GLÜCKAUF
Berg- und H üttenm ännische Zeitschrift
Nr. 16 18. A p ril 1936 72. Jahrg.
Die Förderunfälle im Ruhrkohlenbergbau und ihre Bekämpfung.
V on B e r g a s s e s s o r D r.-In g .W . H e i d o r n , Bochum.
Die Unfälle in der Förderung stehen nach den Unfällen durch Stein- und Kohlenfall gegenwärtig zahlenmäßig an zweiter Stelle der verschiedenen Unfallarten im Steinkohlenbergbau des Ruhrgebietes.
Die Entwicklung der Anteile beider Unfallarten, so
weit sie entschädigungspflichtig waren, gibt die Zahlentafel 1 wieder. Danach zeigen die Unfälle durch Stein- und Kohlenfall, einschließlich der tödlichen, in den Jahren 1932 bis 1934 ein Steigen, die F örder
unfälle ein Sinken. Im Jahre 1934 sind die Unfälle durch Stein- und Kohlenfall mit 33,4 o/0, die F örder
unfälle mit 29,9 o/o an der Gesamtzahl beteiligt. Diese Tatsache läßt eine Untersuchung der Förderunfälle nach Ursache und Hergang wünschenswert erscheinen, weil sie zu Ergebnissen führen kann, die Wege zur Bekämpfung der Förderunfälle aufzeigen.
Z a h l e n t a f e l 1. Anteile der Unfälle durch Stein- und Kohlenfall sowie der Förderunfälle einschließlich der
tödlichen an der Gesamtzahl im Ruhrbergb au.
J a h r ...
Von der Gesamtunfallzahl . . . .
1932%
1933
°/o
1934
% Unfälle durch Stein- und Kohlenfall
Förderunfälle...
33,0 33,7
33,1 33,3
33,4 29,9
S t a t i s t i k d e r F ö r d e r u n f ä l l e in d e n J a h r e n
1932 b is 1934.
Als Grundlage der Untersuchung dienen die von der Sektion 2 der Knappschafts-Berufsgenossenschaft in Bochum in den genannten Jahren auf den Zechen des Ruhrgebiets entschädigten Unfälle. Als ent
schädigungspflichtig gelten nach den Richtlinien des Reichsversicherungsamts die Unfälle, für die auf Grund einer förmlichen Feststellung eine Verletzten- oder Hinterbliebenenrente gezahlt wird oder die zur Festsetzung von Sterbegeld geführt haben, und ferner die Unfälle, für die nach Abschluß des Heilverfahrens eine Gesamtvergütung in Höhe der zu erwartenden vorübergehenden Rente gewährt wird.
Die Untersuchung umfaßt die im wesentlichen durcli die Förderung bedingten Unfälle, beginnend mit der Abbauförderung und abschließend mit der Bedienung des Förderkorbes auf der Hängebank. Die Förderung auf der Hängebank selbst ist nicht ein
begriffen. Als Förderunfälle gelten weiter die Unfälle, die sich bei laufenden Instandhaltungsarbeiten oder bei der Benutzung der Fördermittel zur Fahrung er
eignet haben. Bei diesen Unfällen, die an der Grenze anderer Unfallarten liegen, handelt es sich um eine geringe Anzahl, die das Gesamtergebnis nicht nennens
wert beeinflußt. Die Untersuchung bezweckt nicht, neben der amtlichen Statistik und der sogenannten Weikstatistik eine neue Statistik für Unfälle in der Förderung aufzustellen, sondern steckt sich das aus
schließliche Ziel, Wege zur Bekämpfung der F örder
unfälle zu finden. Die Gliederung der Förderunfälle geht von der Überlegung aus, daß jedes Fördermittel nach seiner Bauart und seinem Einsatz in waagrechter, geneigter oder senkrechter Förderrichtung besondere, dieses Fördermittel kennzeichnende Unfälle ver
ursacht. Die Gliederung ist daher einfach nach den verschiedenen Fördermitteln, an denen sich die Un
fälle ereignet haben, erfolgt. Zur Feststellung des Einzelunfalles haben die Unfallzählkarten der Sektion gedient, die eine kurze Beschreibung des Unfall
herganges enthalten. In vielen Fällen sind auch die bergbehördlichen Unfallverhandlungen zur Beurtei
lung herangezogen worden. Die senkrechte Förderung faßt die Haupt- und die Blindschachtförderung zu
sammen, weil diese zu gleichartigen Unfällen führen.
Eine weitere Unterteilung dieser Unfälle ist danach erfolgt, ob sie im wesentlichen an der Fördermaschine und dem Förderhaspel oder durch sie, durch die Bewegung des Förderkorbes in Verbindung mit der Zeichengebung oder durch das Seil verursacht worden sind. Als Rutschenunfälle gelten die Unfälle an festen Rutschen und an Schüttelrutschen, weil die Durch
führung einer Unterteilung auch an Hand der berg
behördlichen Untersuchungsverhandlungen nicht mög-
O O Olieh ist. Die sonstigen Unfälle umfassen hauptsächlich solche, die Quetschungen beim Auf- und Abladen von Maschinen und Ausbaustoffen herbeigeführt haben.
Endlich sind mehrere nicht aufgeklärte Unfälle in der Förderung, darunter einige tödliche, einbegriffen.
Eine gewisse Unsicherheit bringt naturgemäß die oft zweifelhafte Glaubwürdigkeit der Zeugenaussagen in die Ergebnisse der bergbehördlichen Unfallverhand
lungen. Bewußt, um sich vor strafrechtlicher Ver
folgung zu schützen, unbewußt infolge des oft schnellen Verlaufs des Unfallereignisses, machen die Zeugen unzutreffende Angaben. Es wäre nützlich, wenn der Unfallbeauftragte der Schachtanlage, der auch leichtere Unfälle sofort untersucht, bei der amt
lichen Unfallverhandlung Gelegenheit zu einer Äuße
rung über den Unfallhergang erhalten würde. Das letzte Ziel ist nicht ein Strafverfahren, sondern die künftige Vermeidung ähnlicher Unfälle. Trotz der er
wähnten Mängel der Zeugenaussagen gestatten die vorhandenen Unterlagen im wesentlichen, nach Her
gang und Ursache die Unfälle zu erkennen, die für die verschiedenen Fördermittel und Fördervorgänge kennzeichnend sind.
Die zahlenmäßige und wirtschaftliche Bedeutung
der Förderunfälle im Ruhrkohlenbergbau geht aus
den Zahlentafeln 2 und 3 hervor. In der Zahlentafel 2
sind zunächst die Grundlagen für die Auswertung der
Statistik zusammengestellt, nämlich die Entwicklung
der Belegschaft untertage, der von ihr verfahrenen
3 7 0 G l ü c k a u f Nr . 16
Z a h l e n t a f e l 2. Kopf- und Schichtenzahl, Lohnsumme sowie Leistung je Mann und Schicht der Belegschaft untertage, verwertbare Förderung und
Zahl der Abbaubetriebspunkte im Bereich der Sektion 2.
J a h r ... 1932 1933 1934 D u r c h sc hni tt Belegschaft . . . Mann 142 943 149 696 157 857 150165 G esa mtsch ic hten . Mill. 32,9 33,8 39,4 35,4
Lohn su mm e . . Mill. M 249 258 305 271
V erw er tb are
F ö rd e r u n g . . . Mill. t 68,9 73,1 84,9 75,6 Leistung je Mann . . t 2,093 2,166 2,163 2,140 Zahl der A bbau
b etrieb spun kt e . . . . 4 633 4 266 4 136 4 345
Schichten, der für sie aufgewendeten Lohnsummen, der geförderten Menge verwertbarer Kohle, der er
zielten Leistung und der Zahl der Abbaubetriebspunkte in den Jahren 1932 bis 1934. Die obern fünf Zahlen
reihen zeigen in den Berichtsjahren, besonders im Jahre 1934, ein Ansteigen. Wie überall in der
deutschen Wirtschaft erkennt man auch hier den Auf
schwung, der sich nach der Machtergreifung durch den Nationalsozialismus durchgesetzt hat. Die Zahlen
reihe der Abbaubetriebspunkte zeigt entsprechend der sich mehr und mehr durchsetzenden Betriebs
zusammenfassung ein ständiges Sinken.
ln der Zahlentafel 3 sind in den beiden obern Reihen die absoluten Zahlen der tödlichen, der nicht tödlichen und der gesamten entschädigten Unfälle sowohl der Förderung als auch des Steinkohlenberg
baus insgesamt im Bereich der Sektion 2 wieder
gegeben. Die tödlichen Unfälle in der Förderung zeigen im Jahre 1933 eine Zunahme, im Jahre 1934 eine Verringerung. Bei den nicht tödlichen Unfällen ist das Bild etwas anders; dem Sinken der Unfall
zahl im Jahre 1933 folgt 1934 wieder ein Ansteigen, ohne daß aber die Zahl des Jahres 1932 wieder er
reicht wird. Bei der Gesamtzahl der entschädigten Unfälle in der Förderung findet sich die gleiche Er
scheinung wie bei den nicht tödlichen Unfällen ent
sprechend ihrer zahlenmäßigen Bedeutung.
