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Daniel Chodowiecki.

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Academic year: 2022

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(1)

ber Kunft

^rcis BO <g.

(2)

EA Umfd)lagbilb: ©aniel (njobomiecfi.

fw

=t Ölbilb oon Ölbilb oon Snton Snton ©raff ©raff in ber in ber ÄgI. Sfabemie Ägl. Sfabemie ber fünfte ber fünfte au ßu Serlin. Serlin.

erfdjeinen 3um greife oon 60 «Pfennig für jebes Sud). Sie biefen einen unerfdjöpflidjen Som ber «Belehrung unb ebelften Unter»

ljaltung, eine ftüHe norneljnter ßunft. (Belehrte unb SollsfdjriftfteHer erften «Ranges Bereinigen fid) hier, um in Rarer, aUgemeinoerftänblicfjer Spradje unb fnapper f^orm bie oerfdjiebenften Greife bes menfd)=

Iidjen SBiffens 3U beljanbeln.

©ie Solfsbüdjer umfaffen bie weiten ©ebiete ber ßunft, ffiefdjidjfe, ©rbfunbe, ßiteratur, 5Rufif, bes ßunftgewerbes, ber STec^nif, ber «Raturroiffenfdjaften ufro., fo bafr bas Stert in feiner ffiefamtljeit ein

Unioerfum bes Stiffens, ber ftultur unferer 3eit

barfteHt. ^Jeber Sanb ift in fid) abgefdjloffen unb gibt eine abgerunbete

©arfteHung bes in il)m beljanbelten Stoffes. Über bie ©Iiebprung bes Unternehmens enthalt Seite 3 biefes Umfchlags nähere Angaben.

©ine (Eigenart biefer Soltsbiicher ift bie HUuftrierung.

ßum erften SRale würbe hier authentifd)es Silbermaterial in fo reifer, erf^öpfenber Steife in ben ©ienft ber Soltsliteratur gefteHt.

ftür bie bilblid)e 2lusfd)mü(fung ber einzelnen Süd)er finben alle Srortfchritte ber SHuftrationstechnif, 3umal au<h ber

Jarbenbrud,

ausgiebige Serwenbung.

s

s 3

s

(3)

Dante! ^oöowiecti

2)on 5ttöa Sd^ottmüller

iHit 40 2lbbilöungen unö einem farbigen Umfdjtagbilö

1912

23ielefelö und Zeip^ig

D erlag von Delljagen & SA la [in g

(4)
(5)

©anicl (£l)obon>iccft.

U

nter ben Künfttern tjat man non jefjer Sarftelter unb Srjäfjfer unterf cfji eben;

freitief) gittd grabe non ben größten

• SJteiftern, bafj fie ficf) häufig feiner ber jwei Kategorien einorbnen taffen, ober vietmefjr, baff fie gugleid) Sarftetter unb

®rjät)ler finb. Senn jene erftgenannten benfen junädjft and Kunftwerf, bad fie fdjaffen, unb bad SJiotiu, gleichviel obd itjnen ald geftellte Aufgabe zuteil würbe, ober ob fie ed ald Sfjema wählten, er=

fdjeint mitunter beim SarfteUerfünftler faft nur ald 33orwanb für bad ent»

ftanbene SBerf. Sanj anberd jeicljnet fid) ber Sßerbegang ber Strbeit bei bem @r=

jättfer. @r benft junädjft and Stjema, bad er jum 93itb geftaltet, unb eine audbruddvolle Interpretation ift ifjm bad 3Bid)tigfte. Sie SJlittel, bie er für eine foldje braucht, finb fetjr verfdjiebenartig;

neben ber Sefte ber fjanbelnben iß er»

fonen ift bie Kompofition bed Sanken nor altem anbern wichtig, baju bad Seiwerf unb enbtid) garbe, ,3eicf)mtn^

unb Sidjtverteilung, bie alte brei reid) finb an fuggeftiver Kraft, greitid) ift ed vielleidjt bad befte Sßafjrjeicfjen für einen großen Künftler, bafj er biefetben Mittel ber Sdjitberung bed tßorgangd unb ber beforatioen SBirfung — b. f).

ber Sarftellung im engeren Sinn — nutzbar ju madjen roeifj. Sin 33eifpiel, ßionarbod 2lbenbmaf)l, mag bad er»

läutern, Soetlje fjat einft bie gein^eit ber pfgdjologifdjen Studbeutung unb bie unmittelbare Kraft bed Sludbrudd, bie fid) in ber SefamhSlnorbnung, in ber (Gruppierung ber Figuren unb jeber Sefte offenbart, im einzelnen befprodjen.

äßölfflin fjat bann in unferen Sagen bie rein formalen Sdjönljeiten biefer ge=

wattigen Konzeption im ganzen unb an feinen Seiten ftargetegt, er fjat bad Seforatioe in biefem audbruddreiefjen SBerf in Söorte gefaxt.

Slber Künftler wie Sionarbo unb SGBerfe wie fein Stbenbmat finb §öf)epunfte, ja Sludnafpnen, überfdjaut man bie $al)r=

®t)oi>orotecti im Streife feiner gamtiie.

Scfjottmütter, Sautetßtjoboroieefi.

El 1

(6)

2

fjunberte unb Sauber ber Kultur; unb im Befonberen neigt ber beutfdje Stünftler niet häufiger jum ©ppuS beS ©rjählerS als beS ©arftellerS i)in. @S ift fein Bufall, baff bie größten SReifter ber beutfdjen Stenaiffance

©ürer unb §olbein fo vielfad) für bie fjtlu=

ftrierung tätig geroefen finb; unb fpätere SRa»

ter, bie unS im engften Sinne beutf cf) erf cfyeinen, bauten ihre BoltStüm»

licht eit ber Straft ihrer

©rjäblungS weife: (£f)0=

bowiecfi, ßubwig Stich»

ter unb Slbolf SJlenjel.

jjreilid) fei für bie bei»

ben erftgenannten ju»

gegeben, baff fie junäd)ft in fremben fyotmen fd)ufen, junädjft ber

©rabition ber Beit bienftpflidjtig mären.

Siid)ter folgte in feinen Bugenbwerten bem italienifd)»Haffifd)en Boeal, unb Ghobo»

roiecti ahmte franjöfifd)e Stunft, bie Stofo»

foftimmung SßatteauS unb feiner Sd)üler nad); bis beibe in ber tfjltuftration ben eigenen Stil errangen unb jene fd)tid)ten äßerfe fdjufen, bie heute nod) bem ©eut»

fdjen teuer finb. (Sfobomiectis ©at er»

fdjeint aber um fo bewunbernS»

werter, ba er nicht nur burd) bie Borurteile feines Bahrtjun»

bertS gebunben mar, vielmehr aud) burd) $a»

milieunb freunb»

fd)aftlid)enBer»

fehr ber franjö»

fifdjen Strt fehr- nahe ftanb. ©ie SRutter unb bie

©attin ftamm»

ten auS bem Streife ber StefugioS, feine

©ödjter heirateten in ihn hinein, unb in ber österlichen Familie GbobowiecliS fließt polnifcfjeS Blut. —

©aniel ©hobowiecfi ift am 16. Dftober 1726 in ©anjig geboren, ©ie ehr»

aJHniaturporträt.

Qirt Sefit! oon Cfrl. Stjoboroiecta, Serlin.

El ®ieSileibertracljt berSerlintfdjenIßrebiger. El

roürbige ^anfeftabt, bie mit Siecht baS Slürnberg beS SlorbenS beifit, mar ba»

malS nod) ein wichtiger SRittelpunft beS internationalen §anbelS; bod) lagen bie

©age höchfter Blüte, machtvoller Freiheit fdjon hinter ihr. ©rft wenige 3af)re vorher waren bie Striege Starts XII. gegen Stufjlanb, Sßolen unb ©änemarf vorüber, freunb unb Beinb hatten bamalS bie Stabt mit StriegS»

fontributionen ftarf be=

laftet; unb 1709 waren an ber fßeft an vierunb»

jwanjigtaufenb 'Bürger geftorben. ©aS Schuh»

bünbniS mit ifSolen warb mehr unb mehr jur Unterordnung, jur Slbhängigfeit vom $ö»

nigreicf) beS Stanislaus ßeScjtnSfi. Sieben bem gotifdjen Bacffteinbau ju St. SRarien erhob fid) in baroden formen erbaut bie föniglidje Kapelle für polnifd)=fatho=

lifdjen ©otteSbienft. 9lid)t weit non biefem SJlittelpunlt ber alten Stabt, beffen Umgebung heute noch befonberS viel vom SRilieueinbrud jener ©age be=

halten hat, ftanb in ber £>eitigengeiftgaffe baS ©hobowiec»

fifdje $auS.

©eS SRalerS Borfatjren finb jwei Senerati»

onen vor feiner

©eburt auS

©horn aitSge»

wanbert. ©ie in polnifdjer Sprache ge»

fdjriebene $a»

miliendjrönit von 1700 weift baS ®efd)led)t, baS urfprüng»

lid) ablig war, bis in bie SRitte beS 16. _3at)r£)unbei-tS nach- Solbaten, ißre»

biger, Staufleute unb ©eletjrte gehörten ihm an, unb manche waren weit herum»

gekommen. Slud) ©anielS Bater, ©ott»

frieb ®h°bowiecti, hatte eine größere

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Steife nad) ^ollanb tjinter fid), als er baS väterliche ®e)d)äft, eine grofje ®e=

treibetjanblung, übernahm; er heiratete 1724 bie S£ocf)ter eineS Solbfd)lägerS, bie mütterlicherfeitS zu ben franjöfifdjen Stefugiä§ gehörte, SJlarie Henriette Nigrer;

ihr §roeite§ $inb war unfer ©aniel.

Sieben bem Stnaben unb ber älteren Sdjroefter rouchfen mehrere Stüber unb ein jüngeres SJtäbdjen auf. jjhre @r=

Ziehung mag ber fraftoollen unb liebens»

Spejereihanblung; unb als biefe halb barauf einging, warb er jum Sruber feiner SJtutter nad) Serlin gefd)icft.

