Ult CHEMISCHE INDUSTRIE
HERAUSGEGEBEN V O N DER
W IR T SC H A F T SG R U P P E C H E M ISC H E IN D U ST R IE
N A C H R I C H T E N - A U S G A B E
66. Jahrgan g B E R L IN , 20. D E Z E M B E R 1943_________________________ N r. 46 bis 52 - 313 __________ N A C H D R U C K N U R M I T G E N A U E R Q U E L L E N A N G A B E G E S T A T T E T
Europa den Europäern!
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ie drei M än n er, die fü r den Ausbruch und den U m fa n g dieses K rie g es allein ve ra n tw o rtlich sind, C hurchill, R o o s e v e lt und Stalin, haben sich in T eh era n g etro ffen . Sie hatten die Absicht, in persönlicher A u ssprache zu versuchen, sich tr o tz der vie len G egensätze, die zwischen ihnen bestehen, a u f ein gemeinsames H a n d eln in den kom m en den M on aten und au f ein P rogram m zur G estaltu n g der W e lt nach dem K rie g e zu einigen.
Aus der E in igu n g sollte dann ein gro ß er A u fr u f ent
springen, der die N e u tra len zu r A u fg a b e ihrer N e u tralität veranlassen und auch die Kam pfentschlossenheit des deutschen und japanischen V o lk e s beeinflussen sollte. D ie psychologische R iesenbom be ist ausgeblie
ben. D ie drei K riegsverb rech er konnten sich nur au f eine d ü rftige E rk lä ru n g v o n rund 44 Z eilen einigen, die nichts als G em e in p lä tze enthält. D a fü r hat aber Europa w äh ren d der T eh era n e r V erh an d lu n gen v o n I.ondon her zu hören bekom m en, was ihm bevorsteht, wenn die drei bisher so w e n ig einigen V erbü n deten am Z ie l ihrer m ilitärischen Wünsche stehen. Churchill hatte w ährend seiner A bw esen h eit den S ü da frik an er Smuts zu seinem V e rtre te r in L o n d o n ernannt, und dieser er
g r if f die G elegen h eit, um ein paar o ffe n e W o r t e zu sagen. Ih n küm m erten nicht die Ansichten der kleinen europäischen Län der, w e il er sie gar nicht kannte. E r sprach sich u n verb lü m t über D in g e aus, die man sonst in L o n d o n verschw eigt, w e il ihm die bisherige britische Prop aga n d a in europäischen D in gen gleich falls unbe
kannt w ar. E r sagte e tw a folgen d es: D as alte E uropa verschwindet. Frankreich hat seine g ro ß e Z e it hinter sich, und es w ir d w o h l noch a u f lange Z e it im H in t e r grund bleiben. Ita lie n ist vo lls tä n d ig verschwunden und w ird wahrscheinlich nie m ehr eine G roßm acht sein.
R ußland ist die neue G roßm acht, die E u rop a beherrscht.
D ie Sow jets als H e rr e n dieses K on tin en ts w erden um so größere M ach t besitzen, als auch jedes G egen gew icht, welches sich im Fernen O sten zeigen könnte, dahin sein w ird . D a n n w ir d G roß b rita n n ien reich an R uhm und Ehre, aber w irtschaftlich verarm t, allein zwischen den V e rein igten Staaten und R u ß la n d zurückgeblieben sein.
Ehirch verschiedene E in zelh eiten , die in der am eri
kanischen Presse v e rö ffe n tlic h t w o rd e n sind, lä ß t sich dieses B ild auch nach der wirtschaftlichen Seite hin er
gänzen. E in e selbständige industrielle E n tw icklu n g ist in einem E u ropa, das zwischen dem Machtstreben des D ollarim perialism u s und der Sow jetherrschaft einge
k lem m t ist, nicht m ehr m öglich. D ie vorhan den en indu
striellen Einrichtungen sollen nach W esten und nach Osten hin abtran sp ortiert w erd en , die Einrichtungen der chemischen In d u strie nach E n glan d, die der M aschinen
industrie pach der S ow jetu n ion . D ie B elieferu n g m it in dustriellen Verbrauchsgütern soll A m e rik a übernehmen.
D er Austausch der südosteuropäischen Ernteüberschüsse gegen w est- und m itteleuropäische A n la g e g ü te r w ir d nicht m ehr m öglich sein. D as industrielle E u rop a kann nichts m ehr lie fern , und die lan dw irtschaftlich en Ü b e r
schußgebiete fin d e n keinen A b sa tz mehr. S ta tt W a re n soll E u ropa A rb e itsk rä fte exportieren , Z w an gsarbeiter nach Sibirien und A u sw a n d erer nach B rasilien. D ie O ffe n h e it des Südafrikaners Smuts und d ie K o m m e n tare der amerikanischen Presse zerreißen brutal den N e bel, der in vie len europäischen L än dern bisher die K ö p f e derer erfü llte, welche in R uhe den A u sgan g dieses K a m p fes ab w arten zu können glaubten. Es w ir d den v o n der britischen P ro p a ga n d a beein flu ßten Z eitu ngen v ie l Z e it und M ühe kosten, d ie alten nebelhaften W u n sch vor
stellungen in den europäischen G ehirnen, d ie im v o lle n G egensatz zu r W irk lic h k e it stehen, w ied er h e rv o rzu zaubern. Sogar in E n g lan d selbst ist es schwer, die ein
m al ausgesprochene K la r h e it w ie d e r zurückzudrängen.
A m A usgang dieses R ingens hat E n glan d seine M acht und seinen Reichtum eingebüßt. D as ist schon heute eine unumstößliche Tatsache, gleich gültig, w ie der K r ie g endet. D as englische W e ltre ic h ist nur noch dem N a m e n nach englisch. D en beherrschenden E in flu ß üben hier je nach der geographischen L a g e die V e rein ig ten Staaten oder die Sow jets aus. Im V o rd e re n O r ie n t od er im M it- celmeerraum hat E n glan d auch o f f iz ie ll schon seinen E in flu ß m it diesen beiden Partn ern g eteilt und m uß Z u sehen, w ie der sowjetische E in flu ß sich in stürmischer A u fw ä rtsb ew egu n g befin d et. D e r V e r r a t an E uropa, den E n g lan d begangen hat, hat sich bereits b itte r gerächt.
