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Deutsche Bauzeitung. Stadt und Siedlung, Jg. 59, No. 15

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D E U T S C H E B A U Z E IT U N G

59. JA H R G A N G » N ° 59 - BERLIN, DEN 25. JU L I 1925

STADT UND SIEDLUNG

B E B A U U N G S P L A N , V E R K E H R S W E S E N U. V E R S O R G U N G S -A N L A G E N SCHRIFTLEITUNG: REG.-BAUM EISTER a. D. FRITZ EISELEN

Alle R e c h t e V o r b e h a lte n . — Für nicht verlangte Beiträge keine Gewähr.

Industrie und Siedlung.

(Mit besonderer Beziehung auf das R uhrgebiet und das Gebiet der S tadt Essen.)

Vom Beigeordneten Dipl.-Ing. Hermann E h l g ö t z , Essen. (Schluß aus Nr. 14.) Hierzu die Abbildungen S. 116.

in ty p isch e s Beispiel, wie das P roblem der In d u strie sie d lu n g stä d te b a u lic h einw andfrei gelöst w erden k an n , w enn m an die n a tü rlic h e n V erh ältn isse a u sz u ­ n u tz en v erste h t, zeigt d e r eigen­

a rtig e S i e d l u n g s a u f b a u d e r S t a d t E s s e n , dem w ir im F o lg en d e n das H a u p ta u g e n ­ m e rk zuw enden w ollen.

D as W e rd en u nd W ach sen der S ta d t E sse n h a t eine v on dem E n tw ic k lu n g sg a n g a n d e re r In d u strie ­ s tä d te w esentlich u n terschiedliche R ich tu n g einge­

schlagen. D ie g ü n stig e g eo g rap h isch e L ag e im K ern des rheinisch-w estfäl. In d u strieg e b ietes, d ie w irtsc h a ft­

liche G eschlossenheit sein er au f d e r K ohle fußenden E ise n in d u strie u nd — in g ü n stig em Z usam m enfallen m it den g eologischen U n te rg ru n d v erh ältn isse n — die eigentüm liche G e sta ltu n g d e r B odenoberfläche b ed eu ­ te te n für E sse n au ßergew öhnliche stä d te b ild en d e G ru n d lag e n , die einen S ie d lu n g s c h a ra k te r von g anz b eso n d erer E ig e n a rt h eran reifen ließen.

In dem z e n tra l g eleg en en E ssen, dessen noch zur R hein p ro v in z g eh ö re n d e S ta d t- u n d L andkreisfläche n a sen fö rm ig w e it in d en w estfäl. T eil des In d u strie ­ g eb iete s v o rsp rin g t, liefen v on A nbeginn der ln d u strie - alisie ru n g des R u h rla n d e s die W irtsc h a ftsfä d e n d e r d u rch d as S tein k o h len v o rk o m m e n zu einheitlicher in d u strie lle r H o ch e n tw ick lu n g b eru fen e n T eile beider

S chw esterprovinzen' zusam m en. Im m er stä rk e r, bis in die n eu e ste Z eit hinein, ist diese T a tsa c h e in d e r ö r t­

lichen N ied e rlassu n g zah lreich er, für b eide P ro v in z te ile z u stän d ig er sta a tlic h e r un d zw ischengem eindlicher V er­

w altu n g so rg a n e und so n stig er V erb än d e w irtsc h a ft­

licher und k u ltu re lle r A rt zum A u sd ru ck gekom m en.

Die v erk eh rstech n isch e E in w irk u n g d ieser E n t­

w ick lu n g a u f den E sse n er S ta d tp la n blieb n ic h t aus.

E in V erkehrsm om ent w a r es ja auch, das in m itte la lte r­

licher Zeit, als d ie L a n d stra ß e n noch H a u p tträ g e r des V erk eh rs w aren, A n laß zu der G rü n d u n g E sse n s gab.

A ls F ra n k e n k a s te ll an der K re u zu n g d er w est-östlich v erla u fe n d en E ta p p e n stra ß e K a rls des G roßen m it einem a lte n sächs. N o rd-S üd-L andw eg ist E sse n e n t­

sta n d e n u n d h a t sich schon im M ittelalte r im S chutze des a n die Stelle der F ra n k e n b u rg tre te n d e n fü rstlich en F ra u e n stifte s zu einem b e a ch tlic h en V e rk e h rsm itte l­

p u n k t entw ickelt. E rs t das M asch in e n ja h rh u n d e rt h a t je d o ch das h a u p tsä c h lic h d u rch den Ja m m e r d er d e u t­

schen K le in sta a te re i in seinem stä d te b a u lic h e n W erd en zu rü c k g eh alten e L a n d stä d tc h e n , dessen E inw ohnerzahl sich J a h rh u n d e rte h indurch au f 4— 5000 hielt, zu einer im v o lk sw irtsc h aftlich e n L eben des B ezirkes w ie des g an zen V ate rla n d e s b ed e u tu n g sv o llen G roßsiedlung m it n ahezu 500 000 E inw ohnern em porschnellen lassen, in deren B auplan ab e r noch h e u te die V e rk eh rsfra g en an erste r S telle stehen. A uch d e r neue S tra ß e n p la n des S ied lu n g sv erb an d e s b rin g t das zum A u sd ru c k (Abb. 21, S. 115). In d ich ten S tra h le n la u fe n die H a u p ta u sfa ll-

S ta d t und S ie d lu n g No. 15.

Abb. 18. S i l h o u e t t e a m R h e i n - H e r n e - K a n a l .

