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Die Geologie der polnischen Ölfelder

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Academic year: 2022

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(1)

B R E N N S T O F F - G E O L O G I E

Hernusgegeben von

P R O F . D R . O T T O S T U T Z E R

Vorstand des Instituts für Brennstoffgcologie an der Bergakademie Freiberg, Sn.

/ 3. 11 F. F T

S c h r i f t e n aus dem G e b i e t der

DIE GEOLOGIE DER

POLNISCHEN ÖLFELDER

Von

J A N N O W A K

K R A K A U

Mit 40 A bbild u n g en u n d 1 Karte

V E R L A G V O N F E R D I N A N D E N K E IN S T U T T G A R T

(2)

Schriften aus dem G e b ie t der

B R E N N S T O F F - G E O L O G I E

H erausgegeben von

Prof. Dr. O tto Stutzer

V orstand d e s In stitu ts fü r B rennstoffgcologie an d e r B ergakadem ie F reib e rg /S a .

1. H eft

Die rumänischen Erdöl-Lagerstätten

Von Dr. K. Krejci-Graf

Mit 43 Abbildungen. 147 Seiten. Lex. 8°. 1929. Geheftet RM. 15.—

2. H eft

E

U S i t

Vorkommen, Entstehung und praktische Bedeutung der Faserkohle (fossile Holzkohle).

Aufsätze von A. D u p a rq u e-L ille, K. A. Jurask y-F reib erg i. Sa., Th. Lange- Beutben und O . S tu tzer-F reib erg i. Sa. nebst Mitteilungen von Bode, Gothan,

Jeffrey, Petraschek, Pietzsch, Potonie, Stach, Weithofer, White.

Mit 31 Abbildungen und 58 Tabellen. 146 Seiten. Lex. 8°. 1929. Geheftet RM. 14.—

Die Erdöllagerstätten

und die übrigen Kohlenwassersfoffvorkommen der Erdrinde

G rundlagen der Petroleum geologie von Dr. E rnst B lum er, Zürich

Mit 125 Textabbildungen. Lex. 8°. 1922. Geb. RM. 17.— ; in Lein w. geb. RM. 19.50

Die Untersuchung und Bewertung von Erzlagerstätten

unter besonderer Berücksichtigung der W eltniontanstatistik

von Geheimrat Prof. Dr. P. K rusch, Berlin

Dritte, neubearbeitete A uflage

Mit 133 Textabbildungen. Lex. 8°. 1921. Geb. RM. 25.— ; ln Leinw. geb. RM. 28.—

V E R L A G V O N F E R D I N A N D E N K E IN S T U T T G A R T

(3)

S C H R I F T E N

A U S D E M G E B I E T D E R

B R E N N S T O F F - G E O L O G I E

(4)

s.

90‘S

(5)

B R E N N S T O F F - G E O L O G I E

Ilerausgegeben von

P R O F . D R . O T T O S T U T Z E R

Vorstand des Instituts für Brcnnstoffgeologic an der Bergakademie Freiberg, Sa.

3. II E F T

S c h r i f t e n aus dem G e b i e t der

DIE GEOLOGIE DER

POLNISCHEN ÖLFELDER

V o n

J A N N O W A K

K R A K A U

M it 4 0 A b b ild u n g e n u n d 1 Karte

I

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1 • 9 ■ 2 • 9

V E R L A G V O N F E R D I N A N D E N K E I N S T U T T G A R T

(6)

äoooa

A lle R e c h te , in sbesondere das d e r Ü b ersetzu n g, Vorbehalten

C op yrigh t 19 2 g b y F erd in an d E n k e, P u blish er, Stuttgart P rin ted in G erm a n y

ßibliüteica

Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ¡11 Stuttgart

U S til 5S

WZ. I

(7)

V o r w o r t .

D as E rdöl ist im polnischen Teil der K arpathen eines der zahlreichen P rodukte der E ntstehung der K arpathen, es scheint aber in dem Rahm en dieses Prozesses eine sehr untergeordnete Rolle zu spielen, wenn es sich auch im Laufe der Zeit volkswirtschaftlich die B edeutung eines erstklassigen E aktors errungen hat. N ur eine allseitige'K enntnis der K arpathenbildung (räumlich und zeitlich) h a t Aussicht, auf dieErage der Ölbildung ein richtiges L icht zu werfen.

Ich bem ühte mich in der vorliegenden Arbeit, dieser Auffassung Aus­

druck zu geben. D aher wird liier der Stoff räumlich und zeitlich getrennt und genetisch beleuchtet, soweit dies unsere heutige K enntnis erlaubt. Ich verzichte auf jede Erw ägung hypothetischer N atur, um den Fachleuten einen objektiv durchgearbeiteten Stoff zu liefern. Ich habe mich unlängst den abenteuerlichen H ypothesen einer Migration durch undurchdringliche Schichten hindurch entgegengestellt. Am Schlüsse der Arbeit findet m an die Möglichkeit einer Bewegung des Erdöls zusammen m it dem dasselbe ausspülenden Salzwasser erörtert, es scheint dies m it erkannten und d ar­

gestellten Tatsachen im Einklang zu stehen.

Die Frage zukünftiger Ölfelder wurde hier nicht erörtert, jedoch werden einem aufm erksam en und geologisch geschulten Leser zahlreiche Andeu­

tungen kaum entgehen, welche diesem Gegenstände gewidmet sind und aus Beobachtungen und Schlüssen gefolgert werden können.

Ich muß m it Nachdruck hervorheben, daß die beigegebene K arte, wenn auch in vieler Beziehung vereinfacht und den zu lösenden Aufgaben ange­

p aßt, vielleicht den wesentlichsten Teil der A rbeit bildet. J e öfter dieselbe vom Leser angeschaut wird, desto seltener werden die Bedenken sein, welche m an gegen die Beweisführung des Buches hegen könnte. Ich betrachte daher das Lesen der Abhandlung ohne Studium der K a rte beinahe als zwecklos.

K r a k a u , im H e rb st 1929.

J a n Nowa k.

(8)
(9)

I n h a l t :

I. A l l g e m e i n e G l i e d e r u n g d e r K a r p a t h e n ...

A. Südwestlicher T ie f e n f a lt e n b lo c k ...

B . D ie F ly s c h z o n e ...

1. D ie M agu ragru p p e...

2. D ie Mittlere G r u p p e ...

3. D ie östliche R a n d z o n e ...

II. A u s d e r V o r g e s c h i c h t e d e s E l y s e h e s ...

III. D i e S t r a t i g r a p h i e d e s F l y s c h e s ... ...

1. K r e i d e ...

2 . E o z ä n ...

3. O l i g o z ä n ...

4. M i o z ä n ...

0. Allgemeine Bemerkungen üher die S t r a t i g r a p h i e ...

IV. G r u n d z ü g o d e r T e k t o n i k d e r F l y s c h g e b i e t e . . . 1. D ie M a g u ra d cck en ... ...

2. Decke der Mittleren G r u p p e ...

3. D ie östliche R a n d z o n e ...

V. G e o l o g i e d e r e i n z e l n e n G r u b e n ...

A. Grenzgebiet der Magura- und der Mittleren Deckengruppe . . . B. Westlicher Teil der Mittleren G r u p p e ...

1. Dominikowice—Kryg—Kobylanka—Lipinki L ib u s z a ...

2. Pagorzyna—H a r k l o w a ...

3. B i e c z ...

4. Sądkowa—Potok— Krosno—K r o ś c ie n k o ...

5. Bobrka— Wietrzno—Równe— R o g i ...

(i. Lubatówka—Iwonicz—Klim kówka—Wulka— Rudawka— R ym a­

nowska ...

7. W o g l ó w k a ...

S. Zmiennica—T u r z e p o l e ...

9. Stara W ieś— Brzozów—Humniska— G r a b o w n i c a ...

10. Paszowa— Ropienka—Wańkowa— Brelików— Leszczowa te— Ło- d y n a ...

11. Kleinere Ölfelder der inneren Zone und der Brandungszone der Mittleren D eek en g ru p p e...

12. Opaka— Schodnica—Urycz und M r a ź n i c a ...

C. ö stlich e R a n d g r u p p e ...

1 . Nahujowicc—Popiele—Borysław—Tustanowice—Truskawiec . . 2. Ölfelder der Umgebung von Rypnc, Perehińsko und Majdan . . 3. Ölzone Bitków —P a s i e c z n a ...

4. Sattel von Sloboda R u n g u r s k a ...

5. Ülfeld von K o s m a c z ...

0. Gasfelder des O s t e n s ...

VI. S c h l u ß b e t r a c h t u n g e n ...

VII. Z u s a m m e n f a s s u n g ...

L iteraturverzeichnis...

