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Architektur als Vermittlung: Semiotische Untersuchung der architektonischen Form als bedeutungsträger

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Academic year: 2021

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P1147

7180

C10027

10802

BIBLIOTHEEK TU Delft

P 1147 7180

271080

(3)

* m m m i yNimsuGHUNii

0[R ARGHinKTONISGIIlN lORM KIS

BIDIilIUNGSIRASfR

proefschrift

ter verkrijging van de graad van doctor

in de technische v/etenschappen aan de

technische hogeschool delft, op gezag

van de rector magnificus prof. dr. ir.

f . j . kievits, voor een commiüie

aange-wezen door het college van dekanen te

verdedigen op woensdag 2o juni 1979

te 14.00 uur yy^x'

y

door

borek sipek

d i p l . ingenieur arch.

geboren te praag

(f

79

00755^1

QOtLENSrR.lÜl /•

^ 1

Crf^

Y9.

OELfJ

(4)

d i t proefschrift is goedgekeurd door de

promotor Prof. J.B.Bakemo

(5)

PROBLEMBESTIMMUNG Einführung Architektur als Zelchen? Umfeld Semiotik Aufgaben und Z i e l THEORETISCHE G R U N D L A G E N Z e i c h e n und Kommunikotion Struk turen und Systeme Benutzung Verhalten OPERATIVE KRITERIEN Vermittlung und Kontext Konventlo-nalisierung Interpreta-tion A N W E N D U N G A r c h i t e k t u r als Zeichen Anhang

(6)

VORWORT

Die vorliegende Arbeit ist eine Abhandlung, die sich zum Ziel ge-setzt hat, theoretische, in diesem Fall philosophische

Uberlegun-gen, die sich mit der Vermittlung von Informationen befassen, auf

ihre Anwendbarkeit in der Architektur zu überprüfen. Dieses Vor-haben ist mit einigen Schwierigkeiten verbunden, die in der

Ein-führung erlQutert werden sollen. Eine Anwendung der Theorie be-deutet im allgemeinen gleichzeitig eine mögliche Verifizierung,

Uberprüfung der Theorie. Auch diese Arbeit kann dazu dienen,

einen Bereich der Semiotik, deren Basistheorie angewendet wer-den soil, zu überprüfen und gegebenenfalls zu modifizieren.

Dies ist aber nicht das grundsötzliche Interesse der folgenden Untersuchung. Uns interessieren hier praktische Probleme der

Architektur, die mit der Thematik der Bedeutung der

Architek-tur, ihrer Vermittlung und Interpretation in Verbindung zu brin-gen sind. Diese Aufgabenstellung enthölt kein technisches

Pro-blem der Architektur, sondern bezieht sich direkt ouf die Bezie-hung zwischen der gebauten Form und den Menschen, die sie

be-wohnen.

Zu diesem praktischen Problem der Architektur sind schriftjiche, rein theoretische Uberlegungen möglich. Eine praktische Lösung

oder Untersuchung wore eigentlich nur in der realen Umgebung denkbar. So bleibt einer schriftlichen Arbeit die Möglichkeit,

(7)

4

Wir wissen aber, dati Beispiele manipulierbar sind, daB sie

einer bestimmten Absicht dienen können, aber keinen

reolbezo-genen Zusammenhang darstellen. Dieser Nachteil mufi auch in

dieser Arbeit in Kouf genommen werden, mit dem Hinweis, dad

das hier diskutierte Thema durch seine Verbindung zur

Philoso-phie, speziell zur Semiotik, geisteswissenschaftliche Probleme

der Architektur anspricht, die bis jetzt immer nur aufgrund einer

Anschauung und Denkweise bestanden haben, aber nicht wie die realgeboute Architektur ouf ihre physikaMschen Eigenschaften

hin untersucht worden sind. Unter dieser Berücksichtigung ist

auch die hier nur sprochlich verfaSte Architekturpraxis als ein

Beitrag fur das weitere Bauen legitimierbar.

"Der Architekt kann die Beziehungen, die er zwischen

bestimm-ten Menschen und ihrer Umwelt beobachtet hat, in Form von

Bouten darstellen. Aber viel eindrucksvoller ist sicherlich, da(3

er diese Beziehungen neu interpretiert und domit dem Menschen

eine ganz frische Umwelterfohrung ermöglichen kann."

So geht es uns hier vor allem darunvaufzuzeigen, doB eine neue

Sichtweise eher ermöglicht, bestimmte Probleme zu formulieren,

als es die eigene eingefahrene Disziplin, in unserem Fall die

Architektur, bisher erreicht hot.

Auch die Semiotik, die sich mit der Untersuchung von "Zeichen" beschöftigt, unterliegt als eine philosophische Disziplin den

Sichtweisen der verschiedenen phitosophischen Strömungen. So

soil auch hier nicht eine Verbindung zum Strukturclismus ge-leugnet werden. Auch dazu soil hier eine Bemerkung gemocht

werden. Vor allem desholb, weil der Strukturalismus als eine

1 . David V . Canter,Hrsg., Architekturpsychologie, Düsseldorf 1973, S. 16

(8)

5

zeitgenössische philosophische Richtung sehr viel und von

ver-schiedenen Gruppen in Anspruch genommen wird.

Auch die Architekten fühlen sich dieser Denkweise verpflichtet und haben strukturalistische Gruppen gegründet. Kroeber hot

1948 geschrieben: "Der Begriff 'Struktur' ist vermutlich nichts

weiter als ein ZugestHndnis an die Mode: Ein Begriff mit klar

umrissenem Sinn übt plötzlich für ein dutzend Johre eine

eigen-artige Anziehungskraft aus - so wie das Wort "Aerodynamik":

man föngt a n , es zu verwenden, ob es poBt oder nicht, nur weil 3

es angenehm klingt."

Ich möchte den Strukturalismus in dieser Arbeit aber nicht in dem zitierten Sinn bemühen, sondern es geht darum, zu überprüfen,

ob die semiotische Untersuchung in der Architektur zu Ergebnis-sen fuhrt, wie sie der Strukturalismus inzwischen vor allem in

der Untersuchung der Sprache vorgelegt hot. Was uns am

Struktu-ralismus interessiert, ist nicht so sehr die domit verbundene Denk-weise, wie deren Methode, ouf unsere heutigen Probleme

einzu-gehen. Georg Klaus als ein Kritiker des westlichen Strukturalis-mus hot in seinem WOrterbuch der Philosophie Folgendes

geschrie-ben: lm philosophischen Strukturalismus werden die objektive

Tötigkeit und die die RealitUt widerspiegeInde Erkenntnis der wirklichen Subjekte durch eine anonyme Subjektivitöt ersetzt

und beseitigt. Der Begriff "Theorie" wird zum Fetisch degra-diert; noch diesem Begriff gebe es von der Praxis zur Theorie und

M 4 von der Theorie zur Praxis keinen W e g .

2 . siehe z . B. Bauen + Wohnen 1.1976

3 . Claude Levi-Strauss, Strukturole Antropologie, Frankfurt/M. 1967, S. 3oo

4 . G . Klaus, M . Buhr, Philosophisches Wörterbuch, Berlin 1975, S. 118o

(9)

N u n scheint es porodox, diese These am Anfang einer

theoreti-schen Arbeit zu zitieren, vor allem dann, wenn noch behouptet

wird, die theoretischen Uberlegungen den praktischen Interessen gewidmet zu haben. Dennoch sehe ich eine Notwendigkeit,

trotz der Kritik von Klaus den Weg von der Theorie zur Praxis "nur" über das ausUbende Individuum zu suchen.

Die folgenden Untersuchungen sind dem einzelnen individuellen

Bewohner gewidmet. Ich stimme Michel Foucault z u , der als

einer der wichtigsten Vertreter des heutigen Strukturalismus

be-hauptet hat, nie ein Strukturalist gewesen zu sein. Nicht die

Richtung, sondern die Schritte sind für uns interessant.

AulJerer Aniafi zu dieser Arbeit war mein mehrmaliger Besuch des Schwerbeschüdigten-Zentrums "het dorp" in Arnhem. Ich

habe festgestellt, daQ sich nicht nur die Bewohner, sondern

auch die körperlich gesunden Besucher in den ouf den etsten Bliek unaufföllig gestalteten Höusern sehr schnell heimisch und

wohl fühlen. Spoter habe ich Ahnliches in dem von Hertzberger gebauten Altersheim "de drie hoven" in Amsterdam erfahren. In

beiden Komplexen sind bemerkenswerte gestalterische

Konzep-tioncn verwirklicht worden, die für die zeitgenössische Architek-tur hervorzuheben sind.

Desholb wollte ich zunöchst mit einer Arbeit beginnen, die

speziell "het dorp" als Untersuchungsobjekt im Hinblick ouf die W i r

-kung orchitektonischer Gestaltung untersucht. Dazu schien die

Semiotik als Theorie der Zeichen geeignet zu sein. Es hot sich

allerdings wöhrend der Bearbeitung herousgestellt, dofl dieser

konkrete, praktische Bezug über Beschreibungen nicht immer

oufrechtzuerhalten war. Das Thema der orchitektonischen Form

(10)

vor allem als theoretisches Konzept ousgearbeitet worden, das

zu den dlrekten Eriebnissen nicht stdndig parol lel isiert werden

konnte und für das weitere Reolisierungen noch ausstehen.

Ich möchte mich hier bei all denen bedanken, die mir durch ihre stöndige Bereitschaft zu Gespröchen geholfen haben, mich durch

diese Therratik durchzuorbeiten. Von denen seien genonnt: G .

Scholz, J . B . Bakemo, S. Moser, M . Bense, J . P . Weber u n d W . Berger, sowie C h . V o g e l , die mir bei der Fertigstellung groBe

Hilfe geleistet hot.