F ür die europäischen N a tio n e n sollten d ie E re ig nisse v o n T eh era n ein ige Lehren enthalten. D e r Reichs
außenm inister hat sie am Jahrestag des deutsch-japani
schen W affenbün dnisses folgen d erm aß en umrissen:
„E u ro p a soll v o n drei M ächten beherrscht w erden , v o n denen z w e i überhaupt nicht zu E u rop a gehören, w ä h rend die d ritte ihre bisherige H errschaftssphäre auch v ö l lig außerhalb Europas hatte. So kann es auch nur als eine G rotesk e bezeichnet w erden , daß zu dem v o n den drei M ächten gegründeten sogenannten Europa-Ausschuß, der demnächst in L o n d o n tagen und die zu k ü n ftige G e staltung Europas festlegen soll, nicht eine e in zig e eu ro
päische M acht gehört.
W i r E u rop äer reden sehr v ie l w e n ig e r über die zu k ü n ftig e G estaltu n g des neuen E u rop a, denn je tz t muß erst der K r ie g siegreich beendet w erden .“ „Z w a n g s lä u fig w ir d sich d ie europäische W irts c h a ft nach dem K rie g e nach einheitlichen Gesichtspunkten neu organisieren. D as ku ltu relle E igen leb en eines jeden V o lk e s w ir d durch den geistigen Austausch m it den anderen V ö lk e r n nur b e
reichert w erden . V o r allen D in g en aber w ir d dieses neue E u rop a d a fü r sorgen, daß nie m eh r rau m frem de M ächte unserem K o n tin e n t zu nahe kom m en und versuchen, ihm ihre Lebensart und ihre G esetze au fzu drän gen . So w ie Ostasien in Z u k u n ft nur v o n Ostasien gestaltet, regiert, v e rte id ig t und eine Einm ischung v o n außen nicht m ehr g edu ld et w erd en w ir d , so t r i f f t dies auch fü r E u rop a zu.
A u ch E u rop a w ir d in Z u k u n ft nur v o n E u ropäern ge
staltet, reg ie rt und v e rte id ig t w erd en .“ itzzi)
Holzverkohlungsi
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ie in du strielle H olzverk oh lu n g , die sich seit der M itte des v o r ig e n Jahrhunderts bald zu eine w ic h tigen Z w e ig der chem ischen T e ch n ik en w ie hatte, du rch lebte in den Jahren nach dem e.rst<^W e ltk r ie g ein e sch w ere K rise . D ie bis dahin^ in m anchen Lä n d ern noch beträ ch tlich e V e rw e n g von H o lz k o h le in der E isen industrie nahm zusehends ab. H inzu g esellten sich A b s a tzs c h w ie rig k e ite n a ll
g em ein er A r t, und schließlich erw uchsen w ich tigen D estillation sprod u k ten , w ie Essigsäure, M eth an ol, F o rm a ld eh y d und A c e to n , in den auf synthetischem W e g e h ergeste llte n E rzeu gn issen scharfe K o n k u r
renten. Durch die daraus entstandenen P reisu n ter- bietungen g eriete n a lle A b s a tzm ä rk te durcheinan
der. V ie le U n tern eh m en m ußten ihre P fo rte n schließen; kurz, ein a llg em ein er N ied erg a n g dieses In d u striezw eiges schien un verm eidlich.
D och da entstand ein R e tte r in d er N o t in der sich sprunghaft e n tw ick eln d en K u n stfaserin d u strie m it ihrem v o n Jahr zu Jahr anw achsenden B e d a rf an S ch w efelk o h le n sto ff und Essigsäure. D ie V e r k o h lungs-Essigsäure w u rde geg en ü b er dem sy n th eti
schen P ro d u k t zudem dadurch w ie d e r w e ttb e w e r b s fähig, daß ein b illig es H e rstellu n gsverfa h ren durch E x tra k tio n aus dem R oh d estilla t, u n ter U m gehung des C alcium acetats, gefun den w u rde. A u c h die N a c h fra ge nach den übrigen D estilla tion sprod u k ten , die als R oh stoffe für die im m er m ehr an B edeu tu n g g e w in nende organisch-chem ische G roß in d u strie, ins
b eson d ere d ie K u n ststoffin dustrie, zum E in sa tz ge-:
langten, b e le b te sich w ie d e r. U n d nachdem es dann gelu ngen w ar, v o n La n d zu L a n d neue M a r k t v e r einbarungen zu treffen , w a r die K ris e A n fa n g der 30er Jah re überw unden.
V o n da ab gin g es w ie d e r schnell b ergan . D ie s e A u fw ä rts b e w e g u n g nahm im n a tion alsozialistisch en Deutschland, und besonders in a lle r le t z te r Z eit, ein g erad ezu stürm isches T e m p o an, und h eu te steh t die H olzve rk oh lu n g in e in e r R e ih e m it d en jen ig en Z w e i
gen der chem ischen G roß in d u strie, d eren L eistu n g en zur Erlangung des E n dsieges g eg e n d ie a n gelsä ch sisch -bolschew istische W e lt absolut u n en tb eh rlich gew o rd e n sind.
Es g ib t w o h l k ein ein zig es D e s tilla tio n s p ro d u k t des H olzes, das nich t für äußerst k rie g s w ic h tig e Z w e c k e b en ötigt w ird . H olzteer und H o lz t e e r ö l dienen zur H olzim p rägn ieru n g, zu r H ers tellu n g v o n Schm ier- und D esin fek tion sm itteln , für T r e ib zw e c k e , als A u sta u sch stoff für T e rp e n tin ö l; M ethanol w ird als T re ib s to ff, als Lösu n gs- und F ro s ts c h u tz m ittel, als V erg ä llu n g sm ittel fü r S p rit, als A u s gangsstoff für Form aldehyd g eb rau ch t und s te llt dam it die R oh stoffgru n d la g e für K u n sts to ffe, S p r e n g stoffe, F a rb sto ffe, A r z n e im itte l, D e s in fe k tio n s p rä p a rate und za h lreich e a n d e re chem isch e E rzeu gn isse dar. Aceton ist eb en falls ein w ic h tig e s L ö s u n gsm ittel und w ir d außerdem für die organ isch -ch em isch e Synthese in groß em U m fa n g e ein g e setzt. Essig
säure ist als A u sg a n g sstoff zur H e rs te llu n g v o n L ö sungsm itteln, K unstfasern, K u n ststoffen , A r z n e i
m itteln, F a rb sto ffen und für v ie le an d ere V e r w e n d u n gszw eck e ein G r u n d p fe ile r d e r chem isch en u ro m n d u strie gew o rd en .
