griff er jwei Sapre fpiiter in ben Kampf ein, inbern er eine fo willige als grobe Streitfcprift ©obmcrS, „®bwarb SranbifonS <yefrf)icl)te in ®brlip", bie aitcl) einzelnes bon ipnt entpftlt, gemeinfdjaftlidj mit «Salomon ®efjner perauSgab unb in bemfelben Sapre (1755) bie mafjloS fcparfe Satire gegen Sott» fcpcb unb feinen Seibbidjter Scpönaid), „SIntünbigung einer ©unciabe für bie ©eutfdjen", beröffentlidjte. ®ie bidjterifcpen tSrjeugniffe biefer Seit finb bei aller ©erftiegenpeit unb trotj bieter 5In= (eipen bei Wilton, ©oung, ber33oWe»Singer, Klopftod, ©obmer unb an» bereu bod; im einzelnen ieineSioegS poetifcp wertlos. ÜberWiegenbiftber Sinflttfj KlopftodS. ©ei ben in fcejametern gefcpriebenen „©riefen oon ©erftorbenen an pinterlaffene grettnbe" (1753) pat aufjerbem bie IJioive, geb. Singer, ißate geftanben, ber ©Jielanb fcpon für bie „©rjäplungen" biel ju berbanten betannte. SSie einige biefer „©riefe", fo pat auch baS auf SBunfcp ©obttterS unb nadj bem Wufter bon beffen ©atriardjaben im Sommer 1753 berfajjte (gleichfalls peja» metrifcE»e) ©poS „©er geprüfte Ülbrapam" in hier ©efängen, ob» Wopl als SanjeS berfeplt, Stellen bon epifeper Straft unb ©nfcpaulicp» leit aufsutneifen, Wie man fie Weber im „WeffiaS" nod) im „©oap" finben Wirb, ©afür fehlt bem attSfd)liefdid) junt Spiter geborenen ©iepter freilich audj bie Siefe beS ®efüplS unb ber Iprifdje SdjWung be§ WeffiaSfattgerS.

®ie fcpwärmerifdje Haltung bon SSielanbS ©oefte Würbe burd) einen fdjmerjlidjen ©erlieft, ben er ani ®nbc beS SapreS 1753 erlitt, nod) wefentlid) gefteigert. Seine Siebe ju Sophie würbe bon ben beiberfeitigen©erwanbten nicht gern gefepen, inSbefonbere War SoppienS ©ater einer ©erbinbung feiner ©oepter mit bem ftellenlofen jungen ©tdjter, ber nichts getpan patte, um bie ®rünbung eines §auSjtanbeS ju fiepern, burcpauS abgeneigt. So taut eS, bafj Sophie enblid) feinem ©rangen nadjgab unb am 27. ©ejember 1753 eine ©ernunftpeirat mit bem turmainsifdjen öofrat ®eorg Widjael graut bon £a Dtodje, einem geiftboHen unb liebenSWürbigen SBeltmann, fdjlojj, suntal bie Qwifcpenträgereien ber ©erWanbten ipr bie ©reue SSielanbS berbäeptig gemadjt patten, ©iefer erpielt bie fiunbe erft, als nichts mepr ju

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SBobmerS <5d;ilbirtappe. Sßerluft her Söraut. «Serapljififje ©idftung.

änbern war. ©er Scljlag raubte ipm guerft alle Gattung unb trieb ipn bollenbs einem mpffifcpen, übermannten Seelenguftanbe gu, in bem er alles Frbifcpe beradjtete unb fiep in bie ferapptfcben Sefilbe hinüber« träumte. Er Würbe gurn aStetifdjen Xugenbf erwärmet, unbulbfatn bt§ gunt Fanatismus, babei gunt mehr bewttnbernben als berftepeitben ?lnpänger IßiatonS. Seine in ben näcpften Sauren entffepenben ®icp« tungen sengen non biefer überholen Stimmung. Erwähnenswert finb bie 1755 gefdjriebenen „Spntpathten" (in ißrofa) unb bte 1756 gleichfalls in Srofa berfafiten „Empfinbungen etneS (Slfriften" ((pater „Sf ahnen" benannt), bereu „offerierte Xieffinnigteit" Seffing rügte, unb bon benen bet ehrliche, wahrhaft fromme SeUert beiannte, fein .§erg Weigere fiep, SBielanbS Sprache gu reben, Wenn er mit Sott rebe; am fcplhnmften aber War bie gufeprift, burep bie er bie„Entpftn= bungen" bent Cberfonfiftorialrat Sact in Serien wibmete, unb in bet er bie weltlichen ®icpter, inSbefonbere Ug, Welcher SBobtner angegriffen hatte, als uncpriftlicp unb fittenberberberifcp gerabegu benungierte unb fich gu Sinterungen berftieg Wie bie, baS fcplecptefte Sircpenlieb rnüffe bem reigenbfien Siebe eines Ug unenblichmal borgegogen Werben. SQico« laiS unb SeffingS feparfe gureeptweifungen waren reichlich berbient.

