• Nie Znaleziono Wyników

Tiecks Werke Bd. 1

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Tiecks Werke Bd. 1"

Copied!
525
0
0

Pełen tekst

(1)

ам ■mm &■ ■ g

(2)
(3)
(4)
(5)

2ieO Berte.

(grftcx 58anb.

(6)
(7)
(8)
(9)

erke.

.^erauSgegebeii

con

©attliolb gttbnüo $tee+

í'

í’

h

burct)fleiel)ene

unb

erláuterte

Vluggabe.

grfter

'SSfljtb.

^cipjig unb

2Sien.

(10)
(11)

^erauêgegeben

von

(85ottl)olï> gttbwig ^Uee*

fiiitifĄ

burćfjgefeijene

unb

erläuterte

9tu8g®be.

gifler

á$a»b.

Льеірзгд urtb SSien.

(12)

098261

51 n ö t b fi the с c i

Ht'-nnnpnöt

'

E.'i-]5vtí

ftäötifdje

EalksbüchtCTi

Citjmannftobt

Xd ггу'

40 5474

(13)

£>er ®attin Von 3Siecfâ ijodjljerjtgftem greunbe,

grau

$ор|)іеп Gräfin ^aitöiffin,

luibmet biefe SluSWa^l ЗііеОДег Sdjxiften

»ereljntitgf'ooll

(14)
(15)

ÜJoruwrt iiw

В

аф ber »orliegenbe Sluggabe ЗЯеОДег Schriften einen Slnlage beg großen SBerlaggunterneßmeng, »ort Seil bilbet, füllte bent bie unb tonnte nur eine Slusnialjl ber bicfjterifcljen Sßerfe ©iecfö bargebo* ten werben, ©er Sc^wierigteiten, bie ber SluffteHung einer folcijen in

anbetracfjt ber reichen ißrobuftion beg ®1ф1ег8 entgegenftanben, war

¡ф mir bewußt. SJtein Seftreben war, bag augjuwäßlen, wa8 bie

©igenart feiner ißoefie ant reinften aufweift unb jugleicl; für ben ljeu= tigen Sefer am genießbarften erfcljeint, ober mit anbern SBorten, wa§ Зпд1е{ф ge)d;icf)t[ict)en unb tünftlerifdjen Sßert befißt. greilid) ijätten baju woi)l поф ber „Slaubartber iliontan „SJittoria Slccorombona"

unb bie eine ober anbre ber ЭТовеКеп gehört; aber ber Umfang trott

brei Säubert burfte aus äußern ®rünben тф1 iiberfфгШеп werben.

5)löcl)te eg mir gelungen fein, aus bem Sebeutfamen bas Sebeutfamfte

tjeraugjufinben!

SßaS bte Slnorbnung meiner Sluggabe betrifft, fo таф1 ben Sln= fang eine fparfame Sliisroalil aus ben ®еЬ1ф1еп; tjierart ¡фИе^еи ^ф Ьгатай(фе 2Яф1ипдеп. Зт jweiten Sanbe fteljen juerft einige Stärs феп, bann beginnt eine Sleilje fogenannter ©efellfctjaftsnooelien, bie im britten Sanbe mit ,,©eg Sebeng Überfluß" ab^iieftt, unb ber поф jwei ßiftorii^e Slonellen folgen, ijnnerßalb biefer Slbteilungen fittb bie einzelnen Stummem фгопо1од1?ф georbnet. ©en ©ejten würbe, mit einziger Slugnaßme beg „©eftiefelten fiaters" (»gl. bie (Einleitung }U biefem), ftetg bie leßte bei Sebjeiten beg ©1ф1ег8 erfrfjienene Slugs gäbe ju ©runbe gelegt, ©ie SeSarten geben im allgemeinen nur bie 3(Ьте!фипдеп »on biefer an.

gär bie erläuternben Slnmertungen fehlte eg faft дапзПф an 33or= arbeiten; ¡ф war alfo auf eignes Зифеп angewiefen. 3» einigen gäb len ßat ппф »err Sßrofeffor Dr. @rnft (Elfter in Seipjig ^еипЬйф unterftüßt. ©ie (Einleitungen wollen über (Entfteßung unb Sßirfung, 1Шегагде(ф{фШфе Stellung unb а^1?еЩфеп Sßert ber Ье^гофепеп ©¡фйтдеп тапфег!е1 beibringen, tpier wie in ber Siograpßie ßoffe ¡ф иоп йЬег?фа£ипд ebenfo fern geblieben ju fein wie »ott ber pietäts

(16)

VIII

23orroortbeS Herausgebers.

lofen unb unverftänbigen öerabroürbiguttg, bie unferm Sichter gegen» über immer rtodEj suweilen für einen Sen)ei§ befonberer fritifd)er ©r» leudftung gehalten mirb. Sie galjre ber ©ntwictelung, bie bent Ber» ftänbniS manche Sdjwierigteiten bieten, ausführlicher 311 behanbeln als bie Steifterfahre, in benen ber Sichter als ein fertiger ilar unb ab» gefchloffen vor unS fteht, mar gerabe beSfjalb am Blatte, weil von ben Sßerten jener geil verhältniSmäfjig nur SßenigeS in bie 2luSwal)l auf»

junehmen mar. Sa ber Biographie nicht mie ben ©inleitungen su ben

einzelnen Sichtungen litterarifcfge Beilagen beigefügt werben tonnten, fo erforbert eS einfach bie CSljrlicOfeit, hie* roenigftenS bieStamen ber» jenigen SJlänner aufjujäljlen, bereu gröfjere ober Heinere Slrbeiten,

welche fich ganj ober teilweife mit bem Sichter befcfjäftigen, non mir oorjüglich benutzt worben finb. Bor allen mufj ich nennen: §apm,

Soberftein, fiöple, fobann £>. oon griefen, Lettner, 3- ©• ipoffmann,

3- Süinor, 91. Srölfs, 91. von Staumer, Jillian Sdimibt, 21. Stern.

Sehr reich ift ferner baS SÄaterial, bas fi<h in ben Beröffentlichungen

aus ben Slachläffen oon fi. görfter, Solger, g. von ildjtritj unb anbrer

fowie in ben Brieffantmlungen von ¿poltei, 9laicf), Sßaifc unb SBaljel

finbet. 2luch einiges, ber iöniglidfen Bibliothet ju SreSben geljörenbe

Material burfte ich, banl ber ®üte beS DberbibliothetarS IjSrof. I'r. granj Schnorr von ©arolSf elb, benutzen. gu bauten habe ich

enblicfj für mannigfache, ftetS gern gewährte 2luStunft meift über bio»

graphifche ©injelljeiten fiertn Sßrofeffor ©ruft 9lu borff in ®tofj--

ßidjterfelbe bei Berlin unb jwei eblen grauen, ber ®räfin Sophie Baubiffin in SreSben unb ber Sanbrätin Slara von Ereutler

auf 5leu»SBeifjftein bei Slltwaffer in Schlefien. Ser lefttern, einer ©ntelin EiectS, verbantt meine 2lu5gabe auch ein tleineS Qnebitum,

ben Spruch am Snbe ber „©ebidjte", baS fcljöne 2lutogramm aus bem

Sahre 1825 unb vor allem baS vortreffliche BilbniS beS SichterS. Sie»

feS ift nach eine1.’ Bbotograpijie, roeidhe grau von Sreutler nach einem

ihr gehörigen ölgemälbe gofeph StielerS abnehmen liefe, angefertigt. SaS Original ift, wie ein Sol)n beS fiiinftlerS, Serr SRaj Stieler in München, mitteilt, im galjre 1838 ober 1839 in SreSben gemalt, foll fid) burch befonbere 2(hnlichteit unb djaratteriftifche 2luffaffung auS» jeichnen unb erfcljeint hier jum erften Male vervielfältigt.

Bauten, im 2luguft 1892.

(17)
(18)
(19)
(20)

irbi'ii nnti yjerke.

^TtcdS Sebert fiel in eine für bie beutfdjc SeifteSgefdjidjte überaus he»

KZ

bentfanre 3eit, unb iijnt felbft War vermöge feines bielfeitigen,

ungewöhnlichen XalentS unb feiner mannigfaltigen Seftrebungen be=

fdjieben, eine rnicE)tige hiotte in ber geiftigen Untmdijung, bie fid) inner» halb ber erften §älfte jener ©porfjc bollgog, 3U fpielen. ilber gerabe

ber iReidjtum unb bie IBeWeglidjfeit bon SliedS ^Begabung foWie ber

Umftanb, bafi bie geiftigen unb perfönlidjen Se-gefjungen, in benen er ,31t bebeutenben .geitgenoffen ftanb, faft fo mannigfach Waren Wie

bie geiftbewegenben ©lernente beS ganzen 3eitalterS, erfahrneren eS,

ein tlareS ®ilb feines litterarifdjen EfiarafterS ,311 jeidjnen. SiedS

geiftige ^3§^ftDgnomie fctjeint juweilen proteuSartig 31t Wedjfeln, feilte ©idjtung fdjiHert in ben öerfdjiebenften garbett. ®ennod) ift ber SlttS»

fprudj, bafs ber ßfjaratter von ®ied8 Sßoefte rcd)t eigentlich ber fei, lei» nett Sliaratter 31t haben, nictjtS weiter als ein geiftreidjer 38i|, ber fid) bei näherer Unterfudjung als unberechtigt erweift. äRit gutem ®runbe burfte Sied am Ettbe feines langen, inhaltreichen SebenS behaupten, baff er nie jene vielfachen unb gewaltigen Seränberungen erfahren habe, bie anbre bon fid) rühmen ober über bie fie fid) beflagen Wollten. ES Waren in ber Spat oft nur äufjere Serljältniffe, bie iljn beeinfluß

ten, unb frembe Strömungen, bie if)n vorübergeljenb erfaßten, ohne

ihm feine Eigenart unb eine burdjauS berftänblidje unb folgerichtige

innere Entwidelung 3U rauben. Einem SRanne, ber nidjt nur alS®idj»

ter, fonbern audj als Kritifer, ®elel)rter unb ®ramaturg, nicht nur

burdj feine Sdjriften, fonbern audj burcp feine ißerfönlidjteit fo bebeut» fam in baS geiftige Sehen feiner geit eingreifen fonnte, Wäre bieS

Wopl nidjt möglich gewefen, Wenn er perfönlidj uttb litterarifd) eines ausgeprägten ®tjnrnftei:8 entbehrt hatte. Söie biefer fid; entwidelte,

bieS wollen im ilialjmen einer biographifdjen Sfijse nadjftehenbe geilen anbeuteit.

(21)

XiedSgeben unbSBevfe.

3n ber nüdjterneit Stabt beS preujjifdjen .gopfeS, bem Sipe ЬсЗ gribericianifdjenSDtilitariSmuS unb bet 9iicotaifcE)en Buftlärung, ift ber fjpätere Bannerträger ber beutfdjen fRomantit, ber Sänger ber „Sßalb» einfamteit", ein StimtnungSbidjter, bem fidj nur Wenige an bie Seite [teilen tonnen, geboren unb aufgetvarfjfen. 9tod; fteijt in ber alten fRojjftrafje 31t Berlin baS befepeibene §au8, in Weldicnt Зорапп 2ubwig SEiecf ant 31.SJtai, bent streiten fßfingftfeiertage, beS ЗаргеЗ 1773 baS Sic^t ber SSelt erblicftc. Sein Bater, ber bent ©rftgebomen feine eignen Bornanten beilegte, War ein Woplfjabenber Seilernteifter, ein cittfadjer, aber begabter unb für feinen Staub gebitbeter sJJtann, nüdjtem unb eprenpaft, ein eifriger ilnpänger ber Buffläruitg, bodj nidjt opne Sinn für Wahre fßoefie. Sie SRutter, ©odjter eines ©оф fdjmiebetneifferS, int ipaufe eines SanbpfarrerS erlogen, eine ftitte, fanfte grau, behauptete betn rationaliftifdjen SDlannc gegenüber tapfer ihre fdjlidjte Släubigteit. Sein erften Sohlte folgten in ben nädjften brei gaffren ttoep jwet Ä'ittber nach, e>ue ©oepter, Sophie, unb ein Sohn, griebridj. Зене tpat fiep fpäter itn Greife ber Boiuantiter als geiftreidje grau unb ppantafiebotle SdjriftfteHerin perbor, biefer Wirb als ein Bahnbrecher unter ben SKeiftem ber neuern Bilbpauertunft nod) beute mit ®ptcit genannt.

