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Thorner Presse 1891, Jg. IX, Nro. 70 + Beilage

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Academic year: 2021

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Abonnerrrentspreis

für T h o r n und Vorstädte frei ins H a u s : vierteljährlich 2 M a r k , monatlich 67 , Pfennig pränum erando;

für a u s w ä r t s frei per Post: bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 2 M ark . A u s g a b e

t ägl i ch 6 V , U hr abends m it Ausschluß der S o nn - und Feiertage.

R edaktion und E x p e d itio n :

Katharinenstr. 204.

F e r n s p r e c h - A n s c h l u ß N r . 5 7 .

JnsertionS preiS

für die Spaltzeile oder deren Raum 10 Pfennig. Inserate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 204, Annoncen-Expedition „Jnvalidendank"

in B erlin , Hänfenstem u. Vogler in B e rlin und Königsberg, M . Dukes in W ien, sowie von allen anderen Annoncen-Expedilionen des I n - und Auslandes.

Annahme der Inserate für die nächstfolgende Numm er bis 1 U hr mittags.

KZ 70. Dienstag den 24. März 1891. IX . Zahrg.

Abonnements-Einladung.

Unsere geehrten a usw ärtigen Abonnenten und M e , die es werden w ollen, ersuchen w ir ergebenst, die „Thorner Presse" recht bald bestellen zu w ollen.

D ienstag am 31. d. M ts . endet dieses Q u a rta l, und vermögen w ir n ur dann die „Thorner Presse"

!Uit dem „Jllustrirten Sonntagsblatt" ohne U n te r­

brechung den bisherigen und rechtzeitig den neuen Abonnenten zuzustellen, w enn sie einige Tage v o r Schluß des Q u a rta ls d a ra u f a b o n n irt haben.

D e r Abonnem entspreis pro Q u a rta l beträgt 2 M ark.

^ , Bestellungen nehmen an sämmtliche kaiserlichen

"Postämter, die L an dbriefträger und w ir selbst.

Expedition der „Thorner Presse"

K ath a rin e n s tra ß e 2 0 4 .

' Z u m Krenzverkehr m it U r o t und M e h l.

Folgende Auslassung der demokratischen „B reslauer M orgen- mtung" macht gegenwärtig zur Unterstützung des Kampfes Aoen die Kornzölle die Runde durch die freifinnig-demokratische

presse:

„Nach den soeben veröffentlichten Angaben find im Jahre w 0 gegen 8 1 9 0 4 Stück, im Jah re 1 8 8 9 allein von der Paßbehörde in Mpslowitz nicht weniger als 1 1 2 2 6 3 Stück Mbpgsse ausgestellt worden. W ie der konservative „O ber- ichlesische Anzeiger" ausdrücklich bemerkt, find diese Grenz- Atimationsscheine meist gelöst, um M e h l und Fleisch aus pußland zu holen. D ie Thatsache, daß die kleinen zoll­

freien M ehlquanten bis 3 Kilogram m gerade aus R ußland

^übergeholt werden, sei angesichts der HandelSvertrags- Arrhandlungen m it Oesterreich - Ungarn um so interessanter, . ^ sie beweist, daß die jenem Reiche gegenüber geplante Herab- fM n g der Getretdezölle fü r die diesseitige Bevölkerung n u r Neu untergeordneten W erth hat, w eil uns Oesterreich nicht

lo g g e n liefert, welchen w ir vorzugsweise fü r unser B ro t su ch en. Unsere Roggenkammer ist und bleibt nun einmal . üßland. W ir haben es hier in M yslow itz, welches bekanntlich

" der sogenannten „ D r e i Kaiser-Ecke" liegt, genau so w eit Oesterreich wie nach R u ß land , aber die Mehlwanderungen Z e i t i g e r Grenzbewohner gehen fast ausschließlich ins Z are n - w eil dort das B r o t und M e h l weit billiger ist wie in Österreich. M a n bezahlt in Oesterreich für 6 P fu n d B ro t . - - 5 0 P fen n ig , in Rußland 3 7 * / , P fen n ig und — diesseits

0 P fen n ig !"

Diese Behauptungen beweisen bei ihrer unbezweifelten

^."hrhafiigkeit durchaus keine ungewöhnliche Thatsache; denn dem Grenzverkehr m it Rußland und Oesterreich spielt be-

"Ntlich die V a l u t a f r a g e die Hauptrolle und dieser zufolge .^ d e , selbst nach Aufhebung des Schutzzolles unsererseits, eine Erbliche Preisdifferenz bestehen bleiben. D ie Grenzbewohner .^ d e n auch in diesem Falle nach wie vor, wie s ie es st et s

^ t h a n h a b e n , jenseits der Grenze mancherlei Einkäufe zu

H i n G e h e i m n i ß .

Rom an von Henry Greville.

Autorisirte Bearbeitung von Ludwig Wechsler.

--- -— (Nachdruck verboten.) (40. Fortsetzung).

z,. D ie beiden F rauen küßten einander und ließen sich sodann, M an einander geschmiegt, auf ein schmales S o ph a nieder, gegenseitig an den Händen haltend. D ie junge F ra u , die em winzigen Hütchen und dem kleinen Schleier einer frisch

«Mühten Rose glich, blickte ihre einstige „kleine M a m a " an und ' bewundernd au s:

»W ie schön D u bist! V ie l schöner, als frü h er!"

g. »Und D u erst!" erwiderte Estelle lächelnd. „ D u hast Dich , "i verändert, D u bist sogar gewachsen!"