Unterbeffen hatte SBielanb im Quni 1754 SobnterS gaftlicpeS §auS mit ben Eefüplen perglicpen ®anteS berlaffen. ®er Slmtmann ©rebel int Konffanger .öauS gu güriep War bur<p einen „Sian bon einer neuen Hirt bon IßribatunterWeifung", ben ber gWangigjäprfge ißäbagog 1753 öeröffentlidft patte, auf ben Sebanfen gelontmen, bie= fern eine §auSleprerfteIIe in feiner Familie aitgubieten. Söieianb nahm an unb hat bie Söhne beS SlmtmannS unb anbere Knaben als gög linge in biefer Stellung fünf Fabre lang unterrichtet. Silit IBobmer blieb er in engent Sertepr, hat aber auep gu anberen perborragenben Sllännern, Wie gu bent Fabelbicpter fflleper bon Knonau, gu Salomon (Seiner, gu bem fhtnftpiftorifer unb Dialer Fühlt, gu bent fpäter be- rüpmt geworbenen Slrgt Qopann Seorg gintmerman in '-Brugg, gtt bem Sdjulprobtfor SJlartin SBüngli unb bent ®iafonuS SSafer in SBinter« tpur, gu bem Pfarrer Scping in Slltftetten, in lebhafteren SBegiepungen geffanben. Slocp lieber faft weilte er aber, nach SobmerS fpipiger 'öe= merlung, bei Frauengimntern, „bie fein rontantifdj Oeplauber nur mit füfjen Slicten unterbrachen". Eine gange 8leipe bon rnepr ober minber platonifcpen IBerpältniffen gu geiftreiepen unb liebenSwürbigen ®amen tnttpfte fiep in ber gelt feines ilufentpalteS im ©rebelfcpen

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•JßielanbS Sehen unb Sßerte.

Sbaufe; lute beim her nidjt eben fdjöne, aber burdj fein ganjeS SSefen feffelnbe ®icpter ftetS toicl ®lüd beim weiblichen ®efd)lecpt gehabt pat. Unb bieS modjte nidjt gunt wenigften bajit beitragen, bafj feine in ben pimnilifdjen Sppären verirrte Seele fidj aHtnciplid) triebet auf bet ®rbe ¿uredjtfanb. Seit 1766 BoUpept fiep ein langfam fortfepreitenber Um» fcpwung jur ©efunbung. Sieben ben Stirdjcnoätern unb bem einfeitig aufgefafjten ibealiftifcpen ^laton lieft er Wiebet ben Berftänbigen X'eno» ppon, er lernt neben bem ernften ©affo ben peiteren Slrioft kennen unb ftubiert Bon neuem ben „®on ¡Quijote". »oltaire unb anbere fran» jöfifdje greibenter treten ipm паре. ©er feinfinnige cnglifdje SKoral» ppilofopp SpafteSburp, bem ®ut unb Scpön gleüpbebcutenbe begriffe finb, unb ber neben bet Vernunft beut unmittelbaren ®efüple feine iRecpte einräumt, wirb fein Siebling, unb Bon bem lofen Spötter Sudan füljlt er fid) ftets aufs neue gefeffelt.

greilicp fallen in feinen eigenen Scpriften bie SSirtungen foldjer Settüre nur Wenig in bie Singen, unb bod) tonnte fepon jtoei igapre Borper (1754) ber fd)arfblidenbc 9iico!ai, ber au§ ben ©rseugniffen ber ©übinger $eit SBielanbS ©igenart ertannt patte, in ben „»riefen übet ben ipigen ¿Juftanb ber fdjönen SBiffenfdjaften in ©eutfcplanb" bie pro» ppetifepe Superung tpun: „®ie SRufe beS§errn SBielanbS ift ein junges SRäbcpen, baS auep [wie bie »obmerSJ bie »etfepwefter fpielen Witt unb fid), ber alten SBitwe ju gefallen, in ein altoäterifd)eS ft’äppdjen ein» hüllet, WeldjeS ihr bod) gar nidjt tieiben Witt. Sie bemüht fiep, eine Ber» ftänbige, erfahrene Wiiene anjunepmen, unter ber ipre jugenblicpe Un» bebaeptfamfeit nur gar ju leiept perborleucptet, unb eS Wäre ein ewiger Spettatel, Wenn biefe junge grönnnigtcitSleprerin nodj wiebet 31t einer munteren SRobefdjönpeit würbe." »iS bapiit patte eS freiiidj nodj gute SBege. ®eimod; nerbient bet 1756 entworfene ,,»lan einer Sita» bemie jur »Übung beS »erftanbeS unb ^erjenS junger £eute" (gebruett 1758) SeffingS Spott in ben „Sittetaturbriefen" nur jum ©eil, ba et neben mandjem Unüberlegten unb Unausführbaren audj mandje beachtenswerte, Bon wirtlidjer päbagogifcper Sinficpt jeu» genbe ®ebanten entwickelt. Unb wenn auep baS nur bis jum Schluß beS 5. ®efangeS gebiepene ®poS „SpruS" (begonnen 1757, als grag» ment gebruett 1759) in ber gorni noep ben Stadjapmer ßlopftods jeigt, in ber ganzen SInlage Bon bem „SconibaS" bes ©nglänberS ®1овег abhängig ift, wenn aud) ber in Senoppon§„®propäbie" bereits ju einem ¡perrfcperibeal geworbene »erfertönig unter SSielanbS gebet BoUenbS

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borboten beê límfdjroungá. Son ßüridj nad) Sent.