3nt ganzen tonnte bie päuSlidje Umgebung nur günftig auf ben reidjbegabten, frühreifen SubWig einwirten. gupr audj ber Bater mit feinem BationaliSmuS juWeilen raup bajwtfcpen. fo Wachte er bocl, auch anfangs mit peilfamer Strenge über bent üppig fiep entfaltenben ®nt- pfinbungS» unb BorftellungSbermögen beS ftinbeS, unb baff Sentüt unb Bpantafie nidjt ju fürs tarnen, bafür forgte bie SOiutter, aus beren HRuttbe Subwig bie erften Wlärcpen bemapm, auf beren Scpoße ber tauin Bicrjäprige lefeit lernte, unb unter beren Bugen er fidj an Bibel unb ©efangbudj labte. 3« ber Bater felbft füprte ipn fogar in bas Dieid) ber netten beutfdjen fßoefte ein. ®enn jene ftürmifdje Bewegung ber ®enieperiobe, bon ber batnalS bie jüttgem ®idjtcr ergriffen wur» ben, ging auch nn feiner tleinbürgerlidjen IpäitSiicpfeit nidjt borüber. 3tt SubWigS SeburtSjapr waren ®oetpe3 „Söp" unb Bürgers „£e= itore" erfdjiciten unb patten einer neuen, freiem, bolfStümlidjen Buf= faffuttg ber Boefie Bapn gebrodjeit, unb ein 3apr fpäter braufte in SoetpeS „SBertper" ber bolle Strom ber lange jurüdgeftauteit fubjet» tiben ffiutpfinbung mädjtig baper. ©er alte Sied Wußte biefe SBerte trofj feiner nüdjtemen Berftänbigteit gar Wopl ju Würbigen, unb burep

(22)

Mcrljauä. (Erfte fiettiire. (Sdjule. t^eatev.

ißn lernte her Knabe ben tennen, ber ben tiefften, naßhaltigften ©inbruct auf iijn macfite.

SBurbe biefe geiftige 93efanntfcf>aft auß öieiieieff t ,511 früh gefcEjiof» fen, fo »ar fie boß fo ebler Slrt, baß fie auf baS SemiitSlebenbeSKinbcS jwar aufregenb, aber boß ittcf)t fcEiäblicf) einWirten tonnte. 3mlt ^eil bebenttiß bagegen Waren bie ©inbritete, bie bent Knaben haufrtfäßliß bitrß baS Sßülerleben hermittelt würben. Staßbem er mehrere ©le» ntentarfurfe burßgemaßt ijatte, trat er mit bem bottenbeten neunten SebenSjaljre im Sommer 1782 in bie unterfte Klaffe beS griebriß» SBerberfßen ©ßmnafiuntS ein, baS unter ber Seitung beS befannten

rationaliftifßen Sßäbagogen griebriß Sebite ftanb. Obwohl SEiecf

numberbar ieidft auffaßte unb manche glän^enben ©rfolge errang, bie

iijn in ben 3iuf eines SenieS brachten, fo berlor er boci) je länger je

meljr bie red)te ßuff am fßulmäßigen Semen. gitr SKatljematit befaß er tein ®alent, ber bemiinftelnbe DieligionSitnterrißt fließ iijn ab, regte

aber jugleiß quälenbe Qtoeifel in ißm auf, unb bie trodne, ßoefielofe ?lrt, Wie auß bie anbern gößet, itamentliß bie alten ©praßen, ge=

trieben Würben, tonnte iijn nißt anjieljen. ®ie Anmaßung, mit ber bie Sebürfniffe beS ©emtttS als abgefßmadt jurüdgeWiefen Würben, forberte feinen SBiberf^rnd) heraus, unb ba er feine abweidjenbeu SJlei» itungen fect auSfpraß unb feineßeßrer burß geiftreißeißataboren unb launenhafte ißhantaftit in Sßreden feßte, fo War er WenigftcnS in ben

obern Klaffen nidjt eben Woljl angefdjrieben.

Sielfaße guter eff en, bie ißn non bem langweiligen Semen ab»

Sogen, hatten eS mit fid) gebracht, baß feine gortfßritte in ben leisten

©ßuljcßten troß feines ftaunenSWerten ©ebäßtniffeS nißt befonberS ausgezeichnet Waren, griebriß ber ©roße War 1786 geftorben unb

fein Sleffe, ber leichtlebige griebriß SBiltjelnt II., hatte ben ®Jjron be=

ftiegen. ®er tßeriobe ber ftrengen, nüchternen ißflid)terfnllung war am .Spofe eine luftige Qeit ber SMätreffenWirtfßaft unb gewiffenlofer Serfßwenbung gefolgt. ©S tonnte nidjt fehlen, baß fid) bie neränberte SebenSauffaffung ber hößften Kreife allmählich audj in ben bürget» ließen Legionen hier unb ba geltenb maßte, ©in Swicfpalt zwifßen ber alten unb ber neuen SDtoral mußte gerabe »01t tiefem Staturen quälenb empfunben Werben. ®er König begünftigte eifrig baS 2djcater, unb bie SlnjietjungStraft, Weiße bie Sühne auf ben jungen ®ied auS» übte, War Don früher Kinbtjeit an gewaltig gewefen. gumal als feit 1783 ber große Sßaufpieler gerbinanb giert in Serlin als SDtitglieb

(23)

SCiecfSßeben unb 3Bcr!e.

bet Berühmten Sbbbefinfdjen Gruppe auftrat, laufdjte SEiect, fo oft cS ntöglidf War, beffen Ijinreifjenben SarfteUungen. ®ie ©inbrücte beS XpeaterS patten ipn bereits ju biet)terifcljcr fßrobuftion angetrieben, fein

improbifatorifdjeS ®alent Befähigte ifyx fdjoit als Stint, Heine ®ranten auS beut Stegreife auf einem fßuppentpeater aufzufüpren. Qugleidj

aber regte fiep feine aufjerorbenttici)e münifdje ^Begabung. Wit ben ®e= fcpwiftern fteUte erSzenen auS feinenfiieblingSftiiden, inSbefonbereauS

SdfitterS „Stäubern", bar. ®enn audj ber ©reis feiner Seftüre patte

fid) fepr erweitert; ber Segenfap jloifc^en ben freiem ülnfdjauungen

ber Stürmer unb ®ränger unb benen ber ^Berliner Stuf Hörer Weiten neue innere Kämpfe in ipm, burd) bie er zuweilen in bie trübfte Stimmung berfe^t Würbe, unb bie orbmtngSlofe §aft, mit ber er ®refflidjeS unb SeringeB, ja gerabeju Schlechtes berfdjlang, überreizte

feine fßpantafie. Sieben ben Sugenbbramen SdjttterS unb ben Wilben ®rzeugniffen ber anbern fogenannten „®enieS" Wirften mit beinahe

gleicher ®eWalt bie im ®efotge beS „®ö|" unb ber „Stäuber" auf» tauepenben ropen 9tittergefcfgidjten unb ©eifterromane auf ipn ein. 3U

ber Wenge unbergorner Elemente, Welche bie zeitgenöffifdje Sitteratur

ipm aufbrängte, tarnen aber halb audj ®idjtungen ber Sergangenpeit, bie ipm für baB galt je Sehen teure Sefiptümer Werben foHten. @r las

mit Sntäücfen ben „®on öuijote" in SertudjS fürzenber Überfettung, er ergöpte ftcE) innig an IpolbergS ©omöbien, unb er berfenfte ftd) bor

allem in Spafefpcare, bon bem er zuerft ben „ipamtet" in Efdjen»

Burg? Übertragung fennen lernte. §inter biefer STSett bon fßoefie traten

ipm bie antiten Scpulflaffffer Weit jurüd, obwohl er bie „Obpffee", bie

er fepr liebte, in fpejametern überfepte. Sei aHebeut fanb er uodj Qeit,

2italienifdj zu lernen, auf SSitnjd) beS SaterS fogar Wufif zu treiben,

Zu ber er inbeS fein ®alent befaft, unb War als Primaner bereits ein

fattelfefter Steiter unb geWanbter gedjter.

Konnte ber Sd)ulunterrid;t ipm Wenig bieten, fo fanb er aufjer in

ber Seftüre um fo ntepr Anregung im perfönlidjen Umgang mit einigen

Witfdjütern. Sladjbem ber ppantaftebolie, leibenfdjaftlicpe Jüngling feine greunbfepaft zuerft nn einen UnWürbigen, ben falten unb perj= lofen Sotpe, WeggeWorfen Tjatte, fdglofj er einen innigen Seelenbunb

mit bem ipm gleichalterigen SSilpelm Jpeinrid) dSacfertrober, bemSopne eines Septimen KriegSrateS unb SuftizbiirgermeifterS in Serlin, einem weidjen, träumerifcpen Säugling bon feltener Steinzeit beS Sperrens. Wit einer faft weiblidjen Snnigfeit unb ipingebung fdjtofj fiep ber

(24)

Settüre. SJlitfdjüier. 91eidjarbt3 £au3. 2lmalie Sllbertt.

fehüdjteme SBadenrober art bett federn unb gereiftem SEiecf an, bet

ihm mit feiger ©mhfinbung lohnte unb ftcf; bent milbernben, be» mijigenbcnEinftuf; be?greunbe? iricfjt berfd)lofj. 9lnbre9llter?genoffen,

bie Sied nahe traten, Waren bet fugenblich fdjwungbolle, ritterliche unb ftrebfame griebrich Soll unb ber gutmütige unb lebhafte, aber auch leidjtfinnige SBilljelm bon Surgsborff, ber Soljn eine? mär» tifdjen ©belmamie?. Jenen raffte fcijon im öerbfte be? Jahre? 1790 ein früher Sob hinweg, mit biefern blieb Sied ein 3Kenfd)ettalter hin» burdj hcr^IicE) berbunben.

Jiädjft bent 93erhältni§ 31t SBadenrober Warb für Sied ba? gu einem anbern SMitfdjüler, Sßilhelm §en?ler, bon befonberer Sebeu» tung, ba e§ ihm bett SBeg in ba? öait? bon beffen Sdjwiegerbater, bent berühmten SafjeHmeifter ¡Johann griebridj Steidjarbt, bahnte. Siefer geistreiche, leidjtbewegliche 2Rann ftanb nicht nur im SJiittelpunft be? '-Berliner SKufifleben?, ba? ftch batttal? glanjenb entfaltete, er War

auch ein greunb aUfeitiger Silbung unb machte fein §eim 31t einem ®ammelf)lah für bie mannigfachften geiftigen Seftrebungen; Sänger, SKufiter, Sdjaufpieler, Zünftler unb Sitnftfreunbe berieljrten bei ihm.

