• Nie Znaleziono Wyników

Zur Sprecheridentität der Talkshowgäste am Beispiel der Polit-Talkshow von Sabine Christiansen

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Zur Sprecheridentität der Talkshowgäste am Beispiel der Polit-Talkshow von Sabine Christiansen"

Copied!
18
0
0

Pełen tekst

(1)

Joanna Pędzisz

Zur Sprecheridentität der

Talkshowgäste am Beispiel der

Polit-Talkshow von Sabine

Christiansen

Lublin Studies in Modern Languages and Literature 2930, 113-129

2006

(2)

29/30, 2006, h t t p ://w w w .l s m l l .u m c s .l u b l i n . p l

J o a n n a P ę d z i s z

M a r i a C u r i e - S k ł o d o w s k a U n i v e r s it y , L u b lin , P o l a n d

Zur Sprecheridentität der Talkshowgäste am Beispiel

der Polit-Talkshow von Sabine Christiansen

D er gedankliche A nstoß für die A useinandersetzung m it der Frage, w elche Sprecheridentitäten die T alkshow gäste im R ahm en der G esprächsrunde bei Sabine C hristiansen übernehm en, greift a u f die A rbeiten von E rving G offm an (1955; 1967/1971) zurück. D er Schw erpunkt seiner Studien liegt in der „D ifferenzierung und Spezifizierung der R olle von S precher und H örer“ (H einem ann/ H einem ann 2002:49) innerhalb einer sozialen Situation, an der m ehr als zw ei Personen teilnehm en. A u f G rund der Einzelbeobachtungen der realen Interaktionsprozesse stellt G offm an (1955; 1967/1971) die H ypothese über einen idealen aktiven Sprecher und einen passiven H örer in Frage (H einem ann/ H einem ann 2002:49). Seine kritischen Ü berlegungen betreffen dem entsprechend das von S h an n o n /w eav er (1949) entw ickelte K om m unikationsm odell, in dem das sprachliche H andeln als „V erschieben von D ingen („B otschaften“) zw ischen zw ei K ästchen“ (Auer 1999:155) - S precher als S ender und H örer als Em pfänger - verstanden wird.

Nehmen wir die folgende Situation: Wir sitzen in einem ICE-Großraumwagen, der Zug ist halb voll; an einem nahen Tisch sitzen vier Ärzte und unterhalten sich hörbar über die Tagung der Krankenkassen, die sie gerade besucht haben. Die

(3)

Unterhaltung wird meist im Viererkreis geführt, manchmal aber auch zwischen je zwei Teilnehmern, die sich dann eigenen Themen widmen. Manchmal versandet das Gespräch, und es beginnt erst wieder nach einigen Minuten, während derer alle aus dem Fenster schauen oder in irgendwelchen Papieren blättern, aus denen manchmal einer einen markanten Satz vorliest (Auer 1999: 156)

D ieses B eispiel und die A nalyse anderer K om m unikationsereignisse des A lltages führen zu bestim m ten S chlussfolgerungen. Jedem T eilnehm er einer G esprächsrunde w erden zugleich Sprecher- und

H örerrolle zugeschrieben, w as aus dem N acheinander der

G esprächsschritte von den B eteiligten resultiert (vgl.

H einem ann/H einem ann 2002:50). D esw egen schlägt G offm an

(1964:135)1 ein G egenm odell den idealisierten S precher-H örer­ M odellen gegenüber vor. D ie G rundlage seines m ehrdim ensionalen interaktiven M odells bilden zw ei B egriffe - „B egegnung/fokussierte Interaktion “ und „soziale S itu ation“ (H einem ann/H einem ann 2002:51) - dank deren der S tatus der an einer sozialen Situation B eteiligten und die R ollen sow ohl des S prechers als auch des H örers definiert w erden können (vgl. A uer 1999:156). F okussierte Interaktion definiert

G offm an (1964) als die H erstellung und B earbeitung eines

gem einsam en A ufm erksam keitsfokus, innerhalb dessen m ehrere Personen sich als ratifizierte, an diesem P rozess B eteiligte betrachten. D ie fokussierte Interaktion w ird aber nicht im V akuum form uliert, sondern in eine soziale Situation m it einbezogen, die „das gesam te kom m unikative Feld eines Individuum s, also alles, w as [...] seinen Sinnen zugänglich ist [um fasst]“ (Auer 1999:157). D ie Phänom ene: fokussierte Interaktion und die soziale Situation bedingen sich gegenseitig, w eil sich innerhalb einer sozialen S ituation m ehrere fokussierte Interaktionen abspielen können. Jedoch ist es auch m öglich, dass sich in einer fokussierten Interaktion m ehrere soziale S ituationen entw ickeln (vgl. A uer 1999:157).

D ie vielfältigen Teilnehm er-Typen, die in einer fokussierten Interaktion vorkom m en, tragen dazu bei, dass G offm an (1964) 1 In: Heinemann M., Heinemann W. (2002): Grundlagen der Textlinguistik. Interaktion - Text - Diskurs. Tübingen: Max Niemeyer Verlag

(4)

S precher und H örer einer G esprächssituation spezifiziert und voneinander abzugrenzen versucht. N ach G offm an (1964) sind desw egen adressierte oder nichtadressierte H örer zu unterscheiden. Ihr Status hängt davon ab, ob sich der Sprecher im R ahm en einer fokussierten Interaktion an einen anderen T eilnehm er w endet oder nicht. U nter Sprechern sind dagegen: A utor, d. h. der eigentliche T extproduzent; A nim ator, der T exte in unveränderter inhaltlicher und sprachlicher Form verm ittelt und A uftraggeber, der eine soziale V erantw ortung für die sprachliche H andlung trägt, zu nennen. (vgl. H einem ann/H einem ann 2002:50f).

