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POZNAŃSKIE STUDIA TEOLOGICZNE

UNIWERSYTET IM. ADAMA MICKIEWICZA • WYDZIAŁ TEOLOGICZNY TOM 15, 2003

Die kirchlichen Wiirdentitel von amtstràgern in der alten Kirche

TO M A SZ SIUDA

Die Entstehung der kirchlichen W iirdentitel muss man im Zusam m enhang mit der allgem einen Entw icklung der Strukturen der K irche und des liturgischen Le- bens sehen. Im L aufe der Zeit, ais die Zahl der G laubigen innerhalb der G em ein- den und der gesam ten K irche gestiegen und das jung e C hristentum zur friihchri- stlichen GroBkirche herangew achsen war, entstanden gew isse kirchliche Verwal- tungsform en, die das Leben innerhalb der K irche regulierten. Zusatzlich zu der Dreizahl der bisherigen, im 2. Jh. gefestigten Àmter: B ischof, P resbyter und D ia­ kon, entw ickelten sich im 3. Jh. neue niedrige klerikale Stufen und die dam it ver- bundenen Weihen, sowie einige W iirdenamter, dereń T rager m it einer besonde- ren A utoritat ausgestattet wurden. D ie bereits bestehenden À m ter des B ischofs, Presbyters und D iakons blieben zw ar ihrer inneren B edeutung nach unverandert, erfuhren aber in vielfacher Weise eine scharfere A bgrenzung sow ie zum Teil auch Erw eiterung ihres A ufgabenbereiches.

In diesem A ufsatz werden nur einige kirchliche W iirdentitel der dam aligen A m tstrager aufgezeichnet. Sie w urden aufgrund von folgenden K riterien ausge- wáhlt:

1. Es w erden nur solche von ihnen besprochen, die in der G eschichte oder im Leben der K irche eine w ichtige Rolle gespielt haben und

2. in der heutigen Zeit w eiter benutzt werden.

I. ARCHIDIAKON'

Diese Bezeichnung ist ein kirchlicher Titel, der sowohl in den alten K irche ais auch im Leben der spàteren christlichen G em einden benutzt w urde. D er Titel

Archidiakon kom m t in den Werken: De P atriarcharum C

onstantinopolitano-1 V gl. J. P i onstantinopolitano-1 i onstantinopolitano-1 i s, TitAo i, ocpęiK ia K ai a Ę u o ^ a r a ev tri /iv ^ a v r iv r ] a v r o K p a r o p i a K ai TT] x p io n a v iK T ] o p ú o S o ^ c o E K K Àijm a, Athen 1985 (=TvxA.oi), S. 137-140; A. S c h r o d e r , D ie

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rum C atalogis2 (bezogen au f die ostliche orthodoxe Kirche) und Scriptorum Veterum N ova C ollectio3 (bezogen auf die w estliche Kirche) vor. Beide bezeu-

gen, dass diese Stelle innerhalb des D iakonengrem ium s entw eder dem alteren, zuerst gew eihten D iakon, oder dem jenigen, der aufgrund der B ildung und des C harakters dazu geeignet war, verliehen wurde. D er Titel A rchidiakon ist also ais eine hòhere E instufung innerhalb eines gem einsam en D iakonats zu sehen. In­ nerhalb der sieben D iakonen der U rkirche w ar - nach I. Pililis4 - der Stephanus ais erster m it dem Titel A rchidiakon bezeichnet. D a keine iiberzeugenden Be- w eise vorliegen, kann man dieser B ehauptung nur schw er beipflichten.5

W ann genau diese neue A bstufung innerhalb des D iakonengrem ium s einge- fiihrt w urde, ist nicht feststellbar. In den ersten vier Jahrhunderten der christli- chen K irche w urde dieser Titel dem Fahigsten unter den D iakonen verliehen, d.h. dem jenigen unter ihnen, der die ihm aufgelegte Arbeit gut gem acht und sich de- shalb innerhalb der Schar der D iakonen hervorgetan hat. Ü ber den Titel des Ar- chidiakons und seine Stellung, die er in der Kirche annahm , kennen wir keinen, aus den ersten Jahrhunderten kom m enden, offiziellen schriftlichen Nachweis. Die friiheste E rw ahnung dieses Titels kom m t aus der Zeit um das Jahr 365 bei O pta­ tus von M ileve vor. D ort wird ein gew isser Archidiakon C aecilianus genannt, der ein B ischo f von K arthago (311) war.6

A uch der heilige A ugustinus schreibt Liber einen Archidiakon mit dem Ñamen L aurentius, der ein Vorrang vor der anderen D iakonen besaB.7

D ie anderen Schriftsteller der friihchristlichen Epoche erw ahnen den Titel

A rchidiakon nicht direkt. T heodoret8, der sowohl ein G eschichtsschreiber ais

auch ein B isch o f von C yrus war, benutzt in seiner Geschichte d er Kirche den A usdruck: o t o v x ° P ° v tcúv Sicckovcov rjyovnEVog. D am it m eint er den A rchi­

diakon A thanassios den GroBen, der spater (c. 373 n. Chr.) E rzbischof von A le­ xandria wurde. E ine andere indirekte Erw ahnung des A rchiadiakonstitels treffen w ir in der A postolic C onstitutions9: o napeazcog za> a p ^ ie p e i S ia x o v o g .

2 Fr. F i s c h e r (H g.), L eip zig 1884, S. 1884. 3 A. M a i (H g.), R om 1830-38, vol. Ill, S. 243-44. 4 P i l i l i s , T ixX oi, S. 137.

5 Für Stephanus und anderen von den S ieb e n „ (A pg 6,1-7) verm eidet Lukas den Amtstitel

D iakon zu verwenden. V gl. zu dieser Problematik: J. R o I o f f, D ie A p o ste lg e sch ic h te , Gottingen-

Ziirich 1988 (N T D 5), S. 107-110; A. W e i s e r, D ie A p ostelgeschichte I, Gütersloh-Würzburg 1989 (OTK 5/1), S. 165-169.

6 Optatus, I. 16; vgl. B. P a n z r a m , Art. A rch id ia ko n , in: Lexikon des M ittelalters I, Miin- chen-Ziirich 1980, p. 896f.

7 St. A u g u s t i n e , Serm o n d e D iversis, CXI, Kap.9, in: J.P., M i g n e, P a tro lo g ia e cursus

c o m p letu s. Series Latina (=PL), Paris 1844/64, XXXVIII.

8 H ist. E ccle sia stica , I. 26, in: J. P., M i g n e, P atrologiae cu rsus com pletus. Series Graeca (=PG), Paris 1857/66, LXX XII.

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DIE K IRCH LICH EN W Ü R D EN TITEL VON A M TSTR À G ERN IN DER ALTEN K IRCH E 4 9

Den Titel A rchidiakon wurde zum ersten M ai offiziell von der dritten oku- m enischen Synode in E phesus10 (431) benutzt. D ort w urden die Pflichten eines A rchidiakons gegeniiber der K irche und seine Privilegien bestim m t.