®r trieb Santifdje Sh'Mbphw, fdjriftffeUcrte auf äfthetifcftem ®ebiet

unb berlünbete bie Sröjfe ®oetlje§. ?lnt lebhafteren aber intereffierte

er ftch bantal? für bie Sühne unb errichtete in feinem §aufe fogar ein Siebhabertheater. Sied, bon fdjbner, fcfjlanter ©effalt unb eblen, au?»

brudSboKen $ügen, im Sefifj eines biegfamett, flangreidjen Organ?,

hatte alle äußern ¡¡Wittel 311 einem herborragettben Schaufpieler unb übertraf in ber Shat halb alle anbern in ber SarfteKung ber bebeu» tenbften ¡Rollen. ®r ging allen ©rnfte? mit beut Sebanfen unt, fiel) ganj ber Sühne 31t wibmen.

gilt einen Primaner bot biefe? gewiß Igödjft anregenbe Seben

hoch gar 31t biel be? Qerftreuenben unb Serwirrenben. ©aju tarn, baß Sied in yieicharbts §aufe nicht nur einen höchft merf Würbigen ¡¡Wann, ben originellen, geiftboüen, ienntniSreichen, aber eyjentrifdjeii Soethe=silrio=

fiel Sari SßhffiW 9Kort|, bantal? fßrofeffor ber ÜlltertumSEunbe an ber

berliner Sunftatabentie, fennen lernte, ber ihn mächtig anjog, unb

beffen bilettantifche Sielfeitigteit bent unreifen ¡Jüngling al? Sßorbilb

nur gefährlich Werben tonnte, fonbem auch, er- liebjeitttjäbtrige

©gmnafiaft, bereit? in einer jüngern Sdjwefter bon ¡Reicharbt? grau, ber fleinett ülmalie Sllberti au? Hamburg, feine äutünftige Staut fanb. Sil? ba? gaftfreunblidje §au? fidj 1791 aitflöfte unb Weidjarbt, ber

(25)

£iecfggebennnbSBerle.

öurcß feine politifcße SäßriftfteHerei bet §ofe mißliebig geworben War, nacß ©ieöicEjenftetn bet §atte überfiebelte, 30g bie Seliebte Siecfg nad) tifrer §eimat. @r blieb ißr treu, aber eine auggebreitete ©efefligieit War ißm SBebürfitig geworben, nnb biefeg SBebürfnig trieb ißn, neue greunbfcßaften aufjufudjen, bie er aucß fanb, bie aber 311m Seil feinen günftigen Stnfhiß auf feine geiftige (intwicfelung, namentlich auf feine Sntwictelung al? ®c£jriftfteHer, auäübten.

Schon lange hotte fich Sbicrfg probuftibe Begabung geltenb ge» macht. 3113 Kinb fei;rieb er mit fßielenber Seicßtigfeit SBerfe, al§ Schüler

ftatt ber langweiligen Sluffaße pßantaftifeße Stählungen, bie bon ben Seßrem merfWürbigerWeife beifällig aufgenommen Würben; ißlänesu großen Sragöbien Würben gefeßmiebet, ein ^außermäreßen: „Sag

9teß ", unb anbre fleineStücte in bramatifcher fffornt, aber ohne eigent» lieh bramatifchen Seßalt, rafdj ßingeworfen. Sßafefpeare war eg ge»

wefen, ber ben jungen Sichter 311 biefen Sjerjitien anregte, unb biefettt

großen Seitftem feineg Sebeng brachte er in ber älteften feiner Sidj«

hingen, bie Wir befißen, eine überaug finnige ipulbigung bar. Sie

1789 entftanbenen Svenen „SieSontmernadjt" ftellen in rei.jenber

SBeife bar, Wie ber Knabe Sßafefpeare bon Oberon unb Sitania, bie ißn im SBalbe fdjlafenb finbeit, bie SDicf)tcrlvei£)e erhält. ä)lau erfennt

aug bem liebengwürbigen Srucßftücf, bag §aßm bie „anmutigfte ®or=

anfünbigung beg nachmaligen romantifeßen Sicßterg" nennt, baß eg bor allem bag |>f>aiitafttfcl)e Slement War, Wag ißn in Sßafefpeareg bßoefie barnalg attjog: eg War ber Sichter beg „Somniemachtgtraumg"

unb beg „Shtrmg", für ben fein §erj erglühte, unb ber eg ißm für immer angethan hatte. SSie wenig er bag eigentlich Sramatifcße er» fannte, beWeift fein im näcßften $aßre (1790) gefeßriebeneg breiaftigeg Scßaufpiel „3Ilia=3Robbin", bag bie Sefcßicßte eine? Sitlu»3it= fulanerßäuptlingg, Welcßer fpanifdjen Qefuiten auf SRattilain bie Staube gefallen ift, mit großem ilufwanb bon aufgeflartem SJafonnement unb Wortreicher Seelengröße beßanbelt. Sie Sßarafteriftif ift fdjWacß, bie Stanbluttg oßne frifeße Sebenbigleit, bag SKalerifcße tritt in ben 3>or» bergrunb, bag fremblanbifcße Kolorit unb einzelne ftimmunggboKe Situationen ßaben offenbar ben größten Sleij auf Siecfg Seniug aug« geübt unb finb ißm in ber Sßat am beften gelungen. SÜßnlicß fteßt eg mit ber bemfelben Saßre angeßörenben Keinen pßantaftifeßen 6r,jäß= hing „Sllmanfur", in ber Siect orientalifeßeg Koftttm anwenbet; Souffeaiifcße Klaturfcßwärmerei unb trübe SWelancßolie bilben ben

(26)

Grftepoetifdje Serfudje. 9IHa-iQobbin. Skrnbarbi. Hlaniba.ü.

§auptinpalt ber ¿icntlid) untlaren ©icptung, bie nur als Spiegel ber jwiefpältigen, trüben unb überfcpwenglicpen Stimmung ipreS jugenb«

lidjen SSerfafferS SJntereffe 31t erregen Vermag.

9?icf)t mit biefen erften ®litten feiner eigensten, Wenn aitdj un­ reifen Sßpantafte trat inbeS Sied als Sd)riftftetter vor baS Sßublitunt.

Seine Sutmütigteit unb bie allju große Siegfamteit feines SeifteS ver« leiteten ipn, fein Salent im Solbe eine? gewiffenlofen SeprerS al§

Sopnfcpreiber ju verwerten. Scpon ben „?lHa«Ktobbin" verfaßte er auf

Anregung eine? feiner Seprer, unter betreu fiep feit furjern etlicpe notp

fepr junge SKänner befanben, bie ebenfo Wie Sied felbft teils unter bem

©infhtffe ber Qlufflärung, teils unter bem ber Sturm« unb ©rang«

periobe ftanben. ©er bebeutenbfte unter ipnen War Qluguft gerbinanb

Siemparbi, ber nur Vier Svpre älter War als fein Sdjiiler, nacpmalS

beffen Sdpwefter peiratete unb fiep als Spracpforfcper einen Kanten

gemaept pat. ®r War in .fjalle unter griebridj Kuguft SBolf gebilbet

unb vereprte Soetpe. ®r befaß, wie Xietf fagt, Viel Scparffinn; Spott

unb treffenber 3Biß ftanben ipm ju ®ebote. ®r liebte Saune, Sronie

unb äRpftifilation unb tonnte mit Kacpbrud unb SInftrcngung arbeiten, um pinterper eben baS 31t Verfpotten, Woran er feine ganse Straft gefeßt, rtnb niept minber biejenigen, Welcpe baran geglaubt patten. Sewanbt unb überlegen Wußte er fidj in bie Verfcpiebenften Stimmungen ju ver« feßen; ftetS blieb er .fjerr ber fjorm, auep in ber Siebe ttttb Scprift, unb

Wußte für fiep ju gewinnen unb 31t blenben. ®S ift tlar, baß bei­

intime Umgang mit einem folcpen SKanne ¿war anregenb, aber —

WaS gerabe für ben jungen ©iepter baS Kotwenbigfte gewefen Wäre — teineSWegS berupigenb, flärenb unb feftigenb Wirten tonnte. Kocp

viel nadj{eiliger aber War für Sied baS KerpältniS, in baS er ju einem

anberit jungen Seprer, Kantens griebrid; Sbetparb Kantbacp, trat,

©iefer, fecpS Sapre älter als Sied, War ein oberflädjlidj gebilbeter, ge« finnttngSlofet SKann, ber alles, was man Von ipm Verlangte, Komane, ©rarnen, namentlicp aber Sdjaucrgcfdjidjten ber gröbften Krt, Wie fie batnalS Ktobe Waren, pinfubelte. ®r War eS, ber, biitd; baS Sdjaufpiel „?lUa=2Kobbin" auf Sieds Salent aufmertfam gentadjt, fid) niept fdjeute, leßtereS auf bie fcpmäplidjfte SSeife 31t feinem SJorteil auS^u« außen. ®r fteHte ben Jüngling juerft als Kbfcpreiber feiner Ktacp« Werte an unb überließ ipm bann halb, Wenn er felbft bie Suft Weiter« juarbeiten Verlor ober feine SfSpantafie erlapmte, feine Sdjmierereien ju VoHenben. „Sn Waprpaft frevelpafter SSeife", fagt ipapnt, „Würbe

(27)

fiebetiunb SBerfe.

bet achtgeßniäßrige fßrimaner um feine litterarifdje Unfdjulb gebraut, Würbe er um bog (Sefüßl ber SSürbe beS fcfjriftftellerifdjen ^Berufs unb ber £>eiligteit ber erften Stegungen beS poetifdjen®eniuS betrogen." ®ie §imburgf<f|e SBerlagSßanblung in ^Berlin gnb eine Sammlung Bon Spißbubengefchichten unter bem Sitel: „Späten unb geinßeiten

renommierter Kraft» unb KniffgenieS" heraus, bie bem 3Kobegefc()mact

ber Seit gemäß bie fogenannte „humane" ©enbeng »erfolgte, gu geigen,

baß ber „eble" SSerbredjer nur burctj Umftänbe, burcß bie unfeligen ©in» ridftungen beS mobernen Staates, gumKerhrecßer geworben fei. Slam»

bacfi folite ba? SaßrmarltSbudj »om „SBaßerfdjen Riefel ober

SJlatt^iaS Kloftermaßr" 311 einer fotdjen ©rgäßlung umarbeiten,

»erlor aber nach ben erften Kapiteln ben Sefdjmacf baran unb überließ ©ied bie gortfeßitng, bie biefer auch gang im Sinn feine? "Auftraggebers gu (Silbe führte. Stur am Schluß tonnte er fici) nidjt berfagen, offen gu erflären, baß eS ißm fefjv fauer geworben fei, „biefen Kerl als einen gelben in feinem gadje" bargufteüen, Weil er „nicht? mcijr unb nichts

Weniger War als — ein Spitjbube". ©benfoWenig Wie biefe, War eine anbre "’Aufgabe, bie Stambach ©iect ffeHte, beffen Würbig, nämlich gu

einem Schauerroman feiner gabrif ,,©ie eiferne SRaSfe" jwei im Dffianfcpen SdjWermutSton gehaltene ®ebidjte unb baS Scßlußfapitel

beigufteuern, obwohl man gugefteljeit muß, baß jene ben angefcplagenen

©on nicht übel treffen, unb baß biefeS eine bemerfenSWerte Kirtuofität in ber ©arfteUung fcljrectlicfier Seelentiimpfe aufweift. So gab ber

junge ©idjter fidj bagu her, „bie Klectferei eines tpanbWerferS noch letjt in einer Sirt SBriUantfeuer ftraßlen gu machen", ©aneben fjatte eS wenig gu bebeuten, baß ein anbrer Seßrer, SlamenS Seibel, ihm auf» trug, eine »on ißm begonnene Überfettung bon SJtibbletonS „Stbmifcher Sefdjichte" gu »ottenben.

SeneS Schluß! apitel bcsSlautbachfchenStomanS Ware ©iect fdjwer»

lidj fo gut gelungen, Wenn nicht ähnliche Stimmungen Wie bie gefdjil» berten in feinem eignen bergen lebeubig gewefen Wären. ®ie Wiber»

fpredjenbften ©inbrücfe Waren auf iljtt eingeftürmt, gwei greunbe h«tte er turg hiittereinanber burcß ben ©ob »erloren, feine fenfitibe Statur war baburch aus bem ®leic£)gewid)t gehoben Worben.

