• Nie Znaleziono Wyników

Eine Wächterstimme für die Gemeinde des wahren Christenthums

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Eine Wächterstimme für die Gemeinde des wahren Christenthums"

Copied!
54
0
0

Pełen tekst

(1)

I.Jahrgang. 1888—89.

w

Eine Mächtersiimme

—-

« für

die Gemeinde deg·wahren Christenthums.

Monatsschrift.

HerausgegebeninVerbindungmitFreundendesGottesreichesvon J.yestalozzi.

Heft l. IAbonnemcmspkcis hats-jährlich3Mark. sOktober1888.

Am unsere c,Seser!

Jndem kleinenKreisederer,welche sichdieHand gereichthaben,

um durchVermittlung»einerWächterstimmefürdieGemeinde des wahren Christenthums«zunächstzuunsermVolke und dannzu der Christenheit unserer Tagezureden, habenandere Motive zumEnt- schlussegedrängtalsderbloßeWunsch, sich mittheilenzukönnen,als dasStreben,-nebendem vielen Guten und Schlechten,dasdiechrist- licheLiteratur der Gegenwart aufzuweisen hat, nochetwas Neues in dieWelt zusetzen.Der gewählteTitelunseresBlattes deutet schon darauf hin, daß ernstere ErwägungenderEntschlußfassungvoraus- gegangen sein müssen.

Es istder Zweckder an dieLeser unsers ersten(als Probe-

nummer herausgegebenen)Heftes gerichtetenWorte, dieBegründung

fürdieBerechtigung unseres Vorgehenszuführen.Wenn dabei einem LaiendasWort ertheiltworden istundderselbeesauch auf sichge-

nommen hat,einenHaupttheilderArbeit fürdieFolgezuleisten, so

bedarfdiesdenherrschendenAnschauungengegenübereinerbesonderen Erklärung. Es sei daherdemHerausgeber gestattet, eheerinden zubehandelnden Gegenstand selbst eintritt,einepersönlicheMittheilung vorauszuschicken.

Es istnun etwas über dreiJahre her, daß ich durcheineReihe

von EreignissenundAnregungen dazu geführtwurde,eine Arbeit an dieHandzu nehmen,·diebisdahinweder von mir inAussichtge-

nommen nochauchnur gewünschtworden war, ichmeine dieder

Publizistik.Eswar der innere Drang fürdie aus reicherLebenser- fahrunggewonnene religöseUeberzeugungeinzutreten,dermichbewog, zunächstdenKampf aufzunehmen gegenüberErscheinungenund Be- strebungen, welche sichalsTräger wahren Christenthums hinstellten, dereninnersterKern mir jedochalseindiesem wahren Christenthum nicht entsprechender,ja selbstalseinihm fremderundfeindlichererschien.

1

-T;:z·-.»» sxLJA-Egid-«

S- HAL-

(2)

2

Jch begannmeine Arbeit imvollenBewußtseinmeiner sehr schwachen wissenschaftlichenAusrüstungabergleichzeitigin derUeberzeugung, daß ich dasjenige aussprechendürfe,ja müsse,was in meinemInnern durch Gottes Geistzueiner lebendigen Gewißheit gewordenwar und ich glaubebis zurStunde dieser Pflichttreu gebliebenzusein. Es ist mirfreilichvielfach vorgeworfen worden, ich urtheileüberDinge,die ichdurchaus nichtversteheund auch,,an demfreundschaftlichenRath«

hatesmirnicht gemangelt,meine Schriftstellereilieber ganz einzu- stellen,dameineErörterungen auf KundigekeinenEindruck machten undUnkundigesiedoch nicht läsen,allein esbliebseitensderer,die sich selbst fürmeineprinzipiellen Gegner erklärten,beisolchen allge- meinenRedensarten; auch nichteineinzigesMal wurdemirvon ihnen nachgewiesen,daßmeineErörterungenunrichtig, verkehrtodergänzlich werthloswären.