$n ber preufjifchen ^auptftabt, bie fid) bamalS weber im §anbel unb im Dteid)tum, nod) m ber sf3rad)t ber Sau»

werfe mit ©anzig irgenbwie vergleidjen liefs, hat ©hobowiecfi bie weitaus längfte _3eit feines SebenS — 58 $aljre — ver»

bradjt; b)ter ift er jum QUuftrator ber Sefftng, Sog unb ©oetlje, jum ehrlichen

würbigen SJtutter obgelegen haben, ©er Sätet war eine pariere Statur, ber feine

©rieb eines alten, feit langer $eit futti»

oierten ®efd)led)tS; er ftarb, als ©aniel fünfzehnjährig war, aber ihm banft ber ßnabe bie erfte Slnweifung im 3ei<ä)nen unb im SJtalen. SllS ©ilettant trieb Sottfrieb ©hobowiecfi biefe fünfte; mit ihm wetteiferte im SJtiniaturmalen feine Schwägerin SJtamfell Slprer; fie leitete nad) beS SaterS frühen ©ob ben fleinen

©aniel an. freilich nur furze ber Jüngling fam als Sehrling in eine

Sd)ilberer feiner 3eü erwadjfen. @r begann hier 1743 als Suchhalter im

®efd)äft beS OnfelS; er ftarb 1801 als ber ©ireftor ber ^unft=Slfabemie. ©aS fünftlerifdje Stubium, baS ihn ju fold)en

@hren brachte, ift fein georbneteS, oon einer Jhmftfdjule geleitetes gewefen.

®f)obowiecti hat wenig Unterricht ge=

noffen, gelegentlich nur Stal oon älteren SJtalern, wie ^ßefne, Stöbe unb anberen erfahren. @r war in ber §auptfad)e

©ilettant, unb waS er würbe, vielmehr waS er erfdjaffen, verbanft er feinem

1*

(8)
(9)
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gleifj unb feiner Selbftfritif. „3rf) fjabe natf) ©emälben wenig, nach ®ipS etwas, viel mehr natf) ber fRatur gegeicljnet.

Bei ifjr fanb itf) bie weifte Befriebigung, ben meiften Dlutjen, fie ift meine einzige

£et)rerin, meine einzige ^üfjrerin, meine 2ßof)ltäterin," beridjtet er in feiner Selbftbiograpfjie. ©ie Anfänge feines KünftlertumS finb aber fo gewefen: @r malte „beg müßigen «Stunben SQiniatur=

bilbertfjen, in ©obacfSbofen ju fetjen", wie erS vom Bater unb ber ©ante in

©angig gelernt; fie fanben in AgrerS Duincailleriegefdjäft (beute Bijouterien unb Salanteriewaren) fo guten Abfatg, baff iljn ber Dnfel bei einem AugS»

burger, Johann fiorenj §aib, bie ©ec()=

nif ber Smaillemalerei erlernen liefj;

fie mürbe für ©aniel im närf)ften $abr=

jebnt §aupttätigfeit unb lobnenber Brot=

erwerb. @r trat natf) wenigen fahren auS bem ®eftf)äft beS CnfelS auS unb grünbete 1755 mit fjeanne Bares, ber

©orf)ter eines franjöfifcben ©olbftitferS, ben eigenen ^jauSftanb. Bon feinen Miniaturen finb nicht allju viele beute notf) befannt, unb manche mögen bäum

ben ©itel eines KunftwerfS beanfprudjt haben.

©enn wenn bamalS in granfreitf) unb in ©nglanb biefe prejiöfe Kleinmalerei ftfjon längft in Blüte ftanb unb auch in

©eutfdjlanb bie gemalten ißorträtS auf

©abatieren unb BerloqueS bie Mobe waren, fo ftfjeint botf) bei ben Berlinern baS BerftänbniS für Dualität erft wenig entwictelt. Autf) war man bamalS hier notf) nicht fo reich, um für bie fünft»

lerifche Ausführung biefer Schmucf»

artifel fetjr viel ju begabten, fie würben gu billigen greifen in Maffe bargeftellt.

AIS ©bema famen neben bem fd)lid)ten ißorträt bie ibealifierten Bilbniffe unb ißuttenfcenen, feltener ^iftorien vor. ©ie meiften unS übernommenen Miniaturen non Sfjobonnecfi finb beute im privat»

befib; als foltfje in öffentlicher <5amm=

lung feien baS BilbniS von griebrid) bem

©rofjen unb feiner Stf)wefter im Kaifer

§riebrich = Mufeum in Berlin genannt.

@r ift in ißanger unb sf3upurmantel, wie auch ißefne ibn gemalt bot fie ulS glora im ^jbealgewanb mit einem ißut'to vor Söolten gefdjilbert. Mit fpifeem ißinfel

gtubie jum ®<J)ite^er beS Saia«. SHeiftiftjeicfjnung im SSeft® ber g-rau Setjeimrat Mofenberger,Söfen.

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jierlid) gemalt, mir=

fen bie Meinen ®e=

mälbe härter unb weniger feinfarbig al§ bie weichen oer=

{entnommenen Elr»

beiten ber SoSwai) unb ffüger im glei=

d)en Kabinett. Qn bem ^bealbilbuiS fehlt fogar bie tref=

fenbe, prägnante (£t>arafterfd)ilbe=

rung, bie Sf)obo=

wiect’is realiftifcfjen Porträten eigen ift.

SemElorbbeutfd)en lag bie objeftine Sdjilberung viel mehr als jebeS <5ti=

lifieren nad) bem Sefdjmacf ber $eit;

unb roirbefitjen eine gülle non foldjen, bie Kunftroerfe unb jugleid) mertoolle 3eitbofumente finb, als SRiniaturen, Meine Ölgemälbe, unb mehr nod) als gezeichnete ober ra>

feierte blätter.

Sluf jebett galt aber haben bie 9Rt=

niaturen in Elqua=

rell unb in Smaille ben jungen (£bobo=

roiecli nerbältniS=

$ie SemoifeUeS Ouantitt. Stabierung. 1768. El

mäfjig fdjnell be= ei

tannt gemacht. @r

muffte foldje fürs Königshaus malen unb mürbe 1764 als SRiniaturmaler ERitglieb ber Kunftafabemie. ERit ber IRabierung hatte erS fdjon einige 3af)re früher oer=

fud)t, aber erft feit bem SluSgang ber 60 er $ahre mürbe bie rabierte E3ud)illu=

ftration feine ^aupttätigfeit. @S fdjeint, bafj (StjoboroiecM niel (Sefdjid für alles Sledjnifdje befafj; Ölmalerei wie aud) fRabierung hat er„faft ohne Einleitung erlernt, in ber Sd^funft hat er nad) mancherlei ESerfudjen mannigfaltige unb 3. £. fehl’ glücflicfje Eöirfungen erhielt.

Sie Sed)nit beS SmaillierenS erlernte

er bei bem SlugSburger §aib, einem Schüler beS bekannten ®eorg ißhüipP fRugenbaS. E3iel wichtiger aber als biefe Einleitung warb eS für ihn, bah er feinen Sehrer unb bie 'Berliner Künftler ben meiten Elbftanb erfennett lernte, ber feine bilettantifdjen E3erfud)e non ben befferen SBerfen ber ßeitgenoffen unter- fd)ieb. ®r fat) bei fpaib ElMftubien unb anbere Stilen unb hörte beffen 9Rat, baß bie h°be Kunft nur auf einer Elfa=

betnie ju erlernen fei. greilid), er hui eine fold)e niemals orbnungSmäfjig be=

fucfjen Minnen, nur bei bem ERaler Eiobe

(12)

El Stioborotecti malt ben (Srafen spoboäti. Beitpnungaus bem"Jagebucl) ber Sanjtger Steife. 1773. 0

unb mit anberen Zünftlern t)at er nad) bem HJlobell — meift mar e§ ein Sol=

bat — 2lft gezeichnet; bie berliner Kunft- afabemie führte bamalä eher ein <Scf)ein=

leben, al§ ba§ fie eine 33ilbung§ftätte ber funftbefliffenen $ugenb mar. @nt=

fdjeibenb aber ift e§ für Sljoboroiect'i, bafj er ba§ Seben, ba§ ifjn ring§ umgab, beinahe non ^inbtjeit an al§ Q3itb gefeljen

hat unb mefjr unb mehr ficf) baran ge=

wohnte, jebroebeS, roa§ ifjn intereffierte, aud) graptjifd) roieberjugeben. So er=

fdjeint feine ältefte — un§ überfommene geberjeidjnung — mie ein Spilog 511 feiner fpäteren föunft. Ser S?nabe hatte fd)on in Sanjig Silber unb mancherlei Stidje gefeljen, unb wenn er fie gelegent=

lid) fopierte, fo l)at er auch äugleicf)

s ®t;obon>tecti maltfeine SJtutter. 3®W)nung au«bem Sagebud)berSanjigerSteife. 1773.

(13)

etroa§ ganj anbereS verfugt: baS ?3rö(I=

mannfche Spezereigefdjäft, in bem er feine ©anjiger ße^rjeit verbrachte, bat er getreu in allen Sinzeibeiten unb mit breije^n faufenben ober verfaufenben ißerfonen bargeftellt.

3US er bann in Serlin bie ÜJlalerei Zu feinem SebenSberuf erwählte, fdjeint er — ähnlich wie Slbolf Sllenjel — bei

feben wirtlichen @rjäbler=5?ünftler, baß er £anbfc£)aft unb Umwelt nur braucht, wenn fie ihm geifert, ben Sorgang, ben er fdjilbern will, ober baS Sßefen eines DJtenfcben unb feine Sejiefjung jur Sßelt beutlid) zu machen. Um ihrer Sdjönljeit willen bat Sljobowiecfi faßt niemals bie

„nature morte“ gefd)ilbert, für £anb=

fdjaft unb Tierwelt fid) nicht intereffiert;

®te StaroftfdjentaSebitoroSta. Seidjnung ausbem lagetiud) ber®anjiger SRetfe. 1773. (SluSfdjnitt.)

jeber möglichen Selegenbeit gezeichnet ju haben. $n ber ©efeblfdjaft mit greunben unb Serwanbten, ober bei einem $u=

fammenfein mit Unbefannten, bat er — oft wußtenS biefe nidjt — fie abfonterfeit.

