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Theologisches Literaturblatt, 13. Oktober 1905, Nr 41.

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Theologisches Literaturblatt.

Unter Mitwirkung

z a h l r e i c h e r V e r t r e t e r k i r c h l i c h e r W i s s e n s c h a f t u n d P r a x i s

herau sg eg eb en vo n

E>r\ theol. H ölsch er

in V e rb in d u n g m it

K onsistorialrat Prof. D. K l o s t e r m a n n in Kiel, K onsistorialrat Prof. D. H a u s s l e i t e r in Greifswald, Prof. D. W a l t h e r in Rostock, Prof. D. I lim e ls in Leipzig, Prof. D. A l t h a u s in Göttingen.

Nr. 41. Leipzig, 13. Oktober 1905. XXVI. Jahrgang.

E rscheint jeden Freitag. — A bonnem entspreis vierteljährlich 2 J t GO «J. — Insertionsgebühr pr. gesp. Petitzeile 80 — E x p ed itio n : K önigsstrasse 13.

R hythm ische K unstprosa im N euen Testam ente?

M einhold, D. Johannes, Sabbat und Woche im A lten Testam ent.

Sanday, W ., Sacred Sites of th e Gospels.

W eiss,F r. Albert Maria, Apologie des Christentum s.

F a lk e , Robert, G ibt es eine Seelenwanderung?

N eueste theologische Literatur.

Zeitschriften.

Eingesandte Literatur.

Rhythmische Kunstprosa im Neuen Testamente?

W enn schon Dionysius von H alicarnass, der einstmals die Rhythm ik der Reden des Demosthenes zu prüfen unternahm , be­

kennen muss, dass er so eine A rt Mysterien vortragen werde, die nicht für die Ohren von U neingeweihten bestim m t und ver­

ständlich sei, so sind wir M odernen, die wir erst durch lange U ebung ein Verständnis für die Feinheiten antiker Sprachen ge­

w innen, in dieser Hinsicht nur zu sehr in der Lage der Un­

eingeweihten. Und es ist darum nur zu verständlich, dass soviele Versuche, in diese Dinge einzudringen, ebenso missglücken, wie einst die Versuche des Dionysius, und ihnen andererseits sowenig Verständnis und soviel Misstrauen entgegengebracht wird. U nd man kann wahrlich nicht sagen, dass die neueste und vielleicht interessanteste A rbeit auf diesem Gebiete es dem Uneingeweihten gerade leicht gem acht habe, in diese M ysterien einzudringen, ich meine die Arbeit des klassischen Philologen Friedrich Blass über die Rhythm en der asianischen und römischen K unstprosa.* N icht n u r, dass die jetzige Arbeit die K enntnis der zahlreichen ähn-.

liehen Arbeiten von Blass** voraussetzt, es fehlt ihr auch die straffe Gliederung einer systematischen Einführung in die Blasssche Auffassung der vorliegenden Probleme. Am ehesten könnte m an eine solche noch der Einleitung zur Blassschen Analyse des Hebräerbriefes entnehmen. Aber die beiden H aupt­

w erke, an die w ir uns vor allem halten müssen, entwickeln nicht in einheitlicher Gestalt die Blasssche Rhythmentheorie, sondern sie sind gleichsam geschichtliche D okum ente dafür, wie Blass im einzelnen von einer Auffassung zur anderen gegangen ist, Irrw ege erkannt und neue W ege eingeschlagen hat. Und er legt selber m it bew undernswerter Offenheit diese W andlungen dar. H atte er z. B. in dem ersten Buche das Uebergreifen der R hythm en ineinander noch prinzipiell entwickelt und praktisch durchgeführt, so erklärt er jetzt: „Bei m ir w ar dies Uebergreifen nie Teil des System s, sondern Notbehelf, um rhythm isieren zu können; als ich dies besser lernte, gab ich diese Lizenz m ehr und m ehr auf, und bin jetzt allerdings überzeugt, dass sie bei den Alten nicht existiert h a t, bei den Prosaikern sowenig wie bei ihren Vorbildern, den L yrikern“, und dann w eiter: „Rhythm en,

* B la s s , Friedrich, Dr. phil., D r. of Letters, D r. th., o. ö. Professor der dass. Philologie za H alle etc., „ D ie R h y th m e n d e r a s i a n i ­ s c h e n u n d r ö m is c h e n K u n s t p r o s a “ (Paulas — H ebräerbrief—

Pausanias— Cicero - Seneca — Curtius — Apuleius). Leipzig 1905, A.

Deichertsche Verlagsbuchhandlung Nachf. (Georg Böhme) (IV, 221 S.

gr.8). 6M k.

* Ich nenne n ur: F. B la s s , „ D ie R h y t h m e n d e r a t t i s c h e n iv u n s t p r o s a : Isokrates, Demosthenes, PJaton. Leipzig 1901, B. G.

-Leubner (199 S .); und: D e r s e l b e : (B arnabas) B r i e f a n d ie -H e b rä e r. H alle 1903, Max Niemeyer (54 S.).

die ineinander übergreifen und sich nicht voneinander sondern, sind keine Rhythm en m ehr“. Das Gefühl der Unsicherheit, da»

solch allzeit Bereitsein zu W andlungen nun aber andererseits er­

wecken muss, fördert nicht gerade die Bereitschaft, sich m it diesen Dingen eingehend zu beschäftigen und sie auf ihren W ahrheitsgehalt zu prüfen.

Die Theologen waren nun bisher in der glücklichen Lage, diese Dinge als der klassischen Periode, Demosthenes, Cicero u. a.

angehörend, völlig ignorieren zu können. H at sich nun aber einerseits ergeben, dass zahlreiche christliche Schriftsteller lateinischer Sprache in der Rhythm isierung ihrer Schriften die klassischen Traditionen fortgesetzt haben, so hat nun Blass ver­

sucht zu zeigen, dass das Neue Testam ent, und zwar speziell die pauliniseben Briefe und der H ebräerbrief, die T raditionen der griechischen R hythm ik des Aeianismus aufgenommen haben.

W enn aber Blass nachzuweisen sucht, dass der H ebräerbrief ein in allen seinen Teilen genau gegliedertes Ganze aei, und dass Paulus grosse P artien seiner Briefe, ja ganze Briefe dem­

entsprechend angelegt habe, so muss das freilich das Interesse des Theologen erregen. Ist es wahr, was Blass hier behauptet, dann wäre ein neues Mittel gewonnen, an dem weder die neu- testamentliche T extkritik, noch die Einleitungswissenschaft, noch der vorübergehen könnte, der die schriftstellerische E igenart neutestam entlicher Schriftsteller erkennen wollte. Paulus ein F ortführer klassischer und nachklassischer T raditionen!? Neu- testamentliche T exte wären so um zugestalten, dass den Regeln des asianischen Rhythmus Rechnung getragen würde! Das böte ein neues Mittel zur Erkenntnis des W ertes gewisser neu­

testamentlicher Codices! Das sind allerdings Perspektiven, deren Bedeutung sofort in die Augen springt. Freilich wäre m an gern von vornherein geneigt zu fragen: W as h at Paulus m it der griechischen R hythm ik zu tun, was m it griechischer K unst­

prosa? Ist es nicht ein W idersinn, zu glauben, dass Paulus, w ährend er seinen K orinthern die B edeutung der Auferstehung Jesu Christi für unsere Auferstehung auseinandersetzt, sich ängstlich darum bem üht, dass auch clausula und initium in seinen Sätzen sich entsprechen?! Doch wir müssten ja dieses schwerwiegende Bedenken dann fallen lassen, wenn die Tatsachen uns von der Richtigkeit der Theorie und von ihrer praktischen Anwendung im Neuen Testam ente überzeugten. D er Theologe wird also nicht umhin können, sich m it der gesamten Theorie auseinanderzusetzen und sie auf ihren W ahrheitsgehalt zu prüfen.

