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Stahl und Eisen, Jg. 51, Heft 51

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STAHL UND EISEN

Z E I T S C H R I F T F Ü R D A S D E U T S C H E E I S E N H Ü T T E N W E S E N

H e r a u s g e g e b e n vom V e r e in d eu tsch er E isen h ü tten leu te G e le it e t v o n D r .-In g . D r . m ont. E. h. O . P e t e r s e n

unter verantwortlicher Mitarbeit von Dr. J.W. Reichert und Dr. M. Schlenker für den wirtschaftlichen Teil

H E F T ll 17. D E Z E M B E R 1931 51. J A H R G A N G

B e r i c h t

über die

123. Hauptversammlung des V erein s deutscher Eisenhüttenleute

am 28. und 29. N o v e m b e r 1931 in D üsseldorf.

N

ach eineinhalb]ähriger Pause fand die Hauptversamm­

lung des Vereins in diesem Jahre wieder als Herbst­

tagung statt, zu der sich fast 1500 Eisenhüttenleute und Gäste aus dem In- und Auslande in Düsseldorf eingefunden hatten.

Den Verhandlungen lag die Tagesordnung zugrunde, die schon früher mit der Einladung veröffentlicht worden ist1).

Für die Vormittagssitzungen

des ersten Verhandlungstages

in der Städtischen Tonhalle war wiederum die Teilung in eine metallurgisch-betriebliche und eine werkstoffkundliche

Gruppe gewählt worden.

Inder ersten G ru p p e, in der Generaldirektor $r.*3ng.

F. Springorum, Dortmund, den Vorsitz führte, hielt zunächst SltpDgng. J. Stoecker, Bochum, einen Vortrag über den Verlauf der V o rgä n g e in G estell und Hast und ihre

B ed eu tu n g fü r den H och ofen prozeß.

Der Vortrag ist bereits zum Abdruck gebracht2).

In einem zweiten Bericht machte Sipl.^ n g. B. v. Sothen, Düsseldorf, eingehende Ausführungen über den

Einfluß des B e sc h ä ftig u n g s g ra d e s auf die E n ergie- und S to ffw ir ts c h a ft der H ü tte n w e rk sb e trie b e .

In einem weiteren Vortrag behandelte Professor Dr. phil.

S te tig . G. fp F. Körber, Düsseldorf:

Untersuchungen über das V e rh a lte n des M angans b ei der S ta h lerzeu gu n g .

Die beiden letztgenannten Berichte werden demnächst in

„Stahl und Eisen“ veröffentlicht.

In der zw eite n G ru p p e, deren Verhandlungen von Professor S r.^ n g. Dr. phil. h. c. P. Goerens, Essen, geleitet wurden, sprach einleitend Professor Dr. phil. F. Wever, Düsseldorf:

Zur T h eorie und P ra x is der S ta h lh ä rtu n g . Der Bericht wird in „Stahl und Eisen“ demnächst zum Abdruck kommen.

Im nächsten Vortrag machte Professor ® r.= 3 n 9- E. Siebei, Stuttgart, Ausführungen über:

Bildsam e F o rm ge b u n g in R ec h n u n g u n d Versuch.

») St. u. E. 51 (1931) S. 1305.

2) Vgl. St. u .E . 51 (1931) S. 1449/62.

2°8 61.«

Den Abschluß der Vormittagssitzung bildete ein Vortrag von ®r.=3ng. A. Koegel, Rheinhausen, über:

E in d rü ck e aus dem am erikanischen W alzw erksbau.

Die letzten beiden Vorträge sind gleichfalls schon erschie­

nen3).

Die anregenden Vorträge in beiden Gruppen wurden mit großem Beifall von den Zuhörern aufgenommen, was auch aus den anschließenden lebhaften E rö rte ru n g e n hervorging. Zum Schluß konnten alle Redner für ihre wertvollen Ausführungen den herzlichen Dank der Ver­

sammlungsteilnehmer durch die Vorsitzenden entgegen­

nehmen.

Die gemeinsame

Vollsitzung,

die um 15.15 Uhr im Stadttheater vom Vereins Vorsitzen­

den, Generaldirektor Dr. A. Vogler, eröffnet wurde, stand unter dem Hauptthema „T ech n ik und L a n d w irt­

sc h a ft“ .

An erster Stelle sprach hier Landrat a. D. Dr. phil. h. c.

Thilo Freiherr von W ilm owsky, Marienthal, Präsident des Reichskuratoriums für Technik in der Landwirtschaft, über:

E n tw ic k lu n g sp ro b le m e der deutschen L a n d w ir t­

schaft.

Anschließend behandelte Zivilingenieur E. Zander, Bor­

nim, Vorstandsmitglied des Reichskuratoriums für Technik in der Landwirtschaft, Berlin:

D ie M ech anisieru ng der deutschen L a n d w irtsc h a ft in G egenw art und Z ukun ft.

Im Anschluß an den Vortrag nahm Dr. v. E n g e lb e rg Direktor der Badischen Landwirtschaftskammer, Karlsruhe, das Wort und behandelte die angeschnittenen Fragen der Motorisierung und Technisierung besonders vom Standpunkt des Kleinbauern, wobei er die psychologische Einstellung des Bauern zu der Frage der Maschinenbeschaffung des näheren kennzeichnete.

In seinen Dankesworten hob dann Dr. Vogler die große Bedeutung der Wechselbeziehungen zwischen Industrie und Landwirtschaft hervor. Er konnte wesentliche Aus­

führungen, die er bereits im Jahre 1924 zu dem Thema

„Industrie und Landwirtschaft“ 4) gemacht hatte, wieder- 3) St. u .E . 51 (1931) S. 1462/68 u. 1468/78.

i) Vgl. St. u .E . 45 (1925) S. 103/09.

155

(2)

1558 Stahl und Eisen. Bericht über die 123. H auptversamm lung. 51. Jahrg. Nr. 51.

geben und feststellen, daß diese Ausführungen heute noch von derselben Wichtigkeit wie damals sind. Er ging schließlich noch auf die von dem ersten Vortragenden an­

geschnittenen Fragen der Nebenerwerbssiedlung ein, die praktisch vor vielen Jahren bei den wirtschaftlich besonders schlecht gestellten Randzechen durchgeführt war und diesen allein die Lebensmöglichkeit gegenüber den anderen Zechen gewährleistete.

Der Vortrag von Freiherrn von Wilmowsky ist bereits veröffentlicht5). Die Wiedergabe des Vortrages von E.

Zander nebst der ausführlichen Erörterung erfolgt dem­

nächst an dieser Stelle.

Nach den anregenden Verhandlungen der Vor- und Nachmittagssitzungen am Sonnabend fand in den unteren Sälen der Städtischen Tonhalle ein B egrüß un gsab en d statt, der in diesem Jahre eine besondere Bedeutung gewann, da man mit Rücksicht auf die ernsten Zeitverhält­

nisse von dem sonst üblichen gemeinsamen Mittagessen an dem Tage der Hauptversammlung abgesehen hatte. Die Teilnehmer hatten sich nahezu vollzählig zusammengefunden, um in geselligem Zusammensein und zwangloser Aussprache mit Fachgenossen und Gästen alte Freundschaften aufzu­

frischen und neue Beziehungen anzuknüpfen, so daß die Veranstaltung gerade in der heutigen Zeit von allen Seiten als besonders willkommen begrüßt wurde.

Am zweiten Verhandlungstage

wurde die H a u p t s i t z u n g , die sich eines überaus starken Be­

suches zu erfreuen hatte, vormittags 11 Uhr im Düsseldorfer Stadttheater durch den Vorsitzenden des Vereins, General­

direktor Dr. A. Vogler, mit folgender Ansprache eröffnet:

„Meine sehr verehrten Herren! Gestatten Sie mir, daß ich den zweiten Tag unserer diesjährigen Hauptversammlung mit einem herzlichen Willkommsgruß an Sie alle eröffne.

Mein erster Gruß gilt den Vertretern der R eich s-, S ta a ts ­ und K om m unalbehörden , ein ganz besonderer Gruß dem Oberbürgermeister dieser gastlichen Stadt, Herrn Dr. Lehr.

Ich begrüße die Herren Vertreterder R e ich sb a h n -G e se ll­

sc h a ft, die Vertreter unserer hohen Schulen und A k a ­ dem ien, die Vertreter der uns befreundeten w issen ­ sc h a ftlich e n und w irts c h a ftlic h e n V erein igu ngen.

