• Nie Znaleziono Wyników

Ostland : Halbmonatsschrift für Ostpolitik, Jg. 18, 1937, Nr 21.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Ostland : Halbmonatsschrift für Ostpolitik, Jg. 18, 1937, Nr 21."

Copied!
20
0
0

Pełen tekst

(1)

Ofilaud

Halhmonatsfchristfür OstpolititiHerausgehenBundDeutscherOstenev.

Kr.21 Berlin, den1.November 1932 18.Jahrgang

Boten in der Reife

Wenn diepolnischenPolitikeran staatspolitischenIdeen ebenso fruchtbar wiean politischenParteien, Fronten,Klubs und Zirkelnwären,dann wäre es nichtzuder Krise des politischen Staatsgedankens gekommen,diedas öffentliche LebenPolensineinchaotischesDurcheinandergestürzt hat. Jn letzter Zeit isteine ganze Reiheneuer politischer Gruppen entstanden. Von denalten politischenLagernund Parteien haben bald größere,bald kleinere Teile gelöst. Jn fastallen Lagern hat dieradikalere Jugendgegendas bedächtigereAlter erhoben. JnderNatio-

nalenParteihatderKampfum dieFührungmitdemSiegdesradikaleii Flügel-s geendet. ZumVorsitzendenderParteiwurde nichtderfrühere AbgeordneteBielecki,der Kandidat Roman Dmowskis,sondernder Nechtsanwalt Kowalski,der Vertreter der jüngeren Parteikreife, gewählt.Die bäuerliche Volkspartei istweiter bestrebt, sichalle Möglichkeiteneiner politischen Orientierung einerseitszu den Sozial- demokraten, andererseitszu derkatholischenMitte offenzuhalten;dabeiaber läßt sie auch dieMöglichkeitennichtaußer Acht,diesich für sieetwa aus demAnlehnungsbedürfnisder mitdemKleinbauerntum sympathisierenden Negierungskreise ergeben.

Mehreregroße Verbände,dieursprünglichihrenBeitritt zum,,La gerdernat io-

nalen Einigung« erklärt hatten,haben aufeiner gemeinsamen Tagunggegen den Von OberstKoteingeschlagenenKurs Einspruch erhoben, sou.a. die»Polnische Mi li täror

ganisat ion«,dieeinstmalszur getreuestenGefolgschaft Pilsudskis gehörte,der »Verbandder staatsbürgerlichenArbeit der Frauen«und dieFront- k ämpferoerb ände. Jn denReihendesLegionäroerbandes,dernachderAbsicht Nydz-Smiglysdas eigentlicheNurkgratdesKorschen Lagers darstellen sollte,haben gleichfallsSpaltungserscheinungenbemerkbargemacht. Der ,,Ve rbandJunges Polen« scheintder Führung seinesGrunders,desOberstenKoc,zuentgleitenund Anschlußan die Kreise der nationalradikalen Jugend zu suchen.

DerStabschefdes,,Lagers«,Oberstkavale»tvfki,istinsKriegsministerium berufenund durch OberstWenda ersetztworden,einm»fruheren AdjutantendesMarschallsPilsudski.- Zugleich heißtes,daßdas »LagerdernationalenEinigung«aus seiner bisherigen parla- mentarischen Passioität herauszutretenundin SejmundSenat eigeneKlubs auszumachen gedenke. Dabei sinddiedemLagerangehorendenVertreter derteils mehr links,teils mehrrechtsorientierten Berufsoe rbandebestrebt,sichzurWahrungihrerSonder- interessenineinem eigenenKlub zusammenzuschließen.

