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Schaffen und Schauen, 1928, Jg. 5, Nr. 1

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Academic year: 2022

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5. a a o r g a n g .

a u m

ü i n O e r t D o j g t P o a Ł h g

3lt. 1. S e p te m b e r 1928.

Q5om neuen unö alten S»eutfc^tum.

S in e © in leitu n g ju r 2>ortragśreif)e über ben beutfdjen fieb en śg eb a n fen

»on ©eb^iTntal ilnibetfU ätäprofeftor ®r. (Sugen Äü^nemann^CBreöIau.

Tlacb bem IBettfrieg bat tn ben OSejiefiungeu ber beutfdjen Oltenfdben eine neue

©nttoicflung begonnen. Qtidjt n u r iucben einanber a fie, bie in irgenb einem ©inne ju»

fatnmengeboren, mit einem früher niebt gefannten ©ifer. ®ie Tagungen, bie ©ibungen, bie StongrefTe ber fBerufśgenoffen ober berer, bie irgenb ein gemeinfamer Slnteil binbet, bören niebt auf unb tcäblen m it "Botliebe bie Orte, a n benen ein beutfeber ©cbmerj bängt, ba3 befetjte ober befreite ©ebiet, ben CRbein, S andig, Oftpreufien, ©cblefien. 3Iud>

über bie © renjen btnüber »ereinen ficb iReicbsbeutfcbe unb tłlużlanbbeutfcbe, a lś gälte eś, fidb in einem neuen ©efamtgefübl beutfeben SebenS äufammenjufinben.

®eutf<ber fein bebeutet im Ciabrc 1927 g a n j ettoaS anbereS a ls ettoa 1912. ®ie Seiten gefüttigten 5)0<bgefubfś unb ber ilberjufriebenbeit im ©rreiditen finb üorüber.

®te febtaere © rfabrung jener großen S a b re ift über bie Seelen baßingegangen. fJlur toer fie außerhalb ®eutfcf)IanbS mitgelebt bat, tonnte ißten »oHen S in n begreifen. ®enn niem als toar ein Ätieg fo feßr roie ber IBefttrieg ein Ä reu ^u g ju r 93erni<btung eines gangen 93oItStumS. Cffienn mir »om Qltittelalter hören, toie bam alS ein gangeS üanb b u r$ ben Äirdjenffud) unter Qldjt unb 'B ann getan tourbe — nun läuteten feine ©loden, fein HebenbeS f)3aar erhielt fü r fein QSerlangen ben Segen beS 5jimmelS, bie fleinen

© rbenbürger tourben nießt bureß bie S aufe hineingenommen in Bie ©emeinbe ber fjei=

ligen, bem Sterbenben fehlte in ber feßten ©tunbe ber S roft ©otteś n u r ber Sieib lebte noch, Bie Seele toar enttoidjen — bann fonnen toir unS in her ©etoißheit, baß in unferen lichten S eiten ein fold) U ngeheures beS geiftfidpen fiaffeS m ißt mehr möglich fei. U nb bie ©eutjeßen haben eS immer noch nicht begriffen, baß fie genau baSfefbe im Böeltfriege erlebt haben. ®enn biefeS toar baS Olteifterftücf in ber Sielbetoußtheit ber Serfforung, in bem unfere Seinbe unS fo feßr überlegen toaren. ®eutfdjer fein bebeutete in atcht unb B a n n getan fein, ®eutfd)er hieß a ls ber B uSfäßige hinauSgeftoßen fein in bie BBüfte, »erbannt fein a u s ber ©emeinbe ber Beinen, ©eutfeßer fein fa g te : ÖeS tobeS»

toürbigften BerbrecßenS überführt fein nnb außerhalb ber QUenfcbliäßfeit fteßen. ®ie Äinber ©otteS feßfoffen fieß a ls bie »om S im m el ©efiebten ab gegen bie S u n n en unb unb B a rb a re n . ®aS ift ja bie fcßrecflicße ©röße, bie Bern englifeßen BBiHen bie unger»

breebiieße Straft gibt, baß jeber Strieg um S ein unb Bicßfein BeS britifdßen BBeltreicßeS gum BeligionSfrieg toirb. ®enn © nglänber fein ßeißt eben ber ©emeinbe eines le»

benbigen ©laubenS angeßören. ®er © taube beffeßt in bem B e fenntniS : Bie A usbreitung beS englifeßen ©ebanfenS über bie @rbe ift baS © lud ber @rbe, baS S eil ber Bölfer, ber Sortfcßritt felbff, Bebeutet bie ©rrießtung BeS BeicßeS Öer Sreißeit, Btenfcßticßfeit unb ©ereeßtigfeit, bie ©rrießtung beS BeicßeS © otteś auf ©rben — toir finb baS aus»

ertoäßlte Bolf. B3er baßer BiefeS B o lf angreift, iff ein B u frü ß re r »or ©ott unb BeS teuflifcßen BerbrecßenS fßulbig. @r fteßt unter bem Slucß ber Sötte, ©egen ißm entfaltet ber B eligionSlrieg alle feine blutigen Scßauer. S o erflärt fieß baS ©efeßiet ber ®eutfcßheit in jenen S agen. S ie S eiten beS alten SeftamentS finb an beutfeßen Bienfcßen toieber toaßr getoorben, — fie mochten a ls ©rengbeutfeße in bem © ürtel um ©eutfeßlanb tooßnen, a ls SieblungSbeutfdße irgenbtoo in frembem S anbc unb Beicß ein S tü d neuer beutfeßer BSelt gegrünbet ßaben, a ls Si»ilifationSbeutfcße, A rbeiter S a n b unb beS ©eifteS, in ber Srem be iß r B ro t »erbienen, ober auch a ls ©eutfdpe in ben B ereinigten S taaten, oßne

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eins bon allem biefem ju fein, bod) bie gröfjte bcutfcfje Shilturfoionie in ber IS c it bar=

ftetten. S e r '3Iud), ber über bem Qltutterlanbe lag, erfüllte fid) an ifjnen a ls bittereg S elb e n : Scuerung, g u n g e rśn o t, 6eucf)en, Q3erluft beż 'Bcfiöea, ber 6f)re nnb ber 5)eimat, ber ^initnel rot bom 'Branbe bcutfcber Seimftätten, bie Sanbftrafjen gebrängt bott bon ben Stücfjtenben. 6ie lebten, fd)ien cs unter bem 3 orne ©otteś. Sod) ber 3 o rn ©otteż m ar nidjtś' a tż bie 2tu<^Iofig!eit ber Qlicnfdjcn, bie urn unred)ten ©etninneś ba Ib er ben B ruberbafj entfeffeiten.

atber in S em u t bürfen tbir beute bereits anerfennen, tnie toieber einm al Ql£en»

fdjenirrfinn bor einem böbrren 'IBalten ju 6d)anben getoorben ift. S e n n toaź beftimmt toar, bie Seutfdbbeit ju bernid)ten, ift ibr su einem Q uell beż Sebenż getoorben. @ż ift ja nun einm al bie 6dĘ)icffaIżbeftimmtbeit beż beutldjen UBefcns, baff eż geidjicbttięb nie»

m ałż su einer tnabren ©inbeit tarn. B on ben 100 Biittionen beutfcber Blenfcben finb 40 Qltillionen aiużlanbbeutfcbe. 6ie lebten unb leben serfprengt über ber gangen ©rbe. Bie»

m ałż ift gtoifcben ibnen irgenb eine toirflicbe B erbinbung getoefen. B u n finb fie gum erften B la le in ber ©efd&icbte in eine tnabre ©djidfalżgemeinfcbaft gufammengefcbmiebet.- ift bie ©emeinfcbaft beż ßetbens um S eutfdjlanbź toillen, bie ibnen eine neue ge»

meinfame ©eele gefdjaffen bat. S eit es bie Berftoftung unter ben Blenfdten bebeutete, Seutfdber gu fein, ift alles Seutfcbe in eine ©inbeit beż ©emeinbetbufjtfeinż gufammen»

gegtnungen toorben, bie ib r immer gefehlt bat. 6eit baź BJörtcben beutfcb ber ©egenftanb ber B5eltberadbtung tourbe, befinnt ficb alteż Seutfcbe auf baś, trag es toirflicb ift, unb baS Seutfd)tum erbebt ficb gum erften B lale alg eine ©inbcit be» SebenS in einem neuen unb groben 6toIge. Seutfdje ©efcbicbte ift big gu biefem S a g e bie ©efdudjte grober beutfcber S übrer, ber Surften, ber S eerfübrer, ber © taatgm änner getoefen. Sbnen in S re u e gu folgen toar biSber bie S ugenb beS BoIteS. B la n möchte fo toeit geben gu fagen: ber Strieg ging berloren, toeil eS noch fein toirflicbeS beutfcbeS B o lt im noHen 6inne beS BöorteS gab. S e n n bort allein ift in BBabrbeit ein B olf, too a ile bag öffent»

(idle ©efdjicf beg ©angen alg ben ©egenftanb perfönlid)er eigener B eranttoortung fühlen, begreifen unb bebanbeln. S e r B3eltfrieg, fd)eint eg, follte in biefem ©inne ber ©eburtS»

tag beS beutfcben Boifeg fein. S e n n toenn auch in ber allgemeinen Berm ittelm äfjigung ber Btenfcbbeit, bie überall ber BolfSflud) unferer S age ift, B arnen toie ber Sinben»

burgS bie fremben BSilfon, Slobb ©eorge, ©Imenceau, B oincare oerblaffen laffen, fo berfcbtoanb bocb im B eginn beS Äriegeg in Seutfcblanb bie ©röbe Öer S ü b re r bor ber tounberbaren ©röjfe beS BolfeS, toie eg in ben heiligen B ugufttagcn bon 1914 baS fd)önfte B iib beż BoIfgftaateS oertoirflicbte, a lż bag gange Seben ein cingiger ©ebanfe, ein S ienft ber S reue big gum Sobe toarb, unb toie eg — trob allebem unb atlebem — ben Seutfdjen Sfrieg gur größten BoIfSleiftung aller fe ite n madjte. B u n aber toiffen toir, toie biefe Ä raft beS BolfSbetoubtfeinS bodb nid)t big gur cntfd)eibenben ©tunbe burd)»

hielt. ©S foil in Seihen unb groffer ©ebulb langfam errungen unb erarbeitet toerben, toaS ber ©d)toung ber toeltgefd)id)tlid)en ©tunben toobl beginnen, aber nid)t boltenben fonnte. S a g öeutfdje B o lf afg bie betoufjte ©inbeit beS gefamtbeutfcben SebenS auf ber