Ich begrüße die Herren Vertreter der W eh rm ach t, die in unserer Mitte zu sehen uns ganz besonders freut, und nicht zuletzt ein herzlicher Willkommsgruß den Vertretern der Presse.

Eine ganz besondere Freude ist es uns allen, auch heute wieder unsere sämtlichen Ehrenmitglieder in unserer Mitte zu sehen, zu meiner Rechten den Altmeister der Eisenhütten­

praxis, unseren Ehrenvorsitzenden Herrn Kommerzienrat Dr. Springorum , zu meiner Linken den Altmeister der hüttentechnischen Wissenschaft, Herrn Geheimrat Dr. W ü s t , sowie Herrn Dr. K rup p von Bohlen und H aib ach , den wir heute zum erstenmal als Präsidenten des Reichsverbandes der Deutschen Industrie in unserer Mitte zu sehen die Freude haben. Lieber Herr von Bohlen! Es hat uns Eisenhütten­

leute ganz besonders gefreut, daß ein Vertreter unserer Eisenhüttenindustrie vom Reichsverbande zum Präsidenten gewählt wurde, und daß es der Träger des Namens ist, der deutschen Stahl und deutsches Eisen in der ganzen Welt bekannt gemacht hat. (Lebhafter Beifall.) Nicht minder herzlich aber begrüße ich Ihren hochverdienten und hoch­

verehrten Vorgänger C a r lD u is b e r g , den alten Freund der Eisenhüttenleute, der nie in unserer Mitte fehlt.

Dann Ihnen allen einen Gruß, meine lieben Kollegen, insbesondere den Fachgenossen, die aus dem A uslan de zu

5) St. u .E . 51 (1931) S. 1445/18.

uns kamen. Oesterreich und die Schweiz, Schweden, Nor­

wegen und Dänemark, Holland und England, die Vereinigten Staaten und Japan, Frankreich, Luxemburg, Italien haben uns Gäste zum heutigen Tage geschickt, und die nicht kom­

men konnten, haben unser in Telegrammen gedacht aus Rußland und Südafrika. (Die Telegramme werden verlesen.)

Lassen Sie uns unserer T oten gedenken! Wiederum hat der Tod in den Reihen der Eisenhüttenleute reiche Ernte ge­

halten. Von unseren Ehrenmitgliedern starb Sir H ugh Bell in hohem Alter, der Altmeister der englischen Eisenhütten­

leute. Von den wenigen noch lebenden Paten unseres Vereins, die nach seiner Umstellung im Jahre 1881 noch am Leben sind, ging von uns A d o lf M ärklin. Aus der Reihe unserer wissenschaftlichen Mitglieder nahm uns der Tod Exzellenz von Bach. Bach, der als einer der ersten ver­

suchte, die Technik aus der konstruktiven Gebarung heraus in ein wissenschaftliches Gewand zu bringen, und der als einer der ersten die Grundlage für Festigkeitsberechnungen aufstellte. Ein schwerer Verlust für uns alle. Der Begründer einer ganz neuen Schule des Maschinenbaues ging mit ihm dahin. Ferner starb F rie d ric h C. G. M üller, jener Osna- brücker Lehrer, der, wahrscheinlich angeregt durch die Nähe der Georgsmarienhütte, der chemischen Metallurgie des Eisen­

hüttenwesens und unserem „Stahl und Eisen“ so manchen Dienst geleistet hat. Und schließlich starb W ilh elm Tafel, der Breslauer Professor, ein begeisterter Lehrer und ein begeisterter Eisenhüttenmann. Ferner gingen von uns F ra n z B au w en s, W ilh elm B lu m en d eller, Oskar Caro, E d uard Cram er, R ich ard G enzm er, Albert H o p p sta e d te r, H u b ert Inden , Clem ens Kiesselbach, der Freund aus unseren jungen Jahren, der uns bewies, daß die Dampfkraft noch lange Jahre im Kampf mit Strom und Gas eine Daseinsberechtigung hatte, und der uns allen ein warmer Freund und ein klarer Lehrer war. K a rl Alfred M ichler, L u d w ig P e e tz, der erst vor kurzem einem tragischen Berufsunfall zum Opfer fiel, gingen dahin, Eduard P oh l, R u d olf S ch o eller, C arl S p a eter und noch viele mehr.

Wir weihen unseren Verstorbenen einen Augenblick stillen Gedenkens. Sie haben sich zu Ehren unserer Toten von Ihren Plätzen erhoben. Ich danke Ihnen.“

Hierauf erteilte der Vorsitzende zu P u n k t 2 der Tages­

ordnung Direktor S r.^ n g. G. f). F. Rosdeck, Düsseldorf, das Wort zu dem K a sse n b e rich t über das Geschäftsjahr 1930, auf Grund dessen der Kassenführung Entlastung erteilt wurde.

In diesem Zusammenhänge wies der Vorsitzende noch darauf hin, daß man im laufenden Geschäftsjahr mit schweren Mindereinnahmen zu rechnen gehabt habe. Vor­

stand und Geschäftsführung hätten sich jedoch rechtzeitig auf diese Verhältnisse eingestellt. Für eine Verringerung der Ausgaben sei gesorgt; mehrfache Herabsetzung der Gehälter hätte sich nicht umgehen lassen, und auch ein ein­

schneidender Personalabbau sei nicht zu vermeiden gewesen.

Aber wir hätten es bisher geschafft und würden es auch weiter schaffen. Wir würden auch fernerhin darauf achten, daß der Verein in seiner Hauptarbeit im wissenschaftlichen Leben und Wirken nicht verkümmere.

Zu P u n k t 3 teilte S)r.^ng. 0. Petersen, Düsseldorf, mit, daß satzungsgemäß folgende Herren aus dem Vor­

stand ausscheiden: F ra n z B a rts c h e re r, Duisburg-Ham­

born, F rie d ric h D o rfs, Rheinhausen, F rie d rich von H olt, Hagen-Haspe, C arl J a e g e r, Hattingen, A dolf K lin k en b erg, Dortmund, R ich a rd K rie g e r, Düssel­

dorf, O tto P e te rs e n , Düsseldorf, H erm ann R ö ch lin g , Völklingen, F r itz T h y sse n , Hamborn, C arl W allm ann

(3)

17. Dezember 1931. Bericht über die 123. Hauptversamm lung. Stahl und Eisen. 1559

und Adolf W irtz, Mülheim. Ferner brachte er auf Vor­

s ta n d s b e s c h lu ß die Zuwahl von Hüttendirektor M artin L a n g e r , Hamm, in Vorschlag.

Da aus der Versammlung Wiederwahl der ausscheidenden Herren vorgeschlagen wurde und sich gegen die Neuwahl kein Widerspruch erhob, sind die obengenannten Herren als

gewählt

zu betrachten. Das neugewählte Vorstandsmitglied Direktor L an ger wurde vom Vorsitzenden besonders begrüßt.

Zu P un kt 4 der Tagesordnung nahm Dr. 0. Petersen, Düsseldorf, das Wort zu seinem Vortrag:

E ntw icklungslinien des deu tsch en E is e n h ü tte n ­ wesens in den le tz te n fü n fzig Jahren.

Der Vortrag wird demnächst an dieser Stelle zum Abdruck gelangen.

Im Anschluß an diesen mit großem Beifall aufgenomme­

nen Vortrag dankte Dr. Vogler dem Redner für seinen aus­

gezeichneten Rückblick über fünf Jahrzehnte deutschen Eisenhüttenwerdens, der bei den Aelteren schöne Erinne­

rungen an schaffensfrohe Zeiten und bei den Jüngeren Achtung und Bewunderung vor der ungeheuren Arbeits­

leistung des letzten Menschenalters wachgerufen habe.

Diese Arbeitsleistung sei aufzufassen als die Summe der Bausteine, die in gemeinsamem Streben und Forschen zu- sammengetragen wurden. Eine Hauptaufgabe des Vereins sei es, diese Gemeinschaftsarbeit zu pflegen. „Es ist doch jetzt“ , fuhr der Vorsitzende fort, „bald ein Vierteljahrhun­

dert her, daß der geistige Träger dieser Zusammenarbeit eben dieser selbe O tto P e te rse n ist, der vorhin zu uns sprach. Wenn in unserem Verein, insbesondere in seinen Fachausschüssen, dieses rege Leben herrscht, wenn jeder einzelne von uns bis herab zu den jüngsten unserer Ar­

beitskollegen teilhat an unserem gemeinschaftlichen Wirken, so ist es nicht zuletzt sein, und zwar sein ganz ausschließ­

liches Verdienst. Das hier einmal laut und deutlich zu sagen, ist mir, der ich nun schon fünfzehn Jahre mit ihm zusammen im Verein wirke, eine liebe Pflicht. (Lebhafter Beifall.)

