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Deutsche Monatshefte in Polen, 1934, Jg. 1 (11), Heft 6

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Academic year: 2022

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Deutfcfye ittonatö^fte m Polm

3 c ttfd ) d ft futr u n ö (B e g e n tu a rt 6es D e u tr d jtu m s i n p o le n 3 al)rgang 1 (1 1 ) <. * Degember 1 9 3 4 * fie ft ó

3 i: u n o S ) u t l ) , Bromberg.

§t. Don © d jite bel 6en Polon/)

3 n óem gmeiten 3af)t3^ n t öe0 19* 3ab1-'bunöerte, etroa um 6as 3 a ^ 1815, begann in polen eine 6er brrrlidjften 3 iüteperio6en 6er polm|<ben Sultur, 6eren Entfaltung ficijer nidjt gufälligerroeife, m it einer augergetuoljnlid) ftarfen 2>urd)=

6ringung 6er gebiiöeten poinifdien Greife m it 6er 6eutfd)cn © p ra ^e unö 6en

€rgeugniffen 6er 6eutfd)en fDiffenJcbaft un6 lite r a tu r gufammenfallt. On 6iefer Cntroicftung fpiett eine §rau, namH$ 6ie frangöfif4)e ©<briftftellerin ©erm. 6e 6 ta e l (1766— 1817) eine groge Bolle. Keberjetgungen aus if>rer befannten 6 d ) rift „De FAltemagne" (lieber Deutfd)lan6. 1810), 6ie feit 6em 3 ‘il)r^ 1813 ftänbig un6 in fd)neller ^olge in 6er polnif^en lite ra rif^e n Preffe auftaudjten, führten 6ie polnifdje Ont eilig eng jener €age erfolgreich in öas Üerftan6nis 6er neuen beutfdjen Bulturergeugniffe ein.

STeben ©tael m irften aud> noch gmei namhafte polnifche ©eiehrte óeutfcher £)erfunft in 6erfelben Bichtung:

1. Der be6euten6e polnifthe P h ild a se un6 IDilnaer HniDerfitäts^Profeffor

©rnft ©ottlieb ©ro66e(f (geb. 1762 in DanBg, geft. 1825), gu 6effen ©<hö^rn aud) 6er größte polnifchc i5id)ter 6l6am Blicfieroicg gehörte. ©ro66ed oeroffenD li^ te neben galjireidjen © djriften, 6ie 6er popularifierung 6er neueften 6eiitfdjen roiffenfdjaftlidjen ©rrungenfdjaften 6ienten, im „Tygodnik W ileński“ (1816) au<h emtn ^fuffaig „O znaczeniu, celu i osnowie literatury powszechnej“ (Heber 6ie Beöeutung, 6ie un6 6en Onhalt óer Unio e rfa l^ li tera tur), in 6em er 6ie heroorragen6e Be6cutung 6er neuen 6cutfd)en lite r a tu r rühmt.

2. Der B e fto r 6es Pofener Iggeums Jofyann ©amuel i?aulfug (geft. 1832), Htitglieb 6er ©arfdgauer ©cfellfdjaft 6er ^reun6e 6er IDifjenfdjaft. Das ©treben óiefes ©elehrtcn mar auf 6ie Bnnaherung 6er geiftigen B rbeit bei6er Dolfcr, 6es 6eutf<hen unó 6es polnifdjen, 6urdj gegenfeitiges oorurteilsfreies i?ennen=

lernen gerichtet. On 6iefem ©inne hatte er bereits 1804 in fialle eine Brofchüre unter 6em ©itel „Heber 6en ©eift 6er polnifdjen ©prad;e un6 lite r a tu r ” oer=

öffentlicht, in 6er er fid) bemühte, bosroilligc Husfalle, foroie oberflächliche 6eutfd)e 9lnfi<hten über 6ie polnifdje lite r a tu r jurücfjumeifen, inöem er eine Beifje po)f=

tioer Hadjridjten über pe lieferte. Om 3 af)te 1816 erfdjien nun ein Buch non Saulfufi „Rozprawa dla czego język i literatura niemiecka zdolniejszemi sa.

do kształcenia rozumu i serca niż język i literatura irancuska“ (beutfdj: tDarum ift 6ie 6eutfdje ©pradje ais ijilfs m itte l gur ^ortbilbung 6er frangofifchen ©pradje i'orgugiehen. pofen. 1819). On öiefer ©dĘjrift meift er m it großem Hagjbrucf auf 6ic ungeheuren ^ortfd jritte hin, 6ie 6ie beutfche lite r a tu r feit 6en lebten 20 3ahren gemadjt hat.

Die ©djriften 6iefer 6rei perfbnlidjfeiten, STlme. 6e ©tael, ©ro66ecf un6 i^aulfuß, fanden in Polen große Beadjtung, un6 ihnen in erfter lin ie ift es 311

*) Der Derfaffer benußte als Cluelle für feine Betrachtungen oor allem 6ie 2ltbeü con ©gyjfotojli: Schiller w Polsce. 1915. Der Herausgeber.

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6anfen, töenn óie Sef^äftt'gung mft óer óeutf^en ©prad)e in Polett jenen unge=

^euren ^luffdjmung natjm. 'źakjinzifyz 5(bI)an6Iungen übet öie óeutfdje lite ra tu r, t»oc allem aber ja^freidje Iteberfe^ungen öeutfdjer © djriftftelier, füllten non nun an öte ©patten 6er potnifdjen ^eitfcfjriften. JTtan lernte fo töincfetmann, lef=

)tng, Slapftocf, Äant, gerber, tüieianö, Johann ^ a u l Jtidjter, ©oetlje un6 © djilter fennen un6 fctjä^en. tüeitaus 6ie meiften 'Jtb^anbtimqen und Iteberfeisungen biefer fcbod) betrafen <friebricf) non ©driller. (Erftaunlid) fdjnelt eroberte (tc^ biefer groge beutfdje ö id jte r bie ^er^en ber Polen. <£s bitbcten fid) formitdje fM tfre ife in ben großen ©täbten um it)n, in tDarfdjau, in tüitna, in iem berg, in Śrafau. Befonbers ga^trefdj ftnb unter ben iteberfetjungen freilid) bie ©e=

bi<^te uertreten, aber aud) bie pi)iiofopi)ifd)en unb dftfjetifdjen © djriften mürben fdjneti Allgemeingut mefter Greife. P lit anfönglidjen ©djroierigfeiten uerbnnben mar nur bie €roberung ber poinifdjen Büfjne, bie erft furg uorfjer burd) bie tü irf=

famfeit bea ©ijeaterbireftora unb ö id jte rs IDofcied) Boguflaroffi (1759— 1829) gu einem ^ a fto r ber polnifdjen K u ltur erhoben tuorben mar. ©djuib baran trug oornebmlid) bie ungefd)i(fte Ausroaf)! ber erften gur Aufführung gebrauten

©d)illerfchen Dramen, ferner bie fd)led)te üeberfebung berfelben, uor allem aber bie mangelhafte (Erziehung bea tÜarfcf)auer ©heoterpublifuma. ©dirieb bod) einer ber geiftreid)ften polnifdjen © d jriftftelle r jener ?eit, ©tan. © fra pe m ffi (1785— 1865) in feinen roitgigen „Bemerhmgen über lüarfdjauer ©djaufpieler unb 3 ufd)auer" (Pam. Warsz. 1815/2 © . 108), meldje bamala in IDarfthau großes Auffeßen erregten, folgenbe fdjarfe U ritif über biefelben: „Eöer irgenb=

mie annimmt, baß unfer th ea te r »an ^em Anbrang feiner liebhaber bcrften m ili, ber ir r t f i^ gemaltig. <Es fteht leer unb id) roieberhole m it iiorag: £ s gibt be: uns fein P u blifu m , roeld)es eines guten ©heaters roürbig märe."

Aber aud) auf biefem ©ebiete felgte ßd) bie neue gunft burd) ihre innere ureigene Ś ra ft burd). Dod) laffen m ir einmal bie füßrenben polnifdjen ©eiftcr non Eöeltruf felbft über ©djiltera i^unft bas U rte il fpred)en.

(Einer ber früßeften Berounberer © d łillers in Polen ilt ber literaturpro = fcffor ^ag. B ro bg iiiffi (1791— 1835), ein D ie te r unb U ritife r oon ed)t oolfs- tümlidjem ©epräge, beffen ©runbgüge © em ütlidjleit, Daterlanbsliebe unb Be=

ligiofität bilben, unb ber in feinen ©rgäfjlungen m it Dorliebe^ baa leben bea polnifdjen lanboolfea roarmhergig ibealifiert. On einer © d jrift .,0 Krytyee“

u rte ilt er über © d jlllers Bebeutung: „© d jille r ift groeifellos ber erfte unter ben beutfd)en Didjtern. Don allen Did)tern biefea Dolfea mürbe er am meiften in gang (Europa erfaßt unb ift überall beliebt. Diefea fommt baßer, baß feine eingige Begeiferung ben ©efüßten ber tüahrheit, ber ©djbnheit unb ber helBea Dereßrung ©ottes galt, ©efüßle, bie überall eble f)ergen finben unb fie fy \U bringenb heeinfluffen." . . . „© d)illera unb ©oethes P e rfc beftätigen unb ergangen mürbig bie genialen ©ebanfen über bie Sunft. © f ille r , 6er ftdj m it reiner ©eele in eine reine Atmofpßäre erhob, unb ©oetlje, ber in bem gemaltigcn Beidje ber ifu nft mie im eigenen fgaufe uertraut mar, bleiben ftets in Begießung auf bie

^ r it t f eine ebenfo gefunbe mie belebenbe ©uelle. Oßre ©ebanfen unb Anregungen ßnb fü r alle Dolfer unb alle gelten gleid) roertooll unb beibe Dicßtcr beeinflußten nirßt nur burd) ißre fritifdje n © T rifte n ben ©efdjmad ißres 3ahrbunbcrts, fon=

bern erroecften aud) b u r^ biefe bie Begeiferung gut D icßtfunf - . ( O Krytyce).

. . . „Don ©octße fann man uiel lernen — aus bem £)ergen ©d)illers uiel in fein eigenes übernehm en" unb meil in Polen immer erßcblid) meßr Ifergen als Sopfe roaren, baßer ift ben „p o le n ©oefße meit meniger befannt als ©d)iller.

(Brodziński. Pisma. Pofen. 1873. Życiorys Goethego).

