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Deutsche Monatshefte in Polen, 1934, Jg. 1 (11), Heft 3

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Academic year: 2022

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(1)

Dmtfdjß nTonateljßftf m Polen

9 e ttf< ^ n ft f ü t 05ßfd)td)tß u n 6 (B c g c n to a c t Oes D e u tfd jtu m s in P o le n 3at)rgang 1 (11) « * ©eptembcr 1934 ^eft 3

üi'ftoc ßauöcr.

(BtunMagen üolfeöeutf^ßt poltttf in Polen.

^üv feine 6er ö eu t^en Dolfsgruppen im 0ften beftimmt fkf) ib t @^i<f*

fat im 2\aum bes ^erbergftaates allein, es roirb oielmefjr non 6en großen poli»

tifefjen Beroegungen Curopas mitentf^ieben, bie ißrerfeits beute in tueltpoliti»

fd>en ^ufommenbängen fteben. ^lllerbings fallen fjier Cntfcbeibungen n i^ t in fahren, fonbern in 3öbr 3ebnt en- önber mirb es entf<beibenb barauf anfommen, ob bie Dolfsgruppen b io log if^ unb in ber fokalen 6d)i4)tung fo gefunb finb, baß fte bur^balt^n fbnnen. €benfo roid)tig ift aber bie geiftige Haltung, in bet bie beutf<ben ©ruppen iß t auslanbbeutf^es ©d)i(ffat tragen, ob es oon ibnen paffio bingenommen ober mitgeftaltet toirb. ö e t ©ebanfe, baß nur eine i b e e n » g e t r a g e n e ©ruppe ben Sampf burcbbalten fann, ber ©pfer unb ftets erneu»

ten ©infaß forbert, bürfte beute aud) febem oon B ealpolitifern ber alten ©enera»

tion nidjt mebr m it einem mitleibigen £ä<beln abgetan roerben fönnen. ©bue ein 3iel, ftets nur gur llbroebr aufgerufen, fann niemanb, unb beutfdje iT1enfd)en f<bon gar ni<bt, im Kampfe burcbbulten. öiefes 3>el ift fein irgenburie oer»

borgenes, fonbern fann fla r unb einfad) aufgegeigt roerben. Das 3>el ift: D i e b e u t f d ) e t ü e f e n s a r t , u n g e b r o c h e n b u r < b f t a a t l i d j e B e e i n » f l u f f u n g , b u r < b b a s £ e b e n u n b b i e H a l t u n g b e r b e u t f e b e n Ü o l f s g r u p p e f o gu o e r f ö r p e r n , b a ß b a b u r d ) b i e ü o l f s t u m s » i b e e g e g e n f t a a t l i ^ e D e r f n o c ß e r u n g u n b i f e b e r f t e i g e r u n g f i ^ b u r d ) f e ß t . Das ift jene Dorfteilung ( b r if t li^ ^ Denfer, baß bie Dölfer als €>d)öpfungen ©ottes, toobl m it befonberen ©igenfebaften bebaut finb unb an ißrer ©teile in ber ebelften Ausprägung ißre ©igenart ausroirfen foHen, boeb im 3ufammenflange miffen, baß a l l e Dolfstümer ebea gottgegeben unb fü r ben ftlenfdjen b^iligfte ©üter fitib. Hiemanb toirb oerfennen, baß gut

©rreiebung biefes 3 i£l eö religiöfe Kräfte nötig finb, ba ber bobt ©ebanfe oon ber

©igenftänbigfeit feben Dolfstum s leiber nur gu leid)t in engbergiger töeife auf bas eigene D olf befebränft roirb unb nur toabres ©briftentum ibn fo oerebeln fann, baß er ni<bt in ben ©benen bes täglidjen £ebens fi<b in llnbulbfam feit unb oölfifeben ©goismus oertoanbelt. ©teßt aber eine Dolfsgruppe unter bem iebensgefeß oon Dolfstum unb djriftlidjer Beligion, oermag fie alle ©pfer unb alles Bedjt aus biefen leßten ©iefen be^uleiten, bann toirb jle aud) fener © tärfe nidjt entbehren, bie gur ©eftaltung ibres ferneren, täglichen Dafeins nötig i(t.

© e it bem Kriege unb feinem febes Be<bt beugenben, auf ber ©etoalt ber ©ieger aufgebauten Abfdjluß, ber ben ünfrieben in ber fö elt oereroigt bot, bot bas beutfebe ü o lf unb febe beutfebe Dolfsgruppe aus ber eigenen lebensnot betous bie Aufgabe, bem B e c b t s g e b a n f e n toieber gum ©iege gu oerbelfen, jener 5bee, baß bas Bed)t oßne ßeranferung in ben leßten töerten, bas beißt ohne bie Obee ber ©ottesfinbfebaft aller iTlenfcben, immer toieber in ben Hieberungen bes £ebens gum ©pielball anberer iTläcbte, m itunter toabrboft teuflifcber roirb.

3ebe Dolfsgruppe roirb felbftoerftänblicb in ihrem ©elbftbebauptungsfampfe

(2)

alles getriebene :Recf)t für fl<^ nu^en muffen, lljren unangreifbaren f)o rt aber ln jenem gottlldjen ^ e d jt flnöen, non 5em © d jllle r Im „tD llljelm ICell" 6en <5 tauf=

fa ^ e r fagen läßt:

„tüenn unerträglld) rolrb 6te la f t , greift er hinauf getroften JTtutes ln 6en ^Im mel Ün6 bolt herunter feine ero'gen Jledjte, ö le broben bnngen u n o e rä u ß e rlt lln ö unjerbredjlld) role 6le ©terne felbft."

tüer gefeben bat/ mle alle bnnöfeften Realitäten ln nldjts verfließen fonnen, unb roer erlebt but, role leßten €n6es 36een flegen unb ble tü elt um=

geftalten, rolrb blefe (Bebanfen nldjt iltop len nennen. H ur eine öolfsgruppe, beren Ütenfcijen an n t t s mebr glauben, ble ble 6 e n b u n g , ble Ibr Cebens- gefeß Ift, nldjt auf fld) neljmen rolb, ble feine Aufgabe flebt, ble gu geftalten Ift, rolrb untergeben, nur Dolfstum , bas fld) felbft aufgibt, gebt vu grunbe. p b r e r aber fann nur fein, roer felbft Ibeengetragen, bereit sum © n fa tj feiner Perfon, feinen Dolfsgenoffen jene ©ebanfen fo Ins ^erg unb ln ben Öerftanb vu bdm=

mern roelß, baß ©efolgfdjaft unb Rührung eins roerben. <£rft blefe Innere €ln=

ijelt, blefe ^ a 11 u n g, gibt ©eroäbr fü r ble lülberftanbsfraft unb ble ©Infaß*

m ö g lt fe lt einer Öolfsgruppe. ©rganlfatlon rolrb Immer roleber oerfagen, ob=

roobl ße als Onftrument notig unb nüßllcb I f t REeln oorbanben Ift fle ein ftumpfes tüerfveug. (Es Ift bureaus m o g lt / baß ein ausfanbbeutfdjer ^üßrer großen form ates mltgeftaltenb felbft ln ble große europälfdje T^olltlf elngrelfen fonnte. Hlrgenbs fteßt g e trie b e n , baß Rflnberbeltenpolltlf nur Im "Po^ru auf getriebenes Redjt erfdjöpfen muß. ©roße, fonftruftloe ©ebanfen burdj bas §euer ber P e rfo n lld jfrit belebt, fonnen aud) an ©teilen vünben unb rolrfen, bet benen ber platte, unb etro ln gte J T te n t ben ilflß erfolg oorausßebt.

*

3n ber beutfdjen Dolfsgruppe ln Polen, ble gu 73 Progent aus Bauern unb nur gu 27 p)rogent aus ftä b ti'te r ijeuolferung befteßt, ift eine e ln b e ltltr gelftlge Haltung, roenn man prlmltróe, g le t« Rbroeßr unb ble abfolut loyale

©Inftellung gum ^erbergsftaat ausnlmmt, nldjt oorijanben, rote ja a u ^ ble ©e=

famtorganlfatlon bes P o l f s r a t e s , ble äußeren ©ymbole ber tfu m m e n ^ gebörlgfelt, role fle Ö o l f s t a g e ber öeutfdjen ln Polen barfteßen roürben, feßlen. ö le ©djulb b ^ tfü r Hegt gum größeren ©elfe bet ber polltlfdjen tfüßrung, ble ble p a rla m e n ta rlte Üertretung, ben b e u tte n ^lu b unb ben 3entralaus=

t u ß , als genügenbe Befunbung ber ©Inbett anfab- ö le ©runblagen auf benen u o lfs b e u tte P o lltlf ln Polen aufbauen muß, ßnb faum erfannt roorben.

IDäbrenb bis t u t e überrolegenb bas ftä b ti'te Deutfd)tum bes IDeftens pfleglldj bebanbelt rourbe, rolrb ln 3u fun ft eine g le lfte re P o lltlf nur ln ber © e f a m t = P l a n u n g fü r bas öeutfdjtum Polens (Erfolg ßuben fonnen, ba, ebenforoenlg rote etngelne p o ln lte la n b t a ft e n für ßdj ctßeln lebensfähig ßnb, Petlgruppen bes Peutfdjtums lljr lebensgefeß ln ßdj allein flnben fonnen. ©s rolrb ftärffte Perbtnbung m it ben bäuerlichen ©nippen bes Pftens unb Pllttelpolens auf=

genommen roerben müßen, roobet allerbtngs roldjtlg fein rolrb, barauf gu adjten, baß ble <S e I b ft b 11 f e blefes b ftlte n Ö e u tttu m s , foroelt bas trgenbrole mögltd) Ift, erhalten bleibt, unb baß nldjt f a l t e , m a te rla llftlte Bfetboben ber fjllfelelftung nteßr oon blefem gefunben $unbament gerftören als nülgen. tDer ßdj ble JEebensgefeße auslanbbeutten ©eins flarma<ht, roelß, baß ble © r g ä n = g u n g o o n © t a b t u n b £ a n b gur ©rbaltung brtngenb notig Ift, eine gegen=

feltlge ^ tlfe , ble non ben ro lrtfd ja ftlte n bis gu ben gelftlgen Ölngen reldjl- Öle Öeutfdjen Im töeften roerben feßr olel oon ber ©pferfreublgfelt unb ber ©elbßbtlfe ber ö e u tte n Im (Often lernen müßen, roenn ble ^unbamente Ihres Öafetns gefunbe fein foßen. Öle $übntng rolrb hier feßr b att roerben, otel mehr (Opfer von ßdj unb ben Polfsgenoßen forbern müßen, manch roenlger Sflotroenbtges fein

(3)

IciJJen, um m emer ©ejamtplanung 6as Cebensnotroenöige tun. öaß unter öem Cebensnotroenbigen m<{)t nur 6ae £etblid)e uerftonien roirb, ift motyl felbftoerftanólu-ty. öaty einige 6ruppen aucty tyeute nocty Jo gefötyrt metöen, alo ob Jle allein fü r Jlcty 6a mären, jeugt nutyt oon €lnflctyt ln 6le fctylcffatotyafte Verfettung aller Deutfctyen ln Polen.

