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Thorner Presse 1894, Jg. XII, Nro. 135

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Academic year: 2021

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A b o u u rm e n ts p re is

für T h o r n und Borstädte frei i n - H a u s : vierteljährlich 2 M a r k , monatlich 67

für a u s w ä r t s : bei allen Kaiser!. Postanstalten vicrteljährl. 1,50 M k. ohne Bestellgeld.

A u s g a b e

t ä g l i c h 6 '/ , U h r abends m it Ausschluß der S o n n - und Feiertage.

R e d a k t i o n u n d E x p e d i t i o n :

Katharinenstr.

F e ru s p re c h -A u s c h lu - N r . 5 7 .

J u s e rtio u s p re iS

fü r die Spaltzeile oder deren R a u m 10 P fenn ig. In s e rate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 1, Annoncen-Expeditton „Jnvalidendank"

in B e rlin , Haasenstein u. Vogler in B e rlin und Königsberg, M . Dukes in W ien, sowie von allen anderen Annoncen-Expeditionen des I n - und Auslandes.

Annahme der In serate fü r die nächstfolgende N um m er bis 1 U h r mittags.

135. Mittwoch den 13. Juni 1894. X II. Inhrg.

* . Der unlautere WettSewerö.

Ueber nichts w ird w ohl gegenwärtig in den Erwerbskcetsen und namentlich in der Geschäftswelt mehr gellagt, als über die unlautere Konkurrenz. Dieselbe hat sich m it der Zunahme von Handel und W andel, aber nicht im V e rh ä ltn iß zur Erw eiterung des Umfanges desselben, sondern w eit stärker entwickelt und n u n ­ mehr eine Gestalt angenommen, daß, wenn Treue und Glaube nicht ganz überwuchert werden sollen. A bhülfe geschaffen werden muß. B et der Berathung des Gesetzentwurfs über den Schutz der Waarenbezeichnungen ist denn auch im Reichstage während der letzten Tagung von mehreren S eiten hierauf aufmerksam gemacht worden. Es wurde sogar in der zweiten Lesung dieses E n tw u rfs eine gegen einen T h e il des unlauteren Wettbewerbs gerichtete Bestimmung angenommen, jedoch, w eil m it dem Waarenzeichenschutz in keiner näheren Beziehung stehend, in der dritten Lesung wieder beseitigt. M a n konnte sich zu dieser Streichung umso eher verstehen, als die verbündeten Regierungen erklären ließen, daß von ihnen in kürzester Frist ein Gesetzent­

w u rf fertiggestellt werden würde. M a n darf sich eine gesetzliche Regelung der Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes nicht leicht denken. I n Frankreich kennt man ein zu diesem besonde­

ren Zwecke konstrutrteS Gesetz nicht. D o rt w ird die ooneurroneo llö lo xa ls hauptsächlich auf G rund einer allgemeinen Gesetzbe- sttmmung durch die P ra x is der Richter eingedämmt. D ie fra n ­ zösischen Gerichte wenden gegen solche unredlichen Praktiken die schärfsten S tra fe n an und haben so einen Zustand im E rw erbs­

leben geschaffen, zu dem w ir in Deutschland, wo eine ähnliche P raxis der Gerichte auf G rund allgemeiner Vorschriften auch möglich wäre, aber sich nicht eingebürgert hat, n u r durch Schaffung eines Spezialgesetzes kommen können. Das Gesetz w ird sich der Hauptsache nach auf drei Punkte richten müssen. E in m a l w ird die Anpreisung von den W aaren thatsächlich nicht innewohnenden guten Eigenschaften verhindert werden müssen, sodann die A u s­

nutzung von GeschästSbeziehungen Anderer und drittens die DiS- kreditirung der Konkurrenten. I n die zweite Kategorie würde der Schutz der Fabrik- und Geschäftsgeheimnisse fallen, welchen die deutsche In d u s trie schon lange gewünscht hat, dessen Kon- struirung aber die Regierung bisher nicht unternommen hatte.

Wenn der Schutz, den man auf dem ganzen Gebiete schaffen w ill, wirksam sein soll, so w ird man sich m it strafrechtlichen V o r­

schriften nicht begnügen dürfen, sondern man w ird auch die civilrechtltche S e ite , namentlich die Entschädigung fü r zugefügte Verluste, in Betracht ziehen müssen. Schon die F o rm u ltru n g dieser Vorschriften an sich w ird recht schwierig sein, den« man muß bedenken, daß es sich hier um eine Regelung handelt, die, wenn fie zu schroff erfolgt, auch berechtigten Wettbewerb leicht unterdrücken kann. Und das w ird man auf alle Fälle vermeiden müssen. Sodann w ird das richtige M aß zwischen dem straf­

rechtlichen und zivilrechtlichen Schutz innegehalten werden müssen und schließlich w ird auch die richtige Anpassung der S tra fe n an die Schwere der unredlichen M a n ip u la tio n e n Schwierigkeiten machen Jedenfalls ist die A rbeit zur Herstellung eines solchen E n tw u rfs keine leichte. Es ist aber zu hoffen, daß es gelingen w ird, schon so frühzeitig zu dessen Aufstellung zu gelangen, daß der Reichstag in seiner nächsten Session sich m it dem Gegen­

stände beschäftigen kann. W enn irgendwo, so ist hier E ile geboten.

UokiLische Wgesschau.

Ueber die R e i c h s f i n a n z r e f o r m verbreitet die „ M i l . P o l. K ö re .", die Beziehungen zur Reichsregierung hat, folgende auffällige M itth e ilu n g : „E s besteht bei den verbündeten Re­

gierungen jetzt ein weitgehendes Einverständniß darüber, daß der dem Reichstage in der letzten Session vorgelegte S teuer- reform plan ein zu vie l umfassender gewesen sei. D ie M ö g ­ lichkeit, an der Reichsfinanzreform in dem S in n e fortzuarbeiten, in dem dies insbesondere vom Ftnanzm inistcr D r. M ig u e l u rg trt wurde, ist dadurch fü r die nächste, um nicht zu sagen fü r absehbare Z e it, durchaus in Frage gestellt. Jedenfalls darf als sicher betrachtet werden, daß in der nächsten Reichstagssesfion das Reichsfinanzreformgesetz nicht wieder zur V orlegung gelangen w ird . W as daneben bereits über P lä n e verlautet, die in B e­

zug auf die U m arbeitung des Tabaksteuergesetzes beständen resp. verfolgt würden, so kann auf das Positivste behauptet werden, daß alle bezüglichen Nachrichten den Ereignissen weit vorauseilen." — S ta m m t diese Nachricht, wie es den Anschein hat, wirklich aus den Kreisen der Neichsregierung, so offenbart sie einen klaffenden Zw iespalt zwischen dieser und dem preußi­

schen F inanzm inisterium , denn H e rr M ig u e l ist noch in der letzten Sitzung des Herrenhauses fü r eine baldige Reform der Reichsfinanzen energisch eingetreten.