@r fudjte bie ungezwungene Sefte unb bie natürliche Sewegung ju erfaffen, unb neben ber einzelnen gigur intereffiert ibn bie Sruppe burd) bie Serfdjieben»

beit ber Slemente unb burd) bie hier ficbtbaren Schiebungen von SUlenfcE) zu SJlenfcf). — ®aS ift djarafteriftifc^ für

Sdjottmülter, ®anietStioboroiectt.

aber er bat bie intime Schönheit beS QnnenraumS unb mancherlei Seleudp tungSeffefte, bie Stimmung fcfjaffen, fet»r wohl zur Sdjilberung benutzt, wie etwa in ber entzücfenben dlabierung „UßertberS Bimmer"; auch hat er gelegentlich mit bem Bntereffe beS <St)toniften ihm widj=

tige Slaturbilber unb 2lrd)itefturen, baS eigene SaterljauS, ben £eud)tturm von 9leufahrwaffer u. a. m. verbilblidjt.

Solche Stirnft ift Sefdjräntung unb 9leid)=

tum zugleid).

2

(14)

Sieben etwa gweitaufenb Siabierungen von ©IjoboTOtecti finb an viertaufenb Zeichnungen non ihm auf un§ gefommen:

Sruppenbilber unb Singelfiguren, Sd)il’

bedungen feiner Heimat unb ißorträte.

2lu§g etuf cf) t e gebergeichnungen, welche gum

©eil forgfältig auSgeführt finb, wirffame Slrbeiten in Kreibe unb Stötel ober fluch’

tige Sfiggen, bei benen ber Umrif) unb ein wenig SJlobellierung bie gllufion er=

geugt, unb biefe letztgenannten wirb man

fdjilbert, welche bie gierliche, pregiöfe

©rächt bei ruhigem Stehen unb rafdjem Schreiten, bei ernften unb fröhlichen SDlenfcEjen macht. ©a fommt gräulein Sralatf), bie fpäter ben ©angiger S8ür=

germeifter ehelichte, ben Kopf gurücf’

geworfen unb mit baufcljigen Sewänbern ftolg baljer; ba ftef)t in jugenblidjer 2In=

mut bie ©emoifelle SJletzel (ber SQeifter jeidjnete fie im fRotenbourgfdjen ©arten bei ©angig); ober bie Staroftfd)enfa

vielleicht von allen feinen SQßerfen am höchften fehlen. S§ ift erftaunlidj, wie ba mit ein paar Strichen ber gange SJlenfd) gefdjilbert ift, wie etwa ber ©angiger iöürgermeifter Sonrabi unb ber Heine, eitle §err SJlila burd) Sehen unb Stehen charafterifiert finb, fo baf? man fie nach einer ißrofilanfid)t in farbig getönter gebergeid)nung genau gu tennen meint.

Sßie hat ber Künftler bie gierliche Sragie unb bie affettierte Sefpreigtheit be§ Sto=

fofojahrhunbertS gelegentlich» inbivibuali»

fiert unb bie verfchiebene Sßirfung ge=

ßebifowSfa tritt mit frifdjer Slatürlid)’

feit in hellem SefeUfdjaftSfleib auf ben bunflen 23orplaij. 3IU biefe Zeichnungen von ©hobowieefi erhielten burd) feine Söeherrfcfjung ber ©ed)nif nod) einen be=

fonberen Steig. ©er Stotel fdjafft eine garte unb weidje SBirfung, bie flüchtige SÖIeiftiftffigge mit fnappen fidjeren Sinien unb wenigen ©rücfern erreicht oft einen fehr pifanten Sffeft, mitunter ift fie nad) bem SSorbilb Sarwell§ leicht mit Stotel gehöht; unb bie breit hingeftrichene gebet’

geidfnung — etwa nad) einer ©angiger

(15)

Same im Strafjentoftüm — erfdjeint faprijiöS burd) ben kontraft oon feftem flotten (Strid) unb oon gragiöfer

$orm. Sind) bie in Sepia au§gefül)rten Slquarelle finb burd) bie Haren kontrafte von SicE)t= unb Sdjattenpartien ungemein wirkungsvoll. Sie beften Seifpiele biefer lebt»

genannten gehören fdjon ju ber berühmten Steife von Berlin nad) Sandig; bod) müffen — ehe fie gefdjilbert wirb — bie älteren ßlbilber betrachtet werben. Senn fie flehen mit ßtjobowieckiS SJli=

niaturen in einem näheren ßufammenbang als feine grapbifdjen Söerke.

SBürgermeifter Eonrabt.

Setctjnung au8 bem Jagebud)ber®anjiger Sietfe.

1773.

®emotfelle SOieliel.

peidmung auäbem Sagebud) ber Saivgger Steife. 1773.

Slucf) bei ben Silbern fonbern ficfj jwangloS jwei Oruppen voneinanber: bie fcf)Iict)ten Schilberungen — meift finbS ißorträte ober gamilienfjenen — unb Interpretationen oon £n=

ftorien in bem bamalS oon f^rantreid) her eingeführten

©efdjmacf. Silan wertet beute bie realiftifdp einfach en

©emälbe SljobowiectiS am höchften, aber bei feinen

^eitgenoffen würbe er burd) ein SÖilb berühmt, baS unS pattjetifcf) unb fentimental erfdjeint, ben „ Slbfdjieb beS SalaS" im kaifer^riebrid)»

SJlufeum in Berlin. — @r t)at baS Sf)ema auch jwei=

mal rabiert: junädjft in ber kompofition beS 93ilbeS, bann variiert im <fpod)=

format als Sitelfupfer für

(16)

gtluftration ju SeHert« fabelnim (Senealogifcijert Ralenberfür SSeftpreugen. 1777.

Sfjoboroiecti bie ^auptgruppe, meldje bie SRitte füllt: ©em (befangenen werben für ben lebten Sang — er ftarb am Stab — bie betten abgenommen; tlagenb umringen ifjn feine brei Kinber, er aber meift fie auf bie oßnmädRig geworbene SRutter hin; im fctjattigen fpintergrunb oon linfs f)er treten, oon Solbaten ein«

gelaffen, jroei SRöndje in ben Werfer, ber oorbere macht — eS fcfjeint in biefer

©ragöbie faft wie ein $ol)n — baS Reichen beS KreujeS.

SRit Stecht ljat man bieS Silb mit feinem pattjetiftfpfentimentalen Sefiifyl§=

Inhalt, mit feiner Setonung beS ©ra=

matifdfen, mit ben braftifdjen Seften unb feinen ftarfen Segenfätjen in ber pfpdjologifctjen SluSbeutung, wie in ßid)t unb garbe mit ber Kunftroeife beS $ran=

jofen $ean Satifte Sreuje verglichen.

SS ift fein ^^eifel, baß Sfjoboroiecti Kompofitionen beS gleichaltrigen sJRalerS fannte, unb baß ii)n Sreuje in male«

rifcßem Können — nicht nur bei biefem Silb — weit überragt. SreujeS formen unb Farben finb füßlicßer unb eleganter

SöeißeS Sud) „Fean Salas". — Sie $in«

ridjtung beS talviniftifdjen Kaufmanns in

©ouloufe (1762) batte bie proteftantifdjen unb freibenferifdjen Kreife in Franfreid) unb ©eutfd)lanb fef)r erregt. Soltaire geißelte ben Fuftijmorb in feiner Schrift

„Sur la Tolerance“ unb (teilte ben blin=

ben Fanatismus ber beteiligten ißriefter«

fd)aft inS tjelle Sitf)t. ©elafoffe ftad) 1765 nad) einer ßeicfjnung oon 2. S. be Sarmontelle baS Statt „Sie Sefreiung ber unglücflidjen Familie SalaS", bie mit bem unfdjulbig Semorbeten im SefängniS gefeffen tiatte. ©er Stid), ber feineSroegS oon l)ol)er Dualität ober oon echtem, ftarfem 2IuSbrucf ift, mürbe ber Slnlaß ju ShoboioiectiS Sdjilberungen; er fopierte ben Stich oon ©elafoffe, vielmehr über«

fetfte iljn in ein Ölgemälbe unb fdjuf bann in feiner Kompofition ein Segenftücf. SS ift d)arafterifti(d), baß ber nad)benflid)e

©eutfcfje einen entfcßeibenben HRoment auS ber ©ragöbie mahlte, roäfjrenb ber franjöfifd)e ßeidjner eine faft genreßafte

©jene auS bem sJlad)fpiel verbilblidjt fjat. — SRit grellem Streiflid)t betonte

2) er aAcT>uJiter uruLcfe^jurt^e

Q^c/i. unlrde.ye/a^en. ■ra/jenJ a.tfi -rna.il ^esiJvmack u. l>ic/tJCu.ri^t z« en curei kn.,

öft ritrftfa, Sr-cMeAtr a/r aA n. JÜlfiz Zu- <rctjn.

SUuftration gu ®eUert§ fabeln unb Sr^äblungen im (SenealogifdjenÄalenber für Sßeflpreufjen. 1776.

(17)

als bie fräftigen, nicht eigentlich ge=

fdjmadnollen beS Serliner SRalerS; aber biefer roeifj unS — unb wufjte fdjon bie Beitgenoffen — viel ftärfer ju ergreifen;

feine Sdjilberung beS leibenfcfjaftlidjen SdjmerjeS wirft ehrlicher unb beShalb unmittelbarer; man fann ben „2lbfd)ieb beS (Salas" theatralifd) nennen, aber bie Sdjaufpieler finb ganj bei ber Sache;

bei (Sreuje benfen fie viel mehr baran, tjübfcf) auSjufehen.

Söeniger glüdlid) ift ber Sergleicl) mit franjöfifcfyen Silbern, wenn man bie Fetes Galantes non ©hobowieefi näher in§ Sluge fafgt. Bwei bangen nabe bem

©alaS=Silbe im Serliner SJlufeum unb überrafcben burd) bie hellere unb füttere Farbengebung unb bie auf geloderte Kom=

pofition. Slnbere befinben fid) im Seip=

jiger SJlufeum unb in ^Srivatbeft^. SJlotiv unb Stimmung ift in ben allermeiften ber SBatteau=Sd)ule nachgealjmt. Serlin befafj ja in ben Sd)löffern beS grofjen Königs prachtvolle Stüde biefer 2lrt 2lber wie bie tjöfifclje unb bie bürger=

lidje Kultur ber preufjifdjen fpauptftabt Stlufiratton ju Setlertä gabeln imSenealogifcljen Salenber für SBeftpreugen. 1777.

