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Zur Lage der deutschen Minderheit in Łódź vor dem ersten Weltkrieg unter besonderer Berücksichtigung der Situation der Frauen

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A C T A U N I V E R S I T A T I S L O D Z I E N S I S

F O L IA G E R M A N IC A 3, 2002

Barbara Ratecka

ZUR LAGE DER DEUTSCHEN

MINDERHEIT IN ŁÓDŹ VOR DEM ERSTEN WELTKRIEG

UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG

DER SITUATION DER FRAUEN

Die ersten deutschen Kolonisten kamen in unsere Stadt im Jahre 1821 К Die Behörden haben den A usländern viele Vergünstigungen versprochen und eine weite W erbeaktion durchgeführt, so daß sich m ehrere Familien aus Schlesien, Preußen und später auch aus Sachsen, Hessen und anderen

I eilen Deutschland zu der Umsiedlung nach Lodz und anderen K leinstädten in der Umgebung von Lodz entschlossen haben. In der ersten Phase der K olonisation kamen entweder ganze Familien, oder auch nur M änner, die sich eine baldige Verbesserung ihrer Lebenslage oder eine schnelle K arriere versprachen. Kein W under, daß in der ersten Zeit bis zur H älfte des XIX. Jhd. unter den Einwohnern der Stadt die M änner überwiegen2. In der zweiten Hälfte des XIX. Jhd. und eigentlich bis zum heutigen Tag überwiegen die Frauen in der Stadt. In m anchen Jahren (1860-1914) war aber die Zahl der Frauen wesentlich höher als die der M änner (108% )3. Die deutschen Kolonisten bildeten bald eine starke G ruppe in der Bevölkerung des Dorfes, denn Lodz war damals ein D orf m it wenigen Einw ohnern4. Es lebten im Jah re 1820 nur 767 Leute im D orf, im Jahre 1831 aber schon 4717 Menschen, im Jahre 1865 - 32 427 und 1914 - 500 000.

Alle W issenschaftler, die sich m it der Geschichte der Stadt beschäftigt haben, sind sich darin einig, daß es äußerst schwer ist, eine genaue Zahl

1 F. Böhm , L itzm an n stadt. Geschichte und Entwicklung einer Deutschen Industriestadt Poznań 1941, S. 43.

2 Siehe: J. Janczak, Ludność Ł odzi przem ysłow ej 1820-1914, Ł ódź 1982, S. 97. 3 Ebenda, S. 96.

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der deutschen Bevölkerung festzulegen5. Sic ergibt sich aus ungenauen und vereinfachten Volkszählungen. Es gab verschiedene Angaben in pol-nischen und deutschen Quellen, weil die Volkszählungen die Bevölkerung im XIX. Jh. nicht nach der N ationalität oder M uttersprache, sondern nach der Religion erfaßten6. Die bisher umfangreichste Arbeit zu dem T hem a: „D ie Bevölkerung der In d u striestad t Lodz in den Jah ren 1820 1914” (Ludność Łodzi przemysłowej 1820 1914) von Julian Janczak schildert die allmählichen V eränderungen der B evölkerungsstruktur der Stadt. Am Anfang des XIX. Jahrhunderts stabilisierte sich die Zusam m en-setzung der Stadtbevölkerung. Die Relation zwischen den Geschlechtern blieb über m ehrere Jahre ausgeglichen7. Die Proportionen ändern sich m it dem Zuwachs der Bevölkerung in der M itte des XIX. Jhd. Unter den ständigen Einwohnern von Lodz war das Verhältnis der Zahl der Frauen- zahl zu der der M änner fast glcichblcibend; unter zeitweiligen Einwohnern überwogen immer die Frauen".

Was die Ausländer anbetrifft, die sich in Lodz ansicdelten, da waren cs zuerst M änner, die in der ersten schwierigen Phase ohne Fam ilienangehörige Fuss zu fassen versuchten, und erst nachdem sic sich umgcschaut und eine W ohnung oder ein H aus für ihre Angehörigen sichern konnten, den Rest der Familie nach Lodz kommen Hessen.