In den groBen kirchlichen Zentren der dam aligen Zeit übernahm der W eihe nach áltester D iakon ( r a n p e a fie ia zrjg x e ip o r o v ia g ) die V erpflichtungen des A rchidiakons. Das Schreiben des Patriarchen A natolis" (449-458) an den rorni- schen B ischof Leon I (440-461 n. Chr.), bestatigt eine solche Praxis in der K ir­ che von K onstantinopel. D er Patriarch teilt dem ròm ischen B isch of m it, dass, nachdem der Diakon A etius zum P resbyter gew eiht wurde, ein gew isser A ndre- ias, der erste Diakon nach der herrschenden Taxis, die Stelle des A rchidiakons übernom m en hat.

Es ist schw er einen eindeutigen N achw eis zu erbringen, dass im Fall einer Verweisung der Archidiakonsstelle eine Regel bestand, dass derjenige D iakon, der das Ehrerecht des W eihealtesten (t o. npeajieia. rr¡g x e ip o r o v ia g ) besaB, zum

A rchidiakon erhoben wurde. Innerhalb der G eschichte der K irche kennen w ir in A lexandria ein gegensàtzliches Beispiel hierfür. Dort w urde A thanasius der Gro- Be zum A rchidiakon erhoben, der ein Jiingling zw ar an Jahren, aber der erste

in der R eihe d er D ia ko n en 12 war. D er Verlauf seines Lebens làsst verm uten,

dass er w ahrscheinlich ais der Fahigste unter den D iakonen fiir diese Stelle ange- sehen w urde.13

Es ist durchaus m òglich, dass in A lexandria eine andere Praxis ausgeiibt wurde als in den übrigen Kirchen. Nach H ieronym us14 bestand in dieser Lokal- kirche eine Tradition, dass die D iakone aus der eigenen Reihe den A rchidiakon gew ahlt haben. Die W ahlkriterien waren die zur Ausiibung des A m tes notw endi- ge Bildung und Fahigkeiten der Kandidaten. Dies ist das einzige Zeugnis iiber eine solche Vorgehensweise. D ariiber hinaus bestehen Zw eifel, ob dieser B ericht als abgesichert anzusehen ist.

Den verschiedenen Synodenbeschlüssen nach, hatte ein einzelnes Bi- schofsamt, bis zum 10. Jh. n. Chr., nur einen einzigen A rchidiakon.15 Zwischen den ostlichen und w estlichen K irchen kann man gew isse D ifferenzen im A ufgaben- bereich eines A rchidiakons feststellen. In der ostlichen K irche w ar m it diesem Titel keine M acht verbunden. Ein Unterschied zwischen dem Archidiakon und den übrigen D iakonen bestand nur in seinem Vorrang, der bei der F eier der G òttlichen Liturgie sichtbar war. W ahrend des G ottesdienstes bestand seine A ufgabe darin,

10 V gl. P i 1 i 1 i s, T n A o i, S. 140. Anm. 25.

11 St. L e o n i s M a g n u m , O p u scu la , vol. I. S. 653, P. Quesnel (H g.), Paris 1675. 12 T h e o d o r e t , K irchengeschichte, iibers. v. A. Seider, München 1926 (Bibliothek der Kir- chenviiter), I. 26.

13 Ebd.

14 E pistola a d R u stic u m , XCV. PL XXII.

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die heiligen G aben zu iibernehmen und die Perikopen des Evangelium s vorzule- sen. In der òstlichen K irche hatte der A rchidiakon keine Verwaltungsverpflich- tungen. Im G egenteil dazu w ar der A rchidiakon in der westlichen K irche auch fiir den w irtschaftlichen Bereich der G em einde zustàndig. Ihm oblag die Hilfe fiir die A rm en zu organisieren, die F eier innerhalb des kirchlichen Jahres anzukündi- gen, die A ufsicht Uber die kirchliche O rdnung wahrend der le p a ę (XK oAovúiag zu fiihren, das Verhalten der D iakonen und der K leriker niedrigen R anges inner­ halb der G laubensgem einschaft zu beaufsichtigen.16

D ie vierte Synode von K arthago17 (397) verordnete im Kanon 9, dass die O stiarier dem A rchidiakon unterstellt sind. D iese Synode bestim m te auch, dass der A rchidiakon an x e ip o fìe c n a v der Subdiakonen, A kolythen und O stiarier teil- nehm en soli.

D ie Funktion des Archidiakons hat man im mer in Verbindung mit dem Bischof gesehen. D er (A rchi)diakon war, wie die D idaskalie sagt: Gehòr, Auge, Mund,

H erz und S e e le ls des B ischofs. E r w urde ais A uge charakterisiert, weil er die

E inhaltung des G laubens überw achte; ais Gehòr, weil er die B eschw erden und Forderungen der G laubigen an den B ischof weitergab; ais M und, weil er das Wort G ottes im N am en des B ischofs verkiindete und dessen Entscheidungen weiter- leitete; ais Seele und H erz, weil er die B edürfnisse der M enschen, denen gehol- fen w erden solite, dem B ischof m itteilte.

An der Trullanische Synode (692)19 w urde festgelegt, dass dem Archidiakon ein Vorrang gegeniiber den Presbytern gebührt, w enn dieser im N am ens des B ischofs handelt.

In der ostlichen K irche ist eine Praxis entstanden, dass bei der Vakanz auf dem B ischofsstuhl der A rchidiakon ais G eschaftsfiihrer des B istum s tatig war. Es gab auch eine Tradition, vor allem in den K irchen von A lexandria und Rom, dass dieser A rchidiakon ais N achfolger den Bischofsstuhl übernahm .

Im M ittelalter verliert der A rchidiakon seine besonderen Verpflichtungen und V erw altungsbefugnisse. In Folge bleibt die Bezeichnung Archidiakon nur noch ais Ehrentitel.

E. PR O T O P R E S B Y T E R 20

Im vierten Jahrhundert tauchte unter den Presbytern der Titel Erzpresbyter oder P rotopresbyter auf, der durch den B ischof ausgesucht und m it einem

spezi-16 D ie vierte òkum enische Synode (451) in Chalkedon, in: J.D. M a n s i , S a cro ru m C o n cilio ­

rum no va et a m p lissim a co llectio (= M ansi), Florenz-Venedig 1759-1798, VII. 232. (1762).

17 M ansi, m , 951. 18 D id a sca lia , 2. 44. 19 M ansi, XI, 943.

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DIE K IRCH LICH EN W Ü R D EN TITEL VO N A M TSTR A G ERN IN D ER ALTEN K IRCH E 5 1

fischen Rang unter den Presbytern versehen w urde.21 In der L iteratur der dam a- ligen Zeit treffen w ir nur eine allgem eine Erw ahnung dieses Titels.

D er H istoriker Sokrates22 berichtet, dass in der K irche von A lexandria Pres­ byter waren, die den Titel des Protopresbyters trugen.

