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Zur Lage der deutschen Minderheit in Łódź vor dem ersten Weltkrieg unter besonderer Berücksichtigung der Situation der Frauen

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Barbara Ratecka

Zur Lage der deutschen Minderheit

in Łódź vor dem ersten Weltkrieg

unter besonderer Berücksichtigung

der Situation der Frauen

Acta Universitatis Lodziensis. Folia Germanica 3, 173-182

2002

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A C T A U N I V E R S I T A T I S L O D Z I E N S I S

F O L IA G E R M A N IC A 3, 2002

Barbara R atecka

ZUR LAGE DER DEUTSCHEN

MINDERHEIT IN ŁÓDŹ VOR DEM ERSTEN WELTKRIEG

UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG

DER SITUATION DER FRAUEN

D ie ersten deutschen K olonisten kam en in unsere S tad t im Ja h re 18211. D ie B ehörden haben den A u slän d em viele V ergünstigungen versprochen u n d eine weite W erbeaktion durchgeführt, so d aß sich m ehrere Fam ilien aus Schlesien, P reußen und später auch aus Sachsen, H essen und anderen Teilen D eutschland zu d er U m siedlung nach L odz und anderen K leinstädten in d er U m gebung von Lodz entschlossen haben. In der ersten P hase der K o lo n isa tio n kam en entw eder ganze Fam ilien, oder auch n u r M ä n n er, die sich eine baldige V erbesserung ihrer Lebenslage oder eine schnelle K arrie re versprachen. K ein W under, d aß in der ersten Zeit bis zur H älfte des X IX . Jh d . u n te r den Einw ohnern der Stadt die M ä n n er überw iegen2. In der zweiten H älfte des X IX . Jhd. und eigentlich bis zum heutigen T ag überwiegen die F ra u e n in der Stadt. In m anchen Ja h ren (1860—1914) w ar aber die Z ahl d er F ra u e n wesentlich höher als die der M änner (108% )3. D ie deutschen K olo n isten bildeten bald eine starke G ruppe in d er Bevölkerung des D orfes, denn L odz w ar dam als ein D o rf m it wenigen E inw ohnern“. Es lebten im Ja h re 1820 n u r 767 L eute im D o rf, im Ja h re 1831 ab er schon 4717 M enschen, im Ja h re 1865 - 32 427 und 1914 - 500 000.

Alle W issenschaftler, die sich m it d er G eschichte d er S tad t beschäftigt haben, sind sich darin einig, daß es äußerst schwer ist, eine genaue Z ahl

1 F . B öhm , Litzm a n n sta d t. Geschichte und Entwicklung einer D eutschen Industriestadt, P o z n a ń 1941, S. 43.

2 Siehe: J. Ja n czak, Ludność Ł o d zi przem ysłow ej 1820-19J4, Ł ódź 1982, S. 97. 3 E b en d a, S. 96.

4 E benda.

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1 7 4 B a rb a ra R a le ck a

d er deutschen B evölkerung festzulegen5. Sie ergibt sich aus ungenauen u n d vereinfachten V olkszählungen. Es gab verschiedene A ngaben in po l­ nischen und deutschen Quellen, weil die V olkszählungen die Bevölkerung im X IX . Jh. nicht nach der N atio n alität oder M u ttersp rach e, sondern nach d er Religion erfaß ten 6. D ie bisher um fangreichste A rbeit zu dem T h em a: „ D ie B ev ö lk e ru n g d e r In d u strie sta d t L o d z in d en Ja h re n 1820-1914” (Ludność Ł odzi przem ysłowej 1820-1914) von Julian Janczak schildert die allm ählichen V erän d eru n g en d er B e v ö lk e ru n g sstru k tu r der Stadt. Am A nfang des X IX . Ja h rh u n d erts stabilisierte sich die Z usam m en­ setzung der Stadtbevölkerung. D ie R elation zwischen den G eschlechtern blieb ü ber m ehrere Ja h re ausgeglichen1. D ie P ro p o rtio n en ändern sich m it dem Zuw achs d er Bevölkerung in der M itte des X IX . Jh d . U n ter den ständigen E inw ohnern von L odz w ar das V erhältnis der Z ahl der F ra u e n ­ zahl zu d er d er M ä n n er fast gleichbleibend; u n ter zeitweiligen Einw ohnern überw ogen im m er die F ra u e n 8.