A n der Polit-T alkshow von Sabine C hristiansen nehm en m ehr als zw ei Interaktanten teil. In diesem K om m unikationsgefüge spielt sich auch nicht m ehr eine typische Sprechsituation ab, w enn der eine spricht und der andere zuhört. D iese Polit-T alkshow w ird desw egen,

in A nlehnung an das von G offm an (1964) dargestellte

Interaktionsm odell, als eine soziale Situation betrachtet, in der m ehrere T eilnehm er in m ehrere fokussierte Interaktionen eintreten.

Im Fokus der hier präsentierten Studie befinden sich P olitiker, die T alkshow gäste, die in einer bestim m ten fokussierten Interaktion das R ederecht bekom m en d. h. die Sprecherrolle übernehm en und einen G esprächsschritt realisieren. Im Z usam m enhang dam it liegt die S pezifizierung der sprachlichen H andlungen des Sprechers im M ittelpunkt des Interesses. D ie D ifferenzierung der K lasse der S precher von G offm ann (1964) (Autor, A nim ator und A uftraggeber) ist aber nur ein Im puls zur Einführung des neuen Begriffs: Sprecheridentität und für die E rklärung ihres W esens. Der

B ezugspunkt und die G rundlage für die B enennung der

S precheridentität, die die P olitiker in der T alkshow von Sabine

C hristiansen übernehm en, bilden P ersonalpronom ina, die die

T alkshow gäste in ihren G esprächsschritten verw enden. D ie Erklärung des W esens der S precheridentität basiert a u f der B eantw ortung der F rage, ob die T alkshow gäste ihre M einung in eigenem N am en (vereinnahm end) oder im N am en anderer (vertretend) äußern. A uf G rund dieser A nalyse w ird festgestellt, ob die T alkshow gäste als V ertreter einer G ruppe von M enschen, handeln oder ob sie m it ihren

(5)

Ä ußerungen von sich ausgehen. A us der zw eiten M öglichkeit resultieren Fragen, inw iew eit die M einungen der T alkshow gäste aus dem persönlichen E rleben resultieren und inw iew eit sie durch eine konkrete Position geprägt w erden (z. B. als U nternehm er oder als oppositioneller Politiker). N icht ohne B edeutung ist auch in dem K ontext die eindeutige Positionierung der T alkshow gäste in ihren G esprächsschritten, w eil sie zur qualitativen S pezifizierung der angenom m enen S precheridentität beiträgt. D esw egen ist in dieser A nalyse nicht ohne B edeutung, ob die Ä ußerungen der Politiker eine im plizite oder eine explizite S elbstdarstellung in sich tragen. Zu der Spezifizierung des w e s e n s der Sprecheridentität, gehört auch die B estim m ung der von ihnen realisierten Sprechakte. Interessant scheint die Frage, ob die Z usam m enhänge zw ischen der Sprecheridentität und

den Sprechakten bestehen und ob es m öglich ist, gew isse

R egularitäten aus diesen Zusam m enhängen herauszufiltern.

D ie A nalyse der Sprecheridentität in der politischen T alkshow von Sabine C hristiansen w ird an H and der 39 G esprächsschritte der Talkshow gäste durchgeführt. Infolge der Sprecherselektion, die von der M oderatorin vollzogen w ird, oder der Selbstw ahl, kom m en die Talkshow gäste zu w o r t und können den nächsten G esprächsschritt form ulieren. D as K orpus um fasst die G esprächsschritte aus folgenden Sendungen:

1. „D eutschland - bald w ieder Spitze in E urop a?“ (20. 11. 2005)

2. „Der K oalitionsvertrag steht: G roßer W u rf oder fauler

K om prom iss?“ (13. 11. 2005)

3. „G roße K oalition - großes C h ao s?“ (6. 11. 2005)

4. „B erliner B esetzungscouch - w ie erfolgreich w ird das neue K abinett?“ (16. 10. 2005)

A nhand der durchgeführten A nalyse lassen sich folgende

S precheridentitäten bestim m en: /сЛ-Sprecher, W ir-Sprecher, flexibler Identitätsw echsel.

D ie in dem A rtikel dargestellten Ergebnisse w erden m ithilfe der ausgew ählten G esprächsschritte veranschaulicht. D ie analysierten G esprächsschritte der T alkshow gäste gelten in dem Z usam m enhang

(6)

als M etasprache. Z w ecks der P lausibilität der A nalyse w ird die m etasprachliche V erw endung m it der Schrift A ria l indiziert.

Ich-S precher

D ie T alkshow gäste als ich-S precher präsentieren vereinnahm end ihre M einung. Jedoch ist dann die M anifestation der A nsichten einer G ruppe bem erkbar, zu der die ich-S precher gehören. D ie A nsichten der ich-S precher, die perspektivisch geprägt sind, gelten im überw iegenden Teil als „sprachliche Inform ationshandlungen“ (vgl. K ohl/K ranz 1992: 6). D esw egen w erden sie in A nlehnung an die Taxonom ie illokutionärer A kte von Searle (1979) als A ssertiva klassifiziert z. B.:

- HINWEISEN: Ich sehe in dem Koalitionsvertrag nur

Einnahmenverbesserungen, aber keine konsequenten, auch auf die Dauer zielenden Einsparungen. (Karl Heinz Däke, Bund der Steuerzahler. In: „Der Koalitionsvertrag steht: Großer Wurf oder fauler Kompromiss?“ am 13. 11. 2005)

- ANKÜNDIGEN: Ich bin mir ganz sicher, dass der Koalitionsvertrag vom Parteitag mit großer Mehrheit bestätigt werden wird, genauso wie es auch eine große Unterstützung für Franz Müntefering geben wird. (Niels Annen, SPD-Parteivorstand, Ex-Juso-Chef. In: In: „Große Koalition - großes Chaos?“ am 6. 11. 2005)

U nter den analysierten G esprächsschritten sind auch D irektiva (vgl.