Heben blejer gefamtbeutjctyen €lnftellung, 6le Ityren lebenölgen 5lu s 6rucf ln einem D olforat flnben mütyte, 6er aber nlctyt nur aus Parlamentariern beftetyen, Jonbern ln feiner O rganljatlon melt ln ble Dolfsgruppe tylnunterrelctyen müßte, unb ber 5luomertung ber Crfenntnlo, baß aud) fü r bas öeutf(tytum ln Polen ble (Duellen ber S ra ft Im Bauerntum liegen, Ift eine rablfale, gelftlge ümftellung bes meftlutyen (Teiles unferer Dolfsgruppe notig, ble oon ber ^ütyrung ausgetyen muß. <£s muß Jenes aus bem alten beutfd)en Beld) mltgebractyte ©pftem, bas Beamtenmaßlge ber $ütyrung unb ble ilnfelbftänblgfelt ber ©efolgfdjaft, ble barauf martet, baß aller ©egen unb alle Önltlatloe oon oben fommt, ln eine

©rbnung überfütyrt merben, ln ber bas Dertyaltnls oon ^üty^ung unb (Befolg*

ßtyaft auf gelftlgen IDerten unb Qualitäten rutyt. (Tine ©ruppe, ble Im .Jeuer ftetyt, bramtyt lebenblge, ftete Beroätyrung unb ben oerantmortungsberoußten (Elnfat? Jebes © njelnen. € s Ift eines ber größten Derblenfte ber JungbeutJctyen Bemegung, baß fle blefe €rftarrung ber beutfdtyen Seoolferung geloft tyat. Per Boben für eine opferbereite, lebenblge Qrganlfatlon ber Dolfsgemelnfctyaft Ift bereitet. 5lllerblngs tyangt ble gelftlge Haltung eines (Jütyrers fo meltgetyenb m it eingeborenen unb gelterfatyrenen (Elgenfctyaften gufammen, baß nod) nutyt feft*

ftetyt, ob allen polltlfd) nod) ^ütyrenben ble entf^elbenbe ilmfteUung moglld) fein rolrb. ©s Ift nl<tyt gu olel gejagt, baß oon blefer Inneren Haltung bas

©du'dfal ber Peutfctyen ln ben fDeftgebleten Polens beftlmmt mlrb.

*

Pie ©efamtplanung fü r bas Peutfctytum ln Polen mlrb oor allem ffcty ben rlctytlgen €lnfaß bes Hartyrouctyfes fla r mactyen müffen. 5lls ©runblage tylerfür mlrb eine ftatlftlfctye ilnterfuctyung über ble ©lleberung unb foliale ©ctylctytung bes Peutfctytums ln Polen bienen fonnen, ble ln wirbelt Ift. IDatyrfctyelnlld) mlrb tyeute f<tyon burd; ble tyotyeren © ^ u le n ein gu tyotyer Progentfaß oon jungen, beutfdjen JTtenfdjen (ca. 8000) bem Olbltur gugefütyrt, ber bann sum Cell Ins Bllbungsproletarlat abflnft ober nod) umlernen muß, beim fokalen 5lufftleg ln ble ©efatyr fommt, polonlflert ju merben. 5lucty ble ^atyl ber ln Polen unb Panslg ftublerenben beutfctyen Slfabemlfer fctyelnt reldjlldj tyocty, gemeffen an ber Slufnatymefatylgfelt ber beutfdjen ©eblete unb Polens übertyaupt, oor allem, mell ble melften 6o(ty roleber Im SDeften unterfommen mollen. ©s fctyelnt bocty notig, barauf tylnsumelfen, baß auf lange ©Ictyt gefetyen, manctye työtyere

©djule fü r uns unnötig Ift, baß m ir olel metyr auf einen gefunben beutfdjen Hanb=

roerfsftanb tylnersletyen müffen. Pas ©tlpenblenroefen tyatte eine Hmgeftaltung in blefer Blctytung notig, ©ln ober ber anbere Slfabemlfer müßte, ln rlctytlger

©rfenntnls ber 3ufunftsentmlcftung, ble Derpflldjtung ln flcty fpüten, fein ©eben m it bem ber beutfctyen Dolfsgenoffen Im (Dften gu oerblnben. Befonbers Qlergte unb ju rlfte n mürben ln befctyranfter 5lngatyl bort Ityr ^ortfommen flnben fonnen.

©benfo Ift es nlctyt überflüfflg, barauf tylnguroelfen, baß eine mlrtfctyaftlldje

©rgangung ber elngelnen ©ellgruppen bis gu einem gemlffen ©rabe möglld) fctyeim, menn aucty fein Vernünftiger tyler einer Irgenbmle gearteten Slutarfle ber Peutf^en, ble unmoglldj unb fdjäblld; märe, bas IV ort reben mlrb. ©erabe aber blefe fragen laffen f i ^ nur oon ber ©efamttyelt aller Peutfdjen anfaffen.

Vorausfeßung tylerfür Ift überbles, baß ln ben ©ellgruppen ble beutfdjen Berufs*

ftänbe bereits gufammengefaßt flnb, mas nlctyt überall ber ^ a ll Ift. Pie SPlrt*

fcfjaftsorganlfatlon blefer ^ufom m ^nottslt, bas ©enoffenfctyaftsmefen, oon ein*

fldjtlgen Hlannern fdjon auf blefe 5lrbeit elngeftellt, müßte nocty planmäßiger ber

©elbfttyllfe bes gefamten P e utf^tum s ln Polen blenftbar gemactyt merben.

(4)

Die óeutfdjen ^rbeüslofen im inöuftrietten SDeften fonnen nici)t auf 3at)ee hinaus als SXnterftübungsempfanger if)r Dafein friften, über ibre £age fann ficb roobf niemanö einer <Täuf<f)ung fyngeben, weil eine foldje ©o^ialorbnung 6en Untergang biefer roeftiicben ©ruppe 6er Deutfdjen bebeuten mürbe. jObne ,bie fieinen ^ ilfe n gu unterf(baben, bie geieiftet merben, unb ebne bie iT lo gli^^

feiten ber lo fu n g biefer ^ragc gu fyod) einguf^aben, fann bo<b mobl gefagt merben, bag eine ©efamtfübrung ber Deutfd>en in polen manchen tüeg geben fonnte, ben bie eingelne ©ruppe m'cbt geben fann.

Die folgen ber bäuerlichen üeberooiferung in ©aligien äußern ficb au^) bei ben Deutfcben bereits in bebenftid)em ÜTtaße in Befiigteilungen. Die groeiten unb britten ©obne fonnen b eut e bie Berufe bes ©taatsbienftes, in bie fie früher abftromten, nid)t mehr ergreifen, roenn fie Deutfd)e bieiben motten, ©ott bas gefunbe Deutfcbtum ©aligiens nid)t ber fortfcbreitenben Proletarifierung oerfatten, bann müffen tüege gefunben merben, auf benen Abhilfe gu fcbaffen möglich ift.

Diefe furgen unb flüchtigen ^inmeife auf Lebensfragen bes Deutfchtums in Polen fotten geigen, baß es fo nid)t meitergeben fann, mie es bie Jafyw über gegangen ift. Der ftarfe, neue Lebensimpuls, ber nicht nur unfer iltu tte ro o lf, fonbern aud) unfere Dolfsgruppe burchflutet, muß bie Dämme brechen, bie beute noch gtmfcben ben eingelnen Teilgebieten, gmifchen politifd)er Rührung unb ö o lf, groifchen gefellfhaftlich mobl abgef^loffenen ©d)id)ten fteben, muß jene Rührung bes ©efamtbeutfchtums bringen, bie es oerfteljt, ben gemeinfamen föitten gur 3u fu n ft in bie T at umgufeigen.

Reumann Te-rtor.

<£. in pokn (1800- 1307).

Tin Beitrag p t beuffdjen ©eiftesfultuc ln Polen.

Tße ^offm ann als ©cbriftftetter befannt mürbe unb ficb burd) feine Ho»

oettenfammlungen unb ^unftmärchen nicht nur in Deutfchlanb, fonbern auch tn ber W eltliteratur einen Pamen machte, h<Jtte er einen fm rtm , hornigen Weg gurüd’gulegen. ©d)on feine Äinbbeit mar ohne Licht unb Wärme geroefen. Die Titern loften ißre Tße auf, als er faum 3 3abre alt mar. Der Dater mürbe oon ber Trgiehung ausgefchaltet, fie lag ausfchließlich in ber panb unoerbeirateter Dermanbten, ber Tante ©opbie unb bes © nfels © tto Wilhelm Dörfer^., ba bie fränfelnbe W utter nur menig Tinfluß auf ißn ausüben fonnte. 3 n ber ©cßule mürbe er oon feinen Pameraben unb Lehrern nicht immer oerftanben. Don un=

anjebnlidjem 5leußeren fhloB er ^reunbfdjaft fü r bas gange Leben m it Tbeobor

©ottlieb ^ippel, bem fpäteren Derfaffer bes „ 5lu fru f an mein D o lf". ^ippel mar ißm nidjt nur ein treuer $reunb unb Berater im fpäteren Leben, fonbern er half ißm aud) aus mancherlei materieller P o t unb Bebrängnis, in bie poffmann trotg feines mufterbaften Fleißes immer mieber geriet. P lit bem Pnioerfitäts*

ftubium begann bie äußere Trennung beiber j'reunbe, roeil fie oerfcßiebenen $a=

fultäten angeborten. ^offm ann mibmete fi<h nach Wunfch feines © nfels ber Bed)tsgelebrfamfeit, beren ©tubium er 1795 beenbete. Pod) ein 3abr blieb er in feiner ŚĆjeimatftabt Königsberg, mo ihn eine ausfichtslofe Liebe gu $ ta u ifa tt feftbielt, bann begannen feine ruhelofen Wanberfabre.

