Kontinuität und Wandel der religiösen Tradition in der polnischen Gesellschaft

Janusz Mariański

Kontinuität und Wandel der

religiösen Tradition in der

polnischen Gesellschaft

Collectanea Theologica 55/Fasciculus specialis, 89-106

C ollectanea T heologica 55 (1985) fase, sp ecialis

'JANUSZ MARIANSKI, PtOCK-LUBLIN

K O N TIN U ITÄ T UND W ANDEL DER RELIGIÖSEN TRADITION IN DER POLNISCHEN GESELLSCHAFT

D er M ensch kom m t n ich t m it einem festen B estand a n Be­ griffen, W e rte n , Sym bolen, N o rm en usw . auf die W elt, s o n d e rn e r ­ la n g t u n d e n tw ic k e lt d iese in v ie lse itig e n g e sellsc h a ftlic h e n P ro ­ zessen, in d e n en die k u ltu re lle n In h a lte vom M o tiv a tio n sc h a ra k te r fü r die P e rso n ü b e rm itte lt w erd en . D iese Ü berm ittlung, ein sp ezifi­ sch er L ern p ro zess g e n a n n t „S ozialisation", v o llzieh t sich z u e rst u nd v o r allem in d e r Fam ilie, die g leich sam die g esellsch aftlich e „U m ­ rah m u n g ” für die P erso n ist, u n d w ird d a n n in a n d eren , w e n ig e r p e rs o n a le n In stitu tio n e n fo rtg esetzt. Sie fü h rt zum sog. „H in ein­ w a c h se n in die K u ltu r”, zum E rle rn en d e r kü n ftig zu e rfü lle n d e n

g

esellsc h a ftlic h e n Rollen, zur A n eig n u n g v o n K ultursy m b olen , zur Übermittlung des k u ltu re lle n E rbes u n d d e r S prache, zur Ü b e r­ tra g u n g d e r in d er b e tre ffe n d en G esellsch aft g e lte n d e n in n ere n u n d ä u s se re n V e rh a lten sm u ste r.

D ie Ü b erm ittlu n g d er R eligion (des C hristentum s) v o llzieh t sich eb en falls im R ahm en v o n Sozialisations- u n d E rziehu ng sprozessen. Diese fü h re n d en e in z e ln e n zur E rfüllung b estim m ter g e sellsc h a ftli­ c h e r R ollen in d e r R eligionsgem einschaft, z u r Ü b ern ahm e des k u l­ tu re ll-re lig iö se n Erbes, zur V e rin n e rlic h u n g d e r k irc h lic h e n (religiö­ sen) Ziele, W e rte, N o rm en u n d P ra k tik e n u n d dazu, d ass e r ein „F u n k tio n selem en t" der K irche w ird. Das „H in einw achsen " in die K irch e ist n ich t n u r die G ru n d lag e ih re r p h y sisc h e n Existenz, so n ­ d e rn a u c h ih re r g e istig e n E ntw icklung. D iese E ntw icklung h ä n g t d a v o n ab, in w elchem M asse im m er n e u e In d iv id u e n die für die k irc h lic h e n G em einschaften ty p isc h e n W e rte , N o rm en u n d V e r­ h a lte n s stile als ih re eig en en an n e h m e n u n d den n ä c h ste n G e n e ra ­ tio n e n ü b erm itteln . In diesem S inne g a ra n tie rt die S ozialisation die K o n tin u ität d er re lig iö se n T ra d itio n in d e r G esellschaft.

In d e n h in sich tlich U rb a n isie ru n g u n d In d u stria lisie ru n g fo rt­ g e s c h ritte n e n G e se llsc h afte n 'm a ch t sich n eb en d en S ä k u la risie ru n g s­ v o rg ä n g e n e in R ü ckgang d e r E inflüsse d e r tra d itio n e lle n k irch lich en S o z ialisa tio n strä g e r b em erk b ar. Die Zahl d e r v o n d e r k irc h lic h e n Sozialisatio n e rfa sste n M en sch en v e rrin g e rt sich, u n d d e r Ü b e r­ m ittlu n g sp ro zess der k irc h lic h e n W e rte u n d N orm en in d e r Fam ilie n im m t infolge d e r K o n k u rren z a n d e re r g e sellsc h a ftlic h e r W e rte u n d N o rm en se lb st häufig se le k tiv e n C h a ra k te r an. A ber a u c h in d iesen G e sellsch aften h a n d e lt d e r ein z e ln e n ich t isoliert, als se lb stän d ig e

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„M onade", so n d ern im R ahm en d er sich in d e r F am ilie v o llz ie h e n ­ d e n Sozialisation, die in ein e spezifische k irc h lic h e S chicht v ö llig er o d e r teilw e ise r Id e n tifik atio n (h ö h erer o der n ie d rig e re r K irch lich ­ k e itssta tu s) e in fü h rt1. Die F am ilie ist n u r ein es d er E lem ente im g a n z en Sozialisations- u n d E rziehu n g ssy stem , a b e r e in se h r w ic h ti­ g e s un d festes, u n d v o n d er re lig iö se n „M ik ro k u ltu r" in d e r Fam ilie h ä n g t in hohem G rad e die A u frec h te rh a ltu n g d e r re lig iö se n T ra d i­ tio n e n in d e r G esellsch aft ab.

G estü tzt auf ein e S e k u n d ä ra n a ly se a u sg e w ä h lte r soziologischer U n te rsu c h u n g e n in Polen w o llen w ir u n s bem ühen, a u sg ew ä h lte A sp e k te d er K o n tin u ität u n d des W a n d els d e r re lig iö se n T ra d itio n in d er p o ln isch en G esellschaft d arzu stellen , w ob ei u n s v o r allem d as P roblem d e r re lig iö se n Ü berm ittlu n g in d er F am ilie in te ressiert. W ir frag en : H a t sich im V e rla u f d er g e w a ltig en g esellsc h a ftlic h -k u l­ tu re lle n W a n d lu n g e n in d en Fam ilien die Ü bereinstim m u ng d er M ein u n g en zur R eligion erh a lte n ? K ön n ten w ir, w e n n w ir die M ein u n g en der E lte rn zum T hem a d e r R eligion k e n n e n , m it g rö sse r W a h rsc h e in lic h k e it auf die A n sic h te n ih re r K in der schliessen? Sind die g lo balen re lig iö se n E in stellu n g en v o n E ltern u n d K in d ern id en ­ tisch, äh n lich oder u n tersch ied lich ? E rfüllt die F am ilie in P olen die F u n k tio n d e r relig iö se n S ozialisation — w e n n ja, in w elch em U m ­ fang — u n d g a ra n tie rt sie d am it — tro tz ih re r V e rä n d e rlic h k e it ■— die B eständigkeit d e r relig iö se n E in stellu ng en in d e r G esellschaft? W ie sind die T h esen ein es n a iv e n Em pirism us u n d Soziologism us einzuschätzen, in d e n e n v e rs u c h t w ird, aus d en sich v o llz ie h e n d e n W a n d lu n g e n solche S chlüsse zu ziehen, die fü r die n a h e Z ukunft ein e N u llre lig io sität im m a k ro stru k tu re lle n A usm ass ankündigen?

Um die ä u sse rst um fassen d e u n d ko m p lizierte F ra g e der K on­ tin u itä t d er relig iö se n T ra d itio n in d er p o ln isch en G esellsch aft in a llg em ein en Z ügen d a rs te lle n zu kö n nen , m uss zu n ä ch st ein e g e ­ w isse O rd n u n g d e r P rä se n tie ru n g d es zu sam m en g e tra g e n e n M a­ te ria ls festg e le g t w erd en . A m b e re c h tig ste n w ird w oh l die U n te r­ teilu n g d e r im v o rlie g e n d e n A rtik e l b e sp ro c h e n e n U n te rsu c h u n g e n in fünf H a u p tg ru p p e n sein: a) die F am ilie als ein die E in stellu ng des K indes zu r R eligion fo rm e n d er F aktor, b) die re lig iö se n E in stellu n ­ g e n d er Ju g e n d lic h e n v o r dem H in terg ru n d d e r E in stellu n g en ih rer E ltern, c) K o n tin u ität u n d W a n d el der relig iö sen E in stellu n g en in d en S tadtfam ilien, d) K o n tin u ität der relig iö se n T ra d itio n in den L andfam ilien, e) B em erk u n g en zu den U n tersu ch u n g serg eb n issen .

1 W ö s s n e r , Kirche — Familie — Sozialisation, in: Die Familie als So-

D IE R E L IG IO S E T R A D IT IO N IN P O L E N ₉₁

1. Die Familie als ein die Einstellung des Kindes zur Religion formender Faktor

D ie relig iö se Sozialisation, die die Ü berm ittlun g u n d V e rin n e r­ lichu ng d e r relig iö sen W e rte, M o tiv a tio n e n sow ie V e rh a lte n sm u ste r zum Ziel hat, b eg in n t in d e r p o ln isch en Fam ilie re c h t früh. In W irk ­ lic h k e it w irk e n d ie E ltern m ehr d u rc h ih r tägliches Leben u n d ihr V e rh ä ltn is z u e in a n d e r auf das K ind ein („fun k tionale E rziehung") als d u rc h b e w u sste E rziehung, d ire k te Ü berm ittlu ng d e r G la u b e n s­ w a h rh e ite n u n d c h ristlic h e n V e rh a lte n sw e ise n an d as K ind („in ten ­ tio n a le Erziehung"). D ie G ew öhnung d e r K inder an die e rs te n r e ­ lig iö sen A k tiv itä te n w ie das Sich-B ekreuzigen, das A u fsag en k u rz e r G eb ete zu b estim m ten T ag eszeiten , das W e ck e n der e rste n re lig iö ­ sen E rfah ru n g en usw . b e g in n t in d e n m eisten F am ilien schon dann, w en n das K ind n o ch k lein ist u n d n o ch n ich t zur Schule g e h t (2— 4 Ja h re ), in Stad tfam ilien etw as sp äter.