Z a h l e n t a f e l 3. Zahl der Förder- und der Gesamtunfälle sowie Unfallziffern je 1000 Mann, je 100000 verfahrene Schichten, je 1 M ill..# Lohnsumme der Belegschaft untertage
und je 100000 t verwertbarer Förderung im Bereich der Sektion 2.
J a h r ... 1932 1933 1934 D u r c h s c h n it t
tödlich nicht
tödlich zus. tödlich nicht
tödlich zus. tödlich nicht
tödlich zu s. tö d lic h n ic h t tö d lic h ZUS.
Zahl der F ö r d e r u n f ä l l e ... 86 656 742 112 561 673 96 630 726 98 616 714 G esamtzahl aller U n f ä l l e ... 323 1876 2199 322 1696 2018 342 2085 2427 329 1886 2215 Zahl der Förder un fälle je 1000 Mann 0,60 4,60 5,20 0,75 3,75 4,50 0,61 3,99 4,60 0,67 4,19 4,86 Zahl der Gesamtunfälle je 1000 Mann 2,26 13,13 15,39 2,15 11,33 13,48 2,17 13,21 15,38 2,24 12,85 15,09 Zahl der Förderu nfälle
je 100 000 S c h i c h t e n ... 0,26 1,99 2,25 0,33 1,60 1,99 0,24 1,60 1,84 0,28 L74 2,02 Zahl der Gesamtunfälle
je 100 000 S c h i c h t e n ... 0,98 5,70 6,68 0,95 5,01 5,96 0,87 5,28 6,15 0,93 5,31 6,24 Zahl der Förder un fälle je 1 Mill. J i
L o h n s u m m e ... 0,35 2,63 2,98 0,43 2,17 2,60 0,31 2,06 2,37 0,36 2,27 2,63 Zahl der Gesamtunfälle je 1 Mill. J i
L o h n s u m m e ... 1,29 7,53 8,82 1,25 6,55 7,80 1,12 6,82 7,94 1,21 6,95 8,16 Zahl der Förderu nfälle je 100000 t
verw e rt b a re r F ö r d e r u n g ... 0,12 0,96 1,08 0,15 0,77 0,92 0,11 0,74 0,85 0,13 0,81 0,94 Zahl der Gesamtunfälle je 100000 t
verw e rt b a re r F ö r d e r u n g ... 0,47 2,72 3,19 0,44 2,32 2,76 0,42 2,47 2,86 0,43 2,49 2,92
Die Entwicklung der gesamten Unfälle im Ruhr
kohlenbergbau überhaupt ist ähnlich. Dem Fallen im Jahre 1933 folgt 1934 wieder ein Ansteigen. Die Gesamtunfallzahl ist 1934 sogar größer als 1932.
Vergleicht man die Entwicklung der Unfallzahlen mit der Entwicklung der Belegschaftsstärke, so zeigt sich ein Unterschied insofern, als die Belegschaften in den Berichtsjahren fortlaufend erhöht worden sind. Die Erklärung dieser unterschiedlichen Entwicklung liegt teilweise darin, daß bei der Zusammenstellung der Zahlen nicht der Zeitpunkt des Unfalleintritts maß
gebend gewesen ist, sondern der Tag der Anerkennung der Entschädigungspflicht eines Unfalls durch den Versicherungsträger. Die Anerkennung des Unfalls folgt aber dem Unfallereignis in einem gewissen Zeit
abstand. Die Zahl der gesamten Förderunfälle im Ruhrkohlenbergbau, bezogen auf 1000 Mann der Be
legschaft untertage, fällt im Jahre 1933, steigt 1934 jedoch wieder an. Die Unfallzahl dieses Jahres bleibt aber unter der des Jahres 1932. Die entsprechenden Zahlen, bezogen auf 100000 untertage verfahrene Schichten, zeigen bei den Förderunfällen ein ständiges Absinken bis 1934. Die Gesamtzahl aller Unfälle im Bergbau steigt nach einem Fallen im Jahre 1933 im Jahre 1934 wieder an.
H l/tt
160
150
IVO
U nfälle
3.19
3J6 2,46
____ 0.92
4633 4266 4736
1932 1 9 3 3 193V
Abb. 1. Entwicklung der verwertbaren Förderung (a), der Belegschaft untertage (b), der Gesamtunfälle (c)
sowieder Förderunfälle
(d )je 100000
t v e r w e r t b a r e F ö r d e r u n gund
der Zahl der
A b b a u b e tr ie b sp u n k te (e ).18. April 193Q G l ü c k a u f 371
Oute Vergleichszahlen bieten die auf 100000 t verwertbare Förderung bezogenen Unfallzahlen. Auch hier ergibt sich trotz der Belegschaftsvermehrung in den Jahren 1933 und 1934 um insgesamt etwa 10' ein gleichmäßiges Sinken der Förderunfallzahlen. Die Zahl der gesamten Unfälle im Ruhrkohlenbergbau steigt 1934 gegenüber 1933 wieder an, bleibt aber trotz der Belegschaftsvermehrung unter der Zahl des Jahres 1932.
Die in der Zahlentafel 2 angegebene Schicht
leistung je Mann der Belegschaft untertage beträgt in den Berichtsjahren 2,093, 2,166 und 2,163 t. Diese Entwicklung zeigt, daß die Abnahme der Förder
unfälle nicht durch das Steigen der Schichtleistung in günstigem Sinne entscheidend beeinflußt worden sein kann. Dagegen entspricht der Rückgang der Förderunfälle der ständigen zahlenmäßigen Verringe
rung der Abbaubetriebspunkte. Diese Übereinstim
mung geht schaubildlich aus Abb. 1 deutlich hervor.
Z a h l e n t a f e l 4. Entschädigte Unfälle je Fördermittel in Hundertteilen der gesamten Förderunfälle
1932-1934.
Fördermittel % F ö rd e r m i tte l °/o
Fördermaschinen D r e h p l a t t e n ... 0,93 und -haspel . . . . 1,07 V e rsc h i e b e b ü h n e n . . 0.42 Förderkorb und K ip p v o rr ic h tu n g e n
Zeichengebung . . 11,96 aller A r t ... 2,85 F ö r d e r s e i l ... 0.98 P f e r d e f ö r d e r u n g . . . 1,17 Haupt- und Blind Str e c k e n h a sp e l . . . 7,57
scha cht förder un g 14,01 S e i l b a h n e n ...
K e tt e n b a h n e n . . . . 1,07 0,05 Anschluß- oder F e s te R uts che n un d
Schwingbühnen . . 0.28 S c h ü tt e lr u ts c h e n . . 9,28 Aufschiebe- oder V o r G um mi- u n d St ahl
ziehvorrichtungen . 2,43 g u r t b ä n d e r . . . . 1,12 Sperrvorrichtungen S ta h l g li e d e r b ä n d e r . . 0,09 aller A r t ... 1,77 K r a t z b ä n d e r ... 0,05 S c h r ä g f ö r d e r e r . . . 0,19 G e s t ä n g e ... 0,75 S e i g e r f ö r d e r e r . . . . — W e i c h e n ... 1,96 S c h r a p p e r ... 0,05 För der wage n . . . . 36,90 S o n s t i g e ... 3,60
Lokomotiven . . . . 13,41 100
Förderung mit Loko
motiven u.von H a n d 53,02
[¿ .i/%?(//>/- und ß/rndscfiä'cdfe f / 4L offomof/yen unduon fa n d
□ D Strecken haspe/ 'idLXffufscßen D l Sons//ge ßdrderm/de/
Abb. 2.