N ach der Volkszählung aus dem Jahre 1897 war der Überschuss der Frauen in Lodz beträchtlich (Fem inisationsfaktor: 105,1) und ihre Zahl wuchs ständig9. Die Tendenz wird auch in den folgenden Jahren 1897-1913 beobachtet. Julian Janczak unterstreicht, daß im Zentrum der Stadt immer m ehr Frauen als M änner w ohnten10. Der Statistik nach bildeten die Mehrheit der Anköm m linge junge Polinnen, katholischen Glaubens, die aus den übervölkerten Nachbarregionen stammten und in der Stadt eine Beschäftigung suchten. Die meisten Einwohner des Stadtzentrum s waren Nachkom m en deutscher Kolonisten, die um die M itte des XIX Jhs. aus Schlesien, Sachsen oder der Eifel nach Lodz kamen. 1913 waren das 75 000 D eutsche11. Die M ehrheit der deutschen Kolonie war protestantisch und sprach untereinander deutsch.

5 Siehe: ebenda, S. 215-220. O. Kossm an, Das alte deutsche Lodz a u f Grund der städtischen

Seelenhücher, „D eutsche W issenschaftliche Zeitschrift für Polen” 1936, H. X X X , S. 21 47;

e b e n , Lodz. Eine historisch-geographische Analyse, Würzburg 1966, S. 151, 164; J. Janczak,

Ludność Ł odzi..., S. 116 ГГ.

6 J. Janczak, Ludność Ł od zi..., S. 116 ff.

I Ebenda, S. 97. “ Ebenda, S. 96. s Ebenda, S. 97. 10 Ebenda, S. 93. II Ebenda, S. 132.

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Die ersten deutschen K olonisten, waren nicht allzu vermögend. Sie kamen meistens mit einem Pferdewagen, der m it einem W cbstuhl, einigen Möbeln und unentbehrlichen Haushaltsgeräten vollgeladen war. Die Behörden unterstützten die K olonisten und boten Hilfe beim Ansiedeln an. Ein interessantes D okum ent aus der frühen Kolonisationszeit ist der Vertrag, der zwischen dem Staatskom issar in Zgierz, dem F ärber K arl G ottlieb Sänger, und den Webern J. H. Teske aus Szamocin und J. G. Viertel aus Rogascn geschlossen worden ist. Für die deutschen K olonisten war es die Magna Charta von Lodz, wie es Franz Böhm bezeichnet12, die schon am 30. M ärz 1821 die G rundrechte einer deutschen Siedlung festgelegt hat.

Jeder Deutsche erhielt ein G rundstück, Ziegelsteine, Holz und einen Kredit, um ein Haus zu bauen. Die Siedlung erhielt Jahrm arktrecht, eine Waage und eine Mühle. Sie wurde mit anderen N achbarstädten m it der reitenden Post verbunden. Die Einwohner durften einen Arzt und einen A potheker aus Deutschland kommen lassen, die die gleichen Privilegien gemessen sollten wie die übrigen Kolonisten. Deutsche H andw erker durften eine Tuchm achcrinnung und eine Bürger-Schützengilde gründen. Sie bekamen auch das Recht auf eine Repräsentanz im Stadtrat (Stadträte). In der Zeit von 1821 bis 1914 wurden deutsche Kolonisten dreimal zu Bürgermeistern gewählt, z.B. K. Träger blieb in seinem Amt über 12 Jahre. Die Protestanten erhielten eine Genehm igung für den Bau einer evangelischen K irche und durften einen Pastor aus Deutschland kommen lassen, der ein H aus zugeteilt bekomm en sollte.

Die ersten Kolonisten gehörten nicht zu den tolerantesten M enschen. In den Vertrag haben sie einen Vorbehalt eingetragen: In die neue deutsche Siedlung dürften keine Juden kom men!13

Die meisten der Ankömmlinge arbeiteten viele Stunden am Tage (noch am Anfang der 90-er Jahre dauerte der A rbeitstag in m anchen Fabriken bis 15,5 S tunden14. An der Arbeit waren am Anfang alle Fam ilienmitglieder beteiligt. Die K inderarbeit wurde erst in den späten 90-er Jahren verpönt und verboten. D ie ersten K olonistenhäuser wurden an die H eim arbeit angepasst, indem m an sie in einen W ohn- und einen W erkstatteil unterteilte. M it dem wachsenden W ohlstand der Kolonisten wurden die W erkstätte vergrössert und nach und nach wurden fremde A rbeitskräfte beschäftigt. Die Entwicklung verlief aber nicht harm onisch. Sie ist eher durch einen steten Wechsel von Aufschwung- und Krisenperioden gekennzeichnet15. Trotzdem entwickelte sich die deutsche Kolonie in Lodz sehr schnell, und bald schlossen sich dem alten polnischen D orfkern, der Alten Stadt, die

n F. Böhm , L ilzm annstadl..., S. 43 IT.