I n der Presse w ird die Nachricht verbreitet, das preußische Handelsministerium bereite eine O r g a n i s a t i o n d e s H a n d w e r k s m i t d o p p e l t e m B o d e n vor. Es soll nämlich die Absicht bestehen, die Jnnungshandwerker und die Nichtinnungshandwerker gesondert zu organisiren. E in solcher Versuch w ird ohne jeden Z w eifel fehlschlagen und es wäre schade um die M ühe fü r die Vorbereitungsarbeite» dazu. I n einer solchen zwiegespaltenen O rganisation wäre doch n u r eine halbe Maßregel und ein ganzer Beweis fü r die bedauerliche Erscheinung zu erblicken, daß man in maßgebenden Kreisen noch im m er bestrebt ist, dem abgelebten und allseitig als verderben­

bringend verurtheilten Manchesterthum Zugeständnisse zu machen.

D a m it aber ist dem so oft vertrösteten Handwerke nicht gedient.

N u r ein offener vollständiger Bruch m it dem Manchesterthum kann dem schwergeprüften Kleingewerbe Besserung bringen. E r­

hebungen und Erörterungen find zudem seit Jahren reichlich gepflogen worden, sodaß nunmehr der Anspruch auf ein unge­

säumtes gesetzgeberisches Vorgehen wohl gerechtfertigt ist.

D as neue u n g a r i s c h e K a b i n e t ist wie fo lg t zu­

sammengesetzt: D r. Wekerle P räsidium und Finanzen, S zila g yt Justiz, H ieronym i In n e re s , Lukars Handel, B a ro n Loraw EötvoeS K u ltu s und U nterricht, Fejerväry Landesvertheidigung und provisorisch Ackerbau, G ra f J u liu s Andrafsy M in iste r a latore, Jofipovich kroatischer M in iste r ohne Portefeuille. D ie neuen M in iste r Andrassy und Eötvös wurden gestern beeidigt, das ganze Kabinet w ird sich heute in den beiden Häusern des Reichstags vorstellen. — D er Kaiser reiste gestern Abend 8 U h r 4 0 M in u te n nach W ien ab. — I m Oberhause ist man nach wie vor entschlossen, dem liberalen Ehegesetze gegenüber auf dem ablehnenden Standpunkte zu verharren.

I n einer Encyklika, deren Erscheinen u nm ittelbar bevor­

steht, w ird , so meldet ein Telegram m aus R om , der P a p s t nach H inw eis auf die großen Kundgebungen der Katholiken anläßlich seines jüngsten Ju b ilä u m s in 4 oder K Fundamental-

punktcn leitende Ideen über die Friedensliebe und den w ohl­

thätigen E in flu ß des Papstthums entwickeln. D ie ganze Encyklika ist vom Geist des Friedens getragen; die politische Frage w ird d a rin nicht berührt werden.

I n dem bekannten S k a n d a l p r o z e ß gegen die Banca R o m a n a i n R o m ist der ehemalige M inisterpräsident G io lttti stark belastet worden. D ie Verhandlungen ergaben, daß er Bestechungsgelder angenommen und gesetzwidrige Handlungen zugelassen hat. G io littt erklärt alle diese Angaben fü r erfunden und als ein Werk seiner politischen Gegner, die ihn unmöglich machen wollten. D as Weitere muß man abwarten. Es ist möglich, daß G io lttti recht hat, möglich auch, daß er gethan hat, was man ihm zur Last legt. F ü r C rts p i kommt die Affäre insofern gelegen, als er dam it einen R iva le n los w ird , der ebenfalls bei der noch im m er schwebenden M inisterkrifiS in Be­

tracht kommen konnte. S o w ird C ris p t — daran ist kein Z w eifel — von neuem berufen, und gesicherter als jemals w ird seine S te llu n g sein. D ie Lösung der K a b t n e t s k r t s i s h a t noch keinerlei Fortschritte gemacht. D e r aus M a ila n d in Rom gestern ein- getroffene D eputirte B r in konferirte V o rm itta g s m it dem König, später m it C rtspi. C ris p t setzt die Bemühungen, eine Lösung der Krise herbeizuführen, fo rt.

Nach einer M eldung aus S y ra mehren sich die agrarischen U n r u h e n a u f C r e t a . I n Mochos hat der Unterpräfekt eine gegen die Grundsteuer gerichtete Versamm lung verboten und die V erhaftung der Führer angeordnet. D a ra u f rottete sich die Bevölkerung zusammen, umgab das Gendarmeriebureau, in welches sich der Unterpräfekt geflüchtet hatte, und drohte, das Gebände in B ra n d zu stecken. Trotz des Versamm lungs­

verbotes des Gouverneurs halten die E inw ohner Protest­

versammlungen ab.

D ie „ D a ily N ew s" meldet aus K a i r o , in dortigen gut unterrichteten Kreisen verlautet, der Khedive werde die beab­

sichtigte Reise nach England aufgeben, da der S u lta n sich gegen dieselbe ausgesprochen habe.

D er S u l t a n v o n M a r o k k o soll, wie die „Agenct S te fa n i" meldet, nach Nachrichten aus dem In n e r n am 7. ds.

zwischen M arroko und Casablanca g e s t o r b e n sein. D ie Armee und die M in iste r haben den S ohn des S u lta n s , Abcl-cl-Aziz. zum Kaiser proklam irt. S o w o h l im ganzen Lager als in Casablanca herrscht Ruhe. — Auch in M a d rid einge­

gangene Privatdepeschen melden gerüchtweise, daß der S u lta n gestorben sei. D ie spanische Regierung hat bisher keine offizielle Nachricht erhalten.

Deutsches Heich.

B e r l in , 11. J u n i 1894.