W as die A usländer anbetrifft, die sich in L odz ansiedelten, d a w aren es zuerst M ä n n er, die in der ersten schwierigen Phase ohne F am ilienangehörige F u ss zu fassen versuchten, und erst nachdem sie sich um geschaut und eine W ohnung oder ein H a u s für ihre A ngehörigen sichern k onnten, den Rest d er Fam ilie nach L odz kom m en Hessen.

N ach der V olkszählung aus dem Ja h re 1897 w ar der Ü berschuss der F ra u e n in L odz beträchtlich (Fem inisationsfaktor: 105,1) und ihre Zahl wuchs stä n d ig 6. D ie Tendenz wird auch in den folgenden Ja h ren 1897-1913 beobachtet. Julian Janczak unterstreicht, d aß im Z entrum der S tad t im m er m eh r F ra u en als M änner w ohnten10. D er Statistik nach büdeten die M ehrheit d er A nköm m linge junge Polinnen, katholischen G laubens, die aus den übervölkerten N achbarregionen stam m ten und in der Stadt eine Beschäftigung suchten. D ie m eisten E inw ohner des Stadtzentrum s w aren N achkom m en deutscher K olonisten, die um die M itte des X IX Jhs. aus Schlesien, Sachsen oder der Eifel nach L odz kam en. 1913 waren das 75 000 D eu tsch e11. Die M ehrheit d er deutschen K olonie war protestantisch und sprach untereinander deutsch.

5 Siehe: eben d a, S. 215-220. O. K ossm an, Das alte deutsche L o d z a u f G rund der städtischen

Seelenbücher, „D eu tsch e W issenschaftliche Zeitschrift fü r Polen” 1936, H . X X X , S. 21-47;

e b e n , L odz. Eine historisch-geographische Analyse, W ü rzb u rg 1966, S. 151, 164; J. Janczak,

Ludność Łod zi..., S. 116 IT.

6 J. Jan czak , Ludność Ł o d zi..., S. 116 ff. I E b en d a, S. 97.

B E b en d a, S. 96. ' E b en d a, S. 97. 10 E b en d a, S. 93. II E b en d a, S. 132.

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Z u r Lage d er deutschen M in d erh eit in Ł ódź 175 D ie ersten deutschen K olonisten, w aren nicht allzu verm ögend. Sie kam en m eistens m it einem Pferdewagen, der m it einem W ebstuhl, einigen M öbeln und unentbehrlichen H aushaltsgeräten vollgeladen war. Die Behörden u n terstü tzten die K o lo n isten und boten H ilfe beim A nsiedeln an. E in interessantes D o k u m en t aus der frühen K olonisationszeit ist der V ertrag, d er zwischen dem Staatskom issar in Zgierz, dem F ä rb e r K arl G ottlieb Sänger, und den W ebern J. H . Teske aus Szamocin und J. G . Viertel aus Rogasen geschlossen w orden ist. F ü r die deutschen K olonisten w ar es die

M agna Charta von L odz, wie es F ra n z Böhm bezeichnet12, die schon am

30. M ä rz 1821 die G rundrechte einer deutschen Siedlung festgelegt hat. Jeder D eutsche erhielt ein G rundstück, Ziegelsteine, H olz und einen K red it, um ein H aus zu bauen. Die Siedlung erhielt Ja h rm ark tre ch t, eine W aage und eine M ühle. Sie w urde m it anderen N a ch b a rstäd ten m it der reitenden P ost verbunden. D ie E inw ohner durften einen A rzt und einen A p otheker aus D eutschland kom m en lassen, die die gleichen Privilegien gemessen sollten wie die übrigen K olonisten. D eutsche H an d w erk er durften eine T uchm acherinnung und eine Bürger-Schützengilde gründen. Sie bekam en auch das R echt a u f eine R epräsentanz im S tad tra t (Stadträte). In d er Zeit von 1821 bis 1914 w urden deutsche K olonisten dreim al zu Bürgerm eistern gewählt, z.B. K . T räger blieb in seinem A m t über 12 Jahre. D ie Protestanten erhielten eine G enehm igung für den Bau einer evangelischen K irche und durften einen P asto r aus D eutschland kom m en lassen, d e r ein H au s zugeteilt bekom m en sollte.