Einleitung ... 1 4 4 7 7 8 10 11 20 22 25 27 30 36 37 38 38 42 45 45 50 50 52 55 56 60 61 63 64 64 67 69 71 73 73 75 81 83 85 87 87 89 92

(10)
(11)

Einleitung.

Jede Bohrung trä g t zur K enntnis der Geologie eines Gebietes bei. J e m ehr Bohrungen in einem Gebiet vorhanden sind, desto besser wird seine Geologie bekannt, vorausgesetzt, daß die B ohrproben von Geologen u n tersu ch t wer­

den. Die Ergebnisse der B ohrungen zwingen sehr oft den Geologen zur K on ­ trolle un d K orrektur seiner Oberflächenaufnahme, um sie m it den Tiefen­

verhältnissen in Einklang zu bringen. Manches, was an der Oberfläche einem aufm erksam en geologischen Auge entgeht, w ird vom Bohrm eißel entdeckt.

D as Bewußtsein, daß die Ergebnisse der Oberflächenaufnahme durch B oh­

rungen auf ihre R ichtigkeit geprüft werden, steigert die Sorgfalt der geolo­

gischen Vorarbeit.

Leider ist kein Erdölgebiet praktisch unerschöpfbar. Seine K enntnis ist am größten, wenn sein w irtschaftlicher W ert infolge der A usbeutung am kleinsten geworden ist. M eistenteils verliert es dann an geologischem In te r­

esse. Vieles scheint dafür zu sprechen, daß wir erst m it dem Aussaugen des letzten Rohöltropfens aus der E rde die volle E rkenntnis dieses Phänom ens erreichen werden.

D am it soll keineswegs beh au p tet werden, daß wir nicht auf der H öhe unserer Aufgabe ständen. Im Gegenteil, niemals früher w ar die strenge W issen­

schaft in einer so engen Symbiose m it der Petroleum industrie wie heute, niem als h a t sie sich so wenig durch D ilettanten v ertreten lassen, auch nie­

m als vorher war die Fachkenntnis des Arbeitsstofles so allseitig u n d so gründ­

lich wie heute. Deshalb h a t sich auch die Petroleumgeologie von ihrem E hrenplatz nicht verdrängen lassen, welchen sie seit Jahrzeh n ten erobert hat.

Vor 50 Jah ren erschien über Erdöl und Erdw achs von Galizien ein zu­

sam m enfassendes W erk von E. Win d a k ie w ic z [92]. Im Ja h re 1878/79 behandelte dasselbe Thema L. S trip p e lm a n n [65], d ann kam im Ja h re 1881 eine A rbeit von C. M. P a u l [51], welche im Gegensatz zu den zwei früher genannten das H auptgew icht auf die Geologie legte. E s fällt auf, daß u nter den in den genannten W erken nam haft gem achten Fundstellen keine einzige der heute tätigen Gruben fehlt. P a u l beschreibt oder erw ähnt aus dem Gebiete östlich vom Sanfluß 47 Ölfundstellen. Die Jahresproduktion betrug dam als gegen 4000 Zisternen. Manche von diesen Fundstellen, wie z. B.

Boryslaw, Bitkow, W ankowa, entstanden dam als als Gruben, nu r das Gebiet D uba-R ypne findet m an nicht in dem Verzeichnis von P a u l. Von den 47 bei P a u l genannten Stellen haben sich 10 bis je tz t erhalten, und diese, zusammen m it jenen des westlichen Gebietes, liefern unsere ganze R ohölproduktion,

N owak, Die Geologie der polnischen Ölfrlder. 1

(12)

2 Einleitung.

welche sich auf gegen 77 000 Zisternen jährlich beläuft. Die Maximalziffer dieser Produktion fällt auf das J a h r 1909 und betrug dam als 207 000 Zister­

nen. An dieser Zahl beteiligte sich die Grubeneinheit Boryslaw-Tustanowicc m it 93 %. 14 Stellen der PAULschen Angabe n äh rte n bloß vorübergehend unsere P roduktion, und der R est, also die Hälfte, h a t sich bisher in produk­

tive Gruben nicht umgewandelt.

Alle Fundstellen bei Pa u l waren durch m ehr oder weniger deutliche^

natürliche oder künstlich geschaffene Ölausbisse gekennzeichnet. Inzwischen h a t sich die Zahl solcher P unkte um das Vierfache verm ehrt, hier und da wurden Versuchsbohrungen angestellt. Die Anzahl der produktiven tek to ­ nischen Einheiten ist jedoch dieselbe geblieben, wie sie zur Zeit von Pa u l

gewesen war. U nd schon seit der E ntdeckung der m ächtigen L ag erstätten von Borysław, d. h. seit 30 Jahren, ist keine wesentlich neue E ntdeckung zu verzeichnen.

Bis um das J a h r 1895 nahm das H auptinteresse der westliche Teil des K arpathengebietes für sich in Anspruch (Krosno—Jasło— Gorlice), für die nächsten 5 Ja h re h a t Schodnica im O im mer m ehr A ufm erksam keit auf sich gezogen, und m it Beginn des laufenden Jah rh u n d erts wurde Borysław m it gegen 70 % der Gesam tproduktion des Landes der H a u p to rt unserer Petroleum industrie.

Seit dem Jah re 1910 d atiert der Rückgang der Förderung im Boryslawer Revier, der jedoch anfangs nichts Bedrohliches an sich h atte, als zu Beginn des Jah res 1911 in einigen Bohrungen das Rohöl zuerst der Em ulsion un d nachher dem Tiefenwasser P latz m achte. Diese Erscheinung, welche anfäng­

lich verschieden gedeutet wurde, veranlaßte die U nternehm ungen zur Grün­

dung der Geologischen S tation in Borysław, welche u n ter der Leitung von

Dr. Kr o p a c z e k stand. Nach dessen Tod. während des Krieges, ging nach

kurzer U nterbrechung die Leitung der S tation auf Dr. K. To ł w i ń s k i über.

Kr o p a c z e k [39] verdankt Borysław die erste geologische Monographie,

welche nach dem Ableben des Verfassers von Professor Gr z y b o w s k i ver­

öffentlicht wurde.

Vom Jah re 1920 an h a t die Geologische S tation in Borysław, zuerst in Anlehnung an den petroleumgeologischen Ausschuß des Finanzm inisterium s in W arschau (bis zu seiner Auflösung) und nachher an das Polnische Geolo­

gische S taatsinstitut, m it zahlreichen M itarbeitern eine rege Aufnahm e­

tätig k eit entfaltet, deren praktisches Endziel die Entdeckung neuer Gruben­

felder ist, was noch längere Zeit in Anspruch nehmen dürfte. Soviel ist jedoch bereits erreicht worden, daß wir sowohl in der Stratigraphie als auch in der Tektonik des Gebietes weitgehende und gewissermaßen ausschlaggebende F o rtsch ritte gem acht haben, welche im folgenden zur D arstellung kommen.

Das F esthalten der U nternehm er an denselben Objekten, von welchen oben die R ede war, h a t zwar die weitgehende Erschöpfung m ancher der­

(13)

Einleitung. 3

selben m it sich gebracht. E s h a t jedoch die Möglichkeit geschaffen, die geo­

logische Seite des N aphtaphänom ens ziemlich eingehend studieren zu können, woraus wir auch in Z ukunft noch reiche Lehren ziehen werden.

In dieser A rbeit will ich verzichten, die Ergebnisse der geologischen U n ter­

suchung unserer Ölvorkommen an irgend eine der bekannten Theorien anzu­

knüpfen. Ich werde vielm ehr trachten, den Stoff so darzustellen, daß jede Theorie das M aterial verw erten kann.

Ich nehme m ir die F reiheit, an dieser Stelle H errn Kollegen Professor Dr. 0 . St u t z e r für die Anregung zu dieser A rbeit und für die große Mühe der sprachlichen K orrektur des Textes zu d an k e n 1). Mein D ank gebührt auch H errn Kollegen S. We i g n e r für die Verleihung einiger unpublizierter Profile und K arten und H errn Dr. So k o ł o w s k i fü r die liebenswürdige H ilfe in technischer Hinsicht.

’ ) Bei der sprachlichen Korrektur des Textes war ich bemüht, die Ausdrucks- weise des Verfassers nach M öglichkeit beizubehalten. St ü t z e« .

