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Thorner Presse 1893, Jg. XI, Nro. 261 + Beilage

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Academic year: 2021

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(1)

A b o n n e m e n ts p re is

^ h o rn und Vorstädte frei inS H a u s : vierteljährlich 2 M a r k , monatlich 67 für ^ '^ nn ig pränum erando;

auswärts frei per Post: bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 2 M a rk .

ts A u s g a b e

6 '/, Uhr abends m it Ausschluß der S o n n - und Feiertage.

R e d a k t i o n u n d E x p e d i t i o n :

Katharinenstr. 1.

Fernsprech-Anschluß N r . 5 7 .

J u s e rtio u S p re is

fü r die Spaltkeile oder deren R aum 10 Pfennig. In s e rate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 1, Annoncen-Expedition„Jnvalidendank"

in B e rlin , Haasenttein u. Vogler in B e rlin und Königsberg, M . Dukes in W ien, sowie von allen anderen Annoncen-Expeditionen des I n - und Auslandes.

Annahme der Inserate fü r die nächstfolgende Num m er bis 1 U hr mittags.

Sonntag den 5. November 1893. X I. Zahrg.

F ür die M onate November und Dezember kostet die

„Thorner Kresse"

m it dem

Mllssrirlen Sonntagsvkatt"

1 M ark 34 P f., und croen Bestellungen darauf gern entgegengenommen.

Expedition der „Thorner Presse"

T h o r n Katharinenstr. N r. 1.

Kie Abschaffung der Syermanvill.

«in- S h e rm a n b ill ist gefallen. D a m it ist Nordamerika zu Wendepunkt in der Entwicklung seiner W ährung ange- W, ^ Vereinigten S taaten hatten seit 1792 eine Doppel- jt^ u n g m it dem V erhältniß von 1 : 1 5 , da« 1834 in da«.

1 ' umgeändert wurde. A ls infolge der E n t- der Kalifornischen Goldfelder da« Goldgeld stark zu, da«

^.o^öeld aber abnahm, wurden seit 1853 die Silberstücke tz " einem D o lla r unterwerthig ausgeprägt (als Scheidemünze).

Kin?>?b62 begann die Papiergeldwirthschaft, durch welche n atur- von, M etallgeld verdrängt werden mußte. D as Gesetz loü, ^ ^ p k il 1873 führte die Goldw ährung ein, Stlbergeld tz'b " u r bis zu 5 D o lla rs in Z a h lu n g genommen werden, ein » ha"e sich in Amerika die S ilberproduktion entwickelt,

° A g ita tio n fü r den „D o lla r der V ä te r" begann, weiche m it Ig ^ in fü h ru n g der B land- oder A lltsonbill vom 28. Februar endigte. Diese ordnete die P rägung von mindestens 2 vu» höchstens 4 M illio n e n S ilb e rd o lla r« monatlich an, welche Eea wieder zum gesetzlichen Z ah lu n g sm itte l erhoben wurden.

^ "En Depontrung dieser S ilb c rd o lla rs wurde das Schatzamt H vchtjgi, Silberzertifikate zu 1 0 — 50 D o lla rs auszugeben. A u f vnn ^Eses Gesetzes find 291 M illio n e n Unzen S ilb e r gekauft kr« M illio n e n D o lla rs daraus geprägt worden. A u f wette- tz. ^rängen der S tlb e rp a rte t wurde am 14. J u l i 1890 die

^ ttw a n b ill erlassen, welches die monatlich zu kaufende S ilb e r- auf 4 ,5 M illio n e n Unzen erhöhte. D ie Ausprägung der- wurde vom 1. J u l i 1891 dem Ermessen des Schatzsekre- hanhei mgest el l t . B is zum 16. August 1893 wurden seit E rlaß Gesetzes 161 ,5 2 M ill. Unzen S ilb e r fü r 150,67 M ill.

tz?°vs angekauft und davon 36 M ill. D o lla rs ausgeprägt. Da«

1i>Sb ^ r d e m it S taatsnoten bezahlt, welche gegen Gold etn-

ar waren.

^ Der Goldschatz der Vereinigten S taaten erreichte im M ärz seinen Höhepunkt m it 2 1 8 ,8 M illio n e n D o lla rs , während unter 100 M illio n e n steht. I m September 1893 schätzte l>n ^ D irektor des Amerikanischen MünzamteS, Presto», das Hj», "ehr befindliche G old der Vereinigten S taaten auf 604 tzgg D o lla rs , da« von Deutschland und Frankreich auf je E, M illionen, da- von England auf 550 M illio n e n D o lla rs , tzx., ifielen demnach auf den Kopf der Bevölkerung in den 14 f ügten S taaten 9, in Deutschland 1 2 ,1 2 , in England

^ ^ in Frankreich 20 ,5 D ollar«. A n S ilb e r im Verkehr

Shermangesetzes m it 43 gegen 32 S tim m e n angenommen, d. h.

die Vereinigten S taaten werden kein S ilb e r mehr ankaufen, sondern vielm ehr sich bestreben, den Betrag des umlaufenden Goldgelbes zu erhöhen. Um auf eine gleiche Goldmenge wie Deutschland zu kommen, bedürfen die Vereinigten S taaten noch

! etwa 650 M illio n e n M a rk Gold. W enn sie diese Sum m e all- j m ähltg aus E uropa an sich ziehen, so w ird Europa« G old- vorrath bedeutend geschwächt. Demnach w ird Europa sich auf alle Weise dagegen wehren müssen, es w ird ein noch nie dage­

wesener Goldkampf sich entspinnen. Dieser aber w ird fü r Europa um so schwerer und gefährlicher werden, je mehr Amerika wieder wtrthschaftltch erstarkt.

Nicht Amerika, sondern Europa, und vo r allem Deutschland, w ird der leidende T h e il sein, die verkehrte G oldw ährungspolitik w ird sich schwer an uns rächen.

