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Die Polarität der Rechts- und Gemeinsprache als Gegenstand der sprachwissenschaftlichen Forschung

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Academic year: 2021

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Agnieszka

Stawikowska-Marcinkowska

Die Polarität der Rechts- und

Gemeinsprache als Gegenstand der

sprachwissenschaftlichen Forschung

Acta Universitatis Lodziensis. Folia Germanica 5, 117-125

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A C T A U N I V E R S I T A T I S L O D Z I E N S I S F O L I A G E R M A N I C A 5 , 2 0 0 9

A gn ieszka S taw iko w ska-M arcin kow ska*

DIE POLARITÄT DER RECHTS- UND GEMEINSPRACHE ALS GEGENSTAND DER SPRACHWISSENSCHAFTLICHEN FORSCHUNG

In der heutigen Sprachwissenschaft sind die Fachsprachen ein wichtiger Gegenstand der U ntersuchungen geworden. Gemeint wird hier meist die Medizinsprache, die Sprache der Europäischen U nion oder der ökonomischen Disziplinen. Seltener, obwohl die Praxis das verlangt, untersucht m an die Eigenschaften der Sprache des Rechts.

Die Rechtssprache ist nicht einfach nur eine Fachsprache im herköm ­ mlichen Sinne. D a im Bereich des Rechts Angelegenheiten von höchstem öffentlichen R ang und Interesse geregelt werden, betreffen Phänom ene und Entwicklungen im Bereich der Rechtssprache häufig direkt und elementar Angelegenheiten von öffentlicher Bedeutung und wirken so unm ittelbar auf den öffentlichen Sprachgebrauch ein.

Die Untersuchungen, die im Bereich der Sprache des Rechts durchgeführt worden sind, betreffen meist die Übersetzungen der rechtlichen Texte. In der polnischen Sprache führte solche Untersuchungen unter anderem Jerzy Pieńkos (1999), der die Rechtssprache als Mittel der fachlichen Ü bersetzun­ gen betrachtete. Sein Buch Podstawy juryslingwislyki (G rundkenntnisse der Jurislinguistik) weist au f solche Eigenschaften der Rechtssprache hin, die beim Übersetzen und Dolmetschen zu Fehlern führen können. Er untersucht den Reichtum der Juristen- und Rechtssprache des Französischen und Polnischen. A uch viele deutsche N am en wären in diesem Zusam m enhang zu erwähnen, wie z.B. des Rechtswissenschaftlers, der sich m it der Rechtssprache beschäftigt, K ent D . Lerchs von der interdisziplinären A rbeitsgruppe „Spra­ che des R echts“ der Berliner-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaf­ ten, Dietrich Busses, der sich unter anderem m it der juristischen Semantik beschäftigte oder G ünter Grewendorfs, der die linguistischen A spekte der

* A g n i e s z k a S t a w i k o w s k a - M a r d n k o w s k a , M . A . , L e h r s t u h l f ü r d e u t s c h e u n d a n g e w a n d t e S p r a c h w i s s e n s c h a f t , U n i v e r s i t ä t Ł ó d ź .

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1 1 8 Agnieszka Slawjkowska-Marcinkowska

Rechtsprüfung untersuchte. Die Übersetzungen der rechtlichen Texte sind aber nicht das wichtigste Them a dieser Forschung. Die Rechtssprache gehört, wie geasgt, immer noch zu den unentdeckten Bereichen der Sprach­ wissenschaft, obwohl sie immer häufiger an Bedeutung gewinnt. Oft wird sie aber nur als Fachsprache des Rechts betrachtet und in die Fach­ sprachen einfach als U ntergruppe eingegliedert. D as Phänom en dieser Fachsprache besteht aber darin, dass sie sich im Unterschied zu anderen Spracharten im größten Teil der Gemeinsprache bedient. D ie Rechtssprache beeinflusst die Gemeinsprache jedoch übernim m t sie auch gleichzeitig ihre Eigenschaften.