Wenn ich mich frage,woherwohldieschroffe,oftwenigtaktvolle zuweilen sogar unwürdige Behandlung resp. Zurückweisungmeiner Schriften stamme, währendmirdochgleichzeitigmanch aufmunterndes Wort zuTheilgeworden istund zwar von Persönlichkeiten,derenUr- theilinweitenKreisen Geltung hat, so glaube ich wohlzu derAnsicht gelangenzudürfen,daßdieUrsachedieserErscheinungnicht einzigund alleininmir zusuchen sei. Freilicherkenneich wohl,daßnur zuoft dasMaßdesEifers dasjenigederLiebeübertroffenhatund diese demnachin denHintergrund getreten ist. Diesen Fehlerwillichbei Beginnmeiner neuen Arbeit gerneeingestehen,dennesistmirgewiß, daßnur dann Segenaus einerArbeit entspringen kann,dieessich zurAufgabe macht,derWahrheitunter denMitmenschenzum Siege zuverhelfen gegenüberJrrthum undBerkehrung,denenbewußtoder unbewußtein Volksich hingegeben hat,wenn mitdemWachsthumder ErkenntnißdasjenigederLiebeHandinHand geht.

Aber der eingestandeneMangelallein kann esnicht sein,der meinemAuftretendiegeschilderteBehandlungzugezogen hat,ermüßte sonstsalssolcher namhaft gemachtworden sein;esliegt offenbar noch ein viel schwerer wiegendesMotiv zu seiner Verurtheilungvor.

Seit Jahrhunderten istesHerkommenundSitte geworden, daßdas sog.LaienthuminreligiösennndkirchlichenDingenso gutwiekeine Stimme mehrhat;esistzurPassivität verurtheiltund sowieesden Versuch macht diese Passivitätzuverlassen,sotritt ihmdieGeistlich- keit,dieTheologenschaft,wenn auchin milder Form meist energisch entgegen. »Dienothwendigen Schranken«werden beiBehandlung

der LaienthätigkeitinderArbeit fürdas Gottesreich sofort aufdie

(3)

D U

Tagesordnung gesetzt;man macht hinund wiedergeltend,dieLaien- schaft hätteinsolchenDingen eher schonzu vielzusagen,eingroßer Theilder höchstenStellen imKirchenregimentsei jamitLaien,mit Juristen besetzt.Allein imErnstkann einesolche Behauptung doch nicht aufgestelltwerden,dajadasweltlicheKirchenregimentalssolches seitensderKircheals drückendesJochempfundenwird und essichhier

um AusübungkirchenregimentlicherBefugnisse, nichtum diejenigege- meindegliedlicherRechte handelt.

Als Gliedern derchristlichenGemeinschaftstehendenLaienunbe- dingtvielweiter gehendeRechtezu,alsman ihnen seitJahrhunderten zugestehenwill. Es ist ja fürNiemanden etwas Unbekanntes, daß dieerste christlicheKirchekeinenUnterschiedkannte zwischenihrenGlie- dern,derdemBegriffevon Klerus undLaienschaftentsprochenhätte.

Erst alsnachundnachderBegriffdeslevitischen Priesterthums sich indiechristlicheGemeinschafthineinstahl,bildete sicheine christliche Priesterschaft,einKlerus heraus,deringrößererodergeringererAb- hängigkeitvon weltlicher Macht sichdesKirchenregiments bemächtigte.

Die Reformationskirche behielt»dengeistlichenStand« bei,der bisauf unsereTagediePrärogativendesKlerus ausübt,wenn auch hinundwieder einzelneModifikationenund Beschränkungeninden- selbenPlatzgegriffen haben. Jetzt,wo man so oftvon Laienthätigkeit bei der Arbeit zurFörderungdesGottesreichesredet,suchtman häufig denUnterschiedzuverwischen, welcher zwischenLaienund Geistlichen thatsächlichgezogen ist; esgeschieht indessen doch größtentheilsin ganztheoretischerWeise, ohne daßmitBezug aufdiebeidseitigenRechte einAusgleichinWirklichkeitstattfände.