V o r allem a b er ist es die Holzkohle, d ie einen entscheid enden B eitra g zur fo rtla u fe n d en Stärku n g unseres K rie g s p o te n tia ls lie fe r t. A b g e s e h e n v o n ih rer V erw en d u n g für H a u s h a lts zw e c k e dien t sie als E ntfarbungs- und G asm asken ko h le, zu r G e winnung v o n E isen und Stahl, zu r H ers tellu n g v o n chem isch en E rzeu gn issen, in sb eson d ere v o n S c h w e fe lk o h le n s to ff usw. Ih r w ic h tig s te r V erw en d u n g s-
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ndustrie in Europa.
z w e c k ist je d o c h ih r E in s a tz als V e r g a s e r k r a ft s t o ff für A u to m o b il-, T r a k t o r e n - , S c h iffs - u n d a n d e r e E x p lo s io n s m o to re n , d a s ie uns a u f d ie s e W e i s e in d ie L a g e v e r s e t z t , g e w a lt ig e M e n g e n an flü s s ig e n T r e ib s to ffe n fü r d ie W e h r m a c h t e in z u s p a r e n .
D ie V e r w e n d u n g v o n fe s t e n E n e r g ie t r ä g e r n zum A n trie b von K r a ft w a g e n h a t in d e n le t z t e n Jah ren in v ie le n e u r o p ä is c h e n L ä n d e r n g r o ß e F o r t s c h ritte g em a ch t. W ä h r e n d L a s t k r a ft w a g e n und A u to b u sse G e n e r a t o r e n m it E ig e n g e w ic h t e n v o n 300— 400 k g oh n e M ü h e tr a g e n , s in d fü r P e r s o n e n autos le ic h te r e K o n s t r u k tio n e n e r fo r d e r lic h . N e u e r dings sind G e n e r a to r e n e n t w ic k e lt und e r p r o b t w o rd e n , d e re n E ig e n g e w ic h t e n u r 80— 100 k g b e tragen , und d ie jü n gste E r r u n g e n s c h a ft d e r d e u t
schen A u to m o b ilin d u s tr ie ist e in G e n e r a t o r , d e r nur 35 kg w ie g t. Es is t an zu n eh m en , daß sch on in d e r nächsten Z e it e in e E n ts c h e id u n g ü b e r den s e r ie n m äß igen iBau v o n G e n e r a t o r e n fü r P e r s o n e n k r a ft w a g e n g e t r o ffe n w e r d e n w ir d .
D ie s e E n tw ic k lu n g k o m m t d e n P la n u n g e n d e r v e r a n tw o r tlic h e n d e u ts c h e n D ie n s ts te lle n e n tg e g e n , d eren A b s ic h t es ist, K r a ft w a g e n b is zu 2 1 Z y lin d e r inh alt h e ru n ter auf fe s t e K r a f t s t o f f e u m zu stellen . H ie rm it e rs c h lie ß t sic h d e r H o lz k o h le e in neues gro ß es A b s a t z g e b ie t , d a sie a lle in fü r den A n t r ie b d er k le in e n G e n e r a t o r e n in B e t r a c h t k o m m t.
D ie rie s ig e n , als F e s t k r a ft s t o ff b e n ö t ig t e n H o lz k o h lem e n g e n w e r d e n zu n ä c h s t e in m a l v o n d e r d e u t
schen H o lz v e r k o h lu n g s in d u s tr ie g e lie fe r t , d ie v o r a lle m A b f ä lle d e r m ec h a n is c h e n H o lz v e r a r b e it u n g und s o lch e H o lz s o r t e n v e r k o h lt , d ie als A u s g a n g s m a te ria l für K u n s tfa s e r c e llu lo s e u n g e e ig n e t sind.
H e u te h at sich d ie R o h s t o ffg r u n d la g e d u rch d ie g r o ß en W a ld b e s tä n d e in d e n e r o b e r t e n G e b ie t e n , b e son ders in F r a n k r e ic h un d im O s te n , g a n z b e d e u t e n d v e rs tä r k t, w o ü b e r a ll u n te r d e u ts c h e r F ü h r u n g d ie H o lz v e r k o h lu n g in s c h a r fe m T e m p o a u s g e b a u t w ir d .
N e b e n d e r e ig e n tlic h e n H o lz v e r k o h lu n g s in d u s trie b e fa s s e n sich au ch v i e l e F o r s t v e r w a lt u n g e n und O r g a n is a tio n e n , so b e s o n d e r s d ie F e s t k r a ft s t o f f A . - G . im O sten , m it d e r V e r w a n d lu n g v o n A b f a l l h o lz in b ra u c h b a r e H o lz k o h le d u rch m it e in fa c h s te n M it t e ln zu e r r ic h te n d e K o h le n m e ile r , d ie a b e r d ie E r d k ö h le r e i v e r m e id e n , w e i l d ie h ie r b e i g e w o n n e n e H o lz k o h le d u rch S a n d v e r m is c h u n g un d W a s s e r lö s c h e n fü r den G e n e r a t o r b e t r ie b v e r d o r b e n w ü r d e . D ie R e ic h s fo r s t v e r w a lt u n g h a t b e s o n d e r e A u s b ild u n g s la g e r fü r W a ld a r b e it e r g e s c h a ffe n , in d e n en d ie H e rs te llu n g v o n G e n e r a t o r h o lz k o h le in s e lb s t
g e b a u te n P r im it iv ö f e n g e le h r t w ir d . S o lc h e Ö fen, in d en en h o c h w e r t ig e H o lz k o h le , a lle r d in g s u n te r V e r z ic h t auf d ie N e b e n e r z e u g n is s e , e n ts te h t, k ö n n e n oh n e E is e n b e d a r f aus o r ts b e d in g t e n B a u s to ffe n , w i e z. B. Z ie g e ln , h e r g e s t e llt w e r d e n . E in O fe n v o n 2 m D u rch m esser lie f e r t in 24— 36 S tu n d e n H o lz k o h le , d ie e in e r B e n z in m e n g e v o n e t w a 120 1 e n ts p r ic h t.