D ie ersten K olonisten gehörten nicht zu den tolerantesten M enschen. In den V ertrag haben sie einen V orbehalt eingetragen: In die neue deutsche Siedlung dürften keine Juden kom m en!13

D ie m eisten der A nköm m linge arbeiteten viele Stunden am T age (noch am A nfang der 90-er Ja h re dauerte der A rbeitstag in m anchen F ab rik en bis 15,5 S tu n d en 14. A n der A rbeit waren am A nfang alle Fam ilienm itglieder beteiligt. D ie K inderarbeit wurde erst in den späten 90-er Ja h re n verpönt und verboten. D ie ersten K o lo n isten h äu ser w urden an die H eim arb eit angepasst, indem m an sie in einen W ohn- und einen W erkstatteil unterteilte. M it dem w achsenden W ohlstand der K olonisten w urden die W erk stätte vergrössert und nach und nach w urden frem de A rbeitskräfte beschäftigt. D ie E ntw icklung verlief aber nicht harm onisch. Sie ist eher d u rch einen steten W echsel von Aufschw ung- und K risenperioden gekennzeichnet15. T ro tzd em entw ickelte sich die deutsche K olonie in L odz sehr schnell, und bald schlossen sich dem alten polnischen D orfkern, d er A lten S tadt, die

12 F . B öhm , L itzm annstadt..., S. 43 ff. 13 E benda.

14 Ł ódź. D zieje miasta, T . 1, S. 327. 15 E b end a, S. 241-244 und S. 263-266.

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1 7 6 B a rb a ra R aleck a

N eue S tad t (1821-1823) für die deutschen K olonisten und d a n n eine weitere deutsche Siedlung: „N eu-Schlesing” (1828) a n 16. In der N euen S tad t haben sich vor allem H andw erker aus Schlesien und G rosspolen (Preussen) nieder­ gelassen. D ie A nköm m linge w aren sehr tüchtige Leute, die d er N o t in ihrer H eim at entkom m en w ollten und in L odz ihre Z u k u n ft sahen. Es w aren einfache M enschen: H andw erker aus der Textilbranche.

Ihre A nsprüche waren sehr bescheiden, ihr Leben - einfach. Ihre Existenz konzentrierte sich von klein an um die väterliche W erkstatt. A uch das kulturelle Leben der K olonisten in L odz w ar so bescheiden wie ihre Existenz17. Es konzentrierte sich um die K irche und um den P astor in der evangelischen G em einde u n d um den P farrer in d er katholischen G em einde. B esonders der Pastor, den die K olonisten aus ihrer H eim at m itgebracht haben, w ar im Laufe des X IX . Jh s die höchste geistige A u to ritä t im Leben d er K olonisten.

Bibel, G esangbuch und L uthers K athechism us w aren der feste Bestandteil jed er kirchlichen und später auch jeder H ausbibliothek. Lesen k o n n ten alle K olonisten, schreiben nicht alle. D as Lesen eines R om ans w ürde von den m eisten als verdam m ensw erte T a t betrachtet w orden sein. L autes Lesen der Bibel an Sonn- und F eiertagen w ar sehr verbreitet. C höre w aren gu t besucht und beliebt: 1846 w urde der evangelische G esangverein a u f A nregung von G eyer und Siebert gegründet. 1856 erfolgte die G rü n d u n g des katholischen K irchengesangvereins „C äcilie” . Seit 1867 fanden in L odz grosse T reffen der deutschen Sänger aus dem gesamten russisch besetzten G ebiet statt. Am ersten T reffen nahm en bereits 400 Sänger teil! M itte der 80-er Ja h re gab es in der Stadt schon 13 M ännerchöre18. Auch das Hausmusizieren w ar sehr populär. Es w urden K onzerte von Laienmusikern veranstaltet, und in den sechziger Jahren gab es schon das erste Laienorchester, das hauptsächlich aus W ebern bestand, und in den 80-er Ja h re n spielten in L odz schon vier L aienorchester15.

