K ö r n e r s t D e r k e . Crfter B a n b .
K ö r n e r s I D e r k e . I5<zrausgegeben no n
Hans
3
immer.
K r i t i f d j b u r d j g e f e l j e n e u n b e r l ä u t e r t e A u s g a b e . C rfter B a n b . fe ip z ig unb W ie n . B i b l i o g r a p l i i f d i e s I n f t i t u t .0 9 8 1 4 5
|l0rnj0rt
btsfjjrflusseters.
> -^ie
Borliegenbett ätoeiSBönbe enthalten
nur eine9lu§wa$l ber
$ör*J ty
nerfdjen SSerfe,
aber
fie Bieten
aHe§,
te>a§
DonbeS
®id)ter§ 9lr=
Beiten ßebeutenb unb ttod)
Bonwirtlidjem ^ntereffe erfdjeint. Sie
ßpem , ©mgfoiele unb
Stätfelfohrie bie meiften ber lleinen ©djerje
würben
tBeggelaffen,
unbnitd)
Bonben ©ebidjten tourbe nur eine
Ber=fjattniSmäfjig nidjt
grofje
Injaf)!
auf
genommen, benn baS S3ilb
be8
jungen ®id)ter8
toirbnur gewinnen lönnen, Wenn eS fid) ungetrüBt
Bon
minberloertigen ©rjeugniffen barfteHt.
®ie SearBeitung beS Slufgenommenen richtete fid) ganj nad) beut
feit Sauren Bewahrten glatte Bon „SKeljerä Älaffifer=93i6Iiot§eI", ber
5
« Belannt ift, um i^n fjier nod) einmal enttoideln ju müffen. ©ine
toefentlidje görbenmg erfuhren, mit 9lu§naf)me ber allgemeinen ©in»
leüung, bie fid) im SRaljmeit einer tna^en Sfi^e galten mufjte, bie
©injeleinteitungen fotoie bie Slnmerlungen unter unb Ijinter bem 5£ejt
einmal burdj bie reidje ^njatjl Bon SlrBeiten, bie bie fi5rner*Satu(ar<
feier im Saljre 1891 entfielen ließ, aufierbent aBer burd) bie freunblidje
ttnterftiijjung, bie mir Bon allen ©eiten ju teil itjatb.
SBefonberen ®an! fdjufbe id) in biefer SBe^ie^ung bem f. u.
f.$ rieg§ard)tB ju SSien, ben SBiBIiotBelSBerloaltungen ju
Seidig, ®re§ben unb SSerlin, ben Herren s$rof. Dr. ©Ift er in Seidig,
Dr. g rie b rid jß a te n b o rfin Sd) Hierin, ber mir umfangreiche SKa*
terialien in giitigfter SBeife p r Verfügung fteHte, unb Bor allem aud)
bem SBegrünber unb ®ire!tor be§ Sreäbeiter $örner»sJftufeum3, §erm
Sorrcort beä $erau3ßeber3.
§ofrat
D r .©rnil Sßefdjel, beffctt (iebenätoitrbige Cpfei'WiUtgfeü ftd)
aud) an mir unb meiner Arbeit bewährte.
®ie bier Bisher ungebrudften ©ebidjte, bie id) meiner Ausgabe
eüiberleiben lonnte, berbanle id) bcr ©üte ber Herren ^rof.Dr. ® 1 ft er
unb S B il^elm ffüitjel in
S e id ig ,fieberet ftcHte bei'
Siebaltionaudj
bn§ Original beS gatfintileS jur Verfügung, ba§ neben bent Bon Sßrof.
U ngerS Sünftlertjanb geftocfjenen
SßtlbebeS ®id)tcr§ itadj betuÖi*
gemälbe feiner ©d)tt)efter Emma (gegenwärtig im Seipjiger ©tabt»
ntufeum) einen luillfommenen ©djuutcf ber Ausgabe bilbet.
HJföge meine Irbeit baju beitragen, bie Siebe be§ beutfdjen SSoI=
fe? äu feinem SljrtäuS feftigen unb
311beratenen!
S e id ig , aiu Sebantage 1893.
f y ö x n m m b
ft*
olattge
e8
eilte beutfdje Sitteratur unb greunbe berfelben gibt, fo»
lange nodj eingunteSßatriotiSmuS in beutfdjen^erjenglü^t, wirb
SljeoborSömer §u benSieSlingäbic^tenx ber Kation unb
5U ben Wader»
fien §elben einer grofjen Seit gejault werben. Er Jjat ftdj äunt Krieger
gefungen unb äumSanger gefdjlagen, unb um feine © dpfe winbet ftcfj
bafür ein bereiter Ku^meSfrattj: berSorBeer, Dermalst mit ber ©idje.
9IIS bem OBerJonfiftorialrat unb Iffeffor Bei ber $ommer
5=$etm=
tation Dr. ©Ijriftian ©ottfrieb Sörner ju SreSben 1788,
3Wei Sirfjre
nadj bem SCobe feines erften ©oljneS, SSoIjann ©buarb, eine 5Cod)ter ge»
fdjentt würbe, bie bie Kamen ©mma ©opljte erhielt, fdjrieB ber oer»
trautefte greratb beS glüdlidjen SaterS, griebrid) ©djiKer, an btefen:
„®er Qunge wirb
5U feiner 3 e*t
tti^t auSBIeiBen!" Unb beS
®id)ter§ gutgemeinte Sßropfjeäeiung traf ein: am 23. September 1791
Würbe S?arl SEtjeobor S ö rn e r geBoren.
©2
war eine tjodjgeBilbete, für aHe§ ©d)öne unb ©ute empfang*
lidje, bitrdj innigfte gegenfeitige Zuneigung unb 9tdjtung eng berBun»
bene gamtlie, bie ifjn mit Sieße umgaB. ®er 33ater, ein ©oljn bc§
Setpäiger Geologen SSoIjann ©ottfrieb Körner, geboren am 2. Suli
1756, Ijatte jlrf) ben SRuf eine§ tüchtigen unb djaratterfeften Quriftcn,
eines welterfafjrenen unb im ipanbeln fixeren SKanneS erworben,
©in Satjr Bor ber ©eBurt SHjeoborS War er jum ?ty>}jeIIation§geriä)t§=
rat ernannt Worben, fe|te 1798 feine SaufBaljn al§ ©eljetmer 3fefe=
rettbar bei fädjfifdjen ©etjeimen ®onftIium3 fort, Würbe aBer 1811
in ba§ 5fypeIIation§gerid)t äurüdBentfeu unb trat, nadjbem er 1814
ben STitel ©ouöernementSrat erhalten Ijatte, 1815 als ©taatSrat in
^reu^ifö^e ®ienfte. 9lnt 13.2JJai 1831 Befd)Iofj er al§ ©etyeitner Ober»
regierungSrat, aHfeitig geartet, ju Sertin fein eljrenüoHeg Seßen.
SBie aß ^urift, War er tüchtig als Sftljetiler unb Krittler, tior allem
aber al§ SIKenfd), unb baS fdjönfte ®entma(, ba§ er fi<B als folcfjer
fe^en fonnte, Beftanb in feiner treuen unb neiblofen gremtbfdjaft
für ©Ritter, bie feinen Kamen eng mit bem be§ ®id)ter§ oerbunben
f)at. (Sine auSgejeic^nete ©attin ftanb il)m *ur ©eite, % m a SJZaria
3o!obine (äRimta), bie am 11. SKärj 1762 alg S o fter beg gearteten
Seidiger Kupferftedjerg ©tod geboren Worbeit War, unb bte ©hriftian
©ottfrieb Körnet am 7. ?luguft 1785 (jeimgefüfjrt {jntte. ®iefe eble,
ganj im SBofjle ihrer gamilie aufgeljenbe, edjte SBeiblidileit mit natür*
lieber SKunterteit Berbinbenbe grau foEte alle itjre Sieben überleben.
Sdjon 1813 ftarb ber ©oljn, gloei Qaljre barauf bie talentBoHe £od)ter
im m a, bte berSdjmerj um ben järtlid) geliebten SBruber einem frühen
!£obe entgcgenfütjrte, bann 1831 ber ©alte unb enblid) 1832 bie treue,
huraorDoKe ©djWefter ®ora ©tocf, bie ftdj alg äßalerin einen geadj»
teten SKanten erworben unb jeberjeit greube Wie £eib mit ber gamilie
Körner geteilt batte. SSolle elf Safjte fpäter erft, am
20. Sluguft 1843,
befchlofj aud) Win na Körner if)r einfanteg Sieben.
9lber nid)t nur biefer engfte gamilienlreiS auggejeid)neter 3J?en>
fdjen, bem fid) in Suite Kunje, ber an Kinbeg ©tatt angenommenen
5£od)ter eineS Beworbenen gteunbeS, im ‘ölprtl 1803 ein neueg liebeng®
Würbigeg unb begabteg SRitglieb anfdjlofj, tuirfte bilbenb, förbentb
unb entwictelnb auf ben Knaben ein. ®a bag Kornerfdje £>aug einen
2
Kittel= unb Sammelbunlt ber litterarifd)en unb äfthetifdjen SSelt
®regbeng barfteHte, in bem aud) burcbreifenbe SM fter ber Kunft unb
SSiffenfchaft gern eine ftetg freubig gewährte ©aftfreunbfdjaft genoffen,
burfte fid) Sljeobor ber häufigen unb nahen Seriiljrung mit einer gan»
jett 9JeiI)e IjerBorragenber unb beräumter $erfßnlid)feiten erfreuen.
©d)iüer jw ar ftarb aud) für ihn Biel ju früh, aber ©oetlje f^rad)
Bor*übergeljenb im Körnerfdjett ipaufe
Bor,ber geiftreidje nachmalige
preufjifche ©eneral ©rnft
Bon$fuel, ber bänifd^e ®id)ter ßhtenfdjlä»
ger unb Ipeinridj
BonKleift wählten ju ben greunben begfelben, unb
©illjelnt
Bonöumbolbt, bie beiben ©djlegel, SlbamäMtter, ber geniale
Italiener $aer, Sheobor ipetl, Karoltne
BonSSoljogen — fie alle
unb anbre mehr gehörten ju bem fdjönen Greife, ber in bem behaglichen
Jjjaugwefen ftetg fo wtKEommen war, unb bem £l)eobor bie reidjfte 9tn»
regung unb '-Belehrung Berbantte.