(14)

1. A l l g e m e i n e G l i e d e r u n g d e r K a r p a t h e n .

Im polnischen A bschnitt des großen K arpathenbogens, jenem Glied des riesigen alpinen Faltensystem s, welches, am weitesten gegen N vorgeschoben, den 50. Grad nördlicher B reite erreicht, kann m an nach dem heutigen Stand unserer K enntnis große Einheiten unterscheiden, welche tektonisch be­

gründet sind und deren tektonische Entwicklungszüge durch ältere Vor­

geschichte vorbereitet wurden, wie dies im A bschnitt I I dieser Schrift zur E rörterung komm t.

A. Südwestlicher Tiefenfaltenblock.

Die Klippenzone des Valiflüsses im W und jene der Pieninen im 0 bis zum Hernadfluß bilden die nördliche Begrenzung einer riesigen, gewissermaßen zusammengeschmolzenen, tektonischen E inheit, welche auf der südlichen und östlichen Seite vom slowakischen (beiÜHLiG: m ittelungarischen) V ulkan­

kranz um gü rtet wird. D er Block b esteht bekannterm aßen aus Gliedern m it antiklm alem C harakter wie Klippenzone, T atra, Klein-K rivan, Nied. T atra, Branisko, Zipser Erzgebirge, Lubochnia, Suchy, Mala Magura, Zjar, Inovec, Tribec und Kleine K a rp ath en ; diese Aufbruchszonen von antiklinalem C harakter sind voneinander durch Streifen m it synklinalem C harakter ge­

tren n t. Manche der Synklinen sind während der Faltungsphasen derartig tief versenkt worden, daß sie vom Meere der Nachbarregionen überflutet wurden. Im jüngeren Mesozoikum und während des T ertiärs ist dies m ehr­

m als geschehen. Zur Zeit der m ittleren K reide w ird dieses Gebiet so stark gepreßt, daß m ächtige Uberfaltungsdecken entstehen (bekanntlich m eh re re:

„hochtatrische“ , „subtatrische“ , „pieninische“ und „subpieninische“ Decken).

(15)

Gliederung der polnischen Karpathen. o

D as Anfangsstadium dieses Prozesses w ar sehr bescheiden, denn zu Beginn der m ittleren K reide begannen zuerst die antiklinal prädisponierten Zonen aus den Meeresfluten em porzutauchen, und das Meer wurde allm ählich in die langsam entstehenden Synklinalen Zonen verdrängt. Am E nde des Gault war der horizontale Faltungsdruck so heftig, daß die ganze mesozoische Bedeckung des Gebietes in F alten gelegt, von ihrer herzynischen U nterlage abgeschert und nach vorne gerückt wurde, also größtenteils ihre Ablagerungs­

bezirke verlassen h a t und m it denselben bloß in den „W urzelzonen“ in V er­

bindung blieb.

Auf diese Weise entstanden die im vorstehenden genannten Ü berfaltungs­

decken. Dieselben haben sich in den Synklinalen Nachbarzonen angehäuft.

H ier blieben sie nachher erhalten, während die antiklinalen Zonen u nd ihre

„W urzelstellen“ der Erosion vielfach zum Opfer fielen. Die A ntiklinen tü rm ten sich weiter auf und gleichzeitig vertieften sich die sta rk verengten und teilweise m it den Ü berfaltungsdicken verram m elten Synklinen bis unterhalb des Meeresniveaus, und das zenomane Meer drang hier stellenweise neuerdings ein.

U n ter ähnlichen U m ständen, nur im kleineren M aßstab, wobei es zur Bildung von Überfaltungsdecken aber nicht kam , erfolgten M eercstrans- gressionen in diesem Gebiet im Senon bzw. Em scher, dann im A lttertiär u nd im Ju n g tertiär.

Abgesehen von der D etailtektonik einzelner Antiklinen u n d Synklinen zeigt dieses Gebiet, als Ganzes genommen, einen einheitlichen tektonischen Auf­

bau. W ir sehen eine große Antiklinenschar, ein „Antiklinorium “ . Seine Glieder fügen sich m it ihrem SW -NO-Streichen dem Verlauf der großen westlichen Antiklinorien, dem m oldanubischen-moravischen und dem sudetischen an.

Diese Gruppen umfassen beiderseits das Flyschsynklinorium der tschecho­

slowakischen K arpathen. D as letztere wird von beiden Antiklinorien — wenn wir uns der bildlichen Ausdrucksweise von Argand bedienen — wie zwischen Zangen eines Riesenschraubstocks zusamm engepreßt und in die Tiefe ein­

gedrückt.

D as eben dargestellte gegenseitige V erhältnis dieser drei großen tek to ­ nischen Gruppen ist aller W ahrscheinlichkeit nach u ralt, u n d die gebirgs- bildenden Vorgänge, welche sich im Kaledonikum, H erzynikum und zahl­

reichen jüngeren Phasen abgespielt haben, bilden nur ein konsequentes Aus­

bauen nach demselben Plan.

E s fragt sich nun, ob es nicht überflüssig ist, sich h ier m it den geologischen Verhältnissen des südwestlichen Tiefenfaltenblocks zu beschäftigen, in Anbe­

trac h t dessen, daß bloß ein Teil der Klippenzone, des Tatragebirges u n d der dazwischenliegenden Synkline des Flysches von Podhale innerhalb der pol­

nischen Grenzen sich befindet und hier keine Petroleum vorkom m en an den Tag bringt. Ich h alte es aber für unumgänglich notwendig. E s sind zweierlei

(16)

6 Tiefenfalten-Blöcke der Karpathen.

Gründe, die uns dazu zwingen, dieses Thema, wenn auch flüchtig, zu be­

rühren.

W ir müssen stets vor Augen halten, daß wir nichts vernachlässigen dürfen, was zur K lärung des Petroleum phänom ens beitragen könnte. In G utachten d er achtziger Ja h re liest m an oft, daß ein Terrain für Bohrungen empfohlen wird, wenn die an der Oberfläche aufgeschlossenen Schichten dem Eozän angehören und in hora 9 streichen, und zwar deshalb, weil etliche der west­

lichen Gruben diese zwei Bauelem ente besitzen. Pa u l käm pft noch im Ja h re 1881 ziemlich heftig für den antiklinen C harakter der „Öllinie“ . Nachdem wir jedoch erkannt haben, daß das Petroleum phänom en in Galizien ein kompliziertes ist, müssen wir den monodynam ischen S tan d p u n k t verlassen,

und kein Moment darf als unwichtig b etra ch tet werden.

Nehmen wir eine geologische K a rte der W estkarpathen zur H and, so sehen wir, daß nach N zu die F lyschkarpathen folgen, welche vom SO her, von der Bukowina, zuerst in nordwestlicher R ichtung streichen, um dann langsam in die ostwestliche R ichtung einzulenken. E s fällt nun auf, daß die Flysch­

karp ath en bei ihrer A nnäherung an die pieninische Klippenzone, also an das äußerste Glied des südwestlichen Tiefenfaltenblocks, ziemlich u n v erm ittelt un d schroff gegen N abgelenkt werden. H ier offenbart sich der m aßgebende tektonische Einfluß des südwestlichen Blocks auf den tektonischen C harakter der südlichsten E inheit der Flyschzone, d. h. der M aguradeckenzone (Abb. 1.

I I a). L etztere schmiegt sich an die bogenförmige Um grenzung des SW-Blocks (Abb. 1, I). Dies ist der kleine innere Bogen innerhalb des großen Bogens der Flyschkarpathen. W ir erklären uns diese Tatsache dadurch, daß der SW-Block während der letzten gebirgsbildenden Phase der K arp ath en als Ganzes gegen N, also gegen die Flyschzone vorstieß, in den K örper derselben hineindrückte und so die Ablenkung der Streichrichtungen innerhalb der M agurazone herbeiführte. Vieles scheint dafür zu sprechen, daß wir es an d er Klippenlinie m it einer Unterschiebung des SW-Blocks u n ter die tertiäre Flyschdecke zu tu n haben, deren Tiefenam plitude sich gegen W vergrößert.

N un ist aber das Petroleum phänom en m it dem N ordrand des M agura- deckensystem s eng verknüpft.