K ohl/K ranz 1992:4) zu unterscheiden, w ie FO R D ER U N G ,

R A TSC H LA G , m it denen der Sprecher den H örer dazu zu bew egen versucht, etw as B estim m tes zu tun (vgl. K ohl/K ranz 1992:4) Zw ischen den realisierten illokutionären A kten und der Position, von der die ich-S precher ihre G esprächsschritte form ulieren, kann ein Z usam m enhang beobachtet w erden. D as betrifft eben D irektiva und auch A ssertiva w ie A N ZW EIFELN oder B ESTR EITEN , die als

dissentive Inform ationshandlungen betrachtet w erden (vgl.

K ohl/K ranz 1992:10) z. B.:

- FORDERUNG: Ich erwarte von der großen Koalition, dass sie jetzt eine Antwort geben auf die weltweit falsche Energiepolitik, dass sie Ökonomie und Ökologie verbinden und dass sie die soziale Frage

(7)

erkennen, die längst im hohen Ölpreis drinsteckt. (Fritz Kuhn, Fraktionschef B'90/Grüne. In: „Berliner Besetzungscouch - wie erfolgreich wird das neue Kabinett?“ am 16. 10. 2005)

- RATSCHLAG: Ich würde am liebsten auf alle Subventionen verzichten. ((...)) (Arndt G. Kirchhoff, mittelständ. Unternehmer, BDI. In: „Große Koalition - großes Chaos?“ am 6. 11. 2005)

- ANZWEIFELN: An der neuen Regierung, so wie sie sich personell zum Ausdruck bringt, macht mir Sorge, ob eigentlich genügend weiter modernisiert wird in Deutschland oder ob jetzt so ein austarieren der großen Koalition kommt, nach dem Muster, tust du mir nicht, tue ich dir nichts. (Fritz Kuhn, Fraktionschef B'90/Grüne. In: „Berliner Besetzungscouch - wie erfolgreich wird das neue Kabinett?“ am 16. 10. 2005)

- BESTREITEN: Wenn also gesagt wird, wir müssen zunächst sparen

((...)) dann ist da genau der Punkt, den ich für falsch halte. (Oskar Lafontaine, Fraktionschef Die Linke. In: „Große Koalition - großes Chaos?“ am 6. 11. 2005)

D iese G esprächsschritte realisieren die Talkshow gäste, die in den analysierten S endungen nicht durch die Position der R egierung oder

der K oalitionspartner sondern der O pposition oder anderer

Interessengruppen (z. B. U nternehm er) beeinflusst w erden. Die von ihnen vollzogenen illokutionären A kte w eisen au f die B ereitschaft zur intensiven E rörterung der diffizilen Fragen m it diesen Talkshow gästen hin, die ihre M einung aus der Position der R egierung oder K oalitionspartner präsentieren.

Wir-Sprecher

Im V ergleich m it den G esprächsschritten der ich -Sprecher sind die der w ir-Sprecher durch eine größere D ifferenzierung bezüglich der illokutionären A kte gekennzeichnet. D en interaktionalen C harakter von G esprächsschritten der w ir-Sprecher betonen:

- K om m issiva (V O RSA TZ BEK U N D EN ; A B SIC H T

BEK U N D EN ; V ER SPR EC H EN ; SIC H B ER EIT ER K LÄ R EN ), m it denen der S precher seine zukünftige H andlung festlegt (vgl. K ohl/K ranz 1992:4)

- D irektiva (W EISUNG; FO R D ER U N G ; V O R SC H LA G )

(8)

D ie kom m issiven S prechakte der w ir-Sprecher aus der Position der R egierung w eisen nach, dass sich w ir-Sprecher zur A usführung der angekündigten Pläne den W ählern gegenüber verpflichtet fühlen z. В.:

- VORSATZ BEKUNDEN: Unser Ziel ist es 2007 die Maastricht-Kriterien und auch die Neuverschuldungsgrenze des Grundgesetzes einzuhalten. (Wolfgang Schäuble, Bundesinnenminister, CDU. In: „Deutschland - bald wieder Spitze in Europa?“ am 20. 11. 2005)

- ABSICHT BEKUNDEN: ((...)) Das ist ein ehrgeiziges Ziel, das können wir schaffen, das werden wir schaffen, wir wollen das schaffen ((...)) (Wolfgang Schäuble, Bundesinnenminister, CDU. In: „Deutschland - bald wieder Spitze in Europa?“ am 20. 11. 2005)

- VORSATZ BEKUNDEN: Wir müssen alles dafür tun, dass der

Wettbewerb auf dem Energiesektor noch besser funktioniert. (Wolfgang Schäuble, Bundesinnenminister, CDU. In: „Deutschland - bald wieder Spitze in Europa?“ am 20. 11. 2005)