A u ß e r d e r H o lz k o h le aus d e m R e ic h u n d d e n b e s e tz te n G e b ie t e n s te h t d e r d e u ts c h e n R ü s tu n g s w ir ts c h a ft auch d ie E rz e u g u n g a n d e r e r e u r o p ä is c h e r otaaten,^ v o r a lle m d es S ü d o s te n s , zu r V e r fü g u n g , s o w e it sie n ic h t v o n d ie s e n L ä n d e r n fü r ih r e e ig e n e n Z w e c k e g e b r a u c h t w ir d . D ie fo lg e n d e n A u s fü h r u n gen g e b e n e in e n Ü b e r b lic k ü b e r d ie H o lz v e r k o h - lu n gsin d u strie in den w ic h t ig s t e n P r o d u k tio n s lä n d e r n K u ropas, w o b e i d ie n e u e s te E n t w ic k lu n g w ä h r e n d d er K r ie g s ja h r e , s o w e it d e r Ö ffe n t lic h k e it d a rü b er e tw a s g e s a g t w e r d e n k a n n , b e r ü c k s ic h t ig t w ir d .
F ra n k re ic h .
indttSri Kl Ä rte .duer. französischen H olzverkoh lu n gs- mdustne befinden sich hauptsächlich in den w ald reich en
DIE C H E M IS C H E IN D U S T R IE N r. 46 bis 5 2 - 3 1 5
G ebieten, vorzu gsw eise im m ittleren O stfrankreich. D er größte T e il d e r Prod u ktion en tfällt auf das D epartem ent N ièvre. D ort arb eiten besonders zw e i große U n tern eh
mungen, d ie zu Beginn des K rieg es 70% d e r französischen Gesam terzeugung stellten. Es sind dies: E tabL Lam biotte Frères in P rém ery und d ie Soc. des Produits Chimiques in Clam ecy. V o n diesen F irm en w ird d ie D estillation sehr w e it betrieb en und eine R eih e von D eriva ten und organischen Verbindu ngen durch W eitervera rb eitu n g g e wonnen. D er R e st d e r Erzeugung v e rte ilte sich auf etw a 10 m ittlere und eine R eih e v o n k lein eren Unternehmen.
B ei K riegsbegin n soll d ie Leistungsfähigkeit etwa 70 ood Jahrestonnen H olzkoh le, 4500 cbm M ethan ol und 12 000 t Essigsäure betra gen haben. D ie tatsächliche E r
zeugung hat im Lau fe d e r Jahre stark geschwankt.
W ährend 1930 d ie industrielle H olzkohlenproduktion noch 51000 t betra gen hatte, ging sie bis 1933 auf 12 000 t herunter. A llerd in gs w urden daneben noch große M engen H o lzk o h le in M eilern gewonnen, und zwar 1930 rund 260 000 t, 1933 etw a 150 000 t. Für das Jahr 1941 w ird die in Industriebetrieben gew onnene Holzkohlenm enge auf 30 000 t geschätzt.
In A n b etrach t des durch d en K rie g eingetretenen Mangels an flüssigen T reib sto ffe n ist man in Frankreich ebenso w ie in anderen Ländern bemüht, eine w e it
gehende Um stellung d e r K ra ftw ag en und sonstigen E x plosionsm otoren auf H o lz bzw . H olzko h le durchzu
führen. A n fan gs w ar der Einbau von H olzvergasern in 4000— 5000 W a gen geplant, zu w elch em Z w eck ein H o lz kohlenbedarf v o n rund 100 000 Jahrestonnen errechnet w orden war. S p äter w u rd e das Um bauprogram m e r
w eitert. Es sollten z, B. auch d ie Schiffsm otoren ein
bezogen w erden, so daß die Zahl d e r um zustellenden M otoren auf insgesamt rund 50 000 veranschlagt wird, wozu rund 1 M ill. t H o lzk o h le als notw endig angesehen wurde.
Zur Durchführung d ie ser Absich ten wurde ein groß
zügiges Ausbauprogram m für H olzk o h le aufgestellt. Bis Ende 1943 sollten 100 neue F abriken m it einer jähr
lichen D urchschnittskapazität von je 2000 t errichtet werden. V on diesen w aren bereits in d e r ersten H älfte des Jahres 1943 65 F ab rik en in B etrie b m it einer L e i
stungsfähigkeit von 120 000 Jahrestonnen, und für das Jahr 1942 rech n ete man schon mit einer H olzk o h len erzeu gung von insgesamt 400 000 t. «.
Zur V era rbeitu n g des T eera n fa lls d e r neuerrichteten B etriebe, d e r auf 30 000— 50 000 Jahrestonnen geschätzt wird, sollen d ie einzelnen P ro d u k tion sgebiete zu Gruppen zusammengefaßt w erden , w o b e i je d e G ru ppe m it einer chemischen F a b rik verseh en w erd en soll.
D ie Um stellung d e r M o to re n w ird von d er fra n zö
sischen R egieru ng durch Zahlung von Subventionen g e fördert. Um d ie Erzeugung und den A b s a tz v o n H o lz kohle steuern zu können, ist eine Zwang&bewirtschaf- tung eingeführt w orden.
D iese gesch ilderten P län e 'haben eine große Zahl von Neugründungen h ervorgeru fen , insbesondere fo lg en d e größere U nternehm en:
Les Carburants Français S . A . mit einem K apital von 21 M ill. Fr., das auf 50 M ill. F r. erhöht w erd en kann, zwecks Gew innung von natürlichem und künstlichem B rennstoff aus H olz, H olzkoh le, T orf, Braunkohle, S tein kohle zur V erw en du n g in G en eratoren und Gasmaschinen.
Les D é riv é s du Bois S. A . m it einem K a p ita l von 11,5 M ill. F r. G egen stand des Unternehm ens: V e rk o h lung, D estillation und B earbeitung von H olz.
D ie Soc. des Produ its de B ois m eld ete d ie E rrich tung einer großen m odernen H olzverkohlu ngsanlage im D epartem ent M arne, in d e r neben H o lzk o h le für G as
gen eratoren auch M ethan ol, Essigsäure und andere P r o dukte h ergestellt w erden sollten.
Im Rahm en des Ausbauprogram m s spielt u. a. d ie H olzkohlengew innung auf G rundlage des beim B esch n ei
den der W e in re b e n anfallen den R oh holzes eine R olle.