Bei der siebten òkum enischen Synode (787)23 w urde einer der Vertreter der Kirche von Rom als der erste Presbyter bezeichnet.

In den Schriften der Eichensynode (403), an der Johannes C hrysostom us, der E rzbischof von K onstantinopel, abgesetzt wurde, wird erwahnt, dass ein gew isser Arsakios, ein Protopresbyter, zum N achfolger von Johannes berufen w urde.24

D er Titel Protopresbyter w urde anfanglich dem jenigen unter den Presbytern gegeben, der r a npeafieia Trig xeipoTOViag, besaB. Bei der A bw esenheit des B ischofs stand er dann dem Presbyterrat des G ebietes vor und zelebrierte an seiner Stelle die G ottliche Liturgie in der K athedralekirche.25 In der spateren Zeit wurde dieser Titel nicht nur denjenigen gegeben, die r a npeaPeia Trig x e i p o -

T o via g besal3en, sondern auch, denjenigen die sich durch ihre D ienste für die

Kirche ausgezeichnet hatten.26

In der alten K irche iibernahm der Erz- oder Protopresbyter, sow ohl im Fall der B ischofsabw esenheit als auch der Vakanz auf dem B ischofsstuhl die Zele- bration der Liturgie und die V erw altungsverpflichtungen.27

Als Konstantin der GroGe das Christentum als Religion anerkannt hatte (313) und die Kirche sich von den Stadten aus iiber das ganze Land ausbreitete, wurde der Titel Protopresbyter an denjenigen Presbyter vergeben, der das m issionierte Land lehrend und predigend bereiste. D ieser hatte durch eine vom B ischof erhalte- ne Vollmacht den Vorsitz in bestimmten Gruppen von Kirchen. Er leitet sowohl die Gottliche Liturgie, als auch lepag UKoXovdiag und andere kirchliche Veranstal- tungen. Ein solcher Art des Protopresbyters bekam den Beinamen: R eisender,28

In der w estlichen K irche gab es den Titel D ecanus. M it diesem Titel w urde derjenige P resbyter bezeichnet, der in einer durch den B isch o f geschaffenen U nterteilung des B istum s, der sog. D ecania, m it um fangreichen P flichten be- auftragt wurde. E r wurde auch als P rotopresbyter genannt.

Im siebten Jahrhundert gab es noch einen anderen Protopresbyter, der deca­

nus ruralis genannt wurde. E r fiihrte einige der Verpflichtungen des C horbischofs

21 S o z o m e n. H ist. E cc le sia stica , VIII. 12. PG LXVII. 22 Hist. E ccle sia stica , VI. 9. PG LXVII.

23 J. Hardouin (H g.), C o n ciliorum C ollectio R egia M axim a, Paris 1715, IV. 28. 24 Aao., I. 1041.

25 J. B i n g h a m , O rigines E cclesiasticae, vol. II, XIX. 18, (1708). 26 C odex J u stin ia n u s, I. III. 42,10: P. Krueger (H g.) Berlin 1884.

" K l e m e n s v o n A l e x a n d r i a , in: A. Harnack, D ie G eschichte d e r A ltch ristlich en L ite ­

ratur b is E usebius, Bd. I, Leipzig 1893, S. 192ff.

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aus und, ahnlich wie der reisende Protopresbyter, bereiste das Land, um das Volk zu lehren.29

H eutzutage gibt es in der orthodoxen K irche den Titel Protopresbyter nur als ein Ehrentitel. D ieser Titel ist die hochste Ehrenwiirde, die ein verheirateter Prie- ster erlangen kann. D er Titel Presbyter w ird innerhalb einer besonderen Zerem o- nie, der sogenannten: n p o /s ip ia e c o ę r o v n p e u fiv T e p o v e ię n p m o n p e o fiv T E -

p o v , vergeben.30

in. DIE BISCHOFLICHE WÜRDENTITEL

D ie G eschichte der K irche hat in einer besonderen W eise die Entstehung der W iirdentitel der B ischofe gepragt. Bei der A nalyse ihrer H erkunft und Bedeu- tung m uss m an einige grundlegende Voraussetzungen berücksichtigen. Es ist

unbedingt zu unterscheiden zw ischen ontologischer Ordnung un d d er the- ologisch-ekklesiologisch vorhandenen E hrengleichheit a lter Bischofe, die eine K irche leiten, einerseits und andererseits der hierarchische Ordnung innerhalb d er Gesam tkirche, in der dann die einzelnen O rtskirchen unter- schiedliche ‘W ürdegriin d e’ und jew eils bestim m te R angstufe h a b en .3I

A. METROPOLIT

D er Titel M etropolii32 w ar zunachst als eine rein politische Bezeichnung be­ nutzt. In dem ostlichen Teil des ròm ischen Im perium s trug die Provinzhauptstadt, der Sitz des Provinzstadthalters und der Provinzverw altung, den N am en n r \ r p o -

noAig. Im kirchlichen Sprachgebrauch ist die A nw endung dieses N am ens, als

B ezeichnung des Bischofsitzes dieser Stadt, deren Inhaber den Titel eines M etro- politen erhielt, erst im vierten Jahrhundert b e z e u g t.33 Zum ersten M ai treffen wir den Titel M etropolii im 4 K anon der ersten okum enischen Synode (325). M it die- sem N am en w urde d er Erste oder d er B isc h o f des ersten Sitzes bezeichnet.34 In der Folgezeit ist dieser B ischofstitel dort anzutreffen, wo sich die M etropoli- tanorganisation entw ickelt hat. D ieser Titel ist durchgehend vom vierten Jahrhun­ dert bis zur G egenw art iiberliefert.

29 L. T h o m a s s i n , Veterum et N o va e E cclesiae D isciplinae, I. III. 66, (1688). 30 Meya EuxoÀoyiov, TaĘię Kai AKoAov&ia npcomnpEcrPvrepov a. 531.

31 M etropolit M a x i m o s v o n S a r d e s , D as óku m en isch e P a tria rch a t in d e r o rthodoxen

K irche, Freiburg-Basel-W ien 1980, S. 18.

32 V gl. P i 1 i 1 i s, T itÀ o i, S. 164-168, K. L ü b e c k, R eicliseinteilung u n d kirch lich e H ie ra r­

ch ie d es O rien ts b is zu m A u sg a n g d e s 4. J a h rh u n d erts, Münster i. W. 1901; H. G r o t z , D ie H a u p tkirch en d es O stens von den A n fa n g e n b is zum K onzil voti N ikaia, R om 1964.

