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Thorner Presse 1898, Jg. XVI, Nro. 220 + Beilage

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Academic year: 2021

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UbsrmewerrtApreis

'ü r T h o r n und Vorstädte frei ins H aus: vierteljährlich 2 Mark, monatlich 67 Pfennig,

^ in der Expedition und den Ausgabestellen 1,50 Mk. vierteljährlich, 50 P f. monatlich;

'ur a u s wä r t s : bei allen Kaiserl. Postanstalten vierteljährl. 1,50 Mk. ohne Bestellgeld.

Ausgabe

f ü g l i c h abends mit Ausschluß der Sonn- und Feiertage.

Redaktion und Expedition:

Katharineu- u. Friedrichstr.-Ecke.

Ferusprech-Anschluß Nr. 57.

J n s e r t i o n s p r e i s

für die Petitspaltzeile oder deren Raum 10 Pfennig. Inserate werden angenommen in der Expedition Thorn, Katharinen- u. Friedrichstr.-Ecke, Annoncen-Expedition „Invaliden- dank" in Berlin, Haasenstein u. Vogler in Berlin und Königsberg, M . Dukes in Wien, sowie von allen andern Annoncen-Expeditionen des I n - und Auslandes.

Annahme der Inserate für die nächste Ausgabe der Zeitung bis 2 Uhr nachmittags.

§ §0.

Dienstag den Z0. September 1898. X VI. Zahrg.

Die Beisetzungsfeier in Wien.

K aiser F ra n z Josef in der U niform seines preußischen K aiser F ra n z -G a rd e -G re n a d ie r- N egim ents, geschmückt m it dem B ande des Schwarzen A d lerordens, tra f am S o n n ab en d 20 M in u te n vor der A nkunft des deutschen K aisers in W ien in einer offenen H ofequipage por dem N ordbahnhofe ein und begab sich

>n den schwarz d ra p irte n H ofw artesalon, woselbst die M itg lie d e r der deutschen B o t­

schaft, Reichskanzler F ü rst H ohenlohe und E ta a tsm in iste r, S ta a ts s e k re tä r des A eußeren b. B ü lo w , die A nkunft K aiser W ilhelm s er­

w arteten. Um 1 U hr fu h r der Z u g in die Halle ein. K aiser W ilhelm , welcher die U niform eines österreichisch-ungarischen G ene­

ra ls der K avallerie tru g , w a r b ereits am Fenster sichtbar und entstieg eiligst dem Z uge.

Kaiser F ra n z Jo sef schritt dem K aiser en t­

gegen ; beide M onarchen schüttelten einander zw eim al die H ände, nahm en die Helm e ab und küßten ein an d er dreim al. B eide K aiser w aren tief b etrü b t. D ie U m gebung bemerkte, wie K aiser W ilhelm dem K aiser von O ester­

reich, welcher sich m eh rm als dankend v e r­

beugte, seine herzlichste T heilnahm e a u s ­ drückte. Beide M onarchen fuhren nach er­

folgte! V orstellung der S u ite in die H ofburg.

M it dem Z uge, in welchem der deutsche Kaiser ankam , tra fe n auch zwei prächtige K ränze ein, der eine von dem K aiser W ilhelm , der andere von seiner G em ahlin. Beide K ränze legte K aiser W ilhelm sofort nach der A nkunft in der H ofburg auf dem S a r g e der K aiserin E lisabeth nieder.

Um 9 U hr v o rm itta g s h a tte K aiser F ra n z Josef die zur B eileidsbezeugung eingetroffenen besonderen V e rtre te r frem der S o u v e rä n e und Fürstlichkeiten em pfangen, wobei G ra f G olu- chowski dieselben dem K aiser vorstellte. E ine S tu n d e später empfing der K aiser die S o u ­ veräne m it A usnahm e des K önigs von Sachsen, welchen er b ereits auf dem B a h n ­ höfe b eg rü ß t h atte. G ro ß fü rst N ikolaus von R u ß lan d tra f v o rm itta g s e in ; ebenso ist der österreichisch-ungarische Botschafter am B e r ­ lin er Hose v. S zögyeny-M arich eingetroffen.

D er P rin z von N eapel ü b e rb rin g t dem Kaiser F ra n z Josef ein eigenhändiges S chreiben der K önigs H um vert, in welchem derselbe der erhabenen T ugenden der K aiserin E lisabeth gedenkt und die herzlichste T heilnahm e des K önigspaareS ern eu t zum Ausdruck b rin g t.

S e it dem frühen M o rg en herrschte auf sämmtlichen S tra ß e n und Plätzen W ien s u n ­ beschreibliches Leben. G ew altig e M enschen­

mengen strebten in ununterbrochenem S tro m e dem Z en tru m der S t a d t zu und suchten in jenen S tra ß e n , welche die geliebte K aiserin auf ihrem letzten W ege passiren sollte, A uf­

stellung zu nehm en. D ie säm mtlichen in W ien einlaufenden Eisenbahnzüge w aren schon T a g s vorher ü b erfü llt gewesen, und die M o rg en - und V o rm ittag sstu n d en brachten im m er neue M assen nach der M etro p o le.

Noch düsterer wie die T ag e v o rh er erschien der Trauerschmuck W iens. V on fast allen G ebäuden w ehten lange T ra u e rfa h n e n , Fenster und B alkons w aren m it schwarzem Tuch um ­ h ü llt; auch die B evölkerung h a tte in der M e h rzah l T ra u e r angelegt. I n den ersten N achm ittagsstunden w urden die S tra ß e n ­ latern en angezündet, und breite, mächtige F la m b e a u s schlugen zum H im m el em por.

