• Nie Znaleziono Wyników

Widok Die katholische Soziallehre vor dem Problem der unbewältigten Freiheit in der Gesellschaft

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Widok Die katholische Soziallehre vor dem Problem der unbewältigten Freiheit in der Gesellschaft"

Copied!
17
0
0

Pełen tekst

(1)

R O C Z N IK I N A U K S P O Ł E C Z N Y C H T o m III — 1975

WILHELM WEBER*

DIE KATHOLISCHE SOZIALLEHRE

VOR DEM PROBLEM DER UNBEW ÄLTIGTEN FREIHEIT IN DER GESELLSCHAFT

Die h eftigen g esellsch aftsp o litisch en A u se in an d e rsetz u n g en in d en In d u strie län d e rn der w estlich en W e lt seit etw a d e r M itte d er sech zig er J a h re h aben eines in a lle r D eu tlichk eit w ie d e r n e u zu tag e g e fö rd e rt: d a ß m an a) bis h e u te noch im m er nicht w eiß, w as e ig e n tlic h F re ih e it b ed e u te t und b) w ie F re ih e it als d a u e rn d zu sic h e rn d e r W e rt g e se ll­ schaftlich-politisch im m er w ie d e r v o n neu em o rg a n isie rt w e rd e n m uß. M it an d e re n W o rten: Z w eih u n d ert J a h re n ach d e r A u fk läru n g u n d d e r franzözischen R evo lu tio n ste h e n w ir n ach w ie v o r v o r dem P roblem der u n b e w ä ltig te n F reiheit.

K önnte das nicht d a ra n liegen, d a ß d e r F reih eitsb eg riff d e r A uf­ k läru n g u nd der franzözischen R ev o lution falsch o d e r w en ig ste n s e in ­ seitig w ar?

Das Dilem ma b eg an n dam it, d aß J. J. R ousseau g leich am A n fan g seines C ontrat social e rk lä rte , d er M en sch w e rd e frei g eb o ren , u n d doch liege e r ü b erall in K e tte n 1. Der d e u tsc h e P olitologe W ilh elm H enn is h at d arau f hingew iesen, d aß R ousseau h ie r eine w e se n tlich e B estim ­ m ung d e r conditio hu m an a leu gn et, näm lich die, d a ß d e r M ensch zw ar m it der F ähigkeit, frei zu w erd en , g eb o ren w ird, im Z u stan d e d e r G e­ b u rt jed och alles a n d e re als frei ist 2.

Die n eu zeitlich e F re ih e itsid e e (R enaissance, A u fk läru n g , fran zö sich e R evolution) ist prim är die e in e r em an zip ato risch en F reih eit. F re ih e it von A bhängigkeiten, A u sb ru ch aus e in e r zum Teil irra tio n a l leg itim ie r­ * Profesor uniw ersytetu w M ünster (RFN), dyrektor Instytutu C hrześcijańskich Nauk Społecznych w Münster.

1 J. J. R o u s s e a u, C o n tia t social, 1. Buch, I. K apitel.

2 W ilhelm H e n n i s , D emokratisierung. Zur Proble m atik eines Begriiis, Köln und Opladen 1970, S. 37.

(2)

ten g e b u rtsstä n d isc h e n feu d alistisch en P riv ilegiensgesellschaft, Befrei­ ung v o n n ic h t d u rch V ern u n ft leg itim ie rte n A u to ritä te n usw.

Es h a n d e lt sich um e in e n re v o lu tio n ä re n F reiheitsbegriff, re v o lu ­ tio n ä r in dem Sinne, d aß e r die B efreiung des Individuum s aus e ta b lie r­ te n g e sellsc h a ftlic h e n S tru k tu re n m it P riv ileg ie n ch a ra k te r anzielt. In diesem Sinne h a b e n w ir es z u n äch st u nd p rim är m it einem m eta ­ p o litisc h e n F reih eitsb eg riff zu tu n, d essen z e n trale r In h alt die gleiche re c h tlic h e F re ih e it a lle r ist. In diesem m etapo litischen Sinne sind die re v o lu tio n ä re n A xiom e v o n F re ih e it und G leichheit zu v e rsteh en . G leich h eit w u rd e noch n ich t p rim ä r als E galität des sozio-ökonom ischen S tatu s begriffen, w ie es h e u te bei v ie le n eg alistisch en B estrebungen d e r Fall ist, s o n d e rn als E g alität des allg em einen B ürg erstatu s im Sinne d e r „g leich en re c h tlic h e n F re ih e it" aller.

F re ih e it und G leichheit, das h eißt: A lle h aben die (formal) gleichen R echte, niem and ist rec h tlic h p riv ile g iert, niem and ist rec h tlic h ab­ hängig!

D er B ürger, d e r d iese F re ih e it in d e r franzö sisch en R evolution ge­ g en die P riv ileg ie n g ese llsc h a ft des A n cien régim e erkäm pfte, w ar der B ürger vom jak o b in isc h e n Typ. D er B ürger tra t som it rev o lu tio n ä r in die A re n a d e r W e ltg esc h ich te . Er n a n n te sich stolz Citoyen! Es w ar d er B ürger aus R ousseau s C ontrat social.

A n d e r S eite dieses B ürgers, des C itoyen, un d gleichzeitig in K on­ k u rre n z zu ihm, käm p fte d e r B ürger ein es an d e re n Schlages, jener, für den die R ev o lu tio n n u r die n o tw e n d ig e D urchgan gsstufe zu e in e r G e­ sellsch aft w ar, in d e r e r selb st zur dram atis perso n a w e rd e n w ürde.

Die w e ite re E ntw icklung folgte m it e in e r gew issen in n eren Logik. A b stra k te re v o lu tio n ä re P ro k lam atio n en v on E m anzipation und F rei­ h e it sind fü r d e n n a c h re v o lu tio n ä re n A lltag, w enn w ie d e r Politik g e ­ m ach t w e rd e n m uß, zu un h an d lich , zu w enig o p erational. Die Folge w ar, d a ß die fran zö sisch en R ev o lu tio n sv erfassu n g en die a b stra k te kos­ m o p o litisch e F re ih e it n u n m eh r v e rrä u m lic h te n und v e rd in g lic h te n und in k o n k re te in d iv id uelle Freiheitsräujm e um form ten. N eb en die E rklä­ ru n g d e r a llg em ein en d ro its de l'h o m m e tra te n die k o n k re te n droits du

c ito y e n ! 3.

In d en v e rsc h ie d e n e n R e v o lu tio n sv erfassu n g en ist die Rede von » n a tü rlic h e n u n d u n v e rlie rb a re n M e n sc h e n re c h te n ”, ab e r diese R echte w e rd e n sofort zu k o n k re te n B ü rg e rre c h te n v erd ig lich t und in div idu ali­ siert, w om it d e r Keim zu r U ng leich heit der ein zeln en Individuen g e­ leg t w u rd e.

8 V g l. D éclaration des droits de l'homme et du citoyen; b esch lossen von der N ationalversam m lung in den Sitzungen vom 20., 21., 23. und 26. A ugust 1789, ge­ nehm igt v om König.

(3)

In A rt. I der D éclaration v o n 1789 h e iß t es: „Frei u n d g leich an R echten w e rd e n die M en schen g e b o re n u n d bleib en es Ä h n lich h ieß es schon in d e r Bill of Rights v o n V irg in ia (USA) vom 12. Ju n i

1776, w o in A rt. I e rk lä rt w ird, „d aß alle M en sch en v o n N a tu r aus frei und unab hän gig sind u nd gew issg a n g e b o re n e R ech te b e sitz en [...]” . Diese E rklärun g en e n tsp re c h e n dem „Pathos des A llg em ein en ", der Idee des W eltb ü rg erlich en , alles dessen, „w as M en sc h e n a n tlitz trä g t".

Die V erd ing lichu n g, die In d iv id u a lisie ru n g d e r allg e m e in en M en ­ sc h en rech te zu den alltä g lic h e n B ü rg e rre c h te n u n d dam it die V er- flüchitgung des re v o lu tio n ä re n P athos des A llgem einen, folgte auf dem Fuße. So h e iß t es in A rt. II d e r D éclaration vo n 1789 zu n ä ch st n och einm al: „Der Zw eck jed en p o litisch en Z usam m en schlusses ist die Be­ w ahru ng der n a tü rlic h e n u n d u n v e rlie rb a re n M e n sc h e n rec h te". D ann aber w ird sofort m assiv in d iv id u alisiert: „D iese R echte sind F reih eit, Eigentum , S icherheit und W id e rsta n d g eg en B edrückung". Und A rt. XVIII fügt hinzu, d a ß „das Eigentum ein u n v e rle tz lic h e s u nd heilig es ist". — Ä h n lich e F o rm u lieru n g en e n th ä lt a u c h die V erfassu n g der französischen R epublik vom 24. Ju n i 1793.