13 Ebenda.

14 Ł ódź. D zieje m iasta, T. 1, S. 327. 15 Ebenda, S. 241-244 und S. 263-266.

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Neue Stadt (1821-1823) für die deutschen Kolonisten und dann eine weitere deutsche Siedlung: „Neu-Schlesing” (1828) a n 16. In der Neuen Stadt haben sich vor allem Handw erker aus Schlesien und Grosspolen (Prcussen) nieder-gelassen. Die Ankömmlinge waren sehr tüchtige Leute, die der N ot in ihrer Heim at entkom men wollten und in Lodz ihre Zukunft sahen. Es waren einfache Menschen: Handwerker aus der Textilbranchc.

Ihre Ansprüche waren sehr bescheiden, ihr Leben - einfach. Ihre Existenz konzentrierte sich von klein an um die väterliche W erkstatt. Auch das kulturelle Leben der Kolonisten in Lodz war so bescheiden wie ihre Existenz17. Es konzentrierte sich um die Kirche und um den Pastor in der evangelischen Gemeinde und um den Pfarrer in der katholischen Gemeinde. Besonders der Pastor, den die Kolonisten aus ihrer Heimat mitgebracht haben, war im Laufe des XIX. Jhs die höchste geistige A utorität im Leben der Kolonisten.

Bibel, Gesangbuch und Luthers Kathechismus waren der feste Bestandteil jeder kirchlichen und später auch jeder Hausbibliothek. Lesen konnten alle Kolonisten, schreiben nicht alle. D as Lesen eines R om ans würde von den meisten als verdammenswerte T at betrachtet worden sein. Lautes Lesen der Bibel an Sonn- und Feiertagen war sehr verbreitet. C höre waren gut besucht und beliebt: 1846 wurde der evangelische Gesangverein auf Anregung von Geyer und Siebert gegründet. 1856 erfolgte die G ründung des katholischen Kirchcngesangvereins „Cäcilie” . Seit 1867 fanden in Lodz grosse Treffen der deutschen Sänger aus dem gesamten russisch besetzten Gebiet statt. Am ersten Treffen nahmen bereits 400 Sänger teil! M itte der 80-cr Jahre gab es in der Stadt schon 13 M ännerchöre18. Auch das Hausmusizieren war sehr populär. Es wurden Konzerte von Laienmusikern veranstaltet, und in den sechziger Jahren gab cs schon das erste Laienorchestcr, das hauptsächlich aus Webern bestand, und in den 80-er Jahren spielten in Lodz schon vier Laienorchester19.

Die älteste Vereinigung in der Kolonistensiedlung war aber die Bürger- schützengilde, die 1823 entstanden ist und am 7. Juni 1824 im Quellenpark das erste Königsschiessen veranstaltet hat. An diesem Fest, das bald zur T radition wurde, nahm die ganze Stadt m it Begeisterung teil20.

Im Jahre 1850 wurde das erste Laientheater der Thalia-Gesellschaft gegründet, das abwechselnd polnische und deutsche Stücke aufführte und 107 mal a u ftrat21. Seit 1867 gab es im Paradyż - Gebäude eine ständige

16 Ebenda, S. 166.

11 F. Böhm , L itzm ann stadt..., S. 127 ff; O. K osm ann, Deutsche M itten in Polen. Unsere

Vorfahren am W ebstuhl der Geschichte, Berlin-Bonn 1985, S. 179-180.