S3ig ju feinem fiebjeljnten Sebengjaljre hat Körner
feinSaterljaug
nicht
Berlaffen.®a er anfangg jiemlidh fc^wäc^lid) unb Jränflid) war,
burfte bie Slugbtlbung feineg ©eifteg nicht übereilt
Werben,unb bie beg
Körperg
rnujjtenaturgemäß in ben SSorbergrunb treten. SBeftänbiger
Aufenthalt in freier
Suft, Borallem in
bemberühmten
SofdjWijjerSBeinberg,
WoSdjitler fo gern am „®on Earlog" gebichtet hatte, träf»
tigte ihn tnbeffen unb mad)te eg möglich, bajj
er beiforgfältigem
l)äu§lid)en Unterricht einen tüchtigen ©runb ju weiteren ©tubien legert
tonnte. Unter ber Leitung beg 33aterg, beffen erfteg unb Bora günftigften
Erfolg
gefröntespäbagogifcßeS Sßrtnjty eS
War,bie SnbiBibualität beS
3öglingS ju Wahren, forgten Sippolb, nochmaliger ^Srofeffor ber ©e»
fd)id)te in ©anjig, ber fpiitere Sattfaer Pfarrer SKoEer unb anbre für
bie geiftige Entwidelung beS Shtaben, ber aujjerbem einefjeitlang als
§oft>itant bie STCujfrfjule ju ®reSben befugte. §atte er für bie Erler»
nung
ber ©praßen weniger Anlage, fo führte ihn feine Neigung Bor
allem
jutn ©tubium ber 3iaturfunbe unb
2Katf)ematif. Siefe 'Jieigung,
Berbunbenmit feiner Vorliebe für med)antfd)e fünfte, Würbe beftim»
nteitb für ben Weiteren SBilbungSgang beS jungen WanneS: int Ein»
oerftänbniS mit bem ffiater befdjlofj er, fid) bent Söergbau
ju Wibmen.©o braute if)tt benn ber 3 uni beS Qa^reS 1808 narf) greiberg
auf bie bortige 33erga!abentie unb in einen ftreiS junger ©Ijemiter unb
9
JlineraIogen, in bem er fid) balb oertraut unb Ijeintifd) fühlte.
2M )r
alS aHeS anbere mochte Sortier bie $ o ef i e beS SSergmannSlebenS an»
jieljen, unb fo War eS i()m angenehm, fid) juerft ber praftifchen ©eite
feineS SerufeS Wibmen ju tonnen, Er ttiat baS mit grofjem Eifer, er
freute teine S3efd)Werbe, er War ein ganzer unb edjter ©crgmann ge»
Worben. SlEmahlidj aber, als, Wie ber Sater fagt, „eine Weniger an»
jieljenbe SBirtlicfjleit an bie ©teile beS 3beaIS trat", Wanbte er fid)
ntehr unb mehr ber wiffenfd)aftlich»theoretifd)en ©eite feines ©tubiumS
ju , gefeffelt Bor attent Bort ber Mineralogie unb ber Efjeutie unb
ftetig aufgemuntert unb unterflü^t Bon jwei fjerBorragenbeit 2Mn»
nem , bem S3ergrat SBeriter, ber fdjoit bem früh Berftorbenen KooaliS
fo Biel gewefen War, unb bem ^Srofeffor fiampabiuS.
©o feljr fid) ber junge SBergftubent aud) in greiberg gefiel, fo eng
blieb er mit bem Elternhaus in Serbinbung. ®ie geringe Entfernung
jwifdjen feinem neuen Aufenthaltsort unb ber Sßaterftabt mad)te eS
mögli^, baß er Bei ben I)äuSIid)en geften feiner gamilie nur feiten
fehlte, unb eins biefer gefte führte ihn C£nbe 1808 fogar
bisnad)
Seidig, nämlid) bie Verheiratung feiner $f(egefd)Wefter Qulie ffunje
mit bem §erm Bon Einfiebel auf ©nanbftein.
Sortier war ein grofjer Siebhaber
BomSReifen; Wo ftcE) ihm eine
©elegenheit baju Bot, ergriff er fie fdjneH unb mit greuben. .'patte —
aufjer ben Wieberholten SJefudjen in $ re
8bett — fchon bie Erlaubnis
feiner $ate, ber§eräogin®orotI)ea oonKitrlanb, einige Xage auf ihrem
Sonbfifc inSobidjau beiSlltenburg jujubringen, feinen greiberger
9Iuf»
enthalt angenehm unterbrochen, fo jäijlte eine
Bom20. Sluguft
bisjum
22
. ©efrtentber in bie ßberlauftjj unb bie fd)lefifd)en ©ebirge unter»
nommene gufjreife ju feinen fäonften Sagen im Satjre 1809. SDiefe
SJieife War jebod) nidjt allein für feine Erholung beftimmt, fie foHte
meintest aitd) feine mineralogtfdjen Kenntniffe erweitern, unb bet ©raf
bon ©efjler, einer feiner Sßaten, fotbie her preufjtfdje Dberbergrat
bon ©fjarpentier unterfingen ityn Bei biefem 23eftreben aufS freunb»
lidjfte mit SRat unb ntit 5d)at.
3
wet Qaljre BlieB Körner in greiberg. S113 er 1810 bon ber SBerg«
atabemie fdjieb, tjatte er anfänglidj ben SSunfcf), feine ©tubien in
Tübingen fortäufe^en, um bort befoitberS KielmetyerS Unterricht ju
geniefjen unb ftd) fpäter ber alabemifdjen Saufba^n äu Iribnten.
®er ^3Ian äerfdjtug ftd) inbeffen, unb audj Serlin trat nodj prüdf,
benn Sei^jig, too KörnerS SSater geboren toar, too nod) mehrere fei»
ner SBertoanbten unb gremtbe lebten, fottte nidjt ganj übergangen
foerben: ein IjalBeS Safjr foEte fid) ber junge äRann bort auffjalten. ®ie
SSorlefungen in greiberg fd)toffen ju fyät, als bafj Korner bereits mit
33egtmt beS ©ommerfemefterS in Seidig Ijätte eintreffen tbnnen. So
braute er nur furje Seit bafelbft ju, unt ^robetteife einige Sorlefungen
3
u f)ören, unb bie^tt)ifdjenäeit bi^um beginn be§ folgenben ©emefterS
luurbe äu SReifen benujjt. Körner begleitete feine ©Item nadj KarlS*
bab unb berlebte bann ibieberum einige gtüdlidje SBodjen in Söbtdjau,
loo er mit einer geiftreidjen Same au§ bem ©efolge ber ^ergogin bon
Kurlanb, einem Slrjt unb einem Künftter fogenannte „SE^eeblätter"
Verausgab. S3efiimmt, ben S3ett>oI)nem beS Söbtdjauer 2anbft£e3 bie
Slbenbe ä« berlürjen, hmrben biefe „SHieeblätter" nad) Slrt bei elje»
maligen SEiefurterJournals am £>ofe ber toeimarifdjenlgeräogirt 9fma»
lie blofs in ber §anbfd)rift für bie bortige ©efeEfdjaft äufammengefteHt.
©ine SSefdjabigung am gufje nötigte Körner, länger in Söbidjnu
ju bertoeilen, all er ftd) urfprüngtidj borgenomnten §atte. ©ine ge»
plante mineralogif^e SRetfe in ben iparj mujjte baf)er aufgegeben unb
bie SSorbereitungen p r gafirt nad) Seidig getroffen toerben. Sn ben
erften Sagen beS Sluguft 1810 erreichte Körner feinen SBeftimmungS»
ort, liefj ftd) aber erft am
8. Dftober als Kameralift inftribieren. ©r
fanb baS Seidiger ©tubentenleben in einer feineren, berberblidjen Kri«
fi§: bie SanbSmannfd)aften rangen erbittert mit einer ©efeEfdjaft ab*
Iiger©tubenten, bie fte „©djtoefelbanbe" ober„@ufyljuriften" benann»
ten, um bie 9lu§bitbung eines aEgemeinen Komments unter iljrer
güljrung. InfaitgS fd)eintKömerbiefen©treitigfeiten fernergeftanben
ju tiaben; er toar fdjon im September in eine äftljetifdje ©efeEfdjaft,
bie 2Ra!aria, eingetreten, beren rein geiftige unb litterarifdje S3e=
ftrebungen iljn bon ben brennenben SEageSfragen beS ftubentifdjen
SebenS abjogen. 9113 iljm jebocf» biefe „Schäfer an ber gleiße", tbie er
bie SRitgtieber ber SSRafaria nun nad; görfterS 3RitteiIung nannte,
ju tjt)üiftevl)aft erfdjienen, unb als er fid) felbft in eine ber Sanb
8=
m annhaften, bie S^nringia, I)atte anfneljnten laffen, würbe er ein
eifriger ©egtter ber ©ufyhuriften, ber feine SBorte am liebften mit bent
©djläger bewies. ©o !am eS, bafi er ftpeßlidj bei einer allgemeinen
«Prügelei auf offener ©traße ergriffen unb äum ©tabtarreft berur=
teilt Würbe. Seid)tfinnigerWeife trat er, ftatt fid) fofort feiner ©träfe
31t
unterstehen, ju einem neuen ®ueE in bie ©fronten, ©ine flaffenbe
SBunbe auf ber ©tirn trug er babon, eine SBunbe, bte ifjrn unfehlbar
juut Serräter werben, ihn in neue Unterfudjungen berwideht mußte,
©r wußte, WaS ihm beborftanb: bie SRelegation, berbunben mit fed)S=
monatiger Jjjaft, unb fo
30g er eS tior, fid) ber ganjen Angelegenheit
burd) bie gludjt ju entziehen. Am 23. SKärä 1811 »erließ er heimlich
bie ©tabtunb ging nad; Berlin.