Wenn bereits hierdurch die Notwendigkeit einer Besprechung des voran­

gehenden Tatsachenbestandes klar wird, so ist dies noch durch weiteres be­

gründet. W ir haben die erste große karpathische E inheit als „Tiefenfalten­

block“ bezeichnet. Dies besagt, daß daselbstdie Tiefenfalten der U rkarpathen an der Tagesfläche erscheinen, während dies in nördlicheren Zonen n ur au s­

nahmsweise der Fall ist. Das sorgfältige Studium der sogenannten „exotischen Blöcke“ der F lyschkarpathen erlaubt uns, zahlreiche A bschnitte der Vor­

geschichte dieser Schichtenserie kennenzulernen, welche für.das V erständnis des Petroleum phänom ens nicht ohne Bedeutung sind. W ir erkennen hier in erster Linie, daß sich das ursprüngliche Ablagerungsgebiet' des K arp ath en -

(17)

Flyschzone-Maguragruppe. 7

flysches in jedem Zuge seiner Entwicklungsgeschichte an das nachbarliche

„Tiefenfaltengebiet“' eng anschließt. Aber das Tiefenfaltengebiet der Flysch- karpathen liegt heute tief u n ter dem K arpathenflysch und ist unserer Beob­

achtung nur an einer Stelle (Kristallines Gebirge der O stkarpathen) d irekt zugänglich.

Deshalb bildet das besprochene SW -Tiefenfaltengebiet eine unum gänglich notwendige K ontro llstätte der R ichtigkeit unserer K enntnis der Vorge­

schichte des Karpathenflysches. D er südöstliche, siebenbiirgischeTiefenfalten­

block (Abb. 1, I a) bildet im 0 hierzu ein Gegenstück.

B. Die Flyschzone.

E in Blick auf die beigefügte K a rte zeigt, daß wir in der Flyschzone der polnischen K arpathen folgende stratigraphisch-tektonische Einheiten höherer Ordnung unterscheiden: die Gruppe der M agura-Überschiebungen, die M itt­

lere Gruppe und die östliche R andgruppe, mit ihren U nterabteilungen (Abb. 1, I I a, I I b, I I c). W ir wollen eine kurze C harakteristik dieser H a u p t­

zonen geben, wodurch das V erständnis der Vorgeschichte der Flyschzone und der S tratigraphie derselben erleichtert wird.

1. D i e M a g u r a g r u p p e .

Dieselbe ist nur den W estkarpathen eigentümlich, wie dies die beigefügte K a rte zeigt.

Der östliche Rand dieser Gruppe tritt in Polen bei Jaśliska ein, er zieht sieh weiter gegen W südlich von Dulda und Żmigród, innerhalb einer großen Querdepression.

W estlich von Jaslo verschiebt er sieh gegen X bis über Jasło, dann gegen SH' in die Gegend von Sękowa. Von hier aus nim mt er wieder nordöstliche R ichtung an bis in die Gegend südlich von Gorlice und von Szalowa, wo wieder Einbiegung gegen SW erfolgt.

Von Grybów bis nach Rajbrot ist die R ichtung des Nordrandes der Maguragruppe nord­

westlich, folglich streicht er südlich von Myślenice und Lanckorona ostwestlich, während südlich von Żywiec schon die südwestliche Streichungsrichtung zum Ausdruck kommt, welche dann stets vorherrscht. Der geschilderte Nordrand der Maguragruppe ist zu­

gleich die Schnittlinie der Basisfläehe der Maguragruppe mit der morphologischen Ober­

fläche.

Die M aguragruppe besteht aus m ehreren dachziegelförmig gegen ausw ärts aufgeschobenen Faltenschollen, welche als Ganzes über das Vorland als eine ungeheure Ü berfaltungsdecke überschoben sind.

D er äußere Saum der M aguragruppe weist von Nowy Sącz gegen 0 01- fundstellen auf. Es sei bereits hier hervorgehoben, daß die Ü berschiebung d er M aguragruppe einst weit über den heute sichtbaren R and gegen N reichte. To ł w i ń s k i [7 8 ] h a t „Überschiebungszeugen“ nördlich und südlich von Jaslo in einer E ntfernung von über 20 km vom N ordrande festgestellt.

D as einst von der M aguradecke eingenommene Gebiet en th ält zahlreiche N aphtafundstellen, welche später beschrieben werden. E in großer Teil

(18)

8 Maguragruppe, M ittlere Gruppe.

unserer westlichen N aphtagebiete w ar wohl ursprünglich von der Decke bedeckt. Leichtfertig erschiene es, irgendwelche B edeutung dieses U m standes in Abrede zu stellen, der bisher außer ac h t gelassen wurde. H ä tte n wir n ic h t diese spärlichen, aber zweifellosen Überschiebungszeugen, so könnten wir glauben, daß etwa der heutige orographische R an d der M aguradecken n ich t viel vom ursprünglichen R ande abweicht, und wir könnten schließen, wie ich selbst es früher ta t, daß unsere Ölfundstellen v o r dem R ande der Ü ber­

schiebung liegen. D ann wäre der Schluß berechtigt, daß das Öl u n ter d er L a st der vorrückenden Deckenüberschiebung aus der U nterlage heraus­

gepreßt wurde un d sich vor dem R ande des Deckensystem s angesam m elt hätte. N un wissen wir, daß der vorwiegende Teil des westlichen Ölgebietes einst unterhalb der Decke lag. Auf dieses Them a werden wir noch zurück­

kommen.

H ier m öchte ich noch hervorheben, daß der in der beigegebenen K a rte sichtbare N ordrand der Maguradecke, etwa zwischen den Längegraden 38—39, sich m it dem Verlaufe des N ordrandes der „Beskidischen Decke“ von Uh l i g

[89] deckt, w ährend westlich und östlich davon dieser R an d anders, wie

es Uh l ig angibt, verläuft. Im "VV wurde von Uh l ig das Gebiet der großen

schlesischen Kreidedecken zum „beskidischen“ System gerechnet, während in der hier beigefügten K a rte dieses Gebiet der gegen N folgenden Deckenseric der M ittleren Gruppe einverleibt wurde. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, welche außerhalb des beabsichtigten R ahm ens dieser A rbeit gehören, und welche von m ir und m einen Nachfolgern erö rtert worden sind, beschränke ich mich hier auf die Andeutimg, daß je m ehr wir uns gegen W von der zentralen Achse des südwestlichen Tiefenfaltenblockes und seiner U m gürtung, der M aguragruppe, also etwa von der Linie K ra k au —T a tra ­ gebirge, entfernen, das Ausmaß der Überschiebung der M aguragruppe gegen ihr Vorland sich zu verkleinern scheint. Im 0 vom M eridian 39 zieht sich

bei Uh l ig die „beskidischc Decke“ ununterbrochen gegen SO, w ährend

dieselbe auf unserer K a rte im Gebiete des Laborcaflusses in einem ziemlich scharfen Bogen gegen S einbiegt, um nirgends weiter östlich zu erschei­

nen. Die Gebiete außerhalb dieses R andes gehören bereits dem folgenden, tieferen Deckenkomplexe an.

2. D i e M i t t l e r e G r u p p e .

Die geologische K arte belehrt uns, daß der H a u p tteil der polnischen F lyschkarpathen der „M ittleren Gruppe“ angehört. Im südwestlichen Ab­

schnitt ta u c h t dieselbe u n ter die Überschiebungen der M aguragruppe u nter.

W ährend im 0 die B reite dieser Zone gegen 80 km beträg t, verschm älert sic sich allm ählich gegen NW, um südlich von K rakau nur noch 20 km Breite zu haben. D er geologischen K arte entnehm en wir, daß der allgemeine C harakter dieser großen E inheit m it der Länge und Breite wechselt. In ihrem

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M ittlere Gruppe. 9 Ostteil, etwa vom M eridian von Rzeszów östlich, zeigt sie vom N gegen S folgende U nterabteilungen.

a) N o r d ö s 1 1 i c h e B r a n d u n g s z o n e, bestehend aus zusamm en­

gedrückten Kreide-Tertiärschollen (Skiben: vom polnischen „skiba“). Als Ganzes genommen ist dies ein Antiklinorialgebiet. Gegen S folgt

b) das große z e n t r a l e S y n k l i n o r i a l g e b i e t . Dasselbe ist am breitesten beiderseits des oberen Sanflusses und verschm älert sich langsam gegen SO. Seinen S y n k lin a le n C harakter ersieht m an daraus, daß im Gegen­

sätze zur nordöstlichen Brandungszone keine K reideaufbrüche zum Vor­

schein kom m en und sogar die Aufbrüche des Eozäns zur Seltenheit gehören.