ein republilanifcher ïugenb» unb greipeilShelb Wirb, fo pat bodj bas unftreitig Dorfcproebeitbc Silb griebrid)? beê ©roßen ber Sbealgeftalt aucp perfönlidje, menfdjlithe 3üge geliehen. ÎKitStecpt fap æielanb fpftter felbft tnt „Kljrus" unb in ber als ©pifobe bn,ju gebauten bia= logifdjen ©rjaplung „SlraSpeg unb ifeanthea" (fdjon 1756 begon» nen, 1760 als felbftänbige æicptung pernusgcgebcu) „bie erften grüdjte ber SSiebertjerftettung feiner Seele in tfjre natürliche Sage", ®ie ju» lept genannten, in $rofa gefcpriebenen „bramatifdjen ©efprâdje", beren Stoff gleichfalls au§ æenopponS genannter Sdjrift entlehnt ift, tonnen fdjon für einen „Seitrag jur ßJefdfidjte be§ menfdjlidjen .öeigens" unb, infofern fie beit Sieg ber Siebe übet bie Sdjlvärnterei juin ©nbjiel haben, für einen Sorläufer bes epod)emacpenben dimitan® „Slgatpon" gelten, obwohl fie noch ötel 3« fel;r «nier JRidjarbfonS ©influffe flehen. Unb felbft bent fr^wad^en Srauerfpiel „Sabt, Johanna ©rat)" (1758), ba§ ant 20. fguli 1758 in SSintertpur Don ber berühmten Dieter» mannfdjen ®ruppe mit lebhaftem Setfall aufgeführt mürbe1, tann man ein geroiffeS Serbien;! int Dlusbructe ber ©utpfinbungen nicht abftreiten. Stahrn bodj felbft Seffing, obglcid) et bie Don SBielanb an bem gleich» nantigen ®rama be§ ©nglänberg Siicpolad 8tome oerübte Sßlünberung fdjonungSloS aufbed'te, gcrabe biefeS Stüd sunt Dinlaß feiner berüljm» ten Snfangsmorte be§ 63. SitteratnrbriefeS : „greuen Sie ftdj mit mir ! §err SSielanb hat bie citperifchen Sphären berlaffen unb manbelt miebcr unter beit IDienfdjentinbern."

1 @8 ift, beiläufig bemertt, betn erften Tratte nadp (1758) ba« ältefte beutfclje ®rama in fünffüßigen, reimlofen gamben, betn englifdjen Slaniners. ®er ein gabi- ältere „Srutus" non goadiim äßiiiielm non Sratue erfdjien erft 1768 iin SDrud. allgemein in ülufnatime lam ber Serb burd> Seffing« „Siattian" (1779).

„SraSpeS unb ißantljea" fdjlofeSSielanb im Sommer erft in Sern ab. Seine Züricher Schüler mären berangeroadjfen; unb fo mußte er, ba fiep auf fefte SlnfteHmig leine SluSfidjt eröffnete, abermals eine ©r» jieherftette annepineit, unb jmar im öauje beS Snterlatener SaiHiffS (SlmtmannS) griebricp Don Sinnet 311 Sern. ?Im 11. 3uni 1759 fcfeieb er 001t ber reijenb gelegenen Simmatftabt, ber er eine fo gliidlidje geit ju bauten patte. Sor beinahe fieben Rapten Çntte er fie als ein fcpüdj» temer, nach geiftiger Anregung unb Í i tterarif djer Snfniipfung bürftenber Süngling betreten; er »erliefe fie als ein SdjriftfteUer Don anerlanntem Stuf. Sein neuer SSirlungStreiS bepagte ihm fo wenig, bafe er bie Steile in ber Sinnerfdjen gamilie nach turjem mieber aufgab. ©afür hielt er

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2öielanb§ «eben unb SBerfe.

reiferen jungen Leuten Sorlefungen über bbiiofopljifdje Xljemata, Wo» burdj iljm bie pflege einer reiferen Sefelligteit möglid; Würbe. Sei weitem bie Widjtigfte Sefanntfdjaft madjte er in 3ulie bon Sonbeli (1731—78), ber SEodjter eine§ Seiner SßcttrijierS unb ilintstjerrn, ber nochmaligen greunbin Stouffeauä. ®a§ adjtunbgwangigjährige Wäb« djen War nidjt fdjön, bagu nerbö§ unb fränfelnb, übte aber burd) iljre fcelifdjcn unb geiftigen Sorgüge auf bebeuteube SRänner eine mädjtige ?lngiehung§lraft au§. SSielanb nannte fie nodj als ®rei§ „bcn fdjön» ften, tjellften, auSgebilbetften unb in jeher Diüdfidjt boüfommenften weiblichen Seift, ber mit einem fo regelmäßigen, gugleidj fo garten unb ftarfen, fo liebeboUen unb bagu bon alter Schwachheit fo gänglidj freien bergen berbunbeu War". ©aß fie nodj mehr ató ber Sriefwedjfel mit 3immerntann unb bie freiere Serner SeifteSluft gu feiner geiftigen ®e» ltefung beigetragen hat, unterliegt feinem Qweifel. SSar er bodj fo bon iljr begaubert, baß er fidj förmlich mit iljr uertobte. Sine tiefere Sin- wirlung auf feine bidjterifdje fßrobuttion läßt fidj aUerbingS nidjt nadj» Weifen. Sielmeßr erfdjeint ba§ (bon ,,9(raäpe» unb ^antßea"abgefel)cn) eingige hoetifdje SrgeitgniS feine§ Seiner ?lufentßalte§, bits ®rama „Slementina bon ^orretta" (gebrudt 1760), faft al§ ein Stüd« fall in bie SefübtófdjWürnterei, Wa» freitid) bttrd) feinen Stoff erflärt wirb. ®enn Sßielanb hat f)ier imSrunbe nur eineSpifobe au» IRidjarb» fon» ©ugenbroman „Sranbifon" in ®ialoge (in fßrofa) umgefdjrieben, bie nod) bagu alles bramatifdjen Buge» entbehren.