Vereinigten S taaten nach Presto» (inklusive Schetde- 615 M illio n e n D o lla rs , Frankreich 70 0 , Deutschland y y .'E n g la n d 100 M illio n e n D ollar«. D e r S ilb e rp re is stand dkn ^ ^ " u n g der S ilberp rä g u n g in In d ie n auf ca. 33 Penc«

iunk, i-, ist aber in diesen Tagen bereits auf 31 Pence ge-

^ — A m 30. Oktober dieses Jahre« ist nun im S enat .^ g e re in ig te n S taaten die bedingungslose Abschaffung des

Kolitische Tagesschau.

: H e rr B e b e l ist ärgerlich darüber, daß das auf kindliche Gemüther berechnete Spektakelstück der Verlesung des M ig u e l- schen Briefes an M a rx so gar keine W irkung ausgeübt hat. E r schilt darum in einer im „V o rw ä rts " veröffentlichten Erklärung auf die Zeitungen und h ält es gleichwohl fü r geboten, sich wegen seiner eigenen „M a u s e ru n g " zu vertheidigen und das „Geständ- n iß " zu wiederholen, daß er, „a ls er vor 32 Jahren ins öffent­

liche Leben tra t, allerdings ein von sehr gemäßigten politischen Anschauungen beseelter junger M a n n w a r". E r habe sich seit­

dem, so erzählt Nebel weiter, „ungem ein entwickelt", aber nicht

„w ie H e rr M ig u e l vom Kom m unism us zum gefährlichsten (!) Konservatismus, sondern genau umgekehrt; er marschtrte nach vo rw ä rts, H e rr M ig u e l aber nach rückwärts. D as sei der fu n ­ damentale Unterschied zwischen ihnen." Abgesehen davon, daß viele „Genossen", die noch „lin kse r" stehen als Bebel, von diesem bshaupten, er marschire nach rückwärts, so liegt in den obigen W orten eine unglaubliche Ueberhebung. H e rr Nebel, der hier stolz erklärt, „nach v o rw ä rts " zu marschiren, weiß nämlich selber nicht, nach welcher Richtung die sozialdemokratische Reise geht;

v o rlä u fig geht sie einsah ins B la u e , in den . . . Kladderadatsch.

D ie M o n a r c h i s t e n i n F r a n k r e i c h glauben den Augenblick gekommen, die Aufhebung des Verbannungsgesetzes gegen die Thronprätendenten anzuregen. Diesem Gedanken giebt der „ S o le il" Ausdruck, indem er betont, die von den Radikalen geforderte Amnestie sei unvollständig, wenn sie nicht auch dem G rafen von P a ris und dem P rinzen V ik to r wieder die Grenzen Frankreichs öffne.

I n S p a n t e n besteht beim Volke die vielleicht nicht unge­

rechtfertigte M e inung, als lege England der Expedition der spanischen T ruppen gegen die Kabylen Schwierigkeiten. O b ­ w ohl nun die englische Regierung in feierlichster F o rm erklärt hat, daß die« nicht der F a ll, besteht und wächst da« M iß trauen der S p a n ie r gegen England noch im m er. I n Frankreich dagegen sehen die S p a n ie r einen natürlichen Bundesgenossen. D a nun

^ gar in M arseille eine Volksversammlung der spanischen U nter­

nehmung in Marokko H e il und Segen wünschte, kennt die Be-

? getsterung fü r Frankreich keine Grenzen mehr. Freilich die Re- j gteruugsorgane denken anders und halten die Kundgebungen fü r

! Frankreich möglichst in Schranken. B e t O vationen, welche dem französischen Botschafter in M a d rid dargebracht werden sollten

I n der Schute des Leöens.

Rom an in zwei Theilen von L . G i e s .

(Nachdruck verboten.)

(6. Fortsetzung.)

^ V I.

" F rau Leonhard's S a lo n w ar «ine kleine Gesellschaft F i r m e l t . Durch die geöffneten T h ü re n blickte man in eine äeit R äum en, deren prunkvolle E inrichtung noch a u - der

^eselk "twigen Besitzers, eine« Börsenspekulanten, stammte.

von den Leonhards übernommen worden, auf F ra u ttsch ""S Wunsch, denn der H ausherr hatte über den prahle- Luxus u n w illig den Kopf geschüttelt, aber nach A r t wohl- schlirh".*? Ehemänner, denen der Friede im Haus lieb ist,

zö., ^ in e Zustim m ung gegeben.

>ve»m h che unsägliche Genugthuung empfand nun F ra u S tdonie, i>e„ L ° in diesen Räumen Besucher empfangen konnte, die aus Fanrili " " " n r e n des benachbarten Städtchens und aus einzelnen

des Landadel« bestanden.

bey, ^ ^ e hatte die H ausfrau die Freude, ein Ehepaar, da« zu des letzteren zählte, in ihrem Hause zu begrüßen.

d>eniftx„"Ecks gehörten zu ihren nächsten Nachbarn, welche in den Katers ^ n , seitdem H e rr von Berneck das G u t seine«

Familie s "n o m m e n , einen wenn auch kühlen Verkehr m it der d>l>ren b aufrechterhalten halten. F ra u StdonienS D in e rs ttn 8e tn s c h ^ der Umgegend — und H e rr von Berneck w ar

^estch^ ? ^ r ein noch jüngerer H e rr m it sehr rothem, vollem 'chr lauter ^°"l> e m H aar und gleichem dichten S chnurrbart, v ^ ' U a l l a . n '» ^ n d e r S tim m e und dem schneidigen Wesen des

" 5 anztede« °5 °""seoffizter«. Nach der Regel, daß Gegensätze

?l>er jn halte seine F ra u vortrefflich zu ihm paffen müssen, haste. D i- ' 'V " * galt die Ehe der beiden nicht f ü r eine muster- zarte D am e, au« deren blassem Gesicht ein P a a r

dunkle Augen müde zwischen den schweren Lidern heroorsahen, schien sich in ihrer mehrjährigen Ehe weder an den liefen Baß, noch an da» etwas derb chevalereske Wesen ihre« Gemahl« ge­

wöhnt zu haben. Wenigstens zuckte sie beim T o n seiner S tim m e zuweilen jäh zusammen, und die gelegentlichen Aufmerksamkeiten, die er ih r erwies, fanden n u r eine kalte Aufnahme.