Gegen SO stö ß t an diese Zone

c) das System der P i e t r o s d e c k e , welches dem Anschein nach eben­

falls aus m ehreren Einzelschollen zusamm engesetzt ist. In seiner N ordstirn trete n zerstreute und von Za p a ł o w ic z [97] und Uh l ig [88] beschriebene Einzelklippen auf. Die Pietrosdecke ist über die vorangehende Zone über­

schoben. Im W ist sie als norm ale E alte ausgebildet, w eiter östlich überschiebt sie sich, wobei das Ausmaß der Überschiebung in dieser R ichtung stetig wächst. E s liegt jedoch sowohl diese als auch die nächstfolgende Zone gegen Süden außerhalb des R ahm ens dieser Arbeit.

d) B u k o w i n i s c h e und S i e b e n b ü r g i s c h e Decke [89]. Diese sind über die vorangehende E inheit überschoben. An seinem nordwestlichen E nde ta u c h t der mesozoisch kristalline K ern dieser Einheit aus dem Innern der kretazischen Flyschfalten auf und überw ältigt gegen SO m it einer in dieser R ichtung stets anwachsenden Aufschubam plitude die im N benach­

b arten Flyschfalten. Die Faltungsphasen fallen hier in die m ittlere Kreide, vielleicht eine kleinere in die M itte des Eozäns, die H auptfaltungsphase des Flysclies aber liegt zwischen E nde Oligozän und Torton. Die jungen Aus­

brüche des südöstlichen V ulkankranzes im südlichen Teil dieser Zone bilden den tem porären Abschluß dieser paroxysm atischen Entwicklung.

D er in die ältere L ite ra tu r eingeweihte Leser w ird bem erkt haben, daß hier gegenüber früheren Angaben ein m erklicher U nterschied besteht. W ährend

Uh l ig in seiner letzten D eutung der Tektonik dieses Gebietes dieses ost-

karpathische Kerngebirge m it jenem des südwestlichen Blockes gleichstellt, gehört bei uns dasselbe Gebiet zur M ittleren Flyschgruppe, also in das w eit von dem Kerngebirge des südwestlichen Blocks entfernte Vorland, welches von demselben durch m ehrere aufgezählte und gewissermaßen selbständige Zonen getrennt ist. Da ich hierauf noch zurückkom m en werde, beschränke ich mich bei dieser generellen Ü bersicht der tektonischen Einheiten auf die in der beigegebenen K a rte ersichtliche Verteilung der Streichrichtungen, nach welcher das Kerngebirge der O stkarpathen in unsere M ittlere Gruppe fällt. Mit ändern W orten, es ist das Kerngebirge der M ittleren Flyschgruppe und darf keineswegs dem Kerngebirge der südwestlichen Gruppe gleichge-

(20)

10 M ittlere Gruppe, östliche Rantlzone.

stellt werden. W ir werden weiter sehen, daß die Zusam m ensetzung dieser beiden Gruppen ebenfalls tiefgreifende U nterschiede aufweist.

Westlich des Meridians von Rzeszów sehen w ir in der K a rte das Aus­

streichen des nördlichen Teiles der M ittleren Gruppe gegen das Vorland.

W enn m an zwischen Rzeszów und Tarnów das Streichen aller karpathischen Zonen betrachtet, so bem erkt m an, daß dieselben gegen W stum pf abbrechen.

Ich nenne dieses V erhalten der Streichrichtung dem Vorlande gegenüber

„d i s k r e p a 1 1 1“ , im Gegensätze zur nordöstlichen Brandungszone, wo die „Skiben“ m it ihrer S tirn und nicht m it der Flanke das Vorland anprallen.

D o rt haben wir es m it einer tektonischen „K o n k r e p a n z“ zu tun.

Nördlich, etwa in der Linie Przem yśl— Grybów, beobachtet m an auf der K a rte eine auffallende Erscheinung. W ährend südöstlich dieser Linie in der M ittleren Gruppe bloß die nordöstliche Brandungszone un d das Synklinorial- gebiet als U nterabteilungen sich ungezwungen ausscheiden lassen, h ö rt nördlich der erw ähnten Linie das Synklinorialgebiet als eintöniges Ganze auf.

Wie Finger aus der flachen H and entspringen aus dem großen Synklinal- körper vier m ächtige Aufwölbungen, das Eozän und die Kreide, nicht selten sogar die U nterkreide, an den Tag bringend. Anfangs sind es einfache A ntiklinen, dann werden sie geneigt, überkippt, endlich im m er m ehr auf­

einander überschoben. Manche Einzelheiten dieser Erscheinung werden wir im Laufe der A rbeit kennenlernen.

F a st alle westlichen und ein Teil der östlichen Ölfundstellen gehören zur M ittleren Flyschgruppe.

3. D i e ö s t l i c h e R a n d z o n e .

W ährend die vorher aufgezählten H auptelem ente des K arpathenbaues wirkliche, wenn auch für sich zusammengesetzte Einheiten darstellen, bildet die östliche Randzone kein einheitliches Ganze. D as einzige gemeinsame Merkmal ist das Einfallen gegen SO u n ter die R andelem ente der M itt­

leren Gruppe. Zu dieser östlichen Randzone gehört im entferntesten SO die kürzlich von Św id e r s k i[67] aufgenommene große Schubdecke von Pokucie, die darüber lagernde Decke von Sloboda-Rungurska, quasi eine Molasse­

decke der K arpathen (I—I I I der K arte), darüber kleinere Schubfetzen und sogar ziemlich m ächtige Decken, wie jene von Bitków, u n ter welchen wieder hier und da höchstwahrscheinlich während der F altun g mitgerissene tief­

liegende Schubfetzen, wie jene der Boryslawer (59, 61), M ajdaner (70), B it- kówer Ölfalte festgestellt wurden. W ir werden bei der Besprechung der östlichen Ölzone viele der interessanten Einzelheiten dieser zusammenge­

setzten E inheit höherer Ordnung kennenlernen. H ierher gehören unsere ergiebigsten Ölfundstellen.

Innerhalb dieser Zone ist in geologischem und morphologischem Sinne die Begrenzung der K arpathen eine verschiedene. E s ist ohne weiteres klar, daß

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Vorgeschichte des Flysclies. 11 die K arp athen im m orphologischen Sinne d o rt im N aufhören, wo der Ge- birgsrand sich befindet. In geologischem Sinne gehört zu den K arp ath en aber zweifellos noch die 10—12 km breite ,,Molassezone“ , und es ist nich t leicht zu entscheiden, ob die Zone des ausgesprochenen außerkarpathischen, aber in gewissem Sinne doch karpathisch gefalteten Miozäns (R der K arte) dem Y orlande oder den K arp ath en zuzuzählen ist.

ü. Aus d e r V o r g e s c h i c h t e des Flysclies.

Das heutige Bild der K arpathen, ihre stoffliche Zusammensetzung, ihre tektonische S tru k tu r — dies alles sind Endglieder einer sehr langen E n t­

wicklungskette. J e zahlreichere Glieder dieser K ette wir dem D unkel der U rgeschichte entreißen, desto gründlicher und vielseitiger wird unsere K e n n t­

nis derVorgänge sein, diedas gegenwärtige A ntlitz des Gebirgssaumes schufen.

Gewöhnlich beginnt m an die Schilderung der Geschichte der K arpathen m it d e r unteren Kreide, da die ältesten Flyschbildungen in den K arpathen dieser S tufe angehören. Auf diese Weise verzichtet m an aber auf die Möglichkeit, den richtigen Sinn der Faziesverteilung des Flysclies zu erfassen. Mit der faziellen Ausbildung des K arpathenflysches wurde bereits vor Ja h re n von

R. Zu b e r das A uftreten von Petroleum in Zusam m enhang gebracht. Enge

örtliche Beziehungen lassen sich hier einwandfrei feststellen, und m an darf nicht von vorneherein verneinen, daß auch Momente eines genetischen Zu­

sam m enhanges vorhanden sein könnten. Wollen wir unvoreingenommen diese Beziehungen beurteilen, so müssen wir der Vorgeschichte des Flysclies

einige Zeilen widmen.

Die K artenskizzen Abb. 2—5 schildern die paläogeographischen V erhält­

nisse unseres Gebietes in den H auptab schn itten seiner Entw icklung von der vorkarbonischen Zeit bis zum oberen Ju ra . Solche D arstellungen sind n ü tz­

lich, wenn sie m ethodisch richtig ausgeführt sind, es ist daher angezeigt, die methodische Seite ihrer Anfertigung zu berühren.