(11)

PROBLEMBESTIMMUNG •

9

Einführung

E I N F Ü H R U N G

Die vorliegende A r b e i t ist einer Problemotik der A r c h i t e k t u r

gewidmet, mit der sich die Architekturtheoretiker seit l a n

-gem beschöftigen und die i n den letzten Jahren auch von den

Praktikern der A r c h i t e k t u r , den entwerfenden A r c h i t e k t e n ,

diskutiert w i r d .

Dieser Problemotik w o l l e n wir uns j e t z t onnahern. Dies kann

jedoch nicht geschehen, bevor wir uns nicht Klarheit über den

Begriff Architektur verschafft haben, den wir dieser A r b e i t z u

-grundelegen.

Betrochtet man dos heutige Verstandnis von A r c h i t e k t u r , muB

man zwongslüufig feststellen, doB es neben dem populören

Be-griff von Architektur auch diverse andere Vorstellungen unter

den " F o c h l e u t e n " der Architektur g i b t . Wöhrend der o l l g e m e i n e ,

umgongssprachliche Begriff von A r c h i t e k t u r von dem G e b a u t e n ,

den Höusern als solchen, ausgeht, d i e Architektur also als eine

e i n s t e l l i g e Gegebenheit onsieht, setzt die Auffossung der A r

-c h i t e k t e n dos Gebaute i n Beziehung zu etvras onderem. Dies

wore als eine z w e i - oder mehrstellige Relation zu bezeichnen.

Der populören Vorstellung von A r c h i t e k t u r stehen diejenigen

A r c h i t e k t e n sehr nahe, die sich verstörkt um den künstlerischen

Stellenwert der A r c h i t e k t u r bemühen, von "Bauwerken" sprechen

und versuchen, die A r c h i t e k t u r wieder auf d i e Ebene der Kunst

zu heben, um sie ouf diese Weise unter dem Aspekt des

östhe-Architektur als Zeichen? Umfeld Semiotik Aufgaben und Z i e l Zeichen und Kommunikotion Strukturen und Systeme Benutzung Verhalten Vermittlung und Kontext Konventio-nalisierung Interpreta-tion Architektur als Zeichen Anhang

(12)

PDOBLEMSESTIMMUNG-tischen Zustands - als e i n Kunstwerk - zu diskutieren. Andere

A r c h i t e k t e n sehen die Architektur als ein Ergebnis von

ökonomi-schen und insofern auch von politiökonomi-schen Mochtverhöltnissen a n ,

innerhalb derer d i e Bewohner eher manipuliert werden (oft u n

-bewuBt), als doB sie einen Roum für selbstöndige

Entscheidun-gen finden können. Es lieBen sich hier noch einige andere

Be-trochtungsweisen der Architektur erwöhnen, w i e z . B. d i e j e n i g e n ,

d i e ein technologisches oder konstruktives Interesse verfolgen,

oder die A r c h i t e k t u r verstörkt in Verbindung mit Ökologie

disku-t i e r e n . Ich möchdisku-te im folgenden besonders ouf einen Aspekdisku-t der

orchitektonischen Betrochtung eingehen, in dem die Architektur

nicht nur als gebaute Objekte verstanden w i r d , sondern auch als

eine Umwelt aufgefoBt w i r d , i n der sich menschliche

Verholtens-weisen i n d i v i d u e l l o r t i k u l i e r e n und so den " W e r t " der Architektur

mi tbeeinf lussen.

Diese These schlieBt die vorher erwöhnten Auffossungen und

Interessen nicht aus. lm G e g e n t e i l , sie werden i n diesem A r c h i

-tekturverstöndnis oufgenommen. Die hier vorgenommene

Ein-schrönkung geschieht vor a l l e m im H i n b l i c k ouf eine

Ubersicht-lichere Basis, auf der die für diese A r b e i t gewühlten Probleme

diskutiert werden.

Zunöchst w o l l e n wir die dieser A r b e i t zugrundegelegte

Vorstel-lung der A r c h i t e k t u r nöher betrachten.

" A r c h i t e k t u r insgesomt ist und bleibt ein Produktlonsversuch

menschlicher Heimat, vom gesetzten Wohnzweck bis zur Er-2 scheinung einer schöneren W e l t in Proportion und Ornament."

1 . Wenn wir von Bewohnern und Bewohnborkeit sprechen, so sind sie in einem allgemeinen Sinn zu verstehen, nicht nur als " W o h n e n " , sondern als "Leben in gebauter Umgebung" 2 . E. Bloch, Prinzip Hoffnung, F r a n k f u r t / M , 1959, S. 871

(13)

PROBLEMBESTIMMUNG •

Diese A r c h i t e k t u r d e f i n i t i o n des N i c h t - A r c h i t e k t e n Bloch zeigt

den v o l l e n Umfang der Beziehung von A r c h i t e k t u r und Mensch,

ausgehend von i n d i v i d u e l l e n Bedürfnissen in.dem Begriff

"mensch-liche H e i m a t " , über funktionole Ansprüche,bis zur Abhöngigkeit

der A r c h i t e k t u r von der Umgebung in dem Begriff der "Proportion"

und d i e notwendige aesthetische Vermittlung in dem Begriff des

Ornaments.

In dieser Auffossung w i r d , wie vorher angedeutet, die A r c h i t e k

-tur als eine Relation zwischen den Bewohnern und der "gebouten

Umgebung" verstanden. Die gebaute Umgebung bezieht sich hier

nicht mehr nur ouf die Hüuser als umboute Röume, sondern auch

ouf dos, was durch einen boulichen Eingriff sowohl innen als

auch ouBen an Röumen neu organisiert w i r d . Wir gehen in dem

Begriff der gebauten Umgebung nicht davon aus, doB durch die

A r c h i t e k t u r neue Röume geschoffen werden, sondern doB die

A r c h i t e k t u r vorhondene Röume neu organisiert, neu gestaltet,

mit der A b s i c h t , sie den Menschen bewohnborer zu machen.

11

Einführung Architektur als Zeichen? Umfeld Semiotik Aufgaben und Z i e l Zeichen und Kommunikatio Strukturen und Systeme Benutzung Verhalten

Kehren wir noch einmol zu dem populören Begriff von A r c h i t e k t u r

zurück, der als dos r e o l e , gebaute O b j e k t , dos betretbore O b j e k t ,

dargestellt worden ist.

Entsprechend dieser Auffossung können wir die Architektur als

eine physikalische Erscheinung oder genouer als eine "mothemo-3 .

tischnoturwlssenschaftlich faBbare Erscheinung" in unserer U m -gebung d e f i n i ë r e n . Ich werde in den weiteren Ausführungen auf diese D e f i n i t i o n von Architektur zurückkommen, wobei ich i n

Vermittlung und Kontext

K o n v e n t i o -nolisierung

3 . Diese Bestlmmung ist im Hinblick ouf die weiteren Ausführungen ei ngeführt, v g l . H. Frank, Kybernetische G r u n d -lagen der Pödogogik, Boden-Baden 1962

(14)

PROBLEMBESTIMMUNG •

diesem Zusammenhang von A r c h i t e k t u r als einer "Realform"

sprechen werde. Solches Architekturverstöndnis, dos ouf d i e

öuBere Erscheinung, die konkrete Bauhülle bezogen ist, schlieBt

nicht aus, doB dos einzelne Bauobjekt ein Teil eines gröBeren

Ganzen ist, d . h. nicht nur als eine isolierbare Erscheinung,

sondern als ein System zueinonder i n Beziehung sfehender und

sich gegenseitig beeinflussender O b j e k t e zu betrachten ist. A u f

diese Weise v o l l z i e h t sich ein Ubergong von der Architektur zum

Stödtebou und zur Londesplonung.

Diese ganzheitliche ollgemeine Vorstellung von A r c h i t e k t u r , die

nicht die e i g e n t l i c h nur aus Gründen der leichteren " S p e z i o l i s i e

-rung" vorgenommene Trennung der A r c h i t e k t u r i n Stödtebau und

Londesplonung berücksichtigt, soil ouch hier wieder

oufgenom-men werden und auch in dieser A r b e i t g u i t i g s e i n . Eine Trennung

in dem oben genannten Sinne wUrde der I n t e n t i o n der v o r l i e g e n

-den A r b e i t , wie noch spöter formuliert und i n weiteren K a p i t e i n

begründet w i r d , widersprechen.

W i r haben schon onfongs angedeutet, doB sich d i e einfoche

Vorstellung von A r c h i t e k t u r als realem G e b i l d e dodurch e r

-weitern löBt, doB die Realform in einer Beziehung zu etwos

onderem gesehen w i r d , wie z . B. zu ihrer Konstruktion, zu

ihrem ökonomischen Aspekt, zu ihrer östhetischen Ausbildung,

zu einer gesellschaftlichen oder k u l t u r e l l e n Entwicklung oder

und dos ist für diese A r b e i t von Bedeutung es kann die B e

-ziehung zwischen der gebauten Umgebung und dem Verhalten

ihrer Benutzer sein. Entsprechend dieser Beziehung ist das A r

-chitekturverstöndnis nicht mehr nur als reole Gegebenheit, als

4 . vgl . J . J o e d i c k e , A r c h i t e k t u r und Stödtebau,Dos Werk v a n den Broek und Bakemo, Stuttgart 1963, S. 13

(15)

PROBLEMBESTIMMUNG.

Realform zu verstehen, sondern als eine oktuale S i t u a t i o n , ein

ProzeB.

Diese Konzeption geht dovon aus, daB d i e Bewohnborkeit nicht

nur als eine Wirkung der Realform der gebauten Umwelt

verstan-den werverstan-den k a n n , sondern daB das Verhalten der Bewohner einen

Bestandteil der Bewohnborkeit ousmacht und doB es zwischen

diesen beiden Bestandteilen, der Wirkung der Formen und dem

Verhalten einen Zusammenhang g i b t , i n dem dos eine von dem

anderen nicht getrennt werden k a n n . Somit werden die Bewohner

ols nicht nur wohrnehmende, sondern als hondelnde Wesen in die

D e f i n i t i o n der A r c h i t e k t u r einbezogen.