©ieS geigte fid) noch beutlicßer, als er gu Dftern 1792 baS Sßm» nafium »erließ unb bie Uniberfität Salle begog. §ätte er feiner inner» ften Steigung folgen bürfen, fo wäre er Scßaufpieler geworben, Wogu er allerbingS bie unberfennbarfte ^Begabung befaß; aber ber Kater

(28)

SofrnfdfreiBerei. Univerfität §aüe. ^atjreife. SlbbaHalj.

brofjte mit feinem glucfje. So ßefcfjloß benn Submig, ben Stubien freit gu bleiben. Er lief; fidf in §aUe üblicijetiueife al» Stubent ber Slj<m= Iogie inflribieren, oßrootjl djin biefe ÜBiffenfdjaft innerlich femlag. ®ag religiöfe Sefüfil mar in iljm nodj nicht geiuecft morben; fdineibenbe SiefifiS unb unflarer (Sefühlgüberfdjmang [triften in feinem Ipergen um bie Cbertjanb. gürg erfte moHte er Süteratur unb Slltertumg» miffenfdjaften ftubieren. Unter ben ißrofefforen gog ihn nur grieb» rief) iluguft SBolf, ber große fßtjitolog, burdj feine lebengboUe Stuf» faffung ber antifen SBelt an. Slufjerbem bot iljm [Reicharbtg gaftfreieg Öau§ im benachbarten (Siebidjenffein (Gelegenheit gu manchem nü|= liefert Einblid in bag gelehrte Seben. SIber innerlich befriebigt fühlte

er fict) in §atte nidjt. 3a, er bereinfamte halb gänglid) unb mar in Se» fahr, in ratlofcm Steifet unb einer gumeiien an SBaljufinn grengen» benURelandjolie unterguge^en. Son feinenScljuIfreunben mar it)m nur Surggborff nadj §aUe gefolgt; ber geliebte SBadenrober mürbe bon

feinem ftrengen Sater nodj in ^Berlin gurüdgeljalten, unb felbft jener

mar iljm barnalg entfrembet, ba er bürd; neue Serbinbungen in Sin»

fprudj genommen mürbe unb namentlich mit einem iitejtUiftopUctifdjen

(liefeilen, SiamenS SBiefel, ben Sied berabfdjeute, ein lieberlidjeS Seben führte. ®er Sriefmedjfel, ben Sied mit SSadeitrobcr begonnen hatte, gemährt einen tiefen Einblid nicht nur in bie 3artljeit unb [Reinheit

ihrer greunbfdjaft, fonbern auch in bis Seelen quälen, bon benen ber junge Stubent heimgefudjt mürbe. Eine gußreife in ben §arg, bie Sied im 3uli unternahm, führte einen SSenbefmnft herbei. ®ie feier» liehe Erhabenheit eineg Sonncnaufgangeg im (Gebirge brachte ihm menigfteng in einer Segieljung grieben unb innere Erleudjtung. ®ie (Gemißheit bon ber Ejifteng eineg liebreichen (Gotteg burdjftrömte mie ent feliger Sdjmerg fein gangeg SSefen. So tief mar bie SSirtung biefeg Ülugenblideg, baß er begfelben noch >m (Greifenalter nidjt ohne bie

innigfte [Rührung gebenten lonnte, baß er ihn menige äÄonate bor

feinem Sobe noch ben böcbfteit, munberboUften unb rätfelljafteften

SRoment feineg gangen Sebeng nannte unb fich für beglückt hielt, baß

er biefen 3uftanb hatte erleben bürfen.

®aß er bennoch jene Sötelandjolie nod; feinegmegg übermunben

hatte unb auch w ber golgegeit oft genug bon biiftern Seelenftim» mungen gequält mürbe, bag bemeift am beutlidjften bie ®idjtung, bie er aüerbingg fdjon 1791 in [Berlin begonnen hatte, jeßt aber mieber

aufnahm unb ihrem Eitbe nahe brachte: „Slbballalj". Sollenbet mürbe 9

(29)

5Cied$ßeben unb 2Berfc.

btefe graufige ©gjäglung gegen ®nbe 1792 ttt ®öttingen, Wogin er nad) einem lübftecger in bie Heimat im iperbft überfiebelte. ©en Sngalt faßt £>at;m in folgenbe Säge jufammen: „Um ftd) bie ®er» jeigung ber §BKe WtebersuerWerben, gat Dmar »an einem göllifdjen (Seifte bie Slufgabe geftellt befommen, einen Sogn bagin ju bringen, baff berfelbe feinen eignen, geliebten Vater bem ©obe übergebe. Sn ber ®eftalt eines SrjiegerS unb greunbeS beS jungen tllbballag mad)t er frei) an bie Arbeit. ®r Vergiftet sunädjft feine Seele, inbern er igm bie ©runbfäge einer Dergtreifeiten fataliftifc£)=epihxreifci)eir sjßf)iiofoptjie beibringt, bie ben ®goismu§ unb ben Sinnengenufj als baS einzig

Steette, gut unb böfe als ununterfegeibbar ©ins, ben freien SBiKen als

eine tgöriegte ©inbilbung, baS lieben als ein jwedlofeS Sgiel, bie ganje SSelt als eine Sl'ette medianifdj Wirfenber Kräfte barftellt, unb fnüpft bann Weiter an einen SiebeSganbel ilbbaKagS mit ber Sodjter beS Sultans an, um ^um 3iele ju gelangen, ©er teuftifdje Vlan gelingt.

Um fidj ben Vefig ber (beliebten ju erringen, überliefert Slbballag ben

eignen Vater bem ©obe. @r feiert infolgebeffen feine Jpocl^eit mit ber SultanBtodjter, aber bie Qualen beS ®eWiffenS madjen igm baS Öodß äeitSfeft jum @ericl)t. .. 'fflle Dtegifter beS ©ntfegenS werben bei biefer Sdjlufjfsene gezogen... Sn grellen ©iffonansen rnifdjt fidj ber Subei unb bie Üppigfeiten eines orientalifdjen ¡podjseitSmagleS mit ben in gräfjlidjen ^gantafiegeftalten verfinnlidjten ^Ingften unb foltern beS VräutigamS, beS VatermörberS.“ Sie orteittalifcge SinKeibung gat ber „ülbballaf)" mit bem „Sllmanfur" gemein, er übertrifft biefen an Sßudjt ber ©arftellung, aber auf bie richtige Verteilung von Siegt unb Sdjatten berftanb fiel) ber junge ©idjter nodj nidjt, unb fo mußte, Wie er fetbft fgäter bemerlt gat, bie gleichmäßige Übergäufung beS ®eff>enftifdjen unb SSilben am ®nbe notwenbig überfättigen. ©er Voten, auf bem biefe Ijiftcm^e geWadjfen War, Waren nidjt SdjiHerS „Stäuber“, fonbern bie orbinären Scgauerrontane unb ®efgen|terge= fdjidjten, bie fidj bamalS beS V ei falls beim großen ißublitum erfreuten.

Sn gleidjem gagrWaffer fdjwimmt ber ©idjter in jWei unbebeu« tenben Keinen ©rjäglungen, bie in baSfelbe Sagt fallen, „Ülbelbert unb Emma" unb „©er Diofjtragg". Segtere ift nidjt ergalten; bafj ber fdjarfe Sabel, ben SSadenrober über fte auSfdjüttete, berechtigt War, unterliegt aber feinem 3 Weif el; ©ied felbft ffrad; halb fegr Weg« Werfenb über biefeS ißrobult. äSeit gbger ftegt ein Heines sWeiaftigeS ©rauerffriel: „©er ?lbfdjieb“, baS gegen ®nbe beSfelben SagreS auf

(30)

Söttingen. Slbbatta^. £)er Slbfdjieb. Sßiffenfdfaftlidje Söeftrebungcn.

Sßunfdj SernljarbiS rafcf) niebergefdjrieben mürbe. 3n bent <Sfiicf, baS 31t einer gantilienauffüljrung beftimmt mar, feilten nicht nteljr als brei Sßerfonen auftreten. ©iefe äufjere Sßefdjränfung mar ber Se» fdjloffenheit beS SunftmerfeS günftig. ©er Snijalt beS Meinen ©rantaS ift folgenber: 3mei Sicbenbe, bie ixne in „Kabale unb Siebe" gerbi» nanb unb Suife ijeifjert, finb burd; Sprüngen unb falfdje Stadjridjten

für immer getrennt morben. Suife heiratet einen nnbern SKann unb

lebt mit fljut jufrieben in länblidjer änrücfge^ogenijeit, obrootjl baS SBilb ihres erften Seliebten nodj im iötntergrunb ihrer Seele fteljt.

©a erfdjeint eines SlbenbS ber öermeintlidje Ungetreue, nur, um für

einig Slbfdjieb bon ber ÜSerlomen ,ju nehmen. ®ie alte Siebe flammt

gemaltig auf. ©er Satte fctjögft ®erbaci)t unb belaufdjt if>r SlbfchiebS» gefprädj, baS bon tiefem Kel) über il)t bereitelteS Slüd erfüllt ift.

iRafenb bor Siferfudjt fällt er juerft über baS Porträt beS ÜRebenbulj» lerS her, baS bie grau für baS eines beworbenen SBruberS ausgegeben hat, erftid)t bann gerbinanb felbft im <Scf)lafe unb ermorbet enbticl) aud) bie Sattin, ba fie iljrt burd) ÜSormürfe unb unverhohlenen 9lb= l'djeit reijt. ®S ift in engem dtaljmen ein Stüd ergreifenber ißoefie, memt man aud; bebauern muß, baß bie innere Slotmenbigfeit ber §anblung burd) ba§ §ereinjiel)en aUerljanb fataliftifdjer 3Rotibe be= cinträdftigt mirb.

Sieben ben genannten ©iditungen bcfdjäftigte ben Smaitjigjäh»

rigen bie gortfetmng eines früher begonnenen, aber nie boMenbeten

SrauerfpielS: „SInna Iboletjn" unb ber Sntmurf eines groß an»

gelegten StomanS: „KiHiarn Soöell". ©odj aud; ¡u miffenfdjaftlidjen Beftrebungen fühlte er fid) in Söttingen, mo er fid) Diel beffer gefiel

als in §aUe, angeregt, ©er Son feiner SefeHigleit, ber hier Ijerrfdjte, mar ihm fhmpathifdjer als baS etmaS rolje Kefen ber Saaleftabt. Unter ben Serü^mtljeiten ber Unioerfität ermedte fein Sntereffe ber gefchmadöoHe Slitertunteforfdjer ©Ifriftian Sottlob §ei)ne, ber iljn freunblidj aufnaljnt unb iljn aud) in baS Stubium ber alten fiainft ein» führte, ©er arme Bürger, ber ©idjter ber „Senore", 30g iljn lebhaft an, obmolji ber Unglitdlidje, burd) oerfdjulbete unb unberfdjutbete Sei» ben an Seift unb Sörfier gebrodjen, nur nodj ein Sdjattenbilb feines frühem ©elbft mar. Unter ber Stubentenfdjaft fanb Sied mehrere junge Seute, mit benen er eine SIrt litterarifdjer SefeMfdjaft ftiftete, 31t meldjer unter anbern audj ber gleichfalls nach Söttingen gefommene SurgSborff gehörte, ©ie größte SlnjiehungSlraft aber übte bie Biblio«

(31)

itiecfS£eben unb2Ber!c.

tljel mit iQrcrt Sdjiigen auf Sied auS. £>ier fattb er geniigenbe §ilf§»

mittel, um ftci) beut Stubium bet englifdjeit Sitteratur, haugtjäd)iid)

be§ altem ©rama? unb ShafefpeareS, grünblidjer fttibmen ju fännen.