Meine Herren! Er hat dafür gesorgt, daß alles sich zum Ganzen webt, eins in dem anderen wirkt und lebt. Sein Werk war es, wenn die Erkenntnisse von Mann zu Mann, von Werk zu Werk wie Himmelsgeister auf- und niedersteigen und sich die goldenen Eimer reichen. Aus diesem Wirken, diesem Miterleben des ganzen Werdeganges hat er die tiefe Erkennt­

nis geschöpft, daß nur in dem geradezu vorbildlichen Zu­

sammenarbeiten zwischen Wissenschaft und Technik, wie das bei uns verkörpert ist, das Heil der ganzen Fortentwick­

lung liegen kann. Er hat mit ganz besonderer Sorgfalt dieser wissenschaftlichen Ausbildung seine Aufmerksamkeit stets zuteil werden lassen. Das wissen Sie alle. Sie wissen, daß unser Forschungsinstitut, das gerade gestern uns wieder so hervorragende Proben seiner Tätigkeit abgelegt hat, mit in erster Linie sein Werk ist. Wer so schafft, muß ein ganzer Kerl sein; er muß aufgehen in seinem Werk. Und das ist so bei unserem Freunde Petersen. Er kennt nur eine Aufgabe:

zu wirken und zu schaffen für den Eisenhüttenbau.

Warum sage ich das nun heute? Ich sage es deswegen, weil ich Ihnen heute, außerhalb der Tagesordnung, von dem Vorstandsbeschluß Mitteilung machen wollte, daß die Eisen­

hüttenleute in tiefer Dankbarkeit und in voller Anerkennung dessen, was Otto Petersen geleistet hat, ihm die

C a r l - L u e g - D e n k m ü n z e

verleihen. (Stürmischer Beifall und Händeklatschen.) Lieber Petersen! Daß gerade ich Ihnen die Denkmünze verleihen kann, ist mir eine ganz besondere Freude, eine

tiefe innere Genugtuung. Wenn ich damit einen Wunsch verbinden darf, einen Wunsch, den wir alle haben, so ist es der: Bleiben Sie uns allen noch lange erhalten!“ (Erneuter Beifall und Händeklatschen.)

Dr. Petersen verlieh seinem Dank mit folgenden Worten Ausdruck: „Meine Herren! Ich darf Ihnen und besonders Herrn Dr. Vogler sowie dem Vorstande versichern: Wie Sie, Herr Dr. Vogler, diese Verleihung begründet haben, hat tief an meine Seele gegriffen. Bei aller meiner Abneigung gegen äußere Anerkennung wage ich nicht, gegen diese Ehrung Be­

denken noch auszusprechen. Ich nehme die Denkmünze an in tief dankbarer Erinnerung an eine jetzt beinahe 25 jährige Tätigkeit im Dienste der deutschen Eisenhüttenleute. Der Herr Vorsitzende hat mir das Wort vorweggenommen, indem er sagte, daß ich in dieser Arbeit meine Lebensarbeit erblickte.

Ich hoffe, daß viele von Ihnen gemerkt haben, wie hinter meiner Arbeit Leib und Seele stecken.

Aber ich nehme die Denkmünze nicht für mich allein, sondern für alle meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, mit denen mich zum Teil jahrzehntelange Arbeit verbindet.

Ich darf auch an dieser Stelle aussprechen, in welcher Kame­

radschaft und Treue die Arbeit im Eisenhüttenhaus sich abwickelt; allen Beteiligten im Hause „Stahl und Eisen“

gerade in dieser Stunde dafür zu danken, ist mir herzliches Bedürfnis. Jeder einzelne meiner Mitarbeiter und Mit­

arbeiterinnen soll wissen, daß ein Stück dieser Denkmünze ihm gehört.

Nun seien Sie, meine Herren, auf das allerherzlichste bedankt für den gütigen Beifall, der die herzlichen Worte unterstrich, die der Herr Vorsitzende an mich gerichtet hat.

Und seien Sie, Herr Dr. Vogler, besonders bedankt, daß ich fünfzehn Jahre an Ihrer Seite arbeiten konnte. Und wenn Sie den Wunsch ausgesprochen haben, daß das noch lange so bleiben möge, so wissen Sie, daß mein Herzenswunsch in gleicher Richtung geht, Sie noch lange, lange an dieser Stelle zu wissen. Tausend Dank!“ (Lebhafter Beifall.)

Zu P u n k t 5 erhielt Geheimrat Professor Dr. phil.

W . Pinder, München, das Wort zu seinem Vortrag:

D eutsch e M e ta llp la stik aus drei Jahrhunderten (16., 17. und 18. Jahrhundert),

der durch seine fesselnde Art nach Form und Inhalt auf die Zuhörer tiefen Eindruck machte und lebhaften Beifall erntete. Der Vortrag wird demnächst in „Stahl und Eisen“

erscheinen.

Auf diesen Vortrag folgte die zu P u n k t 6 vorgesehene Ansprache des Vorsitzenden:

„Meine sehr verehrten Herren! Es ist immer ein ganz besonderer Genuß, wenn uns ein Meister einen Blick in seine Lebenswelt tun läßt, vor allem, wenn es in dieser geradezu klassischen Weise geschieht, wie wir es heute miteinander erleben durften. Sie haben uns, hochverehrter Herr Pinder, eine richtige Sonntagsstunde bereitet, und das danken wir Ihnen von ganzem Herzen. (Beifall.)

Es drängt sich nun selbst der Vergleich auf zwischen den beiden Vorträgen, die wir heute hörten, zuerst in der kurzen Spanne eines Menschenalters eine geradezu ungeheure tech­

nische Entwicklung, die, wie das letzte Fragezeichen an­

deutete, noch nicht abgeschlossen ist, und hier durch drei Jahrhunderte blühende Kunst, die den Heutigen verloren gegangen ist. Und doch waren es dieselben Menschenhirne und Menschenhände, die das eine erdachten und das andere schufen. Es müssen wohl jene geheimnisvollen Ströme sein, von denen Herr Pinder sprach, die durch den ganzen Ent­

wicklungsgang der Menschheit sich abzeichnen. Bald ist der eine stärker, bald der andere, bald Wellenkamm, bald

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1560 Stahl und Eisen. ■Bericht über die 123. Hauptversamm lung. 51. Jahrg. Nr. 51.

Wellental. Wenn es uns Menschen von heute so scheint, als ob diese uns selbst mit Grauen erfüllende Mechanisierung des ganzen Weltbildes alles andere sterben und verdorren läßt, so lassen Sie uns glauben, daß doch in der Ge­

schichte der Menschheit wieder eine Station des Selbst­

besinnens kommt. Und dann wird alles, was verkümmert zurückblieb, in neuem, hellem Lichte erstrahlen. Das Metall, das sich heute zuvörderst in Stangen ergießt, um Wolkenkratzern das eherne Gerippe zu geben, wird wieder die edle Form finden, die uns Pinder zeigte.

Nun könnte ich schließen. Aber es scheint mir fast unmöglich, selbst am Sonntag hier, wo wir nach eineinhalb Jahren zum ersten Male wieder als Eisenhüttenleute ver­

sammelt sind, nicht auch einen Blick auf den Alltag zu werfen. Ich darf Sie an die Kurve erinnern, die Herr Peter­

sen uns von der Entwicklung der Stahlindustrie in Deutsch­

land zeigte, und nochmals darauf hinweisen, daß wir heute einen Tiefstand haben, der etwa der Erzeugung des Jahres 1902 entspricht, einen Rückschlag um dreißig Jahre. Den­

selben Schrumpfungsvorgang sehen wir auf fast allen Ge­

bieten unserer Wirtschaft, und bange Sorge schleicht uns an. Aber wir erleben ein tragisches Bild. Statt den Ursachen nachzugehen, schilt einer auf den anderen. Hier beklagt man die hohen Agrarzölle, dort den hohen Wert der industriellen Erzeugnisse. Der Käufer verlangt gebieterisch Senkung der Preise, und der Verkäufer weist ihm nach, daß schon der heutige Preis ihm die Existenz nicht mehr gewährt.