Das R eb en h o lz lie fe r t eine h ervorragen d e Qualität der K oh le, d ie sich für d ie V erw en du ng in G en eratoren besonders eignet. T h eoretisch soll man auf d ieser Grundlage üb er 100 000 t H o lzk o h le im Jahre herstellen können, hauptsächlich in Südfrankreich. Seit 1942 a r
beitet eine derartige A n la g e in Toulon. D ie Errichtung w e ite rer 7 F abriken d ieser A r t ist im G ange b zw geplant.
B e lg ie n .
B elgien ist ein w aldarm es Land. Infolgedessen hat sich d ie H olzverkohlu ng nur in geringem Ausm aße ent
w ick eln können. D ieser Industriezw eig, d e r z. T . ein- geführtes H olz, v o r allem aus Frankreich, vera rb eitet, ist mit 4 A n la g en vertreten . D ie H auptproduzenten sind:
Lam b iotte & Cie., Brüssel, und C ap elle-Lü tgen e t E.
Bury, B ertrix. Synthetisches M ethan ol w ird von der S. A . B eig e de l ’A z o te e t des Produits Chimiques du M a rly hergestellt. V o r dem K rie g e e x p o rtie rte B elgien rund 400 t Roh-M ethanol, 1000 t gerein igtes M ethanol, etw a 2000 t F orm aldehyd und 800 t C alcium acetat im Jahres
durchschnitt.
N ie d e rla n d e .
In den N iederlanden w ird H olzk o h le nur an einigen w enigen P lätzen durch K ö h lerei gew onnen. H erg e stellt w ird Tannen- und Eichenkohle. D ie H olzkohleeinfuh r b e lie f sich v o r dem K rie g e auf 4500 t im Jahresdurch
schnitt.
S c h w e iz.
D ie schw eizerisch e H olzkohleindustrie ist v ö llig un
bedeutend. Sie erzeu gte bisher jährlich nur 200— 300 t H olzko h le b ei einem Inlandsbedarf v o n m ehr als 5000 t.
Im Lau fe des K rieg es ist d ie K ö h lere i w ie d e r im g e wissen Um fang in Gang gekomm en, und es wurden auch einige G esellschaften zur H olzkohlenerzeugung und -Ver
arbeitung gegründet.
N o rw e g e n .
Im G egen satz zu Schw eden hat d ie H olzverkoh lu n gs
industrie N orw egen s tro tz des d ortigen H olzreichtum s v o r dem K rie g e kein e große R o lle gespielt. D ie G e - ( winnung von H olzkoh le erfo lgte größtenteils in M e ilern oder kleinen prim itiven B etrieben. Erst d ie A u sw irku n
gen des K rie g e s veran laßten d ie norw egischen V e rw a l
tungsstellen, sich m it dem Ausbau dieses Industriezw eiges zu befassen. In der letzte n Z eit sind zah lreiche A n la ge n zur Verarbeitu n g von H olza b fä llen auf H olzko h le und N ebenprodu kte errichtet worden. A u ch einige G asw erke befassen sich neuerdings mit d e r H olzkohlegew innung.
Nach einer im Jahre 1942 ergangenen Verfügung des N orges G asgen erator S tyre (A m t für Gasgeneratoren),, sind d ie H erstellung und Verarbeitu n g von G en era tor
holz, H olzko h le und der anfallenden N eb en p rod u k te einer K o n tro lle unterstellt w orden.
Sch w e d en.
V o n den nordischen Ländern verfü gt S ch w eden über d ie leistungsfähigste H olzverkohlungsindustrie. D ie großen W ä ld er, d ie 22 M ill. ha od er 54% d e r Lan desfläch e b e decken, liefern reichlich Rohstoff. A lle rd in g s wurden zu B eginn des K rieg es auch in Sch w eden rund d re i V ie r te l d e r H olzkohlenerzeugung von M eilereien gestellt, und auch’ heute sind b ei w eitem noch nicht alle H olzk o h len b etrieb e zur Gewinnung der. N eben prod u k te eingerichtet.
M it staatlich er Unterstützung sollen aber die F ab rik a
tionsstätten bald so ausgebaut w erden, daß d e r größte T e il säm tlicher D estillation sprodu kte für die schwedische V olksw irtsch aft nutzbar gem acht w erd e n kann.
Bis zu B eginn des K rieg es w a r Hauptabnehm er für H o lzk o h le d ie Eisenhüttenindustrie, d ie n orm alerw eise 1,6— 2 M ill. cbm H o lzk o h le jährlich ben ötigte. A ls neuer G roßabnehm er' ist d e r K ra ftw a g en verk eh r nunmehr hin
zugetreten. Schon um d ie Jah resw ende 1941/42 w a ren in Schw eden über 70 000 K ra ftw a g en auf G eneratorgas um gestellt w orden, v o n denen über d ie H ä lfte m it H o lz koh le betrieb en wurde. Für das Jahr 1942 rech n ete man mit einem H o lzk o h leb ed a rf zum A n trie b von M o to ren in H öh e von etw a 3 M ill. cbm, so daß insgesamt m ehr als 5 M ill. cbm gebraucht wurden. D ie Erzeugung, d ie sich v o r Beginn des K rieg es auf rund 2 M ill. cbm — d. s.
etw a 360 000 t — stellte, ist bis 1941 auf schätzungsweise 4— 5 M ill. cbm gestiegen, und es kann m it einer w eiteren erh eblichen Zunahme gerechnet w erden . D ie R egieru ng hat den Ausbau dieses Indu striezw eiges durch v e r schiedene Maßnahmen, w ie z. B. U nterstützung v o n A u s
bildungskursen, B eih ilfen zur Errichtung von R e to r te n anlagen, Preiserhöhungen für H o lzk o h le usw. gefö rd ert.