©rbe foH ficb felber in einer freien S a t beż ©eifteś erfcljaffen. S ieg oerlangt bie ©in»

febr in unS felbft. BBir müffen ung alle big ing Snnerfte burcbbringen m it bem Be»

toufstfein ber ©enbung, bie auf bag beutfcbe B olf gelegt ift. B3ir müffen unS mit bem beutfdien Sebenggebanfen a ls einer heiligen B füdü unb gugleid) a ls unferem böd)ften

©tolg erfüllen, auf bag eine neue B tobe, bie toieber einm al bag Set}te bon ung forbern toirb, ung nicht toie bie beg BSelttriegeg unborbereitet finbe, fonbern auf ein ungerbrech»

bareg BoIfSbetoufttfein ftobe. S a g beutfcbe B olf nämlich ift bag B olf beg ©ebanfeng u nter ben Böffern. B ig eg in bie ©efcbicbte cintrat; nahm eg auf ficb feinen B eruf ben ©ebanfen ber neuen BBeltgeit, ben ©ebanfen bom Böeltreidj ber ©briftenbeit, in toelcbem alle B ölfer beg B benblanbeS eine S am ilie bilben a ls Äinber begfelben gött»

lieben B aterg. S n biefen Berufggebanfen gang berfenftberfäum te eg um ber 3bee toillen bie erfte Bflidlt beg BolfeS,’einen ftarfen B a tio n a lftaa t gu grünben. B neberum im Z eitalter ber Beform ation feęte bież merftoürbigfte aller B ölfer um einer reinen S rag e beS ©e=

toiffenS toillen baS nationale S afein felber aufż ©piel. i h n bie ©eele in her rechten Be»

giebung gum ©öttlidjen gu retten, berlor eg nicht n u r bie B5elt, fonbern fam im Sreifjig»

jährigen ifriege h art heran a n s B erbluten. @S gefchiebi im innerften ©eifte biefer beutfcben ©efcbicbte, baft bag Beicb, bureb bag ber Seutfcbe bie ©eltung eineg großen BolfeS gurüefgetoann, ein reines Beicb ber ©eele toar, baS dBeltreicb beS beutfcben

©eifteS, in bem unfere gröfften S enfer unb Siebter auf ber ©dbtoelle beS 19. 3abrbun»

bertż ber nationalen B egabung ben böcbften Bugbrucf fdjufen. ©eitbem fueben ber beutfcbe ©eift unb ber beutfcbe S ta a t, bie oerfebiebenen ilrfp ru n g g finb, ficb m iteinanber

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ju burdjbtinęien unb cinä ju toetbcn im gejamtbeutidjcn iReidje ber ©infjeit unb 'Arei»

beit. ®iefe 'Żetoegung to ar nod) ntcf)t ju rfjret iBoHenbung gebieten, a ls ber dSeltlrteg unź gu früf) überrafd&te. 23or u ns liegt baä t)öd)ftc S ie l ber beutfd)en @efrf)id)te, an bem ber beutfdje CebenSgebanfe sum beutidjen 2ieid)Sgeban!en toerben ioll unb bas geiamtbeutfdje QSoI! in lebenbiger CBetoufjtbeit bie @inf)eit bes ©eifteś finbet. ® asu be»

barf es ber gemeinsamen Q3ejinnung auf bie große ©ebanfentoett, bie bem. ®eutfcßen fein dBefen unter ben 3 ö lfe rn gibt. <® i r muffen cS lernen im Dollen 6inne Seutfiße

SU fein. ---

5tatI)olifdje Q Bcltanf^auung unb bcutfd)c Kultur

üon Hniberfifäts»^3rofeffor ®. S r . Ä urt 3tfd ä , Ofrestau.

Ü ber el)renüolleS (Srfudien beś „®eutfcßen Ä ulturbunbeS für Spotn.»6d)tefien“ fott ber iln te rje i^ n e te an brei aibenben, öom 18.—20. Septem ber b. 3 ., auf ber 2. ®eut»

fdjen d>odjfd)ulffiod)e in Äaltotoit? ben in ber ilbericiirift genannten ©egenftanb bel)an=

beln. ‘Bei ber ÜBietitigfeit biefer Ä ulturtagung für ben gegenseitigen geiftigen Ütustaufd) an Q3ilbungSgütern, muß id) mir getoiß felbft über bie IBeßanblungStoeife beS ©egen»

ftanbeś fcßarf iRedjenfdjaft geben unb aud) ben H örern fcßon öorßerein Hiebe fteßen, über b a ś roaS fie ertoarten bürfen.

®er 'BorlefungSgegenftanb entßült gleid) brei S inge, bie Hltillicnen Don HHenfcßen gleicß teuer, uncrfdjöDßid) reid) an dint)alt unb bei toeitem nocß nicßt genügenb burd)»

forfcßt finb, tüelmefjr b as gan^e reid) betoegte A rbeitsgebiet einer g anjen A n ja b l bon HBiffenfcßaften umfaßen. S a ż jtoingt einerfeitś ju eßrerbietiger Sebenbigteit, anbrerfeitS ju flarer, betoeiSträftigcr djeraużftellung ber 5)auf)tf)untte. Siefe beiben Aicßtlinien ßoffe id) in ben COorlefungen feftßalten ju fönnen um ben bereßrlidjen fförern bleibenbe unb brauchbare, toenn aud) befcßeibene ©rgebniße biefer brei Abenbe ju fidjern. ®enn toer fid) nad) müßeboHer S ag caarb eit nod) ben A benb ju ernfter, geiftiger 2Befd)äitigung abnötigt, muß tooßl folcßen A nfprud) fteHen.

1. S ü r ben Aegriff ber Ä ultur ettoa 100 unb mebr Aefcßreibungen unb ©rflärun»

gen a u s ber neuesten 3 eit borjulegen bürfte niemanbem fcßtoerfaHen. 6ie ju fiepten unb ju beurteilen toirb in ben Aorlefungen nießt ertoünfeßt, nießt möglich, aber auch nid)t nötig fein. ®agegen Scheint es jtoedm äßig ju fein, ben A e griff „Siultur“ in biefen A ortefungen nicht ju toeit ju faßen. A3enn m an b a ś große ©ebiet ber A uäbilbung ber Atenfchen felbft, eine toeitere, ganje HBiffenfcpaft baöon auSfchaltet, fo bleibt bie Ae»

jießung ber beiben A egriße Ä u l t u r u n b A a t u r übrig. S n ber Ä ultur macht ber QHenfchengeift getoiffermaßen einen A n g riß ober beßer einen A nfprud) an bie bloße A atu r. @r toiH fie fo geftalten, baß fie ihm, a ls Alenfchengeift nämlid), bient unb baju hilft, baä ju bleiben, m aż er ift, unb baä ju toerben, toas er toerben fann. Aon biefer abficßtlich metpobifd) eingefchräntten A n ß aß u n g bes ABorteS unb ber Sache „ ftu ltu r“

foß alfo in ben Aortefungen ausgegangen toerben. ® ann fönnte m an toopl an einem A benb irgenbtoiebam it fertig toerben, einen flaren unb lebenbigen A berbtid über DaSHBefen, bie Aorbebingungen, bie A littel unb bie 3 iete biefer S adje ju geben. Sie ift fo toießtig unb bleibt boeß oft fo u n tla r unb gleicßgiltig, gerabe toeil b a ś ABort „Ä ultur“ unfer O ßr fo oft berührt. Auch bafür bürfte noch die 3 e it auśreidjen, bie brei großen unb erhabenen 5)aup(gebiete ber Ä ultur, nämlidß bie Ä ultur ber ©emeinfehaft, ber A rbeit unb ber 3bee, abjugrenjen unb prattifcß ju überbliden. S a m it fönnte bie A eßanblung beś überhaupt nießt trodenen ©egenftanbeś üietteießt feßr tebenbig auśflingen-

2. Sie füßrt b ann toie Don felbft ju bem erften ©egenftanbe beś jtoeiten S ag eś hinüber. ®enn biefer ßat bie A ejießung ber befonberen A rtu n g beś beutfeßen Aolfeś ju feinem Sfulturfcßaßen in ś A uge ju faßen. A iem anb jtoeifelt baran, baß ber A ntrieb ju r Ä ultur Dom a l l g e m e i n e n A le n fc ß e n to e fe n auśgept. ABie bie Alenfchen, unb jto a r irgenbtoie atte gefunben Atenfcßen, tocld)ent Aolfe ße aud) angeßören mögen, jum Äulturftreben tommen, barüber fott eben bie A rbeit beś erften SageS in ben djörern feinen gelaßen ßaben. Ob aber bie A rt ber Stultur gemeinmenfcßliih ober naeß A ölfern oerfeßieben ausfättt, banaeß toirb am jtoeiten S ag e feßr ernft gefragt toerben müßen. ® a ś füßrt auf toießtige Singe. ABaś ift A o lf? 3 ß bie S onberung ber Atenfcßen in A ölfer unDermeiblicß, Diclleicßt g ar naturgefeßlicß? Ober ift fie ein Atißftanb unb beßer ju übertoinben? Äulturftreben ift oßenbar eine ßSflicßt ber Atenfcßßeit. Alfo toirb bie A ntoort auf jene toießtigen S ra g en baüon abßüngen, toie bie Siultur naeß A uśtoeiś ber Satfacßen Don ber Aerfcßiebenßeit ber A ölter beeinflußt toirb. ABirb Äulturftreben babureß m atter ober ärmer, ober ettoa reießer unb lebenbiger? Alnb toie fteßt eś bann

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in Sonöertieü mit bet btSitiung, öie b a s beutfdje OSoIfötum auf bie Stul tu t ausü b t.

