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Anzeige von Thematischer Schwerpunkt 2014: Emotionen, Routinen

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317 THEMATISCHER SCHWERPUNKT 2014: Emotionen, Routinen Zwischen Emotion und Routine besteht ein in vielerlei Hinsicht interessantes Spannungsfeld, das unter literatur-, kultur- oder sprachwissenschaftlichem Blickwinkel untersucht werden kann. Der Emotionsbegriff evoziert eine ge-wisse Dynamik; in ihm laufen verschiedene Formen menschlichen Wahrneh-mens und der Reaktion darauf zusammen. Das Ringen um einen angemesse-nen sprachlichen Ausdruck einzelner Facetten der menschlichen Empfindun-gen, Emotionen und Gefühle ist schon immer eine Herausforderung für Schriftsteller und Dichter, aber auch für Psychologen und Lexikologen gewe-sen, denn, wie einst die Linguistin Anna Wierzbicka trefflich sagte, „Gefühle sind etwas, was man fühlt und nicht in Worten erlebt“, was auch mutatis mutandis auf die Emotionen ausgedehnt werden kann. Dagegen steht aller-dings Friedrich Nietzsches Aussage: „Hinter den Gefühlen stehen Urteile und Wertschätzungen, welche in der Form von Gefühlen (Neigungen, Abnei-gungen) uns vererbt sind.“1 Und Ute Frevert schreibt: „Gefühle drängen geradezu darauf, sich in Form und Symbol auszudrücken, und schaffen auf diese Weise einen Verständigungsraum, der die oder den Einzelnen mit ande-ren vergemeinschaftet. Sie sind vorsprachlich oder körperkonzentriert, können aber in Worte gefasst und diskursiv reguliert werden. Sie sind Teil eines indi-viduellen, gleichsam privaten Zugangs zur Welt. Doch sie bilden zugleich Trajektoren kollektiver, öffentlicher Welterfahrung und Weltveränderung. Eine kulturwissenschaftlich angeleitete Geschichte der Gefühle führt demnach in einen zentralen Problembereich historiographischer Analysen, nämlich in das Verhältnis von Individualität und Soziabilität, zwischen Person und Um-welt, Privatheit und Öffentlichkeit.“2 Günter Oesterle brachte die „Sprach-werdung des Gefühls“ aus kultur- und literaturgeschichtlicher Perspektive in die Debatte.3 Er denkt dabei vor allem an die Literatur des 18. Jhd.s (Herder sagte bekanntlich, Descartes umdrehend: „Ich fühle mich! Ich bin!“)4, doch

––––––––––

1 FRIEDRICH NIETZSCHE (1971): Werke. Kritische Gesamtausgabe. Hrsg. von Giorgio Colli und Mazzino. Bd. V, 1: Morgenröthe. Berlin/New York, 39f. 2

Zit. nach HUGH RIDLEY /ANNE FUCHS /SABINE STRÜMPER-KROBB (eds.) (2003):

Sentimente, Gefühle, Empfindungen, Zur Geschichte und Literatur des Affekti-ven von 1770 bis heute. Würzburg, 20f.

3 Zit. nach R

IDLEY /FUCHS /STRÜMPER-KROBB, 45f.

4

JOHANN GOTTFRIED HERDER (1994): Schriften zu Philosophie, Literatur, Kunst

und Altertum 1774-1787. Hrsg. von Jürgen Brummack und Martin Bollacher.

http://dx.doi.org/10.18778/2196-8403.2012.15

© by the author, licensee Łódź University – Łódź University Press, Łódź, Poland. This article is an open access article distributed under the terms and conditions of the Creative Commons Attribution license CC-BY-NC-ND 4.0

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Thematischer Schwerpunkt 2014

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seit dieser Zeit ist eine gesteigerte Aufmerksamkeit für Emotionen, Affekte, Empfindungen, Gefühle, Stimmungen, Gemütszustände zu beobachten, wobei auch zunehmend – insbesondere in neuerer Zeit – auf sogenannte negative emotionale Reaktionen wie Furcht, Hass und Ekel fokussiert wird. Neue Ge-sichtspunkte haben nicht nur die Psychoanalyse, sondern auch die Genderfor-schung ins Spiel gebracht5, u. a. das Problem der Leiblichkeit des Gefühls.6 Thomas Anz gebraucht sogar den Begriff „emotional turn“.7