Die älteste V ereinigung in der K olonistensiedlung w ar aber die B ürger­ schützengilde, die 1823 entstanden ist und am 7. Juni 1824 im Q uellenpark das erste K önigsschiessen veranstaltet hat. An diesem Fest, d as bald zur T rad itio n w urde, nahm die ganze Stadt m it Begeisterung teil20.

Im Ja h re 1850 w urde d as erste L aientheater d er Thalia-G esellschaft gegründet, das abwechselnd polnische und deutsche Stücke aufführte und 107 m al a u ftra t21. Seit 1867 gab es im Paradyż - G eb äu d e eine ständige

16 E b en d a, S. 166.

17 F . B öhm , L itzm annstadt..., S. 127 ff; O. K o sm a n n , Deutsche M itte n in Polen. Unsere

Vorfahren am W ebstuhl der Geschichte, B erlin -B o n n 1985, S. 179-180.

18 E b e n d a . Siehe auch: Ł ódź. D zieje m iasta, T . 1, S. 593 ίΤ. 19 Łó d ź. D zieje m iasta, T . 1, S. 601 1T.

20 F. B öhm , L itzm a n n sta d t..., S. 127.

21 Siehe: A . R y n k o w sk a, Ulica Piotrkow ska, Ł ó d ź 1970, S. 136; Ł ó d ź. D zieje m iasta, T . 1, S. 571.

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Z u r Lage der d eutschen M inderheit in Ł ódź 1 7 7

Bühne, wo sow ohl polnische als auch deutsche T heatertruppen zu Gastspielen au ftraten . A uch das eigene Ensem ble spielte dort. D ie m eisten A ufführungen w aren leichte Stücke, die sich beim Publikum grosser Beliebtheit erfreuten, wobei die S prachbarriere keine grosse Rolle spielte.

A n dieser Stelle w äre es auch von B edeutung die Situation d er deutschen F ra u e n in L odz in der Zeit vor dem ersten W eltkrieg darzustellen und die erste F rauenzeitschrift in M ittelpolen zu erwähnen.

M a n sollte unterstreichen, das viele der deutschen F ra u en gebildet und berufstätig w aren. Ihre A nsprüche waren viel höher, als die d er polnischen oder jüdischen Zeitgenossinnen. F ast alle T öchter der deutschen K olonisten besuchten eine G rundschule und viele eine Oberschule. M anche hab en im W arschau oder im A usland studiert. Es gab u n ter ihnen L ehrerinnen, A ngestellte, Ä rztinnen. Viele w idmeten ihrem B eruf alle K räfte und wollten nicht heiraten, was dam als eigentlich heftig kritisiert w urde22. F ü r selbst­ bewusste F ra u e n w urde in den Ja h ren 1910-1914 die erste F rauenzeitschrift in L odz herausgegeben. Die „L odzer F ra u en Z eitung” (Beilage zu r N euen L odzer Zeitung) blieb die einzige Frauenzeitschrift in Lodz bis zum Jahre 1945. K u rz vor dem zweiten W eltkrieg erschien zwar ein polnisches M odejour­ nal; es h a t sich aber ausschliesslich m it M odethem en beschäftigt.