Die V erd in g lich u n g d er allgem ein en M e n sc h e n rec h te zu d en k o n k re ­ ten B ürgerrechten, v o r allem im „u n v e rletz lic h en u n d h e ilig e n Ei­ g entu m ” sich d a rste llen d , fü h rte das B ürgertum des B esitzindividalis- mus an die S ch alth eb el d e r g esellsch aftlich -p o litisch en M acht im 19. Ja h rh u n d e rt. Das m ark ierte zug leich d en Beginn d er liberal-in d iv io u ali- schen R echtsepoche Europas, die im C ode civil (auch C ode N ap o léo n genannt) v o n 1804 ih re n e rs te n g esetzlich en N ie d e rsc h la g fan d u nd von d o rt sich in d en B ürgerlich en G esetzb ü ch ern a n d e re r S ta a te n E uro­ pas fortsetzte. Die b eso n d ers sta rk e n u n d s ta rtb e g ü n stig te n C itoy en s der französischen R evolution b e n u tz ten n u n m eh r eifrig ih re d ro its du citoyen (Eigentum, G ew erbefreih eit, lib e ral-p e rm issiv e G esellsch afts­ auffassung), um ih re n w en ig er b e g ü n stig te n C on-cito yen s d a v o n zu laufen.

Ü ber N ach t b e h e rrsc h te nich t m eh r d e r C itoyen, das Ideal d er französischen R evolution, das Feld, so n d e rn der B ourgeois, der lib e ra l­ k o n se rv a tiv e B esitzbürger. Die allg em ein e fo rm al-rech tlich e g leiche F reih eit aller ging fo rtan e in h e r m it e in e r m assen h aften ökonom ischen U nfreiheit und U ngleichheit, w ie sie das P ro le ta ria t des 19. J a h r ­ h u n d erts ken n zeich n ete.

Als Z w ischenergebnis k ö n n en w ir festh alten : Am A nfang d e r m o­ dern en p o litischen F reiheits- und E m anzipationsgeschichte, w ie e r d u rch A ufklärung und französisch e R ev olutio n m a rk ie rt w ird, ste h t d e r B ür­ ger im Kam pfe gegen die P riv ileg ien g esellsch aft des A n cien régim e. A ber d ieser B ürger ist n ich t auf ein en Begriff zu bringen. Er ste llte

(4)

sich (im m er u n te r B erufung auf die a b stra k te n Ideale von F reih eit und G leichheit) in zw ei v ö llig v e rsc h ie d e n e n T y pen dar, u nd b eide sind E rgebnis, R e su lta t der A u fk läru n g u n d d e r R evolution. Die b eid e n T y ­ p en stre ite n m itein a n d e r w ie fein d liche B rüder, u nd da beid e T ypen in d e r „ b ü rg e rlic h e n " G esellschaft n e b § n e in a d e r leben, ist „die G eschichte d e r b ü rg e rlic h e n G esellsch aft die G eschich te des Kam pfes des Bürgers g e g e n d e n B ü rger" i .

A uf d e r e in e n Seite ste h t d e r B ourgeois, also d er k o n k re te Bürger, d e n w ir a u ch d e n „ se k u n d ä re n " B ürger n en n en können, in se in e r insti­ tu tio n ell-ju ristisc h -p o sitiv en B egrenztheit, m it den b e k a n n te n b ü rg e r­ lich en S tatu ssy m b o len des V erm ö g ens, d er „b ü rg e rlic h en " Bildung und K ultur, d e r „ b ü rg e rlic h en " Fam ilie, k u rz des „b ü rg e rlic h en " Lebensstils. — G eg en ihn „ b e h a u p te te sich im m er a u ch d e r sich auf das A llgem eine, auf den M en sc h e n bezieh en d e B ürger: als G enie o d er Bohem ien, als W e ltv e rb e s s e re r od er R e v o lu tio n är od er als k ritisc h e r od er p ro te stie ­ re n d e r In te lle k tu e lle r. D ieser G egen satz e n tsp ric h t dem G esetzt, nach dem die b ü rg e rlic h e G esellschaft a n g e tre te n ist. Die b ü rg erlic h e G esell­ sch aft h a tte sich re v o lu tio n ä r e ta b lie rt; das S elb stv erstän d n is, m it dem d ie feu d a le P riv ileg ie n g ese llsc h a ft re v o lu tio n ä r ü b e rw u n d en w urde, w ar d a s S e lb stb e w u ß tsein des B ürgers als A llgem eines: D er B ürger m achte se in e R ev o lu tio n als M e n s c h " 5. — Es ist dies der B ürger in seinem „p rim ä re n " Typ, w ie m an ihn n e n n e n k an n. — Es ist d e r C ito yen im G egensatz zum Bourgeois. — „Die P riv ileg ien g esellsch aft w u rd e mit dem In stru m e n t e in e r T h eo rie ü b erw u n d en , die dem M en schen schon als M en sch en b estim m te n a tü rlic h e R echte zuschrieb. A b er dam it stellte sich die b ü rg e rlic h e G esellschaft u n te r das G esatz dieses A nfangs: Der B ürger als allg em ein er, als M ensch also, blieb im m er die N eg atio n des B ürgers u n d se in e r G esellschaftform als b eso n d erer. Die b ü rg erlich e G esellsch aft b efin d et sich ste ts in e in e r S pannung in R ichtung des allg e m e in en A nspru chs, den die b ü rg elich e n P rinzipien d e r F re ite it und d e r G leich h eit b e d e u te n " 6.

So w a r es d en n au ch n ich t v e rw u n d e rlic h , d a ß au s d iese r Spannung des allg e m e in en A nsp ru ch s, n ach dem e r sich u n a u sro ttb a r in den K öp­ fen festg e se tzt h a tte , im m er w ie d e r v on Z eit zu Zeit rev o lu tio n ä re Be­ w eg u n g e n a u fb rach en . Die e rs te B ew egung d iese r A rt w a r die franzö­ sisc h e F e b ru a rre v o lu tio n v o n 1848, d e r die d e u tsc h e M ärzrev o lu tion des g leic h en J a h re s en tsp ra ch . H ier w a r es, w o d e r sog en an n te 4. Stand, das In d u strie p ro le ta ria t, die jak o b in isch -lib erale R evolution von 1789

4 Bernard W i 11 m s, P lanungsideolo gie und revo lu tio n ä re Utopie. Die zweiiache

Flucht in d ie Zukunft, Stuttgart 1969, S. 9.

s Ibid. « Ibid.

(5)

für sich n ach zu h oln v e rsu c h te. Ih r F re ih e itsid e a l w a r e x a c te m e n t das von 1789, das fo rtan E uropa u n d h e u te m eh r o d er w e n ig e r die ganze W elt b e h e rrsch e n sollte.

Seit der A u fk läru n g u n d d e r fran zö sisch en R evolution lau fen in d e r Politik des 19. und 20. J a h rh u n d e rts zw ei u n tersc h ie d lic h e F re ih e its­ begriffe n eb e n ein a n d er her, die den zw ei g e n a n n te n B ü rg e rty p e n e n t­ sp rech en (C itoyen/B ourgeois bzw. p rim ä re r/s e k u n d ä re r B ürger typ): Das F reiheitsideal v o n 1789 bzw. 1848, d.h. die ja k o b in isc h -re v o lu tio n ä re , kosm opolitische F reih eit als allg em ein es M e n sc h e n rec h t m it dem „P at­ hos des A llgem einen", und die v e rd in g lic h te n , k o n k re tisie rte n , in d i­ v id u alisierten F re ih e itsre c h te und -räu m e als F re ih e ite n des B ürgers, des Bourgeois, m it dem „Pathos des In d iv id u e llen ".