Eine Fachsprache unterscheidet sich von der G emeinsprache im Al­ lgemeinen unter anderem dadurch, dass ihre Begriffe eindeutig bezeichnet sind, aber in der Regel nur innerhalb des betreffenden Faches gelten. In dieser H insicht bildet auch jede Fachsprache eine G ruppensprache, nämlich die der G ruppe der jeweiligen Fachleute. Fachsprachen haben meist den R u f der Unverständlichkeit - was einerseits am Fachvokabular der so genannten Terminologie liegt. Andererseits werden die sprachlichen Beson­ derheiten vor allem in speziellen Situationen wirksam, die dem Fachfremden oft nicht verständlich sind.

Die Gegenüberstellung der Termini Fachsprache und Gemeinsprache büdet in dieser H insicht ein wissenschaftliches Problem , das heutzutage zunehmende Aufm erksam keit auf sich zieht. W enn m an die sprachwis­ senschaftliche L iteratu r überschaut, sieht ganz genau, dass die beiden Spracharten als konträres Paar verwendet sind. D as m uss also bedeuten, dass es keine Fachsprache gibt, die sich der G em einsprache bedienen würde. Die Untersuchungen betreffen vor allem Versuche, die beweisen sollen, in welchem G rad sich die Fachsprache der G emeinsprache bedient. R einhardt (1966, S. 183-195) und Heller (1970) führten lange U ntersu­ chungen, die zum Ziel hatten, ein M odell zu entwerfen, das den Grad der gegenseitigen A bhängigkeit beider Sprachen darstellen. R einhardt baute sein M odell au f der Polarität: der gemeinsprachliche W ortschatz- F a­ chw ortschatz auf. In seinem M odell sieht m an genau, dass die Geme­ insprache und die Fachsprache kein echtes G egenpaar bilden. Er teilte den F achw ortschatz in einen speziellen, also dem Allgem einwortschatz abgew andten, und einen allgemein verständlichen Bereich ein. Darüber hinaus m eint er, dass sowohl der gemeinsprachliche als auch fachspra­ chliche W ortschatz m ehr oder weniger voneinander durchsetzt sind. Heller (1970, S. 221) findet dass sehr logisch, indem er als Kennzeichen der Gemeinsprache den allgemeinen G ebrauch und gleichzeitig die generelle V erständlichkeit der ihm zugehörigen Lexik und der Fachsprache die Fachbezogenheit der ihr zugeordneten W örter und W ortgruppen nennt. Es ist natürlich klar, dass es sowohl allgem einverständliche als auch

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Die Polarität der Rechts- und Gemeinsprache... 119

nicht allgemeinverständliche Fachausdrücke gibt und dass ähnlich auch allgemeinverständliche und nicht allgemeinverständliche W örter des nicht fachbezogenen Teils der Lexik zu finden sind. M an könnte also sagen, dass es hier nicht von Zweipoligkeit, sondern von Vierpoligkeiten die Rede sein soll. H eller entwickelte dementsprechend folgendes M odell.

Grad der

Grad d er fachbezogene Lexik Spezialisation

A b b . 1. D a s M o d e l l v o n H e l l e r ( 1 9 7 0 )

Jeder ist sich dessen bewusst, dass ein Teil unserer Lexik durch seine fachliche Bezogenheit charakteristisch ist. M an spricht dann von fachbezoge­ ner oder fachlich gebundener Lexik also Fachlexik (Heller 1970, S. 222f.). Wie soll dementsprechend die Fachlexik definiert werden? Innerhalb der fachbezo­ genen Lexik gibt es doch allgemeinverständlichen und nicht allgemeinverstän­ dlichen Bereich und die Grenzen sind sehr fließend. Einige werden einen Ausdruck als Fachausdruck die anderen als allgemein verständliches W ort empfinden. M anchm al ist es sehr subjektiv. Es hängt von vielen Faktoren ab, z.B. von der Ausbildung des Rezipienten ab, wie ein Begriff empfunden wird.

