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Die Bühne. Jg. 2, 1936, H. 4

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Academic year: 2021

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Zeitschrift für die Gestaltung des deutschen Theaters

mir den amtlichen Mitteilungen der Reichstheaterkammer

Zuhält: Seile Verachtet — festgchalten 97-99 Hermann Vurte: Volk und Kunst 100-103 Uns Mlinenbild 104-105 trich Dürr: Uichard Wagners Vülinenbild 106-10?

Hein) l^unt^e: Versammlungen der 5acliscriaft Vüline 108-110 Neue Vücher m IlMter-Nachrichten 112-117 flmtliche Mitteilungen der Neichstheaterkammer 118-121

Bezugsbedingungen:

»Hie Mhne" erscheint 2 mal monatlich, am 1. und 19. Vezugspieis jähilich ein- schließlich Zustellung 10.— UM., vielteizälirlich 2.50 NM. preis des kinzellieftes 0.40 NM. Bestellungen können in jeder Vuchl,andlung oder beim Verlag Neuer Ilieaterverlag Lmdsj. spostscheckkonto Verlin Ilr. 6?ll8) aufgegeben weiden.

Mitteilungen für die Schriftleitung. Manuskriptsendungen, Vesprechungsstücke usw.

sind zu richten an die Schriftleitung «Hie Vüline". Verlin V 30. Vauerischer ylati 2

lv ß, lornelius 13??). — fille kinsendungen für den fimtlichen leil und Idealer- «^««.«.««»««»er Nachrichten sind zu richten an die Pressestelle der Neichstlieaterkammer. Verlin ll! 62. ^ , ? . .

keithstraße 11 l ^ 5, Varbarassa 3406j. — Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet vchriftletter:

unter Valirung der fiutoren-Nechte. V r . l i a n s l i n u l l f t n

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Neobacbtet - testgebalten

/ D e b r D U M o r Macht gewesen. Gr soll eine Waffe bleiben." was

„wehe dem Volk, das ohne Humor ist! wehe hier zum Film angemerkt wird, gilt in gleicher dem Menschen, der nicht lachen kann aus vollem ^veise für das Theater. Es kann immer und bei herzen, bis ihm die Augen blank werden." So ^dem Stück jemand „einschnappen", wenn ein An- beginnt das „Schwarze Rorps" (6. Folge vom gehöriger gerade feines Berufes auf der Bühne 6. Februar 1.936) Ausführungen, die auch uns ausgelacht wird. Ginge man auf solche Empfind- angehen. Es wird von Verstimmungen und Auf- lichkeiten ein, dann dürfte es nur noch Stücke regungen gesprochen, die bei den verschiedenen ^ben, die unter — Nichtstuern spielen; dann Berufsständen entstehen, wenn einer ihrer Ange- kann sich niemand „beleidigt" fühlen! Es ist hörigen einmal im Film nicht gut wegkommt: s ^ n so: ein bißchen mehr Sinn für Humor, und

„ M a n hat uns mehrfach gebeten, diesen oder jenen "lies geht leichter seinen Gang.

Film anzusehen, in dem ein Bösewicht auftritt, der, na sagen wir, Bäckermeister ist. Unterfertigter

Her ebenfalls diefen Beruf ausübe, fühle sich durch M a s VetSSt „ N v a u t t Ü b r U N g " ?

die Darstellung in seiner Standesehre verletzt und ^.. , , . ' . ^., , . , . . , hoffe, daß wir deshalb für ihn blank ziehen und ^ i r haben i n unserem Theaternachrichtenteil eine Nacht seinetwegen die Rotationsmaschine " n e Spalte eingerichtet, in der w i r alle uns be- knattern lassen, widrigenfalls er den Bezug ein- kannten Uraufführungstermine im voraus nntter- zustellen sich gezwungen sehe. Dieser Mann ge- len. Das geschieht unter der Voraussetzung, daß hörte nie zu uns. Der Nationalsozialismus hat ^ in jeder Theaterleitung wenigstens einen Mann als erster die kulturpolitische Aufgabe des Films ^t)t, der uns nicht nur pünktlich berichtet, sondern erkannt, ihn aus den Händen skrupelloser Ge- der darüber hinaus noch die heute leider seltene schäftemacher genommen und ihm einen Platz im ^"be besitzt, eine U r aufführung von einer E r s t - Tempel der Aunst eingeräumt. Ein F i l m jedoch aufführung und eine E r st aufführung von einer der beispielsweise nichts anderes bringt als Neuinszenierung und N e u e i n s t u d i e r u n g blumige wiesen und sorglos einherspringende 3" unterscheiden. Jedoch die Fähigkeit, diese vier Schäflein als Hintergrund für ein schmachtendes Möglichkeiten auseinanderzuhalten, ist im I e i t - Äiebespaar, das sich - Schläfe an Schläfe - alter der „Filmproduktion" eine seltene Erschei- wonneschauernd in den Sonnenuntergang ver- " " n g . So kommt es immer wieder vor, daß uns tieft, ist verlogen, weil er sich von der Wahrheit Theaterstücke, die bereits vor Iahren zum ersten zurückzog. Der F i l m muß auf dem realen Boden ^lale auf die Bühne gebracht worden sind, als des volkstums stehen und kann nicht an der „Uraufführungen" angekündigt werden, weder Peripherie eines ausgeklügelten Horizontes her- " n e Titeländerung noch eine Bearbeitung berech- umkrebfen. Und um die eigentliche Handlung, den tigen zu dieser Irreführung!

Sinn des Geschehens, plastisch zur veranschau- „Uraufführung" heißt soviel wie: d a s erste lichung zu bringen, muß sie sich von einem plasti- M a l , das a l l e r erste M a l ! Möglich (wenn fchen Hintergrund abheben, dem — nennen wir auch nicht nötig) ist eine g l e i c h z e i t i g e Ur- es vielleicht einmal — bösen Prinzip . . . Man aufführung an verschiedenen Orten oder verschie- kann keine eigenen Berufe erfinden, die das böse denen Theatern. U n m ö g l i c h aber ist es, ein . Prinzip auf der Leinwand vertreten. Es wird bereits uraufgeführtes Stück an gleicher oder ande«

immer als Arzt, Kammerdiener, Bäckermeister, rer Stelle noch einmal uraufzuführen. M i t dem Buchhalter oder Löwenbändiger erscheinen. Es Augenblick, in dem der Vorhang über den letzten kann sich daher nur ein Einzelwesen ,verletzt' Akt eines Stückes fällt, ist die Uraufführung dieses fühlen, das dann schreiend in die Menge seiner Theaterstückes eine Tatsache der Vergangenheit.

Standesgenossen rennt und wehklagt, es werde Nein Theater kann jetzt das Stück zur Urauffüh- ein ganzer Beruf durch den Schmutz gezogen. — rung noch erwerben, auch dann nicht, wenn das Mangel an Selbstbewußtsein, w i r verlangen ja Stück an ganz versteckter Stelle, von kaum jemandem auch nicht, daß die gesamte Schneiderinnung auf bemerkt, vor langen Jahren fchon einmal gewesen eine einsame Insel verfrachtet wird, weil viel- ist. Dagegen besitzt jede Bühne nunmehr leicht ausgerechnet ein Schneider an schwarzen die Möglichkeit einer Erstaufführung.

Pocken erkrankt ist. Gerade für uns ist der Humor L i n erstaufgeführtes Stück kann an einem Theater eine der wichtigsten Waffen im Kampfe um die beliebig oft neu i n sz e n i e r t werden, — alle

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oder nur einige Gesangs- oder Sprechpartien eines . und bei Unkenntnis des erfolgreichen Stückes ur-, erst- oder neuinszenierten Stückes können de- schon auf die bloße Ankündigung hin, daß eine liebig oft neu e i n s t u d i e r t werden. Ls hat Verfilmung bevorsteht, das Theater nicht besuchen, schon alles seine Ordnung! Diese oft beobachtete Wirkung fchadet dem Thea- Verwirrung in diese durchaus feststehenden ter sehr, wenn eine eigenlebendige vollkommen- Begriffe gebracht zu haben, ist ein freilich nicht^ hsit auf irgendeinem Gebiet unentbehrlich ist, gerade hoch zu schätzendes Verdienst der schon oben dann ist sie es vor allem beim Theater. Eine zitierten „Filmproduktion". I n Berlin und den schöpferische Ergänzung von Theater und F i l m meisten deutschen Städten geht kein Film über die kann aber niemals stattfinden, wenn zu gleicher Leinwand — und wäre er auch noch so alt! —, Zeit Bühne und F i l m das gleiche Stück spielen, der nicht als „Uraufführung" angekündigt würde. Die teilweise Abwanderung des Publikums zum Hierbei ist es doch ganz offensichtlich, daß die Re- F i l m ist nicht zuletzt aus diesen sehr schwer- klamefritzenaus der Filmbranche die presse und die wiegenden Gründen zu erklären. Die Stärke des Öffentlichkeit zu täuschen versuchen; einzig und Theaters ist die Stärke des Films und umgekehrt, allein aus diesem vielleicht praktischen, aber nicht Ein Iueinanderfinden der Kräfte des Theaters fchönen Grunde veranstalten sie mit dem w o r t und der Kräfte des Films bedeutet weniger eine

„Uraufführung" eine I n f l a t i o n und fchädigen Schwächung für beide Teile, vielmehr steigert die letztlich damit das Ansehen des deutschen Films. Tatsache ihrer Autonomie die eigengesetzliche.

