Nr. 11V. 33. Jahrg.
Die prelle.
Cftmärkische Tageszeitung
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Thor», Mittwoch den ,2. Mai ><»5. Druck und V erla g der C . D o m b r o w s k i's c h e n Buchdruckers! in T h orn . V erantw ortlich iür die Schrtftleitung: H e i n r . W a r t m a n n in Thorn.
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Der Weltkrieg.
Sie Me-slase im Beste» und Wen.
Aus dem westlichen Kriegsschauplatz drangen unsere Truppen näher aus Ypern vor. 2m übrigen ist die Lage wenig verändert; französische Angüsse scheiterten.
Aus Nordpolen und Kurland liegen Mitteilungen nicht vor. 2 n Galizien suchten die Russen bei Szczuzin (an der Weichsel, nördlich von Tarnow, 30 Km. östlich der Mündung des Dunajec), nachdem sie eilig Verstärkungen herangezogen, dem weiteren Ausrollen ihrer Stellung Einhalt zu tun und die Armee Mackensen zum Stehen zu bringen, doch konnte, nach mehrfacher Durchbrechung ihrer Linie, die Verfolgung fortgesetzt werden.
Die Meldungen der obersten Heeresleitung lauten nach dem „W . T.-V .":
B e r l i n den 11. Mai.
G r o ß e s H a u p t q u a r t i e r , 11. Mai, vormittags.
We s t l i c h e r K r i e g s s c h a u p l a t z : Gestern vormittags wurde vor O s t e n d e ein englisches Linienschiff durch unser Feuer vertrieben. — Oestlich B p e r n machten wir weitere Fortschritte und erbeuteten 5 Maschinengewehre. — Südwestlich L i l l e setzten die Franzosen ihre Angriffe aus die Lorettohöhe und die Orte Ablain und Carency fort. Sämtliche Angriffe wurden abgeschlagen.
Die Zahl der von uns hier gemachten Gefangenen erhöht sich auf 800. Zwischen Carency und Neuville haben die Franzosen die von ihnen genommenen Graben noch im Besitz. Der Kampf dauert hier fort. Ein englisches Flugzeug wurde südwestlich Lille herunter
geschossen. — Nordwestlich B e r r y a u B a c in dem Wäldchen südlich von La Ville au Bois stürmten unsere Truppen gestern eine aus zwei hintereinander liegenden Linien bestehende Stellung in Breite von 400 Meter, machten dabei eine Anzahl unverwundete Gefangene und erbeuteten zwei Minenwerfer und viel Munition. — Feindliche Infanterieangriffe nördlich F l i r e y und im P r i e s t e r w a l d e scheiterten unter erheblichen Verlusten für den Gegner.
O e f t l i c h e r K r i e g s s c h a u p l a t z : Die Lage ist unver
ändert.
S ü d ö s t l i c h e r K r i e g s s c h a uplatz: Die Russen versuchten gestern in der Linie B e s k o - B r z o z o w an der Straße Sto- bnica-Brzezanka-Szczuzin (an der Weichsel) die Verfolgung der Armeen des Generaloberst v. Mackensen zum Stehen zu bringen.
Diese Absicht ist völlig gescheitert. Gegen Abend war die russische Linie an vielen Stellen, insbesondere bei Besko und zwischen Brzozow und Lutcza durchbrochen, nachdem am Vormittag bereits verzweifelte Angriffe mehrerer russischer Divisionen von Sanok in der Richtung Besko unter schwersten Verlusten für den Feind ge
scheitert waren. Die Verfolgung wird fortgesetzt.
Oberste Heeresleitung.