H in ter den S p a lie r bildenden T ru p p en h a rrte la u tlo s die dichtgedrängte M enge. Glocken­

geläute verkündete den H arre n d en m it dem Schlage der vierten S tu n d e , daß die Spitze des T ra u e rz u g e s sich in der H ofburg in B e ­ w egung setzte. H ier w a r der S a r g durch K am m erdiener und Leiblakaien vom S ch au ­ bette gehoben und nach nochm aliger E in ­ segnung nach dem im Schw eizerhof h arrenden Leichenwagen getrag en w orden. D em S a rg e schritten v o ran zwei Hofkommissäre, ein Hof- kapellendiener m it dem Kreuze, zwei assistirende Hoskapläne und der Hof- und B u rg p fa rre r m it brennenden Kerzen und ein H ofober­

kommissar. I n der Kapuzinerkirche, welche schwarz ausgeschlagen und deren Kniebänke

*nd Fußboden schwarz belegt w orden w aren ,

h atten sich der allerhöchste H ofstaat und die sonst berufenen P ersonen, schon ehe sich der T ra u e rz u g vom Schw eizerhof a u s in B e ­ w egung setzte, versam m elt. Auf die M eld u n g von dem H eran n ah en des Leichenzuges be­

gaben sich die b e re its inkognito vorher ein ­ getroffenen allerhöchsten und höchsten H e rr­

schaften in die Kirche sauf die bestim m ten Plätze). A uf dem Platze vor der Kirche h atten die dienstfreien G enerale, S tab so ffiziere und O berosfiziere A ufstellung genom m en. A ls die Spitze des Leichenzuges auf dem M ichaelcr- platze erschien, entblößten die H arren d en die H ä u p te r, und eine tiefe B ew egung ging durch die M enge. D er Leichenzug w urde von einer A btheilung K avallerie eröffnet. D en R eitern schloffen sich eine A nzahl sechsspänniger H of­

w agen an m it der O berhofm eisterin, den beiden P alastd a m e n und dem O berhofm eister der K aiserin. H in te r diesen W agen schritten paarw eise die L eiblakaien, dann folgten A b­

theilungen der L e ib g a rd e -In fa n te rie und der L eib g ard ereiter. N u n kam der von acht R appen gezogene, schwarz d ra p irte Leichen­

w agen h e ra n ; der S a r g verschwand fast u n te r der F ü lle der Prachtvollen Blum enspenden.

Z u beiden S e ite n des W ag en s schritten L eib­

lakaien und Edelknaben m it brennenden Wachsfackeln. A rcieren- und T rab an ten -L e ib - garden leisteten rechts, ungarische L eibgarden und L eib g ard ereiter links die N ebenbegleitung.

D em S a r g e folgten A btheilungen der A rcieren- und der ungarischen L eibgarden zu P ferd e.

D en Schluß bildeten eine K om pagnie I n ­ fan terie und eine E sk ad ro n K avallerie. D e r Z u g nahm seinen W eg ü b er den inneren B urgplatz, den M ichaeler- und Josefsplatz durch die A ugustinerstraße und bog sodann in die T egetthofstraße gegen den neuen M a rk t ein, wo in der G ru ft u n te r dem unschein­

b aren Kirchlein der K apuziner die M itg lie d e r des K aiserhauses zur letzten R uhe gebettet w erden. V on der Augustinerkirche an tra te n dem T rau erzu g e die S p itä le r, die Geistlichkeit, der M a g istra t, der L andesausschuß, die R ä th e der M in isterien und die H ofbeam ten v o ran . A ls der Leichenwagen vor der H a u p t­

pforte der Kapuzinerkirche an g elan g t w a r, w urde der S a r g u n te r V o r a n tritt der G eist­

lichkeit in die Kirche g e tra g e n ; hier w urde er auf die in der M itte des R a u m e s aufgestellte, rin g s m it brennenden Kerzen um gebene B a h re niedergelassen. E s w urde sodann der feierliche Akt der E insegnung vollzogen.

D a n n sangen die S ä n g e r der Hofmusikkapelle d as L ib e ra, w o rau f der S a r g von K am m er­

dienern und Leiblakaien u n te r T rau erg eb eten der K apuziner, welche ihn m it Fackeln be­

gleiteten, in die G ru ft h in ab g etrag en w urde.

H in te r dem S a r g e schritten K aiser F ra n z Josef, E rzherzog F ra n z S a lv a to r , die P rin z e n Leopold und G eorg von B a y e rn und die Herzoge K a rl T heodor und L udw ig in B a y e rn . I n der G ru ft w urde die letzte E insegnung vorgenom m en. Nach B eendigung der G ebete ü b erg ab der Erste O berhof­

m eister dem G u a rd ia n der K apuziner den Schlüssel zum S a rg e und em pfahl diesen seiner O b h u t. Nach B eendigung der Z ere­

m onie begaben sich I h r e M a jestäten K aiser W ilhelm und K aiser F ra n z Josef in einem W agen gem einsam zur H ofburg.

I n der K apuziner - Kirche nahm E rz ­ bischof D r. G ruscha die E insegnung der Leiche vor. K aiser F ra n z Josef w ohnte der Z erem onie stehend bei, er w einte und hielt seine Blicke fo rtw äh ren d auf den S a r g ge­

richtet.

A nläßlich der B e stattu n g der K aiserin w aren alle B u re a u s , Geschäfte und W erk­

stätten in der U m gebung der S tra ß e n , durch welche der T ra u e rz u g fä h rt, fast a u s n a h m s­

lo s w eit h in a u s b is in die entferntesten S ta d tth e ile geschlossen. D ie A rbeiten der W ien flu ß reg u liru n g w urden eingestellt. S t r a h ­ lender Sonnenschein goß sich ü ber die trauergeschm ückte S ta d t a u s. V or der Al- brechtstraße w a r eine große, schw arzver­

hängte T rib ü n e errichtet. Alle Fenster lä n g s des W eges, welchen der T ra u e rz u g nahm , w aren dicht besetzt. Trotz des lebensge­

fährlichen G ed rän g es herrschte ü b erall m usterhafte O rd n u n g , und es ereignete sich kein ernsterer Zwischenfall. Nach beendeter T rau erzerem o n ie löste sich langsam der in der S tra ß e zusam m engedrängte M enschen­

knäuel auf. D ie T ru p p e n rückten in die K asernen ab.

A bends 6 U hr fand in der deutschen Botschaft ein D in e r statt, w o ran der deutsche K aiser m it Gefolge theilnahm . D er K aiser verw eilte hier b is 8 U hr, w o rau f die A b­

reise nach B e rlin erfolgte.

