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Jahresbericht der Communal-Volksschule mit vier Knaben und fünf Mädchenklassen in Teschen, 1873/74

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(1)

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fr

ber

dommonöl-linlBf^uk

(mit tuet ftrtabnt unb fünf 9Jläbrf)cnftaffen)

tit

SSeröffentlidjt am ©djlufle beg @c^ulja|re§ 1873/74.

-* ۥ*.

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7

X c^ en .

Qm © elbiiöcrtagc ber ©djulc.

(2)
(3)

Sommunal-'JtoBfifiulU

(m it bier Knaben- itnb fünf SWäbdjenflaffett)

in

SSeröffentlitfjt am ©c^Iuffe beg ©djuljafyreg 1873/74.

Sefrfjeit.

Q m ( S e l b f t ö e r l a g e b e r © d j u l e .

(4)

f j u r p f l e g e b e r ^ I j a n t a f i e b e § t i n b e g , Bon §ermcmn 3e&ifä • 3 S d j u l n a d j r i c h t e n botn birig. Oberlehrer 9tlfon§ 9K e|ner:

I. 8 u * ®efdjicf)te ber S l n j t a l t ... 24

II. S efy rm ittelfam m lu n g ... 27

III. ® er S e l j t l ö t p e r ... 32

IV . $ i e © d ju lju g e n b ... 33

Y. SEaBelte über bie fdjulpflidjtigen unb fdjutöefucfjenben Sinber ber P o litik e n ©emeinbe £efd)en unb ber eingefdiulten ©enteinben ... 39

V I. 9?acJ)ridjt für bie P . T. © I t e m ... 40

(5)

„®ie <$runbfä|e ber Gsrjteljung, audj bie betoä^rteften, finb tueit Weniger üerbreitet ober nur befannt, afö man glaubt." (@ d) mar

5

.)

($eftü£t auf biefen (Srfafjrunggfaij, unternehme xd), in $adj=

freifen fortft ganj 33efannte§ ben (Mtern ju bringen, ofjne bereu eifrige SJJitmirfung bie ©cfjufe nie ju bem feEjnticfjft gemüufdjten .Qiefe gelangen fann.

„®ie ^fjantafie ift eine jener ©eiftegfunftionen, bie ifjre SBnrjeln in aCten brei §auptgebieten be§ Seelenleben^, bie ba finb: ba§ SSor*

[teilen, güfjfen unb SSoffen, fdjfägt." (® itte§ .)

93ei ber Sefjanbfung biefer @eifte§funftion bietet ficf) fomit bie

®efegenljeit, Diele Sljätigfeiten ber ©eefe ju berühren unb eine f)armo<

nifcfje ©ntmicffung ber Seefenfräfte anjubeuten.

Seöor idj aber jitr Eingabe einiger mistiger Mittel jur pflege ber ^[jantafie mit ber nötigen 23emei§füf)ntng fcfjreite, miE icfy erft einige ©rfdjeinungen, toie fie burcf) biefe „emig bemegficfje, immer neue Unfterblicf)e, burd) ba§ ©diofeftub §oto§" üeranfafjt toerben, anfitfjren, um baran bal

2

öof)ItJ)ätige einerfeitg, aber aucf) ba§ 9Racf)t^eiIige, ja felbft gurcfjtbare unb ©cf^recflicEje anbererfeit§, bal bie s$f)antafie be=

mirfen fann, erfennen ju taffen.

SBenn mir ein gotf)ifcE)e§ Söaubenfmaf mit feinen fpi|en, nacf) aitfmärtg ftrebenben Sögen unb feinen in bie SBoffen ragenben Stürmen bemunbern: bann füllen mir un§ über ba§ Srbifdje fjiitaug auf ein

§enfeit§ gemiefen, in meinem ber 3)cenfdj bie uolle @emeinfrf)aft mit

©ott §u erreichen Ejufft.

SBenn mir bie ©öttergeftalten, mie fie bie ©riedjen aus bem rofjeit Steine Rauten, betrauten, fo tritt uns f>ierin ber SJJenfdj in einer (SSeftaft öor bie Wugeit, mie er nid)t mirflid) ift, mie er aber in feiner SBofffommenfyeit fein füllte.

2

Bir fetjen fomit itidjt bas Silb eine§ mirffidjen äftenfdjen, fonbern be§ bitrd) bie ^ßfjantafie gefdjaffenen ibeellen iüdertfdjen, moran mir itnfer 3Iuge meibett unb unfer ^)erj ergäben.

(6)

Hub jene Sauten unb jene§ § offen unb biefe ©öttergeftalten

— finb Sinber ber ^tjantafie bes Sßenfdjen.

©tfjon tion jetjev liebten bie öon bem Solfe md)t öetftanbenen, aljnunggöolten SItaturerfdjeinungen bie ^ßtjantafiefraft begfelben in

%t/ätigteit. Stuf biefe SBeife Bitbeten firf) bie ©riecfjen bie SDiana, fonft SDJonbgöttin, jur ©öttin bes 3öatbe§ unb SBilbeg. Sifdjer jagt: „$ ie atjnungsöolle SBirfung ber irrenben 50Jonbftraf)len inSBatb=

einfamfeit mochte Sintafs fein, ein anbereg SBefen, einen SBalbgeift mit ber $iana, alg Sftonbgöttin, ju oereinigen. ®ag @cf)Iüpfenbe ber SÖJonbbeleudjtung, ba§ Säufelit, Staffeln, fallen , äöiberfjalten im SBalbe mürbe jum Silbe ber fcf)tanfen, leichtfüßigen Sägerin, bie mit ihren 9'h)tnpf)en unb ifjrer SJZeute burd) bie SBätber ftreift."

©ebenfen mir ber mofjüfjätigeu SBirfungen eineg §omer, eineg

<Scf)i£ter, bie biefe magren §imme(sboten nicht bloß bet ihren Nationen ifjrer feiten, fonbern bei ber ganzen SJienfrfjfjeit aller feiten in fitt*

lidjer, inteüeftuetfer unb rein dft£)etifcf;er .£)iitfic£jt erzeugten! Sie mürben ju Öiottmenfdjen — burd) ifjre $ßf)antafie.

®afg bie alten Sßerfer fo mutf)ig unb augbanernb im Kampfe maren, mar eine üöirfung ifjrer ^ßfjantafie; benn in ber ade Sölfer be(eud)teuben unb fegensreid) mirfenben (Sonne erfannten fie bie S(uf=

forberung, bie Sölfer ju um)pannen unb fegensreid) ju bet)errfd)en, unb heute ttod) fietjt ficfj ber (Sdjah oon Verfielt afg §errfdjer ber ganjen

®rbe an, mooon biefer bei feiner lebten fReife nach Europa ben beutlidjften Seraeis lieferte, iubem er bem Äaifer oon Stufgfanb für bie freunblirfje §fufnaf)me „beg Sohneg ber (Sonne“ fftufgtanb E)utb=

oollft ju fdjenfen geruhte.

Söenn ber tränte aller Sdjmerjen oergifgt unb auf Stugenbficfe bag ©tiicf ber öollften @efunbf)ett genießt, ja menn felbft (Sterbenben noch bag ln tti| ficf) oerflärt, mie eg bei bem erft fürglicf) oerftorbenen öaterlänbifdjen Soffsbidjter granj <3tel$amev fid) geigte; menn ber

©efangene ficf) feiner geffetn entlebigt toäf)nt; menn ber Unglürflid)e ficf) in ein SßarabieS oerfeljt glaubt; menn ein fdjmadjeS SBeib faft Uebermenfd)Iid)eg öerridjtet, bie fjerbftett Qualen erträgt: fo hoben mir in allen biefen bie munberöoüe üöiadjt ber fß^antafie anjuftaunen, jenes göttlichen ßicf)tfmtfeng, ber itng eine leudjtenbe unb märmenbe Sonne ift.

®ag SJiitteib ferner, bag fo Siele bei bem Ungtüde anberer bewegt, fie jur <gilfeleiftung antreibt unb ju gepriefenen äöohftfjätern

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macht; bie äftitfreube, bie wir, an bem @Hüde anberer uns w'eibenb, empfinben: fie finb angenehme folgen unferer mittels tuetd^er wir bie $uftänbe unferer äRitmenfcfjen in uns uacfjbilben, welc(je 9iacfj=

bilbung eben ©rmtbbebingung beS SDiitleibeS, ber 9Jatfreube, be§

äBohlwollenS ift.

Unb Wenn ber fonft trübe S(icf bes ©reifes fidj flärt unb bie gebeugte ©eftalt ficE) ergebt unb baS faltenreiche Stntli| plöfclidj Wie mit einem rofigeit Schimmer überzogen erfcfieint: bann ift eS bie ©r=

innerung an bie fdjöne Sugenbjeit, an baS tfjatenreicfje 3)JanneSleben, meid) erftere er in feiner ^tmtafie noch einmal genießt, meid) festeres er noch einmal üoIXfüfirt.

Unb ergäben mir uns an ber Haltung unb Semegung beS menfcf>=

liehen Körpers, an bem Jon ber Stimme, an ber 2lrt ber Äletbung, ber SebeuSgemohnheit, furj an ber ganjen inbiPibuellen @rfd)einung unb ^anblungsmeife, fo fyafan mir hierin mieber bie äöirffamfeit ber ttjätigen 5ßhantafie ju Bemunbern, unb je gefälliger biefe ©rfcheinuitgen, befto ebler bie ^p^arttafie, befto fcfjöncr fomit ber (Seift, ber biefe

■ißhantafte erzeugt, unb nur burch bie ^5^antafietf)ätigfeit fann ber SluSfprudj „ber ©eift formt fiefj feinen Ä'örper" wahr werben.

®ie ^han*afie Dermag mithin, un§ ju erheitern, ja uns fogar gu ben glücflichften ©efdjöpfen ju machen; boch auch tus größte ©lenb ju ftürjen ift fie im ©taube.

@S gibt Söeifpiele, woraus bie SBirfung ber ?ßhaittafie in ihrer gurdjtbarfeit erfannt Werben fann.

@o ift eS namentlich bei epibemifcf)en Äranfheiten ber gall, bafs üiele in $olge einer geängftigten ^hautafie öon bem S£obe bahin*

gerafft merben. geudjterSleben erjählt in feiner ©iätetif ber Seele bie wahre Gegebenheit, bafs ein Kellner, ber im September 1824 in einer Leitung bie ©djilberuitg beS burch öifs eines müthenben

§ unb es erfolgten XobeS eines gemiffen Nantes ®rem las, nach &cr Seftüre felbft öon ber Söafferfcfjeu befallen würbe. SDieS fonnte borf) nur in golge einer äußerft lebhaften ^3hantafie gefdjeheit.