Die relig iö se E rziehung, b e so n d ers die T eilnah m e am R elig ion s­ u n te rric h t, w ird als T re u e zu d e n a u s dem eig en en E ltern h au s m it­ g e b ra c h te n tra d itio n e lle n E rzieh u n g sm u stern b eh an d elt. In m an chen K reisen — b e so n d ers stä d tisc h e n —■ m achen sich A b w eich u n g en v o n diesem G ru n d satz b em erk b ar. Die relig iö se E rziehung w ird in d ie se n F am ilien lib e rale r, u n d d en K ind ern w e rd e n h in sic h tlic h d er T eiln ah m e am R e lig io n su n te rric h t g ro sse F re ih e ite n g e la sse n 2. In s tä d tisc h e n K reisen leb en im m er w e n ig e r F am ilien im ch ristlic h e n G eist, u n d im m er m eh r b rec h e n so g ar ganz m it den relig iö se n P ra k ­ tiken, w a s sich auf die A u sü bu n g u n d B estärk u ng der re lig iö s-e r­ zie h e risc h en M assn ah m en n e g a tiv au sw irkt. H in g ew iesen sei noch darauf, dass die ä lte re E lte rn g e n e ra tio n die relig iö se E rziehung d e r K in der im V orsch u l- u n d S ch u lalter in te n siv e r b e tre ib t als d ie G e­ n e ra tio n der jü n g e re n Eltern.

Die in d e r Zeit v on 1968— 1975 vom In stitu t für R eligionssozio­ logie d e r K ath o lisch en U n iv e rsitä t Lublin w ie d e rh o lt d u rch g e fü h rte n em p irisch en U n te rsu c h u n g e n v o n k a te c h is ie rte n K in d ern d e r K la s­ sen 5— 8 erm ö g lich ten ein e P rüfung d e r H ypo th ese, d ass d er Z u stan d der R elig io sität d e r K inder v o n dem ih re r E ltern ab h än gig ist, dass also die K inder d esto relig iö se r sind, je relig iö se r die E ltern es sind, u n d u m g ek eh rt. Die R elig io sität d er u n te rsu c h te n K inder w ies eine R eihe v o n Ä h n lich k eiten m it d er R eligiosität d e r E ltern auf (z.B. die ritu a listisc h e A u srich tun g ), ab e r global g e seh e n w a r sie h ö h e r als d ie R elig io sität d e r E ltern. Die K ind er e rfü llten die relig iö se n P ra k ­ tik e n b e sse r als ih re Eltern, u nd ein v ö llig er B ruch m it den relig iö se n

* F. A d a m s k i , Rodzina n o w e g o miasta. Kierunki prz emia n w struktu rze

spoieczno-m oraln ej ro d z in y n ow o h u c k ie j (Familie in einer neuentstandenen Stadt.

Ü m w andlungstendenzen in der soziom oralischen Struktur der Fam ilie von N ow a Huta), W arszaw a 1970, 167.

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P ra k tik e n w a r bei den K in d ern selten zu b eo b ach ten , so g ar bei r e ­ lig iö ser G leich g ü ltig k eit d e r E lte rn 3.

In d er e ra rb e ite te n R elig io sitätsty po lo g ie, g e stü tz t auf 17 d e ­ ta illie rte U n te rsu c h u n g e n im T errito riu m , w u rd e n 36% d er u n te r ­ su c h te n E ltern zum relig iö s a k tiv e n Typ, 41% zum p a ssiv e n u nd 23 % zum relig iö s v e rn a c h lä ssig te n T y p gezählt. Die fü r d ie K inder an a lo g e n Z ahlen la g e n bei 48% , 39% u n d 13%. In den Fam ilien des a k tiv e n T y p s w a re n 82% d e r K in der ebenfalls relig iö s ak tiv, d a g e ­ g e n gab es in d en relig iö s v e rn a c h lä ssig te n F am ilien w e n ig e r als 19% relig iös a k tiv e K inder. N a c h K. Belch „zeug t die im V erg leich zu ih re n F am ilien h ö h e re R elig io sität d e r K inder v o n d er W irk sa m ­ k e it d er e rz ieh e risc h e n E in w irk u ng d er E ltern, d ie die E ingew öhnung ih re r K inder ins relig iö se Leben a n s tre b e n " 4.

Die b ish e rig e n soziologischen U n te rsu c h u n g e n zur R elig iosität d e r K inder u n d ih re r E ltern w eisen eine re c h t w e itg e h e n d e Ü b er­ einstim m u n g d e r E in stellu n g en zur R eligion auf. Es e x is tie rt eine re c h t s ta rk e T en d enz zu r K o n tin u ieru n g d er re lig iö se n T rad itio n en , zu m indest in d en Fam ilien, d ie ih re K in der zum R e lig io n su n te rric h t schicken. G en erell n eh m en d ie K inder reg e lm ä ssig e r als ih re E ltern a n d er hl. M esse teil. U n te r d en K indern, d e re n E ltern reg elm ässig zur hl. M esse gehen, w ird d as g leich e V e rh a lte n sm u ste r a k z e p tie rt („fam iliäre K irch lich k eit”), w ä h re n d sich die s e lte n zur K irche g e ­ h e n d e n o d er in d iese r H in sic h t ü b e rh a u p t v e rn a c h lä s s ig te n K inder in der R egel ein Beispiel an ih re n E ltern nehm en. D er K onform ism us in bezug au f das relig iö se V e rh a lte n d e r E ltern u nd K inder, d e r v o n e in e r F a m ilie n k o n tin u itä t in n e rh a lb d er G e n e ratio n e n zeugt, k a n n n u r so e rk lä rt w erd en , d ass die K inder im k o m p lizierten u n d ko m ­ p lex e n S o zialisatio nspro zess die W e rte u nd N o rm en ih re r E ltern ve rin n e rlic h e n .

D ie T atsach e, d ass die R elig io sität d er K inder die ih re r E ltern n ic h t n u r im g lo b alen A u sm ass d e r R eligiosität, so n d e rn a u c h in ih re n e in zeln en A sp e k ten ü b ertrifft, v e rw e ist auf S o zialisatio n sein ­ w irk u n g e n in R ichtung e in e r A u fre c h te rh a ltu n g d e r re lig iö se n T ra ­ ditio n en in den Fam ilien. In d e r e rs te n P hase d e r relig iö se n Sozia­ lisa tio n v o llzieh t sich die „R ep ro d u k tio n ” d er R elig io sität im ü b e r- m ass. B edenken e n tste h e n e rs t bei d e r B etrach tung des C h a ra k te rs u n d d e r M echan ism en d e r re lig iö se n Sozialisation. K. Belch schreibt: „N achdem die E ltern das K ind b e te n g e le h rt h a b e n u n d es d a n n zum R e lig io n su n te rric h t an m eld en u n d es so n n tag s zu r hl. M esse schicken, b e sc h rä n k e n sie ih re E rzieh u ng sm assnah m en in den m eisten F ä lle n auf die K o n tro lle u n d notfalls au f d ie A nw end u ng e n tsp re c h e n d e r D ru ck m ittel”5. W e n n also die E ltern all das, w as die

8 K. B e ł c h , Śro d o w is k o rodzin ne a re lig ijn ość d zieci (Fam ilienm ilieu und R eligiosität der Kinder), C hrześcijanin w Ś w iecie 10 (1978) Nr. 3— 4, 134— 150.

* Ebd., 145.

‘ K. B e l c h , Rodzina kato lick a a p r a k t y k i religijne d zieci (K atholische Fa­ m ilie und religiöse Praktiken der Kinder), Znak 30 (1978) 949.

01H R E L IG IÖ SE T R A D IT IO N IN P O L EN ₉₃

R eligion b etrifft, au f die K irche u n d ih re V e rtre te r ab w älzen u n d ih re E rzieh u n g sau fg ab en d a ra u f red u z iere n , d ass sie die K inder zum R e lig io n su n te rric h t u n d zur K irche schicken, o h n e zu sehen, in w ie ­

w e it d ie H e ra u sb ild u n g relig iö se r V e rh a lte n sw e ise n d u rch B eispiel­ g ab e (M odellierung) u n d täg lic h e n U m gang m it d e n K in d ern für die sp ä te re ch ristlic h e E instellung d e r K inder v o n B edeutung ist, d a n n w e rd e n d ie C h a n c e n d er relig iö se n S o zialisation u n d c h ristlich en Ü b erm ittlun g g erin g er.

D er relig iö se S o zialisatio nspro zess e n d e t n ich t auf sein er A n ­ fangsstufe, so n d e rn b e d a rf e in e r stä n d ig e n K o n tin u ieru n g zur S ta ­ b ilisieru n g d e r relig iö se n E in stellu n g en u n d zum Schutz v o r d e r V ersch w o m m en h eit fü h re n d e r O rien tieru n g e n , b e so n d ers in d e r Z eit des sc h rittw e ise n S elb stä n d ig w e rd e n s d e r ju n g e n G eneration.

