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Der Kampf um unsere Schutzgebiete : unsere Kolonien einst und jetzt : ein Beitrag zur Wiedergewinnung unserer Kolonien, eine Lebensfrage für unser deutsches Volk.

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B. GABRIEL

B. GAB RIEŁ^

b . G abriel ;

1

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(5)

łV-

3. GAß RIEX i

Der

Kampf um unsere Schutz­

gebiete

G abriel :

G abriel :

(6)

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(7)

B. GAB RI BL.

Der Kampf um

unsere Schutzgebiete

Unsere Kolonien einst und jetzt

Ein Beitrag zur

Wiedergewinnung unserer Kolonien Eine Lebensfrage für unser

deutsches Volk

Von BIGÄBRIEL.

P. Jos. M. Abs

Friedrich Floed er Verlag, Düsseldorf

1928

(8)

Druck der

Mcyerschen Hofbuchdruckerei, Detmold Linbandentwurf von Prof. Walter Tiemann

Amerikanisches Copyright by Friedrich Floeder Verlag,

sseldorf Made in Germany

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B.GAB RIEL.

Dem Andenken unserer gefallenen Krieger in den

Schutzgebieten!

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(11)

Dem Gedächtnis unserer im Weltkriege gefallenen Kolonialdeutschen Kriegergräber in Deutsdi-Südwestafrika

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B. GAB RIEL.

Widmung

Wo die dunklen Regenwälder rauschen, Die von Elefantentritten zittern,

Wölben sich im Blattgrün Gräber, wo auf Morschen Kreuzen deutsche Namen wittern.

Wo der Wüstensonne heiße Strahlen Auf die nackten Öden niederbrennen,

Ruht Ihr aus von heißer Schlachten Dürsten, Ihr, die wir mit heil’gem Trauern nennen.

Wo durch Busch und Steppe flüchtig eilet Die Gazelle vor der Wölfe Klauen,

Sankt Ihr hin zum letzten, langen Schlafe, Sehnend Euch nach Eurer Heimat Auen.

Wo der hohen Palmen Wipfel baden In der Wellen Flut voll Himmelsbläue, Singen Euch die Wogen Schlummerlieder, Wie sie sang dem Kind einst Muttertreue.

Löwenbrüllen, Katzenfauchen heulet

Dort um Eurer Gräber heil’ges Schweigen, Gierige Hyänenkrallen schlagen

In den Grund, dem Ihr Euch gabt zu eigen.

Süßer Heimatglockenruf nicht klinget Helden, denen Streit und Tod verklungen, Dunkler Krieger kampfbegier’ge Trommeln

Wirbeln Euch dumpf Kriegserinnerungen.

Und nicht deutscher Worte frommes Stammeln Kündet Euch der Heimatgräber Grüßen,

Dumpfe Kehlgesänge um Euch klagen

Nächtlich zum Gestampf von braunen Füßen.

(14)

Schwarze Männer rufen Totenklage Schwer um Euch, die treuen Kameraden, Die Euch weinend dort das Grab geschaufelt, Euch begleitend treu auf Todespfaden.

Die Ihr fern in Tropenzonen schlummert, Eurer Heimat Seelen bei Euch weilen;

Ewig seid Ihr unserm Herzen unvergessen!

Euch, den Toten, weih’ ich diese Zeilen.

(15)

Vorwort

Zu den brennenden Fragen der Gegenwart, von deren Lösung Deutsch­

lands Gedeihen oder Verderben abhängen und die deshalb, solange sie noch nicht gelöst sind, alle Volksschichten im Norden und Süden, Osten und Westen unseres Vaterlandes in ihren Grundfesten aufwühlen, gehört die Kolonialfrage. Was aus unseren Schutzgebieten werden soll, die uns durch den Vertrag von Versailles genommen und durch den Völkerbund den Man­

datstaaten unterstellt wurden, ist hierbei das Wichtigste für unsr Gerade weil sie unter Mandatstaaten gestellt sind, ist ihr Schicksal vom international­

völkerrechtlichen Standpunkt aus nicht Endgültig entschieden. An dieser endgültigen Lösung sind vor allem wir Deutsche interessiert, weil unsere Zu­

kunft in großem Maße davon abhängt.

Heute dürfte es in der weiten Welt kaum eine Stimme geben, die nicht behauptete, daß der freie und friedliche Wettbewerb auf dem großen Welt­

markt eine unerbittliche und selbstverständliche Lebensnotwendigkeit für jedes Volk sei, das in den Kulturkreis der modernen Völker tritt, mag diese Stimme auf der äußersten Linken oder der äußersten Rechten klingen.

Der Engländer Williams Trufant schreibt in der Vorrede zu seinem Buche „Geld“, 1924: „Ein Verständnis der Rolle, die das Geld in der Welt spielt, ist unbedingt erforderlich zu einer Lösung der kritischsten Probleme unserer Tage, der nationalen und der internationalen.“ Und Dr. Wirth, unser ehemaliger Finanzminister, erklärte auf seiner diesjährigen Tour durch die Vereinigten Staaten bei Gelegenheit der interparlamentarischen Union als den tiefen Grund von Deutschlands Elend die Geldkalamität, die durch unsere passive Außenhandelsbilanz hervorgerufen ist. Jeder singt dasselbe Klagelied.

Um dies Elend zu beseitigen, müssen wir eben eine aktive Handelsbilanz erzielen. Darüber sind wir alle einig. Wenn schon Lloyd George in seinem mehr als interessanten Buche „Wohin gehen wir?“ sich bitter über den Rückgang des englischen Außenhandels als eine der bittersten Kriegsfolgen für England beklagt, so haben wir Deutsche, die wir fast ganz vom Welt­

märkte ausgeschlossen sind, noch viel mehr Grund zur Klage.

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10 Vorwort

Da der tiefste Grund unseres wirtschaftlichen Elends die passive Handels­

bilanz ist, muß uns die Welt, wenn wir je aus diesem Elend herauskommen sollen, auch Gelegenheit geben, die Ursachen unseres Elends zu beseitigen, und sie muß uns die Mittel bewilligen, dies praktisch zu bewerkstelligen.

Eine der Hauptursachen unseres wirtschaftlichen Niederganges ist der Verlust unserer Überseemärkte und ihrer Stützpunkte, unserer Schutz­

gebiete. Eines der Hauptmittel unseres wirtschaftlichen Aufstieges ist die Wiedererlangung unserer Überseemärkte. Da bei der heutigen weltpoli­

tischen Lage Überseemärkte ohne Kolonialbesitz kaum zu halten sind, so sind wir auf Kolonien in irgendeiner Form angewiesen. Eine selbstverständ­

liche Forderung ist darum die Wiedererlangung unserer Schutzgebiete.

Völkerrechtlich steht dieser Wiedererlangung nichts im Wege, da der Völ­

kerbund Deutschland als Mandatarmacht bestellen kann.

Diese Frage zu beleuchten, soll der Zweck des vorliegenden Buches sein.

Welch ungeheueren Wert unsere ehemaligen Überseemärkte haben, ersehen wir aus einer Reihe amerikanischer Bücher aus neuer und neuester Zeit, in denen auf die Bedeutung dieser Märkte für die Vereinigten Staaten hin­

gewiesen wird, in denen Mittel angegeben werden, wie die Industrie und der Handel der Vereinigten Staaten an Stelle des ausgeschalteten Deutschland treten könnten. Ebenso sind in England eine Menge neuer Werke erschienen, die die Wichtigkeit und die Bedeutung der Kolonien und der Kolonialfragen behandeln. Eine ganze Bibliothek solcher Bücher ließe sich zusammenstellen.

Ich habe mich fast ausnahmslos in dieser Arbeit auf diese englischen und amerikanischen Werke gestützt, vor allem, um nicht einseitig vorzugehen.

Es liegt mir ferne, den beiden großen Kolonialstaaten Frankreich und England, die heute unsere Schutzgebiete als Mandatare des Völkerbundes verwalten, in ihrer Kolonialtätigkeit den Vorwurf der „Unfähigkeit und Un­

würdigkeit“ entgegenzuschleudern; noch will ich die Verdienste dieser Völker auf kolonialpolitischem Felde schmälern. Ebensowenig will ich aber die Schwächen in ihrer Kolonialtätigkeit übergehen, die zugunsten Deutsch­

lands sprechen.

Auch auf deutscher Seite will ich nicht nur die Lichtseiten betonen. Nur so, meine ich, ist es möglich, ein hinlänglich objektives Bild unserer Kolo­

nialpolitik im Vergleiche zu der anderer Kolonialstaaten, besonders Eng­

lands, zu zeichnen, um durch die Gegenüberstellung beider Arten von Kolo­

nialtätigkeit den Beweis zu erbringen, daß wir Deutsche ebenso „würdig und fähig“ sind, Kolonien zu verwalten, wie, sagen wir, England, Frank­

reich, Japan oder die Vereinigten Staaten. Daß dazu eine gediegene Kenntnis

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Vorwort 11 der englischen Kolonien gehört, ist ein Haupterfordernis. Darum habe ich mich besonders auf englische und amerikanische Quellen gestützt. Zudem kenne ich ein wenig die Kolonisationstätigkeit in den englischen Kolonien durch meinen mehrjährigen Aufenthalt in Britisch-Indien aus eigener An­

schauung.