(5)

(Er arbeitet praftifd) groei 3al)re in ©iogau, madjt eine 23eife burd) bas

<5d)Iefif<f)e ©ebirge n a ^ Dresben, bas er liebgeroinnt unb bas in feiner €t=

mnerung als „€ben" forttebt, finbet am Äammergeridjt in B e rlin eine 5ln=

ftettung, mo er feinen 31 ff eff or mad)t, fid) m it feiner Bafe ©opbie lü ilb elmine D orffer uerlobt unb bann m it feinem ^reunbe ^ippel eine Beife n a ^ Potsbam, öeffau, -Leipgig unb Dresben unternimmt, bis fie beibe in Pofen tanben. Sluf biefer fleinen Beife faffen beibe $reunbe ben p la n gu einer großen Beife in bie (Sdjroeig unb nad) Dtalien, oon ber fie fdjon in ber früfjeften 3ugenb ge=

fdjmärmt ßaben, bie aber niemals gur 5lusfül)rung gelangen füllte.

3 n Pofen m irfte ^offm ann als Beifüget ber Begierung oolle groei 3al)re, oom $rül)ling 1800 bis gum $rüf)ling 1802. € r empfanb bie öerfeigung aus B e rlin in bie Prooingftabt als Derbannung, ba er fjier auf feglidjen Öerfeljr m it funftliebenben iPenfdjen oergid)ten mußte unb außerbem bie in B e rlin unb Dresben geroonnenen (Einbröcfe ßier nid)t nerroerten fonnte. H ur „€ 5d)etg,

£ ift unb Bad)e" non ©oetße rourbe oon ißm gu einem einaftigen ©ingfpiel gufammengefeßt unb nertont, bas m it € rfo lg auf ber Pofener Büfjne auf=

gefußrt rourbe.

On einer ilmgebung, in ber feine Kollegen unb Slltersgenoffen bie Poefie bes iebens lebigtid) in ber 2lusfd)roeifung unb ilngebunbenfiett faßen, mudjs in ißm bas ©efüßl ber geiftigen üeberlegenßeit, bas im Derein m it ber auf- regenben £ebensroeife unb ben na<ßtlid)en ©elagen ißn gum ileberm ut füßrte, ber ißm oiel bittere ©tunben einbringen füllte1). Dagu ftellfe fid) eine Ä ra n f- ßeit ein, bei ber ißn ^rau Begierungsrat ©djmarg pflegte, bie „md)t nur guten Pflaumenfudjen gu baden uerftanb, fonbern au<ß Bomane fü r bie Ü te ra tu r- geitung genfierte''2) unb offenbar im kuppeln groß mar. ©eine ungebunbene

£ebensroeife, foroie bie Befanntfcßaft m it ber fa m ilie Boßrer-P rgciüffi unb nicßt guleßt bas 3u r2ben ber ijrau ©djroarg brad)ten ißn bagu, baß er feine Derlobung m it ber Berliner Bafe, einer gefellfdjaftlidj unb gefftig ßodjfteßen»

ben Dame, auflofte unb fid) oon neuem m it ber ungebilbeten P o lin JPidjaline

©rganffa oerlobte, bie faum fo oiel beutfd) oerftanb, um fid) notbürftig m it ißm gu unterßalten. Diefer Umftanb entfrembete ißn nid)t nur feinen nädgften Derroanbten in Königsberg, fonbern felbft bie ^reunbfdjaft m it Rippet fd)ien baburd) ins IBanfen gu geraten, unb fonnte erft fpäter burd) einen meifterßaft abgefaßten B rie f roieber eingerenft merben8). üngroifdjen aber feigte er feine ausgelaffene £ebensmeife fort, bis es im P in te r 1802 gu einem ©fanbat fam, ber fffoffmann nid)t nur bie ßeiß erfeßnte B üdfeß r nad) B e rlin oerfperrte, fon­

bern ber ißm eine oiel fcßlimmere unb troftlofere Derbannung einbradjte, nämlid) bie Derfefgung nad) p io g f.

Der ©eneralmafor IPilßelm oon ^afttom, ein typifdfer Dertretev bes

„ancien regime" bereitete einen großen ^aftnacßtsbal! oor, an bem nur 3lbelige teilneßmen füllten, außerbem nur biefenigen Bürgerlid)en, bie guminbeftens ben Citel B a t befaßen. 3lu f biefe iPeife rourbe in bie beutfdte ©efellfd)aft Pofens ein Keil getrieben, ber fie in groei £ager fpaltete. Dem ©cßroager oon

^offm anns B raut, £. B . ©ottroalb, erfdjien bies als roillfommene ©elegenßeit, um an ^aftroro unb feinen ©ünftlingen Bad)e gu neßmen, roogu er als P erft- geug eben ^ o ff mann auserfeßen ßatte. 3n roocßen- unb monatelanger Dor- arbeit geicßnete biefer m it färben Karifaturen auf bie Pürbenträger in Pofen, oerfaß bie treffenben ^«(ßttungen m it roügigen Pe^ten unb fcßüttete beißenben

^oßn über bie bargeftellten perfonen unb Derßültniffe aus. ©ein fpäterer

*) 3ul. (£6. ^ißig, ffoffmanns £eben unb Hadjlaß.

2) Brief an ^ippel oom 6. 10. 1800.

8) Brief an t)ippel oom 25. 1. 1803.

(6)

©djtöaget: ©Dtfrrmlö besorgte felbft auf óem Salle i»le öerteilung blefer Slat»

ter4). ö le ^olge blefes ©tra'djes roac, baß ^offm ann aus Pofen oetfcljromben mußte, aber nld)t nad) B erlin ober einer anöeren 6eutfd)en ©tabt, fonbern na<^ bem troftlofen p io g f, bas fur II)n gum 6 lp fe lp u n ft feiner feellfdjen unb morallfdien iflD t merben feilte.

2lm 21. Februar 1802 fam glelcßjeltlg m it feiner €rnennung gum B a t bas Derfeßungsfdjrelben. ö e r bitteren ttotroenblgfelt geßordjenb, reifte er Im

^rüßllng fun unb roar nergroelfelt über blefen O rt, „roo febe ^reube erftlrb t", er füßlte fo gang ble @d)roere ber «Strafe, ble ln feinem üerfjältnls gu feinem Üergefjen ftanb. tü a r es f«^on einem geroolmltdjen ö u r^ f^ n ltts m e n f^ e n nlc^t le l^ t, fld) als Beamter In ben polnlf^en Proolngftäbten elnguleben, fo lafteten auf fjoffm ann ble prlmltroen Derßaltnlffe boppelt unb brelfa^ ferner. Oe=

l)6rte bo^ "Plogt nad) nut gu jenen Stabten, r«on benen ^Itglg fagte, baß- fle „fü r junge Bfenfdjen m it nlcßt gang feften Srunbfäßen eine ungeheure Sllppe bllbeten. B lan mußte bort ulel arbeiten, ßatte roenlg sum Der=

gnügen unb gar feine Selegenßelt gu ebleren ©enüffen. STtan fudjte fo raf<^

rote mögftd) gu leben unb oerlernte es, an ben $reuben, ble man fld) lelften fonnte, gu mäfeln. öagu fam ble ian be sart, bas ©rlnfenmüffen überall, roo man ßlnfam, unb groar bas Orlnfen bes ftarfften SDelnes, bes lln g a rs , ben fein p o le entbehren fonnte unb ben ble ln feinem Öanbe lebenben öeutfdjen fld) nur gu leldjt angerooljnten unb gugleld) ble freie S itte unb «Hnmut ber polnlfcßen grauen. iTland)er 3üngllng oon mlnberer €m pfänglld)felt fü r fold)e ölnge als ^offm ann ßat nld)t rolberfteßen fonnen". Öles alles, bas fld) frei=>

ll<^ meßr auf bas leben ln Pofen begießt, ßat m it bagu beigetragen, baß er, rote er felbft guglbt, „lleberltd) rourbe, unb groar ln bem Bftaße, Slusfcßroelfun^

gen aus ©runbfaß gu begeßen."

ö le perfonen, m it benen er ln p lo g f ln Berüßrung fam, roaren ln erfter lln te fein Üorgefetgter Carl (Jrlebrtcß Beyer, ein pebantlfcßer unb unbeliebter STtann, ben ^offm ann ln feinem fpater angelegten Cagebucß Ironlfd) als „Der*

trauensmann ln Sunftblngen", „bulce praeflbtum’' unb ben „großen Bären1' begeltßnet, feine Sollegen ^llbebranbt unb Betcßenberg, m it benen er gufam»

men fleißig bem „Blfcßof" unb „Sarbtnal" gufprad), ferner ble 5lffefforen fD.

I . Berg, ber „tugenbfame" JTtaaß, ber „trln ffe fte " la n g e unb ©ß. £). g tk b v id ), ben ^offm ann muß feiner p io g fe r perlobe m it „einiger 5tusgelcßnung" er*

roaßnte, unb bann noeß Strtßßetm, ber Srlegsrat oon Badjmann unb ber Ben*

bant ©epper. 5lber oor allen ötngen roar es feine ^rau, ble ln ber Der»

bannung nteßt nur fü r ble täglltßen Bebürfnlffe forgte, fonbern Ißm amß eine morallfcße S tülge roar5).

4) ,,©c erfcßt'en nämltcf) auf bem fltasfenball als ttalfentfcßer Btlberfrämec unb teilte naß feinet lofalfenntnis aus einet großen JTtappe iebem ein Blatt gu, auf toelcßem ein anberer orrgeftellt tuar, oon toelcßem es fid) oorausfeßen ließ, baß es tßn freuen würbe, tßn läcßerlicß gemadjt gu feßen. Darum - im erften blugenblide - allgemeipet 3ubel im ©aale über ben ßcrrlicßen ©paß. 2tber nur gubalb fanb fid) feber ber lacßet in ben ^änben eines britten roieber. Hun oerroanbelte ft^ bie 5reube in itnmut, ber fid) guerft gegen ben ffolporteur lu f t maeßen wollte. Diefer war aber mittlerweile aus bem

©aal fpurlos oerfeßwunben, um fi$ in einer anberen Śleibung roieber eingufinben unb an bem großen lärm tcilguneßmen. tTtan fonnte nidjt lange über ben ^eidjnet ber Sari»

faturen in Jweifel fein. Hur ein tftenfcß in Bofnt wußte fo gu treffen, unb biefet eine war fjoffmann. €tn JTtann oon ßoßem ©tanbe Qaftrow) feßroer gefränft burd) meßrete ißn betreffenbe Blätter, foil noeß in ber nämlicßen ftaeßt eine Cftaffette mit bem Bericßt über ben DorfaE naß Berlin gefanbt ßaben.” (^tßig.)