— Se. Majestät der Kaiser empfing am S onntag M itta g die Professoren Doepler und P re ll. Am M o n ta g Nachmittag ge­

dachte Se. Majestät der Kaiser nach Hoppegarten zu fahren, um dem großen Armee - Jagdrennen beizuwohnen. Auch P rin z Friedrich Leopold gedachte sich dorthin zu begeben.

- Ih r e Majestäten der Kaiser und die Kaiserin werden, wie aus Bergen über Chrtstiania gemeldet w ird , am 3. J u l i auf S ta lh e im eintreffen. I m dortigen Hotel sind 36 Z im m e r bestellt worden. D er A ufenthalt in S ta lh e im w ird zwei Tage währen.

Erzählung einer jungen schottischen Ffarrfrau.

(Aus dem Englischen.)

(Nachdruck verboten.) (6. Fortsetzung.)

D u weißt, wie ich darauf die Treppe hinunterkam, nach dem Bibliothekzim mer, wo D u und M r . Vernon saßet, und wie ich D ir und ihm alles sagte. D u weißt, wie D u , während M r. Vernon sein graues H aupt auf seine Hände niederbeugte, w ir Deine Armee entgegenstrecktest und m it einem unendlichen bittern Jammergeschrei, als ob ich eine H ülfe fü r Dich finden könnte, m ir zuriefest: „J a n e , h ilf m ir ! "

D u Lieber, mein Herz flog im selben M om ent D ir ent­

gegen; ich sehnte mich danach, mich in Deine ausgestreckten Arme zu werfen und die ganze F lu th meiner Liebe, der bis dahin noch stets die Zunge gebunden w ar — aus Furcht, daß sie D ir lästig werden möchte — über Dich ausströmen zu lassen. Auch jetzt verhärtete ich mich gegen dies Sehnen. A ls w ir aus der Treppe bei dem großen Spiegel vorbei kamen, erkannte ich kaum das schneebletche, verzwciflungsvolle W eib, das dort hoch ausgerichtet und kalt vorüberrauschte, während zwei M ä n n e r, m it niedergebeugten H äuptern und zögernden Schritten ih r folgten. Keiner von Euch Beiden sprach ein W o rt; I h r schrittet durch das vordere Z im m e r, m it seinen von S ta u b verblendeten Fenstern und den unordentlich herum­

geworfenen Sachen d a rin , wo im äußersten W inkel M rs . Vernon, sich furchtsam niederkauernd, saß, dann tratet I h r in das letzte Z im m e r, wo Adelaide schlafend, aber m it unregel­

mäßigen Athemzügen lag, als sei fie eben im B e g riff zu er­

wachen. Ic h schleppte mich bis nach dem Fensterladen, den ich aufstieß (ich hatte ein G efühl, als müßte ich ohnmächtig werden) und nun blickte ich hinaus, auf die von blühendem Haidekraut purpurn schimmernden Hügel, wo w ir uns eingebildet hatten, daß da ih r unbekanntes G rab sei. D a drüben stand auch unser Haus, das H aus, das w ir zusammen fü r Adelaide erbaut, und

das w ir noch nicht betreten hatten. Und indem ich meine schmerzenden Augen davon abwandte, fielen dieselben wieder auf Dich, der D u neben ih r standest und m it einem Blick voll tiefer Zärtlichkeit und m itleidsvollen Schreckens Dich über fie beugtest. W a r es die frische L u ft von den Haidehügeln, oder ein geheimnißretcher E in flu ß , den Deine Gegenwart auf ihre schlafenden S in n e ausübte, ich weiß es nicht; aber, während ich noch hinblickte, unfähig meine Augen von Euch Beiden ab­

zuwenden, bebte ih r M u n d , die langen Augenwimpern zitterten, öffneten sich halb und schloffen sich dann wieder, als seien fie noch zu müde, das Licht zu ertragen, bis D u sanft und schüch­

tern ihre Hände berührtest u n d : „A d e la id e !" flüstertest. D a erwachte sie vollständig, und m it einem scharfen, gellenden Schrei, al» seist D u jetzt endlich zu ihrer B efreiung gekommen, sprang sie in Deine Arm e, klammerte sich fest a n Dich, indem fie ihre kleinen Hände um Deinen H a ls schlang, als wollte sie Dich nie und nim m er wieder los lassen, während D u Deine Wange auf ihrem in Unordnung gerathenen, aufgelösten Lockenhaar ruhen ließest und ich Dich m urm eln hörte: „M e in L ie b lin g !"

Und doch lag da drüben u n s r e Heimath, D e i n und m e i n HauS, O w e n ! Und der R in g an meinem Finger, der einzige, den ich je trug — und der m ir so theuer w ar — w ar mein T ra u rin g .

D u wandlest Dich jetzt nach m ir um, Owen, und richtetest Deinen vollen, durchdringend forschenden Blick auf mich, Auge in Auge, Seele in Seele, wie w ir Beide das von einander er­

tragen konnten. Adelaide w ar von den Todten zurückgekommen, um uns herberen Kummer zu bringen, als ih r T o d uns ge­

bracht. W ir sahen e« Alle, auch D u und ich, während fie sich noch im m er m it Schluchzen und kindischen Liebkosungen an Dich klammerte und ich fernab, seitwärts am Fenster stand. Ich wußte, w ieviel D u ih r zu sagen haltest, was kein anderes O h r, als das ihrige hören durfte. Ic h wußte, was fü r mich jetzt das Weiseste und Beste zu thun sei. Ic h nahm M r . V ernons

A rm und zog ihn fo rt aus dem Z im m er, in welchem ich Dich m it Adelaide allein zurückließ.

Jetzt weiß ich es, daß es n i c h t lange dauerte, bis D u zu m ir zurückkamst — n u r zehn M in u te n — , ein so kleiner Z e itra u m , wie man ihn ja, ohne zu m urren, dem jämmerlichsten B e ttle r auf der S tra ß e b e w illig t, der uns seine trübselige Ge­

schichte zu erzählen wünscht. Aber da die ganze Vergangenheit und die ganze gefürchtet« Z u ku n ft m ir gegenwärtig waren, so erschienen m ir damals die Augenblicke endlos in ihrer grenzen­

losen B itte rke it, bis D u in das Z im m e r, wohin ich mich allein zurückgezogen hatte, eintratest, und rasch zu dem K am in, neben welchem ich stand, htnschreitend, legtest D u D ein H aupt auf meine Schulter und verbärgest unter lautem Schluchzen und T hränen D e in Gesicht daran.