2. Die relig iö se n E in stellu n g en d e r Ju g e n d lic h en v o r dem H in terg ru n d d e r E in stellun g en ih re r E ltern

O bw ohl die p rim ä re Sozialisatio n in d e r Fam ilie fü r die H e ra u s ­ b ildung d e r relig iö se n G ru n d h a ltu n g v o n e n tsc h e id e n d e r B edeutung ist, k a n n sie sich in einem sp ä te re n Z eitrau m als u n z u re ich e n d e r ­ w eisen, w e n n die in d er Fam ilie p ra k tiz ie rte n N o rm en v o n d en in d e r g esellsc h a ftlic h e n U m w elt a n g e tro ffe n en N o rm en u n d W e rte n ab w eich en , w e n n sich d e r D ruck d e r au sse rfa m iliä re n S o zialisatio n s­ trä g e r v e rs tä rk t. D er P rozess d e r re lig iö se n Sozialisation k o n v e r­ g ie rt in d e r Ju g e n d z e it m it dem P häno m en in n erfam iliäre r K onflikte zw isch en d e r G e n e ratio n d e r E ltern u n d d e r d er K inder, m it dem P h än o m en d er F estig u n g des S elb stb ew u sstsein s, d es V e ra n tw o r­ tu n g sg efü h ls u n d d er A uto affirm atio n , m it dem zun eh m en d en U n ab h än g ig k eitsg efü h l u n d dem V e rla sse n w o lle n je d e r A rt v o n Be­ din g th e ite n , die d e r ein zeln e in d e r Fam ilie erfäh rt, m it d e r E n t­ w ic k lu n g u n d P e rso n a lisie ru n g d e r relig iö se n E rfahru ng en, m it einem im m er b re ite re n u n d tie fe re n E in w irken a u sse rfa m iliä re r In stitu tio n e n , m it einem k ritisc h e n u n d sch ö p ferischen ü b e rd e n k e n zu v o r a k z e p tie rte r V erh a lten sp rin z ip ie n .

A uf das P roblem d er B estän d ig k eit d e r relig iö se n T ra d itio n in d er G esellschaft w erfen die U n te rsu c h u n g e n zur D ynam ik d e r V e r­ ä n d e ru n g e n in d er W e ltan sc h a u u n g v o n E ltern u n d J u g e n d lic h e n ein d e u tlic h e s Licht. D ie allg em ein e T endenz, die sich au s d en v e r ­ h ä ltn ism ä ssig z a h lreic h e n soziologischen U n te rsu c h u n g e n ergib t, v e rw e is t auf ein e g ew isse D ifferen zierth eit in d e r S tru k tu r der E in stellu n g en v o n E ltern u n d J u g e n d lic h e n in R ichtung e in e r u n ­ b e trä c h tlic h e n V e rk le in e ru n g d e r R eich w eite d e r re lig iö se n E in­ ste llu n g e n u n d e in e r V e rg rö sse ru n g d e r u n e n tsc h ied e n e n , indiffe­ re n te n u n d a th e istisc h e n E in stellu n g en bei d en Ju g en d lich en .

Die b ish e r d u rch g e fü h rte n so zio lo g isch en U n te rsu c h u n g e n m a­ c h en d eu tlich , d a ss die jü n g e re n G e n e ra tio n e n w e n ig e r relig iö s sind

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als ih re E lte rn und d ass in d en F am ilien — b e so n d ers d en stä d ti­ sc h en — k e in G ru p p en k o n sen s auf dem G ebiet d e r relig iö s-k irch li­ c h en W e rte e rre ic h t w ird. Die p rim ä re S ozialisation in d e r F am ilie g e n ü g t n ich t zur A u fre c h te rh a ltu n g der re lig iö se n E in stellu n g en u n d V e rh a lten sw e ise n im J u g e n d a lte r, in einem Z eitrau m d e r K on­ tak ta u fn a h m e m it v e rsc h ie d e n e n n o rm ativ en u n d m itein a n d e r v e r ­ g leic h b are n B ezugsgruppen. Es b ra u c h t n ich t h in zu g efü g t zu w erd en , d a ss diese teilw eise D isk rep an z der E in stellu n gen u n d V e rh a lte n s ­ w e isen v o n E ltern u n d Ju g e n d lic h e n n ich t n u r d e n relig iö se n Be­ re ic h betrifft. Die E rsc h ü tte ru n g oder das F eh len d e r S o zialisation s­ k o n tin u itä t („D iskontinuität d e r Sozialisation") b e trifft m oralische, erzieh erisch e, politisch e, b eruflich e, Ehe-, Fam ilien- u n d F re iz e it­ problem e.

Die an d e r W e n d e d e r fünfziger u n d sech ziger J a h re d u rch g e ­ fü h rte n U n te rsu c h u n g e n zu d e n w e lta n sc h au lich e n E in stellu n g en in p äd ag o g isch en S chulen a u sg e w ä h lte r sch lesisch er S täd te erg aben , d a ss sich 97,5% d e r Ju g e n d lic h e n d e r e rste n K lassen u n d 81,0% d e r fünften K lassen zu E in stellu n g en für den G lau ben b e k an n ten , 0,8% der e rs te n G ru p p e u n d 2,2% d e r zw eiten v e rtr a te n a th e istisc h e E instellu ng en , u n d 1,7% d e r jü n g e re n Ju g e n d lic h en u n d 16,8% d e r ä lte re n n e ig te n zu u n e n tsc h ie d e n e n o d er in d ifferen ten E in stellu n ­ g e n 8. A us dem V e rg le ich d e r E in stellu n g en v o n K in d ern u n d E ltern

zu r R eligion e rh e llt, d a ss ,,die A n sc h au u n g en d e r E ltern g ru n d sä tz ­ lic h e n Einfluss auf d ie Ju g e n d lic h e n ausüben. D ort, w o b eid e E ltern u n gläu big sind, kom m t es fast n ie vor, d ass das K ind zu e in e r A k zep ­ tie ru n g des Fideism us neigt. Im u m g ek e h rte n F all (wo d ie E ltern g läu b ig sind u n d p rak tizie re n ) v e rh a lte n sich die K inder im a llg e ­ m ein en analog, obw ohl es n a tü rlic h v orkom m t, d ass d e r ju n g e M ensch u n te r dem Einfluss v o n Schule, U m w elt u n d L e k tü re m it d e r tra d itio n e lle n W e lta n sc h a u u n g d e r F am ilie b ric h t" 7.

Die U n te rsu c h u n g e n zum W e rtsy ste m d e r J u g e n d lic h e n aus A b itu rk la sse n e in e s T echnik u m s u nd dem d e r E lte rn d ieser Ju g e n d ­ lic h e n zeig ten k e in e allzu s ta rk e D ifferen zierth eit d e r relig iö se n E in stellu n g en d er b eid e n u n te rs u c h te n G e n e ratio n e n (1973). V on d en Ju g e n d lic h en w a re n 22,0% gläu b ig u n d reg e lm ä ssig p ra k tiz ie ­ ren d , 36,0% gläubig, a b e r n ic h t sy stem atisch p rak tizie re n d , 14,0% g läu big o h n e zu p rak tizie re n , 5,0% ungläub ig , a b e r p rak tizie re n d , u n d 16,0% u n gläu b ig u n d n ic h t p ra k tiz ie re n d (7,0% u n e n tsc h lo s­ sen). Die an alo g en A n g a b e n für die E lte rn g e n e ra tio n g e s ta lte te n sich w ie folgt: 37,3%, 28,4%, 17,9%, 1,0% u n d 15,4%. Ein b estim m ­ te r T eil d e r Ju g e n d lic h e n n e ig te zu u n e n tsc h ied e n e n H a ltu n g e n g e ­ g e n ü b e r d er Religion, w ä h re n d d e r B ereich des e rk lä rte n U n glau ben s in b eid en G e n e ratio n e n ziem lich g leich g ro ss w ar. Eine sic h tb a re

• A. K o r z o n , P o s t a w y św ia t o p o g lą d o w e m ł o d z i e ż y (W eltanschauliche

H altungen der Jugend), C howanna 4 (1960) 532— 533. ’ Ebd., 532

D IE R E L IG IÖ S E T R A D IT IO N IN PO LEN ₉₅

D ifferen zierth eit erg a b sich e rs t d u rc h die B erücksichtigung des G esch lech tsfak to rs als u n a b h ä n g ig e r V a ria b ler; die E in stellu n g en d e r S chü ler u n d ih re r V ä te r sow ie die d e r M ü tte r u n d ih re r T ö ch ter w ie d e ru m w a re n e rsta u n lic h k o h ä re n t. In d e r K o n fro n tatio n m it a n d e re n W e rtty p e n (K onsum tions-, F reizeit-, A ffiliations-, A ner- k en n ungs-, A rb eits-, W issen s- u n d ä sth e tisc h e W erte) b efan d en sich die re lig iö se n W e rte e rs t a n sie b e n te r Stelle, sow ohl in d er G e n e ­ ra tio n d e r E ltern als a u ch in d e r d er K in d er8.

Ein b e trä c h tlic h e r G rad der Ü b erein stim m u n g der E in stellu n g en zur R eligion w u rd e u n te r J u g e n d lic h e n d e r v ie rte n K lassen (von G ym nasien u n d T echnika) in iK elce u n d W a rsc h a u sow ie u n te r ih re n E lte rn fe stg e ste llt (1973)9. D er V e rg le ic h der relig iö se n u n d a th e istisc h e n E in stellu n g en stü tz te sich nich t au f v o n Ju g e n d lic h e n fo rm u lierte E inschätzungen, so n d e rn auf g e tre n n te D ek la ra tio n e n d e r S ch ü ler u n d S ch ü lerin n en sow ie ih re r Eltern. In K ielce be- z e ic h n e te n sich 61% d e r S chü ler als gläu b ig (71% d e r E ltern), in W a rsc h a u 48% (63% d er Eltern). U n e n tsch ie d en b lieb en in K ielce u n d W a rs c h a u je 19% d e r Ju g e n d lic h e n (10% d e r E ltern), u n d ih re a th e istisc h e E instellu n g d e k la rie rte n in K ielce 20% d e r Ju g e n d lic h e n (18% d e r E ltern) u n d in W a rsc h a u 31% der J u g e n d lic h e n (25% der E ltern). D er P ro zen tsatz d er U n g läu b ig en w a r in b eiden u n te rs u c h te n G e n e ra tio n e n ziem lich gleich, w as v o n einem spezifischen g e se ll­ sch aftlich en „ V e rerb u n g sp ro z e ss'' des U ng lau b en s zeugt.