Der Staat greift ein, Gesetz folgt auf Gesetz; die Wissen­

schaft zieht auf. Wir hören von kurzen und langen Konjunk­

turwellen, lesen von der Verlegung der Dynamik des Wirt­

schaftslebens. Eine Theorie folgt der ändern, fast ist es, als ob man beweisen wolle, daß unser Schicksal etwas Un­

abänderliches sei. „Möge der Gelehrte sich stets vor Augen halten, daß er im Grunde ein erbärmlicher Wicht ist, der nichts Besseres kann, als das tausendfältige Leben mit einem öden Formelkram zu decken, ein schreckhaftes Wesen, in dessen Hand verdorren muß, was ehedem einen lebendigen Odem hatte.“ Das sagt ein bekannter und vielgenannter deutscher Nationalökonom, Werner Sombart.

Inzwischen geht der Weg der Wirtschaft immer schneller bergab. Wenn aber keiner Rat weiß, kein Verband, kein Staat, keine Theorie, dann lasse man die tausendfältigen Kräfte, die in einem tausendfältigen Leben wurzeln, frei.

Dann wird sich dieses Leben schon wieder seine Existenz­

bedingungen selbst schaffen, und aus diesen Einzelzellen wird unsere Wirtschaft, wird unser Land neu erblühen.

Was ist denn schließlich das Geheimnis der ganzen Volks­

wirtschaft ? Es ist gar nicht so verwickelt, wie es meist hin­

gestellt wird. Man muß es nur auf seine einfache Formel zurückführen. Der einzelne weiß es, er kennt seinen Haushalt und muß ihn so einrichten, daß seine Einnahmen mit seinen Ausgaben in Einklang stehen. Tut er es nicht, dann wird bald die Zeit kommen, wo er durch tiefes Einschneiden in seine Lebensgewohnheiten, durch Sparen, wieder zur Be­

sinnung kommt. Etwas verwickelter sieht das Problem schon aus, wenn wir uns den wirtschaftlichen Betrieb vor­

stellen, und doch ist es hier dieselbe Formel, die ihre Gültig­

keit hat. Auch ein Werk, und sei es noch so groß, kann nicht mehr verausgaben, als es einnimmt. Und nehmen Sie das Ganze, die Gesamtheit der Einzelwesen, der Einzelzellen, so besteht auch vor ihm die unverbrüchliche Wahrheit:

Auch ein Staat kann nur so viel verausgaben, wie er erzeugt. Es würde uns allen viel Not, viel Elend erspart geblieben sein, wenn wir in dem vergangenen Jahrzehnt die einfachen Faktoren der Produktion voll erkannt und richtig gehandhabt hätten. Wir würden

dann wahrscheinlich auch nicht Tributverpflichtungen an­

erkannt haben, von denen heute jeder weiß, daß sie keine Volkswirtschaft, und wäre sie die blühendste, tragen kann.

(Lebhafte Zustimmung.) Wir wissen, daß, weil sie anerkannt sind, uns hier die schwerste Zeit der schweren Zeit, die kommt, bevorsteht, um zu ändern, was als unabänderlich in den Paragraphen verklausuliert ist. Trotzdem ist es erfordere lieh; denn ohne diese Voraussetzung ist jedes Streben, zu anderen Verhältnissen zu kommen, für uns und, wie ich glaube, auch für die Welt, vergeblich. (Lebhafte Zustimmung.)

Nun aber zurück zu uns. Eine Volkswirtschaft läßt sich ihre Lebensbedingungen nicht diktieren. Geschieht das, so verkümmert sie. Einer Wirtschaft, der durch Kräfte, die außerhalb der Wirtschaft liegen, die Rente genommen wird, muß Arbeitslose züchten. Diese Wahrheit war uns oder jedenfalls breiten Schichten lange abhanden gekommen.

Nun der Schrumpfungsvorgang diesen bedrohlichen Grad angenommen hat, merkt jeder einzelne, der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer, der Jurist, der Mediziner, der Lehrer, der Künstler, daß es für ihn nicht gleichgültig ist, ob eine Wirt­

schaft hundert- oder fünfzig- oder vierzigprozentig beschäf­

tigt ist, daß über kurz oder lang er genau wie alle anderen Volksgenossen hiervon am eigenen Leibe schwer betroffen wird. Wenn diese Erkenntnis Allgemeingut geworden ist, dann haben wir den ersten Schritt auf dem schweren Wege, der vor uns liegt, getan.

Es hat an Mahnern, es hat an Warnern nicht gefehlt.

Sie wurden nicht gehört. Sie können jetzt auch ab treten.

Ein anderer ist an ihre Stelle getreten: die Not hat mit ihrem heiligen Wetterschlag die Führung übernommen. Sie wird uns lehren, das zu tun, was wir freiwillig nicht tun wollten. Das Bild ist grau in grau, aber nicht hoffnungslos. Ein Volk, das, wie wir gestern aus dem berufenen Munde der landwirt­

schaftlichen Vertreter hörten, sich bei einigem guten Willen selbst ernähren kann, ein Volk, dem eine wissenschaftliche Schicht zur Verfügung steht, wie sie keinem anderen Lande beschieden ist, ein Volk, das über eine Arbeiterschaft verfügt, die den Vergleich mit jeder in der Welt auf nehmen kann, das Volk geht nicht unter. Wenn die Alten und Aelteren den Weg nicht zu finden wissen, dann sollen sie abtreten und sollen der Jugend, in der frischeres Leben pulsiert, den Weg freigeben.

Ich weiß, daß auch hier im Hause so mancher sitzt, den bange Sorge für die kommende Zeit erfüllt. Das eine dürfen wir nicht aufkommen lassen: Verzweiflung. Die Zähne auf­

einandergebissen und den Kopf trotz allem hochgehalten, das ist das Gebot der Stunde! Und glauben Sie es mir, wenn erst das deutsche Volk in allen seinen Schichten sich auf die eigene Kraft besinnt, wenn es sich dessen bewußt wird, daß nicht irgendein Wunder von außen, sondern nur die eigene Kraft es wieder liochbringt, dann ist auch der Tag der besse­

ren Zukunft nicht mehr fern. Dann wird die Zeit wieder­

kommen, wo unsere Sensen wieder klingen und unsere Frauen wieder singen, unsere Essen wieder glühen und unsere Kinder wieder blühen. G lü ck a u f!“ (Lebhafter Beifall.)

* *

*

Damit fand der Eisenhüttentag 1931 seinen Abschluß.

Wenn wir die Stimmen von draußen richtig verstehen, so hat er sich seinen Vorgängern würdig angereiht. Wir gehen noch weiter und sagen, daß gerade dieser Eisenhüttentag, abgehalten in einer Zeit tiefster Not und schwerster Sorge, eine Notwendigkeit war, um das so starke Gemeinschafts­

gefühl der deutschen Eisenhüttenleute wieder einmal zum Ausdruck zu bringen. Und so hoffen wir, daß dem einen oder ändern auch wieder neuer Mut aus dieser Tagung erwachsen ist zu der schweren Alltagsarbeit.

(5)

17. Dezember 1931. Erfahrungen im Thomasbetrieb. Stahl und Eisen. 1561

Erfahrungen im Thomasbetrieb.

[Bericht Nr. 219 des Stahlwerksausschusses des Vereins deutscher Eisenhüttenleute*).]

(Mischer und MiscAerbetrieb. Form des Konvertergefäßes. Bemessung des Bodens. Dolomit und Teer. Stam pfen oder Mauern.

Anwarmen und Warmblasen des Konverters Bezugsgröße fü r Konverterfassung und -leistung. Größtes Fassungsvermögen.

Konverterbetrieb. E insatz: Roheisen Kalle, Schrott. Betriebsführung im Zusammenhang mit Konverter- und Bodenabmessungen.