D ie wir-Sprecher, die ihre G esprächsschritte aus der Position der

U nternehm er form ulieren, signalisieren m it dem kom m issiven

Sprechakt SICH B ER EIT ER K LÄ R EN und m it der nicht-bindenden

A ufforderung V O R SC H LA G , dass sie an K oordination und

Z usam m enarbeit in gem einsam en T ätigkeiten m it der R egierung orientiert sind z. В.:

- SICH BEREIT ERKLÄREN: Wir müssen alles tun, damit unsere

Wirtschaft wieder richtig Arbeitsplätze schafft. Da muss jedes Mittel Recht sein und jeder Vorschlag, der dazu dient, ist auch gut. (Arndt G. Kirchhoff, mittelständ. Unternehmer, BDI. In: „Große Koalition - großes Chaos?“ am 6. 11. 2005)

- SICH BEREIT ERKLÄREN: Wir schaffen Arbeitsplätze, das verspreche

ich ihnen, wenn wir unserer Abgabenlasten gesenkt bekommen. (Arndt G. Kirchhoff, mittelständ. Unternehmer, BDI. In: „Große Koalition - großes Chaos?“ am 6. 11. 2005)

- VORSCHLAG: Wir müssen uns auch, und das ist unserer eingehen

Aufgabe, mit unseren Tarifparteien darüber verständigen, wie wir das auch über Arbeitszeit und Entlohnung tun. Die Hälfte können wir dem Staat anlasten, die andere Hälfte müssen wir uns selbst anlasten. Da müssen wir auch wesentlich konsequenter und nicht so dogmatisch Vorgehen. (Arndt G. Kirchhoff, mittelständ. Unternehmer, BDI. In: „Große Koalition - großes Chaos?“ am 6. 11. 2005)

(9)

In den D irektiva der w ir-S precher aus der Position O ppositioneller

und E U -Politiker ist der stärkere A ufforderungscharakter zu

bem erken. In den folgenden G esprächsschritten, deren A dressaten die Politiker der K oalition sind, sind die E rw artungen klar und deutlich dargestellt.

- WEISUNG: Es ist absolut zwingend, dass die Bundesrepublik

Deutschland ihren Haushalt in den Griff bekommt. Wir sehen natürlich in Brüssel, dass in Deutschland besondere Umstände vorliegen, aber es ändert nichts daran, dass von dieser Regierung erwartet wird, dass gerade Deutschland sich in dieser Frage vorbildlich verhält. (Günter Verheugen, Vizepräsident EU - Kommission, SPD. In: „Deutschland - bald wieder Spitze in Europa?“ am 20. 11. 2005)

F ür die K oalition ist die A ufforderung in diesem G esprächsschritt bindend, w eil sie im N am en konkreter Institution (EU) form uliert w ird, w as noch der w ir-S precher explizit betont.

- FORDERUNG: Wir wollen auch ein inhaltlicher Konzept, nicht nur Ämter für Parteifunktionäre. (Oswald Metzger, Publizist, Grüner. In: „Große Koalition - großes Chaos?“ am 6. 11. 2005)

Im Falle dieses G esprächsschrittes gehört das zur Funktion der O ppositionellen, au f G rund der gesetzlichen V orschriften, die für die K oalition verbindlich sind, A ufforderungen ihr gegenüber zum A usdruck zu bringen.

N och eine T atsache ist auffallend, dass genau so viel w ir-S precher im A uftrag anderer ihre M einung äußern w ie im eigenen Namen. Das

ist eine strittige Frage, ob w ir-Sprecher vertretend oder

vereinnahm end die G esprächsschritte übernehm en, w eil die 1. Person Pl. zunächst einm al die Solidarität m it der G ruppe andeutet, w as von der S tellvertretung zeugen könnte z. B.:

- BEKANNT GEBEN: Wir brauchen dringend eine

Unternehmenssteuerreform; wir brauchen für den Mittelstand niedrige

Steuersätze; wir brauchen eine Vereinheitlichung zwischen

Körperschaften auf der einen Seite und den Personengesellschaft auf der anderen Seite. (Peter Krämer, Unternehmer. In: „Der Koalitionsvertrag steht: Großer Wurf oder fauler Kompromiss? am 13.11.2005)

- HINWEISEN: Wir erleben eine politische Kaste im Augenblick, vor dem

(10)

Gemeinwohl sei nachrangig und persönlicher Ergeiz sei entscheidend. (Oswald Metzger, Publizist, Grüner. In: : „Große Koalition - großes Chaos?“ am 6. 11. 2005)

- FORDERUNG: Wir wollen auch ein inhaltlicher Konzept, nicht nur Ämter für Parteifunktionäre. (Oswald Metzger, Publizist, Grüner. In: : „Große Koalition - großes Chaos?“ am 6. 11. 2005)

- SICH BEREIT ERKLÄREN; VORSCHLAG: Wir schaffen Arbeitsplätze,

das verspreche ich ihnen, wenn wir unserer Abgabenlasten gesenkt bekommen. (Arndt G. Kirchhoff, mittelständ. Unternehmer, BDI. In: : „Große Koalition - großes Chaos?“ am 6. 11. 2005)

Jedoch im Falle solcher Ä ußerungen verm utet man, dass diese w ir- S precher nicht im N am en aller U nternehm er oder aller G rünen solche S tandpunkte präsentieren können. Z w ar ist ihre Stellungnahm e als M anifestation dieser Positionen zu interpretieren, aber die w ir-

S precher können in dem K ontext nicht m it der ganzen

Interessengruppe identifiziert w erden. Flexibler Identitätsw echsel

D ie Form ulierung längerer G esprächsschritte trägt nicht selten dazu bei, dass die T alkshow gäste unterschiedliche Personalpronom ina - vor allem die 1. Person Sg. und Pl. verw enden. D iese Ä nderung beeinflusst ohne Zw eifel den Inhalt des G esprächsschrittes. Starke Identifizierung einerseits und Z usam m engehörigkeit andererseits, oder eine gew isse D istanzierung führen zu einer solchen D ifferenzierung der Sprecheridentität. Leider ist es schw er, festzustellen, ob die T alkshow gäste absichtlich oder unbew usst die Sprecheridentität

w echseln. Ä ußerst spannend sind jedoch die entstehenden

K onstellationen der Sprecheridentitäten, Sprechakte, die realisiert w erden und ihr Zusam m enspiel m it der perspektivischen Prägung der M einungen.