Die Schichten des K arpathenflysches enthalten fast überall Bestandteile des vorkretazischen U ntergrundes, besonders in Konglom eraten. E s ist dies seit den Zeiten von Pa u l und Ti e t z e [52] und Pu s c h [59] bekannt. Unsere paläogeographischen K artenskizzen basieren auf solchen Blöcken. Die Zerstö­

rungsprodukte des vorkretazischen U ntergrundes gehören verschiedenen m agm atischen und sedim entären F elsarten an, von denen speziell die letzte­

ren sich öfter m it jenen des Vorlandes parallelisieren lassen, sie stim m en nicht n u r petrographisch überein, sondern haben öfter sogar m ehr oder weniger charakteristische Fossilien. Mit der Zeit h a t sich die Zahl der F u n d ­ p u n k te beträchtlich verm ehrt. E s wurden zur H erstellung der K arten alle zuverlässigen Funde, für jede geologische Epoche gesondert, in die tektonische K a rte des K arpathenflysches eingetragen. Man m uß jedoch beachten, daß

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12 Präkai'bonisches Kristallinikuni.

der jetzige Flysch zusam m engefaltet ist, daß daher die V erteilung d er Meeressedimente der betreffenden Epoche, bzw. die erhaltenen Umrisse ihrer Verteilung, v erun staltet sind. Das Bild ist in der quer zum Faltenstreichen laufenden R ichtung um den B etrag der F altung verkürzt. Um sich der W irk­

lichkeit zu nähern, m uß m an die F alten ausglätten. H ier stö ß t m an jedoch auf große Schwierigkeiten, da ja der B etrag der F altun g n u r in einer großen Annäherung berechnet werden kann, wobei eine gewisse W illkür unverm eid­

lich ist. U m dieselbe auszuschließen, habe ich folgendes Vorgehen eingeschla­

gen. Ich habe den leicht festzustellenden B etrag der Überschiebungen an bekannten Überschiebungslinien berücksichtigt und das Mindestmaß der­

selben in Rechnung gesetzt. Auf diese Weise habe ich Entfernungen erhalten, um welche ich dann einzelne größere, überschobene E inheiten des Flysches zurückgeschoben habe.

D araus geht hervor, daß es sich bei diesen R ekonstruktionen nu r um eine A nnäherung an das ursprüngliche Bild jeder rekonstruierten Epoche handelt, und daß die Zurückschiebung mindestens zweimal zu klein ist.

U nd d o ch .ist der B etrag der Riickschicbung im S der Zone etwa 200km . D as erhaltene Bild wurde dann an die ziemlich g u t b ekannte Paläogeo- graphie des Vorlandes angeknüpft.

W ir wollen nun an d er H and der Skizzen einen flüchtigen Überblick d er gewonnenen R esidtate geben. Im alten, vorkarbonischen K r i s t a l l i n i- k u m (Abb. 2) sehen wir auf unserem Gebiete zwei Gruppen vertreten. Den 0 des Gebietes nehm en die Gesteine der oberen Tiefenstufe ein. E s sind

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Präkarbonisches Kriśtallinikum. 13

dies die überall in den O stkarpathen verbreiteten Grünschiefer, grüne und ro te Phyllitschiefer, dunkle G raphitphyllite. Diese Serie ist an verschiedenen Stellen von P egm atitadern durchbrochen. Neben diesen schwach veränderten G esteinsarten trete n im östlichen Teil des Gebietes verschieden alte, m ehr oder weniger veränderte Trüm m er sedim entärer Schichten, wie graue, rö t­

liche un d hellgelbe Quarzite, schwarze Quarzschiefer, Dolomite, dunkle Tonschiefer, Sandsteine, helle K alksteine auf. Serizitschiefer gehören zur

Seltenheit.

Aus der K artenskizze Abb. 2 entnim m t man, daß diese schwach verän­

d erte Gesteinssippe als Geröll im Flysch des m ittleren Teils d er K arp ath en ungefähr bis in die Um gebung von Sanok reicht. Plier te ilt sie sich in einen nördlichen und einen südlichen Ast, welche einen zentralen, westlich gelegenen, anders beschaffenen Teil umfassen. Die beiden westlichen Äste bestehen ihrer H auptm asse nach ebenfalls aus „G rünsteinen“, jedoch sind auch andere Gesteinsarten vertreten. Aus den K onglom eraten der Um gebung von Chyrów w urden hier von Ry c h l i c k i [35] graue M uskovitgranite, schwarze Amphibolandesite, graue K alksteine des m ittleren Devons und des unteren K arbons, dann Jaspisbruchstücke gefunden. In der Um gebung von Dębica h a t Ma ś l a n k ie w ic z neben Chloritschiefer, Muskovit- u n d B io tit­

schiefer, Granulite, B iotit- und A ugitporphyre, Am phibolporphyrite, Diabase m it und ohne Olivin und Effusive von andesitischem und liparitischem Typus nachgewiesen. I n der Bohrung von Rzeszotary, am nördlichen K arpathenran de südlich von Wieliczka wurden u n ter den mesozoischen Schichten des Vorlandes folgende präkarpathischen Felsarten angebohrt:

M uskovitischer Granitgneis, dunkler Chloritschiefer, verfaltet m it einem kristallinen K alkstein, in Chloritschiefer um gewandelter Am phibolit und chloritisch m uskovitischer Schiefer, zusam m engeknetet m it kristallinem K alkstein.

D er südliche A st ist weniger erforscht. Neben grünen Schiefern wurden hier auch Rollstücke von Tiefengesteinen, wie Orthoklas-Biotitgneis, Musko- vitgneis, Albit- und Oligoklasgneis, Oligoklas-Muskovit-Granatgneis, G ra­

nite, welche sich jenen der M ittleren Gruppe des Ivarpathenflysches nähern und vom T atra g ran it unterscheiden, dann m ehrere Effusiva, wie roter saurer P orphyr, dunkler un d grüner P orphyrit, brau ner Quarzporphyr, dunkler O rthophyr u. a.

An der Abb. 2 sieht m an, daß der zwischen beiden Ästen der oberen Tiefen­

stufe gelegene Teil der polnischen W estkarpathen die Gesteine der unteren Tiefenstufe aufweist. H ier findet m an Granitgneise m it B iotit und Muskovit, M ikroklingranite, weiße Gram dite, grobkörnige Muskovitgneise (Augen­

gneise), Serizitgneise, Granitgneise m it Oligoklas un d Mikroklin, G ranat­

gneise, Serizitschiefer, A lkaligranite und verschiedene P orphyr- und D iabas­

gesteine.

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14 Präkarbonisches Kristallinikum.

Wie ich bereits ausgeführt habe, erscheint im SO, in der V erlängerung d e r M ittleren Gruppe des Flysches, das „K erngebirge“ der O stkarpathen, wel­

ches bisher n u r ziemlich flüchtig petrographisch bearbeitet wurde. A ußer dunklen G raphitphylliten und grünen Phylliten wurden hier graue Gneise (sehr sauer und sta rk alkalisch) gefunden. W ährend solche Felsen im T a tra ­ gebirge unbekannt sind, findet m an in der ganzen „M ittleren G ruppe“ des Flysches im W m ikrolin-perthitische Alkaligneise. D arin sehe ich eine S tü tze für die im vorhergehenden aufgestellte These, nach welcher dieses „K ern­

gebirge“ nicht der westlichen „Kcrngebirgsregion“ entspricht, sondern d er dieser vorgelagerten präkarpathischen, kristallinen Zone angehört.

Wir können nun feststcllen, daß der kristalline A nteil des U ntergrundes der K arpathen, welcher dem in Bildung begriffenen Flysch sein M aterial lieferte, zwei verschieden stark m etam orphosierten Gesteinsgruppen ange- hörte. E s liegt die V erm utung nahe, daß vielleicht beide Gruppen verschie­

den alten, urkarpathischen Decken angehörten, da m an weiß, daß dieselben den variszischen, höchstwahrscheinlich aber auch den kaledonischen F al­

tungsprozeß durchgem acht haben. Die Ü berflutung, wenigstens des N ord­

randes der U rkarpathen, durch das M itteldevonm eer ist durch Fossilien sicher festgestellt, bezeichnend ist dabei das Fehlen von Anzeichen älterer paläozoischer Form ationen.

Die K enntnis der petrographischen Verhältnisse im präkarpathischen K ristallinikum verdanken wir den A rbeiten von Prof. Kr e u t z [35], welcher nicht nur die chemische und mineralogische Zusamm ensetzung der k ristal­

linen Gesteine untersuchte, sondern auch die Beziehungen dieses rekonstru­

ierten Gebietes zu nachbarlichen Provinzen beleuchtete u nd die Aufeinander­

folge verschiedener Magmen feststellte. Die ältesten Intrusivgesteine sind nach Kr e u t z sehr kalkarm und ziemlich alkalireich, was sie m it der Mehrzahl der Gesteine kaledonischen Alters gemeinsam haben. Die Intrusionsgneise und G ranite der T atra sind dagegen reich an K alk und N atron und gehören in ihrer H auptm asse der variskischen Periode an. Das nördlich unseres Ge­

bietes gelegene M agmengebiet der Um gebung von K rak au en th ält post- karbonische für perm otriadisch gehaltene P orphyr- und Diabasergüsse, welche kalknatronreich sind. Berücksichtigt m an nun, daß sowohl die wol- hynische, kristalline Aufwölbung durch K alkalkaligranite charakterisiert wird, daß weiter nach den Untersuchungen von Pa w l ic a [53] und Ra d z i­

s z e w s k i [G l] die paläozoisch-mesozoisch sedim entäre Serie des Święty-

K rzyż-Gebirges der Umgebung von Kielce in der oberen Trias und dem U nterkam brium reichliche Anzeichen der Provenienz von den der wolhy- nischen ganz übereinstimm enden kristallinen Gesteinsgemeinschaft auf­

weist — d ann wird es einleuchtend, daß die kristalline U nterlage des p rä ­ karpathischen Gebietes in ihrer petrographischen Beschaffenheit dem Vor­

lande gegenüber keineswegs frem dartig dasteht. D er Gegensatz beider

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Devon-Karbon. 15

Gebiete entwickelt sich im Laufe der geologischen Zeit, heute ist er am größten.