§ier, Wo er fid) am 27. SDlärj immatrüulieren ließ, fanb er einen
langjährigen greunb feiner ©Itent, ben ©djwiegerfohn SWcoIaiS, §of=
rat SJSarthel), beffen ^erglid^e Aufnahme iljra ungemein Wohl t|at. Audj
mit Selter, bon beffen ©ingalabemie er ein SKitglteb gewefen fein foH,
unb ©djleiermacher trat er in Sßcrteljr, bon legerem freilich ein wenig
!ühl unb äurücf!haltenb empfangen. Unter ber Leitung beS ebenfalls
bem SBater befreunbeteu ©rafen »on §ofmannsegg foEte er jeijt bor
allem bem botanifdjen ©tubium obliegen unb baneben ^^tlofo^^te
unb ©efdjidjte betreiben. ®a befiel ihn Anfang 9Kat ein gieber, baS
mehrere SSodjen anhielt unb fetne ©efunbheit berart bebro[)te, baß
entfte Maßregeln §u il;rer ©rljaltung getroffen Werben mußten. SBon
einer Steife berfprad) man fid) heilfame SBirtung, unb in ber SDjat
hatte ein einmonatiger Aufenthalt in KarlSbab beften ©rfolg. ©S
War KBrnerS SSunfcf), bon KarlSbab auS nach beit SRfjeingegenbcn
unb nach §eibelberg ju gehen, um bori feine ©tubien wetteräuführen,
aber bie weife Sßorficfjt be§ SßaterS Wtberfpradj biefem $lan. ®te
©rünbe, bte ©hriftian ©ottfrieb Körner bewogen, Sljcobor bie ©r=
füEmtg feines SBunfcheS ju berfagen, hat er felbft in feiner S3io»
gra^hie beS SoIjneS niebergelegt. ©S „mißfiel ihm ber bamalS unter
ben ©tubierenben bermeiften beutfdjenttniberfitäten herrfdjettbe ©eift,
unb eS lag ihm baran, ben ©ohn in etne Sage ju berfe|en, Woburch
auf einmal aEe foldje 2?erbinbungen abgebrochen würben, bie bei fei»
nent feurigen Temperament einen nachteiligen ©influß auf ihn haben
formten. ©S trat hier ein befortberer galt ein, Wo allgemeine Siegeln
nicht hinreichen, ©in hoffnungSboEer Jüngling foEte auf einen hohem
©tanbpunft gefteEt, fein ©efid)tS£rei§ erweitert unb beririeb ju neuen
gortfdjritten nad) bem 3tele einer boEenbeten AuSbilbung in ihm be>
lebt »erben. SieS ctHeS erwartete ber $ater au§ mehreren ©rünben
bon einem Aufenthalt in SBien. Aufjer ben allgemeinen Sorjügen bie*
fer Igauptftabt regnete er befonberg auf baS §au§ be§ Königl. $reu*
jjifdjen 9Jiinifter§ unb ©efanbten SBilhelnt bon föumbolbt, mit bem er
feit mehreren Sauren in genauer SBerbtnbmtg ftanb. Auch ^atte er
Wegen freunb|rf)aftlicl)er Sßer^ältniffe mit griebridj ©djtegel bon bie*
fern berbienftboEen ©eiehrten eine ermiinfcf)te Aufnahme für feinen
Sofjtt ju hoffett. 33or ben ©efafjreit einer großen Stabt war biefer
®of)n mefjr al§ anbere Qünglinge burdj einen Eljarafter gefdjüjjt, jn
bem ber S3ater Vertrauen Mafien burfte, unb nie tjat erttrfadje gehabt,
biefeS Vertrauen ju bereuen."
Sie Hoffnungen be§S?ater§ erfüllten ftdj über alteSrtüartung. Ser
24.Auguft 1811, ber Sag, an toelcfjem Körner in SBieneintraf, bebeutete
für ihn einen erttfdjeibenben SBenbe^untt feines Sebeng: bie
3eit War
gefommen, too ber SÄenfd) in ifjrn feine boEe AuSbilbmtg gewinnen
foHte, Dor altem aber auch ber Siebter.
3n rafähergolge entftanben
je£t bie bramatifdjen ©djö^fungen be§ jungen ^oeten, bon ber tjeite*
ren „Sraut" big ju bem patriotifdj Jräftigen
ipeiberidj".
Sie Aufmunterung, bie er im §aufe§umbotbtg mtb©chlegel3, ber
grau üon Sßereira, ber grau bon SBeifeentfjum unb ber Sidjterin Ka*
roline 5J5id)ler fanb, ber oft enttjuftafiifdje SSetfaE be
8SßublifumS, bie
fieic^tigleit be§ ©d)affett§, bie ihn auSjeidjnete, bie aufrichtige Segei*
fterung, mit ber bie©d)aufjrieter feineSBerfe barjufteEen pflegten, enb*
lidj bie ®d)nettig!eit, mit ber er auch al§ Sffenfd) jum fiiebltng aEer
geioorben w ar— ba§ hätte bietleidjt beraufdjenb, jerfplittemb oberer*
fdjlaffertbauf ben jungen 5Kann einlbirleu tonnen, ln enn nidjt eine glücf«
liehe gügung be
8©d)icffal§ feinem S entert unb Sichten einen ftarlen
§alt unb TOittetpuntt gegeben hätte. Sie Siebe ju A ntonie Abam*
b e r g er » a r eä, bie ihn berart feftigte unb feite, ju bem „holben SBefen",
ba3, tote ber Sater fagte, „gfeidhfam bom £>immel
5U feinem ©djujj*
engel beftimmt" War. Sa§ junge SKäbdjen, am 30. Sejember 1790 ge*
boren, alfo etiuasS älter als ber Sichter, entftammte einer auSgejeich*
neten Künftlerfamilie unb War felbft eine beliebte Sdjaufpieleritt am
ipofburgtheater, ein SBefen, bag nur „benSKttnb ju öffnen brauchte, um
ju bezaubern". Körner fah fie juerft in ber Sßrobe ju feinem „©rünen
Somino" unb fühlte fogleidj eine lebhafte Neigung für fie, eine Neigung,
bie jur herjlidjften Siebe mürbe, als er erfannte, baß SEoni bie eblen
Xugenben einer reinen ©eele mit ben Steigen ber ©d)önljeit berbaitb.
Qn einem SSriefe bom 20. 9Bai 1812 bertraute er bem SBater fein
füfjeä ®eheimni§: „SBeit e§ mir bergönnt tft, fo red)t offen, greunb gu
greunb, SU fpredjen, fo fann id) ntir
’8nidjt berfagen, Std), ben id) nid)t
jlof; als meinen guten Vater üerefjre, fonbem ben id) al§ meinen fjerj*
lidjften Vertrauten oon Sitgenb an
3U Betrachten gewofjnt Bin, mit bem
©lüde, mit ber Seligleit SetneS ®f)eobor§ Befannt ju madien. Vater,
treuer, treuer greunb, icB f)aBe mein 3iet gefunben, Wo id) meinen
Miller werfen foH, Vater, i<$ liebe! — ©iel), e§ ift mein größter Stolj,
baß id) mit biefer greiljeit ber ©m^ftnbung S ir in§ »äterlidje lu g e
Bliden barf unb fagen lann: id) lieBe, liebe einen Enget! K un, S u
Wirft fie fefjen, unb Wenn Sidj tl)r Anßlid uid)t eBenfo ergreift Wie
ntid), wenn S ir au§ il)ren bunllen Augen nic^t eben bie friebtidje
Seitgleit entgegenWe!)t Wie ntir, fo ift e§ eine Süge, Wa§ mein tinb»
ltdjeS §erj bon Übereinftimmung unb Harmonie unferer Befreunbeten
Seelen geträumt Ijat. Vater, bie ©ewißfieit, bie i<$ in mir trage, baß
fte ®tdj ebenfo Begeiftent Wirb Wie midj, fei ®ir Vürge meiner Siebe,
meiner 38al)l. 3dj barf eS oljne Erröten gefteljen: oljne fie Wäre id) WoI)l
untergegangen in bem ©trubel neben mir. ®u tennft midj, mein War=
me§ Vlut, meine mtgefdjwäd)te Sraft, meine WilbePjantafie; male®ir
bieS ungeftüme ©emüt in biefem ©arten nott Btüfjenber Suft unb Be=
raufdjenber greube, unb ®u Wirft begreifen, baß midj nur bie Siebe
ju biefem Engel fo Weit Bradjte, baß idj led au
8ber Sdjar IjerauStreten
barf unb fagen fann: Bier ift einer, ber fid) ein reines fcerj Bewahrt
Ijat, ben nodj fein Bie^ifdjer SRaufd) ber ©inne entweihte. 3dj fei)’ e§
ein, Vater, idj Ijätte ®ir nidjtS fdjreifien follen, aud) glauBe idj, baß
nodj lein Soljn feinem Vater fo gefdjrieBen I)at, id) Ijätte ®ir nidjtS
fagen follen, al§ Bi§ ®u fte gefeljen Ijätteft; aßer mein üoIIeS, WarnteS
Iperj, ba§ bie Seljnfudjt nid)t Belämfifen lann, feine ©eligleit in bie
greunbeSBruft p tauchen, riß mid) aHmädjtig fort. — Vater, idj liebe,
unb Wenn®u midj redjt lennft, fo
Weißt®u eSja,
Wieidj Hebe!
— ewig,unenblid)! — Sie fteljt ber M utter red)t äljnlid), weldjer^ufaH ntid) um
®einet= unb meinetwillen borjüglidj gefreut Ijat. ®e§wegen erwarte
id) ®tdj aud) bieSmal mit um fo größerer Seljnfudjt, Weil id) lein Maß
mir träumen fann für bie Seligleit ber Minuten, Wo ®u mir eS fagen
foUft, baß ® oni ®ir rtnenblidj gefällt — ad)! WaS ift ba§ für ein mid)»
terne§ SSort! — baß fte®etne Siebe,® einen Segen »erlangen barf!....
Vater, mir fteljen bie Sljränett in ben Augen, idj gäb’ eine 23elt bntm,
Wenn id) ®idj jetjt in biefem ^eiligen AugenBIide umarmen lönnte.
SBenn id) j;a ba§ ©lüd terbiene, wag midj an SoniS igerjen erwartet,
IjaB’ idj
’8nid)t ®ir, nidjt Seiner SicBe
31t banlen unb ber guten, eblen
Mutter? 3d) werbe ju Weid). Seb’ Woljl’, leß’ woljl! Vater, S u §aft
einen gliidlidjen SoI)n, unb Bei ©ott! er WiH e
8öerbienen!"