SBer bebenft, meid) elenbeS, uerädjtlidjeS ßeben ber ©eijhols führt; mie unglücftidj einerfeitS unb mie üeradjtmtgSWürbig anberer- feitS ber S^eibifc^e ift; Wie tief ber SDienfcfj burch Srunffudjt, Sdjmelgerei unb Söolluft fid) erniebrigt; mer meiter bie frfjrecflidien folgen beS religiöfen Fanatismus, beS 9iationalhaffeS, ber 9{ad)iucf)t u. f. m. er*

Wägt unb jugleid) fid) bemufSt Wirb, bafs an ber Grntftehung unb 21uS=

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Bilbung biefer unb atter anbern Seibenfdjaften bie «pijantafie fe^r häufig ben größten Slntfjeit |at, inbem fid) nämtic^ ber SRenfd) in fein burcf) bie ^hantafie gefc^affeneS Gilb oerfief)t unb jebe §anblung ber Seibenftfiaft nid)tS anbereS ift, atg Slugführung nad) biefem Silbe:

ber tnirb wol einfei)eit, bafg biefer <

55

eifte§tf)ätigJeit bie üollfte pflege jujuttienben ift, um fie nid)t jum geinbe beg äJienfdjen werben ju laffen. Senn if)r «öefife tarnt bem 9Kenfdjen eBen fo leicfjt gum größten Uitglüde alg jutn höchften (Slüde werben; BeibeS hängt nur öon jenem felBft aB; er wirb aBer nicht burd) fid) felBft 9Jtenfd), fonbern burd) feine (Srgiefjer unb burch 2lEe§, wag einen erjiehenben (Sinflufg auf ihn augüBt. Sinb wir ung beffen ooEfommen Bewufgt, bann tritt ung wohl ber heilige ©ruft flar üor bie Singen, ben wir Bei ©rfüEung ber Pflichten ben Sinbern gegenüber ju Bewahren l)aBen.

©g fei nun int golgettben einiger Mittel gebaut, burch beren Stnwenbung wir jur Gilbung einer gefunben 5ßhantafie im gelangen föntten. _________

@g ift bem Sinbe etwag Slngeboretteg, feine Kräfte ju geBrauchen,

§ättbe unb güße in Gewegung p fe|en, gu ftrampeln unb ftampfen, ju fehlagen unb hüpfen. @g ift bieg ber £f)ätigfeitgtrie

6

, ber fid) in bent ftittbe fdjott frühzeitig geltenb mad)t. ®iefer SrieB muß Gerürf*

fidjtigimg finben, muß gehörig gepflegt werben, beim oon ber Slatur felBft wirb ung ber beutlid)fte gingerjeig gegeben, bafg fid) bag Äinb Bewegen müße. sJlun ift aber biefer SrieB, fowie jeber anbere, burd)*

aug auf fein beftimmteg Objett gerichtet; woran eg biefen Srieb Be*

friebigt, um bag flimmert fid) bag tinb nicht. Slber bent ©rjieher fann eg nid)t gleidjgiltig bleiben, unb gewiffenbafte (Sltern werben biefen Umftaub freubig benit|en, bafg fie nach Geliebelt bag Sinb be*

jcfjäftigett fönneu; fie werben gewiß foldje SOJittel wählen, bie bie geiftige (Sntwidluug be§ ft'inbeg am meiften pflegen, unb in nuferem gatte wieber joldje, bie jitr ©rjeugung einer gefunben ^hantnl"ie bienen.

(§g ift bie§ bag ©piel überhaupt, ingBefonbere aBer bag mit fo*

genannten ©pielfadjen.

Sßenn eg heißt*), bafg ber fpartanifdjeSönig SIgefilaog mit ben Sinbern auf bem ©teden ritt; bafg $eiurid) IV. tion granfreid) feinen ftinbertt felBer gum fReitgaut biente unb mit ihnen im ßimmer herum*

rutfchte; bafg ©cfjxtler feineg tarlg Sieblinggfpiel „ßöwe unb gmnb"

*) 9Jad) gifdjer.

(9)

in ber Stube auf allen Gieren gebulbig nritgemacfjt ha&e; wenn wir ferner lefen, bafs fc^on auf ben ÜDJärften ber alten ©ried)en &’inber=

puppen einen fte|enben Slrtifel bilbeten; bafs man Sinber, §auSthiere au§ £f)on unb Sef)tn uadjbilben ließ; unb wenn @öttje oon ficf) felBft ergäbt, auf wie mannigfaltige SBeife baS ^ßuppenfpiel feine $hantofte' fraft neBft anberen ©eiftesfäljtgfeiten geübt unb geförbert (jabe, wie eS öietleicf)t auf feinem anbern Söege in fo furger ged, in einem fo engen 9iaume, mit wenigem Stufwanbe hätte gefcEje^en fönnen: bann haben wir Anregung unb Urfadje genug bagu, bem Spiele beS föinbeS oollfte Stufmerffantfeit gu fchenfen, wenn wir überhaupt bie ($kfd)id)te als eine unferer größten Sehrmeifterin anguerfeitnen oorgeBeit.

9

Jcöd)ieu fid) bod) aud) unfere Gäter unb SJaitter ihren ftinbern mehr wibmen, als bieS gewöhnlich gefd)ieht! ®aS S'inb felbft hält ficf) ja bod) am tiebften bei bem Gater, bei ber SJJutter, Bei ben ®e=

fdjwiftern auf; „unb wahrlich, eS ift nicht möglich," fchreibt gröBel,

„bafS unS oon irgenb einer Seite her höhere greube, höherer ©enufS fomme, als oon ber Rührung unferer Sinber, oon bem SeBen mit unferen Äinbern, baoon, bafs wir nuferen Äinbern leben!" äJiit SieBe unb greunblicf)feit follen wir ihnen Bei ihren Spielen helfen, ihnen manches geigen, unb fie werben eS oermöge ihres ÜJladjahmungStalenteS nacfjthun.

SSon einem ^ßäbagogen (Sangethal) he^t eS, bafs er fich in furger .Seit bie bergen aller Zöglinge gewann unb auf biefelBen einen tiefen Einfluß auSübte; benn er führte ihrer ^hanta^e burd) Spiele, Sieber, Oebic^te, BefonberS SdjtllerS Gallaben, eine gefunbe Nahrung gu. SDurd) letztere würbe namentlich bie SöifSbegierbe ber Ättaben auf baS fRitterwefen gelenft, unb als fie barüBer näher Belehrt waren, brang ein neues SeBen in bie ftnaBen; baS Sftitterthum BeleBte ihre

^Phantafie, alle Wollten Witter werben unb ed)te ®eutfd)e fein.

Sn äöälbern würben oon alten Äalffteinen Gurgen geBaut, Söurffpieße, Schwerter unb Pfeile gefdjnijjt. ®ie ?ßhantafie bewirfte noch mehr. (Sdjte SDeutfdje trauten feinen ST^ee, Kaffee, ßhofolabe, baher würben fie aBgefchafft unb nur 9Jtild) unb Süßaffer getrunfen.

SIBhärtung unb ©enügfamfeit gatten als bie ^aupttugenben eines wahren Gitters unb ®eutfdjen. Sommer unb hinter trugen baher bie ftnaBett leinene Sturnangüge ohne Unterfleiber außer bem .‘pembe.

£ro^ Siegen unb Oewitter gingen bie Spagiergänge unb fleinen

£untfaf)rten oft über Gerg unb Jl)^ unb eBenfo im SGBinter Bei

(10)

fCagfos ertragen. ®ie 9)iacht ber ^ßtjantafie mar es, bie ben SßtHen in ihren ®ieitft genommen, um bas Gorgenommene energifd) burch*

guführen; fie mar es, bie gur Setbftübertoinbung unb Setbftbeherrfdjung führte. ‘äDodj mer märe ber ©raufame gemefen, biefen Unfd)utbigen bag in’g Otjr gu raunen, fie ans ihren füßen Träumereien auf=

jurüttetn? SDenn für bie Sinber ift tf)r Spiet nod) mehr als Spiet, es ift ernfte Sptigfeit; eg ift nicht Spielerei, eg ift iljre Strbeit.

Sft fomit bas Spiet fo äußerft mistig, bann tritt an ung aucf) bie

^rage heran: 2ßie müßen jene Stoffe CiefcEjaffen fein, bie mir ben Sinbern gum Spieten in bie §anb geben? — „So, baf§ ber ^S^antafietJjätigfcit ber größte Spielraum geboten ttub getaffen mirb." SÖSie groß finb hierin bie Gergehett, beren fid) ©ttern ihren Siinbertt gegenüber fd)ulbig machen! Sie meinen, benfetben baburd) bie größte greube gu bereiten, bafg fie fie mit ben pradjtüollften Spietgegenftänben über*

fdjütten. .ßwar mögen fie bie erwartete greube bewirten, aber oon wie tanger ®auer biefetbe ift, bas haben gewifg fchott oiete ©Itern gu ihrem Seibwefen fetbft erfahren. Sn furger $eit lag biefer foftbare

©egenftaitb gang unberüdfidjtigt, ober bag Sinb fing an, an ihm gu gupfen, gu reißen, gu ftf)tagen. ®a wirb nun bas ftiitb gefchotten, ein gerftöruugggeift genannt unb ihm im ernfteu Sone gebrofjt, nie mehr burch ein Spielgeug erfreut ober l)öcf)ftens nur mit bem aller*

eirtfarf)ften befd)enft gu Werben, mit bem es bann hantieren fönne Wie es Wolle. Sinnes Sittb, bag fo bitter betrübt Wirb ohne Sdjutb, bas eingig uttb allein ber inneren nnwiberftehlidjen üDiadjt folgte, bie e» anleitete, beit ©egenftanb fo gu bilbeit, Wie ihn bie lebhafte P)an*

tafie üormatte, unb wie ihn nun ber SBitle aitd) umgeftalteit will.