„Schöne F ra u ," sagte H e rr von Berneck zu F ra u Leonhard gewendet — in einem eleganten hellen Sommerkletde sah sie in der T h a t noch sehr hübsch und stattlich aus — „ w ir hoffen bestimmt, S ie zum Erntefest bei uns zu sehen. Es soll dieses J a h r großartig werden, nicht wahr, C tlly ? " wandle er sich an seine G a ttin , die nachlässig in einem bequemem Sessel ruhte — man brauchte sich ja in Gegenwart dieser Bürgerlichen keinen Zw ang aufzuerlegen.

„G e w iß , wenn D u die Arrangement« übernehme« willst, H einz," erwiderte seine G a ttin in einem schläfrigen T o n , der ih r eigen schien. „Ic h liebe diese geräuschvollen ländlichen Feste nicht, sie machen mich nervös." Und sie drückte ihre schlanken Händchen gegen die Schläfen ihres hübschen kleinen Kopfe».

„D a n n sollten S ie sich aber wirklich die M ühe nicht machen, gnädige F ra u ," meinte H err Leonhard gutm üthig, aber Heinz von Berneck fiel ihm lachend inS W o rt.

„G lauben S ie doch ja nicht, daß meine F ra u so schwach is t! S ie kann zuweilen eine Energie entwickeln — wenn es ih r gerade darauf ankommt - - die selbst einen alten H usarenritt­

meister in Erstaunen setzt."

F ra u S tdonie erhob m it einem liebenswürdigen Lächeln drohend den F inger gegen den Sprechenden, indem sie sagte:

„D a s wollen die Herren niemals zugestehen, daß selbst in dem zartesten Körper der F ra u eine W illenskraft lebt, die starke M ä n n e r beschämen kann; zu der auch die schwächste sich aufzu­

passen vermag, wenn e» sein m uß."

„Ueber den letzten P u n kt könnten vielleicht Z w eifel herrschen, verehrte F ra u , wenn es nicht unhöflich wäre, W orte zu bezwet-

und welche die P olizei zu verhindern suchte, kam es zu einem

! heftigen Zusammenstoß zwischen der P o lize i und der Volksmenge ; viele Personen wurden verhaftet.

D as e n g l i s c h e U n t e r h a u s ist gestern wieder zu einer zweimonatlichen Tagung zusammengetreten. Dem P re m ie r­

minister Gladstone wurden, als er in das Hau« ein tra t, stür­

mische O vationen dargebracht. D ie Regierung brachte n u r zwei Vorlagen ein, von denen der E n tw u rf fü r eine R eform des Ge­

setze« über die Haftpflicht von Arbeitgebern das wichtigste ist.

Ueber die Ereignisse in Südost-Afrika gab der Regierungsoer- treter die E rklärung ab, auch nicht mehr zu wissen, als die TageSpreffe.

Nach der „F rk f. Z ig ." werden noch zwei Jahre vergehen, ehe das r u s s i s c h e H e e r mi t den n e u e n G e w e h r e n versehen ist. — Durch einen soeben ergangenen Befehl find 15 Reserve-Brigaden neugebtldet worden, 13 im europäischen R uß ­ land, 2 im Kaukasus, so daß jetzt allein das europäische R uß­

land im K riegsfall 64 In fa n te rie -D ivisio n e n aufstellen würde.

Au« S a n s i b a r w ird gemeldet, daß der K apitän und die Mannschaft der französischen D how , welche m it 67 meist im Ktndesalter stehenden Sklaven an B o rd im Hafen von Sansibar von dem britischen Schiff „P h ilo m e la " im A p r il gekapert wurde, von dem R öunion-G erichtshof freigesprochen wurden, vor welchen sie durch den französischen Konsul gewiesen wurden. Diese T h a t­

sache hat in Sansibar Sensation hervorgerufen, da auf diese Weise der Sklavenfang unter französischer Flagge im m un ist.

D er „N ew york H e ra ld " meldet aus W a s h i n g t o n , daß infolge der E rm ordung des Bürgermeisters von Chicago und der Zunahme der Mordsucht im Lande die Wachmannschaft des Weißen Hauses verstärkt worden sei, und das Präsident Eleve- land bei seinen Ausgängen von geheimen Polizisten begleitet werde. I n Newyork und B rooklyn seien gestern dreizehn I r r ­ sinnige verhaftet worden, von denen eine Anzahl M orde zu be­

gehen drohte, einige sogar M orde auszuführen versuchten.

Aeutsches Keich.

B e r l in , 3. November 1893.

Seine Majestät der Kaiser nahm heute an der S t.

HubertuS-Jagd im Grunewald theil. Auch die Kaiserin wohnte derselben bei.

— D ie E röffnung des Reichstage« w ird am 16. d. M ir . mittag« im Weißen S aale des königlichen Schlosses vollzogen werden. Es scheint die Absicht des Kaisers, den Eröffnungsakt selbst zu vollziehen, wieder zweifelhaft geworden zu sein. D ie erste Sitzung soll um 1 U hr nachmittags stattfinden. I n p a r­

lamentarischen Kreisen beschäftigt man sich bereit« m it der Frage der Präsidentenwahl. D ie W iederwahl des früheren Präsidium s (v. Levetzow, v. B u o l, D r. B ü rk ltn ) steht außer Frage.

— D er Kriegsminister General B ro n sa rt v. Schellendorff hat am 1. d. M . seine W ohnung im Kriegsministerialgebäude in der Leipzigerstraße bezogen.