AufdemlinkenNegierungsflügel,aufdemdieGruppeder,,Verbesserer"diepolitische Atmosphäre bestimmt, hat sicheine»Oe

niokratis cheFront« zusammengefunden, dieindiegeistesverwandtenGruppender-linken Opposition hineinreicht.Jm Selmhat sicheinKlub derdieser Richtung angehorenden»Volksoertreter« gebildet;Amgleichen Tage habeninWarschau Mitglieder einiger Wehr-undAngestellteiiverbandezusammen

mit Angehörigender alten Jugendorganisationdes ehemaligenPilsudskilagerszder

»Legion dek Jungen«, einen»Verband der Patriotischen Linken aus derTaufe gehoben.Einwenig überrafchendistdann nochdieNachrichtgekommen, daß sichderSchützenverband, der Pfadfinderverband undderZentral-

401

(2)

ve rbandderDorfuge ndzusammengefundenund eine Art Arbeitsabkommen getroffen haben. Essinddas dreiVerbände,diezusammenetwa ZMillion Niitglieder zählen. Offensichtlich ist diese,,Verständigungskommission der polni-

che nJuge ndorganisationealseinSammelberken für diejenigenTeile der polnischen Jugend gedacht,die zwar auchzurJdeologie Pilsudskisbekennen,aber in demvom OberstenKorinsLebengerufenen»VerbandJunges Polen",derpolitisch nach rechtstendiert,nicht mitmachenwollen. Dabei istzubemerken,daß sowohlderSchützen- verband wiederPfadfinderverband ursprünglichdem,,Lagerdernationalen Einigung"

ihreUnterstützungzugesagt hatten. Daßes mit dieser Unterstützungfreilich nicht allzu weit herwar, ließ schondieTatsacheerkennen,daßderSchützenverbandvor einiger ZeiteinArbeitsabkommen mit demPolni enLehre rverbandabgeschlossen hat, dessen Vorstand kürzlichaufBetreiben desKocschen Lagersvon derRegierungwegen finanzieller Verfehlungenund kommunistenfreundlicherUmtriebe aufgelöst worden ist.

Dievon der»Verständigungskommission«veröffentlichteErklärung habenu.a.derWoje- wode Grazynskiund Oberst Fry dr

t)ch,derAdjutantdesOberstenBeck,unter- schrieben. Nachträglichhat nochdieVereinigung der arbeitenden Jugend ihren Anschlußan diese Gruppeerklärt. Jm ganzen sind also aufderdemokratischen Linken,dievom linken NegierungsflügelindieOppositionhineinreicht,inletzter Zeit dreiZusammenschlüsseerfolgt:die,,Demokratische Front«,der»VerbandderPatriotischen Linken« unddie,,Verständigungskommissionderpolnischen Jugendorganisationen«.Ob diesedrei Gruppen zusammengehenoder gegeneinanderarbeiten werden, läßt zur Zeit noch nicht sagen. Unterschiedewerden sich zwischen ihnen vermutlichinderBehand- lungderJudenfrageund inderFrage ergeben,obundwieweit mit denbolsche- wistenfreundlichenVertretern des Volksfrontgedankens zusammenarbeiten läßt-

Zu gleicherZeit hat in Warschau unter der Bezeichnung ,,Katholisch- NationaleVe rständ i guneinKlubvon AbgeordnetenundSenatoren gebildet,

von demesnoch nicht klarist,woer zwischen Endeken, Konservativen, Chadekenund Kot-Lager politisch einzureihen gedenkt.Weiter istim,,ABC«,demOrganderNational- radikalen, einAufruf erschienen,derdieBildungeines neuen politischen Sammellagers ankündigt,das als ,,Polnis cheKonföde ratioallen nationalen Kreisen empfiehltund in seinem Programm vom »Wohlder polnischenNation", von der ,,christlichen Ethik-Cvon der »soziale« Gerechtigkeit«und dergleichen spricht,dieBe- kämpfungder jüdischen,freimaurerischenUnd kommunistischen Einflüsseimpolnischen LebensowiederEinflüsse jeglicher ,,fremder Agenturen"inPolen verlangtundgegenüber dennationalen Kreisen,dieanderen politischen Organisationen angehören, Loyalitätzu bewahrenverspricht. «