Glieben bod) nur bie ©ttern ihrer letjtereit Drohung getreu, fie würben nie Wohlthätiger ftrafen atg biegmal! ®enn biefe Ökgenftünbe ent*

fpred)en bem $wecfe bes Spielet, ber ba ift: bafs bas Äiitb feine Sbeen frei barftelten fönne. „®enn," Wie grobe! fagt, „ift nicht ber äBerth unb bas äußere ©rfdjeitten beg Spielgegenftanbe§ Urfache oon ber greube bes Sinbeg, fonbern bag, wag bag Sinb burch benfetben barftelten fann; bag, wag währenb beg Spieteng in bem Ätttbe oor*

geht; ben (Segenftanb fo geftatten gu fönnen, wie ihn bem Äittbe bie

^h^utafte oorfpiegett." ®aburdj aber, bafg wir bag ftiitb nidjt frei geftatten taffen, matten wir uitg eineg ungefegmäßigen Singriffes in ben gefe^mäßigen unb nothwenbigen ©ntwidtungsgang beg 3)fenfdjeit*

(11)

tuefen§ fdjutbig; eg finb bieg gute ntenfdjlidje Kräfte, Stntagen unb SBeftrebungen, bie ficf) im Sinbe offenbaren, unb benen fo oft füubtjaft wittfürtid) entgegengetreten wirb. Sft es bent ftinbe geftattet, ju formen unb ju geftatten, wie eg ifjnt feine ^tjantafie eingibt, fo er*

wäcf)ft baraug für ben (Srgieljer ein boppett großer ÜJlu^eu in bent SBerfe ber (Srjietjung. ®ettn in ben ©eftalten, bie bie finblidje Sßtjan*

tafie ben Stoffen gibt, erlernten wir bie erfte Sntwidtunggftufe beg finbtidjen ©eifteg; nodj ntetjr: „

2

)em rutjigen, burdjbringenben Glide beg 3)?enfd)enfennerg tiegt in bent freittjatigen Spiele beg S’ittbeg bag füttftige, jwar befottberg innere, bod) aud) fd)on bag äußere Seben beg*

fetben l)infid)ttid) feineg ©fjarafterg ttar oor Slttgen; bag Sinb gibt fic^

wie eg ift, bemt eg tjat nod) nid)t geternt, fid) juriidjuf)alten. @in fiinb, Wetdjeg tüchtig, fetbftttjätig, ftitl, attgbatternb big jttr törpertidjen

©rmübung fpielt, Wirb gewiß and) ein tiidjtiger, ftitter, augbaiteritber, gremben* unb ©genwotjt beförbernber äftenfd)."

Sobatb bafjer ein SDcateriat, bag bem Sittbe in bie föanb ge*

geben wirb, nidjt fo befcf»affen ift, bafg eg mit ficf» Geränberungett üornefymen täfgt, oljne in Trümmer ju fallen, fo taugt e§ nidjt jur Gitbung unb Siätjrwtg ber ?ßfjantafie.

SDafyer finb am beftett ©egenftäitbe aug Sef)in, 5£t)on ober ein Spietjeug, mit bem bejügtid) feiner Sage, gornt bie oerfd)icbenften Kombinationen unb Variationen ntögticf) finb. SBettit wir bent 9JJiibcf)en puppen geben, fo follen fie burdjaug nicf)t bie tioUfommenften unb fdjimften, fonbern-fo einfad) atg mögticf) fein.

8

a bag erfte befte Stüd §otj, etwa ein Stiefetfnedjt, ein Stutjt* ober Tifcpein ift jur (Sntwidtung ber ^Sfyantafie bei Weitem geeigneter atg jene $>oden, bie attenfattg ben Erfolg bewirten, bafg biefe SWäbdjen, bie int Gefitje ber*

fetben finb, fetbft red)t batb put}* unb gefaltfüd)tig Werben. $e ein*

facf)er, befto ptjantafieerregenber.

Söenn batjer bie Knaben ftünbentang mit ber Stufftetlung ge*

fd)iti|ier Sotbaten fic^ befdjäftigen, wenn fie biefetben Krieg führen, fie fiegen unb fließen taffen, fo ift bag ein fidjereg $eid)en, bafg fie biefeg Spiet intereffirt unb jwar begwegett, Weit babei itjrer ^ßljantafie freier Spielraum gelaffen ift.

©ine fpietenbe S3efcf)äftigmxg unb für bie ^aittafie fefjr nü^tid) ift bag Gauen mittetg fooiet atg ntöglid) foldjer §ötgd)en unb Stötten, bie ba§ Kinb ju einem ©attgen geftatten unb biefeg wieber in feine Streite jerlegen fann.

(12)

©ebet beut ftittbe bas erfte befte SBlatt Rapier unb tafst cs biefeg, feiner ?ߣjantafie folgenb, falten tote eg immer wolle, unb eg wirb balb einen Sogel, balb einen Sa^n, balb wieber etwag anbereg fjerbor®

bringen. Sin einfaches SBlatt Rapier unb eine ©djeere genügt, um bie

^antafte be§ ft'inbeg ftunbenlang ju befdjäftigeu, inbem eg früfjer gefe^ene ©egenftänbe: ein 5ßferb, eine Äulj je. frei aus ber ^antafie nadjfdjiteibet (nur muf? bieg ftetg unter 2Xuffirf)t gefetteten, ittn SSer- lefcungen mittels ber ©djeere gu oerljüten). Uitb fo gibt eg foIc£)er einfacher, leidfit ju öerfdjaffenber SKittel eine ÜDlenge, buref) weldje bie

^fjautafiefraft Ijeilfant genährt wirb.

211

S Oiegel für unfer SSerfyalten wä^renb beg ©pielettg ber Ä'inber gilt: bafg mir fie für fief) unb untereinanber fpielen unb ifjre ‘jßljantafie nacf) i^rer Söeife tljätig feilt laffen, nid)t aber nad) unferer i|nen utt=

üerftänblidjen unb unnatürlichen; bamit foll aber nic£)t gefagt fein, bafS man fie gar nidjt beobachten foll; man foll ^eilttaljme an ihren Spielen geigen, foll fid) mit iljnen an ihren SBerfen freuen, foll biefe loben, wenn fie eg oerbienen, nur oermetbe man wieber. eine allju grofje fiobpreifmtg, benn babttrdj fönnte leicht ©itelfeit erzeugt werben.

SDZan üerfdjaffe auch beit Jiinbern öfter eine ©efeUfdjaft, befteljenb auS il)re§ ©leidjen, bamit fie unter einanber fpielett; baburd) erregen fie gegeitfeitig ihre ^antafie unb öereint fdjaffett fie ein organifdjeS (Sange,

„fowie ung auch bie ©efdfjichte lefjrt, bafS bie eingebilbeten Silber Sßieler bitrd) 95iele ju einem organifdjen ©angen geftaltet merben tonnt eit".

Sntfalten unb pflegen mir fomit auf eine richtige SBeife ben £f)ätig=

feitgtrieb beg tinbeg! ®emt bon ber öollen Gntfaltung unb richtigen pflege ber erften Triebe hängt ab, bafg unb Wie bie ©eftimmung jebeS

2

Befen§, mithin aud) beg 3Jfenfd)en erreicht merbe.

Sßie oben bereits angebeutet würbe, ift bie öilbung ber Sbeen bon £)ö£)ercn ©eiftern (©öttern, ©ngeln, Teufeln) ÜSerf ber ^fjantafie.

Slud) hierin faitn fie mieber jur greunbiit mie jur geiitbin beg 3)?enfd)en merben.

23or

21

Hein ift bem religiöfen ©emüthe gebüljrenbe Führung ju bieten. Unb bod) gibt eS leiber ©Itern, bie i£)r ®inb bi§ §unt fd)ttl=

Pflichtigen 21lter ofjne biefe Nahrung laffen.

©ie wirb befonberS burd) ein guteg S3eifpiel, namentlidf) burd) bag ber äKutter geboten. Unb bamit beginne fie jeitig. Sie bete an ber SBiege beg $inbeS mit §lubad)t; biefeg wirb babttrd), wenn

(13)

ctucf) unbewufgt, Berührt. Saffe, o SDiutter, bag Kinb felbft einige äBorte nacfjftamnteln; bete, wie eg bir bag f>erj eingibt, fo, baß bag ©ebet ber gaffunggtraft beg Kittbeg entfpricfjt; finge Sieber religiöfen Snt)alte§

unb jörte Töne, bie Smpfinbuttgen fjöfyerer ?trt erzeugen. T ir gehört ba§ Kinb ganj, aber audj Tu mußt bentfelben gang unb ungereift gehören. SSenn bie SÄütter ifjre 5ßflidjten treu erfüllen, bann finb fie eg, bie fic^ um bie menfcfj(id)e ©efellfdjaft bag fcfjönfte, bag bleibenbfte Gerbienft erwerben. „28amt," fagt Sean ^ßaul, „fönnte fdjöner bag

•geiligfte einwurjelit, alg in ber fjeiftgften

3

eit ber Unfdjulb; ober warnt bag, wag ewig Wirfen foE, alg in ber nämlidjen, bie nie üer*

gifgt? 9Htf)t bie äöolfen beg Gor* unb S'lacfjmittagg, fonbern entWeber bag ©ewölfe ober bie Gläue beg 9.)forgeng entfdjeibet über ben SÖertf) beg Tageg." Söie pracf)tüoE, wie waf)r! ÜDWitter, werfet, erhaltet, pfleget baljer burd) Euer Geifpiel bei (Snern Kinbern ben Sinn für ed)te Sfteligiofität.! Sud) gelingt bag am leidjteften, am fidjerfien.

Sure Kinber werben @ud) einmal bafür fegnen; beitn Wenn ung ang unferen Kinberjaljren alleg aug bent ©ebäcfjtniffe fd)Winben würbe: bag Gilb unferer SOiutter, alg fie ung lehrte, fteljt ttnoerwifd)bar ftetg üor unferen Stugen.

Tag religiöfe ©efül)l wirb ferner gepflegt bitrcf) @r§äl)lungen religiöfen Snljalteg, Biblifd)e ®efd)icl)ten unb biegbejügliäje

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bbilbungen.