DieGeistlichen sehen sich gleichsamfürdieNachfolgerderApostel inderKirchean; esistdaseineAnschauung,dieaufvielhundert- jähriger Praxis beruht. Seit zuAnfangdesdritten Jahrhunderts derKirchenvaterClemens von Alexandriendiesen AnschauungenAus- druckverliehund denSatzaufstellte,zumVerständnißderheiligenSchrift könneman nicht mehr aufdieErleuchtung durchdenGeist rechnen, derdieApostelundPropheten inspirirt habe,an ihreStelle trete die wissenschaftlicheGeistesbildung, hat sichdiePraxis stets mehroder wenigerinWiderspruchbefundenmitder heiligen Schrift, welchein derchristlichenGemeinde kein Amt kennt,demnichtdieMittheilung desheiligen Geistesan diedasselbebekleidende PersonzurGrundlage dienenmüßte.

Werer wirübrigensnur einenBlickaufdieerstechristlicheGe- meinde,durchderen versprengteGlieder ohne MithülfederApostel

1212

(4)

4

neue Gemeinden in Samarien gegründetwurden; sehenwir den Al- mosenpfleger Philippus Zeichenund Wunder verrichten, lehrenund taufen;erinnern wiruns derGründungdersobedeutungsvollen Ge- meinde zuAntiochien,derMuttergemeindederganzenHeidenkirche,zu derwirgehören, und betrachtenwirdann unsereheutigenKirchen, in denenGeistlichedasAmt desLehrensundderSakramentsverwal- tungausüben,die kaum mehr aufdemBoden biblifchenChristenthums stehen, so müssenwirerkennen,daß unsere kirchlichenZuständeder Gottesordnungkeineswegsentsprechenund müssennothgedrungenzu folgenden Schlüssenkommen:

Die christlicheGemeinschaftalssolchegewährtdenLaienRechte, welchedieKirchen ihnen seit Jahrhunderten vorenthalten haben.

Der Abfall eines großenTheilesder Geistlichkeitvom wahren Christenthum legtdenLaiendieheilige Pflicht auf,dieihnenvorent- haltenen Rechte zurückzufordern.

Jhre Forderung darf durchausnur imZusammenhangmitdem erbrachten Nachweis ihrer Berechtigung gestelltwerden.

Dieser Nachweiskann nur vermittelsteinerBethätigungsolcher Eigenschaften geleistet werden, welche ihre TrägerzurAusübung jener Rechte geeignetmachen.

Jn Erwägungaller dieser Punkte istmirdieUebernahmeder mir an unsererZeitschrift zufallendenArbeit zueinerPflicht gemacht worden,derichmich nichtentziehendarf.

Wir nennen nun unserBlatt ,,eineWächterstimmefürdieGe-

meinde deswahren Christenthums«.Was wollen wir damit sagen?

Zunächstliegtuns ob zuerklären,waswirunter wahrem Christen- thum verstehen. Wirbedienen uns zudiesemZweckederWorte eines heute nochVielen theurenMannes,dergegenlandläufiges,falsches Christenthum sechs Büchervom wahrenChristenthum geschriebenhat, des ehemaligen Generalsuperintendentendes FürstenthumsLüneburg, JohannArnd. Er schrieb:»Daswahre Christenthum bestehtallein inwahrem Glauben,inder Liebeund inheiligemLeben«. Mit diesen wenigenWorten istvielgesagt; sie fassendieGrundlagedesChristen- thumsunddasWesen seiner Erscheinungan seinenTrägern zufammen.

So dürftig auchVielen inunsernTagen«dieDefinitionArnd’s er- scheinenmag, sie enthältdochdasNothwendigeund esverlohnt sich wahrlich, unserm GeschlechtediesesChristenthum,wieesvon einem durch Gottes Geist erleuchtetenManne einer früheren Zeit erfaßt worden war, wieder vor Augenzustellenund ans Herzzulegen.