Entschädigte
U n fä ll e je F ö r d e r m i t t e l in H u n d e r t teilen der gesamten
F ö r d e r u n f ä l l e 1932 bis 1934.Die Zahlentafel 4 verzeichnet die Anteile der ver
schiedenen Fördermittel oder Hilfsmittel der Förde
rung an den gesamten entschädigten Unfällen in der Förderung der Jahre 1932 bis 1934. Daraus läßt sich die Bedeutung der Haupt- und Blindschachtförderung als Gefahrenquelle mit 14,01
o/oaller Förderunfälle er
kennen. Sie wird in dieser Hinsicht nur von der Loko
motivförderung nebst der Förderung von Hand, aller
dings erheblich, übertroffen. Auf dieses Fördergebiet entfallen allein 53,02
o/oaller Förderunfälle. In großem Abstande folgen die festen Rutschen und Schüttel
rutschen mit 9,28 o/o sowie die Streckenhaspel mit 7,57
o/o.Hinter diesen Fördermitteln treten die ändern hinsichtlich der Unfallhäufigkeit anteilmäßig stark zu
rück. Diese Zahlenverhältnisse veranschaulicht Abb. 2.
Die absoluten Unfallzahlen der einzelnen Förder
mittel wie auch das Verhältnis der Anteile zur Ge
samtzahl aller Unfälle bieten im Hinblick auf die Ver
schiedenheit ihres zahlenmäßigen Einsatzes allein be
trachtet keine Vergleichsmöglichkeit für die Gefähr
lichkeit der Fördermittel. Zur Ergänzung sind daher in der Zahlentafel 5 die verschiedenen untertage ein
gesetzten Fördermittel und die auf sie entfallenen ent
schädigten Unfälle einschließlich der tödlichen für die Jahre 1932 bis 1934 zusammengestellt.
Das Sinken der Unfälle in der Haupt- und Blind
schachtförderung erklärt sich zum Teil aus der ge-
Ö öringer gewordenen Zahl der betriebenen Haupt- und Blindschächte. Dafür ergibt sich ein Verhältnis von etwa 4 : 1 , das auch für die in Haupt- und Blind
schächten vorgekommenen entschädigten Unfälle gilt.
Hieraus folgt, daß die Wirkung der getroffenen umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen durch die mit den erheblich höhern Förderleistungen verbundenen großem Gefahren wieder ausgeglichen wird.
Der hohe Anteil der Lokomotiv- und Handförde
rung ist in der großen Zahl der vorhandenen F örder
wagen begründet, deren Unfallanteil allein 36,90 o/o beträgt. Die im wesentlichen durch Lokomotiven ver
ursachten Unfälle sind bis zum Jahre 1934 ständig gestiegen, während die Zahl der eingesetzten Loko
motiven in diesem Jahre rd. 300 weniger als 1932 betragen hat. Die Unfälle durch den Umgang mit Förderwagen sind in der Berichtszeit gesunken und dementsprechend auch etwa die Wagen an Zahl zu
rückgegangen. Dabei sei bemerkt, daß der Anteil der Förderwagen mit großem Fassungsvermögen in den Berichtsjahren ständig gewachsen ist.
Die Entwicklung der Unfälle an den Aufschiebe- und Vorziehvorrichtungen deckt sich ungefähr mit der des Einsatzes dieser Fördermittel.
Bei der Betrachtung der Vergleichszahlen für die Pferdeförderung ist zu bedenken, daß die Unfälle zum Teil im Pferd als Tier begründet liegen.
Der Vergleich der in den Berichtsjahren in Betrieb befindlichen Streckenhaspel und der an ihnen ein
getretenen Unfälle läßt 1934 gegenüber 1933 deren Zunahme um rd. 30°/o erkennen, während die Zahl der in Betrieb befindlichen Streckenhaspel in den beiden Jahren nahezu gleichgeblieben ist.
Dem ständigen Rückgang in der Zahl der be
triebenen Seilbahnen steht eine Abnahme und wieder eine Zunahme der Unfallzahlen gegenüber.
An den Kettenbahnen hat sich nur 1932 ein ent
schädigungspflichtiger Unfall ereignet.
3 72 G l ü c k a u f IN r . 1 0
Z a h l e n t a f e l 5. Betriebene Fördermittel, auf sie entfallene entschädigte Unfalle einschließlich der töd
lichen, Höhe des durchschnittlichen Rentenaufwandes je Fördermittel und nza er en sc a lg en nie tödlichen Unfälle, die auf einen tödlichen Unfall in der Förderung entfallen sind.
Art der F ör de rm itte l
F ö rd erm aschinen und F örd erhaspel . . F ö rd e r k o rb und Z e i c h e n g e b u n g ...
F ö r d e r s e i l ...
H aupt- un d B lin d sc h a c h tfö rd e ru n g . . . Anschluß- und S c h w in gbühnen ...
Aufschiebe- und Vorzieh vorrichtungen . . Sp err v o rrich tu n g en aller A r t ...
G e s t ä n g e ...
W e i c h e n ...
F ö r d e r w a g e n ...
L o k o m o t i v e n ...
F ö rd eru n g m it L o ko m o tiv en u n d von H and D r e h p l a t t e n ...
V e r s c h i e b e b ü h n e n ...
K ippv orricht un ge n aller A r t ...
P f e r d e f ö r d e r u n g e n ...
S t r e c k e n h a s p e l ...
S e i l b a h n e n ...
K e t t e n b a h n e n ...
Schüttelrutsc he n, Zahl der Antriebe (Länge) Gummi- und Sta hlgurt bänder
Sta hl glie der bä nde r . . . K r a t z b ä n d e r ...
S ch rä g f ö rd ere r ...
S e i g e r f ö r d e r e r ...
S c h r a p p e r ...
S o n s t i g e ...
Zahl 1932
der Fö rd erm itte l
1933 1934
F ö rd er u n fäll e 1932 1933 1934
D u r c h s c h n it te R e n t e n a u f w a n d je F ö r d e r m i tte l
I <132-1934 J i
A u l 1 tödl.
U nfa ll e n t
f alle ne nicht tö d l. Unfälle 1 9 32-19 34
6 11 6 53 300 - 6,7
101 78 77 733 433 1,8
_ _
5 106
59 033 2,02 6 6 2 2 5 2 4 2 4 3 2 112 99 89 845766 2,0
_
3 2 1 14 433 5,01 963 1 840 2 141 18 14 21 118 166 9,6
_
13 11 14 105 200 2,28 3 5 32 000 16,0
_
14 15 13 91 300 13,0410 628 397 462 398 486 283 264 243 1 735 733 11,3
2 626 2 233 2 325 77 93 117 739 466 3,2
_ _
— 382 375 378 2 5 9 8 4 9 9 7,4_ _
4 10 6 40 000 20,0_ _ _
5 — 4 20 433 8,0_ _
19 10 32 129 300 19,3984 976 991 7 13 5 52 433 24,0
8319 7 183 7 206 56 45 61 370 233 7,5
561 337 308 8 6 9 48 433 22,0
161 161 167 1 — — 2 000 kein tö dl.Unf all
5514 4 239 4213 85' 52' 62' 412 6 0 0 1 32,2'
181 590 m) 199
(180 249 m) 253
(180 140 m)
387 6 6 12 52 866 11,0
(19 165 m) (30 532 m) (49 793 m) 1 1 — 4 000
1 k ein e tödl.
| Unfälle
206 ( - ) 204 (—) 277(3379 m) — — 1 2 000
4 ( - ) 18 ( - ) 74 (8304 m) — — 4 8 000
1 3 20 — — — — • —
26 28 31 1 — 2 000 kein tödl.Unfall
— — — 21 29 27 171 033 10,0
1 Die Z a h len s ch li eß en d ie U n fäll e a n feste n R u ts ch e n u n d d e n e n t s p r e c h e n d e n R e n t e n a u f w a n d ein .
Die Rutschenbetriebe haben im Jahre 1933 ent
sprechend ihrem zahlenmäßig geringem Einsatz auch weniger Unfälle als 1932 verursacht. Diese sind je
doch 1934 um etwa 20°/o gestiegen, obwohl die Zahl der Antriebe nicht größer als 1933 gewesen ist.