Eine w e itre ic h e n d e Ü bereinstim m ung zw ischen d en b eid en G e­ n e ra tio n e n — b e trä c h tlic h d e u tlic h e r als bei d e n g lo b alen G lau b en s­ e in ste llu n g e n — e rg a b sich auf dem G ebiet d e r relig iö se n P rak tik en . In d e r K a te g o rie d er ü b e rh a u p t n ic h t relig iö s p ra k tiz ie re n d e n P e r­ son en w a re n die P ro z en tsä tz e d e r Ju g e n d lic h e n u n d d e r E ltern fast g leich u n d in d e n e in zeln en K a te g o rien d e r relig iö s P ra k tiz ie re n d e n seh r ähnlich. Es zeigt sich, dass e in T eil d e r u n g läu b ig e n J u g e n d ­ lich en m eh r o d er w e n ig e r reg elm ässig in die K irche geht, u n d zw ar d e r E ltern w egen, die in d e r Rolle e in e r die relig iö se n V e rh a lte n s ­ w e isen d e r Ju g e n d lic h e n k o n tro llie re n d e n In stan z a u ftre te n (sog. b e h a v io ra le r K onform ism us). Die Ü berein stim m u ng d es relig iö se n E n g agem en ts d e r Ju g e n d lic h e n m it dem d e r M u tte r ist h ä u fig e r als m it dem des V a te rs. Das h ä n g t w a h rsch e in lic h m it dem s tä rk e re n Einfluss d er M u tte r auf die re lig iö se n E in stellu ng en u n d V e rh a lte n s ­ w e ise n d er K inder zusam m en. W e n n w ir es im Fall d er Ju g e n d lic h e n a u ch m it e in e r w e ite r fo rtg e sc h ritte n e n E rsch ü tteru n g d e r O rd n u n g des G lau b en s u n d d er relig iö se n P ra k tik e n als bei d en E ltern zu tu n

8 S. J a ł o w i e c k i , Struktura s y s te m u wartości. Studium zr óżnic ow ań m i ę ­

d z y g e n e r a c y j n y c h (Struktur des W ertsystem s. Eine Studie zu G enerationsdifferen­

zierungen), W arszaw a-W roclaw 1978, 55 u. 109— 110.

9 T. S z a w i e l , P o s ta w y w o b e c religii i ich k o r e i a ty (Einstellungen zur Re­ ligion und ihre Korrelate), in: Cią głość i zm ia na tr a d y c ji k u lt u r o w e j (Kontinuität und W andel der Kulturtradition), hrsg. von S. N o w a k , W arszaw a 1976, 439— 469.

96 JA N U S Z M A R IA Ń S K I

hab en, so „bilden jed o c h die m it d e r R eligion v e rb u n d e n e n W e rte ein se h r sta rk e s E lem ent d e r spezifisch en F am ilien k u ltu r, u n d dem n ach sind die A n sich ten d e r J u g e n d lic h e n zur R eligion in Polen fast v ö llig fam ilien d eterm in iert. H ie rin ist die F am ilie die G ru n d e in ­ heit, die die K o n tin u ität zw isch en d e n G e n e ratio n e n g e w ä h r­ le is te t" 10.

In e in e r U m frage in d e n A b itu rk la sse n d e r allg em ein b ild en d en G ym nasien d e r W o jew o d sch aft K oszalin im J a h re 1973 k a m e n die D iskrepanzen zw ischen d en G lau b e n sh a ltu n g e n d e r G y m n asiasten u n d ih re r E ltern w ie fo lg t zum A u sd ru c k : 61,7°/o d er G y m n a sia ste n u nd 78,7% ih re r E ltern e rk lä rte n sich als tief g läu big u n d gläubig, relig iö s g leich g ü ltig w a re n 13,9% d e r G y m n asiasten u n d 7,3% ih re r E ltern. U ngläubig w a re n 21,2% d e r e rs te n u n d 11,3% d e r zw eiten G ruppe. E tw as u n te rsc h ie d sich die R eichw eite d e r G la u b e n s­ h a ltu n g e n in b eid en G en eratio n en , u n d b e so n d ers au ffällige U n te r­ sch ied e tra te n zw ischen d e n G y m n a sia ste n u n d ih re n M ü tte rn auf. Die E rgebn isse d ieser U n te rsu c h u n g e n zeig en m itte lb ar die s tä rk e re g e g e n se itig e A b h än g ig k eit d er re lig iö se n E in stellu n g en in d e r Be­

ziehu ng M u tte r—T o ch ter als in d e r v o n M u tte r u n d Sohn sow ie s tä rk e re relig iö se B ande in d e r B eziehung E ltern—T o c h ter als in der zw ischen E lte rn u n d Sohn11.

E ine allm äh lich e W a n d lu n g z eich n et sich in d e n im R ahm en d e r se k u n d ä re n S o zialisatio n sp h ase ü b e rm itte lte n In h a lte n ab. F ü r die J u g e n d lic h e n d er W a rs c h a u e r G y m n asien u n d T e c h n ik a d e r J a h re 1973— 1974 w ar in d e r R eligion die v on d ie s e r v e rk ü n d e te F o rd e ru n g d er N äch sten lieb e, a ls o a llo zen trisch e W e rte (52,7% d e r U n tersu ch ten ) am w ich tig sten , w e n ig e r w ich tig w a r das v o n der R eligion v o rg esc h lag e n e M odell des sittlich e n Lebens, also per- fek tio n istisch e W e rte (41,7%), u n d b e d e u te n d u n w ic h tig e r w a r die Erm öglichung des K o n tak tes m it G o tt d u rch die Religion, also sen su stricto relig iö se W e rte (16,4%). D as Ü b ergew icht d er die R eligion d u rch das Prism a a llo z e n trisc h e r W e rte se h en d en P e rso n e n v e r ­ w e ist auf den sich in d e r M e n ta litä t d e r S ta d tju g en d v o llz ie h e n d e n P rozess d e r U m w ertu n g d e r R eligion. „Die v o rig e n G e n e ratio n e n ", sc h re ib en die A u to ren d iese r U n tersu ch u n g en , „ e x p o n ie rte n in der R eligion das, w a s in ih r m it d e n p e rfe k tio n istisc b e n W e rte n v e r ­ b u n d e n w ar, w ä h re n d die h e u tig e n Ju g e n d lic h e n in d e r R eligion v o r allem die Pflicht d e r N ä c h ste n lie b e sehen... M an k a n n also die — v ie lle ic h t risk a n te — H y p o th e se au fstellen , dass die R eligion in d en A u g e n d er Ju g e n d d u rch die V e rk ü n d ig u n g v o n F o rd e ru n g e n a llo ­ ze n trisc h e n C h a ra k te rs g e re c h tfe rtig t ist. D as ist n u n ein e re c h t w eltlich e B ehandlung d e r R eligion, die d a d u rc h a u c h d e n u n g lä u b i­

Ebd., 446.

11 J. O l c z a k , P o s t a w y u c z n i ó w k la s m aturalnych w o b e c religii i p r a k t y k

re lig ijn ych (Einstellungen der Schüler der A biturklassen zu R eligion und relig iö ­

D IE R E L IG IO SE T R A D IT IO N IN P O L E N ₉₇

gen J u g e n d lic h e n n ah ek o m m t"12. D ieser Prozess, aus d e r relig iö sen Ü b erm ittlu n g ein e „Ethik" zu m achen, w ü rd e ein A b g eh en v o n den M u ste rn des tra d itio n e lle n K atholizism us b edeu ten, in dem der N a c h d ru c k m eh r auf dem Z erem oniell u n d R itual lag als auf der re lig iö se n Em pfindung u nd E rfah ru ng , oder ab e r a u f d er a k tiv e n Be- zeigun g d e r N äch stenlieb e.

D er V e rg le ich d e r relig iö se n E in stellu n g en d er O b e rsch u lju g en d m it d e n e n tsp re c h e n d e n E in stellu n g en ih re r E ltern ergab , dass die R eligio sität b e id e r G ru pp en n ich t die gleiche ist. Infolge des G e­ g e n satz es zw isch en der d en K in d e rn in d er Fam ilie v o n k le in auf e in g e p rä g te n relig iö se n W e lta n sc h a u u n g u n d d er v o n d e r Schule u n d a n d e re n au sse rfa m iliä re n e rz ieh e risc h e n E in w irk u n g sfrak to ren g e s ta lte te n n ich trelig iö se n W e lta n sc h a u u n g kom m t es zu S p an n u n ­ gen u n d K onflikten. Die v o n den Ju g e n d lic h e n d e k la rie rte n E in stel­ lu n g en zu r R eligion w e isen ein e g ro sse Ä h n lich k eit m it d e n Ein­ ste llu n g e n d e r V ä te r auf u n d e in e n gew issen U n te rsc h ied zu d e n en d e r M ü tte r (U nterschied zw ischen ein ig en u n d einem g u te n D utzend P ro zen tp u n k ten ). Die Fam ilie ü b t w e ite rh in einen sta rk e n Einfluss auf die w e lta n sc h au lich e n E in stellu n g en d er Ju g e n d lic h e n aus, jed o c h e in e n g e rin g e re n als auf G ru n d sch u lk in d er. T rotz der b e ­ ste h e n d e n U n te rsc h ied e ist d er „K o n v erg en zb ereich " d e r G lau b en s­ h a ltu n g e n b e trä ch tlic h . Die E in stellu n g en zu r R eligion sind bei d er O b ersch u lju g en d n och n ich t voll au sg ep rä g t, so n d e rn befinden sich noch in d e r „ K ristallisatio n sp h ase''. Die E in stellun g en der v o n S. N o ­ w a k u n te rs u c h te n Ju g e n d lic h en z.B. g lich en sich n ach A blauf kau m ein es J a h re s n ach dem A b itu r m erk lich d en en ih re r E ltern a n 13.