Wenn w i r versuchen, den umgangssprachlichen Begriff von A r c h i

-tektur grafisch dorzustellen, werden wir zu folgendem Bild

kom-13

Einführung Architektur als Zeichen? Umfeld Semiotik Aufgaben und Z i e l Zeichen und Kommunikotion Strukturen und Systeme

IHAUS

JGEBAUDE

.ARCHITEKTU R.

WAHRNEHMUNG

VERHALTEN

ICH 1

BEWOHNER

Die grafische Dorstellung der A r c h i t e k t u r wore ouf Grund der

hier angestrebten Konzeption folgendermaBen zu veröndern:

Benutzung Verhalten Vermittlung und Kontext Konventio-nolislerung

IHAUS

1 GEBAUDE

WAHRNEHMUNG

VERHALTEN

ARCHITEKTUR..

ICH

II

BEWOHNER ]

Interpreta-t i o n Architektur als Zeichen

Diese Idee von A r c h i t e k t u r als einer Relation 1st keine neue

Ent-deckung. Sie w i r d schon selt langer Z e l t ols ein offenes Problem

(16)

PROBLEMBESTIMMUNG •

diskutiert und gehort zur Thematik der vorliegenden A r b e i t , lm

folgenden fuhre ich Z i t o t e aus einem Zeitroum von fast hundert

Jahren ouf, ous denen dieses Architekturverstöndnis obleitbar ist.

Sie sind ausgesucht worden, um die mit unserer Auffossung von

A r c h i t e k t u r zusammenhöngende Problemotik zu konkretisieren.

5 " A r c h i t e k t u r ist Bauen, welches etwas oussogt, etwos mitteilt'. (W. R. Lethoby 1890)

" . . .Unter A r c h i t e k t u r ist die Föhigkeit zu verstehen, Umwelt und Menschen frei und kühn i n Ubereinstimmung zu bringen das heiBt, die W e l t der Dinge zu einem genauen A b b i l d der g e i -stigen W e l t zu machen." (Antonio Sant'Elio 1914)

"Der A r c h i t e k t v e r w i r k l i c h t durch seine Hondhobung der Formen eine Ordnung, die reine Schöpfung seines Geistes ist: mittels der Formen rührt er intensiv on unsere Sinne und erweckt unser Gefühl für die Gestaltung; die Zusommenhönge, die er hérstellt, rufen in uns tiefen Widerholl hervor, er zeigt uns den MoBstob für eine Ordnung, die man als im Einklang mit der Weltordnung empfindet, er bestimmt monnigfoche Bewegungen unseres Geistes und unseres Herzens: so wird die Schönheit uns Erlebnis." (LeCorbusier 1920)^

" . . . Der A r c h i t e k t hingegen schofft eine " G e s t o l t " , ein Werk von geistiger Lebendigkeit und E r f ü l l t h e i t , ein O b j e k t , dos einer Idee, einer höheren Kultur ongehört und d i e n t . " (Hugo Höring 1932)»

" . . . In der Auffossung der Form ols sekundöres Gestal tungs-element l i e g t die Gefahr der Unterschötzung der Bedeutung der Form." ( J . B . Bakemo 1963)9

5 . W . R . Lethoby, Aphorismen, i n : J . Posener, Anfonge des Funktionolismus, Berlin 1964, S. 32

6 . A . Sant'Elio, Futuristische A r c h i t e k t u r , i n : U . Conrods, Programme und Manifeste zur A r c h i t e k t u r des 2 o . Johrhun-derts, S. 34

7. U . Conrads, Programme, S. 56 8 . U . Conrads, Programme, S. 118

9 . J . B . Bakemo, i n : J . J o e d i c k e , Das Werk von den Broek und Bakemo, S. 13

(17)

PROBLEMBESTIMMUNG-"Es ist r i c h t i g , doB die Architektur von Fokten abhöngig 1st, ober Ihr eigentllches WIrkungsfeld l i e g t Im Bereich des Aus-drucks. Ich hof f e , Sie werden verstehen, daB Architektur nichts zu tun hot mit der Erfindung von Formen. Sie ist kein Tummelplotz für Kinder, kleine oder groBe A r c h i t e k t u r ist der echte Kompfplatz des Geistes. Architektur schrleb die G e schlchte der Epochen und gob Ihnen Ihre N o m e n . Die A r c h i t e k tur hangt von Ihrer Z e i t o b . Sie 1st die Krlstolllsotion ihrer i n neren Struktur, die allmöhllche Entfoltung ihrer Form . . . A r c h i -tektur 1st das wohre Symbol unserer Z e i t . " (L. Mies van der Rohe, 1950)1°

" . . . Für uns steht nicht die Erscheinungsform ols Umhüllung des Objektes ouf dem ersten Platz, sondern die Form als p o t e n t l e l -ler Inholts- und Bedeutungströger." ( H . Hertzberger 1973)'^

In der Konzeption der Architektur als ein bewohnbares und

be-nutzbores System, In der die Bewohner und deren Verhol

tens-welsen zu einem Bestandteil der Architektur gemocht werden,

werden d i e orchitektonischen Probleme, so wie sie In den Z I

-taten angesprochen werden, zu Vermlttlungsproblemen. Die

Kommunikotion, die sich mit der Ubertrogung von Information

beschöftigt, kann zu diesen Problemen einen Beitrag l l e f e r n .

Die orchltektonlsche Realform als ein O b j e k t wird Innerhalb

der Kommunikotion gesehen. M i t dieser These setzt sich diese

A r b e i t ouselnonder.

Die A r c h i t e k t u r wird ols eine Wechselbeziehung zwischen den

Realformen und den Benutzern gesehen, Architektur w i r d also

nicht mehr ols ein objekthafter Zustand, sondern ols ein ProzeB

der Bewohnborkeit d e f i n i e r t .

Dieses Architekturverstöndnis löBt sich e x p l i z i t seit der V o r b e

-reitungssitzung zur C l A M 9 v e r f o l g e n , die In Sigtuna stottfond.

15

Einführung Architektur ols Zeichen? Umfeld Semiotik Aufgaben und Z i e l Zeichen und Kommunikotion Strukturen und Systeme Benutzung Verhalten Vermittlung und Kontext K o n v e n t i o -nolisierung Interpreta-tion Architektur ols Z e i c h e n 1 o . U . Conrads, Programme, S. 146

1 1 . H . Hertzberger, Strukturolismus-ldeologle, i n : Bauen und W o h n e n , Heft 1 , 1976, S. 21

(18)

PROBLEMBESTIMMUNG •

A u f dieser Tagung formullerte W . von Bodegraven folgendes:

" W i r erklören den Begriff der Wohnung als e i n e n oktiven Be-g r i f f , der im H i n b l i c k ouf den Bewohner als e i n unoblössiBe-ges Hin und Her von Wirkung und Gegenwirkung zu verstehen 1st - der Bewohner progt die Wohnung und d i e Wohnung den Be-wohner - , so doB eines zu der Eigenart des anderen b e l t r ö g t . "

D o m i t t r i t t on die Stelle der A r c h i t e k t u r ols o b j e k t i v e

Gegeben-heit dos Verstöndnis von Architektur ols A b f o l g e von

Sltuatlo-n e Sltuatlo-n , die ols i Sltuatlo-n d i v i d u e l l e ISltuatlo-nterpretotloSltuatlo-neSltuatlo-n der gebauteSltuatlo-n

Umge-bung durch dos Verhalten der Benutzer o k t u o l l s i e r t werden.

" Der Mensch und seine Umwelt sind untrennbor und beide sind definiert In Begriffen ihrer Portlzlpatlon om gesomten Umweltpro-zeB . . . der Mensch 1st niemols konkret aufflndbar,unabhönglg von der S i t u a t i o n , durch die er o g l e r t , noch 1st die Umwelt j e mals unobhöngig von dem ihr begegnenden Individuum a u f f i n d -bar."13

Die gebaute Umgebung und die Benutzer nehmen so aufelnonder

EInfluB und können sich gegenseitig e n t w l c k e l n und prögen.

Damit wird die Bestimmung der Architektur für Menschen durch

die Auffossung der A r c h i t e k t u r mit Menschen ersetzt.

Aus dieser Auffossung resultieren konkrete Frogen der V e r m i t t

-l u n g , d . h. der Erkennborkeit und Interpret-lerborke-lt der Rea-l-

Real-formen. Dazu sollen in dieser A r b e i t Lösungsvorschlöge

gege-ben werden.

1 2 . W . v a n Bodegroven In: O . N e w m a n , C l A M 59 In' O t t e r i o , Stuttgart 1961, S. 14

1 3 . l t t e l s o n , noch: B. Joerges, Gebaute Umwelt und Verhal t e n , H o b i l i t a t l o n , Stuttgort 1977

(19)

PROBLEMBESTIMMUNG •

ARCHITEKTUR ALS ZEICHEN? - PROBLEMBESTIMMUNG

17

Architektur ols Zeichen?

Umfeld

In der Einführung haben wir das Architekturverstöndnis erlöutert, Semiotik

Innerhalb dessen sich die Probleme der Architektur oufstellen und —~-~—^^

diskutieren lassen, die wir in den weiteren Ausführungen v e r f o l - Aufgaben und Z i e l

gen werden.