Blass unterscheidet zwischen den Rhythm en der attischen Kunstprosa und denen der hellenistischen Periode. Die asianische Rhetorenschule h at letztere ausgebildet und die römische K unst­

prosa hat sie übernommen. D a die Rhythm en der attischen K unstprosa wesentlich anderes Gepräge tragen als die der asianischen, so können wir Blass’ Theorie über jene beiseite

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lassen. Den Hegesias von Magnesia (Anfang des 3. vorchrist­

lichen Jahrhunderts) nennt Strabo als den Anfänger der asiani­

schen Beredsam keit, und von ihm an müssten wir also in der hellenistischen Periode den asianischen Rhythmus verfolgen können.

D a uns aber die Schriften der asianischen Redner bis auf Bruch­

stücke verloren gegangen sind, schliesst Blass, der übrigens keine vollständige Geschichte des asianischen R hythm us geben will, seine D arlegungen der Praxis an die an, die ihm als Fortsetzer der asianischen Beredam keit erscheinen, und wählt als Beispiele die Paulusbriefe und den H ebräerbrief für das erste, Pausanias für das zweite nachchristliche Jahrhundert. D ann sucht er zu zeigen, wie der asianische Rhythm us in mannigfach veränderter Form nachgew irkt h at bei den Röm ern, besonders bei Cicero, Seneca, Curtius Rufus und Apuleius.

W ie sieht nun Blass’ Rhythm entheorie aus? D a Blass leider seine Theorie nicht klipp und klar entwickelt und manche für sie wichtige Bestim mung nur ganz gelegentlich brin g t, muss m an versuchen, selbständig die Blassschen Regeln zusamm en­

zustellen. D ann ergibt sich eine Theorie zunächst für die asianische Rhythm ik der Griechen, welche ich in folgende Punkte zusammenfasse:

a. Aller Rhythmus ist Entsprechen. Also liegt die Prosa­

rhythm ik nicht in der Anwendung bestim m ter schöner Rhythmen, sondern in dem sich Entsprechen zweier oder m ehr rhythm ischer Gebilde.

b. Diese R hythm en können beliebig aus Längen und K ürzen zusamm engesetzt sein, ohne dass bestimm te bekannte Versfüsse oder Metra dadurch gebildet werden müssten. Eine Bevorzugung bestim m ter rhythm ischer Form en findet also nicht statt. E rst die Römer haben bestimmte Form en gewählt.

c. Zur Auffindung der R hythm en gehört die Einteilung des Prosastücks in Perioden, K ola und K om m ata, deren Länge natürlich sehr verschieden ist. Das Prosastück ist also nach der natürlichen Gliederung der Gedanken sozusagen in kleinste Ge­

dankenkom plexe zu zerlegen.

d. Sich entsprechende Rhythm en sind dann vorhanden, wenn bei diesen Sinnzeilen entweder zwei Schlüsse oder zwei A nfänge oder ein Anfang und ein Schluss auf die gleiche Zu­

samm enstellung von L ängen und K ürzen ausgehen. D abei muss das Zusammenstimmende (nach Blass’ Praxis) mindestens vier Silben umfassen.

e. Es ist g u t, wenn die sich entsprechenden Rhythm en möglichst nahe beieinander stehen. Doch können sich ebensogut weiter voneinander stehende, durch andere R hythm en getrennte Zeilen entsprechen. Diese E ntfernung geht nach Blass’ Praxis, soviel ich sehe, bis zur E ntfernung von sechs Zeilen (z. B.

S. 208 f.).

f. D abei können die Anfänge und die Schlüsse anceps y d. h. lang oder kurz sein, ohne dass durch die Verschiedenheit an diesen Stellen das Entsprechen aufgehoben würde. Aber auch in der Mitte braucht nicht im m er völliges Entsprechen zu sein (Dactylus

=

Tribrachys), so dass z. B.

— u o — u u —

noch gleich o .> u u u u u ist (vgl. S. 46 Z. 1 f. v. o.).

A ndere Bestim mungen über H iatverm eidung u. dergl. über­

gehe ich hier.

Ich denke so Blass richtig interpretiert zu haben und füge ein Beispiel hinzu, um zu zeigen, wie sich die Sache in praxi gestaltet. Ich wähle beliebig Blass’ Analyse von 1 Thess. II, 1 — 4 Mitte, Zeile 1 — 10 (vgl. S. 197 f.):

II, 1 auxol yap oiöax(e) aSeXcpoi

XTjV eiooBov Tjjj.a>v xtjv upö? ojxac oxi ou xevirj ^Yovsv 2 aXXa upoTtaöövxe; xai ußpiaölvxe? xadax; o?8axe [iv

iTrapprjotaoafj-eö’ iv xu> öetj r)jiaiv

XaXTjoat

irpo;

u fia ?

xo eua^Y^iov xou deou iv

TroXXtu

O ^ C U V l 5

3 Tj

y a p

irapaxX7]oi<; -rjjxaiv oux ix irXavT)?

ou6’ axafrapoia? ou8’ iv SoXip 4 aXXa xaöaj? 8e5oxijiaojxed’ utco xou öeou

moxeo&^vai xo euayYlXiov

ouxto? XaXoufiev o u j( avSptm cot? a p £ a x o v x e ; io

1 i (initium) 2 c (clausula) y — u — u u y | l c 21 3 i ü y u u ----[

3i 4 c 5c y ü u u ---

l

»<

j

— y | 3c 4 i 5 i u ---u 0 | 5c 8 i — u u — y u u — y u u — u | 5c 6 i --- u u — u | 6 i 7 i --- u u — u --- | 6c 7c 9 i u --- u — | 8c 7 i — u u u — u — | 10c 9 i --- u --- o

Blass analysiert diesem Beispiel entsprechend den G alaterbrief und 1. Thessalonicherbrief ganz und Stücke aus Röm., 1. u.

2. Kor., Philipp, und 1. Tim. 1. Thess. und Gal. sollen ganz rhythm isch sein, die anderen Briefe m ehr oder weniger. Blass gibt wenigstens als P robe bei den letzteren Briefen rhythm ische S tücke, die F rage nach der rhythm ischen Komposition der ganzen Briefe w eiterer U ntersuchung überlassend. H atte er früher schon den ganzen H ebräerbrief analysiert, so hält er an der Tatsache seiner rhythm ischen Komposition auch jetzt fest, gibt aber vor allem an der H and der Handschrift von O xyrhynchos eine grosse Masse von V eränderungen seiner Ausgabe. — So ständen w ir denn, wenn Blass’ Auffassung richtig w äre, vor einem bedeutsamen Resultate. Es w äre in der T a t so, wie Blass sagt (S. 77): „F ü r die stilistische W ürdigung des Paulus muss jetzt geradezu ein neuer Anfang gem acht werden, nachdem in der Einteilung in K ola und den dam it verbundenen R hythm en eine neue Grundlage gegeben ist“. Eine neue Phase in der W ürdigung des Paulus als Schriftsteller, eine neue Phase der T extkritik würde beginnen. —