Die Offenbarungen Gottes, wie sie sich seit Erschaffungdesersten

(5)

5

MenschendurchJahrhunderte hindurch kundgeben,werden heute nicht mehrmitdenAugendesschwachen,ohnmächtigen,seiner ursprünglichen BestimmungentfremdetenGeschöpfesbetrachtet;man bemühtsichviel- fach nicht mehrinernstlichemRingenin dieKundgebungeneineunsere Sphäreweit übersteigendenMacht einzudringen, siezuverstehenund damit auch unser Verhältnißzuderselben richtigzuerkennen;man fühltsich selbstalsunabhängigeGröße,als geistige, religiöse Potenz.

Mit kritischemBlicketritt man an dieGeschichtedergöttlichenOffen- barungheranundinwillkürlichemGebahren schmiedetman sicheine Religion zurecht,wiesie für unserGeschlechtDiesemundJenem passend erscheint.Darum habenwir soganz verschiedenartigeErscheinungen

vor uns,diealledenAnspruch machen, Christenthumzusein,weilin iiberwiegendemMaßedieGrundanschauungdavonausgeht,derMensch- heit mußdasBedürfnißdesZusammenhangesmitdemUeberirdischen, sagenwirkurzweg,dieReligion erhaltenwerden;man muß ihrdie- selbeineinerGestaltentgegenbringen,diesiezurAnnahme veranlaßt, anstatt daß sie dieselbevon sich stößt.Man glaubt demnach,essei genügend,den Menschennur inirgend welchenZusammenhangzu bringenmitderüberirdischenWelt,dieman wederignoriren nochhin- wegleugnen kann; so langeeinsolcherKontakt bestehe, namentlichaber solangederGlaube vorhanden sei, daßindieser überirdischenWelt gesorgtworden sei füreine glücklicheFortexistenzderunsterblichen MenschenseelenachdemLeibestode, so lange braucheman um dasend- liche SchicksalderMenschheit nicht besorgtzusein.

Dabei vergißtman jedochzubedenken,daßdieunsichtbareGeister- welt nochgewisser ihre Gesetze hat,als diesichtbare Körperwelt.

Wenn eineMißachtungderjenigen Gesetze,welchedieletztere regieren, fortwährendeStörungenderExistenzundschließlichvorzeitigenVer- fallzurFolge hat,wiesolltedann einMißkennender Gesetze,welche derGeisterwelt gesetzt sind, ohne vernichtendeFolgenbleiben können?

IndieVerbindungmit dieser unsichtbaren Geisterwelt sindwir Allehineingestelltvon unsererGeburt an; um ihr endlich ausschließ- lich anzugehören,eilen wir ihrmitjedemneuen Lebenstagezu,wir mögenwollenodernicht. Jn ihrwerden wireinstAlleunsernPlatz findenund dader Geistunsterblichist, sowird uns inderSphäre derGeisterwelteineExistenz angewiesen werden,diekeinemWechsel, namentlichkeinem Ende mehr unterworfen seinwird.

Darum fassenwirdasChristenthum zunächstnichtals ein Mittel auf,denMenschendas irdischeLeben erträglicherzumachen, theils als TrostinNothund BedrängnißallerArt, theilsalsErziehung-Z-

(6)

6

mittel und Zuchtmoment,indem durchdasselbe dieMenschenunter einander verträglichanstatt feindselig sichzuverhalten gelehrt werden;

diese Dinge sindblosals abgeleitete Wirkungenzubetrachten, »für soEtwas steigtdieReligion nichtvom Himmel,«sagteinchristlicher Theologe.

Uns istdasChristenthum,d.h.diedurch Christumvollendete OffenbarungGottes imweitestenSinne diegöttlicheHeilsordnung,.

vermittelst welcherdie Menschheit resp. der in sieeintretende einzelneMensch,derdurchdie Sünde aus demewigen,eineunendliche Seligkeitinsich schließendenGottesreiche ausgestoßenist, diesemwieder kanneinverleibt werden.