L, »D as hat das Glück zuwege gebracht!" sagte die junge leichtfertig.

h. . »Ueberall waren w ir : in R o m , in Florenz, in Venedig . . . j^ES und in D ijo n , im Schloß der G roßeltern . . . N a , dort h., lrn W in te r nicht besonders amüsant . . . Doch zum Glück

^ ich meinen M a n n dort . . ."

S ie sprach die W orte „meinen M a n n " m it so drolligem Hz», " " d solcher Zärtlichkeit aus, daß Estelle zu gleicher Z e it

E lachen und weinen mögen.

!>Ia / 'd i e i n M a n n ist ein überaus liebenswürdiger Mensch,"

"berte Odelle weiter. „ E r betet mich an."

»Und D u ih n ? "

h ., »Ich ihn natürlich auch! N u r daß ich es ihm nicht sage.

sehe ich aber, daß er es sehr gut weiß. E r ist ein sehr

^"Uex P a tr o n !"

> sj. Und sie lachte herzlich bei diesen W orten. D a ra u f blickte empor.

»I, ." H ie r bei D i r ists sehr hübsch," sagte sie. „ V ie l hübscher ij) ^ i uns. In d e s , wenn unser H eim auch n u r ein bescheidenes fühlen w ir uns doch behaglich darin. W e iß t D u , mein

" " ist noch sehr jung, kaum dreiundzwanzig J a h re a lt und

machen suchen, ohne dabei zu bedenken, daß sie dadurch 'den allgemeinen Volkswohlstand in ihrem Vaterlande schädigen und unpatriotisch handeln, wenn sie das G eld, welches sie im J n - lande von den Produzenten und anderen v e r d i e n e n , nicht auch im Jn lan de, sondern im Auslande auf Nimmerwiedersehen verausgaben.

Hin amerikanisches Schiedsgericht über die Wachtheile der Streiks.

D a s vom S ta a te MassachusetS eingesetzte Schiedsgericht, dessen Hauptaufgabe es ist, Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern zu schlichten und womöglich Streiks und Aussperrungen zu verhüten, berichtet in einem Jahres­

berichte an die Legislatur über einige Punkte, welche auch fü r andere S taa ten und Länder von allgemeinem I n t e r ­ esse sind.

Es heißt da u. a.: Erwiesen ist es mehr als je, daß Streiks und Aussperrungen sehr kostspielige M itte l zur A u s­

tragung von Meinungsverschiedenheiten sind. S o w e it diese M itte l zu einem endgiltigen Ergebniß führen, scheinen sie n ur darauf berechnet, bei den Arbeitern ein etwas unklares G efühl nicht beseitigter Beschwerden zu hinterlassen, und auf S eilen der Arbeitgeber ein G efühl, daß eine ungehörige Pression zu einer Z e it auf sie ausgeübt worden sei, da sie weniger im S tande waren, derselben zu widerstehen. D ie S treiks, welche im abgelaufenen Jahre in MassachusetS ausgeführt wurden, find fast ohne Ausnahme zu Ungunsten der Streikenden aus­

gefallen und in manchen Fällen sogar verderblich fü r die Arbeiterorganisation, unter deren Schutz die Arbeiter an den S tre ik gingen. D ie Arbeitgeber haben gelernt, Vereinigungen unter sich ins Leben zu rufen und dadurch den Vereinigungen der Arbeiter eine feste W ehr entgegenzusetzen. M i t diesem M itte l und bei ihren größeren materiellen Hilfsquellen wurde die H ilfe der staatlichen Schiedsgerichte in der Regel ver­

schmäht.

I n F ällen, wo Arbeitgeber-Vereinigungen den Verbänden der Arbeiter gegenüberstanden, w a r der E rfo lg niemals auf S e ite n der Arbeiter, und viele Erfahrungen haben gezeigt, wie viel Ungemach und Elend durch Befolgung milderer Methoden 'hätte vermieden werden können.

D a s Schiedsgericht erklärt dann weiter, daß es überall, wo Streitigkeiten ausbrachen, seine V erm ittlu n g angeboten habe, daß aber in den meisten F ällen die streitenden P arteien allzu hastig einen Bruch herbeigeführt hätten und bei den erregten Leidenschaften es schwer gewesen sei, m it E rfolg zu wirken. W o aber die H ilfe des staatlichen Schiedsgerichtes in Anspruch ge­

nommen worden, sei das Resultat immer ein sehr befriedigendes fü r beide T heile gewesen.

Auch in anderen S taa ten find staatliche Schiedsgerichte nach dem M uster desjenigen in MassachusetS errichtet worden.

Es ist noch nicht lange her, daß man diese Schiedsgerichte als den Todesengel fü r die Streiks ansah, oder schöner ausgedrückt, als den FrtedenSengel der Werkstätten, aber die Anficht, daß diese Schiedsgerichte wenig praktischen Nutzen stiften würden, scheint durch den oben zitirten Bericht des Staatsschiedsgerichts von MassachusetS wieder einmal bestätigt. Arbeitgeber wie A r-

die U n ifo rm des Husarenlieutenants kleidet ihn so trefflich. Es ist das aber auch ein herrliches K leid ! Ic h lasse m ir eine blaue Tuchtoilette anfertigen, aus demselben blauen Tuch, weißt D u , m it schwarzer Verschnürung, gleich einer M arketenderin, um die Farben des Regiments zu tragen. M e in M a n n läßt sich jetzt versetzen und w ir bleiben in P a r is ."

„ S e id I h r schon lange hier?" fragte Estelle. S ie wußte selbst nicht, weshalb sie so aufgeregt sei.