Metallurgisches: Verlauf des Fnschens, Schlackenentfall, Desoxydation. Vergießen A usb rin g en )

D

er vom Stahlwerksausschuß des Vereins deutscher Eisenhüttenleute eingesetzte U n terau ssch u ß für den T h om asb etrieb hatte es sich zur Aufgabe gestellt, die in den deutschen Thomasstahlwerken gesammelten Erfahrungen auszutauschen, um dadurch Anhaltspunkte für eine Verbesserungsmöglichkeit des Thomasverfahrens, seiner Einrichtungen und seiner Wirtschaftlichkeit zu er­

halten. Zu diesem Zwecke wurde zunächst ein alle in Frage kommenden Einflüsse umfassender Fragebogen an die deutschen Thomasstahlwerke verschickt, um aus den Ant­

worten ein Bild von dem derzeitigen Stande der Abmessungen und Betriebsverhältnisse der deutschen Thomaskonverter zu gewinnen. Der Bericht1) ist inzwischen in dieser Zeit­

schrift veröffentlicht worden. Ueber die wertvollen Er­

gebnisse der Aussprache auf Grund dieser Rundfrage sei nachfolgend zusammengefaßt berichtet.

I. M ischer und M ischerbetrieb.

Zur Frage der Entschwefelung im Mischer berichtete E.

Sp etzler2), der Untersuchungen darüber anstellte, durch welche Mittel ein vorübergehend auftretender zu hoher Schwefelgehalt im Mischereisen in verhältnismäßig kurzer Zeit gesenkt werden kann. Als geeignetes Verfahren hierzu wurde gefunden, die Basizität der Mischerschlacke durch Kalkzusatz in den Mischer zu erhöhen und die Beheizung des Mischers zeitweise abzustellen.

Die Zugabe von K alk in den Mischer wurde auch auf einem anderen Werk früher schon zeitweise durchgeführt und ist neuer­

dings wieder aufgegriffen, und zwar m it dem Ziel, die Haltbarkeit der Schlackenwand zu steigern. Auch auf einem dritten Werk ist die Kalkzugabe in den Mischer von Erfolg gewesen. Zur guten Entschwefelung bedient man sich hier noch folgender Mittel:

Man gießt einmal das Roheisen in möglichst dünnem Strahl ans dem Mischer aus, wodurch die Bildung von Schwefeldioxyd begünstigt wird, und gibt ferner ahgesiehtes, mit Kalkstaub vermengtes Ferromangan, das für andere Zwecke doch nicht zu verwenden ist, beim Ausgießen aus dem Mischer in die Pfanne zu. Durch Bildung von Mangan- und Kalziumsulfid geht der Schwefelgehalt des Roheisens zurück.

Das Abstellen der Beheizung bringt die Gefahr von Tempe­

raturschwankungen m it ihren nachteiligen Folgen m it sich;

zahlenmäßige Angaben hierüber hegen bisher noch nicht vor, ebenso wie auch die Frage, ob die Beheizung mit Luftmangel oder Luftüberschuß einen Einfluß auf die Entschwefelung ausübt, noch einer näheren Untersuchung bedarf.

II. K onverter und Böden.

A. Form des Konvertergefäßes.

Bei der obigen Frage bleibt als wesentliche Aufgabe zu prüfen, in welcher Weise ideale Formen kleiner Konverter beim Bau größerer abzuwandeln sind. Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man z. B. sagen, für den größeren Konverter brauchte nur eine in mathematischem Sinne ähnliche Form gewählt werden;

in Wirklichkeit ist das nicht zulässig, denn das würde voraus­

setzen, daß auch der Winddruck beim größeren Konverter eine entsprechende Steigerung erfährt, was aber nicht der Fall ist.

Infolgedessen kann auch die Wurf höhe beim Blasen nicht in entsprechendem Maße zunehmen. Ein großer Konverter kann daher im allgemeinen nicht die schlanke Form des kleineren haben; in der Praxis ist es so, daß die neuen großen Konverter nur da eine nennenswert größere Höhe bekommen haben, wo sie in neuen Gebäuden auf gestellt worden sind, im anderen Falle

*) Ergebnisse der Aussprache auf zwei Sitzungen des Unter­

ausschusses für den Thomasbetrieb. -— Sonderabdrucke dieses Berichts sind vom Verlag Stahleisen m. b. H ., Düsseldorf, P ost­

schließfach 664, zu beziehen.

x) Vgl. Ber. Stahlw.-Aussch. V . d. Eisenh. Nr. 215; St. u. E.

51 (1931) S. 1105/13 u. 1136/48.

2) St. u. E. demnächst.

mußte auf die Anordnung der Kalkbühne, Kranbahnen usw.

Rücksicht genommen werden.

Für die Betriebsergebnisse ist das Verhältnis Konverterhöhe zu Eisenbadhöhe von besonderer Bedeutung. Konverter mit hohen Verhältniszahlen dieser Art Uefem nachweislich besonders günstige Ergebnisse hinsichtlich Verblasbarkeit und Auswurf bei hochsiliziumhaltigem Roheisen. Aufschlußreich ist in dieser Richtung ein Vergleich verschiedener Konverter mit sonst gleichen Abmessungen.

Bei den Angaben über die G röß e der M ü n d u n g s d u r c h ­ m e sse r fällt auf, daß Konverter gleichen Inhalts in dieser Größe sehr erhebliche Abweichungen voneinander aufweisen. Wärme- technische Ueberlegungen sprechen für einen kleinen Mündungs­

durchmesser, betriebstechnisch ist die gegenteilige Forderung zu stellen. Es muß also ein Bestwert für die Bemessung vorhanden sein. Allerdings spricht auch hier die Verblasbarkeit des Roheisens mit, insofern als die Mündung um so größer zu wählen ist, je rascher sie im Betrieb durch Bärenbildung zuwächst. Nach Erfahrungen auf einem Werk ist ein Durchmesser von 1400 mm für einen 25-t-Konverter als reichlich groß anzusprechen; die sich bei solch großen Mündungen bildenden Mündungsbären lassen sich nur sehr schwer entfernen. Ein Durchmesser von 1000 bis 1100 mm soll nach diesen Erfahrungen auch für größere Konverter genügen, wobei allerdings zu bedenken bleibt, daß die kleinere Mündung sich bei großen Konvertern schwieriger mauern läßt.

B. Bemessung des Bodens.

Bei der Frage der Bemessung der Böden ist die nach der zweckmäßigsten Größe des Blasquerschnitts sowie des Nadel­

durchmessers von besonderer Bedeutung. Im engen Zusammen­

hang hiermit steht wiederum die Verblasbarkeit des Roheisens, wodurch vielleicht die bei verschiedenen Werken gemachten, sich zum Teil widersprechenden Erfahrungen erklärt werden können. So wurde von einer Seite mitgeteilt, daß früher mit einem Nadeldurchmesser von 16 mm gearbeitet wurde, jetzt aber bei einem Konverter gleicher Größe mit Erfolg 13-mm- Nadeln Verwendung finden. Auf einem anderen Werk wurde der Blasquerschnitt versuchsweise von 300 auf 450 cm2 erhöht;

man erzielte dabei eine Verkürzung der Blasedauer von etwa 10 %, jedoch stieg die Auswurfmenge so stark an, daß der Versuch abgebrochen werden mußte. Die entgegengesetzten Erfahrungen wurden auf einem dritten Werk gemacht, bei dem der Nadeldurch­

messer von 13 auf 16 mm vergrößert wurde. Das ursprüngliche befürchtete Ausbrennen der Löcher trat nicht ein, und die Blase­

dauer wurde, ohne den Auswurf zu vergrößern, wesentlich herab­

gesetzt. Ein Versuch, die Löcher auf 20 mm zu erweitern, schlug jedoch gänzlich fehl; die Windmenge mußte stark gedrosselt werden, was dann ein Einfressen der Löcher und eine geringe Bodenhaltbarkeit zur Folge hatte.

Neben der absoluten Größe des Blasquerschnitts hat die V e r t e ilu n g d er W in d lö c h e r im B o d e n oder ihr Abstand voneinander besonderen Einfluß. In dieser Größe der „Blas­

dichte“ liegen, wie ein Vergleich der von den Werken gemachten Angaben zeigt, erhebliche Unterschiede vor: Der niedrigste Wert beträgt 165, der höchste etwa 235 cm2/m 2. Bei gleich großem Auswurf spricht dies vielleicht dafür, daß die Werke, bei denen mit großer Blasdichte gearbeitet werden kann, ein besonders dünnflüssiges Roheisen haben. Untersuchungen in dieser Rich­

tung sowie auch über einen etwaigen Einfluß verschieden großer Lochdurchmesser bei gleicher absoluter Größe des Gesamtblas­

querschnitts scheinen besonders lohnend.