— D e r als General und Generalstabschef in chilenischen Diensten stehende preußische H auptm ann a. D . E m il K örner, der in dem letzten chilenischen Kriege eine hervorragende Rolle spielte, erhielt vom Kaiser den Rothen Adlerorden 2. Klaffe m it Schwertern.

feln, die aus so schönem M unde kommen," entgegnete Berneck, sich galant gegen die H ausfrau verneigend.

D ie U nterhaltung wurde durch einen D iener unterbrochen, der F ra u von Herzberg und ihren S o h n anmeldete.

M i t einem Schwall liebenswürdiger W orte empfing F ra u S id o n ie die Eintretenden, ihrem Entzücken Ausdruck gebend, daß ein Kreis so werther Gäste sich zufällig in ihrem Hause zu­

sammenfände. Auch die beiden Herren gingen den neuen A n ­ kömmlingen entgegen, n u r C illy blieb auf ihrem Platz zurück, aus ih re r nachlässigen S te llu n g sich ein wenig aufrichtend.

Han« Eckebrecht tra t grüßend an sie heran. A ls er jetzt vor ih r stand, tra f ihn aus den halbgeöffneten Augen der Dame ein Blick, der ihm eine B lu tw e lle in das Gesicht trie b ; seine Hand, die ihre rosigen F inger an die Lippen führte, bebte.

„ W i r hatten lange nicht da« V ergnügen, S ie bet uns zu sehen, H e rr von Herzberg," sagt« sie m it einem Lächeln, das ihrem Gesicht einen gefährlichen Reiz v e rlie h ; „haben S ie so wenig Z e it übrig fü r Ih r e Freunde?"

„O h , gnädige F ra u ," stammelte Han« Eckebrecht v e rw irrt.

„W e n n S ie Besserung geloben, soll Ih n e n verziehen sein,"

unterbrach sie ihn, indem sie sich erhob, um seine M u tte r zu begrüßen.

D as Aeußere der alten Dame bildete einen höchst originellen Gegensatz zu den eleganten Erscheinungen der beiden jüngeren Frauen. E in abgetragenes Kleid von geblümter schwarzer Seide nach einem S ch n itt, der vielleicht vor zwanzig Jahren Mode ge­

wesen w a r, hing lose um ihre hohe, hagere G estalt; Lin u ra lte r, rothbunter türkischer S h a w l und ein runder S lro h h u t von er­

staunlichem U m fang vervollständigten ihren wunderlichen Anzug.

F ra u von Herzberg gab der spottlustigen Nachbarschaft überreichen S to ff, auf ihre Kosten schlechte Witze zu machen — wohlgemerkt, wenn es hinter ihrem Rücken geschehen konnte. D enn so groß w ar die Macht ihrer Persönlichkeit, daß es niemand gewagt haben würde, ih r ander«, als m it der größten Höflichkeit zu

(2)

— Z u der Nachricht, daß der S ta b der 22. D ivisio n von Kassel nach M einingen verlegt werden würde, bemerkt die

„K reuzztg.", in militärischen Kreisen ist davon nichts bekannt;

auch klingt dies wenig glaublich, da das Schloß in Kassel, welches auch der P rin z von Hohenzollern bewohnte, Räumlich­

keiten darbietet, wie sie wohl in M einingen sich kaum finden werden. Außerdem dürfte auch der E rbprinz von M einingen wohl nicht zu lange Z e it an M einingen gefesselt sein, da er bereits zu den ältesten Divisionskommandeuren zählt.

— Z u r W ahlm ännerw ahl fü r das preußische Abgeordneten­

haus erschien in Friedrichsruh auch Fürst Btsmarck, der in der ersten Klaffe als U rw ähler allein zwei W ahlm änner zu wählen hatte. Durch den Wahlvorsteher Oberförster Lange in das Wahl«

lokal im Gasthof „Z u m Landhause" eingeführt, wurden ihm von diesem die übrigen M itg lie d e r der W ahlkommisfion vorgestellt; er u n terhielt sich m it ihnen in der leutseligsten Weise. D ie W irth in kredenzte dem Fürsten einen großen Humpen B ie r und er trank auch einen Schluck davon, mehr sei, wie er sagte, ihm vom Arzt verboten.

— D er Bundesrath überwies in seiner gestrigen Sitzung zur Vorberathung an die zuständigen Ausschüsse: den Antrag Preußen« betreffend Z u th e ilu n g der In s e l Helgoland zu dem Bezirk der In v a lid itä t« -u n d AitersverficherungSanstalt Schleswig- Holstein, die Handelsverträge m it S panten und R um änien, die Uebersicht der Reichseinnahmen und Ausgaben fü r 1 8 9 2 /9 3 , an Beamtenbesoldungs- und Penfionsetat fü r 1894, den Gesetz­

entw urf betr. die Bekämpfung gemeingefährlicher Krankheiten (Retchs-Seuchengesetz), den Gesetzentwurf betreffend den Schutz der Waarenbezeichnungen, die Novelle zum Unterstützungs- Wohnfitzgesetz, eine Novelle zum Strafgesetzbuch und einen Gesetz­

entw urf betr. die anderweitige Ordnung des Finanzwesens des Reichs. — D e r Handelsvertrag m it Serbien ist jetzt gleichfalls dem Bundesrathe zugegangen.

— Z u den fü r den Landtag in Aussicht genommenen V o r­

lagen zählt nach den „ B . P . N ." ein Gesetzentwurf, betreffend die E in fü h ru n g von Landwirthschaftskammern. Fraglich ist noch, ob die Einrichtung fakultativ oder obligatorisch in Aussicht zu nehmen ist.