©in ebenfo großer Dereßrter © djillera mar Sag. Brobgińffis Bruber An=

brgef (1786— 1812), bet als e rfe r lleberfetger 6er „Jungfrau oon ©rleans"

einen Ttuf erroorben ßat, ebenfalls ber © d jriftftelle r unb Did)ter §rancifgef töegyf (1785— 1862), ber ben „Don Carlos" in bie polntfdje ©prad)e über-

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fe^te. ©<?3y? ^neór. o. ©djflfer füu 6en grogten utjtet ,óen jeflgenofi fifdjen Dicfitern, gitierte if)n oft un& beruft ficf) auf il)n / roenn et baeon fpridjt, bag ber $ u n h ber Begeifterung ein ®efd>enf bes ^im m els i f t . . . „Don einem Cf)ron, ber non febenbigfter P rad)t umfloffen fft, ^errf<f)t bfe Poefie übermächtig über bie i) er jen " fd)reibt er in ber 5tbbanblung „O poezyi w ogólności“ (Pam.

tD a rfj. 1815). „ü f)t fdjarfee m b burdjbringenbee 5fuge umfaßt m it einem Piicf bie ganje PTenf^b^it. SPas fle auch m it ihrem rounbertätigen © jepter berührt, bas roirft alles bie engen ©etuänber ab, bas g lä njt altes m it h o h le m © tanj.

iPer fann in 5(brebe ftellen, baß biefe 21rt €rf<heinung bei bet ie ftü re von

©chillers IPerfen in S raft tr itt."

Der befannte polnifdje Dichter, P u b lijift unb ©chillerüberfetjer Bruno © raf M cin ffi (1794— 1844) fcljreibt im erften 3<Jhi;9c>ng ber ^eitfchrift „Sibilla Nad­

wiślańska“ in ber ©inleitung 3U feiner lleberfetjung bes ©ebidpes „D er ©pajier»

gang" im 3ahre 1821 . . . „Das ©ebicht, roetdies m ir hier mitteilen, ift jroeifetlos eine ber fdjbnften ©Hopfungen ©chillers. Diefer Dichter, ber mahr=

lieh ber Bezeichnung eines „Propheten ber Üienfchheit” mürbig ift, mar m it einer außergeroöhntichen © inbilbungsfraft begabt, unb febe $tu<ht feines ©d)affcns trägt bas Kennzeichen bes ©enies. ©r hielt ftets gleichen ©<hritt m it ber ©eete feiner 3 eit, fa überholte fie manchmal. M h n e ©ebanfen, neue 51usbrü©e, ma=

lerifd)e Farben unb ein lebenbiger Obealismus, ber ihn über ben tBirfungsbereid)' ber materiellen IPelt erhob, bas finb bie SPerfmale ©drillers. P lit einem tö ort, er mar ber Philofoph unter ben Dichtern."

3u ben großen Detebrern unb erften Peberfeßern ©chillers gehören auch ber polnifche D idjter unb Bechtsgelehrte Hnm erfitäts=Profcffor J. D. iftinafomicz, foroie ber befannte © dm ftfteller unb ©heaterbireftor 3an Hep. Hamińffi.

Der bebeutenbfte unb genialfte Bemunberer ©chillers in polen mar entfehieben ber große polnifche Dichter 3(bam iPicfieroicz (1798— 1855), ber

©d)opfer bes „Pan Tadeusz“ .

Diefer Dichter, ber in feinem bramatifchen fragm ent „Dziady“ (51h«enfeier), in ergreifenber IPeife ben Derzmeiflungsfchrei feiner gefnedpeten Pation er=

tonen läßt, mirb m it Becht als tPecfor bes Pationalgefühls ber Polen unb als polnifcher Pationalbidjter gefeiert.

3um erften Blale mürbe 5lb. Üfticftemfcz burd; feinen ergebenen §reunb unb literarifdjen Berater ^rancifzef PRaleroffi auf ©chiller aufmerffam gemacht, unb im 3 >-'ni 1820 fchreibt ber fungc Dichter, als gerabe gu feiner bamaligen Öereinfamung nod) ber ©ob feiner geliebten JTtutter tr itt, an feinen #reunb, ben befannten Silomaten 3 eżomfft: „IPährenb id; heute früh ün Bette lag, über=

feßte ich ein ©chitlerfches ©ebidp unb füge es hier bei. P. p . ©chiller ift fe'it langem meine einzige unb liebfte ©eftüre. Peber bie ©ragobie „D ie Bäuber"

fann ich nidps fchreiben. Äeine machte fe auf mid; folchen ©inbruef. Plan muß bei ißrer ©eftüre ftänbig im ^im m el unb in ber £)oIle fein. Dagegen gibt es fein B ü tte l! 51ber befonbers bie Bilber, bie ©ebanfen, bie 3lr t fid; ausju- brüefen. 3<h fü rs te mich fchen an „Demofthenes" zu benfen." Pnb m it 8 e=

Ziehung auf bie mitgefanbte iteberfeßung bes ©ebid)tes „©icht unb IPärme"

fchreibt er roeiter: „©direibe m ir, ob bu ben fdjonen ©ebanfen bes Dichters in biefer ileberfeßung oerftanben h^ft. 3roar habe id) fefjon nie! e rre i^t, aber bie Beberfeßung non ©d)illers ©ebid)ten ift unenblid) feßmierig. Dch mache mich feßt an bas göttliche ©ebicht „Befignation” , meiß aber nicht, ob ich es juftanbe bringe."

2lm 30. ©eptember besfelben 3ah^68 fchreibt Bücfieroicz an benfelben iSreunb: . . . „ 3 ch habe ben leßten Banb meines geliebten ©chiller burchgelefen.

IPas ift bas für eine „B fa ria © tu a rt"! Bber auch alles anbere ift rounbernoll.

©rbarmt ©ud) meiner unb fdn'cft m ir etmas Deutfdies! Denn ich habe feßon nichts meßr fü r beffere Bugenblid’e zu tefen." 5ln einer anberen ©teile feßreibt ber funge Bficfieroicz: „D ie Deutfd)en, bie über bie Öerbefferung bes motali»

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fd)en öafems öet iTlenf^en unó óec ©efellfd)aft p grübeln pflegen, unö öte m it tieferen geiftigen Begriffen pfyttofopfjieren, Tmö befähigt, óen ©efüfjlcn eine ge=

läuterte unb allgemeine ^ « n p geben. Heberöies ift 6er ©eift, 6er 6ie öeut=

fc^en belebt, fosmopolitifd) un6 nid)t auf ein Dott ober la n b , fonbern mci)r auf bie ganp iTlenfcf)beit gerietet. Beim ^iusmalen ber p r t ii^ e n ©efüble bes

^ e rp n s ift bie eble ©mpfinbfamfeit bis faft p r ©eiftesreinijeit erhoben, ö ie bidjterifche tüelt ber öeutfd)en fann man aifo als eine ibeaie geiftige IBeit be=

zeichnen, bie oon ber mgtfiotogifchen bureaus nerfdn'eben ift. Oi^e Bterfmate pnb am beutlid)ften an ben ©d)6pfun8on bes großen 6 d )ille r gu ertennen."

Hach ben Jheifebriefen bes befannten poinif<hen Bid)ters, 'Publigiliten unb

© d ) ^ el'öberfei5ers 5i. € . ©byniec, ber m it Stticfieroicg eine Beife bur<h Deutfd)ianb unternommen JTticfieroicg beim Bnblicf ber butcf)

© d)illers „tüaiienftein'' oereroigten © ^loß ruine in <Eger ausgerufen fjaben:

„©ijafefpeare beamtete bie tDabrbeit in ben © e f d) i c? e n ber JTtenfd)en. ©oetbe fud)t bie tOabrbeit ber D e r n u n f t. Bbct ©d)iller füi)tt fie in ber B e = g e i ft e r u n g. ö e r ©inftuß © djillers auf bas leben feines Dolfes ift baber fo groß, meil er burcb bas ^ e r j befonbers auf bie 3ugenb einroirft, bie nod) ißr leben fd)nffen m ill, ©oetbe fprid)t bagegen mebr 311 benen, bie fd)on nur nod) über bas leben nacbbenfen."

ö e r bereits ermähnte ©obn bes töilnaer ilninerfitätsbireftors, ^ ^ n c if^ e f BTafemffi, ber fe in e rp it Bbicfieroicj ju r Befd)äftigung m it © d jiller angeregt batte, f(brieb am 1?. © ftobcr 1820 an jlożoroffi: „© djitler, ©(biüer ift mein iille s . ©obalb id) anfange, mich m it ihm 311 befcbaftigen, nergeffe id) Öid)

■unb bie ganje IBelt. 3an') fommt oft 311 m ir, um ihn m it m ir gemeinfam 3U iefen. Bann oergebt aber bie ganBe ©timmung. © tbilier ift ein B ie te r fo red;t fü r bie ©infamen."

©inige ©age fpater fdjreibt B M e ro ffi an 2ibam JTticfieroicB, als er biefem ein S)eft ber J e itfd irift „Pamiętnik Warszawski“ gufenbet: . . . bornit B u bie üeberfetpng ber „Jungfrau non Orleans" burdjlieft. ünb falls B u es tuft, roürbeft Bu ba nid)t l u f t befommen, ben „B on ©arlos" ober ein anberes oon

©d)iHers ©<baufpielen 31t überfeßen. Od) las j'eßt bie erfcbütternbfte aller ©ra=

gobien, „B ie B rau uon JTteffina". Od) fann B ir nid)t b e tre ib e n , roeld)en ©tn=

brucf )ie auf mi<b ausgeübt b o i 0 ^ glaube, mer nicht bie Bramen ©chillers fennt, ber fennt ihn nur halb. Baß er aber gefährlich für bie 3ugeob fein fann, gebe id) 311” (uermutlid) in Besug auf bie „B äuber").

Bon allen le b re rn unb STteiftern bat Bmeifellos ©chiller ben größten ©in=

fluß in ^orrn oon itnregungen auf ben polnifcben Bicbter, befonbers in beffen 3 ugenbfabren, ausgeübt. Biefe Anregungen fcbufen feine feften ibealen unb for*

malen ©runblagen unb „halfen beim Bau bes betrügen ©ebäubes für STlicfie*

micB's Ipoefte, in ber bie potnifd)e ©eele bes polnifcben ©cbopfers f i^ frei ent*

falten fonnte." (©Byfforoffi: „Schiller w Polsce“ . 1915).

Bie Beeinfluffung ber ©cbopfungen Bficfiemics's burd) ©d)illerfd)e Bich*

tungen tr itt befonbers in ber „Oda do młodości“ (Obe an bie 3 ugenb) bet:Dor.

©ie ift eine begeifterte rom antifdp % m ne nach A r t oon ©chillers % m nu s „A n bie $reube", bie burd)brungen ift oom ©lauben an bie rounbertätige JTfacbt ber

©eele. Bie „Obe an bie 3ugenb” rourbc fpäter bas program m atif^e ©taubens*

befenntnis 3abtreid)er ©enerationen ber polnifcben 3 ugenb. On einem B rie f oom 20. Bejember an i!Tlicfieroic3 bejeicbnet STlalemffi biefe ©be als ein Batenfinb

© ^iÜ ers.