ORan toirb eś aifo felbft in feiner ®ntfte£)ung unb @rld)einunq irgenbtoie Dorier be=

fd)reiben muffen. ® a s ift nicf)t [eid)t. S e n n ein jeber, auf)er ben meiften ®eutfrf)en frei=

ftd), überfd&ä^t Ietd)t fein eigenes ÜSotEStum ober toenigftens feine Äutturteiftungen. @ś Jennt fie ju genau, bie Ceiftungen frcmber Q3öl!et »ietleicbt ju toenig genau. 3 ft eine iniffenfcbaftticbe § iife bagegen möglich? Siegt fie ettoa in einem su erftrebenben toiffen»

fd)afttid)en ÜSegriff Dom tBoHstum ü b erh a u p t? TSie mürbe fich b a s © tgebnis geftalten.

toenn QfotfStum überhaupt nichts anbeteS, a ls eine berechtigte ©onöerlage menfdjlichen ÄutturftrebenS m äre? S a n n fäme es für bie Göfung a(t ber berührten f r a g e n überhaupt nicht au attererft auf ben Slang unb bie SBertung ber jemeiligen Äulturleiftung eines be=

ftimmten Q3oIfeS an, nielmehr barauf. baf) bie nßlfifche QluSgeftaltung ber Ä ultur über»

haupt in ber re g te n 6cf)ähung bleibt. @S ift ja auch feltfam, baS fäjmäch»

licheS, aber eigenes Äutturftreben ein OSotf m itunter lebenbiger öorm ärtStreibt unb bem

© ansen nütjtirfjer mirb, a ls ein ftarteS, aber ihm üon außen auferlegteS. Sfiet ift affo am jmeiten Stbenb eine g a n j entfcpeibenbe Älippe äu öermeiben. @S jeigt ficf), baß am ameiten S ag e ber beabficßtigten 'Borlefungen bie 5 jaupttlärung unb ber ermartete leben»

bige Obern nicßt non einer billigen Sobpreifung ber beutfchen Ä ultur ermartet merben barf. S a r a loquuntur. QSücher über beutfcße Ä uttur gibt eS in Süße. S a S ÜBefenttiche biefeS S ageS müffen nielmeßr amei eherne ©rfenntniffe fe in : maS eigenböffifche QIrt über»

haupt für Ä ultur bebeutet, unb maS beutfcße 2 trt ift, nicßt mie ßodj ober gering fie fein m ag. Sfur barauS ergeben ficf) blißartige ©eficßte gemiffer fittlicßer tBerpflicßtungen unb lebenöige dtuffchmünge unfereS QBefenS felber. ©efichte unb Sluffdhmünge berart aber finb eS, bie ben Slienfcßen abein unb erfreuen.

3. Olm fcbÜTurnften belaftet unb am fchmierigften anaufaffen ift bann ber britte S a g , menn er eben bei ben Sförern nicßt bereits ein menig unter bie TBirtung ber eben genannten ©efichte unb Oluffcßmünge treten foßte, maS beftimmt erhofft merben barf.

S e n n eś ift amar leicht möglich, bie für bie QIrbeit beS brüten S ageS in OSetracßt fom»

menben Sjauptpuntte ber fatholifcßen OBeitanfcijauung turg, flar unb aufammenhängenb, in ber lebenbigen ©pradje ber ©egenmart, unb bocß gana unliterarifch.nämtich fachliche üor bem ©eift ber § ö r e r aufmacßfen au laffen. Qlber bam it ift eS bodh nicht getan. @S fotten hoch ba eigentlich bie ‘-Begießungen ber tatholifcßen ÜBeltanfcbauung gleich au amei oermicMten unb umfangreichen lebenbigen Sachen, aur Ä ültur überhaupt unb ju beutfcßem ifülturftreben flar barlegt unb bemeiSfräftig gewertet merben. Biur baS erfte aber mirb möglich fein: S ie tla re fachliche S arleg u n g . Cffiill m an auch baS gmeite, fo müßten umfangreiche mertenbe tSemeiSmittel außer ber fachlichen S arleg u n g jener fBe»

aießungen gtüifchen ÄathotigiSmuS unb beutfcßer Ä ultur bagu a u s oetfchiebenen ©ebie»

ten ßerbeigeführt merben. S a S trä g t ber Qlbenb einfach nicht mehr. QHancßer ber § ö r e r mirb auch feine fffiertung beS Ä’athofigiSmuS in biefer ober jener anberen "Begießung a u s gana anberen Duellen längft gefchöpft haben, bagegen bie fachlichen "Begießungen ber fatholifäjen BBeltanfchauung au beutfcßer Siuttur au mancherlei prattifchen Bmeden gern einmal überbtiefen mögen. SieS in befcheiöener ÜBeife gu ermöglichen, b arauf mirb m an fih aifo a u s te h n ifh e n unb perfönlicßen © rünben au b efh rän te n haben. Qflur barüber ift gu fp re h en : mie Derbalten fih bie © runblinien ber f a h ü h Dorliegenben,

»on jebem a u s ber Quelle gu erhebenben fatholifhen IB eltan fh au u n g gum gemeinfhaft»

lih e n unb gum bölfifh beftimmten Ä ulturftreben? QBie Derßatten fie fih meiterhin gu eigentüm lihen ©runbgügen biefeS StrebenS, bie in ber ©igenart beutfeßen "BottStumS Deranlert au fein fh ein e n ? Olian muß es Derfuhen, ftreng f a h ü h — benn Berfonen fommen babei nießt in B e tr a h t — bie S in g e felbft gemiffermaßen oor ben ijö re rn auf ben S if h au legen unb gu fagen: S aS hier heißt Stultur; bieS hier heißt B o lf ; jenes bort b a ś heißt etma beutfcße 3Irt. B itte n u r felbft gu feßauen: h ie r finb bie ©den, ßier bie anfhüeßenben Äanten, bort feßmiegt f ih ’ö, ha überfhneibet eS fih , hier mill firfj’S ßinbern, bort förbern. S a S cjiet ift aifo nießt ein tßeologifheS, aber ein S e il ber auf»

gumeifenben unb m it anberen gu Dergleicßenben fachlichen B taterialien ift afferbingS theotogifh- S aS jfjiel aber ift bie Bergleicßung. Siefe B e rg leih u n g foil bagu helfen, beim roiffenfhaftlicßen aiufbau ber ORethobenlehre beutfher Ä ultur bie b o h eben Dor»

ßanbene unb unter u n s mirlenbe lulturelle Ä raft ber fattjolifcßen ÜBeltanfcßauung n ih t gu überfeßen, gana gleich toie m an in n e rlih mertenb au biefer B B eltanfhauung fteßt.

B5er einen roirfenben S afto r einer S ä h e überfießt, ob er ißn nun mag ober n ih t, ber lommt gu unpraftifeßen Blaßnaßm en. 'M an mirb aifo n u r gu prüfen haben, ob ber B ortragenbe a ls Sadm erftänbige ober a ls Ontereffent auftritt. ilm biefe B rüfung bittet

4

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er fetbjl ®r beabfidjtigt bem -Smecfe ber S ag u n g ent|pred)enb b a s erfterc, ba bie De»

fd&ränfung auf facf)[icf)e unb tpabrbaftige 3eugenfcbaft an fid) feine untbeotogifcbe H altung ift.

Som it toerben fici) bie OSorfefungśabenbe bon jebcsm at 2 ©tunben ® auet in je 3 'Befprec&ungen bon genau 35 Qliinuten gliebern, bie burd) R aufen bon 5 QHinuten bon einanber getrennt fein mögen. S ie ©egenftänbe beö erften dtbenbs toerben fein:

1. ® aś menfdfFicfje 3d) alź 3fuśgangźbunft beź f^utturftrebenś.

2. ® a ś dBefen ber Sduitur.

3. ®ie Saubtgebiete beż Stuiturftrebenś.

atm jtbeiien atbenb fame sur QSefpredjung:

1. ® aś aBefen ber OSotfśberfc&iebenbeiten.

2. ©inigea über beutfdje Ofrt.

3. ©igene OSotfaart atź ©onberlage menfc&Iicben Sfutiurftrebenś.

®er britte atbenb toürbe bebanbetn:

1. ©runbsüge fati)o[ifd)et aBeitanfdjauung.

2. Sfatbolisiämua unb Ä uttur.

3. Ä olbofisism us unb beutfci)e afoifsfuitur.

5)cutfc^e Q®cltanf(^auung.

fprof. ®r. dfana Sreber, Ceipsig.

®ie ©igenart ber beutfctien aBeitanfdjauung foil an jtoei jentrafen Problem en enttoicfeff toerben: an bem metapbbfifcfjen probierń „Ofatur unb ©eift“ unb an Dem fosiat«_unb gefd)id)t8b£)iiofopt)ifcf)en p ro b lem „®er ©insetne unb bie ®emeinf<f>aft“. Otuf beibe S ragen finbet ber beutfdje ©eift Qlnttnorten, bie burd) bie 3at)r[)unberte unb burd) bie ©bfteme fiinburd), minbeftenź in ber © runbridjtung ber ©ntfcpeibung, fonftant bleiben.

1. ®ie ©tjfteme beż beutfdien 3bealiśm uś bon Ä ant b iś S)egei enttoicfeln, grofs^

artiger a is es fonft irgenbtoo in ber @efd)id)ie beS tnenfddidjen SenfenS geid)e{)en ift, ben ©ebanfen bom ©eift a is einer eigenen, eigengefe^Iidjen, n u r a u ś fid) fetber ju be»

greifenben aBirfficfjfeit. Qdadibem Ä ant biefen ©ebanfen fritifdj auśgetoertet pat, inbem er nad) ben allgemeingültigen SunftionSgefetjen beś ©eifteś fragte, unternehmen es bie metabbf)fifd)ett ©bfteme ber beutfd;en OSetoegung, bie ganje dBeit beS ©eifteź mit ailen ihren ©innbejirfen unb aBertgebieten nad) einem “äSrinsip su fonftruieren. atuf ber ©runb»

fage biefer iphdofobhie beś ©eifteś ergibt fid) b a ś beutfdte ©hftem ber ©eifteśtoiffen»

fünften a lś b a ś djarafteriftifcbe aBibcrfpiei sum fransofifdicn ©pftem ber pofitiben aóiffenf chaften.

Qltit biefem © tauben an bie ©igengefehliddeit unb ben ©igentoert beś ©eifteś berbinbet fid) nun aber in ber beutfd)en äßettanfdiauung bie Shefe, bafe aller ©eift alś tief m it ber Qfafur oerbunben, afś ihre reiffte unb reinfte iSIüte su benfen fei. ©rft beibe ©ebanfen sufammen maihen bie eigentlich beutfcpe ©ntfcheibung beś p ro b lem s a ia tu r unb ©eift auś. ©in bertiefter ‘Begriff ber © n t t o i d t u n g ift b aś logifcpcOlfittet, mit beffen § ilfe bei Ceibnij, bei ©chetting, fogar bei K ant biefe fpnthetifdie Söfung gelingt.