— D er Annahme, daß in den deutsch-russischen HandelS- vertragsverhandlungen eine Unterbrechung eingetreten sei, w ird offiziös widersprochen. Sobald der Zollbetrath sein Gutachten über bestimmte Positionen abgegeben habe, werde darüber in der Delegirtenkonferenz verhandelt und dann in der Berathung fortgefahren. Andererseits berichtet die „N a t. - Z t g . " : Heute V o rm itta g wurden die Verhandlungen der deutschen und russi­

schen Bevollmächtigten wieder ausgenommen. D ie Sitzung w a r n u r von kurzer Dauer. Vermuthlich find deutscherseits die E r­

klärungen übergeben worden, zu deren Festsetzung der Zollbetrath einberufen war. W ie w ir hören, haben die Berathungen das letztere zu einer Konzentrtrung der ursprünglich einigermaßen zersplitterten Forderungen der deutschen In d u s trie auf eine ge­

ringere Anzahl wichtigerer Punkte geführt. Bet der F o rm u ltru n g derselben hat durchaus das Bestreben, eine Verständigung zu ermöglichen, obgewaltet. Es w ird jetzt an den Russen sein, ihrerseits Entgegenkommen zu bethätigen.

— D er Ausschuß des Bundes der Landwirthe hat in seiner Sitzung am 17. Oktober beschlossen, eine Kommission einzusetzen, welche die Mtßstände des heutigen ländlichen Kreditwesens prüfen und Gesetzesanträge fü r eine solche Reorganisation des ländlichen Kredit« vorbereiten soll, die der Eigenart des landwirthschaft- ltchen Gewerbes dauernd entspricht. D er Vorstand des Bundes w ird , wie w ir hören, die E inberufung dieser Kommission bereits in diesen Tagen bewirken.

— Seitens des RetchskommtffarS fü r die W eltausstellung in Chicago ergeht folgende M itth e ilu n g : Das Ergebniß der P rets- vertheilung auf der Weltausstellung in Chicago stellt sich fü r Deutschland als ein überaus günstiges dar. In s o w e it abge­

schlossene M ittheilungen bereit« vorliegen, ergiebt sich, daß in den wichtigeren Gruppen, in denen der deutsche Gewerbsfleiß vertreten ist, demselben >/. bis »/, sämmtlicher überhaupt zur Verthetlung gekommenen Preise zugefallen ist; unter anderen haben unsere chemische Gruppe, die Kunstmetall-Jndustrie, die schmiedeeisernen und feineren M etullwaaren, die in das Gebiet der O ptik und Mechanik fallenden Ausstellungsgegenstände, sowie die Eoelmetall- und Bijouteriew aaren die Anerkennug der P re is ­ richter in hohem Maße sich zu erringen gewußt. F ü r Gold- und Stlberw aaren beispielsweise find von den 281 im ganzen zuerkannten Preisen sogar 130 also nahezu die H älfte, auf begegnen. Aber die seltsamsten Geschichten über sie waren im U m la u f, von denen eine besonders charakteristisch fü r die alte Dame war.

Während einer kürzlich unternommenen Geschäftsreise nach B e rlin hatte sie den Droschkenkutscher, der sie fuhr, nach alter Gewohnheit „ D u " angeredet. D er entrüstete Großstädter verbat sich diese Vertraulichkeit nachdrücklich, w o ra u f F ra u von Herzberg ihm m it der größten Seelenruhe geantwortet hatte: „ D u kannst mich auch D u nennen, wenn D u w ills t; ich erlaube es D ir . "

Ob der edle Roffelenker von dieser sonderbaren E rlaubniß Gebrauch gemacht hat, darüber wußte die Chronik nichts zu be­

richten.

Selbst F ra u von Berneck begrüßte die alte Dame m it mehr Zuvorkommenheit, als es sonst ihre A rt w a r, obgleich sie die Ueberzeugung hatte, keineswegs zu den Lieblingen derselben zu gehören. Auch jetzt erwiderte F ra u von Herzberg n u r kurz die verbindlichen W orte der jungen F ra u , und den Hausherrn an ihre S eite rufend, war sie m it diesem bald in eine U nterhaltung verlieft, über eine wichtige geschäftliche Angelegenheit, welche sie hergeführt hatte. Denn n u r ungern betrat sie das Hau«, in dem sie die ersten glücklichen Jahre ihrer Ehe verlebt.

Es w ar fü r sie ein furchtbares O pfer gewesen, das sie dem Sohne gebracht, in B e M u n g zu der F a m ilie Leonhard zu tre te n ; aber sie hatte fichr dazu entschlossen, als nach Georgs Tode ih r pläneschmiedender Geist in einer Verbindung M a rie n s m it Hans Eckebcecht den Ausweg sah, fü r das geliebte K ind das Erbe seiner V äter wiederzugewinnen.

Z u H errn Leonhard und dem jungen Mädchen fühlte sie sich bald freundschaftlich hingezogen, denn nichts lag ihrer Seele ferner, als S ta n desvorurtheile; während F ra u SisonienS un ­ wahres, auf den äußeren Schein gerichtetes Wesen, sie im höchsten Maße w iderw ärtig berührte. Trotzdem w ar sie klug genug, die Schwäche der eitlen F ra u , die in einer Verbindung ihrer Nichte

Deutschland entfallen. Bekanntlich w ar der E rfo lg der P rets- vertheilung wegen des von der Chicagoer Ausstellungsbehörden Anfangs gewählten eigenartigen Jurisystems sehr zweifelhaft;

wenn die RetchSvertretung gleichwohl sich entschloß, die deutschen Ausstellungsobjekte der B eurtheilung durch die Preisgerichte zu unterwerfen, so findet dieses Vorgehen gegenwärtig seine Recht­

fertigung durch das fü r die deutsche In d u s trie erzielte günstige Ergebniß, wie auch in dem Umstände, daß seitens der von der Preisbewerbung zurückgetretenen (französischen, norwegischen u. s.

w.) Aussteller neuerdings mehrfach Kundgebungen des Bedauerns über das Fernbleiben ihrer Ausstellungsgegenstände von der Preisbewerbung la u t werden.

Ausland.

B udapest, 3. November. D er Kaiser hat heute M itta g den Fürsten Windischgraetz in Audienz empfangen.