MehrBeachtung-als diese Zusammenschlüssehat folgendes Ereignis gefunden: Durch dieVereinigungder Christlich-Demok-ratischen Partei mit der Nationalen Arbeiterpartei isteine neue Gruppeentstanden,die denNamen »Partei der Arbeit« beigelegt hat. DieMeinungenüberdieBedeutung dieses Zusammenschlussess geheninderpolnischenOeffentlichkeitweit auseinander. Dochdavon abgesehen, istdie neue Parteivon allen inletzter ZeitentstandenenFronten, ParteienundLagern zweifellos dieinteressanteste Gruppe. Zur ihr gehörendiebekanntestenundstursten Gegnerdesnach dem Maiumsturzvon 1926 aufgerichtetenNegierungssystemsund dieunversöhnlichsten persönlichen Feinde Pilsudskis. Zu Ehrenvorsitzendenderneuen Parteiwurden ernannt derKlavierspielerundehemalige Staatspräsident Jgnatz Pad erewski undder1926 von Pilsudski abgesetzte ehemalige Staatspräsident Stanislaw Wojciechowski.

General Haller hatdenVorsitzderParteiübernommen. Dem inderVerbannung .lebenden Nebellenführer WojciechKorfa nty istdas Amt desgeschäftsführendenVor- standsmitgliedesanvertraut worden. Dieneue Partei,der neben einigenArbeiter- organisationen auchder-Ve rband der Hal lersoldaten angeschlossen hat, bekennt zur Nedemokratisierungdes politischenLebens inPolen. Sie will den Kommunismus bekämpfenunderklärt gegendieJdee der,,Elite«. AndieStelle der liberalistisch-kapitalistischen Wirtschaftwill sieeine »organisierte Planwirtschaft« setzen.

Sie fordertdieReform desWahlrechtes, wobei jedoch»inden nationalgemischten Gebieten dieInteressendesPolentums gehörig sichergestelltwerden müssen«.Jm übrigen-.

erklärt sie, zur ,,christlirhenMoral« alsder sittlichen Grundlageihrespolitischen Handelnsbekennen zu wollen. Eshandelt beider»ParteiderArbeit« um eineaus- gesprochenklerikale,dogmatisch deutschfeindlicheGruppe,diesichpolitisch einerseits aufdie 402

(3)

»Katholische Aktion« undandererseits aufdiebäuerliche Volkspartei als ihre besten Bundesgenossenzustützengedenkt.

Mitten indiesem Durcheinander spieltdas ,,La

gerdernat ionalen Eini- gung einenoch ziemlichunklare Rolle. Esist nichtganzklar,welche Kräfte diesesLager tatsächlich hinter sich hat. Es ist immerhin denkbar,daß sich verschiedene Gruppen, dieheutegetrennt marschierenund nachdenersten Sympathiekundgebungen für einander wieder von einander entfernt haben,zugemeinsamerAktion indemdehnbaren ,,Lagerdernationalen Einigung" zusammenfindenwerden. Aufderanderen Seite läßt sich wenig darüber sagen,welchevon den neu entstandenenund immer noch entstehendenGruppen lebenstüchtigundstarkgenug seinwerden,einpolitischesSammel- berken breiterer Volksschichtenzu werden und das gegenwärtige Durcheinander zu überdauern. Der einzige ruhende Pol istdie Armee, derenGeschlossenheitdurchdenLärm der politischenParteien noch nicht hatgesprengtwerden können. Das Unter- offizierkorps, das, wieüberall, so auchinPolendasmoralische Rückgratdes Heeresbildet,ist nochintakt. Doch istdieGefahr nichtvon derHandzuweisen, daß dasOffizierkorps, das sichzum großenTeilaus derstarkpolitisierten Bürger- schichtrekrutiert,indenKampfum dieMachtimStaate hineingezerrtwird. DieFührung hatesdaher für richtig gehalten,dieTrennung zwischen Politik und Armee zu verschärfe«n. Jn diesemSinne sinddiekürzlich veröffentlichtenAusführungs- bestimmungenzurOffizierspragmatikvom 12.9Närzd.J. zuverstehen,diedenaktiven Offizierendie Teilnahme an politischenKundgebungenund Sitzungen politischen CharakterssowiedieBeschäftigungmitpolitischen ProblemeninderPresseverbieten. Es istaber immerhindenkbar,daß sichderpolitische KampfinPolenineinerWeisever- schärft,dieauchdieArmee vor dieNotwendigkeit schwerwiegender Entscheidungen stellt.