In der Kreideperiode erfolgten im präkarpathischen Gebiete die alkali­

reichen Teschcnitintrusionen, welche bereits eine m it dem tatrischen Lim - burgit fast identische chemische Zusammensetzung haben. Diesen Magmen folgten im T ertiär kalknatronreiche Andesite und Basalte. Die zyklische Aufeinanderfolge A7on Magmen h a t sich in unserem Gebiet zweimal w iederholt.

Die ältesten in unserem Gebiet paläontologisch festgestellten Gesteine sedi­

m entären Ursprungs gehören dem m ittleren Devon an. Aus dem autoch- thonen T ertiär von Schlesien werden B ruchstücke dieser Form ation von

Ho h e n e g g e r [27] und von Pe t r a s c h e c k [56—58] angegeben, Iv r o p a c z e k

h a t sie in der Flyschdecke der Umgebung von Dębica, Wó j c ik [95] in jener der Um gebung von Przemyśl, ich am Flyschrande südlich von Stryj gefunden.

In dem abseits (tiefer) vom R ande gelegenen Teil des Flysches verschwinden diese Spuren. Anderseits haben die U ntersuchungen des podolischen Süd­

randes [46] ergeben, daß ein Teil der bisher für J u ra gedeuteten, dolomitischen K alksteine der Um gebung von Niezwiska am D njestr dem Devon einzureihen sind, da sie m it Oldredsandsteinen wechsellagern. D araus ergibt sich, daß die Oldredfazies des podolischen Devons gegen die vorkarpathische Syn­

klinale von Meeressedimenten abgelöst wird. Mit ändern W orten, das Bild, welches wir heute haben, nämlich, daß die podolische Aufwölbung von der karpathischen durch eine dazwischenliegende Synkline getrennt wird, en t­

la rv t sich als u ralt. Im Devon w ar das podolische Oldredgebiet, eine L and­

fazies, von der als Gebirgskette emporgewölbten karpathischen Landm asse durch eine vom Meer gefüllte Synkline getrennt. D er heutige Flyschrand ist nicht auf die podolische „ P latte“ , sondern auf die u ralte Synkline über­

schoben, welche damals, ebenso wie heute, beide Systeme vo neinander trennte. Im m ittleren Devon lag im S die pannonische Landm asse, w ahr­

scheinlich im N begrenzt durch eine Gebirgskette der P räkarpathen, die d an n weiter gegen N an die vorpräkarpathische Meeressynkline anstößt.

Nördlich davon lagen große Inseln bzw. Halbinseln, wie jene vom Szythischen W all und dem polnischen Mittelgebirge. Selbstverständlich k ann m an hier unmöglich von einer Geosynkline im Sinne Ha l l-Da n a-

Ha u g, sondern nur von einer Polygeosynkline im Sinne von Sc h u c h e r t,

sprechen.

Abb. 3—5 zeigen uns die paläogeographischen Veränderungen des Gebietes während des K arbons, der Trias und des oberen Ju ra . W ir sehen hier einen Halbinselsporn, welcher organisch der tschechisch-sudetischen Landm asse angegliedert ist und welcher erst im oberen J u ra Vom Meere abgeschnitten wird. Auf diese Weise kom m t es hier im J u ra zur endgültigen U nterstreichung der Synkline zwischen dem Moldanubikum-Moravikum einerseits und d er Gruppe des späteren südwestlichen Tiefenfaltenblocks anderseits.

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16 Karbon.

Die E rörterung von Einzelheiten dieser paläogeographischen B ilder liegt außerhalb des Rahm ens dieser Arbeit. H ier soll nur der P lan gezeigt werden, nach welchem die Veränderungen stattfan den. Die gewaltigen Verschiedenheiten der nachfolgenden Flyschfazies finden d arin ihre B e­

gründung. Die Paläogeographie, als Folge der alten Tektonik, ver­

ursacht die H erausbildung der Flyschfazies zur Zeit der K reide un d des A lttertiärs.

D er Abb. i entnehm en wir, daß die Variszische Gebirgskette der Abb. 3 zuerst zum m ächtigen Halbinselsporn wird. In der Abb. 5 wird diese H a lb ­ insel zur Insel. Aber bereits in der obersten K reide h eb t sich das H interland

Abb. 3. Unser Gebiet zur Karbonzeit.

dieses uralten Gebirgsrückens empor, es en tsteh t ein großer L andstrich — die pannonische „ P la tte “ . Das Senonmeer überflutet im N riesige Strecken bis nach Skandinavien un d unser P räkarpathengebiet wird zu einem epikonti­

nentalen Inselarchipel aufgelöst. Die grobklastischen Sedim ente sam m eln sich im S um das L and und weiter nördlich um größere Inseln, aber je weiter gegen N , desto feiner werden im allgemeinen die Sedim ente, bis es zu den mergeligen, sandaim en Inozeramenm ergeln im N kom m t, welche bereits von den Ablagerungen des offenen nördlichen Meeres in petrographischer B e­

ziehung nicht m ehr sehr abweichen.

Zu Beginn des Eozäns erscheint im N eine breitspannige Aufwölbung von antiklinalem C harakter, etwa das Gegenstück der Aufwölbung der panno- nischen E in heit in der Oberkreide, deren Südrand wohl etwas weiter nach S reichte als der heutige N ordrand der subkarpathischcn miozänen Einsenkung.

\ ¿wow

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Trias — Jura — Kreide — Tertiär. 17

D as Gebiet zwischen diesen beiden gehobenen Landstrecken h a t die Charak­

terzüge einer Geosynklinale. Am Boden der Synklinale erheben sich insei-

Abb. 4. Unser Gebiet zur Triaszeit.

Abb. B. Unser Gebiet zur oberen Jurazeit.

förmige Ü berreste der alten präkarpathischen K etten, welche zur Eozänzeit M aterial zur Konglom eratbildung liefern. So entstehen im zentralen Teil des w estkarpathischen Gebietes die m ächtigen Konglom erate und Sand-

No wa k , Die Geologie der polnischen Ölfelder. 2

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18 A lttertiär.

steine von Ciężkowice. W ir haben stellenweise im Gebiete der „M ittleren G ruppe“ untrügliche Anzeichen einer H ebung des Ivarpathenflysches während des m ittleren Eozäns, es w urden die untereozänen N um m ulitenkalke von der Erosion erfaßt und als „exotische Blöcke“ im oberen Teil des Eozäns ab ­ gelagert. W ichtig ist die Feststellung, daß im R aum e zwischen dem oberen D njestr und dem oberen P ru t, also an der Strecke, wo in Konglom eraten die Spuren der kristallinen Gesteine der tieferen m etam orphen Stufe verschwin­

den, der Flysch aus einem viel feineren M aterial als in den N achbargebieten zusam m engesetzt ist.

Im Oligozän ist der geosynklinale C harakter des Flyschgebietes noch m ar­

k an ter als im Eozän. An Stelle der breiten nördlichen L andplatte, welche gegen Süden an die Flyschsynklinale grenzt, t r i tt der „m etakarpathische“

Landwall, da der nördliche Teil der P la tte versinkt und von N her vom Oli- gozänmeer überflutet wird. D er m etakarpathische W all erstreckt sich von Schlesien über das m ittelpolnische Gebirge bis nach Podolien hinein und bildet eine breite, aus verschiedenen Elem enten zusamm engesetzte Antikline, welche als Ganzes, speziell aber in ihrem südlichen R and, den Verlauf des K arpathenbogens nachahm t. M it ändern W orten, Elem ente des Vorlandes, hauptsächlich variszischer H erkunft, werden in den Bereich des neukarpa- tliischen Plans einbezogen.