Lloyd George sagt in seinem Buche „Wohin gehen wir?“: „Dauernder Friede kann nur auf dem Fundamente der Gerechtigkeit beruhen. Wie Gladstone einst sagte: Gerechtigkeit heißt Gerechtigkeit für alle. Friede ist nur möglich, wenn wir in das Gebaren der Völker gegeneinander Grundsätze einführen, die die Haltung ehrlicher Leute in einer Gemeinschaft gegen ihre Nachbarn bestimmen. Wenn internationale Methoden in das Benehmen von Nachbarn im gegenseitigen I.eben eingeführt würden, müßte das Leben unerträglich werden. Der unverhüllte Argwohn, Mißtrauen und böser Wille, die überall herrschen, die ewige Erwartung von Schlägen und ihre Abwehr, die Bereitschaft des Starken, Gewalt zu gebrauchen, um entweder dem schwächeren Nachbar seinen Willen aufzuzwingen oder zur Befriedigung seiner Wut, seiner Rachgier oder seiner Habgier ihn seiner Freiheit, seiner Besitzungen oder sogar seines Lebens zu berauben: Wäre dies die Regel, dann müßten wir in Höhlen oder in Burgen wohnen, je nach den eigenen Mitteln. Eine Tatsache ist es, der Mensch ist nur halb zivilisiert. In inter­

nationalen Dingen ist er noch ein Wilder; in seinem Herzen erkennt er kein Gesetz an als das der Gewalt. Der Wilde hat seine Hemmungen. Sein Instinkt warnt ihn davor loszugehn, außer wenn er denkt, daß er es wirksam und ungestraft tun kann, und daß er einen Zweck hat, der es ihm wert erscheinen läßt. Ob er haßt oder liebt, er kennt keine andere Hemmung. Ich wollte, ich könnte sagen, daß die Nationen von heute wesentlich einem andern Gefühle gehorchten. In seinen internationalen Beziehungen muß der Mensch zivilisiert werden, sonst wird es Kriege geben, solange es eine Menschheit auf dieser Erde gibt.“

Diese „Gerechtigkeit und Zivilisation“, von der Lloyd George spricht, die verlangen auch wir in unseren internationalen Beziehungen in Hinsicht auf unsere Überseemärkte und Schutzgebiete.

Möge dies Buch dazu beitragen, dies Ziel verwirklichen zu helfen, dazu beitragen, daß unser schwer geprüftes, schwer leidendes Volk wieder frohen Herzens teilnehmen möge an den großen Segnungen des Friedens, auf den Lloyd George in seinem Buche hinweist: „Friede den Menschen auf Erden.“

Zum Schlüsse spreche ich Herrn Universitätsprofessor Kirfel meinen värmsten Dank für seine bereitwillige Mithilfe im Lesen der Korrekturen

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12 Vorwort

aus. Ebenso danke ich den Herren der Bonner Universitätsbibliothek für ihr liebenswürdiges Entgegenkommen, womit sie mir die betreffende Literatur zu meiner Arbeit zur Verfügung gestellt haben, besonders dem Herrn Vizedirektor Dr. Otto, Herrn Bibliothekar Dr. Heffening, Herrn Dr. Kramer sowie Herrn Blunk. Nicht vergessen will ich die Mühe, die sich der Verleger, Herr Floeder, um die gediegene und feine Ausstattung des Buches gegeben hat.

Bonn-Beuel a. Rh., Weihnachten 1925.

Der Verfasser.

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Einleitung

Deutschlands Platz an der Sonne

Als am 6. Dezember 1897 bei den Verhandlungen im Reichstag über die Frage der „offenen Tür“ für das Riesenreich China der Abgeordnete Dr.

Bruno Schönlank seinen Vortrag über die chinesische Frage gehalten hatte, die in fortschreitender Entwicklung stände und durch das Vorgehen von Amerika, England, Frankreich und Japan, sowie durch die innenpolitischen Verhältnisse des Landes zu einer Lösung drängte, ließ Fürst Bülow das Wort fallen: „Wir wollen niemand in den Schatten stellen; aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne.“

„Deutschlands Platz an der Sonne!“ Dieses viel mißbrauchte, viel miß­

verstandene und mißdeutete Wort hat niemals so sehr seine Berechtigung erwiesen als in der heutigen schweren Zeit, wo wir, in enge, allzu enge Gren­

zen gedrängt, kaum noch lebensfähig sind. Nackte Tatsache ist es, daß wir auf dem engen Boden unseres Vaterlandes Millionen von Menschen zu viel haben. Ebenso ist es eine Tatsache, daß es noch Platz genug auf der Erde gibt, wo diese Millionen Licht, Luft und Lust zum Leben bekommen könnten.

Der Wunsch nach Bewegungsfreiheit in der Welt ist uns nicht nur im Fein­

deslande, nicht nur außerhalb unserer Grenzpfähle, sondern selbst im eige­

nen Vaterlande oft genug als Protzentum, Arroganz, Weltherrschaftsgelüste ausgelegt worden, wofür das Wort „Imperialismus“ geprägt wurde. Und doch ist er nur eine wohlverstandene einfache Lebensnotwendigkeit für uns als Volk und Nation, nichts als der Ausdruck des berechtigten Selbsterhal­

tungstriebes, den jedes Volk der Erde für sich beansprucht und bean­

spruchen kann.

Lassen wir einmal die nackten Tatsachen sprechen, die manchmal „bru­

taler“ wirken als brutale Worte. Wir könnten, wenn wir unser deutsches Gebiet im lieben Vaterlande mit all seinen Lebensmöglichkeiten ins Auge fassen, bei einer Bevölkerungszahl von gut vierzig Millionen eine menschen­

würdige Existenz führen. Es wollen aber heute 63 Millionen Menschen in Deutschland leben. Wenn das traurige Wort von den „zwanzig Millionen Deutscher zu viel auf der Erde“ nicht in seine allerunmenschlichste Bedeu­

tung verkehrt werden soll, so gibt es nur zwei Möglichkeiten für uns. Ent­

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14 Einleitung

weder müssen die zwei Drittel, die wirklich in unserem Vaterlande existieren können, sich em Drittel ihrer existenznotwendigen Lebensgüter am eigenen Leibe absparen, um sie dem anderen Drittel abzugeben, oder aber wir müssen Mittel und Wege finden, das überschüssige Drittel aus anderen Quellen zu ernähren und in einem menschenwerten und menschenwürdigen Dasein zu erhalten.

Die erste dieser zwei Möglichkeiten haben wir im Kriege und in den In­

flationsjahren ausprobiert. Welch grauenvolle Jahre an Elend, Jammer, Not und Verzweiflung in breiten Massen unseres deutschen Vaterlandes herrschten, ist noch nie richtig von der Kulturwelt erfaßt worden. Die das Elend getragen, trugen es stumm. Es saß an stillen, leeren Tischen stiller, ausgehungerter Familien, die ihre Not nicht auf der Straße zeigten. Ein Volk kann jahrelang solches Elend erdulden, ohne völlig niederzubrechen. Es ist ein Ausnahmezustand wie der einer Krankheit am Einzelorganismus, den eine gesunde Natur überwindet. Aber diesen Ausnahmezustand in einen Dauerzustand zu verwandeln, hieße, ein ganzes Volk in den Hungertod treiben und auf den physischen, langsamen, aber qualvoll sicheren Aus­

sterbeetat setzen. Keine Macht und kein Machtspruch der Erde kann ein Volk auf die Dauer in einem solchen Elendzustande halten, ohne eine Re­

aktion heraufzubeschwören, deren Ende gar nicht vorauszusehen ist. Das Auf- und Niederwogen der Völkermassen in Ost und West könnte ein mahnendes Zeichen der Zeit denen sein, die sehen wollen. Wir leben noch immer in dieser angedeuteten Möglichkeit, die auf die Dauer unerträglich ist. Von allen Seiten, staatlichen, kirchlichen, sozialen, wissenschaftlichen, nationalen wie internationalen Instanzen aus wurde und wird diese unsere Lage unter die Lupe genommen. Von überall her tönt der Ruf nach Wieder­

aufbau und Wiedererneuerung unseres Volkes, der Ruf nach ruhiger, fried­

licher Entwicklung in wirtschaftlicher und sozialer Lebenshaltung. Die einen suchen eine Erneuerung von innen heraus, von geist- und seele­

geborenen, Geist und Seele erhaltenden Kräften. Die anderen suchen Rettung in der radikalen Umgestaltung der wirtschaftlich-sozialen Lebens­

bedingungen, um den Arbeitstisch, an dem die großen Massen sitzen, besser decken zu können. Recht haben sie alle beide. Aber der große Hemmschuh, die letzte materielle Ursache unserer Not, macht alle krampfhaften Be­

mühungen unsererseits zunichte. Da helfen uns keine Forschungen der ernstesten Sozialökonomen, keine Entschließungen von Kongressen, seien sie national, seien sie international, keine Streiks von hungernden Massen.

Auch die radikalste Umgestaltung unserer Wirtschaftsverhältnisse würde

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Deutschlands Platz an der Sonne 15 die fehlenden Kornfelder nicht aus dem Boden stampfen und nicht die leeren Magazine füllen. Das ist die drohende Gefahr, die gespensterhaft an den Grenzen unseres Duldens und Könnens lauert, der gefürchtete end­

gültige Zusammenbruch, der mit Naturnotwendigkeit kommt und kommen muß, wenn wir dieser traurigen Möglichkeit nicht Herr werden, der Zu­

sammenbruch, vor dem nicht nur wir, vor dem die ganze Welt zittert.

Um diesem Zusammenbruch zu entgehen, müssen wir uns an die zweite Möglichkeit halten, das Drittel, dem das Vaterland die Existenzmittel aus sich heraus nicht bieten kann, aus anderen Quellen heraus zu versorgen.