D ie „L odzer F ra u e n Z eitung” erschien im m er m ittw ochs und um fasste n u r vier Seiten. Z u den A utoren, die ihre A rtikel darin veröffentlichten, gehörten Journalisten, Ä rzte, K öche. Es w aren darunter: E rn st Seifert, E rn a Büsing, Paul M ira, A dela R üst, H a n n a M ark , E lisabeth Tielem ann und D r. Felix Sartorius. D ie T hem atik der A rtikel war sehr breit gefächert und ko n n te verschiedenste Interessen zufriedenstellen. In der „L odzer F rauen Z eitu n g ” vom 2. O ktober 1912 finden wir z.B.:

- eine anonym e E rzählung „ G ro ssm u tter” ;

- einen illustrierten Bericht über eine M ode-A usteilung in Berlin; - einen polem ischen A rtikel Neue Gesichtspunkte zum P roblem der

Unverheirateten;

- einen Bericht über den Frauenstimmrechtkongress in M ünchen; - ein exotisches Interview; Wie der neue Kaiser von Japan über Ehe und

M utierpflichten denkt;

- ein anonym es G edicht Das L ied von der Schürze;

- drei populärw issenschaftliche Artikel:

Kindliche Neugier (über E ntw icklung der K leinkinder), Nasskalte Füsse der Schulkinder,

Vermischtes (über Fam ilienplanung),

- Praktische W inke (Hilfe bei O hnm achtanfällen).

Es folgten auch Ratschläge eines Kochs: K üchenzettel fü r die Woche und

Das Rebhuhn und seine Zubereitung.

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1 7 8 B a rb a ra R a te ck a

D en In h alt ergänzten In fo rm atio n en und E m pfehlungen für Leserinnen:

Vom Büchertisch.

A us dieser A ufzählung w ird ersichtlich, d aß die T h em atik der „Lodzer F ra u e n Z eitu n g ” dem In h alt einer m odernen Frauenzeitschrift ähnlich, w enn nicht sogar gleich war.

In A rtik eln wie z.B. „B eru f und E h e” vom 9.04.1913 oder D er Anteil

der Frau am geistigen Leben vom 28.05.1913 setzten sich die R edakteure

der Z eitschrift für die R echte und A nerkennung d er F ra u im öffentlichen Leben ein. Es w urden lange Berichte ü ber den K a m p f der F ra u e n fü r ihre E m an zip atio n veröffentlicht. A uch berühm te F ra u en , Schriftsteller, K o m ­ ponisten wurden vorgestellt, wie z.B. B ertha von Suttner oder Richard Wagner. Es fällt m ir heute schwer, zu sagen, ob sich die Zeitschrift grosser P o p u la ritä t erfreute, oder nicht. Es ist aber eine T atsache, dass sie für die dam alige Zeit fortschrittlich w ar und eine lobensw erte A usnahm e in dem eher sparsam en K ulturleben von L odz darstellte.

M a n k a n n jed o ch feststellen, dass die m eisten E inw ohner unserer Stadt, u n ab h än g ig von d er N atio n alität ihre K ulturerlebnisse auf:

- G arten - u n d Cafekonzerte, - Blasorchesterkonzerte,

- sehr einfache, p opuläre T heaterstücke u n d Zirkusvorstellungen be­ schränkten und dass alle N a tio n alitäten friedlich d a ra n teilnahm en.

D ie friedliche K oexistenz zwischen den Polen und den D eutschen kann m a n am besten am Beispiel der Schulen beschreiben.

N u r wenige K inder besuchten in den zw anziger Ja h ren des X IX . Jhs die Elem entarschule in der A lten S tadt. Es w ar eine katholische Schule, wo das H au p tfach Russisch w ar. D ie K inder der evangelischen K o lo n isten hat zuerst der P astor im Lesen, Schreiben, Rechnen und in Religion unterrichtet23. Seit 1826 w urde aber in der E lem entarschule neben d er katholischen Klasse eine evangelische eröffnet. D rei Ja h re später w ar die Z ahl der deutschen und böhm ischen K in d er so gross, daß in der Siedlung L o d k a eine zweite E lem entarschule eröffnet w urde, und 1834 w urde in der N euen S tad t eine rein evangelische E lem entarschule gegründet. In diesem Ja h r gab es in der S tad t 412 Schüler: 229 Jungen u n d 183 M ä d ch en 24.