A u s P est, 17. S ep tem b er, w ird b e ric h te t:

I n im posanter Weise gab sich heute, zur S tu n d e , a ls m an in der W iener K ap u zin erg ru ft die ungarische K önigin zur ewigen R uhe ge­

leitete, die T ra u e r der H au p tstad t zu er­

kennen. V on den G iebeln der H äuser und a u s vielen Stockwerken hängen T ra u e r ­ fahnen h erab, und u n te r den Fenstern ziehen sich schwarze D ra p e rie n en tlan g . Alle S ta a ts - und P riv a tb u r e a u s und alle G e­

schäfte sind geschlossen. I n vielen A u sla g en sieht m an B ild e r oder B üsten der verbliche­

nen K önigin, um geben von Kerzen. I n den Kirchen und G o ttesh äu sern aller Konfessionen w urden T rau erg o ttesd ien ste abgehalten, denen neben einem zahlreichen P u b lik u m die Spitzen der B ehörden m it der B e am te n ­ schaft und die Schulen beiw ohnten. D ie Glocken läu teten den ganzen T a g . Um 4 U hr w urden die m it F lo r um zogenen S tr a ß e n ­ latern en angezündet.

A u s dem ganzen J n la n d e treffen in W ien N achrichten ein, welche ü ber T ra u e rk u n d ­ gebungen berichten, die anläßlich der Beisetzung der verew igten K aiserin in allen S tä d te n der M onarchie v eran staltet w urden. U eberall fand G lockengeläute statt. D ie meisten G e­

schäfte w aren geschlossen. T rau erg o ttesd ien ste w urden abgehalten, denen die offiziellen Körperschaften, die S chuljugend, die öffent­

lichen B eam ten und zahlreiche Andächtige beiw ohnten.

Politische Tagesschau.

Nach der »Post* ist der vom K aiser in der O e y n h a u s e n e r R e d e angekündigte G e s e t z e n t w u r f , welcher eine V e r­

schärfung der im 8 153 der G ew erbeordnung vorgesehenen S tra fb estim m u n g e n th ä lt, b ereits fertiggestellt und w ird dem R eichstage demnächst zugehen. Ueber den E rö ffn u n g s­

term in des R eichstages ist noch keine B e­

stim m ung getroffen.

G e r ü c h t e ü b e r A t t e n t a t e (u. a. auf den K ronprinzen von I ta lie n auf seiner Reise nach W ien), sowie V erh aftu n g en laufen heute m assenhaft durch die B lä tte r. D a s meiste ist S en satio n sw erk , w o rin die jüdischen W iener B lä tte r großes leisten. D e r „N . F r. P r.*

meldet m an a u s G e n f: „ L u c c h e n i w ird zu

„röelusion" v e ru rth e ilt w erden — einer furcht­

b aren S tra fe . D ie Zellen fü r diese H ä ft­

linge liegen drei Stockwerke tief u n te r der E rde, w ohin kein S o n n e n stra h l d rin g t und sie n u r M o d e rlu ft athm en. D ie H äftlinge erhalten kein B e tt, müssen auf der E rde liegen und büßen in F in stern iß b is zum Tode.*

Auch diese N achricht w ird der B estätigung bedürfen.

D ie s p a n i s c h - a m e r i k a n i s c h e n F rie d en sv erh an d lu n g en in P a r i s dürften nunm ehr bald beginnen. D ie K önigin- R eg en tin unterzeichnete am F re ita g das D ekret, w orin d a s von den K o rtes ange­

nom m ene Gesetz betr. die G e b ie tsa b tre tu n g veröffentlicht w ird. D ie Friedenskom m issare sind vom spanischen M in iste rra th e e rn a n n t;

b is zur U nterzeichnung des D ekrets durch die K önigin w erden deren N am en geheim ge­

h a lte n ; sicher ist n u r, daß M o n te ro R io s P rä sid e n t der spanischen Kommission sein w ird. D ie In stru k tio n e n fü r die letztere w erden von dem M in ister des A eußeren und dem K olonialm inister festgestellt. U ebrigens w ird dem L ondoner „D aily T elegraph* a u s N ew york bestätigt, daß die amerikanischen Friedenskom m issare in P a r i s angewiesen sind, zu fordern, daß der F rie d e n sv e rtra g

den U nionsstaaten die K ontrole ü ber die ganze P h ik p p in en g ru p p e zuspreche.

Nachdem der M in is te rra th in P a r i s einen entscheidenden S c h ritt zur Revision des D reyfus-P rozesses gethan, h a t der K rieg s­

m inister Z u rlin d en , der erst einige T ag e seinen Posten inne hab, seine Demission ein­

gereicht. I n seinem S chreiben an den M i­

nisterpräsidenten Brisson sagt e r : „E in gründliches S tu d iu m der D reyfus-A kten h a t mich zu sehr Von der Schuld des G en an n ten überzeugt, a ls daß ich a ls A rm eekom m andant mich m it irgend einer anderen Lösung der F ra g e a ls m it der völligen A ufrechterhaltung des gefällten U rtheilsspruches einverstanden erklären könnte.* Z u r vollen W ü rd ig u n g dieses S ch reib en s m uß m an sich vergegen­

w ä rtig e n , daß Z u rlin d en b is zur U ebernahm e des M in isterp o rtefeu illes ein A n hänger der R ev isio n sp artei w a r und auch an die U n­

schuld D re y fu s' glaubte. D a s S tu d iu m der Akten h a t ihn von dem G egentheil überzeugt.

D ie ganze Dreyfus-Hetze b a u t sich sonach lediglich auf einen beim K riegsgericht v o r­

gekommenen F o rm feh ler auf. A us diesem G ru n d e m uß m an nach wie vor die Revision des Prozesses fü r den geeignetsten A usw eg halten. D em R ücktritt Z u rlin d e n s h a t sich der A rb eitsm in ister T illaye angeschlossen.

B eider Posten sind auch b ereits w ieder be­

setzt. G en eral C hanoine, b ish e r K om m an­

d an t der ersten Division, ist zum K rieg s­

m inister und S e n a to r G odin zum A rb e its­

m inister e rn a n n t.