Jj5erGreis erlebte,nabm ein blleib^unb ftarl

gtluftration ju Seüertä gabeln tm Senealogifcben Halenber für Sßeftpreufien. 1777.

bamalS ein fchwadjer 2lbglanj ber Sa=

riferifdjen war, fo finb aud) ©hobo=

wiecfiS Silber ohne bie heitere ©rajie unb ohne bie fünftlerifctje Freiheit ber Sorbilber. Sie erscheinen wie vergrößerte DJiiniaturen, bie burd) baS anbere F°r=

mat an £Rei§ verloren. Ku(turgefd)id)tlid) intereffieren einzig bie ißarffjenen auS bem Serliner Tiergarten unb bie Sd)il=

berung ber Belte, bie bem Serliner oon bamalS baS freie ©rgeljen im Srünen gewährten, baS er noch fyeute bort unb mehr nod) in ber weiteren Umgebung ber ReidjShauptftabt fu<f)t. 2US tünftlerifd)e Schöpfungen ftehen bie Tiergartenbiiber viel höher, als bie eigentlichen Fetes Galantes; aber auch fie waren nur ®urd)=

gangSftabien beS fuchenben KünftlerS, nicht SReifterwerfe, bie feinen Ruhm oer=

mehren. Sin Ruhmestitel finb hingegen jene häuslichen Senrefjenen, bie baS trauliche Bnfammenfihen oon Foeunben, baS Kartenfpiel, baS Buhören bei SJlufif ober einer Sorlefung unb bie ftille Se»

fchäftigung ber jungen Rlutter fdjilbern.

£>ier finbet ©hobowieefi bie einfachen

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9ll)ptt)nien, bie feiner @efüf)I§roeife ganj entfpredjen. <£jier gelingt eS ihm, burd) Kompofition unb mehr noch burd) baS Sicht ben ganjen 9taum fo ju beleben, bafj SJlenfd) unb Umwelt eins roirb. ©aS

©heatralifdje burd) aHju ftarf betonte

©eften ift ge=

fdjrounben.

SRan fiet)t hier nidjt mehr bie

©renjen oon (5()oboioiecCis Können, fon=

bem oiel mefjr f eine SRadjt; et- war ein gort=

fetjer ber l)ol=

iänbifd)en®en=

remalerei unb ber Kunft weife eines dljarbin, bie beibe frei*

lid) ben ®eut=

fdjen im male=

rifdjem Kön=

neu überragen, aber eS ift bie=

felbe 9luffaf=

fung hier unb bort, bie 33or=

ftufe jur mo=

bernen, ganj fachlichen @r=

jählungSweife.

Sind) im ra=

bierten SBerf beS DJleifterS bilben biefe DJlotioe ben

^öhepunft.

f^aft immer finb bie Senre=

f jenen als93ilb=

niSgruppen nach bem Se=

ben gemalt; fie

leiten über ju ben ©injelporträten, bie ein befonberer9tul)m beS SReifterS waren, wenn man nämlich feine rabierten unb gezeichneten mit ben ©emälben unb SRi=

niaturen als eine ©ruppe anfeljen barf.

2lud) ihnen ift jene fdjlidjte Öbjettioität eigen, bie — eine fpejielle ©igenfdjaft beS 9lorbbeutfd)en — djarafteriftifd) ift

50 -cd rtfo

SBeibltctje$tenftboten.

gUufiratton ju StdjtenbergäSBorfcfjIagju einem Orbis pictus.

Qm Sötttngifdjen SJlagajin berSüifienfdjaften. 1780.

für berlinifdje Kunft. ©ie Bilbniffe oon Slnton ©raff, bem Sdjweijer, ber lange

$eit in ©reSben lebte, finb tüljner unb freier in ber Sluffaffung unb beforatioer.

©hobowiectiS Interpretationen wirten et)er torreft; aber baS mag aud) man=

them SRobell entfprod)enha=

ben, fo bem Dr.

SRarcuS 2e=

oin, ber in ein=

fadjfter ißofe leicht prüfenb auS bem 93ilbe blictt, in ber Sintenbengnit, in ber 9ted)=

ten ben Stocf mit golbnem Knauf. ©aS fleine Bilb ift recht gefd)macf=

ooll ganj auf Braun ge=

ftimmt unb in=

tereffiert ju=

bem burd) ben hier ©arge=

ftellten. @S ift ber Bater ber 9tat)et Barn=

hagen. — ©in fleineS ®rup=

penbilbniS mit beS KünftlerS Familie (in Berliner lßri=

Datbefitj) würbe bei ber ^yaljr=

hunbert = 2luS=

ftellung weite=

ren Kreifenbe=

fannt; ein an=

bereS, heute bei Badjtommen in Slmerifa, warb erft in aHerjüngfter 3^1 neröffent=

licht. ©aS erftgenannte unoollenbet unb jiemlid) fteif in ber Slnorbnung ber

©ruppe befrembet junädjft; jebod) bei etwas näherer Betrachtung entbecft man bie fprecljenbe Sebenbigteit ber Köpfe, bie fdjarfe Stjarafterifierung ber einjelnen

©ppen. SlufS ^einfte hat ber SRaler bie

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Sifferenjen ber gamilienäljnlicfyfeit tyer=

auSgehoben, einige Jäinber haben mehr bie nain beobad)tenbe Slrt beS SaterS, bie anbern mehr bie formen unb ben 9lu§=

brucf erfreuenber SBelttüdjtigfeit non ber SKutter geerbt. — SaS ältere gamilien=

bilb ift aus früheren ^aljren unb neben ben Keinen Äinbern intereffieren hier be=

fonberS bie feinen Porträte ber <5d)wie=

gereltern. — @r fjat ®attin unb ßinber

IßrebigerS (ffermeS?), bie fdjarfen Büge non SKofeS SQenbelSfobn jur ©arftellung gebracht. Sei ben grauenporträten eint fid) manchmal bie Sradjt mit bem eigen willigen fRIjqttjmuS beS Profils ju t)eiter=

pifanter SöirEung. SerfpalS wäd)ft fd)lanf empor auS bem fpitj auSgefcfjnittenen SKeib, bie bol)e ffrifur ift non einem zierlichen

^äubdjen gefrönt ober umfdjloffen von einer faltigen unb reich nerjierten SJiütje.

SKobens Rupfer. El

immer wieber nerbilblicfjt als SHiniatur, häufiger in flüchtiger Sfijje, unb ebenfo bie näheren ^reunbe auS ber frangöfifdfen Kolonie; öfters begegnen unS ba bie SemoifelleS Cuantin, bie er j. S. in einer frühen IRabierung geigt, wie fie er=

freut über eine preu^ifd)e SiegeSbotfcf)aft

— vielleicht non Bornborf — ju ®hobo=

roiecf’iS fommen. Sie SiibniSföpfe finb häufig mit 9lötel gezeichnet unb meiftenS im Sßrofil gegeben. ißrachtnoH ift baS be=

bäbige Sädjeln beS Schwiegervaters Beau Sarej, ber wohlwollenbe SluSbrucf eines

®f)obomiect’i hatte fein erfteS Silb als Slutobibaft gemalt, unb er befdjreibt in feinem Sagebud) ausführlich biefeS ®r=

lebniS. Sängft hatte er fid) roller §off=

nung Palette unb Ölfarben angefdjafft unb gelegentlich etwas gemalt. Silber eines SageS überfiel eS ihn, fo fdjreibt er im Sagebuch, wie ein fieber. „Beb fehle meine Palette auf unb malte bem felben SIbenb noch eines alten SJlanneS

®opf; wie grofj war meine ffreube, ba id) fat), ich würbe bie Slbenbe fönnen in Ölfarben malen, bei Sage war eS

(20)

16

anberer Sefcßäfte halber unmöglich. — auf biefe Slrt nur wenig vor mid) /Darauf ging id) weiter; id) legte ein bringen, ßabe aucß nur einige ißorträtS, Stücf Seinewanb gerabe ßorijontal auf fowie Stubien unb ^iftorien gemalt."

®U Stas als ®tener be§ ©onjalet) ißadjeco.

gtfuftration äu 8e ©age’S (SilBlas, Berlin. 1779.

ben Sifcß vor mich, fetjte eine Sampe vor mid) bin, fing bie Strahlen be§

Sicf)te§ burd) ein fonvepeS ®la§

auf unb führte fie auf meine Seinwanb, wo=

bin icE) fie brauchte- ©a§

beleuchtete mir fehl' bie Slrbeit unb ich malte, folange mir ber Schlaf grieben liefä- 9lun malte id) einen Sitten, ber bei einer

alten grau um ihre Socßter anßält, auf biefeS folgte bie ©efdjidjte Geliefert, ber von Saban geführt bem 93etl)uel ben Eintrag machte, feine Slebeffa bem gfaaf ju geben; nachher l)abe ich verfeßiebene SBocßenftuben gemacht.

@ine§ 2lbenb§, al§ ich ju fjterrn 9lobe in bie Ulfabemie fam, faß id) ba§ SJlobell nod) an=

gefleibet neben einem eifernen Ofen fißen;

e§ war wenig anbre§

Sicht im ßimmer al§

ba§ geuer im Ofen, ba§ machte einen ßerr=

lidjen Stembranbtfcfjen Sffeft. geß jeießnete e§ fogleicß unb ba id) nacß beenbeter Stfa=

bemie nach fpaufe fam, feßte id) nad) bem 2lbenbeffen nod) bie Palette auf unb malte benfelben Slbenb bi§

3 Uhr in ber Dlacßt ba§ S3ilb fertig. 21I§

ber Sommer fam, fetjte id) alle Sßocßen einen Sag jur Öl=

malerei an, fonnte

man '-t~ wA/, üAs

QUuftration ju Stjatefpeares SuftigenSBeibern ju Sffiinbfor. Söttinger Slafctjentalenber. 1787.

2Iuf§ flarfte geigen hier bes SJleifterS eigne SBorte, wie er nie auf @rwor=

benem geraftet, vielmehr ftetig verfueßte, burcß ernfte Slrbeit, burd) fcßarfeS Beobad)ten unb ftrenge Selbft=

fritif ben llm=

fangfeineS Stön=

nen§ ju erwei=

fern. Sarin ver=

rät fid) ja ber Zünftler von

® o tte§ ©naben, baß er nicht pfließtmäßig arbeitet, fonbern baß er au»

innerem Antrieb bilben muß. 3öie Sürer von fid) fagte, wat aud) ber beutfetjefte Srapßifer be§ 18. gaßrßunbert§ „in=

wenbig voller giguren", bie ihre Be­

freiung im Bilb unb in ber geießnung for=

berten. — ßangfamer al§ bas Skalen mit Ölfarben ging ba§ ®r=

lernen ber Dtabierung, unb mand)e glatte ift mißlungen, manche warb nadjgejeicßnet unb wieber geätjt, bi§

bie gefeßiefte fpanb bie fomplijierte Secßnif vollfommen meifterte.