®aS ©litct beS jungen SßaareS fdjien gefiebert ju fetn, nntfjbcm
bte ©Item SDjeoborS Anfang Auguft 1812 nach SBten geJomnten waren
unb bte23al)l beS ©ohneS geprüft unb gefegnet batten, unb eine bal»
btge betrat ftanb unt fo eher in AuSfidjt, als Körner, bor allem auf
©runb beS Beifalls, ben fern ,,3rtni)" gefunben batte, am 9. Januar
1813 ben SSertracj unterzeichnen tonnte, ber itm
3u n t!. I. !j>oftI)eater»
bitter machte. Uber feine Sßflidjten unb Rechte als foldjer fdjreibt
er felbft ben ©einigen: „3 $ liefere jWci große Stüde, Wobon jebcS
einen Tljeaterabenb auSfüllt, unb jwei tleine SJiadjfptete unb über»
nehme bie fogenannten Bearbeitungen, dagegen erhalte idj einen
3ahr»
gehalt bon 1500 ©ulben 33. SB., unb jebe meiner Arbeiten über baS
Berbratgene wirb mir befonberS unb fehr gut bejaljlt, habe aud) grei»
heit äu reifen, Wenn ich totH, fobalb ich nur meine ©tücfe geliefert habe.
®er Kontratt ift bom 1. Jänner auf brei Sahre gefchloffen, unb gefaßt
eS mir länger, fo tret’ id) in§ förmliche ®etret, unb meine 5ßenftonS»
fähigleit Wirb bom Tage beS KontrattfdjluffeS geregnet. — Auf biefe
SBeife ftehe idj mid), Wenn ich nur halb fo fleißig bin wie baS borige
3al)r, gegen 3000 ©ulben mit allem 9Jebenbcrbienfte."
AHerbingS burd)!reuäte biefe ©mennung einen bon SBilljelm bon
gumbolbt empfohlenen Sßlan, beffen Ausführung für Körner gewiß bon
großem 9ta|sen gewefen wäre, ben P a n , eine 3eitlang nach SBeimar
5
U gehen, um fid) bort unter ©oetljeS Seitung in feinem ®iäjterberufe
3u berboUJommnen; aber bie Vorteile feines neuen AmteS Waren ^u
groß, als baß er fie hätte bon ber §anb weifen unb nidjt bielme|r
freubigen ^erjenS ergreifen follen. 9Jid)t lange freiltdj, unb ber gan^e
Traum bon Oluhm unb häuslichem ©lüd fotCte gerfließen!
©S ift nid)t richtig, ju fagen, Körner habe bor 1813 teine Bater»
tanbSIiebcbefeffen: fdjon feine Briefe aus ber gretberger 3eit fprcdjen
gegen biefe Behauptung, aber aud) bie ©rjieljung feitenS feines BaterS
hatte in tljm patriotifdje ©eftmtung genährt. AIS Körner bann nach
SBien tarn, Würbe biefe ©efinnung freilidj noch bei Weitem berftärlt.
SRußte Öfterreich überhaupt btS batjüt ber beharrlidjfte ©egner grau!»
retdjS genannt Werben, fo war 1809 in biefern Sanbe jitm erftenSKale
bie mädjtigfte BolJSbegeifterung erwacht, bie aud) jefjt noch nadjwirEte
unb Körners baterlänbifcheS ©efühl in SBien
31t einem entfdjieben
Iriegerifchen fteigerte. ©oldj fdjöneSBanbelung w arum fo begreif»
lidjer, alS p Anfang beS Jahres 1813 ber ©raherjog Karl, ber ©ieger
bon ASpern, ber gefeiertfte ipelb ÖfterreidjS, ben jungen ®icf)tcr beS fo
begeiftert begrüßten „.grinh"
311längerer Aubienj berief unb ihn mit
SBohlWoKen unb auSgefudjter §od)ad)tung aufnahm.
H
®ie „grande armfee“
Warin
beitSdjneefelbem SJhtfiianbg unter»
gegangen, Stfapoleon
Ijatte einen fchmadjboHenSJüdäugantretenmüffen,
feine
©egner fc£)ö^ftert Hoffnung — bie Sage ber ®inge
hatte ftdjmit
einem Schlage geänbert. S3on Ofterreich unb Sadjfen freilich Wnr «ne
©rljebmtg nid)t
fo balbju erwarten; Körner befd)lofj, bort unter bie
SBaffen
ju treten,
tooftch ba§ beutfd)e S3anner guerft entrollen mürbe,
unb
ba§
gefchaljin Sßreufjen: bie Stimme be§ SßolteS berlangte Ijier
ftürntifch
ben Krieg.
Ant 30. ©ejember 1812 fd)loffen ?Jorf unb SDiebitfch bie Konben*
tion bon Sauroggen, am 3. gebntar 1813 erlief griebrid) SBilljelm III.
feinen Aufruf jur Silbung freiwilliger Korpg, am 28. berbanben ftch
Sßreufjen unb SRu&lanb burdj ba§ SBünbni? bon Kalifd). ?tu§ allen
©egenben ftrömten fam£fe§muttge Jünglinge herbei, um ben grofjen
Krieg für beutfähe graljett unb ©5« ju führen, unb ber ®idjter be§
„grini)", ber fo berebt ben Sob für ba§ Saterlanb gefeiert Ijatte, burfte
nicht unter ben lebten fein: am
10. SKärj fdjrieb er feinen berühmten
©rief an ben S3ater, ba§ fdjönfte .geugnig feiner eblen ©efinnung:
„Seutfdjlanb fteht auf, ber preufjifdje Abler erwedt in allen treuen
bergen burdj feine tüljnen glügelfdjläge bie grofje Hoffnung einer
beutfdjen, w enigfteng n orbbeutfdjen g reiljeit. SDJeine Kunft
feufjt nach ihrem $aterlanbe— lag mich ihr Würbiger jünger fein!
3 a, liebfter Sßater, idj wiHSolbat werben, Witt ba§ Ijier gewonnene,
glüdltdjeunb forgenfreie Seben mit greubenljintoerfen, um, fet’3 auch
mit meinem SBlute, mir ein SSaterlanb ju erfämpfen. — SKemt’g niäht
Übermut,Seidjtfinn, SBilbljeit!— borjWeiSaljrenljätt’idj e§ fo nennen
laffen; jejjt, ba ich toeifk weldje Seligfeit in biefem Seben reifen famt,
jejjt, ba alle Sterne meines ©lüd§ in fdjöner EJJilbe auf mich nieber*
leuchten, je|t tft eg, bet ©ott, ein würbigeg ©efü^I, bag mich treibt,
jejjt ift eg bie mächtige Überzeugung, bafj lein Ctyfer
5U grofj fei für
bag Ijöchfte menfdjlidie ©ut, für feineg SSoIfeS Freiheit. SBielleicht fagt
®ir ®ein beftodjneg bäterlidjeg § e rj: Sheobor ift ju größeren 3weden
ba, er hätte auf einem anbem gelbe SSidjtigereg unb 33ebeutenbe§ leiften
lönnen, er ift ber SKenfdjljeit noch ein grofjeg $funb ju beregnen
fdiulbig. Aber, Sßater, meine Meinung ift bie: junt O^fertobe für bie
greiljeit unb für bie ®^re feiner Nation tft feiner ju gut, Woljl aber
finbbiele }u fdjledjt b ap ! §at mir ©ott Wirtlidj etwag meljr al§ ge=
wöljnlidjen ©eift eingcljaudjt, ber unter Seiner pflege beulen lernte —
itio ift ber Augenblid, wo idj üjn nteljr geltenb madjen !ann? ©ine
grofje 3eit Witt grofje ^erjen, unb fü'hl’ idj bie Kraft in mir, eine Kliffe
fein pfönneninbiefer33öl£erbrattbung— idjmujsljinaug unb bernSBo*
genfturm bie mutige Stuft entgegenbrücfeit. ©oll icf) in feiger Segeifte«
rung meinen fiegenben 53rübern meinen
3u
6el nad)leiern? ©ott icf) ffo*
möbien fdjreiben auf bem ©potttljcater, wenn id) benüKut unb biejtraft
mir äutraue, auf bem SDjeater be§ ©rnfteS mitjufpredjen? 3d) weif),
®u Wirft man^e Unruhe erleiben müffen, bie ÜKutter luirb weinen—
©ott tröfte fie! id) fann’S ©ucf) nidjt erfparen. ®e§ ©lüdeS ©djofj*
finb riitjmt’ id) tntdj bi§ jejjt; eS Wirb ntid) jejjo nidjt »erlaffen. ®ajj
idj mein Seben
Wage,ba§ gilt nidjt siel; bafj aber bieS Seben mit alten
äQtütentränjen berStebe, bergreunbfdjaft, bergreubegef<hmitcftift,unb
bafj idj eS bod) »rage, bafj id) bie fiifje ©mpfinbung hinwerfe, bie mir in
ber Überzeugung iebt, ®udj feine Unrutje, feine Angft ju bereiten, ba§
ift ein Opfer, bem nur ein fotdjer 5ßrei§ entgegengeftettt Werben fann."
Slm
15.SRärj rifj fid; Körner
Bonber geliebten SBraut,
Bonall
ben greunben, bie er in SSien gefunben hatte, log unb nahm ben SSeg
ttndj SBreSlau, tno eben ber SRajor
BonSitjjow bie Srridjtung ber unter
feinem Kamen berühmt geworbenen greifbar angefünbigt fjatte. 33e-
reitg am
19.be
8TOonatS ftanb ber junge ®idjter unter itjreit gähnen.
®ct§
Süjjowfdje SorpS
Warbeftimmt,
Borallem einen Vereint»
gungSBuntt alter berfenigett ®eutfdjen
3U bilben, beren ittegiermtgen
get)inbert ober rtic^t gewillt
Waren,ber nationalen Sadje beijutreten.