Das Pahos des A llgem einen, das den g en u in re v o lu tio n ä re n em an- zipatorisch en F reiheitsbeg riff auszeich n et, ste llt p rim ä r auf die gleiche F reih eit aller, m ithin auf G leich heit ab; es lö st bis auf d en h e u tig e n Tag u n d h e u te v e rs tä rk t in W e ste u ro p a im m er w ie d e r rad ik a l- oder fu n d am en tald em o kratisch e B ew egungen m it s ta rk e r P olem ik g e g e n die k o nkreten, in d iv id u ellen F re ih e itsräu m e aus (P rio rität des G e se llsc h aft­ lichen, des A llgem einen v o r dem P riv aten ; G leich h eit (im Sinne von Egalitarism us) v o r F reiheit); d e r b o u rg eo is-lib era le F re ih e itsb e g riff b e ­ tont d em g egen üb er die in d iv id u ellen F re ih e itsräu m e (P rivateigentum , M ark tw irtschaft und W ettb ew erb ).

Das N e b e n e in a n d e re x istie re n zw eier F reih eitsb egriffe, re p rä s e n tie rt d urch zw ei u n tersc h ie d lic h e B ü rg ertyp en , h ä lt die G esellsch aft im Z u­ stande stän d ig er S pannung u n d in d e r G efahr, d aß die p o litisch e B alan­ ce, die beide F reih eitsk o n zep tio n e g e g e n ein a n d er re la tiv ie rt, v e rlo re n ­ g eht u n d e in e r to ta litä re n G esellschaft „lin k e r" o d e r „ re c h te r" O b se r­ vanz d er W eg geöffnet w ird. A lexis de T o cq u ev ille (1805-1859), der in telligen te B eobachter d e r g e sellsc h a ftlic h e n u n d po litisch en S zenerie sein er Zeit in F ran k reich , h a t d en p e rm a n e n te n C h a ra k te r des R evo­ lutio nstyp s v o n 1789 (und 1848) k la r e rk a n n t. Seine B eo b ach tun gen sind für u n se re r G eg en w art in d e r w estlich en W e lt v o n e in e r b e stü rz e n d e n A ktualität. In seinem W e rk L 'A n c ien rég im e et la R é v o lu tio n sch reib t er: „Aus d e r F ran zö sisch en R evo lu tio n ging ein G eschlech t v o n R evo ­ lu tio n äre n h e rv o r, das d iese ü b e rd a u e rte u n d n e u in d e r W e lt zu sein scheint: ein u n ste te s und d e stru k tiv e s Elem ent, ste ts zum H e ru n te r­ reiß e n b ereit, unfähig zum A ufbau. Es w e n d e t n ich t n u r G ew alt an, m ißachtet die R echte des Individuum s u n d u n te rd rü c k t die R echte der M inderh eiten, so n d ern — u nd das ist n e u — b e k a n n t sich a u ch noch dazu, d aß dies so sein m üsse. Es v e rk ü n d e t als D oktrin, es g e b e k e in e R echte des Individuum s, und som it eig en tlich auch k e in Individuum ,

(6)

so n d e rn n u r ein e M asse, d er je d e rz e it alles a rla u b t sei, ih re Ziele d u rc h ­ zusetzen.

Ä h n lich es h a t m an n ach fast alle n g ro ß e n R ev o lutio nen beobachten k önn en. B esondre F a k to re n ab e r sind:

1. D er d e m o k ra tisch e C h a ra k te r u n se re r R evolution, der zur M iß­ a c h tu n g d e r R echte des Ind ividu u m s u n d zur G ew alt fü hrte, da die R e­ v o lu tio n im V olk ih r w ich tig stes In stru m en t hatte.

2. D er ph ilo so p h isch e C h a ra k te r, d er se lb st für G ew alt eine T heorie benötig te.

3. Eine R evolution, die n ich t n ach einem kurzem Z eitraum zum S tillstan d kom m t, so n d e rn seit 6o J a h re n fo rtd a u te rt. Da sie n u r den S ch au p latz w ech selt, e rn e u e rt sich das re v o lu tio n ä re Elem ent städig un d trifft irg ed w o im m er w ie d e r auf sein e T rad itio n en und Lehren. So g ib t es seit 6o J a h re n irg en d w o in d e r W e lt und für jederm an n zu g äng lich ste ts ein e h o h e S chule d e r R evolution, w o sich alle u n ru h i­ g en u n d g e w a lttä tig e n Köpfe, die ih r V erm ö g en v e rlo re n hatten, zu ih re r A usbildung u n d U n te rw e isu n g e in fan d en 7.

Ein In d iv id u a le re c h t m u ß te n a tü rlic h ganz b eso nd ers gegen das re ­ v o lu tio n ä re P athos des A llg em ein en v e rsto ß e n , näm lich das E igentum s­ rech t, das in d e n R ev o lu tio n sv erfassu n g en für u n v e rle tz lic h und heilig d e k la rie rt w o rd e n w ar. K urz v o r d e r F e b ru arre-v o lu tio n von 1848 hat A lex is de T o cq u ev ille diese A ch illesferse e in e r G esellschaft, die sich als G esellschaft v o n G leichen v e rsta n d , ein d rin g lich beim N am en g en an n t. „Die F ran zö sische R evolution, die alle P rivileg ien beseitig te und alle au ssc h lie ß lic h e n R echte v e rn ic h te te , hat ein R echt besteh en lassen, das d es Eigentum s. Die E igentüm er d ü rfen sich aber ü ber die M acht ih re r P osition k e in e Illu sio n en m achen und sich nich t einbilden, das E ig en tu m srech t sei ein u n e in n eh m b ares Bollw erk, w eil es bisher n och n irg e n d s e rstü rm t w o rd e n ist. D enn u n se re Zeit gleich k e in e r an ­ d e re n [...] H e u te e rsc h e in t das E igen tu m srecht n u r noch als letz te r Rest e in e r u n te rg e g a n g e n e n a risto k ra tisc h e n W elt; es ste h t allein noch auf­ re c h t als e in iso lie rte s P riv ileg in m itten e in e r g leichgem achten G esell­ sch aft [...] Es h a t je tz t a lle in u n d je d e n T ag den u n m ittelb aren und u n a u fh ö rlic h e n A ngriff d e r d e m o k ra tisch e n A n sch au u n g en auszuhalten,

[...] Bald w ird d e r po litisch e Kam pf zw ischen den B esitzenden und d en B esitzlosen au sb rech en ; das Eigentum w ird das g ro ß e S chlachtfeld bilden, u n d die h a u p tsä c h lic h ste n po litisch en S treifragen w e rd e n sich

1 Loc. cit., Band 2: Fragments et notes sur la Révolution. T exte établi et annoté

par André Jardin, Paris 1953; hier in: Im anuel G e i s s, T ocqu eville und das Zeitalter

(7)

um die m ehr oder w en ig er tie fg re ife n d e n V e rä n d e ru n g e n d reh e n , d en e n die R echte d e r E igentüm er u n te rw o rfe n w e rd e n sollen. D ann w erden w ir die g ro ß e n öffentlichen B ew egungen und die g ro ß e n P a rte ie n Wie­ d e rse h e n ” 8.

Seit etw a d e r M itte d er sech zig er J a h re e rle b e n w ir in u n se re r w estlichen G esellschaft eine sp e k ta k u lä re W ie d e rg e b u rt des B ürgers in seinem p rim ären Typ, des B ürgers als P ro te stan te n , als R ev o lu tion är, als V e rn e in e r des G ew ord enen u n d so g ar als V e rn e in e r e in e r g e p la n te n oder pro g ram m ierten Zukunft. Z ukunft m uß offen sein; k o n k re t p ro g ra m ­ m ierte Z ukunft ist b e re its w ie d e r E in sch rän k u n g des A llgem einen , des kosm opolitischen G ehalts v o n F re ih e it und G leichheit. Das K on krete, als dem A llgem einen w id e rsp re ch e n d , die g e g e n w ä rtig e n V e rh ä ltn isse m üssen n e g ie rt w erden, w ä h re n d die F o rd e ru n g e n für die Z ukunft völlig a b stra k te r N a tu r zu sein haben. Ein k o n k re te s P rogram m für die Zukunft ist im m er etw as, w as n u r u n te r E insatz v o n M acht die C han ce hat, v e rw irk lic h t zu w erden, und zw ar v o n denen, die das Program m entw orfen. Program m und g esellsch aftlich -p o litisch es E stablishm ent g e ­ h ö ren zusam m en. Dem w ü rd e ü b rig e n s g e n a u das D iktum e n tsp re ch e n , das K arl M arx im J a h re 1869 g e g e n ü b er dem E n g län d er B eesley fo r­ m u liert hab en soll: „ W er ein Program m fü r die Z ukunft v e rfa ß t, ist ein R eak tio n är” 9.