A ja c c io , 3. November. D as russische Geschwader ist heute früh in See gegangen. D ie auf dem Q u a i zahlreich angesammelte Menge rie f den abdampfenden S chiffen: „E s lebe R u ß la n d ! A u f Wiedersehen!" zu. D ie russischen Seeleute antworteten m it dem R u fe : „E s lebe Frankreich!"

Lens, 3. November. D er Kongreß des Syndikats der Berg- arbeiterdelegirten faßte einen Beschluß zu Gunsten der F o rt­

setzung des Streiks.

London, 3. November. Nach einer „T im e s "-M e ld u n g aus P hiladelphia stellte das Schatzamt fest, daß die Ausgaben im Oktober die Einnahmen um fü n f M illio n e n D o lla rs , seit J u n i um 24 M ill. P fd . S te rl. übersteigen. D ie Zolleinnahm en er­

gaben seit J u n i eine Verm inderung von 19 M illio n e n .

P e te rs b u rg , 3. November. Das „A m ts b la tt" veröffentlicht die Ernennung des Inspektor der Grenzwache, Generallieutenant S w in jin , zum Kommandeur der Grenzwache.

P e te rs b u rg , 3. November. I n der gestrigen Sitzung des im F inan z-M in iste riu m zusammengetretenen Kongresses russischer N aphta-Jndustriellen fand die definitive Lesung des Entw urfes fü r den K artelantrag dieser Ind u strie lle n bezüglich der A usfuhr ihrer Produkte statt. I n das aus fü n f M itg lie d e rn bestehende geschäftsführende Komilee find schon gewählt worden, Schibajew, Kaspische Gesellschaft und Unanow. D ie W a h l der beiden noch fehlenden Komiteemitglteder erfolgt in Baku. Gebrüder Nobel und die Kaspt-Schwarzmeer-Gesellschaft wurden zu Agen- ten gewählt.__________________

Arovittzialnachrichten.

Schönste, 2. November. (Gustav Adolf-Verein. Feuer). Der Gustav Adols-Berein hielt gestern Nachmittag seine Jahresversammlung ab. Die Andacht in der Kirche sowie die Reden und Chorgesänge bei der Nach­

feier im Echreiber'schen Saal« werden jedenfalls viel dazu beitragen, daS evangelisch« Bewußtsein zu heben und die Zwecke de« V erein- zu fördern. — I n der vorigen Nacht brannte die a u -H o lz erbaut« Arbeiter- kaserne de- G ute- Neu-Schönsee nieder.

C u lm , 2. November. (Fund). Am Lorenzberg« bei Culm liegt eine prähistorische BegrLbnißttätte, die schon mehrfach interessante Funde an Bronce-, Silber- und anderen Sachen geliefert hat. Neuerdings fand Herr Buchhändler Kuschy aus Culm dort ein eisernes Messer mit bronce- deschlagener Scheide, ferner große silberne Hakenringe und zahlreiche Perlen auS G las, Em ail, welche er als Geschenke an das Prooinzial- Museum in Danzig übersandt hat.

Oirschau, 2. November. (Keine Cholera). Die zuversichtliche A n ­ nahme, daß es sich bei den in Peterhos erkrankten, in daS hiesige Lazareth für Infektionskrankheiten eingelieferten drei Personen lediglich um lokale Krankheitserscheinungen, hervorgerufen durch schwere Diätsehler, handeln dürfte, ist durch den Befund der bakteriologifchen Statio n zu Danzig erfreulicherweise bestätigt worden. Dieselbe telegraphirt nämlich heute hierher, daß nach dem endgiltigen Resultat Cholera-Bazillen in den ihr übersandten Ausleerungen der drei Kranken nicht ausgesunden sind.

Rastenburg, 2. November. (öOjährigeS Jubiläum ). D a - seltene 50jährige Dienstjubiläum zu begehen, w ar gestern dem hiesigen K re ii- doten Fetschrien vergönnt. Dem J u b ila r wurden zu seinem Ehrentage zahlreiche Ovationen dargebracht. A n Ehrengaben erhielt der J u b ila r von Herrn Grasen zu Eulenburg-Prassen ein prachtvolle- Album, ent­

haltend Photographien d«S Kaiser-, der Kaiserin und des Kronprinzen, von KreiSeingesessenen eine silberne Tabakdose und von den Kameraden des Kriegerverein- einen Stock mit Widmung, sowie eine Adresse.

Schulitz, 2. November. (Neuer Fährbetrieb). Bom I I . d. M . ab wird zwischen Schulitz und Srbarnau ein Dampfer den Fährbetrieb ver­

mitteln, Personen werden m it dem Dampfer, Fuhrwerk« auf einem Prahm , welchen der Dampfer hin» und herüberschleppt, befördert. Die Fährgerechtigkeit hat die S tadt von diesem Tag« an vorläufig aus ein J a h r von den Fährbcsitzern Gohle und Zittlau für 440 M k. gepachtet.

Der Dampfer wird von Herrn Gneuke aus Danzig gestellt.

Posen, 2. November. (D a - Fest der diamantenen Hochzeit) feierte gestern Herr KreisgerichtSrath z. D . Gustav Küntzel mit seiner Gemahlin.

Am 5. J u li 1805 als preußischer Staatsangehöriger zu Sierad , in Russisck-Polen geboren, trat der J u b ila r im Jahre 1628 in den preußi­

schen Staatsdienst ein und w ar als richterlicher Beamter ausschließlich in unserer Provinz thätig. I m Jahre 1855 folgte der J u b ila r einem Rufe

nach Posen, wo er am hiesigen Krei-gericht als Rath biS zu der ^ Jahre 1879 erfolgten Reorganisation des Gerichtswesens wirkte, der Reorganisation schied er nach 51jähriger Amtsthätigkeit aus aktiven Staatsdienst. Sechs Söhne und vier Töchter nebst Enkel - freuten sich gestern m it dem Jubelpaar vereint des seltenen F '» '» - ^ älteste Sohn, Wirklicher Geheimer Ober-Justizrath, ist P r A ^ n Kommission für das bürgerliche Gesetzbuch. An die große Oeffenn ist der Ju b ila r, ein M a n n von stiller Bescheidenheit und Lieben-wm e keit, während seine- langen Lebens nie getreten; dagegen hat er l Amtes stets treu gewaltet. - ^ ^ r k i "

Posen, 3. November. (Z u r Landtagswahl). Der „K u ry e r Pozn ^ richtet an das Centralwahlkomitee die Bitte, dahin zu wirken, o v polnischen W ahlm änner für die Kandidatur deS Polizei-Präsident'»

Nathusius eintreten. .