„ S e it gestern. M a m a und P a p a erwarteten uns bei der B ahn. Heute Abend find w ir bei ihnen. H u b ert ging seinen Geschäften nach, kaum daß er aufgestanden w ar. W eiß t D u , welcher A r t Geschäfte das sein können? Ic h getraute mich nicht, ihn zu fragen. Ich stellte nämlich schon so viel Fragen an ihn, daß es m ir selbst nicht mehr recht ist! E r sagt, ich hätte ihn m itunter so absonderliche D in ge gefragt. Und ich fragte ihn doch n ur, was m ir gerade durch den Kopf schoß; er aber lachte wie närrisch darüber . . . N u n bin ich aber vor­

sichtiger geworden und ich suche mich von anderer S eite zu in - form iren. E r ging also seinen Geschäften nach und ich beeilte mich, hierherzukommen. M ein e Schwester w eilt m it ihrem M a n n e in S p an ien. D o rt frieren sie jetzt! Recht geschieht es ihnen. Ic h kann meinen Schwager nicht leiden. E r ist ein großer Pedant und unter uns sei es gesagt, ich glaube sogar, daß er ein großer Einfaltspinsel i s t ! --- E r w ird bei meiner Schwester einen sehr schweren S ta n d haben."

Lächelnd lauschte Estelle diesem Wortschwall, welchen von Z e it zu Z e it ein kindisches Lachen unterbrach. Diese unschuldige Freude, dieses V ertrauen in die Liebe und das Leben eröffneten ih r die Aussicht auf eine sonnenbeschienene liebliche Gegend.

Aus ihrem Gefängnisse, in welchem sie nunmehr seit zehn M o ­ naten schmachtete, erblickte sie eine lachende grüne Wiese, von glücklichen Menschen belebt.

I h r e gütige N a tu r, ih r überaus zarte» Empfinden ließen sie nicht den leisesten Neid ob dieses Glückes empfinden, welches fü r sie nicht vorhanden zu sein schien. V o ll Freude vernahm

^

beiter glauben sich bei jeder Streitigkeit im Rechte und sehen

! in den Schiedsgerichten n u r eine Körperschaft, welche diese , Rechte schmälern möchte. Manche wollen auch lieber zu Grunde gehen als nachgeben. Zuerst reizt man, dann beleidigt m an, dann schlägt man und liegt m an überwunden am Boden, dann heult man. Dennoch sollte man die Schiedsgerichte nicht fallen lassen, denn etwas gutes zu stiften sind sie doch zuweilen in der Lage. ________________

Aolitische Tagesschau.

Es hat bei dem Auseinandersetzen der beiden P a r l a m e n t e Einstimmigkeit unter den Präsidien und Abgeordneten bestanden, daß die S e s s i o n e n n i c h t ü b e r P f i n g s t e n a u s g e d e h n t und von Ansang an alle Anstalten getroffen werden sollen, dies Z ie l zu erreichen. Beide P arlam ente sind in diesem W in te r u n ­ gewöhnlich früh einberufen worden und die naturgemäße E r ­ müdung w ird bis dahin sich gebieterisch geltend machen. F ü r den Reichstag könnte höchstens durch Einbringen des deutsch-öster­

reichischen Handelsvertrages noch eine erhebliche Erw eiterung der Arbeitslast entstehen, doch geht die allgemeine Ueberzeugung da­

hin, daß die Vorlegung dieses Handelsvertrags in der gegen­

wärtigen Session nicht mehr zu erwarten sei.

D e r P a p s t hat dem A n d e n k e n D r . W i n d t h o r s t s ein B r e v e gewidmet, das an die G rafen Prepfing und B alle- strem gerichtet ist und in den klerikalen römischen B lä tte rn ver­

öffentlicht wird. D e r Papst sagt darin u. a .: Windthorst habe die Kirche und sein V aterlan d geliebt und sei jeder Z e it ein treuer Unterthan seines Herrschers gewesen. Schließlich ermähnt er die Centrum spartei, Windthorst« Bahnen auch ferner zu wandeln, indem sie einig bleibe.

D e r nationalliberale Abg. T r a m m erklärt, daß er die Anfrage wegen angeblicher Gewährung eines Darlehens aus dem Welfenfonds n u r gestellt habe, um K larheit in einer die P ro vin z H annover im höchsten Grade interessirenden Angelegenheit zu schaffen. E r erwartet, daß seine Frage dazu beitragen werde, die Frage der A u f h e b u n g d e s W e l f e n f o n d s in ein be­

schleunigteres Tem po zu bringen.

D ie „ K r e u z z e i t u n g " widerspricht der Behauptung, daß Windthorst dem zur Versöhnung m it Preußen geneigten H e r z o g v. C u m b e r l a n d zur Ablehnung der Versöhnung m it Preußen gerathen habe. D a s Gegentheil sei richtig.

9 7 2 P e t i t i o n e n , den H a u s t r h a n d e l , Detailreisende und Abzahlungsgeschäfte betreffend, liegen von Handelskammern, kaufmännischen Vereinen, Gewerbetreibenden, Handwerkervereinen, In n u n g e n und Jnnungsverbänden der Petitions-Kom m isfion des Reichstags vor. D ie V ertreter der verbündeten Regierungen ver­

weisen auf die 1 8 8 9 abgegebenen Erklärungen. D ie Petitionen wurden dem Reichskanzler zur Erw ägung überwiesen.