33 H .M ., B i e d e r m a n n , Art. M etropolit, in: Lexikon des Mittelalters VI, Miinchen-Ziirich 1993, S. 584f.

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DIE K IRCH LICH EN W Ü R D EN TITEL VON A M TSTR A G ERN IN DER ALTEN KIRCH E 5 3

M it der A usbreitung der K irche und der daraus folgenden zahlenm aBigen Zunahm e der G laubigen entsteht in der alten Kirche das B ediirfnis ein Verwal- tungssystem aufzubauen. Die daraus resultierte Entwicklung der kirchlichen Struk- turen ist im Zusam m enhang mit den frühchristlichen M issionsm ethoden zu sehen. Um die A usbreitung der Botschaft Christi zu beschleunigen, hat die Verkiindigung des G ottes W ortes zuerst in den m enschenreichen Stadten stattgefunden. D eshalb wurden die ersten G em einden in der H auptstadt der jew eiligen Provinz gegriin- det. Seit dem dritten Jahrhundert war es iiblich, dass in je d e r Stadt, wo eine kir- chliche G em einde existierte, ein B istum errichtet werden solite. Von dieser bi- schoflichen G em einde ausgehend ist die M issionierung in die anderen groBeren Orte der Provinz w eitergetragen. Die von einer zentralen B ischofskirche gegriin- deten Tochtergem einden hatten eine tiefe Beziehung sowohl zu der M utterkirche als auch untereinander. D em entsprechend waren sie bew usst ihrer Zusam m en- gehòrigkeit.35 G leichzeitig, anhangig von der jew eiligen regionalen bzw. geogra- phischen Lage, haben sich verschiedene lokale K irchentraditionen entw ickelt. Diese gem einsam e Traditionen haben eine natiirliche Solidaritat nicht nur zw ischen den M utter- und den Tochterkirchen, sondern auch unter den jew eiligen Bistiim em eines G ebietes aufgebaut. D iese Solidaritat bezog sich sowohl au f die A nerken- nung und den R espekt gegeniiber der gegenseitigen Pflichten und R echten als auch au f die gegenseitige U nterstützung der jew eiligen Bistiimer. Das alteste B i­ stum jed es einzelnen K reises, das einerseits ein Z entrum des òffentlichen und religiòsen Lebens w ar sow ie andererseits auch m oglicherw eise durch einen Apo- stel gegriindet wurde, besaB im Leben der K irche dieses G ebietes einen beson- deren Rang. Ein solches hohes A nsehen genossen zu der dam aligen Zeit vor al­ leni die in den groBen Stadten des R eiches entstandenen C hristengem einden: Ephesus, A ntiochia, und A lexandria. D er oben angefiihrte Prozess der M issionie­ rung hat den Weg für die Grlindung der M etropolitankirche in der jew eiligen Pro- vinzstadt vorbereitet. D er B ischof der H auptstadt einer Provinz w urde zunachst als B isch o f der Provinz36 genannt, mit der Zeit bekam er den Titel M etropolii. D er G ew ohnheit entsprechend hatte er den ersten Platz unter den B ischòfen der jew eiligen P rovinz.37 In m anchen Provinzen kam vor, dass nicht der B isch of der m etropolitalen Stadt den Vorrang vor alien anderen besaB, sondern der alteste B ischof oder einer der r a n p e c fie ia rr¡g xeipoT O V iag hatte. D iesen hat man den Beinam en A rch ib isch o f gegeben.38

D ieser in den K irchen und M etropolen der Provinz entw ickelte B rauch w ur­ de an der ersten okum enischen Synode (Kanon 6) offiziell anerkannt.39

35 V gl. K. B a u s, H andbuch d e r K irch en g esch ich te /, Freiburg-Basel-W ien 1962, S. 397. 36 D ie erste ó ku m en isch e S y n o d e , Kanones 4.5.6. Mansi, II, 669-672.

37 E u s e b i u s , H ist. E ccle sia stic a , 6, 43, 2.8, 14.9. PG XX. 38 Vgl. P i 1 i I i s, Ti t à o i, S. 168. Anm. 4.

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I. Pililis40 erinnert an eine vor vielen Jahren entstandene Theorie, nach der die G ründung der M etropolien auf die Apostel zuriickgeht. Diese Behauptung wird durch die Tatsache unterm auert, dass die A postel bei ihren M issionsreisen die H auptstadte der P rovinzen besucht und dort K irchen gegriindet haben. Diese V orgehensw eise zeigt au f das hin, dass die Apostel schon dam als die künftige E ntw icklung der M etropolien und den Weg der Kirche in den kom m enden Jahr- hunderten vorausgesehen haben. Diese, durch sie gegriindeten K irchen sollten spater groBe kirchliche Zentren - die M etropolien - bilden und som it folglich eine bedeutende R olle im Leben der K irche spielen.41

Schon im L aufe des dritten Jahrhunderts kann m an eine starkę zahlenmaBige Z unahm e der B ischofe beobachten, die in Verbindung zu dem B ischof der jew ei- ligen H auptstadt standen. Die sich unterschiedlich entw ickelten Lokaltraditionen der K irchen sow ie die in bezug auf den G lauben und die Lehre der Kirche ent- standenen M einungsverschiedenheiten verlangten nach einer durch die Gesam theit der L okalkirchen akzeptierten Losung der Problem e. U m sie zu erreichen wur- den die B ischofe der Provinz durch den B ischof der Provinzstadt (M etropolit) zur P rovinzsynode zusam m engerufen. D er M etropolit hat dies als seine Pflicht ange- sehen. E r leitete die P rovinzsynode und sorgte um ihre Einheit.

M it der W iirde des M etropoliten waren vielfaltige Verpflichtungen verbunden. Wenn die synodalen Beschliisse au f verschiedene W eise interpretiert wurden, war der M etropolit verpflichtet iiber die w ahre A uslegung der Kanons und der syno­ dalen Vereinbarungen zu w achen und zugleich au f ihre Einhaltung zu pochen.42

M it den Privilegien und den Pflichten des M etropoliten hat sich die erste òku- m enische Synode in N izaa beschaftigt. Fiir diese Synode galten sie nicht als eine N euerung, sondern als eine norm ale Praxis innerhalb der Kirche. D ariiber hinaus w urden an dieser Synode verschiedene A nliegen der K irche erlautert.

Im Falle der episkopalen W ahlen für die B esetzung eines freien Bischofs- sitzes hat der M etropolit der Provinz diesen W ahlen bevorzustehen und die Einhal­ tung der W ahlregel zu überwachen. W enn bei den W ahlen eine Stim m engleich- heit gegeben hat, hatte er die entscheidende Stim ine. Im Fall seiner A bw esenheit, m usste er der Wahl und ihrer G iiltigkeit zustim men.

D em M etropolit stand der Vorstand bei der W eihe eines B ischofs zu. Zu sei- nen A ufgaben gehorte auch die anderen kirchlichen Provinzen und Kirchen iiber die Wahl des neuen B ischofs und dessen rechtmaBige W eihe zu inform ieren (K a­ non 4 und 6)43.