(2)

Straßen von dem Essener S tad tk ern in alle T e i l e des Industriegebietes hinein. Daneben befind -

zahlreiche örtliche Ausfall- und R ingstraßen m stad tischer Z uständigkeit. Im E isenbahnnetz des Bezirkes ist Essen v ertreten mit 20 Bahnhöfen, dessen bedeu-

Abb. 19.

ten d ster, der H auptbahnhof, in norm alen Zeiten einer d er verkehrsreichsten D eutschlands ist. In den letzten Ja h re n ist er m ehrfach erw eitert w orden, doch w ird erst eine gründliche U m gestaltung der gesam ten Bahnhofs­

verhaltnisse (Prof. Blum ist z. Zt. m it einem diesbezüc- lchen E n tw u rf beschäftigt) den d auernd steigenden 114

V erk eh rsb ed ü rfn issen der H alb m illio n en stad t R echnung tra g e n kön n en . Die w est-ö stlich e, den F lu ß tä le rn und d er°G elän d eg e sta ltu n g folg en d e O rien tieru n g des E ise n ­ b ahnnetzes h a t es m it sich g e b ra c h t, d a ß die N ord-Süd- V erk eh rse in rich tu n g e n z u n ä c h st s ta rk v ern a ch lä ssig t w orden sind. J e d o c h sind nu n m eh r beso n d ers von E ssen aus im In te re s s e des V o ro rt- u n d N ac h b a r­

sc h aftsv e rk e h rs v ersc h ied e n e N ord-S iid-Linien in ener­

gischem A u sb au b eg riffen o d er b ere its p la n m äß ig vor­

gesehen. A uch ein R in g v e rk e h r u nd S chnellbahnen im A nschluß a n die v o r d er A u sfü h ru n g ste h en d e S tädte­

schnellbahn K öln — D ü sse ld o rf — D uisburg — Essen — D o rtm u n d sind in der P la n u n g (Abb. 20, S. 115).

Die zw eite B e so n d erh e it d e r städtebaulichen G rundlagen E sse n s: seine E is e n -u n d S tah lin d u strie, hat u n te r dem N am en K r u p p W e ltru f erla n g t. Dadurch, daß alle S ta d ie n des P ro d u k tio n sp ro z e sse s — vom R ohstoff bis zum F e r tig fa b r ik a t — in diesem Unter­

nehm en zu einer in d u strie lle n E in h e it zusam m engefaßt sind un d v o r allem die sozialen u n d k u ltu re lle n Einrich­

tungen des W e rk es d u rc h dessen edel denkende B esitzer ste ts den g rö ß te n A u sb a u e rfa h re n haben, sind L eitung und A rb e ite rsc h a ft d u rc h d ie jahrzehntelange Z usam m enarbeit zu einer fe stg e fü g te n , auch in w irt­

schaftlichen K risen g e sic h e rte n W erksgem 'einschaft von fa st h isto risch e r B e d e u tu n g zusam m en gewachsen.

A uch die schw ierige U m ste llu n g a u f ausschließliche F rie d e n sa rb e it k o n n te desh alb ohne w irtschaftliche E r­

sc h ü tte ru n g d u rc h g e fü h rt w erd en .

In w ohnu n g sp o litisch er H in sic h t ist die städtebau­

liche G esta ltu n g E sse n s en g v e rk n ü p ft m it dem wirt­

schaftlichen A ufsch w u n g d es K ru p p 'sc h e n Werkes, h aben sich doch die H ä u p te r d e r alteingesessenen K ru p p ’schen F am ilie ste ts für d as ethische Moment in S tä d te b a u u nd S iedlungsw esen b e s o n d e rs begeistert.

Schon der w e itv o ra u ssc h a u e n d e G rü n d e r der Welt­

firm a re g te v o r 100 J a h re n im E sse n e r S tadtrat — leider erfolglos — die S ch affu n g eines breiten Grün­

g ü rtels um das vo n der S turm - u n d D rangperiode der In d u strialisie ru n g erfaß te, d am als n och wallumwehrte L a n d stä d tc h e n an. Im S inne d e r B egründer der E ssen er E ise n in d u strie la g es sicher n ic h t, daß die m ittelalterlic h e T ra u lic h k e it des H eim atstäd tc h en s mit seinen zw eigeschossigen b erg isc h en Schieferhäuschen in dem S trudel rü c k sic h tslo se r S ch em atisieru n g unter­

ging, und d aß der a n die S telle des h isto risch e n Hand­

w erk ers tre te n d e m oderne In d u s trie a rb e ite r zunächst in lieblosen drei- u n d v ie rstö c k ig e n S ch ac h b rett-S tad t­

vierteln , die v o r den T o re n d e r S ta d t u n d der Fabrik aus der F e ld m a rk w uchsen, h eim a tlo se n Unterschlupf suchen m ußte.

In diesen b etrü b lich e n N ie d e rg a n g des deutschen S täd te - und S iedlungsw esens g riff K ru p p ta tk r ä f tig mit eigener, au f g e su n d er B o d e n p o litik g e s tü tz te r Woh­

nungsfürsorge, ein. D och is t im G eg e n sa tz zu der ersten sc h ab lo n e n h a fte n F la c h b a u w e ise d er B ergbau­

in d u strie die K ru p p ’sche S ied lu n g sp o litik n a c h anfäng­

lichem K ase rn e n sc h e m a seh r schnell zum In dividua­

lism us ü b e rg e g a n g e n ; es w u rd e a u c h k ein g eg en alle B odenbedingungen tro tz e n d e r u n v e rn ü n ftig e r F lach­

sie d lu n g srek o rd a u fg e ste llt, so n d e rn d a s w irtschaftlich D urch fü h rb are g ab ste ts d en A u ssc h lag . W o immer wir eine K ru p p ’sche S ied lu n g b e tre te n , ob ä lte re n oder n eu e ren U rsprungs, ob F la c h - o d er H ochbauw eise (vgl. die v o ra u sg e sc h ic k te n A bb. 14, 16 u n d 17, S. 111 in Nr. 14, S ta d t u nd S iedlung), ü b e ra ll fin d en w ir das N ützliche m it dem A n g en eh m en , d a s W irtsch aftlich e m it dem K u ltu rellen v e rb u n d e n , ü b e ra ll e rk e n n e n wir den b ew u ß t d u rc h g e fü h rte n G e d a n k e n , in dem u n ru ­ higen M enschen des M a sch in e n ze ita lte rs die Liebe zur H eim at n eu z u b eleb e n , ihn b o d e n s tä n d ig zu m achen.