2. atud) bie beutfche Söfung beś fJ3robtemś „®er ©insetne unb bie ©emeinfdmft“

ift nicht einfach, fonbern mehrfd)id)tig, auch fie fann n u r a lś ©hnthefiś au ś stoei Spefen gebacht toerben.

3unäd)ff tiegt in ber beutfchen aBettanfchauung ein tebenbigeś ©efütjl für ben S in n ber 3nb ib ib u alität, bie a lś unauSfd)öpfbarer © ehalt unb a lś unerfet)[td)er aBert empfunben toirb. ®er in ber beutfchen Betoegung auśgebitbete Begriff ber H um anität ift ohne biefen © tauben an ben ©igenroert beś Snbioibuelten nicht oerftehbar. ©eine tieffte Saffung aber finbet ber beutfche 3n bibibualiśm uś in benjenigen ©bftemen ber Bhitofophie, bie (toie aiicotauś bon Kues, toie Seibnis, tnie Sichte) bie O nbioibualität Sur metaphhfifd)en Kategorie bertiefen.

®er Snbioibuatitatśbegriff, ber a u ś ber beutfchen aSettanfchauung untoegbenfbat ift, führt aber nie su einem 3 n b ib ib u a liśm u ś im ü b l i c h e n ©inne beś aBorteś. B o r altem führt er nicht basu, bie fosialen ©ebitbe a u ś ben 3'nbioibuen su fonftruieren. ©otooht ber ©ebanfe, baf? b a ś Bed)t beś ©insetmenfchen bie Tlorm für bie Betoertung ber

©emeinfcbaftśjufammenbdnge fei, toie ber ©ebanfe, bah b a ś freie ©piet ber inbioibuetten 3ntereffen ben aBohlfianb beś ©ansen automatifd) herbeiführe (atfo beibe ©runbgeban»

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ten Sea fojiatpfjilofofifjtfcfjen SnbtDibuattämuä), finö ber beutfcfjen QBeltanfc^auung im

©runbe fremb geblieben.

®ie beutidje ‘S eltanlcfjauung ictiüefjt nielmebr bie Sfjefe üoin ©igentoert unb

@igenred)t bea fo^ialen © anjen in lid), unb smar io. baft ber CJnbiöibualitatäbegriff au s inneren © rünben über iid) felbft binaustocift. atuefj bie ®emeinfd)aften tocrben a iä 3n»

biDibuen boberer O rbnung, a ls einmalige 'S e ie n mit beienberem 6ct)icffal unb beionberer 'Beitimmung aufgefaöt. O'nsbeionbere ber QSegriff bes OSoltź in Siebtes Sieben an bie beutfebe Station seigt biefe Ü bertragung bes etbii<f)en SnbiüibuatitätSbegriffs auf tot»

leftibe © anjbeiten.

S e r © runbgebante ber beutidjen Sfultur», ©eiebiebts» unb 6taatSauffaffung tiegt bier Oerborgen. 3 m m er neigt bie beutfebe SBettanfcbauung einer ©cicbicbtSauffafiung ju, bie bie SBeltgefcbt^te a u s ben Cfnbibibualitäten ber einjelnen QSolStümer unb ibrer K ulturen aufbaut, ü n b immer begrünbet b a s beutfebe S enten bie SItacbt unb ben

•SobeitSanfprucb beö S ta a te s bamit, bafj ber S ta a t einen inbioibuelten geiftigen ©ebalt unb eine befonbere fittlicbe Qlufgabe in ber ©efebiebte burebsufübren bett.

3 u r Sage öcr beutfdjen ßiteratur in ben lebten

O a l r g c ^ n t c n .

SSon ilm üerfitätsprofeffor S r. ip. Qlterter, Q3reSlau.

S e r literarifebe S til eines Z eitalters fteHt ebenfo tote bie jetoeitige ©efcbmacfS=

riebtung ber anberen Zunftjtoeige eine Spiegelung ber SBeltanfcbauung unb Sfultur*

ftimmung ber betreffenben @po<be bar. Siebterifcpe Stittoelten finb SCuSbrucf atigemeiner ilm ftellungen ber tulturbetoubten Sltenfcben ju ben P roblem en beS SieSfeitS unb 3enfeitS.

S ie gegenmürtige beutfebe Qltenicbbeit bat auf titerarifebem ©ebiete brei grunb»

legenbe SBanblungen beS poetifeben ©efcbmactS erteibt. 3 n ben lebten beiben 3 a ^ ä e b n ö ten beS 19. 3 a 5r]&unf,ertS erfebeint a ls QluSbrucf beS rationaliftifeben SenfenS unb ber naturtoiffenfcbaftlidb bebingten ÖebenSanfcbauung biefer Zeit ber S tatu ra liśm u ś a ls ber fübrenbe Äunftftil, ber mit feiner impreffioniftifeben Secbnit mögttcbfte SBirtticbteitS»

miebergabe a ls böcbfteS Äunft^iel anfiebt. Zunädbft gebt m an barauf au s, bie mirflieben Zuftänbe ber tatfäcblicben SBelt in Sprit, S ra m a unb Sloman gur SarfteHung su brin»

gen. ©ttoaS fpäter tritt bieferÄunftftil a ls fogenannter pfpcbologiicber ZmpreffionismuS auf, ber mit oerfeinerter Secpnit b a ś feclifcbe fieben in biSper ungeapnter dBeife fünftterifcp SU erfaffen ftrebt. Hm bie IBenbe beS Z aprpunbertS aber maept fiep beutlidp eine Über»

fättigung an biefer naturaliftifcpen Äunftricptung geltenb. QIIS QIuSbrudE ber allgemeinen Sin= be fiecIe»Stimmung biefer Zeit erfepeint ein n e u r o m a n t i f e p e r Siunftftil, ber fern Don ber brutalen tEBirEicpteit ber UBelt fiep in einer reinen StimmungStoelt betoegt unb mit S ilfe fpmbotiftper 2Inbeutungen ZeinfteS unb ilnfagbareS in IB orte unb ©eftalten faffen toill. Qluf biefen uftberfennbar befabenten, menn auep im ©injelnen oft pocptünftlerifdben Äunftgefcpmad folgt — feit ettoa 1910 unb beutlicper erft toäprenb unb unm ittelbar naep bemQBeltfriege ju r ©rfepeinung fommenb ber fogenannte © t p r e f f i o n i s m u S , ber ber poeti»

fepe QluSbrudt einer neuibealiftifcpen OBeltanfcpauung unb Äulturftimmung ift, bie auf allen

©ebieten beS feelifdpen CebenS ju üerfolgen ift. 3 m ©egenfap su ber extremen dBirllitp?

feitśtunft beS QfaturaliSmuS, ber ©inbrucfśfunft, toil! biefer Äunftftil reine QlusbtucfS«

funft fein, b. p. ein 'Bilb ber ©ebanten, QBünfcpe, S eutungen unb Hoffnungen fein, mit benen einjelne bocbtünftlerifcpe QUenfcpen ben Problem en ber USelt gegenüberftepen.

@in boHftdnbiger CSöanbel niept blop ber Stoffe unb beS ©epaltS ber Sicptung, fonbern oor allem ipreS PrormcparafterS unb ipreS SpracpftilS ift bie Solge biefer lepten bebeut»

famen bidpterifepen ilm ftellung, bie mit tprem popen QBollen einen Brucp mit aller bis»

perigen ftunft barftellt. ©egentoärtig ift auep biefe literarifcpe StiltoeHe fepon toieber im Qlbebben begriffen, um einer erneuten, toenn auep oergeiftigten QSücftepr ju r QBirtlicp»

teit beS BebenS fpiap ju maepen.

S ie brei bebeutfamen Stiltoellen biefer lepten Zaprsepnte ber beutfepen ©elftes»

gefepidpte toerben eingepenb an 'Beifpielen ber Iprifcpen, bramatifepen unb rom anpaften Äunft biefer Zeiten üerbeutlicpt loerben.

©cut[<$c tn ber SfHtnft.

Seitlinien sum Q3ortrage Oon fßrof. S r . B. B rupnS , Seipsig.

S a S 3ntcreffe ber für Zunft sugänglicpen Ätcife SeutfcplanbS patte fidp fepon oor bem UBeltfriege im befonberen Ollafse ber ©otif unb bem 'B arod sugemanbt. 'Ulan

6

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fat; in Biefen 6fi(cn — jicmlid) einicitig — Ben atuśbrucf eines unbefrieBigten, leiben»

icbaftlid) iudjenben '-ffiottenź unb liebte fie, toeil m an feine eigene Seele in i|n e n toieber»

fanb; bie ©eele eineś qualöoll um^ergetriebenen, Dielfadf) enttduf(®ten, fefrnfudftSDoIIen

©efd)led)t0. QKan bejeicijnete fid) felber gern a ls gotifd) unb barocf unb glaubte, toeil m an bod) jugleid) beutfct) toar, bam it aud) bad beutfdje QSefcn in feiner ©efamt^eit er»

faftt unb feftgelegt 3U ifaben. Cvn QBirflidjfcit ift aber bie OSoIfśfeeie immer reicher a ls irgenbeine ^eitfeele; todfirenb iebocb biefe unm ittelbar Don jebem -Seitgenoffen erlebt

©erben tann, ift jene ettoas fd)toer © reifbares, nu r a u s ber g anjen @eld)id)te eines QJolteS berauśjuboien, aber aud) Bier toieber tjinter lauter toecbfelnben ^eitfeelen Der»

ftedt. ®aS IfBefen unfereS CBoltes tonnen toir, toie unfer eigenes petfönlidjeS 3luSfet)en nur a u s Spiegeln fennenlernen: in ben großen Qliännern unfereS IBolteS unb nod) reiner in ben großen ©eftalten unfcrer S in te r. S o toie bie ©riecßen in ißrem ObßffeuS unb Sjetafles gefteigerte unb gereinigte ©leicßniffe ißreS QBelens Befaßen, ?o tjaben toir ©eutfcßen fie in ben ©eftalten beS ÖtibelungenliebeS, in SdnlterS QBallenftein, am umfaffenbften aber tooljl in ©oetßes S auft. 3toei Seelen tooßnen in beffen 'Sruft.