An Gummi-, Stahlgurt- und Stahlgliederbändern haben sich 1934 fast doppelt soviel Unfälle als in den beiden vorhergegangenen Jahren ereignet. Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß sich die Zahl dieser Bandantriebe 1934 gegenüber 1932 gleichfalls etwa verdoppelt, die Bandlänge sogar verdreifacht hat.
Bei den Kratzbändern ist die Zahl der Antriebe von 1932 bis 1934 um etwa 30 o/o gestiegen. Ein Un
fall ist nur im Jahre 1934 zur Entschädigung ge
kommen.
Die Zahl der Schrägförderer hat sich in den Berichtsjahren sprunghaft vergrößert. Als ent
schädigungspflichtig sind im Jahre 1934 4 Unfälle erkannt worden.
Die Seigerförderer haben gleichfalls schnell an Ver
breitung gewonnen. Dem einzigen Förderer im Jahre 1932 stehen 1934 20 gegenüber. Einer Entschädigung für Unfälle hat es nicht bedurft. Ergänzend sei be
merkt, daß heute rd. 100 Förderer bis zu je 100 m Förderhöhe in Betrieb stehen und daß noch kein Unfall entschädigungspflichtig gewesen ist.
Bei den Schrappern, deren Einsatz während der Berichtsjahre langsam gestiegen ist, hat sich nur 1932 ein Unfall ereignet.
Der angestellte Vergleich zwischen der Entwick
lung der entschädigten Unfälle und der eingesetzten
Fördermittel führt noch nicht zu einer endgültigen und klaren Erkenntnis des Gefahrengrades der Fördermittel, weil die mit den Fördermitteln ge
förderten Kohlenmengen nicht berücksichtigt sind.
Während z. B. durch die Hauptschächte die gesamte Förderung zutage gehoben wird, fördern die übrigen Fördermittel nur einen großem oder geringem Anteil davon. Ein anderer Faktor, der bei einem Vergleich der Gefährlichkeit der Fördermittel herangezogen werden muß, ist die Leistungsfähigkeit des einzelnen Fördermittels. Die Leistungsfähigkeit der Lokomotiv
förderung ist größer als die der Streckenhaspel
förderung, die der Bänder größer als die der Schüttel
rutschen. Auch bei Maschinen von gleicher Art spielt die Leistungsfähigkeit sicherheitlich eine erhebliche Rolle, weil die stärkere Maschine weniger Arbeits
vorgänge als die schwächere auszuführen braucht, um die gleiche Kohlenmenge zu fördern.
Eine gute Vergleichsmöglichkeit für die Gefähr
lichkeit der Fördermittel bietet ferner das Verhältnis zwischen den tödlichen und den entschädigten nicht tödlichen Unfällen, obwohl bei diesen Zahlen, falls es sich um nur in geringem Ausmaß eingesetzte Fördermittel handelt, der Zufall nicht völlig aus
geschaltet werden kann. Diese Zahlen werden später bei der Erörterung der Folgerungen, die sich aus der Statistik der Förderunfälle ergeben, näher behandelt.
R e n t e n a u f w a n d f ü r di e F ö r d e r u n f ä l l e . Im Anschluß an die statistische Betrachtung der Förderunfälle sei noch kurz auf die geldlichen Auf
wendungen eingegangen, welche die entschädigungs-
pilichtigen Unfälle erfordern. Nach den in den letzten
18. April 1936 G l ü c k a u f 3 73
Jahren a n g e f a l le n e n K o s t e n b e t r ä g t der B e tr a g für jeden e n ts c h ä d ig te n nic ht t ö d l ic h e n U n f a l l 6 0 0 0 M, für jeden töd lic h e n U n f a l l 13 3 0 0 M . D i e s e B e tr ä g e enthalten nur die V e r s i c h e r u n g s l e i s t u n g d er K n a p p s c h a f t s - B e r u f s g e n o s s e n s c h a f t . D a r ü b e r h in a u s erleid en die S chachtanlagen m itte lb a r e S c h ä d e n i n f o l g e der mit diesen U n f ä lle n v e r b u n d e n e n F ö r d e r s t ö r u n g e n . . D er Verlust, den die d e u t s c h e V o l k s w i r t s c h a f t durch ei nen U nfall erleidet, g e h t au ch über d i e s e d e n A n l a g e n z u gefügten Schäden n o c h h in a u s . D e r v o n e i n e m U n f a l l Betroff en e w ü r d e , w e n n d a s U n f a l l e r e i g n i s nic ht e i n getreten wäre, durch d e n v o ll e n E in s a t z s e i n e r A r b e its kraft mehr als die zu z a h l e n d e R e n t e v e r d i e n t haben . Der K apitalwert e i n e s a r b e ite n d e n V o l k s g e n o s s e n w ird im Schrifttum au f 2 0 0 0 0 - 4 0 0 0 0 M g e s c h ä t z t . D er Wert des M e n s c h e n fü r F a m i lie u n d S ta a t lä ß t sich naturgem äß nicht a b m e s s e n . T r o t z d ie s e r E in s c h r ä n kungen lo h n t sich e i n e B e t r a c h t u n g d e s G e l d a u f w and es, den die F ö r d e r u n f ä l l e e r fo r d e r n . In der v o r letzten Spalte der Z a h l e n t a f e l 5 s in d d ie E n t s c h ä d i g u n g sk o sten im D u r c h s c h n it t der Jahre 1 9 3 2 bis 1 9 3 4 , unterteilt nach den v e r s c h i e d e n e n F ö r d e r m i t t e l n , a n gegeben. D ie d u r c h sc h n ittlic h e n U n k o s t e n der 3 B e richtsjahre b e tru g en i n s g e s a m t 5 M ill. M . D e r A u f wand für die E n t s c h ä d i g u n g d er F ö r d e r u n f ä l l e ergibt bei Z u g r u n d e le g u n g d er J a h r e sb e r ic h te d er S ek tio n 2 der K n a p p s c h a f t s - B e r u f s g e n o s s e n s c h a f t nach A b s e tz e n der V e r w a l tu n g s k o s t e n u n d d er E n t s c h ä d i g u n g für die Silikose einen n o c h erh eb lich h ö h e r n B e tr a g , w e n n man die F ö r d e r u n fä l le m it 3 0 o/o der g e s a m t e n U n f ä l l e einsetzt. D ie s e r U n t e r s c h i e d erklärt sich aus den höhern U n f a ll z a h le n der f r ü h e m Jahre un d den für diese U n f ä ll e z u g e b i l l i g t e n h ö h e r n R e n te n . D i e s e mußten g e w ä h r t w e r d e n , w e i l d ie H e i l b e h a n d l u n g noch nicht s o e r fo lg r e ic h w ar, w i e s i e e s h e u te g l ü c k l i c h e r w eise ist.
Z a h l e n t a f e l 6. A u f g e w e n d e t e r R e n t e n b e t r a g je F örd erm ittelein h eit im D u r c h s c h n it t der Jahre
1 9 3 2 - 1 9 3 4 .
Förd erm itte l ./*
Haupt- und B l i n d s c h a c h t f ö r d e r u n g ... 358,00 Aufschiebe- und V o rz ie h v o r ric h tu n g e n . . . 55,00 Förderw agen ... 4,50 L o k o m o t i v e n ... 328,00 P fe rd efö rd eru n g ... 53,00 S t r e c k e n h a s p e l ... 51,00 S e i l b a h n e n ... 157,00 K e tt e n b a h n e n ... 12,00
Die Z a h le n ta f e l 6 u n te r r i c h te t s o w e i t w i e m ö g l ic h über die R e n t e n u n k o s t e n j e F ö r d e r m i t t e l e i n h e i t im Durchschnitt der Jahre 1932 b is 1934. N i m m t m a n als Lebensdauer der F ö r d e r m i t t e l nur 5 J ahre an, s o stehen für die si c h e r h e it li c h e A u s g e s t a l t u n g der F örderein rich tu n gen s c h o n n a m h a f t e B e t r ä g e zur V e r fügung. In v ie le n F ä ll e n w ir d d urch d ie E i n f ü h r u n g von S ch u tz v o r r ic h tu n g e n auch e i n e e r h ö h t e F ö r d e r leistung und d a m it e i n e g r ö ß e r e W ir t s c h a f t l i c h k e i t e r reicht. Bei den s c h o n g e g e n w ä r t i g s e h r u n f a l ls i c h e r arbeitenden M a s c h i n e n , w i e z. B. b ei den S e i g e r förderern, fa l l e n e r k l ä r l i c h e r w e i s e k e in e o d e r k ein e g r o ß e m R e n t e n a u f w e n d u n g e n an. D i e d e m R u h r kohle n b ergb au u n d d a m i t d e r d e u t s c h e n V o l k s w i r t schaft durch die F ö r d e r u n f ä l l e z u g e f ü g t e n g r o ß e n Verluste r e c h tf e r tig e n d a h e r auch a u s w ir t s c h a f t l ic h e n E r w ä g u n g e n e r h e b l ic h e A u f w e n d u n g e n f ü r d ie B e kämpfung dieser Unfälle.