Z um e n g l i s c h e n U nterstaatssek retär des A u sw ärtig en ist, wie der in D over er­

scheinende „ S ta n d a rd * m eldet, d as P a r la m e n ts ­ m itglied fü r D over, G eorge W yndham , er­

n a n n t w orden. Dem bish erig en I n h a b e r dieses wichtigen P o sten s, C urzon, ist bekannt­

lich d a s A m t des Vizekönigs von In d ie n ü b ertrag en w orden.

Z um Feldzug in E g y p t e n m eldet die

„ M o rn in g Post* a u s K a iro : D er S ir d a r h a t uneingeschränkte V ollm acht, Faschoda a ls egyptisches G eb iet in Anspruch zu n e h m e n ; w enn nöthig, soll G ew alt ange­

w endet w erden, um die gegenw ärtige B e­

satzung des P latzes zu v ertreib en . Nach einer Depesche des „D aily T elegraph* a u s K airo gedenkt der S ir d a r , ein U ltim atu m zu stellen, in welchem er M a rch an d auf­

fo rd ert, Faschoda sofort zu räu m en . W enn h ierau f die F ranzosen feuern, soll d as F e u e r e rw id ert und Faschoda m it G ew alt genom m en w erden. — Allem Anschein nach ist Kitchener viel stärker, a ls M arch an d , w enn dieser nicht etw a m it den Derwischen sich verbündet. E s dürfte sich dann n u r d aru m handeln, ob m an sich in P a r i s eine V erg ew altig u n g gefallen lassen w ird. E ine hübsche Nachlese a u s der M a h d i - S ta d t bringen die B lä tte r. D ie G rabkuppel d ro h t m it E insturz, d as A rsenal hingegen h a t w enig gelitten. Kitchener fand d o rt bei seinem Besuche ein w a h re s W affenm useum von den jüngsten italienischen M a g a z in ­ gew ehren b is zu den Luntenbüchsen der alten Z eit. J e d e r F o rtsch ritt der P rä z isio n s­

gew ehre w a r v ertreten . I n einem der Außenhöfe standen eine B ronzekanone I s m a i l Paschas, zwei v eraltete Kruppsche M itrailleu sen , zwei G ardnersche und ein N ordenfelt - G atlingsches Geschütz nebst H underten von anderen D ingen, z. B . die Galakutsche des K halifen, ein L an d au er, der den V erm erk t r u g : „N aäo iu v e r w a n z t, und ein K lavier.

I n der c h i n e s i s c h e n E isen b ah n frag e h a t E n g l a n d jede I n itia tiv e aufge­

geben und sich den r u s s i s c h e n W ünschen unterw orfen.

Nach einer M eld u n g a u s K a n d i a von F re ita g ist die E in fü h ru n g des Z eh n ten ­ b u re a u s und die englischerseits v erlan g te D em olirung der H äuser, a u s welchen auf die E n g lä n d e r geschossen w urde, b ereits durchgeführt. D agegen w a r die A usliefe­

ru n g der U rheber der U nruhen noch nicht erfolgt. H eute m eldet eine Depesche der ,V . Z tg .* : D ie türkische R e g ie ru n g fä h rt

(2)

m it Aufgreifung der muselmannischen M örder und B randstifter fort. Ueber 300 sind ein­

gekerkert. A dm iral Nosl erklärte, daß die E ngländer nunm ehr allein die U nter­

werfung der S ta d t durchführen könnten.

Aus B u e n o s A i r e s meldet das

„Reutersche B u r ." : Die Kammer votirte der R egierung das V ertrauen und er­

mächtigte sie, sobald sie es für zweckmäßig erachtet, 80000 M an n zu mobilisiren. Die Aussichten auf friedliche Beilegung des S tre ite s m it C h i l e werden indessen immer günstiger.

Deutsches Reich.

B e rlin , 17. Septem ber 1898.

Die Kaiserin Friedrich ist am F reitag in W iesbaden zum Besuche der G roßfürstin Alexandra eingetroffen. Die Kaiserin verläßt das Schloß K ronberg am 21. Septem ber und begiebt sich nach B re sla u zur Hochzeitsfeier ih rer Enkelin, der Prinzessin Feodora, von da reist sie zu­

nächst nach B erlin, wo sie bis Anfang Oktober verweilen dürfte, um sich sodann zur Königin von England zu begeben.

Die Kronprinzessin Sophie von Griechenland, die Schwester unseres Kaisers, h at von Deutschland au s 180 B etten an das au s ihren eigenen M itteln in Athen errichtete L azareth liefern lassen. Diese sind am 5. ds.

an ihrem Bestimm ungsorte angelangt.

— P rin z Friedrich Leopold w ird m it seinem gesammten Hofstaat zum 1. Oktober vom Schloß Glienicke nach Kassel, woselbst er die 22. Division befehligen wird, übersiedeln.

— F ürst A lbert zu Hohenlohe-Jagstberg, erbliches M itglied der Württembergischen Kammer der S tandesherren, ist Donnerstag M itta g im Schlosse Haltenbergstetten gestorben.

— Finanzm inister v. M iquel sagte einer D eputation des Zentralverbandes städtischer H aus- und Grundbesitzervereine Deutschlands weitgehendste Förderung des P la n es der Errichtung von P fandbriefäm tern nach A rt der Landschaften zu, und zw ar zunächst eines solchen für die Provinz B randenburg.

— Die W ahlzeit für die W ahlm änner­

wahlen ist in B erlin vom M agistrat auf 5 Uhr Nachmittag festgesetzt worden.

— D er deutsche Kriegerbund fordert zur Z eit Namensverzeichnisse der M itglieder der

angeschlossenen Vereine ein.

— Nach fast zweijährigem Zögern und mehrfachen Schwankungen ist der Ausschuß der deutschen Turnerschaft in einer in H am ­ burg abgehaltenen Sitzung zu einem be­

stimmten Schlüsse in der N ationalfestfrage gelangt. D er Ausschuß schlägt dem deutschen T urn tag e 1899 vor, zu beschließen: Die Turnerschast als solche soll sich am N a tio n al­

fest nicht betheiligen, will dies aber den ein­

zelnen T urnvereinen und T u rn ern nicht ver­

wehren. Danach hat diejenige S trö m u n g die Oberhand gewonnen, welche die geschäft­

liche Leitung der deutschen Turnerschaft von Anfang an m it Nachdruck vertreten hat.