3. Sn Sibcrad) (1760-69).

Star etwa elf SKonate blieb SSielanb in Sern. ®er Shtnfdj, einen eigenen föausftanb gu begrünben, unb bie Siebe gu feinen Sltern bewo» gen ihn, bie Sföaljl, burdj bie er am 30. SIfjril 1760 gum Senator ber SReidjbftabt Sibcrad) ernannt Würbe, angitnebmen. 3m SJlai lehrte er nach faft adjtjäijriger ülbwefenljeit gurüd in bie heimatliche Stabt, bie ihm im 3«ii audj ba§ filmt eine§ SangleiberWalterS übertrug — frei» fidj nur fwooiforifdj; benn bie enbgültige ilnfteüung Würbe erft.bier 3«ßre fpäter burd) ein Sonclufum be§ 9ieicf)ö()ofrateS auggeffwodjen. So lange hatte ber tatßolifdje Seil be» 3J(agiftrat§ fie uerßinbert. ®ie Eingewöhnung in bie engen Sertjältniffe ber Heinen fdjwäbifdjen Stabt Würbe nuferem ©idjter burd) ben langen Streit über feine fefte Dlnftellung nicht erleichtert, unb ber berüchtigte Sred)terfdje fßrogeß ließ ihm, ber fiel) bereits gu religiöfer ©ulbfamfeit burdjgerungen hatte, bie fanatifdje

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Jjulie non Boitbeli. 3iat3t)cri' in Biberai). Bredjter. Bibi.

Kefdjränltpeit int Wibrigfiett Sidjte erfcpeinen. SSicIanbg Kater rttdte in bie erfte proteftantifdje fßfarrfteüe auf, bie anbeten Seiftlidjen rüctten nach- gür bie baburtp frei werbenbe lefete Stelle eine» ©iatonug be= warb fidj ein intelligenter junger Hiann Slameng SSredjter. Er Ijielt feine ißrobeprebigt 3U großer Kefriebtgung bet (Semeinbe. Mein bet jüngfte proteftantifdje (Seiftlicpe, bet Slbenbprcbiger Seid, erllärte ibn für einen gefährlichen greibenler unb bradjte ungünftige Seridjte über Krechterg Korleben in Umlauf. Seiber liefe fid; nicht leugnen, bafe bie» fer einftmalg, Von bitterer Slot getrieben, bei einem beruntgieljenben SBunbarste bie Obliegenheiten eines §angwurfteg mit Erfolg auggeübt featte. ©aber (Palleten fiep bie Ktberadjer fJJroteftanten in jwei Kar- teien, bie eine für, bie anbere gegen Krecpter. SSielanbS Wacferer Kater hielt unerfdjütterlicp 31t jener. ®g tarn 31t einem förmlichen Straften» aufrupr, bett bie (Segnet Krecpterg in Sjette festen. ®od) ber Bürger» meifter ber Sfepttblii, ber energifepe §err von Jpillern, liefe fiefe nidjt ein» fcpüdjtern, unb am nädjften Sonntage Würbe SBredjter in aller gortn in eilt Mit eingeführt. $a inbeg eine gebeiplidje Slmtgtpätigleit begfelbett nidjt möglich fdfeen, fo ging er freiwillig nach bettt Stäbtdjen Sdjwai» gern, Wo er fegengreidj Wirlte unb ttad; feinem Sobe alg bag SJlufter eineg Würbigen (Seiftlidjen betrauert Würbe. SBielanb, ber iptt ju feinen beften greunben 3äplte, liefe feinem Spotte über bie ©ummfeeit unb Kogfeeit ber (Segnet freien Sauf unb pat fie fpäter im Vierten Kud;c feiner „Slbberiten", in benen er Viele bamalg gemachte Erfahrungen Ver» arbeitete, bem (Selädjter ber SlacpWelt preiggegeben. Md; fonft fehlte eg ipttt nidjt an ülnlafe jur Slttgbilbung feiner fatirifepen Steigungen. ®od) verwaltete er fein Slntt mit feinen oft unangenehmen (Sefdjaften in bet mufierpafteften SSeife, nahm eifrig an bem politifdjen (Betriebe ber Heinen 3?epublit teil, fucpte bie ihm alg jüngften Siatlfeperrn unter» ftepeube Kiberadjer Siebhaberbühne 3U heben unb behielt bei aüebent freie Seit genug für Wiffenfcpaftlidje unb poetifepe ©pätigleit. 3n fett» lieber Kesiepung freilich blieb er nicht frei von fernerer Kerfdjulbnng. ®ie leibenfcfjaftlidje Siebe 31t einem armen fatpolifdjen Kürgerntäb» djen, Eprifeine Ipagel, bie er „Kibi" nannte, führte 31t einer Slrt wilber Epe (1762—63), bereit golgen bem jungen Senator nidjt nur viel Ker» brufe burdj ©latfd)ereien, fonbern auep fcpmerslicpe (Sewiffengbiffe be­ reiteten. Es batf jebodj nicpt unerwähnt bleiben, bafe er feft ent« fcploffen War, bie Kerfiiprte 3U heiraten, unb bafe blofe ber fanatifdje Srofe ber fülutter beg SDläbdjeng unb ber fatpolifdien Kepörben, bie

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ÜPielanbä £eben unb SEerfe.

bon einet Ehe mit bem Siebet nichts wiffen Wollten, bicfe ilbficht nicpt gur ©ljat werben lief). Selbftnerjtänbtid) tarnen ©erücpte über feinen leichtfertigen SebenSwaitbel mit ber Seit aud) ¡Julie bon Vonbeli gu Dpren. Ein böUiger Sind) wat baS unbermeiblidje Ergebnis.