„Ic h w ill fortgehen, J a n e ," sagtest D u endlich, „ich ganz allein, auf einige Tage, bis fie von hier weg ist. D u wirst an meiner S ta tt Dich ihrer annehmen, S ie weiß es alles jetzt."

»Ich w ill fü r Dich a l l e s th u n ," antwortete ich, noch im m er m it meinen W o rte n kargend, wie das meine A rt w ar, aus Furcht, daß meine Liebe D ir lästig werden könne.

D u verließest mich jetzt, wie es auch wirklich das Beste w ar, und die S orge und O bhut dieses jetzt ganz in V e rw ir­

rung gerathenen Haushaltes lag auf m ir. Adelaide w ar an Geist und Körper gebrochen; M rs . Vernon versunken in die tiefe Melancholie ihrer alten K rankheit; dabei durchflog die Geschichte nun das Land fern und nahe. Jeden T a g holte ich m ir neue K ra ft und T rost aus dem B riefe, den ich alltäglich von D ir erhielt. D u hattest die G roßm uth, m ir D e in ganzes Herz in denselben offen darzulegen, so freim üthig wie immer.

S o fing die harte Aufgabe an allmählich leichter zu werden das verwickelte Gewebe begann sich nach und nach zu entwirren^

(S chluß folgt.)

(2)

— D er K ronprinz und die Kronprinzessin von Griechen­

land haben sich am S on n ta g im Neuen P a la is von dem Kaiser und der Kaiserin verabschiedet und find von der W tldparkstation über B e rlin weitergereist.

— P rin z A rn u lf von B ayern, kommandirender General des , bayerischen 1. Armeekorps, w ird , den „M ünch. Neuest. Nachr."

zufolge, auf E inla d u n g des Kaisers den diesjährigen Kaiser- manövern beiwohnen.

— D er Reichskanzler G ra f C a p riv l w ird , der „ M . P . K ." zufolge, im August zum Kurgebrauch in Karlsbad eintreffen.

— D ie „P o s t" meldet, daß an Stelle des aus dem H of­

dienst ausscheidenden Hofmarschalls des Kaisers, G rafen Pückler, der Kommandeur des großherzoglich sächsischen Leibgarde - Regi­

ments N r. 115, Oberst Freiherr v. Egloffstein, zum Hosmarschall ernannt worden sei.

— Z u m Nachfolger fü r H errn v. Diest in Merseburg ist, wie die „M a g d b . Z tg ." vernim m t, der Regierungspräsident G ra f Konstantin zu S to lb e rg - Wernigerode in Aurtch aus- ersehen.

— Das preußische S ta a ism in isteriu m tra t am M ontag M itta g unter dem Vorsitz des Ministerpiäsidenten G rafen zu E ulenburg zu einer Sitzung zusammen.

— B e i dem Hofkonzert des köntgl. Domchors, das am Sonnabend zu Ehren der Gäste unseres Kaiserhofes im Neuen P a la is bet Potsdam stattfand, kam unter Anderm auch eine Komposition des Kaisers „S a n g an A ig ir " zum V ortrag.

Gedichtet ist der S a n g , dessen Gegenstand der nordischen M y th o ­ logie entnommen, vom G rafen P h ilip p Eulenburg. Nach Schluß des Konzerts überreichte der Kaiser dem D irigenten desselben, Professor D r. Becker, das Ritterkreuz des Hohenzollernschen HauSordcns.

— Dem D irektor der deutschen Landwirthschaftsgesellschaft ist aus dem C ivilkabinet des Kaisers folgendes Telegram m zu­

gegangen: „S e . Majestät der Kaiser und König haben das E r ­ gebenheitstelegramm der zur 9. W anderversammlung in der Reichshauptstadt vereinigten Landwirthe Deutschlands m it B e ­ friedigung entgegengenommen und lassen fü r diesen Ausdruck treuer Gesinnung wärmstens danken. Se. Majestät wünschen von Herzen, daß die deutsche Landwirthschast, deren Wohlergehen fü r das gesammte V aterland von so großer Bedeutung ist, durch die Berathungen der W anderversammlung und die m it derselben verbundene Ausstellung kräftigste Anregung und Förderung er­

fahre."

— W ie die „K ö ln . Z tg ." erfährt, hat der Kaiser befohlen, daß ihm die Verstärkung der südwestafrikanischen, jetzt kaiserlich gewordenen Schutztruppe, die unter Führung des Kompagnie- führers in der ostafrtkanischen Schutztruppe, von Perbandt, in diesem M o n a t von Hamburg aus in der Stärke von 8 Offizieren und etwa 250 M a n n nach Südwestafrika abgehen soll, vor ihrer Abreise persönlich vorgestellt w ird . D ie betreffenden Offiziere und Mannschaften sammeln sich zu diesem Behufe dieser Tage in B e rlin , um m it ihren neuen U niform en versehen und ausgerüstet zu werden. S ie werden sodann am 15. J u n i

nach Potsdam befördert.

— V om Oberkirchenrathe waren die Konsistorialpräsidenten und General - Superintendenten der alten P rovinzen zu einer B erathung über die Agende eingeladen worden. D ie Berathungen nahmen »ach der „K reuz - Z tg ." n u r den Freitag in Anspruch.

D ie Versammlung kam zu einem Einverständniß über die E in ­ führung der Agende. A m Abend gab der Präsident D r. Bark- h auffn ein Essen, an dem außer den einberufenen Herren auch

K ultusm inister D r. Bosse theilnahm.

— D er S ohn des Botschafters Fürsten R a d o lin , W ilh e lm Friedrich, dessen Pathe der Kaiser ist, ist, wie die „N o rd d . A llg.

Z tg ." meldet, in Brussa gestorben.

— D er P rivatdozent an der theologischen F a ku ltä t in G re ifsw a lv D r. Bosse, ein S ohn des preußischen K ultusm inisters, hat einen R u f nach K ie l als außerordentlicher Professor der Kirchengeschichte erhalten.

— D ie „P o s t" meldet: I n der nächsten Woche w ird , der

„N ow oje W re m ja " zufolge, der K u ra to r der russischen Lehran­

stalten, G ra f Kapntst, nach Deutschland kommen, um die E in ­ richtungen der höheren Lehranstalten kennen zu lernen.