— Am städtischen Mädchengymnasium in K arlsruhe ist jetzt die U ntertertia m it 13 Schülerinnen eröffnet worden, zu gleicher Zeit m it dem neugegründeten I n te r n a t der Anstalt.

— Lieutenant von Brüsewitz ist, wie die

„Köln. Volksztg." bestätigt, am 24. August au s dem Gefängniß entlassen worden. D a s B la tt hebt hervor, daß,da der Kaiser das Urtheil a ls oberster K riegsherr bestätigt hat, ihm auch das Begnadigungsrecht zustand.

— Hinsichtlich der von den S ta d tv e ro rd ­ neten B erlin s getroffenen W ahl des S ozial- demokraten S in g e r zum M itgliede der städti­

schen Schuldeputation erließ der M inister ein Reskript an den M ag istrat, welches den M ag istrat in die Unmöglichkeit versetzt, die W ahl zu bestätigen. — I m Anschluß an die Nichtbestätigung S in g e rs a ls M itglied der B erlin er Schuldeputation w ird m itgetheilt, daß ein R underlaß des K ultusm inisters von Bosse vom 4. Septem ber ganz allgemein für P reußen den Ausschluß von Sozialdem o- kraten au s Schuldeputationen und Schul- vorständen verfügt.

— Einem Kriegerverein wurden durch Polizeiversügung die Rechte eines K rieger­

vereins entzogen, weil er sich geweigert hatte, seinen Vorsitzenden auszustoßen, der „leb­

haften Umgang mit sozialdemokratischen Ab­

geordneten gepflogen" hatte.

— D er Kommunalkonflikt in Salzwedel spitzt sich immer mehr zu. I n der S ta d t- verordnetensitzung am letzten M ontag be- schlotz die Versammlung wieder eine B e­

schwerde an d.e Regierung, weil der M ag istrat rhr Ersuchen um Einsetzung einer die G as-

° E a l t kontroürenden gemischten D eputation vollständig lgnorirt hat. S o geht es seit M onaten fort. Gleichzeitig haben die S ta d t­

verordneten den recht bedeutsamen Beschluß gefaßt, den M agistrat auf E rstattung von 3 8 0 0 0 M ark zu verklagen; für etwa 1000 M ark hiervon w ird der M agistratsdirigent, Bürgerm eister P reiß , persönlich regreßpflichtig gemacht. Die gerichtliche Klage erfolgt, weil

der M ag istrat den Kommunalkafsenüberschuß pro 1895/96 im B etrage von 23 205,96 Mk.

eigenmächtig ohne Zustimm ung der S ta d t ­ verordneten in der V erw altung verwendete, und weil ferner durch eigenmächtige M a ß ­ nahmen des M ag istrats Etatsüberschreitungen in Höhe von etw a 13500 M ark entstanden sind. D er R egierungspräsident von Arnstedt h at bei seiner kürzlich wegen des Konfliktes erfolgten Anwesenheit die S tadtverordneten auf den Klageweg hingewiesen. F ä llt die Klage zu Ungunsten des M ag istrats aus, dann werden, wie nach einem B erliner B latte ver­

lautet, einige M agistratsm itglieder gegen die S o lid a ritä t m it dem M agistratsdirigenten S tellu n g nehmen, sodaß die Person des B ürgerm eisters als vielleicht allein verant­

wortliche übrig bleibt. D aß dieser den B e­

tra g von 38 000 M ark aus eigenen M itteln decken kann, ist ganz ausgeschlossen.

— Auch der W ahlaufruf des Z entrum s ist heute erschienen, nachdem die „Freis. Ztg."

vor einigen Tagen den Aufruf der freisinnigen Volkspartei veröffentlicht hat.

— Die Durchschnittspreise der wichtigsten Lebensmittel betrugen in der preußischen Monarchie (ausschl. T rier) im August 1898:

für lOOO Kilogr. Weizen 170 (im J u l i 1898:

198) Mk., Roggen 131 (148) Mk., Gerste 139 (148) Mk., Hafer 148 (161) Mk., Koch- erbsen 226 (227) Mk., Speisebohnen 259 (260) Mk., Linsen 408 (411) Mk., Eßkartoffeln 52,7 (62,2) Mk.. Richtstroh 37,8 (40,4) Mk., Heu 46,8 (48) Mk., Rindfleisch im G roß­

handel 1067 (1058) M k.; für 1 Kilogr. R ind­

fleisch von der Keule im Kleinhandel 136 (136) P f., vom Bauch 116 (116) P f., Schweine, fleisch 143 (139) P f., Kalbfleisch 131 (130) P f., Hammelfleisch 131 (130) P f., inländischer geräucherter Speck 162 (159) P f., E ßbutter 213 (208) Ps., inländisches Schweineschmalz 158 (158) P f., Weizenmehl 34 (35) P f., Roggenmehl 25 (27) P f . ; für 1 Schock E ier 333 (317) P f.

B reslau , 17. Septem ber. Die Zim m erer B re sla u s haben, wie der „B resl. Gen.-Anz."

berichtet, in einer am F reitag stattgehabten Versam m lung beschlossen — in Anbetracht der G ründung eines V erbandes der A rbeit­

geber des B augew erbes in Deutschland und in E rw ägung des Beschlusses des V erbandes, mit den A rbeitnehm ern auch bei Differenzen nicht zu Paktiren, sowie in Anbetracht des in B reslau gemachten Vorschlages, im nächsten J a h r e die B au arb eiter auf mindestens vier Wochen auszusperren, — jede Woche 400 M ark an die Streikkasse abzuführen, wozu jeder Zim m erer eine Extrasteuer von 50 P fg. wöchentlich leisten soll.

Leipzig, 17. Septem ber. Eine sozial­

demokratische Protestversam m lung gegen das vom Kaiser angekündigte Streikgesetz, in der Liebknecht sprechen sollte, wurde polizeilich

verboten.

Kiel, 17. Septem ber. D as seit mehreren Tagen im hiesigen Hafen vor Anker ge­

legene englische Schulgeschwader hat am F reitag Nachm ittag die Rückreise nach E ng­

land angetreten.