5) ,,3d) müßte oergweifeln, ober oielmeßr, id) würbe längft meinen Poften auf»

gegeben ßaben, wenn nießt ein feßr liebes, liebes tDeib mir aEe Bitterfeiten, bie man mieß ßter bis auf bie Hetge ausfoften läßt, oerfüßte unb meinen ©eift ftärfte, baß er bie

^entnerlaft ber ©egenwart tragen unb nod) Sräfte für bie 3ufunft beßalten fann.” (igrief an Rippet oom 25. t. 1803.)

(7)

3m JVtcu fjatte er fernen Sienft in p fo g f angetreten, im 6om m et nafjm er Urlaub, Heß ft^ am 26. 3uH 1802 im ßarmeltterffofter 311 Pofen trauen unó fefjrte bann m it feiner jungen $rau gurücf. Oon Anfang an bemüßfe er fic^ um Üerfeßung aus aber affe feine ©efucfje bfieben erfolgloe. Oinbere Beamte mürben beforbert, oerfeßt, mie ber Slffeffor Berg, er aber roarb oer»

geffen, er „blieb fißen". @0 biß er benn bie 3äßne gufammen unb arbeitete m it folgern $feiß, baß ißm bei 3abre6fdjluß ber geftrenge Beyer bas Zeugnis aue ft eilte: „ ein feijr gebifbeter unb uorgugiidj brau<|barer ®efdjäftsmann, ber burd) feine Arbeiten unb feinen anftänbigen ftillen lebensroanbei (!) un­

geteilten B eifall fid) erm irbt". ©eine ftrenge Bienftauffaffung, bie uerjeßrenbe

©eßnfudjt nad) feinem „€ben", bie Berbannung, bie „fein ©elbft serftorte" unb bie cerßaßte ©tabt, roo er „im ©um pf ber ©emeinßeit geben mußte unb im öornengefträud) ficß bie ^uße rounb rißte6), ßinberten ißn nidjt, feinen „ [g riffe n Craum non bem roirffamen freien Sünftierieben 311 trdum en"!).

©ein Cagebud) „iTOfcelianeen, bie Hterarifdje unb fünftierifdje Caufbaßn betreffenb. Oingefangen im © d l unb jm a r im 5tuguft 1803" ift ein treues

©piegelbilb feiner ©eele, feiner inneren 3e>-'riffenbeit, feiner £eiben unb Hoff­

nungen. (Es ift gleidßam ein £ieb in itlolltonen, aus bem ber emige iM jrre irrt

„ö ie s trifles, bies miferabiles" büfter unb fdjroer beroorflingt. € in ©toß- feufger folgt bem anbern: „Eöann merben fid) meine -Leiben menben, mann merbe id) meine ^reißeit roieber erßaften! - ö ie JTtufe entfließt, ber ilftenftaub macßt bie Olusfidjt finfter unb trübe. - IBann merbe i<ß bie parabiefifdjen ©e=

filbe oon Bresben mieber feßen. 01 llmad)tiger Beyme, bitte fü r m idj! ^ebe mid) meg aus bem 3ammertal in bas Parabies an ben ilfe rn ber (Elbe, ober laß muß ben Bßein, mie JPofes bas ©elobte Lanb, aus ber ^erne feßen!" Olus biefer S tim m u n g und biefen M m p fe n ßeraus mudjs jene unßeimlicße BOadjt in ißm, beren B ln f bie „Hoffnung tilgt, beoor bie Hoffnung erblüßt ift" , ßier fammelte fid) in feiner ©eele jene büftere Oltmofpßäre, bie feine fpäteren tüerfe burcßfcßauert.

Öen ©elagen unb tlneipabenben gufammen m it feinen SoHegen, befon- bers m it pilbebranbt unb Beicßenberg, folgten bann nadjtluße ^alluginationen,

©e)penftererfcßeinungen, ^opffdjmergen, Olnroanblungen oon ©obesaßnungen,

©efidjte oon öoppelgängern. € r pflegte bann moßl feine «Jrau gu roed'en, bie m illig aufftanb, fid) irgenbeine ijanbarbeit oornaßm unb bei ißm blieb, um ißn ju berußigen. ©ingelne ©rgäßlungen aus ben „©erapionsbrübern" mie 3. B.

J J a s ©elübbe", feine „rtacßtftüde" unb felbft ©teilen aus bem „©olbenen

«.opf erinnern m it ißrer ©timmung an bie p io gfer 3eit, an bie Beffourcen unb bie barauf folgenben na^tlid)en Kampfe m it ©efpenftern unb ©rfdjei- nungen.

fjie r in p io g f follte er aucß 311m erftenmal m it fd)dftftellerifcßen Ber- fud)en an bie ©effentlicßfeit treten, roäßrenb befanntliiß feine ^ompoßtionen fd)Dn frußer aufgefüßrt mürben, ©ines ©ages bracßte ißm bie P oft, bie jeben Buttroocß unb ©onnabenb in p io g f eintraf unb auf bie er ooller üngebulb roartete, einige ^effe ber oon ttoßebue unb Offlanö ßerausgcgebenen 3eitf(ßrift

6) Brief an Rippet oom 3. 10. 1803.

^offmann ßat aud) eine Sarifatur auf bas piosfet publifum gejei&net, bie pißtg folgenbermaßen befdjreibt: ,,©ic (bie ßarifatur) ftellte bas piogfer Publifum oot, im ©cßlamme ber ©emeinßeit oerfunfen. Hur ^offmann fie lt in alter Otnftrengung ben

^opf nod) liacaue m óie fyófye. aua ósm Olymp, 6er fid) über ber Oruppc öffnete unb in roeltßem ber ©roßfanster (oon ©clbbed) als Jupiter mit feinen Büßen tijronte, futjr beffen in Bebienungsfadjen oortragenber Bot (Beyme), fprecßenb getroffen, mit einer geroaltigen ©tange ßerunter unb fucßte auiß ißn befinitio in ben tnoraft unter-

gutau^en." '

’) ©agcbucß oom 8. 10. 1803.

(8)

„Dec (Sreymütfjt'ge", óte tm Ja^ce 1803 gegen ófe comanfifd;e ©c^ufe, tme aud) gegen 6ie gcS^ifierenóe 2Md)tiing 0 oetl)e3 unö (odjillere gegtunbet tnorben roat.

Dec gefftćg ausgef)ungecte Hoffmann necldjlang bfefe ^efte formlćd), ec g riff )'ofoct m it einem Kuffatj „© ^re ib e n eines ^ioftecgeiftiidjen" in óie Dis=

fuffien über bie antiten Cfjoce in ben foeben ecfd)ienenen Dramen: ©djittets

„B ra u t non Sftejfina" unb i?Di5ebues „^u ffitte n cor ftaum butg" ein, unb groar pertrat er bie ünficfyt, bag bie Cgore ber 5titen nid^t gu erneuern ftnb ogne bfe iT tufif ber Sitten, beren Kenntnis bod) untmeberbringlid) nerioren ift. Diefer Siuffag erf<bien benn aud) balb, unb Hoffmann mad)te baraufgin folgenbe €in>

tcagung in fein ©agebud): „JTlid) gum erftenmai gebrudt gefeben im „$rey=

m ütljigen". ^abe bas B la tt 20 mal m it fügen, liebeuDlfen B liden ber Öater=>

freube angefudt - frage Stfpefte fü r bie literarifdje iau fb ag n! 3egt mug etmas fegr ÄMgiges gemacgt mecben. © n gerüdt im „S teym ütfygen" am 9. 9. 1805".

Łtnb nocg etmas anbcres fanb ^offm ann in jenen erften Hummern ber Sogebue’fdjen ^ e itfd jrift: ein B^eisausfdjreiben marb angemeibet, monacg bem=

j'enigen Derfaffcr, ber bas befte £uftfpiei einfenben mürbe, ein B re is pan 100

^riebricgsb'or ( = 1500 B t t ) pom © djiebsgeri^t, bem Sogebue, Ufffanb unb anbere ©acgperftänbige angegb'rten, guerfannt roerben foüte. Siugerbem gatte ber 3ürid)er Btufifatienperleger Staegeii fü r „aße fagigen unb roürbigen Üünft=

le r" einen mufifalifcgen tüettberoerb ausgefcgrieben, gu bem "PetfDnlidjfeiten mie Beetgppen unb Dogier bereits Beitrage eingefanbt gatten. Hoffmann nagm biefe ©eiegengeif freubig magr, m'cgt aßein besroegen, um in ebien fünftierifcgen IB ettftreit gu treten, aucg bie ausgefegten ©eibpreife gatten einen grogen Beig fü r ign. ©r mar in feiner nnbefolbeten Bofener ^eit in arge Derfdjutbung geraten, aucg gaffe er feine tDognung in p to g f auf Krebit mobiiert, unb babei reidjte fein ©egalf nicgt einmal fo meit, bag er bamit ausfommen fonnte, pgne neue ©cgulben gu macgen8). igicr minften igm nun 100 ©aler fü r bas £uft=

fpiei unb ein „angemeffenes Honorar" fü r ben mufifaiifcgen Beitrag. ©0 ging er benn m it Feuereifer an bie Sfrbeit. Ün bem ©uftfpiel, bas er m it „B rc iö 1' betitelte, fteßfe er ais ^auptperfon ben Budjgatter IBilmfen bar, ber ein mife=

rabier Dicgter, aber ein porgügiicger Kaufmann mar, beffen Begabung unb Beigungen ficg mcniger auf bie Sunft als auf ©troerb ricgteten. tOifmfen mar

■gleidjfam ber B to tctyp eines bicgfenben Dilettanten unb ©geaterffribenten, ben Hoffmann fpater in feiner fcgriftfteßerifdjen ©ätigfeif m it befonberem 3n=

grimm bebacgte.

Slm 22. ©eptember 1803 fcgid’te er ben „B re is " nacg B e rlin ab. ün bem Begieitfdjreiben an ^ogebue gibt er ber Hoffnung Stusbrucf, bag fein „Btad)=

m erf” - faßte es aud) nicgt ben Beeis erringen - bod) guminbeftens einige Siufmerffamfeit bes gogen Sireopags auf fid) tenfen mocgte. ©djon bas mürbe igm gur Freube geretcgen, ba er „an 100 Bteifen pon ber Befibeng entfernt, f^o n feit megreren 3agren in einer ©inobe pom ©grone ber S r itif perbannt ift unb ben Dämon ber ©igenliebe roogi fennenb, über ficg gu feiner © uai in Pößiger Bngeroiggeit iebf!"