. Zeichen und

Die Bewohnborkeit der gebauten Umgebung ols ein Resultat einer Kommunikotion Beziehung zwischen dem gebauten Roum und den Bewohnern ^___^______

fuhrt uns zu einer ersten Froge. Sie bezieht sich ouf d i e grund- Strukturen

söfzliche Untersuchung der Verbindung von gebauter Form und und Systeme

Bewohnern, über die wir mehr erfahren mussen, bevor wir ouf ~ " ~ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ~ ~

Bewohnborkeit ols deren Resultat eingehen. Diese Beziehung Benutzung Verhalten

hat Bokemo bei der Clam Sitzung in O t t e r i o angesprochen, ols

er folgendes forderte:

Vermittlung "Dos Z i e l 1st, Architektur und Stödtebau zu einer Sprache zu ^ ^ ^ Kontext v e r h e l f e n , die die Kommunikotion über menschllches Verhalten

e r m ö g l i c h t . "

K o n v e n t l o

-Dlese 1959 formulierte Forderung ist bis heute nicht e r f ü l l t wor- nollsierung

d e n . Sie 1st Immer noch a k t u e l l , auch wenn Bakemo spöter selbst '^^~^^~^~~

den Begriff "Sprache" ersetzt und 1975 unter einigen Bedingun- Interpreta-tion gen für die A r c h i t e k t u r die "Anerkennung der Funktion des

röum-llchen Ausdrückens der gebauten Umgebung für die menschliche

2 Architektur Lebensentfaltung" fordert. als Zeichen

1 . J . B . B a k e m o , i n : U . Newman, C l A M 59 In O t t e r i o , S. 221

2 . J.B.Bakemo, Einige Bedingungen für die A r c h i t e k t u r Heute, ^ I n : Bouen und Wohnen, Heft 12, 1975

(20)

PROBLEMBESTIMMUNG •

18

A l d o van Eyck w i l l .^khnllches, wenn er die "ursprüngl Iche Rolle

des A r c h i t e k t e n dorln sieht, einen BewuBtselnsprozeB beim a n o -Einführung 3

nymen Kllenten auszulösen" . Die In den Z l t o t e n erwöhnten Beg r l f f e , w l e Sprache, BewuBtselnsprozeB, Ausdruck, sind im Z u -Architektur

I 7 e i c h e n ' ' sammenhang eines Kommunlkotlonsprozesses zu verstehen, der

_ - ^ ^ ^ ^ ^ — ^ ^ — sich zwischen dem Benutzer und der gebauten Umwelt v o l l z i e h t

und In dessen Folge eine bewuBte Hondlung entsteht, ein V e r

-h o l t e n , das durc-h arc-hitektonisc-he O b j e k t e ousgelöst worden ist.

Wir gehen dovon aus, doB die architektonische Realform eine b e

-deutungstrogende Funktion Ubernimmt, wenn die Bewohner sie

erkennen und interpretleren. Auf Grund der Interpretation nImmt

dann der Bewohner wiederum EinfluB auf seine Umgebung.

Do-mit wird der Grundregel des Funktionolismus wldersprochen, wie

es auch Bakemo geton hot:

"Wurde 1930 unterstellt, daB ouf die Analyse der Funktlonen die Form folgen würde, so wissen wir heute, doB g l e i c h z e i t i g die Funktion der Form gestoltet werden muB."

Dos bedeutet, daB - wöhrend die Bewohner in der Denkweise des

Funktionolismus ols manipulierbore O b j e k t e im Sinne von

Funk-tlonen betrochtet worden sind - unsere Intention dahingeht, die

Bewohner in der Planung insofern zu berückslchtigen" als deren

Verholtensweisen Bestandteil der A r c h i t e k t u r werden und somit

ouch die Erscheinung der Architektur mitprögen.

Die bewohnbore Architektur ist dann ein Resultat ous den

gebau-ten Formen und dem Verhalgebau-ten der Bewohner in der gebaugebau-ten

Um-w e l t .

3 . A . von Eyck, In: O . Newman, CIA M 59 In O t t e r i o 4 . J . B . Bakemo, i n : J . Joedicke, Architektur und Stödtebau,

(21)

PROBLEMBESTIMMUNG-19

ARCHITEKTONISCHE

REALFORM

INTERPRETIERTE

FORM

BEWOHNER

VERHALTEN

Architektur ols Z e i c h e n ?

Wenn w i r diese beschriebene Bewohnborkeit errelchen w o l l e n ,

in der ouch Plotz für ein Individuelles Leben vorhonden ist,

mussen w i r von der Form der gebauten Umwelt ols einem

mög-llchen Zelchentrager ousgehen, also von einer kommunikatlven

Beziehung zwischen den Bewohnern und der gebauten Umwelt.

D a n l t geben wir dem Formbegriff eine neue Bedeutung, d i e

Herman Hertzberger folgendermaBen umschreibt:

"DoB w i r den Begriff "Form" hervorheben gegenüber "Raum" oder " A r c h i t e k t u r " bedeutet nicht mehr als eine Akzentverschle-bung. W i r haben es jedoch mit einem anderen Formbegriff zu tun als m i t dem ü b l l c h e n , der von einem formelen und unveronder-lichen Verhöltnis von O b j e k t und Beschouer ausgeht. Für uns steht n i c h t die Erscheinungsform ols Umhüllung des Objektes ouf dem ersten Plotz, sondern die Form ols potentielier Inhalts-und Bedeutungströger. Die Form kann mlt Inholten, V/erten Inhalts-und Bedeutungen g e f ü l l t werden, dovon ober ebenso wieder entledigt werden, ohne dabei wesentlich zu veröndern. Dies alles geschieht so, w i e Gebroucher und Form aufelnonder einspielen, einander bespielen. W i r mochten, doB die bedeutungsoufnehmende, b e -deutungstragende und übertrogende Föhigkeit der Form bestimmt, was belm Gebroucher zustonde gebracht wird und umgekehrt, was die Gebroucher bei der Form zustandebringen. Es geht uns um die Wechselwirkung von Form und Gebroucher, was sie einander über-bringen und wie sie einander gegenseitig In Besltz nehmen."

Ich habe berelts erwöhnt, doB In unserem Verstöndnis von A r

-chitektur ouch Plotz für I n d i v i d u e l l e Lebenswelsen 1st.

Diese Aussoge kann j e t z t ousgeführt werden. Bokema h d t

Umfeld Semiotik Aufgaben und Z i e l Z e i c h e n und Kommunikotio Strukturen und Systeme Benutzung Verholten Vermittlung und Kontext K o n v e n t l o -nollslerung Interpreta-tion Architektur als Zeichen

5. H . Hertzberger, Strukturolismus-ldeologle, i n : Bouen und Wohnen 1 , 1976, S. 21

(22)

PROBLEMBESTIMMUNG-20

A r c h i t e k t u r ols Zeichen?

sich zu dieser Problemotik schon geöuBert, als er von der Sc'

wie-r l g k e i t f ü wie-r den Awie-rchitekten gespwie-röchen hot, " I n d i v i d u e l l fUwie-r Einführung . . , ^ o i i. 1 1 6 1 . 1 • j

einen unbekonnten Benutzer zu bouen . Und o n einer anderen

Stelle:

" N o t ü r l l c h bouen wir noch gern schone G e b ö u d e , ober Indem wir dos tun, fühlen w i r , doB wir uns neben dem wirklichen Pro-blem befinden. Wir brauchen den Dialog mit dem anonymen Menschen, einen D i a l o g , der derzelt von v l e l e r l e l Bürokratlen gehemmt w i r d . Wir können nur Kontokt g e w i n n e n , wenn w i r dem ononymen Kunden h e l f e n , seiner ononymen Stel lung im monotonen Wohnen, das er In der ganzen W e l t findet, zu e n t -kommen, und indem wir Ihm die M ö g l i c h k e i t b l e t e n , Röumllch-kelten zu verwenden, die seinen Wünschen entsprechen und Ihm seine Persönlichkelt zurückgeben."

Auf der Basis der Bewohnborkeit als einer kommunlkotiven

Be-ziehung zwischen der gebauten Umwelt und den Bewohnern

lassen sich diese Frogen relotlv l e i c h t beontworten, nömllch

dodurch, daB die kommunikatlve Beziehung nur zwischen jedem

einzelnen Bewohner und der gebauten Umwelt denkbar 1st und

ouf diese Weise der psychologische Lebensraum jedes e i n z e l

-nen Benutzers einbezogen ist. Die Form w i r d ouf ein Individuum

wlrksom, dos nach seinen Interessen h a n d e l t . So kommt auch

eine I n d i v i d u e l l e Bewohnborkeit zustonde. Diese Antwort wore

allerdings sehr vereinfacht, weil w i r dabei oprlorl dovon

ous-gehen, doB die gebaute Umwelt eine derortlge V l e l f ö l t l g k e i t

b i e t e t , daB sich jeder einzelne Bewohner mit Ihr auf seine A r t

und Weise ouseinondersetzen und dabei die konventlonellen

Zwönge vernochlössigen kann, die durch die i n s t i t u t i o n a l i

-sierte Erzlehung entstonden sind- Dodurch ware vor allem

eiVi schemotisches Verhalten, dos nicht unbedingt den I n d i

v i d u e l l e n Interessen entsprechen muB, in den Vordergrund g e

-s t e l l t .

6 . Bokemo, I n : Joedicke, A r c h i t e k t u r und Stödtebau, S. 11 7 . Bokemo

(23)

PROBLEMBESTIMMUNG •

Hertzberger geht In seinem Gedanken ouch ouf diese

Tot-sache e i n :

" M a n könnte der Auffossung sein, doB der A r c h i t e k t nur neu-trale leere Formen zu bouen hotte und selbst nicht ouf den Vordergrund treten soil t e . Den Bewohnern wore donn optimale Frelhelt gegeben, indem sie a l l Ihre Wünsche v e r w i r k l l c h e n k ö n n t e n . Wie paradox es ouch scheint, es ist eine Froge, ob eine derortlge Frelhelt nicht löhmend wirken würde, w e l l man theoretisch wohl v l e l e M ö g l l c h k e i t e n hotte, in W i r k l l c h k e i t ober zu kelner geschickten Wohl köme . . . In diesem Fall könn-te man sprechen von "freedom noise" . Unbeschrönkkönn-te Freiheit konn wohl die potentiel Ie M ö g l i c h k e i t für v l e l e sein, es besteht ober keine Zündung, die den Motor In Bewegung setzt. Desholb mussen w i r mit Ansötzen kommen, die zu persönllcher Interpretation stimulleren und d i e , Individuell aufgegriffen, zu v e r -schiedenortlgen Lösungen f u h r e n . " ^

Dies ist eine Argumentation, die die besondere Rolle der o r c h i

-tektonischen Form in einem Kommunikationsprozess hervorhebt.