©er ipiau, ein grofjeS SSerf über biefeit „®idjter aller ©idjter" jtt fdjrei» bett, taudjte fdjon bamalS in ihm auf. Sludj »erfaßte er eine Searbei» hing be§ SuftfbielS „Sfolpone" »an bem Jüngern geitgenoff en unb Sinti»

hoben ShafeffieareSS9en JonfonunterbemSitel:„Ein Sdjurfe über

ben anbern ober bie gmdjSprelle" unb lernte, um bett „®on Quijote" im llrtejt lefen ju föttnen, bie fpattifclje Sprache.

git Dftern 1793 tuarb enblidj ber treue SSadenrober, mit bem Sied unauSgefefjt in 33riefinect)fet geftanbcn tjatte, von bem geiftigen gntang, ben fein Slater auf itm auSübte, freigefprodjen. Svog einer gläiijenben SlbgangSjenfur, bie (Sebife bem ¡Jüngling erteilt hatte, iuar e§ bem Slater jivedntägig erfdjienen, ihn nodj ein ¡Jaljr lang bttrdj Privatunterricht für bie Univerfität vorjubereiten, ivobei neben ber ¡JuriSprubenj audj bie allgemeinen SBiffenfcpaften nicht unberüd»

fidjtigt blieben. So hatte ihm ber ißrebiger Erbuin ¡Julius Sodt, eitt

für feine geit fehr tüchtiger Neuner itnfrer altem Poefie, betannt als Serfaffer beS erften SompenbiumS ber beutfdjen S2itteraturgefcl)ic£)te, privatim IBorlefungen über „bie fcpönen Sßiffenfdjaften unter ben ©eutfcfjen" gehalten, bie auf feine ©eifteSridjtung großen Einflufj ge= mannen. Schon bamals fühlte er fich von ber altbeutfdjen gSoefie leb»

haft augejogen unb fucpte feinen greunb bafür ju interefficren, ber fid) inbeS anfangs ablehnenb verhielt. „Soviel idj bieSRinnefiiitger lenne",

fdjrieb er 1792 an SBadenrober, „herrfdjt eine erftaunlidje Einförmig» leit in allen ihren ¡Jbeen"; er luamte ben gteunb gerabeju, fich ja

ntcf)t jit fehr in'bie poefie beS SRittelalterS ju vertiefen. SSadenrober tollte nun nad) Erlangen geljen, um fidj bort, fehr gegen Steigung unb

innem SBeruf, bie ihn jur &mft, namentlich jur SKufii hinjogen, bem

Stubium ber Siedjte ju tvibmen. Sied befcftlofj, ihn ju begleiten, er reifte nach Berlin, um ben §reunb abjuholen, unb brach in froher Stimmung mit ihm nach ^raufen auf. Erlangen felbft unb bie ata»

bemifdjen Sdefjrer boten ben ¡Jünglingen nur ivenig Anregung, um fo

mehr tpaten bie» bieSlatur beS gefegneten SanbeS mit feinen herrlichen, burggefrönten §ügeln unb bie Stabte mit ihren alten toiftbenfmälern

unb hiftorifdjen Erinnerungen. ®or allem nmrbe Siürnberg baS giel

ihrer häufigen SSanberungen. ipier ging ihnen an ben '¿'Serien Sllbredjt ©ürerS, ißeter SBifdjerS unb anbrer toaderer Keiftet baS SßerftänbniS

(32)

2Bfltfeni*ober. Erlangen. 2Hfbeutfdje flunft ©öttingen. Sfjalefpeare.

für bie her altbeutfdjen ftunft auf. ®ie baterlänbifdje Sor» Seit ftanb in anheimelnber ©eftalt bor ihrer Seele, unb bieUnbanfbarfeit ber ©egenWart, bte biefe Seit treuherzigen £unft|d;affend bergeffen

hatte, laut ihnen fchnterjlidj junt SeWußtfein. ®iefe ©inbrüde fowie bie, Welche ihnen bie ©entälbegalerie zu IßomnterSfelbett mit ihrer be=

rühmten, bamalS für raffaelifdj gehaltenen äÄabonna zuführte, Waren für beibe grettnbe bon höctjfter SSebeutung; bie erften Sbeen zu ben

„§erzenSergießungen eines tunftliebenben SlofterbruberS", zu ben

„Sßhuntafien über bie ®unft" unb zum „Franz Sternbalb" erwachten, ©in latholifdjeS §odjamt in bollem ©lanje, baS fie in Samberg er» lebten, unb eine Säuberung in baS Fichtelgebirge, Wo bie ©eifter ber tiefften Salbeinfamfeit unb einer monbbeglänzten Sommernacht ,ju

ihnen fpradfen, boKenbeten bie Wunberbaren ©inbrüde, bie fie bem ©r=

langer Slufenthalt berbaniten. Sie hatten gelernt, fid) in Sbunft unb

Statur mit einer Slrt religiöfer Sliibadjt zu berfenfen.

Um bie SOcittc beS Sommers hfltte fid) auch SurgSborff in ffir»-

langen eingefunben. 3Rit biefem befdjloffen bie greunbe nach ©öttin» gen zurüdzufehren, aber nicht auf gerabem Sege, fonbern in einem

Sogen über bie bielgepriefenen Stljeinlanbe. SurgSborff übernahm

biefieitung; halb aber merften bie beiben aitbern, baß eS nicht bem

Scheine, fonbern bireft ©Üttingen zuging, unb eS fteUte fid) heraus, baß ber Führer bie gemeinfame Steifefaffe berfßielt hotte. 3« Eil» ntärfchen fudjteman infolgebeffen ©Üttingen zu erreichen, Wo matt im iperbft eintraf.

SDtit neuem ©ifer naljm nun ®icd feine SieblingSftubien Wieber

auf. ®er ©ebante eines großem SerteS über Sljafcffieare unb feine Seit ftanb völlig abgefdjloffen bor ihm. Fürs erfte befdjrantte er fid; barauf, eine für bie Sühne beredjnete Searbeitung beS „SturrnS"

anzufertigen, ber er eine„Slbhanblung über ShatefpeareS Sc» hanblung beS SSuitberbaren" beigab; benn bantalS erfdjien ihm noch unter SljalefpeareS „bramatifd)en Soirfommcnljeiten" bie als

bie größte, baß er bie berWcgenften Fiktionen, baS „Sunberbare", fei»

neu gufchauern glaublich ou machen Wiffe. So Weit er bernnad) noch bon ber uölligen ©rtenntniS bon SIjafeff>eareS Wahrer ©roße entfernt War, fo enthält bie Slbljanblung bodj eine foldje Fülle feiner, jutref»

fenber Semerlungen, baß fie noch jeßt lefenSWert erfdjeint. ©ine anbre

Arbeit, bie fid) ebenfalls auf Shafefßeare bezieht, ift bte Seurteilung einer „Shateff>eare»®alerie" in englifdjen Supfer[tid)en, bie er

(33)

SJ^iecf§ fieben unb SBerle.

auf Anregung beS Mannten Söttinger St'unftfcffriftfteiievS ®ominit Miorillo Derfapte, unb bie burdj^egneS Sermittelung 1795 in ber „Sibliofljel bet fdjönen SBiffenfdjaften" gebrudt mürbe.

Sn bie Qeit biefeS ¿Weiten Söttinger ülufenthalteS, unb ¿War nodj in baS Qahr 1793, fällt ber erfte Sntwurf einer Sragöbie „Star! Don Serned". Stuf jener Steife inS Mittelgebirge mären Sied unb SBacien* rober aut in bie Segenb Don Sulmbad) getonnten unb hotten fit hier an ber romantift gelegenen, büftem Surgruine Serned entjüdt. Sied I)atte fogleit ben Sßlan gefafjt, ben fdjauerliten Ort sunt $d;au=

glati eines graufigen ®ramaS ¿u maten, unb ging jelgt an bie ?lus- fiiljrung. Obwohl tor ba$ Sdjaufgiel nitt in feiner urfprilnglidjen

Seftalt, fanbern in einer Überarbeitung Dom Sa^re 1795 befi^en, fo

erfdjeinl eS bocl) ftaffenb, fton jejU feiner gtt gebenlen. ®ie Mabel bes StüdeS ift folgenbe: Sin Surg unb Mnmilie Serned haftet ein alter Mlut- jeher SoljanniSnatt gebt ein eisgraues ®efpcnft hu ©djloffe

unt, ber Seift beS erffen Sefi|erS, ber feinen Sruber ertnorbet Ijat. Üben baS Sefpenft grüßt, ber muß in bentfelben Sahre fterben, unb biefer ©gut lvirb fo lange Währen, bis einft Don gluei Sriibern in ber Mantilie ber eine ben anbern ermorbet, ohne bajj fie bod) Meinbe finb. ®iefeS l)ödgt DerjWidteSerhängniS erfüllt fit nun, unbSliotiDeauSber

DrefteSfage werben bantit üerflodjten. Sead; fetäehnjähriger Slbwefen» Ijeit lehrt ber Surgljerr, ber alte ntelantolifte SSalther, Don einem .ft'rcujgug ¿urttd unb Wirb, lote SIgantentnon Don Stgifth, Don beut Suhlen feiner Sattin umgebradjt. ®er jüngere feiner Sohne, fiarl, ber Wie ber Vater unter bem Srude beS auf bent ¡paufe laftenben Ser» IjängniffeS ein ftwermütigeS ®afein führt, erftlägt bafür mit bem alten ftudjbelabenen SDtorbftinert beS SIhnen ben Suhlen unb bie SJiut» ter. Ser ältere Srttber Karls, Sieinbarb, ift Don leichterem Sempera» ment unb entbrennt gegen jenen in bitterer Meinbftaft, als er erfährt, bajj ftarl bie fünfte Sbelljeib Don Orla, um bie er felbft fit bewirbt, liebt unb Don ihr geliebt Wirb. 9luS t£iferfiic£)t befdjltefjt er, ben Sru= ber ¿u erworben. ®r finbet ihn fdjlafenb, ba aber Wirb er Don iplög» lidjer Führung ergriffen; feine SRorbgier Derwanbelt fidj in ¿ärtlidje Siebe, fo bafj er bem Sruber bie Seliebte freiwillig abtritt, ‘’über aUeS umfonft! SIS baS ißaar bie Ipänbe jur Serlobung ineinanberlegen Will, tritt ber Seift ber erntorbeten Witter ba^Wiften. Son Murien ge» beitfdjt Derlangt Start, bajj ber Sruber iljn töte, unb läßt nitt ab, bis biefer ihm in einer ¿ärtlidjen Umarmung ben ®olt in bie Sruft ftöfjt.

(34)

Äarl Dort Stelltet!. SBtUiam SooeÜ.

Qo büßt Sari feine Sdjulb, unb zugleich Ijat fid) ber g-ludj beS Saufe« erfüllt. Aeinljarb, für ben bas £eben feinen 3?eij mehr f)at, geljt in ein ßlofter. ®iefe wunberlidje föanblurtg ift über bie SJiafjen breit aus» gewonnen, bie ©harafteriftif ift fdjtvadf; bie unflare fataliftifdje An» flaumig, bie bunt) ba§ San^e Weht, bat nichts üon ätfcljtjleifdfer Stöße. Sied felbft geftanb fpäter, baß eS eine finbifct)e Verirrung gewefen fei, baS Sefpenftifdfe an Stelle beS Seiftigen unterfdjieben ¡ju Wollen. ®aS

einzige poetifd^e Verbienft beS StücfeS beruht in einigen ftimmungS» »oll auSgemalten Situationen.