Posen, 3. November. (Z u r Landtagswahl). I m Wahlkreis E , W itk v w , sind 122 deutsche und ebenso viel polnische Wählt» ! durchgekommen. Möglicherweise wird also hier das Los «»>>"

müssen.

o Pose», 3. November. (Preßvergehen). Wegen Beschimpfn»»

Einrichtung der christlichen Kirche stand heute der Redakteur der »pt>i Zeitung", Richard Liebscher, vor der hiesigen Strafkammer.

Nummer vom 8. September d. J s . brachte das B la tt folgende ^ ^

„Nach einem Rundschreiben des evangelischen Oberkirchenraths l°» , ^ im Laufe diese- Jahres eine Kirchenkollekle für die Erbauung ^ deutschen Kirche in Dar-eL-Salaam abgehalten werden. Dort Ion ^ evangelischer Geistlicher angestellt werden, zugleich soll auch au! ° richtung gottesdienstlicher Gebäude an andern geeigneten Küstenp»»,^, Bedacht genommen werden, welche der Geistliche nach B edarf behüt»", sorgerischer Bedienung der dort wohnenden Deutschen zu besuche»

Die Zahl der an der ostasrikanischen Küste wohnenden D e u t l E auf 400, meist junge, unverheirathete Leute angegeben. — , «oste»

unoerheiratheten Leute leiden Kirchennothl Aber wenn erst "

für die Kirchen und die „gottesdienstlichen Gebäude" zusammengelebt sein werden, kann ja ihre Noth gelindert werden. D e r Gerichtshof die Veranstaltung einer Kollekte durch den evangelischen Oberkir«'' ^ zur Erbauung einer Kirche für eine Einrichtung der christliche»

und den Ausdruck „zusammengeschnorrt" für eine Beschimpfung Kirche. Das Urtheil lautete auf zwei Tage Gefängniß.

Schneidemühl, 2. November. (Z u r Brunnenaffäre). Die Erivo ' daß es H errn Brunnentechniker Beyer gelungen sein werde, die uns selig« artesisch- Quelle unschädlich zu machen, hat sich leider nickt m Gestern Nachmittag drang, wie schon kurz berichtet, plötzlich ein >>" ^ schlammiger Wasserstrahl an der Seite des Rohres heraus, »» ^ schmutzige Wassermasse ergoß sich, wie ehedem, aus den Lock"»

Senkbrunnens aus die Straße. V o n allen Seiten eilten die er!«" P l Leute herbei, um sich von der traurigen Thatsache zu überzeug«»- ,« F sofort telegraphisch berufen« Brunnentechniker Beyer traf heut' d mit dem Berliner Courierzuge hier ein. Inzwischen hatten d i e ^ A».

hier arbeitenden M onteure des Herrn Beysr Vorkehrungen den neuen Abfluß zu entlasten und dadurch den Abfluß des S "

Wassers zu verringern. ES wurde zu diesem Zwecke das dreizöll>g'/„e,.

ganz geöffnet und das Wasser durch eine Rinne in die Küddow »s, he>

Infolgedessen hat sich denn auch der Abfluß aus der Durchbrechn'» ^ » deutend verringert. Dabei trat zu Tage, daß der neue Ausdruck das 15 M eter tiefe Bohrloch, welches zuerst gebohrt worden war, e ^ gefunden hat. Herr Beyer erklärt die neue Katastrophe dadurch, "Aul der Tiefe ein Erdrutsch stattgefunden hat, wodurch das Erdreich worden ist, so daß es dem mächtigen Drucke des Wassers nick' «,hr>

stehen konnte. Der geringste Widerstand w a r natürlich im alt«» Mg.

loch selbst, und durch dieses bahnte sich daher das Wasser sein'^^n' Trotz dieser schlimmen Lage w ill Herr Beyer den Schaden bis ^ abend beseitigen. Um einen abermaligen Ausbruch des Wassers Egj-e- hüten, wird Herr Beyer in das alte Bohrloch ebensall- ein t»r'ö» »M- Rohr einlassen und auch hier daS Wasser absangen. Ob ihm such gelingen w ird, läßt sich natürlich nicht absehen; die allg'"f», M einung im Publikum ist jedoch die, daß auf die Dauer die Unsck»

machung nickt gelingen wird. Hier scheint der Mensch der Nat»r mächtig Gegenüber zu stehen. Hoffentlich erweist sich aber diese »»"^

alS irrig, denn andernfalls würde Schneidemühl voraussichtlich ' weiteren Schrecken-tagen entgegen gehen. — Der WasserauSfluß aU» ,, neuen AuSbruchSftelle hat sich vermindert. Der Brunnenmeister hat erklärt, daß zur Zeit Gefahr nicht vorhanden sei, da die 35 stark« Thonschicht nicht verletzt sei. Der Brunnen wird nunmehr " ^ ständig geschloffen werden. Einige Häuser zeigen neue Risse.

neue Erdrutsche eintreten, ist der gefährdet- Stadttheil schwerlich re»^>

LokalnaLrichten.