A uf dem ersten Blick könnte m an einerseits sagen, das das als G rund­ baustein dieses Artikels geltende Juristendeutsch zu solchen Fachsprache gehört, die sich der Gemeinsprache abheben. G emeint könnten aber nicht nur die verwendeten lateinischen Fachbegriffe, sondern die gesamte Rede- und Schreibweise sein. Typisch für diese Ausdrucksweise sind lange, mehrfach verschachtelte Sätze und die übermäßige Verwendung von Fachbegriffen, die aus dem Lateinischen stammen. D arüber hinaus neigen Juristen zu pedantischer Genauigkeit, um in fachlicher H insicht unangreifbar zu sein

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120 Agnieszka Stawikowska-Marcinkowska

(wegen der H aftung), selbst wenn die Zuhörer oder Leser auch bei weniger genauer oder gar umgangssprachlicher Form ulierung den Inhalt korrekt verstehen würden. Anderseits bedient sich die Rechtssprache des W ortschat­ zes, der in einem anderem K ontext von einem Leien zu verstehen wäre. D eshalb muss m an beim juristischen G ebrauch von A lltagsw örtern im Juristendeutsch sehr vorsichtig sein. Sie haben d o rt oft einen völlig anderen Sinn oder einen unerw arteten Sinn.

Wie soll das verstanden werden? Die Rechtssprache übernahm viele Begriffe aus der Gemeinsprache. Sie hat ihnen aber eine ganz andere, neue Bedeutung angegeben. D eshalb wird die Rechtssprache als Sondersprache bezeichnet, die den Laien viele Schwierigkeiten bereitet. M an liest ein G esetzbuch und sieht Begriffe, die m an kennt, die m an versteht aber in der von dem Juristen geschriebenen K ette scheinen sie einfach unklar und gleichzeitig unverständlich zu sein. Schon au f dem ersten Blick sieht m an, dass die Begriffe polyseme Bedeutung haben müssen. D as wäre aber zu einfach gesagt. Bei tieferen Untersuchungen zeigt sich, dass diese Begriffe zwar in der Gemeinsprache auch benutzt werden, sie haben aber in der Rechtssprache eine ganz andere Herkunft. Bis jetzt gibt es keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob die Begriffe aus der G emeinsprache m it den Begriffen, die dieselbe F orm in der Rechtssprache haben, H om onym paare büden oder ob die Rechtstermini Begriffe der Gemeins­ prache sind, die von den Rechtsdisziplinen auf eine einzigartige A rt und Weise verwendet werden, also bilden eine nur für sich charakteristische Polysemie.

Zwischen öffentlicher Sprache und juristischer Fachsprache kom m t es daher häufig zu Interferenzen, und dam it zu Überlagerungen zwischen fachlichen und nichtfachlichen Gebrauchsbereichen solcher Lexeme, die nebeneinander in fachspezifischer (häufig: terminologischer) und nicht fachs­ pezifischer Verwendungsweise Vorkommen.

M it Interferenzen sind also Störungen oder Störungspotenziale gemeint, die sich daraus ergeben, dass einzelne W örter des W ortschatzes je nach Einstellung und Vorwissen der Rezipienten entweder in fachlicher oder in nicht-fachlicher, gemeinsprachlicher Semantik interpretiert werden. Voraus­ setzung für solche Interferenzen ist also das V orhandensein unterschiedlicher semantischer Füllungen für ausdrucksseitig identische W örter, die nebeneinan­ der in fachlicher und nichtfachlicher Verwendung Vorkommen. Solche Inter­ ferenzen treten besonders häufig an der Grenzlinie von Rechtssprache und G emeinsprache auf. Eine der wichtigsten Besonderheiten der juristischen Fachsprache besteht also darin, dass die Rechtsprache „A usdrücke enthält, die der F orm nach m it denen der Gemeinsprache übereinstimmen, au f der Inhaltsebene aber von der semantischen S truktur der Gemeinsprache ab­ weichen können“ (O skaar 1979, S. 101; O tto 1981, S. 47).