©er SJleifter hat waßr=

fcßeinlid) nießt geahnt, baß fid) ißm ßier eine gewinnbringenbe Sä=

tigfeit größten Um=

fang§ auftun fonnte unb hat neben ben erften Berfucßen nocß viele Aufträge für 9Jti=

niaturen auSgefüßrt.

@rft 1769/70—jwölf gaßre nad) feiner erften 9tabierung warb

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(22)

18

ber befannte SRaler beinahe über ERadft al§ ©raphifer berühmt. @§ gefdjaf) burd) baS fcfjon erwähnte, tenbenjiöfe Statt:

„©er SIbfcIjieb beS SalaS" unb burd) OHuftrationen ju Stinna non Sarnhelm im „Almanac Genealogique“ non 1770.

©ie Kalenber waren bis jur SRitte beS 18. ^at)r=

bunbertS in ber Hauptfacf)e eine

Kompilation oon guten ERat fd)lägenunbwif=

fenSroerten ERo=

tijen für baS laufenbe Qatjr.

2Iber bamalS begann man bie SRonatSbarfteG lungen burd) anbere3Huftra=

tionen aftuellen QnbaltS ju er=

fetjen — eS pflegten nach wie cor jwölf ju fein — unb gab als ©itel=

blatt gern baS Eßorträt einer burd) ERang ober Seiftungbeianw ten Eßerfönlid)’

feit. SRanfucfjte bie Südjer burd) ein gefdjmacH oolleS ©jterieur falonfähig ju mad)en, unb bie vertriebenen Herausgeber wetteiferten in einer fünftle=

rifdjen ®eftal=

tung. ©er Kalenber würbe unoerfebenS jum Sllmanacf). @r erhielt bem Sefchmacf ber ERofofojeit folgenb tleineS Format;

bie feinen Settern forberten einen jier=

liehen Silbfd)mucf; er muffte gefällig unb bod) mit wenig SRitteln reid) an 2ßir=

fung unb EHuSbrucf fein; all baS entfprad) bem Können ©hobowiecfiS. Seit 1770 beforgte er bie ^Huftrierung beS Senea=

logifdjen KalenberS, ber bamalS, oon

Stijse nebenftebenbem Sitelfupfer.

3m Söefitj ber ftrau Dr. (Broalb, Eöerlin.

ber föniglidjen 2lfabemie privilegiert, bie vornebmfte Eßublifation ber 3lrt in Serlin war. Aufträge für ben Senealogifdjen Kalenber von SBeftpreufjen, Sauenburg unb ©öttingen, ben SRufenalmanad), ben

®otf)aifd)en Hoffalenber, ben ®öttinger

©afchenfalenber unb allerlei ©amen=3ll=

manadjS gingen nebenher. Hier finb feine $Hu=

ftrationen ju Hermann unb

©orottjea, Sof=

fenS Suife unb SefjnerS $bi)l=

len, jum ERafen=

ben ERolanb unb ju SellertS fya=

beln, ju Kabale unb Siebe unb jum Hanilet, ju Soltaire, ERouf=

feau unb ben ERäubern er=

fdjienen; baju Silbniffe, 2l(e=

gorienunbinaw djerlei t)iftori=

fdje unb ®enre=

fjenen. ©ie größeren ©id)t=

werfe würben in ben Kalen*

bern meift nur im SluSjug pu=

blijiert,unbhäu=

figer nod) mufp ten bie Silber eineSefprecfjung illuftrieren, ober fie fdjloffen fid) einer jüngftftatb gehabten 2luf=

führung in bem

©fjeater an. ©aneben würbe ®h°bo=

wiecfi feit 1770 auch für baS fünftlerifdje Seiwerf von anberen größeren Süchern herangejogen, gleichviel, ob fidj’S um einen ©itelfupfer unb eine Heinere Sig=

nette ober um einige ©ejtbilber fjanbelte.

SBir treffen feine jierlicf)en ©eftalten in manchem roohlbetannten SBerf, bei Soefhe, Klopftocf, Sßielanb, bei Soltaire, Savater unb ißeftalojji, im Sicar of Sßafefielb

(23)

in $ung Stilling unb in ber Dienen

^eloife. ©ie meiften DSücfjer freilich, bie er fcfjmüifte, finb heute nur bem germaniftifdjen Spejialforfd)er vertraut, ober fie haben einjig burd) ®t)obowiecfi§

Kupfer 91ad)rut)m erworben, wie Diifo»

laiS Sebaftian Dlottjanfer, $ippelS £e=

benSläufe unb SBeberS Sagen berißorjeit. Qn ben Kalenber»

bilbern wie in benen ber 53ü=

eher bewunbert man gunäd)ft bie DJlannigfal»

tigfeit beS tiier Gegebenen, ben 9ieicf)tum ber Srfinbung unb bie ißrägnanj ber <Scl)ilbe=

rung; aud) ber beforative $u=

fammenfchlufj mit ber Schrift, bieSinorbnung ins 83ud) ift meift gefällig.

Dlber man barf fid) nid)t ver»

hehlen, baff aud) bie ©rennen von Gfjobo- wiecfiS Können in feinem gro»

fjen Sßerf gra»

pfjifcfjer Dlrbei»

ten (man jät)lt über 2000) mit»

unter fefyr er»

fennbar finb.

®S gelang ifjm nidjt, biftorifd)e

©jenen monu»

mental ju fdjilbern (baS mag ffriebrid) ben Srofjen abgeftofen haben), gleichviel ob eS fid) um DIrminiuS ober um einen Vorgang auS ber $eitgefd)id)te tjanbelt.

iöei DlUegorien unb ftjmbolifdjen Korn»

pofitionen wirft er nur feiten pacfenb.

Senn weil baS eigene Können hier ver»

fagte, fdjlof) er fid) meift in einer wenig gefd)icften Söeife an franjöfifdje ®or»

SLiteltupfer gu bem 9toman: nonftreubenttjal.

©erlitt. 1780.

bilber an, aud) SiebeSfjenen im freien hat er öfter ju einem fab»arfabifd)en Dio»

fofobilb gemacht. ®nblid) bebeutete ihm ba§ größere fformat für bie Seherrfdjung von gorm unb ©ecljnif ein fjnnberniS, baS er faum je bejwungen hat. So hat er ben „Diep Soruffiae", ffriebrid) II., mehrmals in größeren Dia»

bierungen ver»

ewigt: baS er»

ftemal, als er nod) wenig Übung mit ber

Diabiernabel unb bem Ütj»

waffer hatte, auf fprengen»

bem fßferb, ge=

folgt von feinen Küraffieren, bann(1777)in bemfd)lid)teren SlattberfßotS»

bamer 2Bad)t=

parabe. ©ort bramatifdjer Diffeft mit wol»

figem fpimmel, hier fühleS Schweigen r unb um ben greifen

^errfcher, bie Dlnorbnung unb

^Bewegung von Dteitern unb süferben in bei»

ben blättern fteif unb un=

beholfen unb bie D3ehanb=

lung ber grofjen fflädjen jiem»

lieh nüchtern,

©och eins ge=

lang hier unferm Künftler: bie ißerfon beS Königs, bie marfanten Büge, ber ftarre 93lid finb wirfungSvolI jur ©ar»

ftellung gebracht. 93iel unerfreulicher hierin ift eine brüte Diabierung für ben König: bie DlUegorie auf bie fiegreidje tpeimfeljr vom Siebenjährigen Krieg, ©er fd)Iid)te ^errfdjer erfcheint hier als ein antifer Imperator, unb allegorifdje ®e»

(24)

20

ffalten, gama, 23iftoria, ?ßay, Berolina unb anbere, umgeben iljn. „Frederic, Victorieux, et Pacificateur rend le repos ä l’Allemagne, le bonheur ä Ses Peuples, l’Allegresse ä Sa Capitale. Voilä le modele que doivent suivre tous les Rois“

fdjrieb er bombaftifdj unter biefe§ 53latt, ba§ griebridj mit ben SBorten „Ce Co- slume n’est que pour les heros du the- ätre“ abgeleljnt haben foll SBir wiffen nidjt, ob er mit SljobowiecfiS deinen genreartigen Sdjilberungen au§ feinem Beben, wie feine „^erablaffung gegen ben bleffierten Dberften von gorcabe" ober

„iJladj ber Sdjladjt von Sorgau fällt eine Stugel au§ ben Kleibern be§ Königs", bie 1794 imßauenburger ^alenber erfdjienen, jufriebener gewefen wäre; wafjrfdjeinlidj hätten fie ifjm itjreS allju bürgerlichen

©tjaratterS wegen aucfj mißfallen.

©£> fcfjeint jebocf), bafj (Stjoborrnectifclje Slllegorien bem berliner ©efdjmacf bes fpäten 18. ^jal)rl)unbert§ gans ent»

fpradjen, bie Bafjl von foldjen Arbeiten be§ Zünftlers ift nidjt gering. Sei bem

©rinnerungSblatt für bie Vermählung ber Jßrinjefj grieberife (1767) ift ber fiirftlidje Bräutigam Söilfjelm V. von Dranien von brei plumpen Seftalten, Sßeisfjeit, Straft unb ©eredjtigfeit, be=

gleitet, wätjrenb bie bofje Vraut von Siana, SQinerva unb ben ©ragien um»

geben ift; ©enien in ben SBolfen unb allerlei fijmbolifdjeS Veiwerf in ber Um»

rahmung vervoüftänbigen bie ©jene. Sie SRifdjung non Beittradjt unb antififieren»

ber ©ewanbung, wie bie unfdjönen gor»

men unb ©eften ber 2lffiftenjfiguren wirten banal, wo bod; ein großartiger

©inbruct erftrebt werben füllte. _3eitlidj

H

(25)

befangen ift aucf) bie Slüegorie auf „griebrichS beS Stoffen Sob" unb ber Sitelfupfer ju SuljerS „üljeorie ber fdjönen fünfte", eine fdjwächlidje 3tn=

letjnung an Raphael SJtengS.