T h o rn , 4. November l-

— ( A n d ie W a h l m ä n n e r d e r k o n s e r v a t i v e » g e m ä ß i g t l i b e r a l e n P a r t e i ) de- Wahlkreises T h o r » ' ^ Briesen ergeht hiermit die B itte, am Tage der Abgeordnetenwahl, den 7. November, vormittags 11 Uhr, v o l l z ä h l i g , o h n ' ^ st»

n ä h m e , in Culmsee im Wahllokal zu erscheinen. Z w a r best»»'"

nach unserer Berechnung die konservativen W ahlm änner in der dock kann dieselbe dadurch, daß dieser oder jener W ahlm ann »»» j, W ahl fernbleibt, leicht in eine M in o ritä t verwandelt werden, zuw»' Gewißheit zu erwarten steht, daß nicht ein einziger freisinnig" ° polnischer W ahlm ann am Wahltage fehlen w ird. Die in der Thorn und Umgegend wohnhaften Wahlm änner müssen, falls ih»'»

andere Fahrgelegenheit zur Verfügung steht, den ersten um 6.39 ^ vom Stadtbahnhofe abgehenden Zug nach Culmsee benutzen, u>»

W ahlterm in nicht zu versäumen, da der zweite Zug erst um^ 10-43 von hier abgeht. A uf ein Ersuchen an die Bahnverwaltung, am

m it dem jungen Aristokraten gleichfalls die E rfü llu n g ihrer höchsten Wünsche erblickte, fü r ihren P la n zu benutzen.

„W o ist denn F rä u le in M a rie ? " fragte F ra u von Herzberg plötzlich, ihre Unterredung m it dem Hausherrn unterbrechend; es w ar ih r unbehaglich, daß Hans Eckebrecht sich so eifrig in ein Gespräch m it C tlly von Bcrneck vertieft hatte. Diese „u n v e r­

standene" F ra u m it ihren matten Augen, in denen eine W e lt voll Teufeleien zu schlafen schien, dünkte ih r gefährlich.

„ J a , w ahrhaftig, warum entzieht sich uns die liebenswürdige Nichte des Hauses?" rief jetzt auch Berneck lebhaft.

„W e n n ich sie bisher nicht vermißte, so ist das Ih r e Schuld, schöne F ra u ; S ie machen einem alles andere vergessen!"

Und er küßte die Hand, welche die geschmeichelte H ausfrau scherzhaft drohend gegen ihn erheben wollte.

„ S ie w ird wohl ihre gewöhnlichen Krankenbesuche im Dorfe machen," meinte H err Leonhard entschuldigend.

„Ach, diesen Unsinn müssen S ie gar nicht d u ld e n !" fiel ihm Heinz von Berneck in das W o rt. „ S ie verdirbt die ganze Umgegend. Wenn jetzt einem bei uns der F inger wehe thut, gleich w ill er gehätschelt und gepäppelt sein, wie eS Ih r e Leute hier bet F rä u le in M a rie haben. N a, und meine F ra u fü h lt gerade keinen B e ru f zur S a m a rtte rin in sich ; darauf können sie lange w a rte n !" E r lachte bei dem Gedanken, C illy als h ilf­

reichen Engel in den Bauernstuben sich vorzustellen, daß ihm die T hränen in die Augen traten.

D ie junge F ra u hatte n u r einen kalten Blick fü r diese ih r so wenig schmeichelhafte Heiterkeit ihres Gatten, dann wandte sie sich wieder ihrer U nterhaltung m it Hans Eckebrecht zu.

„B illig e n kann ich es auch nicht, daß sie das träge V olk noch verw öhnt," meinte F ra u von Herzberg. „A b e r von dem

" Mädchen gefällt es m i r ; es verräth ih r gutes Herz, und wie ich sie kenne, übt sie nebenher auch manchen guten E in flu ß aus, der den Leuten von Nutzen sein w ird ."

I n diesem Augenblick öffnete sich die T h ü r, und die soeben

Besprochene, M a rie , tra t in das Zim m er. Ih r e Wangen w» ) lebhaft gefärbt und in ihren stahlgrauen Augen lag ein Au»Vl

von Frohsinn und innerer Zufriedenheit. §

„A h , da kommt ja unsere S a m a rtte rin ," rie f Herr » Berneck, indem er ih r rasch entgegenging, sie dann m it liebe würdigen V orw üfen überhäufend, daß sie so lange den O»'

ihrer Verwandten ferngeblieben sei. ^

„ W i r schalten eben auf S ie , liebe« K in d ," sagte Frau » Herzberg, nachdem M a rie die Anwesenden gebührend b e g l^

hatte. „K önnen S ie Ih r e Z e it nicht besser anwenden, als » . faule Volk m it Neuerungen zu verwöhnen, die es nie gek»

hat. S ie werden doch nichts als Undank ernten." ^

„ Ic h verlange gar keinen Dank, gnädige F ra u ," entgeg»

M a rie lächelnd. „D ie Sache selbst macht m ir viel zu viel Fce" . als daß ich mehr als guten E rfo lg bet meinen Kranken e riv a "

sollte." ,,

„ E in seltsames Vergnügen fü r ein junges Mädchen," ^ gegnete F ra u von Herzberg kopfschüttelnd; und H-in» . Berneck, seine kleinen Augen p fiffig zukneifend, sagte m it ei-

frtvolen Lächeln:

„ S o ll ich S ie einmal in die Schule nehmen, liebes N ^ lein? Ic h w ill Ih n e n Dinge lehren, die wett amüsanter » als die Beschäftigung, welche S ie sich ausgesucht haben." ^hr

„Ic h danke Ih n e n ," entgegnete M a rie kühl. „ S ie gütig, aber meine T hätigkeit sagt m ir einstweilen noch so zu, daß ich selbst einen so liebenswürdigen Lehrmeister H errn von Äerneck zurückweisen m uß." «hk«

„ S ie stehen sich entschieden im eigenen Lichte, durch ^ -z W eigerung, mein F rä u le in ," scherzte Bcrneck. „A b e r bas ' der Fehler der Jugend, daß sie selten einsieht, wer es way gut m it ih r meint. Nicht wahr, C illy ? " stj

„ Ic h kann F rä u lU n Leonhard n u r recht geben, daß einen Erzieher von Deinen Fähigkeiten v e rb itte t," entgeg

C illy anzüglich. (Fortsetzung solS^

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