®aS bebentlicpe Verhältnis 31t Vibi Wirb Wenigstens gunt Steil butd) bie giemlidj lodete SebenSauffaffung erflärt, bie eine neue folgen» reiche Vefanntfcpaft bem Sichter bertraut machte. ¡Jn bem eine halbe Stunbe nörblicp bon Viberacp reigenb gelegenen Sdjloffe SSartpaufen wohnte feit 1761 ber bisherige erfte SKinifter beS SRainger ©urfürften, griebriep, ®raf bonStabion (1691—1768), ein reicher, geiftboller alter Sebemann, liebenBwürbig unb fein gebilbet, in ber Sitteratur, bor allem in ber frangöfifepen, trefflich bewanbert, ein ungläubiger Spötter, babei bod) perfönlicp reeptfepaffen unb WoplWoUenb. Sei ihm lebte nun außer feiner ®attin unb feiner jiingften SuchtetWtajimiliane (bie ältefte, eine bermäplte ®räfin Schall, tarn jebeS ¡Japr 511 längerem Vefucpe) als fein Dlat unb ®efeUfcpafter ber ehemalige furinaingifdje 9JegiernngSrat bon Sa Stoche mit feiner grau Sophie, geb. ®utermann, SBielanbS Sou» fine unb einftiger Staut, ©urdj bieje, bie bem alten Siebhaber nun eine perglidje unb aufrichtig erwiberte greunbfcpaft entgegenbrachte, Würbe er im 3Kai ober ¡Juni 1762 in ben Söarthaufenfdjen S'reiS eingeführt, in bem er fiel) aufjerorbentlidj Wohl fühlte. Ipier bot fidj ihm aUeS, WaS er bisher in Viberad) fdjmerglid; bermifjt hatte, freie unb feine Sefellig» leit, lebhafte Unterhaltung, bagu eine fehr reichhaltige Vibliotpet. Sn ben fepönften Slusgaben ftanben ihm hier bie mobernen unb antifen ilutoren gut Verfügung, unb bie Empfehlung beS freifinnigen Sa Slodje unb beS ®rafen wat faunt erforberlid), um feine Seftüre bor allem bet ?luftlärungS» unb leichtfertigen llnterpaltungSlitteratur ber Englänber unb graugofen gugulenlen. Solcher Umgang unb foldje Seitüre tilgten rafd) bie lebten Siefte frommer Überfdjwengticpfeit, bie ihm noch nn’ hafteten, unb eS erfolgte nun ein längft borbereiteteS Scpaufpiel, baS aber bem grofjen Ißnblitunt notwenbig ein überrafepenb plöpiidjeS et» fepien: ber Älepftocfianer Söielanb berwanbelte fiep in einen Welt» männifdjen, ja frioolenSlacpeiferer ber Erebillon, Vriot unb Senoffen, ber eS bem einft fo patt gefcpoltenen Ug an lüfternen Sdjilberungen weit gubortbat.

VUerbingS überfap man babei, bajj feit 1762 eine (1761 begonnene) tlberfepung SpatefpeareS bon SSielanb etfepien, bie bis 1766 gweiunbgwangig ©tarnen beS grofjen, in ©eutfcplanb noep faft unbe»

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(Sraf Station. Sljafefpeare s Überfefcuttg. ,/öon Spltrio".

tonten EnglänberS (mit Ausnahme beS „SommernachtStraumS" in fßrofa) brachte, bei allen №ngeln eines erften 83erfudjeS eine hödjft »erbienftlidje Arbeit unb jebenfallS ein untrügliches Beiden ernfter ©fjätigteit. Sie fanb SeffingS warme Anertennung unb hat unfern größten ©idjtern, (Moctbe unb Schiller, bie erfte Kenntnis beS ®e= wattigen erfdjloffen. Aleit größeres Slnffetjen erregte ber 51t Dftern 1764 beroffentiidjte totifdje Vornan „©er Sieg ber Statur über bie Schwärmerei, ober bie Abenteuer beS ©on Stjlbio bon Dtof alba". ©ie erfte 3bec bagu fallt in bie Beit beS eben angetniipf« ten Afartljaufener AerfeljrS, bon Sunt 1763 bis Anfang 1764 bie Ausführung. ©er nädjfte Bwed beB SBudjeS War, bie mobifche Aor» liebe für bie WiKtiirlidj fihmttaffifdjen franzöfifdjen geenmärdjen, aus benen er übrigens felbft gern fdjöpfte, mit heiterer Ironie 31t berfpotten, hoch erweitert fidj ber „®on Stjlbio", Wie fdjon ber erfte Seil beS SitelS anbeutet, zu einer Satire gegen jebe Art »on Schwärmerei, inSbefon« bere gegen Sugenbfeligteit unb Aberglauben, unb jwar »ont Stanb» puntte beS nüdjternften SSerftanbeS aus. Sm einzelnen fprubelt baS Alert bon leidjtem, oft leichtfertigem Söitje, namentlich in bent ein» geflochtenen SKärdjen bom tßrinjcn SBiribinter, einem SKeifterftüde ctjnifdjen §umorS; unb ber aufserorbentlidje gortfcpritt, ben ber 3io» man nad) ber Seite ber tütenfdjenfdjilberung, beS eleganten Stils unb ber lebenbigen ©arfteUung für bie ganze beutfdje fiitteratur bezeichnet, fpringt in bie Augen, wenn man ihn mit bent nur um zwei 3»hre älteren „Sranbifon bent B'lK'deii" »on SRufäuS bergleidjt. Auch SÄufäuS War eilt mittiger unb freibentenber Wann; auch er hatte gegen bie Diidjarbfonfdje ©ugenbfdjwärmerei groitt gemacht, aber bie Satire War ihm Wichtiger als bie poetifdje 83al;rheit unb An« »tut; feine Eeftalten fittb ® aritaturen, feine Erzählung ift leblos. 5BaS beut „®on Stjlbio" 311m Aadjteil gereicht, ift ber Wangel eines burdjbadjten glattes unb bie Abljängigteit boit feinem nicht im ent» fernteften erreichten Sforbilbe, bem „®on Quijote" mit feinen grofz» artigen tljpifdjen ®egenfäiteti »on Sbeal unb Sebcn, an ben er felbft 31t feinem eigenen Schaben fortwiiljrenb erinnert. ©afj ber 83obinerfdje unb ber glopftocifdje SrciS feit biefent Eeden tßrobutte ben ©icljter als einen Abtrünnigen betrachteten, iftebcnfo natürlich, al§ bafj bie freier gefinnte Sugenb, 3. 85. Eoetlje, fidj baratt ergötjte. Siefere Asitfuttg tonnte unb Wollte biefeS „eitle Spielwert", wie ber ©idjter felbft fein Alert be3eidjnete, fo wenig erzielen, wie bie ihm unmittelbar folgenben