— D as Befinden des an der Lungentuberkulose erkrankten früheren amerikanischen Gesandten Phelps ist, wie der „P o s t"

gemeldet w ird , sehr besorgntßerregend. Derselbe liegt hoffnungs­

los auf seiner Besitzung darnieder. Seine Tochter, F ra u von R ottenburg, ist bereits nach Newyork abgereist; indeß ist wenig H offnung vorhanden, daß sie ihren V ater noch lebend antreffen w ird.

— D as P rogram m fü r die Grundsteinlegung des Domes am S o n n ta g , 17. J u n i, ist festgestellt. B e i der Feier, der die kaiserlichen Majestäten beiwohnen werden, w ird Hofprediger V ie r­

egge die Hauptrede halten; die Stistungsurkunde verliest der M in iste r des königlichen Hauses v. Wedel, das Schlußgebet w ird der G eneral-Superintendent Faber sprechen.

— W ie die „ M i l . P o l. K o rr." zuverlässig gehört haben w ill, haben zwischen den zuständigen Behörden neuerdings Verhand­

lungen geschwebt, die erwarten lassen, daß bei der Besetzung der Verwaltungsstellen insbesondere auch auf das katholische Element der Bevölkerung größere Rücksicht als bisher genommen werde.

— W ie verlautet, find aus der Gewehrfabrik in S pandau 4 0 0 neue Bajonette an eine Anzahl von Truppentheilen ausge­

geben worden. D ie neue Waffe sei halb so leicht wie die bis­

herigen Seitengewehre.

— Nach den „B e rt. P o l. Nachr." erstrecken sich die ge­

planten Abänderungen in Bezug auf den T a r if fü r die Be­

förderung der Zeitungen durch die Post in erster Reihe darauf, daß die Gebühren nach der Häufigkeit des Erscheinens und dem Gewichte der Einzelnummer des B la tte s bemessen werden sollen.

D a m it wäre den Interessen der größeren, besseren Tagesblättcr und denen der guten P ro vin zia lp rrffe wie der Postverwaltung am besten gedient. Gleichzeitig würde dam it die Ausbreitung der sogenannten parteilosen B lä tte r gehindert, die fü r einen billigen P re is viel M akulaturpapier liefern, und durch ihre schädliche Konkurrenz, die sie allen übrigen Zeitungen m it hohem Redakitonsetat bereiten, der Post die Einnahmen aus dem Z eitungsvertrieb ganz erheblich schmälern.

— D ie Deutsche Landwirthschaftö-Ausstellung w ar am gestrigen S onntag, obgleich es fast unaufhörlich regnete, von 51 259 zahlenden Personen besucht. Es ist das eine Besuchs­

ziffer, wie sie die Deutsche LandwirthschaftSgesellschast auf ihren früheren Ausstellungen noch nie gehabt hat. S ie übersteigt die

Gesammtzahl der Besucher der fünftägigen Ausstellungen in F ra n k fu rt a. M ., in BreSlau und in Königsberg i. P r. Und doch würde bet günstigem W etter die B e rlin e r Ausstellung am S on n ta g w ohl die doppelte Z a h l Besucher gehabt haben. Auch am Sonnabend w a r die Z a h l der Besucher der Ausstellung größer, als selbst an den Sonntagen früherer Ausstellungen, 38 4 55 Personen.

— D ie deutsche Zuckerausfuhr betrug im M o n a t M a i d. I . , verglichen m it der im M o n a t M a i v. I . , Zucker der Klaffe a 270 516 (3 7 0 5 1 5 ), der Klaffe b 2 14 165 (2 4 2 0 5 6 ), der Klasse c 4 873 Doppelcentner (2 4 4 9 Doppelcentner).______

Ausland.

Rom, 10. J u n i. B onghi (Gegner C ris p is ) ist in Jsernia zum D e p u tirle n gewählt worden.

P e te rs b u rg , 11. J u n i. D ie Gem ahlin des Großfürsten Konstantin Konstantinowitsch ist gestern von einem S o h n ent­

bunden worden.

C o lo m b o , 11. J u n i. D er Forschungsreisende O tto Ehlers i st hier eingetroffen und nach S am oa weitergereist.

UrovinrialnaHrichLe».

C u lm , 11. J u n i. (Petition. Falscher Thaler.) Die Petition wegen der Erbauung der Eisenbahn Culm-UniSIaw ist am Sonnabend m it 350 Unterschriften abgesandt worden. — E in falscher Thaler wurde am ver­

gangenen Freitage auch auf dem Bureau des Kreisausschusses ange­

halten. Das Falschstück, ein Siegesthaler von 1666, steht dem echten Thaler genau ähnlich, hat aber ein leichteres Gewicht von 5 Gramm.

- Cutmer Stadtniedcrung, 11. J u n i. (Bestandene P rüfung.

Hochzeitsjubiläum.) H err Lehrer Sckönaich, zweiter Lehrer in Kökln, hat die zweite P rü fu n g sür Volksschullehrer in Löbau bestanden. — Der Deichgeschworene Lau feierte gestern m it seiner Ehefrau die S ilb e r­

hochzeit.

Graudenzer - C ulm er Kreisgrenze, 10. J u n i. (Zurückkehrende Sachsengänger.) I m A p ril zogen Hunderte von Personen, sogar dle ganze Fam ilien, aus unserer Gegend nach Sachsen und Mecklenburg.

Jetzt sieht man fast jeden Tag ganze Haufen dieser Leute zurückkehren, da der Verdienst dort noch schlechter sein soll und vielen das Geld einbe- halten wurde. Manche Fam ilie ist nun in schlimmer Lage, da sie hier keine A rbeit findet, weil die größeren Besitzer inzwischen m it andern Leuten versehen sind, und auch beschlossen haben, keinen dieser W ander­

lustigen in Arbeit zu nehmen. Vielleicht w ird m it der Zeit doch die Auswanderungslust abnehmen.

Lautenburg, 10. J u n i. (Das deutsche Reichsgebiet) soll, wie es den Anschein hat, um einige wenige A r verringert werden. Die preußische Grenze bildet nämlich bei Glinken, einem kleinen unbedeutenden Dorfe, einen Winkel, der in russisches Gebiet hineinragt. A u f diesem Flecke Erde ist seit langen Jahren eine Käthe erbaut. Die Russen behaupten nun. daß das Haus auf russischem Gelände steht, weil die Grenze u n ­ möglich einen Winkel bilden kann, sondern gerade gehen muß und dringen auf den Abbruch des Hauses und auf Geradlegung der Grenze, wodurch einige A r deutschen Staatsgebiets in der Form eines Dreiecks, welches zur Basis die gerade Grenze Hütte, an Rußland abgetreten werden müßten. A u f den Ausgang des Grenzgebietsstreites ist man gespannt.

