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Jahres-Bericht der Polytechnischen Gesellschaft zu Stettin für das 53 Vereinsjahr 1914

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(1)

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üreiunöfünfzigste Vereinsjahr 1914.

Stettin Druck von h. Susendtth

1915.

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Bücherei des naturwids. Shdtm’us.eums.

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Jahres-Bericht

der

polytechnischen Gesellschaft

Stettin

für^öas dreiundfünfzigfte Vereinsjahr 1914.

I. A. deZIVorstandes zusammengestellt von Dipl.-Jng. Spohn.

Stettin.

Druck von H. Susenbeth.

191».

(4)

etwaige Wohnungsänderung, besonders bei Verzug nach auswärts, dem Kassenwart Herrn Elfreich,

z

Landschaftliche Sank, Paradeplatz 40, anzuzeigen.

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(5)

nischen Gesellschaft, stand iu der zweiten Hälfte unter dem Einfluß des Weltkrieges. Viele ihrer Mitglieder sind dem Ruse des Königs gefolgt und zu den Fahnen geeilt;

manche sind bereits auf dem Felde der Ehre den Heldeil­

tod gestorben.

Ehre ihrem Andenken! ~

Das Konzert- und Vereinshaus, in dessen Sälen seit vielen Jahren die Vorträge stattfanden, wurde mit Beginn des Krieges zum Lazarett eingerichtet, sodaß die Gesellschaft Unterkunft in den Räumen der neu eröff­

neten „Stettiner Urania" und des Evangelischen Vereins­

hauses suchen mußte.

Einige der für das Winterhalbjahr in Aussicht ge­

nommenen Vorträge mußten zurückgezogen werden, weil die Redner durch den Heeresdienst am Erscheinen verhindert waren.

Wenn auch infolgedessen das gewohnte Verzeichnis über die Vortragsfolge für 1914/15 nicht an die Mit­

glieder ausgegeben werden konnte, so wird doch der Vor­

stand es sich angelegen sein lassen, Vorträge in gewohn­

ter Zahl zu bieten, die allen Mitgliedern Anregung und Interesse bringen werden.

Die steigende Bedeutung, die die Technik besonders in dem jetzigen Kriege gewonnen hat, und die hierbei auf dem technischen Gesamtgebiete gemachten Erfahrungen werden Anregung sein für ein weiteres Fortschreiten der Bestrebungen der Polytechnischen Gesellschaft.

Die Geschäftsstelle befindet sich in den Händen des Herrn Bankdirektor E l f r e i ch, Landschaftliche Bank, Paradeplatz Nr. 40. Dort können neue Mitglieder an­

gemeldet werden, ebenda wird wie bisher zu jeder Mit­

gliedskarte auf Antrag eine auf den Namen lautende, unübertragbare Nebenkarte kostenlos ausgefertigt. Eine zweite Nebenkarte kostet 3.— Mk.

(6)

Vorstand für 1915:

1. Vorsitzender: Herr Direktor Dr. K. G oslich, Züllchow, Chausseestr. 37,

2. „ Herr Dr. Wimmer, Stettin, Elisabeth­

straße 69.

Schriftführer: Herr Stadtrat Jng. R. Wels, Stettin, N.-T., Falkenwalderstr. 82,

„ Herr Dr. W. Scheunem ann, Stettin, Kaiser Wilhelmstr. 4,

„ Herr Dr. K. S i eberer, Stettin, . Preußische Straße 17,

„ Herr Diplomingenieur Spohn, Stettin, Direktor der Gas- und Wasserwerke, Pommerensdorferstr. 26.

Kassenwart: Herr Bankdirektor Elsreich, Stettin, Paradeplatz 40,

Zeugwart: Herr H. Epp, Stettin, Elisabethstr. 13.

Mitglieder des Ausschusses für 1915:

Herr Hafenbetriebsingenieur A. Boje, Freibezirk,

„ Kaufmann I. Dröse, König Albertstr. 8, ,, Sanitätsrat Dr. Freund, König stor 2,

„ Stadtrat Dr. Hetzer, Falkenwalderstr. 59,

„ Oberingeniuer W. K e t t n e r, Wrangelstr. 4 a,

„ Professor Dr. Krankenhagen, Elisabethstr. 69,

„ Chemiker Dr. Richter, Bollwerk 37,

o Professor Dr. Droschke, Derflingerstr. 1 I.

„ Justizrat Rich. Otto Wolff, Augustastr. 54,

„ Kaufmann W o s sidlo, Augustastr. 53,

„ Dr. Gehrke, Direktor des städtischen Gesundheits­

amtes, Kaiser Wilhelmstr. 69/70.

Rechnungsprüfer für 1915 :

Herr H. Dräger, Herr R. Lentz,

„ Ed.Seipp, „ E. Zander,

(7)

'X

Aus g a b e:

U ff a if

i

Haushaltsplan für 1Y15, vsrgefchlagen vom Vorstände:

Einnahme:

Beiträge. . Eintrittsgelder Nebenkarten Gastkarten . Zinsen . .

Vorträge

Saalmieten .

Jahres- und Sitzungsberichte . . . Sommerfahrt

Botenlöhne

Bekanntmachungen

Verwaltungskosten und Anschaffungen i

. . Mk. 4500 112 36 30 700

(8)

M Bestand aus dem Jahre 1913... 2172 Vorträge... 1808 05 Beiträge ...I 5 633 Mieten... 1291 — Eintrittsgeld... • ■ • 1 54 I Jahres- und Sitzungsberichte... 809 15 Nebenkarten... 95 Sommerfest ... Gastkarten... 194 Botenlöhne... 42040 Zinsen... 874 65 Bekanntmachungen... 17463 Verwaltungskosten und Anschaffungen .... 335 17 Wertpapiere... 857 25 Bestand am Jahresschluß 1914... 3 327 —

9 022 65 9 022165

Vermögens-Bestand am 1. Jannar 1915.

Guthaben bei der Landschaft!. Bank

Wertpapiere

Die Stücke sind im Schließfach bei Wm. Schlutow verwahrt.

Die Zinsscheinbogen bei der Landschaftlichen Bank hinterlegt.

Preuß. 3l/2°/0 Konsols...

Preuß. Zentral-Boden-Kred. 3^2 % Pfdbr. v. 86 . . . Allgemeine Elektrizitäts'Gesellschaft 4% Obl. IV u. V . Preuß. Boden-Kreoit 4 % Pfdbr. XIV...

Allgem Elektrizitäts-Gesellschaft 41l2olo Obl. v. 11 VII . Siemens & Halske 4% Obl. v. 1898

dgl. v. 1900

24 127 — 3 327

2 000-

11300

1000

2 500

1000

1000

2 000 20 800

Stettin, 1. Januar 1915

F. Elfreich.

Geprüft und richtig befunden

Die Rechnungsprüfer:

Eduard Seipp, E. Zauder.