Im Kanon 6 bestàtigt die Synode die Vollmacht der B ischofe von Alexandria, A ntiochia und Rom , die sie schon seit Jahren (cog ta a p p a i a r¡úr¡ KpaTEiTCù) in

40 V gl. P i l i l i s , TvcÀoi, S. 165.

41 W. B e v e r i d g e , C odex C a nonum ecclesia e p rim itiv e vin d ica tu s a c illustratus, libr. II, ch. 5, (1790).

42 V gl. J.W. B i c k e 1, G eschichte des K irchenrechts //, Frankfurt 1849, S. 176. 43 M ansi, II, 669-672.

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DIE K IRCH LICH EN W Ü R D EN TITEL VO N A M TSTR A G ERN IN D ER ALTEN K IRC H E

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ihrer U m gebung hatten.44 D ie differenzierten A uslegungen dieses K anons wer- den unter dem Titel Papst angefiihrt.

Auch die spateren Synoden haben das T hem a M etropolii behandelt:

- Die Synode in A ntiochia (341) K anon 1945: K einer kann den R ang des B i­ schofs erreichen ohne die Wahl durch die Provinzsynode, der der M etropo- lit bevorsteht. Die W eihe des neugew àhlten B ischofs m uss unter dem Vor- sitz des M etropoliten erfolgen.

- D i e Synode in Laodikeia (ca.360) K anon 1246 : Die B estàtigung der oben angegebenen B eschlüsse.

- Die Synode in A ntiochia Kanon 15 47: D er Vorrang des M etropoliten bei den V ersam m lungen der Provinzsynoden w ird ausdrücklich genannt und m it einer Einschrànkung versehen. In zwei Fallen soli der M etropolit Zuriickhal- tung iiben:

Wenn in der Versamm lung iiber das Verhalten und die M achtausiibung der jeweiligen Bischòfe diskutiert wird, dam it er die Stellung und die K om petenzberei- che des einzelnen B ischofs nicht einschrànken konnte.

W enn iiber die B efugnisse und M achtbereiche des M etropoliten gesprochen wird, dam it er nicht beeinflussen kann, um seine Position zu festigen.

D er M etropolit leitete im m er die Provinzsynoden. A u f G rund seiner Stellung konnte er die getroffenen B eschlüsse entschieden beeinflussen. Bei unterschied- lichen M einungen bem ühte er sich um Versohnung und Frieden. A u f den Syno­ den durfte er jedoch nicht allein Entscheidungen treffen.

D ie G esetzgebung des K aisers Justinian I (527-565)48 bestim m t, dass jed e Berufung an den M etropoliten der jew eiligen Provinz zu richten ist. W enn dieser keine Losung des Problem s findet, soli diese der P rovinzsynode vorgelegt wer- den. Falls das T hem a auch die M òglichkeiten der Synode iibersteigt, ist diese Berufung dem Patriarchen zu übergeben.

Dem M etropoliten oblag nicht nur die D urchfiihrung der jew eiligen K onzils- beschltisse, sondern auch die A m tsaufsicht iiber die iibrigen B ischòfe der P ro­ vinz.49 Dies führte zu einer Versuchung die eigene M achtbereiche gegenüber der anderen B ischòfen der Provinz auszudehnen. Es ist verstandlich, dass eine solche Vorgehensweise den W iderstand der iibrigen B ischòfe der P rovinz w eckte.50

W enn ein neuer Patriarch gew ahlt w erden solite, suchten die an der Synode anw esenden M etropoliten drei K andidaten aus und legten deren N am en dem K aiser vor. D er K aiser w àhlte einen von den ihm vorgelegten K andidaten aus,

44 Ebd.

45 M ansi, II, 1315-1316. 46 M ansi, II.

47 M ansi, II, 1313-1316.

48 C odex J u stin ia n u s, I. tit. 4. leg. 29. 49 M a x i m o s v o n S a r d e s , aaO., S. 70. 50 V gl. E u s e b i u s , aaO, I, 8.

(10)

der dann zum P atriarchen em annt wurde. W enn der K aiser m it der durchgefiihr- ten Wahl nicht einverstanden war, suchte er selbst einen K andidaten aus. Seinen N am en teilte er den M etropoliten aus, dam it sie diesen K andidaten bestiitigen. Die Voraussetzung fiir die erforderliche B estatigung war es, dass der K andidat kein kanonisches H indernis besaB, w elches seine Wahl unm oglich m achen wiirde. D ieser K andidat w urde dann durch die an der Synode anw esenden M etropoliten zum Patriarchen ernannt. D iese W ahlordnung eines Patriarchen w urde wahrend der ganzen Z eit des byzantinischen K aisertum s eingehalten.

D er M etropolit wurde gew ahlt durch alle B ischofe der Provinz. D iese Wahl m usste die Z ustim m ung des Klerus und des Volkes bekom m en. Die Bestatigung der W ahl des M etropoliten erfolgte dann durch den Exarchen der gròBten Ge- gend oder durch den zustàndigen Patriarchen.51

In der G eschichte der K irche gab es auch Ehrenm etropoliten, die zw ar den Titel und den Vorrang jedoch keine Vollmacht besaBen. Die Stádte Chalkedon und N izaa w urden zu M etropolien erhoben und die B ischofe dieser Stadte erhielten auch den W iirdetitel eines M etropoliten jedoch ohne besonderer Vollmacht. Sie wurden nur deshalb zu M etropolien erhoben, weil in diesen Stàdten die erste und vierte okum enische Synode stattfand.52

B. PATRIARCH53

D er Titel P atriarch tauchte zum ersten M ai in der G eschichte der Kirche w ahrend des vierten Jahrhunderts nach Chr. auf. W ir wissen nicht genau in wel- chem Z usam m enhang dieses W ort benutzt und an wen dieser Titel vergeben w urde. D ie dam alige L iteratur erw ahnt nur allgem ein diesen Titel.

- B asilius der GroBe (f 379)54 schreibt G regor von N azianz (f 390), dass D ia­ kon G lykerion zur W iirde des Patriarchen erhoben wurde.

- W ahrend der zw eiten okum enischen Synode in K onstantinopel benutzt B i­ schof N yssas G regor (f 394)55 in seiner Traurede iiber M eletius, den verstorbe- nen B ischo f von A ntiochia, die B ezeichnung d er Patriarch als A usdruck fiir die W iirde eines Bischofs.

- G regor von N azianz56 iibertragt diesen Titel au f die altesten Bischofe:

npeaftvrepmv erciaKoncov oiKeiorepov Se narpiapxcov

- In ahnlicher W eise verw endet diesen Titel Isidor P elusiotes57(f 440). M it

51 P i l i l i s , TvrXoi, S. 167.

52 D ie vierte o ku m en isch e Synode (451), praxis 6 und 7, M ansi, VI, 529-1230.

53 V gl. P i l i l i s , T itX o i, S. 177-181; J. C h a p m a n , S tu d ies on the ea rly P a p a cy, London 1928, S. 9-27.