Sin Baegeii gatte er fdjon am 9- Siuguft eine „pon ber gemogniidjen ©ona=

tengattung abmengenbe unb nadj ben Begetn bes hoppelten Sontrapunftes gefegte Bgantaße fü r M auier” abgef^idt unb bot gieicggeitig feine STiitarbeit fü r bie 2,urunft an, faßs Baegeii als „Kenner unb norgügtidjer ©onfünftler an feiner ^ompoßtion einigen ©efaßen finben foßte". SIm 15. Bopember fommt Baegeiis Stnfroort: „©otaiiter miggiücft". iln te r igrem ©inbrucf macgt er am 17. Bopember foigenbe ©intragung in fein ©agebucg: „£jv Baegeii gat m ir ge=

8_) Slm ?. 11. 1803 bittet er fy p p d , igm 100 friebricgab’or gu leigen, an bemfelben vage einen ©rafen S., eine ©^ulb oon 100 Jtiebricgsb’or niebergufcglagen. 5tm 18. 1. 1804 nimmt er von fy lö a b ta n b t 100 Beicgstaler.

(9)

fagt, röotan id) bin. - ©onöerbar genug, bag id) an öemfeiben €age, an roeld)em id) non 6er iTtijerabiütat meiner ^ompofitionen überzeugt tnar, 6en JTiut ^atte, eine 5in 6ante gu fe^en".

JTlit öem lu ftfp ie l „Der p re is " [d juitt er b eff er ab. ^reiiid) errang er aucb bier ni<bt 6ie 100 iCaler, 6ie i^m jo fefyr juftatten gefommen toären, aber 6ie P re isrid)ier geftanöen ibm eine „ttim comicam" un6 entfcbieöene Anlagen gum £uftfpielöi<bter gu, non 6em 6as p u b iifu m nod) nie! gu erwarten bube8).

Ongmif^en batte ^offm ann roeiterbin m it materiellen <5 d)roierigfeiten gu fämpfen. ©ein © nfel 3obann lu b w ig D örffer in B erlin, non 6em er bei feinen Bemühungen um Derjetgung mirffame ^ iife erwartete, war „ein ftiller Blann geworben", er w ar €nbe ©eptember an einer Cungenentgünbung geftorben10).

Der ©ob ging tfo ffm a n n nabe, ni<bt nur, weii er i'bn fd)ät}te unb liebte, fonbern weil ber Öerftorbene eine fa m ilie unb ^reunbe binterlieg. Had) einer <£mtra=

gung im JBifcelIaneen=Bu(b oom 8. 10. ware es ibm lieber gewefen, wenn ber

<ön?el <Dtto tDilbelm D örffer in Königsberg geftorben wäre, ber ein alter 3ung=

gefelle ift, an bejfen Dafein nidjts bangt, ber fid) ben gangen ©ag über langweilt, nichts gu tun bat unb in feinem 5a<bß etwas leiftet. Diefen hätte er beerben fönnen, hätte bann bas 3od) abgefd)üttelt unb wäre n a ^ feinem „©ben" gegogen, um bort eine freie Künftlerlaufbabn gu beginnen, iln b bod) foil er ©nbe bes 3abres 1803 noch einmal ben lyrifdjen ©raum oom freien Künftlerleben träumen,

©eine ©ante, bie unoerbeiratete ©opbie D örffer in Königsberg, war geftorben, unb nun wartete er feben ©ag auf ih r ©eftament unb auf eine ©rbfdjaft. tüo=

d)en »ergingen, unb bie ©a<be fing an, »erbäebtig gu werben, als es am 18.

3anuar 1804 eintraf: „H id its, gar nichts! - 2tlle Plane gefdjeitert - es muß was ©roßes ausgefübrt werben."

©s ift bewunbernswert, wom it fid) £)offmann trotg aller ©nftäuf^ungen, troig aber B'lißerfolge befaßt bat. Hiebt nur bie ftrenge Dienftauffaffung, nicht nur literarifcbe Derfucbe unb gelegentliche Kompofitionen füllten fein leben aus.

9) 3n ttr. 6 6er Beilage gum „Sreyrnütbigen1' 1804 war 6te Begenfion enthalten, 6ie ‘folgenbermaßen lautete: „Der „fOret's", luftfpiel in 6rei 2tufgügen. Knter allen STCtbewerbern bat 6er öerfaffer biefes luftfpieles 6ic meifte Slnlage gum luftfpielbicbter.

- ©eine 5lnfid)t, feine Sormen finb meift wabrbaft fomifh- tOtlmfen, Buhbalter bei einem retten Kaufmann, 6cffcn ©od)tet er liebt, ift feiner faufmannifhen Befhaftigung mü6e, obgleid) er 6ie entfd)ic6enfte Slnlage 6afur bat, »iK fih unb feine Jrau fünftig bloß als Dt'htet näbren, um gu beroeifen, 6aß er babei beffer fahren werde, bat er ein luftfpiel gefdjrteben un6 foldjes 6em „Jreimutbigen,, eingefanbt, übergeugt, 6aß es 6en ausgefeßten preis erhalten weröe. Der alte Kaufmann aber, 6er ihn als 6en ©obn eines

»erftorbenen freundes wie fein Kin6 liebt, bat etwas 6apon gemerft, 6as ©tücf »on 6et Poft gurücfgebolt, es fd)led)t gefunden, auf 6er ©teile gteid) ein befferes gefhrieben und trägt am (Ende den Preis danon. Dadurd) bewirft er fflilm fe n s Bücffebr aus den poeti=»

fd)en ©efilden in die profaifdje Bedienftube, und gum ©rfaß gibt er ihm 2tuguften. - Der Dialog ift leidjt, die ©pradie rein, der KHß n i^ t fremd. - (Dbwobl wir nun gleid) aud) diefem ©tüde den Preis oerfagen muffen, fo gweifcln wir dod) nid)t, daß es einen Perleger finden und gedrueft den £efer übergeugen werde, daß das Publifum wabrfheia*

lieb non deffen Perfaffer notb piel ©utes gu erwarten habe, (©ooiel dem Herausgeber - ©duard H'b'9 ' befannt, ift das ©tü<f nid)t gedrudt worden, ©s bat fid) auh die Handfhrift desfelben unter Hoffmanns Papieren nid)t oorgefunden)" - Hißl9/ 5luo

•Hoffmanns £eben und Kahlaß.

10) „ . . . die ©ränen find mir nicht ausgebroeben, auch habe ich nicht gefdjrien por ©chreden und ©cbmerg, aber das Bild des Ktannes, den ich obrte und liebte, ftebt mir immerwährend por Dlugen, cs oerläßt mich nid)t. Den gangen ©ag ift mein Dnneres in Slufrubr gewefen; meine Keroen find fo gefpannt, daß id) über jedes fleine ©eräufh gufammenfabre. 3n poriger SDoche flopfte nad)ts etwas an die ©ür. Kleine Jrau be=

jauptete, der ©nfel habe Hbfdned genommen. Houte bin id) geneigt, foetwas gu glauben und mich mit allen ©<btoärmern hinter Hamlets 2lusfpru<b gu fteden." (©agebuch/ am 1. 10. 03).

(10)

€ r fcnnte m it 6em $e(6pre6iger uan ©djeoen, „einem roten, root)Igenai)rten iPfäfflein, óas gut Hot ipaftetlgemälöe non ©eiftücfen unterfdjeiien fonnte un6 fid) troi36em olo Senner auffpieite", ebenfo über Sunft un6 Sunftfinn bcbattieren, mie er m it Sird)f)e,,m/ £)ilóebrcmót im6 lan ge fid) in 6en „feurigen ©fen óeo

©nnfgelages auf 6er i\e6oute" ftürgen fonnte. <£s madjte if)m §reu6e, bei 6lei=

d)enberg 6as Siaoier gu ftimmen un6 6ann in Crios unö ©uartetten m itjuruir^

feu, mie er anbererfeits in bas Jftorbertinerinnenflofter gefjen fonnte, um 6en

©efang 6er Honnen gu p re n , roenn fie aud) „mie 6ie £ fp s p u lte n " ” ). € r fas 6en „fdjofelen" Vornan „D er oerroorfene 3 'nlius" non Cramer, ober befaßte fid)

„fäppifdjer iOeife" m it lüiegefs „fflfagie” unö oertiefte fidj toieberum in bie ie = bensgefdjidjte ©aoonarofas, bes iTlärtyrers oon ^loreng12), in ©bafefpeares Dramen unb in Houfjeaus „Befenntniffe". Cr geid)nete Sarifaturen auf feine lieben ilädjften unb fopierte in fauberfter 5fusfüf)tung bie pompefanifdjen Dafen=

gemäfbe aus Sjamiftons ©ammlung” ).

Das 3af)r 1804 follte feinem leben einen neuen ©d)tDung geben, ©djon im 3anuar f)ofte feine Derfetgung n a ^ tDarfdjau greifbare ^ornien angenommen.

3uerft unternahm er no<b eine 5\eife in feine Daterftaöt. Der 5fufentfjalt bauerte bort oon Cnbe 3 anuar bis illitt e Februar. 3 n Sonigsberg p t t e er b u r^

unö Songerte mebr Anregung als in p io g f, aber bie langetoeile oerfolgte ißn au<b b ier- ^ ur e' n Creignis Ieud)tete über bem grauen einerlei öer lüinter=>

tage unb erfüllte fein ^erg m it l i d j t unb löärme. „C in junges blübenbes iTtaödjen, fd)on toie Cotregios Bfagbalena, getoad)fen roie bie ©ragien ber 5lnge=

lifa Saufmann ftanb oor ibm ". Cs roar B3al(ben ^ a tt, bie ©odjter feiner früheren ©eliebten. Der Slnblicf biefes fflfabcbens, bas ibn an frühere 3 el t en ber lie b e erinnerte, machte einen nacbb°W0en Cinörucf auf ihn. Cr b a l^ fie m it feinen ©eiftesarmen umfangen mögen, hätte fid) gern m it ih r unterhalten, aber fein © nfel unb fClamfell 33in f ftanben ihm m it ihren langtoeiligen Beöens=- arten im lüege.