Die lexikalische N ähe der Gemeinsprache und Rechtsprache bringt aber nicht zwangsläufig ein leichteres Verständnis der Rechtsprache für den Laien

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D ie Polarität der Rechts- und Gemeinsprache... 121

mit sich. Zum Einen wird, wie oben gezeigt, nur derjenige die Bedeutung eines Wortes bei seinem G ebrauch im Rahmen der Rechtsprache in vollem Umfang richtig verstehen, der das Begriffssystem kennt, in das dieses Fachw ort oder dieser Fachausdruck eingebettet ist. Zum A nderen verbirgt sich hinter der formalen Ähnlichkeit der Rechtsprache und der Gemeinsprache die Gefahr des Missverstehens von Rechtsbegriffen. Im Folgenden sollen Fälle betrachtet werden, in denen A usdrücke der Gemeinsprache und Rechtsprache in ihrer Form gleich sind, sich aber semantisch unterscheiden. Den ersten Fall stellen die Rechtsbegriffe dar, die von den Laien im Allgemeinen richtig erfasst werden, auch wenn die juristischen Hintergründe im einzelnen unbekannt sind. Dies ist in den Fällen möglich, wenn die Begriffe der Gemeinsprache und der Rechtsprache, die eine gleiche sprachliche Form haben, im Wesentlichen, im Kern, gleich sind und sich voneinander nur in N uancen unterscheiden.

Ein Beispiel dafür wäre Rechtsverletzung. D er Laie erfasst zwar nicht die ganze Palette der Fälle, in denen eine Rechtsverletzung (in einem bestim m ten Rechts bereich) gegeben ist. Es reicht aber aus, dass er Rechtsverletzung als verbotene H andlung, durch die die Rechte eines Anderen verletzt werden, versteht (vgl. Eckardt 2000, S. 26). D as bedeutet, dass der Laie auch in einem sprachlich komplizierten Rechtstext Rechtsverletzung verstehen wird.

Ein anderer Terminus, der eine der Form nach ähnliche Entsprechung in der Gemeinsprache hat, ist das Wort Entscheidung. In der Fachsprache bedeutet es Endgültiges Urteil, Schiedsspruch im Zivilrecht und hat rechtliche Folgen. In der Gemeinsprache wird es ähnlich als das Festlegen von etw. Strittigem. Wahl einer von m ehreren M öglichkeiten verstanden. Die Folgen so einer Entschei­ dung werden aber rechtlich nicht beurteilt. D er U nterschied zwischen den beiden Begriffen wird auch in den m it ihnen meist auftretenden W örtern deutlich. Zu den meist auftretenden Kollokationen in diesem Fall gehören z.B.:

- in der Fachsprache: endgültige Entscheidung, eine Entscheidung fällen,

gerichtliche Entscheidung, richterliche Entscheidung, umstrittene Entscheidung, eine Entscheidung herbeiführen, sachgerechte Entscheidung, zur Entscheidung bringen, unwiderrußiche Entscheidung, schiedsrichterliche Entscheidung·,

- in der Gemeinsprache: eine Entscheidung treffen, verbindliche Ents­ cheidung, eine schnelle Entscheidung, falsche Entscheidung, persönliche Ents­ cheidung, eine einstimmige Entscheidung, eine klare Entscheidung, zu einer Entscheidung kommen, vernünftige Entscheidung.

Beispiele in der Rechtssprache:

Die Entscheidung kann ohne mündliche V erhandlung ergehen.

G egen die Entscheidung findet sofortige Beschwerde sta tt. V or der Entscheidung. D as O berverw altungsgericht legt die Sache u n ter B egründung seiner Rechtsauf­ fassung dem Bundesverwaltungsgericht zur Entscheidung über die A uslegung revisiblen R echts vor, wenn 1. die R echtssache g rundsätzliche Bedeutung h a t oder 2. d as Oberverw altungsgcricht von d er Entscheidung eines anderen

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122 A g n ie s z k a S ta w ik o w s k a - M a r c in k o w s k a

Oberverwaltungsgerichts, des Bundesverwaltungsgerichts, des Gemeinsamen Se­ nats der obersten Gerichtshöfe (Verwaltungsgerichtsordnung).