Stetg aber muß hierbei bie Gilbung ber Sßfyantafie berüdficfjtigt werben,

©runbbebinguttg einer gefunben ^antafie jeboctj finb flare, treue, frifdje Gilber, bie in ber (Seele üott Karen uttb beutlidjeit 2ßafyrnel)*

mttngen bleiben; fie finb eg, bie ber ^Ijantafiefraft bag befte, weil natürliche SJJaterial liefern. 5ün aEererften muß fomit 2ttteg, wag bem Kinbe jur SBafjrnefjmung geboten wirb, jur ?lufdjaumtg bar*

gereicht werben. Tiefe muß Kar, beutticf; unb rttljig tior fid) geljen oljne Sdjmerj, Sdired, SBiberwillen beg Kinbeg. Tie letztgenannten

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uftäitbe üerurfadjen eine überfdEjtuänglictje Smpfinbung unb tier|ittbern bentnad) eine flare

2

Baf)rnef)mung;‘ ber ?ߣ;aittafiefraft wirb baburd) eine 9taf)rung jugefütirt, itt Folge bereu bie burd) jene gefdEjaffeneit Gilber nicfjt feiten §xttxt -Jladjtfjeile, ja felbft jum Uitfjeile beg 9ftenfd)en augfaEen. 9Jun gibt eg aber Dbjefte, bie ber äußeren 2lnfd)auung ent*

jogen finb, aber aucf) bei biefen foE ben Kinbern gu flarett Gilbern tierljolfen Werben. ®g ift bieg bei (£rgäf)£ungen im SlEgemeinen ber FaE. Tie Gegebenheiten nun, bie erjäljlt werben, müßen Har unb beutlid) bargeftellt unb ben Kinbern feft eingeprägt Werben unb jwar

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nicht bloß bem äußeren Verlaufe nach, fottbern in ben großen @r=

eigniffen ber Srjäf)(ungen religiöfen ^rtf)alte§ miißen bie Kinber bie großen Saaten (Sotteg erfennen: (Sott felbft muß bem Sinbe jur 9ln=

fdjauung gebracht werben. 2>ag Kinb ift bafjer entweber barauf auf*

merffam ju machen, ober aber eg erfennt oon felbft aug ber

2

lrt ber

(Srjäfyhmg bag S£)un beS lebenbigen (Sotteg.

SSor StUem aber bietet bie Sftatur @elegertf)eit, an ein f)öf)ere§

SBatten ju erinnern unb jur Uteligiofität ju erjiefjen; burd) fie ge*

langt ber SOienfcf) jur wahren (Sottesfenntnig unb (Sottegerfenntnig;

erfennen mir ja bod) aug bem SBerfe ben (Seift beg Scfjöpferg biefeg ÜEBerfeg. ®iefer (Sott muß aber unbebingt für ben SKenfdjen ein guter (Sott fein, ein (Sott, bem er ficf) oertraueitsoott nähern fattn. ®ieg wirb er aber in bem SRenfcfien nicfjt, bem er in feiner Sugenb nur alg jüruenber, ftrenger Dtic^ter befannt gegeben würbe, bem bag Sollen bes ®onner§, bag .guden bes Glifeeg, ber äBotfenbrucf), ber gmgel*

fcfifag alg 2fusbritcf)e beg gorneg (Sotteg bargeftettt würben. ®em Sinbe fotl gar nichts oon §öHe unb Teufel, oon Sünbe unb ©träfe gefagt werben. 3Be|e jenen, bie bie ©eefe beg Kinbeg mit folc£)en (Srauefgeftalten erfüllen, bie bie ^Sfjantafie ju teuflifc^en, fdjredltdjen, peittigenben (Seftalten macht; wehe bem SJienfcfjenWefen, bafg eg in feiner ^fjantafie bie Kraft befi|t, ficf) 9teueg ju fc£)affen, wenn eg nur berartige (Sebilbe erjeugete!

Sg wäre jebod) fe£)r gefehlt, Wenn man glauben Würbe, bafg burd) bloße Betrachtung ber SBerfe (Sotteg bie ip£)antafie bie richtige Nahrung ermatte; beim bag Wäre ber fid)erfte 2Beg jur nichtigen Schwärmerei, jur 23ilbung gefjaltlofer ^phaittülIie • $ene wahr*

haft göttliche Kraft ttnferer ©eele würbe jur peinigenben, oerberblichen.

äöie biefem oorjubeugen fei? Gor 3lüent baburd), baf§ bag Kinb ftet£

thätig fei; bettu nur Religion ohne

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öerftl)ätigfeit, ohne Strbeit fantt jene SCuggeburten ber ^ßhantaHe erzeugen. „®er SDZenfd) muß felbft bejiehuitggweife ©c^öpfer fein, ttm ben Schöpfer ju eerftehen." ®er im Kiitbe frühzeitig ficf) offenbarenbe Scfjaffunggtrieb muß auch Zur (Seltung fotnmen fönnen; eg muß fort unb fort fchaffen unb wirfen fönnen.

(Sitte jWeite fehr wichtige Gebingttng ift bie gehörige Gilbung beg Gerftanbeg.

j&urch biefen foll bie j^h^igfeit ber ^ß^antafie feinegwegg zum Slufhören gebracht werben, fonbern biefe foll fid) nur ben Gefefjlen begfefben fügen. Sie, bie ungejügeltfte, regellofefte aller (Seiftegthätig*

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feiten, bie ba§ 23üb beS SO^enfc^ert jeljt gurn Säumling, bann gum

©iganten fcfiafft; bie bie Säume trauern, bie Spiere fpredjen läjst;

bie ben 2Salb mit geeit unb gaunen, bas SBaffer mit 9lijen füllt;

bie uns gufünftige unb oergangene ©reigniffe unb ©rlebniffe borführt:

fie bebarf beS SßerftanbeS in feinem geringen ©rabe.

®ie (Sebilbe ber $hant°fie mitten Klarheit unb $eftimmtf)eit haben; Klarheit unb 93eftiinmtf)eit aber fiitb §aupteigenfc£)aften beS SSerftanbes: folglich fann bie ^hantaf^e ^eS 23erftanbeS nicht entbehren.

SOJittelS beS SerftaitbeS bringen mir baS gufünftige mit bem (Gegenwärtigen in Sßerbinbung, fdjliefjen mir baS (Gegenwärtige an ein SSorhergehenbeS. ®ent Serftanbe fomrnt eS fomit gu, ben ©rab ber SJlöglid^feit ober ÜBahrfcheinlidjfeit ber bon ber ^han*a^e un§

borgeführten ©rlebniffe unb ©reigitiffe gu benteffen. gehlt biefer, bann quälen mir uns burch fcfjredliche Erinnerungen ober mir berfchönern fie un§, unb bie eigene ©elbfterfenntnis unb 93efferung ift unmöglich, ober aber mir fürchten etwas, baS in ber SBirflidjfeit nicfjt ober WeitigftenS nicht fo ftattfinben Wirb, unb Wir quälen unS ebenfalls unb führen bietteid)t baS befürchtete erft red^t herbei, ober aber wir hoffen weit mehr als gu erwarten möglich ift, unb bittere ©nttäufcfjung Wirb unS gutheil. — SBürbe eS burchgefjenbS berftänbige SJiertfcfjen geben, bann würbe eS nicht fo biele ©ngelSerfcheinmtgen, göttliche Singebungen, auSguftehenbe Quälungen bon Teufeln, nicht fo biele Slbergläubifche geben. ©S läfSt fich nicht hinwegleugnen, bafS man ge=

rabe unter bem Weiblichen ©efdjlechte alle biefe angeführten Serfehrt*

heiten am meiften fütbet; ber gemöhnlid)e Orunb hieüon ift befannt.

®eSh<ilb hat ia ailc*j kie SSerftanbesbilbung nur foldfje gu (Gegnern, bie ohne bie geiftige Skrblenbung beS Golfes nicht, menigftenS nicht fo ejiftiren fönnten.

$ur Söilbung eines gefunben SBerftanbeS fei einiges erwähnt.

SSor Sdleiit werbe baS Äinb an ein oerftänbigeS Xljim gewöhnt;

bieS gefchieht befonberS burd) (Gewöhnung an Drbnung, ^ünttlidjfeit, Steinlidjfeit. ©in Ä'inb, baS nicfjt üon fetbft barauf fieht, bafS fein

©pielgeug ftets am gehörigen 5ßla£ ift, bafS feine puppen nett unb rein finb, mufs bon ben ©Itern ftrenge bagu angehalten werben. (Slucfj baS trägt gur ©rgeugung ber Drbnitngsliebe bei ben Äinbern bei, bafS ihre Kleiber paffenb gemacht finb, unb weigert fich e'u Äirtb, eine Äleibuttg gu tragen, fo muf} baS nicht gleich ©itelfeit, fonbern eS fann $olge beSSewufStfeinS fein, „bafS bie©rfd)einungSluSbrucf ber ©efiitnung ift."

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Mittels bes Verftanbeä mitten wir, wie bereits erwähnt, ben innern $ufamntenhang ber ®inge erfennen, bie ©efe^mäfsigfeit, nad) roelcfjer alles auf ber SSett feinen 2ßeg ge^t. Unb wo i)errftf)t mehr (Sefefcmäfügfeit als in ber Statur? ®ie Statur ift eS alfo toieber, in ber unb an ber mir baS Sinb oud) in biefer 9iid)tung gu erjie^en haben. Väter, SDWttter! nehmt baher eure Sinber unb führet fie hinaus in bie Statur, unb fragen fie euch, Warum? woju? Woher? wie? bieS unb jenes fei, fo antwortet ihnen fafSlich, oerftänblicfj.; untertaffen fie aber biefe fragen, fo ftellt felbft geiftanregenbe, bamit fie gezwungen werben, uadjjubenfen unb oielleicfjt oon felbft auf neue Fragen ju fontnten; benn nur ba fann ficf) ein gefunber SOJenfdjenüerftanb bilben, wo eine flare, richtige Slnfidjt ber ®inge ber SBirflidjfeit jur VafiS gegeben Wirb. Saburcf) wirb alles Sraftiren mit leeren Spefulationen oerhinbert, ber Voben ber

2

Birflid)feit wirb nidjt Oerlaffen!

(Schon oben würben bezüglich beS ©rjählenS einige Slnbeutungen gegeben; eS ift bieS ein fo wichtiges Moment bei ber ^hantafiepflege, bafs bieS als eigener ^unft behanbelt ju werben oerbient.

2

öie fdaren fich nicht bie Steinen um bie ^erfon, oon ber fie wiffen, bafs fie oon ihr ein @efdf)icht(f)en ju hören befommen; fie ift ihnen eine liebe, tljeure ^Serfon.

SBie in oielen Fällen, fo fönnen Wir ganj befonberS hierin bie ftinber ju mtferen ßeljrmeiftem unb Dtathgebern Wählen unb am beften werben Wir fahren, wenn Wir ihnen folgen. üftit ftürmifchen Sitten bebrängen fie uns, unb leiber, bafs ficf) oiele erft beftürmen taffen;

fie wiffen wahrlich nicht, was fie thun. ®arum ergäben wir ben Sinbern rec^t oiel (mit gehörigem ÜRafje), recht fchön unb redfjt gut!