D ie a n g e fü h rte n E rgebnisse d e r soziologischen U n te rsu c h u n g e n zeigen, dass die u n te r dem G esich tsp u n k t d er A u to id en tifik atio n b e tra c h te te R eligio sität d e r Ju g e n d lic h e n d e r ih re r E ltern nich t gleichkom m t, obw ohl die U n tersch ied e g e rin g e r sind als m an h ä tte an n eh m en kö n n en. Die A bsch w äch u n g d e r au s dem E lte rn h au s m it­ g e b ra c h te n relig iö se n O rie n tie ru n g g e sc h ie h t im M ittelsch u lz e it­ raum , in sb e so n d e re bei den 17— 18jährigen Ju g en d lich en . In der zw eiten P h ase d e r Sozialisation in d e r F am ilie m achen sich b estim m ­ te „A bg än ge" aus d er G em ein sch aft d e r G läubigen b em erk b ar. Das zeugt v o n d e r s ta rk e n E in w irk u n g a u sse rfa m iliä re r S o zialisatio n s­ trä g e r, o d er v o n der w e lta n sc h a u lic h e n „K onterso zialisation ". Die u n v o llstän d ig e „R eproduktion" d er R elig iosität der E ltern in den E in stellu n g en d e r Ju g e n d lic h e n v e rw e is t auf die N o tw en d ig k eit e in e r p e rm a n e n te n re lig iö se n S ozialisatio n in der Fam ilie.

12 M. B a r a n i e c k a - W i t k o w s k a , W a r to śc i all ocen tryczn e (A llozen­ trische W erte), in: M łodzie ż a w artoś ci (Jugend und W erte), hrsg. von H. S w i - da , W arszaw a 1979, 185.

18 S. N o w a k , Podsum owanie w a ż n ie j s z y c h rez u lta tó w op ra cowania (Zu­ sam m enfassung der w ichtigeren Bearbeitungsergebnisse), in: C iągł ość i zmiana (Kontinuität und W andel), a.a.O., 610— 611.

98 J A N U S Z M A R IA Ń S K I

3. Kontinuität und Wandel der religiösen Einstellungen in den Stadtfamilien

Bei d e r A n a ly se d e r P ro zesse d e r B estän d ig keit u n d V e rä n d e r­ lic h k e it d e r relig iö se n E in stellu n g en m üssen v o r allem zw ei soziale B ereiche u n te rsc h ie d e n w e rd e n : der stä d tisc h e u n d d e r ländliche. D as Stadtm ilieu z eich n et sich d u rch flü ssen d ere N orm en, M u ster u n d W e rtsy ste m e au s. Die V ie lh e it d er m itu n ter g e g e n e in a n d e r e in ­ g e s te llte n V e rh a lte n sm u ste r u n d L eben sstile ist fü r die W irk sa m k e it d e r Sozialisations- u n d E rzieh u n g sp ro zesse n ich t gleich gü ltig.

Das Problem d e r K o n tin u ität u n d des W a n d els d e r relig iö sen T ra d itio n in der p o ln isch en G esellsch aft k a n n im Lichte des V e r­ gleich s d e r E in stellu ng en d e r E rw ach sen en m it d e n e n ih re r E ltern b e tra c h te t w erd en. D ie an d e r W e n d e d er J a h re 1967— 1968 u n te r ­ su c h te n F am ilien v o n N ow a H u ta — fast zu zw ei D ritteln län d lic h e r H e rk u n ft — w iesen g e g e n ü b e r den H erk u n ftsfam ilien U n te rsc h ied e auf dem G ebiet des re lig iö se n E ngag em en ts auf. J e d e zw eite Fam ilie w a r der M einung, d ass d er G rad ih res relig iö sen E ngagem en ts dem ih re r E ltern g leich t (50,6°/o), je d e v ie rte u n te rs tric h — obw ohl sie sich zum G lau ben b e k a n n te — ih re n g e rin g e re n Eifer u n d ih re im V e rg le ich zu den E ltern k ritis c h e re Beziehung zu d e n G la u b e n sa n g e ­ le g e n h e ite n (25,7%). N u r w e n ig e d e r U n te rsu c h ten (5,6%) r e g is trie r­ te n bei sich ein en to ta le n W a n d el vom G lau ben d e r E ltern zum eig en en U n g lau b en u n d 0,2% u m g ek e h rt vom U n g lau b en der E ltern zum eig en en G lauben. 0,9% sch liesslich k o n tin u ie rte n d e n U n glau ben ih re r E ltern (16% m ac h ten k e in e A ngaben). Im V e rg le ich zu den re lig iö se n P ra k tik e n d e r E lte rn sch w äch te sich d a s relig iö s-k u ltisch e V e rh a lte n deutlich ab. F a st die H älfte d er U n te rsu c h te n w a r ih re n E lte rn in d ieser H in sich t n ic h t eb en b ü rtig , w en n a u ch die h ie r au fg e­ tre te n e n V e rä n d e ru n g e n im P rinzip die u n reg e lm ä ssig e T eilnahm e an d e r S on n tagsm esse b e tra fe n (etw a 80% d e r B efragten e rfü llten ih re S o nntagspflicht noch)14.

M it d e r F ra g e d e r K oh äsio n d er z eitg en ö ssisch en Stadtfam ilie bezü glich d er A k z e p tatio n d e r w e lta n sc h au lich e n O rie n tie ru n g u n d d am it m it d e r F rage, in w e lc h em M asse die S tad tfam ilie die F u n ktio n e in es Ü b erm ittlers d e r relig iö se n o d e r d er a th e istisc h e n w e lta n ­ sc h au lich en O rie n tie ru n g erfü llt, b esch äftig te sich L. D yczew ski. Es w u rd e n die D reig en eratio n en fam ilien in P u law y u n te rs u c h t (1971). F a st 90% der B efrag ten e rk lä rte n ih re n G lauben, w e n n a u ch der P ro zen tsatz d e r U ngläubigen, Z w eifelnden u n d relig iö s G leichg ü l­ tig e n um so h ö h e r lag, je jü n g e r die G e n e ratio n w ar, u n d d er P ro ­ ze n tsa tz d er sich als tief relig iö s e rk lä re n d e n P e rso n e n um so n ie ­ driger. Die rec h t w e itg e h e n d e Ü bereinstim m ung d e r w e lta n sc h a u li­ c h e n O rie n tie ru n g e n im G lo b a lq u e rsch n itt d ifferen zierte sich auf der k o n k re te n Ebene. D ie F am ilien in P u law y ü b e rm itteln w e ite rh in die

D IE R E L IG IO S E T R A D IT IO N IN P O L EN ₉₉

relig iö se w e lta n sc h au lich e O rien tieru n g , a b e r diese F u n k tio n e r ­ fü llte die ä lte re G e n eratio n g e g e n ü b er d e r m ittle re n w irk sa m e r u n d k o m p e te n te r als die m ittle re g e g e n ü b er d er jü n g sten .

In 41, l°/o a lle r Fam ilien w a r ein e E inheit d er relig iö se n w e lta n ­ sc h au lich en O rie n tie ru n g e n in den d re i G e n e ra tio n e n an zu treffen (sehr s ta rk e F am ilien b an d e im w e lta n sc h au lich e n Bereich), in 43,0% der F am ilien a k z e p tie rte n zw ei G e n e ra tio n e n die g leich e relig iö se W e ltan sc h a u u n g (starke F am ilienbande), u n d in 4,8% der F ä lle r e ­ p rä s e n tie rte je d e G e n e ratio n a n d e re w e lta n sc h au lich e O rie n tie ­ ru n g e n (schw ach e oder g a r k e in e F am ilienbande). Es w u rd e k e in e einzige D reig en eratio n en fam ilie an g etro ffen , in d e r ein e Ü b e re in ­ stim m ung a lle r d re i die a th e istisc h e E instellung ak z ep tie re n d en G e­ n e ra tio n e n a u fg e tre te n w äre, u n d n u r in 0,8% a lle r F älle a k z e p tie r­ te n zw ei G e n e ra tio n e n ein e n ich trelig iö se W e lta n sc h a u u n g (in 4,0% der F am ilien tra te n w e lta n sc h au lich e E in stellu n g en v o n gem ischtem C h a ra k te r auf). U rsach e u n d U rsp ru n g d er D ivergenz d e r relig iö se n w e lta n sc h a u lic h e n O rie n tie ru n g e n w a r m eisten s die jü n g ste , s e lte ­ n e r die m ittle re u n d n u r sp o rad isch die ä lte ste G en eratio n . Es zeigt sich, d ass die S tadtfam ilie im V e rla u f d er k u ltu re lle n U m w an dlu ng en eine in sich n o ch re c h t g esch lo ssen e w elta n sc h au lich e G em einschaft ist u n d die B ereitsch aft zur Ü b erm ittlu n g des G laubens an die jü n g ste G e n e ratio n aufw eist. Es m ach en sich jed o c h Sym ptom e d er D esin ­ te g ra tio n d e r w e lta n sc h au lich e n F am ilien g em ein sch aft bem erk b ar, w obei die au g e n fä llig ste n U n te rsc h ied e zw ischen d e r G e n e ratio n der G ro sseltern u n d d er d er E nkel auf tre ten . T ro tz d er v o rh a n d e n e n b e trä c h tlic h e n K ohäsion d er w e lta n sc h a u lic h e n O rie n tie ru n g e n zeich n et sich in v ie le n F am ilien ein P lu ra lisieru n g sp ro ze ss d er w e lta n sc h a u lic h e n O rie n tie ru n g e n a b 15.