M a ß n a h m e n a l l g e m e i n e r A r t u n d u n f a l l v e r h ü t e n d e E i n z e l m a ß n a h m e n
z u r B e k ä m p f u n g d e r F ö r d e r u n f ä l l e . D e r E r ö r te r u n g eine r B e k ä m p f u n g der F ö r d e r u n fä l le im R u h r k o h l e n b e r g b a u s e ie n z u n ä c h s t e i n i g e g r u n d l e g e n d e G e d a n k e n v o r a u s g e s c h ic k t. D e r F ö r d e r u n fa ll ist ein U n f a ll , der sich bei d e m A r b e i t s v o r g a n g der F ö r d e r u n g v o n M e n s c h e n un d G ü t e r n im Betr iebe u n t e r t a g e e r e i g n e t. D ie s e r A r b e i t s v o r g a n g ist d a s E r g e b n i s e i n e s g e m e i n s a m e n K r a fte i n s a tz e s v o n M e n s c h und M a s c h i n e . A u s d ie s e r K e n n z e ic h n u n g d e s F ö r d e r u n f a l le s g e h e n e i n e r s e it s Ü b e r e in s t im m u n g e n m it ä ndern b e r g b a u li c h e n U n f a ll a r t e n u n d a n d e r s e i t s U n t e r s c h i e d e d a v o n h ervor.
A lle b e r g b a u li c h e n U n f ä l l e e r e i g n e n sich in b e e n g t e n u n ter ir d isc h e n G r u b e n b a u e n o h n e n a tü rlich es T a g e s li c h t . R a um - u n d L ich tm a n g el sin d d a h er bei der E n t s t e h u n g f a s t a ller b ergb a u lic h e n U n f ä l l e b eteilig t.
B e s o n d e r s bei der F ö r d e r u n g , die d a s G u t m it g r o ß e r G e s c h w i n d i g k e i t hin u nd her b e w e g t , s p i e le n d ie s e U m s t ä n d e f ü r d ie U n f a ll s ic h e r h e it der A rb eit e i n e e n t s c h e i d e n d e R o lle . W e l c h e B e a c h tu n g d er R a u m f r a g e zu s c h e n k e n ist, e r h e lle n f o l g e n d e Zahle n. In den Jahren 1932 b is 1934 haben sich durch d a s V o r h a n d e n sein v o n M i t t e l s t e m p e l n in Str ecken 11 U n f ä l l e e r e i g n e t, d a v o n 6, a ls o m eh r als die H ä l f t e , m it t ö d lich em A u s g a n g . 122 U n f ä lle sin d durch Q u e t s c h u n g e n zw is c h e n L o k o m o ti v e n o d e r F ö r d e r w a g e n u n d dem S tr e c k e n s to ß e n t s t a n d e n u n d 3 0 v o n ih nen o d e r 2 5 o/o tö d lic h v e r la u fe n . A lle in 3 t ö d lic h e U n f ä l l e h aben sich beim E in fa h r e n der L o k o m o tiv e n in d e n L o k o m o tiv - raum e r e i g n e t. D ie m it der H a n d am S c h a lt h e b e l neben der la n g s a m fa h r e n d e n L o k o m o ti v e g e h e n d e n F ü h rer g e r i e t e n z w is c h e n S t o ß u nd L o k o m o ti v e u n d w u r d e n tö d lic h v erletzt. V o n 2141 u n te r s u c h t e n F ö r d e r u n f ä l le n s in d m ith in i n s g e s a m t 1 3 3 o d e r 6 ,2 o/0 durch R a u m m a n g e l w e s e n t l i c h b e e i n f lu ß t w o r d e n . D e r R en ten a u fw ran d f ü r d ie s e U n f ä l l e h a t in d en B e r ic h t s j a h ren z u s a m m e n rd. 1 ,061 M ill. M o d e r im J a h r e s d u r c h sch n itt 3 5 4 0 0 0 M b e tr a g e n . D i e s e Zahl fü h r t zu der F o r d e r u n g , w e n i g s t e n s an d e n G e f a h r e n s t e l l e n , S tr e c k e n a b z w e ig e n , W e i c h e n , A n s c h l ä g e n u n d L a d e st e ll e n , g e n ü g e n d R aum zu sc h a f f e n .
In Z u s a m m e n h a n g m it d er R a u m f r a g e s t e h t die N o t w e n d i g k e i t der O r d n u n g in d en F ö r d e r w e g e n . Seh r o f t w ir d v o r h a n d e n e r R aum durch nic ht b e n ö t i g t e o d e r u n z w e c k m ä ß ig g e l a g e r t e A u s b a u s t o f f e u n d M a s c h i n e n t e ile in A n s p r u c h g e n o m m e n .
E in e m i t b e s t im m e n d e U r s a c h e v ie ler U n f ä l l e ist der L ich tm a n g el. Bei d e m s c h n e l le n A r b e its z e itm a ß in der A b b a u f ö r d e r u n g , an d e n B l i n d s c h a c h t a n s c h l ä g e n , an den L ade- u n d K i p p s te l le n u n d im S c h a c h t f ü l lo r t s i n d le ic h t Q u e t s c h u n g e n durch Stu rz o d e r S t o ß m ö g l ic h . E in e g u t e B e l e u c h t u n g der A r b e it s s t e l le k ann d ie s e U n f a l l g e f a h r e n erh eb lich v e r m indern. H i e r sei auch die K o p f l a m p e f ü r Knebler, S c h l o s s e r u s w . als M ittel der U n f a l l b e k ä m p f u n g g e nannt.
W e n n bei d er K e n n z e ic h n u n g d e s F ö r d e r u n f a l l s der g e m e i n s a m e K r a fte i n s a tz v o n M e n s c h u n d M a sc h in e b e t o n t w o r d e n ist, s o s o l l d a m i t n ich t g e s a g t w e r d e n , d aß sich n ich t auch a n d e r e U n f a l l a r t e n bei e i n e m d e r a r ti g e n g e m e i n s a m e n K r a fte i n s a tz e r e i g n e n . D e n n o c h h a t im V e r g l e i c h zu än d e r n A r b e i t s v o r g ä n g e n u n t e r t a g e die M i t w i r k u n g der M a s c h i n e in d er F ö r d e r u n g e i n e g a n z b e s o n d e r e B e d e u t u n g .
374 G l ü c k a u f Nr. 16
Zum V e rg leich sei der am h ä u f i g s t e n v o r k o m m e n d e b e rg b a u lich e U n f a ll , der durch S teinfall, h e r a n g e z o g e n . Er e r e i g n e t sich bei den A rbeiten w ä h r e n d d er A u s - u nd V orrich tu n g im G e s t e i n und bei der H e r e i n g e w i n n u n g der K o h le w ä h r e n d d e s A bbaus. An der E n t s t e h u n g d e s U n f a l l s haben die G e w i n n u n g s m a s ch in en , der B ohr- u n d der A bbauham m er, w e n n man von d e m G e r ä u sc h u n d der E rsc h ü tt e r u n g a b sieht, kaum eine n n e n n e n s w e r t e n Anteil. D ie U r sa c h e der S te i n fa ll u n fä l le beruht m itunter au f der m e n s c h lichen U n z u lä n g lic h k e it , die d ie f r e i w e r d e n d e n Kräfte d e s G e b i r g s d r u c k e s nic ht o d e r nicht rechtzeitig w a h r nim m t. V ie lfa ch erkennt sie zw a r der B erg m a n n , aber er erg r e ift aus F a h r lä s s ig k e i t o d e r m a n g e l n d e m V e r s t ä n d n i s nicht die M a ß n a h m e n , die fü r die o r d n u n g s m ä ß i g e S ic h e r u n g s a r b e it n ö tig sind. Bei der B e k ä m p f u n g d er S t e i n f a ll g e f a h r h a n d elt e s sich daher in erster Linie um die E r z ie h u n g d e s B e r g m a n n s zu u n fa lls ic h e r m A rbeiten, ln se in e r U n f a ll a b w e h r kann er durch z w e c k m ä ß ig e A n s e t z u n g der A u s - und V o r r i c h tu n g sb etrieb e und sa ch d ien lich e Leitung d e s A b baus u n te r B e r ü c k sic h t ig u n g der K o h l e n s t o ß s t e ll u n g u nd d e s A bb a u f o r tsc h r itts u n ters tü tzt w erd en .