Hamburg, 16. Septem ber. I m Prozeß B ru h n s contra die H am burger Nachrichten verurtheilte das hiesige Landgericht, wohin die Sache seitens des Oberlandesgerichtes zurückgewiesen w ar, abweichend von den Vorinstanzen, die „H am burger Nachrichten"

zur Aufnahme der Bruhns'schen Berich­

tigung, betreffs der bekannten Rantzau- Affaire.

W ilhelmshafen, 17. Septem ber. Die Flottenübungen sind beendet. D er kom- m andirende A dm iral holte heute V orm ittag 9*/z Uhr seine Flagge vom „Blücher" nieder.

D a s letzte Flottensignal w aren drei

„H u rrah s für Kaiser W ilhelm II." Die nach Kiel gehörenden Schiffe der F lotte ver­

lassen heute W ilhelm shafen.

Provinzialnachrichren.

Tuchcl, 16. September. lZum Raubmorde bei Schliewitz.) Wegen Betheiligung an dem in der Nacht vom 6. zum 7. d. M ts. auf der Landstraße in Klein-Schliewitz verübten Raubmord an dem Böttcher Schmerz aus Ofche sind gestern die Käthnersöhne Anton und Franz Wcssolowski, so­

wie Dionisins Glasa und der Käthner Johann Treiber, sämmtlich aus Klein-Schliewitz, durch den Bezirksgendarmen verhaftet und an das hiesige Amtsgericht zur Untersuchungshaft abgeliefert worden. Die Verhafteten bezichtigen sich gegenseitig des begangenen Verbrechens.

Dt. Eylau, 15. September. (Eine laufende Bei­

hilfe) von jährlich 500 Mark zur Unterhaltung der demnächst hier in's Leben tretenden Klein­

kinderschule hat der Herr Obe»präsident bewilligt.

I n der ersten Hälfte des Oktober wird das Danziger M utterhaus eine Schwester zur Leitung derselben ordiniren.

Tanzig, 17. September. (Seine Majestät der Kaiser) hegt, wie verlautet, die Absicht, auf der Rückreise von seinem Jagdaufenthalte in Ra­

mmten unsere S tadt, resp. Langfuhr zu besuchen.

i Rakel, 19. September. (Der Blaue Kreuz- Verein) beging heute sein erstes Jahresstiftungs­

fest. E s fand eine Festversammlung im Äenski- schen Gutsgarten in Bielawh statt, welche Herr Pastor Hesekiel mit einer Ansprache eröffnete, worauf der Vorsitzende Herr Pastor Paper die Festrede hielt. Die Versammlung war sehr zahl­

reich besucht. Auch Vertreter benachbarter Ver­

eine nahmen an der Feier theil, darunter aus T h o r n Herr Streich, welcher in der Versamm­

lung zweimal das Wort ergriff. Auf die Festver­

sammlung im Freien folgte in der S ta d t eine Nachfeier im Konfirmandenzimmer.

Bromberg, 17. Sept. (Ertrunken.) Am Dienstag ertrank , auf der Weichsel bei Brahemünde der mnfsahnge Sohn des Schiffers Drazkowski aus M o r n ^ Die Leiche ist noch nicht gesunden._____

wkalnachrichten.

Zur Erinnerung. Am 20. September 1863, vor 25 Jahren, starb in Berlin der Sprachforscher J a k o b G r i m m , der die vergleichende Sprach­

wissenschaft im Verein mit seinem Bruder Wil­

helm in Beziehung auf die deutsche Sprache der höchsten Vollendung entgegenführte und durch Oere Forschung, schöpferischen Genius, sinnvolles Eingehen auf Gefühls- und Phantasieleben der Volker neue Gesichtskreise eröffnete. E r wurde am 4. J a n u a r 1785 zu Hanau geboren.

, Thor», 19. September 1898.

— ( K a i s e r a b z e i c h e n.) Seine Majestät der Kaiser und König haben im Bereich des 17. Armee­

korps der 1. Kompagnie Jnfanterie-Regts. Nr. 141 das Kaiser-abzeichen für das im Jah re 1898 er­

folgte Schießen verliehen.

^ (Z u r L a n d t a g s w a h l . ) Die „Elbinger Zeitung" bringt folgende Notiz, deren Herkunft kern Zeichen verräth: „ T h o r n , 16. September.

Zur bevorstehenden Landtagswahl sind der Herr Landrath v. Schwerin als konservativer und Land- gerrchtsdirektor Graßmann hierselbst als national­

liberaler Kandidat aufgestellt worden. Der Wahl­

kreis ist bisher durch den freikonservativen Abg.

Meister und den Nationalliberalen Sieg vertreten gewesen." Bekanntlich hat bisher eine Aufstellung von Landtagskandidaten für unsern Wahlkreis überhaupt nicht stattgefunden, sondern es ist seitens der konservativen P artei des Wahlkreises beschlossen worden, einer später in Culmsee stattfindenden Urwählerversammlung die Wiederausstellung un- serer bisherigen Landtagsabgeordneten vorzu­

schlagen. M it der obigen Notiz scheint man eben­

so wie mit der kürzlich wiedergegebenen aus Brie- sen, die Herrn Landrath Petersen als konservativen Kandidaten nannte, für einen bestimmten Zweck Stimmung machen zu wollen, wobei konser­

vative Persönlichkeiten, wie in dem einen Falle so zweifellos auch im vorliegenden, ohne deren Wisien und Willen als Relief benutzt werden.

— (B ei d e r P r ü f u n g d e r E i n j ä h r i g - F r e i w i l l i g en). welche am vergangenen S onn­

abend in Marienwerder stattfand, wurde Richard Lindenblatt von hier, einem Sohn des Herrn Rektors Lindenblatt, das Berechtiguugszeugniß zuerkannt.

— ( Di e E i n f ü h r u n g e i n e s E i n - K i l o - P a c k e t p 0 r t 0 s) hat Staatssekretär von Pod- bielski einer Deputation Dresdener Geschäftsleute in Aussicht gestellt.

— ( F ü r J ä g e r ! ) Die Gendarmen sind er­

neut streng angewiesen, sich von den bei Aus­

übung der Jagd betroffenen Personen den J a g d ­ schein direkt vorzeigen zu lassen. E s genügt nicht, daß dem Beamten bekannt ist, daß der die Jagd Ausübende im Besitze eines Jagdscheins ist. er muß sich vielmehr durch Augenschein davon über­

zeugen, daß ihn derselbe auch bei sich führt.