In den H o ch b a u sie d lu n g en lie g t die B e to n u n g a u f dem Innenblock, d e r u n te r d e r E in w irk u n g arc h itek to n isc h er, hygien isch er u n d ä s th e tisc h e r G ru n d sä tz e s te ts zu einem heim eligen F o ru m d e s in tim e n V o lk sle b en s aus­

g eb ild et ist. In m an ch e r S ied lu n g fin d en w ir den schönen d eu tsch e n M a rk tp la tz (Abb. 1 in N r. 14, S. 105), u m rahm t v on d en G e b ä u d en d e r G ese llig k eit, des N o rd e n

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No. 15.

(3)

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VERBANDS­ 1924

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Z E I C H E N E R K L Ä R U N G ' , E fS T 6€lS6rE # # # GEPIAHTE IW H C N E N .

v ip b a n d s s t p a s s e n k o m m u n a l ev f p s s r a I J N D(P PQ ufU Nö ( m y EVTL' AUEEUHE8ENPE

A b b . 20 (lin k s ). A b b . 21 (h ier ü b er ).

g e istig e n L ebens u n d d e r w irt­

sc h a ftlic h e n B e­

dü rfn isse. N ir­

g en d s a b e r fe h lt die erfrisch e n d e N a tu r, d ie e n t­

w e d e r m it g ut- gepflegten R asen, B äum en sow ie S trä u c h e rn den In n e n b lo c k v e r ­ sc h ö n t, m it G a r­

te n - u n d P a r k ­ a n la g e n die S ied­

lu n g e n d u rc h ­ w e h t (Abb. 9 in N r. 14, S. 108) o d er sie g a r m it H och- u n d N ie­

d e rw a ld fo rste n fre u n d lic h u m ­ sc h lie ß t.

D a e tw a d e r n e u n te T eil der

ü b e r 100000 W o h n u n g e n E s­

s e n s in K ru p p ’- sc h en H än d e n ist, so is t d ie K ru p p ’- sche W e rk s g e ­ m e in sc h a ft au c h zu e in e r g ro ß en , v o rb ild lic h e n S ie d lu n g lu n g sg e ­ m e in s c h a ft im R a h m e n d es E s­

se n e r S ta d tg e ­ b ie te s g ew o rd en ,

d e re n g esu n d e A b b . 22.

E inflüsse sich au c h au f d ie p ri­

v a te , g en o ssen ­ sc h a ftlic h e u n d die ü b rig e in d u ­ strie lle B a u tä tig ­ k e it a u s g e w irk t hab en . N achdem eine zielb e w u ß te s tä d t. E in g e m ein ­ d u n g sp o litik zu ­ dem se it d e r J a h r ­ h u n d e rtw e n d e d en fü r eine p la n ­ m ä ß ig e S ta d t­

a u s d e h n u n g im S inne n e u z e itli­

cher G ro ß s ta d t­

reform e rfo rd e r­

lich en B oden b e ­ r e itg e s te llth a tte , h a b e n B ebau- u n g sp la n u n g u n d

B aupflege ein w e ite re s g e ta n , die S ta d t E sse n zu e in e r fa s t d ö rf­

lich en G roßsiede- lu n g z u g e s ta lte n . F ü r eine im v o lk s ­ d ic h te s te n T eile D e u ts c h la n d s lie ­ g en d e In d u s tr ie ­ s ta d t b e d e u te t es je d e n fa lls eine G lan z le istu n g , w enn n o c h n ic h t 6 v. H. d e r S ta d t­

fläche fü r v ie r ­ g e sch o ssig e B au- w e r d e n-l^

KRAY ;

W O t t N S t B lb

• A C H ß ^G Z^ ^ I

S C H E U T |

HERIGENu-ZUKMEN

# DER BISHERIGEN «ZUKUNFT!®

SiEDLüNGS-ENTWiCKLUNS DER STADT ESSEN

■ K L E /N w /fitE S C H 4 F E S -Z £ A fE e j& j

25. Ju li 1925.

(4)

Abb. 23. L u f t s c h a c h t i n O s t e n f e l d . A bb. 24. K o k s k o h l e n - B u n k e r . Z e c h e H a n n i b a l bei B o c h u in.

A bb. 25. Z e c h e J a c o b i i n O s t e n f e l d , a r c h .- S t ä d t e b a u 1. e i n w a n d f r e i e r A u f b a u .

weise (wovon die H älfte zudem noch auf die Indu­

strie entfällt), 26 v. H. für dreigeschossige und über 68 v. H. für zw eigeschos­

sige offene B auw eise v o r­

gesehen sind. (Vgl. die Abb. 6, S. 107; 8, S. 108;

12, S. 110; 15, S. 111 in Nr. 14).

Schon in den A nfängen der K rup’pschen S iedlungs­

p olitik begegnen w ir des­

halb dem G edanken d er T rennung von W ohn- und A rbeitsflächen zum W ohle der In dustriebevölkerung.