'/. Bischofswerder, 10. J u n i. (Jubiläum .) Die evangelische Kirchen­

gemeinde Blichofswerder-Gr. Peterwitz wird am 8. J u li d. J s . das J u b i­

läum ihres 350jährigen Bestehens feiern. Folgendes Programm ist für das Fest aufgestellt: Vorfeier Sonnabend den 7. J u li, 5 Uhr nach­

mittags festliches E inläuten m it den Knchenglockcn, 6 Uhr Kirchenkonzert zum Besten der Begründung eines evangelischen Krankenhauses in Bischosswerder. Zweiter Festtag: 8 Uhr morgens Choralblasen vom Kirchthurm. 10 Uhr Festgottesdienst; L itu rg ie : der O rtspfarrer, Fest- predigt: Herr Generalsuperintendent Doeblin aus Danzig, Schlußwort und Segen: Herr Superintendent Rudnick aus Freystadt. 1 U h r: ge­

meinschaftliches Mittagessen im Saale des Deutschen Hauses. 5 Uhr nach«

m ittags: Nachfeier im Garten des Schützenhauses zu F itts w o m it A n ­ sprachen verschiedener Geistlichen.

M arienburg, 11. J u n i. (Verschiedenes.) Der altkatholische Bischof Reinkens ist von Konitz hierselbst eingetroffen. — Herr Pros. Haselberger aus dem Leipziger Gewerbemuseum weilt gegenwärtig in unserer S tadt und ist m it der Herstellung der letzten dreifarbigen Glasfenster in der Marienkirche im Hochschlosse M arienburg beschäftigt. — Herr Rektor Pudor, der sich durch die Einrichtung von Haushaltungs- und Kochkursen bekannt gemacht hat, w ird unsers Stadt zum 1. J u li verlassen, da er eine Berufung als Kreisschulinspektor nach (Lcköneck erhalten hat.

Danzig, 10 J u n i. (Wie leichtsinnig) sich einzelne über die von den Behörden getroffenen Maßregeln hinwegsetzen, beweist folgender F a ll: Aus einem der Weichseltourdampfer schöpfte sich dieser Tage ein Herr Wasser aus der Weichsel, in der bekanntlich Cholerabazillen ge­

funden sind, und trank dasselbe, indem er erklärte, er wolle nun einmal die Folgen abwarten. Dieselben sind denn auch eingetreten, aber in anderer Weise wie der Herr sich wohl gedacht hat, denn jetzt hat er ein polizeiliches Strafm andat erhalten.

E lb in g , 11. J u n i. (Der 10. Provinzial-M alertag) wurde heute früh im großen Saale des Gewerbehauses in Anwesenheit des Herrn Oberbürger­

meister E ld itt, etwa 35 Meistern des Malergewerbes, einiger Lehrer und der Direktoren der Elbinger und Danziger Gewerbeschule von Herrn Obermeister Thielheim-Elbing herzlich willkommen geheißen, worauf der stellvertretende Vorsitzende des oft- und westpreußischen Unterverbandes, Herr Haeberer-Königsberg die Verhandlungen, denen Herr Oberbürger­

meister E ld itt besten Fortgang wünschte, m it einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser eröffnete. Die Vertreter der In n u n g e n von Danzig, Elbing, Königsberg und M arienburg (Herren Gröhn. Thielheim, Haeberer, G ru- nenberg) erstatteten ihren Jahresbericht. Die hierauf erfolgte Rechnungs­

legung ergab einen Bestand von 154,15 Mk. am 1. J u n i 1694. A ls ­ dann erstattete Herr Haeberer über den Beschluß des letzten P rovm zuu- Malertages in Thorn betr. Wanderausstellungen Bericht. Der Thorner Provinzialtag hatte an den allgemeinen M alertag in Breslau das .Gesuch gerichtet, es möchten Wanderausstellungen veranstaltet werden, die bei den einzelnen In n u n g e n herumgehen, damit die Meister auch sähen, was in anderen Städten gearbeitet werde, und daran sich der Wetteifer ent­

wickele und gegenseitige Anregung gegeben werde. Der Breslauer Tag hatte sich ablehnend verhallen; die Danziger In n u n g aber hat die Sache wieder in die Hand genommen und der nächste allgemeine M a le r­

tag in Leipzig w ird über den Gegenstand wieder verhandeln. Der nächste Punkt der Tagesordnung betraf die Fachschulen, deren Lehrmittel, die E r ­ ziehung der Lehrlinge u. s. w. Herr Conrad-Elbing und Herr Gröhn- Danzig führten aus, daß der Lehrling dem Malermeister so nöthig sei, wie das liebe Brod, ja manchmal nöthiger, als ein Gehülfe; ein L a u f­

bursche sei gar nicht im Stande, alle die Handreichungen des Lehrlings zu thun. Gerade der Lehrlinge werde man aber oft mitten während der dringendsten Arbeit durch die Fachschulen beraubt. Herr Wisotzki-Elbing bedauerte ebenfalls die übermäßige S trengr deS Gesetzes betr. regel­

mäßigen Schulbesuchs der Lehrlinge, zollre aber im Uebrigen den Ge­

werbeschulen die höchste Anerkennung. Namentlich in Elbing sei man dem Malergewerbe entgegengekommen. Während der Wintermonate müsse der M aler feiern und da sei gegen den Schulbesuch nichts einzuwenden.