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SÜHelaitb? £cben unb ffierte.

„Sontifdjen Erzählungen" (gefdjriebett 1764, gebrudt 1765) in

loder gebauten, aber hödjft fdjntiegfamen dteimberfen. Stoffe unb <Se= Italien ber griedjifdjen äRpthologie waren hier, nach bent SKufter fran»

Zöfifdjer SdjriftfteUer unb SttcianS, 31t fdflüpfrigen Sdjilberungen be» nittjt, beren fdjlinnne Stößen bitrclj itjre unleugbare ©ragte nidjt gc=

bedt Werben tonnten. ES ift noch ein ®(itd zu nennen, baf) ber Ser»

faffer nur vier, b. i). etwa bte ipälfte ber entworfenen ober bodj ge=

planten Erzählungen, beröffcnttidjte, fpäter auch eine bon biefen unter» britdte unb bie übrigen bon ben berWegenften Stellen reinigte, ßeiber

aber erWedte gerabe bie Sieberlid)leit beS 3nt)aite§ unb bie fdjeinbar nadjliiffige gornt zahlreiche Sladjaljnter, unter beren plumpen ipänben ber lofe S8iß jur gemeinen $ote würbe. Es War berbiente Strafe, baf; SBielanbS zorniges Seftreben, bieS8erantWortiidjfeit für baSüluffdjießen biefer giftigen SBrut bon ftd) abjuletjnen, ein bergeblidjeS unb in ben

Singen beS grofjen $ublitumS ungerechtfertigtes blieb.

Slber fdjon ba§ niicbfte SSert feines burd) ben SSarthaufcner llnt»

gang 31t froher SdjaffenSIuft erwedten SalenteS bewies, baß er nicht

gewillt war, biefeS Salent in lauter fpielenben Steinig! eiten zu bergen» ben. ®ie „®efd)idjte beS ülgathon", bie 1766 unb 1767 in jwei

Siinben erfdjien, war bereits 1761 begonnen, aber halb wieber liegen

geblieben, ba bent Sichter bitrcb berbriejjlidje ©efcpäfte unb befonberS

burd) ben iprozcß, ber über feine enbgültige SlnfteUung jwifdjen bent

proteftantifdjen unb bent fatljolifcben ©eile beS WagiftrateS geführt Würbe, bie Stimmung böHig berborben war. Erft im Sinti beS fol» gettben Safte» gab iljnt ber heitere Umgang mit ben neuen freier gebil» beten greunben bie geiftige Spanntraft wieber. Stad) manchen langen

Unterbrechungen burd) bie leidjten Spiele feines SSiijeS, „®on Splbio"

unb bie „Sontifdjen Erzählungen", bttrdj bie Slrbeit am Sfafefpeare unb bttrcl) amtliche ®efepäfte bollcnbete er bie erfte §älfte beS ,,9Iga»

ttjon" im SKlirj 1766; bont §erbfte be§ SaljreS bis 311m 2Kärz 1767

arbeitete er bie zweite aus. TVreilid) war ber t)«fti<g hingefdjriebette Sdjluß nur ein Ulotbadj, baS erft viel fpäter burd) einen bauerljafteren Slau erfeßt würbe; unb bennod) bezeichnet baS SSert auch in feiner er» ften unbolltommenen Seftalt einen herborragenben ÜDtertftein auf bent EittWidelungSgange ttnferer üßoefie. ©er ttod) auf niebriger Stufe ber UnterhaltimgSleftüre fteljenbe beutfdje 3loman Würbe burd) ben „Slga» tpon" mit einem Schlage auf eine Sfnnffljöhe gehoben, bie ifn bem englifdjen unb franjofifcheit jur Seite pellte. §atte bodj.felbft ®eUert

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„Slontiftfje ®rjä§Iungen". „Slflattjoii".