Während in der Fachsprache der Mediziner und Psychologen Emotionen und Gefühle wohlunterschiedene Begriffe zu sein pflegen, überlagern sich in der Alltagssprache und auch in der Sprache der Belletristik beide Sphären zu-meist. Man gebraucht hier die verschiedensten Bezeichnungen. Deren Bezü-ge und Bezü-geBezü-genseitiBezü-gen BeeinflussunBezü-gen wären zu hinterfraBezü-gen, aber auch das Verhältnis zwischen Fach- und Alltagssprache, präziser: zwischen der Art und Weise, wie diese reflektiert und artikuliert werden.8

Auf dem anderen Pol stehen Routinen. Meist (zu Unrecht) als Antithese der Kreativität angesehen, sind sie in Wirklichkeit ein wichtiger stabilisierender Faktor vieler Lebensbereiche. Durch ihre Systematizität, Wiederholbarkeit und Prädiktabilität setzen sie gewisse Erwartungsrahmen, die den Lauf der Dinge in der Welt überschaubar(er) und/oder handhabungsfähig(er) machen. Literaturwissenschaftler haben diesen Gesichtspunkt z. B. in ihren Erörterun-gen über die Rolle des Alltags in der Literatur des 19. und 20. Jhd.s proble-matisiert. In der Überschrift, die für das Schwerpunktthema gewählt wurde, ––––––––––

Frankfurt (M.), 236 (es handelt sich um den Essay Zum Sinn des Gefühls). Siehe auch das Buch des portugiesisch-amerikanischen Neurologen ANTONIO R.

DAMASIO (2000): „Ich fühle, also bin ich“. München. 5

Ein Beispiel hierfür wäre: MANUEL BORUTTA /NINA VERHEYEN (eds.) (2010):

Die Präsenz der Gefühle ‒ Männlichkeit und Emotion in der Moderne. Bielefeld.

6 T

HOMAS ANZ erklärt in seiner Rezension Die Wissenschaften und die Gefühle. Skizzen und Literaturhinweise u. a.: „Auch die empfindsame Verschriftlichung von Gefühlen mag auf die zentrale Bedeutung des Körpers als Zeichenträger emotionaler Aussagen nicht verzichten.“ Siehe http://www.literaturkritik.de/ public/rezension.php?rez_id=3277 (12.7.2012).

7 Siehe hierzu: T

HOMAS ANZ: Emotional Turn? Beobachtungen zur Gefühlsfor-schung: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=10267 (12.7.2012). 8 Hierzu als Einstieg: LUDWIG JÄGER (ed.) (1988): Zur Historischen Semantik des

deutschen Gefühlswortschatzes. Aspekte, Probleme und Beispiele einer lexiko-graphischen Erfassung. Aachen.

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Thematischer Schwerpunkt 2014

319 steht ein nicht disjunktives Komma. Somit können Emotion und Routine in Bezug aufeinander betrachtet werden, es sei denn, dass der Autor sein Augen-merk nur auf eine der beiden Sphären richten möchte.

Die Convivium-Redaktion lädt zur Auseinandersetzung mit dem vorgeschla-genen Rahmenthema ein. Der erhoffte Ertrag ist eine Reihe von Aufsätzen in den Sparten Literatur-, Kultur- und Sprachwissenschaft, ferner Psycho- und Soziolinguistik, in denen die Facetten der uns interessierenden Erscheinun-gen von verschiedenen Seiten beleuchtet werden. Autoren, die sich zu diesem thematischen Schwerpunkt äußern möchten, werden gebeten, der Redaktion den vorläufigen Titel des geplanten Textes bis spätestens zum 30. Juni 2013 mitzuteilen. Die endgültige Fassung erbeten wir uns bis zum 30. November 2013 (CD + ein Ausdruck). Die Richtlinien zur Einrichtung des druckfertigen Manuskripts sind der Website www.convivium.pl, und die Redaktionsanschrift ist dem Impressum zu entnehmen.

LC / KS

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