In der weiteren Aussprache wurden Erfahrungen mit der V e r d ic h t u n g besonders des ersten Bodens ausgetauscht. Auf einem Werk hat es sich als zweckmäßig erwiesen, die Verdichtung zwischen Boden und Mauerwerk möglichst klein zu halten. Nach anderen Erfahrungen kommt es nicht so sehr auf die Größe wie vielmehr auf die Zusammensetzung der Verdichtungsmasse an;

bei einer weiten Verdichtung nimmt man zweckmäßig eine dickere Verdichtungsmasse als bei engen Verdichtungen. Auf einem dritten Werk sind durch erhöhte Sorgfalt beim Einstampfen der Verdichtung des ersten Bodens und bei der Herstellung des Verdichtungsschlammes für die späteren Böden früher bestandene Schwierigkeiten behoben worden. Auf einem vierten V erk

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1562 Stahl und Eisen. Erfahrungen im Thomasbetrieb. 51. Jahrg. Nr. 51.

schließlich wurde so vorgegangen, daß bei einem neuen Konverter der untere Teil zunächst mit einem Teilboden gebrannt wurde, worauf dann der erste Boden eingesetzt und die Verdichtung nicht mehr gestampft, sondern unmittelbar vergossen wurde.

Bei Gasbeheizung wird der Konverter zunächst beheizt und dann der Boden eingesetzt; natürlich muß, wenn der Boden vergossen ist, in üblicher Weise noch nachgeheizt werden.

C. Dolomit und Teer.

Ueber die Beschaffenheit des D o lo m it s im Zusammenhang mit dem Dolomitverbrauch wird von einem Werke mitgeteilt, daß nach den dortigen Erfahrungen die Analyse des Sinterdolomits allein nichts aussagt, daß vielmehr die Beschaffenheit des Roh- dolomits erheblich mitspricht. Die Güte des Sinterdolomits hängt danach mit der Gefügebeschaffenheit des Rohdolomits eng zu­

sammen; amorpher Rohdolomit soll weiche, erdige Stücke liefern, die sehr schnell Kohlensäure und Wasserdampf aus der Luft aufnehmen, während kristalliner Rohdolomit harten, klingenden Sinterdolomit ergibt, der eine fast unbegrenzte Haltbarkeit gegen Zerfallen hat. Sicherlich ist auch die Art der Sinterung von Einfluß, wie aus verschiedenen Beobachtungen hervorgeht.

Ein Werk erhielt plötzlich Dolomit, der merklich weniger hart war als üblich. Bei Beanstandung dieses Dolomits stellte sich als Ursache heraus, daß man beim Sintern des Dolomits im Schacht­

ofen gerade Versuche gemacht hatte, Koks zu ersparen. Ein anderes Werk erhielt zeitweilig ebenfalls zu weich gebrannten Dolomit, d. h. Dolomit mit zu hohem Glühverlust; durch Bean­

standung schlug dieser Fehler hier in das Gegenteil um: der Dolomit wurde zu scharf gebrannt; die Sinterung war so weit getrieben, daß keine Aufnahmefähigkeit für Teer mehr vorhanden war. Der Glühverlust betrug 0,2 %. Zur Erreichung einer guten Haltbarkeit ist es nach den hier gemachten Erfahrungen uner­

läßlich, schlecht gebrannte und mulmige Stücke vor Eingang in die Mühle auszuscheiden.

Von den Angaben über die A n fo r d e r u n g e n an d en T eer scheinen besonders die Naphthalingehalte bemerkenswert; man findet Zahlen bis zu rd. 6 %. Vergleicht man im Zusammenhang hiermit die Zahlen für die Konverterhaltbarkeit, so findet man keine Unterschiede gegenüber solchen Werken, bei denen der Naphthalingehalt des Teeres sehr niedrig is t; vielmehr liegen mit einer Ausnahme die Haltbarkeitszahlen durchaus nach oben.

Das würde also bedeuten, daß man sich wegen des Naphthalins im Teer keine Sorgen zu machen braucht. Ob diese Feststellung verallgemeinert werden darf, erscheint davon abhängig, ob sie neben dem Werksvergleich auch durch vergleichende Unter­

suchungen auf ein und demselben Werk unter sonst gleichen Voraussetzungen bestätigt wird.

Neben den im Bericht gemachten Angaben über die Zusam­

mensetzung des Teeres auch noch den Gehalt an freiem Kohlen­

stoff im Rohteer zu bestimmen, erscheint heute nicht mehr notwendig, da bei den neuzeitlichen Destillationsanlagen die Gefahr, daß die Destillation bei zu hoher Temperatur zu Ende geführt wird, nicht mehr besteht und dazu bei Teersorten gleichen Pechgehaltes auch der Verkokungsrückstand einen Maßstab für den Gehalt an freiem Kohlenstoff darstellt. Erwähnt sei noch, daß es sich als durchaus zweckmäßig erwiesen hat, jede Teerliefe­

rung vor dem Gebrauch auf Wasserfreiheit zu untersuchen, da es häufiger vorkommt, daß im Kesselwagen Wasser vorhanden ist.

D. Stampfen oder Mauern.

Nach den Erfahrungen eines Werkes, das die Auskleidung des Konverters schon seit Jahrzehnten stampft, soll diese Arbeits­

weise ebenso wirtschaftlich sein wie das Mauern; die Zustellung dauert jedoch länger. Als Vorzug des gestampften Futters gilt hier, daß dieses einen einheitlichen Mantel darstellt, der keinerlei Angriffspunkte, wie beispielsweise die Fugen des Mauerwerks, bietet. Ein weiterer Vorteil wird darin erblickt, daß die in der Dolomitanlage gebrauchsfertig hergerichtete Stampfmasse sofort verstampft wird; Nachteile, wie sie bei gepreßten Steinen durch Aufnahme von Luftfeuchtigkeit und Zerfall beobachtet werden, sind mithin ausgeschaltet.

Auf einem anderen Werk wird das Konverterfutter zur Aus­

besserung mit gutem Erfolge gestampft. Nach dem. Abblasen der ersten drei bis vier Böden wird eine Holzschablone eingebaut, und die ausgespülte Zone, besonders im Rücken, wird nach­

gestampft. Die Auskleidung hält dann weitere vier Böden, wonach das Verfahren wiederholt wird; auf diese Weise erhält man eine Konverterhaltbarkeit von zwölf Bodenreisen.

E. Anwärmen und Warmblasen des Konverters.

Auf verschiedenen Werken wird zum Anwärmen und Warm­

blasen der Konverter seit einiger Zeit G a s b e h e iz u n g angewendet.

Die Anlagekosten für diese Beheizungsart sind verhältnismäßig gering. Eine der Hauptfragen bei der Umstellung war die, ob

es gelingen würde, die Gasbeheizung, bei der das Warmblasen durch das Einsetzen und Vergießen des Bodens unterbrochen werden muß, ohne Zeitverlust gegenüber der üblichen Arbeits­

weise durchzuführen. Von einem Werke wird hierzu mitgeteilt, daß dort dieser Unterschied noch höchstens 1 h zuungunsten der Gasbeheizung beträgt.

Zur Beheizung selbst dient Gichtgas, Mischgas aus Koksofen- und Gichtgas oder auch reines Koksofengas. Bei der Verwendung des letzten werden Bedenken geltend gemacht dadurch, daß sich bei der Verbrennung eine große Menge Wasserdampf bildet, der sich an den Wänden des kalten Konverters niederschlagen und dadurch schädlich wirken kann. Von einem Werke konnte bestätigt werden, daß sich beim Anheizen eines kalten Konverters m it Koksofengas im oberen Teil der Birne Wasser niederschlägt, das eigentlich schädlich auf Auskleidung und Boden wirken müßte; ein nachteiliger Einfluß für die Haltbarkeit konnte jedoch nicht festgestellt werden. Von einem anderen Werke wird darauf hingewiesen, daß es zweckmäßig ist, auf ein starkes und schnelles Aufheizen hinzuarbeiten. Bei der Frage der Wasseraufnähme des Dolomits aus den Heizgasen spielt die Temperatur eine bedeut­

same' Rolle. Steht ein Konverter längere Zeit unbenutzt, so empfiehlt es sich, etwas Kalkstaub in den Konverter zu blasen und den Konverter möglichst dicht zu verschließen, eine Maß­

nahme, die sich in einer besseren Haltbarkeit auswirkt.