Ber ufrainifcb=pDtnifcbe B idjter unb ^ ritife r , SB. ©taboroffi (1805— 1863), fdjreibt in einem A rtife l „M yśli o literaturze polskiej“ (©ebanfen über bie pol*

nifcbe lite ra tu r. 1828) nad) einet grünblid)en IBürbigung ber Berbienfte ber 1) © o m a f 3 San, ein befannter tOilnaer $ilomat.

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fivait tjon ©taßl, öie „in (Europa eine neue tü elt 6er Poefie entóecft fjätte, namH<^

fene JTteiftertDerfe 6ee germam'fdjen ©em'ue . . . . „ ö e r pt)anfaBmagorlfd)e öid)ter ©oettje unö 6er p^ilofoptuföc öid)ter © d)iller erftanöen 6amals unö be=

töicfen öamit, 6aß feöe 3eit ifire eigene "Poefie als unbe6ingte ijolge 6es Be6ütf=

nilfes un6 6es ©eiftes 6iefer 3eit ^at."

ö e r urtoüdjfige un6 geöanfentiefe © ra f ^öflmunt ^ ra jlń ffi, 6er Derfaflet öer „ilngottlid)en Somobie" unö nad) Jllicfietoicj unö ©loroacfi fidjer 6er beöeu=

tenöfte polmfd)e ZMd)ter, 6er 6(e politifd)e iDiebergeburt feines Daterlanöes oon 6er fittlic^en IDieöergeburt abtjdngig mad)fe, rouröe nad) llebertomóiing 6er fprad)ltd)en ©d)iüien'gfeiten ein leiöenfd)aft[td)er Seraunöerer © djillers. 3n einem B rie f an © afjyńfh' fdjreibt er im Jat)ve 1837 bei einer S r itif ©ljafe=

fpeares: ,,©d)iller manöelt anöere ©ege. Du fiel)ft unö Ijorft immer in il)m einen Halbgott, llnbanöige 3>-igeri6 örängt fid) in iljm oon allen ©eiten, jirüljlm g blül)t überall, unö in 6en bergen 6er © d)iller’f 4 1!11 ^elöen liegen ebenfo tnie auf iljren ©rabern Blumen unö ©terne. Der ©laube an ettuas ^öf)ere8, an etwas

©$önes unö ©öles weljt aus feiner B ru ft. iÜie ein dipoli oon Beloeöere fd)rel=

tet © d jiller m it erhobener © tim unaufijaltfam oorroärts. ©l)alefpeare örängt aud) gewaltig nad) oorn, aber öen ^ o p f Ijält er geneigt unö öie 2lugen berühren nur öie ©röe. ©Ifafefpeare begriff öie m enf^lidje ©eele, © djfller ö urdjf^aut öie ©eele öer iTtenfd)l)eit. ©l)afefpeare fügt öie Stlenfdjen gueinanöer wie ©anö=

förndjen, © d jille t oerfdjmolg fle m it fi<^ wie öas l i d j t öie © tragen. 3n ©l)a?e=

fpeare ift öaljer öie © a ljr^e it alltäglidjer, aufridjtiger als irgenöwo anöers in öer tüelt. On © d jille r aber ift öie tüafjrfjeit ewig unö iöeal. © ie bebt, fie tont unö fie gfangt. Der erftere überlegt, 6er anöere fü ljlt öas ^erg m it öem bergen, öen Derftanó m it 6em Derftanö. 2lus ©Ijafefpeare fann man nur öie eine ie ljre l)erauspreffen, öafj fic^ fenes fo unö fo ereignete. Don © d jille r erfährt man, öafj es fid; ewig fo ereignet. (Etwas djronif artig es liegt in erfterem —• etwas l)iftD=

rifdjes im gweiten. — tüenn id) öie ©af)rl)eit fagen foil, fo wollte id) lieber eine eingige ©ragööie oon ©d)iller auf öer Büljne feljen, als alle oon ©fyatefpeare.

© o öie Ontrige a u fp r t unö etwas anöeres, n äm lt^ 6er Singet ©ottes anfängt, öa enöet ©Ijafefpeare, fängt aber © f ilie r an.”

Die ©timmen begeifterter Bewunöerer, öie öen 6eutf$en D ie te r rütjmten, überfetgten, nadga^mten oöer {»erausgaben, finö fo gaf)lreid), 6ag es unmogli«^ ift aud) nur eine einigermaßen ooHftänöige Tlufftellung öerfelben in öiefem Baßmen gu bringen, © a n öenfe an %ol)ban 3<deffy ©eweryn ©ofgcgyńffi, ^onftanty

©afgyńffi, ©tan. 3afgowffi, © alenty ©fjtsöowffi, öie Brüöer 3ulfan unö Sle=

mens Bogucfi, 3ulfnn Äorfaf, B ronislaw ©rentowffi, iu c fa n © ie m ie ü ffi,'3 ergy B o rfo w ffi, ©tefan © itw ic fi, 3 ofef Sorgeniowffi, Bug. B ie lo w ffi, © aurycy

© odjnacfi, Sr. X. Dmodjowffi, Bóam ©orcgynffi, an 3ógef firafgew ffi, an öie geiftreidge © d jriftftelle rin ©leonora 3'emięcfa, öie in itrafgew ffi's „Btßeneum”

(1842) einen B rfife l „O Życiu i pismach Schillera“ (ileber öas £eben unö öie'

©djriften ©dgillers) oeräffentlid)te, an öen polm'fdten £iteraturprofeffor öänifdjer Bbftanimung ^ e n ry f £eweftam, öer aud) öie „tln g o ftli^ e tfomoöie" ifra fin ffi's ins Deutfdje, unö © djillers „B riefe über öie äftßetifcbe ©rgieljung öes ©enfcften"

ins ©olnifdje überfeßt l)at.

Blle öiefe fjeroorragenöen © d jriftftelle r Ijaben © djillers D id jtfu n ft in Polen einen fjoljen €l)renplatg eingeräumt. Bud) 3ul- © iowacfi lernte, wie öie große Bngaljl analoger ©teilen in feiner unö © djillers „ © a tia © tu a rt" beweift, oiel oon © d jillet, wenn aud) wegen feiner mangelhaften Kenntnis öer öeutfd)en

©pracze unö feiner oorwiegenö frangofif^en Umgebung oermutlid) auf öem S(ia=

wege über frangßfif<he tleberfe^ungen.

Bber n i^ t nur Zünftler unö ©iffenfd)aftler fjaben in Polen gu öen Der=

eijrern © djillers gefjärf, fonöern auch polm'fche ©olöaten unö flationalhelöen.

213

(6)

2Us 6er (Beneral Dgnacy P rąógynffi, ein £)el6 6es 5tufftan6e3 non 1830/1851 un6 ©ieger non Ogonie, 6er mele nerroonöte 3Ö9e öem ©enerol 6co töeltr frieges, £u6en6orff, oufroeift, roenn oticf) gum ©dĘjoóen fu r 6en Slusgong 6es 5luffton6e0 nidjt 6effen tOittenoftorfe, tnegen oerf<f)ie6ener politifd)er öer6oä)tt=

gungen im rujjifd)en ©efongnis (1826— 1829) fa&r über fet? te er <5 d)illerö „örei=

gigjobrigen Srieg".

Der . berühmte ©enerol 3 on £)enryf Dąbrorofti (1755— 1818), ein unge=

möbniid) mutiger, energifdjer unö befähigter D ffigier, 6e)"fen Home in 6er point»

fchen Nationalhymne nereroigt ift, unö öet übrigeno eine öeutfdje iN utter, eine (Jreiin oon £ettotr»=Öorbecf hatte, geigte oft unö gern aus feiner ©annulling oon ixriegserinnerungen einen Banö ©chitter, 6er ihm in Otalien 6as leben gerettet hatte. Dąbroroffi hatte nämliih nor 6er ©d)lad)t bei Nooi geraöe in öiefem Buche getefen, als ploiglich 2llarm gefd)lagen rouröe. (Er oerbarg in 6er € ilc 6as Büchelchen an 6er B ru ft unter 6em ilniform rocf. Beim ^ufammenftoß m it 6em

$ein6 fd)tug eine Karabinerfugei in 6as Buch im b blieb óort ftecfen.

Die Begeifterung fü r §r. ©d)iller ift in Polen öurchaus nicht auf eine Perioöe befdjrönft geblieben, toenn fic auch fpater Öen loöernöen Chorofter teil»

toeife oerlor.

Om Jahrgang 1916 öes „Kw artalnik Hast.“ fchreibt B r. ©ubrynotoicg in einem Sluffatg „Schiller w Polsce“ : „D e r ©d)ilierfd)e ©eöanfe ift bei uns durchaus nicht erlofd;en, et ift auch*nid)t lediglich eine ©efchmacfsfrage öes

€ingelnen geblieben, fonöern roirfte unoerminöert durch faft ein ganges Jahr»

hundert. <£0 formte (ich nur 6er Clmrafter öiefes Cinfluffes um. ©feilte er mährend einer gemiffen ^rüfpanne einen reifenden töildbad) dar, fo muhte er, indem er fein Bett oertiefte, einen € e il feiner urfprünglichen K ra ft einbügen.

ilb e t m it gahlreichen berühmten Namen und Nteifterroerfen eng oerfnüpft, routöe uns ©driller ein naher ©fammoermandfer im ©eifte. Ohm befonders oet»

danfen m ir . im reichen Nlage, dag das idealiftifche (Element in der polnifdten lite r a tu r fo’ üppig in die ffoge fcgog, dag unfere lite r a tu r fo erfrifchend roirfte, und dag fie in der bet fchroerften Not das leben uns fo erleichtern half-"

EDenn $ t. ©d)iller in Polen fo glühend oerehrt rourde unö noch roird, roenn der polnifdje ©enius in ©eftalt der grogten polnifd)en Dichter, Denfer und ©oldaten dem öcutfchen ©enius in der Perfon des oon feinem Dolfe am meiften geliebten Dichters huldigt, fo ift damit doch bie innere Nnroahrheit der Redensart oon der etoigen $emöfchaft beider Dolfer hinreißend beftatigt. (Eine aufrichtige und energifße Befreiung oon bosroilligen üorurteilen und oberfläß»

lißen Derallgemeinerungen fonnte dann gu. der oon beiden Dolfern fo h£lß herbeigefehnten eßten Derftändigung führen.

P r o f . Dr. ß a n s B o t 1) f e i 0, Königsberg.

23tsma!:<f, das ^Infte 6 !ung 0 gßfß^

un 6 6 eutfd)«polmfct)ß (Bsgentoartslage.