K rupps W ohnungsbau zeig­

te viel V orliebe für den landschaftlich v iel w e rt­

volleren, fast industriefreien südlichen S tad tteil. D am it kom m en w ir zu der d ritte n E igentüm lichkeit des E s­

sener S tadtbildes.

Die N atu r selbst h a t in E ssen durch die eig en ar­

tige L agerung der S tein ­ kohle und die sonderliche O berflächengestaltung d ie­

se T rennung der W ohn-

und A rb e itsstätten vorge- Abb. 26. W e s t b a u 116

zeich n et. Bei einem geo­

lo g isch e n N ord-S üd-S chnitt d u rc h d a s S tad tg eb iet(A b b . 19. S. 114' finden w ir im S üden d ie g a s a rm e , für die K o k s h e rs te llu n g unbrauch­

b a re M a g erk o h le in der R u h rg e g e n d fa s t zu Tage tre te n , wo sie n o ch bis zum A n fa n g des 19. J a h rh . im S to lle n b e trie b zu T a g e ge­

sc h afft u n d a u f d e r seit 1771 sch iffb ar gem achten R u h r w e s tw ä rts b efördert w u rd e . N ac h N o rd en , nach d e r E m sc h e r zu, s in k t die M agerkohle in tie fe re Re­

gio n en h in a b , d a rü b e r aber la g e rt in reic h en Flözen d ie g a s h a ltig e F e ttk o h le , die - n ac h d e m d ie hin­

d ern d e K re id e d e c k e zu An­

fang des 19. J a h rh . durch V erv o llk o m m n u n g d e r m a­

sc h in e lle n E in ric h tu n g e n im T ie fb a u v e rfa h re n be­

z w u n g e n w a r — d e n H och­

öfen den zu r E ise n b e re itu n g n o tw e n d ig e n K o k s lieferte u n d d a m it d ie E isen- und H iitte n w e ik e w ie e in ’„'Mag- d e s M ü n s t e r s i n E s s e n . n e t in ih ren B a n n k re is zog.

No. 15.

(5)

A b b . 27. B l i c k a u f d i e K r u p p w e r k e i n E s s e n .

A b b . 28. S i l h o u e t t e d e r G u t e h o f f n u n g s h ü t t e i n O b e r h a u s e n .

A b b . 29. Z e c h e H e r k u l e s i n E s s e n , e i n g e k l e m m t z w i s c h e n W o h n g e b ä u d e n .

(6)

Im Süden auf den M agerkohlenbeständen befinden sich dagegen n u r noch w enige Zechen ohne K okereien in der N ähe d er R uhr, au f der die S c h iö a h rt se it 1890 ihr Ende erreic h t h at und die je tz t zum T rin k w asser- v erso rg er des R uhrgebietes gew orden ist.

Die O berflächengestaltung des S tad tg eb ietes er­

g än z t nun diese U ntergrundverhältnisse re c h t w esentlich zum V orteil der S tadteinteilung. G erade ü b er den industriell unbedeutenden M agerkohlenbeständen im Süden befindet sich die reizvolle von 80— 168 m N. N.

ansteigende Hügel- und G rünlandschaft der R uhr­

gegend, w ährend über der industriell hochwertigem F ettkohle im N orden das flache, durchw eg au f etw a 40— 60 m N. N. liegende E m schertal sich ausdehnt. Es lag also k lar, daß die W o hnstadt den gesundheitlich

\ orzuziehenden Süden einnehm en m ußte, w ährend die Industriestadt au f den reichen F ettkohlenflözen in dem von zahlreichen Eisenbahnlinien, vom der Em scher, (dem großen Schm utzw assersam m ler), u n d seit 1913 von dem G roßschiffahrtsw eg des Industriegebietes (Rhein—

H erne-K anal) durchzogenen flachen N orden ihre Lebensbedingungen fand. Die W o h n stad t ist also bei der vorherrschenden südw estlichen W in d rich tu n g der aus zahlreichen S chloten über das nördliche F lachland w ehenden g rau en F ahne d er A rb eit en trü c k t; die wellige, von zahlreichen S iepentälern durchschnittene Oberfläche b ie tet reichen A nlaß zu stä dtebaulicher F einarbeit; im S üden g eh t die W o h n stad t in F lach b au ­ w eise in die landwirtschaftlichem G ebiete der R uhr- Em scher-W asserscheide über, wo au sg ed eh n te W älder dann jäh in die R om antik des R u h rta les m it seinen alten W ehren und Schleusen, V olksbadeplätzen, W assersportanlagen u n d W asserw erken abfallen.

Im M ittelpunkt des S tad tg eb ietes in etw a 80 m Höhe über N.N. zw ischen In d u s trie -u n d W o h n stad t, h a t sich au f der historischen G rundfläche des ehem aligen L andstädtchens um die spärlichen und darum um so w ertvolleren R este der B a ukultur A lt-E ssens, deren hervorragendste Zeugin die ehrw ürdige, an der Stelle der F ra n k en b u rg stehende M ünsterkirche (Abb. 26, S. 116) ist, die G esch äftsstad t k o n ze n triert. Bei dem frühen E insetzen der E ssener S tad tb ild u n g k önnen wir von dem unw illkürlich gew ordenen A lt-E ssener S ta d t­

bauplan keine besonderen A usdrucksw erte a rc h ite k to ­ nischer K u ltu r verlangen, wie sie an d e re in der- A uf­

schw ungszeit der S tad tb a u k u n st durch obrigkeitlichen E ntschluß geschaffene S täd te aufw eisen und so h a t das E ssener S tadtinnere tro tz aller städtebaulichen F ü r­

sorge bei seiner m ittelalterlichen E n g b rü stig k e it im m er a n großzügiger A ufteilung g ek ra n k t. Die hoffnungs­

vollen A nsätze neuzeitlicher R aum kunst, w ie w ir sie bereits bei vielen neuen Bank-, Büro-, H otel- und G eschäftshäusern beobachten können, m üssen noch zielbew ußt zu einer einheitlichen städtebaulichen S an ierungsarbeit — wie sie bereits augenblicklich beim B urgplatz begonnen ist — zusam m engefaßt w erden, w enn D eutschlands g rö ß te In d u strie sta d t ein ihrer B edeutung entsprechendes S tad tin n ere erhalten soll.