Einer politischen Praxis, die dem P athos des A llgem ein en v e rfa lle n ist, sind v e rstä n d lich e rw e ise alle je n e R ealfato ren u n d In stitu tio n e n in n erh alb d e r G esellschaft ein D orn im A uge, die dem P ro zeß d e r v erallg em ein ern d en E galisieru n g im W eg e stehen, die ihn hem m en. K urzgespro chen sind das je n e E nklaven, je n e Inseln, je n e M ik ro g ru p ­ pen und In stitu tio n e n in n erh a lb d er G esellschaft, die n a c h a n d e re n G e­ setzen als den en d e r G esam tg esellsch aft s tru k tu rie rt sind. Die G esam t­ gesellschaft, das A llgem eine, soll „d em o k ratisch ", ein e V e rtra g s g e s e ll­ schaft v o n G leichen sein; in ihr soll es k ein e G eheim nisse geben, kein e geheim en K abinettsbesch lüsse, sie soll offen u n d ö ffentlich sein (ein besonders b elieb tes S chlagw ort ist die F o rd e ru n g n ach „Ö ffentlichk eit aller V orgänge"); sie soll jedem die g leich e C hance b ieten , n ic h t n u r form al-rechtlich, so n d ern auch tatsäch lich ; in ih r soll es k e in e n geben, d er H e rrsch aftg ew alt ü b e r a n d e re ausübt, es sei d en n p e r M andat.

Diesem K onzept, für die G esam tg esellsch aft rich tig, ste h e n a b e r die M ikro gru pp en und In stitu tio n e n in n erh a lb d e r G esellschaft im W egë, die den ein zelnen aus d er G esellschaft h e ra u sh e b e n , die ihm ein e g e ­

s A d e T o c q u e v i l l e , Erinnerungen, in: I. G e i s s, loc, cit., S. 240 i. 9 G. S o r e 1, U ber die G ewalt, Frankfurt a.M ain 1969, S. 158 f.

(8)

w isse H e rrsch aftsb efu g n is v e rle ib e n , die ihn m it e in e r gew issen M acht a u ssta tte n , die es ihm e rla u b en , ein Leben zu führen, das p riv a t ist, kurzum : die ihm ein e w ie a u ch im m er g e a rte te S o n d erstellu n g g e­ sta tte n u n d dam it das A llg em ein e in F ra g e stellen.

M ik ro g ru p p en d iese r A rt, In stitu tio n e n d iese r A rt sin d v o r allem die Fam ilie, d e r e n tg e g e n g e h a lte n w ird, sie tra g e d u rch ih re n Klein- g ru p p en eg o ism u s zur Z erk lü ftu n g d e r G esellschaft bei, fe rn e r das p ri­ v a te Eigentum , die auf dem P riv a te ig e n tu m b a sie ren d e O rdnun g u n se re r W irtsc h a ft u n d G esellschaft. A b e r a u ch jed e n a n d e re S onderstellung ein es M en sch en od er e in e r G ru pp e w ird a tta c k ie rt, z.B. die des A m t­ s trä g e rs in n erh a lb e in e r h ie ra rc h isc h s tru k tu rie rte n K irche. Dam it g erät je d e n A u to ritä t u n te r B eschuß, die sich auf ju ristisch e T itel abstützen w ill — a b e r auch solche, die sich aus d e r L eitungsnotw endigkeit, aus d e r D irek tio n sb e d ü rftig k e it d e r M ik ro g ru p p en w ie der Kirche, der Fam ilie o d e r e in e r a n d e re n G rup p e ab leitet. P erm am enter L egitim ations­ zw ang u n te rg rä b t jed e s V e rtra u e n zw ische F ü h re n d en un d G eführten.

Die fu n d am e n ta le A m bivalenz im F reih eitsbegriff selbst h at von A nfan g an zu e in e r D iversifikation, zu e in e r itio in p a rte s in den politi­ sch en K o n sequ enzen geführt. So k o n n ten sozialistische u nd lib eral-k o n ­ s e rv a tiv e „ b ü rg e rlic h e ” K räfte — b eid e die F re ih e it zum Z eugen a n ­ ru fen d — e in a n d e r p olitisch sich bis aufs M esser bekäm pfend e P arteien e ta b lie ren .

Im B ereich d e r sozio-ökonom ischen O rd n u n g sp o litik gingen sie g e­ tre n n te W ege:

— M ark tw irtsc h aft, p riv a te s P ro d u k tiv eig en tu m , W ettb ew e rb , G ew erb e­ fre ih e it als v erd in g lic h te , in d iv id u alisie rte R echte des Bürgers

(d ro its du cito yen ) fan d en im b ü rg erlic h e n L iberalism us ih re poli­

tisc h e H eim statt;

— z e n tralistisc h e , b ü ro k ra tisc h e , die p riv a te n R ech tsräum e a u ssc h a lte n ­ de O rg a n isatio n fo rm en w u rd e n zum S chibb oleth des p ro le tarisc h e n L iberalism us, d e r die M e n sc h e n rec h te (droits de l'h o m m e ) zu schüt­ zen v o rg ab.

Das h eiß t, im o rd n u n g sp o litisch e n B ereich setzte sich bis in die G e g e n w a rt h in ein d e r jak o b in isch -em an zip ato risch e F reiheitsbeg riff bei d en S o zialisten durch, w ä h re n d d e r b o u rg eo is-lib erale F reiheitsbegriff d e r v e rd in g lic h te n B ü rg e rre c h te sich sein e H eim statt bei d e n a n tiso ­ z ia listisc h e n K räften schuf.

D er ra d io k a ld e m o k ra tisc h e Kam pf g eg en die v erd in g lich ten B ürger­ re c h te e rsc h ö p ft sich h e u te a b e r n ich t m eh r prim är im Angriff auf das E igentum , so n d e rn b ezieh t a u ch die g esellsch aftlich en G ruppen und

(9)

In stitu tio n en im Raum zw ischen Indiv id uu m u n d S taat ein (die sog. corps interm éd iaires). Die m acht sich z.B. in W e std e u tsc h la n d seit e in i­ g en J a h re n b e m e rk b ar im Kam pf g e g en den g e sellsc h a ftlic h e n Einfluß d ieser G ruppen u n d In stitu tio n en , die n u r als ein e A rt V e rlä n g e ru n g d er v erd in g lich ten F re ih e itsre c h te der ein z e ln e n g e seh e n w erd en . D er Kam pf gegen die K irche und ih re b e ste h e n d en In stitu tio n e n — p riv a te Schulen, theologische F a k u ltä t an sta a tlic h e n U n iv e rsitä ten , die se h r u m fan g reich e k irchlich e S ozialarb eit in Form v o n K ra n k e n h äu se rn , Ju g e n d w o h lfa rts- arb eit, Sozialhilfe für schw ache G lied er d e r G esellschaft — , u n te r dem Schlagw ort d e r „T ren n u n g v o n K irche u nd S ta at" g eführt, ist z.Z. der deu tlichste A u sd ru ck d ieser Bew egung. In d e n rad ik a ld e m o k ra tisc h e n A ttitü d en sch w in gt bei v ielen die N o stalg ie des ja k o b in isc h -lib e ra len F reih eitsid eals mit. In einem P apier d e r Ju g e n d o rg a n isa tio n e in e r w e s t­ d eu tsch en P artei h e iß t es z.B.: „Die D u rch setzung lib e ra le r P olitik u n te r den sozio-ökonom ischen B edingungen e in e r sp ä tk a p ita listisc h e n G esell­ schaft setzt im V e rh ä ltn is v o n K irche u n d S taat, B ürger u nd R eligion zu n ächst die Einlösung der frü h lib e rale n b ü rg e rlic h e n E m anizpations- fo rd eru n g en v o ra u s" 10.

Die K onsequenz aus diesem jak o b in isc h e n D enken ist, d a ß zw ar die su b jek tiv e relig iöse Ü berzeu g un g d es E inzelnen als G ru n d re c h t a n e r­ kan nt w ird, ihre k o n k re te V e rrä u m lic h u n g u n d V erd in g lich u n g im g e ­ sellschaftlich en Raum — v o r allem als K irche — in a lle n ih re n Er­ sch ein u n g en bekäm pft w ird.