Von bemfeiben büftern, gritblerifdgen Seifte Wie „AbbaUah" unb

„fi'arl bon Verrted" ift ber große pfpdjologifche fRontan „®efd)idjte beS Iperrn SBilliant £o»ell" erfüllt, ben Wir am beften hier er»

Wähnen, ba er jwar erft 1796 »oHenbet, aber fdjon 1792 entworfen, im nächften 3aßre begonnen unb 1794 ju einem ®rittel niebergefdjrie» ben Würbe, f)auptfäd)lid) aber beShalb, Weil bie Ausarbeitung beS

VucßeS, ba§ nur noch wegen feines VerfafferS ^ntereffe erregt, nad)

XiedS eignem geugniS WenigftenS jum Steil in eine 3eit fiel, als fid)

ber ®id)ter bon bent barin gunt AuSbrud gelangenben trüben Seift bereits loSgemad)t hatte. ®r nennt eS „ba? iffiaufoieum bieter ge» hegten unb geliebtenSeiben unb Irrtümer"; „aber als eS gebaut War", fügt er ijiit^u, „war ber 3ei<hner unb Arbeiter fdfon bon biefen Seiben frei; ich üwr faft immer fetgr heiter, als ich bieS Sud) fdjrieb, nur gc»

fiel ich wir noch w ber Verwirrung." Sin anbermal teilt ber Verfaffer ben 3wed mit, ben er bei ber Abfaffung beS „Sobell" »erfolgt habe:

„®aS Veftreben, in bie ®iefe beS menfdjlichen SemüteS binabjufteigeit, bie Enthüllung ber §eudjelei, ÜBeichlidffeit unb £üge, Welche ©eftcilt fie auch annehmen, bie Veradjtung beS SebenS, bie Auflage ber menfdj» liehen Statur: biefe Aufgaben unb finftern Stimmungen Würben hier nicht oberflächlich h'n9ewalt, fonbern mit Ernft aufgefaßt." ®aS ®fjema berSrfinbung erinnert lebhaft an „AbbaUalj"; auch hier Wirb baS Verberben eines fchwachen, reizbaren SnbibibuumS als baS SBerf planmäßiger Verführung bitrd) einen teuflifdjen Intriganten bar» gefielet; aber um biefen Srunbgebanfen ,ju »eranfdjaulidjen, fudjt ber Sichtet nicht nach pt)a»itaftifd) orientalifcher Einfleibung, fonbern er »erlegt bie §anblung in bie Segenwart unb fteUt mit Verfdjmäljung alles äußerlichen Apparates nichts bar als bie Seelengefdjid)te feines gelben, freilich ift biefer §elb als ein fo elenber Schwächling ge» jeidjnet, baß man fid) für feine Sdjidfale nur fdjwer ju erwärmen

(35)

XiecfS Sehen unb Serie.

vermag. ÜBilliam Sovett, mit einem unfdjulbigen äRftbdjen Verlobt, geijt nadj bent Sillen feines IBaterS, um fict) fOlenfcpenlenntniB ju er» Werben, auf Steifen. Sdjon in IfJariS fällt er in bie Sletje einer orbinären St'Dfette, bie er für ein ibealeB SBefen Ifäif. MerbingS erfafjt ißn fepr halb Steile über feinen gatt, aber er Weiß fief) mit allerlei Soppismeit ju tröften unb giept in ^Begleitung eines biabolifetjen Senufjmenfdjen unb eines unllaren SdjwärmerS nacp Italien. 3>t Stom übertäubt er bie Stimme beS SeWiffenS burd) Wüften Sinnengenufj, berfüprt bie Unfdjulb, fcijintfjft babei über baS langweilige, ewige (Einerlei unb ilagt über baS vergeblicpe Stingen nacp SSeiSpeit. Stirn tritt ber '-Ber» füprer Slnbrea, ber bis jept int W'ntergntnb gelauert pat, an ipn perait unb entwickelt eine nieberträcE)tige Sßpilofoppie ber Seit» unb SJlenfcpen» veradjtung, ber jufolge Sovell »du einem IBerbredjen jum anbern tau» melt. Sdjliefjlid), um baS Häglidje Sünbenregifter, baS uns ber ©icp» ter mit unbarntpeqiger £ogit ju lefen gibt, abjufürjen, finit Soöeli Sunt falfcf)cit Spieler perab unb gerat unter eine Dtäuberbanbe, bie ipn aber als einen Unfähigen auSftbfjt. 3»t tiefften ®lenb Wirb ipm £)b= badj unb Unterhalt auf einem Sanbgut geboten, unb er Win nun „burep Sorgfalt an IBlunten unb IBäumen Wieber einbringen, WaS er an ben fOlettfcpen Verbrodjen pat". ®a trifft ipn glüctlidjerweife bie Kugel eines StädjerS. Sie man fogleicp fiept, rupt ber ipaupt» fepler biefer ©tfinbuitg, bereit gröbfte Srunbliitien SEierf einem fcplüpf» rigen ¡Roman beS granjofen Sletif be la SBretonne: „Le paysan per- verti“, entnapm, in ber gänslidj uerfeplten ßparatterjeiepnung ber Wauptperfon, bie in ber Spät nidjtS Weiter als ein Suntp opne alle fittlictje Straft ift. ®aburcp Wirb baS Sßudj ju einem ber wiberWiirtigften itnfrer Sitteratur, Wenn Wir audj ben gortfepritt beS SidjterS in ber Sunft ber Seelenanalpfe unb feine im Sritnbe fittlidje Slbfidjt nidjt oerfennen Wollen. ®ie äußere Stedjnit erinnert anSlicparbfonSStomane, an SoetpeS „Scrtper" unb an SdjillerS „Seifferfeper"; ber Seift beS SudjeS gepört Stiect allein, unb bariit berupt feine litterargefdjidjtlidje IBebeutung. £obeH ift niept Sied, aber er geigt unS bie äuff elften Kon» fequengeit, Wopin ein jWifdjen rationaliftifdjer SfepfiS unb unllarent Streben ttadj tieferer Seltanfdjauung fcpWanfenberSüttgling, Wie Stiert War, geraten laitn, Wenn ipnt ber fittlidje ¡palt verloren gept. Slüct» lidjerweije war bent ©idpter mepr biefeS loftbarften SuteS unb baju anftatt eines Slnbrea ein Sadenrober ju teil geworben, fo baß er fiep jur Klarpeit unb Weiterleit burd)arbeitete, wäprenb fein Weib in

(36)

£oüeK. 91icolat. Vlufflnrung.

bezweifelten $ef{hm$n(U$ berftnft. Scfjon wä^renb bet Aufarbeitung beg „Sobctt" »erfaßte er eine Steifte bon Schriften fatirifdj»tjinnorifti» f<f>ert ®jarafter§, bie gkvar junt Seil nur infolge anderer Sterpflich» tung hingeworfen Waren unb ben (Seift ber pefftmiftifchen SBeltber» adjtung ttocp teine3Weg§ ganj überWunben hatten, bie aber bod) junt anbem Seil unoerfennbar ben Übergang 311 erfreulichem unb felbftän» bigem Schöpfungen bilbeten.

Scpon bon ©öttingen au§ laut Sied mit bern alten griebrid) Sticolai, bem §ero8 ber bornierten, einfeitigen SlufHarung, in 83e=

rüijrung. Sluf einer Steife nad; SSolfenbüttel, bie er um Dftern 1794

mit SBadenrober unternahm, War er bon ®bert unb Sfdjenburg Wohl»

WoUenb aufgenontmen unb mit (Empfehlungen an ben mächtigen Hiann berfepen Worben; biegolge War, bafj Sticolai fidj bereit erflärtc, Sied§ „Slbbadah" unb anbre§ bon ihm in Verlag ju nehmen. Stach» bem nun bie greunbe im §erbfte betreiben 3al;re§ bon ©Üttingen ge» fdjieben unb über Jamburg, Wo Sied ben großen Sdjaufpieler Sdjrö» ber lernten lernte unb feine (Braut befudjte, nach Berlin jurüdgelehrt waren, trat er halb in perfönlidjen SSerlehr mit feinem Verleger. Un= erntüblidj prebigte biefer Wohlmeinenbe, aber befdjranfte Sftann tret; Sturm unb ©rang, trop ©oetlje unb §erber fein alte» (Ebangeliuttt

bon ber moralifdjen SJerbefferitng ber SDlenfdjeit burd; Befreiung bon

aller ibealen Säufdjung; mit ber ganjen ©iinfelhaftigfeit eine§ gladj» fopfeS brang er auf (Befeitigung ade» Sieffinnigen unb ©enialen, ba§ ipm ba§ Slbgefdjmadte War, unb auf auSfchliefjlidjc SInWenbung be8 (BerftanbeS in allen Sebenälagen. ©ie fogeitannte „Slufflärung", fo= biel ®ute§ fie auch ölS Segenftrömung gegen bie (Beftrebungen ber

©unlelmänner gehabt hat, ging bo<h im ©runbe auf nicpt? Weiter au§ aK auf eine SSerherrlidjung ber forreiten, nüchternen SKittelmcifjigteit

im bürgerlichen £eben Wie in ber Sitteratur. Sange hatten bie (Ber=

treter biefer aufgeklärten (fSebantenfdjitle, gefdjüpt burd) ben biel ge» mifjbraudjteit Staaten £effiitg§, ba§ litterarifdje Sebett in ©eutfchlanb

beljerrfdjt, aber feit §erber§, ©oefljeS unb Sd)iHer§, Staats unb gidjteä

Sluftretcn war ihr Slnfehett allmählich fel)r gefunlen. ^S^antafie unb

Sentüt ttnb bie Wahre, Weltuntfaffenbe Vernunft berfdjafften fich Wieber

©eltung. Sorgenboll mufterte ber grofjc (BilbungSphilifter itt SSerlin feine Scharen unb laut 31t ber Über3eugung, bah f><h Steiften ber

Streiter bebentlid) lidjteten. §atte ficf) bod) bereits in bem Spocf)fige

be§ StationaliSmuS felbft, in (Berlin, eine Segenpartei gebilbet, bie

(37)

TiccfS Sebcn unb SBcrfc.

¿lucir nod) geringen Umfang ijatte, aber über einige Kräfte oerfügte, Weídje gefährlich Yerben tarnten unb (ebenfalls »an fidj reben madjten. gatt baljer, ber Sache ber Sluftlärung neue Kräfte 31t berfdjaffen. ®a fíente ftd, beut Sudjenben ber jungeXied als geeigneter §elfer bar;

Nicolai befdjlofj, ihn 311 einem ttü^licfieit SdjriftfteHer in feinem Sinne fjeranzubilben unb feine gähigteiten fogleici) praitifd) 311 berwerten, inbent er ihm biegortfegung ber bon iljm ber!egten„Str aufjf eb ern" übertrug, einer 1787 bon HRufäuS begonnenen unb bon 3ol)ann Sott» Werth üDlüUer, beut Serfaffer beS tanifdjen (Romans „Sicgfrieb bott Sinbenberg", weitergeführten Sammlung moralif<h»fatirifd)er Etzäb» (ungen, bie ¿ugleidE» unterhaltenb unb beleljrenb fein foüten. (Rad) ntünbtidjerSerftänbtgung überfanbte SRicolai bem neuen jünger g 111131' Söafdjtörbe boll „URatcrialS", b.l). eine SRenge franzöfij<her?lnefboten= fammlungen unb leidjter Erzählungen, auB benen biefer überfegen ober bearbeiten foUte, WaB ¿luecfbicnlid) fdjien. Sied War ohne SImt unb lebte bon feiner gebet. Er Wollte fief) beBhalb baB Vertrauen beS einfliifireidjen SRanneB nicht bcrfdjerjen, zumal ihm als gebomen Sier» liner bie miticlnbe, blafiert»ironifdje SJarfteHungSWeife, bie SRicolai berlangte, nicht berfagt toar. ®aju tarn, bafj in Sied neben einer glänjenben EinbilbungSfraft unb einem jur Schwermut, ja zur 3Re=

landjolie neigenben Sefüljl ein burdjbringenber Serftanb, ein feiner Sinn für baS Sädjerlidje unb ein unuerfennbarersjang 31t mutwilligem Spott unb Sdjerz lebte. ES mochte fid; in ihm baS SebürfniB nad) einem Segengewidjt gegen bie wüljlenbe, untlare Srübelei unb Seiben» fdjaftlicpteit beS „Ulbballalj" unb beS „£obeK" geltenb machen; er brand;te bähet, Wie §aput fagt, bie „S)iät" ber pragmatifdj»auffläre» rifeben Satire als eine Kur gegen baS „SobeUfieber". Querft bearbeitete

er (1795) brei feiner Vorlagen 31t brei Erzählungen, bie ganz unbebeu»

tenb, aber ganz hadj bem Sefdjmad feines üluftraggeberS Waren: „® aS Sd)idfal", „Sie männliche SRutter" unb ,,©ie StedjtSge» lehrten". S)ann aber Warb er ber unbantbaren ?lrbcit rnübe unb lieferte ftatt bet ‘’Radjahnuingen eigne Erfinbungen. ©iefe „Strang» febergefd)id)ten" finb als ¡Borboten ber fpätem Sledfdjen DlobeHen bon SBidjtigfeit, benen fie in mancher ¡pinfidjt gar nicht fern fielen, unb bon

benen eine ber bebeutenbften, „®er junge Stfdjlermeifter", mit bem

erften Entwurf fogar in biefe Qcit 3urüdreidjt. ®ie Sewanbtheit, mit ber ber junge Serfaffer greifbare Silber auB bem gefellfd)aftlid)eir