Es f i n d e t keine Kommunikotion stott, wenn wir nur ein Element

hoben, olso z . B. nur den Benutzer. Es muB Immer ein anderes

Element vorhonden sein, zu dem eine Beziehung hergestellt

werden k o n n . Die Realform ohne Bewohner 1st keine A r c h i t e k

-tur. Von Bewohnborkeit können wir ebenfolls nur donn sprechen,

wenn die Bewohner Im Zusammenhang mit der gebauten Umwelt

gesehen werden, also Bedeutungströger werden, die eine i n d i v i

-duelle Interpretation der Bewohner ermöglichen. Diese

bedeu-tungstrogende Funktion der orchltektcnlschen Realform geht auch

über d i e funktlonallstische Auffossung hinous, wenn nicht eine

bestimmte N u t z u n g , sondern eine persönliche Interpretation aus

ihr resultiert. In welcher A r t und Weise die bedeutungstrogende

Funktion über die Nutzung hinausgeht, wollen wir on einigen

Gedanken der letzten A r c h l t e k t e n - G e n e r o t i o n e n demonstrieren.

21

Architektur als Zeichen? Umfeld Semiotik Aufgaben und Z i e l Zeichen und Kommunikatio Strukturen und Systeme Benutzung Verhalten Vermittlung und Kontext Konventio-nalislerung Interpreta-tion Architektur als Zeichen

8 . H. Hertzberger, Strukturolismus-ldeologle, i n : Bouen und Wohnen 1 , 1976, S. 21

9 . Eine ausführliche Beschöftigung mit diesem Problem s. unter K o p l t e l : Benutzung - Verhalten

(24)

PROBLEMBESTIMMUNG •

22

Dos Ansehen der Form als Bedeutungströger wird wieder, nach

der Z e i t des Funktlonalismus, e x p l i z i t seit der Clom-Sitzung In

O t t e r i o 1959 v e r f o l g t . Bei dieser Sitzung 1st aufgrund der B e i

-tröge eInIger A r c h i t e k t e n beschlossen worden, den Nomen " C l a m "

In Zukunft nicht mehr zu verwenden, do ihre 1928 formullerten

Thesen durch eine neu entstandene Denkweise und die

veronder-ten Umstönde nicht mehr fUr die neue Architektur zutreffen.

In einem der Beitröge hat A l d o van Eyck die neue Problemotik

der Architektur auf folgende Weise dorgestellt:

" N u n hoben die A r c h i t e k t e n beinahe ein halbes Jahrhundert long om Wesen der Kunst herumgepfuscht, hoben sie (die A r chitektur) In die Zwangsjocke einer Pseudowlssenschoft g e -steckt . . . Wenn wir glauben, ein Projekt sel die stufenweise Krlstalllsotlon einer Idee, etwo so, doB uns die Idee von selbst In den SchoB f ö l l t , wenn einmol die f u n k t i o n e l l e n Forderungen in ongemessener Weise e r f ü l l t sind, dann sind wir im Irrtum. Es ist der A u g e n b l i c k der G e s t a l t b l l d u n g , ouf den es beim Entste-hen einer Gestolt ankommt . . . Es kann sein, doB man auf diese Weise onföngt, ober man wird damit om Ende nicht dos errelchen, was man s o l l t e . Man wird früher oder spöter ein Wognls eingehen mussen. Dos 1st der A u g e n b l i c k , in dem sich die Gestolt blldet: dos Wognls . . . Die Kunst liegt Im Wagnis: wie man zum Sprung onsetzt, wann man springt und w o . Ohne dieses Wagnis gibt es keine Architektur - keine gute oder keine weniger gute, nur Hüuser und Stödte, schlechte oder noch schlimmere . . . das I s t ' s , wos so trourlg 1st, wenn man nichts wogt M i l l i o n e n M e n -schen wohnen In M l l l i o n e n Lücken. Der Sinn der Architektur ist, diese Lücken zu f ü l l e n . "

Das, was A . van Eyck ein "Wagnis" nennt, werde Ich als e i n

heuristisches Prinzip oder einen ExperlmentierprozeB b e z e i c h

-nen, so wie es schon W . R. Lethoby 1910 in seinem Aufsatz

" A r c h i t e k t u r als Wagnis" formuliert hot:

" U n t e r Wagnis verstehe ich dos, was die lebendige Kraft und dos o k t l v e Prinzip aller Architektur gewesen ist, den Gelst des

Ex-. Ex-. D n i l

periments im Bau.

l o . A . von Eyck, i n : O Newman, C l A M In O t t e r i o 59, S. 217 1 1 . W . R . Lethoby, i n j . Posener, Anfonge des Funktionolismus,

(25)

PROBLEMBESTIMMUNG •

Wir mussen uns also in unseren Uberlegungen über die Realform

als Bedeutungströger ouch mit dem EntstehungsprozeB, dem

Ent-wurfsprozéB, beschöftigen. Vor allem donn, wenn wir von der

Annahme ausgehen, doB In der Form dos zu finden 1st, was der

A r c h i t e k t auch i n h a l t l i c h zu realisieren versucht h o t .

23

Architektur als Zeichen?

"Die A r c h i t e k t u r 'spricht' , hier - sogt das Bauwerk - versommeln

sich die K o u f l e u t e . Hier sprechen die Richter Recht. Hier

schmochten die Gefongenen. Hier vergnügen sich die Liebenden.

Diese Kaufhöuser, G e r i c h t e und Geföngnisse sprechen eine sehr

klare Sprache, wenn d i e , die sie bouen, ihr Handwerk verstehen."

Diese von V o l é r y ousgesprochene Aufforderung an die A r c h i t e k t e n

soil ten w i r v e r f o l g e n . Die Totsoche, doB sich in dem

Entwurfs-prozeB bestimmte Inholte so gestalten lassen, doB sie spöter vom

Benutzer ouch erkennbor sind, hot v l e l e A r c h i t e k t e n immer w i e

-der beschöftigt. Interessant ist, doB in diesem Zusammenhang

über dos orchitektonische Realisot ols Kunstobjekt und über das

Entwerfen als künstlerischer ProzeB gespröchen w i r d . Walter

Gropius legte 1919 den Schwerpunkt ouf die künstlerlsche G e

-staltung des Reollsots, als ersogte:

" . . . G n o d e der Phontosle ist wichtlger ols o l i e Technik, die sich Immer dem Gestoltungswillen der Menschen f ü g t . "

Auch Le Corbusier legte groBen Wert ouf die eigentliche G e

-staltung der Formen, mit denen spöter der Benutzer

zusommen-t r i zusommen-t f zusommen-t . 1920öuBerzusommen-te er:

" D i e Durchbildung der Form 1st der Prüfstein für den A r c h i t e k t e n . Dieser erweist sich on ihr als Künstler oder als elnfocher Inge-nieur . . . d i e Durchbildung der Form ist reine Schöpfung des Geistes; sie ruft den gestaltenden Künstler ouf den P l o n . " ' ^

12.Paul V o l e r y , Oeuvres I I , Paris 196o, S. 93 (Übersetzung) 1 3 . W . G r o p i u s , i n : U . Conrads, Programme und Manifeste zur

A r c h i t e k t u r des 2 o . Johrhunderts, Braunschweig 1975, S.44 14.Le Corbusier, I n : U . Conrads, Programme, S. 58

Umfeld Semiotik Aufgaben und Z i e l Zeichen und Kommunikotion Strukturen und Systeme Benutzung Verhalten Vermittlung und Kontext K o n v e n t l o -nalisierung Interpreta-tion Architektur ols Zeichen

Anhang

(26)

PROBLEMBESTIMMUNG .

24

^ ^ " ^ ^ " " " ^ El LIssItzky w i l l 1929 weniger von der relnen Schöpfung w i s

-sen und plödiert für Sochllchkelt. Sein Z i e l unterscheldet sich

jedoch von dem Gropius' oder Corbusiers n i c h t . El LIssItzky

1929: A r c h i t e k t u r

ols Zeichen? " W i r fordern:

o) Verneinung der Kunst als nur e m o t l o n e l l e , Individuelle romantisch-isollerte Angelegenhelt.

b) "Sochllches" Schaffen In der s t i l l e n H o f f n u n g , daB das e n t standene Produkt schlleBlich spöter doch als Kunstwerk b e -trochtet w i r d .

c) BewuBt zielstrebiges Schoffen einer A r c h i t e k t u r die ouf einer vorgearbelteten, objektiv-wlssenschaftlichen Bosis eine geschlossene künstlerlsche Wirkung ousübt."

Eine öhnliche Auffossung löBt sich ouch spöter noch verfolgen:

1932 schreibt Buckminster Fuller:

"Wissenschaft + Kunst + Industrie = U n i v e r s a l - A r c h l t e k t u r . "

In a l l e n ongeführten ZItoten wird A c h l t e k t u r ols Kunst

verstan-d e n , jeverstan-doch nicht Im Sinne von künstlerischen O b j e k t e n , n i c h t

ols Produkte der Bildenden Künste. Wenn hier die Verbindung

der Architektur zur Kunst hergestellt w i r d , so liegt dies ouf einer

kommunikationstheoretlschen Ebene. Die Stellung der A r c h i t e k

-tur i m kommunikationstheoretlschen Sinne 1st vergleichbor mit

der der Kunst. Inbelden Fallen geht es um

wohrnehmungsgebundene Empfindungen, d i e nicht zum Bereich der konventlowohrnehmungsgebundenellen V e r

-mittlungssysteme gerechnet werden kSnnen, d i e ober in jedem Fall

ouch von Vermittlung abhöngig sind, also i n Verbindung zu ihren

Betrochtern b z w . Benutzern zu diskutieren s i n d . Diese A r t der

Ver-mittlung der Architektur ooll als östhetische Funktion bezelchnet

werden.