E iner S onderdarstellung w ird es Vorbehalten bleiben müssen, die zahlreichen neueren und neuesten E ssener B auten im E inzelnen zu w ürdigen.

Die S tadt Essen ste llt also, tro tz des an sich au ß e r­

ordentlich beengenden R ahm ens, in dem sie em por­

wuchs, infolge der natürlichen T rennung der W ohn- u nd A rb e itsstätten den ausgesprochenen M ustertyp

Literatur.

Amerikanische Architektur und Stadtbaukunst. M it 557 A b b i l d u n g e n , a u s g e w ä h l t u n d e r l ä u t e r t v o n W e r n e r H e g e m a n n . B e r l i n , V e r l a g v o n E r n s t W a s m u t h A.-G., 1925. Preis geb. 40 M. —

Das sehr willkommene, umfangreiche Sammelwerk be­

handelt. atlasartig zusammengestellt, in zwölf Abschnitten Schachbrettstadtpläne, Radialpläne, „Civic centres“, Wolken­

kratzer, Staffelbauzonen, „Verkehrszirkel“, Einheit im Straßenbilde. Nachahmung und Neugeburt, Weltausstellun­

gen und Universitäten. Wohnhäuser. Gartenvorstädte und Gärten, endigt aber leider in Schlußbemerkungen, die gleich manchen anderen Teilen der Erläuterungen, in 118

e i n e r I n d u s t r i e - u n d W o h n s t a d t d ar, d h.

V ereinigung zw eier sich so n st d ia m e tra l gegenüber- Beoriffe in einem S tad tb ild e. D er W a ld der S e n i i d S t t » n d d e r W a h l d e r F a h r its c h lo te he- stehen ohne R eibung u nd g le ic h b e re c h tig t in einem S iedlungsorganism us. W ie sich d e r E sse n e r S ta d tw irt­

sch aftsk ö rp er bisher en tw ick e lte u n d zu k ü n ftig fort- o-ebildet w erden m uß, w enn ein in d u strie lle s Stadtbild von m u sterh after O rdnung der N ac h w e lt überliefert w erden soll, zeigt Abb. 22, S. 115. H ierb e i is t besonders zu betonen daß die H ochbauw eise sich fa st ausschließ­

lich au f den inneren, d u rch die E ise n in d u strie h erv o r­

gerufenen zusam m engeballten S ta d tk e rn , den S tadtteil R ü tten sch eid (teilw eise), die V o ro rtg e sc h ä ftsk e rn e und die V erk eh rsstraß en b esch rän k t, w ä h ren d die nach N orden au sstrah le n d en beiden B erg b au flü g el und die n ach Süden v o rtre ib e n d en W o h n v iertel zwischen den als S ate lliten v o ro rte m it eigener K lein w irtsch a ft (Tex­

til- Holz-, Stein- usw. In d u strie) vo rh an d en en Zentren m 'Flachbauw eise a u fg e fü h rt w erden, reich durchzogen von n atü rlich e n G rünm ulden u nd W aldbeständen. Es bereitet sich hier dem nach eine „ G a rte n s ta d t“ in n a tü r­

lichstem Sinne vor.

E in kurzes W o rt sei noch d en Z w eckbauten der In dustrie im R u h rla n d gew idm et. Die U rform dieser B auten h a t sich zw eifellos au s dem W ohnhaus en t­

w ickelt, sta n d d o ch im W o h n h a u s au c h die W iege m ancher In d u strie (T e x tilin d u strie , E isenw arenindus­

trie). Die a lte n F a b rik b a u te n , die in d en beigefügten A bbildungen v o r uns tre te n , (die a lte D innendahlhütte in E ssen u n d die A n to n y h ü tte in O stenfeld, der Ur­

s p ru n g der G u teh o ffn u n g sh ü tte , A b b ild u n g e n 30 u. 31, S. 119), zeigen d eu tlich e M erkm ale der alte n boden­

stä n d ig e n W o h n b au w eise. N och die e rste Zeit der B ergbauindustrie fand re c h t w irk u n g sv o lle Form en für ihre B auw erke (Abb. 32, S. 119). Um den Schutz des heim atlichen L an d sc h aftsb ild es b ra u c h te m an in dieser Zeit nich t zu fü rch ten . R e c h t n ü c h te rn a b e r fand sich die H au p tau fsch w u n g szeit d e r In d u strie m it ihrer bau­

lichen F o rm en g eb u n g ab. K ah le E isen k o n stru k tio n en re c k te n sich em por in w irrem D u rc h ein an d er. D a zu­

gleich die stä d te b a u lic h e O rd nung feh lte, W e rk e und S ch äch te ein g ez w ä n g t w aren in die W ohnsiedlung (Abb. 29, S. 117), k o n n te n u r ein a rc h ite k to n isc h e r E in­

d ru ck entsteh en , w enn m an die In d u strie silh o u e tte im ganzen ü b ersc h au te . Solch ein E in d ru c k is t allerdings in den m eisten F ä lle n ü b e ra u s erh e b e n d , u n d selbst noch in n e u e re r Z eit h ab e n in d u strie lle In g en ie u r­

b au ten am R h ein — H ern e-K an a l e in z ig a rtig e Silhou­

etten h erv o rg eru fe n , die den V erg le ich m it den S ilhouetten a lte r, m it B a u d e n k m ä le r angefüllter S tä d te n ic h t zu scheuen b ra u c h e n (A bb. 18, S. 113, 27 u. 28, S. 117).