Die Revision ist zuzulassen, wenn 1. die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung hat oder 2. das Urteil von einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, von einer Entscheidung des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshöfe des Bun­ des, von einer Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts oder, solange eine Ent­ scheidung des Bundesarbeitsgerichts in der Rechtsfrage nicht ergangen ist, von einer Entscheidung einer anderen Kammer desselben Landesarbeitsgerichts oder eines anderen Landesarbeitsgerichts abweicht und die Entscheidung auf dieser Abweichung beruht (Arbeitsgerichtsgesetz).

Beispiele in der Gemeinsprache:

Eine Entscheidung darüber, in welchem Bezirk ab Montag gestreikt werden soll, will der IG-Metall-Vorstand in Frankfurt an diesem Donnerstag treffen (Der

Spiegel online).

Hat nicht auch „Als mir klar wurde, dass ich dieses Licht jeden Morgen sehen würde, konnte ich mein Glück nicht fassen“ , sagte Henri Matisse über seine Entscheidung, in Nizza zu bleiben (Der Spiegel online).

Es folgten Motorenwechsel, die neue Partnerschaft mit BMW und die Ents­ cheidung für einen neuen Reifenpartner (Der Spiegel online).

Warm eine Entscheidung getroffen wird, ob der Inspiro in Kleinserie geht, steht noch nicht fest (Der Spiegel online).

Nach einer Entscheidung des Oberlandesgerichtes Frankfurt zu Gunsten der „Penny Stocks“ hat die Deutsche Börse ihre Delisting-Regeln ausgesetzt (Der

Spiegel online).

W enn m an z.B. das W ort H aftung in dieser H insicht unter die Lupe nimmt, muss m an auch von der P olarität der Fach- und G emeinsprache sprechen. In der Fachsprache bedeutet es Verantwortung für den Schaden eines anderen, in der G emeinsprache zwar einerseits Verhaftung, Beschlagnahme, Bürgschaft und anderseits im Sinn von anheften das H aften, V erbindung, K ontakt. Im Zusam m enhang zu anderen W örtern, m it denen es am häufigsten auftritt (die häufigsten K ollokationen), lässt sich diese P olarität sehr deutlich beobachten. In der Rechtssprache komm t das W ort Haftung meist in folgenden Verbindun­ gen vor: Gesellschaft mit beschränkter Haftung, persönliche Haftung, Haftung

übernehmen, volle Haftung, gesamtschuldnerische Haftung, unbegrenzte Haftung, unbeschränkte H aftung, Beschränkung der H aftung, Umfang der Haftung, H aftung fü r Schulden, gemeinsame Haftung, gesetzliche H aftung, H aftung der Gesellschafter, begrenzte Haftung, solidarische H aftung, übernehmen keine Haftung, m it unbeschränkter Haftung, Übernahme einer H aftung usw.

In der Gemeinsprache wird es auch in der rechtssprachlichen Bedeutung verwendet aber büdet auch eigene Kollokationen und zwar: aus der Haftung

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D ie P o l a r i tä t d e r R e c h ts - u n d G e m e in s p r a c h e ... 123

Beispiele in der Rechtssprache:

Für Zweigniederlassungen von Gesellschaften mit beschränkter Haftung mit Sitz im Ausland gelten ergänzend die folgenden Vorschriften (Handelsgesetzbuch). Die Haftung des Übernehmers beschränkt sich auf den Bestand des übernom­ menen Vermögens und die ihm aus dem Vertrage zustehenden Ansprüche. Beruft sich der Übernehmer auf die Beschränkung seiner Haftung, so finden die für die Haftung des Erben geltenden Vorschriften der §§ 1990, 1991 entsprechende Anwendung (Bürgerliches Gesetzbuch).