Sin eigener aber ift ber SReifter überall ba gervefen, wo er bem Soben beS wirflichen SebenS ganj nafje bleiben fonnte, roo er

©jenen ju fcfjilbern hatte, bie er mitfütjlenb felbft erlebte. fd)uf er SleibenbeS. Sr f)at ein Sin=

jelblatt bem^erjog von Sraun=

fcfyroeig gewibmet, ber bei wert*

tätiger, mutiger Rächftenliebe — er (jalf ben burd) bie 2BafferS=

not bedrängten Sauern — felber ben Stob gefunben f)at. 3m Soote ftefjenb, fpricfjt er ba bie berühmten 2Ibfcf)iebSworte: ,,gd) bin ein Rlenfd) wie gbr, unb hier fommt eS auf 9Jlenfd)en=

rettung an", unb nid)t von auffen jugetrageneS Seiwerf, nein bie Srgriffenlfeit ber Slffiftenjfiguren unb bie auSbructSvolle Sefte beS gürften machen biefe Stompo=

fition ju einer £>iftorie grofjen Stils. Sin formenftrenger Äri=

tifer mag freilief) mancherlei ju fabeln finben, ber alte Schiffer, ber gerabe vom Sanbe ftöfjt, unb bie SanbSleute, bie am Ufer jurücfbleiben, galten einen Ser=

gleich mit atabemifd) gefehlter Slrbeit nicht auS. Sie wirtfamfien von biefen Sinjelblättern — feljen wir von ber gamilienfjene „Le Cabinet d’un Pein- tre“ ab — finb vielleicht bie Slllegorie auf bie Sleid)beit ber Stänbe unb bie Satire „SBerfe ber ginfterniS", welche bie geinbe beS SerlegerS unb Srapf)iterS, bie Ractjbrucfer, verhöhnt.

Sie alles gleichmadjenbe ftraft beS SobeS ift burcl) ein groffeS SRonument mit ber Seftalt beS SenfenmanneS, ju bem Vertreter aller Stänbe jieljen, ver=

bilblid)t. Sa fornmen Süden unb euro=

päifdje Söeltleute mit vornehmer Sefte, Rlöndje, Sauern, ein üinb unb ein ver=

früppelter Settier, ber fid) nur mühfarn vorwärts fd)iebt; ber SeijhalS führt ben ferneren Selbfaften mit hetan. Schon

Säuslidieä ®lüd.

gUuftration juHari Sang? Sllmanacl) für 1796. Heilbronn.

1770 ift bieS Slatt entftanben, baS feinem Sitel nach an Revolution erinnert; hat hoch mehr als jwei 9Renfd)enalter fpäter auch Sllfreb Rethel in feinem Sotentanj bie Sleicf)f)eit burd) baS Snbe geprebigt.

SaS SJlotiv ift feit bem SJlittelalter bem

®eutfcl)en geläufig unb von /polbein mehr als einmal aufs ißacfenbfte illu=

ftriert. — Sie Satire auf bie Racfjbrucfer fefjuf Shobowiecfi für ben Serleger £)im=

bürg in Serlin, ber merfwiirbigerweife felbft Radjbrucfe nach Soethe auf bem Sewiffen hat- SS ift eine richtige Räubergefd)icf)te; bie Sanbe hQt einem ftattlichen SJtann bereits ben Rod ge=

nommen unb will ihm jetjt baS §emb vom Seibe ftet)len, währenb bie greunbe eilenbS flüchten, unb bie Seredjtigfeit am Soben liegt. glebermauSartige £)ä=

(26)

22

©erbftfreuben.

(Jnmntrf ju berSRabterung. geberjeiiimung im SJefig be§ Sirettor SBidjern in SIttona.

Sötte, bem Schienten Söerti;er8 bie sptftolen retdjenb. Stötetftubie im SBefit; ber grau

Dr. Sroatb inStettin.

monen eilen heran, unb eine ^>öt)le ift ber wirffame ^jintergrunb ber Sjene, bie fid) mit ^Qenjelfdjen 2llle=

gorien wohl nteffen fann. So Har unb einbeutig ift hier ber tiefere Sinn biefer Sragöbie jum Silb geworben,

Unb bod) liegt f)ier nicht (£bobo=

wiecfiS größte Sat. Surd) anbereS ift er un§ nod) heute lieb unb wert.

(Sr fjat e§ oerftanben, bie fd)lid)te 2Birflid)feit be§ bürgerlichen SebenS fo fjinjuftellen, bafj fie nad) mehr al§

hunbert fahren nod) gant, lebenbig ift. @r hat eine Situation be§ 21H=

tag§ burd) wenige prägnante Sppen, burd) bie Slnorbnung ber giguren, burd) ihre ©eften unb ba§ SJlilieu

ju unmittelbarem 2lu§brucf ge=

brad)t. @r finbet f)ier einen neuen 9teid)tum non Slu§brucfs=

möglichfeiten, non bisher nid)t gefefjenen SJlotiven unb Stim=

mutigen unb fdjeint unerfd)öpf=

lid) an Sinfällen verfd)iebenfter Slrt. ©a§ leicht Sragifdje unb ba§ ftomifdje fommt t)ier ju feinem 9?ed)t ober ba§ gart Sentimentale, ober ein feiner überlegener Spott befjeirfd)t bie S^ilberung. 2öie zufällig finb in ben Silbern ju ©ellertfdjen fabeln Äompofition unb Sei=

werf ju lauter SBirfungSfattoren benutzt. Ser fd)lid)te Sd)(afrocf be§ teilnefimenben (Satten be=

tont in ber „trauten grau" bie

(27)

$rad)t beS neuen Jt'leibeS, baS vorn am Stänber fjängt unb baS bie Seibenbe im Seit fo überrafdjenb ftfjnelt genefen läfjt. Sefjr glücflid) ift im „Sitten ©idjter unb jungen

^ritituS" bie Sßatjt ber ®efte, baS fo ver=

fcf)iebene Sdjreiten unb ber Jöintergrunb mit ftreng gefctjnittenen Saubwänben jur 2luS=

beutung mitbenut}t; unb ebenfo ift bie enge Saumaltee Dotier SJienfcfjen ein prächtiges Slitieu für ben Sdjwäper „Sin Starr, mein

£>err, fdjroeigt niemals ftill." «Jein I)umo=

riftifdj finb bie beiben jungen Släbd)en inter=

pretiert, bie wie jur SdjaufteUung bei einer Statue ftetjen; bie eine prejiöS affef'tiert in übereleganter ©rad)t, bie anbere in befdjeibener

£ieblid)feit, bocf) beibe „märten auf ben Staun".

„Stinna von ®arnt)elm" ift in Berlin ent=

ftanben, in jenen Sauren, a(S aud) Stjobo=

wiecfi in ber preufjifdjen £>auptftabt beimifdj geworben mar. Stan barf vermuten, baf; ber Slater nidjt nur bieS eine Suftfpiel oon Seffing fannte, fonbern mit feinen anberen Schriften

■SUuftration 311 Sllnianact). Heilbronn 1799.

^Kuftration§um©ottjatf^en§offalenber.

1790.

wie ber Jtunftttjeorie ber ßeffing unb SBinfelmann vertraut gewefen ift. Ober füllte ifjn einjig ein glüdlidjer Bnftinft geleitet tjaben, wenn er bei ber SluSroatjl ber Slotive fo häufig ben fruchtbaren Sloment ber Sefdjidjte wählte?

©a bringt er in bem erften ber 12 blätter ju Stinna von S3arn=

heim bie Sjene, wie SetlfjeimS braver ©iener $uft mit inbig=

nierter ®efte bem fdjmiegfam eie»

ganten SBirt entgegenhält: „ißfui, fo guten ©anjiger ju haben, unb fo fd)led)te Stores! Sinern Staune wie meinem <£>errn in ber Stbwefentjeit baS Bimnter auSjuräumen!" Ober baS jweite

®ilb, ber Sloment, ba ber Slajor mit vornehmer 33erfteHung bie Sdjulb feines verftorbenen flame=

raben leugnet unb ber Sßitwe viel*

mehr verfpridjt, fobalb er fann, itjr ju helfen. Srftaunlid) ift eS bann, wie fiel) bie £>elbin je nad) ber Situation im SluSbrud ver*

wanbeit. SltS bie vornehme ©ante

(28)

erfcfjetnt fie neben bem Sßirt, ber if)r S£e(lt)eim§ verfemten Sting geigt, freubvoll bangenbeS SJläbdjen märtet fie auf baS Söieberfehen mit bem Seliebten.

SllS gartfütjlenbe (freunbin ftefjt fie bann vor ihm, ber ihrer nicht mehr wert ju fein glaubt. ©aju bie ©egenüberfteHung ber ©ame unb ber $ofe in iljren fo ver«

fdjiebenen Um«

gangSformen mit bem anbe«

reu ®efd)lecf)t.

2lmfdjwäd)ften finb auch hier bie ©jenen ber höchften ©ra=

matif, al§ fiel)

£ellt)eim vom gräulein wen«

bet, unb SBer«

ner nichts mehr von granjiSfa wiffen will, wie aucf) bie järt«

lid)e 98erföb)=

nung beS vor«

nehmen ißaa«

reS. Sehr er«

freulid; wirft biefd)lid)teUnv raljmung, bie

©hobowieefi häufig bringt;

nur feiten unb meift recht ge=

fcf)madvoll hat er biefe fteiner«

nen Sd)ran=

jen mit 33lu=

mengefdpnücft.

®ie SQängel feiner gormge«

ftaltung treten

bei bem Heinen Format ber 9Jlinna«9ta=

bierungen faum ftörenb ju ©age. ©es SJleifterS Figuren haben oft etwas SJla«

rionettenhafteS, weil fid) ber SJtaler in erfter Sinie für bie einzelne Sefte unb ihre 2luSbrucfSmöglid)feiten intereffiert unb feiten nur bie Bewegung eines 9Jtenfd)en mit all ihren 9iefleyerfd)einungen im Körper wirtlich ftubierte.

2Iud) SeffingS Sreun^>en i« Berlin, ben SJlofeS SJlenbelSfohn unb Slicolai,

|x] SUuftrattonju ®t)atefpeares SJlacbett) (Stijje). El

hat (ShobowiecfiS ©riffel burd) Sabre binburd) gebient. SÜßir banten ihm baS S3ilb beS jübifetjen S3I)iIofopb)en mit bem beinahe groteSfen Stopf mit gewaltiger Stirn auf einem Keinen unb verwadjfenen Störper, ber fid) einer fteten Stränflidjteit unb armen $ugenb jum ©roh bie Söelt beS bWten ©enfenS eroberte, unb bet in enger ffreunb«

fdjaft mit Sef«

fing an ben

„Siteraturbrie«

fen" mittätig war.