„Sner
Warber ©tubent ber Kebenntann be§ jungen ©eiftlidjen;
Birgte,Zünftler, Scljrer, Katurforfdjer, auggejeidjnete, junt Sei! fdjon ljodj=
gestellte S3eamte
Bonbefonberem ©djwunge beä 9BirfenS waren an bie
Wenigen
ßontpaitieen unb ©djwabronen
Berteilt, Welchejutn 3eidjen,
bafj
atte garben be§ beutfd)en Sebenl erft Wieber aufwadjen foHten,
ba§ farblofe ©djwarä trugen. ®ie beutfdje ©inne§» unb ©eifteSart
War gewiffermaßen bort in einer gebrängtenunbübcrfid)tlid)en©ruf)pe
nach iljren
Berfchiebenftengormen fidjtbar. ©in
fül)ner,freifinniger
gührer hielt biefe eigenartigen '^erfönlidjfeiten, biefe Wunberfame ®e»
noffenfdjaft unter ben fdjwierigften Umftiinben in ©ieg uttb Kieberlage
jufamuten
." 13m Jh'iege felbft fottte e§ bie Aufgabe ber Siigower fein,
ben geinb fortwährend ju beobachten unb ju beunruhigen, teils um
ifjn in ber ©icfjerljeit feiner Operationen ju ftören, teils um ifjtt
Bom§>auptfrieg§fc^au)
3la^e abjufdjneiben unb baburdj ju ifolieren.
S3i§ e§ ftarf genug angewachfen unb im ©ebraudje ber ©affen leiblich auSgebilbet War, lag baS greiforp§ im ©täbtdjen 3°6ten unb teilweife aud) in SRogau, einem nahe benachbarten ®orfe. ®ann aber bra$ eS, am 2 7 .3M rä burd) ben Pfarrer SßeterS feierlich etnge* i t e t gmmermonn, „®aä geft ber gireiroiatjen ju ÄSIn am SH^etne, ben 3. gebtuot 1838" („ÜJtemorabilien", £amburg 1843, II. Seil, 6. 293).
fegnet,
auf, freiltd) nur, um junädjft einer langen 3eit Bloßer äRarfdje
unb erf^Iaffenber Tfjatenlofigteit entgegenjugehen. Tie ABfldht War,
bie ©IBe, bte ©renalinie ber Beiben ©egner, ju erretten, als nädjfieS
3iel würbe TreSben itt3 Auge gefaßt. Körner felBff, am 2. April jimt
Cßerjäger ernannt, Begleitete ben SKajor bon SßeterSborff, ber bie 3n*
faitterie lomtnanbierte, als 3KarfdjIommiffar unb Jam fo eine SBodje
früher in bie SSaterftabt als bie §auptmaffe feiner Kameraben. Am
6
. April traf er ein, nadjbem er am 4. einen Begeifterten Aufruf „An
baS S5oll ber @ad)fen" gefdjrieBen hatte, er falj bie ©einigen Wieber —
aber er aTjnte, als er bie fädjfifdje SReftbenj am 13. wieber »erließ,
woljl nidjt, baß er ©Item unb ©cfjwefter jirot lebten ÜKale umarmte.
Über Seipjig, wo Körner am 24. April jum Seutnant gewählt
würbe, üBer Teffau, 3«& ftun5) §abeIBerg ging nun ber äJiarfd), aBer
n
0ct) immer wollte fid) lein gelb regerer TljätigJeit öffnen. An ben
@d)lad)ten Bei (Srofjgörfdjen unb Saucen Waren bie Sü^oWer unBe=
teiligt, unb nur jur Tecfung bon S3rüdenlöpfen ober ÜBergöngen unb
anbem unWefenfltdjeit Seiftungen Würben fie berWanbt.
©a enblidj Braute ein fedteS SBorljaBen £it|owS bie lang erfehnte
ABwedjfelung in baS ewige ©inerlei ber nieberbrüdfenben UntptigJeit:
mit bier SdjWabronen feiner Steiterei unb 50 Kofafen hatte ber tütjne
git^rer einen ©treifeug bon ©tenbal aus nadj Thüringen hinein ju
unternehmen Befdjtoffen. ©oBalb Körner bon biefem Sßlane Kenntnis
erhielt, Bat er bringenb, ben 3Hajor Begleiten
5U bürfen, erBot fid) ,
5um
Tienft Bei ber SReiterei unb Würbe am 28. 3Kai bon Sü^oW
31t feinem
Abjutanten ernannt. 3 n -jehn Tagen ging ber 3ug über .‘galberftabt,
©iSleBen, Söuttftcibt unb ©djleiä- ©djon hatte bie Truppe flauen er
reicht, ba erfuhr ber SKajor bon bem SBaffenftiHftanb, ber am 4. Quni
ju^oifdjwijj äWtfdjen ben Iriegfühvettben Parteien gefthloffen Worben
war unb bieSeftimmung enthielt, baß fid) am 12.beS9JlonatS fämtlidje
Truppen hinter ber ©Ibe Befinben foHten, bie a ß TemarfationSlinie
galt. Tiefe S3eftimmung traf ben Jülmen SReiterführer wie ein ©djtag
auS heiterem §immel: fein ganzer $Ian War beraidjtet, fein ganzer,
bisher fo wohl gelungener 3ug nun »ergebend! Unter biefen Sßerhält»
niffen läßt fidj’S begreifen, baß er, fo fehr eS aud) feine $flidjt gewefen
wäre, fofort an ben SRüctoeg ju benlett, noch BtS äum 14. Suni in flauen
unb Umgegenb BlieB. 3e^t erft fudjte er fleh auf möglidjft Jurjem 28eg
mit ber Infanterie feines Korps ju bereinigen, bie jenfeitS ber ©IBe
ftanb. S3iS in bie Sßälje »on Seipjig ging atleS gut: eS glüefte 2u{jow,
burdh bie feinblichen Truppentörper ju jiehen, ohne weiter Behelligt ju
Werben. T a aBer, am 17.3uni, Beim Torfe Kijjen, fah er fid) plöfclidj
bon einer bebeuteitben Übermadjt umringt unb Bebrofjt. Körner Würbe
abgefdjidt, um eine©rllärung barüBer ju forbent, aber ftatt einer Ant»
Wort IjieB ber Anführer ber feinblidjen Sruppen nur auf itjn ein, unb
Bon aßen ©eiten Begann in ber Dämmerung ber Angriff auf bie an
3
at)l weit unterlegene greifbar.
©rei ©äBefljiebe waren gegen Körner geführt Worben, unb einer
berfetBen Ijatte tljtt fdjWer am Kopfe berietet. ©einem guten sJ3ferbe
bantte er e3, bafj er ben nädjften SSalb unb bamit im ©iclidjt ein ftdje»
reS SSerfted öor ben geinben erreichte. Sie 23unbe fdjmerste, ber ©tut»
berluft war ftar!, bie Kräfte fcfjwanben — eine tiefe Dljnntadjt Befiel
ben jungen Krieger. AtS er am nädjften SCUorgen erwarte, erbtidte er
öor ftd; jwei Säuern, Bereit, ifjnt ju Reifen: ein Seil feiner berfprengten
Kamerabeit war auf nädjtlidjer gludjt burcf) ben SSalb an Körner Bor»
iiBergetommen, Ijatte fie Bei einem SBadjtfeuer angetroffen unb iljtu
3
um SBeiftanb gefdjidt. Se^t ftärlten fie ben im pdjften ©rabe er»
matteten Jüngling mit ©peife unb Sranf, unb auf abgelegenen SBegett
füfjrten fie it)tt itad) bem natjen ©orfe ©rofföfdjodjer, Wo üjtt ein ge»
j<$idter SBmtbarjt berBanb. ©in SÖrief KörnerS an feinen gremtb SBil»
Belm Kunje in Seidig rief biefen unb Dr. SBettbler, einen anbern S3e»
tannten, IjerBei, unb fo gefäljrlidj eS Bei ber 83efe£ung SeipjigS burdj
bie granjofen aud) War — Ijeimlidj unb in SerJIeibung Brachten bie
Beiben ben Serwmtbeten in bie Stabt.
©edjstägige, IteBecoIlfte pflege madjte eS möglich, bafs Konter
Seidig berliefj, wo er fortwäljrenb fürdjten mufjte, entbedt ju werben
unb fo feinen treuen SBoIjlttjätem bie größten Ungelegenljeiten ju be»
reiten. Sn turjen Sagereifen, immer in ©efaljr, bem getnb in bie
igättbe ju fallen, wanbte er ftd) nad) KarlSbab, berat t)ier, fern bon bem
KriegSgetümmel, burfte er ftd) bis jur ©ettefratg in ©idjerljeit füllen.
Aber fo freunblidje, Wafjrf)aft müttertidje'ßflege iljm aud) boit feitenber
Kammnterljerrin ©life bon ber Diecfe, ber ©djwefter ber ^erjogin bott
Kurlanb, feiner $ate, ju Seil warb — itjn
30g c§ mit Allgewalt jurüd
äu ben SBaffen,
51t feinem Korps, ju feinem Süjsow! Kaum War bie
SBttnbe notbürftig geteilt, fo nal)ttt er bon feiner gütigen Pflegerin Ab»
fdjieb, reifte über ©djleftett itad) Söerlin unb traf ttod) bor SBieberBe»
ginn ber geinbfeügJeiten (am 17. Auguft), jubelnb empfangen, im
SüljoWfdjen gelblager ein.
©aS Korps ftanb batttalS unter bem ©eneral bon SBaHmoben
auf bem regten ©IBufer oBerljalB Hamburg, bon Wo aus ©abouft
baS nörblidje ©eutfdjlanb bebroljte. ©itblidj War für bie Süfcower eine
Seit regerer Sljätigfeit geEontmen, faft täglich mujjten fie ins ©efedjt,
Sifcen. Seipjig. Sarläbab. Kob. SBegräBttiS.
unb allen boran freute ftcf) tö m er ber Erfüllung feiner triegerifdjen
©Öffnungen. Aber nur toenige Sage, unb feine ta tp flu ft führte ihn
einem aHäu frühen ©nbe entgegen!
®em 3wecf feiner Sruppe entfpredjenb, burcf) Beftänbtge Unter*
nehmungen ben geinb in Atem
31t galten, befahl Süjjoto am 25.Auguft
eine Abteilung ömt 100 §ufaren beS gretlorpS unb 100 $ofa!en ju
einem Streifäug gegen bie bon ©abebufdj nach <SoE)tt>erin ju füfjrenbe
©trage unb bitoatierte in ber 9fad)t füblitf) bon biefer Strafte in einem
©ehölj. Am 26., früh am borgen, tourbe ein feinbücher SBagenjug
ficljtbar, ber unter ziemlich ftarfer Vebedung bie ©trage herabtam —
eine Seute, bie ficf» ber SKajor nicht entgehen
5U laffen befdjlog. ®er
Eingriff würbe eröffnet, ein Seil ber gegnerifdjen SKannfchaft ftolj in
ein bidjt an bie ©trage ftofjenbeS SBäfbchen, Körner, ber Abjutant beS
2
JlajorS, übernahm feine Verfolgung; er fprengte mit feinen Eofalen
unb §ufaren gegen baS niebrige Unterljotj bor — ba blitjte ein ©djujj
auS bem ®idid)t auf, unb ber S in ter bon „Seier unb ©chtoert" hatte
ben §elbentob fürS Vaterlanb gefunben.