18 Ebenda. Siehe auch: Ł ó d i. D zieje m iasta, T. 1, S. 593 ff. 19 Ł ódź. D zieje m iasta, T. 1, S. 601 ff.

20 F. Böhm , L itzm ann stadl..., S. 127.

21 Siehe: A . Rynkow ska, Ulica P iotrkow ska, Ł ódź 1970, S. 136; Ł ó d i. D zieje m iasta, T. 1, S. 571.

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Bühne, wo sowohl polnische als auch deutsche Theatertruppen zu Gastspielen auftraten. Auch das eigene Ensemble spielte dort. Die meisten Aufführungen waren leichte Stücke, die sich beim Publikum grosser Beliebtheit erfreuten, wobei die Sprachbarriere keine grosse Rolle spielte.

An dieser Stelle wäre es auch von Bedeutung die Situation der deutschen P rauen in Lodz in der Zeit vor dem ersten W eltkrieg darzustellcn und die erste Frauenzeitschrift in Mittelpolen zu erwähnen.

M an sollte unterstreichen, das viele der deutschen Frauen gebildet und berufstätig waren. Ihre Ansprüche waren viel höher, als die der polnischen oder jüdischen Zeitgenossinnen. Fast alle Töchter der deutschen Kolonisten besuchten eine Grundschule und viele eine Oberschule. M anche haben im W arschau oder im Ausland studiert. Es gab unter ihnen Lehrerinnen, Angestellte, Ärztinnen. Viele widmeten ihrem Beruf alle K räfte und wollten nicht heiraten, was damals eigentlich heftig kritisiert w urde22. F ü r selbst-bewusste Frauen wurde in den Jahren 1910-1914 die erste Frauenzeitschrift in Lodz herausgegeben. Die „Lodzer Frauen Zeitung” (Beilage zur Neuen Lodzer Zeitung) blieb die einzige Frauenzeitschrift in Lodz bis zum Jahre 1945. Kurz vor dem zweiten Weltkrieg erschien zwar ein polnisches M odejour-nal; cs hat sich aber ausschliesslich mit M odethem en beschäftigt.

Die „Lodzer brauen Zeitung” erschien immer m ittwochs und umfasste nur vier Seiten. Zu den A utoren, die ihre Artikel darin veröffentlichten, gehörten Journalisten, Ärzte, Köche. Es waren darunter: Ernst Seifert, E rna Büsing, Paul M ira, Adela Rüst, Ila n n a M ark, Elisabeth Tielemann und Dr. belix Sartorius. Die I hematik der Artikel war sehr breit gefächert und konnte verschiedenste Interessen zufriedenstellen, ln der „Lodzer Frauen Zeitung” vom 2. O ktober 1912 finden wir z.B.:

- eine anonyme Erzählung „G rossm utter” ;

einen illustrierten Bericht über eine M ode-Austellung in Berlin;

einen polemischen Artikel Neue Gesichtspunkte zum Problem der Unverheirateten;

einen Bericht über den Frauenstimmrechtkongress in M ünchen;

ein exotisches Interview; Wie der neue Kaiser von Japan über Ehe und M utterpßichten denkt;

ein anonymes Gedicht Das Lied von der Schürze', - drei populärwissenschaftliche Artikel:

Kindliche Neugier (über Entwicklung der Kleinkinder), Nasskalte Füsse der Schulkinder,

Vermischtes (über Fam ilienplanung),

- Praktische Winke (Hilfe bei Ohnm achtanfällen).

Es folgten auch Ratschläge eines Kochs: Küchenzettel fü r die Woche und Das Rebhuhn und seine Zubereitung.

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Den Inhalt ergänzten Inform ationen und Empfehlungen für Leserinnen: Vom Büchertisch.

Aus dieser Aufzählung wird ersichtlich, daß die Them atik der „Lodzer Frauen Zeitung” dem Inhalt einer m odernen Frauenzeitschrift ähnlich, wenn nicht sogar gleich war.

In Artikeln wie z.B. „Beruf und Ehe” vom 9.04.1913 oder Der Anteil der Frau am geistigen Leben vom 28.05.1913 setzten sich die Redakteure der Zeitschrift für die Rechte und Anerkennung der Frau im öffentlichen Leben ein. Es wurden lange Berichte über den K am pf der Frauen für ihre Em anzipation veröffentlicht. Auch berühmte Frauen, Schriftsteller, K om -ponisten wurden vorgcstellt, wie z.B. Bertha von Suttner oder Richard Wagner. Es fällt mir heute schwer, zu sagen, ob sich die Zeitschrift grosser Popularität erfreute, oder nicht. Es ist aber eine Tatsache, dass sie für die damalige Zeit fortschrittlich war und eine lobenswerte Ausnahm e in dem eher sparsam en Kulturleben von Lodz darstellte.