So muß man leider immer wieder lesen: „West- eigenwillige Leistung. Die ganze Problemstellung, deutsche Uraufführung" — „Norddeutsche Urauf- die sich vornehmlich aus der materiellen Vor- führung" — „Berliner Uraufführung" und Herrschaft des Films über das Theater ergibt, schließlich sogar „Deutsche Uraufführung" und wird nicht dadurch gelöst, daß das Geschäft über

— gewissermaßen als „letzter Schrei" des Tages das Theater triumphiert. Die gleichzeitige ver-

— „Welturaufführung". I m Kino nebenan läuft filmung eines erfolgreich gespielten Bühnenstückes ein F i l m in „ v e r l ä n g e r t e r U r a u f f ü h - bleibt ein entscheidendes Kriterium für die preis- r u n g " , zwei Häuser weiter ein längst ver- gäbe der Autonomie des Theaters, das einem gessener, aber dennoch wiederausgegrabener bloßen Lrfolgsmaßstab niemals allein genügen Schinken in „ w i e d e r h o l t e r U r a u f f ü h - kann.

r u n g ". Damit ist freilich die höchste Grenze des Blödsinns erreicht. Das deutsche Theater hat keine

Veranlassung, da mitzumachen, hier ordnend ein- N e g l S S e u r auSScblieSSlicb oder zugreifen, wäre eine Aufgabe der Theater- und D a r s t e l l e r - I t t e g t s s e u r ?

Filmkritik!

I n einer westdeutschen Zeitung wird die Frage erörtert: „Sterben die Regisseure aus?"

IN,",!,»,o „„>> is<i«, Nicht etwa so, daß die Regie aufhört, sondern in

^ U v n e UNv A-nm ^ Richtung, daß, seit einigen Jahren erkenn- Ein wichtiges Problem bleibt die Verfilmung bar, der Stand des Rur-Regisseurs im Schwin- von erfolgreichen Bühnenstücken und ihre Rück- den ist, und daß vielmehr die überwiegende Zahl Wirkung auf das lebendige Theater. Gerade in der Inszenierungen heute von Schauspielern ge- dieser Spielzeit sind einige serienweise gespielte schaffen wird, die nach ihrer Inszenierung wie- Bühnenstücke noch während ihrer laufenden Auf- der in die Reihe der Darsteller zurücktreten. Die führung verfilmt worden. Das bedeutet, daß sich Zahl der ausschließlich in der Regie tätigen die Filmproduktion des Erfolgsstückes um jeden Künstler ist ganz gering geworden. M i t Jürgen preis bemächtigt und in einer meistens starmäßi- Fehling, Richard weichert, Heinz Dietrich Kenter, gen schauspielerischen Besetzung die Bühnendar- Heinz Hilpert sind sie beinahe aufgezählt. Dagegen stellung übertrumpft. Diese Uebertrumpfung geht haben die Schauspieler Legal, Bildt, Harlan, Lie- auf Kosten des Theaters, w i r d es schon in den beneiner, Leibelt, George, Müthel, Lucie Höflich seltensten Fällen passieren, daß sich der Filmbe- in letzter Zeit Regie geführt. Man bringt oft sucher auch noch das gleichnamige Theaterstück gegen den Schauspieler als Regisseur ins Feld, ansieht, so wird er umgekehrt oft die Feststellung daß er ein dramatisches Werk viel zu sehr aus- machen, daß der Film die Möglichkeiten des schließlich von der Rolle aus sähe, daß aber der Stoffes mehr ausgenutzt hat als das Bühnenwerk Nur-Regisseur stärker von einem Zentrum aus

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inszeniere. Das ist gewiß nur halb richtig, und (Line herumziehende Schauspielertruppe gab in die Darsteller-Regisseure haben zumeist bewiesen, einer kleinen Residenz unter mehreren anderen daß sie das Gesamtwerk über die Rollenrücksicht Vorstellungen auch die des alten Singspiels: „Die stellen können.'Und gegen den Nur-Regisseur hat Jagd". Der Tanger, welcher die Worte zu singen man gesagt, er sei zur Regie gekommen, weil er hatte: „ E s lebe der König, mein Mädchen und meist ein mittelmäßiger Schauspieler gewesen sei. ich; der König für alle, mein Mädchen für mich!"

Das stimmt auch nur gelegentlich; denn über- änderte i n Abwesenheit des regierenden Fürsten, wiegend liegt es so, daß diese Regisseure getrie- und der anwesenden jungen Fürstin zu Ehren den waren von der Leidenschaft zur Gesamt- jene stelle treuherzig also ab: „Es lebe die Für- gestaltung, und daß ihre schau des ganzen Thea- stin, mein Mädchen und ich; die Fürstin für Alle, terkunstwerkes phantasiestärker und fruchtbarer mein Mädchen für mich!"

war als ihre Ausdruckskraft innerhalb eines Wert- teiles. Sie kamen nicht aus Verlegenheit, son-

dern aus innerer Bestimmung zur Regie, wenn Baron —, ein französischer Schauspieler, war aber ein Wechsel von Schauspieler und Regisseur ein großer Freund des schönen Geschlechts. Line in ein und derselben Persönlichkeit da ist, so ist Dame von hohem Range pflegte nur vertraute das nicht eine Experimentiersucht oder der Wunsch, Briefe mit ihm zu wechseln. Einst kam der Baron

„ich möchte auch einmal", sondern es sind jene uneingeladen in ihre Antichambre mitten unter merkwürdigen Doppelbegabungen wirksam, über eine große, sehr vornehme Gesellschaft. „ B a r o n ! "

die wir nur froh fein können, w o man hier aus der sagte die Dame in Uebermuth und Unwillen, „was Not eine Tugend macht, wo man aus Ersparnis- wollen Sie?" — „Meine Schlafmütze!" gab der gründen handelt, kann es leicht mißglücken. Aber erbitterte Schauspieler mit lauter Stimme zur wo die Begabung reich genug ist, um bald auf der Antwort,

einen, bald auf der anderen Seite sich zu betätigen, *

da wird es dem Theater nur nützlich sein und ^ . ^ , ^ . , . . < - «

steigernd wirken. Auch die Aur-Regisfeure wer- ^ " Schauspieler der dem Trunke ergeben den gelegentlich einigen Nachwuchs bekommen; war kam emes Abends ziemlich berauscht auf dre aber aufs Ganze gefehen, wird wohl der Auch- ^ h n e . Die ersten Worte, die er zu sagen hatte, Regisseur wieder die Hauptarbeit i n nächster Z u - " a r e n : „ I H komme zu Dir, meme Liebe, aber kunft zu leisten haben. Die Frage hängt aber im hoffnungslos" usw. Er konnte aber nichts weiter, tiefsten mit der Lösung der zukünftigen Theater- als „ I c h komme — ich komme —" lallen, denn ausbildung, also der Theaterakademie, zusammen, das Uebrige hatte er rein vergessen. Da er es nun

^ , . . mehreremale wiederholte, rief eine Stimme aus

— ^ ^ dem parterre: „ A u s der Weinstube!" — „ E r -

^ raten!" antwortete der Schauspieler trunkenen u . o e u l e r - n n e n o o i e n « " Muthes, und es entstand ein allgemeines Gelächter aus „Witz und 3aune oder Sammlung scherzhafter und Klatschen.

Anekdoten, fröhlicher und sonderbarer Geschich- ^

ten", Ulm, 5835: ^ . . <-^ . . < ^ <,

Be: einer Schauspielertruppe, welche unter Ew. Excellenz muß ich mit meinen Klagen dem weiblichen Personale vorzüglich interessante über die Regie unserer Oper beschwerlich fallen Gestalten zählte, zeichnete sich die Direktrice allein

— schrieb Mad . . . an den Directeur des Spec- durch ihre auffallende Häßlichkeit aus, und doch tacles, Herrn von — in —. Man hat die beliebte behaupteten und wetteten sogar mehrere männliche Oper Aschenbrödel ausgetheilt, und die parthie Zuschauer: das unter allen gegenwärtigen Damen Aschenbrödels der achtzehnjährigen Mamsell - ^ Schauspielhause, die Direktrice die allein ein- zugesprochen. Nun ist sie doch offenbar die erste „ehmendste s ^ , so lange nämlich, wurde hinzu- Liebhaberin im Stück, und Ew. Excellenz wissen ^ r , - sie an der Casse sitze,

lelbst, daß ich seit nunmehr drei und zwanzig » ' ^ ' ' " ' ^ Jahren in Besitz dieses Rollenfaches bin etc. Ma- « dame, antwortete Herr von —, wenn Sie mir

Jemand anführen können, der, als Sie achtzehn Der Kapellmeister Himmel gab einmal der Jahre zählten, I h r Liebhaber war, und es jetzt berühmten Sängerin Engel einen Empfehlung-- noch ist: so w i l l ich Sie in dem angezeigten Falle brief, der blos die Worte enthielt:

schützen. „Der Himmel schickt Ihnen hier einen Engel."

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D r . d . c. D e r m a n n N n r t e , N ö r r a c b i . N .

Volk und Aunst

Zu Anfang des März bringt in Berlin die „Volksbühne, Theater am Horst-Wessel»

Platz" die Uraufführung von Hermann Burtes gewaltigem Drama „warbeck" unter der Regie von G. 3cherler. Damit wird der Dichter, der in Verlin bisher nur mit seinem

„Ratte" zu w o r t gekommen ist, feinen frühen Verdiensten um eine deutsche Kunst ent- sprechend würdig geehrt, w i r bringen aus diesem Anlaß aus einer Rede Vurtes, die er zur Eröffnung einer Runstausstellung in seinem badischen Heimatort Lörrach, wo er als Dichter und als Maler schafft, gehalten hat, einige ausgewählte Abschnitte, in denen er in schönen und gültigen Formulierungen das innere Verhältnis von Volk und Kunst darstellt.

Irgendeine Anhäufung von Menschen an irgendeiner Stelle des Erdballes ist noch lange kein Volk und keine volkschaft. Gemeinsamer Ursprung, gemeinsame Geschichte, erlebtes Glück und durchsochtene Leiden, blutmäßige Verwandtschaft und seelische Verbundenheit, der Glaube der Gesamtheit an den Führer und des einzelnen an alle, das Gefühl, ein lebendiges Wesen zu sein, alles das erst macht ein Volk aus!

wer aber geHort zu diesem Volke, wie setzt es sich zusammen? wenn ein Mensch sich über die Landschaft im inneren Bogen des Rheins so hoch erheben könnte, daß er, mit magischem Blick begabt, alle Menschen i n diesem Lande, große und kleine, zu schauen vermöchte — den Bauern am Pflug, den Rebmann in den Reben, den Fuhrmann auf der Straße, den Jäger im Walde, den Fischer am Strom, den Kraftwerker am Schalthebel, den Weber am Stuhle, den Stecher an der walze, den Beamten am Schalter, den Fahrer am Steuer, dazu die Frauen in den Däusern, bei der Arbeit, i n den Rüchen, Stuben und Ställen, i n den Websälen, im Telephon- saal, die Verkäuferin, die Lehrerin, alle, den Maler an der Staffelei, den Dichter an der Hand- schrift, den Richter am Urteil, den Pfarrer über der predigt, Baumeister am planen, Gelehrte an den Urkunden, alle Berufe, zuletzt die Greise und Rinder, alles, was da lebt und webt, die ungeheure Fülle und Mannigfaltigkeit der Menschen eines Stammes in ihrem Gau — er hätte noch nicht das ganze Volk gesehen!

Denn zum Volk i n seiner geistigen und ewigen Einheit gehören nicht nur die Lebenden, sondern auch die Toten, die Ahnen, die Väter und Mütter der Alemannen unter dem Boden, in der Grde, aus der sie gemacht und zu der sie wieder geworden sind. Und wenn sie alle auf- stünden aus ihren Gräbern, nicht nur die in der Heimat, sondern auch jene, die fern der Heimat für diefen Fleck Grde am Gberrhein, für die Ihrigen, für Raiser und Reich gefallen sind, für das heilige Reich der Deutschen zwischen Maas und Memel, auch dann wäre es noch nicht, trotz der ungeheuren Zahl, das ganze Volk.

Denn zum Volk als ewiges Ganzes gehören auch die Zukünftigen, die noch Ungeborenen, sie alle, die bis in das dritte und vierte Glied hinein zu tragen, zu leiden, zu genießen, aus- zuleben haben, was die Gegenwärtigen ihnen an Gutem und Bösem vererben oder übermachen.

Tote, Lebendige und Rünftige erst machen das ganze Volk aus!

Gin Volk gleicht einem ungeheuren Strom: Quelle und Stromfall, Stromschnelle, Untiefe, Stau und Mündung — alles gehört zu seiner Gestalt und formt sein Dasein! Und wie das Wasser in der Natur als Wolke wieder den Bergen zuwandert, so geht auch über dem Strom der volkheit, dessen einzelne Tropfen im Unendlichen untergegangen fcheinen, ein geistiges Strömen zurück vom Meere nach der Quelle: dieses Auferstehn und Zurquellegehn ist ebenso wahr und wirklich wie das Wallen der Wellen im Strombett, nur fährt es uns zu Häupten hin, unsichtbar, unfaßbar, aber denkbar und offenbar!

So ist das Volk, recht bedacht, ein geheimnisvoll Dahingehendes, schwer zu fassen, voll seliger Freude und schauerlichen Jammers! Auch die Runst, sie sei Baukunst, Staatskunst, Tonkunst, Dichtkunst oder Bildkunst, ist ein geheimnisvoll Lebendiges und sagt die Lösung ihres Rätsels nicht in jedes Vhr.

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Was w i l l die Runst eines Volkes und was soll sie sein?

Die Runst sucht dem Leben einen Sinn zu geben und diesem Sinne eine Form oder Gestalt.

Die Runst ist Lebensausdruck: Bewahrung und Verewigung des vergangenen, Gestaltung und Offenbarung des Gegenwärtigen, Ahnung und Planung des Rünftigen. Ackerbau, Fischerei, Weberei, alle Gewerbe und alle Handwerke dienen dem Leben und seiner Fürsorge; sie alle sind von der Not geboren; sie kämpfen für den Menfchen gegen Hunger und Rälte, Elemente, Feinde, innen und außen: sie helfen ihm, den göttlichen Befehl auszuführen: Machet euch die Erde Untertan! Die Runst aber geht über das Rotwendige hinaus: wenn die Lebensfürforge dem Menfchen zu Dafein, zum Sieg im Lebenskampfe hilft, so läßt die Runst ihn des Daseins erst recht inne und bewußt werden. I n der Runst ahmt der Mensch seinen Schöpfer und dessen schaffendes Werk nach: er formt im Stoffe eine Gestalt nach seinem eigenen Ebenbilde. Diese lverke der Runst erfreuen den Menfchen und steigern sein Empfinden. Und an der Freude und dem vermehrten Lebensgefühl wächst die A r t : A r t schaffen durch Freude, das soll die Runst!

„Gin schönes Ding ist eine stete Freude!"

I n Bauten, Standbildern, Malereien, Tonsätzen, Liedern und Gedichten schafft der Menfch sich eine erhöhte Welt und einen erhöhten Menschen. Indem der Tragiker die Menschen erschüttert, weitet er ihren Geist, beflügelt die Seele und macht durch das Mitfühlen erdachter Leiden die Herzen fähiger zum Ertragen der wirklichen. Volk und Runst sind verbunden durch die schaffenden: der Rahmen aber, der sie hält und einigt, ist die Landschaft, ist der Boden, der heilige Gotteserdboden! B l u t und Voden! Diese ungeheuren Mächte gestalten den Menschen, halten ihn in jeder Sekunde seines Daseins gebunden, formen feinen Rörper, seinen Geist, sein Gesicht, seinen Glauben! Was man Geschichte nennt, sind die Rinnsale des Blutes in den Formen des Bodens: „Die Erdgestalt befehligt der Geschichte", sagt der Dichter.

Der Lage und Form des Bodens nach wachsen die Völker und, vom Boden elementar bedingt, ihre Art, ihre Rulturen, ihre Rrisen, Rriege, Ausstiege und Untergänge.

I n der Landschaft sind Volk und Runst verbunden und gebunden: wer ein Volk w i l l recht verstehn, muß in seine Landschaft gehn. Wir Markgräfler nun bewohnen eine in ihrer Vielfalt und Gegensätzlichkeit geradezu üppige Landschaft. Da strömt der grüne Rhein dahin mit seinen unerschöpflich reichen Motiven, die alte ewige Schlagader seines Tales, nicht eine Grenze, sondern ein Unbegrenztes; da starrt der blauschwarze Wald mit seiner einprägsamen Himmels- linie! v o n der ebenen Riesschütte des Rheintales zu den Lößbergen des Vorlandes, den Ralk- hügeln und Granitberyen — welcher Wechsel des Bodens, der pflanzen, des Waldes, des Lichtes und der Luft! Weißer Muschelkalk am Rlotz, gelber Ralk landein, roter Sandstein und grauer Granit! Der nordische Feldberg und der strotzende park von Badenweiler! Tropfsteinhöhlen und heiße Quellen! Stille, säst moosige Dörfer mit ehrwürdig alten Rirchtürmen und in Wohn- kolonien Häuser neuester Art aus Glas und Rlinkern: das Holzhaus des kleinen Wiesentälers und die Wohnkaserne der Industrie; das holderüberwachsene ächzende Wasserrad des Berg- müllers und die fast antik anmutenden Rraftwerke am Rhein! — Maulbeerbäume i n Istein und Buchwälder ob Grenzach — wahrlich, es heißt Wasser in den Rhein tragen, wenn man das alles im einzelnen auszählt. Das Markgräflerland ist ein begnadeter Fleck auf dem Erd- ball, ein Land, wie gemacht zur Heimat von Dichtern, Musikern und Malern.

I n diefem herrlichen Rahmen, wie verhalten sich da Volk und Runst zueinander? Das können wir uns an einem unvergleichlich belehrenden Beifpiel klarmachen, am Verhältnis des größten Markgräfler Rünstlers zu seinem Volk: an Hebel! — Wie? höre ich da sagen, soll Hebel, der Dichter und Erzähler, hier in einer Bilderausstellung alsRünstler behandelt werden?

J a , das soll er, denn er ist ein Rünstler, und was für einer! Als der vierzigjährige Rarls- ruher Pfarrer und Professor daran ging, Gedichte in der Bauernsprache seiner Heimat zu schreiben, tat er es ganz im Sinne jenes Goethe-Wortes:

Der darf sich keinen Künstler nennen, der nicht zuvor sein Werk genau bedacht, denn ehe man was Gutes macht, muß man es erst recht sicher kennen!

Seine Gedichte sind Rünstlerwerk, mit großem Bedacht und sehr wachem Bewußtsein geschrieben. Er lernte die Sprache und ihren Bau kennen wie ein Maler die Anatomie; er

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studierte die Wendungen des Volksmundes wie ein Maler die Posen des Modells; er, der vom Vater her pfälzischen Blutes war, hatte sich völlig veralemannt; er wendet sich an alle, deren Wissen seiner Kunst helfen konnte; er wählte seine stoffe aus der Bibel, aus der sage, aus vorhandenen Liederbüchern und packte nun die ruhenden oder noch ungebildeten stoffe mit reiner Hand, mit reinen sinnen an, und es ging ihm, wie Goethe sagt: Faßt des Künstlers reine Hand, Wasser wird sich ballen! so vollendet ist seine Kunst, sein wacher s i n n beim Schaffen, daß sie das Höchste erreicht: sie wirkt als Natur! — Genie ist Kunst, die als Natur wirkt! l v e i l er so treu ist, so redlich, so unbestechlich, darum ist er so wirksam! vom Volk war ihm i n stillen Lebensjahren das Wesen zugeströmt, er hatte sich daran vollgesogen und atmete beglückt es wieder an.

so geht das Gut des Volkes, von ihm genommen, zu ihm zurück und t r i t t beseligend in sein Bewußtsein ein: eigentlich war es immer da, nur stumm. Run hebt sich das Volk mühelos, mit Lust, durch die Kunst des Dichters in dessen reine sphäre und findet da die eigene Art, wahr und klar gesteigert. Der Geist des Künstlers bildet das werdende Geschlecht; fein Wesen befruchtet andere, seine A r t zu sehen und zu sagen, wird übernommen, entwickelt, in bestimmter Richtung weitergetrieben: und nach Jahren und Jahrzehnten strömt sein Geist in jedem Wesen, er kann wahr und wirklich sagen: Ich bin ihr! Gr ist der ewig schenkende, der geliebte Genius der Heimat! Volk und Kunst find durch ihn i n der Landfchaft eins geworden.

Was bei Hebel und dem Volk unbedingt vollendet geschah, geschieht mit anderen annähernd oder ähnlich.

Nichts ist der Dichter ohne das B l u t und den Boden eines lebigen Volkes, nichts bedeutet ein Volk für die Menschheit ohne das B l u t und den Geist seiner Dichter. I n Hebel ist Heil und segen: in ihm offenbart sich Volk und Kunst zugleich, er weilt schon bei jenen seligen Geistern, die von drüben in Liebe rufen, aber auch bei uns, den Lebendigen, lebiger als irgendeiner von uns. Er wandelt immer uns zu Häupten jenen Geisterweg in den Lüften zur Quelle zurück, wirkt als vergangener in der Gegenwart, als Bildner des Künftigen: ein schlagender Beweis für den satz, daß erst die Dreiheit: Tote, Lebende und Ungeborene die wahre volkliche Einheit ausmacht. . . .

Die Kunst folgt ihren eigenen ungekannten Gefetzen; wenn man den Wundervogel auf dem Blitzableiter der Kirche erwartet, sitzt er vielleicht auf dem Fabrikkamin und bezaubert mit feinem Gesang die Weberinnen! Die Muse ist eine launige Göttin; sie wählt, wen sie w i l l , nicht wie ihr befohlen wird. Das volkliche, das Rassische, das stammesmäßige wirkt stärker auf sie als das staatliche, sie hängt nicht von der Wirtschaft ab, nicht von der Herrschaft oder Knechtschaft. Die klafsifche Dichtung der Deutschen blühte in den Jahren der napoleonischen Tyrannei. Ohne diese kein Kleist, ohne den kein Hebbel. I h r e Wege sind sonderbar und wun- derbar. Dem edlen Trotz ist sie gewogen, von alters her.

Vor meinem geistigen Auge fehe ich zwei Bilder leuchten, die beide auf deutsche Wände, i n deutschem Auftrage, gemalt worden sind, von einem alemannischen Maler schweizerischer Her- kunft, von Ferdinand Hodler: es ist das B i l d in Jena: studenten ziehen i n den Befreiungs- krieg von 18^3, und es ist das B i l d in Hannover: Der schwur auf die neue Lehre!

Meines Kennens gibt es keine anderen Bilder, die fo unheimlich offenbarend dem Wesen unserer Wiedergeburt, Erneuerung und Reinigung durch die Umwälzung von 5933 verwandt sind wie diese.

Dem deutschen Wunder entspricht das künstlerische!

I m Bilde von Hannover sieht man einen Führer in äußerster Anstrengung des Geistes und Körpers eine Reihe von Volksgenossen mitreißen zu einem schwur: alle Hände sind empor- gereckt, alle Muskeln des Körpers angespannt. Jeder fühlt, daß er einem Neuen sich verpflichtet, jeder ist unbedingt mit Herz und Hirn, mit Haut und Haar dabei.

viele schüttelten damals, vor Jahren, als das Gemälde erschien, die Köpfe vor diesem so schauerlich eindeutigen Bilde, dieser so stur gleichen Geste von vierzig Figuren. Aber wer sich vom geschichtlichen Gewände freimachen und unbefangen blicken kann, der sieht im Deutsch- land von 1933 nicht nur vierzig, sondern vierzig Millionen Hände so erhoben, so gepackt von:

Führer, mitgerissen, mitreißend, und erkennt, daß damals der Genius im Maler unbewußt ein

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Schlummerndes gestaltet hat. Als Begabter und Beströmter hielt er die große völkische Wahr- heit im Bilde fest, noch ehe sie auf allen Straßen und Plätzen sieghafte Wirklichkeit wurde.

Und jene Studenten in Jena?

Das ist das B i l d einer Jugend, die alles hinter sich wirft, um die Freiheit zu erkämpfen, einprägsame schlanke Figuren: hart, herb, männlich, ungefällig, fast barbarisch, aber unwider- stehlich. Das ist die Kunst der Zeit, und hier wird vielleicht der künftige Maler weiterschreiten,

v i e l l e i c h t . . .

was schiert es uns, daß die wiege dieses großen Sehers und Malers nicht im Reiche stand!

Gs ist das ererbte Rassegefühl, die tief eingewurzelte Stammesart, die germanische Ader im Künstler, die ihn befähigten, das gestellte Thema: Der Schwur auf das Neue! so darzustellen, daß es über die Zeit hin ewig wahr ist und immer wieder wirklich werden kann, volkhafte, mannhafte Kunst für alle, Kunst, die M u t gibt, Kraft i n großer Geste, die zur Tat, nicht zum Traum drängt, die zu Liebe und Krieg, diefen elementaren polaren Tatfachen des Lebens, herz- haft J a ! sagen kann.

Auf diefem Wege ahnen und sehen wir den Kommenden und seine Kameraden gehen wie jenen stiernackigen Berner, von dem die pariser Gazetten schrieben: w i r schätzen und verstehen diese germanische Kunst nicht!

Dieser Künftige wird durchschauende Augen und durchgreifende Hände haben: der gelbe Lurch wird ihn nicht mehr blenden und hemmen.

Der Künftige wird von allen lernen wie der Generalstäbler, wie der Wissenschaftler, der Arzt, der Forscher! „Hermann in Rom" ist die immer wiederkehrende Zwangslage des sieg- suchenden Deutschen! Der Künftige wird alle kennen, jedem laufchen, aber keinem gehorchen oder gleichen. Denn daran erkennt man die Echten, daß sie sagen: „Den ich liebe, ahme ich nicht nach!"

Die deutsche Umwälzung von ^933 schöpft aus den gleichen bodentiefen Quellen wie die Kunst; nicht der platte verstand, sondern ein tiefes, am Unbewußten genährtes Lebensgefühl bewegt Führer und Volk.

Der erste und wichtigste Künstler der Ration ist der Mann der Staatskunst, der Kanzler, der Führer. Gr gibt auch der bildenden Kunst aus seinem willen mächtige Impulse; an ihr ist es, diese zu gestalten!

Bürgerliches Theater UM ^800 Nach einer Vorlage des Münchener Theatermuseums

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Das Wübnenbild

U)ir zeigen drei Entwürfe von H e l m u t J ü r g e n s zu der „Tannhäuser"-Inszenierung, durch Hubert Franz im Städtischen Opernhaus zu Düsseldorf.

Jürgens hat auf der Kunstakademie, der Runstgewerbeschule, im Malersaal des Theaters gelernt, war vier Jahre an mehreren westdeutschen Bühnen tätig und ist nun, heute ein junger Dreißiger, seit sechs Jahren Ausstattungsleiter der Städtischen Bühnen in Düsseldorf, wo er an dem planvollen Aufbau des Bühnenbildes arbeitet, immer bemüht um ein hohes künstlerisches Niveau der Ausstattung des Spielplanbedarfs auf längere Sicht durch eigenartiges und wert- volles Neues, das von unreifen Experimenten freigehalten wird.

Die drei hier wiedergegebenen Bühnenbilder erscheinen uns deswegen bemerkenswert, weil sie in dem Sinne „richtig" sind, in dem Richard Wagner die Natur erlebte und sich ihren schöpfe- rischen Kräften verbunden fühlte, und weil sie mit dem Gefühl für Natur den Sinn für S t i l und Phantasie verbinden. Man wird nicht allzu oft die deutsche Landschaft Thüringens mit der Wartburg so erfühlt und so gefangennehmend im „Tannhäuser" sehen wie hier. Nur weil wir die Blätter von Jürgens nicht in Farbendruck wiedergeben können, begnügen wir uns mit der Veröffentlichung eines dieser Landschafts-Lntwürfe, und zwar des der Herbstzeit, und müssen auf die des Frühlings verzichten. Wir ergänzen die Wiedergabe durch den „Venusberg" und die „Festhalle".

Tannhäuser: Herbstlandschaft Helmut Jürgens

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il.annhäuser: Festhalle

Tannhäuser: venusberg Helmut Jürgens

» » 3 kielinut Jürgens

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N r i c d D ü r r , B e r l i n

IKickard Wlagners Wüknenbild

Ivagner ist der Schöpfer des Bühnenbilds im modernen Sinn. Seit ihm besteht die grund- sätzliche Forderung, daß das Optische der Szene einen künstlerischen vollwert, nicht an sich, sondern im besonderen Zusammenklang mit Ton und Wort und aus demselben Geist wie diese geschaffen, darstellen muß. Wohlgemerkt, er ist nicht nur Anlaß, sondern Schöpfer dieser Art Bühnenbild. Er hat die Bühnenvorgänge bildhaft räumlich gefehen und sie rm gesprochenen Wort und in der szenischen Anweisung eindeutig festgelegt.

Darum ist Richard Wagners Werk noch heute der klassische Prüfstein für das Rönnen eines Bühnenbildners, v o r allem für das Rönnen im höchsten, meisterlichsten Sinn: das verzichten- können auf eigene Willkür. Denn er muß ja aufgehen können im Geist und Bildsinn, den ein anderer geschaffen. Die Selbstüberhebung des Ich in den vergangenen Jahrzehnten hat sich gerade im Bühnenbild besonders verheerend ausgewirkt und viel zur Entfremdung des Volks vom Theater in Deutschland beigetragen, sie hat sich zuletzt auch an Wagners Lebenswerk herangewagt und dessen sinnvolle Wiedergabe zuweilen mindestens bis an die Grenze bewußter Sabotage be- einträchtigt.

Für uns hat all der Mißbrauch gewiß jetzt das eine Gute: er gibt uns die Möglichkeit, den echten Wagner mit neuer Rraft wieder neu zu entdecken. Denn wir müssen uns klar darüber sein, daß der Periode der falschen, verständnislosen „Erneuerungs"-Versuche eine Zeit der Stagnation und verschlampung in der Wagner-Pflege vorausgegangen war, die wir keineswegs zurück- wünschen. Schon das wilhelminische Zeitalter hatte sein Wagner-Mißverständnis ins Bom- bastische des Renommiergermanentums, durch dessen klaffende Lücken bürgerlich sentimentale Naturschwärmerei und falsche Butzenscheibenidyllik hindurchschimmerten. Als Reaktion gegen diese verbürgerlichte Wagner-Pflege müssen wir es verstehen, wenn eines Tages auch hier der Weg zur Rettung des Monumentalen in der abstrakten Stilisierung gesucht wurde, wie zuerst in Adolphe Appias bei aller Abwegigkeit Achtung erzwingenden Entwürfen. Und gar nach dem Rriege lernte man Deutschland so klein sehen, daß man sich die nordischen Helden des „Rings" nicht mehr am Rheine siedelnd, Wotan nicht mehr durch deutsche Eichen- und Tannenwälder brausend denken konnte, sondern daß die fromme Mär durch alle Malerateliers zu laufen begann, der Aufbau einer

„Edda-Welt" aus einigen kahlen, fubpolaren Felsbrocken fei am zweckmäßigsten mit den zu- sammengeschmolzenen Bühnenbildetats in Linklang zu bringen, vielleicht bildete man sich wirk- lich ein, Wagner auf diesem Wege zu „retten". Man zeigte aber nur die eigene Ghnmacht, ihn zu begreifen.

Bemerkenswert ist, wie lange die gute Bayreuther Tradition doch imstande war, diesen ver- schiedenerlei Anstürmen Stand zu halten. Freilich, die Festigkeit der Abwehr beschwor je länger, je mehr eine Gefahr herauf: sie mutzte sich schließlich im rein konservativen Sinne auswirken. Da der Andrang des Neuen wagnerischem Geist im Grunde zuwider war, gab es für den Gegendrang nur das Anklammern ans Hergebrachte, kein neues Werben um das Erbe. Die pietätlosigkeit gewann bedenklich die Oberhand, und allmählich schien die Wagner-Skepsis durch die Art der Wagner-Pflege an deutschen Bühnen endgültig recht zu bekommen. Die Erneuerung der Wagner- schen Werke in szenischer Hinsicht wurde zu einem „Problem", über das viel geredet und geschrieben wurde, Richtiges und Falsches, was aber nicht verhinderte, daß die Praxis immer mehr in Verwirrung geriet. Auch heute stehen wir erst am Anfang einer Besinnung, und die Zahl der befriedigenden Neugestaltungen etwa des „Rings" dürften an den Fingern zu zählen sein.

Eine nachdrückliche Stimme der Warnung, wie sie R a r l H e r m a n n M ü l l e r mit seiner Schrift „ W a c h e t a u f ! E i n M a h n r u f a u s dem Z u f c h a u e r r a u m f ü r R i c h a r d W a g n e r s B ü h n e n b i l d " (Leipzig, Z9Z5, Breitkopf und Härtel) erhebt, scheint daher für alle Mit- und Nachläufer unter den Bühnenbildnern und Regisseuren am Platze, die sich mit Wagner- Inszenierungen zu befassen haben. Sie wird gerade dadurch wertvoll, daß sie aus Laienkreisen stammt und ausspricht, was der Besucher von Wagner-Aufführungen in szenischer Hinsicht erwartet oder vermißt. Der Fachmann tut gut daran, diese Kaienstimme nicht mit überlegenem

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Tächeln zu überhören, selbst dann, wenn er berechtigte Einwände gegen ihre Gedankengänge zu haben glaubt. Denn sie erklingt aus einer Ergriffenheit von der Sendung des Wagnerschen Bühnenwerks heraus, die durchaus nicht jedem eignet, der berufsmäßig mit Wagner-Werken zu tun hat. Und wie mancher Fachmann auf den Brettern ist ein Laie im Wissen um das, was im Zuschauer vor sich geht! Endlich noch verfügt ein Zuschauer, der, wie der Verfasser, lange Jahre in ganz Deutschland Wagner-Aufführungen gesehen hat, über eine besondere Art von Erfahrung, auch wenn diese vorwiegend unerfreulich ist.

M i t großer Sorgfalt ins Einzelne gehend schildert K. H. Müller Szene für Szene die geläu- figen Inszenierungsfehler. Auch wer ihm nicht überall recht gibt, auch wer die Gefahrenquellen schon kennt, mag sich durch die Fülle von Hinweisen zur größten Gewissenhaftigkeit in der ver- antwortungsvollen Aufgabe einer Wagner-Inszenierung anspornen lassen. Denn trotz aller bühnentechnischen Fortschritte müssen wir uns darüber klar sein, daß nur die äußerste Anstrengung Wagners szenischen Forderungen annähernd gerecht zu werden vermag, daß jede Bequemlichkeit, jede vorzeitige Resignation unter der Parole: „Das ist ja doch nicht zu machen" eine Todsünde ist an der unerbittlichen Höchstleistungsforderung der Kunst.

Einer Gefahr freilich ist der Verfasser nicht entgangen: er sieht zu oft nur die einzelne Ab- weichung vom vorgeschriebenen oder Hergebrachten an Stelle des Grundsätzlichen und wird dadurch mit zum Träger jener nur konservativen, rückwärtsgewandten Blickrichtung. Als Rur- Zuschauer kennt er auch die heutigen technischen Voraussetzungen des szenischen Apparats nicht genügend, um sich widersprechende Möglichkeiten auseinanderzuhalten.

Sein konservativer Sinn geht sogar so weit, daß er sich von der Vorstellung vom Aussehen und der Kleidung der alten Germanen, wie sie vor fünfzig Jahren im Schwange war, nicht los- machen kann. Der Bart scheint ihm ebenso verbindlich wie die Fellbekleidung. Das sind Vor- stellungen, wie sie nach unserer heutigen Kenntnis altgermanischer Kultur einfach nicht mehr tragbar sind. Selbst wenn Wagner die Felle der Mannen ausdrücklich vorgeschrieben hätte — und er hat es nicht —, hier wäre es nicht nur unser Recht, sondern unsere Pflicht, vom Wortlaut seiner Anweisung abzuweichen, wie überall da, wo sie etwa in Widerspruch träte zum heutigen Rüstzeug unserer nationalen Kulturfront. Denn aus unsrem heutigen geistigen Kampfwillen muß;

auch unser Verhältnis zur Erscheinung Wagner bestimmt sein. Wir können und wollen Wagner- nicht ins neunzehnte Jahrhundert mumifizieren, wir müssen ihn heute anders erleben als seine eigenen Zeitgenossen. Aber auch n u r unser verjüngtes Deutschbewußtsein darf uns zu neuen Auslegungen ermutigen, weil es mit dem Geist und innersten Wollen Wagners zusammenklingt.

An Hand dessen, was K. H. Müller an Bildmaterial seinem Buch angefügt hat, glaube ich eine weitgehende Uebereinstimmung darüber feststellen zu können, worauf es ankommt: Wagners Musik und Wort verlangt die szenische Realität des Geschehens. Selbst im „Rheingold" vollzieht sich die Handlung nicht auf einer intellektuell-symbolischen Ebene, sondern in der wirklichen Welt. Jede einzelne Geste muß körperhaft überzeugend wirken. Auf der Szene befindliche Dinge, von denen gesprochen wird, oder die musikalisch dargestellt sind, müssen in glaubhafter Natürlichkeit vorhanden sein. Beispiel: es gibt kein Waldweben ohne Laub an den Bäumen. Ein großer, aber leider nicht seltener I r r t u m über das Wesen der Bühnenrealität, zu glauben, daß Baumstämme bis über Bühnenhöhe genügen, ^oie „webenden" Kronen könne sich das Publikum dann schon denken. Sie genügen allenfalls für den Begriff, aber nicht für das Erlebnis Wald.

Das sind alles Dinge, die über das Wagnersche Werk hinaus überhaupt für eine volksnahe Bühnenkunst wichtig sind. Uebrigens ist bei Wagner „märchenhafte" verniedlichung nicht weniger vom Uebel als Allegorie und Abstraktion. Lohengrin als „Märchen" (mit Lufthiebzauber beim Zweikampf) ist ebenso absurd wie die Schwertschmiedeszene im Siegfried als „Märchenposse".

Nicht in zauberhaftem Schattenreich, sondern in deutscher Landschaft vollzieht sich das Geschehen.

Und diese deutsche Landschaft mit ihren Höhen, Tälern und Flüssen muß in größtmöglicher räum- licher Weite mit Fernblick und Rahblick in die szenische Wirklichkeit einbezogen sein.

Wir lösen diese Dinge heute anders als das vergangene Jahrhundert. Aber gelöst müssen sie sein; wir dürfen uns nicht über die Tatsache der Richtlösung mit literarischen Modefloskeln Hinweglügen. Wenn Wagner-Inszenierungen aus diesem grundsätzlichen Wollen heraus in An- griff genommen werden, dann können sie bahnbrechend und beispielhaft sein für alles, was je und je deutsches Schöpfertum geheißen hat: innigste Durchdringung von Idee und Wirklichkeit.

I«7

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haben sich nicht mehr gegen- einander zu wenden, sondern sind einheitlich auszurichten;

das bezeugt nach außen hin die Fachschaft Bühne. Sie ist ein Teil der obersten deut- schen Theaterbehörde, der Reichstheaterkammer; sie ist also mit dieser Steigerung ins Staatliche eine Repräsen- tantin des deutschen Theaters überhaupt. Der Gedanke der Gemeinschaft in der großen Organisation ist geboren aus dem Gedanken der Gemein- schaft, der jedes Ensemble aller Theater beherrschen soll.

Ensemble — das ist die künst-

D e i n z K u n t z e , N e r l i n

Versammlungen der Laebsedatt Wübne

Das Bnsemdle — die erste Ikameradscbatt der Ikünstler

Seit die ehemaligen Theaterverbände in einer „Fachschaft Bühne" in der Reichstheaterkammer unter einer Leitung einheitlich zusammengefaßt sind, gibt es auch wieder ein echtes Ensemble, eine Kameradschaft der Künstler an jedem deutschen Theater. Die Interessen der Bühnenkünstler haben sich nicht mehr gegen-

lerische Kameradschaft der darstellenden und spielgestaltenden Kräfte des Theaters; diese Kameradschaft verlangt Einordnung, Einfüh- lung und Zucht des einzelnen wie der Gemein- schaft.

Die Bedeutung des einzelnen für die Kunst des Theaters ist in erster Linie zu bestimmen nach dem Grade seiner Ginordnung in die Kameradschaft (in das Ensemble) oder seiner E i n z e l leistung innerhalb einer G e s a m t - leistung. Jede Haltung, die vom „ I c h " aus- geht, ist im Grunde Snobismus, also unkünst- lerisch. Das Theater von gestern stand im Zeichen eines übertriebenen Starkultes (das hatte mit Forderungen wirklich überragender Künstlernaturen nichts zu tun); der Star ist als V i l d oben: Vic Fack)schaft5versammlunq der Verlinci Volksbühne. Links: Der I n t e n d a n t Graf 3 o l m s und Josef l i e b e r

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Typ ein Ueberbleibsel des Liberalismus, denn er geht rücksichtslos vom Ich aus, er fordert Sonderrechte und Sondergagen, er spielt „seine"

Rollen, „seine" Stücke und hat „sein" Publikum, mit dem er sich anbietet und mit dem er auch Geschäfte zu machen versteht. Sein Beispiel wirkt verheerend — vor allem auf den künst- lerischen Nachwuchs, der nichts mehr hört vom Emsemble, sondern nur noch vom einzelnen, vom Star; der nur noch hört, wie man sich so schnell wie möglich — ohne Studium und ohne Vorbereitung — einen „Namen" machen muß, um über Nacht (beim Film natürlich) zu Macht und Villa zu kommen, wie man im Sturme alle Journale und Reklamebüros erobern muß, kurz:

der Nachwuchs hörte von allem möglichen, nur nicht von den wichtigsten Elementen des Theaters, von Zucht und Arbeit an der Bühne, von Fleiß und den ebenso schönen wie harten Jahren „dunkelster Provinz"! U)as hier instinkt- und gewissenlose Reklameabteilungen der Film- produktion in wenigen Jahren zerstört haben, wird nur in mühevoller Kleinarbeit, die zugleich eine Erziehungsarbeit sein muß, wiederaufzu- bauen sein. Die eine Tatsache vermag kein Reklamechef aus der ll)elt zu schaffen: am An- fang jeder Theaterlaufbahn steht nicht der Agent, sondern Begabung und Fleiß, stehen Entbehrung,

Vild oben: F r a u e n f e l d spricht.

Links: Unter den Zuhörern Veit H a r l a n , Hilde R ö r b e r , Juliane K a y , Hilde3essaf, Hanna t v a a g

Zucht und der Wille zur künst- lerischen Gemeinschaft, deren kleinste und daher wichtigste Zelle das Ensemble ist.

Der Chorsänger und Tän- zer ist an einer Bühne genau so notwendig wie der Solist;

Chor und Tänzer sind doch keine Requisiten. Sie gehören daher alle der gleichen Ge- meinschaft, eben dem En- semble, an. Und Pflege des Ensembles — das bedeutet stetige Auffrischung, Durch- bildung und Steigerung der Kräfte des Theaters über- haupt. Der organisatorische Ausdruck des Gemeinschafts- gedankens an ledem Theater ist die Fachschaft Bühne in der

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Vild links (aus der Fach- schaftsversammlung in Dresden : 3andesstellcn>

leiter 3 a l z i n a n n , Gau<

leiter F r a u e n f e l d , 5chauspieldirektor Schröder und I n t e n danzrat L^cger — Vild unten: Die Tagung der Fachschaft vühnc in Köln

U)as Gauleiter Frauenfeld immer wieder zum Ausdruck brachte, war der U)ille der Reichstheaterkammer, den Bühnenkünstler von heute und morgen zu aktivieren, weltanschaulich und künstlerisch, denn seine Aufgabe ist eine im höchsten Grade aktivistische. Hat erst der Bühnenkünstler das erkannt, dann wird er auch der eigentliche Träger des deutschen Theaters sein.

D i e Fachschaftsversammlung i m Deutschen T h e a t e r i n V c r l i n ; u n t e r den Z u h ö r e r n : l^cinz H i l p e r t , A n a c i a 5 a l l o c k c r , P a u l O t t o , T h e o d o r 3 o o s , E r n s t R a r c h o w u. a.

Reichstheaterkammer. I n diesem Sinne sind die Versammlungen der Fachschaft Vühne, die zurzeit an allen deutschen Bühnen veranstaltet werden, öffentliche Demonstrationen für den Gemeinschaftsgedanken, für das Ensemble und damit für die ideelle und künstlerische Disziplin am deutschen Theater. Der Geschäftsführer der Reichstheaterkammer, Gauleiter A. C. F r a u e n - s e i d , sprach in den

letzten Wochen an den Theatern fast aller deutschen Gaue.

An einer ganzen Reihe Berliner Büh- nen trat die Fach- schaft zusammen, fer- ner inDresden, Stutt- gart, Heidelberg, Karlsruhe, Köln, Aachen, Roblenz, Trier, Magdeburg, Oldenburg, Ham- burg, München und

anderen Städten.

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Oeue Wücker

Egon Friedrich M . Aders: Theater, wohin? Beseelung und tiefste vergeistigung in Wort und Geste und Ton, Aopf und Aehlkopf. M i t 8 A n - Ton zustande kommt, bleibt das festgefügte sprach- wendungsbeispielen als Tafeln und 9 Vildtafeln. technifche Handwerk Grundlage der deutschen Stuttgart 5933, Muthsche Verlagsbuchhandlung. Schauspielkunst. Judentum und Intellektualis- Z75 Seiten. . mus hatten die Vuellen verschüttet. Revolutio- Das Buch von Aders w i l l kunsttechnisch zu ""re fachliche Maßnahmen erschienen notwendig, neuen wegen führen und werkschöpferische Gedan- " " ' d i e Sprechkunst, die seit dreißig Jahren, ken für die Ausbildungsfragen der gesanglichen, bruchig und notdürftig geflickt, routinemäßig sprachlichen und mimischen Technik propagieren, ^urch die Repertoirebetriebe geschleift wurde, von Für Aders find tonliche und gestifche Schwin- ^ u n d auf neu aufzubauen. Aus dem Kampf gungen im I m p u l s rein tänzerischen Ursprungs, ^gen das schauspielerische Geschäftstheater und Er beruft sich hier auf Richard Wagner, der die ^ szenische Industrie der Revuebühne, gegen das Forderung erhob, der Bühnendarsteller müsse im „Nebeneinander steiler Stilgebärden auf Tanz- höchsten Sinne des Wortes „Tänzer" fein, jedes "oenden und lahmer naturalistischer Jappeleien Einsetzen und jede Betätigung des menschlichen " " f der Opernbuhne" wächst Aders die „tzinein- Glicderbaues auf der Bühne müsse nicht nur Pflanzung musisch organisierter Seelenart und sinn- und situationsgemäß, sondern tänzerisch, Denkweise zu, die den wirklichen Tatsächlich- d. h. mit skulpturhafter Geschlossenheit und werten des nationalen Lebens eine neue Form Disziplin und mit architektonischer Raumphan- ^ben. Das neue geistige Gesetz fordert die v o l l - tasie gestaltet werden. Der mangelnden tänzeri- Menschlichkeit des Thaterkünstlers im Sinne der schen Vuellhaftigkeit stellt Aders nun eine neue totalen Einheit von Leib und Seele. (S. 58.) schöpferische Bewegungsdichtung des Tänzers Das Werk hinterläßt bei aller Anerkennung gegenüber. Das Maß muß in der blutmäßigen seiner intuitiven Inhalts- und Formgebung doch vehcmenz, in der Bravour und Elektrizität einer einen zwiespältigen (Lindruck. Die expressio- den Bühnenraum gliedernden - und raffenden nistische Sprache des Verfassers, die bisweilen in Gestik liegen. Dieses Ausdrucksmittel, „das ge- überspitzte Verkrampfung abgleitet und formal waltige, fchattengroße Riesenmaß des Gefühls in eigenwillige Ausdruckswerte über vertiefte Beur- erhabener Wirklichkeit und wirklicher Erhaben- teilungen künstlerischer Reformideen obsiegen heit darzustellen", heißt S t i l . I m Sinne des läßt, macht die Lektüre des Buches anstrengend, heroischen Theaters müssen „die Teiber, die auf Der Tatsache kann man sich um so weniger ver- der Szene den heroischen Geist deutscher wort- schließen, als man Aders unbedingt zubilligen und tondichterischer Genien in ebenbürtigen blut- muß, die teils schwierigen und einheitlich fast un- und bodenständigen, symbolhaft raumgestaltenden lösbaren Probleme unter neuartigen Gesichts- Bewegungssormen in die Sichtbarkeit erhöhen punkten aufgerollt zu haben. Gerade angesichts sollen, Scheitel und Sohle, Schenkel und Glieder, des mühevollen Aufbaus und der fast bibliophil Nerv und f)ulsschlag eines Geschlechtes von reizvollen Ausstattung des Buches berührt es ver- Tänzern haben, das als musisch organisierte Aus- wunderlich, den Verfasser bisweilen mit einer lese aus einem sportgestählten, völkischen Nach- konstruktiven stilistischen Fingerfertigkeit am wuchs organisch herauswachsen muß und w i r d " . Werke zu sehen, die Aunstbetrachtung i n den Zur „theatertechnischen Aomfortfrage" wird die Spielraum rein formaler Artistik zu ziehen. Der Wortregie beim Schaufpiel. Hier vermißt Aders frische, jugendliche und zupackende M u t des die sichere Beherrschung eines mittelstarken, ein- Buches jedoch besticht, er versöhnt in der dogma- fach - kraftvollen Sprechtones, der ohne jegliche tischen Verkündigung der strengen künstlerischen Anstrengung tragend und schwingend große Forderungen und in der ehernen Ronsequenz des Häuser füllt, da die „ i n der Maske" sitzenden gedanklichen Reichtums mit der sprachlich oft Stimmen durchweg zu eng geführt werden, um vernebelnden Aufflammung. Das Buch ist einer diesen gelassen-großen Normalton des heroischen ernsten, sachlichen und verantwortungsbewußten Dramas ausströmen zu können. Auseinandersetzung würdig, es fehlt ihm nicht Grundsätzlich setzt sich Aders mit den Gesetz- an Entschiedenheit; aber sein Wille zur Entschei- lichkeiten des neuen Theaterwerdens auseinander, düng wird weitgehend durch rein subjektive und Da die wirkliches des Theaters technisch eine psychologische Betrachtung bestimmt,

sinnenmäßige ist, das Klangerlebnis durch höchste Dr. Hermann Wanderscheck

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? h e a t e r - N a ch r i ch t e n

Pressestelle der Neichscheaterkammer

Verlin W b2, keitWiaße 11 — 5einspiechei: Lammelnummer V 5 94llb

^ 77^ die eigene Zeitschrift von den wirklich wichtigen Ereignissen

^ N ö l t I ^ N V e l h e s s e l N u l e N entweder nichts erfährt oder nur durch Zufall davon in Kennt»

^ nis gesetzt wird.

-». ^ > ^ 2^."..?^.« >. ^ ^ «^^ i^, ^, Die Pressestellen und schreibenden Dramaturgen der ssromme ss>a,ch,naswu,nche der « c h r t f t l e i t u n g Theater sind dazu da, um zunächst einmal von der Quali- . „ ^ . . . . . . ^ , . . ., . fikation ihrer Intendanten überzeugt zu sein. Ueberhaupt Es geHort zu den weniger erfreulichen Obliegenheiten eines ^ i an einem Theater alles n u r der Intendant. Die Be- Schriftleiters, von °'nem Teil seiner Leser standig angemeckert ^ ^ z,^ ^ i ^ haben darum sämtlich zu beginnen mit zu werden. Anstandspflicht eines braven Lesers ist es nam- ^ ^ Worten: „Unter der hervorragenden Führung unseres lich, mit seiner 3elt,chrnt grundsatzlich nicht einverstanden zu unübertrefflichen Intendanten . . ." I m Bericht selbst ist der sein Seme Unzufriedenheit gebe er nach allen Seiten hin kund. Intendant wenigstens ein Dutzend mal namentlich und mit Artikel, die nicht an das eigene kümmerliche geistige Niveau ^inen zwölf verschiedenen (guten) Eigenschaften zu erwähnen, heranreichen bezeichne man ohne ste überhaupt gelesen zu Was sonst keine Zeitung abdruckt, das schicke man mit haben (für die a n d e r e n) zu theoretisch abgefaßt oder zu herzlichen, aber - Drohbriefen an seine Fachzeitschrift: auch

^ 5 , - ^ " " < « " ^ " r °!>" Sch°u,pieler ist, lese man «rund- ^sonders schlechte und ungeeignete Photos tonnen hier jeder.- satzlich keinen Artikel, den eiwa ein Dramaturg schrieb; ein ' Nerwenduna find«» Wenn von dem Tbeater aus Es muß doch endlich einmal so weit kommen, daß am Theater ^ ganz ähnliches Bild auf Lager, dann schicke man das keiner vom anderen mehr etwas weiß, Hort oder steht Schluß s - ^ ein, beschwere sich im Begleitbrief darüber, daß nicht

" " 1 ^ r s ° ^ " a n " ^ " Allgemeinbildung! Artikel, die man ^ eigene Bild veröffentlicht wurde, verlange aber kate-

^ ^ gorisch - gleiches Recht für alle! - dessen sofortige Ver- grundsätzlich als unzulänglich ab, - behandeln sie zufällig öffentlichung. Kurz: das geistige Niveau einer Fachzeit- ein Thema des eigenen Ressorts, dann lasse man sich diesen schuft kann nicht niedrig genug sein. Nur veraltete Nach- Artikel auf alle Fälle fünfmal vorlegen und beanstande ihn Achten sind abzudrucken, nur Witze mit Barten, nur Artikel schließlich (nach Redaktionsschluß). f ^ das geistige Fassungsvermögens eines Quintaners.

Wichtig ist eine ausgedehnte Reklametätigkeit für die eigene Heinz Kunlze Person. Gibt eine bockbeinige Echriftleitung für Selbst-

beweihräucherung keinen Raum mehr, mache man sie an den Fachschaftsabenden schlecht und lobe „die gute alte Zeit", in

der man über sich selbst schreiben durfte, was für ein braver, —— — tüchtiger und verdienstvoller Kerl man sei. Wenn man z, N. D ^ HillNöeiHÜIiNeNllUös^lUß

Gottlieb Schulze heißt und in dieser Eigenschaft als erster

Anwärter auf die Diener- und Portiersrollen nach Hinter- _ ., . <«, ^ ^ ^ ^ «

posemuckel engagiert wurde, und wenn dann aber unter den ^ ° " e r des WanbekbuhnenauzschusseL der Reichstheater.

Vermittlungsmeldungen des Bühnennachweises zu lesen steht, 3 " " " « " . / ° ^ m u t h S t e , n h a u 2 <Nelicht»statter daß ein gewisser Göttlich Schulze als Anwärter auf die ^ ' " « « « « ) .

Diener- und Portiersrollen, nach Hinterposemuckel geht, dann

beschwere man sich umgehend bei der Schriftleitung unter Der von dem Präsidenten der Reichstheaterk.innner ein- dem Hinweis darauf, daß man künstlerisch geschädigt sei, gesetzte Wanderbühnenausschuß hat zunächst die Frage der wenn i n der Zeitung stehe. Gottlieb Schulze gehe als An- Wanderbühnen in den 4 Gauen Ostpreußen, Pommern, Schle- wärter auf die Diener- und Portiersrollen nach Hintervose- sien und Kurmark in eingehenden Besprechungen behandelt.

muckel und nicht ^ wie i n der Tat — Gottlieb Schulze geht

als I . Anwärter für Diener- und Portiersrollen nach Hinter- O s t ^ r e u h t N

posemuckel; man verlange eine sofortige Richtigstellung; auch Neben den von den Stadtverwaltungen Königsberg, Elbing dies ist zwar keine gute, aber eine Gelegenheit, sich ins „ n d Tilsit betriebenen Theatern ist es in Ostpreußen das in Gerede zu bringen. Allenstein stationierte Landestheater Süd-Ostpreußen G. m.

Stirbt ein Berufskamcrad, so teile man das der Redak- b. H., das als Wanderbühne insgesamt 18 Orte bespielt. Die tion seines Fachblattes ein halbes Jahr später mit und ver- Arbeit dieser Bühne hat sich bisher so reibungslos vollzogen, lange gebieterisch u m g e h e n d e Veröffentlichung auf der daß an dem bestehenden Zustand nichts geändert zu werden ersten Seite der schon im Druck befindlichen Nummer. braucht.

Unwichtig bei solchen Mitteilungen sind die Angabe des n!^«.»».^ « Todestages und ein knapper Lebenslauf des Verstorbenen, - P ^ l l l l l l e r N

weit wichtiger dagegen ist die Tatsache, daß man selbst am Ein gleiches gilt im Gau Pommern für die erst im vorigen offenen Grabe eine lange Rede geredet hat, die in der Jahr gegründete Pommersche Landesbühne i n Stettin. Sie ist Fachzeitschrift wörtlich zu veröffentlichen ist. Am interessan- der beste Beweis dafür, daß der Zusammenschluß öffentlich testen für die Allgemeinheit sind immer noch die ganz persön- rechtlicher Körperschaften zu einem Rechtsträger einer neuen lichen Angelegenheiten. Es ist nur darauf zu achten, daß Vühne dieser die beste Grundlage bietet. I n jedem der fast

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vereinbarkeit am grellsten hervortritt, sind eben die, wo bei Matthäus die Ereignisse deutlich bedingt sind durch Herodes, bezw. Und nun soll man sich einreden,

stabens zu betonen scheint. D a nun dieses W ort doch nicht aus einer noch früheren, zur Zeit der Bergpredigt bereits überwundenen Auffassung erklärt werden kann,

führt, in dem er an den Blicken der ändern „den Führer der Soldaten des großen Königs“ erkennt.. Es ist möglich, und mir auch das wahrscheinlichste, daß

zählung von einem Dritten erscheint. A n einer Stelle aber liegt die ursprüngliche Form noch klar zu tage. Es wird in dem Martyrium erzählt, daß der Bischof

Das macht: er ist der einzige völkische visionär seiner Zeit. Er ist der einzige Legionär dieser Idee, so problematisch vieles an dem Menschen Grabbe und seinem Werk gewesen sein

wenn die Spruchkammer hiernach bei Abwägung aller in Betracht kommenden Verhältnisse die Zeit vom I. August unbedenklich als genügende Gelegenheit für einen kurzfristigen

Mitteilungen für die Lchriftleitung.. Helles Ticht fallt herem, durch den Turspalt steht und fperrung durchbrechen, das Tied anfangen, das Tied °„ , ^ ' ^^.,. kauft, und dann kommt

Rassegenossen im deutschen Theaterleben ge- „ I c h kenne aber auch Cerfs Teben in Hamburg schrieben, so daß sich aus den herangezogenen Bei- ^ in Rio. Ich habe einen Zeugen hier,