Im vollen Einklänge m it der dargestellten Geschichte dieses Landstrichs steh t die Tatsache, daß, wie allgemein angenommen, die größten u nd die zahlreichsten Faziesverschiedenheiten gleichalter Sedimente in der K reide zu verzeichnen sind. J e jünger, desto einheitlicher werden die Sedi­

mente, bis wir endlich in der oberoligozänen Zeit im größten Teil unseres Gebietes nur eine einzige Fazies, die „Krosnoschichten“ haben. Am süd­

lichen R ande des Flysches sind diese Schichten vorwiegend sandig und dann heißen sie M agurasandsteine, während im östlichen A ußenrandgebiete das mergelig tonige E lem ent in der petrographischen Ausbildung Ober­

hand h at, es sind dies die Polanica- und Dobrotower Schichten des oberen Oligozäns.

M it dem E nde des Oligozäns treten neue Erscheinungen auf, die sich aber dem bisherigen B auplan anpassen. Infolge seitlichen Druckes kom m t es nicht n u r zu einer Zusamm enfaltung, sondern auch zur Abscherung des Flysches von seiner, wie wir gesehen haben, vorwiegend kristallinen Basis, und zur B ildung eines verwickelten Deckensystems. E s wäre falsch, anzunehm en, daß es sich diesm al um ein Ereignis „revolutionärer“ A rt handelt. Diesen falschen E indruck gew innt m an nur, wenn m an das Anfangsstadium des P ro ­ zesses seinem konventionellen, aber keineswegs wirklichen Endstadium gegenüberstellt. In der bisher geschilderten Vorgeschichte des heutigen Flyschgebietes haben wir zu sehr entfernten geologischen Epochen zurück­

gegriffen, wir haben aber dabei keinen einzigen M oment absoluter R uhe

(29)

Jungtertiär. 19

gesehen. Jed er neue Q uerschnitt durch die geologische Vergangenheit zeigt die Dokum ente ihrer Geschichte.

W ir haben keinen positiven Beweis für die Existenz m ariner Sedim ente im ältesten Miozän. D as Vorhandensein von Ablagerungen des helvetischen Meeres können wir in den Schichten der „Salzform ation“ von Wieliczka, Bochnia usw. am Nordhange der K arp ath en eher verm uten als nachweisen.

D as tortone Meer erfüllte nicht n u r die tiefe Synklinale zwischen den K a r­

p ath en u nd der m etakarpathischen Antiklinale, es drin gt an m ehreren Stellen auch ziemlich tief in die K arpathen ein, welche unterdessen in der F altu n g w eit vorgeschritten sind. So entstehen die je tz t abgesonderten „Becken“

von Nowy Targ, Iwkowa, Nowy Sącz, Grudna Dolna, Rzeszów usw. E s kom m t dann zur allmählichen Aussüßung dieser Becken un d nachher aber­

m als zu einer Ü berflutung vom offenen Meere, höchstwahrscheinlich bereits im Anfang des Sarm at. D ann kom m t der definitive Rückzug des Meeres gegen N auf den Südrand der m etakarpathischen A ntiklinale un d auf Miodobory in Podolien.

Diese Tatsachen zwingen uns zu folgender D eutung. D er Rückzug des Meeres im unteren Miozän ist die einfache Folge der in der eozän-oligozänen Geosynklinale fortschreitenden F altung, dann der Abscherung u nd Auf­

türm ung an schiefen Flächen der kretazisch-alttertiären Flyschsedim ente.

D as Gebiet verliert jedoch dadurch nicht seinen im Prinzip Synklinalen Cha­

rakter. E s kom m t zum K onflikt zwischen der Tendenz, der F altung, den Meeresboden in die H öhe zu heben, u nd der Tendenz der Synklinale, in die Tiefe zu drängen. In der ersten P hase h a t die H ebungstendenz die Oberhand, in d er zweiten jedoch kom m t die Senkungskraft m ehr zur Geltung, wobei d as to rtone Meer ziemlich große Strecken des Gebietes überflutet. Dieser K am pf d au ert auch später fo rt m it dem analogen Ausgang um die W ende Torton- Sarm at, bis endlich im S arm at die hebende F altungstendenz bis au f den heutigen Tag sich behauptet.

D er ununterbrochenen Veränderlichkeit in den K arpathen steh t gegenüber das verhältnism äßig ruhige V erhalten des Vorlandes. W ir haben in der langen Entwicklungsgeschichte des Gebietes gesehen, daß jedesmal, wenn das Meer in das Landgebiet cindringt, die Bildung einer genügend tiefen Mulde voraus­

gegangen ist. Jede Synklinale ist aber von zwei Antiklinalen um gürtet.

Synklinen und A ntiklinen sind P rodukte eines F a l t u n g s p r o z e s ­ s e s , der das gefaltete Gebiet und sein Vorland gleichzeitig u nd harmonisch, aber m it verschiedener Intensität, erfaßt. D as passive Eingreifen eines r e g i s t r i e r e n d e n Zeugen in G estalt eines Meeres erweckt in uns den E indruck eines katastrophalen, revolutionären Vorganges. Die U n te r­

schiede zwischen Vorland und gefaltetem Landstrich sind rein q u anti­

tativ . Das F altungsland ist eine prädisponierte Schwächezone, wo es zu den größten K räftcentspannungen kam . J e w eiter von dieser Schwäche-

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20 Jungtertiär, Stratigraphie des Flysches.

zone nacli ausw ärts, desto lahm er werden die Offenbarungen desselben Ereignisses.

W ir stellen daher die K arpathen als das L and der s t e t i g a n ­ d a u e r n d e n , h e f t i g e n M o b i l i t ä t dem Yorlande gegenüber, als dem Gebiet, in dem sich bloß die Nachklänge dieser M obilität wahrnehm en lassen, die m it der E ntfernung erlahmen.

Diese Auffassung, welche auf einer sorgfältigen Zusam m enstellung der Tatsachen fußt, widerspricht jener üblichen, welche die Abwechslung ruhiger Evolutionsphasen und orogenetischer Revolutionsphasen annim m t. W ir sind berechtigt, die Frage aufzuwerfen, w ann denn im Flyschgebiet die postulierte R uhepause gewesen sein soll? Seit der unteren K reide h a t m an stets m ächtige, m eistenteils an derselben Stelle auftretende K onglom erat­

zonen, welche m it kleinen unwesentlichen O rtsveränderungen bis ins Torton andauern. Dies erheischt unumgänglich die konstante Hebung der präkar- pathischen K etten. E s ist selbstverständlich, daß die zwischen den H ebungs­

zonen liegenden, Synklinalen Gebiete sich gleichzeitig vertiefen un d m it dem

„diastrophischen“ M aterial ausgefüllt wurden. Diese Ausfüllung w ar jedoch in langen Epochen zu arm , um die V erlandung der sich vertiefenden Syn­

klinen herbeizuführen und das Meer zu verdrängen. E rs t als eine Verviel­

fachung der M ächtigkeiten der Sedjm cnte durch schuppenförmige Ü ber­

schiebungen über der Synklinalen Einsenkung Oberhand nim m t, w ird das Meer aus dem Gebiete verdrängt.

III. D ie S t r a t i g r a p h i e des F ly sches.

Die folgende tabellarische Zusammenstellung zeigt die Grundzüge der stratigraphischen Einteilung des Flysches und seine Faziesverhältnisse in Anlehnung an die im ersten A bschnitt durchgeführte allgemeine Gliederung der K arpathen. Manches erfordert hier jedoch eine besondere Erläuterung.

Die bedeutendsten faziellen Unterschiede haben wir in einem Gebiet, das sich durch zwei Linien, wie folgt, begrenzen läßt. Von der O rtschaft Sanok am Sanflusse ziehe m an eine Linie gegen W entlang der sichtbaren Auf­

wölbungszone der K reide gegen Tarnów, und eine zweite Linie ziehe m an südlich über Gorlice ebenfalls nach W , es unterscheidet sich dann das zwischen beiden Linien liegende Gebiet wesentlich durch die Fazies seiner Kreide- und Eozänbildungen vom übrigen K arpatheuflysch. E s ist dies das Gebiet der schlesischen Entw icklung der oberen K reide und des Eozäns. So wie die untere K reide, wo sie im mer in den K arpathen festgestellt wurde, in der Form der schwärzlichen W ernsdorfer Schiefer und Sandsteine ausgebildet ist, so ist die Oberkreide innerhalb des eben angegebenen keilförmigen A us­

schnittes der K arpathen als schwärzlicher Istebnaschiefer und Sandstein entwickelt, während außerhalb dieses Gebietes sie in der Fazies der soge-

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