On 5eiten, da das Jahrhunderte alte Derhältnis groeier Dolfer öurß die

©eroalt der ©efßicfe unö einen neuen B n bru ß auf oeränderten ©rundlogen fiß eingurißten beginnt, ift es m it der K raft hiftorifß er (Erinnerung ein groie»

fpältig Ding, ©ie enthält gang geroig nnoergängliße 3u9e/ auf der lä g e und dem Chatafter des einen oder des anderen Öolfes beruhend, Neberliefetungen, die nur eine gefinnungslofe ©ßroarm erei jfß oermeffen fonnte, oon heute auf morgen ausgulöfßen, die oielmehr, roic alle eßte © efß ißte, an der ©eftaltung

214

(7)

óer ©egemrtcirt, aud) einet reoolutionären ©egenroari, entfd)ei6en6 m ito ith n , 2ibet fie fpeidjert aud) Äonoentionen auf, öeren geitoeife © ü itig fe it in teid)en6er Kenntnis ober in anberen Bebingungen einer beftimmten ©po^e begrönbet ift, bie fid) aber jäfjc ijalten unb bas B ilb ber SBirftid)feit nur ju leidjt uerböllen. Ślud) roiberfpredjenbe 3 eugnif)'e tuerben babei häufig genug nkf)t burd)2ubringen »ermögen, bis aus ber tD irfiid jfe it felbft, aus ben 2tuf=

gaben, bie fie bem tebenben ©efd)Ied)te Jlellt, ein frdftigerer iu ftg u g f:^ erhebt.

3u biefen Sonaentionen gehört im Bereid) ber beutfd)en ©ef<hid)te bie Dorftellung non bem „Bangermaniften” unb „^a fa tifte n " Bismarcf als bem typifd)en Vertreter ber ^ n tra lifa tio n , ber 5lffim ilation unb bes „öran gs na<h bem ©ften". Bon beiben ©eiten ift bies B iib ausgemalt morben — naturgemäß m it entgegengefetjten Borgeichen — , ber Iflationalismus bes ausgebehnten ^9■ 3ahr=

bunberts fah bie Spiegelung feines eigenen tBefens barin. ©ine fo l^e 51uf=

faffung berief fich m it Borliebe auf bas „brafonifdje" 21n0 eblungsgefei? »on 1886 als ihren ^auptftü<3punft. Bon h ^ r aus am eheften toirb baher bie fonoentionelle 21nfid)t einer ileberprufung 311 untersiehen fein, -gumai gerabe 3U biefem "punfte feit bem ©rf<heinen ber ©rinnenmgen eines befonbers oer=

trauten iTtitarbeiters tton Bismarcf, bes ia n b ro irtf^a fts m in ifte rs 0. lu c iu s (1921) fehr auffd)lugreid)e J^ugniffe perföhnlicher 2(rt uorliegen.

©ieht man gunäd;ft auf ben tü ortlau t bes enbgültigen ©efe^es, roie es in ben parlamentarifchen Berhanblungen geftaftet unb am 26. 'Jlpril oerfünbet rourbe, fo ftellte es ber ©taatsregierung 100 iTlillionen gur Berfugung „gut

© tärfung bes Deutfdjen ©tements in ben prooingen töeftpreugen unb Bofen gegen polonifierenbe Beftrebungen burd) 21nfieblung beutfcher Bauern unb Arbeiter", ©s regelte roeiter bie Bedjtsfotmen für ben ©croerb oon ©runbftücfen unb bie Begrünbung oon Bauernftellen, insbefonbere gegen ilebernahme einet feften ©elbrente (Bentengut); bie nähere Ausführung rourbe einer befonbercn Äommiffion (ber Anfieblungsfommiffion) übertragen, ©s ift nun fehr merf=

roürbig, ba^ Bism ard, ber ©nbe 3anuar 1886 in gtoei großen Beben oor bem Äbgeorbnetenhaus unb nod) einmal am 15. A p ril oor bem Herrenhaus fü r biefen gefeiggeberifdjen A ft eintrat, gleidjroohl feinem Dnhalt toie auch ^ er ber Ausführung fehr referoiert, ja faft ablchnenb gegenüberftanb. Bie beutfche bäuerliche ©ieblung, fo betonte er in einem ©efpräd) m it bem ^reifonferoatioen o. t?arborff, fei oon ben nationalliberalen als „Borbebingung fü r ihre 3uftim=

mung 3U ber ©tatsforberung" bürgefteilt roorben. On ber ©at toiffen m ir a u^

aus anberer Buelle, baß ber nationalliberale Müßtet Büquel „m it Reiter unb flam m e" fü r ben ©ebanfen bes Bentengutes eintrat, ©r beoorgugte ißn aus feiner agrarpolitifdjen ©inftellung, bie bem ©roßbetrieb feinbliih toar, unb übertrug ißn auf ben Hationatitätenfampf. Bismarcf ßat biefe ilm ftellung bes

©runbgebanfens gefcßehen taffen; es fam ißm, roie er gu Sarborff äußerte, barauf an, burcß eine ftarfe JTlehrheit, toie fie fonft nicßt erreid)bar roar, bie beutfcße (Stellung gegenüber ben auswärtigen Brächten gu oerbeffern. Aber feine eigene Abficßt ging in anberer Bicßtung, er roollte urfprünglibß ben (frei=

ßänbig) angufaufenben polnifd)en ©roßgrunbbeßß nid)t für Bauernftellen, fonbern fü r Bomänen nußen.

Bie Aufgeidjnungen oon ©ucius beftätigen bas auf ungroeibeutige tDeife.

Anter bem 7. ,Jebruar ßeißt es ba oom Rangier, er toolle „roeniger große Bauerngüter als große Bomänen unb gang fleine Arbeiterftellen etablieren".

14 ©age fpäter betonte Bismarcf in ber ©taatsmimfteriatfißung toieberßolt,

„baß ißm an ber ©cßaffung bäuerlicher ©teilen roenig gelegen fei, bas fei nur beforatio, um bie ©ad)e populär gu madjen, bie Hatiptfad)e fei, möglidift oiel

©runbbefiß in bie Hanb bes ©taates gu befommen, roetcßen man als Bomänen an Beutfcße oerpachten müffe . . . ©r fchtoärme fü r bie überfeeifche ^olonial=

p o litif fo roenig roie für biefe." —• Ber fo begeugten ©runbßaltung roiberfpredjen

215

(8)

and) 6te gteidjaeitigen offentlidjen 3\eöen Bfsmarcfs feinestoegs. Hur^roer — fie nicf)t gelefen {>at, fann aue tfjnen fo etroas tofe eine „2{usrottung0"=2Ibfuf)t 3U ia fte n öes polntfdjen Dolfstum s berausbeuten1). ©ie treten toot)! ein unö groar in öer entf^ieöenften (Jorm für eine Befeftigung 6er ftaatlidjen Jfrtad)t un6 eine Derteiöigung óes öeutfdjen Befiisftanöeö gegenüber polonifieren6en €en=

benzen, aber m it feiner 6 itb e für eine Derbrangung bes polnifd)en Bauern unb lanbarbeiters ober für eine planmäßige ©ermanifation in ben preußifcben

©ftprooingen. 3n ber gieid)en lin ie enblid) liegen — nur m it t>erfd)ärftem 2ifgent — bie Beferoe unb bie Ä r itif, bie Bismarcf in fpäteren Beußerungen gegenüber ber P ra x is bes Bnfiebiungagefeßes befunbet ßat. 3n ©ifd)gefprä(fien oon 1896 betonte er neuerbtngs: €0 märe richtiger geroefen, bie länbereien gunädjft aia öomänen in föniglidjea (Eigentum ju überfüßren. „Die poiitifdie

©enbenj fei m '^t fomoßl auf bie ©rfeßung poinifdjer Bauern b u r^ beutfcße Bauern gerietet geroefen, fonbetn auf bie moglid)fte Befcßränfung bea pol=

n if^e n ©roßgrunbbefißea in feiner burd) bie ©eiftlicßfeit gefprberten Deutfd)=

feinbiid)feit unb nationalpolnifcßen lifp ira tio n ". € r beflagtc bie ©ütergerfd)nei=

bung „am grünen ©ifd)" unb bie ©iie, m it ber man in ber 6ad)e oorgegangen fei. Hod) beutii(ßer finb bie © orte, in benen ber £ürft im ©eptember 1S94 bei einer Sinfpracße oor einer beutfd)en Bborbnung aua 6er P ro o in j "Pofen feinen © tanbpunft gufammenfaßte. „<Es ift nid)t mein Programm geroefen", ßeißt ee ba, „baß bei ber Bnfieblungafommiffion oorgugaroeife auf bie 9infieb=

fung fieiner le u te beutfdjer 3 unge Bebadjt genommen roürbe. Die polnifdjen Bauern ßnb nicßt gefäßriid), unb ea ift nid)t entf<ßeibenb, ob bie Arbeiter polnif«J) ober beutfcß ßnb. Daa Bebürfnia rafcß 311 oerfaufen unb gu foionifieren, ift oon anberer fompetenter ©teile auagegangen, aber nicßt oon m ir."

Had) aÜ fotdjen ^eugniffen fann fein 3®e'fel barüber fein, roaa Biamarcf n i cß t roolite, er roolite nid)t ben Äampf ber beiben Doifer m it roirtfdßaftli^en

© litte in entfeffein, er roolite baa eingefeffene Poientum roebet oertreiben no<ß entnationaiifieren, er unterfcßieb fi<ß aifo feßr roefentlid) oon ber Bnfcßauuuga- roeife, bie baa ©cßlagroort bea „Efafatiamua" meint, roie überßaupt oon aifen fpegififd) mobernen form en nationaiiftif<ßer P o iitif. Daa ift aucß oon einem potnifbßen Efiftorifer, J . ^eibmann, neuerbinga m it alter roünfcßenaroerten Deut=

iid jfe it betont roorben. P lan barf in feinen eingeßenben ©tubien2) ein feßr erfreuiid)ea ©ymptom erbiiden für ben einganga berüßrten progeß einea D ur^=

bru<ßa ber © irfii< ß feit:' bie beiberfeitigen (Erfaßrungen, roaa rtationatiamua eigentii<ß ift, ßaben ben B iid gefdjärft fü r bie fo anberaartigc ©rfcßeinung Bia=

marcfa. Bber in ber Beroertung feiner © efam tpoiitif unb feiner ^aitung, roie fie in ber Bnßebiungafrage am beutiid)ften roirb, bleiben bod) ©einungaoer^

fcßiebenßeiten befteßen, beren Klärung nüßiid) fein bürfte. ijü r ben potnifdjen

£)iftorifer, ber feibft oon bem fonoentioneiien B ilb ftärffte 5Ibftri(ße macßt, bieibt Biamarcf gleicßrooßi ein großer Kämpfer im Dienft bea „Drang nad) ©ften", feine iPetßobe bea Bnringena gegen baa polnifcße ©lement fei, fo meint er, ber ber nationalliberaien überlegen geroefen. © i t bem P ringip bea „divide et impera“ , m it ber Bbftellung bea ^ampfea auf 5ibei unb ©eiftiicßfeit, m it bem Perfucß, bie polnifdjen Bauern gu geroinnen, m it bem B ücfg riff auf ^riebricß ben

■) 6d © m o g o r g e r o f f i (£a p d og ne et ia Balitque, © . 249), ber eine burf<ßt=

fofe Jleuferung Biam arda aua einem ^arniüenbrief (oon 1861!) fo beßanbeit, aia fei fie bei einer Bebe oor ber SIbftimmung über baa JInfieblungagefeß gefallen. Un tDirfiicßfeit betoegt fid) bie eingige '2lnfpielung, bie in einer ber Beben (15. Sipril 1886) oorfommt, in ber umgefefjrten B iißtung: „tD ir roollen nid)t bae Poientum auarotten, fonbetn m ir

»ollen baa Deutfdjtum baoor fcßüßen, baß ea feinerfeita auagerottet »erbe."