So lehrtdennwahres ChristenthumdieMenschendieGesetzeder Geisterwelt verstehenund ihre eigenen Beziehungenzuderselben.Es führt sie hineinindieGeschichtederMenschheitvon ihrem Ursprung

an biszuihrem künftigen,nochindunklerFerne liegendenZiele.Es lehrt siediefurchtbare Katastrophe begreifen, durch welchesiemit dem höchstenWeltprinzip,mit dem Willen Gottes,desallmächtigenSchöpfers inWiderspruch gerathen sindund zeigtihnenSchritt für Schrittden Weg,derzurvollen Lösungdieses Widerspruchs führt,zu einer voll- kommenen Uebereinstimmungmit diesemPrinzip,zur Gemeinschaft mitGott.

Mit einemWorte dasChristenthum offenbartuns dieMachtdes Zornes,wiedie derLiebe Gottes undzeigtuns unsere eigeneEnt- wickelungweitüberunserLeibesleben hinaus, je nachdem sieunter die strafendeoderunter die erbarmende ZuwendungGottes gestelltist.

Wenn wirnun dieArbeit, unsere Mitmenschenindastiefste Wesen diesesChristenthums hineinzuführen,andieHand nehmen, so liegteine doppelte Aufgabevor uns. Einmal habenwir dieses selbstdarzu- stellenals das objektive Heilmittelgegen den großenSchadender Menschheitund andererseits liegtuns obzuzeigen,wie derMenschin subjektiverAneignung dieses Heilmittels dieses selbstzugebrauchen ha·t,unter deutlicherHervorhebungderThatsache, daß ohne diese sub- jektive AneignungdasHeilmittel selbst ihmkeineRettung bringt.

Das wird uns nachzweiSeiten hininKampfverwickeln. Ein- mal wird unsere theologischeDarstellungmit vielenherrschendenLehren undBegriffeninKonflikt gerathenund darum nichtunangefochten bleibenkönnenund sodannwerden wiralsVertreter solchen,von uns alswahrenerkannten ChristenthumsgegeneineMengevon Erschei- nungen zeugend austreten müssen, welchedenAnspruch machen,der Förderung wahren Christenthumszudienen,dies aberunsererUeber-

(7)

7

zeugung nachnur thunkönnenunter mehroderweniger weitgehender Mißachtungseiner Grundgesetze,seinesvollenInhaltes.

Man mag einesolche Kampfesstellung füreinedemchristlichen Geiste widersprechendehalten. Dieser Meinung gegenüberstützenwir uns aufdas Wort Christi: ,,Meinet ihr, daß ich gekommenbin, Friedenzubringen aufErden? Jch sage: Nein, sondern Zwietracht-' Spaltung ist aufErden seitdemderMenschinWiderspruchmitGott sichgesetzthatund Spaltung, fundamentale endgültigeAusscheidung wird dasEndedieser Zeitlichkeit sein. Diesen Scheidungsprozeßzu fördernnachbeidenSeiten hin, dazukamChristusinsFleisch, seine Nachfolger dürfen dessenweitere Förderung nichtnur nichtvernach- lässigen,esist ihre heiligePflichtin denProzeß selbsteinzutretenund seineEntwickelungzuunterstützen. Mehr alsje liegt ihnen dieselbe wohlinunsern Tagenob.

Esisteinweites Gebiet, dassich unsererArbeit darbietet;wir werdenesnieerschöpfenkönnen,aber wir werdenredlich danach trachten unsereLeseraufden richtigen Weg christlicher Erkenntnißzu leiten.

Der Geist selbstwilldieMenschenseeleninalleWahrheit führen;die Menschenunter sichkönnen imgünstigstenFalleeinerdesandern Wegweiserwerden. Willeiner dem andern mehr sein, Schutz, Hortund Bewahrer,so beweisterdamit nur, daßervom innersten Wesendes Christenthums, seiner speziellenWirkungsweiseundKraft nochkeine rechten Begriffe hat. Christen sind Menschen,die zurMündigkeitund undFreiheit geboren sind,einJedervon ihnenist»vonGottgelehrt.«

Dieses Verhältniß führtuns zurBegründungeines weiteren Stückes des Titels unsersBlatteszwirnennen indemselben»dieGe- meindedeswahren Christenthums«.Was verstehenwirdarunter?