®ie eine ßält mit Berber fiiebeśluft

Sieb an ber OSBelt mit flam mernben Organen,

®ie anbre ßebt getoaltfam fid) Dom ®uft 3u ben ©efilben ßoßer 2lßnen.

S ein ® rang jum Unenblicßen ift gepaart mit ber Sieben jum ©nblicßen; fein grenjenloS f^toeifenbeS ©emüt mit Bern im Cbegrenjten toirfenben TSitten. ®iefe 3toei»

ßeit ber feelifeßen 5üd)tungen feßeint mir nun aueß für bie beutfeße töoltSfeele in ißrer

©efamtßeit eßaratteriftifd) gu fein. @in eigentüm lißeS „3uglei<ß“ ber auSeinanberftreben»

ben Äräfte ß at fieß in ißrer ©efeßießte immer toieber offenbart, ©in merftoürbigeS ,,fo»

tooßl a ls aueß“ fennjeießnet baS QBefen ber Beutfcßen Äunft. ©in Sjang su Q3erbinbung non ©egenfäßen ift in ißr faß immer ßerDorgetreten. »Siel ÄomplisierteS, ilnüberficßt»

licßeS, ja QSertoorreneS ift babureß in fie gefommen, aber ißren ßöcßften Qlteiftertoerten eignet aueß eine g a n j befonbere 2lßfeitigteit; ißre größten Äünftler, aßen Doran ®ürer, finb an Straft ber Spntßefe, an Siefe unb allumfaffenber “dBeite aßen anberen überlegen.

Sinter biefem ©eficßtSpunft foß in ben 6 tBorträgen über „®aS ®eutfcße in ber Äunft“

oerfueßt toerben, baS tBIeibenbe, ©toige ber beutfcßen Seele a u s Bern ‘dBecßfel ber Stile unb Sfunftanfäßauungen ßerauSleucßten su laßen.

©igentümne^feiten öcö beutfcßen OBefcnö in ber QluöiJrägung burdj bie OKufif.

QSon Sprofeffor ®r. S a n s 3oacßim Oliofer, 'Berlin.

Äüralicß fanb eine QSefprecßung über ein QSörterbucß beS QluSlanbSbeutfcßtumS in einem Streife Don ©eleßrten ftatt, bie fämtticß in einem befonbetS ßerjlicßen CSer»

ßältniS 311 ben 'Belangen beS beutfcßen CBoIfStumS fteßen. ®abei tourbe non ßeröor»

ragenber Seite bie OHeinung auSgefprocßen, bie nationale ©igentümlicßteit fäme am reinften bureß ba§ Sllittel ber S p ra ß e , alfo ©ießtung unb S iteratur, 3um QluSbrucf, toäßrenb bie btlbenbe Äunft unb bie QKufif nießt fo befäßigt feien, Bie lennseießnenben 3 ü g e beS betreßenben ‘BoltStumS auSjuprägen. 3d) ßabe mieß bam alS jogteieß gegen biefe Qluffaßung getoenbet unb barf ßier Dießeicßt meine Qlrgumente fürs nieberlegen.

©etoiß ß a t baS TBort Ben großen QSorteil borauś, in aßgemeinöerftünblicßer unb flarer tBegrißlicßteit Stunbe üon jenen ©ebantengängen 3U geben, bie baS 'Bolt fieß feiner fetbft a ls nationaler ©inßeit betoußt toerben laßen. ®aS BBort lann au baterlänbifcßer Qlb»

toeßr entflammen, la n n auf SjeUigtümer ber 'Boltsüberlieferung ßintoeifen, unb bie CBolfSeinßeit a ls folcße toirb ja 3um großen ©eile öureß bie ©emeinfamleit ber Spracße, bureß baS Scßtoören 3U einem bießterifeßen unb gebanflidßen o b e a l ausgeprägt. Sin»

bererfeitś ift eś moglicß unb leibet »ielfacß S atfadje getoorben, baß m an mit Oltitteln Ber eigenen Spracße bie ©efeßafte eines fremben CBollStumS treiben dann, baß bie Ber»

leugnung beS BolfStumS su ©unften einer farblofen CSnternationalität ober g ar ber S einbpropaganba mißbraudßt 3U toerben Dermag. @S gibt fogar Dorjüglicße Scßriftfteßer, bie in einem unanfechtbar reinen ®eutfcß öoeß lateinifeße ßSerioben bauen ober in un=

angeneßm er 'ffieife franjofeln. ®em gegenüber gibt eś stoeifeßoS ein befonbereś „BeutfdßeS S ißauen unb beutfcßeS ©eftalten“ in ber bilbenben Äunft, bie id) aber a ls Bicßtfad)»

m ann ben Äunftßiftoritern su befeßreiben überlaßen möcßte. 311S ©onfünftler unb QHuftf»

toißenfcßaftler la n n id) jebod) berfteßern, baß baS beutfeße l3Befen DieEeicßt in nießts fo

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unüerfälicfit unb unoertennbar junt atuäbrucf au gelangen oetm ag, atö geraöe in ber beutfdien Kinfit. 3d) laffe bei ©eite, bafe fie S o nträgerin beś heutigen 'ISortee unb Siebeź fein tan n , unb a ls fotele audĘ) ber ©egentoart QSerfünberin ber nationalen 3bee ift. '25ief(eid)t ift es aber gerabe bie 'JliateriaHofigfeit, b a s unm ittelbar Dom S erje n fommenbe, baS in ber beutfetjen £onfprad)e, toie übrigens in jeber nationalen Qltufif, bie lennjeidjnenben (Jigentümticbteiten beż jetoeiligen QSoIfStumS befonberS ed)t unb un=

oerfürst sum QluSbrucf gelangen läßt. Qltan toeiß, baß gerabe baS pro b lem beS OSer*

bältniffeS bon S orm unb 3 n ß a lt, toie in jeber Äunft, fo befonberS aurf) in ber QHufif, eine entfeßeibenbe 2lo[(e fbielt. Äönnen in ben anberen Äünften stoedßafte “Bebingung, bram atifdje Qilottoenbigfeit ber § a n b lu n g unb anbere oon außen fommenben ©femente bie S o n n beeinflußen, fo tritt biefe in ber inftrum entaten Qltufif burd) ißre ©elbftsmecf=' fießfeit unb ©igenßerrfießfeit böHig rein unb unbeeinflußbar sutage. © a seigt fid) nun, gemeßen an bem Sorm ungStrieb ettoa ber Sransofen unb 3tatiener, bei ben ©eutfdjen baS entfdjeibenbe QSorßerrfcßen beS SnßaftS Dor ber 5orm . ®er Seutfdje fießt tooßf aud) in bem glatten, reibungSfofen Qtufgeßen ber 3 o tm ein fd)oneS, fernes 3beat, er toirb aber niem als um ber S orm toiflen bem o n ß a it einen 3toang auferfegen toolfen. @S fommt ißm überhaupt nießt fo feßr auf baS QBie afS auf baS QBaS ber Äunftgeftaftung an. @in naiü unm ittelbares B erßäftniS sur Stoßiid)feit läßt ißn bie S orm gern ettoaS geringer einfcßäßen. @r ßat fogar eine befonberS särtfieße ßiebe für fokße Qlteiftertoerfe, in benen m an bie Qltüßfal ber Sormbestoingung ober baS 3erfprengen ber S orm bureß bie cßaotifcßen Äräfte beS ©ebanfenS beobachten fann, toäßrenb ißm ein müßefofeS, elegantes Betoältigen ber 5 o rm auf often beS 3 o ßaItS [eießt ben unangeneßm en @in=<

bruef beS Birtuoßfdßen, beS Safcßenfpieterniäßige n mad)t. ©am it ßängt sufammen, baß bem ©eutfeßen QlrtiSmuS a ls fofdßer feit je ben Berbacßt beS Berfogenen, ilneßrlicßen madßte, toäßrenb für ben Qtomanen baS fünffferifeße ©eftaften immer meßr ©pieftrieb unb Sreube am fo rm a le n fein toirb. ©er ©eutfeße fann ißm in feiner etßifcßen @rnft=

ßaftigfeit Oieffeicßt ein fpöttifcßeS fiäcßefn abgetoinnen. ® aś „QlffeS ober QticßtS“, baS ißn feßon für SacituS sum fefbftmörberifcßen ©lücfSfpieler gemadßt ßat, läßt ißn für ben fremben Beobachter gern sum QBeftoerbeffererer, sum Bßifofopßen in ©önen toerben.

S ie Sofge aber ift, baß ber ©eutfeße in feiner Qltufif aueß ettoaS unenbfieß Diel QBicß*

tigereS erbfieft, afś ber Otomanę. @S ift gerabesu eine SebenSnottoenbigfeit für ißn, fieß in

©önen auSsubrücfen. ©am it ßängt ein anbereS sufammen. QBäßrenb ber 3 ta lie n er mit feiner B ekan to fu n ft unb ber Cvnfttumenfalmonoöie ber Älangfinnficßfeit attsu gern Opfer bringt unb ber S ran jo fe a ls geiftreießer Otacßgeftalter in S önen gern tonmaferifeße QBirfungen in ordßeftrafen Ä fangfarben ersielt (nießt umfonft ift er immer toieber füßrenb auf bem ©ebiet ber Brogram m ufif getoefen), ift ber ©eutfeße bagegen a ls Qltufifer immer irgenbtoie „fernenfücßtiger ©otifer“ : er oerfolgt bie mufifalifeßen fiinien afS fofeße, a ls gebanflicßen, logifeßen Ä raftoerlauf, er ift unfinnlicßer © rapßifer unb fueßt in einer '3ü(k fid) gegenfeitig freusenber Sinien su geftalten, m an fann ißtx ben geborenen Ä ontrapunftifer nennen, unb nießt umfonft finb bie S ugen oon B ad) unb BeetßoOen Oltittelpunft feines mufifalifeßen ©eftaltungStoiHenS getoorben. ©cßon b as Ototenbilb ber beutfeßen Oltufif seigt biefen S a n g sur Stömplifation, sum gtüblerifcßen ©icßüerfenfen:

ob eine alte O rgeltabulatur a u s bem 16. 3aßrß u n b ert, ob BacßS 3?ugen, ein Beetßoüen»

feßeS Olbagio, ©cßumann, Qöolf ober Oteger — immer „toimmelt“ baS Ototenbilb „toie ein Qlmeifenßaufen“, unb mandße Qftufifer, toie in ber ©egentoart s- B . SßanS Büßer, fönnen fieß nießt genug tun an feinftem, üeräfteltem Äleintoerf. ©emgegenüber m alt ber O taliener toie ein etoiger Barocffünftter mit großem Brnfel 3läd)en aus, unb mir ßaben ja aueß in ber ©efeßießte ber beutfeßen Oltufif oerfcßiebentlicß S afente erlebt, bie fuß folcßem 3talienertum oöllig oerfeßrieben ßaben. Otucß ber ©eutfeße geftaltet feine Oltufif nießt a ls gegenftanbslofe Qltatßematif, fonbern belaftet fie fogar gern mit einer Sülle außetmufifalifcßer Borftellungen. Olber Oltufif ift ißm nießt Qltittel sum 3toecf feiner