Während der 4 Sommermonate aber seien die Lehrlinge vom Schulbe­

such befreit. Ueber die Fälschung von M alerfarben durch die F a b ri­

kanten und Schutzmaßregeln dagegen wurde hierauf gesprochen. Unter allen möglichen Phantasienamen kämen gegenwärtig Farben m den Handel, die nichts taugten, und deren Güte n u r von einem Chemiker geprüft werden könnte. Die In n u n g in Kiel hat als erste in Deutsch­

land ein solches Untersuchungsamt eingerichtet, das unter der Leitung des vereidigten Chemikers D r. Schultz steht. Gegen einen jährlichen Beitrag von 2 Mk. veranstaltet dies Am t jederzeit fü r seine M itglieder Untersuchungen von Farbenproben. Es wurde empfohlen, sich nöthigen- . falls auch von Elbing, Danzig rc. aus nach Kiel zu wenden. Der Ber- i trag und die Portokosten fielen ja nicht sehr ins Gewicht. M it dem M alertag ist eine Ausstellung von Meister-, Gesellen- und Lehrlmgs- arbeiten, sowie Gehilfen-Prüfungsstücken und namentlich Fachschularbeiten, sowie Lehrmitteln fü r Fachschulen verbunden. Diese Ausstellung bietet namentlich hinsichtlich der Fachschularbeiten deS Interessanten recht viel.

Ausgestellt sich n u r Arbeiten der hiesigen und Danziger Maler-Fachschule;

die Fachschule in Königsberg hatte die Beschickung abgelehnt. Dennoch

ist diese Abtheilung sehr reichhaltig und kann sich der Besucher n u r ein recht günstiges U rtheil über die Leistungen unserer obligatorischen M aler- fachsckulen bilden.

E lb in g , 11. J u n i. (Verschiedenes.) Herr Stadtbaurath a. D. J u liu s Giede ist gestern Abend nach langem Leiden im 75. Lebensjahr ver­

storben. — I n der gestrigen Sitzung deS Lehrervereins wurde beschlossen, den M agistrat zu ersuchen, einem Lehrer Sitz und Stim m e in der Schuldeputation zu gewähren. — Das Hotel „Englisches H a us" ist an den H errn Kaufm ann I . Nahn hierselbst verkauft worden. Der K auf­

preis beträgt 61000 Mk. Das Hotel hat innerhalb 5 Jahren fünsmal- seinen Besitzer gewechselt. — Eine Benzindroschke erregt seit Sonnabend in den Straßen der S tadt Aufsehen. Wer es nicht weiß, daß der Wagen durch einen M o to r betrieben w ird, glaubt anfänglich unwillkürlich, daß der Wagen durchgegangen ist, umsomehr, als das Gefährt fast ganz wie ein Halbverdeckwagen aussieht. N u r weiß man nicht recht, wer dem Durchgänger auf die Beine geholfen hat. Kommt der Wagen näher, dann merkt man allerdings, welcher A rt die treibende K ra ft ist, da hinten aus zwei Oeffnungen Dampf entströmt. Selbst über holperiges Straßen- pflaster fuhr der Wagen glatt dahin und bog m it Eleganz um Straßen­

ecken. Auch soll das Gefährt im Stande sein, auf der Stelle zu halten.

Königsberg, 10. J u n i. (Verschiedenes.) Die hiesige Albertus- Universität w ird die Feier ihres 350jährigen Bestehens am Donnerstag und Freitag den 26. und 27. J u li 1894 abhalten. Am ersten Tage:

Feftzug der akademijchen Lehrer, Festgäste und Studirenden von dem Universitätsgebäude nach dem Dom ; dort Feftgottesdienft, Rückkehr nach dem Universitätsgebäude ebenfalls in feierlichem Zuge. M itta g s : Empfang der Abordnungen im Hörsaale der Universität; nachmittags: Festessen im Saale des Landeshauses; abends: gesellige Vereinigung. Am zweiten Tage srüh 10 U hr: Festfeier im D om ; abends großer allgemeiner Fest­

kommers. Z u der Jubelfeier w ird ein P rin z des königl. Hauses als Vertreter des Kaisers entsandt werden. — Das Komitee ostpreußischer Aerzte hat beschlossen, wegen der im J u li bevorstehenden Semisäkular- feier unserer Universität die Jahresversammlung ostpreußischer Aerzte fü r dieses J a h r ausfallen zu lassen. — F ü r die Nordostdeutsche Ge­

werbeausstellung sind bereits 110 000 Mk. als Garantiefonds gezeichnet.

I n der nächsten Woche w ird sich das Centralkomitee bilden. — Der Privatdozent an der Universität B e rlin und Sckloßprediger Ine. tlieol.

Heinrich Voigt in Köpenick ist zum außerordentlichen Professor in der theologischen Fakultät der Albertusuniversität in Königsberg ernannt w orden.—- Wenn die S o z i a l d e m o k r a t e n „un te r sich" sind, dann pflegen sie sich auch gegenseitig die Wahrheit zu sagen. S o wurde in einer kürzlich hier abgehaltenen sozialdemokratischen Versammlung zur Sprache gebracht, daß Agitatoren dieser Partei sür Reisen in die Provinz außer voller Fahrentschädigung 10 Mk. Diäten (!) täglich bezogen haben. F ü r ihre Leistungen in Königsberg selbst erhielten die Agitatoren nicht nu r erhebliche Versäumniß- und Zehrkosten, sondern auch sür jeden in einer Versammlung gehaltenen V ortrag eine Vergütung von 1,50 M k. M a n sieht, die Herren Sozialdemokraten lassen sich das, was sie „im Interesse der Sache" thun, gut bezahlen.

Neidenburg, 10. J u n i. (Verbandstag der oft- und westpreußischen Credit-Genossenschaften.) Gestern wurde der Verbandstag geschlossen, nachdem er über eine Reihe von geschäftlichen Fragen, meistens die Geschäftsgebahrung der Genossenschaften betreffend, unter Theilnahme des A nw alts Schenck eingehend verhandelt hatte. Nach dem vom Ver- bandsdirector erstatteten Bericht gehören dem Verbände 79 Genossen­

schaften an, 77 davon haben die unbeschränkte Haftpflicht. V on den 79 Genossenschaften entfallen 55 auf Ost-, 24 auf Westpreußen, sie zählen insgesammt 41506 Genossen, deren Guthaben 9 399 000 Mk., deren eigenes Vermögen I I V i M illio n e n beträgt, denen 20 M illio n e n Depositen gegenüberstehen. Die gewährten Vorschüsse betragen im ganzen 111?/^

M illio n e n , die Verluste 39 000 Mk. Die Dividende ergab einen Durch­

schnitt von 5,7 Proz. A ls O rt fü r den nächstjährigen Berbandstag wurde T ilsit gewählt.

o Posen, 11. J u n i. (Wegen fahrlässiger Tödtung) wurden heute der Wirthschaftsbeamte Viescynski und der G utsverwalter Bogacki aus Miescisk von der hiesigen Strafkammer zu zwei bezw. vier Wochen Gefängniß verurtheilt. Die V e ru rte ilte n hatten die Welle einer Dresch­

maschine nicht bekleidet, ein Dienstjunge wurde beim Dreschen von der Welle erfaßt und mehrere Dutzend mal herumgeschleudert, so daß er sich den Kopf zerschmetterte und nach kurzer Zeit starb.