! ) Dgl. bagu 3- 5 e l b m a n n, ß ism arok a Kamisija osadnicza (B ia m ard unb bie 2infiebiungafommiffion), Srafau 1928; berf., ß . a sprawa polska (B . unb bie polnifcße Srage). S p ra w y obce .1930, Mil., foroie neuerbinga gufammenfaffenb berf., B ism a rck et la question .polonaise ORevue htstorique C.LXXMI., 1934).

216

(9)

©regen, ^ lo tto e ll unö ©rolman fjabe Bismarcf Jefnen 6 inn fü r Realitäten be=.

roiefen, er roar besßalb fü r öie Polen nur „ein nod) entfd)loffenerer un6 gefäl)r=

lieberer

Öas ftarfe Sorn tDaljrbeit, öao in biefen ©äßen ftccft, ift oßne roeiteres einleu^tenö, unö es ßieße offene ©üren etnrennen, roenn man Śelege ßäufen roollte für öie äußerfte ©d)ärfe öes ©iöerftanöes, öen B ism ard öen politifdjen ©elb=

ftanöigfeitsbeftrebungen öes Polentums entgegengefeßt fjat. $ür ißn roar öas polnifcße Problem in mannigfaeßer aber entfdjeiöenöer IPeife eingebunöen tn öie Aufgabe öer tErßaltung äußerer unö innerer © tabilität, öet 5lbroel)r oon Reoo=

lution unö i?rieg, öer iPabrnebmung oor allem öer preußifdjen ©taatsintereffen in ißrem gefdjicßtlid) gerooröenen ©erritorialbeftanö. iln ö geraöe öer preußifd)e Boöen geigte ißm, öaß oolfifc^e ©ruppen oerf^tcöener ilbftammung in gleid)er ftaatlid)er unö f)eimatlid)er Derbunöenbeit m it einanöet gu leben uermodjten.

©ogar in öer prooing Pofen ßattc 1848 ein ©eil öer polnifdien Bauern groar nid)t öeutfd) roeröen, aber fd)roatg=roeiß bleiben roollen. ünöeffen ift es öod) feßr fraglid), ob öiefe roefentlid) am © taat ausgeridjteten ©eöanfen nid)t in öer groeiten ^ a lfte öes 19. Jahrhunderte fdjon oeraltet roaren unö immer meßr anti=

quierten. ©o ßeßt aud) .Jelörnann Bismarcfs P o litif fdieitern, oor aÜem an öen öem ofratif^en ©enöengen öes flaoifcßen Dolferlebens. iTtan roirö öas in anöerer IPeife oon öeutfdjer ©eite nur beftatigen unö eben öesßalb B ism ards P o litif nid)t fo uneingefd>ränft „gefäßrlid)" finöen fonnen. ©ie ßatte ißre be=

ftimmte ©renge aud; in öer Rbroeßr, unö ißre rein ftaatlicßen Sftittel, öie il'log=

lidjfeiten öes ©ingreifens oon oben fjer mußten minöeftens oon öiefer ©renge ab,

•— fo roeröen roir es rein fadjlidj beute angufeßen ha^^nr —■ öer polnif^en flationalberoegung unterlegen fein. Da eine folcße nun einmal oorßanöen roar unö öurd) öen Sufturfam pf roie öas 2lnfieöfungsgefeß oerfd;ärft rouröe, öa fle geraöe öamals aud; öas Bauerntum ergriff, ßätte fie, roenn überhaupt, rooßl nur aufgeßalten roeröen fonnen oon einer ebenfo tief groifenöen, an fPucßt unö JPaffe überlegenen oolfsöeutfd;en ©egenberoegung. Das roare b'nausgefommen auf einen roirflid)en nationalöeutfdjen „Drang nad) öem ©ften” . Rber öen roollte B ism a rd aus nod) gu berüßrenöen ©rünöen geraöe nid)t. Slnö fo ift es — oon öiefer Perfpeftioe aus gefeßen —• fraglos eine ©djroädje öer Slnfieölungspolitif geroefen, öaß ßier öer preußifeße © taat ßanöelte unö nießt eigentlid) öas öeutfeße Do!f.

CJnöeffen — öas alles tr ifft nur öie eine ©eite öer Bismardfcßen P o litif, ißre ^teniöartigfeit, gemeffen an öen JPaßftaben öes ausgeßenöen 19. 3aßr=

ßunöerts, oiellei<ßt ißr geitgeßßicßtlicßes ^urüdbleiben in einer iPelt öes auf=

fteigenöen Iflationalismus. 2lber es ift nid)t gang feiten in öer ©efd)icßfe, öaß ein foldjes ^u^üdbleiben gugleicß ein geroiffes Dorausgreifen beöeutet. ltn ö roenn m it Recßt in öem programmatifd;en Sluffaß, öer öas erfte ^ e ft öiefer ^ e ltfd jrift einleitete, öie „gangli(ß und)auoiniftif(ße Formulierung öes Dolfstumsgeöanfens"

als öas baßnbrecßenöe P ringip öer öeutf<ß=poln{fd;en ©egenroartslage begekßnet rooröen ift, fo füßrt oon öer Bismardfcßen © ftp o litif feßon eine öeutlicße Brüde gu öiefem © tanöort8). Das geigt u. a. feine Haltung in öen auslanööeutfcßen fragen, öie geroiß auf ißren eigenen, uns ßeute fragroüröig gerooröenen Doraus=

feßungen öes „C tatism us" berußte, öie aber einerfeits öod) einen roefentlicß’

ftärferen 5lnteil naßm an öen ©efcßt'den öer Diafpora, als man geroößnlicß oer=

mutet,^ unö anöererfeits aufs ilnbeöingtefte öie ftaatlidjen ©rengen aeßtete. ©o ßat B ism ard öie außenfteßenöen öeutfeßen Dolfsgruppen immer roieöer unö unter Slbfage an feöroeöes Drreöentaprogramm auf öie befonöeren Aufgaben, auf öie Perantroortungen geraöe öes Draußenfteßens oerroiefen, öie ißnen in öem fcßid=

3) p r öie näßere Pegrtinöung öiefer 2luffa(fung öarf id) im ©runöfaßli^en tote im Cingelnen auf öie oon m i r fürglid) oereffentiidite ©cßnft oertoeifen: „Sismarcf unö öer (Dften". €ine ©tuöie gum Problem öes öeutfd)en rtationaiftaafs. £eipgig 1034 (cT. Qin=

ridjs).

217

(10)

folsmSgig gegebenen lanblcfyaftUdjen Rafymen m b in (Semeinfdjaft m ft ben mit=

roolinenóen Dolfern oblagen. £Das man üblldtet' tOeife „ö ra n g nad) bem Often"

nennt tmb In fran^oflfdjen unb polnlfdjen ßüdjern in beutfd)er © p ra ^e 311 eitleren liebt, Ift fü r eine fold)e 'p o lltlf' febenfalla nid)t be^eldjnenb, fie übte In ganj beftlmmter itnb beroußter tüelfe (Enthaltung, ble com © e ffiljl bet Derant=

mortung fü r ben ^rieben Europas beftlmmt mar. Stnb mle bee Pangermanlsmus als polltlfdfer €)<panftonstrńlle über ble ©renjen hinweg Btsm ard fern lag, fo and) Innerhalb bes J^eldjes febes Beftreben nach mechanlfd)er ©lelchformlgfelt, nad) planmäßiger 51fflm llaflon, alfo febe grunbfäl3ll(he ijelnbfchaft gegenüber bem feemben D o lfe tu m ale foldjem. Ber dangler mar olelmeht übergengt, baß bas

„öurd)elnanbergefd)obenfeln non Dolfcrn ln ber oftlldjen 3DIie „uar=

fehungsmäßlgen B e l^ tu m " barftelle unb baß Insbefonbere ©ermanen unb

©lauen fl<h mechfelfeltlg (EntfĄelbenbes gu geben hätten.

Don einer foId)en ©runbauffaffung her beftlmmte ß<h ®le feine Haltung gum Dfterreld)lfd)=ungarlfd)en Hatlonalltatenftaat fo arid) Blsmarcfs preußlfdje -polenpolltlf. © le roar bureaus nld)t nur B e a llftlf, fonbern hatte eine roett=

anfdmullche füutsel. lln b roenn bet Tangier ßd) roelgerte, bas bobenftänblge polnlfd)e Bauerntum gu befämpfen, bas er nur o om 21 bel unb ber ©elftlldhfelt gegen ben © taat aufgeheßt glaubte, fo ocrbanb ßd) babel m it ber taftlfd)en 21 b=

ßd)t bes „dm de“ aufs engftc feine gefd)ld)tllch ermadffene, fonfrete 21nfd)auung bes Dolfslebens Im Often. fD lr feßen audi ba fehr roohl heute ble ge{tgefd)l(ht=

lld)e ©rcnge biefcr p ofltlo n, ben 21usgangspunft uon ber foglalen Btadjtftellung bes oftelblfchen ©utsherrn, ble ln ber 21rt, role B lsm ard bas 21nßeblungsgefeß hatte gcftalten roollcn, fü r tüeftpreußen unb Pofen gerolffermaßen uerftaatlld)t rourbe. ö u r ^ ble „fidleren Beute", ble auf ben neu gu fchaffenben Bomänen angefeßt roerben füllten, roäre ber © taat ln ben oolflfd; umftrlttenen ©ebleten bis unten hin als Dbrlgfelt(ld)e Onftanj bur^gebrungen.