W enn wir uns der Beurteilung der Blassschen Theorie zu­

w enden, so muss von vornherein ein leider schon eingetretenes Missverständnis abgew ehrt werden: Es handelt sich bei den Blassschen Ausführungen nicht etwa um eine T heorie, welche für die ausserneutestamentlichen Schriftsteller bereits nachgewiesen w äre und nun hier nur auf das N eue T estam ent übertragen würde. Vielmehr steht noch die ganze Blasssche Theorie in Be­

ziehung auf die attische, wie die asianische und römische K unst­

prosa in F rage. Es fragt sich also im m er noch: Ist wirklich das Entsprechen im Sinne Blass’ das W esen der griechischen rhythm ischen K unstprosa? U nd: sind alle weiteren Regeln von Blass wirklich richtig angegeben? Blass h at m it seinem früheren Buche über die attische K unstprosa bei den klassischen Philo­

logen wenig Anklang gefunden. U nd die neue Arbeit setzt sich in grossen P artien in Gegensatz zu allem, was m an bisher über diese D inge dachte und wusste. W irklich energisch und m it Erfolg ist auf dem Gebiete der Rhythm ik nur auf seiten der lateinischen L iteratur der klassischen und nachklassischen Zeit gearbeitet worden, vor allem über Cicero. Blass muss nun hier auf seiten der L ateiner einen grossen Teil der gem achten Be­

obachtungen bestätigen, nämlich dass der Rhythm us auf die Schlüsse zu beschränken ist, und dass bestimm te Schlussrhythm en bevorzugt werden. N ur will er auch hier noch seine Theorie von dem Sichentsprechen zweier Klauseln durchführen, und da­

durch setzt er sich wieder in extrem en Gegensatz zu allem bisher auf diesem Gebiete Erarbeiteten.

H andelt es sich aber weder um eine bewiesene noch an­

erkannte T heorie, so sind andererseits Gründe genug vor­

handen, welche uns bewegen müssen, der Blassschen Theorie nicht zu folgen.

1. D ie B l a s s s c h e T h e o r i e k a n n s ic h w e d e r in ih r e m H a u p t p u n k t e , n o c h in v e r s c h i e d e n e n E i n z e l h e i t e n a u f d ie A u s s p r ü c h e a n t i k e r A u t o r e n b e r u f e n .

Dass der Prosarhythm us in der ein- oder m ehrm aligen W iederkehr derselben Zusammenstellung von L ängen und K ürzen bestehe, dass also das W esen des Prosarhythm us das Entsprechen sei, diese Grundthese der Blassschen Theorie, m it der sie steht und fällt, findet sich nirgends in der antiken L iteratur klar ausgesprochen oder angedeutet. W as Blass hierfür an Notizen in seinem früheren Buche schon und dann jetzt wieder vor­

b ringt, besonders aus Cicero, bekom m t erst dann ein wenig W ahrscheinlichkeit, wenn man a priori Blass’ Theorie für richtig hält und dann die betreffenden Stellen danach auslegt. Aber wer die Stellen unbefangen liest und m it Ciceros sonstigen Aussagen im orator zusam m enhält, kom m t nicht auf den Ge­

danken, den Blass dort findet. Das Gleiche gilt von Blass’

Interpretation der Stelle bei Seneca Epist. 100, 6 u. a. St. W enn

aber Blass recht hätte, so müssten wir irgendwo diese einfache

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Definition: Rhythm us = Entsprechen zweier rhythm ischer Ge­

bilde finden. — Aber auch in den Einzelheiten steht Blass’

Theorie von den antiken A utoren verlassen da. W o steht etwas von dem Sichentsprechen von clausula und initium bei den antiken A utoren, wo von der U nabhängigkeit der sich ent­

sprechenden Glieder von den einzelnen Arten der Versfüsse etc.?

DaB sind alles Dinge, die Blass nicht aus den antiken Autoren gelernt hat, sondern eingeführt hat, um seine Theorie praktisch durchführen zu können, wie er früher das Uebergreifen der Rhythm en ineinander behauptete, wie er selbst gesteht, „um rhythm isieren zu können“. Blass wird uns zwar die mancherlei tatsächlich vorhandenen U nklarheiten antiker Autoren über die R hythm ik entgegenhalten, aber wenn man eine derartige, von den bekannten Aussprüchen antiker Autoren abweichende Theorie entwickelt, dann muss m an irgendwo in der antiken L iteratur eine starke Stütze dafür haben. Doch Blass wird w eiter sagen:

D ie P raxis ist bei der Unsicherheit der Theorien antiker Autoren entscheidend. Und Blass gibt uns reichlich Gelegenheit, seine T heorie in der Praxis in ganzen Briefen zu prüfen. Und in der T at! Es überrascht, so auf einmal den H ebräerbrief und den Galaterbrief in ein rhythmisches Gebilde verw andelt zu sehen.

Aber ich entgegne:

2. N a c h d i e s e r T h e o r i e k a n n m a n so z i e m l i c h in j e d e r P r o s a s c h r i f t r h y t h m i s c h e K u n s t p r o s a e r k e n n e n . Man bedenke folgendes: H at man eine Proeaschrift in Sinnzeilen abgeteilt, so kann m an nach Rhythm en suchen. Man sieht zu, ob der Anfang der ersten Zeile irgendeinem der benachbarten Schlüsse oder Anfänge von Sinnzeilen entspricht. Passt das zu­

fällig nicht, so geht m an ein bischen w eiter; Blass geht, wie ich sehe, bis zu sechs Sinnzeilen weit beim Suchen entsprechender A nfänge und Schlüsse. D a ergeben sich also schon elf Schlüsse bzw. Anfänge, welche korrespondieren können. Irgendwo findet sich also dann ein entsprechendes Gebilde, häufig natürlich auch ganz nahe. Dabei ist es ja ganz gleichgültig, ob m an vier, fünf, sechs oder m ehr Silben korrespondieren lässt. N eue Momente zum Finden korrespondierender Rhythm en tauchen dadurch auf, dass es nichts schadet, wenn einmal statt einer Länge im korrespondierenden Gliede eine K ürze steht, entweder am Schlüsse, das ist selbstversändlich, aber auch am Anfang und in der Mitte; oder es kann auch am Anfang oder am Schluss ein Vorschlag oder Nachschlag einer Silbe stehen, ohne dass dadurch die K orrespondenz aufgehoben würde. Man sieht, da sind schon unendliche Möglichkeiten vorhanden, korrespondierende Glieder zu finden. W enn’s aber gar nicht gehen will, wendet m an textkritische Verbesserungen an oder m an teilt die Sinn­

zeilen, deren Abteilung ja nicht imm er ganz sicher zu treffen ist, etwas anders ab. Die Probe auf das Exem pel kann man an jedem beliebigen, offenkundig nicht rhythm isch angelegten Stücke m achen; m an wird überall Entsprechen finden. Von L ukas, der im Prooemium seines Evangeliums keine R hythm ik habe, sagt Blass, man solle bei ihm nicht nach Rhythm en suchen. Also bei diesem unrhythm ischen Schriftsteller schlug ich beliebig auf Act. 9 , 1 — 2 und analysiere nach der Blassschen Theorie:

IX, 1 ' 0 Sk SaüXo; exi Ivrcveajv arceiXris xal cpovoo

eis xous jxaÖTjxas xou xopioo npo

se k O w v

xa) ap^iepsi

2 ^x-fjoaxo Trap’ aoxoo imaxoXa? 5 eis Aajxaoxov irpos la s

o o v a y w y a s

onöl)? ia v xivas eup-fl xrj; oSou ovxa?

avSpas xs xal 'p v a tx a c

BeosjiIvoos ei? ' IepooaaXrjji.. io 1* 5 l (u) u — v u u — u u [ 2. 3 c u u — |

3 i 6 i ( - ) - u --- | 3 i 9 . --- u - y --- | 4. 5 i ü — u u u — u u — | 5. 10c (•> — UU(J — u u — u — [ 6c 7c 8. — <_>u — <j | 7 i 9 i |

7 c 10 c — u u — il (—) | 10 i 10 c ö o u — u u

Es ergibt sich, dass auch dieses unrhythm ische Stück durchaus den Regeln der Blassschen Rhythm ik entspricht. Uebrigens sah

ich bei dieser praktisch ausgeführten Analyse, dass es völlig in die W illkür des Analysierenden gestellt ist, ob er l i m it 3 c oder irgendeinem anderen passenden Gliede korrespondieren lassen will. D er Analysierende sucht sich nur die nächsten längsten Rhythm en aus und nach einiger Uebung findet man dann auch die längste Korrespondenz. Aber die Auswahl ist oft ganz willkürlich. So könnte ich von der analysierten Stelle wie von den Blassschen T exten noch ganz andere Analysen geben. N un schlage m an auf, wo m an will, im Neuen T esta­

mente, m an wird ziemlich überall die Blasssche Theorie anwenden können. Es wird vielleicht ein p aar T exte geben, wie Blass selbst schon gem erkt hat, die zufällig etwas m ehr widerstreben, aber auch hier wird man nach einigem Suchen die dann etwas weiter voneinander entfernten vermeintlichen R hythm en finden können. Es nim m t uns nun nicht m ehr wunder, dass Th. In nitzer*

in Eph. 1, 3 — 14 die Blassschen Rhythm en entdecken konnte.