Sehen ber Qeit entwirft, unb ber ÜSig, ber ihm 3U Sebote ftefjt, fegen 18

(38)

9lico[ai§ Gtrmtßfcbcrn. STiedf nfä TOcoInit.

in SerWunberuitg; aber man bermißt iricfjt nur bie ¿ieriicije, ftiliftifdje

9lu?arbeitung, fonbern cutdj bor allem bie mafebolle ©efinnung unb ben feinen unb tiefen §umor, bie bie Seffern feiner nobelliftifdjen Sdjßpfungen fßtiterer Seit auS^eicfjiteit. Sie Satire ift 31t unberbecft, 31t liebln?: mit (acljenbem ipofjn Wirb bie ©rbärmlidjteit unb Süge her menfdjlidjen ©efeUfcEjaft entlarbt; alle SHufwnen über Sugenb, Siebe n. f. W. zerreißt berbreiitubsmansigjä^rigeSSerfafferunbarm^erjig. SKan fielet, Woljin fdjlicfjlidj bie 3?icolaifd)e Slufllärung, jene ftfjaittafielofe, nüdjterneSeben?anfd)auung,bie nur ben „gefunbenSJlenfdjenberftanb" gelten läßt, füljrt. 3m ganzen Ijat SEiecf 16 Beiträge 31t ben „(Strauß»

febern" gefdjrieben, bie fiel) auf bie 3aljre 1795—98 berteilen; aufjer

jenen nadj franjöfifc^en Originalen finb e? biefolgenben: „Sie SBrü»

ber", „®er grembe", „Sie beiben nterfwürbigften Sage

au? Siegntunb? Seben", „Ulrid; ber ©ntjifinbfame", „ger=

mer ber ©eniale", „®er Slaturfreunb", „®ie gelehrte ©e» fellfdjaft, „Ser ißftjd;0Ing", „Sie Sf)eegefe 11fd;aft", „Sie

greuttbe", „Ser Dinman in 33rief en", „®in Sagcbudj" unb

„Sllerfwürbige Seb en? g ef dji d> te ©r. SKajeftät Slbraljam Sonelli". Slujjer ber „Sljeegefellfdjaft", einemflüdjtig IjingeWorfenen einaltigen Suftfpiel, unb ben „greunben", einem lieblidjen SKärdjen, ba? fid) in fnldjer Umgebung fnnberbar genug au?nintmt, finb e? nobeHiftif^e ©fisjen, bie ganä im Sinne SJicolai? gegen ©eniefudjt, ©mpfinbfamfeit, fj^ilantfjrnfjinifdjeißäbagngif, Sßljantafterei unb ©rgeir trijitüt, gegen Sefyenftergefdjidjten unb jRitterrnmane 31t gelbe jieljen.

SII? bie gelungenffen fnnnen gelten: „®ie beiben merWürbigften Sage

au? Siegmunb? Seben" (bei ©elegenljeit ber ^Bewerbung um ein Sinti

rnadjt ber junge ©iegnntnb bie ©rfaljrung, bafj ©igennttß unb ®itelteit

bie ¡pairpttriebräber in ber menfdjlidjen ©efellfdjaft finb, unb baß man

baljer Woljl time, bie SdjWadjljciten ber attbern tlug jubenußen, um feinen eignen Vorteil bitrdjjufeljen), „Ulridj ber ©ntpfinbfame" (Ulrid) Wäre burdj berleljrte ®rjieljung8metljobe, burdj öorgeitigcS Sotttöbie= fßielen unb Diomanlefen berborben Worben, wenn er nidjt 311111 ©lüd einem aufgellärtenSKanne begegnete, ber iljtt jur päbagogifdjenSdjrift* fteUerei anleitete) unb „germer ber ©eniale" (germer Ijält fiel) für ein SSraftgenie, begeht alle möglichen buntmen ©treidle unb Wirb fdjließlidj jum $!jilifter, inbent er eine ßttftcr?todjter heiratet unb bie berfüljrte Sugenbgeliebte mit Selb abfinbet). Siu? ben 3nl)alt?angaben lann man erlernten, Wie niebrig biefc Sefdjidjten in fittlidjer Slejicfjung

(39)

Tiectö fieben unbSBerle.

fiepen; mit illusnaljme her letztgenannten brei tarn aber aucp feine auf

lünftlerifcpe Haltung Slniprud) erpeben, unb felbft biefe finb iticpt frei

bon argen ftiliftifcfjen •¡ßadjläffigfeiten.

Böftig in ber SIrt ber „Strauftfeberngefdjidjten", nur breiter an»

gelegt, ift ferner eine ?lrt bon fpaftpaft=moralifcpem Vornan, betitelt

(,iß et er Sebredjt, eine Sef piepte oljne Ülb en teuerlidj leiten"

(1795), ber im ©ienfte SlicolatS geftprieben, aber nipt boüenbet tourbe, unb beffen fittlicEje Senbenj ber Berfaffer in ben Sa| jufammenfafjt, eS foUe ftp ja niemanb trauen laffen, optte bortjer ben Sauffpein feiner

Braut ju [etien. 3n einzelnen Partien, namentlip ba, Wo bie mobemen

©räiepungStpeorien berfpottet Werben, ift ep ter 2®itz, in anbern, Wie ber

Sdjilberung eines unruhigen Sage§, an bem bem guten ißeter lauter Strger unb Berbruft begegnet, fogar Wirtlicher §umor bortjanben; im

ganzen aber entbeprt biefe Scfclji pte eines §au6leprerS, bem am .fjwp» jeitStag feine Braut entführt Wirb, 31t fepr einer intereffanten §anb= lung unb erzeugt fplieftlip Sangeweile.

Unmöglich tonnten biefe glatten Spiele beS 5Bi^e§, im Selbe eines bon ihm grunbbet[d;iebenen Brotperm gefertigt, bem ppantafie» boUen, lebhaft empfinbenben jungen SKamt genügen, ber fiep an Spate»

fpeare unb ®oetpe begeiftert hatte unb mit einem ibealen ®emüt Wie

Sßadenrober nap Wie bor im innigften Seelenbunb ftanb. ®iefem

War es gelungen, feinen greunb mit einer lebhaften Teilnahme für bie ältere beutfpe Sittcratur ju erfüllen. QnSbefonbere Waren e§ bie lange

beraepteten fogenannten BolfSbücper, jene auf Söfppapier gebrud» ten, in SaprinarttSbubcn feilgebotenen ®efpipten, beren tiefpoetifpen SBert unb ternige ®efunbpeit er mit fRüprung unb innigem Bepagen ertannte unb mit Kapbrud pries. S8ie tperber auf ba§ BoltSlieb, fo pat Sied juerft auf bie in ungeredjte ©eringfpäftung gefallenen Bolts» büper pingeWiefen. Spott tm„fßeter£ebrept" Warnt er, jeneSpriften gu berfpotten, bie bon alten SSeibern auf ber Strafte für einen ober jwei ®rofpen berfauft Würben, unb Wagt bie Behauptung, baft fie inepr Wapre ©rfinbmtg patten unb biel reiner unb beffer gefprieben feien al? bie ntobifpen Stitterromane ber Seit. 3n „Sari bon Berned" fpaltete er eine ©rjaplung aus ben „£>apmonBfinbern" ein, unb im folgenben S'tpte (1796) rebete er in ber unten 31t befprepenben ,,®e» fpiptspronit ber Spilbbürger" abermals ein WarmeS S8ort für bie „alten fogenannten Spartefen", in benen eine folclje Sraft ber tßoefie ffede, baft fie beim Bolte fowie bei jebem poetifpen SKenfpen nod)

(40)

Sßetev ßebredjt. SBoIfêbüdjer. Srfte romantif$e $idjtungen. ©faubart.

(ange in SInfehen bleiben Würben. SEierf hat fidj unzweifelhaft um jene guten alten ®efc£)icE)tcn ein grofjeS (Berbienft erworben, inbent er fie burclj feinen fdjönen ©ifer auch unter ben Sebilbeten wieber zu ®tjren brachte; er hüt aber audj feinerfeitS auS ihnen reidjen SeWinn, grifdje itnb ©efunbheit für feine bicEjterifcEje löjätigfeit gezogen. 2Kit feiner feinen „güljlbarteit" erlannte er fdjnell, Welch ein ®dja| bon (ßoefie

hier zu heben fei. ©фон 1796 bearbeitete er bie ®efci)idfte bon ben

s)ahmon8linbern in einer fchlichten Nacherzählung, fchmüdte bie „£ie=

bcSgefdjichte ber fdjönen Ntagelone" mit bielen Ijübfdjen Siebern aus unb benutze bag æoifâhud) bon ben Sdjilbbürgern zur Slntnüpfung moberner Satire; 1799 bicfitete er fein grofjeS ®rama bon ber heiligen

Senobeba, 1800 folgte bie Nacherzählung ber „tpifforie bon ber SKelu» fine", bon 1801—1803 fdjrieb er baS ©oppelbrama bom Saifer

EctabianuS, 1803 ben Slnfang einer bramatifdjen „Ntagetone", 1807 ben einer ebenfalls bramatifierten „Nlelufine" unb am SluSgang feiner

romantifchen ®idjtung fteht Wieberum ein ®oppelbrama, ber 1815 unb 1816 berfafite „gortunat". HKan fleht, Wie nachhaltig unb rcict) bie

Söirtung ber æolfSbüdjer auf SEiectS poetifclje» Schaffen War.

Soch nicht allein in ihnen fanb er feinem Seniug berjüngenbe Quellen: auch in bie SBunberWelt ber alten SKärdjen unb Sagen brang

er ein unb berfenlte fidj in bie mittelalterliche Sunft. So entftanb

fd)on in bemfelben Qahre, in bem er ben „Sobell" beenbete unb bie

meiften „Straujjfeberngefdjidjten" fcijrieb, eine Шефе bon SBerten, bie

auf ganz anberm ©oben Wie jene erWadjfen unb in ganz anberm Sinne gefdjaffen Waren, SSerte, bie ben ®id;ter zum erftenntal in feiner un« ьефиШеп ©igenart zeigen unb als bie erften (Blüten ber romantifchen

(ßoefie in ®eutfdjlanb bezeichnet Werben tonnen. Seine biefer ®id)- tungelt, fo berfdjieben fie untereinanber finb, zeigt eine Spur bon ber grüblerifdjen, untlaren £eibenfdjaftlid;teit beS „Sonett" ober bon ber falten Schärfe unb ber rationaliftifdjen (Blafiertheit ber „'Straufjfebern-- gefdjidjten". 3h v æerfaffer ruhte fidj an ihnen bon jenen beiben ©p

tremen aus unb fanb feiner zerfafernben SEhätigieit ein big jejjt un= betannteg 3entrum.