2lm 15. Februar oerließ er Sonigsberg unö reifte gu feinem $reunöe ^ippel nad) ©roß=leiftenau (Sr. ©raubeng), too er oier Cage blieb unb allerlei ©e=

öanfen m it feinem ^reunöe austaufdjte. 3 m iTCttelpunft ihrer Unterhaltung ftanb bie geplante große Steife nach Ita lie n , bie über ©d)lefien, töien, Denebig, Born, Heapel unb gurücf burd) bie lom barbei, bie ©djroeig unb über ipari»

führen follte. Diefe Beife ift befannfllch niemals gur Ausführung gelangt.

Aud) literarifche fDläne touröen erörtert, ^ ie r h<S Hoffmann gum erftenmal über feinen „Biefen ©argantua” gefpro^en, ber fü r bas „©afdjenbud) 1805"

beftimmt toar, bas gufammen m it ^ippel heraus gegeben toeröen füllte, le id jte r fiel ißm jeßt bie B üdfeß r nad) "P logl Cr hatte neue Cinörüde gefammelt, alte Crinnerungen aufgefrifdjt, "Pläne gemacht, unb außeröem toinfte ihm 6od) feßt bie Crlöfung aus ber 'piogfer Öerbannung unö bie Öerfeßung nad) iDarfdjau.

” ) „Die ilonne lang nur einigermaßen fo, baß man baraus flug toeröen fonnte, unb es roirfte feßon getoaitfam auf mid). Ülas toerbe id) empfinben, toenn id) bie ©djicf, bie Jllarfetti - roenn id) toieöer eine Sleffe in Dresöen ßören toerbe! €s rottb nid)t gum Ausbalten fein, icß toerbe meinen toie cin Sinb.” (Cagebud) oom 2. 10. 03.)

” ) „JTlit meinen mufifaltfd)en übeen geßt’s mir fo tote ©aoonarola: erft fcßtoirrt’s mir toilb im Sopf ßerum, bann fange ih an gu faßen unb gu beten, b. ß. icß Jeße mieß ans Sfaoier, briide bie Augen gu, entßalte mieß aller profanen Oöeen unb rießte meinen CBeift auf bie mufifalifdirn Crfcßrinungen in ben oier iDänben meines hirns.

Salb fteßt bie Obee fla t ba. 3h faffe unb feßretbe ße auf roie ©aoonarola feine Sro=>

pßegeiungen. - ©b’s nur anöere Somponiften aud) fo maeßrn mögen? - Aber bas erfaß«

ein Sönigl. Breuß. Segicrungsrat in plog? nießt." (Cagebud) oom 2. 10. 03.)

18) ,,©b icß tooßl gum Staler ober gum Stufifer geboren tourbe?” (Cagebud) oom 16. 10. 03.)

(11)

21m 21. Februar mntgens Dcrh'cß er ©ro0=£eiftenou un6 reifte guerft m it ^ip=

pels 'Pferbcn unó barm m it 6er ipDftfutfd)e14) 6ie 140 Kilometer über ©trasburg, Ä yp in , ©ierpce nad) iptogf, tno er fpät abenös eintraf16). Oiber 6as crroartete Oerfe^ungsf^reiben mar nod) nidjt eingetroffen. p io g f mar eben 6aju beftimmt, ifjn in miBnergnügter ©timmung gu erbaiten.

€n6li<f) fam es am 10. iTlarg, un6 nun befeelten ii)n bod)f^e0enbe IDiäne:

ein fom if^es ©ingfpiel, „ ö e r Renegat", follte »erfaßt, m it 6em „ lie fe n ©ar=

gantua" follte begonnen meröen. „ö e r P re is " mürbe bem Derleger Sroßtid) für 10 $riebri<bsb'or angeboten, au<b an flaegeli fd)i(fte er mieber eine ©onate, morauf er aber gu feiner Betrübnis überhaupt feine 5lntroort erhielt.

Per roerbenbe ö id tte r befanb fid) in einem ^uftanb ber ©ärung unb £ln=

ruhe, ©eine inneren Einlagen fließen in hartem S o n flift m it feiner äußeren lä g e gufammen. On feinem ©udjen unb Bingen nad) ©eftaltung unb Normung fonnte ihm bie äußere tü elt nid)ts nachhaltiges bieten, fie ftanb feinem Onnen=

leben feinblid) gegenüber, unb er hatte nicht bie S raft, alle iPiberroärtigfeiten heroifd) gu überroinben. iln b bas mar bie P ra g if feines £ebens. iPohl fonnte er bie 2lußenmelt m it beißenbem ijohn überfchütten, fühlte aber bod) bie 2lb=

hängigfeit t>on ihr. € r geidjnete Śarifaturen unb fchrieb ©pottoerfe auf ben

©eneralmafor, aber bas bradjte ihm nid)t (Erleichterung, fonbern ftürgte ihn noch tiefer ins (Elenb. € r uerhohnte innerlich feinen Dorgefeßten, aber äußerlich mußte er fid) feiner Olrt unb £aune fügen. € r nannte bie nennen Łtfjus, unb bod) fonnte er nidjt umhin, fie aufgufud)en unb ihre ©efänge gu hören. € r fdjauerte unb gitterte innerlid) oor <Erfd)einungen, aber bie ©efpenfter=, ©eifter^

unb ^exengefchichten aus bem fiHunbe feiner ^rau unb ^reunbe hatten einen eigenen Beig fü r ihn. € r mußte nicht recßt, ob er gur ö idjtung, B tu fif ober

JTlalerei berufen fei, unb bo<h bi^tete, fomponierte unb malte er gugleid). ©s ift fein Zufall, baß er bei feinem erften fdjnftftellerifdjen Öerfuch ben © to ff feiner eigenen B ru ft, feiner Phantafie entnahm, nicht ber Olußenroelt. Der Buchhalter tDilmfen ift leßten €nbes niemanb anbers, als ber Begierungsrat

^offm ann; aus bem bid)tenben Dilettanten iPilmfen fprid^t fd)ließli<h ^offm anns 3meifet an feiner fd)riftftellerifd)en ©cnbung. lln b bod) follte bie Umgebung, bie Dergroeiflung unb Hot über ihn brachte, ihre © pur in feinen fpäteren IPerfen hinterlaffen. Der geiftreiche © iß unb ber geißelnbe £)ohn, bie 5lnfäße gu einer büfteren ©rabespoefle haben hier ihren Jflährboben gefunben, auf bem fie üppig muchfen unb in fpäteren Oahren fo reiche Früchte bradjten, »on benen fein geringerer als ^ebbel befannte, baß fie ihn auf bas £eben als bie eingige

©uelle echter Poefie hingemiefen haben.

5lber eins ucrmiffen m ir Deutfd)en Polens fdjmerglid) an ihm. ©erabe in jenen 3al)ren, als ijoffm ann in P lo g f lebte, hatte bie beutfdje ©inmanberung in bie umliegenben Kolonien ihren ^o'hepunft erreicht. On ber ^ e it oon 179?

bis 1806 mürben im p lo gfer f\ammerbegttf »om Prooingialm inifter §r. £.

»on ©d)rotter im gangen 544 beutfche Familien m it runb 3000 ©eelen angefte=

beit16), ©nblofe ©inroanberergüge beroegten fich auf ben £anbftraßen unb burd) bie ©täbte, aud) burd) p lo g f. ^offm ann, bem eine feine Beobachtungsgabe eigen mar, ber bei ©pagiergängen feine © d jritte gerne bortljm lenfte, mo fid)

14) „©du'nbmäfiren Sifiens, bie nur bes ©ags breü)imbert illeiien laufen.” (Brief an £)ippel oom 3. 10. 03.)

16) „Bleine Jrau roollte eben ben rechten Suß bem ltnfen, ber fchon im Bette ftanb, nahgieften, als ich um 1 ° ^ ! £thr i» bie ©tube trat.” (Brief an fjippel r. 28. 2. 04.)

10) Dr. 2luguft ITlüller, Die Preußifhe Sclonifatien in ftorbpolen unb Litauen, Berlin 1928.

(12)

STtenJdiemnaJJen tummelten, fjatte feinen © in n fü r enttäufcf)te ^ergen oöer t)Dff=

nungsfrotje ŚIi<fe 6er €inroan6erer, fein 2tuge fü r öie Sararoanen un6 beroegten la g e r. töte grog roar 6o<f) 6as © (^itffat öee roanbernöen Dotfes un6 roie er- greifenb mag manges Cingelfdjitffal geroefen fein! tfoffm ann aber roeig nidjts 6aoon 3U berieten, tüogt oerftegt er fid) fonft auf i^teinmalerei in 6er Be­

itre ib u n g oon it'arfcgauer tTtarftfgenen17), roogi imponieren tgm p o in ifte

©cgla<g2i3enftó6er unó ©cglacg3igen„roonj5en" (©cgnurrbärte), aber 6ie bunt- beroegten farbenfrogen ^tueroanbererjüge fafjen ign fa lt. € r, 6er tTlafer, gat feine lieber un6 feine färben, um 6ie €ra(gten 6er fcgroabifcgen, p fä l^ ifte n un6 mecflenburgiften Bauern gu jeitgnen un6 31t maien. <£r, 6er tflu fife r, in 6effen f\opf ©one un6 tUelobien ftro irre n . gat fein Doifsiieb gegort unb aufgejeitnet, bao óie €inroanóerer gefungen gaben, als fie igren $ug auf frembe €rbe fegten, igrer lin b e bageim gebacgten unb igre ^ergen auf ^fügeln ber ©egnfucgt in Me geimatlicgen tüäiber unb ©äter fanbten.