In n eu e ste r Z eit g e h t ein erfre u lic h er Z ug nach Schönheit d u rch das in d u strie lle B auw esen (Abb.

23— 25, S. 116). In dem vo n der s tä d te b a u lic h e n Un­

ordnung befreiten S ied lu n g sg elä n d e e n tfa lte n sich die In d u striew erk e ästh etisch ein w an d frei m it vollkom m e­

n er E llbogenfreiheit. Bis in die E in z elh e ite n hinein ist die erfolgreiche M itarbeit des A rc h ite k te n un d S tä d te ­ b au ers zu erkenrien. So soll es bleiben. E in In d u strie la n d , m it zw eckm äßigen, ästh etisch u n d h y g ie n isc h einw and­

freien A rb eitsp lätzen un d v o rzü g lich en W o h n g e b ie ten ist.

w enn im m er n u r ein reges W irtsc h a fts le b e n u n g estö rt sich in ihm e n tfa lte n k a n n , der fru c h tb a rs te B oden für eine zufriedene h eim tliche V o lk sg e m ein sch a ft. — denen V erfasser von sacldicher B erichterstattung zu per­

sönlichen Beurteilungen und Empfehlungen übergeht, er­

heblichen W iderspruch hervorrufen müssen.

So vergleicht der Verf. den am erikanischen E klekti­

zismus mit der Münchener Baukunst zur Zeit von G ä r tn e r

und Klenze und ist der Ansicht, daß die Nachahmungen in Amerika nicht bloß mit größeren Mitteln und besseren

>austoffen, sondern auch von architektonisch besser -ge­

ö d e te n Künstlern (!) ausgeführt wurden, und zwar in so geistvoller Weise, daß behauptet werden könnte, die Nach- l düngen seien besser als die Urschöpfungen. Selbst wenn bezweifelt würde, ob z. B. der Pennsylvania-Bahnhof in . ew xoik ein in jedem Sinne großartigeres W erk ist, als N o . 15.

(7)

sein Vorbild, die K aisertherm en in Rom, so sei es doch

zweifelsfrei, daß heute ein Besuch von New-York dem A rchitekten ebenso­

viel oder mehr bau­

lich wertvolles An­

schauungsm aterial in geistvollsten Re­

konstruktionen vor­

führt, als etw a ein Besuch Roms mit allen seinen Ruinen des Altertums und der R enaissance (!).

Der V orw urf des P lagiats sei unge­

recht, weil die N ach­

bildungen (aus Ve­

rona, Rom, Paris, Sevilla) zu einer neuen und lebendi­

gen Entw icklung der am erikanischen B aukunst den An­

stoß gegeben haben.

W ie die Baum eister Roms im Trajans- forum und in den Tempeln zu Baal- bek die griechische K unst zur höchsten V ollendung brach­

ten, so hofft der Verf., daß die ame rikanischen Archi­

tekten die noch un­

erfüllten Träum e der Renaissance ver­

wirklichen und die überlieferten F or­

men durch neuent­

deckte Baustoffe steigern werden. Die

Bauw erke aus D eutschlands gro­

ßer Zeit w erden als aufw ändige, ge­

schm acksunsichere P rotzigkeit bezeich­

n et und die dama­

ligen A rchitekten von W allot bis B ru­

no Schmitz und Ihne verurteilt. D agegen wird von den heu­

tigen A rchitekten

Amerikas (nach Aus­

scheidung weniger

„Sezessionisten“) di e Führun g auf b au- künstlerischem Ge­

biet auch in dem

„überlegen sich ge­

bärdenden“ Europa erw artet. (Die m o­

dernen A rchitektur­

bestrebungen in D eutschland, Schweden und Hol­

land scheint der Verf. doch zu un­

terschätzen!) Es ist eine eben­

so bekannte wie traurige Schwäche vieler Deutschen, daß sie nach eini­

gen Ja h re n am eri­

kanischen A ufent­

h altes ihre Sprache mit englischen Aus­

drücken „mixen“, Auslandsschwärmer werden und sich

deutscher Den­

k ungsart und Größe nicht mehr recht

„remembern“. Der Verf. h a t zwar an seiner Sprache nicht Schaden gelitten, aber er h a t sich, was seine Heim at be­

trifft, des D ichter­

spruches n icht mehr erinnert, daß „wer den Besten seiner Zeit genug getan h a t“, eine gewisse H ochachtung v er­

dient, und der deut­

schen N eigung zur Vorliebe für das A usland ohne sein W issen unterlegen.

E r lobt das am tli­

che E in treten der am erikanischen B undesregierung zugunsten kla ssi­

scher Form en und b eto n t den „vorzüg­

lichen“ Einfluß der P ariser Ecole des Beaux A rts.

A b b . 32. A l t e r s t e i n e r n e r F ö r d e r s c h a c h t , Z e c h e P ö r t i n g s i e p e n b. E s s e n . I n d u s tr ie u n d S ie d lu n g .