Am nächften Sage begruben bie S?ameraben ihren gefallenen Seut*
nant unter einer ©idje Beim ®orf SBöbbeltn. ©S toar eine ergreifenbe
geier. „Vater, i<$ rufe bidj", fo Jlang e§ ernft unb toeifjeboll aus bem
SKitnbe ber fähtoarjen ©äjar. 3 1* manchem Auge perlten bie Shränen,
bie Stimmen jitterten. Aber noch einmal erhob fid) ber Sang, unb
burdj baS ©eäft ber ©id)e ftieg eS äunt §immet: „SBa§ gtchtät bort
bom SBalbe im Sonnenfehein
unb leife berhattte eS: „®aS toar
fiüfcotoS toilbe, bertoegene 3agb!"
„S8of)l bir, baji bu als Süngling bief) Oerblutet! ßein SRoft hat bir bein tapferä Scfiweti benaget,
3it teinem ÜKinitelieb bu getlaget, grüf)
Ijafi
bu beinen §etbentob »ermutet! — „<$tn Sfalbe wollte etnjl ben $o b befielen, $ a ji mit ber Sugenb er in Sünbniä trete, Umarme fie in itjrer MorgenröteUnb mit bem 9Uter WoU’ baä 33iinbni§ brec&en. „ $ a § fiat ber $o b nic^t ööütg i§m bejahet,
3BoHt’§ niefit mit 2IIt, mit 3ung nic^t gattj uerberfien, $ ru m läjjt gemengt er beibe Seile fterben —
9tm liebjien bod) bie SDicfjter ju n g empfafiei!"
®aS ift eins bon ber ganäen SReilje bon ©ebidjten, ju benen ber Sob Sheobor ßörnerS Veranlaffung gab.1 3 a , er to a r ju n g , er to a r als
1 £anbfc5riftti$ auf einem teeren S ta tt am S $tuji beS im SBeflfc ber Ägl-
®id)ter geftorBeax, unb er war als ein beutfdjer S in ter geftorBen!
®eutfdj, ed)t beutfdj ju fein, ba§ galt üon jeher bem Jüngling al§
erfteg, größtes unb heiligfteS SBeftreBen, barauf hatte ihn fdjon bie
©räiehung burd) feinen Steter getoiefen. AIS er noch ©tubent war,
unb bor altern in ber $eit, bie er in Seidig »erbrachte, ba freilich trat
biefeS ®eutfdjfein mitunter in etiuaS bizarrer, j« IjerauSforbembet
SBeife ju Sage, ©eine ©erabheit fcfjien oft in Anmaßung üBersugehett,
fein §aß gegen fleinlidje $ebanterie ftreifte an Ungemeffenljeit, unb
auch im Äußeren berriet ber fdjnett aufgemadjfette junge W ann faft
ein tbenig gu fehr ben „©urfdjen bon echtem ©djrot unb Korn", Wenn
er, tbie griebrtd) görfter Berietet, in ber einen Jjjanb bie SaBaföpfetfe,
in ber anbent ben Ziegenhainer, am Arme eines greunbeS bitrdj bie
©traßen fdjritt unb fid) mit fdjarfem ©ttenBogeit eine „freie ©affe"
machte. ABer berfenfte man fid) tiefer in fein glättjenbeS, immer Be*
ibegteS, buntelBlaueS Auge, lernte man ihn näher lernten, fo ent*
bedte man hinter bem fdjroffen Äußeren bie eljrlidje, treue, bie to aljr*
h aft beutfdje ©inneSart. 3Kan bergaß ben oft Bitteren ©pott feiner
AuSbrüde, Wenn man fich bergegentoärtigte, tüie herzlich er eS mit
jebern ebel ®en!enben meinte, man fühlte fid) hingejogen ju bem leben*
bigen 3?aturfohne, man bezieh tljm feine borfdjnellen Urteile, ioeil
er fid) auf ber anberen ©eite für jebe Begrünbete unb toohltboHenbe
Belehrung fo empfänglich erhrieS. Unb bie ©djä^e, bie Ibährenb feiner
©tubentenjeit nod) berfiedt Waren unter ben ©Fladen äußerlicher
UngeBunbenheit unb Ungefc^tiffen^eit, bie nur bem, ber näher mit
ihm bertraut war, fidjtBar Waren, traten in SSien mit einem 2Kale
in herrlidjfter gülle
51t Sage, unb ber „hohe, fdjlanfe, Iräftige Süttg»
ling, nicht eBen mit fdjönen, aBer fehr Bebeutenben 3ügett, lebhaften
Blauen Augen Bei ganj bunfelm § aar"1, würbe ber SieBIing aller.
SSaS früher ein wenig gemadjt ober bod) üBertrieBen fdjieit, würbe
ungeätbungen an ihm unb natürlich, unb „fein unbefangenes, immer
heiteres SBefen führte ihn gefahrlos, unb ohne baß er eS felbft Wußte,
ätotfchen ©igenbünlel unb SKangel an Suberfidjt ju ftd) felbft fehr
glüdlid) hinbttrd
)".2SSibliottjet ju » e rtin befinblicben GtempIarS non flörnerä „qjoetifdöem 3!ac^tag"
(1815, II. SBb.) unb rooljt biä^er unßebrudt. 9!ac$ bent U rteil beä befannten §anb*
fdjriftenlennerS SBilljelm Sünjel in Seipäig rü^rt eä oon G. 21. Ziebge 5er.
i Rorotine $ i$ te r, „®enln>firbtg[eiten auä meinem Sieben", SSStert 1844,
SBb. II, @. 202.
a SSitbelm oon $um&oIbt an Körners SBater, SBurgörner bei ßiäleben, 1. g u ti 1812. („Slnfic^ten über Sfi^etil unb fiitteratur", fjräg. oon grifc 3ona8, Berlin 1880, ©. 128.)
3wei ©igettfdjaften ftnb eS, bie man am lieBften unter ben
fdjön*ften Sugenben beS 3JJenfcf|en^eräen§ greift unb ergebt: bie SCreue unb
bie SReligiofttät. Unb wenn eS wal)r ift, ba& fte gerabe für bie b eutf dje
Art ju benJen unb ju füllen ein Ieud)tenbe83eugni3 finb,fo War£f)eo=
bor Sömer ein echter ®eutfdjer im ebelften Sinne beS SSorteS. ®ie8
ec^t beutfcfie SBefen tritt überall in feiner Sichtung juSTage: SCreue in
ber Siebe, Sreue jumVaterlanbe, Sreue ju r eigenen Überseugung unb
Sreue Bor allem ju bem alten, angeftammten GSotte — bag ift eg, Wo*
für fein ©er* begeiftert f^lug, unb
woBonfeine Seier am
Bollftenunb
Iräftigften erflang.
Von frufiefter
3>ugenb an umgab Corner bie Sunft. Se§ SSaterS
feineg muftlaltfäeg ©efüfjl, fein gefälligeg Salent, ju tomponieren,
bereitete ber gamilie ntandjen ©enufs; feine eigenen Sinber Jute bie Be*
gabte Pflegetochter Sulie Sun^e übte er gern in mefjrftimmigem ©e=
fange, unb trefflidje SKeifter ber Sontunft, wie ^aer, Berteljrten im
fpaufe, Woljtn aucf) W ojart gelommen War, unb
Woer bie ftaunenben
3ul)örer mit feinem „$on Suan" überrafdjte. SJiutter unb Sdjwefter,
befonberg aber bieSante, Ijatten eg Weit geBradjt in berSKalerei, ledere
genofj alg ^afteHmalerin eineg woljlBerbienten, bebeutenben 3iufe§.
Au<$ BonSljeobor felbftfinb pbfd) gelungene Supferrabterungen unb
einigeSJiääenbüdjer erhalten; nteljr jebod) alg bieäM erei
30g tfjtt grau
SKufica an, Wenn er, bie ©uttarre im Arm, fingenb in lauen 2Rottb=
(djeinnädjten uutfjerftreifen tonnte; aber bie betritt feiner SSruft Blieb
bie SKufe ber Sidjtlunft.
„Schiller unb ©oetlje Waren bie SieBlingSbidjter im elterüdictt
Saufe unb SdjiEerg Vallaben Waljrfdjeinlidj bie erften ©ebidjte, bie bet
Sfrtabe ju lefen befam", berichtet K^riftian©ottfrieb Sörner in ber S
8io=
graptjie feineg Solineg. Unb wie Biel lebenbiger mußte biefe Seftüre
auf ßömer wirlen, ba bie beiben £>eroen ber Sidjtfunft ben greunbeit
beg ©Itemljaufcg äugejä^It Werben lonnten. ©g war lein SBunber,
bafj tljr leudjtenbeg Veifpiel, bafj ber Verleljr mit fo mandien anbereit
©röfjen auf bem ©ebiete ber Sitteratur ben aufgeWedten ©eift beg
Sünglingg jnr Kadjfolge antrieB, modjte aud; bie fluge Vorfidjt beg
Vaterg feine erften Verfudje nur bulben, oljne fie ju ermuntern. Unb
wieber War eg ber Aufenthalt in SBien, ber, wie er ben ©jarafter
bei
jungen SKamteg feftigte, tfjrn über ftdj felbft ®Iarljeit berfdjaffte, aud)
baS Vewufjtfein feiner poetifdjen Senbung in i^nt erweefte.