©n SfUjuöiel in ben (Stählungen ift wo! nicht fo leicht ju be=

fürchten, eher aber, ob audj ber Inhalt berfelben unb bie Slrt unb 95>eife beS (SrjählenS gut unb richtig ift.

SKan foHte glauben, bafs (Stählungen aus ber ftinberwelt bie sphantafie beS tinbeS ftarf in Slnfprucf) nähmen; bem ift aber nicht fo; benn baS S'iub will feiner Stnfd)auungSWelt entrüdt, eS Will über ficf) hinausgehoben Werben, bod) gefcf)ieht bieS unter ber »ebingung, als ihm alles üerftänblid) ift, unb baS ift in ben Fabeln, 9)lärcf)ert, Sagen unb VoIfSerjählungen am früheften ber Fall, unb unter biefen finb Wieber bie beiben erften bie ^ßhantafie beS ftiitbeS am meiften anregenb; benn in ihnen finb gewiffe geiftige Sbeett burch Singe unb (Srfcfjeinungen aus ber Statur oerfinnlicf)t, beruhenb auf ber (Erfahrung,

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bafg jwifdjen gewiffen Vorgängen int ©eifte unb in ber -Statur auf=

fattenbe

2

Ienlid)feiten ftattfinben; aucfj bie ©leidjniffe unb Parabeln gehören fjiefjer, bereu fid) Diele ßefjrer bes SSolfeä bebienten, um er=

l)abene überfinnlidje

2

Bal)rfyeiten aud) bem Ungebilbetften anfd)aulid), flar unb beutlid) ju machen; bod) barf ber geiftige

3

nl)alt berfelben bie gaffunggfraft be§ Sinbe§ nidjt überfteigen. Stm meiften entfpredjen biefer Sluforberung bie äftärdjen, ba fie au§ bem ßinbeSalter ber 9ftenfd)f)eit fjeröorgegangen finb, bie in biefer ßeit bemüht mar, bie Gsrfcfjeinungen ber Statur unb bie @ntftel)ung ber Singe burd^ bie Sßljantafie fiel) ju erflären, weil fie e§ burd) bie Senftljätigfeit, ben SSerftanb, nod) nidjt tfjun fonnte.

2

ltö Sn^alt ber gabel eignet fid) am beften ba§ Sfyierleben; in tl)r bettfen unb fpredjen bie Spiere wie ber SJJenfd). Sie finb furj unb bireft, unb bie ju üeranfdjaulidjenbe

2

Baf)rf)eit fomrnt in bem Spiere am beutlidjften jur

2

tnfd)auung, benn in jebem Spiere brängt ficf» ftetg eine £>aupteigenfd)aft fjeroor: in bem $ud)fe bie Sd)laul)eit, in bem 3iaben bie Stel)lluft, in ber Gstfter bie ©efc£)Wät}igfeit u. f. w.

Sie Sage entfpridjt bem (Seifte be§ Solfeg, bal)er and) leicfjt bem be§ Sinbe§. Sie ift befonberS infofern jur SInregung ber 5J3l)antafie geeignet, als fie Wol Wirflid)e ÜDJenfdf)en junt Stoffe fyat, biefe ©eftalten aber über alle Sdjranfen ber mettfd)lid)en Sürftigfeit fyitmu§ erweitert unb ba§ Serbienft tiieler großer güljrer ber Sölfer, gelben, Stifter üon Staaten, Religionen u. f. w. einzelnen jufdjreibt. So fließen in gauft alle tauberer, in Gsulenfpiegel alle Sdjwänfemadjer be§ 9ftittel=

alterg jufammen; fo Rängen fid) an Obt}ffeu§ bie Scf)tffermärd)en ber

©riechen u. f. w. Sie gehört

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t ben öolfgtfyümlidjen (frjäfylungen, bie alle in einer im guten Sinne gemeinen unb baljer faf

3

lid)en gorm gegeben werben fünnen unb jwar in ^Srofa, bie für bie tiuber am Oerftänblidjften ift.

Sod) merfe man fid) wof)l, bafs man faft immer nur bie ®e=

fdjidjte erjäljle; ofyne (Einleitung ftelle man ba§ ©efd)el)ene lebhaft, nie ober nur l)öd)ft fetten üoit einer furjett iöelefjnmg unterbrochen, bar unb fei nie ju Weitläufig, benn bas langweilt.

3

m gatte ber 9?otl)Wenbigfeit finbe eine Unterbredjung immer nur burd) furje Sd)il=

berungen be§ befonberS Sluffälligen ftatt, ofjne fid) in Malereien aus*

jubreiten. Sßer biefe Regeln nidjt faffen Will, ber fjöre bod) nur ben Sittbern ju, wie fie nad) biefer angegebenen SSeife ergäben, unb afynte fie nad).

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äöaS über ben Snljalt ber (Stählungen gefagt würbe, gilt oon ben Südjern, bie ben Sinbern jum liefen gegeben werben. Unb bod), wie arg wirb ba oft oon ben (Sltern gefehlt! Eine bem Sörper fc^äb=

lidje Speife ifjreit Äinbent gu geben, Oermeiben fie äugftlidj; inwiefern aber ein Such fchänblidjen Spaltes ber garten Seele ©fabelt bringen fönne, um baS finb fie nicEjt beforgt. 9tur Süd)er bes fittlidjfteu Sn=

halteS finb ben Sinbern gu geben.

Zweitens ift oor bem guoieEefen gu warnen, benn burd) biefeS erhält bie $haittcifie äut>ieI Material, etwas, baS oon befonberem Stach*

theile für fie ift (wa§ übrigens auch &ei ber Sammlung beS Stoffes für bie ^ßf;antafie in ber Statur, burd) @rgäf)lungen, burch guoiel Spielen jc. gu merfen ift), benn baburcl), „bafs fich Silb an Silb in regellofer p Ee brängt, wirb bie ^fjantafie üppig; bie Silber ber

^Phantafie gaufelu in bunten unb unfteten Serwifrf)ungen.

§ier ift ber Ort, auf eine Slrt oon Süchern aufmerffam gu machen, bie im ©eure ber ,§offmannfd)en gefchrieben finb. So un=

fchulbSöoE unb harmlos biefe in ber Xfjat finb, fo öerberblid) tonnen fie für bie Pjantafie Werben. Sie finb bie Romane ber Steinen; fie leifteu bem fpäteren oft unheilooEen 9tomanlefen ben eigentlichen Vor*

fchub. Sie gefallen gar gu gut, werben gu eifrig unb gu oiel gelefen, unb bie ©ebanfen werben in eine geträumte Sbealwelt gebannt, ber bie Vorgänge unb gorberungen beS täglichen SebenS nicht entfpredjen, unb eS ift ernfte gorberung an bie ^ß^antafte, bafs bei ber Segeifterung burd) fie bie Sefonnenheit nicht oerlorengehe, bafs fie unS „im träumen bennod) wachen laffe," bafs Wir unS jeben Slugenblid befinnen fönnen, bafs wir eS mit „luft’gem Ötidjts“ gu thun haben.

Somit fehen wir, bafs baS Sdjäblidje beS 9tomantefeuS weniger im Inhalte als oielmehr in ber SIrt beS SefenS liege. 2öenn biefer ©runbfa|

auSgefprod)en wirb, fo haben fe(bftoerftänblid) foldje Romane feinen lutheil baran, beren Säuberungen in fittlicher ,'ginficht ernft bebenflid) finb; benen eS ferner um baS Sutereffante beS Steufjeren mehr gu thun ift, als um baS innerlich Süchtige. Sille anbern 3tomane fönnen unter ber Sebingung gelefen werben, bafs fie an ber §anb eines oernünftigen

@rwad)fenen wahrhaft ftubiert werben. Sn ben Romanen erfdjeint ber SDtenfd) in ben oerfd)iebenften SebenSlagen; in ihnen fommt baS gange Seben nad) £ocf) unb Stiebrig, Sinn unb 9teid), ©lüd unb Unglüd gur Infchauung; hier fann ber Sefenbe auf bie höheren geiftigen wie auf bie nieberen Sräfte beS SOtenft^en aufmerffam gemacht werben.

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(Gerabe baburdj, bafs an jeben Roman biefe {yorberungett geftelft werben mü^en, ift er am wenigsten geeignet, bie “ißljantafie affgttfefjr gu er=

f)i|en, ja er gefjört im (Gegenseite gu jenen nüfefidjen Sidjtunggarten, Welche bem Sefer eine gefmtbe Sßeftanfcfjauung Beibringen unb ifjn wafjrfjaft bilben fönnen; aber nur unter (Erfüllung ber angegebenen 23ebingung, fonft wirb gerabe wieber baburd) bie @rgäf)fung beS Romaneg fjödjft fdjäbfid). Siefe bewegt fidj näntlidj auf Wirffidjem 33oben; ber Sefer fann fid) leicfjt mit bem gelben ibentifigieren, er glaubt ant @nbe aud) bag gu erreichen, wie biefer, fjat nur ftet§ bag Refnftat üor Stugen, nidjt aber bie ÜDZittel, bie perfönlidjen (£igen=

f^aften, bie bem gelben gu (Gebote ftanben, bie Serljäftniffe, in benen er lebte. Saburd) atfo, bafg ber .Qögfing unter einer öernünftigen Seitung ben Sntyaft in fid) aufnimmt, ober aud) baburd), bafg fid) bie eitern .genaue Redjenfdjaft über bag (Gefefene geben laffen, fann bie fdjäblidje SBirfung beg Romanfefeng inSbefonbere üermieben werben.

Senn baburd) Wirb bag ß'inb gu geiftiger Strbeit gezwungen, unb „bei ber Strbeit begeht bie ^ßfjantafie feine Slugfdjweifungen." (Surtmann.) (Radjträgtid) fei nocf) erwähnt, bafg eg befonberg SRäbdjen am afler=

wenigften ertaubt fein folfte, Romane gu lefen, ba ofjrtefjin bie itnge=

wöfjnlidj wadjfeitbe (Gefdjwinbigfeit in ber SSeränberuitg förperfidjer 3uftiinbe an unb für fid) ben Sauf ber Sßorftellungen befdjfeuniget).