25. J u li 1925. 119

(8)

Aber dennoch wäre es verfehlt, wegen des Ausflusses einer gewissen nationalen Schwäche das ganze, sehr ver­

dienstvolle Werk abzulehnen, wie es in einer anderen Zeit­

schrift geschehen ist. Denn nicht bloß die Sammlung einer so großen Zahl von Abbildungen ist schon an sich will­

kommen, sondern auch dem objektiven Urteil des Sammleis ist sehr oft durchaus zuzustimmen. So beispielsweise den Bemerkungen über das „Chaos“ von W olkenkratzern in den Geschäftsvierteln New Yorks und anderer Städte, über die Zulässigkeit von Turmhäusern nur an einzelnen be­

sonders geeigneten Stellen der Stadt, über „Verkehrs­

zirkel“ Einheit im Straßenbilde, über vortreffliche Garten­

vorstädte oder besser Parkvorstädte, beispielsweise bei Baltimore, Philadelphia und New York, sonstige Dezen­

tralisationsbestrebungen, Werksiedelungen wie York Ship Village bei Cambden u. a. Nicht wenige der neuesten ame­

rikanischen Architekturwerke sind in der Tat von großer Vollendung. Aber im ganzen ist doch der bekannte Aus- spruch richtig, daß wir von den dortigen Fachgenossen Vieles lernen können, uns aber hüten sollen, Sie nachzu­

ahmen.

Für die zweite Auflage des Werkes, die dem Vernehmen nach bevorsteht, wäre deshalb in manchen Punkten eine mehr sachliche Berichterstattung, oder, wie eingangs an­

gedeutet, eine weniger persönliche, den W iderspruch her­

vorrufende Beurteilung recht empfehlenswert. — J. St.

V erm ischtes.

Kraftwagen-Umgehungsstraße bei Penig an der Mulde.

Die städt. Körperschaften zu Penig beschlossen im Ein­

vernehmen mit dem Straßen- und Wasser-Bauamt und der Kreishauptmannschaft Leipzig eine Planung für eine K raft­

wagen-Umgehungsstraße bei der Stadt Penig ausarbeiten zu lassen. Die Anregung hierzu gab der von Ober-Baurat Dr.

Mackowsky-Leipzig ausgehende Gedanke, eine neue K raft­

wagenstraße von Leipzig nach Chemnitz zu bauen. Da mit einem völligen Neubau der großen mittelalterlichen Handelsstraße von Prag nach Leipzig für K raftw agen­

zwecke in absehbarer Zeit nicht zu rechnen ist, wurde beschlossen, die gefährlichsten Teile der alten Straße aus­

zumerzen und durch größere und kleinere Umgehungs­

straßen zu ersetzen. Der bedenklichste Punkt für den Kraftwagenverkehr im Zuge der Straße Leipzig-Chemnitz liegt bei der Überschreitung der tiefeingeschnittenen Mulde in der Stadt Penig. Die engen Straßen der reizvoll an Hang und Fluß gelagerten alten Stadt gaben bisher für den Kraftwagenverkehr an verschiedenen Stellen bei dem ungeheuer steilen Gefälle von 1 : 9 nur in einer Breite von 7 m Durchlaß. Da außerdem die Straßen in vielen Knik- kungen und spitzen Winkeln die alte Stadt durchlaufen, überdies eine schwach gebaute Eisenbrücke und in steiler Kurve ebenerdig zwei Schienenwege zu überschreiten sind, so ballen sich in dieser kleinen Stadt die Gefahrenpunkte derart zusammen, daß bei dem außerordentlich lebhaften Kraftwagenverkehr dauernd Unglücksfälle sich ereignen.

Die Stadt Penig beauftragte daher den Chemnitzer Städtebauer Arch. B. D. A. W a g n e r - P o l t r o c k mit einer Vorentwurfsplanung. Die nunmehr fertiggestellte Planung sieht eine Umgehung der Stadt mit einer schlank geführten Kraftwagensraße von 4 km Länge durch den alten Ratssteinbruch vor. Demnächst wird der Sächsische Landtag sich mit dieser Angelegenheit beschäftigen. -—

Tagung der Studiengesellschaft für Automobilstraßenbau in München.

Die Gesellschaft hat gelegentlich der Verkehrsaus­

stellung in München dort am 20. und 21. d. M. ihre erste Mitgliederversammlung, verbunden mit einer öffentlichen Tagung, abgehalten. In der öffentlichen Tagung sind in einer Vortragsreihe z. T. unter Vorführung von Filmen und Lichtbildern die brennendsten Fragen des modernen Straßenbaues, die Beziehung zwischen Kraftwagen und Straße, ihre wechselseitigen Anforderungen usw. eingehend behandelt worden. Unter anderem berichteten: Geh. Reg.- Rat Prof. Dr.-Ing. B r i x von der Techn. Hochschule, Charlottenburg, in einem Film und Lichtbildervortrag über

„ A u s f ü h r u n g e n u n d E r f a h r u n g e n a u f e d e r n G e b i e t e d e s A u t o m o b i l s t r a ß e n b a u e s “ und Minist.-Rat M o l l von der Geschäftsstelle der vereinigten Provinzen über „ G e s e t z g e b u n g u n d F i n a n z ^ i e - r u n g f ü r W e g e d e s K r a f t w a g e n v e r k e h r s “ Ferner sprachen Geh. Reg.-Rat Prof. O t z e n von der Techn. Hochschule, Hannover, über „ d i e A r b e i t d e r S t u d i e n g e s e l l s c h a f t “ und Prof. 0. B 1 u m von der Techn. Hochschule, Hannover, Uber „ A u t o v e r k e h r u n d s e i n e B e z i e h u n g e n z u m E i s e n b a h n - u n d W a s s e r s t r a ß e n v e r k e h r.“

Im Anschluß an die Tagung fanden Besuche des Deutschen Museums und der Verkehrsausstellung statt 120

s o w i e g e l e g e n t l i c h e i n e s Ausfluges nach Starnberg, die

R p s ir h tü r u n a ’ e in e r im F o r s t e n r i e d e r P ark nach modernen

G e s i c h t s p u n k t e n h e , g e s t e l l t e n Autom obilst,aße.