Wenn wir denZustand unserer KircheninsAugefassen,wiesie alsLandeskirchenu.s.w. vorhandensind,unddiesenZustand prüfen nachderobjektivenunddersubjektivenSeite hin,sowerdenwiruns gestehen müssen,daß sieweitentferntsind,dasBild einerwirklich christlichenGemeinschaft darzustellen.Um nichtzuweitschweifigzu werden, weisenwir blos hin aufdiemangelhafte Darstellungder christlichenLehre,in dersichbaldeineseichteOberflächlichkeitbald eine gewaltigeVerkehrung abspiegeltmitall denmöglichenZwischenstufen;

diesdieobjectiveSeite. Subjektiverseitsverweisenwiraufdenkeines- wegschristlichenCharakterderLebensführungseitensdermeistenGlie- derkirchlicherGemeinschaften.Innerhalb dieser letztern (wir zählen dazu auchdiesog. freienGemeinden und verschiedeneSekten) finden sichnun aber überallPersönlichkeiten,welcheineinertieferenWeise

(8)

8

dasChristenthum ergriffen"haben,alsesvon Seiten desdurchschnitt- lichen GanzenderFallistund diemit demselbennach Jnnenund Außen wahren Ernst machen.Eskommt also nicht daraufan,obsie innerhalbdesoffiziellen Kirchenthumsoderaußerhalbdesselbenleben;

derGehorsam gegenüberder göttlichenWillensoffenbarung begründet deren ZugehörigkeitzurGemeinde wahren Christenthums.An diese wenden wiruns alsoinersterLinie.

Man wirduns fragenkönnen: warum wendet ihr euchdennan Diejenigen,dieihrselbstalsdieGereiftesteninallenkirchlichenGe- meinschastenbetrachtetundtretet nichtlieberin die Arbeit ein,diees sichzurAufgabe macht,diederKircheFernestehendenherbeizuziehen2

Indemwirhierauf unsereAntwort ertheilen, gelangenwirgleich- zeitig dazu,dieWahl ,,einerWächterstimme«zum eigentlichenTitel unserer Zeitschriftzurechtfertigen.

Besehenwiruns dieBildungder erstenChristengemeindenund ihr Anwachsenunter Judenund Heiden, so gewinnenwir den Ein- druck,esstehediesletztereinunmittelbarem Zusammenhangmitdem Vorhandenseineinesfesten Kernes, welcher aufdie engere und weitere Umgebungwirkte vermögeeiner ihm innewohnendenwunderbaren geistigen Kraft. Die Berichterstattungüber dasAnwachsenderGe- meinden bedientsichgernedesAusdruckes: ,,eswurden neue Glieder hinzugethan«;damitwirdangedeutet, daßdieZunahmederGemeinden nicht aufeinem mühsamenZusammensuchenodergareinemDrängen beruhte. Die MachtderWahrheit,dieaus derPredigtderApostel hervorleuchtete,zog dieGemütheran. Wir meinen nun, wenn die erstenGemeinden so bemüht gewesenwären,Alles inihren Kreishin- einzuziehen,was durch irgendeinMittel zugewinnenwar, sowäre ihreZusammensetzungeinesolchegeworden, daß siedenVerfolgungen, diebaldübersiehereinbrachen,niehätten Widerstand leistenkönnen.

Wenn aberinderschwierigenZeitdererstenBildung nichtdasPrinzip derQuantität, sonderndasderQualität dasdenwahren Erfolgbe- wirkende gewesenist, so mußesauch heute nochdasrichtigeund wirk- samesein,ganz abgesehenvon aller inneren Begründung Einen andern Gang hat auchdieBildungderevangelischenKirchgemeinden inderReformationszeit nichtgenommen. Das Volkströmtezu,an- gezogenvon derKraftdesum dieReformatoren sichbildenden geistigen Kernes Eswar nichtdieRede von einemAussuchenundHeranziehen

neuer Glieder, sondern diese schlossensichaus freiemImpulsean.