Fazit: Es gilt, w ie in d e r A u fk läru n g u n d in d e r fran zö sisch en R ev o ­ lution, d er Prim at d e r a b stra k te n rec h tlic h en F re ih e it aller, die jed o ch — und das ist die List d e r Id ee -— n u r zu e rre ic h e n ist, w e n n m it alle n k o nkreten, individual- u n d /o d er g ru p p en b e z o g e n en F re ih e its re c h te n u nd F reih eitsräu m en tab u la ra sa g em ach t w ird, indem sie n ach u nd n ach d urch das Staatsm onopol auf alle n G eb ieten a u sg e tro c k n e t u n d e rse z t w erden.

Dieses rad ik a ld e m o k ra tisc h e V e rstä n d n is e rs tre c k t sich auf alle Bereiche, auf den B ereich v o n K u ltu r u nd E rziehung e b en so w ie auf den Struktur- und o rd n u n g sp o litisch en Bereich. A uch d o rt sind k o n ­ k rete, v e rd in g lic h te F re ih e itsräu m e zu b e setz en . K o n k re t e rfo rd e rt das:

räte d em o k ratisc h e oder b asisd em o k ratisch e L ösungen auf a lle n g e se ll­ schaftlichen Ebenen, in Schulen, U n iv e rsitä ten , in d e r W irtsc h a ft. M an nennt diesen V org an g euphem istisch : „D em o k ratisieru n g a lle r L ebens­

10 Beschluß der L andesdelegiertenkonferenz der D eutschen Jungdem okraten in N ordrhein-W estfalen v . 7. Januar 1973 zum G egenstand „Liberalism us und C hristen­ tum”.

(10)

b e re ich e ". Die Erfolge sind dort, w o eine solche „D em okratisierung" zum Z uge gekom m en ist, „ d u rc h sc h la g e n d ” . Einige u n se re r U n iv ersi­ tä te n sin d inzw ischen in T o llh ä u se r u m fu n k tio n iert w orden . K onse­ q u e n t zu Ende ged ach t, e n d e t dieses K onzept, w en n ihm nicht re c h t­ zeitig E inhalt g e b o te n w ird, a lle r b ish e rig e n E rfahrung nach in ein er z u n äch st o lig o k ra tisc h e n u n d sch ließ lich m on o k ratisch en H e rrsc h a fts­ form.

A b er a u ch d er F reih eitsb eg riff d e r lib e ral-k o n se rv ativ en Bourgeois- G esellsch aft m uß sc h lie ß lich in e in e r Sackgasse enden, w en n e r sich zeitw eilig p o litisc h durch setzt. Er fü h rt zur P riv ileg ieru n g e in e r b e­ stim m ten Schicht o d e r K lasse, die ih re P riv ileg ien m it allen legalen u n d n o tfalls illeg e le n M itteln zu v e rte id ig e n b e stre b t ist. Kaum 40 J a h re n ach d e r fran zö sisch en R ev o lution w a r die R estau ratio n der P riv ileg ie n g ese llsc h a ft in F ra n k re ic h p erfek t, n u r d a ß die T rä g er der P riv ileg ie n n ic h t m ehr m eh rh e itlic h die a risto k ra tisch e n S tände des A n cien rég im e w aren , so n d e rn die besitzin d iv id u alistisch e Bourgeoisie. A lex is de T o cq u ev ille h a t dies als Z eitgenosse seh r d eu tlich b e sch rie ­ ben: „1830 w a r d e r Sieg d e r M ittelk la sse e n d g ü ltig u nd so vollständig, d a ß die g esam te po litisch e M acht, alle Im m unitäten, alle V orrechte, alle R e g ie ru n g sg e w a lte n w ie e in g e p ferc h t w a re n in den en gen Raum d ieser ein izig en K lasse, die alles, w as u n te r ihr w ar, vo n R echts w egen u nd alles, w as ü b e r sie h in au sra g te , tatsä ch lic h ausschloß. So w urde sie n ich t nu r zur allein ig en B e h e rrsc h e rin d e r G esellschaft, sondern m an k a n n sag en , d a ß sie diese in P ach t n a h m ” u .

Den b eid e n F reih eitsb eg riffen d er fran zö sisch en R evolution und der R e v o lu tio n sv erfassu n g en , dem jak o b in isc h -re v o lu tio n ä re n und dem b o u rg eo is-k o n se rv ativ e n , ist d e r soziale K onflikt im m anent. M an könnte fast v o n einem „built-in conflict", einem e in g e b a u te n K onflikt, sprechen.

D er A nsatz beim R o usseau sch en Phantom des freien u nd gleichen a b s tra k te n Indiv idu u m s ohne R ück sich t auf die aus d er conditio hum a- na re s u tie re n d e B eg ren zth eit des M en sch en h a t dazu geführt, daß im H inblick auf die M ö g lich k eiten und G ren zen des M enschen und der G esellsch aft v ö llig u to p isch e E rw a rtu n g e n g ew eck t w o rd en sind, die k e in e G esellsch aft ein zu lö sen in der Lage ist. Das ist d er Grund, w e s­ halb w ir n ach w ie vor, 200 J a h re n ach d e r französischen Revolution, vor dem P roblem d e r u n b e w ä ltig te n F reih eit in d e r G esellschaft stehen.

Das b ish e rig e Z w isch en erg eb n is kann, w ie m ir scheint, am b esten in fo lg e n d e r sch em atisch en Ü b ersich t resü m ie ren d festg e h alte n w e r­ den:

(11)

FREIHEIT

J . J . R O U S S E A U (A U FK LÄ R U N G )

„DER MENSCH WIRD FREI GEBOREN, UND ÜBERALL IST ER IN FESSELN" (C O N T R A T SOCIAL, L BUCH)

„FREIHEIT

/

FRANZÖSISCHE REVOLUTION

- GLEICHHEIT — BRÜDERLICHKEIT" \

Abstrakte gleiche Freiheit

aller fm, jakobinisch-revo­ lutionärer Freiheitsbegriff v. 1789) ,,C itoyen” ( = primärer, revolutionärer Bürgertyp) I

radikal-dem okra tische

Bestrebungen ! Zentralbegriff: Gleichheit

I

Vorbehalt des ,,GeseIlschaitlichen" gegenüber individuellen

Freiheitsräum en u. -rechten („Pathos des A llg em ein en ”)

I

K onkrete V orbeh alte

gegen

/ 1

X

/

I

\

Privat­ „bürgerl.” freige-eigentum Fam ilie sellschaft.

Gruppen Bekämpfung g esell- Einschnü­i der Markt­ schaftl. rung g e ­ wirtschaft Erziehung sellsch aft­ und des hat V or­ licher

privaten zug Kräfte

Unternehmers /

\ /

Politik

Zentralistische, bürokratische, k o llek tiv istisch e Politik, um

\

K onkrete in d i v id u e l le F reiheiten

e in z eln er ( = lib eral-k on sevativer

Freiheitsbegriff,

R evolu tion s V e r f a s s u n g e n )

„Bourgeois" ( = sekundärer, n a ch rev o lu tio ­ närer, „politischer" Typ)

I

lib eral-rechtsstaatlic he

Bestrebungen (Code civ il, 1804) Zentralbegriff: Freiheit

I

V orbehalt des „P r iv a t e n " gegnüber g esellsch a ftlich en und/oder staatlich en Eingriffen

(„Pathos des Besonderen") I

K o n k r e te Bejahung

von /

/ \

Privateigentum Fam ilie

Politik

V orzug in d ivid u alistisch er, privatrechtlicher Lösungen; A llergie gegen „V ersorgungsstaat”

W ä h re n d d er letz te n K ozilsperiode im H e rb st 1965 h a tte ich h ä u fi­ g e r die Ehre u n d das V erg n ü gen , m ich m it dem in zw isch en in die Ew igkeit a b b eru fen en Erzbischof v o n W ro cław , B olesław K ard in al

(12)

Ko-m inek, zu u n te rh a lte n . W ir p fleg ten uns in e in e r d e r Espresso-B ars zu treffen , die fü r die K o n zilsv äter u n d P eriti in S eiten räu m en der P e ters­ b asilik a e in g e ric h te t w o rd e n w aren .