M an kann jedoch feststellen, dass die meisten Einwohner unserer Stadt, unabhängig von der N ationalität ihre Kulturerlebnisse auf:

- G arten - und Cafekonzerte, - Blasorchesterkonzerte,

sehr einfache, populäre Theaterstücke und Zirkusvorstellungen be-schränkten und dass alle N ationalitäten friedlich daran teilnahmen.

Die friedliche Koexistenz zwischen den Polen und den Deutschen kann m an am besten am Beispiel der Schulen beschreiben.

N ur wenige Kinder besuchten in den zwanziger Jahren des XIX. Jhs die Elementarschule in der Alten Stadt. Es war eine katholische Schule, wo das H auptfach Russisch war. Die Kinder der evangelischen Kolonisten hat zuerst der Pastor im Lesen, Schreiben, Rechnen und in Religion unterrichtet23. Seit 1826 wurde aber in der Elementarschule neben der katholischen Klasse eine evangelische eröffnet. Drei Jahre später war die Zahl der deutschen und böhmischen Kinder so gross, daß in der Siedlung Lodka eine zweite Elementarschule eröffnet wurde, und 1834 wurde in der Neuen Stadt eine rein evangelische Elementarschule gegründet. In diesem Jahr gab es in der Stadt 412 Schüler: 229 Jungen und 183 M ädchen24.

Seit 1833 wurden die K inder der vermögenden deutschen Eltern privat unterrichtet. Zuerst war dies verboten, weil privat meistens kein Russisch-unterricht gegeben wurde, sondern eben nur deutsch oder polnisch. Die Lehrer, die beim Privatunterricht ertppt wurden, wurde bestraft25. Bald aber hat m an den Privatunterricht offiziell zugelassen. Nicht alle Eltern konnten

23 O. lCossmann, D eutsche M itten ..., S. 180.

24 E. Podgórska, Szkolnictw o elementarne >v Ł o dzi и» latach 1808-1914, S. 10-21. 25 Ebenda, S. 21 ff.

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ihre Kinder in die Schule schicken oder sie zu Hause unterrichten lassen. M anche konnten nur m it M ühe die Gebühren bezahlen und in der Zeit der wirtschaftlichen Krise (Ende der 30er Jahre durfte nur ein Kind aus einer Familie die Schule besuchen).

Im Jahre 1842 wurde in der Alten Stadt die erste, evangelisch-katholische Elementarschule nur für M ädchcn eröffnet, die aber vor allem von deutschen M ädchen besucht wurde. Die erste Berufsschule für M ädchen, eine private Handelsschule, wurde erst 1901 eröffnet. Um die Jahrhundertw ende und besonders nach der Revolution im Jahre 1905 wurden die Minderheitsgesetze im russischen Reich gemildert und in Lodz wurden sofort neue Schulen eröffnet. Im Jahre 1912 gab es in Lodz:

3 - russische Schulen, 27 - polnische Schulen, 22 - deutsche Schulen, 10 - jüdische Schulen,

23 - sg Fabrikschulen (Elementarschulen in einzelnen F abriken)26. Im Vergleich dazu die Einwohnerzahlen von 1914:

1914 - 7000 Russen, 254 800 Polen, 75 100 Deutsche, 162 400 Juden27. 1866 öffnete das erste deutsche Realgymnasium, das von K indern aller N ationalitäten besucht wurde. Die Schule hatte immer einen guten Zulauf. Ein wichtiges Datum in der Geschichte des Schulwesens der Stadt bildete das Ja h r 1911. In diesem Jahr wurde das Evangelische Lehrerseminar aus W arschau nach Lodz verlegt28. Es war eine Oberschule, die sowohl Jungen als auch M ädchen zugänglich war.