Ich habe z. B. diese vermeintlichen Rhythm en konstatiert in folgenden beliebig gewählten Stücken: bei Origenes (Lommatzsch Bd. I), bei Isidorus Pelusiota, in einer für den Bischof Marcus von Ephesus ca. 1500 gehaltenen Leichenrede und last not least in der neugriechischen Zeitung NCA HMEPA vom 23. August

1905! Man nehme nun noch irgendein beliebiges, vielleicht ein modernes griechisches Stück zur H and, und man wird auch da diese vermeintlichen Rhythm en finden. Es liegt auf der H and, dass eine Theorie, welche so dehnbar ist, dass die Anwendung ihrer Grundsätze jede Prosa zur rhythm ischen K unstprosa macht, unmöglich richtig sein kann.

Ist das schon entscheidend gegen Blass, so will ich nur noch einen Grund anführen:

3» E s i s t u n m ö g l i c h , s i c h v o r z u s t e l l e n , d a s s d e r A p o s te l P a u l u s o d e r e i n s o n s t i g e r S c h r i f t s t e l l e r d e r g r i e c h i s c h e n W e l t in d i e s e r h ö c h s t e K u n s t b z w . K ü n ­ s t e l e i v o r a u s s e t z e n d e n P r o s a s c h r e i b t . Ich bitte, sich an dem obigen Beispiele aus dem Thessalonicherbriefe nur einmal zu vergegenw ärtigen, welche unendliche K unst, welche A nstrengung es erfordert haben m üsste, alle diese unendlichen Korrespondenzen in die Arbeit hineinzubringen, deren Rhythm en nicht einmal in das Ohr fallen und so die Sache erleichtern.

Man denke daran, dass der Rhythmus — „ <> — u

,j

— noch gleich

u u u u u u u

sein soll! Die künstliche Herstellung dieser Prosa w äre schwieriger, ganz unvergleichlich schwieriger gewesen als die Herstellung einer Ode m it einem unendlich künstlichen Versmass. Dass Paulus oder Plato derartig ihre Prosa verfasst haben, ist eine völlig unvollziehbare Vorstellung.

So müssen wir denn die ganze mühevolle und fleissige Arbeit von Blass auf diesem Gebiete und dam it sowohl seine frühere Analyse des Hebräerbriefes wie seine jetzige der paulini­

schen Briefe ablehnen, weil diese Theorie und Praxis nie bei den Griechen existiert hat. R h y t h m i s c h e K u n s t p r o s a im S i n n e B l a s s ’ f i n d e t s ic h w e d e r b e i d e n G r i e c h e n ü b e r ­ h a u p t , n o c h s p e z i e l l im N e u e n T e s t a m e n t e .

D am it ist aber auf die F rage: Existiert rhythm ische K unst­

prosa überhaupt im Neuen Testam ente? noch keine endgültige Antw ort gegeben. Man h at nun den Eindruck, dass in bezug auf das N eue Testam ent in dieser Hinsicht überhaupt nicht viel erreicht werden kann. D ie ganze stilistische E igenart der neu- testamentlichen Schriftsteller weist uns dahin, ein bewusstes Lernen von der spätgriechischen Rhetorik, bei welcher wir eben jene Kunstprosa finden, als nicht wahrscheinlich anzusehen.

W ir müssen wohl bei Paulus die K unst seiner Prosa im Aufbau seiner Gedanken, in der W ahl seiner W orte bew undern, aber man hat nicht den E indruck, dass er diese W irkung der An­

w endung der K unst der Schule verdankt. Darum wird man auch von vornherein annehm en müssen, dass, wo man rhythm ische Prosa im N euen Testam ente findet, sie m ehr eine Folge des natürlichen Gefühls für Schönheit des Tonfalls, als die einer guten Rhetorenschule ist. Aber wie kann m an diese natürlichen Stilregeln fassen? Gewiss wieder nur im Zusammenhange m it der Untersuchung der profanen griechischen Literatur. W as wurde da an Rhythm us als schön em pfunden? W ir stehen da vor der Tatsache, dass m an auf seiten der Profangräcität noch

* Vgl. „Zeitschrift für kathol. Theologie“, Bd. 28, 1904, S. 012 ff.

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nicht zu einem festen Ergebnis gekommen ist. Imm erhin scheint m ir das, was E duard N orden* über diese D inge sagt, die Grundlage für weitere U ntersuchungen bilden zu müssen. Danach ist das H ervortreten vor allem des K retikers (— ) und des Trochäus, eventuell des Choriambus (— u u —), alle drei in m annig­

facher V erbindung in den Schlüssen der K ola und K om m ata charak­

teristisch. Es w äre zu untersuchen, inwieweit gerade diese Vers- füsse in den Schlüssen des Neuen Testam ents derartig häufige Anw endung finden, dass m an sagen m üsste, dass ihr H ervor­

treten nicht auf einem Zufall beru h t, sondern y der Autor m it m ehr oder minder Bewusstsein jedenfalls aus dem Schönheits- gefühl heraus gerade derartige Tonfälle gew ählt hat. W ir möchten nur an einem Beispiel zeigen, in welcher Richtung Ti. E. die A rbeit in bezug auf das N eue T estam ent gehen müsste. In jener Stelle des Galaterbriefes (Gal. 2, 16), wo Paulus in gehobener Sprache das wiedergibt, was er einst dem Petrus in Antiochien über Gesetzeswerke und Glauben an Jesum Christum gesagt hat, stellt sich eben jener Rhythm us ein:

elSoxes 8e oxi

ou

8ixat|ouxai av&ptorcos (—u —| —u) ijj spytov vofjLoo £av

jxtq

8ia | moxetos Xpioxou ’lrjaou

( - - - I ---| ---) xal Yjfj-et; ei; Xpiaxcv ’I

tj

I

oouv

eirtaxeuaa[xev ( -

d

- | -

uu

) iva 8ixatu>£HujiEV Ix | iriaietos Xpiaxou (— u — | ---- )

x a l | oux !£ ep y w v vojjlou (---| — u —)

oxi ifc epYcov vojxou ou 8ixaiu>|&-^aeiai ita a a aapfc (—« —| —u —) Im H ebräerbrief und sonst habe ich ähnliches bem erkt.

G eht das auf Zufall zurück oder spielt hier das Schönheitsgefühl des Autors eine Rolle? Untersuchung kleiner Stücke kann darauf nicht endgültig Antwort geben. Grössere Schriftkomplexe m üssten analysiert werden. Es kann imm erhin nicht als ganz ausgeschlossen erscheinen, dass man auf diesem W ege interessante Erkenntnisse zutage fördert. A ber es scheint nicht geraten, diese A rbeit jetzt schon zu unternehm en. Solange w ir auf dem Ge­

biete des Prosarhythm us in der Profangräcität noch nicht weiter gekommen sind, als wir es heute sind, h a t es grosse Bedenken, bereits m it dem N euen Testam ente zu beginnen.