54 E pistola 169, IV. 258. PG XXXII.

55 O ratione fu n e r a le in M eletiu s A n tio ch ii. PG XLVI, 851-64. 56 O ratione XLII. 764. PG XXXV.

(11)

DIE K IRCH LICH EN W Ü R D EN TITEL VON A M TSTR A G ERN IN DER ALTEN K IRCH E 5 7

ihm ehrt er besonders die alteren B ischòfe, die so viele D ienste der K irche er- wiesen haben. Es scheint, dass der Titel Patriarch ais eine M etapher für dieje- nigen unter den B ischòfen beniitzt wurde, die viele und/oder groBe D ienste für die Kirche geleistet haben.

Die Entstehung des Titels Patriarch ist im K ontext der politischen A nderun- gen innerhalb des K aiserreiches zu sehen. Im Jahre 297 w urde durch K aiser D iokletian (284-305) das ganze Kaiserreich in groBe G ebiete aufgeteilt, die er

8w iK r¡aeig genannt hat. Nach der B efreiung des C hristentum s (313) durch den

Konstantin den GroBen bildeten sich allm ahlich die V erw altungsstrukturen der Kirche. W ie schon besprochen, entstanden kirchliche M etropolien, die dann nach dem Vorbild der politischen Einteilung des Reiches in gròBere kirchliche G ebiete zusam m en gefügt wurden. N ach den B estim m ungen der zw eiten okum enischen Synode von K onstantinopel (381) (K anon 2)58 w urde diese Einteilung folgender- maBen durchgeführt: Osten mit Sitz in A ntiochia, Pontos m it Sitz in Kaisareia, Asien mit Sitz in Ephesus und Thrakien mit Sitz in H erakleia.59 D er jew eilige B i­ schof dieser Stadte erlangte den kirchlichen Vorrang über das G anze ringsum um seine B ischofstadt gelegene kirchlichen Gebiete. Jedes dieses G ebiet w urde in verschiedene Provinzen aufgeteilt, die eine oder m ehrere M etropolien hatte wie z.b.: zur Provinz A sien gehòrten die M etropolien: Ephesus, P ergam on, Sardes, Smyrna. Jede diese M etropolie w urde in B istüm er mit den B ischòfen und Chorbi- schòfen aufgeteilt.

Agypten mit den Libyen und Pentapolis wurde schon bei der ersten okum eni­ schen Synode (325 K anon 6) der Vollm acht des B ischofs von A lexandria unter- geordnet.60

In der òstlichen K irche entstanden also fü n f groBe kirchliche G ebiete, die angesichts ihrer Verwaltung voneinander unabhangig waren. In der w estlichen Kirche kom m t zu einer áhnlichen Situation in Italien. D ie zehn Provinzen in mit- tlerem und südlichem Italien, die unter der G erichtsbarkeit des politischen Vikars des K aiserreichs standen, wurden nach Kanon 6 der ersten okum enischen Syno­ de (325) kirchlich dem B ischof von Rom untergeordnet.61

Die weitere Entwicklung der kirchlichen Strukturen bringt die vierte òkum eni- sche Synode (451). N ach dem Kanon 2862 dieser Synode w urden die kirchlichen Gebiete: Pontos m it Sitz in Kaisareia, Asien m it Sitz in Ephesus und Thrakien mit Sitz in H erakleia, der K irche von K onstantinopel unterstellt. D ie B ischòfe von Ephesus und K aisareia bew ahrten den Titel des Exarchen m it den R echten eines Metropoliten.

58 M ansi, III, 521-600.

59 Theod. M o m m s e n , P rovinces o f the R om an E m pire. (Engl. Über. 1884), S. 182. 60 M ansi, II, 669-672.

61 Ebd.; V gl. P i 1 i 1 i s, TvrXoi, S. 178; E. C a s p a r , G eschichte des P a p sttu m s /, Tübingen 1930, S. 120f.

(12)

Es gab also im fünften Jahrhundert fiinf groBe kirchlichen Zentren: K onstan­ tinopel, Alexandria, Antiochia, Rom und Jerusalem. Die Kirche von Jerusalem gait unter den iibrigen kirchlichen Zentren als extra ordinem.

Es ist bem erkensw ert, dass der in dieser Zeit benutzte Titel Patriarch nicht im m er von den B ischòfen der oben genannten kirchlichen Zentren benutzt wurde. Spàter hat m an zw ar diesen Titel offiziell verw endet, seine B estatigung jedoch wird von keiner Entscheidung der folgenden okum enischen Synoden bezeugt.

B is zur vierten okum enischen Synode (451) stand das Bistum von Jerusalem unter der G erichtsbarkeit des B ischofs von Antiochia. Erst bei dieser Synode63 wurden die beiden B istiim er voneinander getrennt. Es entstand in Jerusalem ein unabhíingiges Bistum mit den ihm zugestandenen Provinzen: Palastina, Finikis und A rabia. Seit dieser Z eit w urde der B ischof von Jerusalem als Patriarch genannt und besaB den vierten Platz unter den Patriarchen des Ostens.

In der fünften okum enischen Synode (553) in K onstantinopel nahm die K ir­ che von Jerusalem endgültig den fünften Platz in der R eihe der groBen kirchli­ chen Zentren und den vierten unter den K irchen des Ostens.

D er Patriarch von K onstantinopel A kakios (472-478) w urde zum ersten Mai

okum enisch genannt. Ebenfalls w urde der Patriarch von K onstantinopel Johan­

nes von K appadokien (518-520) als E rzbischof und okum enischer Patriarch bez­ eichnet. In den N ovellen Justinians und in den Synodalischen R undschreiben64 aus der Z eit dieses K aisers kom m t auch den Titel okum enisch vor. M it dieser Beze- ichnung w erden die Patriarchen von K onstantinopel Epiphanios (520-535), Anthi- m os (535-536) und M enas (536-552) genannt.65 Seit dieser Zeit tragt der Patriarch von K onstantinopel den Titel der okum enische Patriarch.66

D ie B ischòfe von Rom haben den Titel Patriarch gem ieden. Sie befiirchte- ten, dass seine A nnahm e sie au f die gleiche Stufe mit den Patriarchen des Ostens gestellt hatte. D er B ischof von Rom G regor I hat den Titel oiK O V ^evixog falsch ausgelegt, weil er ihm die B edeutung des lateinischen universalis beigem essen hat. In der òstlichen K irche gab es gegen den Titel 0 iK 0 V /J .£ V iK 0 g keine P rote­ ste, d a m an seine tatsachliche B edeutung, dass dam it lediglich der Patriarch der H auptstadt des byzantinischen okum enischen K aiserreiches gem eint ist, gew usst h a t.67

D er B ischof von Rom besaB den ersten Platz unter den fiinf Patriarchen. Er wurde als rcov npeaP eicov zr¡g zi/urig (prim us inter pares) angesehen. Seine Vorrechte w aren nicht nur auf den Ehrentitel beschrankt, sondern streckten sich auch au f die entsprechenden Pflichten und R echte aus, die m it der Verwaltung