Surdj bie SBorte, beren Wir ung bei bem (Ergäben bebienen, foffen fdjarfe unb beftimmte (Gebanfen gur Srfdjeinung fommen; bocfj fjanbeft eg fid) aud) oft barum, (Gefüfjfe, ©mpfinbungen, (Gemütf)g=

guftänbe gu üeranfdjaulidjen, unb bag gefcf)ief)t burd) bie 9Rufif. Sagu ntufj jebod) üor STUem ber (Gefjörfinn bie gehörige 23erütffidjtigung finben. Söurbe fd)on oben bei bem (Srgäfjfen eine wofjfafgentitirte, beut*

tid)e unb öernetyrnfidje ©pradje geforbert, fo ift je|t, wo eg fid) um birefte pflege beg (Gef)örfinneg fjanbelt, bieg um fo rnefjr gu forbern.

Sag SBo^ftönenbfte Wirb an bag £>£jr ber ffeinen tinber befonberg burd) ben (Gefang gebracht. Sebe Sftutter ober tinb eg Wärterin finge ba|er fo befc£)affene Siebcf)en.

gur pflege ber ^^antafie bient aud), bafg man bie ßinber SOhtfif lernen läfgt, nur hüte man fid), bie ®inber gu Sirtuofen fjer*

anbitben gu Wolfen. Surdj gn fc^Wiertge SJtufifftücfe Wirb bie tafie beg tinbeg gerftreut unb üerwüftet unb baburd) bei förderlich fdjwädjeren Raturen, ingbefonbere bei bem weiblichen (Gefdjfedjte, eine Ueberreigung unb Zerrüttung ber Rertien öeranfafgt. Rur Sompofitionen

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ernfteren Stiles finb ju wählen unb alles weichlich ßerfloffene unb auf ben finnlic£)en CSffeft ober bie Anregung ber Seibenfdjaften Se=

regnete ift auSjufchließen.

Einer Seetenfraft muß nocf) Erwähnung geftfjefjeu, bie unbebingt im ®ienfte ber sp^arttafie ftefjen muß: e§ ift bie§ bie @ebäc^tni§fraft.

„®urch biefe Sraft wirb bie Seele §u einem tiefen Sdjachte, au§ bem jebergeit SBorte, Silber unb £öne fjeröorgerufen werben fönnen, bie bem £f)Mt ber ^hantafie entfpredjen." Se ftärfer ba§ ($ebäd)tni§, befto me^r Stoff fann gefammelt werben. Son nod) größerer Stotf)' wenbigfeit für bie ^p^antafie ift aber eine anbere Eigenfc^aft be§ (Se=

bädjtniffeS, bie Wir mit bem 2Borte „SEreue" bejeidjnen; e§ ift bieS jene Eigenfchaft beSfelben, bie fich ber unoeränberten SSiebergabe beg (Semerften äußert.

Se genauer unb beut(id)er wir ba§ Sinb ben aufjunehmenben (Segenftanb nacf) allen Seiten betrachten taffert, unb je öfter wir bie§

wieberholen, befto fefter finb bie Sorftedungen, bie oon ber

2

Baf)r=

nehmung juriidbleiben, ber Seele inwohnenb. Um nun ba§ Sinb für ein genaues Slitffaffen gu erregen, muß ber (Segenftanb mit ber nöthigen Sebfjaftigfeit oorgefüf)rt werben unb nur ber Oegenftanb, ber ba§

Sntereffe beS SinbeS erregt.

Sn ber Sugenb ift bie Sütffaffung be§ attenfcfjen afe am borgen feines SebenStageS am frifcheften. S)er jugenb(id)en Seele ift ftaunenb oie( eigen ju machen. Seiber beuten manche Eltern bieS jum 9lach=

theile beS Sinbeg au§, inbem fie basfelbe in ben erften Saljren bereits nicht genug lernen taffen fönnen. ®aburcf) Wirb bie ^Phatttafie in ihrem Umlaufe gehemmt, „ber (Seift erftarrt förmlich."

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lße§ ferner, ba§ bei bem Sinbe juoiel $erftreuung bewirfen fönnte, muß oon ihm ferngehalten werben; fie Wirb befonberS bewirft, Wenn bem Sinbe juüiel jur Söahrnehmung geboten wirb: aßjuüiele Reifen, ju mancherlei Spielfarfjeat, ein ju bewegtes Seben um baS Sinb, fie fchäbigen bie (Sebäd)tni§fraft beSfelben, benn „Wo oiele Sorftedungen fid) brängen, ba wirb auch fiel oergeffen" (Solfmann).

Ebenfo gefehlt ift eS oon Eltern, Wenn fie baS ©ebädjtniS ihrer Sinber mit Stoffen belaften, für bereu Snljaft biefe fein SerftänbniS unb fein (Semütf) haben: wie wenn j. S. ber fiebenjährige Snabe Saltaben oon Sdjider jitirt. — lleberljaupt ift e§ bi§ jum fechften Sahre gar nicht nöthig, mit bem Sinbe befonbere (Sebächtnisübungen

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borgunefjiuen, benn ohnehin nimmt e§ aus feiner Umgebung genug auf unb fo feft, bafs eS nidjt leidjt berloren geht; bod) ift eS ratsam, manches früher SlufgefafSte burdj bie ©rinnerungsfraft wieber jum SeWufStfein ju bringen. Stad) jener genannten $eit jeboc^ rnüfjen mir bem (Gebädjtniffe eine befonbere pflege guwenben unb bemfelben (Gutes unb SdjöneS jufüfjren. $ur (Gebäcf)tniSübung liefern befonberS (Sprüche unb Sprichwörter bortrefflidjeS ÜDtaterial imb felbft Wenn einige ihrem Sinne nad) nidjt fogleid) bon bem (Geifte beS &titbeS erfafst werben fönnen, fo läfst fidj unter ihnen bocf) eine folcfje SluSWaljl treffen, bafs ihre

2

öa[jr(jeit an leicht oorfömmüdjen Sreigtttffen nadigewiefen wirb, unb bas Äinb barauf aufmerffant gemalt werben fann. 3tm aller*

beften jebod) prägt fid) bem (Gebädjtniffe ba§ ein, was wir gefe^eit haben. SBo jebodj nur SEBorte gebraucht werben fönnen, um bem Sinbe etwas einjuprägen, fo füllen biefe, Wie Wol bereits erwähnt Würbe, lebhaft unb mit bem gehörigen geuer oon Seite bes SJtittheilenben Begleitet fein. Sann foll aber auch oon bem S'inbe baS (Gehörte nach- erzählt werben.

(Gang befonberS bebingt wirb aber ein gutes (GebädjtniS burch ein gefunbeS Sterüenfljftem, befonberS burch ©ejunbheit beS (Ge*

hirneS. Senfen wir nur an bie eintretenbe SdjWädje bes (GebäcfjtniffeS im Sllter ober nad) tranfheiten, welche baS Sterbenfijftent befonberS erfchütterten! (Siefer Sßunft erfährt am Schluffe eine nähere (Erörterung.)

Ser (SinflufS, ben bie Statur auf bie ^halttctfie mittelbar nimmt, ift bereits einige SJtale erwähnt Worben: bod) auch ber birefte (Ein*

ftnfS berfelben fann nidjt genug gewürbiget Werben.

Ser SÄeitfd) fühlt fiel) bon ber Statur gel)eimniSboll angejogen, er ftjmpatljifirt mit ihr.

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n ihr erfennt er ein ßitnftWerf, an bem er fich erbaut unb ergäbt. SieS äußert fich bei bem fö'ittbe, baS feine greube an einfadjen Slumen mehr als an gucferbrot hat unb fich Shiere ju Spielgenoffen Wählt. Sie Statur ift baS Sud), baS jeber (Einzelne jebeS SolfeS ju lefen berfteht; fie üerfdjafft unS bie reinften, ebelften greuben. p r bie in 9tebe fteljenbe geiftige traft Wirb aber bie Statur befonberS baburdj einflußreich, inbem baS $inb fjier auf wirtliche, wahrhafte (Erlernungen gerietet Wirb, eine ber (Grunbbebingungeu jur Silbmtg einer gefunben ^hantafie. SJtan gluitbe ja nidjt, bafs man genug gethan, wenn man bem tinbe ein natur*

Wiffenfcf)aftlid)eS -SBerf gu lefen ober Silber jur Slnfidjt gibt. Sie

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Silber finb oft frifjledjt, bie Vüdjer burd) abenteuerliche Sdjilberungen eher geeignet, ber ^antafie beS SinbeS gu fchaben. Sn bie Statur hinaus muß baS Sinb! SaS (Stubenhoden unb baS StUeinfein ber Sinber taugt gu nichts. SaS Sinb muß bie Statur feljen unb gwar in. ©efeUfchaft, wenn eS eine gefunbe 5ßhantafie erlangen foll. 2ßie tonnten uns bie Sid)ter bie Vranbung ber See fo ooll SSahrheit malen, ohne einen Seich Währenb eines Sturmes gefefjen gu hoben?

©lüdlicf) bas Sinb, beffen eitern bieS beherzigen unb barnach hobeln;

traurig für biefeS, baS gwifchen ben üier SSanbeit oerfümmern muß!

Führt baher eure Sinber in ben ©arten; tafSt fie felbft «ßflangen pflegen; oerfd^afft ihnen ein 5£^ier, baS ihnen garter Spielgenoffe fei;

burchtoanbelt mit euern Sinbern an ber £anb, 28alb unb gelb!

Sann müßt ihr aber auch unermüblid) fein, ihre (felbft oft fettfamen) Fragen freunblid) gu beantworten. Sa eS ift fogar mit Freube gu begrüßen, wenn baS Sinb recht lange bei einem Objefte oerwetlt unb recht oiel fragt, benn baburdj gewöhnt eS fich an ein aufmerffanteS, forfchenbeS Beobachten, erhält in fich bie empfangenen Einbrüde Har unb feft unb bewahrt fid) oor bem unfteten unb müfjelofen Slnfehen unb Stnhören.

äöenn nun fo baS Sntereffe beS SinbeS für bie Statur erregt ift, fo wirb eS bei jebem Singe, baS ihm aufftößt, fragen: 2öaS ift baS? wie heißt bas? <pier fommen bie Ettern oielleidjt gar oft in Verlegenheit, Weil fie eS felbft nicht Wiffen ober weil fid) baS Sinb bie eigentliche Bezeichnung fd)Wer merfen würbe. SluS biefer Verlegen*

heit fönnen fie fid) leicht helfen unb ber Sßljantafiefraft beS SinbeS baburd) oiel nü|en, inbem fie eine ober mehrere Eigenfdjaften, bie biefeS Sing mit einem anberen befamtten Oegenftanbe gemein hat, herausgreifen unb nach biefen Eigenfdjaften jenem unbefannten Statur*

binge ben Stamen be§ befannten OegenftanbeS beilegen. So fann g. S.

ohne Vebenfen eine ^ßflange mit großen Vlättern ein Sonnenfdjtrm genannt werben; bie Vlüten beS EifenljuteS unb fomit bie gange

^flange „Sutfchen" je.