Erhebliche Zsrtschritte in Ost und West
find in der letzten Woche von den deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen wieder gemacht worden. Betrachten w ir zunächst die Eesamtlage im Osten und Südosten, so ist fol
gendes hervorzuheben. Die Verfolgung der stetig zurückweichenden russischen Streitkräfte»
die sich solange in Galizien und in den K a r
pathen eingenistet hatten, nim m t einen günsti
gen Fortgang. Die Verbündeten gehen zwi
schen dem Uzsoker P aß und der Weichsel ener
gisch vor. Wahrscheinlich ist auch die östlich des Uzsoker Passes sich anschließende Armee der Verbündeten jetzt zur Verfolgung m it angetre
ten. Noch weiter östlich gegen den rechten Flügel der österreichisch-ungarischen Armee hin haben die Russen in letzter Z e it Angriffe m it starken K räften versucht, die aber erfolglos blieben. Ze größer die Niederlage der Russen ist, desto mehr versucht man in amtlichen und nichtamtlichen Berichten, das russische Volk über die verzweifelte Lage des russischen Hee
res zu täuschen und auf diese Weise die T a t
sache zu verschleiern, daß der gesamte linke Flügel der russischen Armee seit dem 2. M ai in vollem Rückzug sich befindet. Die in diesen Rückzug hineingezogene russische F ro n t hat jetzt schon eine B reite von wenigstens 200 Kilometer, und doch will man in P etersburg immer noch die Katastrophe verschweigen.
Enten Fortgang nehmen auch die O perationen im Rordwesten R ußlands. Da -die O berlei
tung in Händen des Eeneralfeldmarschalls Hindenburg liegt, darf man der ruhigen und günstigen Weiterentwickelung auf dem d orti
gen Kriegsschauplatz m it V ertrauen entgegen
sehen. Die Führung der im Nordwesten vor
gehenden deutschen Heeresteile h at General von Laüenstein.
I m Westen haben die deutschen Truppen am Sonnabend und S onntag erfolgreiche An
griffe in der Umgebung von y p ern gemacht, wodurch unsere F ront rings um die S ta d t bis etwa auf 3 Kilom eter an P pern herangebracht worden ist. Zwischen A rm entidres und A rras fanden seit S onntag früh starke franzö
sische Angriffe statt. Der Angriff im Norden ist bereits abgewiesen, im Süden sind noch Kämpfe im Gange.
Die Täuschungsoorsuche unserer Gegner.
Die „ N o r d d e u t s c h e A l l g . Z e i t u n g "
schreibt unter der Überschrift: Russische Ab- leugnungen: Es ist schon verschiedentlich in der Presse darauf hingewiesen worden, in welch naiver Weise die V ertreter der uns feindlichen Mächte, zumteil im Widerspruch m it den M eldungen ihrer eigenen General- stäbe, dem. neutralen A uslande gegenüber versuchen, unsere militärischen Erfolge dadurch aus der W elt zu schaffen, daß sie sie einfach ab
leugnen. W ie w eit sie in dem gehen was sie hierin dem neutralen Publikum zumuten, das doch auchZeitungen liest und unsereFortschritte auf den K arten verfolgen kann. beweist der W o rtlau t einer amtlichen russischen Erklärung, die im Laufe der vorigen Woche von den russi
schen V ertretungen im neutralenA uslande ver
breitet worden ist. Diese merkwürdige Kund
gebung lau tet:
„Die kaiserlich russische Gesandtschaft ist er
mächtigt, alle aus B erlin und W ien stammen
den Nachrichten über einen angeblichen großen deutsch-österreichischen S ieg in Westgalizien kategorisch zu dementieren. Die Kämpfe, die in dieser Gegend stattfinden, lassen auch noch nicht einm al von einem Teilerfolg der deutsch- österreichischen Heere reden."
I n Washington ist dieser W ortlaut von der russischen Botschaft sogar als Text eines von dem russischen M inister des A usw ärtigen selbst unterschriebenen Telegram m s veröffent
licht worden.
Ob H errn Sasonoff m it dieser Blosstellung seiner mangelnden militärischen In fo rm a tio nen durch seinen diplomatischen V ertreter im Auslande ein großer Dienst erwiesen wird, können w ir dahin gestellt sein lassen.
»
Die amtlichen Kriegsberichte.
Der deutsche Tagesbericht.
E in großer englisch-französischer Angriff bei Lille abgewiesen.
I n Westgalizien wieder 12 0VV Gefangene.
Wolffs Telegraphenbüro teilt amtlich mit:
Großes H auptquartier, 10. M ai.
W e st l i c h e r K r i e g s s c h a u p l a t z . An der Küste machten w ir in den Düne«
Fortschritte in der Richtung auf N ieuport, nahmen mehrere feindliche Graben und M a schinengewehre. Gin Gegenstoß des Feindes während der letzten Nacht gelangte bis an
LomSartzyde heran» wurde dann aber völlig zurückgeworfen. Auch in F landern wurde wie
der nach vorw ärts Gelände gewonnen. Bei Berlorenhoek machten w ir 182 Engländer zu Gefangenen.