feine „®ci)ivebifc()e ®räfin", eine fepmaepe fRadjapmung Slicfjarbfonfdier

ißorbilber, non aufbringlicper SRoral mie »oK pfpcpologifcper Unmöglich«

leiten, für baS große fßublilum burclj bie altbemäprten fReismittelcpen

ber abenteuerlichen ©rsäplung fepmadpaft gemaept. Siel grünblidjer unb tiefer als im pumoriftifepen „®on t&^lvio“ mar bie eigentliche Stuf«

gäbe beS mobernen «RomanS int „Slgatpon" erfaßt. §ier (teilte fid) ein

beutfeper ®idjter sunt erften «Wale bie Aufgabe, bie innere Entmidelung

eines bebeutenben SRenfdjen nach eigenen ^Beobachtungen unb bor altem

an fiep felbft gemachten Erfahrungen Wahr unb überjeugenb 31t fcpil»

bern. Sn einer langfam, aber ftetig fortfdjrcitenben §anblung, bie er

in bie — übrigens pari mobernifierte — grieepifepe SSelt be's Sliter»

tumS (4. Saprpunbert ». Ehr.) »erlegt, (teilt SSielanb mit einer in

®eutfcplanb noch unbelannten Shinft bar, mie ber $elb »on jugenblidjer

®ugenbfcpmärnterei burep baS Leben felbft geheilt mirb, mie er ber finn»

liehen Serfudpung unterliegt unb fiep trotjbem feine innere «Reinpeit be-

maprt, unb mie er lämpfenb unb ftrebenb 31t einer maßvollen, gefeftig»

ten LebenSanfcpauung gelangt. ®ie allmäplicpe SBanblung SIgatponS tonnte SBielanb um fo lebensvoller jeiepnen, als er, nadj feinem eige» nen ®eftänbniS, „barin fiep felbft fcpilberte, mie er in ben Umftänben SIgatponS gemefen 31t fein fiep einbilbete, unb feinen ¡gelben am ®nbe fo ßlüdlicp machte, als er felbft 311 fein münfepte". ®S öerbient pervorge»

poben 311 merben, baßer, ber in berSdjmeij mie in SBiberacp mannigfache

©inblidc in baS politifepe Leben getpan hatte, feinen .'gelben aud) als

Staatsmann auftreten läßt unb babei ein fo einbringeitbeS unb maß»

volles Urteil über ftaatlicpc ®inge »errät, mie eS menige feiner littera»

rifcpenSeitgenoffen befaßen. §at boep baS ganje 18.Sahrhunbert bieim

10., 11. unb 12. tfluepe beS „Slgatpon" gegebenen glänjenben Scpilbe»

rangen unb VielVerpeißenbenSlniäufe ju einerfRomanbicptung, bie aud; politifepe «Probleme in ipr Sntereffcnbercidj einbejiept, opne «Radjfolge gelaffen! @in «Roman alfo, ber bie ßöfung mieptiger Lebensfragen jum SSormurfe nahm; unb in mie anjiepenber unb jebern gebilbeten Lefet »erftänblicper SSeife, mie geiffreiep unb unterpaltenb mar biefer ®or-- murf auSgefüprt! SRag man bie ©rfinbung ber äußeren ¡ganblung, bei ber SBielanb nur feiten altpergebracpte romanhafte gutpaten, an» fangS int Ernfte, fpäter mit heiterer Selbftironie, »ermenbet, bürftig finben, mag er nodj fo Biele 3Roti»e, ®ebanten unb anbere Einjeb heilen antiien Duellen, bem „Son" beS SuripibeS, bem Xenoppon, Platon, fßlutarcp, £>eliobor u. a., ober IBapleS ®ictionnaire ober Spaß

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SBieianbä Sehen unb 2Berfe.

tes6urh§ Schriften entlehnen, mag baS Vorbilb gietbingS, beS erften neueren KomanbichterS, ber wiriliche 5Dtatfd)en fc^uf, unleugbar fein, mag man bebauem, bap, ber ©ictjtcr jur Veflügelung feiner Vhantafie ber tjiftorifefjen Eintleibung beburfte unb nicht mobemeS, beutfdjeS geben fdjilberte — baS alles fdjmälert nicht bie ehochemadjenbe Ve« beutung beS VudjeS, Von beut bie Entwicklung beS KunftromaneS in ©eutfdjlanb auSging, bas Seffing „ben erften unb einzigen (beutfdjeii) Vornan für ben bentenben ©oftf non tiafftfehem ©cfdjmacte" nannte, unb Von bent Soeben1 mit «Recht beraubtet, baß eS eine in ihrer Vrt fo neue unb fo ausgezeichnete Erfdjemung mar, Wie eS neunzehn Snl)rc borher ber „ÜJieffiaS" in ber feinigen gemefen. Vom „ilgathon" führt ber S8eg aufwärts 31t SoettjeS „Söerther" unb „Wilhelm «Keifter".