Beispiele in der Gemeinsprache:

Dass bisher keiner persönlich zur Haftung heran gezogen wurde, zeigt, wie kläglich es um den Anlegerschutz in Deutschland trotz aller Absichtsbekundungen tatsächlich bestellt ist (Die Welt online).

Zudem kauft er mehr Haftung ein, als er im Schadensfall bezahlen kann (Die

Well online).

Die EU-Kommission will jedoch das Sanierungskonzept und die Haftung Berlins einer wettbewerbsrechtlichen Prüfung unterziehen (Der Spiegel online). Für diese waghalsigen Zusagen der Bankgesellschafts-Oberen übernimmt nun am Dienstag das Land Berlin - und damit der Steuerzahler - die Haftung (Der

Spiegel online).

Adhäsion, die physikalische Haftung zweier Stoffe oder Körper aneinander (Wikipedia).

Diese Pressung dient der Haftung zwischen der inneren Oberfläche der Wulstkeme und der äußeren Oberfläche der Karkasse (freepatentsonline).

Einen viel schwierigeren Fall stellen Termini dar, die beim G ebrauch im juristischen K ontext im Unterschied zum gemeinsprachlichen G ebrauch juristisch relevante M erkmale aufweisen.

Ein anschauliches Beispiel für den unterschiedlichen G ebrauch von A us­ drücken im gemeinsprachlichen und juristischen K ontext sind die Ausdrücke

Leihe und Darlehen. Leihe kann in der Gemeinsprache zur Bezeichnung

mehrerer N utzungsarten verwendet werden. Als juristischer Term inus wird

Leihe als „unentgeltliche Gebrauchsüberlassung“ definiert (§ 598 BGB). Wer

z.B. einen Leihwagen nimmt, leiht nicht, sondern mietet, weil er zur Zahlung eines Entgelts verpflichtet wird (§ 535 II BGB). Wenn m an beim N achbarn 3 Eier fürs K uchenbacken ausleiht, so handelt es sich rechtlich gesehen nicht um eine Leihe, sondern um ein D arlehen (§ 607 Abs. 1 BGB), weil man die gleichen Eier nach Gebrauch nicht zurückgeben kann (vgl. A rntz, Picht, M ayer 2002, S. 110f.).

W eitere Beispiele: Einwilligung und Genehmigung. In der Gemeinsprache können diese Benennungen als Synonyme für „Zustim m ung“ gebraucht werden, w ährend in der R echtsprache zwischen der Einwilligung als

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124 A g n ie s z k a S ta w ik o w s k a - M a r c in k o w s k a

„vorheriger Zustim m ung“ und der Genehmigung als „nachträglicher Zu­ stim m ung“ unterschieden wird.

Die dritte Stufe bilden die Termini, die (oder deren Teile) zwar der F orm nach eine Ähnlichkeit mit der Gemeinsprache aufweisen, die jedoch ein Laie nicht zuordnen und unter denen er sich nichts vorstellen kann. Ein Beispiel dafür wäre im U rheberrecht Folgerecht.

Die U nterscheidung zwischen dem gemeinsprachlichen und juristischen G ebrauch von Termini ist für die Übersetzung von Fachtexten von großer Bedeutung. D ie Frage, wie in jedem Einzelfall eine Übersetzung gefunden werden kann, sowie die Frage, ob es sich um einen gemeinsprachlichen oder juristischen Begriff handelt, kann nur gelöst werden, wenn das betreffende

Begriffssystem berücksichtigt wird.