I n der i t a l i e n i s c h e n D e p u t i r t e n k a m m e r erklärte der Schatzmintster Luzzati, das D efizit des laufenden F in an z­

jahres belaufe sich aus ungefähr 7r, M illio n e n , die Schulden des Staatsschatzes auf 4 3 0 M illio n e n . In fo lg e der bereits einge­

brachten Anträge werde jedoch das D efizit nicht n u r verschwinden, sondern noch ein kleiner Ueberschuß verbleiben.

D e r i t a l i e n i s c h e G e s a n d t e i n W a s h i n g t o n , B a ro n F a v a , bemüht sich, die Erregung, welche sich infolge d e s M a s s a c r e

sie das Geplauder Ihrer ehemaligen „kleinen Tochter" und diese Freude verlieh ihrem jungen Antlitz einen rührenden mütterlichen Ausdruck.

S ie strich m it der Hand über das goldene H a a r, welches sie im Erziehungsinstitut so häufig gekämmt und geglättet. W e r hätte ih r damals gesagt, daß ih r diese Z e it des Lernen« und der Abgeschiedenheit zehn M o nate nach ihrer V e rh e ira tu n g in lieblichem Lichte erscheinen werde?

„Und nun ist die Reihe an D i r , " sprach die junge F ra u und küßte Estelle von neuem. „ S ie h , da brachte ich D i r einen Veilchenstrauß, den ich fü r Dich kaufte. Denke D i r n u r, ich kam zu Fuße! Z u Fuße und allein, ohne Z ofe, während ich früher nicht einm al meine Nasenspitze ohne Begleitung ins Freie zu führen wagte! Es ist aber auch so d ro llig! Pflegst D u allein und zu Fuße auszugehen?"

„ N e in ," erwiderte Estelle, sich daran erinnernd, daß es ihr noch gar niemals in den S in n gekommen w a r, von dieser F re i­

heit Gebrauch zu machen. „Doch bei m ir ist das etwa« ganz anderes . . . "

„ J a , da» ist wahr . . ." sagte Odelle, auf ihre noch im m er ganz in T ra u e r gekleidete Freundin blickend. S ie zögerte ein wenig und fuhr dann fo rt: „S a g e m a l, Estelle, ist es w ahr, was m an sich erzählt?"

„ W a s denn, mein K in d? " fragte Estelle heftig pochenden Herzens.

„ D a ß sich D e in M a n n an D einem Hochzeitstage erschoß?"

„ J a , es ist w ah r."

„Gleich, nachdem I h r aus der Kirche nach Hause ge­

kommen?"

„Ungefähr. B a ld nachdem I h r fortgegangen seid."

„U nd D u weißt nicht, weshalb er sich erschoß?"

„ N e in ."

D ie kleine F ra u Aumoge w a r verw irrt.

„ W e iß t D u , daß man sehr viel schlechtes von D i r spricht?"

fragte sie endlich gleichsam gegen ihren W illen .

(2)

v o n N e w - O r l e a n s der in der U n io n ansässigen Ita lie n e r bemächtigt hat, zu dämpfen. E r hat zu diesem Zwecke die italienischen K onsularvertreter telegraphisch aufgefordert, ihren E in flu ß dahin aufzubieten, daß die italienischen K olonien eine würdige und gesetzliche H altung beobachten. D ie italienischen B lä tte r in Newyork, Chicago und N ew-O rleans fahren jedoch fo rt, eine sehr leidenschaftliche Sprache zu führen.

D e r f r a n z ö s i s c h e F i n a n z m i n i s t e r R o u v ie r brachte ein Gesetz betreffend die B e s t e u e r u n g v o n G e t r ä n k e n ein. Danach w ird die Besteuerung der W eine, Apfelweine und B iere um 79 M illio n e n entlastet und der A u s fa ll durch E r­

höhung der Alkoholsteuer von 156 auf 195 Franks pro Hektoliter gedeckt.

D er P ariser „ S is c le " behauptet, der Abschluß d e s H a n d e l s - v e r t r a g e s z w i s c h e n B u l g a r i e n u n d B e l g i e n , welchen der belgische S e n a t guthieß, bilde eine V e r l e t z u n g d es B e r l i n e r V e r t r a g e s , indem B u lg a rie n absolut kein Recht zustehe, direkte Handelsverträge m it andern Mächten abzu­

schließen.

I m Zusammenhang m it der M eldung vom U ebertritt der G r o ß f ü r s t i n S e r g i u s v o n R u ß l a n d zur griechisch- o r t h o d o x e n K i r c h e w ar berichtet worden, daß wahrscheinlich auch die G roßfürstin Konstantin, geb. Prinzeß von Sachsen-Alten­

burg, den orthodoxen Glauben annehmen würde. Demgegenüber erfährt die „N o rd d . Z tg ." aus zuverlässigster Quelle, daß die G roßfürstin fest entschlossen sei, ihrem e v a n g e l i s c h e n G l a u b e n , fü r den ihre V a te r G u t und B lu t geopfert, treu zu bleiben.

D ie im m er schwieriger werdende Lage, in der sie sich befinde, könne ihren deutschen Glaubensgenossen n u r Veranlassung sein, ihrer desto treulicher zu gedenke».

E in e r Pcivatm eldung der „H am burger Nachrichten" aus Mexiko zufolge hat die c h i l e n i s c h e R e g i e r u n g , da fast alle Kriegsschiffe in den Händen der Rebellen fin d , alle erreichbaren K a u f f a h r t e i s c h i f f e a u f g e k a u f t , um sie zu bemannen.