Esgibt jedenfallszudenken,daß selbstimengsten Negierungskreis Politiker sitzen,die mitdenGruppensympathisieren,diezunächstmitdemBauernstreik unddann mit demLehre rstreikihreKampfbereitschaftbekundet und schließlichangedroht haben, einem VersuchderNechtsorientierungderStaatsführungmit demGe neralstreik

entgegentreten zu wollen. DrJK.

Liiauifche Politik im Memeigebiei

Seit demAbschlußdesdeutsch-litauischen Wirtschaftsvertragesvon 1936, der nach außen hineinegewisse BeruhigungdesVerhältnisses zwischendemReichundseinem nordöstlichenNachbarlandzurFolge gehabt hat, haben sichdieMethodenderlitauischen PolitikimMemelgebietin mehrfacher Hinsicht gewandelt. DerDrurk, dendie IikauischenFaktoren aufdas Memeldeutschtumausüben,istvom

poli t enauf

das wirtschaftliche Und kUIkUkIEUe Gebiet verlegt worden. Hat

Litauen vorher geglaubt, durchdirekte Angriffe auf die Organe der

Memel l änd is che nAutonomie,also besonders durchdiestatutwidrige Einsetzung litauischerDirektorien und durchdiegewaltsameAusschaltungder deutschenLandtags- mehrheit,denWiderstandswillenderdeutschenBevolkerungbrechenzukönnen,so ist sie.

seit zwei Jahren dazu übergegangen,UnserVerzichtauf derartige plumpeund weithin sichtbqu Statukvekletzungen, durcheinevielseitigeKleinarbeit diewirts rhaftliche n

und kulturellen Lebensgrundlagen des Memeldeutschtums zu

unte r graben

,um damit letztenEndes unauffälliger,aber um so wirksamerdie

Autonomie desGebietes zuunterhöhlen.

WirtschaftlicherDruck

DiefortschreitendeZentralisierung des Wirtschdftslebens instaat- licher Hand, dersichim-östlichenMitteleuropa allenthalben durchsetzendenStaats- kapitalismus, bieten den litauischen Faktoren vielfache Gelegenheit, aufdieLandwirte, Gewerbetreibenden, ArbeitnehmerundKaufleutedesMemelgebieteseinenwirtschaftlichen

und damit auchpolitischenDruck auszuüben.Als wichtigstes Beispielisthierdie Monopolisierung des landwirtschaftlichen Exports in stgatlich geleiteten bzw.kontrollierten Institutionen, derSchlachthausgesellschaft,»,Matstas,der Milchverwertungsgenossenschaft,,Pienorentras"und demlandwirtschaftlichen Genossen- 403

(4)

schaftsverband ,,Lietukis«,zunennen. DieHartnäekigkeit,mitder Litauen seinerZeit beidenHandelsvertragsverhandlungenmit Deutschlandgegen dieFestsetzungbestimmter AnteiledermemelländischenLandwirtschaftan derAusfuhr nach Deutschland gewehrthat, wirft aufdiepolitische Ausrichtung dieser InstitutioneneinbezeichnendesLicht.Einanderes Beispielbietet dieErteilung der Lizenzen für die Einfuhr deutscher Waren, an derdiememelländischeKaufmannschaft naturgemäß besonders interessiert ist· Hier istesschon bezeichnend,daßdieLizenzenan memelländischeJmportfirmen nicht, wieinGroßlitauen,vom Wirtschaftsministerium,sondernvom Gouverneur desMemel-