Ziel dieses Artikels war es, an ausgewählten Beispielen des W ortschatzes, der der Rechtssprache und der Gemeinsprache gemeinsam ist, sowohl die Überscheidungen als auch die Divergenzen in der Bedeutungsgebung der Lexeme zu schildern und hierbei das Störungspotenzial offen zu legen, das sich aus solchen unterschiedlichen Bedeutungen entwickelt. Es zeigt sich aber, dass eine solche Analyse die Offenlegung des jeweils zur Geltung gebrachten bedeutungsrelevanten Wissens erfordert. R ekonstruiert werden daher die hinter den fachlichen und nichtfachlichen W ortverwendungen bzw. -deutungen stehenden jeweiligen semantischen Netze und Wissenssysteme, deren innere S truktur sowie ihre Einbettung in benachbarte und/oder über­ greifende W issensstrukturen (vgl. Busse 1991).

L I T E R A T U R V E R Z E I C H N I S A r n t z R . , P i c h t H . , M a y e r F . (2 0 0 2 ) , E i n f ü h r u n g in d i e T e r m i n o l o g i e a r b e i t , H i l d e s h e i m , Z ü r i c h , N e w Y o r k . B u s s e D . ( 1 9 9 1 ) , J u r i s t i s c h e F a c h s p r a c h e u n d ö f f e n t l i c h e r S p r a c h g e b r a u c h , E i n f ü h r u n g in die L e h r - u n d F o r s c h u n g s b r e i c h e ö f f e n t l i c h e r S p r a c h g e b r a u c h ! Ö f f e n t l i c h e K o m m u n i k a t i o n , h t t p : / / w w w . p h i l - f a k . u n i - d u e s s e l d o r f . d e / g e r m l / s c h w e r p u n k t e / s p r a c h g e b r a u c h / b e r e i c h 2 . h t m l E c k a r d t B . ( 2 0 0 0 ) , F a c h s p r a c h e a l s K o m m u n i k a t i o n s b a r r i e r e ?, W i e s b a d e n . H e l l e r K . ( 1 9 7 0 ) , D e r W o r t s c h a t z u n t e r d e m A s p e k t d e s F a c h w o r t e s . V e r s u c h e i n e r S y s t e m a t i k . I n : W i s s e n s c h a f t l i c h e Z e i t s c h r i f t d e r K a r l - M a r x - U n i v e r s i t ä t L e i p z i g , G S R e i h e 1 9 . O s k a a r E . (1 9 7 9 ) , S p r a c h l i c h e M i t t e l in d e r K o m m u n i k a t i o n z w i s c h e n F a c h l e u t e n u n d z w is c h e n F a c h l e u te n u n d L a i e n i m B e r e i c h d e s R e c h t s w e s e n s . I n : M e n t r u p W . ( H r s g . ) , F a c h s p r a c h e n u n d G e m e i n s p r a c h e , D ü s s e l d o r f . O t t o W . ( 1 9 8 1 ) , D i e P a r a d o x i e e in e r F a c h s p r a c h e , l n : D e r ö f f e n t l i c h e S p r a c h g e b r a u c h , B d . 2, S t u t t g a r t . P i e ń k o s J . ( 1 9 9 9 ) , P o d s t a w y j u r y s l i n g w i s t y k i . J ę z y k w p r a w i e - p r a w o w j ę z y k u , W a r s z a w a . R e i n h a r d t W . (1 9 6 6 ) , P r o d u k t i v e v e r b a le W o r t b i l d u n g s t y p e n in d e r F a c h s p r a c h e d e r T e c h n i k , ln : W i s s e n s c h a f t l i c h e Z e i t s c h r i f t d e r P ä d a g o g i s c h e n H o c h s c h u l e P o t s d a m , G e s e l l s c h a f t l i c h - s p r a c h ­ w i s s e n s c h a f t l i c h e R e i h e 2 .