Aber über eine etwas anders geartete R hythm ik im Neuen Testam ente lässt sich schon etwas sagen, ich meine den Rhythm us im übertragenen Sinne, den Rhythm us der G edanken. Durch die Schreibung des neutestam entlichen Textes in Sinnzeilen wird hier m anche verborgene Schönheit hervorgehoben. So erst wird die rhythm ische Schönheit des H ym nus in Eph. 1, 3 — 14 klar, w ie ihn Innitzer (a. a. 0.) in m ehrfacher H insicht richtig ge­

w ürdigt h a t, und wir empfinden gewiss etwas von derartiger Schönheit, wenn w ir Gal. II, 19— 20 lesen:

k -fu ) y d p

8ta vojiou vo'jitp aiuedavov tva deip CY]au)

Xpioxt|> aoveaiaupojjiai

£uj 8& oox£it ly«)

C'fl 8s Iv ifiol X piaios . . . .

G r e ifs w a ld . Hermann Jordan.

M e in h o ld , D. Johannes (Professor an der U niv ersität Bonn), S a b b a t u n d W o c h e im A lte n T e s ta m e n t. Eine U n ter­

suchung. (Forschungen zur Religion und L ite ra tu r des A lten und Neuen T estam ents, herausgegeben von D. W ilhelm Bousset und D. H erm ann Gunkel. 5. H eft.) G öttingen 1905, Vandenhoeck & R uprecht (52 S. g r. 8). 1. 80.

D ie R edaktion des „Theologischen L ite ra tu rb la tte s “ h a t diese ih r zu r Anzeige übersandte A rbeit Meinholds m ir zur Besprechung überwiesen. Ich sehe keinen Grund, mich dieser A ufgabe zu entziehen.

Meinhold selbst nennt das R e su lta t seiner U ntersuchung

„verblüffend“ . E s besteht d arin , dass der S abbat e rst eine E rfindung Ezechiels ist. F rü h e re G elehrte haben mosaischen oder kananäischen oder babylonischen U rsprung angenommen, ab e r alle ohne „scharfe kritische D urchm usterung“ ih rer Q uellen. Die Babylonisten sind dadurch w iderlegt worden, dass Pinches in den Proceedings of the Society of B iblical A rchaeology 1904 p. 51 ein sumerisch-babylonisches T ag e v er­

* Antike Kunstprosa II. Bd. Leipzig 1898. S. 909 ff.

zeichnis vorgelegt h a t, in welchem der 15. T a g sa-p at-ti g e ­ n a n n t w ird ; d er 15. T a g des Monats is t aber d er Vollmonds­

ta g . Und wenn die A ltte sta m en tler frü h er meinten, dasB der Sabbat doch schon in der K önigszeit g en a n n t w erde, so haben sie eben nicht bedacht, dass der S ab b at an diesen Stellen neben dem Neumond ste h t, also ebenfalls den V ollm ondstag bedeuten muss. D as z e ig t auch die Etym ologie: raiü heisst ru h en , m it der A rbeit auf hören, also fe rtig werden. D er Mond w ird aber am Vollm ondstage fertig . Nun bezeichnet freilich Ezechiel die B eobachtung des je siebenten T ag e s als das Bundeszeichen der Isra eliten seit dem Sinai. A ber das bew eist g a r nichts. Denn Ezechiel v e rfä h rt m it der B ehand­

lung der alten G eschichte re c h t w illk ü rlich , m it d er Um­

änderung und N euschaffang kultischer E inrichtungen sehr g e­

w altsam . Es sp rich t also g a r nichts dagegen, dass er das E x il als S tra fe fü r U ebertretungen einer e rs t von ihm ge­

schaffenen „g ö ttlic h en “ O rdnung b e tra ch te t. W enn er sa g t, dass die Isra eliten frü h e r den wöchentlichen F e ie rta g n icht beachteten, so is t daraus eben der Schluss zu ziehen, dass sie ihn g a r nicht kannten. Dem Ezechiel aber ist bei seinem S abbat eine Verw echselung des Vollmondstages rau; m it dem alle sieben T ag e eintretenden R uhetage b eg e g n et, wie er in J u d a zwischen den sieben W ochen der E rntezeit, und n u r dann, gefeiert wurde.

„D as also is t die W u rzel der jüdischen S abbatsidee!“ rnfen.

w ir m it Meinhold aus, er trium phierend, w ir verw undert. A ber es ist des „V erblüffenden“ noch nicht genug. Auch H aggai, S ach arja und M aleachi kennen den Sabbat noch n ic h t; er h a tte sich dam als noch lan g e nicht allgem ein durchgesetzt. W enn jem and sich dem gegenüber au f den Dekalog berufen wollte, so w ird er auf die T atsach e aufm erksam gem acht, dass der D ekalog erst aus dem P riesterk o d ex E sras stam m t. Und die allgem eine D urchführung des S abbats entstam m t g a r e rst der verhängnisvollen T ä tig k e it Nehemias. Aber auch um 4 0 0 h a t es m it der strengen S abbatbefolgung noch seine Schw ierig­

keiten g eh a b t; e rs t die m akkabäische Zeit und die P a rte i der ChaBidim h a t dem S abbat zum dauernden Siege verholfen.

W as soll man nun zu diesen „verblüffenden“ neuen E r ­ rungenschaften der K ritik sag en ? N un, w ir wollen einfach die T atsache re g istrie re n , dass Meinhold sich je tz t un ter den

„ K ritik e rn “ zu der fortgeschrittensten Stelle aufgeschw ungen h at. Dass der S abbat nicht von Ezechiel eingesetzt ist, be­

w eist uns, die w ir den P ropheten nicht für einen Schwindler h alten, schon sein W o rt (20, 2 ff.): „So sp rich t der H e r r: Ich fü h rte die Isra eliten aus A egypten heraus und brachte sie in die W ü ste , gab ihnen do rt meine Satzungen und auch meine Sabbate gab ich ihnen, dass sie ein Zeichen seien zwischen m ir und ihnen; ich sprach zu ihnen in der W ü ste: Befolget meine Rechte, und meine S abbate h a lte t heilig! A ber sie en t­

w eihten meine S abbate, — und d afü r sind sie je tz t b e s tra ft“ . W ie Ezechiel das E xil als S tra fe fü r U ebertretungen eines Gebotes ansehen soll, das er selbst e rst gegeben h at, w ill uns nicht in den Kopf. D a w ir w eiter den D ekalog für mosaisch

halteD,

können w ir den S tre it, ob er aus dem siebenten oder sechsten oder fünften Ja h rh u n d e rt stam m t, ru h ig den R eli­

gionshistorikern überlassen. D ass ra is n icht seine B edeutung gew echselt haben k an n , indem es in vorexilischer Zeit den Vollmond bedeutete, dagegen von Ezechiel im Sinne des le tzten W ochentages genommen w urde, is t auch klar. Uebrigens heisst raia auch g a r nicht „ fe rtig , vollendet se in “ , sondern auf­

hören, im Ni. auch verschw inden; also m üsste raiu nach dieser Etym ologie das le tzte V iertel sein. Die F ra g e , w arum im Babylonischen der 15. T a g bisweilen sapattum h eisst, was hebräisch rsir oder asm sein k an n , überlassen w ir zunächst den Assyriologen zur B e an tw o rtu n g , die d arüber noch lange nicht einig sind.