M an hat am häufigsten m it dem Ü bergang vom ic h - zum w ir- S precher bzw. vom wir- zum ich-S precher zu tun hat.

In der ersten K om bination, die hier ic h -w ir genannt w ird, präsentieren die T alkshow gäste ihre M einungen zuerst als ic h - S precher in A ssertiva (M ITTEILEN; HIN W ESEN ; BESTÄ TIG EN ).

(11)

Jedoch entscheiden sie sich auch für die B estim m ung ihres G em ütszustandes bzw. ihrer E instellung zu einem S achverhalt durch die E xpressiva (SORGE BEK U N D EN ; ETW A S BEG RÜ ßEN ) und bew ertende Sprechakte - M E IN U N G SÄ U ßER N (POSITIV) z. B.:

- SORGE BEKUNDEN (ich-Sprecher)/VORSCHLAG (wir-Sprecher): Ich war

ein bisschen besorgt aus österreichischer Sicht, weil ich so den Eindruck gehabt habe, dass diese neue Koalition sofort wieder massiv kritisiert wird. Jetzt lassen wir sie doch einmal arbeiten, geben wir ihr einen Vertrauensvorschuss und leisten wir auch einen Beitrag, dass sie es auch zusammenbringt. (Karl-Heinz Grasser, Finanzminister Österreich. In: „Deutschland - bald wieder Spitze in Europa?“ am 20. 11. 2005.)

- ETWAS BEGRÜßEN; BESTÄTIGEN (ich-Sprecher)/VORSATZ BEKUNDEN

(wir-Sprecher): Ich bin sehr froh darüber, dass sich Matthias Platzeck bereit erklärt hat in so einer wirklich nicht beneidenswerten Situation die Verantwortung zu übernehmen. Wir werden ihn alle unterstützen ((...)). (Niels Annen, SPD-Parteivorstand, Ex-Juso-Chef. In: „Große Koalition - großes Chaos?“ am 6. 11. 2005)

- HINWEISEN (ich-Sprecher)/VORSATZ BEKUNDEN (wir-Sprecher): Die

Verschuldung ist mittlerweile der zweitgrößte Brocken im

Bundeshaushalt und ich finde da muss auch irgendwann mal die Grenze gezogen werden. Wir müssen Verschuldung wieder abbauen und nicht weiter ausweiten. (Christoph Matschie, SPD-Vorstandsmitglied. In: „Der Koalitionsvertrag steht: Großer Wurf oder fauler Kompromiss?“ am 13. 11. 2005)

- MEINUNGSÄUßERN (POSITIV) (ich-Sprecher)/VORSATZ BEKUNDEN

(wir-Sprecher): Ich habe heute aus den Verhandlungen erlebt, dass beide sachbezogen und auch gut diese Verhandlungen führen. Ich gehe davon aus, dass wir bis Ende nächster Woche vernünftige Sachergebnisse diskutiert haben. (Dieter Althaus, Ministerpräsident Thüringen, CDU. In: „Große Koalition - großes Chaos?“ am 6. 11. 2005)

D abei ist es zu beobachten, dass expressive und bew ertende Sprechhandlungen, die in erster Linie eben den A usdruck der G efühle und Eindrücke des Sprechers betreffen (vgl. K ohl/K ranz 1992:27), von positiver W ahrnehm ung des S achverhaltes zeugen. D ie positive Prägung der Sprechhandlungen beeinflusst dann den Ü bergang zum wir-Sprecher. D er w ir-Sprecher stellt vor allem durch K om m isiva (V O RSA TZ B EK U N D EN ) seine A bsicht über die A usführung einer H andlung dar bzw. versucht m it einem V O R SC H L A G (Direktiva) seinen A dressaten zur Erreichung des gem einsam en Ziels zu bew egen.

(12)

D as em otionale Potential, das in illokutionäre A kte des ic h -Sprechers eingebettet ist und eine starke Identifizierung m it dem Inhalt der Ä ußerungen in sich trägt, w ird von dem selben T alkshow gast als wir- S precher abgeschw ächt. Es ist desw egen zu verm uten, dass die K om bination ic h -w ir zum Ziel hat, die Z usam m engehörigkeit zu einer G ruppe zu betonen und die positiv geprägten M einungen des ic h - Sprechers a u f die G ruppe zu übertragen. A u f diese W eise heben die ic h -S precher aus der Position der Gruppe, deren M itglieder sie sind (SPD -Politiker, C D U -Politiker als K oalitionspartner), das Positive im A ufforderungscharakter der Sprechhandlungen hervor, die sie als wir- S precher realisieren.

D ie K om bination wir-ich veranschaulicht genau die um gekehrte Situation.