1 „Sie ©ntoictelung ber bcutf^en Sßoefie", Sb. 2, S. 164 (Sraunfi». 1858). 30*

Dbfdjon ber „Slgatbon" eine erftaunlidje Kenntnis beS griechifdjen Altertums befunbete, hatten hoch bie unrecht, bie iljn für einen ard)äo« logifcfjen «Roman hielten. «Rid)t auf ein peinlich genaues ülbbilb alt» tlaffifhen gebens War eS bem Sichter in erfter ginie- angefommen, Wie« wohl feine Schilberungen auch in biefer §inficht getreuer finb, als mau gewöhnlich glaubt, fonbern auf pft)<i)DiDgifdje SBahrljeit unb auf bie feffelnbe Vehanblung allgemein menfdjlicher Probleme. Stoch Weniger­ lag ihm an Bewahrung beS griechifdjen KoftümS in einer poetifdjen Erzählung, 3U ber er fd)on 1764 ben $lan fajjte, bie aber erft mit man« eben Unterbrechungen neben bem zweiten Seile beS „Slgatl)on", bem ,,©on Shlüio" unb &elu unten zu erWiihnenben „3briS" Ijc’v 1766 aus« gearbeitet unb nach bem großen Kommt im Kitguft 1767 öollenbet würbe, „«Kufarion, ober bie «ßhilofofhie ber Srazien, ein ®ebicht in brei Vürfjern" (gebruett 1768). «Kit ben lofen „Komifchen Erzählungen" hat biefeS geiffooUe, feine äSertdjen nichts gemein, baS in eigenartiger Vcrmifcpung bibnttifcher, epifdjer unb tomifdjer Elemente bie wahre Siebe als bie Siegerin über hppodjonbrifdje Verbitterung, hhilofophifthe Verlegenheit unb rohe Sinnenluft feiert. Sie öaupt« perfonen, ber platonifche ©rübler VhaniaS unb bie lluge unb reizenbe, mitsige unb gutherzige «Kufarion, finb mit fo frifdjen garben gezeichnet, bie Verherrlichung beS maßvollen, bergeiftigten gebenSgenuffeS ift fo einfcpmeichelnb, bie Verspottung beS ppthagoreifbhen unb beS ftoifhen Sortljelben fo luftig, bie Verfe fließen fo leicht unb anmutig, baft man baS Entzügen ber $eitgenoffen wohl begreift. §ier War ein Sehr»

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„agattjon". „äJlufarion". STuffaffuna i>ev ätntile.

gebicft, bag mit bett fchmerfäHig ernff^afteil Sehrbichtungen ber Wora= liffett miet) nicht bie geringfte &jnlt$feit ^atte. SRinber begreiflich mitt eg unä jjefct bünfen, baß fclbft ber junge Soetlje, ber in Seidig bie Qlu§= Ijängebogen ber„5Dtufarion" int Sommer 1768 mit ^Begeiferung tag unb halb bag gnn,je ®ebid)t augmenbig gelernt hatte, in ihm „bag Slntife lebenbig unb neu mieberjufeljen glaubte". ä»an barf aber nicht oer» geffen, bafj bie Sluffaffung SBielanbg mie beg jungen (Soetije unb feines Seljrerg Cfcr bon ber Slntitc noch gar fcljr unter ber SRachmirfung beg tRofoto ff anb, mährenb bie unfrige bon SBincfeintann unb bem ffäteren ©oetljc bor allem beeinflußt ift. ®ie eine ift fo einfeitig mie bie anberc: biefe entnimmt ihr Sbeal ber griechifhcn «ßlafit, bereu SBefen iijr „eble Einfalt unb flirte Sröfje" ift; jene fudfe nach Vermittelung zmifdjen bent ¿eitgefdjmatf unb ber Slntife unb hielt finnlidje Schönheit unb ©rajie, berbunben mit feiner ©eiftegbilbung, für bag eigentlich tarn jeichnenbe griechifdjer ülrt. SSielanb ingbefonbere fühlte fid) bor allem burdj bie griechifchen Vrofaiter bon X'cnophon big ju Sucian unb ben Vomanbid)tctn ber römifchen ©aifeqeit gefeffelt, unb mag er hier alg griedffdje Eigenart erfannte, bag gab er mirflid) ohne biet Verfälfdjung mieber. Er hat fid) auch nie an bie epifdje Sdjilberung älterer ¿eiten gemagt, unb eg ift hoch etmag anbereg, Wenn Soetlje mit hohem Ernft ctma bie ©eftalten ber heroifdjen ¿eit ,’,u neuem Sehen ermeett, alg rnetin SSielanb in humorif ifd) gefärbter ©arfellung etma feine meblidie fpetärc SRufarion in bag erfte tarifliche ober meinetrnegen auch bordhriflidje Sahrhunbert berfeßt.1 ®oetl)eg eigener Slugfrruch bleibt ju Siecht bc= fteljen: „©er tlnerfehliche mar in öriedjenlanb unb Vom zu fcaufe"; unb fidjerlid) mar SBielanbg gefällig bermittclnbe Vrt gerabe bie gc= eignete, um bie bormiegenb franjoftfeh gebilbete Scfemelt feiner ¿eit in Senntnig unb Verftänbnig ber antifen «Belt ohne 2RüIje einäufül)ren — nebenbei natürlich! ¿um ¡jjaitptzmcd ift ihm folche mehr gelehrte alg bidjterifdje Aufgabe erf biel fpäter, alg er ben „Vrifipfj" fchrieb, ge> morben. — Überfdjreitet bie finnlidje Sdjilberung in ber „Vcufarion" an feiner 'Stelle bie ®renje beg anftänbig ¿uläffigen, fo tann man bieg einer britten größeren Sichtung, bie ziemlich gleichzeitig mit „Vgathon" unb „äRufarion" entfanb, nidf nachrühmen. Sag big auf fünf ©e« fange gebrachte, unooUenbete romantifd) tomifche Schicht „Sbrig unb

1 ®aä Siegel Salomon« (SBer8 953) ift als älnacDrottiämiiS jujugeben; aber Z^eop^ron fpielt (»erb 947) auf eine Schrift Eicerob an.

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