©arftellung, fonbern er betraeßtet a ls SßocßfteS bie ©abe, außermufifalifeße 3Bcen oöllig su Oltufif umsufcßmelsen, in feiner ©ßmpßonif ©inselfälle menfeßließen ©rlebenS sur platonifcßen 3öee su erheben unb su Oerallgemeinern. ©o toirb ißm Oltufif sur S rä g e rin ber H um anität, sum QluSbrucf ßöcßfter ©eiftigfeit unb © itttißfeit.

© aö ©cutfd^c in der OHuftf.

3 u r ©infüßrung in ben B o rtra g oon B r of. ©r. QltülIer=B(attau, Königsberg.

©eßtoer ift eS, in fursen OB orten baS ©ßema su umreißen, ©er Sief er ift gestoum gen, ben ilm riß in aHju furjen, fcßlagtoortartigen B täg u n g en ßinsuneßmen, ber ©cßreiber

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muf; auf öie ileB erseugungśfraft öerleficnbtgcnDcr QSetfjnde unb beś gefprodjcnen '2Boc^

teś Derjicbten. ©tu 'löccbfef auf bie -Sufunft a lfo ! ®od) feien ju r toeitercn ©rarbeitung fcf)du int Dorauś bie bret löet'fe genannt, auf benen unfere ÖSorträge fußen w erben:

5> 3 . OMoferź präctjtige breibänbige @efd)ic£)te ber beutieften Qltufi!; § . Qlbertä 2tb»

ftanbfung über bie beuifefte Qftufif in S offta^W e^^anjerź „© runbsügen ber ®eutfcftfunbe“

unb in 9). OfloHauź getoiefttigem ©amnxeltoer! „©ermantfefte QBiebererfteftung“ beż 'Ber»

fafferź SInteif „S ie S onfunft in aftgermanifefter 3 e it“- OBanbci unb QBieberbetebung germanifefter ©igenart in ber gefeftiefttiieften ©nttoicflung ber beutfeften S ontunft“.

1. Cffiir toerben b a s eigentümlicfte ©eutfdfje in biefer bem beutfeften CSBefen fo feftr entfpreeftenben Äunft nieftt öerfteften, Wenn w ir nieftt roiffen, wie in aftgermanifefter 3eit, jener 3 eü , bie Pom fireftfieften ©ftriftentum unb antiler iBifbung noeft nieftt greif»

b a r beeinflußt w ar, gefungen unb gefpielt tourbe. 6o foil sunäcftft auf © runb eigener Sorfcftungen unterfueftt Werben biefes oorgefeftiefttfiefte Qliufitreicft ju feftifbern: bie aften

•Sauber» unb ©rsäftttieöer, iftre ffanglicfte unb rftfttftmifcfte ©infteibung; S än g er unb S n ftru m en te; unb enbfieft Sieb unb S a n j a(s ‘Boifagut, Wie eä in alten QSräucften faft b is in unfere S eit fortlebt.

S n baź Beicft ber ©efeftieftte treten Wir ju Qtnfang beż Oltittefafterź. Qttit bem römifeften ©ftriftentum bringt ein neueż feftgefiigteś QHufifretcft übermäefttig naeft Bor»

ben: ber gregorianifefte ©ftoraL Qtber bie beutfeften QHoncfte, bie iftn überneftmen, bit»

ben iftn fefbftfcftöpferifcft um, jWingen iftm iftre Bftfttftmif auf. S ie S equenj entfteftt als bie erfte mufitafifdfte Scftöpfung beS cftriftficft»germanifcften QltittelafterS. S a ß fic beut»

feften ©eifteS War, erWeift baS geiftfiefte BoIfSfieb in ber SanbeSfpracfte unb baS QHftfferienfpief, baS fieft a n iftr entwiefeft. S a S Wettficfte Sieb unb ber S a n j aber, finb Pon ber Äircfte a ls teuffifeft unb abergiäubifeft Perfolgt, n u r in geringen Beften erftalten, iln b bort, Wo biefe Äunft nieftt meftr Pom fireftfieften B erbot bebroftt ift, in bem Sieb ber faftrenben Spietteute, ift bie Überlieferung u n s mufifafifeft nieftt beutbar. — S a n n aber fofgt ber '3R i n n e g e f a n g a ls S rä g e r einer neuen bobenftänbig beutfeften Welt»

tieften üunft. Qtucft er beruftt in leftter Sinie auf bem beutfeften BolfSgefang, troft ftar»

fen ©inftuffes ber © regorianif. Sefbft ber Änft aft: bie ftarfe Befigiofität, baS auSge»

prägte B atu r» unb SeimatSgefüftI, bie naturftaft fräftige ©efüftfSbarftelfung träg t beut»

fefte Süge. S ie Berbürgerficftung biefer Äunft im B f e i ft e r g e f a n g betrifft meftr bie bieftterifefte, a ls bie mufifafifefte Seite, ü n b boeft fteeft in iftr ber Berfucft, eine neue, bem ©eift beS im „ifterbft beS BfittefafterS“ aufbfüftenben ftäbtifeften B ürg ertu m s ent»

fpreeftenbe' ü u n ft ju feftaffen. @r ift nici)t Polt gelungen; a ls eigentliche Saienfunft Wirb a u s ben B ieberfanben baS meftrftimmige, inftrum entaf begleitete S i e b übernommen.

U nter ben Sjänben ber beutfeften Sonfefter erfüllt eS fieft mit einer g a n j neuen feelif<ften Stim m ung, einer unm ittelbar Wirfenben Btacftt ber B ft an tafie unb beS ©emüteS. „S er BBalb ftat fieft entlaubet“ (breiftimmig a u s bem älteren B ü rn b erg er Sieberbucft) ift baS feftönfte Beifpiel biefer Äunft, bie a n ber ScftWette einer neuen Seit fteftt.

2. B tit bem 16. Saftrftunbert, bem S eitalter ber Benaiffance unb Beformation, tritt b a S b e u t f e f t e m e f t r f t i m m i g e S i e b in feine Socftblüte ein. ÜBaS feine be»

fonbere beutfefte ©igenart ift, lä ß t fieft an ber Pietteicftt feftonften Siebfeftopfung biefeS SaftrftunbertS, an S faacś, „Snżbrucf, i<ft muß bieft laffen“, geigen. BBiePiele SiebWeifen jener S eit finb noeft lebenbig im proteftantifeften ©ftoral, ber wiefttigften mufilalifeften Scftöpfung jener S eit! @S w ar ein ©lücf für bie beutfefte Btufif, baß Sutfter ber bie SebenSmacftt ber B lufil an fieft felber ftar! erlebte, iftr eine fo fteroorragenbe Stelle im

©otteSbienft unb ber ftäuSlicften Qtnbacftt einräum te. — iln b all biefe Sieber tonnten, fo gut fie Pon oier Stim m en gefungen Würben, aueft oon meftreren Snftrum enten ober Älaoier, O rgel unb Saute, gefpielt Werben. S ie SftauSmufif ber S eit War „gutn Singen ober S pielen“. B b e r allen Snftrum enten War bie Btenfcftenftimme Porgugieften, benn fie allein w ar S rä g e rin beS „BforteS“. — B l o t e t t e lommt pon „mot“ = Böort. S en n ber Äern biefer ftocftften © attung ber bam aligen Äireftenmufil ift fteiligeS QBort mit ber gugeftörigen Böeife, alfo alter ober neuer ©ftoral. Seinen religiöfen unb ©efüftls»

inftalt legen bie anbern, bagugefeftten Stim m en in frommer BBeife aus. S o Wirft baS polftpftone ©efamtfunftwerf feelenauffcftließenb auf ben ü ö r e r ; für ben feftaffenben aber ift eS ber größte Buftm, ein guter Bfotettenfomponift gu fein. S e n n biefe Äunft biente bem ©öttlieften, aueft Wo fie nieftt gerabegu mit bem ©otteSbienft oerfnüpft war.

B b e r ftart ftoßen bann im 17. Cfaftrftunöert bie geitgefefticfttlieften ©egenfäße auf»

einanber. S ie große geiftige Sucftt ber 'Blotette lebt fort in ber „fontrapunftifeften“

Sorm gefinnung ber Snftrum entalm ufif, por altern ber baroefen Orgelfunft Pon S eft e i b t

______

9

(12)

5 i ś 'S a d). 3tod) fdjafft Seinric^ 6 d) ü ö. öer ^5atriard) öev beudc&en QSatodmufif, Qltotetten unb bait feine ©dmler b a ju an. Qlber jcf)liefilid) Kfen fid) bod) a u ś ber alten

@fjorgemeinfd)aft foliftifdje ©timmen heraus, fonjertieren mit ebenfalls foliftifd) gefübr»

ten Cfnftrumenten, ber IReft bes ©efiigeź toirb auf einem Safteninftrum ent ata ,,@ene»

ralbafi jufammengefafit. ©olcber 3Irt ift bie neue Siirdjenfantate unb baa geiftlidje Ä onjert ber 'S arodjeit. iln b baź iueltticbe b e u t f c b e Q 3 a r o d I i e b Dottenbet (Son Sdjein über 2IIbert ju Ärieger, toic bie "Beifpiele ertoeifcn werben) bie uöllige Üoslöfung bes ©injelnen a u s ber ©emeinfcbaft im neuen begleiteten ©ototieb. 3 n ibm lernen mir ben einen S eil ber eigentlichen £ au ź * unb ©efellfdjaftsmufif fennen. S e n anbern, nicht minber roidjtigen, bilbet bie inftrum entale Äammermufif unb bie Älaöiermufif ber 3 e it mit ihrer bunten S ülle non Sorm en unb © attungen, unter benen baa freie iprä=

lubium , bie ftrenge S uge unb bie ättüfchen Sreiheit unb S trenge benbctnbe Seite bie undhtigften finb. — S ie 33erfd)melsung ber polaren ©egenfähe gelang fd)Iief)tich ben beiben ©roftten am @nbe biefer 3c it: I Bac h u n b § ä n b e l . ©erabe an ihnen fann bie befonbere beutfdje Seiftung ber tB arodjeit trot; ber oertoanbten S ülle frember @in=

ftüffe, gerabe an ber QIrt, m i e fie aufgenommen unb oerarbeitet, abfchlieffenb abgelefcn toerben.