— ( K l e i n b a h n T hör n-Sch a r nau.) Wegen Wiederaufnahme des Projekts des Baues einer Kleinbahn von Thorn nach Scharnau hatte be­

reits im M onat M ai d. J s . Herr Landrath von Schwerin die Betheiligten zu einer Besprechung zusammen berufen. Das Bedürfniß wurde all­

seitig anerkannt. Inzwischen ist der Herr Land­

rath wegen Ausführung des Baues und Finanzi- rung der Kleinbahn mit der ostdeutschen Klein­

bahngesellschaft in Verbindung getreten. Letztere hat sich hierzu bereit erklärt. Am 15. d. M ts hat eine weitere Besprechung stattgefunden, an welcher von der ostdeutschen Kleinbahngesellschaft die Herren Bauinspektor Klinke und Baumeister Lucht theil nahmen. Auf Grund der bereits vor­

handenen Unterlagen wird die Bauabtheilung ein Projekt mit 0,75 M eter Normalspur ausarbeiten und dem Kreisausschuß vorlegen.

— ( D r a i n a g e g e n o s s e n s c h a f t . ) Das S ta tu t der Drainagegenossenschaft Nawra-Wibsch ist von dem Herrn Landwirthschaftsminister am 24.

v. M ts. bestätigt worden. Der Genossenschaft ge­

hören die Güter Nawra, Wibsch, Kl. Wibsch.

Eichenau und Theile von Whmislowo an.

— ( E n t w ä s s e r u n g s g e n o s s e n s c h a f t . ) Die Bildung einer Entwässerungsgenossenschaft für die Brzocza-Czernewitzer Niederung ist in Aus­

sicht genommen. Der größte Theil der betheiligten Besitzer hat sich hiermit einverstanden erklärt.

M it der Aufstellung eines Projekts hat der Herr Regierungspräsident den Meliorationsbauinspektor Denecke zu Danzig beauftragt, falls die Ent­

wässerung Vortheilhaft ist. Letzterer hat am 17.

d. M ts. in Gemeinschaft des Herrn Landrath unter Zuziehung der Gemeindevorsteher das in Aussicht genommene Entwässerungsgebiet be­

sichtigt.

- ( F a h n e n we i h f e s t der Z r m m e r e r g e - s e l l e n - B r ü d e r s c h a f t . ) Die Zimmerergesellen- Brüderschaft beging gestern das Fest der Weihe einer neuen Fahne unter althergebrachtem, handwerks­

mäßigen Gepränge. Die Mitglieder der Brüder­

schaft. 58 an der Zahl, versammelten sich nach­

m ittags nach 2 Uhr in ihrer innen und außen festlich geschmückten Herberge in der Tuchmacher­

straße; deutsche Fahnen und eine alte Handwerks- fahne waren hier herausgesteckt, und über dem Tbüreingange prangte eiu buntes Transparent, dessen Inschrift zu der Feier einlud. Gegen 3 Uhr erschienen die geladenen Ehrengäste, Herr Ober­

bürgermeister Dr. Kohli und Herr S tadtrath Kelch, ferner die Meister des hiesigen Zimmerer- gewerkes mit ihrem Altmeister, Herrn R aths­

zimmermeister und Stadtrath Behrensdorff.

Sämmtliche Festtheilnehmer nahmen in dem Saale der Herberge, wo auf einem Tische die noch

»»entrollte neue Fahne lag, Aufstellung, woraus der Vorsitzende der Brüderschaft, der Altgeselle Herr Strzelecki die erschienenen Ehrengäste be­

grüßte. den Zweck der Feier mittheilte und Herrn Oberbürgermeister Dr. Kohli bat, die von ihm gütigst übernommene Weiherede AU halten. Der Herr Oberbürgermeister dankte für die Ehre,/ die ihm dadurch erwiesen sei. daß er an einem so bedeutungsvollen Akte, wie der Weihe einer neuen Fahne der Brüderschaft, das Wort ergreifen solle, um das zum Ausdruck zu bringen, was die Theil- nehmer an diesem Fest Wohl empfinden mögen.

Die alte Fahne der Brüderschaft sei bisher das Symbol gewesen, dem sie folgte; manchen Sturm

habe das bisherige Zeichen der Zusammengehörig­

keit erlebt, denn aus dem Jah re 1823 datire seine Stiftung — eine lange Zeit, sodaß wohl keiner m der Brüderschaft mehr da sei. der damals zu­

gegen war, als jene Fahne geweiht wurde, die letzt morsch und dem Zerfall nahe ist. So habe denn die Zimmerergesellenbrüderschaft in anec- kennenswerthem Eifer der Pflege ihrer Ueber­

lieferungen eine neue Fahne unter nicht geringen Opfern angeschafft. Die Brüderschaft, die ihre Gründung in das J a h r 1503 verlege, könne mit Stolz auf diese lange Vergangenheit zurücksehen und mit Stolz auf den Beruf blicken, der zu den N-uhesten gehörte, der von Menschen ausgeübt.

Auch bei den ersten Ansiedelungen, die von dem deutschen Ritterorden hier begründet worden, war esdieAxtdesZimmermanns.diezunächstin Thätig­

keit trat, zur Errichtung des Blockhauses. So wie der Soldat, der seinem Kriegsherrn die Treue auf der Fahne geschworen habe, das geheiligte Symbol nicht verlassen dürfe, sondern seiner Fahne überall hin folgen müsse, und dem die Fahnenflucht als das schimpflichste aller Verbrechen gelte, so möge auch die Zimmerergesellenbrüderschaft ihrer neuen Fahne mit gleicher Treue nachfolgen, sie ebenso hoch halten wie die alte, deren Ueberreste sie be­

wahre, auf daß das Gefühl der Zusammen­

gehörigkeit innerhalb der Brüderschaft stark und fest wurzele allezeit. Wie aber im Deutschen Reiche . und in Preußen seither immer, in erster und letzter Linie, so gelte es auch bei dieser Gelegenheit, der heutigen Fahnenweihe, in Liebe und Treue zn Kaiser und Reich, unseres Kaisers und Königs zu gedenken und in Treue auszurufen: „Se. Majestät unser geliebter Kaiser und König lebe hoch — hock

— hoch!" Das begeisterte Hoch wurde vom Tusch der Musik aufgenommen, dem sich die Klänge der Nationalhymne anschlössen, die von allen Fest- theilnehmern mitgesungen wurde. Nach einer kurzen Pause brachte der Altgeselle unter dem Gelöbniß, die neue Fahne hoch und in Ehren halten zu wollen, ein Hoch auf Herrn Ober­

bürgermeister, Herrn S tadtrath und Gewerks- assessor Kelch, sowie auf die Herren Gewerks- meister aus. das mit einem Hoch auf die Zimmerer­

gesellen - Brüderschaft erwidert wurde. Die nun entrollte Fahne ist, wie schon früher berichtet, von schwerem seidenen Stoff mit goldenen Stickereien und desgleichen Schnüren und Quasten.

Auf der orangefarbenen ersten Seite befindet sich in der M itte das gestickte Bild des Schutz­

patrons der Zimmerleute, des S t. Joseph, über demselben die schwarze, gothische In sc h rift:

„Gott segne das ehrbare Handwerk" und unter dem Bilde die Jahreszahl 1503. Die andere Seite, die ein blaues Feld zeigt, ziert das Tborner Wappen, darüber ist ebenfalls in gothischen Lettern der Name: „Zimmerergesellen-Brüderschaft" ein­

gestickt und darunter die Jahreszahl 1898. Der Weiheakt wurde nach Handwerksbrauch durch einen guten Trunk beschlossen, worauf sich die Fest/

theilnehmer zum Umzüge mit der Fahne durch die S ta d t ordneten. Draußen vor der Herberge erwartete schon die Musik den Zug, der mit der Fahne und den Ehrengästen an der Spitze aus dem Festlokale trat. Die Zimmerleute, zum Theil in alter Tracht gekleidet, mit Dreimaster und langen Bärten, sämmtlich mit Schurzfell an­

gethan und dem Handwerkszeichen, einer nut seidenem Bande geschmückten Axt, auf der Schulter, führten auch die Gesellenlade. einen alten eichenen, eisenbeschlagenen Kasten und eine große Trommel aus dem siebenjährigen Kriege mit sich. Der Umzug lockte alt und jung auf die Straßen und bot wegen seiner Seltenheit für viele Bewohner der S ta d t ein ungewohntes, für jeden aber interessantes Bild, als glänzender Ueberrest alter schöner Handwerksgebräuche. Der Zug kehrte nach erfolgten: Umzug wieder zur Herberge zurück, wo bei der daraus stattgefundenen Tafel Herr R aths­

zimmermeister Behrensdorff in warmempfundenen Worten den festlichen Tag feierte und dabei auf die historische Bedeutung des deutschen Handwerks, insonderheit des Handwerks der Zimmerer, hinwies.

M it dem Wunsche, daß die Liebe zu ihrem Handwerk alle Glieder desselben stets vereinigen und zwischen Meister und Gesellen ein gutes, einträchtiges Ver­

hältniß rmmerdar zum Segen des ganzen Ge- werks bestehen möge, gab er seiner und seiner Mitmerster Freude über die neue Fahne der Ge­

sellenbrüderschaft Ausdruck, die den guten Geist derselben verbürge. Noch andere kernige Worte wurden zn Ehren des Fahnenweihfestes auch von den Herren Vertretern der S ta d t Thorn bei der Tafel gesprochen. Erst nach mehreren Stunden verließen die Ehrengäste die Feststätte, wo gegen Abend fröhliche Tanzweisen erklangen, die dem nrgendlichen und tanzlustigen Theil der Festgesell­

schaft die Freude an dem Tage. den sich unsere Zlmmerergesellen-Brüderschaft so würdig bereitet hat. erhöhte.

— ( De r T u r n v e r e i n ) hielt am gestrigen Sonntag im Viktoriagarten ein Schauturnfest ab, zu dem auch Vorturner der Vereine Culmsee, Schönste, Culm und Graudenz erschienen waren.

Das Festlokal war an den Eingängen hübsch de- korirt. Um 4 Uhr begann das öffentliche Schau­

turnen, das bei der Gunst der Witterung auf der Wiese des Viktoriagartens abgehalten werden konnte. Ein zahlreiches Publikum fand sich zu demselben ein; auch der Frauen-Turnverein war vertreten. Das Schauturnen, an dem Haupt­

abtheilung und Zöglingsabtheilung theilnahmen, wurde mit allgemeinen Stabübungen unter der Leitung des Vereinsvorsitzenden Herrn Professor Boethke eröffnet, darauf folgten Riegenturnen, dann Freiübungen der Zöglingsabtheilung: daran reihten sich Vorführungen der Musterriegen, und den Beschluß machte ein Kür- und Wettturnen, das der vorgeschrittenen Zeit wegen abgekürzt werden mußte. Es wurden bei dem Schauturnen, das um 6 Uhr beendet war, Uebungen von dem 9. deutschen Turnfest in Hamburg vorgeführt, auf dem auch unser Verein, wie bekannt, in würdiger Werst vertreten war. Auch die auswärtigen Vor­

turner betheiligten sich an dem Schauturnen, das wiederum von der trefflichen Schule unseres Ver­

eins, dessen Leitung eine musterhafte ist, bestes Zeugniß ablegte. Wie die Leistungen der Haupt- abtheilung wurde auch die gute Ausbildung der Zbglingsabtheilung, deren Turnw art jetzt Herr Photograph Rühle ist, von den Zuschauern an­

erkannt. Das hervorragende Können der ersten Riege mit ihren vorzüglchen Kräften und ihrem Vorturner Herrn Kraut rief namentlich im Kür­

turnen allseitige Bewunderung hervor. Am Schlüsse des Schauturnens hielt Herr Professor Boethke eine Ansprache an Turner und Gäste. Der Verein habe mit dem Schauturnen bei denThorner M it­

bürgern einen Anklang an das herrliche deutsche Tnrnfest in Hamburg erwecken wollen. Allerdings

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