Ueber eins habe ich mich jedoch gew undert. Im ersten H efte dieser von Bousset nnd Gunkel herausgegebenen F o r­

schungen h a t Gunkel den S atz au fg e stellt, dass der Sonntag nicht speziell christlich sei, sondern schon vorher in jüdischen Kreisen gefeiert sein „m üsse“ ; sagen w ir also, um 50 v. Chr.

W enn nun Meinhold den S abbat e rst in der M akkabäerzeit

stre n g gefeiert sein lässt, so rücken diese D aten so nahe an-

(5)

490

«inander, dass man sich zur Kom bination beider versucht fühlt nnd sich w undert, dass Meinhold sie n icht vollzogen h at. W ie w äre es, wenn man von A nfang an sich nicht k la r darüber geworden sei, ob man den letzten oder den ersten W ochentag als S abbat feiern solle. D a Ezechiel sich darü b er nicht aus­

spricht, so w äre das Judentum in zwei P a rte ie n zerfallen, von welchen die eine den Sonnabend, die andere den Sonntag feierte. S p äter tren n ten sich beide: die eine P a rte i setzte sich im talm udischen Judentum e, die andere im Christentum e fort. G ew altige religionsgeschichtliche A usblicke, die man durch den H inw eis fundieren k önnte, dass auch heute noch O esetze, welche die Sonntagsfeier regeln, als Sabbatordnungen bezeichnet werden. Die U nsicherheit über die F ra g e : Sabbat oder S onntag? w irk t also offenbar seit Ezechiel bis zum 20. Ja h rh u n d e rt fort.

G r e ifs w a ld . Lic. theol. Wilhelm Riedel.

S a n d a y , W ., D.D., L .L .D ., L itt. D. (L ady M a rg a re t P ro ­ fessor of D ivinity and Canon of C hrist C hurch, Oxford, hon. Fellow of E x eter College), S a c r e d S ite s o f th e G o s p e ls w ith Illu stra tio n s, Maps and P lan s. W ith the A ssistance of P au l W aterhouse, M.A., F.R . J.B .A . Ox­

ford 1 9 0 3 , Clarendon P re ss (X II, 126 S. gr. 8). Geb.

13 sh. 6 d.

Ein k u rzer A ufenthalt des V erf.s in P a lä stin a im F rü h lin g 1 902 w ar die nächste V eranlassung zur H erausgabe dieser E rö rte ru n g über die L age der in den E vangelien erw ähnten geographischen Punkte. Um m it dem Aeusseren dieses höchst eleg an t a u sg esta tte te n Buches zu beginnen, so w ird jed er L eser e rfre u t sein über die m eist sehr g u te n , grossen Illu stratio n en , die nach P hotographien teils der einheimischen P hotographen (Bonfils, A m erican Colony), teils des P alestine E xploration Fund g e fe rtig t und in der beträchtlichen Zahl von 57 eine w irkliche Zierde des W erkes sind. In vier K apiteln behandelt der Verf. sein Them a: 1. The extern al aspect of P alestine in the tim e of C h rist, 2. Sites outside Je ru sa le m , 5 . Sites in Jeru salem , 4. Some recent literatu re . Im ersten K apitel sucht der Verf. das allgem eine Aussehen P a lä stin a s zur Zeit C hristi zu zeichnen: an S telle des gegen­

w ärtig e n sarazenischen C harakters der B auten sei damals durchaus der griechisch-röm ische S til herrschend gewesen.

„ W e r in grösserem Maasstabe bauen w ollte, konnte nur griechich-röm ischen V orbildern folgen“ . Im allgem einen kann m an diesem Satze völlig zustim m en, n u r d a rf wohl zw eierlei nicht unbetont bleiben: einm al, dass zu r Zeit C hristi dieser Btarke griechisch-röm ische Einfluss e rst in seinem A nfangs­

stadium w ar und wohl nur bei wenigen öffentlichen B auten, wie sie Herodes und seine N achfolger aufführten, zu r G eltung kam . Denn dem frommen Judentum der Z eit Christi w ar, wie uns m ehrfache N achrichten z. B. aus Jerusalem und aus T iberias bezeugen, die fremde K unst wenig sym pathisch, und e r s t sp ä te r zur Zeit der syrischen K aiser scheint es römischem Einflüsse in grösserem Masse zugänglich gew orden zu sein.

A ndererseits ist der römische S til im O rient immer ein pro­

v in z iell-b a rb arisch e r geblieben, wie wohl am deutlichsten die interessanten K apitale am D oppeltor un ter der Aksa- moschee zeigen, die vielleicht die letzten künstlerisch bedeut­

samen R este vom herodianischen Tempel sind und sehr e ig e n a rtig e , noch durchaus nicht genügend g ew ürdigte stili­

stische Form en aufweisen. Eine einfache U ebertragung des klassischen (etw a pompejanischen) Stiles dürfte kein völlig zu­

treffendes Bild der palästinensischen Bauw eise zur Zeit C hristi liefern. Mit R echt w eist der Verf. w eiter au f den U nterschied des jetzigen degenerierten Judentum s in P a lä stin a von dem Judentum der Z eit C hristi hin; er h ä tte dabei auch auf die Rassenverschiedenheit hinweisen k önnen, die zwischen den heutigen Aschkenazim (zu denen die w eitaus grösste Zahl der heutigen Juden P a lä stin a s gehört) und der heute fa st ganz verschwundenen jüdischen U rbevölkerung besteht; die N ach­

kommen der letzteren d ürften zu nicht g erin g e r Zahl heute n n te r den A nhängern anderer Religionen in P alä stin a zu suchen sein. Die äussere K u ltu r P alä stin a s w a r, wie der Verf. m it

Recht hervorhebt, in je d er H insicht einst viel glän zen d er;

e rst die Mongolen und T ürken haben diese definitiv ru iniert.

Im zw eiten und d ritte n K apitel e rö rte rt der Verf. die topographischen F ra g en und zeigt dabei eine schätzensw erte

V orsicht. In den meisten P un k ten v e r tr itt er die je tz t herrschenden Ansichten, so dass es nicht n ötig ist, das D etail im einzelnen wiederzugeben. Ich hebe nur weniges hervor, w orin ich anderer Meinung bin. A uf S. 29 scheint der Verf.

den Namen der dekapolitischen S ta d t Täpaaa als ursprünglich griechisch zu b etra ch te n , wie dies schon im A ltertum m it Y^poiv (Etymologium Magnum s. v. repaairjvoi; und K om m entar zu r A rithm etik des Nikomachos bei B erkel zu Stephanus B yzantinus vgl. Droysen I I S. 599 f.) gelegentlich zusammen­

g estellt worden is t; indes is t der Name doch gewiss ä lte r und semitischen U rsprungs. In der F ra g e, ob K apernaum in T eil Hum oder in Chan Minje zu suchen ist, neig t der Verf. zum le tz te re n , ohne sich völlig sicher zu entscheiden; ich neige zum erste re n , wobei freilich die Schw ierigkeit b le ib t, dass die Quelle K apharnom e, die Josephus erw äh n t, dann eine halbe Stunde en tfe rn t lag. W as das A lte r von Safed an­

la n g t, so d a rf ich zu S. 39 u. 1 beiläufig vielleicht auf die E rw ähnung des O rtes in der V ulg ata Tob. 1 , 1 hin- weisen. W as die L age des G rabes C hristi a n la n g t, so t r i t t der Verf. der neuerdings gerade von englischer Seite eifrig st v ertretenen Identifizierung m it dem sog. Gordonsgrab vor Bäb e l-a m ü d nicht bei, sondern spricht sich für die W a h r­

scheinlichkeit der traditionellen Stelle aus, wobei er besonders die K o n tin u ität der christlichen T rad itio n in der Jerusalem er Gemeinde zwischen T itu s und Constantin betont. Ich möchte die le tz te re keineswegs leugnen, wenn man sie auch meines E rachtens nicht überschätzen d a rf (vgl. H arnack, Die Mission und A usbreitung des C hristentum s S. 418). Die Möglichkeit, dass die T radition ric h tig ist, h ä n g t bekanntlich ab von dem L aufe der S tadtm auer zur Zeit C hristi, und wohl m it R echt nimm t man je tz t meistens an , dass diese dam als die heutige Stelle der GrabeBkirche nicht einschloss. Indes bleibt auch dann noch ein bedenklicher Zweifel. Herodes A grippa I.