Auch von Uruguay und A rgentinien sollen Schiffe gekauft werden, so daß nunmehr zu erwarten stehe, die Regierung werde H err der S itu a tio n , zumal es den Rebellen an M u n itio n zu fehlen

beginne._______ ,

preußischer Landtag.

H e r r e n h a u s . 11. Plenarsitzung vom 21. M ä rz .

Eingegangen: E n tw u rf einer Wegeordnung für die Provinz Sachsen.

Derselbe wird einer Kommission überwiesen.

D er Gesetzentwurf betr. die Form der schriftlichen Willensäußerung der Presbyterien der evangelischen Gemeinden in Westfalen und der Rheingegend wird in einmaliger Schlußberathung angenommen.

Ferner wird angenommen der vom Abgeordnetenhause beschlossene Gesetzentwurf betr. den Geltungsbereich der Jagdscheine.

Bei der Berathung des Berichts über die Verhandlungen des Landes­

eisenbahnraths dankt

Gras U d o zu S t o l b e r g dem Eisenbahnminister für die gleiche Beschränkung, die er sich bei der geplanten Reform der Personentarife auferlegt habe. Die m it dem Zonentarif in Ungarn gemachten E r ­ fahrungen hätten bewiesen, daß bei derartigen weitgehenden Herab­

setzungen zunächst die Ausgaben sich viel stärker vermehren, als die E in ­ nahmen. Der M inister sei in seinen Vorschlägen so weit gegangen, als er habe gehen können, ohne unsere Finanzen zu schädigen oder in Unordnung zu bringen. Es sei deshalb zu wünschen, daß die Reform, wie er sie plane, in K raft treten möge.

G ra f M i r dach schließt sich diesen Ausführungen an, behält sich jedoch vor, bei anderer Gelegenheit näher auf die Sache zurückzukommen.

Der Bericht wird durch Kenntnißnahme für erledigt erklärt.

Eine Petition von Eisenbahntelegraphisten um Versetzung derselben in die Klasse der Subalternbeamten wird durch Uebergang zur Tages­

ordnung erledigt.

Ebenso wird über eine Petition des Ober-Kirchenkollegiums der evangelisch-lutherischen Kirche zu Breslau zur Tagesordnung überge­

gangen. Die Petition verlangt, daß der Gesammtheit der lutherischen Gemeinden als der „lutherischen Kircke" eine der evangelischen Landes­

kirche gleichberechtigte Stellung eingeräumt werde.

D am it ist die Tagesordnung erledigt.

Nächste Sitzung unbestimmt, jedoch nicht vor M itte A p ril.

Schluß N/4 Uhr.

Deutsches Meich.

B e rlin , 21. M ärz 1891.

— Se. Majestät der Kaiser stattete heute dem S ta a ts ­ m inister von Boetticher und dessen G em ahlin einen längeren Besuch ab.

— IFHre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin nehmen morgen an der feierlichen Grundsteinlegung der Kaiser W ilh e lm - Gedächtnißkirche am Kurfürstendamm theil. D ie Feier w ird sich besonders glanzvoll gestalten.

— D e r Kaiser und Fürst Bismarck sollen, wie die H am ­ burger „R e fo rm " aus M o n a „v o n guter H a n d " erfahren haben w ill, in den nächsten Tagen beim G rafen von Waldersee zum D in e r erwartet werden. D ie Nachricht ist sehr bestätigungs- bedürftig.

— A u f Befehl S r . Majestät des Kaisers w ird nächster Tage ein Torpedoboot der Vulkanklasse durch den Eiderkanal, Elbe und H avel nach Potsdam übergeführt.

— A ls vorzüglicher Schütze hat sich der Kaiser am M i t t ­ woch bei dem Prämienschießen in der In fa n te rie - Schieß- schule bei S pandau gezeigt. D e r Kaiser errang drei P re is ­ schreiben, einmal als bester Schütze, die beiden anderenmale als zweitbester.

— Fürst von Bismarck ist heute zum Abgeordneten des Lauenburgschen Kreistags gewählt worden.

— D ie „F reisinnige Z tg ." schreibt: Bismarck geht, wie man uns aus unserem Leserkreis schreibt, jetzt ernstlich dam it um, sich in B e rlin ein eigenes Heim zu schaffen. Z u diesem Zweck sollen zwei Häuser in der Königgrätzerstraße angekauft sein. Eine große Flucht von dreißig Z im m ern soll fürstlich in denselben a u sm ö b lirt werden. W enn sich die Nachricht bestätigt, würde dies darauf hindeuten, daß Bismarck beabsichtigt, die parlam en­

tarische T hätigkeit aufzunehmen, sei es im Reichstage, sei es im Herrenhause.

— I m Herrenhause kam es gestern zu einer bemerkenS- werthen Kundgebung. A ls G ra f Frankenberg den von ihm ge­

stellten A ntrag begründete, eine große Wasserbehörde zu schaffen, ließ er folgende Bemerkung einstießen: „W e n n die königliche S taatsregierung einen S taatsvertrag m it Oesterreich über die R egulirung des oberen Gebiets der Oder abschließen wollte, so würde dies in Schlesien viel freudiger begrüßt werden, als der deutsch-österreichische Handelsvertrag, welcher jetzt in S icht ist."

D as ganze stark besetzte Haus brach in so laute B eifa llsru fe aus, wie sie in demselben nicht oft vernommen werden.

— D er Finanzm inister M ig u e l muß, an der In flu e n z a er­

krankt, das B e tt hüten.