Von einem Werke wird noch besonders darauf hingewiesen, daß hauptsächlich zu Beginn des Ausbrennens mit Gas sehr darauf geachtet werden muß, daß ein reichlicher Luftüberschuß vorhan­

den ist, damit auch die Teerdolomitausmauerung im Hut sehr bald, wie man zu sagen pflegt, Feuer fängt, im anderen Falle erweicht der Konverterhut durch die heißen Abgase und stürzt ein.

Als Vorteile der Gasbeheizung wird angeführt, daß die Durchwärmung stärker und gleichmäßiger ist; ferner spielt auch die Koksersparnis eine nicht zu unterschätzende wirtschaftliche Rolle. Sodann ist die Haltbarkeit der ersten Böden bedeutend besser, der Konverter bleibt ferner sauber, und starker Auswurf bei den ersten Chargen, verursacht durch R este von Koksasche, wird vermieden. Auf einem Werk hat sich allerdings auch ein Nachteil ergeben, nämlich eine schlechtere Haltbarkeit des Konvertermauerwerks zunächst der Mündung. Besonders wenn viel Mündungsbären entfernt werden müssen, erweist sich dieser Teil des Mauerwerks als mechanisch weniger widerstandsfähig, so daß an dieser Stelle neuerdings in ausgedehnterem Maße saure Steine verwendet werden.

F. Bezugsgröße für Konverterfassung und -leistung.

Zur Kennzeichnung der Konverterfassung wird vorge­

schlagen, auf den Inhalt des Konverterblechgefäßes zurückzu­

greifen; Voraussetzung ist dann noch, eine mittlere rechnerische Eisenbadhöhe über den Verlauf der Konverterreise bei jeweils neuem Boden zugrunde zu legen. Auch für die Konverterleistung, d. h. die in der Zeiteinheit erzeugte Stahlmenge, könnte der Kon­

verterinhalt als Bezugsgröße dienen, doch scheint es hier in Parallele zur Herdflächenleistung beim Siemens-Martin-Ofen vielleicht besser, als Bezugsgrundlage die Bodenfläche, deren Größe den übrigen Abmessungen ja bestens angepaßt sein muß, zu wählen. Wenn die Frage der Bezugsgröße auch nicht von überragend praktischer Bedeutung ist, so schien es doch er­

wünscht, hier eine einheitliche Bezugsgröße festzulegen, um da­

durch irrtümliche Auffassungen, z. B. auch über die Frischge­

schwindigkeit bei kleinen Konvertern gegenüber solchen mit großem Fassungsvermögen, zu vermeiden.

G. Wirtschaftliche Grenze des Fassungsvermögens.

Beim Thomasverfahren, nach dem in der Hauptsache weiche Thomasgüte erzeugt wird, ist durch die Qualitätsfrage eine Grenze für das Fassungsvermögen der Konverter nicht vorgeschrieben;

das zeigt auch die Entwicklung, die in dieser Richtung zu ver­

zeichnen ist. War bis zum Jahre 1910 das Fassungsvermögen des größten Konverters von ursprünglich 9 bereits auf 24 t an­

gestiegen, so finden wir h e u t e schon Konverter mit 40 t Einsatz­

gewicht. An mehreren Stellen ist man, sofern der Ständerabstand eine Vergrößerung des Konverterdurchmessers nicht gestattet, zur ovalen Koriverterform übergegangen und hat auf diese Weise die \ orteile der größeren Konverterfassung ausgenutzt. Einer noch weitergehenden Steigerung über die jetzt größte Fassung hinaus stehen keinerlei Bedenken entgegen, vorausgesetzt, daß die maschinentechnische Seite, beispielsweise bei einer Verdoppe­

lung des Fassungsvermögens der zur Zeit größten Konverter, keine Schwierigkeiten bietet und zum ändern das vorhandene Blockwalzwerk die Erzeugung aufnehmen kann. Sicherlich würde eine derartig erhebliche Steigerung des Einsatzgewichtes auch für das Vergießen einige neue Aufgaben bringen, deren Lösung von den örtlichen Verhältnissen abhängen wird.

(7)

17. Dezember 1931. Erfahrungen im Thomasbetrieb. Stahl und Eisen. 1563

III. Konverterbetrieb.

A. Einsatz.

1. R o h e is e n z u s a m m e n s e t z u n g u n d -te m p e r a tu r . Die Anforderungen, die an die Temperatur des zu verblasen- den Roheisens gestellt werden müssen, und die im engen Zu­

sammenhang mit der Roheisenzusammensetzung stehen, sind in ihrer großen Bedeutung schon verschiedentlich besprochen worden; die Roheisentemperatur liegt bei den meisten Werken nahe bei 1200°.

Ausführlicher besprochen wurde die Frage der zweckmäßig­

sten Roheisenanalyse, vor allem mit Rücksicht auf den S iliz iu m -

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Abbildung 1. Mangan-, Phosphor- und Schwefelgehalte des Thomasroheisens, geordnet nach Siliziumgehalten.

Grenz- und Häufigkeitswerte.

geh alt. Wichtig ist, festzustellen, daß der Siliziumgehalt nur in zwei Fällen über 0,4 % liegt. Anderseits ist es sehr lehrreich, die Beziehungen zu verfolgen, die zwischen dem Siliziumgehalt und den Gehalten an anderen Begleitelementen, vor allem Mangan und Schwefel, bestehen. Von H. B a n s e n hierüber durchgeführte Untersuchungen lieferten die in Abb. 1 veranschaulichten Ergeb­

nisse. Man sieht hierin über den Siliziumgehalt von 0,05 bis 1,2 % Si die Roheisenanalyse aufgetragen. Wenn auch solch hohe Siliziumgehalte wie die hier genannten in Höhe von 1,2 % für den praktischen Thomasbetrieb und die hiesigen Verhältnisse nicht in Frage kommen, so bieten doch theoretisch die im Zu­

sammenhang damit gemachten Beobachtungen viel Lehrreiches.

Ohne auf das Verhalten des Mangans und Phosphors einzugehen, sei hier nur auf das Sinken des Schwefelgehaltes mit steigendem Siliziumgehalt hingewiesen. Eine gleiche Erniedrigung des Schwefelgehaltes im Roheisen würde wohl durch einen höheren Kalkgehalt der Schlacke erzielt werden können, jedoch nur unter gleichzeitiger Erhöhung der Erzeugungskosten des Roheisens.

Da aber erfahrungsgemäß ein höherer Siliziumgehalt im Stahlwerk durch schlechteres Ausbringen Nachteile bringt, muß es einen wirtschaftlichen Bestwert geben, den man durch Vergleich der Kostensenkung am Hochofen und der Kostensteigerung durch größeren Auswurf im Stahlwerk ermitteln kann.

Weitere statistische Untersuchungen über die Beziehungen zwischen der Analyse des Thomasroheisens und der entsprechenden des Mischereisens (Abb. 2 und 3) haben gezeigt, daß gerade bei hohen Siliziumgehalten über 0,6 % ein sehr starker Siliziumabbrand im Mischer eintritt (Abb. 3 ); ebenso sinkt auch der Mangangehalt stark. Auch bei Frischversuchen mit Wasser im Mischer zeigte sich ein starker Siliziumabbrand und ein Heruntergehen des

Abbildung 2. Gegenüberstellung der Analysen von Mischerroheisen und Thomasroheisen.

Analysen vom Februar 1930 geordnet nach Silizium- gehalten des Mischerroheisens.

Schwefelgehaltes, begleitet von einem ziemlich starken Mangan- abbrand. Diese Umstände würden dafür sprechen, daß einem Siliziumgehalt des Roheisens am Hochofen bis vielleicht 0,6 % nicht zwingend Nachteile zuzuschreiben sind. Von anderer Seite wird noch auf den günstigen Einfluß eines höheren Silizium­

gehaltes im Roheisen auf die Zitronensäurelöslichkeit der Schlacke hingewiesen, besonders auch mit Rücksicht darauf, daß durch Sandzusatz in den Konverter die Entschwefelung des Stahles ganz oder doch fast ganz verhindert wird und leicht unzulässig hohe Schwefelgehalte erhalten werden.