63 M ansi, V I, 179. 64 M ansi, VIII, 959.

65 V gl. M a x i m o s v o n S a r d e s , aaO., S. 330.

66 In C o rp u s In scrip tio n u m G ra ec a ru m , No. 8685, Berlin 1825. 67 V gl. P i I i 1 i s, T ixX oi, S. 179.

(13)

DIE K IRCH LICH EN W Ü R D EN TITEL VON A M TSTR À G ERN IN DER ALTEN K IRCH E 5 9

verbunden waren. D ie anderen Provinzkirchen waren nicht verpflichtetet seine V erw altungsvorrechte anzuerkennen. H ierzu muss m an betonen, dass alle P atriar­ chen untereinander gleichrangig waren. Sie besaBen zw ar einerseits eine una- bhàngige Verwaltung ihrer eigenen K irchen andererseits bestand unter ihnen eine bestim m te hierarchische O rdnung angesichts des Vorrangs und der Ehre.68

D en Titel Patriarch w urde an die B ischofe der M etropolen vergeben, die die Zentren der politischen Verwaltung des Kaiserreiches bildeten und deren B ischofe die Vollmacht iiber die vielen Provinzen m it ihren B ischofen und C horbischòfen h atten.69

C. PAPST

D as Wort P apst10 stam m t vom griechischen rc a m lę ] (= Vater). Im O sten war dieser N am e urspriinglich als B ezeichnung ftir Àbte, B ischofe und P atriar­ chen verwendet. Das erste Zeugnis iiber die B enutzung dieses Titels finden wir in Rom. Er w urde au f einen G rabstein in der zw eiten H alfte des vierten Jahrhun- derts eingem eiBelt.71 Die Bezeichnung Papa finden w ir oft in den B riefen aus dem Osten, die an Leo I (440-461) den B ischof von Rom gerichtet wurden, so­ wie in dem iiberlieferten griechischen Schreiben des D iakons und des spateren Papstes H ilarus.72 Seit der M itte des fiinften Jahrhunderts verfestigte sich auch im W esten die G ew ohnheit diesen griechischen Ehrentitel dem B ischof von R om zu geben, wie das bereits in Osten gegeniiber den P atriarchen von K onstantino- pel, A lexandria, A ntiochia und Jerusalem geschehen ist. In der ostlichen K irche wird dieser Titel von A nfang an bis heute fiir den B ischof von A lexandria ver­ wendet.73 Seit dem A usgang des christlichen A ltertum s blieb in der lateinischen Kirche dieser Titel allein dem B ischof von Rom vorbehalten74.

D ie K irche in R om hatte in der kirchlichen G eschichte eine besondere reli- gios-geistliche B edeutung. Sie entstand au f G rund der P etrus- und Paulustra- dition. Die beiden A postelfiirsten w irkten in Rom ; dort befinden sich auch ihre Graber. D ies verleiht dieser Stadt eine besondere Ehre, die von der ganzen Kirche anerkannt wurde.

68 V gl. P i l i l i s , TvtX.01, S. 180; W. d e V r i e s , D ie E ntsteh u n g d e r P a tria rch a te d es O stens

u nd ih r V arhaltnis zu rp cip stlic h e n V ollgew alt, „Scholastik” 37 (1962), S. 341-369; ders., R o m und die P a tria rch a te d es O stens, Freiburg 1963.

69 V gl. P i l i l i s , TltA.01, S. 180.

70 V gl. H. E r h a r t e r , Art. P apst, in: Lexikon fiir T heologie und Kirche 8, Freiburg im Breis- gau 1963, p. 37.

71 sub Liberio papa: Rosi II 109, zitiert nach H. E r h a r t e r , ebd. 72 L e o 1, Epistola 46.

73 V gl. M a x i m o s v o n S a r d e s, aaO., S. 329.

(14)

In diesem Z usam m enhang ist es notw endig den B eschluss der ersten okum e­ nischen Synode (325) K anon. 6 zu betrachten. D ieser K anon spielte bei der Ent- stehung der kirchlichen S trukturen eine groBe Rolle. E r besagt, dass an dem a l­

ten B rauch festgehalten w erden soli, d.h. dass der B isch o f von A lexandria eine

überragende V orrangstellung inne hat, die sich über ganz À gypten, Libyen, P en­ tapolis erstreck t und m it der V orrangstellung des B ischofs von R om gleichzu- setzen ist.

H ierzu entsteht die Frage: W orin bestand tatsachlich diese Vorm achtstellung des B ischofs von A lexandria? In der B eantw ortung dieser Frage gehen die Posi- tionen den H istorikern und K anonisten auseinander.75

- D e r K anonist Z. B. van E spen76 ist u.a. der M einung, dass die vier politi­ schen Provinzen: À gypten, Libyen, Pentapolis und die Thebais sehr wahrschein- lich eine einzige K irchenprovinz gebildet hatten, bzw. in eine Provinz zusamm en- geschlossen w urden. D em zufolge ist der B ischof von A lexandria ein einziger M etropolit dieser K irchenprovinz zu verstehen.

- F.B.C. M aassen77 u.a. behauptet, dass jed e einzelne der schon genannten politischen Provinzen ihren eigenen M etropoliten hatte. Ihnen gegenüber erlangte der B ischof von A lexandria eine so groBe kirchliche Vorm achtstellung, dass prak- tisch die anderen M etropoliten unter seiner Jurisdiktion standen. H ierzu ist zu bem erken, dass noch zur Z eit der okum enischen Synode von Nizaa keinen eigenen Titel ais B ezeichnung des ranghòchsten M etropoliten gegeben hat. E rst spater bekam er den Namen: E xarch oder Patriarch.

- N. M ilasch78 nim m t an, dass die R echte des B ischofs von A lexandria sich nicht nur über die drei im K anon aufgeführten, sondern auch über die anderen, nicht erw àhnten P rovinzen erstreckt haben. Das bedeutet jedo ch nicht, dass die erste okum enische Synode in diesem Kanon das A m t des Patriarchen in der K ir­ che eingeführt hatte, sondern, dass es nur die besonderen und w eiterreichenden R echtsbefugnisse der K irchen m it einem anerkannten Ehrentitel bestatigt habe.

- M etropolit M axim os von Sardes79 stellte fest, dass der B ischof von A lexan­ dria eine unm ittelbare Jurisdiktionsgew alt iiber eine gew isse Z ahl von Pro­

vinzen ausübte. D iese G ew alt w urde durch die Synode klar begründet: Sie ist

legitim entsprechend d er Befugnis, w elche das G ew ohnheitsrecht ... dem B i­

s c h o f von R om Z-ubilligf0. D eshalb hat auch der B isch of von A lexandria das

R echt diese Jurisdiktionsgew alt auszuüben.

75 V gl. M a x i m o s v o n S a rd e s, aaO., S. 79f.

76 C o m m en ta riu s in c a n o n es et d ecreta iuris veteris a c n o vi et in ius n o vissim u m , Lovanium 1759, 9 Iff.; V gl. W i l t s c h , Kirchliche G eographie und Statistik, 18.