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D i e P o l a r i tä t d e r R e c h ts - u n d G e m e in s p r a c h e ... 125 Agnieszka Stawikowska-Marcinkowska P O L A R Y Z A C J A J Ę Z Y K A P R A W N E G O I O G Ó L N E G O J A K O P R Z E D M I O T B A D A Ń J Ę Z Y K O Z N A W C Z Y C H W j ę z y k o z n a w s t w i e w i e l e m i e j s c a p o ś w i ę c a s ię w o s t a t n i m c z a s i e j ę z y k o m f a c h o w y m . J ę z y k o z n a w c y n a j c z ę ś c i e j p o d e j m u j ą b a d a n i a d o t y c z ą c e j ę z y k a m e d y c y n y , e k o n o m i i c z y w o s t a t ­ n i m c z a s i e U n i i E u r o p e j s k i e j . R z a d z i e j , c h o ć w y m a g a t e g o r z e c z y w i s t o ś ć , a n a l i z u j e s ię j ę z y k p r a w n y c z y t e ż p r a w n i c z y . T r z e b a z a z n a c z y ć , ż e j ę z y k p r a w n y n i e j e s t j ę z y k i e m f a c h o w y m w o g ó l n i e p r z y j ę t y m t e g o s ł o w a z n a c z e n i u . O p i s u j e o n s y t u a c j e , k t ó r e s ą w a ż n e d l a o p i n i i p u b l i c z n e j , k t ó r e m u s z ą b y ć , d l a d o b r a o b y w a t e l i , u r e g u l o w a n e p o p r z e z p r z e p i s y . P r z e p i s y s ą w p r a w d z i e t w o r z o n e p r z e z p r a w n i k ó w , p o w i n n y b y ć j e d n a k r o z u m i a n e p r z e z o g ó ł s p o ł e c z e ń s t w a . P r a w n i c y p o s ł u g u j ą s i ę n a j c z ę ś c i e j j ę z y k i e m , k t ó r e g o c e c h y n i e s ą p r o s t e d o u s z e r e g o w a n i a . J ę z y k p r a w n y i p r a w n i c z y c h a r a k t e r y z u j e s i ę s k o m p l i k o w a n ą s k ł a d n i ą , s t y l e m , k t ó r y u n i k a w s z e l k ic h o z d o b n i k ó w . P r o b l e m w i ą ż e s ię j e d n a k p r z e d e w s z y s t k i m z p r a w i d ł o w y m o d c z y t a n i e m z n a c z e ń u ż y w a n y c h p o j ę ć . M o ż n a t u m ó w i ć o d w ó c h r o d z a j a c h p o j ę ć , g d y ż j ę z y k p r a w n y u ż y w a t e r m i n ó w t y p o w y c h d l a t e j d z i e d z i n y , t a k i c h j a k n p . p r a w o m a j ą t k o w e , p r a w o a u t o r s k i e c z y u s t a w a , j e d n a k o b o k n i c h p o j a w i a j ą s ię c z ę s t o p o j ę c i a z a c z e r p n i ę t e z j ę z y k a o g ó l n e g o , k t ó r e w p e w n y c h k o l o k a c j a c h n a b i e r a j ą i n n e g o z p u n k t u w i d z e n i a p r a w a z n a c z e n i a , n p . o r z e c z e n i e , w y r o k c z y w ł a s n o ś ć . A u t o r k a n i n i e j s z e g o t e k s t u p r ó b u j e o d p o w i e d z i e ć n a p y t a n i e , j a k d a l e c e p o j ę c i a j ę z y k a o g ó l n e g o w n i k a j ą w j ę z y k p r a w n y i c z y m a m i e j s c e o d w r o t n y p r o c e s o r a z w j a k i m s t o p n i u m o ż e m i e ć t o w p ł y w n a r o z u m i e n i e t e k s t u . O d p o w i e d ź n i e j e s t z p e w n o ś c i ą p r o s t a , a l e n a l e ż y w i e r z y ć , ż e d a l s z e b a d a n i a p r o w a d z o n e n a d j ę z y k i e m p r a w n y m p r z y b l i ż ą s e m a n t y c z n e a s p e k t y r ó ż n i c p o m i ę d z y j ę z y k i e m p r a w n y m a o g ó l n y m i t y m s a m y m u ł a t w i ą r o z u m i e n i e t e k s t ó w u s t a w c z y w y r o k ó w s ą d o w y c h .

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