Demgegenüber wird von einem anderen Werke mitgeteilt, daß man dort früher ein Roheisen mit einem Siliziumgehalt von 0,63 % gehabt habe. Seit ungefähr einem Jahre wird jedoch ein siliziumärmeres Roheisen Verblasen; im Monatsdurchschnitt liegt der Siliziumgehalt unter 0,3 % bei einem Schwefelgehalt von 0,08 bis 0,085 %. Allerdings hat gleichzeitig die Roheisen­

temperatur von etwa 1220 auf 1200° abgenommen. Trotz dieser Temperaturabnahme hat sich aber die Verblasbarkeit des Roh­

eisens ganz bedeutend gebessert.

(8)

1564 Stahl und Eisen. Erfahrungen im Thomasbetrieb. 51. Jahrg. Nr. 51.

Auch von einem dritten Werk wird die Auffassung vertreten, daß die Gesamtwirtschaftlichkeit des Werkes besser gewahrt wird, wenn vom Hochofen ein Silizium- und schwefelarmes Roheisen geliefert wird und dem Stahlwerker übermäßiger Auswurf erspart bleibt.

Nach den Erfahrungen auf einem vierten Werk gibt es für den S c h w e f e lg e h a lt des Mischereisens eine untere Grenze,

Abbildung 3. Gegenüberstellung der Analysen von Mischer­

roheisen und Thomasroheisen bei Siliziumgehalten des Thomas­

roheisens von mehr als 0,6 % geordnet nach Siliziumgehalten des Mischerroheisens.

die zu unterschreiten wenig Zweck hat3). Bei einem Schwefel­

gehalt von 0,1 % im Roheisen kann man erfahrungsgemäß einen Schwefelgehalt im Block von 0,06 % Voraussagen. Bei 0,02 % S im Roheisen ist es, wie hier manchmal beobachtet werden konnte, recht wohl möglich, daß der Block ebenfalls 0,02 % oder sogar bis 0,03 % S aufweisen kann, während bei z. B. 0,04 oder 0,05 °/ S eine Schwefelabnahme stattfindet.

2. K a lk a n a ly s e u n d K a lk m e n g e .

Der Frage der K a lk b e s c h a f f e n h e it kommt für die Durch­

führung des Thomasverfahrens eine ganz besondere Bedeutung zu. Schlecht gebrannter Kalk wirkt allein schon auf die Güte des Stahles und die Höhe des Abbrandes so nachteilig, daß schwer zu sagen ist, mit welchen Abzügen man solchen Kalklieferungen gerecht wird. Ein einfacher Abzug von Kohlensäure und Wasser genügt keineswegs, da durch Zersetzung beider im Bade ein

3) Vgl. hierzu St. u. E. 39 (1919) S. 1208 u. 1579.

chemisch ungünstiger Einfluß ausgeübt wird, wodurch der Aus­

wurf stark anwächst. Das richtige ist, jeden Kalk, der nicht ein­

wandfrei gebrannt ist, zurückzuweisen. Welche Bedeutung der Kalkzusammensetzung beizumessen ist, geht besonders auch aus den Angaben eines Werkes hervor. Nach den dort gemachten Erfahrungen könnte man Roheisen m it hohem Siliziumgehalt noch halbwegs befriedigend Verblasen, wenn nur guter Kalk mit etwa 90 % CaO zur Verfügung steht; man hat allerdings Schwierigkeiten, die benötigten Schrottmengen einzubringen.

Kommt aber zu solchem Roheisen schlechter Kalk, dann wird der Auswurf ungeheuerlich und steigt auf 30 % an.

Neben der Kalkanalyse gewinnt noch die K a lk m e n g e be­

sondere Bedeutung, und zwar nicht allein mit Rücksicht auf die Zitronensäurelöslichkeit der Thomasschlacke, die dann ihren Höchstwert erreicht, wenn die Phosphorsäure als Kalksiliko- phosphat gebunden ist; ist ein Kalküberschuß unvermeidbar, so muß er nach Möglichkeit durch Kieselsäure abgebunden werden.

Nun erwächst daraus die grundsätzliche Frage, welche Kalk­

überschußmenge aus metallurgischen Gründen mindestens nötig ist. Wie aus dem Bericht hervorgeht, wird auf den meisten Werken mit sehr hohem Kalküberschuß gearbeitet; als besonders wichtige Angelegenheit ist es zu betrachten, durch weitere Unter­

suchungen der Frage nachzugehen, ob dieser hohe Kalküberschuß aus metallurgischen Gründen tatsächlich erforderlich ist, oder ob noch ein Teil des Kalkes bisher nur als Kühlmittel verwendet wird und dann zweckmäßig durch Schrott ersetzt werden könnte.

Zur Ueberwachung des Kalküberschusses wird von einer Seite wiederholt auf die Bestimmung des sogenannten „freien“

Kalkes hingewiesen. Obwohl noch offen bleiben muß, ob man bei den üblichen Bestimmungsverfahren relativ richtige Werte erhalten kann, wird diese Bestimmung von einem Werke seit Jahren mit Erfolg angewendet, sei es, daß damit vielleicht ein für die Praxis bei sonst stets gleichen Verhältnissen zur Beurtei­

lung der Schlacke ausreichender Maßstab erhalten wird, sei es, daß allein durch die Tatsache der Ueberwachung auf die Be­

messung oder das Verwiegen der benötigten Kalkmenge erhöhte Sorgfalt aufgewendet wird. Bemerkenswert erscheint jedenfalls, daß gerade bei diesem Werke, wie die Zusammenstellung zeigt, mit der geringsten Menge an Ueberschußkalk gearbeitet wird.

Die bei diesem Werke gemachten Erfahrungen sind auch noch nach anderer Richtung beachtenswert. Schwierigkeiten durch den niedrigen Kalküberschuß konnten bei der Entphos­

phorung nicht beobachtet werden; hingegen wurde dort mitunter eine Rückschwefelung beobachtet, besonders dann, wenn das zu verblasende Roheisen an sich schon einen sehr niedrigen Schwefelgehalt aufwies. Auch aus den Betriebserfahrungen anderer Werke ist der enge Zusammenhang zwischen Basizität der Schlacke und Schwefelgehalt des Stahles hinlänglich bekannt, und damit ist auch anzunehmen, daß die Höhe des Kalküber­

schusses in erster Linie von der vorgeschriebenen Schwefel­

höchstgrenze im Stahl und damit auch wieder von dem Schwefel­

gehalt des Roheisens abhängig gemacht werden muß.

Um die Gewichtsunterschiede, die bei der Kalkzugabe nach dem Volumen infolge der verschiedenen Stückigkeit bestehen, auszuschalten, wird auf einem Werk der zugesetzte Kalk seit einiger Zeit gewogen. Man hat damit die besten Erfolge erzielt, die Schlacke ist außerordentlich regelmäßig geworden und der Kalkverbrauch ist um 13 % zurückgegangen. Die Verwiegung kann ihren Zweck aber nur dann erfüllen, wenn der Kalk gut gebrannt ist und in gleichmäßiger Zusammensetzung angeliefert wird.

3. S c h r o t t z u s a t z .

Die Schrottfrage ist schon deshalb von Bedeutung, weil das Ausbringen stark dam it zusammenhängt. Letzten Endes erscheint das Schrottzugeben, besonders in großen Mengen, in vielen Fällen eine Sache der Einrichtung, und die beste ist wohl die, die eine Zugabe des Schrottes während des Blasens gestattet. Auf einem Werk hat sich eine Betriebseinrichtung, die es gestattet, den Block­

schrott möglichst warm von der Blockschere in den Konverter zu bringen, als sehr wirtschaftlich erwiesen. Das Ausbringen erhöhte sich auf nahezu 90 %, der Schrottzusatz stieg bis zu 12 % des Einsatzes.

Wesentlich ist auch der Zeitpunkt und die Art der Schrott­

zugabe. Der zu Anfang gegebene Schrott sollte möglichst groß- stückig sein, damit er nicht zu schnell schmilzt und den Flüssig­

keitsgrad des Bades nicht zu sehr herabsetzt; später ist dann kleinstückiger Schrott nachzusetzen.

Außer dem Walzwerks- und Gießschrott werden mit gutem Erfolge auch Mündungs- und Kaminbären sowie der Auswurf wieder im Konverter verarbeitet. Qualitative Nachteile haben sich dadurch nicht ergeben. Nach Erfahrungen auf einem Werke steckt in der Verwendung des Auswurfs ein großer Wirtschaft-

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