•Eine gerolffe parallele gu ber ftaatsfoglallftlfdjen 3nteruentlon Im tflaffen=

fam pf beutet ßd) hier an, ble ja aud) ben © taat ln bie Haturtatfadjen bes gefeilt fd)aftlld)en Bebens orbnenb elngrelfen ließ unb ebenfalls oom oftelblf^en ©r=

fahrungsbereich lf)te befonbere ijarbe erhielt. Belbe Bfale roar Im ©taats=

gebanfen ble Dorfteilung bet unabhängigen unb unparteilichen iTtonard)le mlt=

einbegriffen, ble grolfd)en Hatlonalltäten unb klaffen bas „Süum euiqne“ oer=

roalte. 2lber nld)t blefe geltgefd)ld)tlld)en Beblngthelten ber Blsmarcffd)en Haltung, fonbern Ihre oorroärtsroelfenben 3uge roerben heute uor allem ble 2luf=

merffamfelt feffeln bürfen. ©le liegen ln ber 21b)'age an bas roefteuropälfd)=

gentrallftlfche (Etnhelfslbeal ber nationalen Bemofratle, an Ihre nluelllerenben

©enbengen, unb Im Jafagen gum ©Inn nationaler role aud) ftänblfd)er Dcrfd)leben=

heit, abgeftufter Dlelfalt, ln ber bynamlfchen 2(nßd)t bes ftaatlldjen unb oolflfchen Bebens, lln b roenn eine gange 3 oue ©uropas ßd) heute ßd)tlld) ben Obeen oon 1780 entgleht, fo Ift ble (Erinnerung an Blsmarcf, oon tonoentlonellen Öor=

urteilen befreit, febenfalls fein fflnbetnls auf einem folgen fÖege. ©eine Oß=

p o lltlf führt ln 21nfäßen mlnbeftens an ble Aufgabe einer grunbfäßlld)en Heu=

orbnung heran, ble oor allem Im ©elftlgen Hegt4), ln ber Inneren Ueberrolnbung bes llberal=bemofratlfd)en „Hatlonalftaats", Im 2lusgleld) nld)t nur, fonbern ln ber (5rud)tbarmad)ung ber ©pgnnungen, ble grolfd)en ©taotsgugehorlgfelt unb Dolfsgugehorlgfelt ln einem national gemlfd)ten Baum nun einmal fchlcffals^

mäßig beftehen.

4) 3n blefer Blnle ift auch ber ©djlußauffaß angelegt getoefen, ben id) in bem

©ammeltoetf „Deutfchlanb unb Polen" (herausg. o. 21. B r a d m a n n , tltündjen unb B e rlin 1933) unter bem B ite r „Das Problem bes ttationalism us im © ften” Bcroffentlid)t habe — m it ber beutlichen ^rageftellung nad) ben fü r ben Often eigentümlichen, bte oolfifchen ©pannungen unb Zerreißungen überroolbenben Sräftcn. 3d) m5d)te bas, oßne in eine Bingelpolemi! eingugeßen, hier ausbrüdlich betonen, roeit bie genannte 2tbl)anblung in polnifchen Regenßonen auf ßarte tTOßperftänbrnffe geftoßen ift.

218

(11)

fjerta ©tcgygotofH:

(tin Bßßfi6ßnfommßt unter fdjkflfĄm ®oralm.

Die in Q)ien w i i t m ö e Sünftlecin ^e rta ©trgygotDfü, bis © a ttin ies HniD.=lDrof. 3oIcf © tr^ygoralfi, entftammt 6em Deutfcbtuin in Polen, ©ie

»ueöe in S ia la geboren, ftuóierte ju e rft in Srafau unó fpäter in IDien, tno fie ßd) fd)lieglic| nieóerliejj unó einen Hamen fdjuf. 3I)re Sunft ift foroot)! in óen Besfióen, tnie and) in ben 5Ilpcn nerrourselt, bie meiften iljre r P ilbe r bc=

Ijanbeln bie £nnbfd;aften ifjre r £>oppell)eimat. © inb cs in b e n 2!!pen meift Berge, ©een unb Ulmen, bie fie ?ur Darftellung brängen, fo treten im Besfi=

bifdjen baneben and) Sauernbaus unb Htenfd) eigenbere(btigt in €rf<beinung.

Biefer eigenartige ?ug im ©djaffen £)erta ©traygorofti’ s aeugt am flarften con ibrer ftarfen öerbunbenbeit m it ber 3ugenbbeimat.

© e it einer Heibe non 3a b « n roeilt bie HTalerin je d e n ©ommer einige tDod)en ganj unter besfibt|d)en Bergbauern, © ie lebt beten einfaches

£eben m it unb fammelt bie Hlotioe, aus benen bann in tüien ibre ©el=

gemälbe ober meitbin oerbreiteten Habierungen reifen. Das ©rieben ber

©oralenmelt, ber $reuben unb ©orgen ibrer IHlrtsleute oermltteln uns bie folgenben Jeilen. © ie mürben auf Eöunfd) bes Herausgebers biefer 3eitr febrift aus Briefen unb ©agebu^blattern aufammengeftettt unb treten ben blefem H eft beigegebenen B ilbe tn ergänaenb ju r ©eite. Heben fcbüdjf menfd)=

lieben jiig e n gemäbron fie uns au<b einen ausgezeichneten © inb lid in bie Dolfshm bc ber ©oralen jmifdsen Älim cjob unb © frjycane.

2 l l f r e b ß a r a f e f = £ a n g e r .

Od) bin über ö k Berge geroanbert gu meinen Saueveleuten, um tuteber bei lljnen JommetHcf)e 2\aft ju hotten, role manches 3ot)/'-- uorher. IPćihrenb ld> noch auf bem enpanumfaumten Hföhenroeg gehe, pocht ln m ir bie €rroartung n a ^ Bergesroelten, S)eimat unb © tllle. ö le olelen JTtonate ln ber großen ©tabt haben mtd) ein roenlg möbe unb hungrig'gemacht, reif fü r Farben unb fernen, Hblefen unb SPalb. Hoch eine IBlefe, elnfam unb tannenumfaumt, unb fd)on Ift ber 2tbftleg ba, ber ju ber Hütte meiner tDlrtsIeute führt. H 'er ^nn e Ich feben ftelnen tüeg unb heimlichen ©teg, hlet- grüßt mich altoertraut unb bang erfefjnt feber Baum, feber tDalbftecfen. llngebulblg geht es blreft burd) ben IPalb, über iPurgeln unb roeldjen iPoosboben bahin, bort roo bas ^rete hetlumgolbet burd) bie ©tamme fchlmmert.

©nbllch Ift bas fh'et nahe, ber Slugenbllcf ba, nad) bein Ich ntld) burch fo viele

©tabtmonate hmburd) heimlich gefehnt habe, gelber unb tOlefen, Im roelten Bogen u m fra n jt oon Bergen, bereu feltfam herbe Unten eine rounberfame, m ir oon Hmb=>

heit auf oertraute ffHeloble fingen. Bergllnle an Bergllnle, Immer roleber eine neue im gleichen ftolgen ^itfler bie leßten fl<h im B lau bes roelten Htnunelsbogens oerlierenb. Heimat! (Bin ö u ft rote ntrgenbs ln ber IPelt, nad) ©atmen, furjem fcharfen ©teppengras unb fommerroarmem £Dad)hDtber. 3 d) roerfe mld) befellgt ln bas roeldje © ras, überfd)üttct oon ©lücf. Ületne Slugen gehen all ben welchen

£lnten n a^, taften feben HüQel unb Hang ab, fudien feben befannfen Baum, bte armfellgen flelnen Hütten am HQn9E/ unter ihren großen ©trohbäd;ern feltfam geborgen erf^etnen, bie olelen bDälle aus flelnen, bunflen ©telnen, bte bie meiften tülefen unb gelber umgeben unb oon fd)roerer 3\obearbelt eraählen.

^ 3n ber ÜTllttagsfonne liegt aües fo unberoeglid), ftlll unb frlebooll ba, faft umolrfltd). ö as bud)enumf<hattete HQus ba unten roürbe genau fo roeltfern fdjelnen, ftlege nicht ein garter bünner Ä a u ^ aus bem Kamine, um Im fd)lrn=

mernben ©onnenllcht gu gerflteßen. Sein ©aut unterbricht bte © tllle bes Unittagsglafts, faum baß man htev Htenlchenhanb unb leben fpürt. ö a fommt ein flelner blonber Bub aus bem Haufe unb an bem refpeftlofen Hembglpf, ber

219

(12)

i'fjm rücftDärts aus 6em ijofenfdjlif? fdjaut, un6 an öen energifdjen feften Sdn=

d)en erfenne id) meinen Sameraóen nergangener ©ommer, 6en fleinen 2(ntufd).

Siad) ifjm, nod) fleiner unö nod) blonber, fein Bruóer 3onei, toie immer unger=

trenniid) non ©rogoaters geroaitigem braungrünen 5^3f)u tr auf beffen Befil? er jb namenlo0 ftol? ift. S)inter ifjnen ein roinjigHeine© STiäöeidjen im langen roten Mittel, m it gellen ftrogblonben paaren; ja, bae mug 6ie Heine STtargfd)a fein, 6ie im oergangenen ©ommer nod) fo ein fieineo Cfd)afd)fin6erl mar unö faum gegen fonnte. Die örei laufen gur CiueHe, einer nad) óem anöern, m it fleinen eiligen ©prüngen, ilntufcg füEt öie Butnia m it SDaffer, unö f<gtoup0, rennen fie mieöer gurücf, oerfcgroinöen im S)aufe. Die ©tiöe fingt oom Sleuen igr sarteo Dieö unö roebt midg in ^rieöen ein.

©timmen auo öem Süalöe fdjreden mid) auf. Süeiber fommen oom Berge, öie fcgtoeren eingebunöenen ^eulaften am Bücfen. iln öer iicgtung bleiben |ie ftegen, legnen öie Bünöel an öie ©teinroallc am IBegeoranö, toifcgen ficg m it igren © ^ ü rje n öen ©cgtoeig oom ©egd)t. B io gu m ir gor id) igr fd)tDereo hitmen, oermeine id) öen Sgeuöuft 31t fpüren. ©leid) örauf gat mid) eine erfpägt:

„21g, fcgaut nur, ta cd malufe!" ,,©ie ift öod) roieöer gefommen'', bemerft öie anöere befrieöigt. ©in paar tüorte öer Begrügung, einige fragen, ein lad)eln ju m SöiEfommen, unö öann negmen fie igre fcgtoeren ©aften toieöer auf, toanöern igren Sfütten 3U, fd)toanfenöe unö roanöelnöe ^eubünöel. 3 cg fange nocg ein paar tbortfegen auf: „ 3a fie malt alleo, unfere Berge, unfere Sfütten, unfere i e u t e . . öann oerflingen öie ©timmen. 3 <g aber, öie i(g gier auf öem Büden liege, öie 5lrme toeit unö rooglig im ©rafe auogeftredt, öie toarme öuftenöe tgeimateröe unter m ir fpürenö, id) bin nun toieöer in öen Äreio öiefer B'lenfd)en aufgenommen. 3n ein paar STfinuten toirö öa unten in öen £)ütten öie SHmöe oon SHunö 311 STlunö gegen, toeröen fie fommen, mid) begrügen unö m ir igre tDeit auftun, egrlid) unö argloo toie Sinöer . . .