Seit 1833 w urden die K in d er der verm ögenden deutschen E ltern privat u nterrichtet. Z uerst w ar dies verboten, weil privat m eistens kein Russisch­ u n terrich t gegeben w urde, sondern eben nu r deutsch oder polnisch. Die L ehrer, die beim P riv atu n terrich t e rtp p t w urden, w urde b estraft25. Bald aber h a t m a n den P riv a tu n terrich t offiziell zugelassen. N icht alle E ltern konnten

23 O. K o ssm an n , Deutsche M itten ..., S. 180.

24 E . P o d g ó rsk a, S zkolnictw o elem entarne w Ł o d zi w latach 1808-1914, S. 10-21. 25 E b en d a, S. 21 ff.

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Z u r Lage d er deutschen M inderheit in Ł ódź 1 7 9

ihre K in d er in die Schule schicken oder sie zu H ause unterrichten lassen. M anche konnten nu r m it M ühe die G ebühren bezahlen und in d er Zeit d er w irtschaftlichen K rise (Ende der 30er Ja h re d u rfte nu r ein K in d aus einer Fam ilie die Schule besuchen).

Im Ja h re 1842 wurde in der A lten Stadt die erste, evangelisch-katholische E lem entarschule n u r für M ädchen eröffnet, die aber vor allem von deutschen M ädchen besucht wurde. D ie erste Berufsschule für M ädchen, eine private H andelsschule, w urde erst 1901 eröffnet. U m die Ja h rhundertw ende und besonders nach der Revolution im Ja h re 1905 w urden die M inderheitsgesetze im russischen Reich gem ildert und in L odz w urden sofort neue Schulen eröffnet. Im Ja h re 1912 gab es in Lodz:

3 - russische Schulen, 27 - polnische Schulen, 22 - deutsche Schulen, 10 - jüdische Schulen,

23 - sg F abrikschulen (Elem entarschulen in einzelnen F ab rik en )26. Im Vergleich dazu die Einw ohnerzahlen von 1914:

- 1914 - 7000 Russen, 254 800 Polen, 75 100 D eutsche, 162 400 Ju d e n 21. 1866 öffnete das erste deutsche Realgym nasium , das von K in d ern aller N atio n alitäten besucht wurde. D ie Schule h a tte im m er einen guten Zulauf. E in wichtiges D atum in der G eschichte des Schulwesens der S tad t bildete das Ja h r 1911. In diesem Ja h r w urde das Evangelische Lehrersem inar aus W arschau nach L odz verlegt28. Es w ar eine Oberschule, die sow ohl Jungen als auch M ä dchen zugänglich war.

D ie fortschrittlichen Bürger bem ühten sich zw ar schon in den sechziger Ja h ren des X IX . Ja h rh u n d erts (1866) um die G ründung einer T echnischen U niversität in Lodz. D ie Pläne scheiterten aber an den E inw änden der russischen V erw altung, obwohl sie am A nfang den V orschlag des S tadtrates ern sth aft erörterte und deshalb sogar den G rafen Berg n ach C hem nitz schickte. E r sollte d o rt m it Hilfe der Chem nitzer P rofessoren das Projekt der Technischen U niversität fü r Lodz vorbereiten. D ie Pläne w urden dam als leider nicht realisiert29. Sie waren in einer für die Stadt günstigen Periode enstanden. In den 60-er und 70-er Ja h ren des X IX . Ja h rh u n d e rts kam es zu einem ungeheueren A ufschw ung in der E ntw icklung der Textilindustrie. M it d er A ufhebung der hohen Zölle zwischen Polen u n d R u ß la n d 30, m it der A bschaffung der Leibeigenschaft nach dem Ja n u a ra u fsta n d im Ja h re

” E b en d a, S. 142.

27 Siehe: J. Jan czak , Ludność Ł o d zi..., S. 132.

20 Siehe: E. P o d g ó rska, Szkolnictw o elementarne..., S. 146. 28 Siehe: Ł ódź. Dzieje m iasta, S. 516-517.

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180 B a rb a ra R a te ck a

1864, stieg die N achfrage nach billigen Stoffen so rasch, d aß die Lodzer B etriebe sie m it ihrer schon beachtlichen P ro d u k tio n kaum decken konnten.