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-er im Jahre 1914 gehaltenen Vorträge

Seite 2. Januar. Herr Direktor I)r. G oślich, Züllchow:

Altes und Neues aus Ägypten ... 1 9. Januar. Herr Professor Dr. Baur, Berlin (Land­

wirtschaftliche Hochschule): Die Gesetze der Vererbung und ihre Tragweite für den Menschen ... 5 11. Januar. Herr Dr. Tassilo Hoffmann, Stettin

(Altertumsmuseum): Das Geld in der Kulturgeschichte ... 10 23. Januar. Herr Rektor Lemke, Storkow i.d.Mark,

Vorsitzender des Reichskinoausschusses für wissenschaftliche und Schulkinomato- graphie: Naturgewalten ...11 30. Januar. Herr Dr. Gehrke, Direktor des städti­

schen Gesundheitsamts in Stettin: Tropen­

krankheiten und Tropenhygiene ... 14 6. Februar. Herr Professor Dr. Krankenhagen,

Stettin: Neuere Ansichten über die Be­

schaffenheit der Erdatmosphäre ... 20 13. Februar. Herr Professor Dr. von Staff, Kaiser­

licher Reichsgeologe, Berlin: Tendaguru- Expedition...23 20. Februar. Herr Stadtbauinspektor Toop, Stettin

Monumentalbauten... .27 27. Februar. Herr Dr. von Linstow, Königlicher

Landesgeologe, Berlin: Die Tektonik im

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Seite Untergrund des norddeutschen Tieflandes mit besonderer Berücksichtigung der Gegend von Stettin... 33 6. März. Herr Professor Dr. Schwahn, Direktor

der Urania in Berlin: Werden und Ver­

gehen int Weltenraum... 35 13. März. Herr Professor Dr. Rathgen, Chemiker

der Königlichen Mttseen in Berlin: Zerfall und Erhaltultg von Altertumsfunden . 39 20. März. Herr Dr. K. Sieberer, Stettin: Aufgabe

imd Einrichtung der Museen sür Natur­

kunde mit besonderer Berücksichtigung des Stettiner Stadtmuseums . . . . .41 6. November. Herr Professor Dr. Rohrbach, Berlin:

Die russisch-englische Wurzel des Welt-.

krieges ... 46

13. November. Herr Dr. Ernst Jäckh, Berlin: Der deutsche Krieg und der Islam.... 49 20. November. Herr Professor Dr. Friederichsen,

Greifswald: Rußland, Land und Leute 52 27. November. Herr Direktor Dr. Goslich, Züllchow:

Entwickelung der Handfeuerwaffen . . 55 11. Dezember. Herr Dr. W. Block, Berlin: Ver­

wertung mechanischer und optischer Gesetze im Kriegswesen... .59

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-er Schriftführer über -ie im Jahre 1914 abgehaltenen Sitzungen.

1. Sitzung am 2. Januar 1914.

Vorsitzender: Herr Dr. G os lich.

Schriftführer: Herr Dr. Sieberer.

Zunächst wurde der Vorstand wiedergewählt, dazu als SchriftführerHerr Dipl.-Ingenieur Spohn, Direktor der Städt. Gas- und Wasserwerke. Für ein ausge­

schiedenes Mitglied des Ausschusses wurde Herr Dr.

Gehrke, Direktor des Städt. Gesundheitsamts, gewählt;

im übrigen blieb die Zusammensetzung auch des Aus­

schusses die alte, ebenso wurden die Rechnungsprüfer wiedergewählt.

Nach Beendigung des geschäftlichen Teils nahm Herr Dr. Goslich das Wort, um über „Altes und Neues aus Aegypten" zu sprechen. Dieses Thema ist immer wieder interessant, denn, wie Redner aussührte, seit früher Jugend beschäftigt sich unsere Phantasie mit dem Wunderland, von dem wir zum erstenmal in bib­

lischen Erzählungen hören. Dann bringt der Geschichts­

unterricht die Kunde von Alexander dem Großen, der Alexandria gegründet, die Eroberung Aegyptens durch die Araber 627, die Siegeszüge Napoleon Bonapartes.

Es sei kein Wunder, meinte Redner, daß er selber auch den Wunsch gehabt, Aegypten kennen zu lernen, und er habe Gelegenheit gehabt, sich im ägyptischen Museum über das alte, durch Unterhandlung mit Landeskundigen über das neue Aegypten zu unterrichten.

Das größte von allen Wundern Aegytens ist der Nil, der Erhalter des ganzen Landes, der durch seine

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jährlichen Überschwemmungen die Fruchtbarkeit des Bodens bedingt. Erst im vorigen Jahrhundert ist es gelungen, die Quellen des Nil zu entdecken und die Ursachen der regelmäßigen Ueberschwemmung zu er­

gründen. Von den beiden Quellflüssen des Nil kommt der sogenannte weiße, der längere von beiden, aus dem Viktoria-Nyansa, der seinen Zufluß nördlich vom Tan- ganyika hat. Der blaue Nil, der den weißen bei Chartum erreicht, entspringt auf dem Abessinischen Bergland und ist als der einzige bedeutende Nebenfluß des Nil zu rechnen. Dieser gewaltige und wahrscheinlich längste Strom der Erde ist mit seinen 6500 km etwa 16mal so lang wie unsere Oder und durchfließt etwa Vs der nördlichen Halbkugel. Es ist sehr wichtig für Aegypten, daß der Nil seinen Lauf von Süden nach Norden inne­

halten konnte und so dem ganzen Land zu gute kommt.

Namentlich bei Assuan lag die Gefahr nahe, daß er von dem anstehenden Granit zum Roten Meer abgelenkt würde, doch hat er sich auch dort Bahn gebrochen. Die Ueberschwemmung kommt dadurch zustande, daß im August und September ungeheure Regenfälle auf das abessinische Bergland niedergehen, durch die der blaue Nil, riesige Schlammassen mit sich führend, gewaltig anschwillt. Zugleich staut er damit den weißen Nil aus, der dann auch noch nach der eigentlichen Ueber­

schwemmung reichlich Wasser hat. Die vordringende Flut des blauen Nils erreicht erst im Juni Assuan, im September daraus Kairo. Wo die Wasser sich verlausen haben, beginnt die Feldarbeit. Zunächst müssen die Flur­

grenzen, die durch die Flut verwischt wurden, wieder ausgemessen und sestgelegt werden. So führte die Nil­

überschwemmung schon in alter Zeit zur Beschäftigung mit Mathematik, zum Erlaß von Gesetzen zwecks Regelung unvermeidlicher Eigentumsstreitigkeiten und zum Studium der Astronomie und Festsetzung eines Kalenders, um den Eintritt des großen Ereignisses im voraus wissen zu können.

Man kannte früher nur drei Jahreszeiten: vier Monate Ueberschwemmung, vier Monate Winterkultur, vier Monate unfruchtbarer Sommer. Die Bewässerung wird nur vom Nil besorgt, da Regen fast garnicht fällt. Nur ganz dicht am Nil konnte mit Pumpen und Schöpfrädern eine zweite Ernte ermöglicht werden. Erst seit Mehmed

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Ali Anfang des 19. Jahrhunderts die erste Stauanlage am unteren Lauf des Nils (Barrage du Nil) bauen ließ, der sich später andere zugesellten (bei Sint und Assuan), mar für bessere Ausnützung des Bodens auch weiter fort vom Ufer gesorgt. Die Feldarbeit wird noch mit denselben Geräten und auf gleiche Weise ausgeführt wie vor Jahrtausenden, wie das aus alten Bildern ersichtlich ist. Neuerdings wird mit Chilesalpeter gedüngt, da der Schlamm, der noch dazu von den Stauanlagen zum Teil zurückgehalten wird, keinen Stickstoff enthält, und Viehdung nur als Brennmaterial verwandt wird. Man hat jetzt drei Ernten, im April, Oktober und November.

Der Bauer (Fellah) muß zwar hart erbeiten, doch ist er seit Urväter Zeiten zäh und widerstandsfähig. Erstaun­

lich ist die an alten Bildern nachweisbare Rassenstetigkeit bei Mensch und Tier. Vor den übrigen Völkern Afrikas zeichnet sich der Aegypter durch edleren Gesichtsbau aus, der besonders in Nase und Kinn zur Geltung kommt.

Auch die Wohnung des Fellah ist dieselbe wie vor Jahr­

tausenden, Wände aus Nilschlamm mit einer Türöffnung, kein Dach, nur eine Decke aus Durrahstroh zum Schutz gegen die Sonne, mit einer Oeffnung als Rauchabzug.

Die Wohnung des reichen Aegypters, soweit sie noch nicht unter europäischen Einfluß steht, zeigt nach der Straße fensterlose Wände, im Innern sind die Räume um einen Hof gruppiert. Diese Anordnung erinnert an Pompeji, und auch die großen Tonkrüge zur Aufbe­

wahrung von Speisen und Flüssigkeiten sind hier wie dort die gleichen. Die Mahlzeiten des Volkes sind wie alle Lebensgewohnheiten einfach. Mit der Frohnarbeit, die früher für den König, jetzt für den Pascha geleistet wird, ist es schon besser geworden, der Fellah wird allmählich selbständig und fängt an zu sparen. Inte­

ressant ist es, daß er seine Ersparnisse auf die deutsche Orientbank trägt. Zinsen nimmt er nicht, das verbietet der Koran. Das Vertrauen auf den Deutschen ist allgemein. Der Baumwollhandel liegt in deutschen Händen, man findet deutsche Hotelbesitzer, Museums­

beamte, Bibliothekare, Aerzte. Der Mohammedaner ist tolerant genug, die Christen ungestört ihrem Gottesdienst nachgehen zu lassen. Es ist keineswegs so, daß die Araber 622 plötzlich ausgezogen wären, um die Welt

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für den neuen Glauben zu erobern. Schon vorher waren junge Krieger über die Grenzen gezogen, das Land war zu klein geworden, und die schnelle Bekehrung fremder Stämme zum Islam ist weniger durch die Macht des Schwertes, als wegen materiellen Vorteils erfolgt, da nur die andersgläubigen Unterjochten Tribut zu zahlen brauchten. So ist auch der Fellah Mohammedaner geworden, und keineswegs zu seinem Schaden. In der Stellung der Frau hat der Islam viel geändert.

Während sie früher hart mitarbeiten mußte, ist sie jetzt auf Hausarbeit und Kindererziehung beschränkt. Auch in den unteren Schichten nimmt kein Mädchen eine Stellung außerhalb der Familie an. Dem Engländer muß man anerkennen, daß er in Aegypten mustergültig Ordnung hält. Die Straßenpolizei ist tüchtig und ge­

wissenhaft, ebenso die Sicherheitspolizei. Die Straßen werden nach Möglichkeit sauber gehalten und häufig gesprengt. Wie der Ackerbau, so ist auch das Handwerk in vielem gleich geblieben. Hierfür dienen zur Orientierung außer alten Bildern noch die Funde aus Grabstätten, da dem Toten meist ein Symbol dessen mitgegeben wurde, womit sie sich im Leben beschäftigt hatten. Wir finden Schiffsmodelle, sowie an Einzelgruppen dargestellt den Gang des Schiffbaues. Aus den Gräbern von Feldherrn und Königen stammen Soldatenfiguren mit Waffenausrüstung. Die Pyramiden zeugen von der Prachtliebe und Machtentsaltung der Könige, die Tausende von Sklaven bei diesen Bauten beschäftigten, sie zeugen aber außerdem von einer erstaunlichen Fertigkeit in der Behandlung des schwer zu verarbeitenden Materials, über die wir uns heute noch nicht im klaren sind. Eisen war damals aller Wahrscheinlichkeit nach nicht bekannt, es ist also rätselhaft, wie der harte Stein behauen wurde.

Auch daß so riesenhafte Blöcke transportiert wurden, muß noch heute unser Staunen erregen. Im Prinzip sind die Pyramiden eine Weiterbildung des Steinhaufens, der auch über des gemeinen Mannes Grab zur Kennt­

lichmachung der geweihten Stätte errichtet wurde. Aehnlich technische Wunderwerke wie die Pyramiden sind die Obelisken, die oft 20 m hoch sind. Sie bestehen aus einem Stück meist grobkörnigen Granit, der ebenfalls auf außerordentlich exakte Weise behauen und mit scharf

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eingegrabenen Hieroglyphen bedeckt ist. Auch die kollosalen Tempelsäulen sind aus einem Stück und die Kapitale daran herausgearbeitet. Der sogenannte maurische Stil, der uns mit seiner fremdartigen Pracht und Formen­

sülle entzückt, wird mit Unrecht dem armen Hirtenvolk der Araber zugeschrieben. Er entwickelte sich vielmehr aus Bestandteilen fremder Stile, und besonders von den Persern haben die Araber in dieser Beziehung viel gelernt.

Neuerdings erstreckt sich der europäische Einfluß auch auf den Städtebau, und ein ganz moderner Ort ist die Lungenheilstätte Heluan. Interessanter sind natürlich die alten Städte, in denen ja auch dank dem trocknen Klima jahrtausendalte Zeugnisse jener fernen Kultur erhalten geblieben sind.

Soviel Schönes und Sehenswertes aber Aegypten bieten mag, der Europäer wird sich nicht dauernd in dem heißen Klima (bis zu 50c) wohl fühlen. Es wird ihm bei der Rückkehr aus Aegypten meist so gehen wie dem Vortragenden, der mit erleichtertem Aufatmen den ersten Regen und die schattenspendenden heimischen Laub­

bäume begrüßte.

Die interessanten und mit Humor gewürzten Aus- führungen, die durch ausgezeichnete Lichtbilder erläutert wurden, riesen rege Teilnahme und am Schluß lebhaften Beifall hervor.

2. Sitzung vom 9. Januar 1914.

Vorsitzender: Herr Dr. G oslich.

Schriftführer: Herr Dr. S i eberer.

Professor Dr. Baur von der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin sprach über „Die Gesetze der Ver­

erbung und ihre Tragweite für den Menschen". In äußerst klarer und fesselnder Weise führte er etwa folgendes aus:

Eines der wichtigsten Probleme in der modernen Biologie ist die Tatsache der Vererbung, ihr Zustande­

kommen und ihre Beeinflussung. Besonders wichtig ist ihr Studium bei den sogenannten Kreuzungs- oder Bastardierungsversuchen, d. i. Paarung zweier verschieden­

artiger Individuen (meist innerhalb einer Art). Der

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Träger der Vererbung ist das Keimplasma, durch die Befruchtung entsteht eine Vermischung zweier Keim­

plasmen und damit auch eine Vermischung der beider­

seitigen Erbanlagen. In manchen Fällen werden die Eigenschaften beider Eltern gleichmäßig, oft aber ungleich­

mäßig vererbt. Diese Tatsache ist grundlegend für die Mendel'schen Regeln, ohne die in der modernen Ver­

erbungsforschung überhaupt nicht gearbeitet werden kann.

Sie wurden vor etwa fünfzig Jahren herausgesunden und aufgestellt von den: Augustinermönch Gregor Mendel zu Brünn. Er veröffentlichte seine Entdeckung, blieb jedoch damit gänzlich unbeachtet, und erst als vor etwa zehn Jahren zu gleicher Zeit und unabhängig von einander die Naturforscher Correns de Vries und Tschermak die gleichen Tatsachen und ihre Gesetzmäßigkeit beobachteten wie Mendel, wurde auf ihn zurückgegriffen und sein Name zu Ehren gebracht. Durch die Anwendung der Mendel'schen Regeln ist die Forschungsmethode der heutigen Biologie von der vor einem halben Jahrhundert so bedeutend vorgeschritten, wie es etwa unsere Chemiker gegenüber den Alchymisten sind. Die Vererbungslehre ist eine selbständige Wissenschaft mit eigenen Lehfftühlen und Laboratorien geworden.

Eine Darstellung der Mendel'schen Regeln unter­

nimmt man am besten bei Beschreibung eines danach eingerichteten Versuches. Mendel hat zunächst mit Erbsen experimentiert, doch aus später zu erklärendem Grunde mag hier lieber ein Versuch mit der Wunderblume (Mirabilis Jalappa) angeführt werden. Es wurde eine rotblühende mit einer weißen gekreuzt; der Bastard zeigte rosa Blüten, eine Mischung der beiden Ausgangsfarben.

Befruchtete man diese rosa Wunderblume mit sich selbst oder einem ihr gleichen Bastard, so zeigten die daraus hervorgehenden Abkömmlinge (bei einer genügenden Zahl von Versuchsobjekten) ein Viertel rote, ein Viertel weiße, und zwei Viertel rosa Blüten, also eine Aufspaltung in die Farben der Eltern sowie der Bastardeltern. Paarte man die roten Abkömmlinge unter sich, so gaben sie weiter konstant rote Blüten, die weißen unter sich gepaart, konstant weiße. Die rosa jedoch ergaben in ihrer Nach­

kommenschaft wieder eine Spaltung in rot, rosa und weiß. Eine Komplikation tritt in den Fällen ein, wo

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kein deutlicher Unterschied zwischen dem Bastard und dem einen der Eltern zu erkennen ist. Hierher gehört die Erbse. Mendel erhielt aus der Kreuzung einer rot­

blühenden mit einer weißen Erbse einen roten Bastard.

Bei der Wunderblume hatten sich also die Elterneigen­

schaften zu einer Bastardeigenschaft vermischt, bei der Erbse dagegen wurde das eine (das rezessive) Merkmal unterdrückt, das andere herrschte vor (dominierte). Daß das rezessive Merkmal trotzdem unsichtbar in dem Bastard vorhanden war, geht daraus hervor, daß es in einem Viertel seiner Nachkommenschaft wieder zum Vorschein kam. Diese Aufspaltung in Eigenschaften der Bastard- eltern erklärt Mendel folgendermaßen:

Bei der Kreuzung einer rothlühenden mit einer weißblühenden Pflanze treffen zwei Geschlechtszellen auf­

einander, von denen die eine die Eigenschaft rot, die andere die Eigenschaft weiß vererbt, oder, wenn man so sagen will, „rote" und „weiße" Geschlechtszellen. Das aus ihrer Verschmelzung entstandene Individuum zeigt entweder auch die Verschmelzung der beiden Eigenschaften (Wunderblume) oder die Dominanz der einen (Erbse).-Jn jedem Fall aber bringt es auf Grund der beiden Elternerb­

teile sowohl rote Ei- und Samenzellen als auch weiße Ei- und Samenzellen hervor. Bei einer genügenden Zahl von Versuchen muß nun die Weiterbefruchtung so aus­

fallen, daß aus den vier vorhandenen Kombinations­

möglichkeiten nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung vier neue Gruppen entstehen, und zwar bei einer Verschmelzung der Elterneigenschaften:

aus weißer Ei- und weißer Samenzelle weiß, aus weißer Ei- und roter Samenzelle rosa, aus roter Ei- und weißer Samenzelle rosa, aus roter Ei- und roter Samenzelle rot.

Bei mehr als einem Unterschied (Merkmalspaar) zwischen den Eltern treten auch mehr Kornbinationen irr der Mischung der Geschlechtszellen auf, und die Zahl der daraus entstehenden Mischformen wächst entsprechend der Zahl der Merkmalspaare in geometrischer Progression.

Wie an Pflanzen, so hat man diese Kreuzungsver­

suche auch an Tieren studiert. So rvar die Erscheinung der Dominanz sehr schön zu beobachten bei einer Kreuzung von gebänderter und ungebänderter Gartenschnecke. Die

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Bänderlosigkeit dominierte, der Bastard war bänderlos, doch zeigte einViertel seiner Nachkommen wieder Bänderung.

Als Beispiel für die Kreuzung von zweifach verschiedenen Individuen wurde zunächst das Löwenmäulchen angeführt.

Eine Kreuzung von elfenbeinfarbigen normalgeformten mit roten pelorisch geformten ergab in der zweiten Bastard­

generation neben den abgestuften Mischformen 1/16 elfen­

beinfarbige pelorisch geformte, und Vie rote normal­

geformte Blüten, also eine Umkehrung der Elterneigen­

schaften. Das dementsprechend analoge Ergebnis hatte die Kreuzung eines schwarzen glatten und eines weißen struppigen Meerschweinchens.

Neuerdings hat sich herausgestellt, daß nicht das Merkmal als solches vererbt wird, sondern der „Erb­

faktor" der das Merkmal bedingt, und daß es sich bei Dominanzerscheinungen nicht um zwei entgegengesetzte Erbfaktoren handelt, sondern um das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein eines Faktors. Dieses im einzelnen wiederzugeben, würde zu weit führen. Die Hauptsache ist jedenfalls, wie Redner immer wieder be­

tonte, daß man auf Grund der Mendel'schen Regeln dahin gekommen ist, das Vorkommen von Vererbungs­

merkmalen qualitativ und quantitativ zu berechne!:, was für die Züchtung von Pflanzen und Tieren von außer­

ordentlicher Bedeutung ist. Da man genau weiß, was für Resultate diese oder jene Kreuzung haben muß, weiß man auch umgekehrt, durch was für eine Kreuzung man zu diesem oder jenem gewünschten Resultat kommen kann. Bei Getreidesorten wie bei andern Nutz- und auch Zierpflanzen, ebenso in der Züchtung des Haus­

viehes ist man zu guten Ergebnissen gelangt. Mit ihnen zugleich hat man sich die Erkenntnis erworben, daß die scheinbare Mannigfaltigkeit der Sorten nur auf den vielen Kombinationen weniger Grundelemente beruht. So mögen den tausend Sorten des Gartenlöwenmäulchens nur etwa 35 Unterschiede zu Grunde liegen.

Ferner ist der Nachweis erbracht worden, daß viele scheinbare Ausnahmefälle sich durchaus den Mendel'- schen Regeln einfügen. Auch der Mensch unterliegt ohne Zweifel diesem für alle Organismen gültigen Gesetz.

Bei ihn: aber liegen die Verhältnisse so ungeheuer schwierig und verwickelt, daß man sie kaum entwirren und in ein

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Schema bringen kann. Auch ist seine Vermehrung zu gering, um einen Ueberblick über die Vererbung seiner zahllosen Eigenschaften zu geben. Von ihm allein hätte man niemals auf die Mendel'schen Regeln kommen können. Da diese aber festgelegt sind, kann man sie auch auf den Menschen anwenden. Z. B. erbliche Ano­

malien, wie Brachydaktylie, Albinismus vererben sich den Mendel'schen Regeln entsprechend. Besonders auf dem Gebiet der Augenheilkunde sind umfangreiche Studien mit Bezug darauf gemacht worden. Auch die Resultate der Kreuzung zweier Rassen sind festgestellt. So glaubte man zunächst, daß die Bastarde von Negern und Weißen, die Mulatten, eine Ausnahme der Mendel'schen Regeln darstellen, da sie untereinander gepaart immer wieder Mulatten hervorbringen. Jetzt weiß man, daß die Ab­

kömmlinge dieser Bastarde einander sehr ungleich sind, also lediglich Abstufungen darstellen, und daß es unter Tausenden ihrer Abkömmlinge wieder einige rein Weiße und einige Neger geben würde.

Im übrigen ist man in dem Studium der Ver­

erbung noch nicht so weit gediehen, daß man wie in einem Teil von Amerika Gesetze erlassen dürfte gegen bestimmte Mischehen. Aber jeder einzelne sollte bei der Gattenwahl für sich die Konsequenzen der Vererbungs­

lehre ziehen und besonders da, wo ein Teil mit einer erblichen Krankheit belastet ist. Sollten auch die Kinder gesund sein, so wird die Krankheit doch in späteren Generationen wieder auftauchen und in einer der Mendel- schen Regeln entsprechender Vervielfachung.

Wenn nun auch für den Menschen selbst noch nicht viel aus der Vererbungslehre mit Bestimmtheit anzu­

wenden ist, so ist doch ihre indirekte Bedeutung für ihn auf dem Gebiet der Pflanzen- und Tierzucht außer­

ordentlich groß. Es ist da ein weites Feld zu bearbeiten, von dem man zu den schon vorhandenen noch viele neue und wichtige Ergebnisse erwarten kann.

Lebhafter Beifall dankte dem hervorragenden Redner für seine sicher allgemein interessierenden und trefstich durch Lichtbilder erläuterten Ausführungen.

(20)

3. Sitzung am 16. Januar 1914.

Vorsitzender: Herr Dr. G oslich.

Schriftführer: Herr Dr. Sieb er er.

Herr Dr. Tassilo Hoffmann vom hiesigen Alter­

tumsmuseum hielt einen Vortrag über „das Geld in der Kulturgeschichte". Weder in der vor- noch frühgeschicht­

lichen Periode hat das Geld existiert und auch in histo­

rischer Zeit sind ihm ursprünglich natürliche Tauschmittel vorausgegangen wie Rinder, Häute, Erz, Eisen und Kriegsgefangene oder Sklaven. Vorbedingung zur Ein­

führung von Metallgeld war die Kenntnis des Berg­

baues und des Verhüttungsprozesses, die wohl zunächst von den alten Aegyptern erworben wurde; doch ist das erste Metallgeld sicher nicht von ihnen ausgegangen wie man bisher annahm, sondern von den Lydiern und den damals unter ihrer Herrschaft stehenden ägäischen Seestädten um 700 v. Chr. Etwa 200 Jahre später beginnt die Münzprägung in Griechenland. Redner er­

läuterte dann die Gründe für den allmählichen Neber- gang der natürlicher! Tauschmittel bis zu den ver­

schiedensten Metallen, verwies aber die Verwendung von Eisengeld bei den Spartanern in das Reich der Fabel.

Nach Betonung des Unterschiedes der beiden Aufgaben der Münze als Tauschmittel und Wertmesser wurden kurz die Begriffe: Währung, Münzfuß, Schrot und Korn definiert und dann auf die Frage des Bimetallismus eingegangen. Nach dem Gresham'schen Gesetz treibt stets das billigere Metall das teurere aus dem Lande und besteht dabei in einem Lande das Recht der freien Prägung, so bedeute dies eine Gefahr für das nationale Kapital, wie dies zum Schluß des Vortrages an den Ländern des lateinischen Münzbundes in den 6Oer und 7Oer Jahren nachgewiesen wurde.

Besondere Beachtung widmete der Vortragende den Münzzuständen im deutschen Mittelalter; gegen das übliche Verdammungsurteil der deutschen Münzbilder dieser Zeit führte er die sogenannten Brakteaten ins Feld, eine vorzugsweise deutsche Münzart aus dem 12.

und 13. Jahrhundert. Die selbst dem Gebildeten man­

gelnde Kenntnis und Unterschätzung unserer alten deutschen Münzen, an denen das hiesige städtische Münzkabinett

(21)

besonders reich fei, wäre aus die geringe Achtung der Wissenschaft vor der Numismatik zurückzuführen. Diese sei keineswegs nur Hilfswissenschaft der Geschichte, sondern eine durchaus selbständige Wissenschaft. Nach dieser Abschweifung schilderte der Vortragende die Münzzu­

stände unter den Merowingern und Karolingern bis aus die Zeiten des 13. Jahrhunderts, wo jeder kleinste Landes­

herr in Deutschland schon in den Besitz eigenen Münz­

rechts allmählich gekommen war. Pommern prägte sogar schon im 12. Jahrhundert, wo die Herzöge, die Fürsten von Rügen und die Bischöfe von Cammin Denare und Brakteaten schlugen. Z. Zt. Barnims I. werden Brakteaten oder richtiger Hohlpsennige vor allem in Stettin geschlagen und im 14. Jahrhundert prägen bereits so ziemlich alle Städte in Pommern: Anklam, Colberg, Cöslin, Demmin, Garz, Gollnow, Greifswald, Pasewalk, Pyritz, Stargard, Stettin, Stolp, Stralsund, Treptow a. R., Usedom, Wolgast und Wollin. Die ersten pommerschen Gold­

münzen hat Bogislav X. im Jahre 1499 schlagen lassen, deren Metall angeblich aus Goldbarren stammt, die Bogislav livländischen und preußischen Kaufleuten ab­

nahm, die solche nebst anderen kostbaren Waren nur als Pfeffer und Gewürz zur Verzollung angegeben hatten.

Mehrfach regte der Vortragende im Verlauf seiner Aus­

führungen zu regerem Besuch der augenblicklichen Münzen­

ausstellung in unserem Museum an, das die reichhaltigste Sammlung pommerscher Gepräge überhaupt besitzt.

Die interessanten Ausführungen des Redners fanden lebhaften Beifall.

4. Sitzung am 23. Januar 1914.

Vorsitzender: Herr Dr. G oslich.

Schriftführer: Herr Dr. S i eberer.

Herr Rektor Lemke aus Storkow in der Mark Vorsitzender des Reichskinoausschusses für wissenschaftliche und Schulkinematographie, veranstaltete einen kinemato- graphischett Vortragsabend über das Thema „Natur­

gewalten". Leider entsprach der sonst hier gut einge­

führte Redner den Erwartungen der zahlreichen Besucher

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nicht vollständig; er beschränkte sich daraus, seine aller­

dings wundervollen Films vorzuführen, gab aber keine wissenschaftlichen Erklärungen dazu, obwohl dies so nahe lag. Doch zeigte der Abend, welche großen Fortschritte die Kinematographie in den letzten Jahren gemacht hat.

Während die alten Filme entweder einfarbig wieder­

gegeben oder mit der Hand einzeln mühsam koloriert wurden, was einem verwöhnteren Auge niemals einen vollkommenen Genuß bieten kann, werden die neuen Films in Naturfarbenphotographie ausgenommen, wodurch nun eine befriedigende und wirkliche künstlerische Wirkung erzielt wird. Alls diesem Gebiet wird die Fortentwicklung der Kinematographie liegen, die Natur nicht nur in Form und Bewegung, sondern auch in den ihr eigenen Farben vorzusühren. Solche Films sind tatsächlich im stande, die Gegenwart vergessen zu lassen und den Be­

schauer irr ferne, unbekannte Landschaften zu führen, deren fremder, geheimnisvoller Reiz sein eigenes Leben bereichert.

Redner führte hauptsächlich Films vor, die die ge­

waltigen Wirkungen des Feuers und des Wassers zeigten.

In der Natur tritt das Feuer hauptsächlich in Verbindung mit Vulkanausbrüchen auf; diese werden verursacht durch vulkanische Tiefenkräfte, die in hohem Maße umgestaltend auf das Relief der Erde einwirken. Die in unbekannter Tiefe aufgespeicherten gewaltigen Magmamassen können durch Druck die Erdrinde an einzelnen Stellen empor­

wölben, durch Aufpressen von Lava und Ausschütten von Aschenmassen Berge bilden, dann durch Nachlassen der Spannung und Zurücksinken des Schmelzflusses gewaltige Erdeinbrüche verursachen. Ein Film mit japanischen Gebirgslandschaften wies auf die ungeheure vulkanische Tätigkeit früherer Erdepochen hin.

Bei der Ausgestaltung des Landschaftsbildes wirkt die zerstörende und aufbauende Tätigkeit des Wassers mit, es höhlt in Form von Gebirgsflüssen tiefe Täler ails, bildet dort, wo harte Gesteinsbänke durchbrochen werden müssen, Stromschnellen, und schwemmt Teile sortgerissenen Landes auf anderer Stelle wieder an.

Films aus Neuseeland und Nordamerika veranschaulichten besonders schön die Tätigkeit des Wassers. Sehr interessant

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war die Vorführung des Niagarafalls, an dem z. B. die Tatsache der rückschreitenden Erosion erläutert werden kann. Der Niagara verbindet den Eriesee mit dem Ontariosee. Nach Verlassen des Eriesees fließt er zunächst über ein Hochplateau, daß aus horizontalen Schichten ausgebaut ist. Unten befinden sich weiche Schiefer, Mergel und Sandsteine, darüber harter Kalk­

stein. Kurz vor dem Ontariosee bricht die Hochebene in steilen Felswänden gegen die Ontario-Ebene ab. Der Niagara hat sich einst über die Felswände geradewegs in die Ontario-Ebene gestürzt, dann sich allmählich immer tiefer in die Wand eingenagt und eine Klamm aus­

gehobelt, die durch den jetzigen Niagarafall ihren Abschluß erhält. Die Fluten der Fälle nagen in den weichen Schiefern Höhlungen aus, wodurch der darüber liegende Kalkstein untergraben wird; er bricht in mächtigen Blöcken ab, die in die Tiefe stürzen, und die Wasserfälle werden dadurch langsam immer weiter stromaufwärts gerückt. Man hat berechnet, daß der Niagara zur Aus­

höhlung der 12 km langen Schlucht etwa 8000 Jahre gebraucht haben muß. Ein Film vom Schwarzen Meer zeigte die Tätigkeit des Meeres, wo Tag und Nacht die Brandungswellen und zuweilen Sturmfluten an der Umgestaltung der Küsten arbeiten. Hochwasser in Paris, eine großartige Feuersbrunst im Hafen von New York zeigten von anderer Seite die Gefahren der Elemente für den Menschen und seine Werke. Ein anderer Film führte in die Anatomie und Funktionen des Herzens ein und gab einen Begriff von dem Arbeitsfeld der ver­

gleichenden Mikroskopie. Man konnte die rythmische Bewegung des Herzmuskels verfolgen, der durch seine Tätigkeit das Blut durch den ganzen Körper treibt, man sah die Bewegung des Blutes in den großen Adern und den Kapillargefäßen und konnte rote und weiße Blut­

körperchen des Menschen mit denen einiger Tiere ver­

gleichen. Auch auf diesem Gebiet hat die Kinematographie große und dankenswerte Fortschritte gemacht.

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5. Sitzung am 30. Januar 1914.

Vorsitzender: Herr Dr. Wiinme r.

Schriftführer: Herr Dr. S ch eune m ann.

Herr Dr. Gehrke, Direktor des städtischen Gesund- heitsamtes, sprach über „Tropenkrankheiten und Tropen­

hygiene".

Die Tatsache, daß fast alle unsere Kolonien in dem Tropengürtel gelegen sind, läßt es begreislich erscheinen, daß den Verhältnissen in den Tropen ein besonders leb­

haftes Interesse entgegengebracht wird. Seitdem die wirtschaftlichen und persönlichen Beziehungen in den Kolonien immer enger geknüpft werden, muß mehr als je die Frage interessieren, ob die Tropen auch für uns, die wir auf das Klima der gemäßigten Zone eingestellt sind, zum dauernden Aufenthalt dienen können. Diese Frage kann nur im engsten Zusammenhang mit dem Thema „Tropenkrankheiten und Tropenhygiene" be­

handelt werden.

Der geographische Begriff „Tropen" als der Erd­

zone, die sich nördlich und südlich vom Aequator bis zu den Wendekreisen des Krebses bezw. des Steinbocks d.

h. bis zu je 23V2 Grad nördlicher bezw. südlicher Breite erstreckt, deckt sich nicht mit den klimatischen Begriff der Tropen, wenn man nach übereinstimmender Uebung als zu den Tropen gehörig alle diejenigen Orte rechnet, deren Jahrestemperaturmittel 20° C und darüber beträgt.

Dieses Gebiet verschiebt sich noch wesentlich wie die Be­

trachtung der Juli- bezw. der Januar-Isothermen zeigt.

Aber innerhalb dieses ausgedehnten Gebietes ist das Klima außerordentlich verschieden je nachdem, ob es sich um flache Küstengegenden oder um Orte in höheren Gebirgslagen handelt. Kann man also auch nicht von dem Tropenklima schlechtweg sprechen, so zeichnet es sich doch vor dem Klima der gemäßigten Zonen da­

durch aus, daß die Tages-, Monats- und Jahres­

schwankungen der Temperatur außerordentlich gering sind, und daß die Jahreszeiten sich nicht wie in der ge­

mäßigten Zone durch starke Temperaturgegensätze unter-

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scheiden, sondern es wechseln ab Regenzeiten mit Zeiten, in denen kein Regen sällt. Folgt man den Schilderungen guter Beobachter, so muß man zugeben, daß der Aufent­

halt in der gleichmäßig warmen mit Feuchtigkeit nahezu gesättigten Atmosphäre des tropischen Küstenklimas sowohl, wie in den excessio trockenen Gegenden z. B. des indischen Binnenlandes für den Bewohner der gemäßigten Zone nur schwer zu ertragen ist und ihn in seinem körper­

lichen und seelischen Wohlbefinden stark beeinflußt.

Die schwersten Schädigungen bedingt aber nicht das Klima in sich, an das eine weitgehende Anpassung möglich ist, sondern viel mehr die große Zahl der in den Tropen verbreiteten Krankheiten. Unter diesen Krankheiten steht in erster Linie die „Malaria", das Wechselfieber. An zahlreichen Lichtbildern werden die verschiedenen Fieber­

formen des Tertian-Quartan und Tropicafiebers und der sie hervorrufenden in den Blutkörperchen schmarotzenden Parasiten, vorgeführt. Es wurde gezeigt, wie sich diese Parasiten im Menschen vermehren und bei ihrer jedes­

maligen Teilung einen Fieberanfall auslösen, wie sie von den Malariamücken (der Anopheles maculipennis) beim Stechen und Blutsaugen ausgenommen werden, wie sie in der Mücke eine geschlechtliche Entwicklung durchmachen, sich dabei massenhaft vermehren und wieder auf den Menschen übertragen werden. Die Verbreitung und Lebensweise dieser Mücken und anderer ihr nahe verwandter Mückenarten wurde geschildert und durch Bilder demonstriert. Bei der Bekämpfung der Malaria hat sich die von Robert Koch angegebene Chinin-Prophy­

laxe ausgezeichnet bewährt, die darin besteht, das be­

stimmte Mengen Chinin in bestimmten Tagesabständen regelmäßig genommen werden. Daneben darf die mechanische Prophylaxe nicht vernachlässigt werden, die darin besteht, daß die Umgebung der Wohnungen auf das sorgfältigste von allen Stellen befreit wird, die den Mücken die Möglichkeit geben, ihre Eier abzulegen und ihre Larven zur Entwicklung zu bringen. Ebenso wirk­

sam hat sich der völlig durchgeführte Schutz der Wohnungen und Häuser durch Drahtgaze erwiesen, die vor die Fenster gespannt wird und durch besondere Vorräume die Ein­

gangstüren schützt; auch das Wegfangen der Mücken in den Wohnungen ist von wesentlicher Bedeutung.

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In Malarmgegenden sehr gefürchtet ist auch das Schwarzwasserfleber, das häufig bei schlecht- nnd unge­

nügend behandelter Malaria auftritt.

Besonderes Interesse hat in den letzten Jahren die Schlafkrankheit erweckt, die im Gebiet der großen Seen des Viktoria Ryanza und des Kongo heimisch ist, und durch Trägertransporte über weite Strecken hin verschleppt worden ist. Der Erreger der Krankheit ist ein Geißeltierchen, das frei im Blute der Erkrankten lebt und wie ausgestellte mikroskopische Präparate zeigten, in dem Blut in ungeheuren Mengen vorkommt. Die Krankheit beginnt schleichend und führt schließlich jenen eigentümlichen schlafähnlichen Zustand herbei, nach dem die Krankheit benannt ist. Die Kranken magern furchtbar ab und gehen elend zu Grunde. Der jammervolle Zu­

stand dieser Kranken zeigte ein von Robert Koch auf seiner Forschungsreise aufgenommenes Bild. Die Krank­

heit wird durch den Biß einer Stechfliege Glossina palpalis übertragen, in deren Körper die Krankheitserreger einen Entwickelungsgang durchmachen. Die Krankheit hat aus­

gedehnte Landesstriche nahezu entvölkert; ihre Bekämpfung ist von größter wirtschaftlicher Bedeutung. Um sie ein­

zudämmen, haben die beteiligten Staaten internationale Abmachungen getroffen. Außer der Behandlung, die die Beseitigung der Krankheitserreger im Blute der Kranken erstrebt, ist von Wichtigkeit das Abholzen der Seeufer in der Umgebung der Wohnungen, um den Stechfliegen die Brutplätze zu nehmen.

Erheblichen Umfang haben in den Tropen die Pockenerkrankungen, die bei uns dank einer sorg­

fältig durchgeführten Impfung verschwunden sind. Die gezeigten Bilder von Pockenkranken gaben einen Eindruck von der außerordentlichen Schwere der Krankheit, die auch in den Tropen durch sorgfältige Impfung zu be­

kämpfen ist.

In Deutsch-Ost-Afrika in der Gegend von Uganda ist ein Pestherd entdeckt, von dem aus schwere Pest­

epidemien sich über weite Landgebiete verbreitet haben.

Die bei der Erforschung der Pest gewonnene Erkenntnis, daß die Pest eine Krankheit der Ratten ist, und von diesen auf die Menschen übertragen wird, ist der ein­

geborenen Bevölkerung nicht unbekannt; sobald ein Ratten-

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sterben auftritt, verlassen die Eingeborenen ihre Hütten und brennen sie nieder. Die seit den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts in Indien herrschende Pestepidemie hat ihren Anfang aus asiatischen Pestherden genommen.

Die Jahr für Jahr große Zahl von Todesfällen unter der eingeborenen Bevölkerung zeigt, wie notwendig es ist, daß sorgfältig in den Eingangshäfen des überseeischen Verkehrs aus die Möglichkeit der Pestemschleppung ge­

achtet wird. Der schwarze Tod, der im Mittelalter auch in Europa Millionen von Menschen hingerafft hat, scheint für die Kulturstaaten überwunden zu sein. Dank der Bekämpfungsart, die auf der genauen Kenntnis der Krankheitserregers aufgebaut ist, denn es ist bisher stets gelungen, die eingeschleppten Fälle zu isolieren und unschädlich zu machen.

Aehnlich steht es mit der Cholera, die im vorigen Jahrhundert von ihrem Heimatlande Indien aus in gewaltigen Zügen die gesamte bewohnte Erde heimgesucht hat. Der entgültigen Ausrottung der Krankheit setzen die Lebensgewohnheiten der eingeborenen indischen Be­

völkerung scheinbar unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen.

Eine Krankheit des tropischen Amerika ist das Gelb­

fieber, dessen Bekämpfung z. B. in den großen Küsten­

städten Brasiliens in nahezu vollkommener Weise gelungen ist, durch die energische Bekämpfung der auch hier die Ueberträger des Krankheitsgiftes darstellenden Mücke der Stegomyia fassiata. Diese Mücke kommt in ungeheuren Mengen auch in unseren afrikanischen Kolonien vor; es muß daher sorgfältig die Einschleppung von Gelbfieber­

fällen vermieden werden. Die Krankheit verläuft in der Mehrzahl der Fälle tätlich; das Chinin, das souveraine Malariamittel, ist vollkommen wirkungslos. Der Erreger gehört in die Gruppe der ultra-visiblen Mikroorganismen d. h. er ist so klein, daß man ihn auch mit den besten Mikroskopen nicht wahrnehmen kann. Sehr schwere Erkrankungen werden in den Tropen durch eine Gruppe von Krankheitserregern hervorgerusen, die zu den Faden­

würmern, Filarien, gehören. Auch diese werden durch Mücken, in denen sie eine Entwicklung durchmachen, bei dem Stechen auf den Menschen übertragen; sie gelangen in die großen Lymphbahnen, die sie verstopfen, und da-

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durch zu einer Stauung der Lymphe Anlaß geben.

Die Folge sind ganz gewaltige Anschwellungen der Gliedmaßen, Arme und Beine, die ein unförmiges Aus­

sehen erhalten und der Krankheit den Namen „Elephan­

tiasis" gegeben haben. In der Tat sind die Glieder der Erkrankten Elefantengliedmaßen nicht unähnlich.

Im Blute selbst sind massenhaft Embryonen, sogenannte Mikrofilarien zu finden. Es ist interessant, daß unsere einheimischen Krähen in ihrem Blute, wie ausgestellte Präparate zeigten, solche Mikrofilarien aufweisen, deren Elterntiere in der Leibeshöhle der Krähen gefunden werden, ohne daß die Krähen erkennbare Krankheits- -erscheinungen darbieten.

Sehr mannigfach ist die große Zahl der Haut­

erkrankungen, die durch verschiedene tu die Haut eindringende Parasiten hervorgerufen werden. In der Entfernung dieser Parasiten zeigen die Eingeborenen eine hervorragende Geschicklichkeit.

Scheinbar noch nicht genügend erkannt ist die ge­

waltige Bedeutung, welche die Wurmkrankheit Anchylostomiasis unter der eingeborenen Bevölkerung hat. Die Krankheit, die auch in unsere Breiten einge­

schlepptworden ist und unter Bergleuten und Ziegelarbeitern weit verbreitet worden ist, ist charakterisiert durch eine schwere Blutarmut. Der Erreger wird durch Trinken schmutzigen Wassers entweder direkt ausgenommen oder er dringt aktiv durch die Haut ein, wandert in den Zwölffingerdarm setzt sich hier an den Wandungen fest und saugt das Blut aus und bildet außerdem wahr­

scheinlich ein Gift.

Die Zahl der Tropenkrankheiten ist damit keines­

wegs erschöpft. Sie im einzelnen genauer zu besprechen, reichte die Zeit eines Vortrages nicht aus.

Die Bekämpfung dieser Krankheiten liegt ebenso im Interesse des eingewanderten Europäers wie der Ein­

geborenen, deren Erhaltung und Vermehrung im Interesse der wirtschaftlichen Entwicklung der Tropengebiete in jeder Weise gefördert werden muß. Vor allem muß verhindert werden, daß in die Tropen Krankheiten ein­

geschleppt werden, die bisher unter der eingeborenen Be­

völkerung unbekannt sind, und die erfahrungsgemäß bei

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einer Einschleppung erhebliche Opfer fordern. Erinnert sei hier an die Bedeutung, welche die Tuberkulose für die einheimische Bevölkerung gewinnen kann.

Es sollen daher von uns aus nur Leute in die Tropen geschickt werden, die nicht nur völlig gesund sind, sondern die auch im Stande sind, dasjenige Maß von Selbstzucht zu üben, daß unter den tropischen Verhält- nissen unbedingt zu fordern ist. Mehr als in unseren Breiten wird in den Tropen Uebermaß und Ausschreitung gefährlich. Uebereinstimmend werden die Folgen des Al­

koholmißbrauches als besonders verderblich geschildert.

Kleidung und Wohnung müssen den besonderen An­

forderungen der Tropen angepaßt sein, Schutz gegen Hitze und Sonnenstrahlen zu gewähren. Man wählt luft­

durchlässige Stoffe von Heller Farbe. Die Häuser werden mit weit ausladenden Veranden versehen und so gebaut, daß die Luft durch alle Räume hindurchstreichen kann.

Da man in der feuchten Luft der Tropen schon bei geringen Temperaturunterschieden leicht friert, ist häufiger Kleiderwechsel bei entsprechender Temperatur geboten.

Weitestgehende Reinlichkeit und sorgfältigste Hautpflege ist dringend geboten.

In der Ernährung sollen die pflanzlichen Nahrungs­

mittel, Gemüse, Früchte überwiegen. Der Genuß von Fleisch, namentlich fetten Fleisches ist einzuschränken.

Wesentlich ist die Beschaffung eines vor Verunreinigung mit Krankheitserregern sicher geschützten Trink- und Ge­

brauchswassers. Die Aufnahue von Flüssigkeiten, auch von kohlensauren Getränken ist möglichst einzuschränken.

Wichtig ist die Sorge für ruhigen Schlaf, da er­

fahrungsgemäß leicht Schlaflosigkeit eintritt, die nervöse Störungen zur Folge hat. Die Ansiedelungen der Europäer sollen möglichst von denen der Eingeborenen entfernt angelegt sein, schon um die in den Eingeborenen-Hütten zahlreich vorhandenen Malariamücken fern zu halten.

Ihre Flugweite ist auf ungefähr ein Kilometer angegeben.

Die in das Haus aufzunehmende farbige Diener­

schaft sollte vorher ärztlich genau untersucht sein. Ihre Aufenthaltsräume im Hause, die von den Wohnräumen getrennt anzulegen sind, müssen regelmäßig auf ihre Sauberkeit und ihr Freisein von Ungeziefer untersucht werden.

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Die Erfahrungen, die in den letzten Jahren gemacht worden sind, sprechen durchaus dafür, daß beientsprechender Einhaltung derGesundheitsregelnund bei einer energischen Bekämpfung der übertragbaren Krankheiten ein dauernder Aufenthalt in den Tropen auch für den Weißen mög­

lich ist.

Vortragender hat es in so ausgezeichneter Weise verstanden, sein zunächst doch rein medizinisches Thema dein Verständnis auch des Nichtarztes anzupassen und durch seltene und hervorragende Abbildungen so vor­

trefflich zu erläutern, daß die zahlreichen Juhörer bis zum letzten Worte gespannt seinen Ausführungen lauschten und zum Schlüsse ihrem Dank durch immer wiederholten Beifall Ausdruck gaben.

__________

6. Sitzung am 6. Februar.

Vorsitzender: Herr Dr. G oslich.

Schriftführer: Herr Dr. Sieb er er.

Herr Direktor Dr. Kran ken Hagen sprach über

„bleuere Ansichten über die Beschaffenheit der Erd­

atmosphäre".

Der Vortragende erinnert zunächst an einige bekannte Tatsachen: Der Luftdruck wird gemessen durch die Höhe der Quecksilbersäule, der er das Gleichgewicht hält.

Diese Säule hat im Meeresniveau eine Länge von 76 cm und nimmt bei jedem Neigen von 10lz2 m zunächst um je 1 mm ab; in 5 000 m Höhe ist ihre Länge nur die Hälfte, in etwa 10000 in Höhe nur noch ein Viertel von 76 cm. Die Temperatur sinkt bei je 100 m Entfernung vom Erdboden in trockener Luft um 1 Grad, in feuchter Luft um 1/.2 Grad. Die Luft besteht im wesentlichen aus 4 Fünftel Stickstoff und ein Fünftel Sauerstoff. Aber es sind noch zahlreiche andere Gase darin, von denen für das Nachfolgende am wichtigsten der Wasserstoff ist.

Dieses leichteste aller bekannten Gase macht, wie man seit 1901 weiß, unten etwa den zehntausendsten Teil der Luft aus, dem Volumen nach. Im Vortragsaale mögen etwa 500 Liter Wasserstoff enthalten sein. — Die Höhe der Atmosphäre würde 760 mal 101/2 m, also etwa nur 8 km betragen, wenn die Abnahme des Druckes

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dauernd 1 mm auf IO1 /2 m wäre. Da aber die 1 mm Druckabnahme entsprechende Luftsäule immer länger wird, müßte die Höhe der Atmosphäre unendlich groß sein.

Zu einem andern Resultat kommt man zunächst durch Betrachtung der Temperaturabnahme. Aus der Physik ist bekannt, daß die tiefste, denkbare Temperatur — 273 Grad ist. Bei dieser Temperatur haben die Moleküle der die Atmosphäre bildenden Gase keine Wärmebewegung mehr, folgen also allein der Schwerkraft. Darum könnte die Höhe der Luft nicht mehr als etwa 273 mal 100 oder 200 m betragen, das wären also höchstens 54 km.

Aber dieses Resultat ist nicht richtig, weil sich durch Beobachtungen herausgestellt hat, daß von etwa 11 km Höhe an die Temperatur überhaupt nicht mehr abnimmt.—

Die letztere Bemerkung führte von den einleitenden und vorbereitenden Betrachtungen zu dem Hauptgegenstande des Themas über. Der Vortragende teilte mit, daß nach den neueren Forschungen man Ursache hat, vier Haupt­

schichten in der Atmosphäre anzunehmen: die erstereicht bis 11 km Höhe, die zweite bis 70 km, die dritte bis 200 km, und bei 200 km beginnt die vierte. (Alle Zahlenangaben sollen ausnahmslos nur rund und an­

nähernd richtig sein.) Nun werden diese Schichten einzeln besprochen. Mit den beiden untersten beschäftigt sich die Aörologie, ein noch junger Wissenschaftszweig. In der Aörologie wird das Beobachtungsmaterial gesammelt durch Aufstiege von bemannten Ballonen, ferner von Kastendrachen, von sogenannten Registrierballonen, von Fessel- und Pilot-Ballonen. Bemannte Ballone haben eine größte Höhe von 11000 m erreicht. Drachen sind bis 7 km vorgedrungen, Registrierballone bis 30 km.

Die Pilotballone, dem bekannten Kinderspielzeug ähnlich, dienen nur zur Erforschung der Windrichtung in den oberen Regionen. Die wichtigsten Dienste leisten Drachen und Registrierballone, die beide mit selbstregistrierenden (Wärme, Luftdruck usw. selbsttätig fortlaufend aus­

zeichnenden) Instrumenten versehen emporsteigen. Das wichtigste Resultat, welches man so gefunden hat, ist dies, daß von 11 km Höhe ab, wo etwa — 55 Grad herrschen, die Temperatur bei weiterem Steigen nicht mehr abnimmt. In 11 km Höhe befinden sich übrigens unsere höchsten Wolken, die Federwolken. Der untersten

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