3. S a ź 3 a h r 1750, OSachź S obeśjahr, bebeutet einen gewaltigen CfSenbepuntt in ber ©efdhi<hte ber beutfdjen Qliufit. S ie neue ©eneration, beren 3 eit jetjt gefommen, m ufijiert gans aua bem intoenbig fßerfönlichen heraus. Qltufi! ift nicht mehr „©ottes»

toelt“, fonbern Q luäbrud bes „natürlichen S ones ber Seibenfdjaft“, ih r 3toed tRüh»

rung beś Siorerś unb ©rtoedung ber anagebrüdten ©mpfinbung. S e r Äomponift fchreibt bie (Srgiefjung feines Serpens nieber, bie natürliche Schönheit einer auśbrudźPoHen QRelobie herrfcht. S a m it tritt b a ś einfache „ S i e b i m 03 o I f 3 t o n “ in ben OSorber*

g runb; eź toirb ber Seitftern ber Äomponiften unb bie allen zugängliche © attung ber QTtufif, in ber fid) zngleid) bie ©igenart beź beutfchen OBefena am reinften fpiegelt. Offiie | b a ś fotlen bie Sieberfomponiften ber ©oetfjezeit bia ju ihrem unerreichten QReifter Sdiu»

bert in 03eifpielen ertoeifen. Qluch bie QReifter ber IRomantif: Oltenbelśfohn, Schumann, Sötoe oerfuchen toenigftena für Sieb, OBatlabe unb O ratorium bie 3eitforberung einer üoffatümlichen beutfchen © runblage zu erfüllen. iln te r ben Snftrum enten tritt bie fingenbe QSioline ihre Serrfchaft an. S ie fann flagen unb jauchzen toie ein ORenfch- 'Ruf ihr mufisieren w ir una felbft. S o ift ber ©treichförper (mit feiner feinften (Srfdjeü nungaform , bem Streichquartett) S rä g e r ber finfonifdien ©ntwidlung ber 3 n ft r u = m e n t a l m u f i f , bie Wir an ber flaffifchen S ria ä 5ahbn=QRozart=03eefhoben furz ffij»

gieren Werben - 3Iu<h bie O p e r fucht „baa S e u tfh e “. ORojart in ber „ßauberflöte“, Q3eetbot>en im „S ibelio“ unb oor allen S in g en Offieber im „Sreifchüh“ bringen ©rfül«

lung, ©nblich im gewaltigen Olbfcplufj unb OSeWuhtmadjen ber-beutfchen ©lementc in ber gefamten Oliufifentwidlung I R i c h a r b O ß a g n e r a Sebenawerf.

S iefer großen ©efam tentwidlung gegenüber fchrumpft nun bie 3eit, in ber unfere QRufifübung unb QRufifgefinnung Wurzelt, bie zwcdo -Sälfte bea 19. S ah rh u n b erts zu ihrer w ahren 03ebeutung zufammen. S ie h at n u r noch ein grofsea @rbe öerw altet:

Oörahma unb OÖrudner a la Sinfonifer, 'ępfihnet ala SRufifbramatifer, ber gleiche Qlteiftcr unb ORtat CReger ala Äammermufiffomponiften. S n ber Olad)triegsseit zeigen fich gerabe in biefer zuchtoollften © attung unferer QRufif neue © ntw idlungsantricbe, bie, oor allem burch h inbem tths Sd)affen, auf baa ©ebiet ber 03ofalmufif unb ber Oper überzugreifen beginnen. Otber baff in biefer 3eit ber beginnenben ilm W anblung ber © runblagen unferer Qltufif gerabe bie Strafte bea beutfchen QSoIfatuma in ber Qltufif fich erneut ftarfe

©eltung öerfchaffen zum ©egen ber ©ntwidlung, zeigen OÖeWegungen abfeita bea Stunft*

treibena, in benen fich 3 u fu n ft Oorbereitet: bie mufifalifche 3ugenbbeWegung, bie zu einer OSoffafingbewegung geWorbeu ift unb bie ©rneuerung unferer QRufiferziehung.

Qtrbeit an ber 3 u fu n ft unfereä 'Bolfea. S a rü b e r aber bebarf ea ber einfid)ttgen ©rfennt»

n ia ber OSergangenheit ala bea QBegea, ben Wir gefommen, bam it w ir bem Qteuen, ber 3 u fu n ft Wirtlich gerecht zu Werben unb an ihrer finnoollen ©eftaltung zu helfen oermö»

gen. ©ine fchöne unb grofse Qtufgabe!

b e u t l e päbagogifcfK OSciocgung ber ©egentoart unb if)re parallelen in ber QÖBelt.

Q5on S r . Otto Sade--Stettin.

3 (h wähle mit Qlbficht ben Q tuabrud päbagogifche QSeWegung, Weil er mir ge»

eignet fcheint, fofort meine perfönliche Qluffaffung üon bem S in n nnb ber Senbenz ber

(13)

öeutjdjen © cgentoartspäbagogif ju um reiten unb bam it für meine ®arlegungen bie um erlä&Iid&e Sttarbeit j u Jcfjaffen. Qtitea, toaa fd;otx toieber eine beruhigte SeftigJeit inner»

balb ber beutfrfjen @rjiet)ericf)aft unb (Srjietjungseinricbtungen Dor^utaufctjen fd)eint, fcbüefje id) im Gntereffe ber begrifflichen Olbgrensungen einfttoeilen auź, alles, roaa bie

©fiaotif beS SiampfeS ber Qlteiuungen peröDttrcten läfit, rechne ich in meine Qlufgabe ein. 3d) leugne bam it natürlid) roeber ben eöolutiben F o rtgang ber beutfchen @nttnid=

lung, ber fi<h bereits beutlich anjubahnen fcheint, noch bie moglichertoeife grofje OÖe»

beutung irgenbtoelcher beftehenber organifatorifcher @inrid)tungen innerhalb beS beut»

fchen ŚteicheS, bie fich auf b as ©ebiet ber ©rgiehung erftrecfeh, — aber ich halte es für ergibiger, toenn ich hier r>or Uluhenftehenben bie ©bene beS päbagogifchen Kampfes aufjeige, in ber fid) noch fortbauernb "Betoegungen abfpielen, bie nicht idjon eine blei»

benbe S orm gefunben haben.

@S toäre ebenfo falfch anjunehm en, bah bie pabagogifcpe Betoegung in unferem fianbe erft buräb ben 3ufanxinenbrud) 1918 heroorgerufen toäre — ich erinnere an bie lebhafte © rörterung folcher S rag en gegen @nbe beS Ä'rieges, toie an bie furchtbare iln»

ruhe, bie bereits feit längeren (Jahren bie beutfche BoHSfchultehrerfchaft, namentlich QHittelbeutfchlanbS (3ena, Seipjig) ergriffen hatte — toie su behaupten, baff ohne ilm fturs bie heute feftjuftettenbe BetoegungSridjtung eingetreten toäre — eine Sittion, mit ber gelegentlich fogar B ehorben fpielen, um bie hifiorifche K ontinuität su ertoeifen. S ü r jeben ©infichtigen ift eś flar, bah päbagogifche S rag en fo tief in baS ©efamtleben ber B a tio n einfdhneiben, bah he hetS oon ben gefehfchaftlichen Berfchiebungen unb Berla»

gerungen mitbeftimmt toerben.

3 e toeiter toir Qlbftanb getoinnen üon ben ©efd)ct)niffen, umfo beutlicher läht fich ber 6inn beS päbagogifdhen B ingens bahin begreifen, bah öerfucht toirb a u s ber anberen

©infchähung beS Btenfchen an fich, bie bie frasöfifche Beüolution sum 6iege geführt hatte, bie Folgerungen für ben fleinen Btenfchen su sieben. 5)at m an erft einmal begriffen, bah man bem 3nbioibuum fein ©igenrecht, auch ersieherifch gefehen, nicht beftreiten fann. ohne eS su oerfälfchen, fo toirb ber 5)inblid auf ben 3öglxng eine gans anbere ©inftellung SU ben ©rsiefmngSnottoenbigfeiten sur Folge haben müffen, ©rsiefjung fann nicht mehr angefehen toerben mit ber naioen Begeifterung ber B ationaliften, auf bie b a s ©oetbe»

toort sutrifft: „(hier fih’ ich, forme QKcnfdjen nach meinem B ilb e“, fonbern toirb ein fehr problematifcber Begriff. ©S tu t fich ein Bifs auf in ber B ruft jebeS neuen ©rsieperś, ber gelernt hat, stoifcben ber Bßelt beS Knaben (bergt, ©olbbecfs auSgeseichneteS, titelgleiches BJerfchen bei i)en)cl u. ©o., B erlin) unb ber QBelt ber päbagogifchen 3toänge ju Oer»

mitteln, fich fetbft a ls Opfer stoifdjen bie Qllühlfteine biefer beiben ©etoalten su toerfen, a u s päbagogifchem ©thoS unb ©roS. § ie r fehe ich bie toeltanfhauliche Böursel ber neuen

©rsiepung, bie BefenntniSfrage, su ber jeber 6teHung nehmen muh, unb beren Beant»

toortung für bie ©rsieljungSarbeit beS einseinen sur Sofung toirb.