giebietezalsovon einerpolitischen Stelle,erteilt werden. Dabei istesdann inder egel so, daßdiememelländischenFirmennur gegengewisse politische Konzessionendie von ihnen beantragten Lizenzen erhalten; sie habenz.B.ihre NamensschilderoderWaren- bezeichnungeninden Kauflädeninlitauischer Sprache anzubringen oder.litauisches Personal einzustellen Ebensowerden von denmemelländischenBetrieben, die,wie z.B. das Baugewerbeoder dieSchneidemühlen, mehroder wenigervon öffentlichen Aufträgenodervon derNohstoffzuteilunsgdurchdenStaat abhängig sind,bestimmte Maßnahmen hinsichtlich der nationalen Zusammensetzung ihrer Belegschaft gefordert. Eskommt hinzu, daßunter Förderung durchdielitauischen Behörden im Memelgebiet neue litauische Wirtschaftsbetriebe bzw.

Filialen großlitauischerUnternehmen entstehen,dienaturgemäßnur litauischeArbeits- kräfteverwenden und,wiedieFilialenderlitauischen Genossenschaften,dem memel- ländischenEinzelhandel wachsenden Schaden zufügen. Auchdie aufde mGeb iete desKred i twesensergebenden Angriffsmöglichkeitenwerdenvon litauischerSeite- gegen das Memeldeutschtum genützt. LitauischeBanken sindunter Aufwand erheblicher Mittel bemüht,vor allemdenmemelländischenGrundbesitzinwirtschaftliche Abhängigkeit

von zubringen. EshätteimJnteresseeiner wirtschaftlichen Gesundungdesganzen- Gebietes gelegen,die memelländische·Landwirtschaft, dielange Jahreunter denschwierigsten Verhältnissen gelebt hat,zu entschulden und vor der drohenden Zwangsversteigerungswellezuschützen.Der litauischeGouverneur aber hatdurch sein Veto das vom LandtagimInteressedermemelländischenLandwirtschaftangenommene Gesetzverhindert. DieFolgenkannman aus denregelmäßigveröffentlichtenlangen ListenderzurZwangsverstei gerunggelangenden Grundstückeablesen. Beiden-

unter denHammerkommenden Grundstückenhandeltes inderRegelum deutschen

Besitz.Undandererseits sindesbeidenZwangsversteigerungen zumeistLitauer,die dank-«

derihnenzurVerfügung stehenden finanziellen HilfealsKäufer austreten- Nationale Ueberfremdung

Bedeutende Fortschritte hatbereits dergroßli tauis cheZuzuginsINeme-- geb iet,besondersindieStadt Memel gemacht.Erwirdvon denlitauischen Behörden systematisch gefördert. Hates beidiesen Maßnahmeninfrüheren Jahren inerster- Linie um einekünstlicheVermehrungder litauischenStimmen beidenWahlen zum memelländischenLandtag gehandelt, so steht jetztdieauf längere Sichtverfolgte Absicht

einer planmäßigennationalen Durchsetzungund Ueberfremdungdes deutschenGebietes

imVordergrund. Den litauischen Behördenkommt dabei dersoziale TiefstandderEin-.

wanderer zuHilfe,diedenan einen hohenLebensstandard gewöhnten memelländischen Arbeiter unterbieten. FürdieArbeitgeber,dieohnehin Mühe haben, wirtschaftlich- zubehaupten,liegt naturgemäß, auchwenn sienichtdurchdirekte litauischeZwangs- maßnahmen dazu angehaltenwerden, dieVersuchung sehr nahe,dieeinheimischen durch—