Diese nichtzu verkennenden Thatsachen beweisenuns,daßüber derSorgeum GründungundAusbreitungvon allerleireligiösenVer-

(9)

9

einendieBildungundBewahrungeinesgefundenKernes vernachlässigt worden ist. AnBemühungenhat eszwar auchindieser Richtung nicht gefehlt;wir erinnern an dieevangelischeAllianz und ähnliche Erscheinungen,Man hatdabei aberoffenbardenFehler begangen, sofortorganisirendeinzugreifen. Dieses Bedürfniß fortundfortzu organisiren hatinunsern Tageneinenwahrhaft krankhaftenCharakter angenommen. AufdemArbeitsfelde helfenderundrettender Menschen- liebeistdas Organisiren nichtnur am Platze,sondernabsolut noth- wendig; aufdemGebiete religiöserweckenderThätigkeitistesvom Uebel,wirktunterUmständengeradezustörendundvernichtend.Darum »

strebenwir von ferne nichtdieBildung irgendeinerorganisirten Vereinigungan; unserStreben geht vielmehrnur dahin, durch unsere ZeitschrifteineVerbindung herzustellen zwischendenoft durch große Entfernungen getrenntenGesinnungsgenossen, welcheeinund dasselbe Empfindeudervorhandenen NothderwahrenGemeinde Christi,die gleiche Zuversichtin die vorhandeneErlösungund die nämliche Hoffnung aufeineVollendung geistig schonzusammengeführthat.

Nachdenvorangegangenen Erklärungenwerdenwirnicht nöthig haben,desBesonderenzuerwähnen,daßall und jedeSektenbildung uns ferne liegt. Wir müssen allerdingsinunsern Tagenerkennen und zugeben, daßunter den sog.Sekten manche sind,diesichein reineres, wahreres Christenthum bewahrt haben,alsesinvielenLan- deskirchenzutreffen ist, jedenfalls sinddieZeiten vorbei,indenen

man von Seiten derLandeskirchenaufdie Sekten als aufAbtrünnige und Verlorene herabzublickensich berechtigt glauben mochte.Esist mancherleivon ihnenzu lernen. Trotzdemkönnenwirihnenaber keine ungetheilteSympathie entgegenbringen,weil wir derUeberzeugungleben, sie haben durch ihre Lostrennungvon dengroßenKirchenkörpernsich selbstdesMittels beraubt, durchgreifendbelebend aufdieGesammt- heitderChristenheiteinzuwirken.EineErneuerung,eineNeubelebung, welchederReformationskircheso unendlich Noth thut,kannnur aus ihrselbst hervorgehen.Der Herr der Kirchekann zuWerkzeugen insolchemProzeßnur Männer gebrauchen,welchedieNothderGe- sammtkirchetief empfindenunddiesewiederum werden nur solchesein können,welchedieNoth selbst mitgetragen haben.

Jenes mehroder weniger absolute AlleinstehenEinzelneroder einzelner Gruppeninmitten von Umgebungen,deren Standpunktoder Gebahrensie sichnichtanschließenkönnen,machtnun dasWächteramt nothwendig.Wo sovieleGefahren drohen, durch welcheman nach rechtsoder links hindemwahrenChristenthum entfremdetwerden

(10)

10

kann, Gefahren,gegenwelcheunseroffiziellesKirchenthumzumgrößten Theilblind ist, giltes sichgegenseitigzu warnen, zuunterstützen.

DieserPflichtwollen wirunserseitsmitUnserer Wächterstimmenach- kommen. Wir nennen sieeine Wächterstimme,dennwirwollen nur eine unter vielen seinund Diejenigen,diesichzuihrerHerausgabe verbunden haben,sind keineswegs gewillt, auchvon dieserEinen aus- schließlichdie Organezu bilden. Sie laden imGegentheilalle Diejenigen, welche sich getrieben fühlen,ingleichemSinn undGeist mitihnenzuwirken,ein,alsMitarbeiter beizutreten. So weit es derRaum irgend gestattet,wird dieRedaktion deren Beiträgemit FreudenzurKenntniß unserer Leser bringen.