2Kan Ijat eg Sörner
Bombeginn feiner bic^terifdienSaufBaljn Bis
3
U beren ©nbe
3um Vorwurf gentadjt, bafj er, wie AmabeuS 28enbt
fid) auSbrüdte, alljufefjr „feinere". „Sn SBien", fdjrei
6t bie fdjarf*
21äüngige Sorotfjen ©Riegel an iljren ©djwager Auguft 3Btlt)elm, als
Körner äunt Sljeaterbidjter ernannt worben War1, „ijeijjt er allgemein
ber jWeite GdjiHer. ©ie meinen iljn bamit feljr ju efjrett, eigentlich
ge
6en fie üjm biefen Seinamen, Weil tfjnen © filier gattj natürlich
Bei biefen Srarnen einfalten mufj, bie auS lauter SRemtmSjenjen bon
©djiEer befteljen." © anjunredjt Ijatte bie fdjarfe Sablerin nidjt, «nb
audjDl)(enfd)läger Befamtte2: „AlSÜEfjeaterbidjter jeigt Körner feine Be»
fonbere Anlage, foitbern al)mt ©djiEer fefjr in bem ju jierltdjen $ialog
nad), oljite bod) bie nötige Kraft, S3eweglid)teit unb .'öuntor in bie C£f)a=
raftere unb in bie §anblung ju legen." ©3 ift Waljr, aBleugnen läfjt
fid) eine Söeeinfluffung KömerS burdj ©djiEer burdj aus nidjt. Aber
burfte man benn bon bem jungen Anfänger forbem, bafj er gleich mit
Söeginn feiner SaufBaljn einen felBftänbigen SBeg geljen fonnte, war
eS nid)t nur natürlich, bafj er ftd) an ein SSorBtlb anfdjloft, wie er
einbeffere§,
feiner eigenen,ibeal angelegten3?atur entforecfyenberel gar
ntdE)t ju finben berate djte? itnb fefjett wir ganj babon ab, bafj aufjer
© filier aud) ©oetlje, Kleift, 9Jobalt3 unb anbre auf Körners ©idjtung
©influfj gewannen— geben un§ nidjt fdjon allein bie Sieber bon „Seier
unb ©djwert" eine SBürgfdjaft, bafj er ftd), wenn iljttt ein längeres
SeBen gefdjenlt worben wäre, aEm äpdj §u immer größerer ©elB»
fiänbigfeit burdjgefämpft IjaBen Würbe?
3?ein, biel fdjäblidjer, btel betberBltdjer, a ß Körner ber ©influjj
Sdjillerg jemals Ijatte Werben f ö n n en — unb er würbe eS eBen nid jt
— war ein ©efdjenl, baS tljnt bie 3Kitfe felBer Befeuerte: bie gäljigleit,
aujjergewöljttlid) f djneE ju probateren. „SBie fleißig ift ber gelieBte ©oljn
gewefen!", fdjreibt bie SKutter in wehmütiger SRttderittnerung am
10.
Januar 1833 an grau bon SBoljogett, aber was fie gleifj nannte, war
bielmeljr §afitgfeü unb Übereilung, unb faum eine Arbeit beS jungen
Sßoetenberrät nidjt©jmrenbabon. SBie beutlidj liegt bodj in btefentUm»
ftanb bieSJialjrtung, fid) Bei ber33eurteilung berKömerfdjenSeiftungen
immer ju bergegenwärtigen, bajj e§ ein nod) fo ju n g er 3>idjter war,
beffen ©abett wir bor uns erBlicfett. An SBißjelm §auff erinnernb,
ift Körner mit 19 Sauren guerft an bie ßffentlidjfeit getreten, mit jWei»
unb^wanätg ift er geftorben — unb in ber Bwijdjenjett biefe gülle
^oetifc^er SBerle ntit atten ©djattenfeiten, mit allen SSorjügen waljrfter
Sugenblidjfeit! ^ugenblid) ift feine §aft unb ber ffiifer, mit bem er
arbeitet, jugettblid) aber aud) feittSbealiSmuS, bie Harmonie, in ber
1 3- SD!. SHeic§, „S)orot$ea »on erleget unb beten Sä§ne go^aitneä unb Seit", »b. II, S. 138.
ifim noch atteS erfdjeint, jugenblid) ber SbeentreiS, in bem er fid) Be»
ircgt: SJiebe, SSaterlanb, ^Religion unb SKenfdjenWürbe, uutermifdjt
mit ben
9tu
8brüd)en ungebunbenfter Saune unb Suftigleit.
„Suofpen" waren baS erfte,
W om itKörner 1810 öor baS $uBIi*
!um trat, bie Anfänge feiner fyrifdjen unb erjäljlenbett Sichtung, ein
Keinem, Befdjeibene§ SSänbdjen. Reiter religiöfe .Qug erfdjeint Ijier unb
»or allem in ben „©eifttidjen Sonetten" jurn erften üKale, um fid) bann
burd) bie ganje weitere S^rit be§ jungen Sßoeten fjinburdjjujieljen unb
enbtidj in „Seier unb S ^ Wert" feinen Weitjebottften luSbrud ju finben.
Unb aud) eine jweite ©igenfdjaft berKönterfdjeit Styrit tritt fdjoit in ben
„Knofpen" Ijetnor: fte ift © elegenljeitS bidjtung im Beften Sinne
beS SBorteS.
6d)on tjier entljüHt er in Siebern bie jarten ©efüijle, bie
grauenfdjMjeit in il)m erWedt, mit regem Sntereffe Befingt er baS frölj«
lidje SergmaratSleBen, baS er in gretBerg fennen gelernt t)at, er gibt
ben Einbrud Wieber, ben er au? ebter ©idjterleltüre empfangen, unb
bie Erlebitiffe feiner Säuberungen fpiegeln fid) in ben „Erinnerungen
auS ©djleften" ab Wte fpäter in ben „Erinnerungen an KarlSbab".
SBaS in ben „Knofpen" jura Sid)te emporbrang, füllte jeitig ju
»oHer SÖIiite gebeten. ®er junge ®id)ter, ber als Stubent erft fo frötj*
lidje Xrinf» unb 33urfd)enlieber »erfaßte, fdjilberte Balb barauf feine
„gluckt" aus bet Dcufenftabt an ber gleiße; aber als er nad) SBien ge*
tommen War unb in9lntonie9lbambergerben2KitteIpunftfeineSSebenS
gefunben Ijatte, füllte biefe Siebe nidjt nur fein §erä, fonbem aud) feine
Sieber boHlommen auS. ©ewiß tjat er bajtoifdjen aud) aitbere '.ßoefien
gefd)rieben, bie nid)t jur ©elegentjeitSbidjtung gehörten, finnige ©pi=
gramme, frifd) erjäfjlte SJontattjett, fo bor allem „iparraS, ber tüljue
Springer", Sd)Wän!e unb, ber Sitte feiner Seit entfpred)enb, SRätfel»
fpiele, Sdjaraben unb Sßalinbrome — aber fo fefjr auS allen biefen
©ebidjten auf ber einen Seite fein leidjteS, beweglidjeS Xalent, auf ber
anbern feine unöerborbene Seele, fein empfängliches ©emüt IjerBor»
lenkten mag: fte waren bodj nur fo nebenbei mit entftanben, bte ©e=
IegeuI)eitSbidjtung Blieb bie eigentliche ®ontäne KömerS, unb iljren
§öljepun!t erreidjte fte in ben Siebern bon „S eier unb Sdj Wert".
SBaS biefe Sieber bem beutfdjen S3oIEe geworben finb, braucht nidjt
I)erDorgeI)oBen gu werben. SKeift bon wirEIidjeu S3egeßenl)eiten beran»
laßt, mit einer großen, Bewegten 3eit als leBenbigen §intergrunb, frei
bon jeher beutfdjtümelnben, pebantifdjen oberromantifd)en$utI)at,bon
jeber Sentimentalität, erfüllt bon ber gtüljenbften SJaterlanbSliebe unb
bent fittlid)en ^atfjoS Sd)itterS, getragen bon i^rer Singbarfeit, (jabett
fte Körner ben Kamen beS „beutfd)enSCt)rtäuS" eingebradjt unb Werben
begetftcrt gefangen werben, folange e3ein®eittfd)lanb gibt unb beutfdj
fdjlageitbe ^erjen.
Ratten Körner bie Verljältniffe, bie Ijiftorifdjen VegeBent)eiten, bie
92ot feine? Vaterlanbeä, ber gewaltige Kampf um beutfdje greiljett unb
©Ijre
3um Stjriter erhoben, ber bie glammen ber Vegeifiermtg in ber
Vruft ber ©leidjgeftnnten erWecEte, fo Ijätte iljn innere Neigung ur=
fprünglicf) ntefjr
311m bramatifdjen Siebter Beftimmt. STJocfj elje er nad)
äßiett farn, plante er eine groge Sragöbie, bie ba§ ©djictfal beS unglücf*
Itdjen legten ©tauferä
3um GSegenftanb IjaBett foltte, einen „Kon*
ra b tn bon ©djwaBen". 2)er AusfallbieferArbeitfoltteentfdjeiben,
ob bie innere ©timme, bie tljn
311t Sidjtfunft Berief, eine ntädjttge
göttliche Offenbarung ober BieKetdjt nidjt§ al§ eine leere ©elBfttäu»
fdjung fei.
$ e r „Konrabin" ift niemals p r Ausführung gelangt, nur Heine
Anfäjje unb Vrudjftüde würben gefdjrieBen —
Woljlein
( M i dfür ben
®id)ter, benn ber ©toff ift eine Klippe, an ber fdjon mandjeS fdjöne
Salent gefdjeitert ift. ©3 war bielmeljr woljlgetljan, bag Körner feine
£aufbaf)n al§ ©ramatifer mit Keinen, leichten ©rjeugniffen Begann,
beren (Erfolg — modjte er felBft fie aud) als» Bloße Vorarbeiten ju
feinem grojjen Srauerfpiele Betrauten — iljn Beffer auf ber Betre=
tenen S3at)n feftljalten tarnte, a ß e§ ber „ßonrabin" Bei gewiß nur ge=
teilter Aufnahme jemals ueratodjt [jaBen würbe: mit ber „'-Brau t" unb
bem „® rünen $ om ino". Vefonbere SCiefe be§ ©ebanfengeljaltS,
fdjarfe, originelle ©Ijarafterseidjnung ober geiftreidje ©atire barf man
in biefen Stüden freilid) nid)t fudjen, aBer fie berftefjen
5U unterhalten,
fte berfegen benSefer in Beftänbige ©pannung, ©djlag auf Sdjlag
folgen biefomifdjen©ituationenaufeinanber,unb eine ungeraeitt Woljt*
tljttenbe, natürliche äRunterfeit weljt ung au? fljtten entgegen.