diebilligeren fremden Arbeitskräftezuersetzen.So ist festzustellen, daßdieZahlder großlitauischen Landarbeiter in der memelländischen Land-- wirts chaft zunimmt. Das WesentlichebeiderZuwanderungsfrageist, daßdergroß- litauischeZuzuginkeinemVerhältniszumtatsächlichenBedarf steht, daßeralsozueiner Ueberbesetzungdes memelländischenArbeitsmarktes führt,damit notwendigerweiseeine- Senkungdessozialen Niveaus, eine übermäßige Belastungdes Sozialhaushaltes und einefinanzielle UeberbeanspruchungderSozialeinrichtungenzurFolge hat.Esistwiederum kennzeichnend fürdieTendenzder litauischen Memelpolitik,daßder Gouverneur alle-

von denautonomen Organendes Memelgebietes unternommenen Versuche,denwirt-

schaftlichungerechtfertigtenundsozial schädlichenZuzugaus Großlitauen aufeinerträg-:

liches Maß einzuschränken,verhindert So vollzieht sicheine langsam,aber stetig fort-- schreitende wirtschaftlicheund damit letztenEndes auchnationale Ueberfremdungdes- 404

(5)

INemelgebietes Sie scheint sich,vom schlecht unterrichteten Ausland aus gesehen,in durchaus legaler Weiseundohne VerletzungdesStatuts zuvollziehen. Tatsächlichaber stelltdieUeberfremdung, diejaimwesentlichennur infolgederAnwendung des Vetorechtes durch den Gouverneur gegen dievom memelländischen Landtag beschlossenen Gesetzezum Schutzeder memelländischenWirtschaft durchgeführt

werden kann,eine Kette illegaler und statutwidriger Maßnahmen

dar. Es genügt,zuerwähnen, daßderGouverneur innerhalbeines einzigen Jahres 20 vom Memellandtag beschlossene Gesetze durch seinVeto zuFall gebracht hat, ohne sichinderMehrzahl derFälle an diefürdieVetierungimStatut vorgeschriebenen Bestimmungenzuhalten.

Litauische »Kulturarbeit"

Wie auf wirtschaftlichem sowerden seitder,,Befriedungder deutsch-litauischenBe- ziehungen" auch aufkulturellem Gebiete dieLitauisierungsbestrebungenmit verstärktem Nachdruckvorwärtsgetrieben. Jm memelländischenSchulwesen hatdurchdas Direktorium Baldschuszwar imgroßen GanzenderstatutgemäßeZustand wiederhergestellt werden können. Zu gleicher Zeitaberhat nebendemöffentlichenSchulwesen, dessen Nechtsgrundlagedas Statut bildet,in den letzten Jahren ein rechtumfangreiches

privates litauisches Schulivesen imMemelgebiet entwickelt-,imJahre

1936 sind20 und indiesem Jahre bereits 27 litauischePrivatschulen,dievon über 1 600 memelländischenKindern besuchtwerden,entstanden. Für diese Schulenwird von

litauischerSeite mit deninallen osteuropäischenStaaten üblichen Methoden derwirt- schaftlichen NötigungundLockung geworben. Eskommen hinzudielitauischen Gym-

nasie n,derenwichtigstesdasVytautas-GymnasiuminMemel mitetwa 200Schülern

ist, sowiedasPädagogische Jnstitut unddieHandelshochschule inMemeh dieinivergangenen Jahre etwa 300 Hörer aufweisenkonnten. Diese Hochschulen, so hatesam 28.Augustd.J. im,,Lietuvos Aidas« geheißen,betreiben neben ihrerLehr- tätigkeit aucheine Kulturarbeit, dieinbreitere Volkskreise einzudringen versucht-, sie haben,,verhältnismäßigguteBüchereien«undführenimganzen Lande,,Kulturabende«

durch. AuchdielitauischeMusik schule inMemel versucht aufdemGebiete der litauischen Kulturpropaganda· Dasselbegiltvon-i litauischen TheaterinMemel, vom litauischenOrchesterund von den Gesangvereinen und Chören,deren ZahlimMemelgebietder,,Lietuvos Aidas«mit16verzeichnet. Nun sind freilichall«diese Einrichtungen fürdie deutsche Haltung der alteingesessenen EMemel- länder keine Unmittelbare Gefahr, wie z.B.derständige Mißerfolgdes litauischen Theaters beweist. Man mußaber bedenken,daß sichdiealten deutschen Einrichtungen dieserArt im Memelgebiet nichtmit derselbenFreiheit und Groß- zügigkeitbewegenkönnen,wieesdenneu geschaffenen litauischen Institutionen erlaubt ist.