- VORSCHLAG (wir-Sprecher)/MEINUNGSÄUßERN (POSITIV) (ich-

Sprecher): Wir möchten Deutschland gerne als das Land sehen, das wieder der Motor der wirtschaftlichen Entwicklung in Europa wird. Und

ich sehe dafür günstige Voraussetzungen. (Günter Verheugen,

Vizepräsident EU - Kommission, SPD. In: „Deutschland - bald wieder Spitze in Europa?“ am 20. 11. 2005.)

- BESTÄTIGEN, ABSICHT BEKUNDEN (wir-Sprecher)/

MEINUNGSÄUßERN (NEGATIV): Wir überlegen das natürlich ((...)) Das wollen wir noch abwarten, ob die Bundesregierung sich das wirklich traut, einen verfassungswidrigen Haushalt zu planen und dann in den Bundestag einzubringen. Ich kann mir das nicht vorstellen. (Hermann Otto Solms, Bundestagsvizepräsident, FDP. In: „Der Koalitionsvertrag steht: Großer Wurf oder fauler Kompromiss?“ am 13. 11. 2005)

D ie E U -Politiker und die O pposition vertretenden wir-Sprecher entw ickeln zunächst eine bestim m te E instellung zu den A dressaten. M it D irektiva d. h. m it dem V O R S C H L A G w ird eine nicht-bindende A ufforderung (vgl. K ohl/K ranz 1992:15) ausgedrückt. Sie bed arf au f der Seite des A dressaten einer A nerkennung und einer K ooperation, die vom w ir-Sprecher im N am en der E U -Politiker erw artet werden. M ittels der K om m issiva (A B SIC H T-B EK U N D EN ) signalisiert der wir-Sprecher die zukünftige H andlung der O pposition als „kontrollierende Instanz“, die die T ätigkeit der R egierung beobachtet. D ie durch D irektiva und K om m issiva aufgebaute B eziehung der

(13)

wir-S precher zu den A dressaten w ird m it H ilfe von B ew ertungen - positives und negatives M einungsäußern - näher spezifiziert. Ihre W irkung w ird aber noch durch den Ü bergang zu ich-Sprechern verstärkt. In beiden Fällen dient der Identitätsw echsel der stark betonten S elbstdarstellung der ich-Sprecher. E inerseits identifizieren sie sich m it der Gruppe, die sie vertreten, indem sie sich als wir- S precher äußern. A ndererseits aber w eist vereinnahm endes B ew erten der ic h -Sprecher darauf hin, dass die beiden Sprecher sich berechtigt fühlen, den individuellen B eitrag und die eigene Präsenz in der E ntw icklung der B eziehung zu den A dressaten anzudeuten.

W eitere B eispiele für den flexiblen Identitätsw echsel bringen U nterschiede zum A usdruck, die zw ischen den Sprechern und ihren A dressaten bestehen. Es besteht desw egen die G elegenheit, eine D istanzierung der ich- bzw. w ir-Sprecher den A dressaten gegenüber

zu erkennen. Sie w ird m it der V erw endung anderer

Personalpronom ina als „ich “ oder „ w i r “ signalisiert.

In ihren G esprächsschritten heben der ich- bzw. w ir-Sprecher hervor, w ie ihre M einungen bezüglich der M einungen der A dressaten

voneinander abw eichen. D ie A ssertiva w ie M ITTEILEN ,

H IN W EISEN , K O N STA TIER EN sind M ittel zur D arstellung der M einung des ich- bzw. w ir-Sprechers aus der Position der O pposition oder der C D U -Politiker als K oalitionspartner.

- BESTREITEN (sie-Sprecher)/ MITTEILEN (wir-Sprecher): Sie kriegen unser Land nicht in Ordnung, indem sie die Bürger, die ohnehin unter zu geringen Nettoeinkommen leiden, zusätzlich drastisch belasten ((...)) Wir brauchen eine grundsätzliche Reform ((...)) (Hermann Otto Solms, Bundestagsvizepräsident, FDP. In: „Der Koalitionsvertrag steht: Großer Wurf oder fauler Kompromiss?“ am 13. 11. 2005)

- KONSTATIEREN (ich-Sprecher)/PROBLEMATISIERUNGSFRAGE (ihr-

Sprecher): Mich interessiert nicht so sehr, wie die Ministerien zusammengewürfelt sind, sondern was tut ihr für neue Hightech Jobs in Deutschland und was tut ihr für die Menschen, die weniger lernen konnten und die effektiv Angst um ihre Arbeitsplätze haben. (Fritz Kuhn, Fraktionschef B'90/Grüne. In: „Berliner Besetzungscouch - wie erfolgreich wird das neue Kabinett?“ am 16. 10. 2005)

(14)

- HINWEISEN (wir-Sprecher)/VORSCHLAG (sie-Sprecher): Es geht nicht darum, Steuern zu erhöhen, sondern der viel wichtigere Punkt ist, dass wir am Arbeitsmarkt Flexibilität hinbekommen und an dieser Stelle muss die SPD deutlich über das hinweggehen, was sie bisher zugesteht. Das sind die Aufgaben der nächsten Tage. (Dieter Althaus, Ministerpräsident Thüringen, CDU. In: „Große Koalition - großes Chaos?“ am 6. 11. 2005) Ihre Inform ationshandlungen haben den präsentativen C harakter und

setzen eine reaktive Sprechhandlung der A dressaten voraus (vgl.