Bei dem F ö r d e r u n fa l l l i e g e n d ie V erh ältn isse an d ers. H ie r w ird die A rbeit v o n dem F ö r d erm ittel g e l e is t e t , u nd der B e r g m a n n tritt hinter der M a sc h in e zurück. D a h e r s p i e lt die W a h l d e s F ö r d e r m itte ls und se i n e s i ch erh eitlich e A u s g e s t a l t u n g fü r die B e k ä m p fu n g d ie s e r U n f ä ll e eine erheblic he Rolle. D a neben g ib t e s natürlich auch F ör d e r u n fä lle , deren V e r m e id u n g le diglich durch E r z ie h u n g zu erreich en ist. D a f ü r la s s e n sich 4 Leit sätze auf s t e l l e n : 1. An den in Betrieb b efindlichen, m it D rucklu ft o d e r elektris ch a rbeitenden Förd erm itteln darf nie m and, auch nicht der G r u b e n s c h lo s s e r , W i e d e r h e r s t e l l u n g s arb ei ten ir g e n d w e l c h e r Art v o r n e h m e n . D ie A rbeiten sin d e r st nach S tillse tz e n o d e r v ö ll ig e r A u s s c h a lt u n g der M a sc h in e a u s zu fü h ren . 2. Kein U n b e f u g t e r darf ir gen de in F ö r d erm ittel in T ä t ig k e i t setzen. 3. V or der Inbetr ie bnahm e e in e s F ö r d e r m i tte l s sin d alle an und m it d ie s e m F ö r d e r m itte l A r b eiten d en rechtzeitig durch ein g e e i g n e t e s S ig n a l v o n der In betr ie bnahm e d e s F ö r d e r m i tte l s zu v e r s t ä n d ig e n . 4. In den F ö r d e r w e g e n , an den A n s c h lä g e n u n d L a d e ste lle n muß O r d n u n g herrsc hen. W e r d e n d ie s e 4 Leit sätze b e f o l g t , so ist d a s Ziel d er E r z ie h u n g zu u n fa lls ic h e r m A rb eiten in der F ö r d e r u n g w e i t g e h e n d erreicht. V on den U n fä llen , an d en en der M e n sc h als V erursacher m a ß g e b lich b e te ilig t ist, w e r d e n nur d ie übrigb leib en , die i n f o lg e der A n h ä u f u n g von Z u fä llig k e ite n als u n v e r m eid b ar a n z u se h e n sind.
Bei der B ek ä m p fu n g der F ö r d e r u n fä l le lä ß t sich se hr viel durch den E in sa tz u n fa lls ic h e r a rbeitender F ö r d e r m i tte l bei den v e r s c h i e d e n e n F ö r d e r v o r g ä n g e n erreich en . A ls V e r g le i c h s m a ß s t a b fü r den G e f ä h r l i c h keit sg r a d w ird die be reits e r w ä h n te V erh ältn iszah l zw isch en den tö d lich en u nd den e n t s c h ä d i g t e n nicht töd lic h e n U n f ä ll e n g e w ä h lt . In der le tzten S p a lt e d e r Z a h le n ta f e l 5 sind d ie s e Zahlen a n g e g e b e n . Je n i e d riger die Zahl, d e s t o gefä h r lic h e r ist d as b e tr e f fe n d e F ö rd erm ittel. Zur B e u r teilu n g d e s G e f ä h r l i c h k e i t s g r a d e s m uß n eben den V ergle ich d ie s e r V e r h ä lt n i s zahle n die B e r ü c k sic h t ig u n g d e s E in s a t z b e r e ic h e s und der L e is t u n g s f ä h i g k e it d e s F ö r d e r m i tte l s treten.
Für die s e n k rech te F ö r d e r u n g k o m m t n eben der B li n d s c h a c h tfö r d e r u n g der S e ig e r f ö r d e r e r in F rage.
Bei der H a u p t - und B li n d s c h a c h t f ö r d e r u n g , die mit 14,01 o/o an d en g e s a m t e n F ö r d e r u n fä l le n b e t e i li g t ist, is t nach d er Z a h le n t a f e l 5 j e d e r dritte U n f a l l t ö d lich. V iele U n f ä l l e e n t s t e h e n durch M ä n g e l der Z e ic h e n g e b u n g , a n d e r e w i e d e r durch Kippen der F ö r d e r w a g e n beim A u f s c h i e b e n o d e r A b z ie h e n , w enn der Korb nic ht in g l e i c h e r H ö h e m it d e m A ns ch la g st eht. D ie B l i n d s c h a c h t f ö r d e r u n g b e n ö t i g t j e nach der F ö r d e r l e i s t u n g e i n e k lein ere o d e r g r ö ß e r e Zahl von B e d ie n u n g s l e u t e n .
Bei den g e g e n w ä r t i g in B etrieb befindlichen 1 0 0 S e ig e r f ö r d e r e r n h a t b is l a n g kein U n f a l l e ine E n t s c h ä d i g u n g erfo r d e r t . B e a c h t e n s w e r t s in d die g ro ß e L e is t u n g s f ä h i g k e it d e s S e i g e r f ö r d e r e r s u n d sein e g e fa h r l o s e B e d ie n u n g . Ein M a n n b e o b a c h t e t ob en das A u s g i e ß e n d e s B a n d e s o d e r d er R u t s c h e in den Förd e r e r , ein z w e ite r M a n n f ü l l t u n t e n m it H i l f e eines m e c h a n i s c h e n Z u b r in g e f ö r d e r m it t e ls d ie F ö rd erw a g en . F ü r die P e r s o n e n f ö r d e r u n g ist, w e n n erford erlic h , ein S e ilfa h r t tr u m m v o r h a n d e n . D a d er H a s p e l f ü h r e r w eiß, daß er s t e t s M e n s c h e n zu fa h r e n hat, w ir d er en t
sp r e c h e n d e V o r s ic h t ü b e n . A u s d e m V e r g le i c h zw ischen B lin d s c h a c h t f ö r d e r u n g u n d S e i g e r f ö r d e r e r g e h t desse n sich erh eitlich e Ü b e r le g e n h e i t h ervor.
F ü r die s ö h l i g e F ö r d e r u n g s t e h e n als Förderm ittel v o r n e h m lic h L o k o m o ti v e n , H a n d f ö r d e r u n g , P f e r d e f ö r d e r u n g , S t r e c k e n h a s p e l, S c h ü tte lr u ts c h e n und Bän d er zur V e r f ü g u n g . N a c h d er Z a h le n t a f e l 5 be
tr a g e n die Z a h le n d e s V e r h ä l t n i s s e s z w is c h e n t ö d lichen u n d nicht t ö d l ic h e n U n f ä l l e n in g l e i c h e r R eih en
f o l g e 3 ,2 ; 1 1 , 3 ; 2 4 , 0 ; 7 ,5 ; 3 2 , 2 u n d 11 ,0 . D i e F ö r d e rung v o n H a n d u n d d ie P f e r d e f ö r d e r u n g sin d heute v o n u n t e r g e o r d n e t e r B e d e u t u n g , d a sie hauptsächlich nur n o c h an d en V e r s c h i e b e s t e l l e n o d e r bei geringen L e is t u n g e n u n d k u rzen F ö r d e r l ä n g e n v e r w a n d t werden .
Seh r l e i s t u n g s f ä h i g e F ö r d e r m i t t e l s in d L o k o m o tiven u nd B änder. D e r A n w e n d u n g s b e r e i c h der Loko
m o t iv f ö r d e r u n g is t u m f a s s e n d . A u f den H au p t so h le n f a s t aller S c h a c h t a n l a g e n d e s R u h r g e b i e t s und auf v ie le n T e i l s o h l e n g e h t L o k o m o t i v f ö r d e r u n g um. Eine N e u a n l a g e h a t a u f d e r H a u p t s o h l e s t a tt der Loko
m o t iv f ö r d e r u n g B a n d f ö r d e r u n g in V er b in d u n g mit ei ne r G e f ä ß f ö r d e r u n g im S c h a c h t g e w ä h l t . Bei der g r o ß e m S ic h e r h e it der B a n d f ö r d e r u n g g e g e n ü b e r der L o k o m o t i v f ö r d e r u n g — d ie V e r g l e i c h s z a h l e n sind 3,2 und 1 1 , 0 — w e r d e n sich m it g r o ß e r W a h r s c h e i n li c h keit g ü n s t i g e F ö r d e r u n f a l l z a h l e n d i e s e r A n l a g e er
g e b e n .
Abb. 3. G eschütz te Bandantrie bsste lle .
18. April 1936 G l ü c k a u f 375
ln den A b b a u s t r e c k e n v e r w e n d e t m a n n e b e n den Lokomotiven S t r e c k e n h a s p e l, S c h ü t t e lr u t s c h e n und Bänder zur F ö r d e r u n g . D i e g ü n s t i g s t e V e r h ä ltn i s z a h l w eisen v o r den G u m m i - u n d S t a h l g u r t b ä n d e r n die Sch üttelruts ch en auf. E s is t j e d o c h zu b e r ü c k s i c h tig e n , daß die B e r ich tsja h re g e r a d e d ie E in f ü h r u n g s z e i t der Bänder u m f a s s e n . S o h a b e n sich e i n e R e ih e sc h w e r e r Bandunfälle i n f o l g e d er U n e r f a h r e n h e i t der B e die n u n gsle u te e r e i g n e t . In z w is c h e n is t d urch d ie A n bringung von S c h u tz h a u b e n an d e n A n t r ie b s - und U m kehrstellen die S ic h e r h e it erh e b lic h v e r b e s s e r t w o r d e n . Eine derartig g e s c h ü t z t e B a n d a n tr ie b s - u n d e i n e U m kehrstelle z e i g e n d ie A bb . 3 u n d 4. In d en B e r ic h t s jahren sind nur 2 n ic h t t ö d l ic h e U n f ä l l e an S t a h l gliederbändern e n t s c h ä d i g t w o r d e n .
K e tte n b a h n a u f den M ark t g e k o m m e n ist (A b b . 5 ) , die sich nic ht teu r e r als e i n e e i n f a c h e V o r z ie h v o r r i c h t u n g st e llt. N a c h d er K e tten b ah n k o m m t a ls n ä c h s t s i c h e r e s Z u b r in g e fö r d e r m it te l d ie V o r z ie h v o r r i c h tu n g in B etr acht.
Abb. 6. Sicherheitshaken f ü r Streckenhaspel.
A n le tz te r S t e l le end li ch steht, w i e in der A b b a u st r e c k e n f ö r d e r u n g , der S tr e c k e n h a s p e l, d er sich je- je d o c h , w i e z u g e g e b e n w e r d e n m u ß , in s ich erh eitlich er B e z ie h u n g v e r v o l lk o m m n e n läßt. A l s B e is p i e le für V e r b e s s e r u n g e n sei ein m it H a n d g r i f f v e r s e h e n e r S ic h e r h e its h a k e n (A bb. 6 ) u n d e ine F ü h r u n g s g a b e l fü r d a s r e g e l m ä ß i g e A u f la u f e n d e s S e il e s au f die T r o m m e l (Abb. 7 ) g e n a n n t . Zur V e r m e id u n g der K lanken- b ild u n g e m p f i e h l t sich die V e r w e n d u n g e i n e s d r a l l freien S e ile s .
Abb. 4. Geschützte U m k e h rs te lle eines M u l denbandes.
Eine u n g ü n s t i g e V e r h ä lt n i s z a h l w e i s e n die Streckenhaspel auf. H i n s i c h t li c h der L e i s t u n g s f ä h i g keit st eh en n eb en den L o k o m o t i v e n d ie S c h ü t t e l rutschen u nd die B ä n d er an e r s t e r S t e l le , w ä h r e n d die S treck en h a s pe l fü r e i n e g e r i n g e r e F ö r d e r l e i s t u n g in Betracht k o m m e n . E in V e r g le i c h d er A b b a u streckenfö rderm ittel in s i c h e r h e it lic h e r B e z i e h u n g lä ß t die Ü be rleg en h eit der B ä n d e r u n d S c h ü tte lr u ts c h e n vor den S tr e c k e n h a s p e ln u n d L o k o m o t i v e n erk en n en .
Abb. 5. K leinkettenbahn m it D ru c k lu f ta n trie b . A ls Z u b r in g e f ö r d e r m it t e l an L a d e s t e l l e n und A ns ch lägen k ö n n e n V o r z i e h v o r r i c h t u n g e n , S t r e c k e n hasp el u nd K e tte n b a h n e n b e n u t z t w e r d e n . D i e V e r hältniszahlen fü r die b e id e n e r s t e n l a u t e n 9 ,6 u n d 7,5.
In den B eric h t sja h r e n i s t n u r 1 n ic h t tö d l i c h e r U n f a l l an K ettenbahnen e n t s c h ä d i g t w o r d e n , d ie a l s o ein seh r sich eres Z u b r in g e f ö r d e r m it t e l d a r s t e l l e n . Im H inblick auf ihren h o h e n B e s c h a f f u n g s p r e i s s e i e r w ä h n t , daß kürzlich eine l e i s t u n g s f ä h i g e k le i n e , le ic h t v e r s e t z b a r e
Abb. 7. F ü h ru n g s g a b e l an einem Strecken haspel . B e m e r k e n s w e r t is t die g ü n s t i g e V e r h ä ltn isz a h l 2 2 ,0 fü r die S eilb ah n . S ie erklärt sich w o h l d a r a u s, daß d ie m e i s t e n v o n den 3 0 8 im Jahre 1 9 3 4 n o c h in Betr ieb b e fi n d li c h e n S e il b a h n e n , die u r s p r ü n g l ic h für d ie H a u p t s t r e c k e n f ö r d e r u n g v o r g e s e h e n w a r e n , h e u te n u r a ls w e n i g b e l a s t e t e Z u b r in g e fö r d e r m it te l die nen.
F ü r d ie F ö r d e r u n g in sc h r ä g e r o d e r g e n e i g t e r R ic h tu n g k ö n n e n f e s t e R u t s c h e n , S c h ü t t e lr u t s c h e n , B ä n d e r u n d S c h r ä g f ö r d e r e r b e n u t z t w e r d e n . D e n V e r h ä lt n is z a h l e n f ü r R u t s c h e n u n d B än d er, 3 2 , 2 u n d 1 1 ,0 , l ä ß t sich f ü r d ie S c h r ä g f ö r d e r e r kein e V e r g le i c h s z a h l g e g e n ü b e r s t e l l e n , w e i l sich an ih n e n nur 4 n ich t t ö d l ich e U n f ä l l e e r e i g n e t h a b e n . A u c h d ie ü b e r h a u p t e i n g e t r e t e n e n e n t s c h ä d i g t e n U n f ä l l e u n te r B e r ü c k s ic h t i g u n g der e i n g e s e t z t e n L ä n g e n u n d d er A n t r ie b e der F ö r d e r m i t t e l k ö n n e n n ich t zu d i e s e m Z w e c k d ie n e n .
376 G l ü c k a u f Nr. 16
F ü r ein e n V e rg leich l a s s e n sich nur d ie j e n ig e n R u t s c h e n u n fä l le hera n zieh en , die sich bei e in e m F l ö z e i n f a ll e n v o n m eh r als 1 2 ° e r e i g n e t haben, w o m it et w a der E in satzb ereich der S c h r ä g fö rd erer b egin nt.
Ein e U n t e r s u c h u n g d e s H e r g a n g e s der R u t s c h e n u n fä lle hat e r g e b e n , daß die H ä l f t e aller U n f ä ll e durch d as H e r a u s s p r i n g e n von K oh len und A u s b a u s t o f f e n aus den R utsch en bei e in e m E in fa lle n von m eh r als 12°, a ls o im E in s a t z g e b ie t der Schrägförderer, v e r ursacht w o r d e n ist. E s ersc h e in t d aher e m p f e h l e n s w ert, die f e s t e n R utsch en m ö g l i c h s t durch S c h r ä g fö rd erer zu e r s e t z e n und d a s G e b ie t der S c h ü t t e l
rutschen u n d B än d er unte r B erü c k sic ht ig u n g d e s Ein- fa l le n s und d er G l e it m ö g l ic h k e it d e s F ö r d e r g u t e s sein- vo r sic h tig nach o b e n g e g e n den A n w e n d u n g s b e r e i c h der S c h r ä g fö r d e r e r ab zu gren zen . Jede un b eab sich tigte B e w e g u n g d e s F ö r d e r g u t e s ist g e fa h r b r i n g e n d u nd zu verhüte n.
Bei der B e tra ch tu n g d e s E in f l u s s e s der M a sch in e au f die E n t s t e h u n g der F ö r d e r u n fä l le k o m m t m an u n m ittelbar zu der F r a g e : W i e w irken sich die M a ß n a h m e n der neuzeitlich en B e t r i e b s g e s t a l t u n g u n d B e t r i e b s z u s a m m e n f a s s u n g auf die E n t s t e h u n g s m ö g l i c h keit der F ö r d e r u n fä l le a u s ?
D e r z u s a m m e n g e f a ß t e Betri eb v/e ist in der flach en L a g e r u n g w e n i g e G r o ß a b b a u b e t r ie b e mit S c h ü tte l
rutschen o d e r Bändern als A bb au förd erm itteln auf.
D i e s e g i e ß e n die K ohle au f die B än d er der A b b a u st recken aus, die sie w ie d e r e n t w e d e r in S e i g e r förd erer, die in F ö r d e r w a g e n auf der H a u p t f ö r d e r s o h l e a u s tr a g e n , o d e r unm ittelbar in den A b t e i l u n g s q u e r s c h l ä g e n in die F ö r d e r w a g e n der L o k o m o ti v z ü g e e ntladen.
Abb. 8. E ise rner Brustschutz an einer ortsfesten Ladestelle.
D ie e i g e n tlic h e n L a d estellen sind o r t s f e s t a u s g e b a u t. D ie Z ü g e w e r d e n g e s c h l o s s e n m it V o r z i e h v o r r ic h tu n g e n o d e r kurzen K e tten b ah n en unte r den
L adetis chen der S e ig e r fö r d e r e r o d e r B änder her g e drückt. Bei der G e s t a l t u n g d e s z u s a m m e n g e f a ß t e n B e tr ieb es hat man den A n w e n d u n g s b e r e i c h der s e n k rechte n F ö r d e r u n g von vo rn h erein besch rän k t u nd da, w o sie u n b e d in g t erforderlic h ist, durch sich er a r b eit e n d e S e ig e r f ö r d e r e r bew irkt. Im A bbau ben u tzt man die v e r h ä l tn is m ä ß ig g e f a h r l o s a rbeitenden S ch ü tte lr u ts c h e n u nd Bänder. In der s ö h l i g e n A b b a u s t r e c k e n f ö r d e r u n g w e r d e n g le ic h f a l ls die g e g e n ü b e r den ä ndern in B etr acht k o m m e n d e n F ö r d e r m i tte l n sich er arb eiten d en S c h ü tte lru ts ch en u nd B än d er v e r w e n d e t . D ie Ü b e r g a n g s s t e l l e von dem A b b a u f ö r d e r
m ittel au f d a s A b b a u s t r e c k e n f ö r d e r m it t e l birgt bei B e a c h t u n g der b e tr ie b lic h e n U n f a l l v e r h ü t u n g s v o r sch riften kein e b e s o n d e r n G e f a h r e n , e b e n s o w e n i g der Ü b e r g a n g v o n der S t r e c k e n r u t s c h e o d e r d e m S trecken
band in den S e ig e r f ö r d e r e r . N u r die V ersc hie bearbeit an der o r t s f e s t e n L a d e s t e l le au f d er H a u p t f ö r d e r s o h l e kann zu U n f ä ll e n fü h r e n , j e d o c h l ä ß t sich hier durch g e e i g n e t e M a ß n a h m e n in sic h e r h e it lic h e r Bezie hung viel erreichen. Abb. 8 z e i g t e ine n e i s e r n e n Brustsc hutz für den Lader g e g e n V e r le t z u n g e n durch d a s H e r a u s s p r i n g e n v o n S tü ck k o h le . In Abb. 9 ist eine Lade
s t e ll e m it den v e r s c h i e d e n e n S ic h er he its v o r r ic h tu n g e n w i e d e r g e g e b e n . D ie Z ü g e w e r d e n g e s c h l o s s e n durch m e c h a n i s c h e F ö r d e r m i tte l u n te r der L a d e ste lle her g e fü h r t . D a du rc h f ä l lt die g e f ä h r l i c h e Knebelarbeit au den W a g e n fort, die durch F ü h r u n g s s c h i e n e n g eg en E n t g l e i s u n g e n g e s i c h e r t sind.
Abb. 9. O rts feste Lad estelle mit vers ch ieden en Sicherheits
v orric htungen.
D urch Ver zic ht a u f die B e n u t z u n g d e s Streck en
h a s p e l s u n d durch d en E in s a t z der V orzie hvorrichtung o d e r n o c h b e s s e r der K e tte n b a h n w e r d e n weitere G e f a h r e n q u e ll e n b e s e i t i g t . D i e E in r ic h tu n g eines sichern L a d e r s t a n d e s in d er reichlich bem es sen en Bahnm it te, die A u s r ü s t u n g d e s L a d ers m it ledernen S tu l p h a n d s c h u h e n u nd e ine g u t e B e le u c h t u n g der A r b e its s te l le v e r m in d e r n w e i t g e h e n d d ie G efa hren d i e s e s B e tr i e b s p u n k te s .
D a s s o n s t u m f a n g r e i c h e S t r e c k e n n e t z der H aupt
f ö r d e r s o h le w ir d durch die B e t r i e b s z u s a m m e n f a s s u n g verklein ert. D a s k le i n e r e S tr e c k e n n e t z lä ß t sich besser au sb a u en . D e r S t r e c k e n q u e r s c h n it t kann g r ö ß e r , das S c h ie n e n p r o f il s c h w e r e r , der S c h w e l l e n a b s t a n d enger g e w ä h l t w e r d e n .
V erm erkt sei hier d a s E r g e b n i s e i n e s ver
g l e i c h e n d e n B e t r i e b s v e r s u c h e s an e in e r A n l a g e mit 1 0 8 m m h o h e n S c h ie n e n d e s a m e r ik a n is c h e n Profils A S C E 6 0 lb s u n d 1 1 5 m m h o h e n S c h ie n e n d e s deut
schen N o r m a l p r o f i l s D I N 1 2 5 6 . D e r V ersu ch hat g e z e i g t, daß die 1 0 8 m m h o h e n S c h ie n e n i n f o l g e ihres dicker n S t e g e s d e n in R ic h tu n g d er S tr e c k e n a c h s e auf
tr e t en d en S t a u c h u n g s - u n d Z e r r u n g s k r ä ft e n einen st ärkern W i d e r s t a n d e n t g e g e n s e t z e n a ls d ie 115-mm- S c h ien en m it d ü n n e r m S t e g . D e r dic kere S te g wird sich auch bei e in e r s p ä t e m V e r w e n d u n g der Alt
sch ie n e n fü r den B au v o n e i s e r n e n W an d erk aste n g ü n s t i g g e l t e n d m a ch en .
D ie w e n i g e n v o r h a n d e n e n W e i c h e n in einem zu
s a m m e n g e f a ß t e n Betrieb k ö n n e n m e c h a n i s ie r t werden.
D a s g l e i c h e g i l t f ü r die B e d i e n u n g d er W ett ertü ren.
Bei g r ö ß e r m S tr e c k e n q u e r s c h n it t s o w i e s c h w e r e n und b e s s e r v e r l e g t e n S c h ie n e n k a n n ein g r ö ß e r e r F ö rd er
w a g e n e i n g e s e t z t w e r d e n , der m it g e s c h l o s s e n e n P r ä z i s i o n s l a g e r n u n te r F o r t f a l l der le ic ht verloren g e h e n d e n S p li n te a u s g e r ü s t e t ist. A lle d ie s e V e r b e s s e r u n g e n tr a g e n zur V e r m e i d u n g d er E n t g l e i s u n g e n und