Während das litauischeVereins- undprganisationswesenunter demSchutz undder FörderungdeslitauischenStaates ungehindert entfaltet, lastet auf den deutschen Einrichtungen seit mehr als zehn Jahren lähmend und ver- nichtend der Kriegszustand- Das giltin noch höherem Maße fürdas

Vereins- Und Organisationswesen undauch aufdemGebiete derPresse.

Währenddielitauische Presseungehindertgegen dasMemeldeutschtum agitieren darf, ist daseinzige deutscheBlatt, das demKriegszustandnoch nichtzumOpfergefallen ist,das ,,Memeler Dampfboot", praktisch außerstande,dienationalen InteressendesDeutschtums zuwahren. Esistpraktisch nichtinderLage,uberdas,was politischimMemelgebiet geschieht,zuberichten. Esist sogargezwungen, dleoftgegen das Memeldeutschtumund gegendas Deutsche Reich gerichtetenAeußerungenderLitauischen Telegraphenagenturals Zwangsauflage abzudrucken.BeidemgeringstenVersucheinerKritikan litauische Maß- nahmenoderan denüblichen Verleumdungen desMemeldeutschtums durchdielitauischen ZeitungenundOrganisationen läuftesGefahr,»wegenVerächtlichmachungdeslitauischen Volkes und Staates« zur Rechenschaftgezogen zuwerden« Was fürdiedeutsche Zeitung gilt, gilt auch für jeden einzelnen DeutschendesMemelgebietes. Die endlose Kettedervom Kriegskommandantenverhängten Strafen spricht hiereineberedte Sprache.

EineLandtagsrede

Daseinzige Forum,vor demdasMemeldeutschtum seine Klagen noch vorbringenkann, istder Memellandtag Dochsorgtderlitauische Kriegskoinmandant dafür, daßvon dem,was dortvondendeutschen Abgeordneten gesagtwird,nach Möglichkeitnichtsindie

405

Cytaty

Powiązane dokumenty

Durch das Gesetz vom'16. J., dessen Bezeichnung ,,Gesetz über die vorläufige Organisation der Unierten Evangelischen Kirche in Polnisch-Schlesien« lautet, wird den Gemeinden das

Ein typisches Beispiel dafük, Wle manche Polnische Stellen durch Verschleppung und Jrreführung die deutsche VolksgkUpPe» zU schndigen verstehen, bietet das Verhalten des

der Gerechtigkeit hervorgeruer und die Nation beleidigt habe, bloß um seinem Uebermut und seiner friedensstörenden Selbstherrlichkeit zu genügen«. Die pol- nische Regierung werde

Wie selbstverständlich es den Polen erscheint, daß d i e D e u t s ch e n in o l e n kein Recht auf Arbeit und Leben haben, dafür führt die »Kattowitzer Zeitung«einige

neue Staatsgrenze auch zur Volksgrenze werden zu lassen, ein Ziel, das nach Westen bisher an einer Stelle erreicht worden ist, nämlich dort, wo mit der Tschechi- sierung der einst

Jahrelang war es der tscheehischenAußenpolitik und Propaganda gelungen, der Welt vorzugaukeln, das Nationalitätenproblem in der Tschecho-Slowakei sei gelöst. Ja, man war

lchlllge";» Und sie betonen mit Nachdriick, daß die Leute, die sich als Führer des Blockes ufnpogular gen-tacht haben, keine Gelegenheit haben werden, im neuen Lager wiederum

Oktober 1934 wurde durch eine Verordnung des polnischen Staatspräsidenten bestimmt, daß Ortsnamen ,,im öffentlichenGebrauch« nur in ihrer polnischen Version gebraucht werden