N eb en d e r H olzk o h le gilt das beson d ere Interesse dem H o lz te er, der u. a. als T re ib s to ff für d ie F isch erei- flo tte sow ie als Ausgangsstoff zur H erstellung von Schm ierm itteln ein gesetzt w erden soll. Infolgedessen w ird auch die Teergew in n u n g in größtm öglichem U m fange
3 1 6 - Nr. 46 bis 52 DIE gesteigert. Für das laufende Jahr wird bereits ein An
fall von Holzteeir in Höhe von 25 000 t ^ r e t Z w o c k s Förderung der Teergewinnung und -ve5arbeltuX t 7en- eine besondere Gesellschaft errichtet, die eine A r t ¿en_
trale mit ratgebenden und vermittelnden Aufgaben dar StCl Die industrielle Holzverkohlung war Anfang 1942 durch 46 moderne Destillationsanlagen v e r tr e te ^ Die Erzeugung lag meist in den Händen von m^t‘ lereni.ßU“
kleineren Unternehmen, von denen nur wenige £ Bedeutung hatten. Führend waren vor allem die Fl™ ? £ Skogens Kol A. B. in Kilafors und die Skanska Attik- fabriken A. B. in Perstorp, von denen sich besonders die letztere auch weitgehend mit der Ausnutzung und w ei
teren Umwandlung der anfallenden Nebenprodukte be
faßte. Von größeren Unternehmen betätigte sich ferner die Üddeholms A . B. auf diesem Gebiet. Inzwischen er
folgten zahlreiche Neugründungen, von denen folgende
genannt seien: , .
Die Zentralgenossenschaft (Kooperativa Forbundetj hat in Lyckelse i. Westschweden, gemeinsam mit einigen Tochtergesellschaften eine Holzverkohlungsanlage er
richtet, die nach vollem Ausbau eine Kapazität von 11 000 Jahrestonnen Holzkohle haben wird. Der B e
trieb wird auch die Nebenprodukte gewinnen. Eine b e sondere Anlage wird 450 t Aceton jährlich hersteilen.
Rohstoff ist vorwiegend Birkenholz. Eine weitere Neu
gründung der Zentralgenossenschaft, an der sich mit gleichem Kapital auch die A. B. Lauxein Casco beteiligt hat, ist die Svenska Formalin A . B. Die im Jahre 1942 bei Sickla in der Nähe von Stockholm gebaute Fabrik ist auf eine Jahresleistung von 1500 t 40%iger Form al
dehydlösung berechnet. Das benötigte Methanol kommt z. T. von Lyckelse,
Die Domänenverwaltung baute eine Retortenanlage zur Holzdestillation in Piteä, in der 150 000 cbm A b fa ll
holz jährlich zu 1,2 Mill. hl Holzkohle und N ebenpro
dukten verarbeitet werden soll.
Eine große Holzverkohlungsanlage ist auch von der A. B. Scharins Sohne in Clementsnäs errichtet worden.
Die Stora Kopparsbergs Bergslags A. B. hat ihre R e torten in Bysjön bei Domnarvet wieder in Betrieb ge
setzt. Die Leistungsfähigkeit beläuft sich auf 1,2 Mill. hl Holzkohle sowie eine entsprechende Menge Holzteer.
Zahlreiche Cellulosefabriken und Sägewerke sowie auch einige Gasanstalten haben als Nebenerzeugung die Gewinnung von Holzkohle, H olzteer und Terpentinöl aufgenommen. Andere Unternehmungen errichteten A n lagen zur Gewinnung von Holzkohle und H olzkohle
briketts; z. T. findet auch hier eine Gewinnung von Nebenprodukten statt. E'ne Reihe, von .Unternehmungen arbeitet in steigendem Maße mit transportablen H olz
kohleöfen.
Als erste chemische Fabrik für Schmieröle aus H o lz
teer ist ein Betrieb in Hejde auf Gotland errichtet w o r
den. Dort will man jährlich 8000 cbm Kiefernstubben verarbeiten und daraus 60 t Terpentinöl, ebensoviel M e thanol, ferner Holzkohle und H olzteer gewinnen. Bei der Weiterverarbeitung des Holzteers rechnet man mit
einer Ausbeute von 4000 t Schmierölen.
Nach der letzten schwedischen Produktionsstatistik für 1938 wurden damals in industriellen Holzverkohlungs- anlagen gewonnen: 470 000 cbm Ho'zkoh'e, 5400 t H olz
teer, 1600 t Holzteerpech, 1000 t Roh-Methanol, 400 t gereinigtes Methanol, 100 t Acetonöle, 860 t Formaldehyd (als 40% ig berechnet), 450 t Calciumacetat und rund 1600 t andere Holzteerdestillate. Die gesamte schwe
dische Ess gsaureerzeugüng, von der allerd-ings ein Teil aut die oulfitspritindustrie entfällt, betrug 900 t.
Der schwedische Außenhandel mit Holzverkohlungs
erzeugnissen war schon vor dem Kriege nicht sehr be- deutend^E-.n nennenswerter Ausfuhrüberschuß bestand nur bei Holzteer, von dem jährlich einige tausend Tonnen an das Ausland verkauft wurden.
™ p "* Fö/.derun£ Holzverkohlungsindustrie und
^ ■ .Entwicklung von Verede'.ungsverfahren für Holz- H WUrde M :,te 1943 ein Reichsver- banr der Holzdestilleure gegründet.
Die Erzeugung von Holzkohle 'ist in Schweden seit der KonUplle. * * * ^ Handel unterli^
F in n la n d .
Seit der zw eiten H ä lfte des vo rig e n Jahrhunderts sind in Finnland R etortenan lagen zur H olzkoh len - und Holzteergewinnung in Gebrauch, doch w ird auch heute noch die Gewinnung dieser P ro d u k te von der Lan db e
völkerung in großem Um fang als N eb en erw erb betrieben.
Die Nachfrage nach H olzk o h le zur V erw en dung in G e neratoren ist in der letzten Z eit enorm gestiegen, und die finnische Regierung hat, um eine entsprechende P r o duktionssteigerung zu erm öglichen, durch Gewährung von Beihilfen und Prämien, durch R egelung der Preise und Überwachung d er G rü ndertätigkeit fördernd einge
griffen. Da 25 M ill. ha, d. s. rund d re i V ie r te l des finn- ländischen Territorium s, mit W a ld bestanden sind, stößt der Ausbau der H olzkohlenerzeugung hinsichtlich d er Rohstofflage auf keine Sch w ierigkeiten . Nur die H e r anschaffung der K oh le aus den entlegenen W ä ld ern b ild et ein gewisses Problem .