Siel mittel«

mäßiger als SJlenfd) unb

©enter erfdjetnt uns fdjon in

©IjoboroiecfiS SilbniS ber Serleger unb SlufflärungS«

apoftel ©hri«

ftopb $riebrid) Slicolai, ber aberinbereige«

nen Beit einen weit reidjenben

©influfj befafä.

UnS ift er burd) bie ©enfwür«

bigfeiten von Serlin unb ißotSbam, bie

mancherlei wichtigen Stach«

weis enthalten, am ebeften ver«

traut; in ber eigenen Beit warb er burd) feine „Sreuben beS jungen SBerther" unb feinen großen

©enbenjroman „ßeben unb SJleinungen beS fjjerrn SJlagifter SebalbuS Sloth«

anfer" berühmt, ber ebenfo wie ßeffingS

„Slathan" bie ©oleranj gegen bie Sin«

berSgläubigen forbert. Seibe Sßerfe hat

©hobowieefi mit Silbfdjmud verfehen, unb aud) baS Qugenbwert von @oetf)e, baS Slicolai perfiflierte, illuftriert. ®r nahm, wie feine Sluftraggeber, feinen Slnftof) baran, wenn fid) bie ©idjter

(29)

felbft befefjbeten, unb mag fid) über ben (iterarifdjen Söert ober Unwert ber Sich*

tungen, bie itjm oorlagen, nur feiten flar geroefen fein. 3m „Sothanfer" muffte er bie Kot eines ehrlichen ißfarrerS fdjilbern, ber feines aUju freien ©laubenS wegen oom 2Imt entfett, non $auS unb £>of oertrieben wirb; wir fehen ihn, Slimofen bittenb,oon

$auS ju

§auS rei*

ten, wäf)=

renb bie (Sattin in bittererer*

mut ftirbt;

unb als ein braftifdjer Kontraft, roieiljnbaS 18. Bahr*

hunbert liebte, wirb ber Un=

frieben im Schloß beS oornehmen, ftrenggläu*

bigen ißa*

tronS ge=

fdjilbert.

Ser Qttu*

ftrator t>at bielebrtjaf te Senbenz mit feinem Saftgemil*

bertunbbie fraffe Kot felbftinber Sterbefjene ber Blutter

nicht bebingungSloS betont; bie Szene ber Vertreibung auS ber fßfarre fjat nid)t ben Slffeft eines Salas, ber unter falfdjem Vorroanb, wie Kottjanfer, für feinen (Blaubeu unb feine Überzeugung litt. 2lm roirffamften ift bes Kothanf’erS Verhör oor ben budjftabenglaubigen Svoliegen; hier finb bie Sgpen pradjtooll unterfdjieben, ja fatirifd) gefteigert, unb Slnorbnung unb Kaum betonen ben Sinbrucf beS hoch*

peinlichen (Berichts. Qm Slnfchluß an jene Slrbeiten unb bie baju notwenbigen Vor*

Sefenbe? äJiäbdjen. SRötelftubie int ber grauDr. Stnalb, Söerlin.

ftubien entftanb baS Vlatt „Sie Kleiber*

tracht ber Verlinifchen fßrebiger“, aud) faft eine Karifatur. Sbobowiecfi hatte für foldje Sppen ein unbefangenes 2litge, ob*

wohl er felbft ein guter QHjrift geroefen ift unb manchesmal mit BlenbelSfoIjn über ihm wichtige fragen biSputiert haben foll.

Seine befonbere 'Begabung, menfd)*

liehe ®igen=

art in 2luS*

fetjn unb Veroegung mit roeni*

gen Siri*

d)en feftju*

halten, hat*

te ber @r=

forfdjer phpfiogno*

mifefjen KuSbrucfS

Banater fdjon im

„s2lbfd)ieb beS SalaS"

erfannt unb ben Verli*

ner ®ra=

Phifer mit ber 3llu=

ftrierung feinerSBerfe beauftragt.

— Blanche Kabierung oon 3luS*

brucfSföp*

fen unb fßorträtS entftanb feit

1769 für

„ bie

ftognomtfehen Fragmente"; auch fdjetnt eS, bafj bie Vefanntfdjaft mit Banater ben Zeichner fixerer machte, biefe ihm eigene Kidjtung ohne Baubern unb Kb=

fdjroeife weiter zu gehen; manches fßorträt mag unter biefem Sinfluf? prägnanter unb naturaliftifd)er geworben fein. — Sen Keinen auSbrucfSooller Köpfe, bie Shoboroiecfi für ben Schweizer forfcher gezeichnet, fdjließen fich jene Sppen aus ben verfd)iebenen Stänben an, bie er für ben oon ßidjtenberg geplanten Orbis

(30)

pictus gufammenfteilen muffte. Sinmal finb ba bie weiblichen Sienftboten non ber ältlichen I8efd)lie^erin unb feinen Bofe bi§ ju ber berben Kochfrau unb SBäfdjerin vereinigt: nur wenig SJlobellierung war hier nötig, bie feingejeichnete Kontur jum Sprechen ju bringen; eS finb Stubien, bie bem Sefdjmad beS 18. BafjrtjunbertS ebenfo fef>r entfpredjen, wie SeonarboS fogenannte Karifaturen dfarafteriftifdje aSerfudje eines italienifdjen Sinquecen=

tiften finb, fid) über ben SluSbrud beS Wlenfdjen flar ju werben.

Savater hatte feine grofje Slrbeit

„^hlfiognomifche Fragmente jur 93eför=

berung ber SQenfd)enfenntniS unb SQen=

fdjenliebe" genannt, ein gutes Seifpiel für bie Sefinnung beS 18. 3at)rhun=

bertS, baS lehren unb zugleich moralifcf) beffern wollte. 2lud) SljoboroiecfiS Stidje verraten häufiger, als man eS junächft benft, lehrhafte ienbenjen, oft finb fie von Junior unb Qronie umtleibet, ober

bie llnterfchrift löft biefe Aufgabe. So läfjt er einen prinjlichen Srjieher mit pomphafter ©efte baS (Selb budjftablid) au§ bem ffenfter werfen unb fügt hinju:

„Sernt fßrinj ... bie Kunft, baS Selb nutzbarer anjuwenben," ober er geigt unS in ber Serie ber „Stecfenpferb=

reiterei" ben iöogelliebhaber im bequemen

^auSrod mit ber Sdjlafmühe in einem engen Bimmer, baS ganj mit fßogeltäfigen erfüllt ift; eine fpühnerfamilie trippelt über ben 93oben, unb ein Singvogel fudjt vergebens burd) bie Scheiben ju fliegen ju ftärferer Betonung beS bei=

getriebenen SBerfeS:

9Ba§ er mit ihnen fpritfjt, Sßerftehen Sie jroar nicht.

®od) mürben fie’S gar merflid) roiffen, Sßenn Seine ©naben fie jur freien ßuft

entließen.

Silan ift verfudjt ju benfen, baff bie erjieherifdje Senbenj in biefen ^Blättern bem fünftlerifdjen Sßert Sintrag tut,

SUuftration juSßietanbs gbriä. Sauenburgerfiatenber. 1790.

(31)

Porträt bes eugltfdjen Sibmiralä

■öatwr Srunion. STttiKupfer bes Söerliner

©enealogifcfien SatatberS. 1786.

bod) ift baS faum ber $aU; gerabe mitunter ba, wo Sijoborotecfi burd) baS SJtotiv belehren wollte,

wie in bem „Safchenbud) für Slufflärer unb 9lid)t=

aufflärer auf baS Qafjr 1791" Ijat er im „e^orji*

fierenben pater ©affner"

in Sirol unb in bem „9Jlag=

netifeur ", ber mit phantafti*

fdjer (Sefte ein junges SJläb=

d)en in ^ppnofe bringt, ein paar erftaunlidje Kompo fitionen im Stil beS 2lma=

beuS Hoffmann gefdjaffen.

— SBeniger ernfttyaft ift bie Senbenj in ben „£>eiratS=

anträgen", weldje im ®öt=

tinger Safdjenbud) für 1782 erfd)ienen, ober in ber ®e=

genüberftellung von wahren unb geheudjelten Sefütjlen im felben ^a^rbud) non 1794. Söie braftifd) ift hier ber vornehm gemeffene Sanj bem affektierten, bie fd)idlidje Segrüfjung jwi=

fdjen $err unb Same, ber übertriebenen §orm mit gefpreijten ©eften gegenüberftellt. 2lud) in ben vielen SJlobefupfern, bie in ben 211=

manadjS aftueUe Sortierten ber Kleiber unb mehr nod) ber grifuren illuftrieren, tritt oft genug ein leichter Spott ju Sage. Qn feinen fpäteften Senreblättern, als er bie enge Sracf)t beS auSgehenben 3ahrf)unbertS fdjilbert, er=

innern bie meift fteifen unb ungeteilten Se=

wegungen beS SerlinerS unb feine langen Proportionen fd)on an bie fpäteren Silber eines Krüger; ja felbft bie ®t)obowiecfifd)en Siofofobamen in baufd)igem SReifrocf unb fpitjer Saille finb in ©rfdjeinung unb in Seften auS=

gefprodjen norbbeutfd). £>ier beginnt eine im engften Sinn Serlinifdje Kunft.

Sieben ben Qlluftraiionen mit einer morali*

fierenben Senöenj tommen 2llmanad)bilber vor, bie burd) ihren Inhalt baS Söiffen um bie SBelt erweitern follen. SaS finb bie Srad)tenbilber auS früheren Beiten, bie ®r=

finbung ber Sudjbrudert’unft unb ber Statur*

juftanb ber 9Jlenfd)t)eit, ber als ein primitiver 2lderbau unb bie Serefjrung eines Kultur*

bilbeS unter Säumen gefdjilbert wirb. — Slud) ber SitekKupfer ju SlumenbadjS Statur*

gefd)idite (1787) gehört in biefen KreiS: ßwei Slaturforfdjer flehen jwifdjen Präparaten unb toten Sieren am SQitroffop. — ©üblich bie

qq fporträt t>e§ Sßaftor ßermeS (?).