Es 1st nicht die Aufgobe der folgenden Uberlegungen, den

östhe-15.El LIssItzky, i n : U . Conrads, Progromme, S. 113 1 6 . B . F u l l e r , i n : U . Conrads, Programme, S. 123

(27)

PROBLEMBESTIMMUNG •

tischen Stellenwert der Architektur zu diskutieren. Die Totsoche

daB d i e Verbindung zur Kunst überhaupt angesprochen wird und

Architektur sowohl als ein künstlerischer ProzeB ( dos Entwerfen )

als auch ols ein Realisot ( das architektonische O b j e k t ) gesehen

wird, b e z i e h t sich auf die kommunikatlve V e r m i t t l u n g . Sie ist

für künstlerlsche O b j e k t e eine andere ols die Vermittlung von G e

-brauchsmustern, die ousschlieBlich eine odöquate Interpretation

verlangen. Diese hot für die Architektur ouch Ihre G ü l t l g k e i t ,

ober n i c h t i n dieser AusschlleBlichkelt. Benjamin spricht von der

doppel ten Rezeption von Bouten:" durch Gebrouch und durch

Wohr-nehmung. Oder besser gesagt: taktlsch und optisch. Es gibt von

solcher Rezeption keinen Begriff, wenn man sie sich noch A r t

der gesammelten v o r s t e l l t , wie sie z . B. Reisenden vor

berühm-ten Bouberühm-ten gelöufig ist. Es besteht nömllch auf der toktischen

Selte k e i n e r l e i Gegenstück zu dem, wos auf der optischen die

Kontemplotion i s t . " Die Vermittlung der A r c h i t e k t u r ist olso eine

doppelte, eine funktionole und eine emotionole.

Wir trennen olso zwischen einer Rezeption, die sich rein ouf

den z w e c k o r i e n t l e r t e n Gebrouch bezieht und so von einem

konventlonellen Hondeln ausgeht, und einer Rezeption, die

ein sympothetlsches oder aversives Verhalten beeinfluBt, olso

auf e i n Individuum bezogen werden muB. Beide A r t e n der

Rezep-tion sind eng mitelnonder verknUpft. Sie beelnflussen sich

gegen-seitig. Wenn wir sie hier dennoch trennen, donn nur mit dem Z i e l ,

sie in einer Relation zueinonder zu diskutieren.

Uberlegungen über d i e östhetische Funktion der A r c h i t e k t u r sind

ebenso entscheidend wie die konventionelle Interpretation. Die

er-wühnte Z u g e ö r l g k e l t der Architektur zur Kunst spiel t eine nicht

25

Architektur ols Zeichen? Umfeld Semiotik Aufgaben und Z i e l Zeichen und Kommunikatlon Strukturen und Systeme Benutzung Verhalten Vermittlung und Kontext Konventlo-nollsierung Interpreto-tlon Architektur ols Zeichen

17.W. Benjamin, Dos Kunstwerk Im Z e l t o l t e r seiner technischen Reproduzierborkelt, Frankfurt 1963, S. 46 f f .

(28)

PROBLEMBESTIMMUNG •

26

Einführung

unwesentliche Rolle in der A r t der Interpretation der gebauten U m

-w e l t . A u f diese Funktion -weist ouch Mukorovsky hin:

"Eine andere kennzeichnende Eigenschaft der östhetischen F u n k -tion ist dos W o h l g e f a l l e n , dos sie hervorruft. Dorous resultiert d i e A r c h i t e k t u r F ö h i g k e i t , Hondlungen zu e r l e i c h t e r n , denen sie sich als s e k u n ols Z e i c h e n . j ^ i g Funktion zugesellt, bzw. die F ö h i g k e i t , dos mit Ihnen v e r bundene Wohlgefallen zu verstorken; man v e r g l e l c h e die A n w e n -dung der östhetischen Funktion bei der E r z i e h u n g , belm Essen, Wohnen usw."

Die Totsoche, daB w i r hier von Kunst sprechen, bedeutet n i c h t ,

doB wir die Erkenntnisse der heutigen als Wissenschaft i n s t i t u t i o n o

lisierten A r c h i t e k t u r verneinen w o l l e n und sie durch frele k ü n s t

-lerlsche K r e o t l v i t ö t ersetzen mochten. Es soil domit nur betont

werden, daB ein V e r z i c h t ouf Gestaltung In der Architektur u n

-denkbor 1st, wenn w i r ouch dos unbekonnte Individuum, den

spö-teren Bewohner In unseren Uberlegungen berUcksIchtigen m o c h t e n ,

denn die gestal tete Form stel It spöter die e i n z i g e Verbindung

zu ihnen dor.

Wenn Bakemo In den letzten Jahren wieder verstörkt für die 19

"expressive Funktlonalitöt" nèben der Gebrouchsfunktlonalltöt

p l ö d i e r t , unterstreicht er damit diesen G e d a n k e n . Die Betonung

l i e g t ouf dem gestalterlschen ProzeB, der heute dank der

Wissen-schaft auf v i e l e n überprUfboren Kriterien beruhen kann. Auf der

anderen Selte können aber In diesem ProzeB von dem A r c h i t e k

-ten neue Zusommenhönge entdeckt und gestoltet werden, w o r i n

dann die Elnrrxjligkelt der A r c h i t e k t u r besteht. Durch die E i n

-mollgkeit wird auch die Selbsteinordnung, d i e Orientlerung des

Individuums gewöhrlelstet. Durch die Gestoltung kann die sonst

so k o n t e x t und umgebungsobhöngige A r c h i t e k t u r eine O r i g l n o

-1 8 . J . Mukorovsky, Kapitel aus der A s t h e t i k , S. 33

1 9 . D i e Ausdrücke hobe ich bei einem V o r t r o g von Bakema I n Hannover 1978 n o t i e r t .

(29)

PROBLEMBESTIMMUNG.

l i t ö t e r r e l c h e n , die dem Bewohner ermöglicht, ous seiner

mono-tonen Lebensweise ouszubrechen. So w i r d die A r c h i t e k t u r , die

durch Kontext und Gebrouch bestimmt ist, durch die Wirkung

ihrer Form verschledene Gebrouchs- und Lebensformen durch

Interpretation garantieren. Es wird sich eine Differenz zwischen

den geplonten Absichten und den totsüchllch stottfindenden N u t z u n

gen feststellen lassen, die als i n d i v i d u e l l e r Splelroum zu b e z e i c h

nen 1st. In diesem Splelroum l i e g t die Okkasionalitöt der A r c h i

tektur, die ouf Ihre Gestaltung zurückzuführen 1st und nur i n

-nerhalb deren eine frele Entfoltung der Persönlichkelt möglich

ist. Sie 1st dos Resultat einer Interpretation, In der die a r c h i t e k

-tonische Reolform die Rolle eines Interpretierboren

Bedeutungs-trögers übernommen h o t . Die Realform ist so ein Bestandteil eines

Kommunikationsprozesses, ein potentiel les Z e i c h e n , dessen

Funk-tion die Vermittlung zwischen der gebauten Umwelt und den

Benutzern ist. Damit werden d i e orchitektonischen Probleme

ouch zu semlotlschen Problemen.

Die z u l e t z t geöuBerten Gedanken könnten ols ein Plödoyer für

den vor a l l e m in der letzten Z e i t so höufig diskutlerten

Forma-llsmus und Monlerlsmus verstanden werden. Das Gegenteil 1st

der Foil . A u c h sie gehen on der Problemotik v o r b e i , w e i l sie

für den Benutzer n i c h t in der Weise nochvollzlehbor sind. Die

Interpretotlonen von solchen Formen bleiben nur ouf der

östhe-tischen Ebene und sind n i c h t , so wie es z . B , Mukorovsky betonte,

Verstörker der Gebrouchsfunktlon.

Die Emotion, sowohl des A r c h i t e k t e n als ouch des Bewohners

muB In der A r c h i t e k t u r enthalten und nicht als ein Dekor

ouf-• 21

gesetzt sein.

27

2o.EIne Einführung In die Semiotik f o l g t im nöchsten Kapitel . 21 .Diese Formullerung hobe Ich In einem Gespröch mit G . D o

-menig In W i e n , Dezember 1978, n o t i e r t . Architektur als Zeichen? Umfeld Semiotik Aufgaben und Z i e l Zeichen und Kommunikotion Strukturen und Systeme Benutzung Verhalten Vermittlung und Kontext Konventio-nolisierung Interpreta-tion Architektur ols Zeichen Anhang

(30)

PROBLEMBESTIMMUNG

-Einführung

A r c h i t e k t u r ols Zeichen?

(31)

PROBLEMBESTIMMUNG •

29

DIE SEMIOTISCHE THEORIE U N D IHR UMFELD

Da die Semiotik als eine geisteswissenschaftliche, primör p h i l o

-sophische Disziplln,den A r c h i t e k t e n noch weltgehend unbekonnt

ist, versuche Ich zunöchst, eine ollgemeine Dorstellung dieser

Wissenschaft zu geben.

Das menschliche BewuBtsein 1st aufgrund der sinnllchen

Wohrnehmung Imstonde, die Reolltöt der W e l t zu erkennen und w l d e r

-zuspiegeln. Die Erkenntnistötlgkelt ist eine EInhelt von

Slnnes-tötigkeit Denken und Hondeln. Die Erkenntnis, abhöngig von

einer SInnestötigkeit, 1st nur im Zusammenhang mit einem I n d i

viduum zu sehen, und ous diesem Grund abgesehen von g e s e l l

-schaftlichen Konventionen - ist sie ouch vom W i l l e n der Emotionen,

der I n d i v i d u e l l e n Interpretation, beeinfluBt.

Erkenntnis 1st ols eine A b f o l g e der oben beschriebenen T ö t i g

-keiten, der Slnneswohrnehmung, des Denkens und Hondelns, als

ein ProzeB zu verstehen.