Man b eziffert den finnischen voraussichtlichen G e samtbedarf an H olzkoh le zur V erw en dung für Motoren- auf rund 125 000 Jahrestonnen. Eine Produktion in ent
sprechendem Ausmaß hat bisher noch nicht stattge
funden. 1939 wurden, abgesehen von d e r in den W ä ldern gewonnenen H olzkohle, die in der Statistik nicht erfaßt wird, insgesamt etw a 10 100 t H olzkoh le erzeugt. Im ersten Halbjahr 1942 betrug die Produktion rund 7500 t.
In der letzten Z eit sind zah lreiche neue Unternehmen entstanden, u. a. eine staatliche G esellschaft Rahkee O. Y. in Helsinki mit Produktionsanlagen im Osten des Landes. Das K ap ital d ieses Unternehm ens beträgt 20 Mill. Fmk., von denen 75% sich in unmittelbarem Besitz des Staates befinden, w ährend der R est sich auf halbstaatliche G esellschaften und Genossenschaften v e r teilt. Das Leistungsverm ögen dieses Unternehm ens soll nach vollendetem Ausbau rund 4500 t G en eratorh o lz
kohle, 1500 t M otortreibstoffe, 180 t M eth an ol und 700 t H olzteer betragen,
Rund 80% d er H olzkoh leprodu ktion w erden heute von der staatlichen F orstverw altu n g gestellt, d eren B e
triebe in M ittelfinnland und in d en nördlichen T e ile n der Provinz O esterbotten arbeiten, w ährend d ie p rivaten A n lagen über das ganze Lan d v e r te ilt sind.
A n N ebenprodukten w urden bisher hauptsächlich H olzteer und T erpen tin öl gewonnen, w ährend d e r B e darf an Formaldehyd, A c e to n und A c e ta te n fast gänz
lich eingeführt w erden mußte. H ierin w ird jetzt W andel geschaffen, und man hofft, in absehbarer Z eit nicht nur die gesamte einheimische N ach fra ge nach H olzd es tilla tionsprodukten durch Eigenerzeugung decken zu können, sondern auch Überschüsse für die Ausfuhr zur Verfügung zu haben. Ebenso w ie in Schweden, ist d e r Einsatz von H olzteer als M o to rtreib sto ff sow ie als Ausgangs
m aterial zur Herstellung von Schm ierm itteln v o r g e sehen.
Von der bereits genannten H olzkoh len produ ktion des Jahres 1939 in H öhe von 10 100 t en tfiel der größte Teil, nämlich rund 7900 t, auf S ägew erke, 1900 t wurden in H olzdestillationsbetrieben und 270 t in K ienrußfabriken gewonnen. An w eiteren Produkten w urden im Jahre 1939 erzeugt: 1400 t H o lz te e r und 47 t H olzteerp ech . E xportiert wurden: 5200 t H o lzk o h le und rund 1000 t H olzteer, ferner 500 t H olzteerp ech .
O s tla n d .
Das Reichskommissairiat Ostland, zu dem d ie G e n era l
bezirke W eißruthenien, Litauen, Estland und L ettla n d gehören, besitzt 6 M ill. ha W ald, d. s. 23% d e r G esam t
fläche. H iervon entfallen auf W eiß ru thenien 2 M ill. ha, au Litauen 1,2 M ill. ha, auf L ettla n d 1,9 M ill ha. und auf Estland 0,9 M ill. ha. In den le tzte n 20 Jahren, und besonders während der Z eit -der B olschew istenherrschaft, ist zwar Raubbau betrieben w orden, dennoch sind d ie Holzbestände noch sehr groß. Sie haben w ährend des Krieges, im ganzen b etrach tet, nur unw esentlich gelitten, so daß d ie H olzverkohlu ng in diesem G eb iet große Zu
kunftsaussichten hat.
V or der Eroberung des Landes durch d ie deutschen truppen gab es im heutigen Ostland neben einigen m ittleren Industrie len H olzverkohlungsunternehm en über , M eilereib etrieb e und T eers ch w elereien . D iese v e r- Rnlft en auPtsächlach Stubben. G ew on n en w erden Rohterpentin, H o lz te er und H olzkoh le. D e r R oh terp en tin
ZU. uezerriDer ly/o D IE C H E M IS C H E IN D U S T R IE N r. 46 bis 52 - 317
w ird in einigen • zentralen A n la gen w e ite rve ra rb e ite t, während der H o lz te e r en tw ed er im Lan de verbraucht oder nach dem R eich ex p o rtie rt w ird. D e r größte T e il der T e ersch w e lere ien ist von den B olschew isten bei ihrem Rückzüge zerstört w o rd en und d ie geschulten A r b e its kräfte wurden teilw eis e fortgeschleppt. D er W ie d e r inbetriebnahm e durch die deutschen Verw altun gsstellen stellten sich enorm e S ch w ierigk eiten entgegen. Es feh lte an A rb eitsk räften , an W erk zeu g, Baum aterial, an R o h stoffen und Transportm itteln. Dennoch gelang es, w e n ig stens einen T e il der A n la g en w ie d e r in Gang zu bringen und eine Erzeugung, wenn auch vorerst in beschränktem Umfang, aufzunehmen. Zur Z eit w ird an d e r V e r w ir k lichung eines großzügigen Aufbauprogram m s gearbeitet, so daß das Ostland schon bald bedeutende, ständig s te i
gende M engen lie fern wird.
D ie ausgedehnten W a ld g e b iete W eißrutheniens haben schon zur S o w je tze it d ie Errichtung von etw a 160 K ö h lereib etrieb en erm öglicht. V ie le dieser B etrieb e -wurden im V erla u f des K rieg e s zerstört, so daß d ie H erstellung der für d ie K riegsw irtsch aft w ichtigen Produkte H o lz kohle, H o lz te e r und T erp en tin heute r e la tiv gering ist.
W enn die A n lagen auch zum überw iegenden T e il p ri
m itiv waren, so w a r ihre ursprüngliche Leistungsfähig
keit immerhin so groß, daß 5 B etrieb e zur D estillation des Rohterpentins dauernd beschäftigt w erd en konnten.
Z w ei von ihnen, nämlich in M insk und Slomim, w erden heute periodisch beschäftigt.
Zur Erzeugung von K iefern h o lzteer, Terp en tin öl und H olzkoh le bestehen im G en eralb ezirk Litau en sieben E in zelb etrieb e mit Standorten in W iln a, Kauen, Olita, Swedassai und Prienai. Daneben umfaßt die G enossen
schaft Smala in W iln a noch 24 klein e w e ite r e Anlagen.