(41 — 44 nach Chr.) näm lich baute die d ritte S tadtm auer, welche wohl m it dem Laufe der heutigen S tadtm auer zu­

sam m enfällt und welche jedenfalls, wie zugestanden w ird, die S tä tte der heutigen G rabeskirche einschloss. W ir wissen, dass schon vor diesem M auerbau ein grosses Q uartier im Norden vor der S ta d t la g (Bezetha) und dass eben die A usdehnung der Mauern offenbar dadurch veran lasst w a r, dass zahlreiche H äuser dam als vor der S tad t lagen. Es ist deshalb nichts w ahrscheinlicher, als dass auch schon zur Zeit des Todes C hristi um 3 0 nach Chr., d. h. ein Ja h rz e h n t vor A grippa I., die Stelle d er je tzig en G rabeskirche, zum al sie ganz nahe vor d er zw eiten M auer lag, nicht m ehr unbebaut w ar, sondern be­

re its in der V o rstad t la g ; n u r wenn hier w irklich H äuser vor­

handen w aren , begreift man den M auerbau A grippas. Das w ürde aber gegen die R ichtig k eit der traditionellen G rabes­

s tä tte sprechen.

Das vierte K apitel bespricht die neueste deutsche und eng­

lische P a lä stin a lite ra tu r.

Als A nhang zu Sandays Buch h a t P au l W aterhouse ein K apitel über den herodianischen Tem pel geschrieben, den er auf G rund von Josephus und dem talm udischen T ra k ta t Middot rek o n stru ie rt und dam it die w ertvollen A rbeiten von Schick w e iterfü h rt und zum T eil verbessert. E in Bild veranschaulicht die Rekonstruktion.

Das Buch Sandaya w ird allen, die sich k urz und objektiv über die einschlägigen F ra g e n un terrich ten w ollen, höchst

willkommen sein. Lic. Dr. Hölscher.

W e is s , F r. A lbert M aria, 0 . P r., A p o lo g ie d e s C h r is t e n ­ tu m s . E rs te r B and. D er ganze Mensch. V ierte Auflage.

F re ib u rg i. Br. 1905, H erder (XV I, 947 S. 8). 6. 80.

Neben der dreibändigen Apologetik des unlängst v e r­

storbenen T übinger G elehrten P au l Schanz nimm t das f ü n f ­ bändige W erk des in F re ib u rg (Schweiz) w irkenden Dom ini­

kaners A. M. W eiss die vorderste Stelle in der neueren

katholisch - apologetischen L ite ra tu r D eutschlands ein. D ia

(6)

491

w ährend der J a h re 1 8 7 8 — 89 erschienene erste Auflage dieser ans V o rträ g en hervorgegangenen voluminösen S ch rift b etite lt sich „Apologie des C hristentum s vom S t a n d p u n k t e d e r S i t t e n l e h r e “ . E ine zweite Auflage begann 1888 u n te r dem etw as v eränderten T ite l „ Apologie des C hristentum s vom Standpunkte d e r S i t t e u n d K u l t u r “ ans L ic h t zu treten . S eit der d ritte n , 1894 ff. erschienenen Auflage verschw and der den „S tan d p u n k t“ des U nternehm ens bestimmende Z usatz des G eneraltitels. D agegen erh ie lt seitdem d er Spezialtitel des ersten Bandes, w elcher früher kurzerhand „D er ganze M ensch“

g elau te t h a tte , den oben angegebenen Z usatz „ H a n d b u c h d e r E t h i k “ . In der T a t w erden in den 24 V o rträg en dieses grundlegenden ersten T eils fast alle H auptproblem e sowohl der Individual- wie der Sozialethik vom katholisch - christlichen Standpunkte aus e r ö rte r t; n u r fehlt diesen E rö rte ru n g e n der festere system atische Zusammenschluss — weshalb eine Neben­

üb ersch rift wie etw a „ B e i t r ä g e zu r E th ik “ (oder ähnlich) jedenfalls vorzuziehen gewesen w äre. — Auch hinsichtlich ih re r G ruppierung w aren den 24 V orlesungen, die den Band füllen, schon in Auflage 3 einige A bänderungen zuteil ge­

w orden, welche die g egenw ärtige Auflage beibehalten h at.

S ta tt , wie ursprünglich in n u r drei G ruppen, erscheint die ganze Reihe der B etrachtungen je tz t in v i e r A bteilungen ge­

g liedert. In der ersten (Vorlesung 1— 7) w erden „die K rä fte des ganzen M enschen“ beschrieben, näm lich V ernunft, Gewissen, W illensfreiheit, sam t den Leidenschaften und dem sog. Gefühls­

verm ögen. In A bteilung I I (V orlesung 8 — 11) w ird über das

„A rbeitsfeld des ganzen Menschen“ geh an d elt, näm lich über sein Fam ilienleben, seine geselligen Pflichten und seine b ü rg e r­

lichen Tugenden. In A bteilung I I I w ird des N äheren d a r­

g elegt, „w ie das Christentum zum ganzen Menschen e rz ie h t“, und zw ar dies m ittelst K larstellu n g des Zieles dieses religiös­

sittlichen Erziehungsprozesses, sowie des christlichen Glaubens als des H auptm ittels zu r E rreich u n g des Zieles. Nachdem durch die sieben V o rträ g e dieser d ritte n Gruppe (Nr. 12— 18) das W esen und W irk e n des Christentum s als der Religion der w ahren H u m anität von verschiedenen Seiten her beleuchtet w orden, zeigen die sechs V o rträ g e des Schlussteils IV noch,

„W ie sich einer selbst zum ganzen Menschen b ild e t“ (nämlich durch rich tig es Treffen schon der ersten E ntscheidung; durch A blegen aller H alb h eit; durch energisches E indringen ins Him m elreich [gemäss dem W orte C hristi in M atth. 11, 12];

durch E in h a ltu n g g u te r O rdnung bei B e tä tig u n g der c h rist­

lichen T ugend; durch W ahrnehm ung auch der K leinigkeiten, die zu r E rfüllung des Christenberufs gehören, u. s. f.). M ehrere dieser A useinandersetzungen haben in der g egenw ärtigen neuen Auflage zeitgem ässe E rw eiteru n g en erfahren, teils durch exkurs­

a rtig e Zusätze (wie u. a. der über die modernen „V ersuche zu einem E rs a tz fü r die G ew issensm oral“, h in te r V o rtra g 3 „D as G ew issen“, S. 1 3 7 ff.), teils durch sonstige E rgänzungen kürzeren oder längeren Umfangs. Zu den Zusätzen le tz te re r A rt ge­

hören nam entlich m ehrere auf den A ntichristianism us Nietzsches bezügliche P a rtie n (S. 164 f.; 4 5 3 f.; 691 f.). D ie R echt­

fertig u n g des christlichen Moral- und K ulturprinzips gegen­

über den verschiedenen Form en der irreligiösen Moral und Unm oral neuesten D atum s h a t der Verf. überhaupt m it gutem E rfolge sich angelegen sein lassen, u n te r fleissiger B enutzung d e ra rtig e r H ilfsm ittel, wie sie von W . Schneider (jetzigem Bischof von Paderborn) in der S ch rift „G öttliche W eltordnung und religionslose M oral“ (1900), von Fouillee in der C ritique des system es de morale contem poraines (1899) u. a. m. d a r­

geboten w erden. F ü r das spezifisch Röm ischkatholische des G esichtskreises und der Tendenz des V erf.s is t es bezeichnend, dass zu diesen E rgänzungen zum eist n u r A rbeiten katholischer A utoren ihm A nregung g ew ä h rt haben. Hie und da w ird auf neuere und neueste E rscheinungen auch der einschlägigen pro­

testantischen L ite ra tu r Bezug genommen; so bezüglich des Kampfes w ider die religionslosen M oralsystem e einige Male auf B and 3 von Chr. Ed. B aum starks Apologetik (S. 140 ff.).