AHe biefe ©igenfdjaften, jum Seil nodj in fjötjerem ©rabe, tragen
aud) jwei weitere ©rjeugniffe Körners auf bem ©efiiete ber Reitern
bramatifdjen $id)tung, ber auSgelaffene „9?adjtw ädjter" unb ber
gentütlidje „V etter au s V rernen", allein eine gewiffe Sßoffenljaftig*
feit lägt einen, wenn aud) nidjt attju grogen, SRüdfdjritt gegen bie
„Vraut" unb ben „Somino" bocf) nidjt bertennen. ©S ift Waljr, ber
„JiadjtWäc^ter" Ijat fidj alä leBeusfäljigfte unter ben Reitern brarna*
tifdjen ©idjtungen Körners erWiefen, aBer erft bie Ie|te Arbeit beS
jungen Sßoeten auf biefem GSeBiete, bie „© oubernante", erreicht bie
Vebeutung ber erften Verfuge unb überBietet fie rtodj.
©0einfadj unb
IjarmloS Ijier bie ftofflidje©rfmbung, wie Bei allen Suftfpicleit Körners,
aud) ift, fo xmwiberfteljlidj wirft bie fteife (Memeffenljeit, ber äopfige
gm ft, Bie Sßebanterie be§ alten gräuleinS unb bie Jede Art, mit ber
grangiSfa «nb Suife il)re (Srgieljerin üBertiften.
®ie genannten fünf Suftfpiele KöraerS finb im Saufe eineS ein»
gigen Saljrcä entftanben, bom KobemBer 1811 Bis ©nbe 1812. AB ec
nodj frudjtBarer geigt fid) ber ®idjter auf bem ©eBiete beS emften
SrarnaS, inbem er
DomJan u ar 1812 Bis gitrn geBruar 1813 nidjt
weniger als fed^§ ©djaufpiele ;tnb Sragöbien fdjrieB.
^m Anfang War er fidj felBer nidjt Ilar barüBer geWefen, oB er
me^r ju ber ernften ober gur Ijeiteren bramatifdjen Sßoefie Anlage
BaBe, fpäter aBer entflieh er fid), oljne ber lederen untreu gu Werben,
rneljr für bie ernfte, auf bie il)n baS eigne ©ernüt, baS SBeifpiel feines
großen SKeifterS ©djiEer unb bie in Seipgig Begonnenen, in SBien emftg
fortgefe&ten Ijiftorifcfyen ©tubien Ijinfüfjren mußten.
SKan Bat
®ramen KömerS pufig gum ©egenftanb gietnlid)
Bitteren SabelS gemadjt. SNan fanb gu Wenig Siefe in Einen, man
gäfjlte gärten, llnregelmäfjigleiten unb ÜBerfc^loenglid^Ieiteit im AuS»
brude auf, man bermifjte bie genügenbe geile, man fonnte fidj nidjt
berfagen, an bielen ©teEen eine geWiffe ©ffelt^afdjerei, ein gu grelle?
Aufträgen ber garBen unb platte Ölwgerliäjleitert gu rügen. ®aS aEeS
ift ridjtig, richtig audj, baß SKangel an 2BeIt» itnb SKenfdjenlenntniS
Körner nidjt feiten gu inJonfecjuenter ©fjaraftergeidjnmtg berfitljrt ^at,
aBer audj Ijier erElärt unb entfcEjuIbigt bie 3>uQenblid)feit unfereS ®idj»
terS fo mandjeS, was iljm Bei reiferem Alter unb größerer ÜBung
geWifs nidjt meljr untergelaufen fein mürbe, unb aufjerbem läjjt eine
gange 9Jetlje Bebeutenber Sorgüge üBer bie ©djattenfeiten ber Körner»
fdjen ®ramenbidjtung Ijinwegfeljn. ©djwmtg unb SJeidjtum ber Sßljan»
tafie, eine grofje tedjnifdje ©ewanbtljeit unb Sülinengeredjtigfeit, glän»
genbe bramatifdje ©eftaltungSIraft, bor aEem aBer ibealiftifdje gär*
Bung unb Sieinijeit unb ©ittlidjleit ber Anfdjauungen ftnb als bie
erften unb fdjönften biefer SBorgüge gu nennen. Unb Wenn wir nod)
einen Ijingufügen WoEen, fo bürfen wir nid^t bie grojje SSolJStümlidjleit
faft aEer Körnerfdjen ®ramen bergeffen: für baS SßerftänbniS unb für
baS §erg bei ®olfeS gefdjrieBen, IjaBen fie bort eine §eimftätte gefun»
ben, bie fie nidjt fo Balb Wieber etnBüfjcit werben.
KömerS erfteS ®rama freilicfj, bie „S o n i", liegt uns in ftofflidjec
Jpinfic^t bod) fdjon ein Wenig gu fern; eS Beljanbelt bie erbitterten
Kämpfe ber ©djwargen unb Söeijjen auf ©an ®omingo im 3aljre 1803
— für bei? ®idjterS
w frifdjer Erinnerung, für unfere Sage
inbeffeit fdjon oljne tieferes gefdjidjtlidjeS Sntereffe. Kadj einer üßo»
beEe Jpeinridj bon KleiftS entworfen, aBer bodj in BeWufttem ©egen»
fa& ju ihr giemlidj frei geftaltet, eignet fid) „SEoni" nidjt ben entfe£*
licken 9luggang ber SSortoge an, fonbem läßt bte jpanblung gu einem
glüdlidjett 9lbfdjluß gelangen. Stnmerfjtn ift ba§ S tüd, wag Inhalt
unb Situationen Betrifft, noch fli'äßltd) genug,
Wennand) nicht in bem
gleiten ©rabe wie Konters, jweite Seiftung auf bem ©ebiete ber
tragifdjen Stiftung, bte „S ü h n e". ©g ift eine Beängftigenb fdjtoüle
Stimmung, bie in btefem ©malter herrfdjt, unb fte Berührt um fo
peinlicher, alg fie ber heitern ^btjUe beS erfteu Auftritts ein fo gewalt»
fameg, jäljea ©nbe Bereitet ttitb fte jum büfteren Sßachtbilb berwanbelt.
Sßidjt genügenb motibiert, wirlt ba§ ©räßlidje biefeS 33orWurf8 nur
itodh lä’hmenber auf unfre Sinne, unb bie unleugbare gamiltenä!)n=
lid^Ieit beg Stiideg mit ben ©rjeugniffen ber fogenannten „Sdjidfalg*
tragöbie" madjt fidj in unangenehmer SBeife BemertBar.
9Ug ob fich Ber ©idjter felfier bon ber Saft Befreien Wollte, bie er
fich mit ber „Sühne" auf bie Seele gewälzt, fcfjuf er ben herrlidjett
,,3rin)}" alg britteS feiner ©rarnen in Stunbeu heiliger SBeihe unb
innerfter Erhebung. Sn Sönen ber ebelften, Begeiftertften unb
gleich jielbewußteften SSaterlanbSlieBe riß er fich I°s «ont Staune
beS gataligmng, ber in ber „Sühne" geherrfdjt; er ift frei, er ift
wieber er felbft geworben. Körner war ber Stnficht, baß ber Stoff beg
StüdeS „alle möglichen ©rforbentiffe eineg gewaltigen SrauerfpielS"
Befi^e. Slber alg ©rarna im höcfjften Sinne beg SBorteS fann ,,3rtni)"
freilich nicht gelten, fo intereffant bie mit ber immer größeren Söe-
brängnig ber Selagerten Beftänbig an Spannung junehmeitbe §anb--
lung auch ift- Sott einer tragifdjen Sdjttlb bei bem ungarifdjeit Seo»
nibag ift nidjt bie
Siebe,
unb eg ift Wahr, baß fid) ber Stoff weit eher
für epifdje alg für bramattfdje Bearbeitung geeignet hätte, unb baß
ein wirtlicher Kontraft burdj bie ©egenüBerfteHung ber (Stiften unb
SürJett nod) nicht ecreidjt War. innerhalb biefer beiben ©ruppett ift
alles gu einförmig, ju ttypifdj: in ber Umgebung beg 3rint) nidhtg
alg ©beltnut, in ber beg Soliman eigentlich nichtg alg Sflaberei. SlBer
immerhin! — ber große, hohe, htoeißenbe
3*tg ebelfter ©ebanlen
in bem Stüde, bie Kraft ber gefd)ilberten ©Ijaraltere, bie fittliche 5Cen«
benj, fo mächtig unb natürlich aug bem eigenen, Bollen § errett beg
jungen $id)terS heroorftrötnenb, bie flamntenbe SBegeifterung fürg
SSaterlaitb unb ber3auBer echter $oefie, ber über bem ©anjen fdhwebt
— baS alleg nimmt unfer Sntereffe, unb bor allem bag Sntereffe ber
Sugenb, unWiberfteljlidj gefangen.
Seiber Bebeutete baS bierte ©rama beg ©tdjterg, bie „igebWtg",
im SSergleidj
3unt „Qcttti)" einen entfd)tebenen Siüdfdjritt, eine SBieber»
atmäfjecuttg an ben ©tanbpunft ber „Soni" unb ber „©ühne". ®a?
(SSräfelicEjc be? Stoffe? Wirb aud) hier nidjt bttrcfj genügenbe pft)d)o»
logtfdje ©ntwicfelmtg motibiert unb gentilbert, ein SßorWurf, ber felbft
bann befteljen bleibt, wenn man ben tedjnifdjen gortfdjritt tn ber ,,.§eb=
wig" gegenüber jenen beiben erften ®ratnen ju gunften be? Stüde?
in? gelb fü^rt.
®efto glänjenber aber offenbarte ftd) Konter? fdjöne? laten t
in ber„Siofam unbe", feinem lebten größeren SBerfe,
ba?auf
benBrettern
ju
feljen ihm leiber nidjt mefjr bergömtt
War.SBieber war e? — wie
im ,„8rinh" — ein Ijiftorifdjer ©egenftanb,
benftd)
ber®idjter au?»
gewählt Ijatte, aber er berbanfte hier weit mehr feiner eigenen Kttnft
al? bem ©toffe. ©r mujjte hier biel mehr bon freier ©rfinbmtg hinju»
thun,
biel mehr geftalten,
unber bermodjte
ba?mit einer Sebenbigfeit,
bie felbft im „Brinh" an
feiner©teile erreicht
Worben War.Slber wa§
biefem lebten großen 2>rama Körner? bor allem
benSorjug berietet,
ba?