D a n k des günstigen S taatsk red its w urden die kleinen T extilbetriebe im m er m eh r vergrößert, die P ro d u k tio n w urde nach und nach m echanisiert. Es entstan d en im m er m eh r G roßbetriebe, die h underte und d a n n sogar tausende von A rbeitern beschäftigten. Im Ja h re 1869 gab es in L odz 218 K leinbetriebe, die 5-15 A rbeiter beschäftigten, 4 Betriebe in denen zwischen 100 und 500 M enschen arbeiteten und nu r einen einzigen G ro ß b etrieb , in dem ü ber 500 A rbeiter eine Beschäftigung fanden. Im Ja h re 1900 gab es n u r noch 34 K leinbetriebe, 61, (m ittlere Betriebe, in denen) zwischen 100 bis 500 M enschen beschäftigt w aren und 24 G roßbetriebe m it m ehr als 500 Beschäftigten31.

D ie G roßbetriebe w urden m it m odernsten M aschinen aus E ngland oder Belgien ausgestattet. Z u den g rößten Textilfabriken gehörten die so genan­ nte „W eiße F a b rik ” von Ludw ig G eyer, der aus Sachsen (L öbau) zu uns kam u n d der als erster in seiner F a b rik eine D am pfm aschine m it 40 PS einsetzte u n d die Textilbetriebe von C arl Scheibler aus der Eifel (M on­ schau), die ebenfalls m it den neuesten M aschinen ausgestatet w aren und tro tz der M echanisierung im m er noch im Ja h re 1900 noch 7784 A rbeiter beschäftigten32.

D ie deutschen U nternehm er b au ten ständig ihre Betriebe aus, investierten G elder in den Bau der Eisenbahnlinien, gründeten B anken und verdienten trotzdem im m er m ehr G eld. D ie K olonisten, die zuerst sehr bescheiden oder sogar in N o t lebten, w urden nach u n d nach zu G ro ß u n tern e h m e rn und die N euanköm m linge, d er spätere „N ac h sch u b ” , bildete d an n die M ittelschicht (Angestellte, Ingenieure, M eister). D ie selbständigen W eber, die m it ihren Fam ilienw erkstätten nicht m ehr konkurrenzfähig w aren, gingen d a n n als M eister oder V orarbeiter in die G roßbetriebe.

D ie K lassenunterschiede in L odz w urden im m er größer. Es ist kein W under, w enn w ir die dam aligen G ehälter vergleichen. Im Ja h re 1906 verdiente z.B. in d er F irm a von C arl Scheibler:

ein A rbeiter ~ 320 R ubel/Jahr, ein M eister ~ 2500-5700 R ubel/Jahr, ein A ngestellter ~ 6000 R ubel/Jahr, ein T echniker ~ 10 000 R ubel/Jahr,

ein D irek to r von 17 500-35 000 R u b e l/Jah r33.

31 Łó d ź. D zieje miasta, S. 260-261. 32 E b en d a, S. 262.

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Z u r Lage d er deutschen M in d erh eit in Łódź 181

Es w ar charakteristisch, d aß es in dieser Zeit, also um Jahrhundertw ende, keine K o n flik te zwischen den Einheimischen und den D eutschen gab. O tto H eike beschreibt z.B. in seinem Buch Leben im deutsch-polnischen Spannungs­

f e l d seine K in d h eit u n d Jugend in der Vielvölkerstadt, in der nicht selten F ü n f Nationalitäten in einer Hausgemeinschaft lebten. E r stellt fest: „D as

Z usam m enleben der N ationalitäten w ar friedlich zum Teil freundschaftlich” 34. W enn es K o n flik te gab, dann nur zwischen arm und reich (dasn) beste Beispiel d a fü r ist der berühm te M aschinensturm in der F ab rik von Scheibler, bei dem deutsche und polnische A rbeiter gemeinsam M aschinen zerstö rten 35. Es gibt viele Beispiele für eine enge Z usam m enarbeit der deutschen und polnischen Bevölkerung in verschiedenen Bereichen. So w ar z.B. die erste Z eitung in L odz zweisprachig, links deutsch, rechts polnisch und hiess „Ł ódzkie O głoszenia” und „L odzer Anzeiger” .