Schroda, 8. J u n i. (Zwangsversteigerung.) Heute wurde am hiesigen Amtsgericht das bisher einem Herrn Schur in B e rlin gehörige R ittergut Heinrichsau, 713 Hektar groß, subhastirt. Die Schlesische Bodenkreditbank in B reslau, die allein 255000 Mk. Hypothekenforderung zur ersten Stelle hatte, gab n u r ein Gebot von 25000 M k. ab und blieb Meistbietende.

Andere Bieter waren nicht anwesend.

Landsberg a. W ., 10. J u n i. (Taufe jüdischer Kinder.) Vorgestern wurden vom Superintendenten Tillick in Schönstieß die fü n f Kinder des Lederhändlers I . S im on getauft, von denen das älteste 6 Jahre und das jüngste 6 Wochen alt ist. Während die M u tte r Christin ist, gehört der Vater noch der mosaischen Religon an.

S ta rg a rd , 9. J u n i. (Antisemitischer Parteitag.) I n voriger Woche fand hier, wie schon kurz gemeldet, ein Parteitag des deutsch'sozialen antisemitischen Landesverbandes fü r Pommern statt, an dem auch die Abgg. Professor D r. P aul Förster und Ahlw ardt, sowie der Abgeordnete der deutsch-konservativen Partei D r. Freiherr von Langen als Ehren­

präsident des genannten Verbandes theilnahmen. Nach einem der

„S taatsb. Z tg ." jetzt vorliegenden sehr eingehenden Bericht handelte eS sich fü r den Vorstand des deutsch-sozialen Landesverbandes sür Pommern lediglich um die Frage einer Vereinigung sämmtlicher Antisemiten Pommerns und der Regelung des Verhältnisses zur Antisemitischen V er­

einigung fü r Norddeutschland. Unter dieser Regelung versteht der V o r­

stand (von Borcke-Stargard und Rens) die Anbahnung eines kamerad­

schaftlichen Verhältnisses unter W ahrung der vollen Selbständigkeit, vor allem auch in der Kandidatenfrage. Diesen Standpunkt vertrat m it von Borcke und Rens sehr entschieden auch Freiherr von Langen. E r erklärte, er sei früher konservativer Antisemit gewesen und jetzt sei er antisemitischer Konservativer, und dies sei fü r ihn gleich. Der gemein­

same Feind sei das Judenthum. E in altes pommersckes Sprichwort sage: „ W i Pommern weeten sülwst uns Rat, w i brüten keen Beleh­

ru n g ." Diese pommersche Eigenart bedinge, daß man bleibe, was man ist und daß man seine Selbständigkeit nicht aufgebe, weder durch Unter­

ordnung unter die Antisemitische Vereinigung sür Norddeutschland, noch unter die deutsch-soziale Partei des Herrn Liebermann von Sonnenberg.

Professor Förster empfahl die W ahl einer Kommission, die m it dem V o r­

stände der Antisemitischen Vereinigung zur Regelung des gegenseitigen Verhältnisses in Verhandlungen treten solle. Diesem Vorschlage ent­

sprechend wurden die Herren Freiherr von Laugen, von Borcke und Rene in diese Kommission gewählt._______________________________

Fokalnachrichten.

T h o rn . 12. J u n i 1894.

— ( M i l i t ä r i s c h e s . ) Der kommandirende General des 17. Armee­

korps, General der In fa n te rie Lentze, dessen bevorstehende Ankunft w ir bereits meldeten, ist heute M itta g hier eingetroffen. Se. Excellenz wird an mehreren Tagen auf dem Llffomitzer Exerzierplätze die hiesige Garnison besichtigen und zwar zuerst bataillonsweise, dann regimentsweise und schließlich im Brigadeverbande. — Aus Anlaß der Anwesenheit des koM- mandirenden Generals haben heute die militärischen Gebäude Flaggen- schmuck angelegt.

— ( E r n e n n u n g . ) Der Regierungsrath D r. Kühne, welcher seit 1888 bei dem Oberpräsidium in Danzig gewirkt hat, ist zum Verwaltungs- Gerichtsdirektor in M arienwerder ernannt worden.

— ( P e r s o n a l i e n b e i d e r Post . ) Der P-ftassistent Sehnert ist von Kornatowo nach Gelens versetzt.

— ( Z u r C h o l e r a . ) B . i Plehnendors sind weitere Erkrankungen nicht vorgekommen und es dürften nun die dort zur Beobachtung inter- nirten 8 Flößer bald aus der Quarantäne entlasten und in die Heimath befördert werden. Am Freitag Abend erkrankte bei Rothebude der Bühnenarbeiter Rausch. Nach dem Ergebniß der bakteriologischen Unter­

suchung ist Rausch im höchsten Grade choleraverdächtig. Bei dem Wasser- bauarbeiter Möde, der bei Getau erkrankt ist und in Steinsurt im Kreise Jnowrazlaw liegt, ist die Cholera bakteriologisch nachgewiesen. — Z ur Choleraüberwachung in Schulitz ist ein M ilitä ra rz t angestellt; die Ueber- wachungsstation Culm ist m it dem Stabsarzt D r. Eckert und dem Assistenzarzt D r. Klöwe besetzt. Bei Culm w ird noch eine zweite Cholera­

baracke erbaut. F ü r den Dienst bei der UeberwachungSstation GraudeNZ ist der Dampfer „M o ltke " aus Thorn zur Verfügung gestellt. — D»e von den auf der Weichsel verkehrenden Fahrzeugen zu entrichtende SaNi- Lätsgebühr ist namentlich sür Traften erheblich ermäßigt, da sie im V o r­

jahr 10 Mk., jetzt aber n u r 5 Mk. pro Person beträgt. — Nach aMtt

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T agebl." dieser Tage aus Köthen schreiben lassen: „D er Rückgang der freisinnigen S tim m en erklärt sich eines T heils dadurch, daß Baumbach erst wenige Tage

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