— Ueber den neuen K ultusm inister hatte das „B e rlin e r T a g e b la tt" berichtet, daß er höhere Schulen n u r bis Q u a rta besucht habe. I m Gegensatz hierzu berichtet die „Schles. Z tg .", daß der M in iste r in den Jahren 1 8 5 1 — 1854 das B reslauer Friedrichs-Gymnasium besucht und die Anstalt m it dem Zeugniß der Reife fü r P rim a verlassen habe.

— G ra f L im b u rg -S tiru m soll, wie mehrfach berichtet w ird , in der vorigen Woche beim Fürsten Bismarck zu Besuch ge­

wesen sein. Gegenstand der Konferenzen soll die Landgemeinde- O rdnung gewesen sein.

— Z um Nachfolger des Oberstallmeisters v. Rauch ist der bisherige Oberstallmeister des Großherzogs von W e im a r, G ra f Ernst v. Wedell, ernannt worden.

— D er S u lta n hat den Scheik J l Is la m beauftragt, einen moslemitischen Priester fü r B e rlin auszuwählen, der bei der hiesigen rürkischen Botschaft die Funktionen des geistlichen Amtes übernehmen soll.

— Dem D r. Peters ist, wie mehrere B lä tte r berichten, sein vom Kaiser eigenhändig unterfertigtes P a te n t als „Deutscher Reichskommissar fü r Ostasrika zur Verfügung des Gouverneurs H errn v. S oden" zugestellt worden.

— Eine kaiserliche Kabinetsordre bestimmt, daß die m ili­

tärische Aktion im Süden des deutschen Gebiets in Ostafrika 1 8 8 9 /9 0 als ein Feldzug gelten soll, fü r welchen den daran betheiligten Besatzungen der Kreuzerkorvette „C a ro la ", sowie der Kreuzer „S p e rb e r" und „S ch w a lb e " ein K riegsjahr in Anrech­

nung zu bringen ist.

— D er S ta p e lla u f des auf der kaiserlichen W erst zu K iel neu erbauten Kreuzers „ v " findet am 4. A p r il statt.

— D ie Jsteinnahmen der Reichskasse betragen in dem E ta ts­

jahre bis Ende Februar 1 8 9 1 : Zölle 342 485 74 Mk. (-s- 19 713 135 M k.), Tabaksteuer 10 498 576 Mk. (Z - 929 620 M k.), Zuckermaterialsteuer 5 680 2 20 Mk. ( — 3 699 0 44 M k .), V e r­

brauchsabgabe von Zucker 48 810 741 Mk. (-j- 12 019 889 M k.), Salzsteuer 37 721 120 Mk. (-s- 1 183 582 M k.), Maischbottich- und Branntw einm aterialsteuer 14 380 705 Mk. ( - - 1 115 884 M k.), Verbrauchsabgabe von B ra n n tw e in und Zuschlag zu der­

selben 95 158 134 Mk. (-j- 10 776 617 M k.), Brausteuer und Ucbergangsabgabe von B ie r 22 4 90 438 Mk. (- s -459 093 M k .) ; S um m e 577 244 980 M k. (-s- 40 267 008 M k.) — S p ie l- kartenstempcl 1 088 992 Mk. ( — 13 4 39 M k.). Dazu kommen

Wechselstempelsteuer 7 178 372 Mk. (-s- 347 930 M k.), Stempel­

steuer fü r L. W erthpapiere 4 950 411 Mk. ( — 4 084 075 M / ' d. K auf- und sonstige Anschaffungsgeschäfte 12 379 255 ( — 1 4 7 8 166 M k.), o. Lose zu P riv a tlo tte rie n 449 634 ( - j- 8566 M k.), S ta a tslo tte rie n 5 9 34 440 M k. (-s- 1 1 7 8 ^ M a rk).

Bremen, 21. März. A n S telle des verstorbenen Bürge'' Meisters B u ff ist S e n a to r D r. Luerm ann zum Bürgermeister ge­

w ä h lt worden. ,

Hamburg, 21. M ärz. M i t dem D am pfer „G e m m a "

gestern über London neuerdings eine größere Anzahl vollkommen verarm ter Auswanderer aus Amerika ein. Dieselben, h a E ! sächlich Russen und P o le n , wurden über B e rlin nach ihrer Heim«

befördert.

Straffburg, i. C ., 21. M ärz. La u t Angabe des Kriegec- vereins S ira ß b u rg befinden sich unter den 6500 M itgliedern de Kriegervereine des Unter-Elsaß bereits 3700 eingeborene Lothringer. I n Ober-Elsaß und Lothringen dürfte das Zah»n- Verhältniß n u r wenig ungünstiger liegen. Jedenfalls ist hiess eine hocherfreuliche Thatsache zu erblicken, welche auf Handlungsweise gewisser „P a tr io te n " im Auslande auch eM

A n tw o rt ist. _________

Ausland.

W ien, 21. M ärz. W ie das Armeeverordnungsblatt melde ^ ernannte der Kaiser den russischen Großfürsten P a u l Alex««' drowitsch zum Oberstinhaber des 63. Infanterieregim ents.

Rom, 21. März. D ie Deputirtenkamm er hat den Gesev e ntw urf betreffend den B e itr itt Ita lie n s zu dem Freundschal' und Handesvertrag zwischen Deutschland und Marokko vom t J u l i 1890 ohne Debatte angenommen.

P aris, 21. M ärz. D ie Kommission des Munizipalram hat beschlossen, dem M u n iz ip a lra th vorzuschlagen, sich der K M g gebung am 1. M a i anzuschließen und den 1. M a i zum Ruhend fü r die städtischen A rbeiter und Angestellten zu erklären. 2>e M u n iz ip a lra th w ird voraussichtlich diesen Vorschlag annehme^

Dazu bemerkt der „T e m p S ", die Regierung werde sicher diest^

Antrage, falls gegentreten.

der M u n iz ip a lra th denselben annähme,

provinziatnachrichten.