©en möf.

Die Bäuerin gat m ir nacg gerslicger Begrügung toie getoögnlid) öie groge

©tube überlaffen. 3m tDinter gat öer Bauer fü r mi<g ein neueo B ett gesimmert unö forgfältig geftricgen, aber eo ift ebenfo fürs toie feine örei Dorgänger unö öer Berg oon $eöerbetten, öer öarauf rügt, ift toomoglkg nod) goger getooröen.

Don öer SDanö bliden öie 32 Sfeiligenbilöer ernft unö feierlid) auf mid) gerab, unö auo öer öunflen ©de öeo Sfauoaltaro grügen mi<g leud)tenöe iilie n unö Bofen, öie in anöäcgtigen Bogen um öie SButtergotteoftatue gefpannt finö. Dao fatte Dunfelbraun öer ^oljtoänöe, öie geßen Blumen am ^^nfter, unter öenen öie STtyrtge nid)t feglen öarf, umfangen mid) m it alter Dertrautgeit unö laffen mid) balö geimifcg toeröen. Die liebe ©tube ift fcgier nod) feiertäglid)er unö gaft=

li^ e r getooröen, fie gaben m ir au<g über öao Bett eine „iln ru g e " angebrad)t, öer Bauer gat fie an langen Söinterabenöen auo ©troggalmen unö bunten fünft»

liegen Blumen 3ufammengeftellt, ein feltfam mär^enfeineo ©ebilöe. Beim leifeften SDinögaud) beroegen fid) öie grogen oöer fleinen öureg ©trogfanten an=

geöeuteten SDürfel, immer ift öieo oöer feneo © tü d de n in Betoegung. ©0 ift, alo ob öer Baum ein grogeo, eroig 3itternöeo, leife bangenöeo ^et'3 befommen gätte.

SDägrenö id) meinen B ttd fa d auopade, aEeo für öie Brbeit oorbereite, er3äglt m ir öie Bäuerin oom ©efegegen öeo 3agre0; oon STadjbaroleuten, Dieg unö ©rnte, oon 2lütag unö ©orgen. Dtircg öao (Jenfter seigt fie m ir einen neuen

©treifen ^artoffelader, öer im oorigen 3agre nD£g toüfteo ©teinlanö toar unö nur Brombeeren trug, ©te ift 00H ©tolg, öenn atte ^elöarbeiten gaben geuer öie grauen öeo £)aufeo aEein getan, ge gaben gepflügt, geadert unö gefät, felbft öie Boöung 3uftanöegebrad)t. 3d) frage nad) öem Bauern, öen icg nod) niegt begrügen fonnte. Slun fann öie SDirtin m ir oon „ten möf" (öer Stleinige) er»

3äglen, igrem gansen ©tols. ©0 ift rügrenö, toie toeid) unö 3art öie 3Ü9e

220

(13)

Mefer alten, abgearbdteten © oralin roetöen, roenn fie über „ten m ój" fp rl^ t.

£»a blü^t iljr ganzes fiet? auf, tolrö ll)re © p ra ^e büötelcf) unö fllngenb.

© eit 6em 21pnl bi'efes 3abres i'ft „ten m ój" md)t me^r babelm, er bat einen alten Clebltngstraum nertrńrfllcben fönnen, ift © ^ a fb lrt gerootben.

83 ©cfmfe ftnö ttjm non ben Säuern ber gangen ©emelnbe anoertraut roorben, uom früljen SSorgen bis gum fpäten 51benb m u | er barmt burd) bie tüalber unb über tOlefen gleben. € r mug ble JTtutterf<|afc melfen, Brlnbge machen, non ber bann bie Säuern fü r jebes © djaf ein beftlmmtes STlafg erljalten.

^rellld), ln ber SSlrtfcbaft feljlt feine S raft, aber er bat bas bait com Dater unb nom ©raßnater b^r Im Slute, ble flnb aud) am llebften ©cbafblrten gemefen.

Die flnb aud) Slonate lang m it Ibren gerben b u r^ elnfame Sesflbenroälber gegogen, ln ©onnenfcbeln unb Segen, iln b einen großen Öortelt bat bas fflrtenfeln: er fann ble ^ürbe m it ben übernacbtenben ©cbafen moglldjft oft auf feine eigenen fülefen b'nftellen unb nichts oerbeffert ben Soben mcbr als bas, üppig unb boppelt fo bo<b macbfen bann ©ras unb Mee. Bd) folte nur nld)t glauben, Ibr fei ble Srbelt ln ber SDlrtfcbaft guolel unb gu Jd)roer. ISle er im Ärleg mar, ba batte fie gebetet, er fülle nur guriidtommen, er braucht bann nur beim ©fen gu fügen unb gar nichts gu arbeiten, febe Srbelt roirb fie fchon felbft tun, nur gurücffornmen foil er. iln b jefyt, fetgt mirb fie Ihm © ott behüte nichts fagen, mo er fogar ©chafe hütet unb im tü lnte r büft er auch bahelm, er $at bo<h bas f^one Sett gemacht, gang allein, fo gefdjlcftc £)anbe bat er. Orgenbrole liegt in blefer ©rgäblung ein gemlffer ©tolg über „ten móf" unb ein felbftoer=

ftanbllches Dertrautfeln m it all ber fd)roeren wirbelt. iTllch brücft ble Derant=

roortung, ble auf blefer einfachen © oralln laftet, m'elleld)t mehr als fie felbft.

3 d) m ill fie troften: illaryfcha fei bo<h fo ein fchones STtäbd)en geroorben, balb bringt fie einen Sbann Ins ^aus, ber alle fcßmere wirbelt ma<hen rolrb. Die ID lrtln mlrb gang lebhaft: „3 a ", fagt fie, „aber arm muß er fein, gang arm. € t fo il nld)t ber ©oßn oon einem reldjen ID lrt unten Im ©al fein, ber bann fpater bie lS lrtfd)aft oon feinem Dater erbt unb STlargifdja blnunternimmt, fo baß bas i)aus b'et oben oerroaift." 51us Ihren iSorten ftelgt eine neue, maßlofe Sanglg=

feit auf: mlrb ber śfof ln ble richtigen £)änbe fommen, rolrb er erhalten bleiben?

©le hah genau fo role ihre ©djroiegermutter unb alle grauen oorher, ln ber Wivtfd)aft ehrlich unb bis Ins Defgte mitgetan. Dlefe ^rau fiat m it Ihrem JSanne ble fdjmerfte Sobearbelt gelelftet, fte fühlt fleh baher aud) gutiefft mlt=

oerantroortll^ für bas ©chldfal Ihres Seflfges . . . tTa co malufe.

Sei ben Säuern hier bin Id) nld)t „bie aus ber © tabt" ober „ta ©ebroabfa", bie Deutfche, fie fennen auch meinen Hamen nld)t. £)ler bin Id) elnfad) „ta co m aluje" (öle, was malt), bas Ift mein tio r - unb $uname, fo fennt mld) jung m b alt ln ber gangen ©egenb. iSenn Ich uoch fo elnfame iSege gehe, nod) fo elnfame Planchen für meine Srbelt ausfudje, faft Immer ftöbert mich jemanb auf unb bann gibt es Sefud). Die Suben laffen ihre Sül)e ftehen, ble füeiber ble (Jelbarbelt unb Immer Ift ein ^albfrang oon ^uf^auern hinter m ir oerfammelt, ble m it flnblldjer Anteilnahme ble Arbeit oerfolgen. Arglos mlrb babel alles ausgeframt, roas bem (Eingelnen am ^ergen liegt, fie fennen feine ©d)eu oor mir. 3d) bin burd) bie Jafire bei ihnen Irgenbrole fielmlfcfi geroorben, ein

© tü d blefer ia n b f^ a ft unb Ihrer töelt. freilich ein etroas furlofes unb felt=

fames ©tücf, bas ber liebe Herrgott ln einer narrlfchen ©tunbe gefchaffen haben mag.

Die 3 ungens flnb meine getreueften unb ausbauernbften Anhänger, fie flnb aud) fü r meine Arbeit ble größte £)elmfud)ung. 3 ober Heuling unter Ihnen rolrb oon ben anberen ftolg ln „fiunftbetrad)tungen" eingeführt. € r muß ble

„olelen flelnen^ Sefen", role fie öle p in fe l nennen, berounbern, ebenfo ble olelen perfd)lebenen färben, ^unbertmal hbre Id) ble gleichen ober elnanber ähnlldjen

221

(14)

(!?efpräd)e:: „ 3 onef, fßnnteft 6u óas.malen?" „Hem !" 3lber fü r l)un6ert 6ul6en?

„fle in !" „IDenn bn fjunöert 3al)re lernft?" „IDenn man öld) feft prügeln mßdfjte?" „lüenn öu für feöen (Tag eine golüene fll) r befommen mocltteft?" — ö le gange iö e lt Mefer ©oralenflnber tu t fld) m ir ln beriet 3rotegefpräd)en auf, aU tfjre fjelmltdjen tüünfdje, tljre fblärdjenträume treten gu Cage. iÖas an

■pijantafic tn 6en Keinen köpfen fjerumfrabbelt, tnlrb non 6en bunten färben öes Sllóes beroorgelorft, tut fld) futtb. ünö öle eingelnen Clgenfcfjaftcn ölefer fünftfgen fRänner öeuten fid) fd)on an: öa gibt es ©agenöe unö ©elbftberoußte, öle bunöerte BHöer ln einem Cag guftanöebrlngen tpüröen, Dorfldjtlge, prüfenöe, Bef^etöenc unö Ungläubige. 5lber eines Ift öen melften unter tfjnen gemelnfam:

ln gäl)er 5lusöauer flehen fle ftunöenlang f)tnter m ir, bis Id) fertig bin, glel^^

gültig, role lange es öauert. itn ö roenn Id) öann öle übrig gebliebenen färben con öer Palette hafte, öann gibt es eine Keine Prügelet, bis öas himmelblau, iPlefengrün unö all öle anöeren färben 6efld)t unö h änöe öer 3 ungen gieren.