Solcher Quellen gibt es genug in der weiten Welt. Man muß uns nur den Zugang zu diesen Quellen nicht versperren. Sie liegen in der kolonialen Be­

tätigung unseres gesamten Volkes. Das ist die Grundbedeutung der Kolonial­

frage für uns. Das ist der Platz an der Sonne, den wir so notwendig brauchen wie das tägliche Brot in des Wortes eigentlichem Sinne.

Mir liegt es ferne, in dem Kolonialbesitz als solchem schon ein Allheil­

mittel für alle unsere Daseinsnot zu erblicken. Selbst wenn wir wieder Kolonialbesitz erlangen, wird der Aufstieg nur langsam vor sich gehen. Ohne Kapital ist jede Kolonialarbeit aussichtslos, und ohne weitsichtige Kolonial­

politik werden die Kolonialarbeiten dem Ganzen des Volkes von wenig Nutzen sein. Aber etwas haben wir, was wir einsetzen können, unsere un­

verwüstliche, zähe deutsche Arbeitskraft. Auch sie bedeutet ein Kapital, das der Ausbeute harrt. Ein Kapital ist es, das wir in großem Maße in die Koloni­

sation stecken können. Aber Kolonialbesitz allein hilft dem Volke noch nicht auf die Beine. Wir brauchen nur an Portugal zu denken, das seine Kolonien mehr als Last denn als Wohltat empfindet. Die Hauptsache ist das „Wie“ der Kolonisationsarbeit, die Art und Weise, wie sie betrieben wird. Macht­

hunger, Eroberungssucht, Raubbau und Ausbeutungspolitik in den Kolonien ist noch nie einem Volke dauernd zum Segen geworden. Auch an dem über­

gewaltigen Kolonialbesitz Englands sehen wir, daß es noch lange nicht gleich ist, wie man Kolonialpolitik betreibt. Unsere ehemaligen Schutzgebiete hat es nicht annähernd auf der gleichen Höhe von einst gehalten. Und das drückt ganz empfindlich auf ihre Wirtschaftslage.

Wir können hier zwei Arten von Kolonialtätigkeit unterscheiden. Po­

litische Kolonisation, die den betreffenden Kolonialbesitz unter der Ober­

hoheit des besitzenden Staates verwaltet, wie wir sie in unseren afrikanischen Gebieten als Pflanzungs-Kolonien besaßen, wo die Wirtschaftsverhältnisse durch Hebung und Mitarbeit der Eingeborenenbevölkerung besonders mit­

bestimmt wurden. Wir fassen gewöhnlich das eigentliche Wort „Kolonie“

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16 Einleitung

in dieser Bedeutung auf. Dann gibt es eine ebenso wichtige wirtschaftliche Kolonisation, die in den Handelskolonien zum Ausdruck kommt. Es ist nicht eigentlicher Kolonialbesitz, was damit gemeint ist, sondern nur Stützpunkt, Markt, Stapel- und Verladeplatz für den Austausch der Güter von und nach dem Heimatlande und anderen Ländern. Meistens sind es die großen Handelshäfen der Welt, die fast ebenso wichtig sind wie die Pflanzungs­

kolonien mit ihren Gütern und Ausfuhrprodukten. Dieser Art waren zum Teil unsere Gebiete in China und in der Südsee. Außerdem hatten wir drittens noch Handelsplätze und Niederlagen in Asien und in Afrika, wo wir keine Hoheitsrechte ausübten, aber wichtige Handelsrechte besaßen, die einen bedeutenden Einfluß auf unsere Wirtschaftsinteressen hatten. Daß uns die eigentlichen Kolonien, unsere Schutzgebiete, durch den Vertrag von Ver­

sailles genommen wurden, ebenso unsere Hoheitsrechte in Kiautschou-Schan- tung und der ganzen Südsee, daß diese Gebiete durch den Völkerbund als die Mandatsgebiete unter die Mandatarmächte gestellt wurden, daß Deutsch­

land durch die Alliierten von jeder Mandatsübernahme ausgeschlossen wurde, ist bekannt. Fast gar nicht bekannt dagegen ist, daß wir im Vertrag von Versailles auch von allen Handelsrechten in Afrika und Asien ausge­

schlossen wurden, die wir uns wie die anderen Staaten durch Staatsverträge erworben hatten. „Deutschlands Platz an der Sonne“ wurde uns gründlich verrammelt.

Daß dies Wort nicht rednerische Phrase ist, spüren wir bitter genug am eigenen Leibe. Gerade aus Kreisen der Vertreter der Arbeiterschaft wurde Deutschlands Kolonialpolitik einst heftig bekämpft, als wenn sie nur Machenschaft und Interessengebiet des Großkapitals sei. Heute sehen wir, daß eine Menge von Waren, die wir zu unserem Lebensbedarf benötigen, die in jedem kleinen Kramladen als „Kolonialwaren“ feilgeboten werden, ohne die wir gar nicht mehr leben können, mit dem doppelten Preise bezahlt werden müssen, weil wir sie eben nicht mehr aus unseren eigenen Pflanzun­

gen oder von unseren eigenen Märkten beziehen können. Ebenso verhält es sich mit einer Menge von Rohstoffen, ohne die unsere Industrie zum Leer­

lauf verdammt ist; denken wir nur an die Baumwolle, an Gummi und Kaut­

schuk, an den Sisalhanf, dessen Verarbeitung uns einen Weltmarkt ver­

sprach, an die Kokosnuß und ihr öl, an Tabak, Kakao und viele andere Produkte.

Mit unseren Kolonien wurden uns nicht nur die billigen Rohstoffe ge­

nommen. Tausend Möglichkeiten für den einzelnen wurden uns entzogen.

Ein ganz gewaltiges Betätigungsfeld für eine Unmenge von Arbeit und Ver-

(23)

PartieamIisdilluß(Südwest)

(24)
(25)

Deutschlands Platz an der Sonne 17 dienstmöglichkeiten wurde mit der Wegnahme der Kolonien stillgelegt.

Nehmen wir unsere großen Handelsverbindungen in Asien und Afrika, hinter denen sich kaum zu schätzende Verdienstmöglichkeiten für alle Klas­

sen und Stände boten. Das sind Ausfälle, die notwendig unseren Arbeits­

markt in der Heimat in ungünstigster Weise beeinflussen müssen. Aus dem Verlust unserer Überseebesitzungen und Überseeverbindungen ergeben sich eine ganze Menge von Passiv-Posten, die das traurige Bild unserer wirt­

schaftlich-sozialen Nöte schaffen halfen, deren lähmende Wirkung auf unsere gesamte Lebenslage viel zu wenig gewürdigt wurde, die in trockenen Zahlen kaum zu errechnen sind.

Wohl wird immer in unserer Wirtschaftspolitik, besonders dem Ausland gegenüber, das uns so gewaltige Lasten, wie sie der Dawesplan enthält, auf­

erlegt, der Ruf nach einer aktiven Handelsbilanz im Exporthandel erhoben.

Aber zugleich müssen auch die Ursachen der Lähmung dieses Handels be­

seitigt werden, Ursachen, die immer auf eine passive Bilanz hinführen, so­

lange sie nicht behoben werden. Und eine der Hauptursachen ist die Ver­

drängung Deutschlands aus den Schutzgebieten und allen Überseestationen, wo wir infolge von Verträgen mit den Überseestaaten Handelsprivilegien hatten. Das wird ein wunder Punkt bleiben, der an unserem Volksganzen schwärt und in ihm gärt, solange, bis wir voll und ganz in den ehrlichen Wettbewerb im Kranze der Nationen als gleichberechtigtes Mitglied wieder eintreten dürfen, bis unser Recht auf unsere ehemaligen Schutzgebiete an­

erkannt wird.

Noch eine Art Kolonisation wurde uns durch den Friedensvertrag von Versailles gründlich zerschlagen, eine Kolonisation, die weder mit Politik noch mit Imperialismus irgend etwas zu tun hat, die auf dem idealsten und ideellsten Gebiete liegt, das die Menschheit hat. Es ist der Bereich der christ­

lichen Missionen, nicht nur in unseren ehemaligen Schutzgebieten. Es ist dies ein Ruhmeskapital, ein echtes Ruhmeskapital, das wir Deutsche aus­

gegeben an Geld und an Menschenkräften, das wir angelegt und ausgebaut haben zu dem Zweck, die Eingeborenenbevölkerung in den Kulturkreis der christlichen Zivilisation zu erheben.

Die Seelenkultur und geistige Kolonisation, die in dem Eingeborenen selbst das höchste Kolonisationsgut erblickt, rechtfertigt erst eigentlich den kolonialen Gedanken und die koloniale Betätigung. Der Eingeborene will als gleichberechtigtes Mitglied in den Kranz der Menschheit und der Kultur­

menschen eintreten, um an dem ganzen, vollen Güteraustausch, dem

2 Abs

(26)

18 Einleitung

geistigen und materiellen der gesamten Menschheit, teilzunehmen. Dieser Gedanke war tief in die Kolonisation unserer Schutzgebiete verwebt.

Bismarck hat ihn in seiner Programmrede zur Kolonialpolitik im Reichs­

tag am 26. Juni 1884 ausgesprochen. Darin fand er sich zusammen mit seinem ewigen Gegner August Bebel, der am 1. Dezember 1906 im Reichs­

tag sprach:

„Meine Herren, daß Kolonialpolitik getrieben wird, ist an und für sich kein Verbrechen. Kolonialpolitik zu treiben kann unter Umständen eine Kulturtat sein; es kommt nur darauf an, wie die Kolonialpolitik getrieben wird. Es ist ein großer Unterschied, wie Kolonialpolitik sein soll und wie sie ist. Kommen die Vertreter kultivierter und zivilisierter Völkerschaften, wie es zum Beispiel die europäischen Nationen und die nordamerikanischen sind, zu fremden Völkern als Befreier und Bildner, als Helfer in der Not, um ihnen die Errungenschaften der Kultur und der Zivilisation zu überbringen, um sie zu Kulturmenschen zu erziehen, geschieht es in dieser edlen Absicht und der richtigen Weise, dann sind wir Sozialdemokraten die ersten, die eine solche Kolonisation als große Kulturmission zu unterstützen bereit sind. Wenn sie also zu den fremden Völkerschaften als Freunde kommen, als Wohltäter, als Erzieher der Menschheit, um ihnen zu helfen, die Schätze des Landes, die andere sind als die unsrigen, heben zu helfen, um dadurch den Eingeborenen und der ganzen Kulturmenschheit zu nützen, dann sind wir damit einverstanden.“

Selbst Heinrich Heine, der so wenig des Guten von uns Deutschen zu sagen wußte, hat uns doch hier ein Zeugnis ausgestellt, das wie halbe Be­

wunderung klingt, wenn er schreibt:

„Portugiesen, Holländer und Engländer haben lange Zeit jahraus jahr­

ein auf ihren großen Schiffen die Schätze Indiens nach Hause geschleppt, wir Deutsche hatten immer das Zusehen. Aber die geistigen Schätze Indiens sollen uns nicht entgehen. Schlegel, Bopp, Humbold, Frank usw. sind unsere jetzigen Ostindienfahrer; Bonn und München werden gute Faktoreien sein.“

(27)

Die Kolonialkarte der Welt vordem Kriege

Daß das Wort von dem deutschen Imperialismus, von dem Streben nach Weltherrschaft ein Spielen mit Worten, ein gefährliches Spielen war, ersehen wir am besten aus dem Kolonialbesitz der Großstaaten Europas. Durch die Monroe-Doktrin wurde Amerika, der Norden wie der Süden, als Betätigungs­

feld für Kolonialbestrebungen von Seiten europäischer Mächte ausgeschaltet.

„Amerika den Amerikanern!” Das ist der Sinn der Monroe-Doktrin. Eifer­

süchtig wacht Amerika über seinen Besitz. Trotzdem hat England sich bis heute einen ungeheueren Besitz in Kanada und Neufundland gewahrt. Ebenso hat Frankreich noch in Französisch-Kanada eine einflußreiche Sphäre. In den eigentlichen Kolonialgebieten, in Australien, in Ozeanien und in der Südsee, in Asien und in Afrika war die Weltherrschaft Englands vor dem Kriege eine fertige Tatsache. In Asien war sein mächtigster Konkurrent Rußland, das sein Gebiet vom Eismeer bis an die Grenzen Indiens vorgeschoben hatte, eine zu­

sammenhängende Ländermasse von 25 Millionen qkm. Das kleine Holland hatte sich seinen kostbaren Besitz in Insel-Indien gewahrt, wenn auch Eng­

land alle wichtigen Punkte, vor allem Singapore, besetzt hielt. Aus seiner reichsten und bedeutendsten Domäne, aus Indien, hatte England alle Rivalen hinausgedrängt. Nur mehr Bagatellen sind es, was Frankreich und Portugal dort besitzen. Wenn Frankreich auch einen wichtigen Besitz in Hinter-Indien hatte, so lag er rings von englischem Besitz eingekeilt. Einen wichtigen Faktor bildete der Besitz der Türkei, der von den Dardanellen bis an den Persischen Golf reichte, der auf der asiatischen Seite und in Arabien den Weg nach Indien flankierte, wie durch Ägypten die afrikanische Seite flankiert wurde. Durch den Krieg hat England diese drohenden Flanken seines wichtigsten Weltweges Indien - Ostasien zu Bollwerken seiner Welt­

politik ausgestaltet. Aus Ägypten und dem Sudan hatte England nach lang­

andauernden Fehden und in zäher Politik Frankreichs Einfluß aus­

geschaltet, das immer wieder versuchte, von seinem afrikanischen Nordwest­

besitz aus sich einen Zugang zu den Nilländern zu verschaffen. Wie für England die Verbindung Kap-Kairo als Grundstein seiner Afrikapolitik galt, so für Frankreich die Verbindung Niger - Nil. Wohl standen Ägypten und der Sudan rechtlich und politisch unter der Oberhoheit der Türkei. Die fak­

tische Macht hielt aber England fest in der Hand. Weder Italien noch

2*

(28)

20 Die Kolonialkarte der Welt vor dem Kriege

Frankreich ließ es in seine Interessengebiete dringen. Einzig Abessinien be­

hauptete seine wirkliche Unabhängigkeit in dem ganzen weiten Erdreich von Afrika. Nominell unabhängig war die kleine Negerrepublik Liberia.

Die Besitzungen der ehemals übermächtigen Kolonialmächte Portugal und Spanien waren im Vergleich zu den Besitzungen Englands und Frank­

reichs bedeutungslos. Der belgische Kongostaat kam als weltpolitischer Faktor nicht entscheidend in Betracht, ebensowenig die im Verhältnis zu den Besitzungen Englands und Frankreichs kleinen Gebiete Deutschlands.

Australien und der ganze Inselbesitz Ozeaniens war mit Ausnahme der Philippinen und der Besitzungen Deutschlands und Frankreichs englischer Machtbereich.

An Kolonialbesitz zählten 1914:

Rußland:

Zentral-Asien...

Größe . 3 500 000 qkm

Einwohner 10 000 000 Kaukasien... 470 000 „ 10000 000 Sibirien... . 14 500 000 „ 12 000 000 Einflußgebiet von Mongolei und

Mandschurei... . 4 000 000 „ 10 000 000 England:

Amerika-Kanada... . 10 000 000 „ 7 000 000 Afrika... . 6000 000 „ 40000 000 Australien und Südsee . . . . 8 000 000 „ 7 000 000 Asien-Indien... . 5000000 „ 350 000 000 Vereinigte Staaten:

Philippinen... 300 000 „ 10 000 000 Frankreich:

Afrika... . 7 000 000 „ 30000 000 Asien-Indochina... 700 000 „ 18 000 000 Neu-Caledonien... 20000 „ 27 000 Polynesien... 5000 „ 25000 Neue Hebriden... 5 000 „ 30000 Holland:

Indien... . 2 000 000 „ 45 000 000 Portugal:

Afrika... . 1500000 „ 5 000 000 Asien... 20000 „ 1 000 000 Belgien:

Afrika, Kongostaat... . 2 000 000 „ 10 000 000

(29)

Die Kolonialkarte der Welt vor dem Kriege 21

Weiße 14 830 Spanien:

Afrika...

Größe 150000 qkm

Einwohner 250000 Italien:

Afrika, Erithrea... 100000 „ 450 000

Somaliland .... 350000 „ 600000

Tripolitanien (Libyen) . 1000 000 „ 500 000 Deutschland:

Afrika:

Deutsch-Ostafrika... 997 000 „ 7 645000

Deutsche 1 885 Deutsch-Südwestafrika .... 833 000 „ 180 000

„ 14 830 Kamerun... 795 000 „ 2 648 000

„ 1930 Togo... 87 200 „ 1031715

„ 368 Asien:

Kiautschou... 551 „ 191000 Südsee, Neuguinea:

Karolinen... 1000 „ 4 000 Marianen (Guam ist amerik.) . . 600 „ 3 500 Palau-Inseln... 450 „ 4 000 Marschallinseln mit Nauru . . . 405 „ 10 000 Kaiser-Wilhelm-Land (Neuguinea) 181650 „ 250 000 Bismarckarchipel u. Salomon-Inseln

mit Buka und Bougainville . 50 000 „ 100000 Samoa... 2 572 „ 30 000 Die Angaben über unsere afrikanischen Kolonien stimmen genau. Die anderen Angaben gebe ich nur schätzungsweise, da die verschiedenen Sta­

tistiken voneinander abweichen, aber wesentlich doch so ziemlich stimmen dürften.

Wenn man die Ländergebiete von dem kolonialen Besitze Deutschlands mit denen der großen Kolonialmächte vergleicht, so muß man schon selt­

same Träume spinnen, um aus ihnen eine Weltvorherrschaft Deutschlands herauskonstruieren zu können. Weder an Größe noch an Bedeutung, weder an strategisch beherrschender Lage noch an Reichtum und Volkszahl boten die Schutzgebiete Aussicht auf eine Vorherrschaft unter den Nationen. Nicht einmal erreichte unser Kolonialbesitz mit rund 2% Millionen qkm Umfang

(30)

22 Die Kolonialkarte der Welt vor dem Kriege

auch nur den zehnten Teil von dem Englands oder Rußlands. Ohne Aus­

nahme waren die Schutzgebiete fast völlig unerforschtes Land mit vielfach grausam-wilder Bevölkerung, deren Erwerb von Anfang an auf die zivili­

satorische und kulturelle Kolonisation als Grundforderung hinwies, ehe sonst etwas aus diesen Gebieten herauszuholen war. Selbst das Gebiet von Kiautschou, das in der alten Kulturprovinz Schantung lag, harrte noch der Erschließung. Reichtümer und Schätze waren nicht zu holen, wie einst aus den goldschimmernden Reichen der Inkas oder den märchenhaft reichen Staaten der indischen Radschas. Schwere Arbeit mußte geleistet werden in Land und Volk, um dort einen Platz an der Sonne für die Weißen zu er­

schließen. Zudem lag keine von allen Kolonien auf einem überragend stra­

tegisch wichtigen Punkte, wie etwa Suez oder Singapore, so daß sie eine Be­

drohung für einen der umliegenden Staaten bedeutet hätte. Die meisten oder alle Kolonien waren ringsum von mächtigen Reichen eingeschlossen; die Basis des Mutterlandes lag Tausende von Seemeilen weg; die Küsten lagen schutzlos und offen. Die Besatzungen waren so schwach, daß kaum genügend Polizeisoldaten zum Schutze der öffentlichen Ordnung bereit­

standen. Von einer Militärmacht zu reden, die gegen eine Großmacht hätte eingesetzt werden können, wäre lächerlich. Der Krieg hat es bewiesen, daß das Gerede von der drohenden Weltmachtstellung Deutschlands durch die Kolonien Übertreibung war. Die meisten Kolonien brachten nicht einmal ein kriegsmarschmäßig ausgerüstetes Regiment auf die Beine. Wehrlos lagen sie rings von mächtigen Feinden umgeben.

In seinem Buche „England and Germany“ schreibt der Amerikaner Berna­

dotte Everly Schmitt einige Sätze, die allerdings etwas ganz anderes bewei­

sen sollen, nämlich die Überflüssigkeit unserer Flotte, die aber in Wirklich­

keit beweisen, daß Deutschland gerade durch seine Flotte in den Stand ge­

setzt wurde, aktive Kolonial- und Handelspolitik wie andere Mächte zu treiben, ohne kriegerische Ziele zu verfolgen. Er schreibt: „Was sind die Tatsachen? Zwischen 1884 und 1899, während des Zeitraumes, wo die deutsche Flotte quantite negligeable war, sicherte sich Deutschland all die Kolonien, die es zu Beginn des großen Krieges hatte, mit Ausnahme dessen, was Frankreich 1911 für das Protektorat über Marokko anbot. Zwischen 1906 und 1914, wo die deutsche Flotte im Bau war, entwaffnete England in Ägypten die französische Opposition, Frankreich erhielt Marokko, Italien nahm Tripolis, Österreich-Ungarn festigte seine Stellung in Bosnien, Ruß­

land annektierte praktisch die Mandschurei und stellte ein Protektorat über die Mongolei her. Selbst die kleinen Balkanstaaten beraubten den unsagbar

(31)

Die Kolonialkarte der Welt vor dem Kriege 23 elenden Türken, der der erklärte Freund Deutschlands war. Spanien erhielt einen Teil von Marokko und Belgien den Congo als Legat König Leopolds.

Deutschland allein erhielt nichts oder fast nichts; denn die Congo-Kon- zessionen von 1911 befriedigten seinen Appetit nicht. Ob die Mächte der Triple-Entente für dies Aushungern einer hungrigen Nation verantwortlich waren oder nicht, so ist es doch evident, daß die deutsche Flotte keinen an­

gemessenen Ausgleich bot für die kolossalen Summen, die zu ihrem Bau auf­

gewendet wurden, auch war sie Deutschland von keinem hohen Wert wäh­

rend des Krieges. Von Tatsachen aus bewertet, war die ganze Politik, die mit Flotten-Expansion verbunden war, ein bedauernswerter Mißgriff und ein Bock, für den Deutschland durch die Teilnahme Groß-Britanniens am Kriege zu zahlen hatte.

Dieses sicher unverdächtige Zitat eines nicht der Freundschaft für Deutschland verdächtigen Zeugen, das allerdings gegen Deutschland spre­

chen soll, könnte bei einer Anklage gegen Deutschland gar keine bessere Rechtfertigung für dessen friedliches Streben in dem kritischen Jahrzehnt vor dem Kriege darstellen. Man könnte den Schluß des Zitates so etwas wie „aus der Schule plaudern“ nennen in der offenherzigen Darlegung des Kriegsgrundes Englands, der nicht die Verletzung der belgischen Neutralität, wie es immer heißt, angibt, sondern einen ganz anderen Grund — den .Bock’

unserer Flotte, wie der Amerikaner von seinem amerikanischen Standpunkte aus es offen ausspricht. Sicher lag dem Kampfe Englands gegen unsere Schutzgebiete ebenso ein ganz anderes Motiv zugrunde, das in der Ver­

schiebung der Kolonialkarte nach dem Kriege zum Ausdruck kommt.

Ein englisches Urteil spricht ebenfalls in dürren Worten für das be­

scheidene Beiseitestehen Deutschlands im Expansionsbestreben der Kolonial­

mächte. „Im November 1912 annektierte Italien die türkischen Vilajets Tripolis und Benghasi, denen es den Namen Libyen gab. In demselben Jahre übernahmen die Vereinigten Staaten die Finanzkontrolle in Liberia, das 1910 ein Stück Hinterland an Frankreich hatte abgeben müssen. Im Jahre 1914 wurde das britische Protektorat über Ägypten verkündet.”

Man könnte noch auf die Annektion von Korea und Formosa durch Japan, die Expansion Rußlands in der Mongolei und Mandschurei, die Englands in Tibet und Persien, die Annektierung von Hawai und den Philippinen durch Amerika hinweisen. Wie man bei dem Kolonialbesitz Englands von fast 30 Millionen qkm, dem Rußlands von 20 Millionen qkm, dem Frankreichs von 10 Millionen qkm, von der Weltherrschaft Deutschlands bei seinen 2%

Millionen qkm sprechen kann, ist doch seltsam.

(32)

Die Verschiebung der kolonialen Machtverhältnisse durch den Weltkrieg

Zeigt schon die Kolonialkarte vor dem Kriege, daß Deutschland in dem Ringen um die koloniale Expansion eine nur bescheidene Rolle gespielt hat, daß es wirklich niemand in den Schatten stellte, als es seinen Platz an der Sonne forderte, so beweist die Kolonialkarte der Nachkriegszeit erst recht, daß wir wirklich in den Schatten gedrängt worden sind, nicht die anderen Staaten. Deutschland hatte vor dem Kriege in Europa ein Ländergebiet von 540 000 qkm; heute zählt es 469 000 qkm. Die Revölkerungszahl hat fast die der Vorkriegszeit erreicht, 63 gegen 68 Millionen. Heute hat die Sowjet-Repu­

blik Rußland noch 20 Millionen qkm mit 130 Millionen Bewohnern. An asiatischem Besitz hat Rußland fast gar nichts eingebüßt. Sein Riesengebiet mit unerschöpflichen Reichtümern erstreckt sich noch immer vom baltischen Meer bis zum Stillen Ozean. Holland und Portugal haben ebenfalls ihren großen und wertvollen Kolonialbesitz gewahrt. Nur Deutschland hat heute nicht einmal eine Hand breit Erde außerhalb seiner Grenzen. Sein Übersee- Besitz ist hauptsächlich in dem ungeheuren Kolonialreich Englands aufge­

gangen. Kleinere Stücke erhielten Frankreich, Belgien, Japan und Portugal.

Ebenso ist der große Besitz der Türkei in Ägypten, in dem gewaltigen Sudan, in Kleinasien, in Arabien und im Irak unmittelbar oder mittelbar an England gefallen, das wie immer den Löwenanteil erhalten hat. Unser Schutzgebiet in der Südsee ist an Australien und Neuseeland gefallen mit Ausnahme der kleinen, aber für Japan wichtigen Karolinen und Marianen, sowie der Mar­

schall-Inseln. Kiautschou fiel an Japan, das es auf Drängen der Mächte China zurückgeben sollte. Alles andere ist englischer Besitz geworden. Der ganze Erdteil Afrika mit dem gewaltigen Umfange von 30 Millionen qkm hat nur zwei selbständige Staaten; alles andere ist, wie folgende Statistik . zeigt, unter Europas Mächte verteilt

Abessinien...

Liberia...

Portugal ...

Belgien-Kongo ....

Spanien...

Größe 1 000 000 qkm

100 000 2 350 000 2 350000 250 000

Einwohner 1Ó 000 000 2 000 000 8 000 000 11000 000 1 000 000

n

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BrandunginSüdwest-Lüderitzbudit

(34)
(35)

Verschiebung der kolonialen Machtverhältnisse 25 1500 000

35000 000 55 000 000 Italien... 1 500 000 qkm

Frankreich... 11000 000 „ England... 10 000 000 „

Die französischen Statistiken teilen dem englischen Besitz den größten Um­

fang zu, während englische Statistiken das größere Gebiet Frankreich zu­

sprechen. Dies liegt vielleicht daran, daß weite Gebiete in Afrika immer noch unerforscht und die Grenzen noch nicht sicher bestimmt sind. Aber dem Wesen nach stimmen die Berechnungen, nach denen über zwei Drittel des riesigen Erdteils unter Englands und Frankreichs Herrschaft stehen. Der Erdteil zerfällt in zwei Teile. Der Nordwesten bis tief in das Innere hinein gehört zu Frankreich. Der ganze Osten von der Mündung des Nils bis zum südlichsten Kap ist englischer Machtbereich. Jede dieser beiden Mächte be­

herrscht eine Ländermasse, die größer ist als die ganz Europas, das euro­

päische Rußland eingerechnet. Und doch haben beide Staaten noch nicht Platz genug, wie der Kampf um das kleine Rifland und ihre Gegnerschaft gegen das Vordringen Italiens in Afrika beweisen.

Noch gewaltiger wirkt die kolossale Macht des weltbeherrschenden Albion, wenn wir die Karte des 44 Millionen qkm großen Erdteils Asien betrachten.

Auch in diesen Ländermassen gibt es mit Ausnahme von Russisch-Asien und Japan kaum ein Land, das nicht direkt unter Englands Oberhoheit stände oder indirekt Englands dominierendem Einfluß unterläge. Asiens Karte ist ungefähr folgende:

China...

Japan (nebst Mandat über die Karolinen und Marianen) Siam . . .

Persien Afghanistan Nepal . . Türkei . .

Rußland:

Asien . . . Frankreich:

Indochina

Syrien (Mandat) . . Holland:

Insel-Indien ....

Größe Einwohner 12 000 000 qkm 300—400 000 000

unter englischem Einfluß

681 000 550 000 1600 000

550 000 140 000 500 000 16000 000 720 000 150 000 2 000000

99

95

99

99

99

99

99

99

77 000 000 10 000 000 10000 000 6000 000 6 000 000 9 000 000 13 000 000 19 000 000 3 500 000 48000000 Holländer 150 000

99

99

(36)

26 Verschiebung der kolonialen Machtverhältnisse

Amerika: Größe Einwohner

Philippinen... 300 000 qkm 12 000 000

Hawai und Samoa .... 16 000 „ 200 000

England:

Indien... 5 000 000 „ 320 000 000 Malayen-Staaten... 500 000 „ 10 000 000

Pachtgebiet von Hongkong 1021 „ 600 000

Pachtgebiet von Weihaiwei 746 „ 150 000

Palästina (Mandat 1922) . 60 000 „ 1 000 000 Mesopotamien (Irak-Mandat) . 371000 „ 3 000 000

Außerdem stehen unter englischem Einfluß:

Iran-Persien... 1 600 000 Tibet... 2 000 000 Arabien... 3 000 000

Man kann Asien in zwei große Teile zerlegen, deren

10 000 000 6 000 000 6 000 000 c-j f , Tz . , „ - - ■ --- Teilungslinie vom Sudufer des Kaspischen Sees nach Osten hin bis zur Insel Sachalin verläuft.

Der nördliche Teil über dieser Linie ist russisches Gebiet, der südliche, be­

ginnend mit Kleinasien nebst dem Gebiet des 3 Millionen qkm umfassenden und 5 Millionen Einwohner zählenden Arabien, Iran-Indien und die Län­

dergebiete bis tief in den Osten hinein, unterstehen direkt englischer Ober­

hoheit oder englischem Einfluß. So wichtig wie die Besitzungen in Nord- und Ostafrika sind England die kleinasiatischen Besitzungen für den Weg nach Indien und dem Osten. Darum sein Kampf um den Irak und Mossull Die Bahn nach Bagdad soll nur unter englischer Kontrolle stehen. Diese Gebiete sichern aber England auch das weite Hinterland von Arabien, das es die Küste entlang bis ins Innere mit den heiligen Städten Mekka und Medina und bis zum Persischen Golf mit gehorsamen Regierungen und Fürsten ausgestattet hat. Die Reiche von Hedschas, Yemen, Asir, Nedschd, Oman und die persischen Golfstaaten sind alle mehr oder weniger Schöpfungen Englands. In Persien hält England immer noch seinen Einfluß aufrecht, trotz der bolschewistischen Agitation Rußlands. Eine Verbindung der Bagdadbahn mit Persien liegt in Englands Plan. Trotz des Krieges von 1919 gegen Afghanistan wird sich dieses nur schwer Englands Machtsphäre entziehen können. Im Norden von Englands indischem Besitz liegt der Himalaya, der als größtes Reich das nominell nach Indien gehörige Tibet mit 2 Millionen qkm Umfang und 7 Millionen Einwohner umfaßt. Heute ist Tibet vollständig unter englischem Einfluß. Seine Annektion durch England wird in dem Augenblick erfolgen, wo Rußland oder Chiria sich anschicken.

(37)

Verschiebung der kolonialen Machtverhältnisse 27 dort eine aktive Politik zu treiben. Der Herr von Tibet ist der englische

„Resident” in der Hauptstadt des Dalai Lama, in Lhasa.

So ist ganz Asien in zwei Teile gespalten; den Norden beherrscht Ruß­

land, den Süden England. Wirklich selbständige Staaten gibt es außer Japan im Osten und der Türkei im Westen gar keine mehr. Das große China ist in Interessengebiete aufgeteilt, die durch England, Amerika, Japan und Frankreich „vertreten” werden. Der ganze Kampf der letzten Jahre in China mit seinen Wirren, die es nicht zur Ruhe kommen lassen, dreht sich darum, ob China, wie es sein Ziel ist, die Macht aufbringen kann, in Zukunft sich von diesen „Interessenten” freizumachen, um seine Unabhängigkeit wieder zu erlangen und zu behaupten.

Daß wir Deutschen als Machtfaktor in diesem Kampfe ausgeschaltet sind, ist ein wahrer Segen, da wir als ehrliche, vollkommen gleichberechtigte Part­

ner mit China in rechtlicher, wirtschaftlicher, sozialer und internationaler Beziehung als Volk zu Volk auf gleichem Fuße verhandeln können, ein Idealzustand, dem kein Mißklang von Säbelgerassel beigemischt ist. Solange dieser Idealzustand von einem wirklich ehrlichen, friedlichen Wettbewerb der Nationen, der weißen wie der farbigen, nicht verwirklicht wird, können wir von einer wahren Kolonisation nicht sprechen. Und gerade hier haben wir Deutschen einen beträchtlichen Aktivposten in den Ländern der Ost­

meere in Rechnung zu stellen, wenn auch heute kein Fleck der politisch­

geographischen Landkarte mehr deutschen Besitz verzeichnet.

(38)

D asErwachen des Kolonialgedankens in Deutschland

Mit Ausnahme des schwarzen Erdteils und der Südsee war die Welt der Neuzeit fast ausnahmslos unter die verschiedenen Mächte aufgeteilt, soweit Kolonialbesitz in Frage kam. Amerika war durch die Monroe-Doktrin eine

„terra clausa“, d. h. ein verschlossenes Gebiet, geworden. Australien war englisch, der Norden Asiens russisch, der Süden englisch; die großen Inseln waren holländischer Besitz. England war von seinem Besitz so übersättigt, daß ein Unterhauskomitee im Jahre 1865 die einstimmige Besolution faßte,

„daß jede weitere Ausdehnung von Territorien, die Übernahme der Regierung oder neuer Verträge, die den Eingeborenen irgend welchen Schutz ver­

sprächen, untunlich seien”. „Fast zwanzig Jahre lang”, sagen die Engländer,

„lähmte der Geist dieser Resolution die britische Aktion in Afrika, obwohl viele Umstände, so das Fehlen jedes ernsten europäischen Rivalen, die un­

vermeidlichen Grenzstreitigkeiten mit unzivilisierten Rassen, die Tätigkeit des Missionars und Kaufmanns zusammenwirkten, um den britischen Ein­

fluß in weiten Gebieten des Kontinents, über welche die Regierung keine entscheidende Autorität ausübte, zu einem vorherrschenden zu machen. Die Großzügigkeit, mit der Geld und Blut dargebracht wurden, um den Respekt vor der britischen Flagge zu erzwingen oder britischen Untertanen in ihrer Bedrängnis zu helfen, wie es in dem abessinischen Kriege (1867—1868) und in dem Aschantifeldzug (1873) der Fall war, zielte weiter darauf, die Hoch­

achtung vor Großbritannien unter den afrikanischen Rassen zu steigern. Zu­

dem war es eine unvermeidliche Forderung für den Besitz Indiens, daß britische Beamte am Hofe von Sansibar, das seine Sonderexistenz einer Ent­

scheidung des Generalgouverneurs von Indien, Lord Canning, verdankte, be­

trächtliche Gewalt ausübten. Es war eine Folge der Teilung der arabischen und afrikanischen Besitzungen des Sultans von Maskat (am persischen Golf).“

Die europäischen Mächte hatten nur verhältnismäßig kleine Besitzungen in Afrika. Portugal war noch immer die führende Macht, wenn sein Kolonisationswerk auch nicht tief bis ins Innere des schwarzen Erdteils hin­

eingriff, sondern nur Randarbeit blieb. So konnte Deutschland, auch der Zeit nach, als gleichberechtigtes Mitglied mit den Nationen in Wettbewerb treten, zumal es für seine kolonialen Bestrebungen die gleichen Gründe wie

(39)

Das Erwachen des Kolonialgedankens in Deutschland 29 England und die anderen Mächte anführen konnte: Schutz der Missionen und der Forschungsarbeit, Bedarf an Absatzgebieten und Märkten, Er­

schließung von Rohstoffquellen, sowie Auswanderungsmöglichkeiten für seinen Bevölkerungsüberschuß in eigene Siedelungslande.

Als Gründe für die wiedererwachende Kolonialtätigkeit der Mächte wurde die ökonomische und politische Lage von Westeuropa angeführt, der Krieg 1870, der Frankreich auf die koloniale Expansion drängte, Deutschlands wachsende Bevölkerung und Industrie, die nach neuen Märkten suchten.

Italien meldete im Schlepptau Englands seine „legitimen Aspirationen“ auf Afrika an. Frankreich stieß mit seinen transkontinentalen Plänen auf den Widerstand Englands, das mit Portugal um den afrikanischen Besitz wett­

eiferte. Durch die Pläne König Leopolds wurde die Kolonialfrage in Afrika vollends ins Rollen und zur Entscheidung gebracht.

Während die Mächte nach 1875 eine fieberhafte Tätigkeit entfalteten, kam in Deutschland der koloniale Gedanke nur langsam zum Durchbruch, und noch langsamer erfolgte die Verwirklichung desselben.

Wohl hatte Deutschland durch eine ganze Reihe von Männern, die ihr Leben in den Dienst wissenschaftlicher und kolonialer Forschungen stellten, eine führende Stelle eingenommen. Bedeutende Missionsarbeiten edelster Art waren von deutschen Missionaren unternommen worden. Nur einige führende Namen seien aus einer glänzenden Schar hier genannt. Einer der größten Forscher, dessen Werke heute noch grundlegend sind, ist Professor H. Barth (1821—1865), der allein ungeheure Gebiete erforscht hat, ferner solche mit dem Deutschen Dr. Overweg, der (1852) am Tschadsee starb, mit Vogel, der ermordet wurde (1865), mit der englischen Expedition Richardson, die er weiterleitete, als ihr Führer starb, mit Eingeborenen-Horden, in Be­

gleitung von Sklavenjägern und wilden Stämmen. Dank hat er wenig für seine Taten geerntet. Ein energischer, wagemutiger Forscher war G. Rohlfs (1831—1896), Generalarzt der Armee des Sultans von Marokko, der einzig­

artig schwierige Expeditionen unternahm. In Abessinien war er (1880—81) Gesandter und (1884—85) in Sansibar Generalkonsul. Ein großer Forscher war Professor G. Schweinfurth, 1836 geboren, der als Forscher in Afrika wie in der Heimat viel für die deutschen Kolonien gearbeitet hat. Er starb, fast 90 Jahre alt, am 19. September 1925. Ein sehr verdienstvoller Mann ist der Militärarzt G. Nachtigal (1834—1885), der nach großen Forschungen in der Sahara und im Sudan Gebiete betrat, die kein Weißer je lebend ver­

lassen hat. Nachdem er auf seiner Fahrt mit der „Möwe“, an deren Bord er auch gestorben ist, in Togo, Kamerun und Südwest die deutsche Flagge

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30 Das Erwachen des Kolonialgedankens in Deutschland

gehißt hatte, ist ihm als einem Mitbegründer des jungen deutschen Kolonial­

reichs auf seinem Grabe in Duala ein Denkmal errichtet. Eine gewaltige Gestalt im Kolonialdienst ist der Oppelner Arzt E. Schnitzer (1840_ 1892), der Leibarzt Gordons, von dem er in türkischen Diensten, wo er den Titel Emin Pascha angenommen, fan Jahre 1878 auf den brenzlichsten Posten des britischen Weltreiches als Gouverneur der Äquatorialprovinz gestellt wurde. In dem ungeheueren Flammenmeer des Mahdi-Aufstandes, in dem auch Gordon ermordet wurde, war er der einzige Mann, der dem Mahdi unbedingt standhielt, bis er mit Stanley (1889), der ihn auf suchte, nach Bagamojo in Deutsch-Ostafrika zog. Von dort unternahm er in Reichs­

diensten weitere kühnverwegene Reisen bis an die großen Seen, wobei er den wichtigen Sklavenmarkt Tabora im Innern besetzte. Er wurde von dem Sklavenhändler Kibonge ermordet, als er einsam und allein, von Malaria und Fieber geschwächt, halbblind und halbtot, seine Forschungszüge bis gegen den Kongo ausgedehnt hatte.

Noch eine ganze Reihe von Forschern, Wißmann, Peters, Mayer und viele andere weckten in Deutschland das Interesse für die Kolonialbewegung.

Nach Besitznahme der Schutzgebiete dehnte sich ihre Tätigkeit weithin aus, so daß große Gebiete, wie das ehemals unbekannte Deutsch-Ostafrika, heute zu den besterforschten Gebieten Afrikas gehören. Diese Expeditionen und Forschungen, wie die des Großherzogs Adolf von Mecklenburg, sind heute noch in Erinnerung. Viele dieser Forscher leben noch und arbeiten in der Heimat weiter, da ihnen ihr Betätigungsfeld draußen durch den Vertrag von Versailles und die Artikel des Völkerbundes verschlossen wurde.

Auch die Arbeiten der Missionare lenkten Deutschlands Aufmerksamkeit auf die edelste Art von Kolonisation, auf die Arbeit der Zivilisation im dunklen Erdteil, sowie auf die Erforschung unbekannter Welten.

Der Missionar Dr. J. L. Krapf (1810—1881) arbeitete zuerst in den Ländern Ägyptens und in Abessinien. Im Jahre 1843 gründete er eine Station in dem klassischen Lande des Sklavenhandels, in Rebai bei Mombasa, von wo aus er (1848—52) wichtige Entdeckungsreisen in das schwer zugängliche Hinterland des Kilimandscharo und nach den Bergen des Kenia unternahm.

Sein unermüdlicher Gefährte war sein Landsmann, der württembergische Missionar J. Rebmann (1820—1876). Schon vor dem schottischen Missionar Livingstone hatten die evangelischen Missionare der rheinischen Missions­

gesellschaft unter ihrem Führer und energischen Leiter Hahn ihre Forschungsreisen und Arbeiten in einem der schwierigsten Gebiete ausgeübt, in dem von ewigen Kämpfen zwischen Herero, Buschmännern und Hotten­

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Das Erwachen des Kolonialgedankens in Deutschland 31 totten aufgewühlten Gebiete von Nama- und Damaraland, dem späteren Deutsch-Südwestafrika. Im Sudan erweckte der Tiroler Pater Ohrwalder, der mit vier Schwestern in der Gefangenschaft des Mahdi geschmachtet und durch eine abenteuerliche Flucht aus der Höhle des Löwen entwichen war, großes Interesse für den dunklen Erdteil. Bescheiden klingt das Wort des biederen Tirolers über seinen österreichischen Landsmann Rudolf Slatin, den Verfasser von „Feuer und Schwert im Sudan“, der als „Slatin Pascha“

den Gouverneurposten von Darfur tief im Sudan innehatte und ebenfalls in des Mahdi Gefangenschaft geriet: „Ich war nur ein gefangener Missionar, dessen Existenz bei den neuen Herren des Landes wenig Beachtung fand und bald vergessen wurde, während Slatin Pascha, im Mittelpunkt der Er­

eignisse stehend, unter den Lebenden als der Berufenste erscheint, die mah- distische Bewegung richtig zu beurteilen.“

Wie in anderen Ländern waren auch in Deutschland Gesellschaften gegründet, die die koloniale Idee förderten. Die erste war die deutsche Gesellschaft zur Erforschung von Äquatorialafrika, die in Berlin (1873) errichtet wurde. Zwei Jahre später wurde in Berlin das Nationalkomitee zur afrikanischen Gesellschaft gegründet. Beide vereinigten sich 1878.

Die Handelsstationen in Übersee arbeiteten viele Jahrzehnte praktisch für koloniale Wirtschaftspolitik, besonders die Firma Godeffroy & Sohn aus Hamburg, die in Südamerika und in der Südsee bedeutende Handelsnieder­

lassungen hatte. Um die Südsee hat sich die Firma hoch verdient gemacht, auch durch wissenschaftliche Forschungen. Im Jahre 1873 ging aus ihr die

„Deutsche Handels- und Plantagen-Gesellschaft der Südsee-Inseln“ hervor.

Von Bedeutung wurde der „Deutsche Kolonialverein” unter dem Fürsten Hermann zu Hohenlohe-Langenburg, der 1888 zu dem Zwecke gegründet war, im Volke die Bewegung der kolonialen Betätigung auszubreiten.

Andere Gesellschaften folgten mit dem Erwerb der deutschen Schutzgebiete.

Zur Gründung eines Weltreiches, wie die „Ostindische Handelskompanie“, hat es aber keine dieser Gesellschaften gebracht. Ihre Besitzungen und Rechte wurden bald unter die Hoheit des Staates gestellt, was sich als er­

probterer Weg der Kolonialpolitik erwies.

Zu den Arbeiten dieser Männer und Gesellschaften kam ein tiefinnerer Grund, der wesentlich auf koloniale Betätigung drängte. Es war die deutsche Auswandererfrage, die schon in den Jahrzehnten nach den Befreiungskriegen auf eine koloniale Ausdehnung hingezielt hatte, ohne aber zu einem Ziele zu führen. Die Auswanderung aus Deutschland betrug im neunzehnten Jahr­

hundert zwischen vier und fünf Millionen Menschen. Eine Unsumme nicht

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32 Das Erwachen des Kolonialgedankens in Deutschland

nur bester Arbeitskraft, kühnen Unternehmungsgeistes, gesunden Volks­

blutes ging damit dem Vaterlande verloren, sondern auch eine große Menge gediegenen Kapitals an Geld und Gut. Und während Engländer, Russen und Franzosen, selbst die Iren, in Staaten und Kolonien auswandern konn­

ten, wo sie ihre nationale Eigenart bewahrten, verschmolz der große Strom deutscher nationaler Eigenart in der neuen Heimat mit denen anderer Völker, besonders der angelsächsischen Welt und Rasse.

Namen wie Emin Pascha, der seine besten Lebensjahre in englischen Diensten verbrachte und Hermann von Wißmann, der eine Zeitlang im Dienste der internationalen afrikanischen Gesellschaft seine großen For­

schungsreisen unternahm, erinnern uns daran, wieviel deutsche Kraft auf kolonialem Gebiete im Dienste fremder Nationen auf gebraucht wurde. Ein Schulbeispiel dieser Art ist der in Deutschland fast unbekannte Forscher Julius von Haast — um nur einen Namen zu nennen—, der in der Südsee in Ehren fortlebt in „Haast-Fluß, Haast-Spitze, Haast-Gletscher“, die im Hoch­

gebirge von Neuseeland an seinen Namen erinnern. Mit dem deutschen Geo­

logen Ferdinand von Hochstätter arbeitete er zuerst als Forscher in Neusee­

land, dem er dann seine ganze Lebenskraft widmete, wodurch er sich dauernden Ruhm geschaffen — in englischen Diensten wie so viele seiner Landsleute. Aber er hatte seine deutsche Heimat unter dem fremden Himmel, unter dem er starb und begraben liegt, nie vergessen und nie verleugnet.

Hier drängte sich zwangsläufig der Gedanke auf, einen Ausweg zu schaffen.

Er lag in dem Kolonialerwerb, wo Deutsche ihrem Heimat- und Volksgefühl treu bleiben konnten. Bismarck, der einen feinen Sinn für Witterungen und Stimmungen unter dem Volke hatte und auf diesen seine Politik aufbaute, ließ nur langsam die Gründe für eine Kolonialpolitik bestimmend sein Handeln beeinflussen. Außenpolitisch konnte er die fieberhaften Bemühun­

gen der Mächte um Afrika nach 1880 nicht mehr übersehen. Als er 1880 das Handelsministerium in Preußen übernommen, mochte er sich an das Wort des Großen Kurfürsten von Brandenburg erinnern: „Seefahrt und Handel sind die fürnehmsten Säulen eines Staates.” Innenpolitisch mußte ihn die wachsende Industrie, die auf Ausfuhr und Absatz angewiesen war, bestimmen, Weltmärkte zu erwerben. Nach Englands Vorbild in der Politik gab es, diese dauernd zu sichern, nur ein Mittel, Kolonien in irgend einer Form zu erwerben und zu halten, zu stützen und zu entwickeln. Dazu ge­

hörte aber eine Flotte. Wenn Bismarck sich lange der letzten Notwendigkeit verschloß, um England nicht zu nahe zu treten, so trat er doch schon 1883 ebenso klug wie energisch für eine deutsche Kolonialpolitik ein.

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FuggerhausinAugsburg

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Die ersten Kolonialversuche Deutschlands

Das Welserland in Venezuela 1528—1556

Zu wirklich erfolgverheißenden Betätigungen kolonialer Entwicklung durch die Deutschen in der Geschichte der Neuzeit kam es dreimal. Das erste Unternehmen erfolgte im Anfang des 16. Jahrhunderts durch den Unternehmungsgeist der Welser und Fugger in Augsburg. Der zweite Kolonialversuch war das Unternehmen des Großen Kurfürsten von Branden­

burg um das Jahr 1700, der dritte, fast um die gleiche Zeit, erstreckte sich in den fernen Osten und stützte sich auf die Handelspolitik Kaiser Karls VI. und des Prinzen von Savoyen. Die erste war in Südamerika, wo die Völker der iberischen Halbinsel sich nationale Kolonialstaaten geschaffen, die zweite an der Goldküste Afrikas, dem Tummelplatz fast aller seefahrenden Nationen Europas, die dritte in dem gewaltigen Reich der Mogulen, in Indien. Es ist lehrreich und interessant, kurz die Gründung und Entwicklung dieser Kolonialunternehmungen zu verfolgen, die schließlich nach kurzen viel­

versprechenden Erfolgen durch die Eifersucht der europäischen Mächte zu­

grunde gingen.

Ein Privatunternehmen kolonialer Art war die Expedition der Welser und Fugger in Augsburg. Am 27. März 1528 hatten die Oberdeutschen Heinrich Ehinger und Hieronymus Seiler mit der spanischen Regierung einen Vertrag geschlossen, der ihnen einen Teil der Küste Venezuelas, Klein­

venedig, wie die Ansiedler es nannten, zusprach. Durch Karl V. wurde den reichen Bankiers der Welser in Augsburg das Recht auf Venezuela über­

tragen. Mit den Fuggern waren die Welser die unternehmungskühnsten Ge­

schlechter Deutschlands. Während die Hanseaten die See ringsum in stiller Ruhe beschauten, trieben die Fugger und Welser ihren Handel nach fremden Ländern und Meeren. In Venezuela sollten die deutschen Kaufleute und Ansiedler das Land wirtschaftlich erschließen. Zugleich hatten sie eine Handelsstation an der Küste.

Im Jahre 1529 landete die erste Expedition an der Küste von Venezuela.

Der erste Generalkapitän des Landes, Ambrosius Ehinger aus Augsburg, verwaltete das Land im Namen der Welser, die auch an anderen Stellen

3 Abs

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34 Die ersten Kolonialversuche Deutschlands

Amerikas Handelsversuche gemacht hatten. Im Jahre 1541 kam einer der Welser, Bartholomäus der Jüngere, selbst in die Kolonie, in der spanische Abenteurer den Deutschen den Platz streitig machten. Unter den Deutschen war der Ritter Philipp von Hutten, der auf seinen Streifzügen in der Suche nach dem sagenhaften Goldland bis tief in das Innere des unbekannten Landes vorgedrungen war. Die Lage war von Anfang an schwer und wurde im Laufe der Zeit noch schwieriger, seit der Spanier Juan Carvajal den Gouverneurposten von Venezuela einnahm. Von diesem Spanier wurde Bartholomäus Welser und mit ihm Philipp von Hutten gefangengenommen und hingerichtet (1546). Damit war dieses Kolonial unternehmen endgültig dem Untergang geweiht. Die Welser führten lange Zeit um ihren Besitz einen Prozeß, in dem sie sich wohl vor dem spanischen Indienrat rechtfertigten wegen ihres Vorgehens in Venezuela, in dessen Verlauf ihnen aber Vene­

zuela als Besitztum genommen wurde.

In einer Beziehung ist der Verlust dieses kolonialen Landes, das vielleicht deutschen Ansiedlern eine Heimat hätte werden können, nicht sehr zu be­

dauern. Denn ohne Zweifel hätte die Kolonie sich auf den damals ertrag­

reichsten „Handelsartikel“ geworfen, den alle seefahrenden und handel­

treibenden Nationen als gewinnreichstes Geschäft umsetzten, nämlich den Sklavenhandel mit Negern, die von der Küste Westafrikas nach Amerika ver­

sandt wurden. Man kann nur sagen, „Gott sei Dank”, daß Deutschland nicht mit dieser Kulturschmach bedeckt ist, die auf allen Kolonialvölkern Europas und Amerikas lastete und bis ins neunzehnte Jahrhundert andauerte. Aber eine andere Tätigkeit edelster Kolonialart lebt heute noch fort in Venezuela, wo deutscher Unternehmergeist und deutsches Kapital halfen, das Land zu erschließen und zum Wohlstand zu bringen. Wenn die deutschen Geschäfte und Villen in den Hauptstädten des Landes an diese Arbeit erinnern, so lebt in den Urwäldern ein Denkmal deutschen Fleißes fort in der Kolonie von Tovar, wo sich deutsche Bauern mitten im Urwald ein blühendes Fleckchen Land schufen, in dem sich bis heute deutsche Art und deutsche Sprache erhalten haben.

Ausgezeichnete Darstellungen über die überseeischen Unternehmungen der Welser gibt uns der Historiker K. Häbler in seinen verschiedenen Schrif­

ten, in denen er die deutschen Unternehmungen in Westindien schildert.

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Der Kolonialbesitz Branden bürg sin Westafrika, 1689-1721

Daß Handel und Seefahrt zu den kräftigsten Mitteln gehören, die Staat und Volk zu wirtschaftlicher Blüte bringen, hatte Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst von Brandenburg, mit staatsmännischem Blick erkannt. Er hatte ein waches Ohr für die Vorgänge in der weiten Übersee. Als junger Fürst trug er den Plan in sich, eine Ostindische Kompagnie zu gründen im Verein mit Österreich. Holländer waren es, die ihn mit Rat und Tat unter­

stützten. Erst war es der Admiral Arnold Gijsels, der in des Kurfürsten Dienste trat, später Benjamin Raule (1634—1704), der „Generaldirektor“

der brandenburgischen Marine, der die junge Flotte zu bedeutender Blüte gebracht. Im Seekriege mit Schweden hatte die Flotte ihre Seetüchtigkeit bewiesen. Im Jahre 1680 zählte die Flotte 28 Kriegsschiffe. Nun hatte der Kurfürst das Mittel, Überseepolitik zu treiben. Raule hatte 1679 auf Kolo­

nialbesitz an der Westküste Afrikas hingewiesen in seiner „Vorstellung einer neu aufzurichtenden Guineischen Kompagnie in Seiner Churfürstlichen Durchlaucht zu Brandenburg Landen“. Im Juli 1680 wurde dem Grafen von Dönhof der Befehl gegeben, daß er auf zwei Schiffen, „welche Seine Churfürstliche Durchlaucht nach Guinea schicken, zwantzigk guthe gesunde Musquetiere nebst zwei Unteroffizieren von den in Preußen stehenden Regi­

mentern zu Fuß zu geben und selbige gehörig zu mundieren habe“. Die Schiffe waren „Wappen von Brandenburg“ und „Morian“. Der Kapitän Blonck schloß 1681 den ersten Vertrag mit Häuptlingen an der Goldküste ab. Aber die Holländer kaperten das „Wappen von Brandenburg“. Den

„Morian“ zwangen sie zur Umkehr. Am 7. März 1682 gründete der Kurfürst die „Afrikanische Kompagnie“, zu deren Gründung er erklärt:

„Wir entbieten hiermit an alle & jede, denen dieses vorkommen möchte, oder zu wissen nöthig, nach jeden Standes Gebühr, Unsere Gruß, & fügen denselben zu wissen: Demnach Wir erwogen, wie daß der höchste Gott einige Unserer Landen mit wohlgelegenen Seehäfen beneficiret, & dannen- hero Vorhabens sein, unter andern Mitteln, so Wir zur Verbesserung der Schiff-Fahrt & des Commercii, als worin die beste Aufnahm eines Landes

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