©S toirb toohl behauptet toerben fönnen, bah neben ber fich Oertiefenben ©inficht in baS intime Seben beS KinbeS, bie heroorgerufen su haben troö allem ein Berbienft ber epaften KinbeSpfphologie ber B leum ann ufto. ift, auch bie fritifche Beobachtung ber recht geringen ©rgebniffe ber 6d)ulatbeit, über bie m an bei bem bauernben Fortfehritt ber Qlletl)oben beS U nterrichts unb ber ŚehrerauSbilbung eigentlich entfeht fein muhte

— toaS hatten fich bie richtigen Qluffläret mit gltgebienten ilnteroffisieren unb Kriegs»

früppeln für B etgeoerfehungen sugetraut! — su ber oben gefennseiefmeten 6elbftbe»

finnung beigetragen hat. B o r allem toolften unb toottten bie Klagen über bie geringen Seiftungen ber höheren Schüler in ber (pta^-iS beS fiebenS nicht oerftummen. ®iefe bei»

ben Quellbäd)lein ber S h u lfritif oereinigten fich, uoch oor bem Kriege, su einem Prluh, ber immerhin fchon einige B lühlen sum K lappern bringen fonnte: b e r 3 b e e b e r Ql r b e i t Sf d h u l e ®enn, nicht toahr, baS toollen toir boch fefthalten, bah urfprünglid) oon ih r erhofft tourbe eine ©rlofung a u s ben B a n b en beS finöerfremben StoffhäufenS burch Cebenbigmachung aller ber auf B etätigung biubrängenöcn oitalen BetoegungSfräfte, eine ©rboprung ber fdhöpferifchen Siefen ber Kinberfeele, an beren Borpanbenfein eigentlich fein oernünftiger Oltenfcp stoeifeln fonnte, ber nu r einmal Kinber beim S piel ober felbftgetoäplter S ätigfeit beobachtet patte.

©S mag pier gleich b ara u f pingetoiefen toerben, toorin ich bie im ©egenfap su glücflicperen 2 än b e rn ftepenbe S r a g i f b e r n e u e f t e n ^ 3 ä b a g o g i f S e u t f c p l a n b S er»

blide. B ei ber auSgeseidmeten B o rarb eit unferer flaffifchen B äbagogen, befonberS beS genialften unter ipnen, BeftalossiS, toar in unferem £an b e bie begriffliche Form ulierung ber pofitiben Bebürfniffe beS KinbeSlebenS, toie bie ber Kritif an piftorifd) üerftänblicpen,

(14)

aber bod) letjten @nbes n ur überfommcnen iXnterrid)ts» unb ©rjiebungśgetDobnbeiten mufterbaft gelungen, fo bafj nun ber aiufbau eines neuen ©cfjultdpź i)ätte beginnen fön»

nen. CHber bei aller rSereitt)eit im einzelnen, fef)lte bod) ber glüdlid)e Oliut, um bie id)ulpolitiid)en S aigerungen rab ifal ju sieben. ®ie 6to |lr a ft ber ^abag o g en id jaft taar gebrochen, meil ficb eine Qitenge fleiner ©tuppen, Dom „Älaffenfampf“ ber Q3efoIbungź*

ftufen bingenommen, gegenseitig betämpften unb aucb bie @Iternf<baft in bie|en Äampf bineingejogen toarb, tooburd) anitetle einer !ad)lid)en QluSeinanberSebung über bie not»

toenbige «Schulreform ein politifdjer ©treit tourbe. Sosiologifd) intereffant iff bie Flotten»

»erteilung, bie norgenommen tourbe stoifcben ben g a n j gegenfdplicben H eerlagern ber Philologen unb ber PoIIźfcbuIIebrcr '• erftere tourben bie P e rtre te r einer baö alte 6t)ftem fonfetoierenben, jä h gegen jeben im 6inne ber pdbagogifcben 3bee gelegenen Sortfcbritt antdmpfenben, bie lepteren bie P a n n e rtrd g e r einer neuen beutfcpen ©inbeitSfcbulauf»

faffung, menigftens in ber Sbeorie S ie ©tette, a n ber bie P a ta illo n e juerft banbgemein tourben, toar bie ©runbfcbule. ©ud)ten bie PoIEżfdjuHebrer biefeź Äernftüd ihres neuen S d )u lb au s metbobifcb im ©inne einer finbergerecpten, norficptig bie reine Äinblicpfeit in eine jielftrebigere QIrbeitsform biuüberfübtenbe ©djulersiebung ju enttoicfeln, fo be»

h arrten bie fiebrer, ber b a ś lebte ©dort rebenben höheren ©chuten auf bem Schein ber alten ÄenntniSforberungen unb ąerfcblugen bam it »tele OHögliddeiten, im © runbe sum Schaben ihrer eigenen Qlrbeit, bie bod) toeifsgott frifdie Qluftriebe a u s ber ilrfp rü n g lid )0 feit ber unoerbilbeten Ä inbesnatur bcrtragen hätte! ©tanbespolitifdhen S rtoägungen muhte s- S . in P reu h en bie bierjährige ©runbfcbule toeidhen, toeil P erfü rsu n g ber höheren Schulbauer auf 8 O ahre ©tubienratöftellen in ©efahr gebracht hätte- itn b bie methobifd)en Seiftungen ber Polfźfchule auf bem ©ebiete ber beutf<f>funblicben, fogar fpradblidhen P u ź b ilb u g ber Äinber fcbienen für bie höhere Piethobif nicht P o rb ilb toerben su bürfen, toeil fie a u s bem feinblichen S äger flammten! @S ift sujugeben, bah ber höheren ©chule ihrerfeits toieber bie Hölle beih gemacht tourbe Oon bet Hod)fd)uIe, bie noch toeniger a ls bie erftere bereit toar, auf bie alte S ra b itio n unb ihre „auźge- jeichneten“ Srgebniffe su oerjichten. ©in P l i d in bie ©osiologie ber beutfcpen ilnioer»

fitdten erllärt bie rüdfd)rittlicbe H altung ber S ü h rer ber P a tio n sur ©enüge, toomit nicht b a ś ©eringffe gegen ben bei biefen herrfcbenben 3bealiśm uś gefagt ift. @S iff eben toirtlid) ein tragifcpeS ©efchicf, b a s über ben beutfchen ©rjiehungźoerbdltniffen toaltet.

P o n ben ilnioerfitdten tourbe, mit einem Scheine bes PeditS, auf bie für bie beutfdhe PBiffenfchaft unb Pöirtfchaft erhöhten ©chtoierigleiten ber P adjlriegSseit hingebeutet unb

©rböbung ber Seiftungen »erlangt unb, in faft groteśfcr P erJennung ber ©efebe ber jugenblichen ©eifteśenttoicflung, bie ©tofffcbraube noch fefter angegogen, ftatt bah ntan gefragt hätte, ob nicht burd) eine grunblegenbe ilm ftettung in ben älnforberungen nad) Den ©rgebniffen ber Cfugenbpfgcbologte, bie m an fonft gern im H lunbe führte, neue Äräfte im Ougenblichen frei gemacht toerben tonnten, ©ie fie bie beutfche Ougenbbetoe»

gung boch fo ftrahlenb a n s Sicht gebracht hatte.

©S hat n u r eine © ruppe non ©rjiehern gegeben, bie, mögen fie fonft noch fo OieleS oerfehen hoben, bie gang ibeelle S tellung gu ben P u fg a b e n ber beutfchen p ä b a » gogit gefunben h o t: b a s ift bie fleine, aber ttnermüblid)e ©d)ar ber ©ntfchiebenen Schul»

reformer, bereu P rb e it m an begreiflichertoeife im P u S la n b oiel m ehr für toefentlich ge»

halten hot, a ls in bem Oon P artei» unb PügtichfeitSertodgungeti immer ftärfer abt)dn»

gigen P lu tte rlan b e biefer Petoegung. Puch ber gehdhigfte ©egner toirb bie hiftorifche P o lle biefes P u n b e s nicht oerfleinern tonnen, bie in H erausarbeitung ber nicht oon anberen a ls in ber ©acpe liegenben S atto ren beeinfluhten, reinen 3 b e o I o g i e b e r n e u e n © r g i e h u n g , — ©ie fie ja feit 3 a h re n ih r P u n b eö o rg an benennen — lag. 3d) glaube, bah an bem ilrte il eines tlugen ©egnerS, b as ich einm al hörte, Oiel ©Sabres ift: biefer P u n b ift bie öeutfd>efte unb proteffantifcbfte Petoegung ber ©Belt. ®am it ift ihr toahrfcheinlid) b as ilrte il im S inne bes ©rfoIgeS gefprochen, aber id) möchte dneinen, bah biefes PBort auch a ls ©rabinfchrift nidht übel ift! ®ie elaftifchc SebenS», ©inheitS»

unb ProbuftionSfcpule P a u l OeffreichS faht bie ©ehnfudd aller um bie Erneuerung beS

©chuItoefenS feit langem ringenben S ehter gufammen ohne P n g ft oor ben in biefer

©ehnfucht u n tla r liegenben Äonfequengen fd)ulifd)er, aber auch politifcher P r t , unb ift gu überrafdjenb unb umtoätgenb getoefen, a ls bah fie fofort, noch bagu nach einem ©turg, roie ihn b a ś beutfdje P ü rg e rtu m erlebt hatte, hätte angenommen toerben tonnen (toäten bie auffteigcnben Schichten im Petit) ber politichen P tacht geblieben, toer toeih, ob fie nicht, toeil ihnen bie alte Schule Hefuba toar, gugegriffen unb baS geftaltet hätten, toaS eigentlich in ber S uft tag. 3d) Oertoeife auf baS beutfcb»öfterreicbifd>e ©diultoefen, baS in toefentlichen 3 ü g en mit bem Sfterreid)ifd>en ©pftem P erü h ru n g en auftoeift).

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leben foil in berfelben SBeife auf feine U rbßänom ene gurüdgebraeßt toerben, Oon benen auS fieß bann alle toeiteren ©ebilbe ableiten in nottoenbiger Selbftentfaltung

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Weiften ©peicfte!. in ben

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„CRpIten ift eine leicfite “B etoegung.. toil&amp;eften SteBeng. TKenfch ift ©efchöpf.. toafjren nafurgetDacfjfener! OJolfźtum. Qllleg ftreb t naeß ©efeß. ©ie finb