Südwestlich Lille setzte der als A ntw ort auf unsere Erfolge in Galizien erwartete große französisch-englische Angriff ein. E r richtete sich gegen unsere Stellungen von östlich F leur- baix—östlich RichsSourg—östlich Vermelles, in A blain, Carency» Neuville und S t. L aurent bei A rras. Der Feind — Franzosen» sowie weiße und farbige Engländer — führte minde
stens vier neue Armeekorps in den Kampf neben den in jener Linie schon längere Zeit verwendeten K räften. Trotzdem sind die wie
derholten Angriffe fast überall m it sehr starken Verlusten für den Gegner abgewiesen worden.
I m besonderen w ar das bei den englischen Angriffsversuchen der Fall. Etw a 588 Ge
fangene wurden gemacht. N ur in der Gegend zwischen Carency und Neuville gelang es dem
Gegner, sich in unserer vordersten Linie festzu
setzen. Der Gegenangriff ist im Gangs.
Nördlich von Steinabrück im Fechttal w a r
fen w ir den Feind, der sich Unmittelbar vor unserer S tellung im dichten Nebel eingenistet hatte, durch Angriff zurück und zerstörten seine Gräben.
E ines unserer Luftschiffe belegte heute früh den befestigten O rt Southend an der Themse- mündung m it einigen Bomben.
Ö s t l i c h e r K r i e g s s c h a u p l a t z . Die Lage ist unverändert.
S ü d ö s t l i c h e r K r i e g s s c h a u p l a t z : Trotz aller Versuche des Feindes, durch eilig m it der B ahn oder Fußmarsch herangeführte neue K räfte unsere Verfolgung aufzuhalten, warfen die verbündeten Truppen der Heeres
gruppe des Generalobersten v. Mackensen auch gestern den Gegner von S tellung zu S tellung zurück und nahmen ihm über 12 008 Gefangene nebst vielem M a te ria l ab. Die Z ahl der von dieser Heeresgruppe allein seit dem 2. M ai ge
machten Gefangenen steigt dam it auf über 80 000. Unsere V ortruppen näherten sich dem Stobnica-Abschnitt und erreichten die Brze- zanka, sowie den unteren Wislok. Die Ver
folgung geht vorw ärts.
O b e r s t e H e e r e s l e i t u n g . Der österreichische Eeneralstabsbericht.
Amtlich wird aus Wien vom 10. M ai mittags gemeldet:
Die unter schweren Verlusten aus Westgalizien und den Karpathen zurückgeschlagene russische dritte Armee ist, dem Drucke aus beiden Richtungen nach
gebend, mit der Hauptkraft im Raume um Sanok und Lisko zusammen gepreßt. Gegen diese Masse dringen die verbündeten Trmeen weiter erfolgreich vor und haben vom Westen den Übergang über die Wislok erkämpft, von Süden die Linie Dwernik—
Daligrod—Bukowsko erreicht.
Am nördlichen Flügel der westgalizischen Front erstürmten gestern Oberösterreicher, Salzburger und Tiroler Truppen mehrere Orte östlich und nordöst
lich Debica.
Die Zahl der in Westgalizien gemachten Ge
fangenen ist auf 8V V80 gestiegen. Hinzu komme«
noch über 20 000 Gefangene» die bei der Verfolgung in den Karpathen eingebracht wurden. Die russische dritte Armee, die aus den fünf Korps, 9., 10., 12.
und 24. und 3. kaukasisches, sowie mehreren Reserve
divistonen zusammengesetzt war, hat somit einen Verlust von allein 100 000 Mann an Gefangenen.
Rechnet man hinzu die Zahl der Toten und Ver
wundeten, so kann der
Gesamtverlust m it mindestens 150 000 M ann angenommen werden.
Von der auch jetzt noch nicht zu übersehenden Menge von Kriegsmaterial sind bisher 60 Geschütze und 208 Maschinengewehre gezählt.
Die Kämpfe in Südostgalizien dauern noch fort.
Durch einen Gegenangriff wurde auf den Höhen nordöstlich Ottynia eine starke Gruppe des Feindes zurückgeworfen.
Der S tellvertreter des Chefs des Eeneralstabes, v o n H o e f e r , Feldmarschall-Leutnant.
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