Die fortschrittlichen Bürger bemühten sich zwar schon in den sechziger Jahren des XIX. Jahrhunderts (1866) um die G ründung einer Technischen Universität in Lodz. Die Pläne scheiterten aber an den Einwänden der russischen Verwaltung, obwohl sie am Anfang den Vorschlag des Stadtrates ernsthaft erörterte und deshalb sogar den G rafen Berg nach Chem nitz schickte. Er sollte dort m it Hilfe der Chemnitzer Professoren das Projekt der Technischen Universität für Lodz vorbereiten. Die Pläne wurden dam als leider nicht realisiert29. Sie waren in einer für die Stadt günstigen Periode enstanden. In den 60-er und 70-er Jahren des XIX. Jahrhunderts kam es zu einem ungeheueren Aufschwung in der Entwicklung der Textilindustrie. M it der Aufhebung der hohen Zölle zwischen Polen und R ußland30, m it der Abschaffung der Leibeigenschaft nach dem Januaraufstand im Jahre

26 Ebenda, S. 142.

21 Siehe: J. Janczak, Ludność Ł od zi..., S. 132.

28 Siehe: E. Podgórska, Szkolnictw o elem entarne..., S. 146.

29 Siehe: Ł ódź. D zieje m iasta, S. 516-517.

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1864, stieg die Nachfrage nach billigen Stollen so rasch, daß die Lodzer Betriebe sie mit ihrer schon beachtlichen Produktion kaum deckcn konnten.

D ank des günstigen Staatskredits wurden die kleinen Textilbetriebe immer m ehr vergrößert, die Produktion wurde nach und nach m echanisiert. Es entstanden immer mehr G roßbetriebe, die hunderte und dann sogar tausende von Arbeitern beschäftigten. Im Jahre 1869 gab es in Lodz 218 Kleinbetriebe, die 5-15 Arbeiter beschäftigten, 4 Betriebe in denen zwischen 100 und 500 Mcnschcn arbeiteten und nur einen einzigen G roßbetrieb, in dem über 500 Arbeiter eine Beschäftigung fanden. Im Jahre 1900 gab cs nur noch 34 Kleinbetriebe, 61, (mittlere Betriebe, in denen) zwischen 100 bis 500 Menschen beschäftigt waren und 24 Großbetriebe mit m ehr als 500 Beschäftigten31.

Die G roßbetriebe wurden m it m odernsten Maschinen aus England oder Belgien ausgestattet. Zu den größten Textilfabriken gehörten die so genan-nte „Weiße F ab rik ” von Ludwig Geyer, der aus Sachsen (Löbau) zu uns kam und der als erster in seiner Fabrik eine Dam pfm aschine mit 40 PS einsetzte und die Textilbetriebe von Carl Scheibler aus der Eifel (M on-schau), die ebenfalls m it den neuesten Maschinen ausgestatet waren und trotz der M echanisierung immer noch im Jahre 1900 noch 7784 Arbeiter beschäftigten32.

Die deutschen Unternehm er bauten ständig ihre Betriebe aus, investierten Gelder in den Bau der Eisenbahnlinien, gründeten Banken und verdienten trotzdem immer m ehr Geld. Die K olonisten, die zuerst sehr bescheiden oder sogar in N ot lebten, wurden nach und nach zu G roßunternehm ern und die Neuankömmlinge, der spätere „N achschub” , bildete dann die M ittelschicht (Angestellte, Ingenieure, Meister). Die selbständigen Weber, die m it ihren Fam ilienwerkstätten nicht m ehr konkurrenzfähig waren, gingen dann als Meister oder Vorarbeiter in die Großbetriebe.

Die Klassenunterschiede in Lodz wurden immer größer. Es ist kein W under, wenn wir die damaligen G ehälter vergleichen. Im Jahre 1906 verdiente z.B. in der Firm a von Carl Scheibler:

ein Arbeiter ~ 320 Rubel/Jahr,

ein Meister ~ 2500-5700 Rubel/Jahr, ein Angestellter ~ 6000 Rubel/Jahr, ein Techniker ~ 10 000 Rubel/Jahr,

ein D irektor von 17 500-35 000 R ubel/Jahr33.

31 Łódź. D zieje m iasta, S. 260-261. 32 Ebenda, S. 262.