Jretiicg, ber Bauer roar bamals n o t „fafonfagig" für bie lite r a tu r geroorben, n o t n>ar er ber O fp e l, ben man nugt beattete, über ben man g t allenfalls luftig m a tte , € rft ©torm , b^aabe unb Beuter gaben ign roieber in bie ©efilbe eingefügrt, bie feine Eignen f t o n in g erm anifter D orjeit unb n o t im attsgegenben Buttelaiter b e ftritte n gaben, als fie Stfeifter roie ö ü re r, ^ans

© a t s unb ©rimmelsgaufen gum ©egenftanb igrer öarfteiiung m a tte n , itn b ber beu tfte Bauer im Sfuslanbe ift fa erft in allerfüngfter ^eit b u r t lub ro ig

$ in tg , 3ofef Ponten, ^an s © rim m in bie fto n e lite r a tu r eingerücft. €0 gegg alfo m 'tt gut an, non <E. ©. 5t. tfoffm ann eine 5lr t 5tusroanbererroman gu erroarten, aber tief gu bebauern ift es, bag er in feinen ©agebütetn, ^u f=

get'tnungen unb Briefen m it feinem lö o rt uon ber ©tnroanbetung in bas p io g fe r la n b fp rt'tt. tfn b f it e r gat er fie gefegen, biefe ÜTtanner unb grauen, bie igr

© t i t f a t in bie fjanb nagmen unb meifterten, ats ge roanberten, bie in ber frembe fe e tift groger unb ftarfer roaren ats er, ber roegteibige Hoffmann,

© i t e r ift er als Begierungsrat a m tti't m it ignen in © rb fta fts fa te n , in Der- g le ite n unb anberen Bettsganbtungen gufammengefommen, f it e r gat er igre 51 rt, igre © itten unb B r ä u te fennengeternt, igre lie b e r, ©agen, J ttä rte n unb

©rtebnige gegort. itn b roer gatte es beger u e rm o tt, bies attes in lö o rt unb B itb feggugatten ats er! itn e rfe g tite tüerte an ©efcgitte unb Dotfsfunbe gat

er fo m it fkg ins ©rab genommen.

föägrenb um p tc g f eine neue IPett entftanb, geftaltet unb geformt oon ftro ie tige r b e u tfte r Bauernganb, roar t^ ff^ o n n s ©innen unb ©treben n a t äugen g e ritte t. öreeben unb Berlin, iltu f if unb iPaterei, D i'ttu n g unb lit e r a ­ tur füllten fein ©egnen aus. Hun roar a u t f eine Derfegung n a t IP a rfta u t ü i r f l i t f e i t geroorben. ©in neues, frembartiges leben trat igm entgegen, tö a r- f t a u roar m it feinem geräuftootten ©reiben eine ©rogftabt, bie aber m 'tt m it bem 5l3agftab b e u tfte r ©rogftäbte gemeffen roerben fonnte. iteberatt ftn e i- benbe ©egenfäge: 5frm ut unb 53e ittu m , Patäfte unb Jütten, P ru n f unb

© tm u tg, D o tfs tr a tt unb Steiber n a t ber neueften p a rife r Ptobe, ein buntes D rtfs g e m ift oon nieten Hationen ©uropas unb g. ©. 5tgens, ©aufter unb

©angbären, Dotfebetuftigungen unb ©geater in potnigger, b eu tfte r, frangogfter unb ita tie n ifte r © p ra te . t i er i ebte ^offm ann in ber erften ^eit nur im

© ta u e n 18), m 'tt ats fta ffe n b e r ©eift. ©eine Dorfäge, „ g t n i t t btog im geitigen ifa in non Lagieff unb in ben breiten 5lßeen bes © ä t f if t e n ©artens gu begeiftern, fonbern a u t 3« fomponieren", fonnte er n i t t ausfügren, bagu

1?) Brief an tippet, oom 14. JTtai 1804.

13) 3. i£. t t i S / 5tus toffmanns leben unó fTacgtajj, Berlin 1823.

(13)

fcm& et feine iTluge19) „töenn if)m 6er Ücnig Łagięfi etntaumen ©ütöe," fo fc^reibt et fd^etgijaft, „m e lte i^f fame et óann óaju, im Jai>n 1888 feinen „2fe=

negaten", öen et m it unetfdjopfiicfjet ia u n e 61'^tet, gu oollenóen un6 öamit aties bu übertreffen, mas óet ©tüm pet ©oet^e femafs in óiefer 2 ttt g e trie b e n bat."

iptioaten Derfefjr m it feinen Kollegen un6 6en anbern Dertretern bet beutfdjen ©efellfdjaft Warfcbaus mieb er guerft gang. Had) unb nad) aber er=

fdjtoj) et fein Onnetes einzelnen ipetfonlidjfeiten bet beutf^en ©emeinbe. Dor affen öingen trat er m it bem Äegierungsaffeffot 3utiu6 €buatb ^ii^ig, feinem fpäteren Biograpfjen, in näfjete Begebungen, aus benen bafb eine §reunbfcbaft fürs leben tuetben foltte. ^ i^ ig b^tte fdjon in ben 3 abren ISOO'OI innig m it 3ad)attas IBerner uerfebtt, als er feine furiftifcbe laufbabn in SBarfdjau begann, mat in Pen Jafyzm ISOS'OS in B e rlin tätig gemefen, roo Pfuguft roilbefm ©dücgel gerabe feine Dorfefungen übet fd)bne lite ra tu r unb fiu nft bieft, unb fyatte ©efegenbeit, ni<bt nur bie neueften €r3eug=

niffe ber lite ra tu r, fonbern 3. 1 . aud) ibre ©d)ppfer frfbft fennen^ufernen. ©0 fonnte er als geiftig reger Hfenfd) ^offm ann manges aus bet ^auptftabt be=

rid)ten, ibn in bie neueften ©tromungen bet lite r a tu r einmeiben unb ibm feine Bibliotbef ju r Verfügung fteffen, in ber fi(b bie neueften töerfe befanben, mie 3. B . ©ied’s ^ünftlerrom an „©ternbafbs iBanberungen", ©d)fegefs uerbeutf<b=

ter (falberon u. a. (fr führte i'bn in füarfcbau in einen ^ irfe f ein, bem fPerftm=

fidjfeiten mie 3od)arias iBerner unb bie funftuerftänbigen ^efbprebiger ©roote unb ©leim angeberten. 5(b unb 3U fam au<b intereffanter Befud) aus B e rlin , mfe ber Beifenbe bur«b ©ried)enlanb, Bartbolby, ber langjährige ©efanbte in Born, Hbbc, u. a,20). Bag l)iev fein leben eine anbere IBenbung genommen batte als üt p io 3 f, liegt ffa r auf ber Banb. ©s ift aud) roobl fein Rafail, bag er in ber gnn3en 3eit feines 5fufentbafts in iBarfdjau feine ©intragungen in bas „Bliscel»

Ianeen=BuB" g e m a lt bat. IBie folfte er auch bie 3 eit ba3u finben! ©ein öienft, bas buntberoegte ©tabtbilb, ©beater, anregenbe ©efpräcbe im tfreunbesfreife über lite r a tu r unb Äunft nahmen ign gan3 in Slnfprucg. $ür Busflüge in bie ftilfe, unberührte H otur, mie fie oorbem 3adjarias tBerner unb ©buarb fy ty g unternahmen, um in bem ©idjenbain oon Bielany 3U fd)roärmen unb 3U bid)ten, batte er nie etmas übrig. D afür geftaftete fid) ber Hmgang gmifdjen S joffm am unb B'btfl ln anberer ijorm anmutig. Beibe ^reunbe mobnten in angren3enben Bäufern auf gleicher Bebe, fo bag fie aus bem $cnfter miteinanber fprechen fonnten. ©ie arbeiteten gemöfmlid) bis tief in bie Hadjt, unb menn es auf ben

©tragen ruhig geroorben mar, öffneten fie auf ©ignaf, bas S joffm am auf feinem M attier gab, bie $enfter, unb bann mürbe geplaubert, oft bis ber Btorgen graute21)-

Bu<h m it 3a(harias fBetner führten ihn fünftlerifd)e Ontereffen 3ufammen.

©r batte ihn ja fcbon in Königsberg, mo beibe in einem Baufe mobnten, ffüd)tig fennengelernt, bod) mar B affmann noch ein Knabe, als iBerner fdjon im 3ßng=

lingsalter ftanb. Bber b irr in fDarfdjau, roo bie beutfdje ©emeinbe eine „ecclefia

„©rfchiagen oon adjtunbjtoanjig ootuminibus Konfursaften toie oon Reifen, bie ^eus’ Bonner berabfdjleuberte, liegt ber „Biefe ©argantua", unb ber „Bencgat”

ädijt unter ber la ft breier ©otfdüäger, bie ^ur Scftung bereit, no^ ben legten fürdjter*

lidjften ©otfd)iag begeben." (Srief an B'PPel oont 14. 5. 1804.)

20) „Die temporelle Ptnroefengeit bes ©eg. Bat!) Kbben, oormals Befibent in Bom, unb bee ©riedjen Bartbolby, mit benen idj oiel lebte, bat mich in Seuer unb Stammen gefegt, unb meine ©egnfudjt nad) bem lanbe, „roo bie Zitronen glübn!” ftieg bis 3U einem ©rabe, bag es toirfiid) ber bleiernen ©croidjte meines ©ef^äftslebens beburfte, um mid) baoon abjubalten, ben ©tab 3U ergreifen unb 3U roanbern (Brief an Bippel oom 26. 9. 1805.)

21) €b. B>g>9/ 2lus Boffmanns leben unb Kadjtag.

(14)

prefja"22) tulóefe, roaren fte oufeinanóer angerofefen, óer 5(lter6unterfd)i'e6 fatn mefjr fo fe^r gur ©eltung, un6 au|er6em f>atte fa W evnet f^ o n mt't feinen „<5 of)nen öee einen fiamen gema^f. ilugenbiicfiid) arbeitete et an feinem „Äreug an 6er ©ftfee", in 6em er 6ie Befeurung 6er alten Preußen in bramatifdjer $orm barftelite. Dies tü e rf, m it 6em fid) fpater feibft ©oetbe befaßte un6 gu 6em er ein ©egenftöd m it feinem „C fjriftianer" fragment liefern roollte,23) beurteilte ^offm ann in einem B rie f an £jippel nidjt fonöerlicf) günftig:

„D u m irft finben, 6aß uiele geniale 3 üge barin enthalten finb, bas ©ange aber ein giemlid) roßes, bin unb b rr gef^madlofes P ro b u ft ift, meld)es ben „ t y a k * fbbnen" n i^ t glei<b fommt. Der erfte 2l f t ift unerträglich - tuelleicbt geroinnt bas IB erf auch/ menn man es lieft - icb b0^^ es nur oon töerner uorlefen ge=

borf, roelcber unfinnig fcbreit unb ficb abmarterf, um nur alle ^Iffenangen, 5llli=

terationen, alle ©erginen, ©onettformen uftu. fyözm gu laffen24). ileberbaupt m irft bu finben, baß © erners „Sreug" einen roirflid) m it allen nur möglichen form en ber neuen ©djule freugigt."

^ 3u biefem IP erf mußte ^offm ann bie B lu fif feßen. IPerner, 6er uuer=

träglich ängftlid) mar, brängte barauf, baß er ©ag unb Pad)t arbeite, um gu einem beftimmten ©ermin bamit fertig gu roerben, benn bas ©ange füllte in B e rlin oufgefübrt merben, roo ber erfte ©eil, bie „Braufnacht" bereits bei üff=

lanb uorlag. 5lls bie P a rtitu r gum 5lbfenben fertig lag, fdirieb dfflanb einen 22) €6. fjißtg, Sacharias iDerner.