ßö fRöteljeidjuung im SBefißber grau Dr. ßroatb,SBerltn.

(32)

Silber 511 literarifcfjen Sßerten, bie un§

nod) ßeute naßefteßen, wo ©ßobowiecti oßne moralifierenbe ober beleßrenbe ©en- benj einfad) ba§ 2Bort be§ ©iißtere jum 93ilb juformen ßatte; rote er’§ für SeffingS SJlinna fcßon getan. Stießt immer gelang ißm ba etroa§ ju fdjaffen, ba§ ebenfo wie bie ©icßtung felbft ben Beitgefcßmact überbauert. Sßir ftellen un§ ßeute mancße

©jene au§ Sßafefpeare anberS oor, al§

fie ber SReifter — im 2Infcßluß an ©ßeater=

oorfüßrungen jener ©age — interpretiert.

®a§ gilt befonberS non ber s2XbfcßiebSfjene im Hamlet: „Qn ein Slonnenf (öfter geb)", weniger oon ben ßeitern Silbern ju ben

„Suftigen SSeibern". 2lm meiften pacht un§ nod) non biefen Sßatefpeare=3l(u=

ftrationen bie Sabp 3Hacbetß=Sjene („Qu Seit, ju Sett!"), wo bie großartige

©eftalt ber nacßtwanbelnben $rau im flatternben $Ieib mit bem flacfernben ßellen Sicßt in ber weiten ßalb bunflen ^>a(le ju einer ftarfen Söirtung gefommen ift.

©ie rabierten Slätter unb ßeicßnungen 511 beutfcßen ©idjterrt gewähren eine rei=

djere Srnte. 3m SleoolutionSjaßr 1789

entftanb ba§ Heine Slunbbilb ju SürgerS Seonore: ©er gefpenftifdje Steifer mit feiner lebenben Seute jagt auf fcßnau=

benbem Stoß ßin burcß ben ©otteSacfer.

®a§ SJlonblicfjt, ba§ bie gan^e ©jene jum ©eil in ftarte ^elligteit, gum ©eil in tiefen Scßatten bringt, fteigert bie Qdufion rafenben ©ilenS unb graufer ißßantaftif. — ©ann ©oetßeS SBertßer, non beffen (£ßobowiect'i=3(luftrationen ba§

Statt „Sötte ben jüngeren ©efcßwiftern ba§ Sefperbrot auSteilenb" am beften betannt ift. Qntimer nocß ift „SöertßerS Rimmer", ba§ oßne eigentlidje Staffage, nur burcß ba§ einfallenbe Sidjt tragifcßen SluSbrutf erßält. Unter ben ßeicßnungen ift „Sötte bem ©iener SßertfjerS ißre§

Satten ißiftolen reicßenb" burcß fcßlidjte Scßilberung unb oorneßme Interpretation auSgejeicßnet. $n Soffen?1 „Suife", in

„^ermann unb ©orotßea" unb im

„Sitar of SBateßelb" boten bie länblicßen gamilienßenen für Sßobowiecti glücflidje SQotioe bar:

©a§ traulicße Seifammenfein unter ben fcßaftigen Sinben oor ber alten

G^er i^>eytray zur (yesc/uchte. ^es l/Jiicfiliänc^els in. ^2)eu£scfibctnc) yll/ejort-sclu voryeste.llfrzum. besten-, auch-zur ^ll'arnumf aller ehrlieb endenffiudiluendler. xt^fi^ui bey C.&JCunbury vitbertifb

Satire aufbie Wadjbrucfer. [xl

(33)

BSSSeSSeSSSSSeaseSSeseeeeeseeeeeeeeeseetE 29

[x] Porträt be§Kaufmanns Senin. Ölbilb im Äaifer $riebricf) = 9Jlufeumju03 er (in. [x]

ißfarre, wätjrenb ein ftattlidjer ißfau unb allerlei ©efliigel ben Sorbergrunb belebt, wirft feb)r erfreulich, unb ganj ber behaglichen (Stimmung biefer S)id)=

tung gemäfe: „(Sorglos fafj nun ber

©reis non ©eliebten umringet" Hingt unS nur etwas altmobifdjer, als baS rabierte Slatt erfdjeint. — Son großem (£f)arm finb aud) einige ber Silber 5U

„2)oricfS empfinbfamer Steife", bie un=

längft wieber burcf) einen gan^ SJlobernen, ißaul (Sdjeurig, eine pfjantaftifd) faprijiöfe SluSbeutung erfuhr. Slud) ben ©idjter biefer prejiöfen ©rjäfjlung, Sorenj (Sterne, hat ©hobowicfei burd) ein prächtiges ißorträt verewigt. $n fd)lid)ter (Stein=

Umrahmung erfdjeint ber fdjarf gefdjnittene

^opf beS ißrebenbariuS ju s2)orf, mit

(34)

ernften klugen unb farfaftifd) lädjelnbem SJlunb, ein würbigeS ©egenftüd jum Abmiral Trunion unb ju bem ftreng gezeichneten ißrofilbilb non fpöltr).

Qn ungezählten Almanach§ unb Suchern aus, ber AufHärungSzeit ftnöet fiel) fold) ißorträt non @h°bowiecfi als fünftlerifche<8 Titelblatt, unb wieviele Serliner unb zugereifte grembe hat unS fein ©riffel — oftmals im Anfdjluß an ben Schattenriß — in lebensvollen Silbern überliefert. TaS führt unS noch einmal zu bem erfreulichen Kapitel feiner ißorträtfunft, fpezieU jenen gra=

phifdjen Arbeiten, bereu bebeutfamfteS baS Silb feiner Familie ift. @r nannte eS „Le cabinet d'un peintre“, unb hat eS feiner SJlutter, SJlarie Henriette Aprer, 1771 geroibmet, bamit fie Schwieger»

todjter unb ©nlel zum minbeften im SilbniS fennen lerne. Tie JJSanb beS ßimmerS ift bebedt mit Ölgemälben, mir wiffen ja burd) Slicolai, baß

©hobowiecti felbft eine für jene 3af)re nennenswerte Sammlung non Silbern unb Stießen älterer Zünftler befaß. Auf bem Stofofotifdjd)en oor bem Spiegel fteht eine Sladjbilbung ber fauernben SenuS, barunter wirb eine Süfte (vielleicht

^oubonS Soltaire) im ^alblicßt ficfjtbar.

Ter Zünftler felbft, ber längft ber SJlobe folgenb bie Heine graue ßopfperrücfe trug, hat an bem Tifcf) am fünfter ißlatz genommen unb fleht, ben ©riffel in ber Sted)ten über bie Srille weg auf bie Seinen. Ta fteht bie ftattlidje ©attin in lofem fjauSgewanb unb großer ^>aube Zroifchen ben beiben Töchtern, währenb bie jüngeren Srüber fid) an ber anbern Seite beS TifdjeS zufammen fanben.

Ter ältere ßubwig SBilhelm fdjeint zu Zeichnen, ber Heinere Heinrich Sfaac fdjaut forfdjenb zu; baS Stefthäfdjen Sophie fjjenriette ift, ganz Sefdjauer Zugeroenbet, auf einen großen ißolfterftuhl gefeßt; forgfam faßt Jeanette, baS ver»

jüngte Silb ber Slutter, feine fpanb;

bie jmei Qahre ältere Sufette, bie mehr bem Sater gleicht, ift ganz iuS große illuftrierte Sud) »erlieft. Stan wirb hier an hollänbifche ißorträtS beS 17.

QahrhunbertS beulen, bie auch fdjon — feit Stembranbt — zu ©enrefzenen auS»

geftaltet waren, aber auch ©hatbinfcfje

Interpretationen oon gemütlichem gami»

lienleben melben fid) zum Sergleid). Söie bort ift ohne ißathoS unb Sentimentalität baS glücflidje ßufammenfein im eigenen

■pauS gefdjilbert. Ter Slorbbeutfdje hat fühlereS Temperament unb anbere AuS»

brudSformen, alSber^ranzofe; er erfdjeint härter unb trodener in ben Tönen unb in ber SJlobellierung, als ber ^ollänber unb ber Stomane, unb fteifer in jeber

©efte; baS fdjafft auch biefem Statt ben auSgefprodjen bürgerlichen Sinbrud;

man mag ihn fd)äßen ober unerfreulich ßnben, er entfpridjt bem norböeutfdjen SBefen jener 3al)re, ift bobenftänbige

©igenart.

Le Cabinet d’un Peintre ift Ijeiter, bod) mit bem ©rnft beS ©hroniften gefdjilbert; forgfältig vorbereitet unb fein auSgeführt fteht eS in jeber SBeife in ftarfem ©egenfat) zu einer anberen ffamilienfzene „ber SBallfahrt nach ffranßöfd) Suchholz", bie als luftiger

©infall entworfen würbe, als ein feit lange fchon geplanter Ausflug burd) plötp licfjen Siegen vereitelt warb. Ta fommen

©hot’owiecfis ^inber unb bie beS SruberS in übermütigem .ßug baher, Sßürfte unb Srezeln, buchen unb SBein tragenb, nicht weniger als vier fißen auf einem

©fei, bie anberen fdjreiten würbig voran ober befd)ließen bie ©ruppe. Söidjtig ift hier auch Die fapriziöfe ßeidjnung unb bie beforative SEirfung, bie ätjnlid) in ber

„^eimführung ber Sraut“ unb manchen Stanbeinfällen wieberfeljrt, fie haben un=

mittelbare Antlänge an Sallot, beffen Cuevre ©hobowiecfi in feiner reidjen Sammlung graphifdjer Arbeiten angeblich voHftänbig befaß. — ®S paßt gut in baS Silb beS guten SohnS unb forgenben SaterS, baß er im ^aßre 1773 zu längerem Aufenthalt nach Taigig ging, feine gamilie unb bie alte §eimat nach langer 3e>l wieberzufehen. ®r hat bie große Steife 17«0 nach feiner Slutter Tob nod)malS gemadjt, um bie verein»

famten Sdjweftern nach Serlin zu h°len;

aber für ben Jtünftfreunb unb ben Kultur»

hiftorifer ift einzig bie erfte Steife wichtig;

man banft ihr bie berühmte jjeidjnungS»

folge in ber Serliner Äunftafabemie

„Son Serlin nach Tanzig, eine Zünftler»

fahrt"; burd) Seifdjriften unb ausführ»

(35)

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