Der ErkenntnisprozeB ist bedingt durch Aufnahme, Verarbeitung

und Spelcherung von informotlonstrogenden M I t t e l n . Diese M l t

-t e l , d i e wohrnehmbar-foBbore Erschelnungen sind, w o l l e n wir

zunöchst " Z e i c h e n " nennen.^ Umfeld Semiotik Aufgaben und Z i e l Zeichen und Kommunikotion Strukturen und Systeme Benutzung Verhalten Vermittlung und Kontext Konventlo-nalislerung Interpreta-tion Architektur als Zeichen

1. Eine genoue D e f i n i t i o n des Begriffs " Z e i c h e n " wird Im Kopitel Anhang " Z e i c h e n und Kommunikatlon" gegeben.

(32)

30

Einführung

PROBLEMBESTIMMUNG

-Die semiotische Theorie ist eine Lehre von den Zeichen. Sie

be-schöftigt sich mit deren Unterscheldung, F u n k t i o n und G e b r o u c h .

Die Anwendbarkeit der Semiotik l i e g t In den Berelchen, in denen

die V e r m i t t l u n g von N o c h r i c h t e n , Informationen oder Botschof-A r c h i t e k t u r • i. , , • . • • i .- i

, , . , „ t e n , also die Vermittlung von interpretierboren r o k t e n

-als Zeichen r

^ ^ ^ _ ^ ^ ^ ^ _ _ " Z e i c h e n " - eine Rolle spielt.

Umfeld

Semiotik Die Beischöftigung mit Zeichen löBt sich In der Philosophie bis zu

^ " " " " • ^ ^ ^ ^ ^ ^ Platon und Aristoteles zurückverfolgen. W i c h t i g e Beitröge zur

Entwicklung einer selbstöndigen Theorie der Z e i c h e n hoben - um

nur e i n i g e bekonnte Vertreter zu nennen - Augustlnus, A n t o i n e

A r n o u l d und andere Verfosser der Grommotlk und Logik von

Port-Royol, Locke, L e i b n i z , Boumgarten, K o n t , Lessing und Hegel

geleistet.

Als Gegenstond einer eigenstöndigen Wissenschaft tritt das Z e i

-chen jedoch erst bei dem Amerlkaner C h . S. Peirce (1839 - 1914)

o u f . Peirce spricht ouch berelts vom Zeichen in einem komplexen

VermittlungsprozeB . einem ZeichenprozeB ^ einer von ihm so b e

-nonnten "Semiosis":

" E i n Z e i c h e n oder Reprosentomen 1st etwas, dos jemonden oder etwos In Irgendelner Weise oder Eigenschaft v e r t r i t t . Es ist o n jemonden g e r l c h t e t , d . h . , es schafft lm G e l s t dieser Person ein öqulvolentes oder v l e l l e l c h t ein weiter entwickeltes Z e i c h e n . "

Parallel zu der Peirceschen Semiotik e n t w i c k e l t sich in Europo

die von Saussure (1857 - 1913) vertretene Semiologie. Als

" e i n e Wissenschaft, die dos Leben der Z e i c h e n Im Rahmen des

sozialen Lebens untersucht", soil sie lehren, worIn die Z e i c h e n

bestehen und welche Gesetze sie regieren. D i e von Saussure

2 . C h . S. Peirce, C o l l e c t e d Popers, Hrsg. A . W . Burks, C o m b r i d -ge 1958, 2.228

3 . F. de Soussure, in: G . Schiwy, Der Fronzösische Strukturol is-mus, Relnbek b. Hamburg 1969, S. 113

(33)

PROBLEMBESTIMMUNG

-31

i n i t i l e r t e Semiologie bezieht sich in erster Linie ouf sprochliche

Z e i c h e n und betrochtet diese ols die wichtigsten Zeichen

über-haupt. Die Semiologie von Saussure ist vor allem von

Sprachwls-senschaftlern oufgenommen und w e l t e r e n t w i c k e l t worden. Einer

der bekonntesten Vertreter dieser Richtung 1st der Mitbegründer

der Prager Strukturollsten, R. Jokobson.

" D i e Semiotik llefert eine Grundlage für dos Verstehen der houpt-söchllchen Formen menschlicher T ö t i g k e i t , sowie deren gegen-seitlger Abhöngigkeit, do o l i e diese Tötlgkeiten und Beziehungen

in den Zeichen widergesplegelt werden, welche die Tötlgkeiten vermlttein . . . Indem sie dieses Verstehen ermöglicht, verspricht die Semiotik eine derjenigen Aufgaben zu e r f ü l l e n , die t r a d l t l o -nell als philosophische Aufgaben ongesehen w u r d e n . "

Dies ist berelts eine Auffossung von C h . W . M o r r i s , der die

Peirceschen Grundlagen der Semiotik ols Philosophie

oufgenom-men und w e l t e r e n t w i c k e l t h o t . Umfeld Semiotik Aufgaben und Z i e l Zeichen und Kommunikatio Strukturen und Systeme

Dos Bestreben der letzten Johre ging Immer mehr dahin, diese

beiden RIchtungen (Peirce' und Soussures) mitelnonder zu v e r

-binden und einen e i n h e i t l l c h e n Zelchenbegriff, eine e i n h e i t l l c h e

Zelchendefinltion.festzulegen.

Benutzung Verhalten

Vermittlung und Kontext

Die Bezeichnung "Semiologie" 1st z . T. der Bezelchnung

"Semiotik" g e w l c h e n . Die Semiotik ist stork expandlert,mit

der Folge, doB heute stott einer Vereinheltlichung eine groBe

Zohl von verschiedenen Auffossungen des Zelchenbegriffs im

Roum stehen. Es opponieren nicht nur verschledene " S e m i o t i k

-schulen" gegeneinonder, sondern man versucht, die Semiotik,

die zunöchst als überdiszipllnör g a l t , oufzutellen und für e i n

-zelne Bereiche speziell zu d e f i n i ë r e n . So tauchen Begriffe w i e

4 . A . Schaff, Einführung in die Semontik, Reinbek b. Hamburg 1 9 7 3 , S. 85 Konventio-nolislerung Interpreta-t i o n Architektur als Zeichen

Anhang

(34)

PROBLEMBESTIMMUNG-32

Einführung

Textsemiotik, Designsemiotik, Archltektursemlotik,

Hondlungs-semlotik, östhetische Semiotik usw. ouf.

Es 1st Innerhalb dieser Flut von Semlotlken koum möglich, eine A r c h i t e k t u r . , . . , , . , . - . . , , , . , . 1 -, . L o ollgemeine Einführung in die Semiotik zu geben, auch nicht m ols Zeichen? *" ° a ,

^ . ^ _ _ _ ^ ^ ^ ^ ^ _ eine der spezlellen DIszIplinen, wie die Archltektursemlotik,

,, c ,, In der wir wiederum verschledene Schulen darstellen müBten.

Umfeld

Semiotik

^ ^ ^ " ^ ^ ^ ^ " ~ ~ ' ~ Wir w o l l e n uns hier dennoch über die Semiotik Klorheit

verschaf-f e n , nicht zuletzt desholb, well wir die Erkenntnisse der Semiotik

für diese Arbeit nutzen w o l l e n . Dies muB allerdings nicht durch

Annöherung on eine bestimmte Semiotlkschule oder - r i c h t u n g

geschehen. Wir versuchen eine Anwendung ouf der Basis des

zentralen Begriffs der semiotischen Untersuchungen überhaupt, des

" Z e l c h e n s " selbst.

Die Beschöftigung mit den Zeichen verfolgt im wesentlichen zwei

Probleme zelcheninterner und zelchenexterner A r t . Wöhrend die

zelcheninterne Problemotik die Semiotik ols eine eigenstandige,

isolierbare Teildisziplln erschelnen loBt und sich nur mit dem

A u f b o u , der Typologislerung und Klosslflzlerung von einzelnen

Zeichen beschöftigt, versucht die zelchenexterne Problemotik

d i e P r o k t l k o b l l i t a t , E f f e k t l v l t ö t , die Grenzen und dos Vermogen

der Zeichen zu k l ö r e n .

Domit stöBt die Semiotik als eine eigenstöndige Disziplin ouf

ihre Grenzen und setzt sich In weiteren DIszIplinen, wie Kommuni'

kotlonstheorie, Informationstheorie, Erkenntnistheorie und V e r

haltensforschung k o n t l n u l e r l i c h f o r t . Diese Auffossung der z e l

-chenexternen Pioblemotik soil ouch dieser A r b e i t zugrundegelegt

5 . v g l . S. Moser, Grundlagen der allgemeinen Kommunikotlonsthe

(35)

PROBLEMBESTIMMUNG •

w e r d e n . Die Begründung ist dorln zu suchen, doB die z e l c h e n

-interne Betrochtung die Zeichen In einem Zustand sieht und ols

solche untersucht, unobhöngig dovon, ob sie sich In einem i n d i

-v i d u e l l e n ErkenntnisprozeB -veröndern können und ouch

unobhön-gig dovon ob die Zeichen einer z e i t l l c h e n Entwicklung

unter-l i e g e n , i n der sie keinesfounter-lunter-ls ounter-ls eine Konstante ongesehen

wer-den k ö n n e n .

Deswegen kann d i e zelcheninterne Betrochtung die Problemotik

der A r c h i t e k t u r n i c h t wiedergeben. Die orchitektonischen O b j e k t e

u n t e r l i e g e n einer stöndlgen Entwicklung, die einerseits durch die

F l u k t u o t l o n der Bewohner beeinfluBt w i r d , ebenso durch

Entwlck-lungen des einzelnen Bewohners, die andererseits ober auch durch

die Verönderung der unmittelbaren gebauten Umgebung zum Tragen

kommt. In dieser stöndlgen Verönderung, d . h . In dem Entwicklungs-6

prozeB der orchitektonischen Umwelt, würde eine zelcheninterne

Betrochtung, die als statische und vor ollem ols klossiflzlerende

Dorstellung ( in Sinne der Zelchenklossen ) zu verstehen 1st, die

orchitektonischen Probleme nur ols o b j e k t i v e Zustonde, nicht ober

ols dem Bewohner ongepaBte Prozesse erfossen. Auf diese Weise

würde d i e Semiotik ober on dem Hauptproblem der A r c h i t e k t u r ,

der stöndlgen, gegenseitigen Beeinflussung der gebauten Umwelt

und der Benutzer, vorbeisehen.