Um nun aber bie Statur in fich aufnehmen gu fönnen, bebarf ber äftenfd) gefmtber Vermittler htegu, nämlich ber Sinne. Vor §lHent ift bem 91uge unb bem

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hre eine gehörige pflege gu wibmen; burch jenes nimmt er bie reigenben ©eftalten in fid) auf; mittels biefeS oer=

nimmt er bie Söne unb Slänge unb erfährt auf einem weiteren Sßege,

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„was fid) ber 2Mb ergäbt", wag ber Vad) murmelt, welches Inhaltes ba§ Sieb ber Vögel ift.

Sti<fjt unerwähnt fann eitblich Bleiben, bafs bie Eltern ihre Sinber jur ftrengften Sittlichfeit gewöhnen, bafs fie bie (Srunblage

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t einem fittlicf) feften Et)arafter geben fotlen. Stur burd) einen wahrhaft fittlichen, benfenben (Seift bewahrt fich ber SDtenfd) oor ^ßhantafieOer*

irrungen; nur burch einen folgen (Seift „wirb bie gaufelnbe $tucht ber Beftechenben Vilber angehalten"; oon bem ßharafter eines SDZenfcf)en hängt axtcf) bie Slrt feiner ?ßhantafiegebttbe ab. VeWeiS bafür liefert uns ber Eharafter ganger Völfer. ®te (Sried)eit, bereu Seben bie eigentliche (Seftalt beS Vöfen nicht jeigt, fönnen fich auch feinen böfen (Sott bid)ten; in ben orientalifd)en Religionen hingegen erfennt man in ben baS Sd)äblid)e wcKenben (Söttern bie Steigung junt Vöfen, wie fie in bem Ef)arafter biefer Stationen lag. ®aher biefeS heitere, fchaffenbe Seben ber ©riechen mit ihren framblichen (Söttern, hingegen baS brütenbe, ängftlidje ber Orientalen mit ihren fie überall hin oerfolgenben, angrinfenben. SJtan benfe in biefem lotteren gatle nur an bie Snber.

Bei ber SL£)atfache, bafs Wir bei ber ^hätigfeit ber 5ßl)antafie

©efühle h^öen, muß bie Erstehung auch Befliffett fein, baS Sinb nur gu ben ebelften (Sefüljlen gu leiten. Von Welcher SBidjtigfeit bieS' fei, Wirb man leicht einfe^en, wenn man für wahr hält, bafs Bei einem weniger geBilbeten (Seifte, aber ridjtig gebilbeten (Sefühle, aud) bann baS Richtige burd) bie ^ßhantafie getroffen werben fann. Von ber SBahrheit beffen fann man fid) Bei ÜDtäbd)en üBerjeugen, bie baS

@d)önf)eitSgefühl fid) gefdjmacföotl fleiben läfst. Stur meine man nicht, bafs hiemit bieStichtBilbung beS VerftanbeS gugegeBen fei, benn in biefem gatte würbe baS §erg bie föerrfdjaft über ben Sopf erlangen.

®er SJtangel an Raum geftattet nicht, ein Stät)ereS barüber gu äußern. SBir wenbeu unfere Slufmerffamfeit ber ^ßftege beS Sternen*

ft)ftemS gu, oon beffen Vefdjaffentjeit großentheitS, ja oietteicht größten*

theilS bie (Sefunbt)eit ber ^hantafie abhängt, benn felbft bie größte Energie beS SSiltenS üerntag über bie Shätigfeit ber ^hanMie nur wenig, wohingegen jeber erhöhter Reig ber SterOen and) auf bie (Seele einwirft. Sluf fie müßen wir um fo met)r eben fo oiel Vebacht nehmen als auf ben (Seift, inbem eS uns nicht Befannt ift, wie weit bie Entwidtung beS (SeifteS oon pfhdjifchen unb förderlichen Slulagen abhänge.

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®ie Ueberfdjwängerung beS Sluteä mit &ol)lenfäure *) wirft fetjr rafdj oergiftenb, namentlich anf We Sterbenjentren, auf ba§ (Gehirn.

Stun mü^en wir aber in gesoffenen Räumen, wo feine entfpredjeube SSentilatiort borhanben ift, unb burd) beit größeren borhanbenett Sheil ber Sohlenfäure Sauerftoff öerbräitgt wirb, mehr Soljlenfäure athmen.

2Bie fehr oerfüitbigeit fich f0I*üt (Eltern ait iljren ftiiibern, Wenn fie biefelbett in (Gaftljäufer, SCangfäle unb an 0rte überhaupt mitnehmen, wo bie armen (Gefdjöpfe mit jebent Slthemjuge (Gift einfaugeit! S)ie föinber führe ihr

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Beg au§ bem elterlichen §aufe nur in ba§ greie, hier athmen fie eilte frifche, reine Suft ein, hier werben fie ftarf unb fräftig werben.

Sicht übt auf Sßflaitjeu unb Spiere einen großen SinflufS au3. Sterböfe, reizbare S’inber barf man nicht bem grellen Sid)tein=

brude au§fe|en. SDoch barf man ba§ Sicht auch lieber nidjt ju fehr milbern, inbent baburd) Unruhe, Slngftgefüljle, aufregenbe @imte§=

täufdjungen erzeugt werben fönnen. Sin milbe§, möglidjft gleich*

förmige! Sicht ift bor SlUetit borgujieheit.

®a§ Petroleum berbröngte alle früheren 23eleud)tung§mittel ttnb nid)t ju uitferm Stufen. S)a§ glacfern, bie zeitweilig fleinen Sj'plo»

fionen be§ nicht fehr reinen ©teinötö unb bie grofje SBärnte ber nahen Sampe greifen nebft ben Singen auch ^ (Gehirn an. Sludj ift bie Sohlenfäure =

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lu§f(^eibung bei Petroleum ftärfer als bei (Gag unb natürlich noch biel mef)r afö beim Del.

Sebeutenb ift ber Sinfluf§ be§ taffeeS auf ba§ Sterbenfpftem.

S§ ift eine alte Sehre, ber Kaffee belebe unb reije bie ^Shar[tafie. ®a§

Ä'inb aber befi^t ohnehin eine größere Üieijempfünglidjfeit; Wirb biefe burch Kaffee nod) bermehrt, fo entfteht eine fReihe nerböfer Sranfheiten, welche bei ber angegebenen ÜDtitwirfung ber Sterben gnr 5ßhaittafie für ben äftenfcfjen boit großem Stachtheile fein fönnen.

(Geiftige (Getränfe, befonberS SBein, finb für ba§ Ä'inb (Gift, SDtilcf) bafür für fie ba§, Was ber SBein für bas Sllter.

Sin ftärferer unb längerer (Gebraud) oon ftarf gewürgten ©peifen (bon ©ewitrjnelfeu, 93tu§fatnüffen, gimmet, Pfeffer, ©enf zc,) wirft auf ben Organismus erljtßenb uitb ift fomit für Äinber, bie in ihren Sterben fd)Wad) finb, fdjäblid).

*) Stfad) D r. ©aufter§ ©efunbfjetföpflege.

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Saite ober leicht laue Safcfjungen unb Reibungen finb fefjr empfehlenswert^; Werben fie jebocE) fräftig unb mit fef)r faltem SBaffer oorgenommen, bann wirfen fie fefjr erregenb auf bie Reroen.

SRangel an förderlicher Bewegung Jjat nebft anberen Uebel*

ftänben and) eine neroöfe Reizbarfeit jur golge, bie unS üerftimmt unb nufere Sjriftenz minber angenehm macht, bie fieüensfreubigfeit heraBfe^t, ein Erfahrung§fa£, ber bie pflege beS SurnenS ernft forbert.

©djlaf ift äußerft nöthig unb zwar ein ruhiger, Bei Sinbern

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©tunben bauernber. Eine längere Berminberung ber bem Einzelnen nothwenbigen $eit beS «Schlafes rächt fich ™ ber Regel; eS treten befottberS neroöfe Seiben auf. (Sine Bermiuberung wirb burd) baS Sräumen oerurfad;t. $u ben ÜDtärdjen, Sagen, furz gu ®e=

fd)id)ten, beren Snljalt einer gewiffen SluSbilbuxtg burch bie

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ßhnn=

tafie noch fähig ift, fei noch nachträglich erwähnt, bafs biefe furj oor bem Schlafengehen nicht ju erzählen finb, benn ade biejenigen ßim pfinbungen, ©efühle unb Begehrungen, Weldje oor bem Sd)Iafe im BewufStfein herrfdjenb finb unb fich üor bem ®infd)tafen in bemfelben, obgleich nur mit oerminberter SIarf)eit erhalten, gelten als traumer*

jeugenbeS Element. Ser Sraurn jebocf) ift, wie Sinbner fagt, ein Borbilb ber Seelenfranftieit unb fiubet fich Bei ©efunben fel)r feiten, am 'häufigften, bei tiefer förderlicher unb geiftiger (Srfdjöpfung oor;

alleä wa§ ihn herbeiführt, ift fomit ju üermeiben.

ÜDtögen bie geehrten Eltern biefe wenigen aber wohlmeinenben Süöinfe beherzigen unb barnaef) hobeln! Sie Eltern finb unb bleiben immer bie erften, beften, einflufSreichften Erzieher ber Sinber; ihnen gilt ber SlüSfpruch eines gebiegeneit Sßäbagogen: „Rur bann erlangen Wir eine Reugeftaltung beS IjeranWadifenben ©efd)Ied)teS, wenn wir auf baSfelbe in ben erften Stabien feines SebenS eiitjuwirfen bemüht finb."

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2)aS Schuljahr 1873/74 würbe am 1. Oftober mit einem feierlichen (GotteSbienfte eröffnet unb nahm ber regelmäßige Unterricht fcf)on am 2. Oftober feinen Stnfang. Serfetbe würbe in fünf 3)?äbcf)en=

ffaffen, oon beiten bie erfte ttaffe über SefcfjfufS ber löblichen ©e*

meiubeüertretung tiont 9. Sitli 1873 mit Segiitu beS abgefaufenen

©cfjutjahreS eine 5ßaralIe(aBtf)ei[ung erhielt, unb in oier SnaBettflaffen erteilt.