A ber in der H auptsache ist es doch n u r röm isch-katholische L ite ra tu r, aus der er diese und ähnliche B ereicherungen seines D arstellungsgebietes gew innt. W eder die geistvollen W erke

•des schottischen G elehrten F lin t (z. B. A nti-theistic Theories,

1 8 7 9 ; Philosophy of H isto ry 1893), noch die einschlägigen A rbeiten deutscher P ro testan ten wie E hren feu ch ter, Rocholl, Steude, W . Schm idt etc. sind von ihm benutzt worden.

E in näheres beurteilendes Eingehen auf die E ig e n a rt d er W eissschen Apologie d a rf hier um so m ehr unterbleiben, da w ir dieselbe an anderer Stelle sowohl ihren V orzügen w ia ihren E inseitigkeiten und M ängeln nach ausführlich g ew ürdigt haben. Vgl. die, auch auf die übrigen vier Bände des W erke»

(in A uflage 1) sich beziehenden kritischen B etrachtungen in B and 16, 2 0 und 25 des „Beweis des G laubens“ (18 8 0 ; 1 8 8 4 ; 1889), sowie w as den schroffen U ltram ontanism us des V erf.s an g e h t, das in B and 4 0 derselben Z eitschrift (S. 198 f.) au»

B and I I I und IV des W erkes M itgeteilte. Zöckler.

Falke, Robert, Gibt es eine Seelenwanderung? Eine moderne Frage unserer Zeit beantwortet. Halle a. S. 1904, Eugen Strien (135 S.

gr. 8). 2.60.

Ein aktuelles Thema wird hier einer gründlichen und besonder»

historisch trefflich orientierten Untersuchung unterworfen. Ueber den

„Buddhismus in unserem modernen deutschen Geistesleben“ hat der Verf. schon früher eine Studie veröffentlicht. Hier wird nun die Hauptlehre Buddhas hinsichtlich ihrer Entstehung, ihrer Geschieht©

und ihren praktisch-sittlichen Konsequenzen allseitig beleuchtet und scharfsinnig kritisiert. Besonderen Wert haben die geschichtlichen Partien, die einen klaren, inhaltreichen Aufriss der ganzen Frage darbieten. Weniger hat uns das Schlusskapitel: „Die christliche Jen­

seitsvorstellung“ befriedigt. Ob nämlich die vom Verf. so energisch vertretene ,,Lehre vom Zwischenzustand“ wirklich „in allen ihren Teilen auf unerschütterlicher biblischer Grundlage ruht“, dürfte doch zweifelhaft sein. Reformatorisch ist diese Anschauung jedenfalls nicht und widerspricht der evangelischen Lehre von der Heilsgewissheit.

Doch von diesem einen Bedenken abgesehen, dürfte der Verf. in dankenswerter Weise allen denjenigen einen wertvollen Dienst erwiesen haben, welche „am christlichen Jenseitsglauben schwankend geworden sind und von dem indischen Opium der Seelenwanderung gekostet haben“.

J. _______________ L. H.

Neueste theologische Literatur.

Bibliographie. Bibliographie der theologischen Literatur f.d. J. 1904.

Hrsg. v.

Proff. DD.

G. Krüger u.

Lic.

W. Koehler. [Aus: „Theol. Jahrea- ber.“] 1. Lfg. Berlin, C. A. Schwetachke & Sohn (S. 1—80 Lex.-8).

1 J i — Jahresbericht, Theologischer. Hrsg. v.

Proff. DD.

G. Krüger u.

Lic.

W. Koehler. 24. Bd. enth. die Literatur u. Totenschau des J. 1904. 3. Abtlg. Das Alte Testament. Bearb. v. Volz. Berlin, C. A.

Schwetachke & Sohn (IV S. u. S. 187—293 Lex.-8). 4. 50.

Biographien. Hauviller,

Dr.

Ernst, Franz Xaver Kraus. Ein Lebensbild aus der Zeit des Reformkatholizismus. Mit 3 Autotyp. u.

e. Anh. unveröffentlichter Briefe, Gedichte u. kirchenpolit. Schrift­

stücke. 2. [Titel ] Ausg. München, J. F. Lehmann’s Verl. (V III, 154 S.

Lex.-8). 4 J i — Ltithi, E., Pater Gregor Girard. Sein Lebensbild als Festgabe zur Girardfeier, den 18. VII. 1905 in Freiburg. Von der Schweiz, permanenten Schulausstellg. in Bern. Bern, (E. Baumgart) (39 S. gr. 8 m. AbbiMgn.). 1 J i

Zeitschriften. Zeit- u. Streitfragen, Biblische. Hrsg. v.

Licc. d d . Pfr.

Boehmer u.

Prof.

Kropatscheck. I. Serie. 7. Heft. N ö s g e n ,

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Karl Frdr., Der Text des Neuen Testamentes. — 8. Heft. B a c h ­ m a n n ,

Prof. D r

Philipp, D ie neue Botschaft in der Lehre Jesu. — 9. Heft. K ö n ig ,

Prof. D. Dr.

Eduard, Der ältere Prophetismus bis auf die Heldengestalten v. Elia u. Elisa. Gr.-Lichterfelde, E. Runge (32 S .;

32 S.; 46 S. 8). 1.30.

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G ym n.-Prof. Dr.

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Nürnberg, (J. L. Schräg) (48 S.

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1 J i — Go&et,

Prof. D.

F., Ein­

leitung in das Neue Testament. Spezielle Einleitg. II. D ie Evan­

gelien u. die Apostelgeschichte. 1. Abtlg.: Die drei ersten Evangelien.

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Paul, D ie Profeten Israels in sozialer Beziehung. Leipzig, J. C. Hinrichs’ Verl. (V, 168 S. 8). 3. 50.

Exegese. Bulünger,

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5 2 9

S. gr.

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Geb. in Leinw.

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Karl, Das Comma loanneum. Auf seine Herkunft untersucht. Freiburg i. B., Herder (V II, 64 S. gr.

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J i

Biblische Geschichte. Balmer,

Dr.

Hans, Die Romfahrt des Apostels Paulus u. die Seefahrtskunde im römischen Kaiserzeitalter. Mit zahl­

reichen Textillustr. u. Karteneinlagen. Bern-Münchenbuchsee, E. Suter- meiater

(520

S.

Lp x.-8).

Geb. in Leinw.

10 . 80.

Patristik. Loofs,

Prof. Dr.

Frdr., Nestoriana. Die Fragmente des Nestorius. Gesammelt, untersucht u. hrsg. Mit Beiträgen v. Stanley A. Cook,

M. A .,

u.

Priv.-D oz. Dr.

Geo. Kampffmeyer. Halle, M. Nie­

meyer (X, 407 S. gr. 8). 15 J i

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schungsinstitutes für vergleichende Religionsgeschichte an der U niversität Leipzig, herausgegeben von Prof. W ern er Scholl). Mehr, viel mehr als über den Einfluss

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