Bei e in e r d iese r für m ich u n v e rg e sse n e n U n te rh a ltu n g e n bem erk te d e r Erzbischof, d e r sich in d e r G esch ichte des d e u tsc h e n sozialen K atholizism us b e d e u te n d b e sse r a u sk a n n te als v iele d eu tsch e T heolo­ gen, dem S inne n ach e tw a folgendes: „Die T atsache, d a ß die d eutsche A rb e ite rsc h a ft in g a r k e in e r W e ise so rad ik a lisie rt w o rd en ist w ie etw a die A rb e ite rsc h a ft in ro m an isch en Ländern, k a n n ich m ir n u r so e rk lä re n , d a ß in D eu tsch lan d b e re its frü h zeitig die katholisch-soziale B ew egung e in setzte".

Ich glau be, d e r Erzbischof h a tte m it d ieser B em erkung den N agel auf den K opf g etroffen.

D aß diese S o zialleh re jed o c h in D eutschland, w ie Erzbischof K om inek ric h tig sah, in d e r G estalt e in e r sta rk e n k atholisch-sozialen B ew egung b re ite n R eson an zbo d en fand, das h a tte sie in e rs te r Linie d e n Ü b ergriffen des lib e rale n p reu ß isc h en S taatsk irch en tu m s in die F re ih e its re c h te d e r K irch e zu v e rd a n k e n . D enn das k ath o lisch e V e r­ b a n d sw e sen in D eu tsch lan d b ild e te sich anfangs u n te r dem V orzeichen des K am pfes g e g en d iese s ta a tsk irc h lic h e n Ü bergriffe u nd som it u n ter d e r P aro le d e r „F reih e ite n d e r K irche". A b er bald w u rd e diese k a th o li­ sch e B ew egung au ch T rä g e rin des so zialen G edankens im K atholizism us u n d dam it zum R eso n anzbo d en d e r k a th o lisc h e n Soziallehre. Die k a th o ­ lisch en A rb e ite r m erk ten se h r bald, d a ß ih n en h ier eine e ch te und rea listisc h e A lte rn a tiv e g e b o te n w urde.

Die k a th o lisc h e S ozialleh re m eidet den falschen A nsatz eines em an- zip a to risch e n L iberalism us beim a b stra k te n , auton om en Individuum und setzt s ta ttd e sse n bei d e r P erson an, die zw a r auch, und zw ar w esentlich, ih re u n v e rw e c h s e lb a re In d iv id u a litä t hat, ab e r zugleich im m er schon in G em einschaft leb t. G em einschaft ist nicht ein rein k o n tra k tu elle s V e rh ä ltn is zw ischen In d iv id u en (C ontrat social), so n d e rn ein H an dlu ng s­ s u b je k t sui g e n e ris, das m eh r ist als die Sum m e d e r u n v e rb u n d e n e n Einzelnen.

Die k a th o lisc h e S oziallehre, die m an — im G egensatz zum ind ivi­ d u a listisch e n L iberalism us u n d zum k o lle k tiv istisc h e n Sozialism us — auch als „S olidarism us" bezeich n en kann, ste llt dem nach die P erson ins Z en trum ih re r B etrachtung. D er Solidarism us beg reift die P erso n — a b g e se h e n v o n ih re r th eo n o m e n B estim m theit — als „g eistigen Selbst- and im G e g e n ü b e rsta n d " zu a n d e re n P erso nen. Ü ber einen so v e rs ta n ­ d e n e n P erso n b eg riff w ird das Individuum in se in e r einm aligen U n v er­ fü g b ark e it (als d ie se r Einzelne) in die G esellschaft (als S olidarverband) h in ein v e rm itte lt. Im Z en trum des Solidarism us kan n d a h e r w e d e r

(13)

das autonom e Individuum (das ist ein e a b stra k te , w irk lic h k eitsfe rn e Figur) noch ein K o llek tiv (das ist n ich t w e n ig e r unrealistisch ) steh en , so n d ern n u r die P erson als rea listisc h e V erm ittlu n g zw ischen d e r in d i­ v id u ellen und d er g esellsch aftlich en K om ponente des M en sch en , N u r w enn die P erson „W u rzelg ru n d , T rä g e r u n d Ziel a lle r g e sellsc h a ftlic h e n In stitu tio n e n ” 12 ist, k a n n (im P rinzip jed en falls) e in e in se itig e r In d iv i­ dualism us eben so v e rm ied e n w e rd e n w ie ein e in se itig e r K ollektivism us. N u r v on d er P erso n h e r lä ß t sich le tz te n d lic h a u c h das S ubsidi­ aritätsp rin zip 13 schlüssig b eg rü n d en . P erso n besagt, im G egen satz zum ab strakten , raum - und zeitlo sen Individuum , im m er d e n M en sch en in ein er k o n k rete n rau m -zeitlichen S ituation. D er M ensch ist im m er p e r ­

sonne située. D iesen Raum darf u n d soll d e r M ensch — im m er im Be­

w u ß tsein se in e r S o lid a rv e rh a fte th e it m it d e n a n d e re n — e n tsp re c h e n d seinen F äh igk eiten u n d W ü n sch e n ausfüllen. D er S taat h a t die A ufgabe, solche F reih eitsräu m e zu erm ö g lich en u n d zu sich ern , n ich t a b e r sie auszu tro ck n en u n d sein M onopol in ih nen zu e rric h te n .

Dies und nich ts a n d eres m acht die g e sellsc h a ftlic h e F re ih e it des M enschen u nd dam it seine W ü rd e aus. K eine W ü rd e o h n e F reih eit; Freiheit ist das H erzstü ck d e r M en sch enw ü rde.

Eine so v e rsta n d e n e F re ih e it g e s ta tte t es dem M en sch en — das g e ­ hö rt zum W e se n d ieser F re ih e it — , ein U ng leich er zu sein. Die F ä h ig ­ k eit u nd die M öglichkeit, ein U n g leich er zu sein, g e h ö rt som it w ie zu r F reiheit auch zur W ü rd e des M enschen. P olitisch e rz w u n g en e E galität z e rstö rt m it der F re ih e it die W ü rd e des M enschen.

Auf G rund d er so v e rsta n d e n e n F re ih e it k a n n d e r M en sch au ch M itglied sch aftsrollen in solch en G ru pp en u n d an In stitu tio n e n g e ­ w innen, die für ihn p ersö n lich sin n sp en d en d sind, z.B. in K irch en. Dies b eg rü n d et — v o n d e r F re ih e it d e r P e rso n h e r — die o rig in ären , d.h.

12 Pastoralkon stitution über die Kirche in d e r W e l t von h e u te (Gaudium et

Spes), Nr. 25.

13 Die k lassisch e Formulierung des Prinzips in Quadragesim o anno, 1931, leutet: „W enn es näm lich auch zutrifft, w as ja d ie G eschichte d eutlich bestätigt, daß unter den veränderten V erhältnissen m anche A ufgaben, d ie früher leich t von k lein eren G em einw esen g e le iste t wurden, nur mehr von großen b ew ältigt w erden können, so muß doch allzeit unverrückbar jener oberste so zialp h ilosop h isch e Grundsatz fe s t­ gehalten werden, an dem nicht zu rütteln noch zu d eu teln ist; w ie d asjen ige, w as der Binzeim ensch aus eigen er In itiative und mit sein en e ig en en Kräften leisten kann, ihm nicht entzogen und der G esllschafts tätigk eit, das w as d ie k lein eren und unter­ geordneten G em einw esen leisten und zum guten Ende führen können, für d ie w eitere und übergeordnete G em einschaft in Anspruch zu nehm en; zu gleich ist es überaus n achteilig und verw irrt die ganze G esellschaftsordnung. Jedw ede G esellsch aftstätig- keit ist ja ihrem W esen und Begriff nach subsidiär; sie s o ll die G lieder des S ozial­ körpers unterstützen, darf sie aber niem als zerschlagen oder auf saugen". (Nr. 79).

(14)

nich t vom S taate a b g e le ite te n R echte der in te rm e d iä re n G ruppen und In stitu tio n e n zw isch en P erso n und S taat. D er S taat als G aran t des G e­ m einw ohls e rfü llt ein e k o o rd in ie re n d e R ahm enfunktion, in n erh alb d eren sich p lu ra le Leben d e r P eso nen un dd er v on den P erso n en in freier E ntscheid u ng ins Leben g e ru fe n e n G rup p en und In stitu tio n en erfüllen kann. Dies ist der Sinn d e r w e se n tlich su b sid iären S tru k tu r a lle r g e­ se llsch a ftlic h e n un d sta a tlic h e n A k tiv ität.