Ein anderes Beispiel bildeten Buchhandlungen und Bibliotheken, die Bücher in beiden Sprachen sow ohl den polnischen wie auch den deutschen Lesern a n b o ten 36, die Schulen, in denen die K inder und Jugendliche gemeinsam lernten oder die Theaterhäuser. D as Thalia-Theater spielte sowohl polnische als auch deutsche Stücke. Helena Modrzejewska, die berühmteste polnische Schau­ spielerin des X IX . Jhs tra t a u f der Bühne auf. Die oben angeführten Beispiele sind d er breiten Bevölkerung unbekannt. D ie m eisten polnischen Lehrw erke wie auch wissenschaftliche P ublikationen verschweigen die T atsach en oder erw ähnen sie n u r in den A nm erkungen. D eutsche A utoren unterstreichen nu r Leistungen deutscher K olonisten und heben leider oft Beispiele der feindlichen H an d lu n g en aus der O kkupationszeit hervor.

Vielleicht ist es höchste Zeit, auch positive Beispiele unserer N achbarschaft (auch in d er Vergangenheit) ans Tageslicht zu bringen.

Barbara Ratecka

P R Z Y C Z Y N E K D O BADAŃ N A D P O Ł O Ż E N IE M

M N IE J S Z O Ś C I N IE M IE C K IE J W Ł O D Z I P R Z E D I W O J N Ą ŚW IA T O W Ą , A W S Z C Z E G Ó L N O Ś C I S Y T U A C JI K O B IE T

Niewielu łodzian pam ięta, że d o szybkiego rozw oju naszego m ia sta w X IX i n a p o c z ątk u X X w. przyczynili się niem ieccy k oloniści z Saksonii, Śląsk a, H esji i in nych o b sz aró w ów czesnych Niem iec. Zachęceni korzystnym i w arunkam i, oferow anym i im p rzez ad m inistrację

34 O. H eike, Leben im deutsch-polnischen Spannungsfeld, Essen 1989, S. 5. 35 Siehe: F . B öhm , Litzm annstadt..., S. 43 ff.

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1 8 2 B a rb a ra R a te ck a

K ró lestw a Polskiego, przybyw ali całym i ro d zin am i, z niew ielkim dob y tk iem , aby tu , n a d Ł ó d k ą , szukać p o p raw y by tu . W iększość o sad n ik ó w re k ru to w a ła się z k ręgów rzem ieślników . Byli to tkacze, farb iarze, folusznicy itd.

W lata c h trzydziestych X IX w. p o w stały trzy osiedla niem ieckie: N ow e M iasto , Ł ó d k a i Osiedle Ślązaków , k tó re stale ro zrastały się. N iewielkie p o czątk o w o w arszaty rów nież byty po w iększane o now e m aszyny; właściciele zatrudniali c o raz częściej ro b o tn ik ó w najem nych. W lata c h sześćdziesiątych X IX w. zaczęły pow staw ać og ro m n e fab ry k i w łókiennicze, k tó re n a wiele dziesięcioleci zdom inow ały o b raz Łodzi. D o najpotężniejszych n ależały w łaśnie fabryki n iem ieck ich fab ry k a n tó w , „L o d z e rm e n sz ó w ” , tak ic h ja k : G eyer, Scheibler, K u n itz e r czy G ro h ra a n n . Lecz nie t a m ała g ru p k a najb o g atszy ch n a d a w a ła to n w dziew iętnastow iecznej Łodzi, w k tó rej, ja k w tyglu, m ieszały się elem enty rosyjskie, polskie, niem ieckie i żydowskie. N iem ieck a k lasa śred n ia b u d o w ała w ty m środow isku po d w alin y życia k u ltu raln eg o .

K ró tk ie ra m y p rzyczynku n ie pozw alają zbyt szczegółowo zająć się ró żn y m i zjaw iskam i i p o staciam i ówczesnej Łodzi, ale pow inien on zachęcić czytelnika d o dalszej lek tu ry i w łasnych b a d a ń .

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