2S) ©p. ibufabinopic, ©oet[;e=Probleme, ^alle 1926.

24) €ine roirflicfe Begebenfeit, bie fid) beim öorlefen bes „Sreuges an ber ©ftfee”

gugetragen fat, fdjiibert ^offmann bumorpoll im 4. Banb ber „©erapionsbrfiber” : „Der- geneigte £cfer muß es ficb fd)®n gefallen laffen, ben beiben Jreunben iubroig unb (Eucfat gu folgen in ben aftf>etif<ben ©ee, ber nun bei ber $rau üonfiftorialpräfibentin Deefo roirflid) angegangen. Hngefäfr ein Dußenb bmlanglid) gepußter Damen fißen in einem iöalbfreis. (Eine lädjelt gebanfcnlos, bie anbere ift oertieft in ben 2lnblid’ iffrer ©Ąuf»

fpißen, mit benen fie gefdjicft bie neueften Pas irgenb einer Jtancoife gang in ber ©title gu probieren roeiß, bie brüte fcßeint füß gu fdilafen, nocß füßer gu träumen, bie m'erte läßt ben Jeuerblicf ißrer Jlugen umferftreifen, bamit er nidjt einen, fonbern roomöglid) alle fungen Pfänner treffe, bie im ©aal oetfammelt, bie fünfte lifpelt: „©öttlid) - l)ert=

lid) - fublim” . Diefe Ausrufungen gelten aber bcm fungen Siebter, ber eben mit allem nur möglichen Patfos eine neue ©d)icffalstragöbie Dorlieff, bie langroeilig unb abgc=>

fdjmacft genug ift, um ficb 3(mg gu fold)er öorlefung gu eignen, ^übfd) roar es, baß man oft ein Brummen tiernafm, fernem Donner gu cergleicben. Dies roar aber bie

©timme bes Sonfifforialpräfibenten, ber in einem entfernten Simmer mit bem 6rafen Ulalter puef p ifett fpielte unb fid) auf jene Eöcife grollenb unb murrenb üernebmen ließ. Der Dicßter las mit bem füßeften ©on, beffen er mächtig:

Hur noch outmal, nur nod) einmal

©aß bid) hören, holbe ©timme, 3a, o ©timme, fuße ©timme,

©timme aus bem tiefen ©tunbe,

©timme aus ben ffimmelslüften.

©jord), o hotd) -

_pa fcßlug aber ber Donner los, ber längft bebrohlidj gemurmelt. „Efimmel tau»

fenb ©aperment!” bröfnte bes Sonfiftorialpräfibenten ©timme burd) bas Stmmer, fo baß alles erfd)rocfen pon ben ©ißen auffprang. Eöieber roar es hübfd), baß ber Dichter fid) gar nicht ftören ließ, fonbern fortfuhr:

3a, es ift fein liebesatem, Oft fein ©on, ben ffontgltppen Oft ber fuße ©aut entflofm -

©in höheres ©djicffal als bas, roas in bes Dichters ©ragöbie roaltete, litt es aber nicht, baf^ ber Didjter feine Dorlefung enbe. ©erabe, als er bei einem gräßlichen 5lud), ben ber ffelb bes ©tücfes ausfprtdjt, feine ©timme erheben roollte, gur böchften tragifd)en Uraft, fam ihm, ber i)immel roeiß roas, in ben l)als, fo baß er in einen fürdüerltdjen, nicht gu befdjroidjttgenben ^uften ausbra^ unb holb tot roeggetragen rourbe.1'

(15)

langen S rief, óeffen furger Onljalt roar: „ö a s ©tücf fei für je&e Sluffüürung su foloffal."

Om December 1804 fomponlerte ^offm ann öle „lu ftig e n m uflfanten non Clemens Brentano, öle Im Slprit 1805 auf öle ©arfcfjauec öeutf<be Büljne gebraut rouröen. Der Ce?ct mißfiel, öle JTfuflf aber rouröe günftlger beurteilt, flta n nannte fte feurig unö öurd)öad)t, nur gu frltlfd ) unö gu rollö. On öer

„eleganten © e it" rouröe er ölefer ^ompofitlon roegen als funftoerftänölger iria n n be3eld)net.

Der £rül)lmg ölefes braute lljm ^ e r j unö ©elft ftärfenöe ©uge.

Cr arbeitete roenlg, lag träumenö unter öen fyofym Budjen oon Ł a jlę fl unö

©llanóro, oöer geldjnete ©tuölen nad) öer ila tu r. Om ©ommer legte er le^te fjanö an eine fd)on ln p io g f angefangene ©leffe, öle er für fein beftes © e rf blelt unö öle am Cäclllentage bei öen Bernbarölnern auf geführt roeröen feilte.

Hnö Im erb ft mad)te er öle © u ftf gu öem frangoflfdjen ©tücf „D ie ungetaöenen

©äfte" oöer „D er Äanonlfus oon © a lla n ö ", öas er auf öle Berliner Büfme gu bringen gebaute, öa er „felgt anfange, befannter gu roeröen". Om 3 um öes 3 af)res 1806 überfanöte er ölefe Sompofltlon öem ©djaufpleler C. £). Betljmann ln B erlin m it einem feljr gefdjldt abgefafgten Begleltfd)relben unö einem überaus fpaßlgen B rie f an 3 - © erncr, öem er m it fdjmel^elnöen © orten fein Entlegen nal)ebrad)te unö lljn bat, fld) fü r Ihn bel Bethmann unö anöeren maßgebenöen

©erfönlldjfelten elngufeigen25). Cr felbft fdjälgte öas ©tüc? roenlg, aber auf öen

©efehmaef öes © ubllfum s elngehenö, hielt er es für ein Debut am geelgnetften.

Do<h Ift es niemals aufgeführt rooröen.

Om 3af)rc 1805 fam öer Olöoofat Suhlmeyer an öle ©arfchauer Regierung.

Cr roar ein ©tann non befonöerer m uflfallfdjer Bllöung, unö gemelnfame fünft=

lerlfche Ontereffen führten Ihn balö m it ^offm ann gufammen. Ohnen unö anöeren

© uflfllebhabern gelang es balö, eine öeutfdge m uflfallfdje Dergnügungsgefell=

fdjaff gu grünöen. Die © Itte l rouröen befd)afft, öer © g ln fflf^ e © alaft gut Aufführung oon ©ongerten elngerld)tet unö groel © u flfle h re r, einer fü r ©olo=>

ftlmmen unö einer für öen Chor, angeftellt. © e il öle erften ©ongerte über alles Crroarten gut ausfielen, ging man öaran, öle ©ad)e gu erroeltern. Der öurd) tfeuer befd)äölgte © nlfgef'fdte © alaft rouröe erroorben, unö ©offmann nahm befonöeren Anteil an öer Clnrldjtung unö Ausftattung ölefes ©ebauöes. Cr entroarf mdjt nur öle ©läne gur ^olgeorönung öer 3ltnmer, fonöern beforgte aud) öas Ausmaten öerfelben, Inöem er entroeöer felbft ^anö anlegte oöer öle

©bufter fü r anöere ©bater oorgel<hnete. Die nachftehenöe Darftellung £)ltglgs gibt elnerfelts ein flares B llö oon ^offm anns Arbeit an öer (Erneuerung öes

©ebäuöes, anöererfelts erinnert feine ©eftalt ln ölefer © Ituatlon febr an öen

©baler Bertljolö ln feiner „ 3 efultenflrd)e oon ©logau" aus öen „©eraplono=

brüöern".

„©bit öen erften lauen Cagen öes frü h lin g s 1806 roar ©offmann ln feiner

©ofmung nicht mehr angutreffen. ^anö man Ihn nld)t auf öer ©eglerung, fo 25) liebfter tDerner! lHal)rfd)elnHd) geben ©fe Obren Jreunöen nldjts ©e- fdiriebencs oon fld) gu lefen, tuell unter öem Artlfel: ©eöruefte ©a<ben, als öa ftnö

„Rettungen für elegante IDelten", „Sreymütblge" pp., fo olcl oon Obnen gu lefen Ift, unö tun ln öer A rt gut öaran, als ©le öaöurd) öle ©fmntafle Obrer Sreunöe ln U)ar=

fdjau (elenöe ©roolnglallften, öle ln ©djmlerftlcfeln öle Aolfen lefen unö ©©naps trlnfen, wenn öer Dichter ln öer ©auptftaöt unter öen £lnöen fpagleren gebt, unö öle

„Qlelbe öer Sraft" oon allen ©den bunöertfältlge Befiele auf feine toelßfelöenen

©trumpfe tolrft) ln gehörigen ©©toung feben... ©egen Setbmann unö Offlanö fönnen

©le ml© auf eine bef©elöene A rt rül)men, g. 3 . ©togart unö ©lud mären nl©t einen

©flfferllng inert gegen ml© gea©tet, l© bdtte gtoel ©olonäfen gema©t, fo roas follte man nur fu©en Im „Don 3uan” unö ln öer „Opblgenla" ufto. - Om ©rnfte aber, Hebfter IDerner, olellel©t fann ein gutes böort oon Ofnen gur re©ten 3c>t gefpro©en, ml©

etroas toenlges aus öem ©©lamm gleben " (26. 6. 1806.)

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ftellung ber großen (Entroidlungstinien, ein tieferes (Einbringen in bie -Problem atif bes Ü luslanbbeutfdjtum s, m ar bei einer foldjen © lieberung faitm

Uls erften ©infaig bürfen toir roobt bie Begrünbung ber Dörfer auf ber großen ©djüttinfel anfpre&lt;ben (©djilbern, Brucf), über beren Unfangsgefd)id)te mir im

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©o laßt er fl(ß für bie fratijöftfdje^ Solonialatmee anroerben. 'Sunadjft ein Seutfdjcr unter Buffen, ein Bürgetlidier unter -BoIJcfieroifen, bann ein Jrember unter

©orale ano óen Besftöen... Oiefe fo ßerangebilöeten Ö olfsergieljer flüfterten ißren © djäflein óann ein, 0aß es eine befonóere oberfdßlef.. ©ppDjitionspreJje

gebniffen, bie bie B obenfunbe nerm ittetn, in ©inManig ju bringen nerfud)t. präbiftorifdje 3eitfd)rift XXXIII, Berlin 1932 foroie Culture groups of Tardenoisian in

fchnitt), ber im £&gt;aiuife ©bloniffif regelmäßig bie Uhren aufgiugieben batte. Bei ©urgenfero finben ftch groei Busfprüdje über biefe 6eutfd)e ©igenfdiaft, au s

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