D arau s e rg e b e n sich für das G esellsch aftsv erstän d n is und für eine P olitik aus c h ristlic h e r P e rsp e k tiv e ganz spezifische K onsequenzen: — A uf G run d ih re r in d iv id u ellen S in g u la ritä t u n d N e v rfü g b ark eit

h a t die P erso n u n d h a b e n die v o n den P erso n en frei g eg rü n d eten g esellsc h a ftlic h e n G ru p p en u n d In stitu tio n e n (z.B. K irchen und k irc h ­ lich e E inrichtungen) ein e n o rig in ären , nich t vom S taat ab g eleiteten A n sp ru c h auf R e sp e k tie ru n g u nd rec h tlic h e A b sich eru n g ko n k reter, v e rd in g lic h te r und v e rrä u m lic h te r F re ih e itsre c h te un d F re ih e its­ räu m e des H an deln s; h ier gibt es — ganz oberfläch lich u n d form al b e tra c h te t — eine op tisch e Q u e rv e rb in d u n g zu b ü rg erlic h -k o n se rv a ­ tivem D enken,w as d e r k irc h lic h e n S oziallehre den u n g e re c h te n V o r­ w u rf d e r P a rte in ah m e für die B esitzenden e in g e b rac h t h a t und 5m- m er w ie d e r ein b rin g t. Im G eg en satz ab e r zum bou rg eo isen L ibera­ lism us w e rd e n d iese F re ih e itsre c h te u nd -räum e im m er schon als sozial b e g re n z t gesehen, und zw ar ist d iese B egrenzung nich t etw as Ä u ß e rlic h es, A k ziden telles, so n d e rn d en P e rso n re c h te n Im m anentes und E ssentlielles;

— W as die soziale K om ponente im P ersonbegriff d e r k atho lischen S o zialleh re od er — w en n m an so w ill — das „Prinzip G leichheit" b etrifft, so m u ß m an in e in e r c h ristlich en P olitik bzw. e in e r Politik aus c h ristlich -so zialer V e ra n tw o rtu n g die Schaffung m öglichst g lei­ ch e r L eb en sch an cen (nicht n u r fo rm al-rechtlich, so n d e rn auch ta t­ sächlich) fo rd edn , n ich t d ag e g en ein e Z w an g seg alisieru n g d er R esul­ ta te in d iv id u e lle r B em ühungen, w ie est rad ik al-d em o k ratisch en In­ te n tio n e n en tsp rich t.

F ü r die k a th o lisc h e S o zialleh re gibt es kein e A ltern a tiv e ein er m en­ sch en d ienlich en Politik als dem m öglichst sa ch g e re ch te n Einsatz p riv a t- re c h tlic h e r u n d k o rp o ra tio n sre c h tlic h e r Lösungen, allerd ing s stren g im R ahm en v erfassu n g s- u n d so z ia lre c h tlic h e r N orm en.

W ä h re n d rad ik a l-d e m o k ra tisch e („sozialistische") B estrebungen leicht zu e in e r V e ra b so lu tie ru n g des öffentlichen R echts bis hin zu e in e r A b­ schaffu n g d es P riv a tre c h ts ü b e rh a u p t te n d ie re n , und w ä h re n d lib e ral­ k o n s e rv a tiv e („bourgeoise") S trö m un g en zur H y p e rtro p h ieru n g des P riv a tre c h ts u n d zur A b w eh r a lle r ö ffentlichen In te rv en tio n e n neigen,

(15)

v e rsu c h t d e r Solidarism us d e r k a th o lisc h e S ozialleh re ein e B alance zw ische b eid en R e c h tsb ereich en h e rz u stelle n .

W e n n sich die k a th o lisc h e S o zialleh re n a c h h a ltig fü r p riv a tre c h t­ liche und k o rp o ra tio n srec h tlic h e L ösungen einsetzt, so tu t d ied as d e s­ halb, w eil sie davon ü b erzeu g t ist, d a ß g e sellsc h a ftlic h e S a c h v e rh a lte nicht etw a d u rch so lch e L ösungen b e re its zu P riv a ta n g e le g e n h e ite n w ürden. Es ist v ielm e h r e in e n tsc h e id e n d e n Irrtu m anzunehm en , d aß alles, w as dem B ürger zur E ntsch eid u n g ü b e rla sse n w ird , n ic h t m eh r d e r Bindung an das G em einw ohl u n terlie g e . Das g e n a u e G eg en teil ist d e r Fall!

N ach d er A uffassung des Solidarism us d e r k a th o lisc h e n S oziallehre, die die P erso n in d e n M ittelp u n k t alles g e sellsc h a ftlic h e n G esch eh en s stellt, ist d er S taat fü r sein e In te rv e n tio n e n dem B ürger g e g e n ü b e r legitim ations- u n d bew eispflichtig. Das e rfo rd e rn F re ih e it u n d W ü rd e des Bürgers.,

D er w eise A braham Lincoln, P rä sid e n t d er V e re in ig te n S ta a te n v o n A m erika, h at diese A uffassung in die k la re n W o rte gefaß t: „Die R e­ gieru n g h a t für die B evölkerung das zu b eso rg en , w o n ach die L eute ein B edürfnis haben, w as sie a b e r n ich t selb st tu n k ö n n e n od er doch, auf sich g estellt, n ic h t eben so g u t tu n k ö nn en . In all das, w as d ie Leute ebenso g u t se lb e r tu n können, h a t die R eg ieru n g sich n ich t ein zum i­ sch en '' 14. — Das ist die b este In te rp re ta tio n des S ub sid iaritätsp rin zip s, des K ernprinzips d e r k ath o lisc h e n S oziallehre.

KATOLICKA N A U K A SPOŁECZNA WOBEC PROBLEMU IDEAŁU WOLNOŚCI W SPOŁECZEŃSTWIE

W d w ieście lat po ok resie o św iecen ia i rew olu cji francuskiej sp o łeczeń stw a uprzem ysłow ione św iata zachodniego stoją dziś tak sam o jak w ów czas w ob ec problemu ideału w olności. Toczą się dyskusje społeczn o-p olityczn e, które do­ tyczą problemu samej w oln ości oraz tego, jak stw orzyć warunki, w których w oln ość jako trw ała w artość b y ła b y n ieu stan n ie chroniona. N ow ożytn a id ea w o l­ ności jest przede w szystkim ideą w oln ości em ancypacyjnej. W olność rozum ie się jako n iezależn ość, w yd ostan ie się z u p rzy w ilejo w a n eg o sp o łeczeń stw a feu d a l­ nego, u w o ln ien ie się od au torytetów n ie m ających u zasad n ien ia w racjach rozum o­ w ych . M am y tu do czynienia z m etap olityczn ym . znaczeniem p ojęcia w o ln o ści, k tó ­ rego centralną treścią jest rów na praw nie w o ln o ść w szy stk ich ludzi. R ów ność ro­ zumiano n ie jako zrów nanie statusu społeczn o-gosp od arczego, lecz jako rów ną w o l­ n ość prawną. W oln ość i rów n ość oznacza, że w s z y sc y mają (formalnie) rów n e pra­ 14 Zit. bei O. v. N e 11 - B r e u n i n g, A rtikel: Subsidiariätsprinzpi, in. Sta at­