©elbft öle grauen unö öle iTtanner, öle mtd) mandmtal bet meiner Krbelt befud)en, galten m it tl)ren fRelnungen nidjt gurüd1. ©te ftnö roentger aus=

öauernö als öas 3unguolf unö fudjen mef)r öafjlnter gu fommen, roas td) male, roarum td) male.' $ür fle gibt öer roanöernöe B le lftlft, nod) meljr aber öer farbentragenöe p in fe t öen 3lnrelg gu mandjerlel pbtlpfopbtfcben Crorterungen.

ö a fonnen fragen auftaudjen, rolcfo öle P o lle n am fprnmel ftef)en, ol)ne l)er=

üntergufallen, roas öle ©onne mad)t, roenn fle untergegangen Ift unö roesftalb man öle ©terne nur In öer Padd fleljt. B is öann eines öer Petber, er=

fdjüttert non foldjen B ätfeln unö befrleölgt uon öem faft oollenöeten Btlöe rafd>

ln öle P e lt öer P lrK ld jfe lt gurüdfeljrt: „ ö a m u | t ^ meinem h ^^ S o tt öanfen, öajj td) Hübe f)üten öarf unö md)t malen m ufj!” , roorattf öle Perfammelten Jtd) m it einer ölreft füt)lbaren €rleld)terung roleöer gu lljre r ^elöarbelt gurüd»

begeben. . .

Öle geroet'bfc Serge.

ö e r © tu rnt b^d febroere öunKe P o lle n gebrad)t. 3 n öer perlte ^ oer»

fcbrotnöet ein Bergrüden nad) öem anöeren In bleigrauen flebeln, unbetmlld) fd)roarg unö fd)roer roudttet öer nal)e P a lö . Don öen 3ep 't öer

© türm gange Büfd)el runter unö nimmt fle m it auf feine rollöe 3a9Ö. Dieb unö ittenfd) ftnö fd)on ln öle pütten geeilt, eine Bäuerin treibt nod) als Ccüte jbre Sttb m it rotlöen ©cblagen öer hütte gu, unberührt langfam gel)t öas d e r feinen Peg. ö le Bäuerin flud)t, baut, Ibr roter B o d fliegt ba^b auf, ift rote ein rollöer

©d)rel in all öen tlntlgen färben. P i r Hegt es aud) ln allen ©lleöern unö td) fampfe mld) nur fd)roer öttrd) ötefe h a ö c ' n ©eborgenbelt öer höKe. ö le Bäuerin ift geraöe öabet, m it einem großen Cud>e unter öem 2lrm aus öem häufe gu geben: ©ben auf öer Sltmcgofrotefe Hegt gutes, mübfam geroonnenes h 2U/

öas muß nod) fdjnell troden Ins haus gebradd roeröen, öle betöen Paödjen flnö fd)on öanad) unterroegs. 3 d) foil mld) n l^ t fürdjten, aud) roenn id) gang allein ln öer hütte bleibe, ©le fennt meine ^ u rd jt oor ©erolttern, geßt eilig In öle große ©tube: ln öer Sleiöertruße, gutlefft unter all öen bunten d td je rn unö ©d)ürgen Hegt roobluerborgen eine große gelbe Serge, ö le b P ße, günöet fle an, befreuglgt ftd) unö gibt fle m ir. 3 <b fo il m it Ißr nleöerfnten, folang es öonnert unö bllßt, es Ift eine gebelllgte Serge, groetmal In Cgenftodjau geroelbt.

©te bat fo eine Sraft, öaß P in ö unö P c tte r öem häufe nichts antun fonnen, ln öem fle brennt. 5lber fle muß aus reinem Pad)s fein, öarf nod) feinem Coten geleuddet ßaben, fonft roüröe pe Ißre S ra ft oerlteren. Pad) öiefen P o rten blnöet öle Bäuerin ißr Sopftud) fefter, flemmt öas h eutu^ entfdjloffen unter öen 2lrm unö geßt, Ißr haus unter öem ©djuße öer geroejbten Serge ge=

borgen rotffenö, ln öas Pnroetter ßlnaus. 3 <b feße pe aoh pornübergebeugt am -$enfter oorbelellen, öer h un^ öraußen beim Pllpbaufen beult tbr angftHd) nad)

unö oerfned)t pd) öann rafcb in feiner Buöe.

222

(15)

3d) bin allein in ber fieinen ftißen £)ütte, allein m it öer flacfernöen Scrje aus Cgenftodjau. Slebenan im © ta ll brüllen 6ie £ül)e; 6ie ^üf)ner pi(fen batt tinö aufgeregt unter meinen ijügen am Boben berum. 3n 6er f<broäIen fann man faum atmen, öas ^immer ift unbeimlid) bunfel, in allen €cfen lauern büfterc ©djatten. dd) gel)e ans ^enfter un6 febaue in 6as finftere Cofen binaiis, faum, 6ag man 6ie fladjbarbüften erfennen fann. £fri6 in 6em Dunfel febe id), mie nacb unb n a ^ in all 6cn fleinen Jütten am Bergbang fdjtoa^e Lid)ter auf=

leuchten, ^aus um fjaus fnien grauen nie6er, eine © ^ a r Äinber um ficb ben>m unb in 6er ^an6 halten biefe grauen geroeibte fferjen, 6ie leud)ten6 gelb finö unb no<b feinem ©oten gebrannt baben. ©ie alle beten, mabrenb braußen ber © tu rm unb öas ffietter um öie fleine ^ü tte tobt, gläubigen ^ergens unb uoll Dertrauen im flacfernben £id)te ber geroeibten bergen, bie ibnen ein gütiger © oft gab . . .

Die tjtiü q m tra u te r.

Der 15. 2luguft, ein B'larientag. 3d) babe m ir auf ber tOiefe meines tü irte s ben fd)onften unb toeid)ften t)eubaufen ausgefud)t, uerfinfe gang barin unb atme moblig faul feinen mürgigen D uft ein. 3 d) liege feiertägig ba, febe gerabe nod) bie oberften ©pilgen ber Säume bes naben tüalbes unb begleite m it meinen Blicferf bie leid)ten feinen IDolfchen, bie immer roieber über ben Baumtotpfel auftaud)en, um |fd) bann im ftrablenöen Blau bes Rimmels gu uerüeren. Die ©tunben oer=

ftreid)en unmerflid) unb id) träume geitlos ben manbernben IBolfen nad). Die nabe ffütte liegt gang ftill, alle finö unten im Cal in ber alten ^olgfirdje. ©ogar ber Bauer bat feine geliebte ©ebafberöe fü r beute einem Hadjbarn anoertraut, bat feine Äirpgen m it ridjtigen ©d)ut)en unb feine ©untabofen m it einem braunen

©onntagsangug oertaufdjt unb ift m it ins ©al. Die Bäuerin bat m ir beim IBeg^

geben feierlich ibre brei If übe, öie felgt um mich berumgrafen, anoertraut.

D flidjtfdjulbig rufe id) ab unb gu „Srgegula toigba!" „Bogina, Ifroiatula pafie, pafg!" i l l ein ^eubaufen locft fd)einbar febr, immer roieber i)'ót id) ein ©djnauben in meiner Släbe, taud)t ein Hubfopf über m ir auf, erroifd)t m it rofiger 3unge ein Büfdjel buftenbes ^eu, faut unb glolgt mich an unb manchmal bleibt ihm oor

©taunen bas B laut fteben. ©eit, bas gibt es nicht alle ©age, Ifroiatula, ^eu fteblen unb babei nid)t öaoongefagt roeröen!

Die ©onne ftebt fd)on red)t ba<h. unmerflid) oergleiten bie ©tunben.

©s ift gegen Silittag, ba fommt langfam bie Bäuerin ben Berg herauf, im roeit=

baufd)igen Slocf unb geblümter 3acfe ftebt fie balö oor m ir, über ben grellroten SforaUen fdjaut ibr gutes ©efid)t beute unter öem feibenen Hopftud) fd)i£r fe ie rli^

beroor. K n ber einen Ifanö baumeln bie ©onntagsfehube, bie gleich hinter öem

© rt ausgegogen rourben, m it öer anöeren Sganö brüeft fie ben Hofenfrang, ©ebet=

bud) unb einen großen üräuterbufeben an öas oom Bergfteigen podjenbe ^erg.

Slufatmenb felgt fie fich gu m ir: fa, bas roar beute etroas in öer lfird)e, große

©infegnung unb fo oiele STlenfd)en, öenn es finö öie heiligen Sräuter ein=

ßefegnet roorben. Slnb fie geigt m ir noil Unbadjt oiele je nad) l l r t forgfam in Büfcheln gebunbene Kräuter: 3a/ man muß fie m it guten ©eöanfen pflüefen, nicht m it bofen. Uber erft am Sllarientage, roenn fie in öer Kirche eingefegnet rourben, bann roeröen fie roirffam unb bie alten Kräuter, bie im oergangenen 3abre eingefegnet rourben, oerlieren um bie gleiche ©tunbe ißre STlacht. Da ift ber ©ifenbut, ben man unterm Dad) an ben Samin bangen muß, bann fchlägt ber Bliig nid)t ein. Da finb Kräuter, bie man ber Ifub auflegen muß, bamit fie leidjter falben fann, B lätter unb IBurgeln, bie gegen lie b e r unb Slnrub finb, unb fold)e, bie man jungen SHüttern auf ben £eib legt, um beren ©d)mergen gu füllen. Unb all biefe Uräuter bat uns bie allerbeiligfte 3ungfrau STfaria iefd>enft:

als fie geftorben roar, ba famen oiele, oiele ie u te , bie roollten ih r ©rab befugen.

Slbet als Jie biufamen, fanöen fie es leer, nur oollet Blumen unb Uräuter, foldjen, rote bie fyet, unb bie haben feitber biefe beilenbe unb fcf)ülgen6e Ur a f t . . .

223

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ligten oerrlngert. öem ©eöanfen einer unbegrenzten fapltallftlfdjen Freiheit, roeld)e öle wirbelt rein als tüare behanöelt unö beöenfenlos öen ©efe^en öes

Ußre (Duelle ift in ßoßem illaße óie nmnólidje £leberlieferung. fjeute roitó nun aud) óiefer 2 lbfd)nitt óer 0 eutfcß=galigif&lt;ißen ©cfcßid)te allmäßlid)

@ie oerfübren leicbt ju bem Beftreben, möglidift oiele ©tubenten biefen £anbf«baften gujufdjreiben unb finb besbalb befonbers nadiguprtifen.. ©ine Darftellung ber

ftellung ber großen (Entroidlungstinien, ein tieferes (Einbringen in bie -Problem atif bes Ü luslanbbeutfdjtum s, m ar bei einer foldjen © lieberung faitm

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gebniffen, bie bie B obenfunbe nerm ittetn, in ©inManig ju bringen nerfud)t. präbiftorifdje 3eitfd)rift XXXIII, Berlin 1932 foroie Culture groups of Tardenoisian in