Der nächste Tag, der 22. 7. w ar Sitzungen der einzelnen Arbeitsausschüsse Vorbehalten; u. a. tra t der Ausschuß

" Gesetzo-ebnim und Finanzierung“ zusammen, um weiter über die°von ihm aufgestellten Richtlinien für die Erhebung der Straßenbaukosten zu beraten. Es steht zu erwarten, daß die Arbeiten der Studiengesellschaft bald zum Ab­

schlüsse gelangen, so daß die Ergebnisse in absehbarer Zeit der Allgemeinheit zugute kommen dürften.

Das Programm der Münchener Tagung und die starke Teilnahme an den Verhandlungen lassen erkennen, daß die Frage über den Zustand des deutschen Straßennetzes im Augenblick wohl zu den brennendsten zu zählen ist. Die Münchener Tagung der Studiengesellschaft bedeutet einen bedeutenden Schritt vorwärts auf dem Wege zur Besserung unsere Straßenwesens. Wir kommen auf das Ergebnis der Verhandlungen noch zurück. —

Ausstellung „Heim und Scholle zu Braunschweig.

Anfangs Ju n i wurde zu Braunschweig die Ausstellung

„Heim und Scholle“ eröffnet. Die gesam te Bauleitung der Ausstellung lag in Händen des V orkäm pfers für die Be­

wegung, „Farbe im Stadtbild“, Stadtbaurat a. D. Bruno

T a u t. ,

Es ist hier mit Erfolg der Versuch gem acht worden, von der üblichen A usstellungsarchitektur abzugehen, und finden wir daher eine Reihe architektonischer sehr guter Lösungen, wie sie z. B. für das H auptrestaurant, den Pavillon der Guttempler Vereine, von den Arch. Z i m m e r und B a r t e l s , Braunschweig, gefunden wurden. Die Hauptbauten der Ausstellung stammen von Stadtbaurat Bruno T a u t selbst.

Man hatte sich aber nicht begnügt, nur eine besondere Note in der A rchitektur zu schaffen, sondern war auch bestrebt, sie durch malerische W irkung auf Grund von Ent­

würfen bekannter Maler zu steigern. So tra t dem Be­

sucher in der Ausstellung im Freigelände des Prinz - Albrecht-Parkes ein farbenfreudiges, harmonisches Bild entgegen, das von der üblichen Norm der Ausstellungs­

bauten durchaus abweicht. Die Maler Otto F i s c h e r - T r a c h a u , Hamburg, Bert H o p p m a n n vom Landes­

theater zu Braunschweig und Otto G a d a u , Berlin haben, vereint mit der Braunschweigischen Malerschaft, die far­

bige Behandlung entworfen und durchgeführt.

Die etwa 15 000 <im betragenden Außen- und Innen­

flächen wurden unter Verwendung echter Farben mit dem bekannten Farbenbindemittel „ N e o t e m p “ gestrichen. —

— Ein Generalbebauungsplan der Stadt Strausberg ist dem Berliner Arch. B. D. A. Henry G r o ß übertragen worden, der dort bereits am Straussee eine kürzlich er- öffnete Badeanstalt erbaut hat, die sich als ein der Landschaft angepaßtes, in lebhaften Farben gehaltener Bau darstellt.

Demselben Architekten sind auch die Arorarbeiten zu einem Generalsiedlungsplan der S tadt O r a n i e n b u r g übertragen worden. —

Eine Lehrkanzel für Städtebau an der Technischen Hochschule zu Wien, die fast unbegreiflicher W eise in der Geburtsstadt Camillo S i t t e s , des Vorkämpfers im neu­

zeitlichen Städtebau noch fehlte, ist vom Professoren-Kol- egium der Technischen Hochschule beim Ministerium bean- lagt und zwar soll dafür ein O rdinariat geschaffen werden, enn städtebauliches an dieser Hochschule überhaupt ge­

lehrt wurde, so ist das ein besonderes Verdienst Prof.

i v i a y r e d e r s , der dieses Gebiet bisher im unbesoldeten -.e liauftrag bearbeitet hat, und zwar schon zu einer Zeit, als (rotrnff!' 11 'i?611 Ländern derartige Einrichtungen noch nicht Sih tt l*11 'varen- o nächsten Ja h r soll der internationale

> tadtebaukongreß in W ien tagen. Man hofft, daß bis dahin der neue Lehrstuhl geschaffen sein w ir d ._

npmEv ! Stadtgründung russischen Stils in Dalmatien.

w T n n f r p f T n nach haben die 150 000 Mann, die die s l a w ^ ü - A r m e e bildeten, und die jetzt in S ü d - Wohnsitv 1 in\ n’ C^ 0ssen- in Dalm atien dauernden WraimeLTnin nehm en, In D a l m a t i e n werden die Die Arbetip BPen eine S tadt in russischem Stile errichten, werden Ito von russischen A rchitekten geleitet enteeTtiich r z,!r En'k' htl1^ «1er Stadt stiftet un- A u S de, Staüt T SC'ie Hie Mittel zum 1»rinn-öv, ‘ weiden die W rangel-Truppen selbst auf­

bringen.

Vermischtes1“- StHe Und (Schluß). _ Literatur. -

Für 1dierlaReda6ktmnlItSCheil Bau?.eitung , G. m. b. H. in Berlin.

D m ck • w « n^1-- : F ' i t z E i s e l e n in Berlin, uruck. W. B u x e n s t e i n , Berlin SW 48.

N o . 15.

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