(16)

w a, nikt n ie je s t w se n sie praw nym up rzyw ilejow an y, nikt n ie jest praw nie od n ikogo zależny. O byw atel, który w y w a lc z y ł tę w o ln o ść w czasie rew olu cji francu­ skiej, b y ł o b yw atelem typu jak ob iń sk iego i n a zy w a ł się dum nie citoyen . To b ył o b y w a tel z C ontrat social R ousseau. W różnych doktrynach rew olu cyjn ych jest m ow a o „naturalnych i nieu tracaln ych praw ach czło w ie k a ” (dro its d e l'homme), o tym, że „ludzie rodzą się, pozostają w oln i i równi pod w zględem prawa" (art. I deklaracji z r. 1789). Tego typu proklam acje odpow iadają „patosow i p ow szech n ości” idei obyw ateli św iata. A le te proklam acje ok a za ły się n iep oręczne i mało operatyw n e przy upra­ w ianiu p o lity k i i d latego z o sta ły n atychm iast u szczeg ó ło w io n e i zindyw idualizow a­ n e w konkretne prawa o b y w a teli (droits du c i t o y e n ), um acniając rew olu cyjn y patos pow szech n ości, ale rów nocześnie został położony zalążek nierów ności poszczególnych jednostek. Tym i praw am i są: w oln ość, w łasn ość, b ezpieczeństw o, prawo staw iania oporu przeciw ko u cisk o w i (art. II deklaracji z r. 1789); n astępnie dodano w art. XVIII, że „w łasn ość jest nienaruszalna i św ię ta ”. Tak sform ułow ane prawa, a zw ła ­ szcza praw® „nienaruszalnej i św iętej w łasności" prow adziło m ieszczaństw o o m en­ ta ln o ści in d yw id u alistyczn ej do opanow ania w ła d zy społeczno-politycznej w XIX w. O znaczało to rów n ocześn ie p oczątek lib eraln o-in d yw id u alistyczn ej epoki praw nej w Europie i p o ja w ien ie s ię o b y w a tela typu bou rg eo is, a pow szechna, form alnie prawna, rów na dla w szy stk ich w o ln o ść szła odtąd w parze z m asow ym brakiem ekonom icz­ nej rów n ości i w oln ości, czego dow odem jest proletariat XIX w. Te dwa ty p y oby­ w ateli: c it o y e n i b ou rgeois k łó cą się ze sobą, a p on iew aż egzystu ją obok sieb ie w „burżuazyjnym sp o łeczeń stw ie, d latego też historia społeczeń stw a burżuazyjnego jest historią w a lk i o b y w a teli przeciw ko obyw atelom ". Od okresu ośw iecen ia i re­ w o lu cji francuskiej b iegn ą obok sie b ie w XIX i X X w . dw a różne p ojęcia w olności, odp ow iad ające typom o b y w a teli c i t o y e n i burgeois, „z patosem ogólnoludzkim i z p a­ tosem k onkretnej jednostki". W p a to sie ogólnoludzkim staw ia się g łó w n ie na rów ­ ną w o ln o ść w szy stk ich ludzi, staw ia się to, co ogólnoludzkie, przed tym, co pry­ w atne, rów n ość przed w o ln ością. Z ty ch id ei w y b u ch a ły ruchy rew olu cyjn e (rew o­ lucja lu tow a z 1848 r.) i rew o lu cje proletariatu przem ysłow ego. Dziś także ze w zm ożoną siłą w y stęp u ją radykalne ruchy w zachodniej Europie przeciw ko in d y­ w id u alistyczn em u pojm ow aniu p ojęcia w o ln o ści (w łasności pryw atnej, gospodarce w olnokonkurencyj,nej). In d yw id u alistyczn e rozum ienie prawa w łasności, które z o ­ stało w k o n sty tu cji zadeklarow ane jako n iety k a ln e i św ięte, godziło o czy w iście w r ew o lu cy jn y patos ogóln olu d zk i. N a krótko przed rew olucją lutow ą 1848 r. A lexis de T o cq u ev ille pisał: „W krótce w y b u ch n ie w alk a polityczna pom iędzy posiadaczam i dóbr a nieposiadaczam i; w ła sn o ść stanie się w ielk im polem w alki, a najgłów n iejsze sporne k w e stie p o lity czn e będą się ob racały m niej lub w ięcej w ok ół radykalnych zmian, którym p od legają praw a w ła ścicieli. Z czasem ujrzym y w ie lk ie publiczne ruchy i w ie lk ie partie". W zachodnim sp o łeczeń stw ie od lat sześd ziesiątych zauw aża­ m y odradzanie się typu ob y w a tela rew olu cjon isty, n egu jącego w szystko, co osiąg­ n ięto, i n eg u ją ceg o p lan ow an ie przyszłości. P rzyszłość musi być otw arta. Przyszłość zaprogram ow ana jest ograniczeniem w o ln o ści i rów ności. Cała społeczność pow inna b yć „dem okratycznym " społeczeń stw em , o g ó ł p ow in ien m ieć w e w szystkich d zie­ dzinach te sam e prawa. W nim n ie pow inno b yć żadnych tajem nic, tajnych uchw ał g ab in etow ych , p ow inno d aw ać te sam e szanse, n ie tylko form alno-prawne, lecz tak że fak tyczn e; n ie pow inno być w ład zy panującej nad innym i, lecz w ładza pd- w inna b yć w y k o n y w a n a przy pom ocy mandatu.

A tak ow an i są p ia stu ją cy w ład zę i a u torytety opierające się na tytu łach praw ­ n ych itp.

(17)

bińsko-em ancypatoryczne p ojęcie w oln ości, podczas gd y m ieszczań sk o-lib eraln e po­ ję c ie w oln ości znalazło sw o je m iejsce przy siłach a n ty so cja listy czn y ch . M ieszczań ­ sko-liberalne rozum ienie w o ln o ści doprow adziło do u p rzyw ilejow an ia ok reślon ej w arstw y lub k la sy społecznej, która będzie dążyła do sw y ch p rzy w ilejó w w sz y stk i­ mi legaln ym i środkami, a w razie potrzeby także n ieleg a ln y m i.

Te różniące się rozum ienie w o ln o ści —- jak ob iń sk o-rew olu cyjn e i burżuazyino- -konserw atyw ne — spraw ia, że konflikt sp ołeczn y jest im m anentny. M ożna b y mó­ w ić o ,,built-in conflict", w budow anym konflikcie.

Autor przytacza słow a kard. Kominka, który w czasie trw ania Soboru zw rócił uw agę na znaczenie katolick iej szk oły w rozw iązyw an iu k w estii sp ołeczn ych w Niem czech. Katolicka nauka społeczna, n azyw ana solidaryzm em , daleka jest od abstrakcyjnego i autonom icznego ujm owania indyw iduum . W skazuje w praw dzie, że człow iek posiada swą nieutracalną autonom ię, ale żyje rów nocześnie w sp ołeczeń stw ie. Społeczeństw o n ie jest w yn ik iem um ow y społecznej zaw artej m iędzy jednostkam i, lecz rzeczyw istością sui generis w yn ik ającą z natury ludzkiej — jest ona czym ś w ięcej niż tylko sumą osób ludzkich z przysługującym im prawem w oln ości. O god ­ ności człow ieka decyduje jego w olność. Zdolność i m ożliw ość ciągłego rozw ijania sw ej osobow ości należy do w olności i godności człow ieka. W praw dzie w olność to pra­ wo istotne i immanentne człow ieka, ale przy urzeczyw istnianiu go jest ono ograniczane prawami innych osób i dobrem w spólnym . Państwo w oparciu o zasadę pom ocniczości pow inno chronić prawa człow ieka i stwarzać m ożliw ości rów nych szans życiow ych (nie tylko form alnie — prawnie, lecz także faktycznie).

Cytaty

Powiązane dokumenty

Behalve voor specifieke groepen (studenten, overlastgevende huurders) zijn tijdelijke huurcontracten niet gebruikelijk in de sociale huursector.. Verenigd Koninkrijk is

die dezidierte Sorge Pius’ XI. für die Missionen hervorgehoben, spezi- ell für die in China: Die Verkündigung des Evangeliums finde bei die- sem Riesenvolk einen besonders

Jako że pragnienie to jest jedynie specyficzną współczesną formą pożądania szczegółu, jesteśm y naw et skłonni roz­ czytyw ać się w analizach owych ironii,

Daher sollten mit dem besonderen Potential der Musik, die im Prozess der Iden­ titätskonstruktion eine wichtige Rolle spielt, kulturelle Grenzüberschreitungen und

Die obigen Belege machen klar, dass ein Titel entweder adaptiert werden kann ( BILD als Fakt), durch einen oberbegriff ersetzt (BZ durch gazeta) oder übernommen und in der

Kontrolę nad prokuratorami powiatowymi w zakresie ich nadzoru nad śledztwami prowadzonymi przez Powiatowe Urzędy Bezpieczeństwa Publicznego Wydziały IV Prokuratur

k opakované percepci ći k opakované evokaci reklamního textu, a tím je podpofena zapamatovací funkce reklamy a produktu ći służby, které nabízí.... Termin aluze je

Andrzej Nowakowski,Marian