K ohl/K ranz 1992:7). D iese V oraussetzung w ird vom ich- bzw.

wir-S precher noch verstärkt, indem sie in ihren G esprächsschritten zu einer anderen Sprecheridentität übergehen - zum sie-S precher bzw. ihr-Sprecher, oder sie-Sprecher beginnt, um danach den differenten S tandpunkt als wir-Sprecher darzustellen. In diesen Identitätsw echsel w ird aber auch die Ä nderung der illokutionären A kte m iteinbezogen. M an kann die T hese riskieren, dass sie absichtlich eingesetzt w ird, um die A dressaten zu provozieren. Solche Sprechhandlungen wie B EST R EITEN m it seiner dissentiven Prägung (vgl. K ohl/K ranz 1992:10), V O R SC H LA G , dessen R ealisierung die E inigung m it den A dressaten verlangt oder P R O B LEM A TISIER U N G SFR A G E, die zur

diskursiven Lösung eines Problem s (vgl. K ohl/K ranz 1992:19)

auffordert, lösen ohne Zw eifel die Form ulierung w eiterer

G esprächsschritte aus.

Ä ußerst interessant scheint die V erw endung der unpersönlichen m a n-Form innerhalb des Identitätsw echsels z.B.:

- KONSTATIEREN, ERINNERN (wir-Sprecher)/SICH BEREIT ERKLÄREN

(man-Form): Diese große Koalition ist nicht ganz einfach. Wir haben in der Wahl ziemlich frontal gegeneinander gestanden und man muss jetzt erst mal eine Vertrauensbasis gewinnen. Deshalb ist es gut, dass die

drei Parteivorsitzenden in der Regierung sind. (Otto Schilly,

Bundesinnenminister, SPD. In: „Berliner Besetzungscouch - wie erfolgreich wird das neue Kabinett?“ am 16. 10. 2005)

D er S PD -Politiker präsentiert in den angegebenen B eispiel seine A nsicht aus der Position des K oalitionspartners. A ls wir-Sprecher erinnert er die Phase des W ahlkam pfes, in der die Parteien, die heute G roße K oalition bilden, gegeneinander gekäm pft haben. (((...)) W ir haben in der W a h l ziem lich frontal g e g e n ein a n d er g estan d e n ((...))) In

(15)

B ezug au f die zukünftigen H andlungen, die der w ir-Sprecher in Form von K om m issiva ausdrückt, ist er vorsichtig. E r realisiert den

illokutionären Akt SIC H B ER EIT ER K LÄ R EN , der als

obligationsvorbereitend gilt (vgl. K ohl/K ranz 1992:22) aber die V erpflichtung noch nicht etabliert. O bw ohl das Verb „m üssen“ in seiner Ä ußerung: m an m u ss je tz t erst m al eine V e rtra u e n sb a sis gew innen. ((...)) eine H andlungsverpflichtung signalisiert, trägt der Ü bergang vom wir-Sprecher zur m a n -Form dazu bei, dass die Identifizierung: w ir als K oalition unklar wird. N ur die bew ertende Aussage: D e sh a lb ist es gut d a s s die drei P arte ivo rsitzen d en in der R e g ie ru n g s in d kann als eine B estätigung interpretiert w erden, dass schon bestim m te Schritte unternom m en w orden sind, um die V ertrauensbasis in der K oalition aufzubauen.

D ie V erw endung der unpersönlichen m a n -Form hat auch ihre abschw ächende Funktion, w as das folgende B eispiel veranschaulicht:

- MEINUNGSÄUßERN (NEGATIV) (sie-Sprecher)/MEINUNGSÄUßERN

(NEGATIV) (man-Form): Es ist ein Skandal was da geschieht. Das hat es noch nie gegeben, dass eine Regierung erklärt, dass sie einen Hanshaltsplan aufstellt, der schon von vorneherein verfassungswidrig ist. Man kann nicht über die Verfassung in der Weise hinweggehen, schon

gar nicht als Regierung((...)). (Hermann Otto Solms,

Bundestagsvizepräsident, FDP. In: „Der Koalitionsvertrag steht: Großer Wurf oder fauler Kompromiss?“ am 13. 11. 2005)

In dieser Ä ußerung ist eine D istanzierung zu bem erken, indem w eder ich- noch w ir-Sprecher ihren Standpunkt präsentiert. D ie Position der O pposition w ird in dem G esprächsschritt im plizit durch die negative B ew ertung der T ätigkeit der R egierung signalisiert. Jedoch führt der Ü bergang vom s ie -Sprecher zur m a n -Form dazu, dass die negative Einstellung der R egierung gegenüber m ilder wird. D esw egen verstärkt der Sprecher die W irkung seiner Ä ußerung m it der B em erkung: ((...)) sch o n gar nicht als R e g ie ru n g. A u f diese W eise übernim m t der Talkshow gast w ieder die Identität des sie-Sprechers und das em otionale Potential des G esprächsschrittes bleibt erhalten.

(16)

Es ist auch zu beobachten, dass der flexible Identitätsw echsel die

M öglichkeit gibt, den V erallgem einerungsgrad eines

G esprächsschrittes zu ändern.

- HINWEISEN (sie-Sprecher)/HINWEISEN (wir-Sprecher)/BEHAUPTEN (ich-

Sprecher): Die Gewerkschaften sind doch u. a. dazu da für die Menschen,

die sie organisieren, und die arbeitenden Menschen, den

Lebensstandard zu sichern. Wir sind doch nicht dazu da, permanent mitzuhelfen den Lebensstandard abzusenken. Ich glaube, da haben einige eine falsche Vorstellung von unserer Aufgabe. (Michael Sommer, DGB-Vorsitzender. In: „Deutschland - bald wieder Spitze in Europa?“ am 20. 11. 2005.)