®ie Seidjtigfeit, mit ber ber ®idjter Wie ein genialer Srnprobh’

fator feine ©rzeugniffe herborhradjte, grenzt anS Unglaubliche. „gaft in

einem SIbenb" ift bag ®rama „Nitter (Blaubart. ©in Slmmen»

märdjen in hier Sitten" (1796) gefdjrieben. ©g ift bie zuerft bon фег*

rault in feinen ,.Contes de ma mère l’Oie“ erzählte, bann in zahl’ 21

(41)

Siedtö £eben unb 9Ber!e.

lofen SKcircpenbüchern Wieberijolte grufelige Sefcpictjte Von bem grtnt= migen äßeiberntörber ^Blaubart unb feiner tBlutfammer. 911® SJlufter für bte brnnintifcbe gorm fcTiltiebten bent Sferfaffer aufjer Sljafefpeare Soethe® unb Schiller® Sugenbbranten unb bte Stüde »on Senz unb Clinger Vor, »on benen er nod) in reifen Sagten urteilte, baf; fie bett Stempel beutfdjen Seifte® trügen unb eine beffere Srunblage zu einem

beutfdjen Jintionnltljeater hätten Werben fönnett al® bie fpätern ßuitft=

bicptungen ber beibenöeroen inSßeintar. Snecf® Stüd zeidjnet fid) burdj

forgfältig abgeftufte Sparafteräeictjnung unb in einzelnen Svenen burdj eine ganz Ijerborrctgenbe tragifcpe SeWalt ber ©arftettung au®. So gehören bor allem bie Svenen, t»o fid) bie 3<eitgier ber jungen Sattin

be® Slitter® nad} bem »erbotenen Bintnter bi® gum unlviberftetjlicpen Selüfte fteigert, wo fie ipten Eintritt in bie SBtuttammer fdjilbert, t»o

fie in fieberhafter Slngft unb mit zerrütteter iß^antafte ber fRücHeljr be® Sematjl®, beffen Verbot fie übertreten hat, entgegenbebt, Wo biefer

heim iommt unb fie ihn zu taufcpen, ben letzten gräflichen Slugenblid

hinauSjuf¿hieben fudjt, bi® enblidj bie §ilfe naht, unzweifelhaft zum

ißadenbften, Wa® unfre Ißoefie befitd. Seiber aber hat fid) ber ©idjter

felbft mutwillig um bie reine SBirfung biefer Wahrhaft hinreifjenben Sjenen betrogen, benn »or unb zWtfdjen fie hat er anbre geftellt, bie mit jenen nur in lofern ober in gar feinem innern Qufantmenhang

fteljen; ixid)t genug, baf fid) in ihnen (man merft ba§ ntifjVer»

ftanbene SBorbilb ShafefpeareS) eine Slnjahl überflüffiger epifobifdjer

giguren herumtreibt, SCiecf hat aud) burdj eine ganz unpaffenbe Ironie eine fdjidernbe, 3tt>iefp>ältige garbe hineingebracht. Er Wollte zwar teineSWeg®, Wie einige 52itteraturgefd)icf)fenfd)tei6cr behaupten, eine 'f'arobie auf bie abgefdjmadten Stitterftüde berBeit liefen:, aber überall finben fich in ben fomifchen Partien Slnfpielungen unb »erftecfte fatirifdje Ausfälle gegen bie „torretten ’fSoeten", gegen bie breiten unb feidjteit tßopularphilofophen, gegen gicpte® Sßh’tofcWe1-c-, unb baburdj wirb

unfre Unbefangenheit empfinblicp geftört; Wir Wiffen fd)Iief:lid) nicl)t mehr, Wa§ Wir für tragifdjen Ernft, Wa§ für harmlofe SJtärdjcnlaune, Wa® für Satire nehmen follen. groß ber trefflidjften Einzelheiten »er» mißt man Einheit ber 3Kotiöe, be® Kolorit® unb ber ßunftfornt. Sieben ber gähigfeit, fidj tief in f>oetifd)e Stimmung zu »erfenfen, bemerfen Wir fcpon hier bie fpäter »on ben Stomantifern fo gefliffentlid) gepflegte Steigung, bie Seftalten ber eignen $h°utafie zu perfiflieren unb ba» burd) Zu »ernidjten, jene tolle Saune, bie man gewöhnlich mit bem

(42)

Sfaubart. 9tonumtif$e Sr°nie. Srfbcrt.

Kamen bet romantifchen Ironie beseidjnet. SEiecE unb feine Iit=

tetarifdjeit Klitftreiter haben fid) auf biefe Ironie Viel 3U gute getljan

unb fie RtjilofoREjtfcE) ju begrünben gefudjt, ja fie haben fte als ben

höd)fteit Sipfel alter ßititft gefcriefen unb ftcf) auf SfjafcfpcareS 53ei»

fpiel berufen, Slber iuenn SEterf auch bie wahre tünftlerifdje Sronie ganj richtig als „jene leiste SoHenbung eines .ftunftluerfs, jenen Ktljer«

geift, ber befriebigt unb unbefangen über bem Sanken fchlvebt", 31t be== fmiereit Wußte, fo hat er Wie bie anbem KomantiEer in ber ißraris bocf) nur ju häufig ihren ^Begriff in Selbftyarobierung unb abfidjtlictje $er=

ftörung aller SHufton berjerrt. Kie Wirb eS Shalefpeare einfallen (wie

bie KomantiEer eS fo oft getljan Ijabett), einen i^lveifel an ber SSirE=

lidjfeit feiner bramatifdjen Sßerfonen 31t erregen. ®S Eann nidjt genug

bebauert werben, baß SEierfS reiches latent fid) feine SBirEfamEeit burd)

eine fa!fcE)e ®i)eorie felbft VerEüntntert unb mehrere feiner genialften

Sdjöpfungen für unbefangene Sefer ungenießbar gemacht tjat. 33öHig lebig biefer falfdjen ijronie aber, ein gefdjloffeneS Heine?

fiunfttuerf bon Ijoljer gorntfdjönheit ift bie als „Wärdjen" bejeidjnetc, frei erfttnbene hhantaftijdje Stählung „®er blottbe ©cfbert", bereit ©ntfteljung bentfelben 3afjr Wie bie beS „Slaubart" angeßört. Kon RauS aus lag in SEiect ein tiefer Rang 311 mßftifdjer Katurbetradjtung, eine bon geheimem ©rauen begleitete, füßc Saft, alle fdjauetlidjen unb Eöftlidjen Seljeimniffe beS KatitrlebenS unb ihre rätfelvoHen Sejieljungen jutn Wlenfdjenieben 31t ergrünbeit unb bid)terifcl) barjuffellen. ®iit

boller Starte unb ®lut ber ißljantafie bewährt fid) bie fjäljigteit beS ®idjter§, bie tiefften, büfterften Sewalten ber Katitr herauf 3ubefdjWö« ren, erftin jn>ei fpätern 3Kärdjen; jum erftcitntal aber, ergreifenb unb

bodj gemilbert burdj bie Sewalt einer ntelobifdj batjinfliejjenben Sprache,

jeigt fie fid) int „förfbert". SSarnenb, locfenb, füljrenb uitb berfiiljrenb verteljren E)ier bie Katurgcifter mit bett Sterblichen; alle lieblichen unb

ängftlidjen äSunber ber SBalbeinfamteit fpielen in bie einfache Raub­

lung hinein. Dritter ScEbert lebt in Einberlofer (Slje mit feiner grau

Sertlja auf einem einfamen Schlöffe; nur eilt greunb, Kantens SBal«

ter, befugt bie Söeltabgefchiebenen öfters. ®iefent unb ihrem Satten erzählt 8ertl)a eines KadjtS ihre Sefd)id)te. Sinnen Ritten, ihren überftrengen (Sltern, entlaufenb, ift fie als Sl'iiib 311 einer im-wilben SBalbe haufenben Sitten geEotnmen unb hat in bereit Rütte, in ihrer Sc«

fellfdjaft unb ber eines RünbdjeitS unb eines Wuttberbaren Kogels jahrelang einförmig, aber jufrieben bal)ingelebt. ®a vertraut iljr bie

(43)

SiedS£ebenunb Sterte.

Sitte, bafj bei' SBoget jeben Stag ein ®i lege, in bem ein ®belftein ent» tjatten fei, unb gebietet ihr, bie ©ier gu fammetn, WätjreÄi fie fetber fern Weite. Qu Wiebertjolten SJtalen Wartet Serttja biefeS Stintes. Sll§ aber bie Sitte einft Wieber auf Wonate fortgejogen ift, ba Werben in ber ©infamen fetjnfüdjtige SorfteHungen bon Söettgenufj unb fdjönen Süttern übermächtig; fie entflieht mit bem Sefiltjt, baff fie unredjt ttjue. ©en beHenben tpunb binbet fie an, ben $äfig mit bem 33ogel nebft ben gefummelten ©belfteinen nimmt fie mit fidj. Qu ihrem Gdjreden beginnt aber ber Sogei ein WunberfameS fteineS Sieb bon ber Salbeinfamleit, ba§ er immer gefungen hat, je|t in beränberter ©eftalt. „D biet) gereut einft mit ber Qeit!" Wiebertjott er unermübtidj. ®a erwürgt fie ben luftigen Gänger. Slim gtnubt fie fiel) beruhigt, fie lebt bon ihren Gehauen unb gewinnt bie Siebe bc§ btonben ©dbert, beffen SS8eib fie Wirb. Go erzählt Serttja. ©u ffirictjt Satter Wie ju» fällig ben Stauten jene? §unbe§ au§, uuf ben fie frei) nie Wieber l)ut befinnen tonnen. ©rauen bor bem Wlanne ergreift fie, unb und; ©dbert Wirb bon bem ©ebanten gequält, bafj Satter bon feinem unb feiner ©attin Setjeimnig Wiffe. Seine greunbfdjaft berwunbett fidj in 3Jtijj= trauen unb ipafj. ©r erfebiefft ben ffreunb im Salbe. 3n,jwifd)en ftirbt Serttja in SIngft unb Geeteitgein. ©infam unb berbüftert häuft ©dbert uuf feinem Gdjtoffe. 9?ctcf) einiger Qeit fdjliefjt fief) ein junger Sütter, Slameng §ugo, freunbfchaftlidj an iljn an. 3hOT bertraut ©dbert feine ©efdjidjte. SIber alSbatb erwadjt auch Wieber ber SlrgWoljn; unb Wie er £>ugo in? Slnttitj feijaut, glaubt er be§ gemorbeten Satter Qüge 31t erlernten, ©r enteilt unb irrt auf feinem Stoffe im Salbe untrer, ©in Sauer begegnet itjm, ber itjiit ben Seg Weift. ©8 ift Wieberum lein anbrer aK Satter. Sott ©raufen Wanbert er ju §ufj Weiter. ®a liegt auf einmal bie ©egenb im Salbe bor ihm, Wie Serttja fie ge= fdiilbert fjat. @r Ijört ben Sogei fingen, ba§ tpünbdjen beiten; bie Sitte fdjleidjt Ijüftetnb herbei unb entbedt itjm, bafj niemanb at§ fie fein greunb Satter unb fein ijjntgo, unb bafj Serttja feine Gdjwefter gewefen fei. ®a ftitr^t ©dbert watjnfinnig jur ©rbe unb ftirbt. - ■ SJlag auch ba§ eigentümlidj Seflentmenbe biefer ©rjäljlung, ba§ barin liegt, baft ba§ „unmittelbare ipineinragen be8 Sunberbaren in bie gewötjntidje, natürliche Sirftidjteit al§ eine grauenbotte Unfichertjeit" empfunben wirb, ber Slaibität be§ echten SSiärdjeii» nidjt entsprechen, fo wirb fiel) hoch niemanb ber magifdjen Scwatt ber ©idjtung ent» jietjen tonnen.

Cytaty

Powiązane dokumenty

PROW to drugi co do wielkości po płatnościach bezpośrednich instrument wsparcia obszarów wiejskich i w największym stopniu zależy on od parametrów

The Western Region system of settling is a complex combination of functionally interlinked inhabited locations whose territorial placement is specifically peculiar for as

Po katastrofie, która nastąpiła 26 kwietnia 1986 roku w wyniku nieudanego eks- perymentu pracowników elektrowni jądrowej w Czarnobylu, strefa o największym skażeniu, na

Mimo iż naturalne formy przyrodnicze skupione są głównie w Polsce południowej i wydawałoby się, że ta forma turystyki kwalifikowanej zarezerwowana jest tylko dla tego

Ze względu na bardzo dobre położenie, przy międzynarodowej trasie E67, z noclegów w hotelu „Metro” korzysta bardzo duża liczba gości podróżujących służbowo, wśród

when a class teacher following the Ordinance of the Minister of Education for Poland provides their dyslexic students with altered low-stakes English language tests with a

About post-war Krakow, she uses documents or photos, as well as her own and someone else’s memories (vivid memories refer us to the concept of communicative memory, defined by

Codzienność według dojrzałego Juliusza Słowackiego w świetle jego refleksji na temat jedzenia.. “I am getting