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Es war charakteristisch, daß es in dieser Zeit, also um Jahrhundertw ende, keine Konflikte zwischen den Einheimischen und den Deutschen gab. O tto Heike beschreibt z.B. in seinem Buch Leben im deutsch-polnischen Spannungs-fe ld seine K indheit und Jugend in der Vielvölkerstadt, in der nicht selten F ünf Nationalitäten in einer Hausgemeinschaft lebten. Er stellt fest: „D as Zusammenleben der Nationalitäten war friedlich zum Teil freundschaftlich” 34. W enn es Konflikte gab, dann nur zwischen arm und reich (dasn) beste Beispiel dafür ist der berühmte Maschinensturm in der F abrik von Scheibler, bei dem deutsche und polnische Arbeiter gemeinsam M aschinen zerstörten35.

Es gibt viele Beispiele für eine enge Zusam m enarbeit der deutschen und polnischen Bevölkerung in verschiedenen Bereichen. So war z.B. die erste Zeitung in Lodz zweisprachig, links deutsch, rechts polnisch und hiess „Łódzkie Ogłoszenia” und „Lodzer Anzeiger” .

Ein anderes Beispiel bildeten Buchhandlungen und Bibliotheken, die Bücher in beiden Sprachen sowohl den polnischen wie auch den deutschen Lesern an boten3ft, die Schulen, in denen die Kinder und Jugendliche gemeinsam lernten oder die Theaterhäuser. Das Thalia-Theater spielte sowohl polnische als auch deutsche Stücke. Helena Modrzejewska, die berühmteste polnische Schau-spielerin des XIX. Jhs trat auf der Bühne auf. Die oben angeführten Beispiele sind der breiten Bevölkerung unbekannt. Die meisten polnischen Lehrwerke wie auch wissenschaftliche Publikationen verschweigen die T atsachen oder erwähnen sie nur in den Anmerkungen. Deutsche Autoren unterstreichen nur Leistungen deutscher Kolonisten und heben leider oft Beispiele der feindlichen H andlungen aus der Okkupationszeit hervor.

Vielleicht ist es höchste Zeit, auch positive Beispiele unserer Nachbarschaft (auch in der Vergangenheit) ans Tageslicht zu bringen.

Barbara Ratecka

PR ZY C ZY N EK DO BA D A Ń N A D P O Ł O Ż E N IE M

M N IE JS Z O Ś C I NIEM IEC K IEJ W Ł O D Z I P R Z E D I W O JN Ą ŚW IA T O W Ą , A W S Z C Z E G Ó L N O Ś C I SY T U A C JI KOBIET

Niewielu łodzian pam ięta, że d o szybkiego rozwoju naszego m iasta w X IX i na początku X X w. przyczynili się niem ieccy kolon iści z Saksonii, Śląska, H esji i innych obszarów ów czesnych N iem iec. Zachęceni korzystnym i warunkami, oferowanym i im przez administrację

34 O. Heike, Lehen im deutsch-polnischen Spannungsfeld, Essen 1989, S. 5. 35 Siehe: F. Böhm , Litzm annstadt..., S. 43 ff.

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Królestwa Polskiego, przybywali całymi rodzinami, z niewielkim dobytkiem , aby tu, nad Łódką, szukać poprawy bytu. W iększość osadników rekrutowała się z kręgów rzemieślników. Byli to tkacze, farbiarze, folusznicy itd.

W latach trzydziestych X IX w. pow stały trzy osiedla niemieckie: N ow e M iasto, Łódka i Osiedle Ślązaków, które stale rozrastały się. Niewielkie początkow o warszaty również były pow iększane o now e maszyny; właściciele zatrudniali coraz częściej robotników najemnych. W latach sześćdziesiątych X IX w. zaczęły pow stawać ogromne fabryki włókiennicze, które na wiele dziesięcioleci zdom inowały obraz Łodzi. D o najpotężniejszych należały właśnie fabryki niem ieckich fabrykantów , „L odzerm enszów ” , takich jak: Oeyer, Scheibler, K unitzcr czy G rohm ann. Lecz nie ta mała grupka najbogatszych nadawała ton w dziewiętnastowiecznej Łodzi, w której, jak w tyglu, mieszały się elementy rosyjskie, polskie, niemieckie i żydowskie. Niem iecka klasa średnia budowała w tym środowisku podwaliny życia kulturalnego.

Krótkie ramy przyczynku nie pozwalają zbyt szczegółow o zająć się różnymi zjawiskami i postaciam i ówczesnej Łodzi, ale powinien on zachęcić czytelnika d o dalszej lektury i własnych badań.

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