D as zitierte B eispiel veranschaulicht die V erschiebung vom

A llgem einen zum Individuellen, vom V ertreten zum V ereinnahm en.

D ie realisierten S prechakte - A ssertiva als präsentative

Inform ationshandlungen (HINW EISEN , BEH A U PTEN ) - und die Position, aus der sie ausgesprochen w erden (G ew erkschaften), w erden aufrechterhalten. D er dreistufige Ü bergang vom sie -Sprecher über wir-Sprecher zum ich-Sprecher signalisiert nur eine größere Identifizierung m it dem Inhalt des G esprächsschrittes.

D ie durchgeführte A nalyse der Ä ußerungen, die die Talkshow gäste in der P olit-T alkshow von Sabine C hristiansen realisieren, führt zur

F orm ulierung folgender Schlussfolgerungen bezüglich der

Spezifizierung der Sprecheridentität: Ic h -Sprecher:

- vereinnahm ende D arstellung des S tandpunktes aus der Position

konkreter Interessengruppe

- im plizite A ndeutung der die M einung prägenden Position

- R ealisierung der assertiven und direktiven Sprechakte

W ir-Sprecher:

- R ealisierung der kom m isiven, assertiven und direktiven

Sprechakte

- sow ohl vereinnahm ende als auch vertretende D arstellung des

Standpunktes aus der Position konkreter Interessengruppe

- sow ohl im plizite A ndeutung als auch explizit definierte Position, die die M einung prägt

(17)

F lexibler Identitätsw echsel:

- K om bination ich -w ir

1. R ealisierung der assertiven, expressiven Sprechakte und B ew erten als ich -Sprecher

2. R ealisierung der kom m issiven und direktiven Sprechakte als wir-Sprecher

3. das abgeschw ächte em otionale Potential der S prechakte des ich-Sprechers durch den Ü bergang zum w ir-Sprecher

4. B etonung der Zusam m engehörigkeit zu einer

Interessengruppe durch den Ü bergang zum w ir-Sprecher

- K om bination wir-ich:

1. R ealisierung der kom m issiven und direktiven S prechakte als w ir-Sprecher

2. A ufbau der E instellung zu A dressaten durch die

übernom m ene Identität des wir-Sprechers

3. verstärkte W irkung der vom w ir-Sprecher vollzogenen Sprechakte durch den Ü bergang zum ich -Sprecher

4. stark hervorgehobene S elbstdarstellung durch den

Identitätsw echsel vom w ir-Sprecher zum ich-Sprecher

- Ü bergang vom ich- bzw. w ir-Sprecher zum ihr- bzw. sie-

S precher zw ecks der m anifestierten D istanzierung den

A dressaten gegenüber und der Provokation der A dressaten zur R eaktion

- Ü bergang vom wir-Sprecher zur V erw endung der unpersönlichen

m a n-Form zw ecks der abgeschw ächten W irkung der vollzogenen Sprechakte

- Ä nderung des V erallgem einerungsgrades in G esprächsschritten

durch den Identitätsw echsel: sie-Sprecher ^ w ir-Sprecher ^ ich-Sprecher, d. h. vom A llgem einen zum Individuellen

- Identifizierung m it dem Inhalt des G esprächsschrittes durch die Ä nderung des V erallgem einerungsgrades

Literatur

Auer P. (1999): Sprachliche Interaktion. Eine Einführung anhand von 22 Klassikern. Tübingen: Max Niemeyer Verlag.

(18)

Heinemann M., Heinemann W. (2002): Grundlagen der Textlinguistik. Interaktion - Text - Diskurs. Tübingen: Max Niemeyer Verlag.

Kohl M., Kranz B (1992): Untermuster globaler Typen illokutionärer Akte. Zur Untergliederung von Sprechaktklassen und ihre Beschreibung. In: König P-P., Wiegers H. (Hrsg.): Sprechakttheorie. Münster-Hamburg-Berlin-Wien-London: LIT Verlag, 1-44.

Cytaty

Powiązane dokumenty

— Als der Rumor in der Provinz begann, da war ja auch wenig M ilrta rr m derselben vorhanden und eben deshalb konnten die Polen so schnell eine Waffenmacht organisiren, welche

W naszych badaniach i dydaktyce eksplorujemy zagadnienia form wizualnych, ich konekstualizacji i interpretacji oraz procesów twórczych w zakresie malarstwa,

Eine Spirale Eine Spirale , , oder sind oder sind es doch eher Kreise?. es doch

S tąd oba ro ­ dzaje odkształceń zwykle sobie towarzyszą, jakkolwiek przypuścić możemy, że na pewnej głębokości (to je st pod pewnem ciśnieniem) wszystkie

die Reflexionen über Abkürzungswitze, bei denen auf die gängige Bezeichnung – Backronyme, die im Allgemeinen eine Umkehrung und Umdeutung von Akrony- men darstellen – verzichtet

Man muss auch hinzufügen, dass solche Dissimilation die Aussprache erheblich erschwert. Dies kann vielleicht mit Besonderheiten der gesprochenen Sprache zu tun. Aber es gibt noch

Natürlich sollte man sich gut und intensiv mit dem neuen Hausbewohner beschäftigen, denn enge Bindung zu dem Hund ist wichtig, aber eine zu enge Bindung kann dazu führen, dass der

na e il suo diritto all’educazione religiosa (Małoletni jako osoba i jego prawo do wychowania religijnego), Educazione religiosa, tutela dei minori e attivi­