77 D er P rim a t d es B isch o fs von R om u n d die alten P atria rch a lkirch en , Bonn 1853, 62. 78 Pravila Pravoslavnoj Tserkevi's Tolkovanijam i, 199ff.

79 AaO ., 79f.

80 R a l l i s - P o t l i s , Z u vT ay|ja tcüv Iepcuv K avovcov, Athen 1852-1859, Bd. 2,128, zitiert nach M axim os Sardes, aaO., S. 80.

(15)

DIE K IRCH LIC H EN W Ü R D EN TITEL VON A M TSTR À G ERN IN DER ALTEN K IR CH E

61

D iese B erufung auf R om als Begriindung fiir die Vollm acht des B ischofs von A lexandria w urde au f verschiedene W eise interpretiert. Viele rom isch-katholische H istoriker unterstreichen diesen Parallelism us zw ischen Rom und A lexandria und kom m en zu der Folgerung, dass er nur ais Folge der patriarchalen Privilegien sei- tens des ròm ischen B ischofs und dessen universaler Vorm achtstellung m oglich werden konnte.81

D er angesehene orthodoxe Theologe J. M eyendorff bestatigt zw ar den gro- Ben Rang des B ischofs von R om 82, die Begriindung für ein solches Vorgehen der Synodenteilnehm er sieht er jedoch nicht darin, dass die rom ische K irche eine uni- versalkirchliche Jurisdiktionsbefugnis besitzt, sondem darin, dass sie die gròBte, alteste, von alien bekannteste, sow ie von den beriihm testen A posteln Petrus und Paulus gegrtindete und errichtete K irche war. M eyendorff betont, dass es hier nicht um eine Jurisdiktionsvollm acht, sondem lediglich um eine m oralische Autori­ tat geht.83

C.J. D um ont halt dem entgegen: M an soli die A utoritat und die Jurisdiktions- gew alt nicht so hart voneinander trennen. D ie Jurisdiktionsgew alt konnte doch in der A utoritat m it einbegriffen gew esen sein, noch bevor sie dann form alrechtlich festgelegt w urde.84

D ie von M eyendorff angegebene scharfe U nterscheidung zw ischen der mo- ralischen A utoritat und der jurisdiktionellen Gewalt kritisiert ebenfalls E. Lanne85. Obwohl die durch ihn erw ahnten A spekte sehr wichtig fiir das Verstandnis der

81 V gl. z.B. E. C a s p a r , aaO., 120f.

82 J. M e y e n d o r f f , La p rim a u té rom ain d a n s la tradition ca n o n iq u e j u s q u ’a u C oncile de

C halcédoine, „Istina,, (1967) 4 6 6 f.: D ie rom ische G epflogenheit, je w e ils f ü r e in en ein zig en B is c h o f d as R echt anzuerkennen, die B ischofsw ahlen f ü r ein G ebiet, d a s je w e ils ü b e r d ie G renzen d e r Z ivil- p ro vin zen hinausreicht, zu bestatigen, h a t sich bei den K onzilsvatern von N ika ia d urchgesetzt, u n d die biligten d ieses G ew o h n h eitsrech t auch f iir A le x a n d r ia . Wir haben es h ie r d em n a ch m it ein em g a n z ein d eu tig en Z eu g n is f ii r die im m ense u n d a u fierordentliche A u to rita t des B isch o fs von R om in d er g esa m ten ch ristlich en Welt zu B eginn des 4. Jh. zu tun, zitiert nach M axim os von Sardes, aaO.,

S. 80. Anm. 63. 83 Ebd.

84 V gl. C.-J. D u m o n t , N o te critiq u e, „Istina” 1957, S. 483.

85 W o ra u f je d o c h lafit sich ein e d e ra rt radikale U nterscheidung b eg riinden? S etzen die Zeu-

g nisse d er ersten Ja h rhunderte, zu m in d est in u n d hinsitlich d e r besonderen m o ra lisc h en A utoritat, nicht schon eine ju risd ik tio n e lle o d e r ka n o n isch e A u to rita t voraus? O d er a b e r au ch : S e tzt die A u ­ toritat in d e r K irche im en g eren S inne nich t auch eine F orm von A u to rita t ü b e r d ie K irch e voraus? Worin bestUnde dann die A u to r ita t ein es Z eugnisses, w enn d ieses die M o g lic h ke it hatte, sich K ra ft eines kanonischen, rechtlichen o d e r o kum enischen O rdnungssystem s d u rch zu setzten ? S etzt n ich t d ie Vorstellung von G em einschaft, so w ie sie in den ersten Jahrh u n d erten begriffen wird, zw a r vielleicht n u r sekundar, so a b e r doch g a n z real in g e w isse r H in sich t n ich t sch o n Ju risd iktio n sa u to rita t vor­ a u s? Was b ed eu tet d en n in d e r Term inologie d e r alten K irche die Verw eigerung d e r G em einschaft, die Z u rü ckw eisu n g vom L eibe d er K irche f ü r eine K irche? W ir m einen, dafi a lie diese F ragen eine g enaure E rfo rsch u n g von seiten u n sere r orth o d o xen B rü d er verdienten, zitiert nach M axim os von

(16)

Verhaltnisse innerhalb der alten Kirche sind, darf man jedoch nicht vergessen, dass der Vorrang des rom ischen B ischofssitzes im sechsten Kanon nur nebenbei und ais ein V ergleichspunkt erw ahnt wurde. Es w ird hier keinerlei A nspielung a u f

die P rim atialgew alt R om s über die gesam te katholische Kirche gem acht, so n­ dern n u r a u f seine H oheit, die es iiber verschiedene G ebiete jen seits der Grenzen Latium s ausiibt.ib N ach der Erw ahnung der H ochheitsbefugnisse Roms

spricht der K anon dariiber, dass ebenso die Kirche von A ntiochia und die ande­ ren Eparchien (Provinzen) ihre alte Ehre (Ttpea(3eta) bew ahren sollten. In die- sem Z usam m enhang m uss m an annehm en, dass die Synode, wenn sie iiber den B ischof von R om spricht, nur seinen Ehrenrang erw ahnt.87

AbschlieBend ist festzustellen, dass das bliihende Leben der alten Kirche rief in vielfàltiger W eise verschiede W tirdenám ter hervor, die jedoch die G rundsub- stanz der dreistufigen G liederung der À m ter auf Diakon, P resbyter und B ischof nicht beeintrachtigt haben. Sie halfen bei der R egulierung des Lebens der groB- gew achsenen K irche und bei der Bew ahrung ihrer Einheit.

86 I. O r t i z d e U r b i n a , N iza a u n d K o n sta n tin o p el, M ainz 1964, S. 117.

87 Zu der Problematik des papstlichen Primats vgl. K l a u s S c h a t z , D er pcipstliche Prim at, Würzburg 1990 und die dort angegebene Literatur.

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