(*) C u lm , 22. M ä rz . (Kreistag). I n der gestrigen Sitzung ^ Kreistages wurden die neugewählten Kreistagsabgeordneten eingesUg^

Die Ersatzwahl des Rentiers Eitner für den Wahlverband der <Sl Culm wurde für richtig befunden. Der Kreistag genehmigte die L) längerung des Vertrages über die Mitbenutzung des städtischen Gesa » nisies auf weitere 3 Jahre und gewährte dem Chausseegelderyt Splittspösser in Kornatowo, welcher die Ermäßigung der von ihm zahlenden Pachtsumme für das J a h r 1890/91 beantragte, einen N E . von 300 M k. Als Schiedsmänner wurden gewählt für den Griebenau Besitzer Potlaszewski-Griebenau, für den Bezirk Dietrichs Besitzer Glatt-Dubielno, für den Bezirk U nislaw Eigenthümer S ä M " ^ Wilhelmsbruch. Dre Jahresrechnung der Kreiskommunalkasse für ^ J a h r 1691/92 wurde auf 196 000 M k., die Ausgabe der KreissparM pro 1391 auf 4160 M k. festgestellt. Z u r Unterhaltung der in werder bestehenden Hufbeschlag-Lehrschmiede wurden 50 M k.

unter der Bedingung, daß Schmiede aus dem Culmer Kreise die AM x, besuchen. F ü r den westpreußischen Verein zur Bekämpfung der M N "

bettelet erfolgte die einmalige Bewilligung von 100 M k. Ferner g e ^ die Aufbringung der Kreisabgaben von 113 000 M k. zur Besprechen E lb in g , 21. M ä rz . (Stapellauf). Zum Stapellauf des § österreichischen Torpedo-Depotschiffes „Pelikan" bewegte sich heute H vom frühen M orgen an eine unabsehbare Menschenmenge nacv ^ F . Schichau'schen W erft. Oberbürgermeister E lditt hielt die T a u ir^ , Der große Koloß glitt nach Forträum ung der Seitenständer über . mit 4 C tr. Seife und 7 C tr. Talg eingeschmierte Unterlage gleichM ^ durch die ganze Breite des Elbmgs in den Danziger Graben hineM, c, zu diesem Zweck schon im vorigen Jahre durch den Königsberger bagger „ P illa u " 7 Fuß tief ausgebaggert worden ist. Das 2 5 00O ^ , wiegende Schiff zerriß durch seine Wucht die beiden 45 M illim . Ankerketten, während das echte M an illa ta u , das extra zu diesem Av . für mehr als 10 0 00 M k. angeschafft worden ist, Stand hielt, jedocv ^ 4,50 M eter ausgedehnt wurde. Die österreichische Regierung ^ das Schiff 3 000 000 Mk. Interessant dürfte es sein, daß der „ P e u ^ j.

das tiefgehendste Schiff ist, von dem der Elbing bisher befahren worden D anzig , 21. M ä rz . (Berufung ins Herrenhaus). A uf die ^ sentationswahl des Magistrats ist Erster Bürgermeister D r . BarM' als Vertreter der Stadt Danzig vom Kaiser zum lebenslänglichen ^

gliede des Herrenhauses berufen worden. M

Hammerstein, 20. M ä rz . (E in Zug ohne Lokomotivführer). <.§>

kurzem lief der von Konitz abends 10*/^ Uhr hier eintreffende EiseNv^j zug ohne Lokomotivführer ein. Dieser hatte sich während der F a h r e t - der Außenseite der Maschine zu schaffen gemacht und w ar herm ^.

gefallen, glücklicher Weise hat er nur unbedeutende Verletzungen erl ..

Brom berg. 21. M ä rz . (Eröffnung des Kanalverkehrs. E in w e r^ ^ Die Eröffnung des Kanalverkehrs soll am 1. A p ril stattfinden, rverw ^ dahin die Reparaturarbeilen an den verschiedenen Schleusen rc.

„ Ic h weiß es."

„ Ic h glaubte niem als ein W o rt davon," fügte Odelle leb­

haft hinzu. „U n d meine „kleine M a m a " ist m ir heute gerade so lieb, wie frü h e r."

E in Kuß besiegelte diese W orte. D a n n fragte Odelle, ohne Estelle anzublicken und ihren M u ff hin- und herdrehend :

„A b e r dann befindest D u Dich ja in derselben Lage, als wärst D u niemals verheirathet gewesen?"

„U n g e fä h r!" erwiderte Estelle.

„A rm e Estelle! D u hast auch im m er n u r Kummer er- fahren . . . W enn ich meinen Hubert verlieren würde . . . o !"

S ie erschauerte und ihre W angen erbleichten.

„ D u bist also glücklich?" fragte Estelle von neuem, um ihren Gedanken eine andere Richtung zu geben.