Gehtnun aus derganzen bisherigen Darlegung hervor, daßwir uns zumeistmitreligiösenund kirchlichenFragen beschäftigenwerden- sowerden wir daneben doch auch fürdas sozialeundpolitischeLeben inseinen großenZügeneinoffenes Auge haben. Wir meinennicht, dieChristen unserer Tage sollten sichaller Theilnahmean Politik enthalten,aber wirgehörenauch nichtzudenen, welcheHimmlisches und Irdisches nichtzu trennen vermögen,undbeidesineinander ver-

mischen.Wir sindderAnsicht,dieChristen habensicham sozialen und politischenLebenzubetheiligenals christlichePersönlichkeiten,die aufdemBoden staatlichenLebens alsStaatsbürgermit ihren durch denGottesgeist erleuchteten Verstandesgabenund mit denvon diesem Geist verliehenen sittlichen Kräftenwirken. Sie sollen nicht meinen, auf solchemBoden mitdiesen KräftenundGaben dieKirche Christi gestaltenundfördernzumüssen.DieWeltreichemitihrer staatlichen Organisation stehenzumReiche ChristiineinemgewissenGegensatz, dersichmitderZeitimmermehr verschärft,bis mitdemOffenbar- werden dieses letzterndieersterninsichzusammenstürzenwerden.

Je mehr alsoderZugderZeit dahin geht, staatlicheoderper- sönlicheMachtstellungbald alsSchutzund HortdesChristenthums, baldalsStützeundFußschemelderKirchezuverwenden,um so mehr müssendieAnhänger wahren Christenthums beweisen,daßsie auch dann einVerständnißhaben fürdieVerhältnisseder bürgerlichen Ordnung,wenn dieselbe außerhalbdieses wahren Christenthumsleben will. Nichtdasist unsereAufgabe,derWelt um jedenPreis Christen- thum beizubringenoder gar aufzudrängen,sonderndarin besteht sie, einestheilszur Erkenntnißder vollen christlichenWahrheit durchzu- dringen,um siefüralledieihr Zustrebendenreinhinstellenzukönnen, anderseitsdervon Gott gesetztenObrigkeit unterthanzuseininallen weltlichenDingenundihrzuhelfen,beiHandhabungdesRechtsim

Cytaty

Powiązane dokumenty

zu erziehen!“ Ohne Handlung, würden Mi ionsans d talten no< Undinge y oder blo e fromme Wüns E. Ze

De 'onts..erper' moet de qeleqertheid krijqen orn het vaartuig te ont- werten op basis van de gestelde taken en de randvoorarden waar- binnen deze taken dienen te worden

Under conditions of data austerity and as a case of study, we examine the stochastic characteristics of the Zayandeh Rud 1 River (Isfahan, Iran) water level.. Index

14 „Vollpfosten ist sicherlich gebräuchlicher als Vollhorst und kann sich im Gegensatz zu dem – wenn auch sehr bemüht – auf eine Frau beziehen“ (André Meinunger – interviewt

Barbara Skarga (1919–2009) war eine polnische Philosophin und Expertin im Bereich der französischen Philosophie der Neuzeit, aber auch eine ausgesprochene Kennerin der

Der Titel des Romans erhält hier seine zweite, gegenwartsbezogene Facette, denn die linken deutschen Hitlergegner und Soldaten sind nicht nur vom Nationalsozialismus geschlagen

In addition, the following must be ensured: safe transport of products on the plant premises (while trans- port of pyrotechnic articles in shops and back-up facilities may only

Sofern er ein Christ ist, lebet er im Glauben des Sohnes Gottes- soistChristus sein Leben; so hater auch das ewige Leben nach die- semgewiß zu hoffen; denn die Krone der