Es 1st hier die Frage zu s t e l l e n , w i e w e i t uns die Anwendung

der Semiotik, die hier ols eine noch nicht v e r e l n h e l t l i c h t e und

n i c h t systemotlsierte Theorie dargestellt worden ist, bei der

33

Umfeld Semiotik Aufgaben und Z i e l Zeichen und Kommunikotion Strukturen und Systeme Benutzung Verhalten Vermittlung und Kontext Konventlo-nollslerung Interpreta-tion

6 . Der Begriff " U m w e l t " unterscheldet sich von dem Begriff " U m g e bung" . "Umgebung" bezieht sich ouf die uns umgebenden G e g e n -stönde. Dagegen I m p l i z l e r t " U m w e l t " zusötzllch unser Verhalten und Hondeln i n der Umgebung. "Umgebung" 1st ein rein o b j e k t -o r l e n t l e r t e r , " U m w e l t " ein subjekt-orientisrter Begriff, der " Um-gebung" i n v o l v i e r t . v g l . Jokob v . Uexküll , Streifzüge durch d i e Umwelten von Tieren und Menschen. Bedeutungslehre

Architektur als Zeichen

(36)

34

PROBLEMBESTIMMUNG •

Einführung

Lösung von spezlellen Problemen In der A r c h i t e k t u r h i l f t .

Sowohl die Semiotik ols auch Ihre ongrenzenden

Wlssenschof-ten,wie Kommunikatlonstheorie und

lnformatlonstheorle,verfü-gen über einen ausgeorbelteten Begriffsopporot, m i t dessen A r c h i t e k t u r

, - 7 . 1 o H i l f e sich einige Probleme tronsporenter diskutieren lassen. als Geienen r ^ ^

Dies bedeutet ollerdings n i c h t , doB es unser Z i e l 1st, l e d i g

-1. r I J l i c h eine (sprochliche) Umkodlerung der Problemotik in einen

Semiotik wissenschoftlich definlerten Begriffsopporot vorzunehmen und

ouf diese Weise In einen theoretischen Selbstzweck zu v e r f a l l e n .

Vlelmehr 1st von Bedeutung, doB die in der Theorie

ausgeorbel-teten Begriffe In eine Beziehung zueinonder gesetzt sind, mit

deren H i l f e wir neue Zusommenhönge im Anwendungsbereich

erorbelten können.

Insofern kann die Theorie, In der eine Struktur von b e g r l f f l l

-chen Beziehungen vorhonden 1st, in der Anwendung zu

Erkenni-nlssen führen, die mit H i l f e von umgangssprachlichen

(37)

PROBLEMBESTIMMUNG .

AUFGABENSTELLUNG U N D ZIELSETZUNG DER ARBEIT

35

lm vorigen Kapitel hoben wir versucht, die Problemotik, mit

der sich diese A r b e i t beschöftigt, obzuleiten und zu f o r m u

l i e r e n . Wir hoben die architektonische Realform ols einen p o

-tentiel len Bedeutungströger in eine kommunikatlve Beziehung

zum Benutzer gesetzt und domit die Bewohnborkeit der gebauten

Umwelt ols eine Interpretation d e f i n i e r t , die sich i n dem b e

-relts erwöhnten KommunlkotlonsprozeB v o l l z i e h t .

Die Aufgobe dieser A r b e i t soil sein, mit H i l f e der semiotischen

Theorie über die Bedingungen und deren Verlauf der

kommuni-katlven Beziehung zwischen der gebauten Umwelt und den

Bewohnern Aussogen zu machen, die in der A r b e i t der p r o k t i z l e

-renden A r c h i t e k t e n genutzt werden können. Dabei kommt es vor

ollem darouf o n , zu untersuchen, ob die Realform der A r c h i t e k

-tur die Rolle eines Bedeutungströgers, eines Zeichens,

über-haupt übernehmen k a n n , d . h . ob sie für den Bewohner

zugöngl i c h Interpretzugönglerbor 1st oder die gebaute Umgebung den V o r s t e zugöngl

-lungen des Benutzers entsprechend bewohnbor w i r d .

Weiter soil untersucht werden, unter welchen Voroussetzungen

die architektonische Realform ols ein Zeichen erkennbor und

interpretlerbor 1st. Dos kommunikatlve Sein der Reolform der

Aufgaben und Z i e l Zeichen und Kommunikatlon Strukturen und Systeme Benutzung Velhul h-n Vermittlung und Kontext Konventlo-nolislerung Interpreta-t i o n Architektur als Zeichen

1 . In diesen Formulierungen 1st auch das b e l n h o l t e t , was In der Um-gongssproche unter dem Begriff " I d e n t l f l k o t i o n " diskutiert w i r d .

(38)

PROBLEMBESTIMMUNG .

36

Einführung

A r c h i t e k t u r w i r d dabei als eine N o c h r l c h t e n q u e l l e In Beziehung

zu den Bewohnern untersucht.

Unter der Annohme, doB die Ertcheinung der A r c h i t e k t u r In

, _ . , „ einem KommunlkotlonsprozeB ols ein Bedeutungströger zwischen ols Zeichen? '^

der gebauten Umwelt und den Benutzern v e r m l t t e l t , können wir

, , , . , , dos Verhalten der Bewohner als eine Reoktlon ouf die V e r m l t t -Umfeld

Semiotik lung verstehen. Domit wird dos Verhalten der Bewohner In einer

EInhelt mit der orchitektonischen Form den Begriff der A r c h l t e k

-Aufgoben tur b i l d e n , so wie wir es in dem onfangs formullerten

Verstöndnis dorgestellt hoben. Es wird zu untersuchen sein, welcher Z u

-sammenhang zwischen der Interpretation In einem

Kommunlko-tlonsprozeB und dem Verhalten der Bewohner besteht, wobei dos

Verhalten sowohl Im posslven als ouch im o k t i v e n Sinne

verstan-den werverstan-den muB.^

In diesem Zusammenhang stellt sich die Froge, ob der A r c h i t e k t

schon wöhrend der Plonung durch die Ausbildung der Form die

Frelhelt In der Interpretation der orchitektonischen O b j e k t e

be-elnflussen k o n n , je nochdem, ob eine storke oder eine schwache

Entfoltung der einzelnen Person Prloritöt hoben soil . (Denken wir

z . B. on den Unterschled zwischen privaten und öffentlichen

Röumen.) Es sollte beontwortet werden, ob die Interpretation der

orchitektonischen Objekte gestaltungsföhlg 1st oder ob sie rein

w i l l k ü r l l c h , olso nur von dem Perzipienten abhöngig, zustonde

kommt. Diese Frogestellung b e t r i f f t die schon erwohnte

Problemotik des ononymen Auftraggebers oder Benutzers und sein i n d i

-viduelies Verhöltnis zur gebauten Umwelt. Hier kommt es vor

o l l e m darouf o n , die Existenz der Zeichen und Insbesondere d e

-ren orchltekturspezlfische Anwendung und Funktion zu

untersu2 . Auch wenn Im weiteren von " V e r h a l t e n " gespröchen w i r d , s o l -len dorunter beide Arten des Verhal tens verstanden werden.

(39)

PROBLEMBESTIMMUNG-chen und mit H i l f e der semiotlsch-kommunlkotiven Betrochtung

orchitektonischer Probleme neue Zusommenhönge oufzuzelgen,

die ols Erweiterung der Grundlagen des Entwerfens n ü t z l i c h sind.

37

Um dies zu v e r d e u t l l c h e n , erinnere Ich hier noch einmal on die

AuBerung von Bokemo, in der er die Problemotik der "schonen"

A r c h i t e k t u r als nebensöchlich gegenüber den Aufgaben onsieht,

den Bewohnern die M ö g l i c h k e i t zu geben, die gebaute Umgebung

seinen Wünschen und seiner Persönlichkelt entsprechend zu nutzen.^

Dieses ist vlelmehr e i n Problem des Zugangs des A r c h i t e k t e n zu

seiner A r b e i t ols eine Anwendung von handboren, operoblen K r i

-t e r i e n . In diesem Bereich is-t das Vers-töndnis der vorliegenden

A r b e i t zu suchen.

Aufgaben und Z i e l

Zeichen und Kommunikatio

Das Ergebnis dieser Untersuchung ist vor ollem eine Anwendung

Im EntwurfsprozeB, und zwar In der Phase, In der es sich um

die direkte Gestaltung von Formen und Ihren Kontexten handelt.

Die ous dieser A r b e i t gewonnenen Erkenntnisse könnten ouf d i e

-se Wei-se neben anderen Kriterien - konstruktlven, ökonomischen,

ergonomischen usw. - ols Beitrag des Entwerfens d i e n e n , obwohl

sie eher ols Erkenntnis denn als direkt onwendbares Foktum zu

verstehen sind, wie es z . B. die konstruktlven Kriterien

dar-s t e l l e n .

So ist ouch selbstverstöndlich, doB In dieser A r b e i t keine A n

goben dorüber gemocht werden, welche Formousbildung für b e

stimmte Z e i c h e n f u n k t l o n e n , zu bestimmten Bezeichnungen g e

-Struk turen und Systeme Benutzung Verhalten Vermittlung und Kontext K o n v e n t i o -nolisierung Interpreta-t i o n

3 . Ich verstehe die eben erwohnte Totsoche nicht als Widerspruch von zwei verschiedenen Ansötzen , sondern l e d i g l i c h ols ein Verschleben von Prloritoten, so daB ouch die "schone" A r c h i -tektur om Ende vorllegen s o i l , denn auch die östhetische Befriedigung gehort zu der Persönlichkeitsentfoltung des M e n -schen.

A r c h i t e k t u r ols Zeichen

Cytaty

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