V era rb eitet w ird hauptsächlich K iefern h olz, doch soll in Zukunft B irkenh olz in größerem U m fange zum Einsatz gelangen.
L ettlan d b esitzt in G estalt d e r Firm a „M e th y l“ in Riga ein größeres H olzverkohlungsuntem ehm en, in dem vor allem B irk enh olz ve ra rb e ite t wird. G ew on nen w e r den H olzkohle, H o lzteer, Essigsäure, M ethanol. A ceton , Ä th yla ceta t u. a. Lösungsm ittel für Lack e. Außerdem bestehen etw a 30 k lein e T eers c h w e le re ie n in den v e r schiedensten G egen den des Landes.
Auch in Estland arbeitet ein m ittelgroß er indu
strieller H olzverkoh lu n gsbetrieb. Es ist das U n tern eh
men „E esti D estila t“ in R eva l, das H olzkoh le, H olzteer, Graukalk, Form aldehyd, M ethanol, M eth ylacetat. A c e to n und B irk en rin den teeröl herstellt. Außerdem w ird Fuselöl auf A m yla lk o h o l ve ra rb eitet. D ie Firm a befaßt sich des w eiteren mit der R affin ation von Benzin und der G e winnung von Kunstharzen. Ausgangsm aterial für d ie H olzverkohlu ng i?t B irkenholz. N eb en diesem größten Unternehmen besteh en noch 12 k lein ere E in zelb etrieb e auf dem estländischen F estlande und auf d e r Insel Ösel, d ie K iefern h o lz verarbeiten .
Außerhalb der G ren zen des eigentlichen Ostlandes, in der früheren sowjetrussischen P ro vin z Leningrad, w u r
den einige d e r d ort befin dlich en T eersch w e lere ien in B e trieb genommen, d eren R oh produ kte in einer nördlich von Luga befin dlich en A n la g e .w e ite rv e ra rb e ite t werden.
G e n e r a lg o u v e r n e m e n t.
Das ehem alige P olen v erfü g te über eine gut ent
w ick elte H olzverkohlu ngsin dustrie mit einigen großen B etrieben. D iese sind jedoch nach d e r neuen G ren z
ziehung an Ostpreußen gefallen , so daß d ie industrielle H olzverkohlu ng im G e n ®ra^ ou vernem en^ nunmehr eine geringe R o lle spielt. Es sind aber h ier etw a 20 sog.
B ien enkorböfen in B etrieb, in denen S tockholz destilliert wird. A ls E ndprodukt ergeben sich dabei K ie n te e r und H olzkohle. Aus dem K ie n te e r w erden u. a. Carbolineum und Pech gew onnen. Eine qu a litativ w e r tv o lle re H o lz kohle w ird des w e ite ren in M e ilere ib etrie b en aus Bu
chenholz erzeugt. D aneben findet eine Erzeugung von Schlem pekohle statt. A u ch im ' G eneralgou vern em en t w ird an der W eiteren tw ick lu n g der H olzverkoh lu n g in
tensiv gearbeitet.
U k r a in e .
V on der G esam tproduktion an H olz- und H a rzd estil
lationsprodukten d er U dSS R , en 'fielen im Jahre 1937 4,1% auf die U k rain e in d e r dam aligen Abgrenzung. M it der V erlagerung dieses In d u striezw eiges in w ald reich ere
G e b ie te sollte der A n te il d er U kraine jedoch bis 1942 auf 3,5% zurückgehen. Immerhin w a r auch für d ie U kraine eine Produktionssteigerung vorgesehen. So hatten d ie Sow jets z. B. kurz vor Kriegsausbruch b e schlossen, 300 neue Stockholzsch w elanlagen zu errichten.
A lle An lagen , d ie von den Deutschen vorgefunden w ur
den, konnten, wenn auch mit größten Sch w ierigkeiten , in Gang gebracht werden/ Besonders aussichtsreich für d ie W eiteren tw ick lu n g dieses Industriezw eiges ist der G en eralb ezirk W clh yn ien -P od olien .
U n g a r n .
V o r der R ückgliederung der K arpa to-U k rain e v e r fügte Ungarn nur über eine unbedeutende H o lz v e rk o h lungsindustrie. Durch d ie neue G renzziehung im Jahre 1938 erh ielt d ieser Produ ktion szw eig einen starken Zu
wachs durch drei karpatenländische Unternehmungen.
D ies sind: C lo tild e A .-G . für Chemische Industrie in N agybocskö, B anLin’sche Chemische Fabriken A .-G . in Perecsen y, S zo iy va H olzverk oh lu n gs-A ktien gesellsch aft in Szoiyva.
D er einzige von der A c e tic Chemische W e r k e A .-G . unterhaltene H olzverk ohlu ngsbetrieb im alten Staats
g ebiet wurde damals stillgelegt. D ie d rei karpatenlän di
schen Unternehmungen lieferte n im Jahre 1940 im Monatsdurchschnitt 1850 t H olzdestillationsprodukte. D ie A n la gen w aren aber schon damals im Ausbau begriffen, so daß die Erzeugung auf 2500 t ansteigen sollte. M ittle r w e ile sind auch versch ied en e Neugründungsprojekte b e kanntgew orden, u. a. d e r Plan einer H olzdestillatio n s
anlage in N ordsiebenbürgen unter staatlicher Beteiligung.
Ebenso w ie in den übrigen Südost-Ländern Eurqpas w ird auch in Ungarn M eilerh o lzk oh le gewonnen. 1941 betrug d ie Produktion 20 000 t, w o vo n 17 000 t auf S ieben bürgen entfielen. T ro tz der g esteigerten Eigenerzeugung konnte d e r ungarische B ed arf bisher durch d ie einh ei
mische Industrie nicht g ed eck t w erden, so daß noch eine Einfuhr statifinden mußte. Sie ist allerdings stark zurück
gegangen. So w urden an H olzko h le z B. 1939 rund 15 600 t, im Jahre darauf nur noch 2400 t im portiert.
E.ne Einfuhr von 'C alcium acetat fand 1940 nicht m ehr statt. Auch an M ethanol und H o lz te erö l wurden nur noch geringe M engen aus dem Ausland bezogen. