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Almenwirtschaft und Hirtenleben in der Mährischen Walachei

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Academic year: 2021

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Almenwirtschaft und Hirtenleben in der Mährischen Walachei.

V o n

Dr. Ludomir R itter v. Saw icki.

M i t 11 T e x t a b b i l d u n g e n u n d 5 A b b i l d u n g e n a u f 2 T a f e l b i l d e r n .

L ... / X ... ... J

Aus dem I., II. und III. Heft des XXI. J a h r g a ng e s der

„Zeitschrift für ös te rre ichi sc he Volkskunde“ abgedruckt.

C 1

Wien 1915.

V erlag d e s V erein es für ö ste rre ic h is c h e V o lk sk u n d e.

Buchdruckerei Helios, Wien.

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Almenwirfschaft und Hirtenleben in der Mährischen Walachei.

Von

Dr. Ludomir Ritter v. Sawicki.

Mi t 11 T e x t a b b i l d u n g e n u n d 5 A b b i l d u n g e n a uf 2 T a f e l b i l d e r n .

Aus dem I., II. und III. Heft des X X I. J ahrganges der

„Zeitschrift für österreichische Volkshunde“ abgedruekt.

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Inst. G e o g r . i G o sp . Pr/.est

1818029983

W ien 1915.

V erlag des V ereines für ö sterreich isch e V olkskunde.

Buchdruckerei Helios, Wien.

1818029983

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as Ka rp a te ng e bi rg e ni m m t an dem A u f b a u Mährens einen bedeutenden Anteil, i ndem es das ganze östliche Drittel dieses La nde s von dessen Sü dg r en ze bis an die N or dgr en ze mit seinen sanft ge rundet en, waldreichen Gebirgswellen erfüllt. Die eigenart ige Landschaft, die bisher keinen einheitlichen Na me n erhielt, zum größten Teil aber zur Mährischen W a la c he i g e zähl t wird, hat noch nicht das Interesse der Ge ographen und Na turf or scher in dem Maße geweckt, wie man es nach dem Re ic htum seiner Er sch e in un gen u nd nach der Fülle der dort sich bi et enden P r o b le m e e r w a rt e n sollte.

Aus diesen habe ich versucht, eines herauszugreifen, das wie kein anderes geeignet ist, die W e c h s e l w i r k u n g von N a t ur u nd Mensch zu veranschaulichen. Schon seit l an ge r Zeit hat die Volkswirtschaftler, Ethn og ra ph en und Li nguist en die auffallende Er sc he i nu n g des l ang­

samen, aber una ufh a lt sa me n Absterbens des mäh r isc he n Hirtenlebens und der walachischen Schafzucht interessiert; ich bin nun dieser Erschei nung vom geographi schen S t a n dp u n k t aus na chgega nge n, i ndem ich vor allem versuchte, zu einem Ver ständni s ü be r die natürlichen Gr undl agen dieser Tat sache zu gelangen. Auf diese W e i s e wollte ich auch einen ersten Beitrag zur L ös un g der ganzen, vor kurzem aufgeworfenen Fr ag e nach der geographi schen Bedingtheit der Hi rt en ­ w a nd e ru n ge n in den Karpaten *) liefern.

Die nötige Gr undl age für dieses St ud i um habe ich durch ein­

g ehende Be ge hu ng des in F r a ge k o m me nd e n Ter rains im Somme r 1912 g ewo nn en ; der Ver lauf dieser W a n d e r u n g e n ist auf dem beigefügten Kärtchen (Fig. 1) durch die punkt ier te Linie angegeben. Dabei habe ich mich des e rf ahre ne n Rat es und der lie be ns wür dige n Gesellschaft einer Reihe von ortskundi gen Ei nheimischen erfreut u nd möcht e i hnen hiefür an dieser Stelle mei nen w ä r ms t en Dank wiederholen. Es sind dies vor allem: der Professor Hoc hwürde n E. D o m 1 u v i 1, Mit begründer und Kustos des wal achi schen Museums in Walachisch-Meseritsch, der Direktor der landwirtschaftlichen Schule in Roznau, Herr V e n c 1, der gastfreie Gutsbesitzer 0 r s z ä g V r a n i S o v s k y in Neu-Hrozenkau, der Tierarzt Herr B e r a n e k in Meseritsch, dann Herr B a y e r , ehemaliger

') S a w i c k i L . : W ed rö w k i p asters k ie w K a r p a ta c h I ( H i r t e n w a n d e r u n g e n in den Karpaten I), Sprawozd. Tow. Nauk., W a r s z a w a 1912.

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Katechet in Roznau, endlich eine Reihe von Ob e r le hr e rn und Lehr er n, He rr K o c i k in Potetsch, Herr T o m a s e k in Ober-Beöwa, Herr J u r e n in Bistritz (Bystrice), Herr P r e i n in Groß-Karlowitz, Herr K y n ß l in J assena (Jasenä) u nd andere.

I. K u r z e p h y s i o g e o g r a p h i s c h e u n d a n t h r o p o g e o g r a p h i s c h e S k i z z e d e r M ä h r i s c h e n W a l a c h e i .

Die Mährische Walachei, zwischen dem March-, Becwaflusse und der schlesischen u n d u n ga ri sc hen Grenze gelegen, ist ein aus­

gesprochenes Gebirgsland. Die ganze Fläche wird von e ine m Mittel­

gebirge e in g e n o m m e n mit sanft gewellten, aber bis 1000m u nd da rü be r r ei chenden Bergrücken, die m e h r oder w en i ge r parallel z ue in an de r von S W nach NE streichen. Neben diesem Hauptstreichen gegen NE, das besonders deutlich bei den südlichen Gebi rgsrücken hervortritt, h aben die nördlichen R üc ke n eine m e h r östliche Ri c ht un g und infolge­

dessen laufen fast alle diese Gebirgsfalten in der Gegend der J a bl un k a u er F u r c he z usammen, wie dies schon K o r i s t k a 1) u nd in j ü n g e r e r Zeit H a n s l i k 2) da rge leg t haben. Die Be rgrücken haben eine d u r c h ­ schnittliche Höhe von 800 bis 1000 m , n u r der schlesische Gr enzrücken e rhebt sich zu durchschnittlich 1000 bis 1200 w. Aber ihre For me n sind im a ll gemei nen weich und sanft, wie es ja ü berall für die Beskiden charakteristisch ist; ihr paralleler Ve rla uf erklärt sich aus der geo­

logischen S t r u k t u r und der morphologischen Evolution des Landes .3) Die petrographische Z us a mm e ns et z un g (Flysch), die Höhen­

verhäl tni sse (Talböden 300 bis 500 i», Gebi rgsrücken 600 bis 1000 m) u n d das Klima bringen es mit sieb, daß die ganze Mährische Wa la chei von e ine r m e h r oder m ind e r dicken V er wi tt e ru n g s ri nd e bedeckt ist, die allerdings n u r dort, wo sie ebenes Gelände bedeckt, a us gede hnt en Ackerbau gestattet, an den steilen Ge hä ng e n aber nur große Wa.ld- u n d Weidefl ächen duldet. N u r stellenweise ist ein bescheidener Ackerbau auch an den Ge bi rgs hä nge n bis zu 700 m möglich u n d da gestatten die gereiften, sanften Landschaftsformen auch eine Besiedlung dieser Hänge d ur ch einzelne Wi rt sc ha ft en (Paseken). Sonst jedoch dr ängen sich die Ortschaften n a tür licherwei se in den Talfurchen und auf den br eiten Talböden z us ammen. Besonders die Ter rassenr este sind zur Ansiedlung wohl g e eignet; die engbodigen Dur chbruchs täl er und die Quer täl er d a ge gen sind arm an Siedlungen und an Ackerflächen, die Siedlungen erscheinen dort an den Fuß der Gehänge e ng z us am me n­

g e d r ä n g t u n d die Be völ kerung sucht i hren E r w e r b zum großen Teil e n t w ed er in der Industrie u n d im H an dw er k oder außerhalb der Heimat.

Die Undurchlässigkei t der Flyschgesteine bringt es mit sich, daß es

‘) K o r i s t k a : Die M arkgrafs ch aft Mähren. B r ü n n 1860.

2) H a n s l i k : Grenzen d e r W es tb e sk id en . Mitteilungen de s B e sk id en v e rein e s 1904.

3) P a u l : Das m ä h ris c h -u n g aris c h e G renzgebirge. J a h r b u c h der K. k. ge ologischen R eic hsa nst alt, Wien 1890, 40. — S a w i c k i : Z fizyografii K a rp at Z achodnic h (Zur Physio- g r a p h i e d e r W e s tk a r p a t e n '. A rc hiw um naukovve, L einberg, sp. pag. 96/97.

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Alm en w irtsc haft und H irten leb e n in d e r M ährisc hen Walac hei. 3

an guten, größeren Quellen, an reichlichem, tieferem G ru nd wa s se r überall fehlt, daß h in g eg e n schwache Quellen un d spärliches Gr un dwa ss er überall vor handen sind und d a h e r die Ans iedlung des Menschen nirgends vollständig ausschließt, höchstens erschwert. Die nach Re g en g ü s se n u n d infolge der Schneeschmel ze sich bildenden Hoc hwäs se r sind bekanntlich in den und ur ch l äs si ge n Flyschkar paten besonders heftig und bedrohen die an steilen Ge hä ng e n g el ege ne n Fl u re n wi e auch W o h n g e b ä u d e ebenso wie die im lnundat ionsgebi et e der Talböden g ele ge ne n Fe ld er u nd Si edlungen. 1) Hi ngegen ist F eu c ht igke it überall in g e n ü g e n d e m Maße vor handen, u m nicht n u r F eu c ht igke it liebende Gräser und Feldpflanzen, son d e rn auch dem Wald, und z wa r Hochwald die Existenz zu ermöglichen. Es w a r auch nach dem ü b e re i ns ti mm e nd en Urteil der Geschichtsquellen die Mährische W al a c h e i einst mit einem großen undur ch dr in gli ch en W al dd i ck i c ht bedeckt, das erst seit dem 11. und 12. J a h r h u n d e r t gelichtet wur de. Die W ä l d e r sind h eu te auf die Be rgrüc ke n zu rü ck ge dr än g t, haben die Talböden ganz verlassen und sind selbst auf den Gehängen der Täl er stark gerodet worden, dehnen sich d a gegen auf allen Gebirgsrücken, selbst auf den höchsten aus, da diese Gebirge n ir ge nds die klimatische B a u m g re n ze überschreiten.

Üb e r die klimatischen Ver hält nis se der Mährischen W a la c he i ist noch s eh r w e ni g bekannt. Als Gebirgsland, das west li chen und s ü d ­ westlichen W i n d e n a us get zt ist u nd diesen durch seine Längs tal fur chen das Vo rdr in ge n ins I nn er e erlaubt, h at es ein ni cht allzu schroffes Klima. Die T e m p er a t u r en im W i n t e r geh e n mei st nicht ' sehr tief, obwohl Ext reme von — 20 und m e h r Graden noch angetroffen werden.

Doch ist die Te m p er a t u r i mmer hi n so niedrig, daß auf den Gebirgen vier bis fünf Monate Schnee liegt, wa s den hochge le ge nen P as e ke n die wirtschaftliche Arbeit sehr erschwert. Der Nie de rs chla gs rei ch tu m ist im allgemeinen ziemlich groß, 800 bis 900 m m we r de n angegeben, 140 bis 170 Regen- und Schneetage, un d es bringen diese hauptsächlich die W es t w i n d e , die e twa 35 P r o z e n t aller W i n d e a us ma c he n. 2) Ei nen e twas a b we ich e nde n Klimatypus wei sen die tief zwischen Gebirgs­

r ücken e inges enkten Täler u nd Talkessel auf, in denen sich die kalte Luft im W i n t e r a n s am me lt u n d so die W i n t e r t e m p e r a t u r erni edri gt und wo andererseits die Ni ederschläge im Reg e ns ch at te n der Gebirge sich vermi ndern.

9 Der K am pf m it dem H o c h w a s s e r wird von d e n M enschen h ier sc h o n seit langer Zeit mit E nergie g e f ü h rt ; nicht n u r an d e r A u ffo rs tu n g arb eite t m a n in g rößere m Stil, auch F l u ß re g u lie ru n g en u n d T a l v e r b a u u n g e n sind in d er g anzen M ährisc hen W al ac hei in Angriff g e n o m m e n wor de n. B es o n d e rs der U m s ta n d , daß die B e cw a d e n p ro jek tierten D o n a u - O d e r k a n a l an d essen k riti schester Stelle, a n d er M äh risc h -W e iß k irc h n er W a s s e r ­ sc he ide, speisen soll, h a t zu b e s o n d e r e r So rgfalt bei d e n h y d r o te c h n is c h e n Arbeite n gezw ung en.

’) VlastivSda m o r a v s k ä II (55), K r a m o l i s : R oZ nov sk y o k re s (Der R o z n a u e r Bezirk).

Die Niedersc hläge w a ch s en g e b ir g s ein w ä rts u n d b e tra g en n a c h K a u l i c h in Zlin 760, an der B e cw a 850, an d er Ostravica 1170 mm.

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In dieses feuchte, kühle u nd u n we g sa me , von großen Urwäl dern bedeckte Gebirgsland d rang der Mensch mit seiner Zivilisation erst cpät ein. Als na tt ir l ic he Su bö k umen e w a r dasGebiet anfangs von der spärlichen Bevöl kerung der Ebene gänzlich g emi eden; konnt e es doch erst durch große I nvest ierungen, schwi eri ge W e g b a u t e n u. s. w. b e wohnba r ge ma ch t werden. Im ersten christlichen J ahrt ause nd ha be n wi r gar keine An­

zeichen von einer starken Besiedlung der karpatischen La nd e Mährens, ja selbst die mäh r isc he Pforte ist noch im 11. u nd 12. J a h r h u n d e r t ein so u nd ur chdr ingli che s Walddi cki cht, daß die Volksbewegungen nach Schlesien üb er Grätz (Hradecko) nach Tr oppau gehen. So ka m das ganze Waldgebiet , dessen W e r t ein relativ g e ri nge r war, in dem man n u r J agd betreiben, e twa s Ilonig u nd an den zugängli chst en Stellen etwas PIolz g e wi n ne n konnte, als Lat if undium an verschiedene Herren, hauptsächlich an die Kirche. Erst als in der Ebene sich die Bevölkerung schon stark v erdi chtet hatt e und von der extensiven zur intensiven Wi rt sc h af t ü b e r z u g e h e n begann, dachte m an daran, die noch ganz unbesiedelten Gebi rgsst recken mit in das wirtschaftliche Leben hi nei n­

zuziehen. Die ersten kolonisatorischen Arbeiten n i m m t die Kirche auf sich, wie dies unter a n d e re m V ä l e k u nl än gs t des näheren aus­

e ina nde rge se tz t hat. Die Bischöfe von Olmütz sind die ersten, die, nachdem sie große L ä n d e re i en aufgekauft, seit der Mitte des 13. Jahr- hu n de rt es nach dem Z ur üc kd rä ng e n des Mongoleneinfalles in Mähren u nd Unga rn das Gebirge zu besiedeln begannen. Diese durch Bischof B r u n o eingeleitete erste große Kolonisationsepoche führt vor allem u n t er n e h mu n g s l u s t i g e Deutsche ins Gebirge, aber nicht in der großen Zahl, wi e ma n f rühe r meinte, s ondern neben ihnen auch zahlreiche slawische Ansiedler. Die beiden Völker siedelten sich oft n e b e n ­ e in a nde r in demselben Tal, aber in verschiedenen Ortschaften an, die erst später m i t e i n a n d e r verschmolzen. Natürlich ergriff diese Koloni­

s a ti o n s b e w e g u n g vor allem die Talböden, die breiten Terrassenflächen und die sanften Gehängeflanken der Täler. Ihr g i ngen gewaltige Rod ungs ar hei t en voraus, die in allen U r k u nd e n der damaligen Zeit besonders h e rv o r g eh o b e n wer den. Die dazu nötige Organisation und Energie f anden sich in Mähren f rü h er als in Unga rn u nd deshalb dr angen auch die St röme m äh r isc he r Kolonisten gegen Osten viel f r üh e r und we it er vor, als die von Ung a rn aus dem W a ag t al e k o m me n de n Kolonisten gege n W e s t e n vorzustoßen vermochten.

Diese große Kolonistenwelle, welche die Karpatentäl er ü b er ­ flutete, hatte ausgespr ochen bäuerlichen Charakter, das heißt, sie siedelten sich zwecks Fel dbaues an. Überall hören wi r in den Ur kunden von der Ur b a rm a c h u n g des Landes, von den g e drä ngt en, teilweise befestigten Siedlungen, von der Un z ugä ngl ic hke it der bewaldeten Höhen, die i mm er »deserta« g e n a n n t w e r d en und noch lange wa hr e Ödländer darstellten. In dieser ersten Kolonistenwelle ist keine Spur von einem Hirtenvolk und einer Hi rtenkul tur bisher entdeckt worden.

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A lm enw irtschaft u n d H irten leb e n in der M ährisc hen W alachei. 5

Allerdings machen die mähr ischen Geschichtsforscher die polnischen El emente stutzig, die in der Sprache der wal achi schen Bevölkeruno- n ac hgewies en wo rd en sind und die, wie wi r noch s ehen wer den, auch in der volkstümlichen Or na me nt ik , gewi ssen Sitten etc. n a ch g e wi es e n we r de n k ön ne n; man könnte diese Einflüsse auf die Zeit z ur üc kf üh r en (11. Jahrhundert), da Mähren zu Polen gehörte, oder aber auch dafür halten, daß sie mit den später hier e i nd r in g e nd e n Hirten erst im 15.

u nd 16. J a h r h u n d e r t eingef ührt wo r d en sind. Doch ist darauf h i n z u ­ weisen, daß der Einfluß polnischer Sprache und Ku lt ur ja nicht das Ka rpatengebir ge in Mähren selbst umfaßt zu haben b raucht ; w en n er in der N i e d e r u n g auf diejenige Be völ kerung wirkte, die dann später ins Gebirge einwanderte, so mußte er ohnehin passiv in das Gebirge ge bra cht werden.

Eine zweite Kolonistenwelie kam dann im 15. und 16. J a h r h u n d e r t nach der Mährischen Walachei , un d zwar, wi e es i mm er m e h r den Anschein hat, von Osten u n d Nor den her. Grundsätzl ich u nt er schei det sich diese Kolonisation von der v or he rg e he n de n in m ehr f ac he r Hinsicht:

da die Täler u nd b eq ue me n Talböden schon alle besetzt wa re n, siedelten sich die ne ue n An kö mml in ge vor allem auf den Bergeshöhen u nd an den Bergfianken an. Dies kon nt en n u r Vi ehz ücht er tun, de nn Ackerbau ist noch he ut e auf den Gebi rgs höhen unmöglich und w a r es in f rüherer Zeit noch viel mehr. Mit dem Erschei nen dieser neuen Hirtenwelle tauchten in Mähren Sprachformen, Or t sb e ne nn un ge n, rechtliche E i n ­ richtungen, Sitten und Gebräuche, ü b e r h a u p t kulturelle El emente aller Art auf, die von dem Bisherigen scharf abwi chen. Seit l angem ist nun ein Streit d a rü b er e ntbr annt, ob diese neu e n Kul turel emente durch eine K ul t u r ü b e r t r ag u n g oder durch eine V öl k e r w a n d e r u n g zu erklären seien. Diese Fr ag e wollen wi r im Späteren e i ng e he n d würdigen.

Die Bevöl kerung gliedert sich so durch lange Zeit h i nd ur ch in zwei Haupt element e: ein Acker bau t re i be nd e s in den Tälern und ein Viehzucht t rei bendes auf den Höhen. Erst die starke Ve rdicht ung der Bevölkerung im 19. J a h r h u n d e r t trieb die A ck e rb au e r i m m er wei ter auf die Höhe, z w a n g sie zu e ine m wirtschaftlichen Kampf mit den Viehzüchtern, in dem die l etzteren u nt er l eg en sind, u m s o m e h r als die i mmer größere Gan gba rk ei t des Gebirges, die Schaffung großer T r a ns po r tw eg e u nd n eu er Tr a nspor tmi tt el die W ä l d e r im W e r t e steigen ließ und d ah er den Ge da nke n nahelegte, die alten W e i d e g r ü n d e , welche die Gr undl age für die wirtschaftliche Existenz der Hirten bildeten, aufzuforsten. Auch he ut e noch sind die Täl er g e g e n ü b e r dem Gebirge s tä rk e r bevölkert; die Volksdichte derselben b e t r ä g t 1) in den Lä ngs täl er n 100 (Klobouk), 150 ( Ws e ti ne r Becwa), 230 (Roznauer Becwa), w ä h r e n d die Ber geshöhen 10 bis 25 Be wo hne r a uf den Qua dr at ­ kilometer zählen. Dieser starke Gegensatz drückt sich auch in den

M S a w i c k i : R ozmie sz cz enie ludn ose i w K arp atach z ac h o d n ic h (Die V erteilung der Bevö lkerung in den W e s tk a rp ate n ), mit Karte. K rakow 1910.

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Siedlungsformen u n d in den Wirtschaftsformen aus: hi er di cht gedrängt e städtische Si edlunge n und stark zentralisierte Dörfer mi t intensivem Ackerbau, Ha n d w e r k u nd Industrie, dort verst reut e Ei nzel siedl ungen (Paseken) mit einer extensiven La ndwi rts chaf t u n d vor allem Wald- u nd Viehwirtschaft. Der Bevölkerungszuwachs ge ht nicht i m m e r Hand in Hand mit dem W a ch s e n der Lebensmögl ichkeit en, wel che die kulturelle E nt w i c kl u ng bietet; d a he r we i se n diese Ka rpa te ntä le r eine starke A us w a n d e r u n g auf, die sich hauptsächlich in die reiche Hanna u nd a nd er e N i e d e r u n g e n Mährens, a be r auch nach Ame ri ka richtet.

Eine starke U m p r äg u n g der wirtschaftlichen W e r t e hat der Ausbau eines, w e n n auch noch ni cht dichten Ei sen b a h nn e tz e s in der Mährischen W a la c he i mit sich gebracht.

Auch die St raßenzüge sind noch nicht allzu dicht. Zwar führen d ur ch alle größeren Täler der W a l a c h e i a us gezezei chnete Straßen, aber die Gebirge w e r d e n n u r an w en i ge n Stellen von denselben übersetzt. Solche Gebirgsstraßen sind: die Straße ü b e r den Pindulapaß nach Frankstadt, von Hutisko üb er den Solan nach Karlowitz, von W s e t l n ü b e r Lipthal (Liptäl) nach Wisowit z, von dieser über die Düb r ava nach Loucka. Hi ngegen ist das Netz von kleineren W e g en , Fe ld we g en u n d Waldst raßen, ein sehr dichtes u nd gestat tet eine schon ausgiebi ge Exploitierung ni cht n u r der Ackerfluren, s ondern auch der Wälder.

Diese beiden Wi rt sc ha ft sz we ig e sind auch heute die wichtigsten Er we rbsque lle n der Bevölkerung, denn an Be r gb a up ro du k t en ist das La nd recht arm: allerdings h a t man im Sandstein an m an c he n Stellen P e t ro l eu ms p ur en gefunden, auch bei Bohuslawitz (Bohuslavice) P r o b e ­ b oh ru ng en g ema ch t ; j ü n g s t w u r d e bei Krasno nach Kohle gebohrt;

aber wi rkli ch a us ge nü tz t konnt e bisher n u r der quarzhält ige Sandstein wer den, der teilweise zur Sc hl ei fst einer zeugung in den Glasfabriken dient (Charlottenhütte bei Hr os enk au [Hrozenkov]). Die sonstigen industriellen Anlagen, die hier w e ni g zahlreich Vorkommen, gr ünden sich auf den Holzreichtum der Gegend (wie die Fabriken ge bo ge ner Möbel von T ho ne t und Kohn), auf die große Zahl arbeitsbedürftiger Menschen, eventuell auch auf E i g e nk o n su m der Walachei.

Heute ge hö rt fast die ganze Bevöl kerung der Mährischen Walachei zur tschechischen Nationalität u n d die tschechische Sprache ist auch die h er rs ch en de ge worden. Die deutsch-tschechische Sprachgrenze we ic ht u n s e r e r Gegend im Nor de n wie im Süden aus. Es ist eines der w en i g e n Gebiete, wo das tschechische Volk, das sonst nur in den Zentren der Becken wohnt, in e ine m p eri pheri schen Ra ndge bi et e, in ei ne m W a l d g e b i r g e he rr s ch en d g e w or d e n ist, e n tg e ge n den sonst in Böhmen, Mähren und Schlesien b e oba cht ete n Verhältnissen. Dies erklärt sich zweifellos dadurch, daß die Tschechen an den Slowaken Ober­

u n g a r n s gl ei chsam eine s chütz ende H i nt er wa nd ha tt e n; denn die kulturell w e n i g entwickelten, sprachlich so nahe v e rw a nd te n Slowaken

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A lm en Wirtschaft u n d H irtenleben in der M ährischen W alachei. 7

deckten i hnen den Rücken u n d z w an g e n sie nicht zu V e r te i di gu n g s ­ maßregeln, die große S um me n von Ener gie ve rz ehr t hätten. Dieses von der äußeren W e l t durch lange Zeit wie a bge schni tt ene Gebirgs- l and hat auch darin seine kons ervi erende W i r k u n g gezeigt, daß in der Mährischen Wa la c he i sich nicht g er in g e Re st e der böhmischen P r ot es tant en erhal ten haben. Eine Rei he von Gemeinden, besonders u m Wisowitz (Visovice) und W s e t l n herum, ist bis h e ut e dem Pr otest ant ismus t re u geblieben u n d von der Gegenr ef or mati on nicht erreicht, respektive nicht üb e rw äl ti gt worden.

Die Siedlungs-, Kultur- u nd Wi rt schaft sformen, die w i r in der Mährischen Wa la c he i antreffen, sind im großen und ga nz en gleich oder ähnlich den e nt spr echenden Fo r me n der mäh r is ch e n N i e d e ru n g u nd geh öre n dem Herd der we st eur opä is che n Kul tur an. Die Ab­

wei chungen und lokalen Ei ge nt üml ic hkei te n sind im all gemeinen leicht aus den besonderen Be di n gu n ge n des ge ographi schen Milieus zu erklären. Das U be r w i e g e n der Wa ldw ir ts cha ft , der extensive Char akter der Landwirtschaft, die sc hwa che En t wi ckl un g der Industrie, die zerst reute Siedlungsform der Gebi rgsrücken, die Ei ge nar t der Sprache, der Sitten u nd Gerätschaften, auch des Ha us ba ue s sind die unmit te lb ar en Folgen dieser na tür lichen Au s s ta tt u ng des Gebirges, seines Holzreichtums, seiner u ng ü n s t i g e n kl imatischen Verhältnisse, seiner Abschließung etc. N u r eine einzige Wirtschafts- u nd Si ed lu ng s­

form mu te t uns hier e ig e nt üml ic h an, sowohl deshalb, weil eigentlich für sie die natürlichen E xi s te n zb ed i ng u n g en fehlen, besonders aber, weil sie in ihrer Form, den mit ihr verkni ipten Ansch a uu ng en , Sitten, Recht sver häl tnissen u nd sprachlichen Ei ge nt üml ic hkei te n als ein fremdes El e me n t zu bet ra cht en ist, das u n s an Osteuropa ge ma hn t , speziell an die östlichen Karpaten, u n d das offenbar in die Mährische Wal ac hei i mportiert wurde. W i r mei ne n die selbst ändi ge kleine Vieh-, besonders Schafzucht u nd das mi t ders el ben v e r b un de n e eigenart ige Hirtenleben. Dessen e in g e h e n d e r Besp r ec hu ng wollen w i r un s nun zuwenden.

II. D i e A l m e n w i r t s c h a f t i n d e r M ä h r i s c h e n W a l a c h e i , i h r e g e o g r a p h i s c h e n , h i s t o r i s c h e n u n d k u l t u r e l l e n

G r u n d l a g e n . 1)

In diesem natür lichen und kul turell en Milieu entwickelte sich in alter Zeit und erhielt sich in T r ü m m e r n bis auf den h eu ti g en Ta g ein System von Hirtenwirtschaft, das zu den h e ut e h e rr sc hen de n Verhält nissen in einem gewi ssen Ge gens atz s teht u nd infolgedessen absterben u n d v er schwi nden muß. Denn die Verhältnisse, aus denen sich j ene s System ergab, wa r en ni cht von der Art, daß sie beim Höheraufbl ühen des kulturellen L eb e n s u n d bei ei ne r Z un a hm e der

>) Verg). z u m F o lg e n d en a n vielen Ste lle n die Kartenskizze (Fig. 1), auf d e r alle auf m ein em R eisew eg b e s u c h te n u n d e r k u n d e t e n A lm h ü tte n u n d s c h a fz ü c h te n d en P a s e k e n g e n au a n g eg e b en sind.

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F ig. 1. Die Almen der M ährischen W alachei im Jahre 1912.

M aßstab der K a rte : 1:333.000.

Z eic h e n e r k lä r u n g .

M eine R eiseroute 1912. | ~ | P nseken m it intensiver Schafzucht.

A Almen, die noch im jallre 1912 bestanden. Ix I H ofersiedlungen.

A Die Lage dufgelassener Almen.

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A lm en w irtsc h aft u n d H ir te n le b e n in d er M ähr ischen W alac he i. 9

Intensität des wirtschaftlichen Le be ns nicht großen V e r ä n de ru n ge n erliegen mußten. Die V e r ä n d e r u n g der natürl ichen Verhältnisse h i n ­ wi ed er ermöglichte das Aufblühen a n de rs g ea rt et e r Wirtschaftsformen, die langsam, aber sicher das Hirtenwesen, die Almenwirtschaft in den Hi nt er gr und drängen.

1. D i e o b e r e W a l d g r e n z e . Die natürl ichen Grundlagen) wel che das Hirtenleben in alter Zeit in der Mährischen Wa la c he i ermöglichten und die in diesem Sinne bis he ut e noch bis zu einem gewi ssen Grad wirken, waren vor allem die ni edri ge La g e der oberen Wa ld gr en ze , das Vorhandensei n hochalpi ner Al penmat ten, c h a ra k te ­ ristische orographische, petrogr aphi sche und klimatische Verhälnisse, endlich die eigenart ige Ve rte ilung der Bevöl kerung und Siedlungen.

W i r sahen schon im vorigen Abschnitt, daß auf allen Beski denr ücken der Mährischen W al a c h e i sich m e h r oder mi nd e r a u sg e d e h n t e W i es e n u nd Alpenmatten in einer Höhenl age befinden, in der noch W ä l d e r reichlich existieren könnten, soweit deren V or ha nd en se in n ur von den Te mp er atu r- und Bewäs se ru ngs ve rh äl tn is se n a bh ä ng ig wäre. Denn gemäß den Ergebnissen floristischer F o r s ch u n ge n in den b e na chb ar te n und höheren karpathischen Gebirgen müssen wi r a n ne h me n , daß die obere klimatische W a l d g r e n z e in den W e s t k a r p a t h e n ungefähr bei 1450 bis 1500 m liegt; es verst eht sich von selbst, daß dies n u r eine Mittelzahl ist, von der nicht g e ri ng e Ab w ei ch un g e n im positiven und negativen Sinn Vorkommen, e n ts pr eche nd den lokalen Verhältnissen der Exposition, Bewässerung, W o l k e n b i l d u n g etc.

Auf Gr un d dieser E r w ä g u n g e n ist a nz u ne hm en , daß ke ine r von den Rücken und Gipfeln der Mährischen W al ac hei an die eigentliche klimatische W a l d g r e n z e heranreicht. W e n n wi r ni cht sde st owe ni ger linden, daß an vielen Stellen die W ä l d e r u nt er h al b der Gipfel aufhören, so müssen wi r uns nach a nd e re n Gr ünde n umsehen, um diese lokale He r ab dr üc ku ng der oberen W a l d g r e n z e zu erklären. W a n d e r t man über die Rücken d er weißen Karpathen, so m e r k t man oftmals, einen wie großen Einfluß auf die Ve rte ilung des Wa ldkl ei de s der W i n d hat; dort, wo die h err sc hen de n W i n d e mit großer W u c h t an die Ge bi rgs hänge anprallen, dort v er sc hwi nd e n die W ä l d e r und flüchten sich hi nter Ne be n rü ck e n u nd hi nt er die Gipfel in den W i n d ­ schatten. Die höchsten Ba umre ihen sind überall durch de n W i n d stark deformiert, die Äste wa chs en auf einer Seite, und z w a r n u r auf der dem W i n d e a bge kehr te n, so daß die n u r einseitig, asymmetrisch sich e nt wi ck e ln d en Bäume W i n d f a h n e n g e n a n n t w e r d e n können.

Überdies sehen wir, daß die Bäume, welche den höchsten W a ld g ü r t e l in der Mährischen Wa la c he i zus ammens etz en, oft v e r k ü m m e r t e und v e rk r üm mt e, zwer ghaf te Fo r m e n a n n e h me n u nd so klar beweisen, wie s chwe re Folgen der Kampf ums Dasein bei den u ng ü n s t i g e n n a tü r ­ lichen L e b e n s b ed i n g u n g e n für sie nach sich zieht. Zu diesen letzteren gehört nicht n u r die starke W i r k u n g der Wi nde , welche mit

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u n g e h e m m t e r Kraft ü be r die gleichmäßig hohen Beskidenrücken d ah inbr aus en, s ondern auch die oft unf rucht bar e u nd undurchlässige Bodenkr umme. Sowohl dort, wo Flyschschiefer an die Oberfläche treten, wi e auch überal l dort, wo Sa nds tei ne den V er w i t t e ru n gs s c h ut t zum größeren Teil zus ammens etz en , bildet sich eine Ver wi tt eru ng sk ru ste , die so d ün n u n d so a rm an Humus ist, daß sie zur E r n ä h r u n g ho ch st äm mi ge r Bäume eben nicht ausreicht. Überdies stellen diese Bodenar ten auch ein u n gü ns ti g es Terrain für natürliche und künstliche Be wa ld u n g w e g en ihrer hydrologi schen Eigenschaften dar. Denn diese un dur chl äs si ge n Bodenarten sind bei sanfterer Ne i gu ng der Gehänge allzu feucht, bilden auch Sümpfe u nd Hochmoore u n d be decken sich mit einem dicken Mantel s aure r Gräser u nd Moose. Ist hi ng eg e n der Boden stark geneigt, dann fließt das R eg e n wa s s e r an i hnen schnell ab, so daß die Böden im all gemei nen allzu trocken w e r d en u n d n u r eine s ehr bescheidene steppenart ige Vegetation zu e r n ä h r e n imst ande sind.

Diese u n g ü n s ti g e n natürl ichen L e b e n s be di n g un g en mußten, we ni gs te ns lokal, die obere W a l d g r e n z e in der Mährischen Wal ac hei h era bdr üc ken. Aber in viel größerem Maße h at dies der Mensch durch un vernünf tiges Roden der W ä l d e r , 1) besonders in f rüheren J a h r ­ hu nd e rt e n, getan. Ängef angen vom 13. J a hr hu n d e r t , als P f e m y s l O t t o k a r II. große Teile der Mährischen W a la c he i (Flußgebiet der Ro zn au er Becwa u nd der Juhyha) dem im J ahre 1281 verst orbenen Bischof von S c h a u mb u r g zu L eh e n gab, bis in die G eg e n w a r t hinein, wo die großen Güter der K i n s k y s u n d a n d e re r in die Hände P o p p e r s u nd großindustrieller Institutionen ( G u t t m a n n , R o t h s c h i l d , W i t t k o w i t z e r Gewerkschaft, R a t im o we r Genossenschaft etc.) ü b e r ­ gingen, h at man oft in allzu großem Maßstabe W ä l d e r gerodet.

In den ersten J a h r h u n d e r t e n einer e twas i ntensiveren Besiedlung der W a l a c h e i gi ng diese W a l d r o d u n g allerdings langsam vonstatten, vor allem w e g e n des Mangels an e n ts pr ec he nde n W e g e n und Mitteln, um das Holz aus dem Gebirge in die Vorlande zu transport ier en und von dort zum Ver kauf in die Ebene zu bringen. Die Ilolzpreise standen damals so niedrig, daß die Mühe der Ro d un g u nd des Transport s der hohen Ge bi rgs wäl de r sich ni cht lohnte. Damals bereitete auch der Großgrundbesitz den Bauern keine großen Schwierigkeiten, we nn diese an die R o d u n g der W ä l d e r auf den Be rgrüc ke n sich machten, u m W e i d e n für Ri n de r u nd Schafe zu schaffen. Denn der dadurch a n ge ri ch te te Schaden w a r g e ri n g oder fast Null; so erkl ärt es sich, daß m an l ange Zeit h i nd ur ch ni cht energisch gegen die Hirten auftrat, die das Holz für die W a t r a aus den herrschaftlichen W ä l d e r n na hme n u n d auf deren Kosten den W e i d e g r u n d erweiterten. Auch gab man sich nicht allzuviel Mühe, den allgemein ge üb te n Holzdiebstahl in den

') Einige Details zu dieser F r a g e b r i n g t : Z a m e C n i k A n t . : D fevafs tv i n a Yalassku (Die H olzw irts chaft in d e r W alach ei) , S bornik Mus. Spol. ve Valagskem Mezifici, No. 13, 1907, p. 48.

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Alm en w irtsc haJ t u n d H irten leb e n in der M ährisc hen W al ac hei. 11

herrschaftlichen W ä ld e rn zu a h n d e n ; angesichts des ge ri ngen W e r t e s des Holzes w a r ja d er angeri cht ete Schaden nicht groß. In den späteren Zeiten, als in der Mährischen Wa la chei ein e ng e re s Netz von gut en W e g e n geschaffen wur de, als in vielen der Gebirgstäler eine kleine Industrie, vielfach in der Fo r m von Hausi ndust rie (Eisenarbeiten, Schnitzerei, Glashüttenindustrie) sich entwickelte, hauptsächlich zu dem Zwecke, um die bisher wertlosen Holzreichtümer an Ort und Stelle zu ve rwe rt en , macht e das planmäßige Roden der großen W ä l d e r schon b e de ut en de Fortschritte. Endlich im 19.J ah r hu nd e rt , als man in den Tälern der Becwa und Olsava Ei sen b a hn e n baute und auf diese Weis e ausgezeichnete Transportmittel zur Fortschaffung großer Holzmengen gewann, schritt das g e wi nn s üch t i ge Schlagen der W a l d u n g e n so rasch vorwärts, daß in den jüng st en Zeiten vielfach auch W a l d u n g e n , die mit Rücksi cht auf den Niederschlagsabfluß u nd S c h n e e ve rw eh u n ge n b ewa hr t we rd en sollten, verni chtet wur den. Dem arbei tet erst die junge, staatliche Aufforstungsaktion entgegen.

2. D i e A l m w i e s e n . Auf all den Bergrücken u nd Gehängen, wo von Nat ur, sei es mit Rücks icht auf den stark w e h e n d e n Wi nd, auf die u nf rucht bar e B od en kr ume oder auf die allzu große oder allzu geri nge Bodenfeuchtigkeit, der W a l d nicht zu gedeihen vermag, weiters überall dort, wo der W a l d n ieder ges chl agen w u r d e und von einer Ac ke rnutz ung nicht die Re de sein kann, d eh ne n sich we ithi n W ie se n und Al penmat ten aus, bei der Or t sbe völ ke rung j a v o f i n y geheißen.

Diese Al penmatten finden sich in der ve rschi edensten La ge u nd Höhe u nd haben d aher je nac hd em e twas a bwe i ch e nd e Eigenschaften. W i r u n t e r ­ scheiden Rü ck e nwe i de n auf den im all gemei nen leicht gewellten Ber g­

rücken; sie sind meist feucht und weisen reichlichen Pf ianzenwuchs auf.

Die zweite Gruppe stellen Ge hä ng e we id en dar, die meist steinig und t rocken sind und d ah er n ur sehr spärlichen Pf lanzenwuchs besitzen.

Endlich Tal weiden auf den nicht allzu feuchten Talböden mit saftigem u nd reichlichem Pflanzenwuchs. Von diesen drei G at tu ng e n von Alpenwiesen sind für die Al menwirt schaft die geeignetst en die Rüc ke n­

wiesen, hauptsächlich deshalb, weil ihre we ichen morphologischen Fo rme n ein sehr bequem g a n g ba re s Te rra in darstellen. Die Reife und Sanftheit der Landschaftsformen der Be ski denr ücken ist eine der Ha up tg ru nd la gen der Almenwirt schaft in Mähren.

Aus dem Obigen ergibt sich, daß w e de r die oberen noch die un ter en Gr enzen der Al menwie se n klimatisch v o r bed in gt sind. Die niedrigsten Wiesen, auf denen sich Almen wirtschaft noch erhalten hat, fand ich an den Ge hä nge n der Lijsä, g e g e n üb er Üsti, im Tale der Hr ozenkauer Beöwa in der Höhe von 400 bis 500 m. Die höchsten Al penmat ten finden sich auf der Taneönica, nördlich von Neu-Hrozenkau, in der Höhe von 850 bis 900 m. Es kann also keine Rede sein von einem selbständigen

»Gürtel der Alpenmatten«, der e twa ü b e r dem W a ld gü r t el gelegen wäre, sondern die Wiesen, auf denen das mähr ische Hirtenleben heute

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noch sich entwickelt, finden sich d ur chmi scht mit W ä l d e r n und Äckern in einem und demselben Höhengürtel. Nicht das Klima, s ondern die Wirtschaftsstufen entscheiden über deren Existenz — u nd die na tür ­ lichen Verhältnisse, wie die Beschaffenheit der Bodenkr ume, die Art der Be wä ss e ru n g u nd des Klimas beschl eunigen oder ve rl angs amen nur in den einzelnen Gebieten den Ü be r ga n g von den älteren Wir tsc ha ft s­

formen der Vi ehzucht zu den ne ue re n des Ackerbaues. Bei der h e ut e a uibl ühe nden Zucht von Haustieren mac ht man Anst re ngunge n, die ärmlichen Al menweiden in Mähwiesen u m zuw an del n, i ndem man sie mit n atü rl ic he m und künstl ichem Dü n ge r befruchtet, im Fr ühj ah r das u n t e r dem Schnee vert rocknet e Gras a bbrennt , die Wi es e n vor Ve r­

n i c ht un g schützt und mit besseren Grasarten besät. Dadurch verliert die Al menvi ehzucht f or twä hr en d an Fläche.

3. E x t e n s i t ä t d e r V i e h w i r t s c h a f t . Die wichtigste Ei ge n­

schaft der Hirtenwi rtschaft ist ihre Pr imitivität und ihre Extensität ln den Zeiten, als die ga nz e Mährische W a la c he i s chwach bevölkert war, als die Dörfer sich nur auf dem eigentlichen Talboden fanden und die Gebi rgs rücken in ihrer Gänze u n b e w o h n t waren, konnte keine Rede von einer intensiven A us n üt z un g der Gebirgslandschaft sein, ln diesen großen Su bö k um en en hatte das Wirt schaft sleben a us gedehnt e Flächen zur Disposition, aber w e ni g menschl iche Hände zur Arbeit. Hier konnt e n ur eine extensive W i r t sc h af t rent abel sein, der es nicht so sehr um möglichst hohe Gewinste von kleinen Flächen, als u m eine leichte A us n üt z un g großer Flächen zu tun war. Man mußte sich mit einem kleinen Gewinn von der F l äch e ne inh ei t b e g n ü g e n ; bei der W e i t ­ r äu mi gk ei t des La nd es lohnte sich aber auch dieser. Die A us nüt z un g der Holzschätze an Ort und Stelle zur Befriedigung des lokalen Bedarfes (Indust ri eanl agen und Brennholz) und die großräumige Hirtenwirtschaft, das w a r e n die einzigen For me n des wirtschaftlichen Lebens, welche den natürlichen L eb e ns bed i ng u n ge n, der Volksdichte und der Stufe des kulturellen und wirtschaftlichen Lebens entsprachen.

Damals entwickelte sich in e ine m u nt er en Gürtel bei größerer Volks­

dichte und relativ zahlreichen, ständig bewo h n te n Si edlungen auf dem G r un de der größeren Täl er ein i mmer i ntensiver sich gestal tender Acker bau; in einem höh ere n Gürtel von W ä l d e r n und W i es e n jedoch blühten n ur extensive Wirt schaft sformen. Dort legte man lockere und kleine Ortschaften an, zahlreiche nu r im So mme r b e wohnt e Siedlungen.

Die Bevöl kerung a b e r a r b e i t e t e n ur in der Forstwirtschaft und im Hirten­

wesen. W ie a u sg eb r ei te t die Viehzucht im Hochgebirge noch in nicht ferner Zeit war, bew'eist der Umstand, daß die noch lebenden alten Hirten von drei Gemeinden (Ivarlowitz, Hrozenkau u nd Halenkau) im obersten Becwatale sich an dreißig große Al menhüt ten eri nnert en, von denen jede drei- bis viermal größer w a r wie die größte der heute existierenden.

4. D i e H o c h g e b i r g s k o l o n i s a t i o n . Hand in Hand mit der i mmer schneller vorwärt sschreit enden Verd i ch tu ng der Bevölkerung

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A lm enw irtschaft und H irten leb e n in der M ährischen Walachei. 13

auf dem Gr unde der karpatischen Täler b e ga nnen sich einzelne We ll en von bäuerlichen Kolonisten üb e r die Geb irg sh än ge auf die Rüc ke n hinauf zudrängen. Diese Kolonisation der Be r gh ä ng e setzte in der Mährischen W al ac hei im 18. J a h r h u n d e r t ein, entwickelte sich aber in größerem Maßstabe erst im 19. Jah rh un d er t. Die meisten tief im Gebirgsland gelegenen Tal si edlungen entst anden erst in den j üngst en J a h r h u n d e r t e n (Groß-Karlowitz 1711, Ober-Becwa 1610, Hutisko 1659) und haben bis heute viele Ei gentümli ckei ten von jugendl ichen Siedlungen. Sie umfassen nämlich große Flächen (60 bis 70 k m 2), i ndem sie die g a nz en Quellgebiete einzelner Flüsse einschließen. Das Zent rum der Si edlung ist mei st eine n u r kleine Häusergruppe, bes tehend aus der Kirche, dem Pfarrhaus, der Schule, dem W i r t s h a u s u nd einigen Hüt ten mehr, hi ng ege n ist die übrige Bevölkerung auf dem ganzen Gebi rgst errain in lose zerstreuten Hütten, die zahlreiche W e i l e r bilden, verteilt.

5. D i e P a s e k e n . Überall kann man leicht feststellen, wie diese Einzelhütten und W e i l e r an den Hängen l angsam empor ­ kl immen: die obere Grenze der Dauersi edlungen verschiebt sich so langsam, aber stetig aufwärts. Heute k o nz en t ri er t sich diese Koloni­

sation hauptsächlich in dem Gürtel zwischen 600 und 700 m. Man n e nnt diese Hütten hier allgemein P a s e k e n (dieses W o r t kommt von s e k a t i — a us hauen, also W ä l d e r schlagen, und d e utet somit schon auf die Art u nd Weise, wie diese Kolonisation Boden gefaßt hat). Jede Pa s ek e setzt sich z us ammen aus einem W o h n g e b ä u d e und einigen meist losen Wi rt sc ha ft sg e bäu de n. Da diese Hüt ten größtenteils an Stelle gerodet er W ä l d e r entstanden, so ist sowohl das Baumaterial wie auch das zum Daehdecken v e rw e n d e t e vor allem Holz. Die Details der Or nament ik und des Stils e ri nn e rn m an c hm al lebhaft an die Hütten der schlesischen und polnischen Ge bi rg s be woh ne r: einzelnes davon mag u n t e r dem Einfluß ähnlicher L e b e n s be di n g un ge n entstanden sein, a nderes wi e de r weist auf eine W a n d e r u n g von Kul turel ementen aus dem Osten nach dem W es te n hin. Das große Problem, ob dies durch eine Ü be r t r a g u n g von Kul t ure rrunge ns chaf te n oder durch eine W a n d e r u n g von Vol kselement en zu erklären ist, wer den wi r später noch e i nge he nde r berühren.

Das wirtschaftliche Leben auf den Paseken ( h o s p o d ä r s t v o p a s e k o v e ) weist einige Ei gentümli chkei ten auf, welche es, ähnlich wie die Gebirgsdörfer, als j ugendl iche E r sch e in un g en charakterisi eren:

vor allem ist dieses Leben noch nicht differenziert. Es umfaßt alle Zweige der Bodenwirtschaft, also sowohl Ackerbau wie Viehzucht und Forstwirtschaft. W i r finden ebenso schon in den Pa se ken neben der Zucht von Ri ndvieh und Pferden auch die von Schafen und Ziegen. Doch werden hi er diese Tiere übe r Nacht in St all ungen gehalten und bleiben nicht den ganzen Somme r über in den Almenwirtschaften u nt e r freiem Himmel. Das topographische Aussehen j ed e r P a s e ke entspricht den

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Verhält nissen eines frisch kolonisierten Landes: die Hütte liegt also u nge fä hr im Ze nt ru m der Besitzung, ist r ings von dazugehör igen, nach außen w a c h s e nd e n Äckern, W i e se n und W ä ld e r n umgeb e n. Man kann dies oft in der Nat ur direkt beobachten, w e n n man von e ine m Berg­

r ücken auf den g e ge nü ber li eg e nden Be rg h a n g blickt. Da e rs che int der Wald, der ur sprüngl ich den gan z en Hang bedeckt, gleichsam d ur ch­

löchert von g erodet en Flächen, die meistenteils a bge ru nd et sind u nd in i hre m geomet ri schen Ze nt rum eine Pa s ek e aufweisen. Je dichter die Kolonisation u nd je we it er vorgeschritten sie ist, u m so mehr nä h er n sich die einzelnen P as ek en einander, die Waldg ür te l, welche sie trennen, ve re n ge n sich u nd vers ch wi nde n schließlich ganz. Man ka nn hier nicht selten den historischen Prozeß auf einer phot o­

graphi schen Pl atte erfassen.

Eines der s chönsten Beispiele für solche Pasekenkol oni sat ion sind die s oge nan nt en oberen und u n te re n Roz na ue r Pa s ek en (Paseki Dolni, Horni), welche in der Zahl von fast 200 die Hänge der Berge Chlacholov und Chl umchäl ky z wi schen den Bächen Vermirovsky, Ka m und Sladsky bedeckt haben. Die ältesten dieser P as ek en e nt st a nde n erst im 18. J a h r ­ hundert, denn die Roz na ue r Bü rg er h a tt e n bis dahin g e n ü g e n d Platz im Tal. Sp ä ter jedoch, als infolge des Ni e d e r g a ng e s der Hausindustrie im 19. J a h r h u n d e r t ein großer Teil der Bevölkerung g e z w u n g e n wurde, seinen E r we r b in a n d er er R i c h tu n g zu suchen, da t r e n n t en sich die j ü n g er e n Söhne von der väterlichen Wi rt sc h af t u n d g r ü n d et e n auf frisch geli chtet em W a l d g r u n d e neue Pasekenwir tschaf ten. In einigen Gegenden, die we it er nach W e s t e n vorgeschoben sind, ist allerdings diese Kolonisation schon etwas älter.

Die ni edr igst en der P a s e k e n trifft man noch auf dem Grunde der Haupttäler, das heißt in einer Höhe von 350 bis 400 m. Die höchsten hi ng eg e n trifft m an schon auf dem Haupt rücken der Beskiden an:

n u r auf dem Jav orn lk rü c ke n gibt es keine. Die Ursache hievon ist jedoch n ur der Umstand, daß dieser Rüc ke n ganz in herrschaftlichem Besitz sich befindet.1) Doch auf der Taneönica zum Beispiel fand ich sie schon in 800 bis 850 m (Leäci), also auf dem Hauptrücken selbst- Me rk wü rd i ge rw ei s e erhalten sich diese P a se k e n in einem tieferen Gürtel auf d em mährisch-schlesischen Bergrücken, wo die höchsten (Valchafovy paseky) am Ra dh o s t in 730 bis 750 m gelegen sind. Der vertikale Gürtel, in wel ch em wi r also als Ha upt siedl ungsformen die P as ek en finden, umfaßt Höhen zwischen 350 und 750 m , folglich fast das ganze Gebirgsterrain der Mährischen Walachei. Im einzelnen k önnen wir, je nac hd em es sich um Hang- oder Rückens iedl ungen handelt, Hang- oder R ü c k e n p as ek e n un t er sc hei de n; obwohl beide Typen oft n e b e ne i n a nd e r Vorkommen, üb e rw ie g t doch in einzelnen

’) Ich k e n n e n u r ein einziges Beispiel, wo au s einem einstig en Salascli eine a ll er­

dings s e h r hoch g eleg en e P a se k e e n ts ta n d e n ist, n äm lich die Paseke Na Kasärni in Karlowitz, die 950 m ho ch, also n u r 30 bis 50 m u n t e r dem Hauptrücken liegt.

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A lm enw irtschaft u n d H irten leb en in der M ährisc hen Walachei. 15

Gegenden die Rü ck en si ed l un g (Hrozenkau), in a nde re n die Hang- Siedlung (Ober- und Unter-Beßwa).

Eine m e r k w ü r d i g e Über gangsf or m zwischen Pa se ken und Salasen bilden die n ur im So mme r bewi rt schaftet en hochgelegenen Pa se ken r eicher Tal bauern, die vollständig e inge ric ht et und a us g eb a ut sind wie eine normal e Paseke, jedoch im W i n t e r von den Bewohner n verlassen werden, die die Wi rt sc ha ft sperren u nd mit dem Vieh und dem w e r t ­ volleren Ha u sr at ins Tal hi nabziehen.

In den P as ek en w oh nt eine viel ä rme re Be völ kerung als in den Taldörfern: sie mußte sich ja auch mit einem in pedologischer und klimatischer Hinsicht viel u ng ün s ti g er en Gebiet be gn üg e n u nd ist ja n ur infolge der Üb er vö lk er ung aus den Täl er n h i na u s g e d r ä n g t worden.

Je h öher die P a se k e n liegen, desto ä r m e r ist im all gemeinen die Be­

völkerung, desto kleiner die Hütte, desto schlechter der Ackerboden:

die Pa s ek e s chrumpft schließlich zur Hofersiedlung ein, die mei st auf dem Grunde eines r ei cher en Bauern sich findet.

6. D i e H o f e r . Die Plofer (Aftermieter, die ma n auch als Inleute bezeichnen könnte) sind also g e d u n g en e Arbeiter, welche in einer durch den Ei ge nt üm er des Grundes erb a ut en Hütte wohnen, einen Teil der Äcker ihres Herrn be bauen u n d meist auch dessen Vieh Som me r üb e r hüten. Das sind also Ac ke rbaue r u nd Hirten in ei ne r Person, welche in s chwe r z ugängli chen Gebieten auf den schon von den Tal si edlungen entfernten Berg hä ng en auf fremdem Gr und ungefähr in derselben W ei se arbeiten, wie die P a s e k e r auf eigenem. Die Hütten dieser a rmen Bevöl kerung sind u n g e h e u e r bescheiden; ihre Größe betr ägt selten m e h r als 5 bis 6 m im Quadrat und das I nn er e besteht meist nu r aus einem 3 bis 4 m 2 großen F l u r und e ine r einzigen 12 bis 16 m 2 großen Kammer, die gleichzeitig als Küche, Schlaf- u nd W o h n r a u m dient.

Die Familie eines Hofers teilt sich in die Arbeit gewöhnl ich in der Weise, daß der Va te r Ackerbauer, die Ki nder Hirten sind und die Mutter sich der Wirtschaft, dem Melken u nd der Käseberei tung wi dmen muß. Milch u nd Käse müssen im So m me r täglich den Grundbesit zern zugestellt werden. Diese charakteristische Arbeits­

teilung, eine gewisse Intensität der Wi rt sc ha ft und die Kombination des Ackerbaues mit der Vi ehzucht b r in gt es mit sich, daß die w i r t ­ schaftliche Exploitation sogar e ntf ernt er und u n gü n s t i g e r Gebiete sich noch rentiert; denn die Bewirtschaft ung solcher orographisch und klimatisch benachteiligter Flächen, die überdi es meist einige Stunden vom Dorf entfernt sind, mußte ohne V er mi t tl u ng dieser P ä c h t e r a n ­ gesichts der t eur en Arbeitslöhne u n b e d i n g t zur extensiven Wir tschaft führen, bei der sich der Ackerbau nicht l ohnen konnte.

7. G e n e t i s c h e V e r w a n d t s c h a f t d e r P a s e k e n , H o f e r u n d A l m e n . Hinsichtlich der geographi schen Ver tei lung gibt es ke in e g rundsät zli chen Unterschiede zwischen P a se k en und Hofer. Der

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Unterschied besteht n ur in der W o h l h a b e n h e i t und in der rechtlichen Grundlage der Wirtschaft. Die P a s e k e r bearbeiten Stücke des parzel­

lierten Großgrundbesitzes, die Hofer pachten Gr undstücke von reichen Bauern. In d emsel ben Hö h en gü rt el zwischen 350 bis 900 m treffen wi r n e b e n ei n an d er die eine u nd die andere Siedlungs- u n d Wi rt sc ha ft s­

form. Ihre Ve rwa nd tsc ha ft b e r uh t übr igens nicht nu r auf der ähnlichen geographi schen Lage und einer ähnli chen Wirtschaftsweise. Sowohl die eine wie die a ndere Siedlungsform entstand aus einer und derselben Urform, das ist aus d em Hirtensalasch, in der Absicht, die gegebenen natürlichen B ed in gu ng en besser auszunützen. Dies e rke nne n wir sowohl an den äußeren Ei ge ntü mli chk ei te n der drei Siedlungsarten wie auch an den Lebens- und Wi rt sc ha ft sg e woh n he it en ihrer Be­

wohner.

8. I h r e v e r t i k a l e YT e r t e i 1 u n g. Vor allem ist daran fest­

zuhalten, daß die nicht m e h r zahlreichen, noch bis heute erhaltenen Hirtensalaschen der Mährischen Wa la ch ei z w ar in der Regel an und üb er der oberen Grenze der Dauer si edlungen liegen, also in 500 bis 900 w, daß wi r aber auch einzelne in tieferen Lagen bis zu 600 m, ja selbst bis zu 350 m antreffen.1) Der erste Ums ta nd erklärt sich ganz leicht dadurch, daß die intensive mo der ne Kul tur aus den Tälern g eb ir gs au fw är t s w a n d e r t und eben noch nicht überall bis auf die beskidischen Gebirgsrücken selbst v o r g e dr u n ge n ist. So sind hier geradezu einzelne Hirtensalaschen noch verschont geblieben als letzte Zeugen einer v e r g an g en e n Epoche extensiver Kultur. Die zweite Tatsache jedoch legt die A n na h me nahe, daß einst der ganze heute von P a se k en u nd Hofern e in g e n o m m e n e Gürtel ausschließlich zur Wi rt sc ha ft ss ph är e der Hirtensalaschen gehörte, wenngleich wi r heute hi er n u r a us na hm swe i se und in anormalen Verhältnissen noch Salaschen antreffen. In m an ch en Fällen erhält sich sogar in der Tradition der he ut e die Paseken- und Hoferhütten b e w o hn e n de n Be völ kerung die Über zeugung, daß ihre Siedlungen an der Stelle der alten Salaschen entst anden sind.

9. I h r G r u n d r i ß . Manchmal haben die Holzhütten der Hofer noch in ihrer Architektur, in der Ver tei lung von Fl ur und Kammer Eigenheiten, die lebhaft an die Hirtensalaschen g e mahnen. Als Beispiel füge ich hier (Fig. 2) die Grundrisse des Salaseh auf der Cernähora u n t e r dem Ra dh os t (a), der Hütte des Jan Pekar, vulgo Knebel am Bablnek in Neu -Hr oz en ka u (5), wo noch heute Schafzucht getrieben wird, endlich eines zwei ten Hofersalasnik, des Tomäs Orszäg im Tale Ra dkov (Neu-Hrozenkau) (c) bei. Daraus ergibt sich klar, daß die Hoferhütte eine wei tere Ent wi cklungsstuf e der Salaschen ist, indem

*) Von den 40 mir b e k a n n t e n S alas ch en der M ährisc hen W a la c h e i liegen im H ö h e n g ü r te l

3 0 0 - 4 0 0 , 4 0 0 - 5 0 0 , 5 0 0 - 600, 6 0 0 - 7 0 0 , 7 0 0 - 8 0 0 , 8 0 0 - 9 0 0 , 9 0 0 - 1000, 1000 - 1 1 0 0 m

3 8 9 11 3 3 1 2

(21)

A lm enw irtschaft u n d H irten leb e n in der M ähri schen Walachei. 17

der Speicher des Salasch (komornfk) in die Hausflur v e rw a n d e l t wird u n d infolgedessen der H aupt e ing a ng ni cht direkt ins W o h n z i m m e r , s ondern durch die F l u r geführt wird. Manchmal, wie F i g u r 2 c zeigt, wi rd von der F l u r noch eine besondere A u f b e w a h r u n g s k a m m e r a b­

getrennt, in a nde re n Fällen wieder, F i g u r 2 6, an den W o h n r a u m angebaut. Vor allem jedoch wei st auf die Ve rwa nd tsc ha ft beider Siedlungsformen die Tat sache hin, daß selbst auf den P as ek en u nd bei den Hofern trotz m an c he r Schwierigkeiten die Schafzucht noch nicht völlig a ufgegeben wurde, daß man noch immer, wi e auf den Al men ­ hütten, in charakterist ischer W e i s e die D ü n g u n g durch das Verschieben des Kosär vornimmt, daß man täglich den Schafkäse bereitet un d anderes mehr.

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Rej. % b. F"i cj. "kc.

F ig . 2.

a) G ru n d riß d es S ala sc h a u f d e r C e rn a h o ra u n te r d em RadfroSt. b) H ü tte d es J a n P e k a r am B abfnek in N eu -H ro z e n k a u . c) H o fersalaS n ik im T a le R ad k o v .

E r lä u te r u n g d er Z if f e r n :

1 F lu r. 3 a V o rra ts k a m m e r. 6 B an k .

l a K a m m e r 4 H e r d . 7 T ru h e .

2 A b ste llb ä n k e . 4 a W a tra . 8 P u ty ra .

3 K o m o rn fk (S p e ic h e r). 5 T isc h . 9 S c h la fste lle .

10. S c h l u ß f o l g e r u n g e n . W i r ha be n in Kür ze darzustellen versucht, i nwi ewe it die E nt w i c kl u ng der Al menwir tschaft in der Mährischen W al ac hei noch he ut e in den natürlichen und kulturellen Verhältnissen des La nde s b e g r ün de t ist. W i r sehen, wie fast n i rge nds m e h r Platz vor handen ist, wo nicht eine andere, l ohnendere Fo rm extensiver Wir tsc ha ft (Forstwirtschaft) oder selbst eine i ntensivere Bodenkul tur (Ackerbau) möglich wäre. So erklärt sich in natürlicher W ei se der Verfall der Almenwirt schaft in Mähren, von dem w i r noch e in gehend sprechen werden. W i r sehen weiter, wie die natürlichen Le be n sb ed i ng u n ge n in f rüheren Zeiten g er ad e dieser Wirtschaftsform günsti g waren. Endlich e r ka n nt en wir, wi e noch he ut e der Prozeß der V e r d r ä n g u n g der Al menwir tschaft durch die rasch w ac hs en de Bevölkerung und die steigende Kul turi nt en s it ät vor sich geht, so daß das Bild, welches die Al menwir tschaft darbietet, sich von J ah r zu Jahr

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