SDen Unterricht in ber neu errichteten ^aratletaBtheilung leitete zufolge SefreteS oom 20. OftoBer 1873 ber abfoloirte SehramtS*' fanbibat §err S o f e f 9U)bfa.

Sou ben 10 zum Unterrichte nothtoenbigen Staffenziinntern Be=

faitben fic^ 8 im ©chutgebäube felBft, währenb 2 in ^rioatgebä’uben untergeBracht waren. ®er Umftanb, bafs ber Staat bie (£ommitnaI=

Unterrealf^ule mit OftoBer .1873 üBernahm unb bieferbe zu einer Dberrealfchule erweiterte, war für bie (Sommuna^SotfSfchuIe infofern oom Sortheite, als baburch bie oon ber ©emeinbe zu 3ieatfchulzwecfen gemietheten Sofalitäten in bem ehemaligen SanbrechtSgebäube frei Würben unb oon ber ©ommunakSoffSfdjuIe fofort Benützt werben fonnteit. Stuf biefe äöeife gewann bie ©tfjute ein ®an§rei=, refp.

Konferenz* unb Sehrmittelzimmer, einen Keinen Sitntfaal unb ein Sefe*

Zimmer, wetch legeres zugleich SiBfiothefzWecfen biente, äßiewoht biefe neuen Siäumtichfeiten nic^t befonberS entfprechen, weit fie eben außerhalb bes ©cfjutgebäubeS gelegen finb, fo muß bocf) zugegeben Werben, bafs fie üor ber ipattb bringenben Sebürfntffeit abhetfen unb infolange, atS bie (Sommunat=9MfSfd)ufe mit ber f. !. £ehrerbilbttngS=

Wnftalt unb ber bamit öerbunbenen UebungSfchufe iit einem ©ebäube untergebracht ift, unentbehrlich für bie @cf)ute finb.

Sefchranfte fich &er Surnunterri^t bei bem fanget eines £urnpta|eS Bisher auf btofjeS Junten im ©djulzimmer, fo fonnte bemfelben heuer bei

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bem Vorhanbenfein eines eigenen Suntlofaleg eine größere

2

Iusbef)nung gegeben werben. Sn bem Sefe= unb 83i6lio%fjimmer würben bie Dom föbl. Drtf)öfchulratf)e für ben Sehrförper bewilligten geitfdjriften Zur Venüfeuug aufgelegt, unb fanben ficf) in bemfelben aßwod)eiitlid) ju beftimmter ©tunbe überbieS nod) bie ©djitler ber oberen Slaffen ein, mn oom SBibfiot^efar §errn Sofef 9it)bfa mit Büchern betheilt ju werben.

2Bag bag ©tunbenau§maß für jebe einzelne Slaffe anlangt, fo hielt fid) ber löbl. OrtSfdjnlrath aud) heiter wieber an bie oott ihm im Vorjahre getroffenen Veftimmuttgen.

Von ben an ber

6

ontnutnat=Volfefd)ute eingeführten Sel)rbüchern üerbienen bie Vitdjer für ben 9led)enuttterricht oon Dr. SRocitif ihrer oorzüglidjen Sfittage wegen befonberS her

00

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9

e^°^m ä

11

werben.

Bei biefer ©elegenheit fei benterft, baß bie armen @d)üler zufolge Drtgfdjulrathgbefdjluffeg mit aßen nothWenbigen Vüdjcrn unb fonftigen Sernmitteln Oerfehen würben.

Slnt 4. Oftober unb arn 19. Sioüeutber nahm bie ©djuljugettb aug Slnlafg ber hohen SRamettgfefte Shrer SJJajeftäten ant ©ottegbienfte theil. @o betheiligte ficf» biefelbe aud} an bem am 2. ®ejember jur geier beg 9tegierungg=Su6iläumg ©r. äJJajeftät mtfereg aßergnäbigftett Saiferg Franz Sofef I. abgehaltenen ©ottesb'ienfte.

Sanfenb fei erwähnt, bafg ben Sehrerft ber (Sommunal=Volfg*

fcf)ufe bie üon ber löbl. ©emeinbetiertretung für bag Sah1' 1873 be=

Willigten 15% SEheuerung§beiträge aud) für bag Sahr 1874 belaffett würben.

Sn ben währenb beg ©d)uljahre§ abgehaltenen 9Konat§fonferenjeu Würben nicht nur alle bag gefammte ©djulleben betreffenben 5fnge=

iegenheiten befprodjen, fonber'n auch bie Sehrpläne einer .eingehenben Verathung unterzogen. S ie oom ho<f)l. f. f- fc^fef. Saubegfcfjulrathe oerfafsten Normal = Sehrpläne, welche ber Verathitng alg ©rünblage bienten, Würben berart tierooßftänbigt, bafg bie für bie einzelnen Staffelt toorgejeidjneten Sehrftoffe größere Slugführung fanben. Sngbefonbere erfchien eine ©pecifieirung beg itt jeber Slaffe zu behanbelnben Unter*

riditgmaterialeg bei ben Realien nothwettbig. 2S eiteren bieSbegüglicfjen Beratungen werben bie oom hohen f- f- Uuterridjtgminifterium am 18. 3Kai 1874 erlaffenett Sehrpläne für Vürgerfdjulen unb für bie oerfdjiebenett Kategorien ber aßgemeinen Volfgfdjulen zu ©rmtbe gelegt werben müßen.

(28)

Sütßer ben ÜDlonatgfonferengen fanben bierteljährlicfj Älaffen*

fonfereitgen ftatt, in benen bie an bie Schüler gu berabfofgenben Sd)uU nacfiridEjten gur Sefprecfjung gelangten.

Sn ber $eit com 16. Segember bis SDiitte Männer untergog ber f. f. Segirfgfdjulinfpeftor §err 3tubolf Sartelm u g bie Schule einer eingeheitben fRebifion. S3ei ber am

2 1

. gänner mit bem Sehr*

Jörper abgefjaltenen Äonfereng, in meiner er feine bei ber Snfpeftion gemalten äöahrnehmungen gur tenntnig beg Sehrförperg braute, be=

tonte er auch> er ?ur 23efjebung ber Ueberfüttung ber meiften ttaffen maßgebenben Drteg ben Intrag ftetten »erbe, für bie ©r=

ridjtung einer 5. Snabenflaffe unb einer entfpredjenben Stngaljl oon

$araHelflaffen Sorge gu tragen. @g ift nur gu roünfdjen, baf§ ber getoifg gang gerechtfertigte SIntrag beg £errn $egirfgfd)uIinfpeftorg bemnädjft gur Slugführung fomme.

Sluch ber f. !. Sanbegfchulinfpeftor, |>err Dr. @5 u ft a b 3 e tj tt e £, beehrte bie Schule in ben Sagen bom 7. bis 10. Su li mit feinem iöefud^e. S er eingehenben Prüfung ber Schule folgte eine Äonfereng, in ber §err Sanbegfdjufinfpeftor biele praftifdje (Srfahrnugen an ben Sag legte, fo bafg feine in mohtoollenber Söeife erteilten äßinfe unb 9tathfd)läge übergeugen mußten.

Sem Berichte beg hodjl. f. f. fcf)fef. Sanbegfdjulratfjeg über ben 3nftanb beg fdjlef. SMfgfcfjuIttefeng bom Schuljahre 1872/73 gufolge erhielten bie für bie SBiener SBeltaugftettung eingefanbten Zeichnungen ber SommunaI=33olfgfcf)ule eine belobenbe Stnerfennung.

Ser Schlufg beg Sdjuljahres erfolgt heuer auf @runb beg 23e=

girfgfchulrathgerlaffeg bom 21. Sn li 1874, Q. 894, fdjon am 5. Stuguft, ba einigen SDtitgliebern beg Seljtfürperg oon Seite beg hoch!, f. f. fdjtef.

Sanbegfcfjulratheg bie Sheilnahme an bem mit 6. Sfuguft in Sefchen beginnenben gortbilbunggfurfe gemährt mürbe, unb eine Vertretung mehrerer Sehrer nidjt möglich gentad)t merben fonnte.

(29)

II. Seljrm tttclfantm lm tg.

S ie Sehrmittelfamntlungen Ijaöeit toäfjrenb biefeg Sdjuljahrcg folgenben gumachg erhalten:

1

. ^ ic

a) Surcf) S l n f a u f oon ©ei te beg löbl. 0 r t g f d ) u l r a t h e g : Berorbnungsblatt, Safjrgaug 1873.

öefterreicflifdjer Sdjulbote, Jahrgang 1873.

S ie Bolfgfdjule, Jahrgang 1873.

gentralblatt, Satjrgattg 1873.

greie päbagogifdje Blätter, Saljrgang 1873.

Schief, Sdjulblatt, Jahrgang 1873.

Siteraturblatt, Jahrgang 1873.

3)i. ©unter, ba§ metrifdje SÜiafi.

F . §ermann, Anleitung junt ©ebraudje beim SlnfcfjauungS*

unterrichte.

b) Surcf) S d j e n f u n g :

B o n bem f. f. © t ) m n a f i a I = S i r e f t o r § e r r n ©ottl i eb B i e r m a n n in 5ßrag:

Samuel Schilling, StaturgefRichte beS Shierreicf)S.

S . 8. Sdjröer, ©ebidjte.

F- Martin, 9?aturgejcf)id)te.

S. F- ©ellerts gabeln uttb Erzählungen.

Sretoenbt'S Bolfgfalenber.

Dr. Sofef B e i, ©efdjidjte.

B o n bem l ö b l . !. f. B e j i r f g f c h u l r a t h e in Sefdjen:

Dr. F ranS SOiocnif, bie neuen üötaafje unb ©eundjte.

S . f. fdjlef. ßanbegfchulrath, Bericht über bag fdjlef. BoIfsfd)u(=

wefen im Schuljahre 1871/72.

S . f. fdjlef. Sanbegfchulratf), B eriet über bas fc£)lef. Bolfsfdjul=

mefen im Schuljahre 1872/73.

S a S Saiferreich Braftlien auf ber SBiener SBeltausftellung.

Sammlung gemeinnü^iger Borträge.

B o n § e r r n (Sbuarb S d j r ö b e r , ^ßri oati er in Sefdjen:

Sropfen aug SJtimer.

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