E inen b e so n d ers la n g w ie rig e n w e lta n sc h au lich e n U m g estal­ tu n g sp ro zess e rle b te n d ie v on M. K ozakiew icz 1969— 1970 u n te r ­ su c h te n L eh rer in bezug auf die R elig io sität ih res E ltern hauses. N ach den A u ssa g e n d er B efragten w a re n 86,3% ih re r V ä te r u n d 95,4% ih re r M ü tte r glaübig, w ä h re n d sich v o n d en u n te rs u c h te n L e h rern 68,7% d eu tlich zum G lau b en b e k a n n te n . In n erh a lb ein es G e n e ra ­ tio n sw e c h se ls vollzog sich ein e b e trä c h tlic h e V e rsch ie b u n g in R ichtung des re lig iö se n In d ifferen tism u s u n d A theism u s in se in e n v e rsc h ie d e n e n V a ria n ten . A u sg e h e n d v o n dem d u rc h ih re M ü tte r re p rä s e n tie rte n relig iö s-fam iliären M ilieu m ach te je d e r v ie rte d er b e fra g te n L eh rer ein e w e itg e h e n d e w e lta n sc h au lich e E volution d u rch u n d k e h rte sich v o n dem relig iö se n K lim a ab, in dem e r auf- w u chs u n d erzo g en w urde. Etw a 90% d er L eh rer e rk lä rte n , dass die R eligion in ihrem Leben ein e g e rin g e re Rolle sp ielt a ls im Leben

15 L. D y c z e w s k i , O rientacja św ia t o p o g lą d o w a jako cz y n n i k spójności

w ro dzin ie t r z y p o k o le n i o w e j (W eltanschauliche O rientierung als Bindungsfaktor

in einer D reigenerationenfam ilie), Roczniki N auk Społecznych 1976, Bd. 4, 151— 170.

1 0 0 J A N U S Z M A R IA Ń S K I

ih re r Eltern. Die L eh rer sind d er s ta rk e n E inw irkung laizistisch er M u ste r u n d d er a th e istisc h e n W e ltan sc h a u u n g b e so n d e rs ausg esetzt. D ie „K luft" zw ischen ih re r R elig io sität u nd d e r ih re r E lte rn w a r also ziem lich g ro ss16.

Das S tadtm ilieu „sch w äch te" die w e lta n sc h au lich e E inheit d er F am ilie zw ar, z e rstö rte sie a b e r nicht. Die S tadtfam ilie bleib t w e ite r­ hin das „g esellsch aftlich e F ilte r” d er relig iö sen E rziehung u n d das p riv ile g ie rte M ilieu, in dem sich die Ü berm ittlu ng d es G laubens u n d d e r re lig iö se n P ra k tik e n vollzieht. D er re la tiv oft d e k la rie rte W a n d el in den relig iö se n E in stellu n g en, v erg lich e n m it d e n e n d e r E lte rn g e ­ n e ra tio n , b etrifft n ich t so se h r die p rin zip iellen w elta n sc h au lich e n O rie n tie ru n g e n (G lauben — U nglauben), so n d ern e h e r die In te n sitä t d e r V erb u n d e n h eit m it d er Religion. D as b ed eu tet, d a ss die h e u tig e n Ju g e n d lic h e n eine g e rin g e re C h an ce haben, in ih re n F am ilien die R eligiosität in te n siv e r zu e rle b e n als die G e n e ratio n ih re r E ltern. D as b leib t fü r die relig iö se S ozialisation in d e r Z uk unft sich er nich t oh n e W iderh all.

Die p rin zip ielle w e lta n sc h au lich e O rie n tie ru n g ist die „ V e re r­ bung" v om G lauben in d en g läu b ig en F am ilien u n d a th e istisc h e r E in stellu n g en in den u n g läu b ig en . Die m eisten d e r a th e istisc h e Ein­ ste llu n g e n b ezeig en d en S tad tb ew o h n er stam m en a u s n u r lo ck er m it d e r K irche v e rb u n d e n e n Fam ilien, in d en en die K inder v o n klein auf in e in e r w enig re lig iö se n A tm o sp h äre erz o g e n w u rd en . T rotz d e r sich ab zeich n en d en relig iö se n H e te ro g e n itä t in d e n Stad tfam ilien b leib t die F am ilie eine w ic h tig e „S tütze" d e r relig iö s-k irch lich en B ande u n d des B esitzstandes d e r K irche.

Im S tadtm ilieu tre te n n ic h t n u r F am ilien auf, in d e n e n die r e ­ ligiösen F u n k tio n en v o m G esich tsp u n k t d e r k irc h lic h e n G rundziele au s auf u n z u re ich e n d e u n d p ro b lem atisch e W e ise erfü llt w erden, so n d e rn a u c h solche, d ie die F u n k tio n d e r k irc h lic h -re lig iö se n „Re­ p ro d u k tio n " ü b e rh a u p t n ich t erfüllen. Das w e ist auf e in e n gew issen R ückgang d er relig iö s-erz ie h e risc h en B edingungen in d en S tad tfa­ m ilien hin, e rs c h ü tte rt jed o c h U. B oos-N ünnings u n d E. Golom bs T h ese v om „Fam ilienkonform ism us der K irch lich k eit u n d R eligio­ s itä t" 17 n ich t g ru n d sätzlich , die auf die prin zip ielle Ü bereinstim m ung d e r relig iö se n E in stellu n g en v o n E ltern u n d K in d ern sow ie auf die B estän digk eit der in d e r F am ilie g ew o n n en en u n d h e ra u sg e b ild e te n re lig iö se n W e rte u n d O rie n tie ru n g e n sch liessen lässt. D er Z usam ­ m en h an g zw ischen d e n relig iö se n E in stellu n g en v o n E ltern u nd K in d ern ist n ich t v o n d e te rm in istisc h e r A rt u n d lä s s t d e sh alb A u s­

18 M. K o z a k i e w i c z , N o w o c z e s n o ś ć nauczycieli polskich. Próba dia gno­

z y (Die M odernität der p oln isch en Lehrer. V ersuch einer D iagnose), W arszaw a

1974, 94— 99.

17 U. B o o s - N ü n n i n g , E. G o l o m b, Religiöses Verh alten im W andel.

D IE R E L IG IÖ S E T R A D IT IO N IN PO L EN _{1 0 1}

nah m en u n d A b w eich u n g en v o n d e r allg em ein en G esetzm ässig keit zu.

4. Kontinuität der religiösen Tradition in den Landfamilien

Die g a n z e S p h äre d er z iv ilisato risch en u n d g e sellsch aftlich -k u l­ tu re lle n W a n d lu n g e n e rre ic h t m it e in e r g ew issen V e rsp ätu n g a u ch das län d lic h e M ilieu. Im Z usam m enh ang dam it h a t die Landfam ilie e in e n h ö h e re n G rad des in n e re n Z usam m enhalts als die S ta d t­ fam ilie b e w a h rt. D er in diesem F am ilien ty p e x is tie re n d e K o­ h ä sio n sg rad g e w ä h rle is te t eine g rö ss e re E ffek tiv ität d e r Soziali- satio ns- u n d E rziehungsm assnahm en. D abei w ird d av o n a u sg e g a n ­ gen, d ass die F am ilie um so w e n ig e r ih re relig iö se F u n k tio n erfüllt, je w e ite r die län d lic h e G em einschaft in d en In d u stria lisie ru n g s- u n d U rb a n isie ru n g sp ro ze sse n fo rtg e sc h ritte n ist. N e u e D enk- u n d V e r­ h a lte n sm u ste r, n eu e „im p o rtierte" u n d im län d lic h e n M ilieu e n ts te ­ h ende, m it den tra d itio n e lle n nich t im m er ü b erein stim m en d e W e r ­ tu n g sk rite rie n e rsc h w e re n ziem lich oft die Erfüllung d e r relig iö se n F u n k tio n in ih re n frü h e re n Form en. Die K u ltu r des D orfes ist n ich t m ehr w ie frü h e r v o n relig iö s-k irch lich en E lem enten du rch d ru n g en .

Die H y p o th e se vom Z usam m enh ang zw ischen d e r In te n siv ie ru n g d er U rb a n is ie ru n g sv e rä n d e ru n g e n u n d d er E rfüllung d er relig iö sen F u n k tio n d u rch die Fam ilie b e k rä ftig te J. S ty rn a am Beispiel zw eier D örfer in d e r G egend v o n T a rn ó w 18. Im V e rg le ich zu r V o rk rie g sz eit v e rrin g e rte n sich d e r U m fang d e r h ä u slic h en P ra k tik e n sow ie die H äu fig k eit ih re r A u sü b u n g (die m it d e r L an d w irtschaft v e rb u n d e n e n G eb räu ch e v ersch w in d en ). Die sp o n ta n e relig iö s-sittlich e E inw irkung des F am ilienm ilieus v e rlie rt ih re K raft. In dem M asse w ie d ie U rb a ­ n isie ru n g fo rtsch re ite t, zeich n et sich jed o c h ein e E ntfaltung des „fam iliären " E rlebens solch er F e ierlic h k e ite n w ie K indtaufe, E rst­ kom m union, Firm ung, k irc h lic h e T ra u u n g usw . d u rch die T eilnah m e an d e r re lig iö se n Z erem o n ie u n d hl. K om m union ab. In einig en F ra g en in te n s iv ie rt sich die b e w u sst u n tern o m m en e re lig iö s-sitt­ liche E inw irkung, z.B. in bezug auf die frü h e re u n d h ä u fig ere M it­ nah m e d e r k le in e n K inder zur K irche, die Z u sam m en arb eit d er E ltern m it d e n K a te ch e ten u n d die G e sp räch e m it den K in dern ü b e r relig iö se T h em en (h au p tsäch lich d e r M ü tter). D as k a n n ein Sym ptom der a llg em ein en T en d en z sein, sich zum W o h le des K indes a u f die E rziehung in d er Fam ilie zu k o n z e n trie ren . J. S ty rn a zufolge „ v e r­ e n g t sich n ach u n d n ach d e r B ereich d er relig iö sen F unktion der F am ilie bei g leich zeitig er In te n siv ie ru n g ein ig er ih re r E lem en te"19. 18 J. S t y r n a , P rzem ia ny ro d z in y w śr odow isku w ie jsk im . Funkcja relig ij­

na (U m w andlungen in der Fam ilie im ländlichen M ilieu. R eligiöse Funktion), Stu­

dia T eologiczne 1979, Bd 2, 149— 159, » Ebd., 158— 159.

102 JA N U S Z M A R IA Ń S K I

W e rtv o ll sind die B eobach tun g en v o n E. N ow akow ska-B utrym hin sic h tlic h des Lubliner Dorfes. G estü tzt auf die A n a ly se d e r A n t­ w o rte n auf die F ra g e n a c h d er G la u b e n sstä rk e des B efragten u nd se in e r E ltern sow ie n a c h d e r diesb ezü g lich en G e n eratio n sd ifferen zie­ ru n g w u rd e festg estellt, dass sich die V e rä n d e ru n g e n im V e rh ä ltn is zum G lau b en au f dem D orfe n ich t e rs t in d en le tz te n J a h re n , so n ­ d e rn in fe rn e r V e rg a n g e n h e it v o llzo g en haben, u n d zw ar zw ischen d er ä lte re n G e n e ratio n u n d d e n E ltern d ieser G en eratio n . Die g e ­ g e n w ä rtig e G la u b e n sstä rk e b e id e r G e n e ratio n e n d e r L ubliner D orf­ b e w o h n e r lie g t au f äh n lich em N iv e a u u n d w e ist S ta b ilitä tsm erk ­ m ale auf. F ast 95% d e r B efrag ten in b e id e n G e n e ratio n sg ru p p e n b e k a n n te n sich zum relig iö se n G lauben. Die V e rla g e ru n g e n zw ischen den G e n e ratio n e n d er E ltern d er B efragten u n d d er B efragten selb st vo llz o g e n sich im B ereich zw e ier G rade d e r G la u b e n ssk a la (tief g läu b ig u n d gläubig) u n d w a re n in d e r ä lte re n G e n e ratio n sg ru p p e v iel d e u tlic h e r. V e rä n d e ru n g e n e x tre m e r A rt, w ie z.B. d e r Ü bergang vo m tiefen G lauben d e r E ltern zum U n g lau b en des B efragten, tra te n in b e id e n G e n e ratio n e n n u r sp o ra d isch auf.

Die Ü bereinstim m ung in d e r p rin zip iellen w elta n sc h au lich e n O rie n tie ru n g b eid er D o rfb ew o h n e rg e n e ra tio n e n su g g e rie rt eine Ä h n lich k e it auf dem G eb iet d e r K o n tin u ität d e r e rz ie h e ris c h e n T ra ­ d itio n en in d e r Fam ilie. Es zeigte sich, d a ss die E ltern d e r B efragten aus b eid e n G e n e ratio n sg ru p p e n die relig iö se n W e rte an die e rste S telle d er den K in d ern e in g e p rä g te n W e rte setzten. Die B efragten se lb st ü b e rm itteln ih re n K in d ern d ag eg en v o r allem W e rte , d ie dem sittlich en B ereich an g eh ö ren . Es g ib t e in e n U n te rsc h ied im C h a ra k ­ te r d e r ü b e rm ittelten W e rte a u s dem B ereich d e r Religion. W en n die E ltern d e r B efragten die E in h altu n g d e r ritu e ll-k u ltisc h en N o r­ m en b eto n ten , so ü b e rm itteln ih re K inder allg e m e in ere A u fträg e u n d u n te rs tre ic h e n oft dabei die B edeutung d e r E in h altu n g d e r sittli­ c h e n N orm en, d e re n U rsp ru n g d ie R eligion ist. In d e r h e u te re a lis ie r­ ten re lig iö se n S ozialisation v o llz ie h t sich eine V e rsch ie b u n g der A k zen te in R ichtung d e r e th isc h e n In h alte des K atho lizism u s20.

D ie R eligio sität zw eier D o rfg en eratio n en am Beispiel der L and pfarrei F a ry n y (Diözese O lsztyn) w a r G eg en stan d d e r A n a ly sen v o n J. Suw ała. Die ju n g e G e n e ra tio n e rw ies sich als w e n ig e r r e ­ ligiös als die ältere, u n d das u n te r fast a lle n a n a ly s ie rte n A sp e k ten des relig iö se n Lebens. F ü r tief gläub ig h ie lte n sich 47,8% d e r ä lte re n B efragten u n d n u r 11,5% d e r jü n g ere n . Die ü b rig e n P ro z en te fielen auf die G läubigen. Die K en n tn is d e r G la u b e n sw a h rh e ite n w a r in b e id e n G e n e ratio n e n ziem lich gleich, w ä h re n d auf dem G ebiet der A k z e p tatio n d e r D ogm en die Ä lte re n die J ü n g e re n ü b e rra g te n . Auf der E bene d e r A n e rk e n n u n g d e r k a th o lisc h e n M o raln o rm en w a r die

20 E. N o w a k o w s k a - B u t r y m , M ię d z y p o k o le n i o w a e w o lu c ja p o g lą d ó w

na w y c h o w a n i e (Z w ischengenerationelle Evolution der A nsich ten über die Er­

D IE R E L IG IO S E T R A D IT IO N IN P O L EN ₁₀₃

S itu atio n ähnlich. Die jü n g e re G e n e ratio n z e ich n ete sich jed o c h d u rc h ih re T re u e g e g e n ü b er d en re lig iö se n P flic h tp ra k tik e n aus. A n einem d u rch sc h n ittlic h en S onntag n ah m en 52,9% d er B efragten aus d er jü n g e re n G e n e ratio n u n d n u r 27,9% au s d e r ä lte re n a n d er hl. M össe teil. A llg em ein genom m en, re a lis ie rte die jü n g e re G e n eratio n das M odell des K ath o lik en in g e rin g e re m M asse als die ä lte re 21.

Das län d lic h e M ilieu — b e tra c h te t u n te r dem A sp e k t d er r e li­ giö sen S elb std e k la ratio n en d er D orfb ew oh ner — zeich n et sich d u rch eine g ew isse S tatik u n d B eh arrlich k eit sow ie H o m og enität der r e ­ lig iösen H a ltu n g e n aus. Die e n tsc h ied e n e M eh rh eit d e r D o rfkatho­ lik en ste llte k e in e V e rä n d e ru n g e n in ih re n relig iö se n G lo b a lh a ltu n ­ gen fest, v ie le au ch k e in e U n te rsc h ied e im V e rg le ich zur R eligiosität ih re r E ltern. T ro tz d er p rin zp iellen B estän d ig k eit d e r relig iö se n T ra ­ dition in den D orffam ilien v e rrin g e rt sich die In te n s itä t d e r re lig iö ­ sen E in w irk u n g d e r E ltern auf die K inder, zum indest in ein ig en F ra g e n d e r relig iö sen E rziehung. Es tre te n F am ilien auf, die zu e in e r relig iö se n E rziehung ih re r K inder u n fäh ig sind, zudem v e rä n d e rn sich die im R ahm en der S ozialisation in d e r F am ilie ü b e rm itte lte n relig iö s-sittlic h e n In h alte etw as.

Die L andfam ilie h a t aufgeh ö rt, das einzige g esellsch aftlich e u n d n o rm a tiv e M ilieu zu sein, in das d e r ein zeln e „ e in g esch rieb en " ist. A u ch sie b e sitz t v ie le in k o h ä re n te u n d g em isch te Züge. Es ist n ich t m öglich, v o n ihrem u n a n fe c h tb a re n relig iö se n C h a ra k te r als v o n e in e r g e g e b e n e n T a tsa c h e zu sp rech en . Die relig iö se E rziehung d er K inder in d e n Landfam ilien ist je d o c h w e ite rh in etw as S e lb stv e r­ stä n d lic h e s („k u ltu relle S elb stv e rstä n d lich k e it"), u n d die F am ilie b leib t d e r H a u p tfa k to r d er K o n tin u ität u n d B estän d ig k eit d e r re lig iö ­ sen K ultur. In ih re n B em ühungen z u r Ü b erm ittlung d e r relig iö sen W e rte u n d V e rh a lte n sm u ste r an die n ä c h ste n G e n e ratio n e n ist sie e n g e r m it d er K irche v e rb u n d e n a ls die Stadtfam ilie.

5. B em erk u ngen zu d en U n te rsu c h u n g se rg e b n isse n

Infolge des G egen satzes z w isch en d e r relig iö se n W e lta n ­ schau un g , die d en K in d ern in d er F am ilie v o n k le in auf e in g e p rä g t w ird, u n d d e r v o n d er Schule u n d a n d e re n a u sse rfa m iliä re n e r ­ z ie h e risc h en E in w irk u n g sfak to ren g e s ta lte te n n ich trelig iö se n W e lt­ san sc h a u u n g kom m t es zu S p an n u n g en u n d K onflikten. Die K onfron­ ta tio n d iese r E inflüsse — u n d a u ch d e r W id e rh all d er Z iv ilisatio n s­ u n d U rb a n isa tio n se in w irk u n g e n — fü h rt m an chm al zu r A b sc h w ä ­ chung d e r K o h äsio n d e r re lig iö se n O rie n tie ru n g e n in d e r Fam ilie, zu e in e r u n v o llstä n d ig e n V e re in ig u n g u n d H arm o n isieru n g d er in ­ d iv id u ellen u n d k o lle k tiv e n W e rte , Ziele u n d A ufgaben. Die sich 21 J. S u w a ł a , R eligijność d w ó c h p o k o le ń na p r z y k ła d z i e Faryn (Reli­ giosität zw eier G enerationen am Beispiel Faryny), Studia W arm ińskie 1975, Bd. 12, 195—221.

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v o llz ie h e n d e n V e rä n d e ru n g e n b e d e u te n nich t den V e rlu st d e r die relig iö se E ntw icklung in d er F am ilie g e sta lte n d e n u n d stim u liere n ­ den Einflüsse, so n d e rn b e d e u te n im V erlau f d e r A k k o m o d atio n die E inführung v o n nich t im m er m itein an d er überein stim m end en, m anchm al w id e rsp rü c h lich e n In h a lte n in den eig en en W e rtb e re ic h sow ie das A u ftre ten v o n Fam ilien, die die F u n k tio n d e r Ü berm ittlu ng d er W e rte u n d N o rm en sow ie d e r ch ristlich en V e rh a lten sm u ste r n u r teilw e ise o d er ü b e rh a u p t n ich t erfüllen.

D er zu lan g sam e P rozess d e r A b sch w äch u n g d e r E inflüsse des C h risten tu m s u n d der R eligion ü b e rh a u p t in der p o ln isch en G esell­ sch aft ist G eg en stan d d e r A n a ly se n u n d des K um m ers d e r m a rx isti­ schen Soziologen, die sich b em ü h en herau szu bek om m en, w a ru m die Ü berw ind u n g d es relig iö sen G laub en s in d er G esellschaft so la n g ­ sam v o r sich geht. Die b e o b a c h te te „K rise” des re lig iö se n Lebens in te rp re tie re n sie als g lo b ale K rise u n d g e h en v o n d e r p h ilo so p h i­ schen V o rau ssetzu n g aus, dass sich „das allgem ein e N iv e a u d er r e ­ lig iö sen A k tiv itä t d er zeitg en ö ssisch e n In d u strie g e sellsc h a fte n der N ull n ä h e rn w ird. J e d e G e n e ratio n w ird religiö s w e n ig e r a k tiv sein als die v o rh e rig e " 22. Es lo h n t sich, a n d ieser Stelle die A n sich t v o n L. K ołakow ski an zuführen, n ach d er es k e in e re a le n G rü n d e gibt, die für eine ein d im ension ale R ü ck g an gslin ie des relig iö sen G laubens sp rech en. „A us den g eg e n w ä rtig festg e ste llte n relig iö se n V e rä n d e ­ ru n g en , die die v e rsc h ie d e n e n g esellsch aftlich en U m w andlung en b e g le ite n ", sch reib t L. K ołakow ski, „darf k einesfalls auf das W irk e n irg e n d e in e r e in d eu tig en u n d e in lin e a re n A b h än g ig k eit gesch lo ssen w erd en , die in b elieb ig en h isto risc h e n Z eiträu m en stän d ig G ü ltigk eit h ä tte " 23.

D er k u rz e Ü berblick ü b e r die soziologischen U n te rsu c h u n g e n b e stä tig te n u r d e n e rs te n T eil d er H yp o th ese, n ach d e r „das N iv eau d e r R elig io sität des ju n g e n Polen v o n h e u te in den m eisten F ällen eine F olge d e r R elig io sität d er E ltern ist, diese A b h ä n g ig k e it aber sch n ell z u rü c k g e h t''24. D ie F am ilie b leib t selbst u n te r d e n B edin­ gu n g en e in e r sich schnell en tw ic k e ln d e n G esellschaft w ie in Polen ein In stru m e n t der relig iö se n Sozialisation. Die Rolle d e r Fam ilie bei d e r In sp iratio n u n d F estig u n g der relig iö sen E in stellu n g en ist in d e r e rste n Etappe d e r relig iö se n S ozialisation seh r intensiv, also im Z eitrau m d e r V o rschul- u n d e rs te n G ru n d sch u ljah re. A u ch sp ä te r v e rlie rt die Fam ilie d ie M ö g lich k eit d er e rz ie h e risc h e n E inw irkung

22 B. L e ś , Religijność sp o ł e c z e ń s t w p r z e m y s ł o w y c h . Studium p o r ó w n a w c z e

Francji i W i e l k i e j Brytanii (R eligiosität der Industriegesellschaftcn. Eine Studie

zum V ergleich von Frankreich und Grossbritannien), W arszaw a 1977, 175. 23 L. K o ł a k o w s k i , Kultura i fe ty s z e . Zbiór roz praw (Kultur und Fe­ tische. A bhandlungssam m lung), W arszaw a 1967, 247—248.

24 A. Ś w i ę c i c k i , Społeczn e uw aru n kow an ia p o ls k ie j relig ijn ości (Die gesellsch aftlich en B edingungen der polnischen R eligiosität), W ięź 20 (1977) Nr.

DIE R E L IG IO SE T R A D IT IO N IN PO L EN ₁₀₅

nicht, w obei a b e r die E ffektivität d e r die H erau sb ild u n g e in e r V o r­ lieb e für die Erfüllung der relig iö sen P flichten u n d die F estig u n g des G laubens a n stre b e n d e n E inw irkung g e rin g e r ist, in sb eso n d ere w ä h re n d d e r Z eit d e r w e lta n sc h a u lic h e n R eifung u n d d er E rlang ung "von L eb en serfah ru n g d u rch die Ju g en d lich en . Einen sc h arfen N o n ­

konform ism us d e r relig iö se n E in stellu n g en in bezug auf die E ltern gibt es n u r bei e in e r a u sg esp ro c h en e n M in d e rh e it v o n Ju g en d lich en , u n d d ie A n zahl d e r Fam ilien, die ü b e rh a u p t k ein e relig iö sen F u n k tio ­ n en e rfü lle n o der sich d u rch ein e „ k o n te rre lig iö se" F u n k tio n a u s ­ zeichnen, ist w e ite rh in re la tiv g erin g , m it leic h te r Z unahm etendenz. N u r in ein ig en K reisen d e r ju n g e n G e n e ratio n u nd in ein ig en so ­ zialen S chichten (z.B. u n te r den L ehrern) zeich n et sich ein a u s ­ d rü ck lich es F e h len d e r w elta n sc h au lich e n Id en tifik atio n zw ischen E lte rn u n d K in d ern ab. M an k a n n also au s d e n e n tsp re c h e n d e n E in stellu n g en der K inder zur R eligion au f die E in stellu n g en ih re r E ltern schliessen. Es g ib t k e in e re a le n G ründe, d ie fü r e in e e in d im e n ­ sio n ale R ück g an g slinie des relig iö se n G laubens in der G esellschaft sp re c h e n w ürden.

G estü tzt auf die b ish er d u rc h g e fü h rte n soziologischen Lhitersu- ch u n g en w ä re es schw er, die H y p o th e se v o n der Existenz e in e r Lücke od er so g ar e in e r K luft zw isch en den G e n e ratio n e n in d e r p o l­ n isch en G esellsch aft h in sich tlich d e r relig iö sen E in stellu n g en a u f­ zustellen. Die zuw eilen a u ftre te n d e n K o n flik tsitu atio n en zw ischen den G e n e ratio n e n in d e r Fam ilie sin d Einzelfälle u n d ste lle n k e in e n sich d e u tlic h ab zeich n en d en T ren d v o n allg em ein g esellsch aftlich em C h a ra k te r dar, d e r d en p rin zip iellen w e lta n sc h au lich e n Z usam m en­ h a lt der F am ilie b ed ro h e n w ürde. W e n n a u ch die ju n g e G e n e ratio n eine g rö ss e re D istanz zu R eligion u n d K irche aufw eist als die G e­ n e ra tio n ih re r E ltern, lasse n die b ish e r gesam m elten A n g ab en n ich t v e rm u ten , d ass sich in re la tiv n a h e r Z ukunft die P ro p o rtio n zw i­ sch en den G laü b ig en e in e rseits u n d den religiö s G leich gü ltigen a n d e re rse its a u sg leich en w erde. M an m uss dem m arx istisch en So-, ziologen J. J. W ia tr re c h t geben, d er schreibt, dass „ein U n te rsc h ied zw ischen d e r R elig io sität d er J u g e n d lic h e n u n d d e r d e r Ä lte re n zw ar ex istiert, jed o c h so g erin g ist, d ass m an die A u frec h te rh a ltu n g dieses Z ustan d s in d er Z ukunft p ro g n o stizie re n m u ss"25. Die A b h ä n ­ gig k eit d e r relig iö se n V e rh a lte n sm u ste r d er ju n g en G e n e ratio n v o n d e r R elig io sität ih re r E ltern, w elch e v o n d en E rfo rsch ern des r e li­ giö sen Lebens in u n se re m Land festg e ste llt w u rd e, ist so sinnfällig, dass sie n ich t d u rch d e n Zufall e rk lä rt w e rd e n kann.

Die E inflüsse der b e a b sic h tig te n u n d d e r sp o n tan en Laizisie- rung, die E inw irkung d er Schule, d er K reise d e r G leich altrig en u n d der M assenm ed ien, die laizistisch e L ebensm odelle fo rcieren, w e rd e n

85 J. J. W i a t r , Przem ia ny sp o łeczn e w P. Isce (Soziale W andlungen in Pu­ len), W arszaw a 1976, 105.

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v o n d e n k u ltu re ll-re lig iö se n S chem ata in d er F am ilie k o n tro llie rt u n d b e w e rte t, w elche für die v o n den a u sse rfa m iliä re n S o zialisation s­ u n d E rzieh u n g sk reisen la n c ie rte n W e rte, N o rm en u n d V e rh a lte n s ­ m u ste r ein spezifisches se le k tiv e s „F ilter” d a rste llt. Die F am ilie ist die e le m en ta re soziale G ruppe, in d e r sich die u n te r dem Einfluss d e r In d u stria lisie ru n g u n d U rb a n isie ru n g v o llzieh en d en W a n d lu n g e n d e r w e ite re n g esellsch aftlich en U m w elt k o n z e n trie re n u n d d u rc h ­ setzen. Die d a n k d e r Fam ilie in K ind h eit u n d Ju g e n d e rla n g te n r e ­ lig iö sen G ru n d o rie n tie ru n g e n w e ise n ein e b e trä c h tlic h e S tab ilität auf. Die F am ilie e rw e ist sich als ein sta b ile r W irk fa k to r für die E inflüsse d er K irche au f d e n einzelnen. F am ilie u n d K irche sind w e ite rh in g en ü g en d s ta rk u n d sub til m itein an d er v e rb u n d e n . In der F am ilie b e h a u p te t sich de ia cto die Ü berm ittlu n g d e r relig iö s b e ­ g rü n d e te n W erte, N o rm en u n d V e rh a lten sm u ste r sow ie d e r p rin ­ zipielle K onsens d e r relig iö se n E in stellu n g en zw ischen den G en e­ ratio n en .