„Glücklich? Es scheint m ir, als befände ich mich im H im m el­

reich ! Denn die Ehe ist ja ein H im m elreich! Ic h weiß übrigens nicht, ob meine Schwester derselben Ansicht ist! D ie m it ihrem verschlafenen T ö lp e l von Gatten . . . W eißt D u , daß er kahl­

köpfig ist, und einen Backenbart trä g t er, der ist so lang . . . E r sieht aus, wie ein N o ta r, doch nicht wie ein geistreicher N o ta r! Dagegen hat er vie l Geld, vie l mehr, als w ir ! E r besitzt ausgedehnte W einanlagen und pflegt es hochmüthig zu betonen, daß er Weingartenbesitzer ist. D u solltest m al hören, wie er dam it p ra h lt! N a, m ir ist ein Husarenoffizier lieber als ein Weingartenbesitzer . . . N u n m u ß " ich aber eilen . . . Denke D ir doch, wenn mein Gatte nach Hause kommen und mich nicht daheim antreffen würde! Niemand weiß, wohin ich g e g a n g e n . . . "

„W irs t D u ihm sagen, wo D u warst?" fragte Estelle, m it einemmale ernst werdend.

„G e w iß , gew iß," erwiderte Odelle leichthin. „M e in De­

jeuner ist bereits bestellt. Hoffentlich w ird meine Köchin die weichen E ier nicht zubereiten, bevor ich zu Hause bin . . . . A u f Wiedersehen, kleine M a m a ! Und bald . . . Ic h muß schon einen Wagen nehmen. D as w ird auch sehr lustig sein. Noch

nie im Leben habe ich einen M iethwagen bezahlt . . . Ach, ich werde doch meine Börse nicht verloren haben? . . N ein, da ist sie!"

M it komischer Angst suchte sie in der Tasche. A n der T h ü r blieb sie stehen und blickte nochmals im Z im m e r umher.

„A rm e Estelle . . . im m er allein . . . Mich würde schon der Kummer umbringen, wenn ich allein sein müßte . . . D u aber haltest sozusagen keinen Gatten . . . . Z w ei oder drei S tunden verheirathet zu sein, das ist ja nichts! W a r er schon todt, als D u ih n sehen konntest?"

„ J a , " erwiderte Estelle ernst.

„Schrecklich! Und man kann nicht wissen . . . E r w ar doch nicht bei Verstand, w ie ? "

„ Ic h hoffe es," antwortete Estelle, doch Odelle hörte das nicht mehr.

Nachdem ihre kleine Freundin gegangen, kehrte Estelle in das von Veilchenduft durchduftete Z im m e r zurück. S ie ist in der T h a t immer allein . . . Z w e i oder drei S tunden verheirathet zu sein, dar ist nichts . . . I h r Leben ist thatsächlich ein ver­

fehltes Leben.

Langsam kehrte sie an ihren Schreibtisch zurück und nahm neuerdings ihre Rechnungen vor. D ie begonnenen Addierungen wollten durchaus nicht von stalten gehen, die Gedanken der Rechnen» schweiften im m er wieder ab, hin zu Odelle, in das neueingerichtete, elegante, bequeme Nest, wo ein Husarenlieutenant die junge F ra u erwartet . . . M i t glänzenden Augen, geöffneten Lippen kehrt Odelle heim ; der Gatte lacht, daß der Morgen- spaziergang sie derart erhitzte; auf dem Speisezimmertisch stehen B lu m e n , welche der Gatte gebracht h a t; in den Krystallgefäßen blinkt das Wasser und der W e in , wenn die S onne darauf scheint. Beide setzen sich vor dem Tisch nieder und lachen ; die weichen E ier find inzwischen schon h art geworden und darüber lachen sie von neuem.

Estelle schob die Rechnungen bei S eite, stützte beide Arm e auf den Tisch und, das Gesicht in die hohle Hand stützend, ver­

goß sie bittere T hränen, gleich einem bestraften Kinde.

D er Jahrestag des Todes des Rittmeisters Bertolles m it einer Trauermesse und großer Prachtentfaltung in der K>

der heiligen K lo tild e gefeiert. M i t der Hartnäckigkeit derK ra , beharrte F ra u von M ö n te la r dabei, jedem ihrer Bekannten ladungen zukommen zu lassen, und sie selbst wollte gleichfall ^ der Feierlichkeit zugegen sein, so sehr ihre Freunde ih r v

auch widersprachen. ^

„ E r w ar mein Neffe, beinahe mein S o h n , und ich ihm diesen letzte» Beweis meiner Liebe wohl schuldig." ^

Und thatsächlich wohnte sie m it ihrer Nichte der T l "

messe bei.

Es berührte sie peinlich, daß so wenig Leute

waren, die Raymond die letzte Ehre erweisen und oche«

die Freude bereiten wollten, daß sie ihrer E inladung gsek hätten. Ih r e gewohnten Besucher, die Lieferanten des H«

sowie eine Menge solcher Leute, die blos die Neugierv«

beigcführt hatte — hieraus bestand die ganze T ra u

sammlung. ^„b e -

D e r alte Verwandte, den man anläßlich des

gängnisses aufgestöbert hatte, w ar auch jetzt zugegen. ^ hel weilten Gesichts saß er in der ersten Reihe, wie jenianv/

zu einer Frohnarbeit ve ru rth e ilt ist.

V o n einer geheimen Unruhe e rfü llt, beobachtete ^ H a ltu n g und M iene der Anwesenden. I n den Reiher Gleichgiltigen wurde e ifrig geplaudert und Benois lausch' gestrengt, um einige W orte aufzufangen — doch vergeben

A ls die Feierlichkeit zu Ende w a r, tra t Benois uns v. M ö n te la r zu, um sie, wenn sie es gestattete, zu ihrem ^ -e' zu geleiten, während der alte Verwandte in V e rtre tu n g F a m ilie die — eventuellen — Grüße der zum größten TY re iis aufgelösten Trauerversam m lung entgegennehmen so»

(Fortsetzung

Cytaty

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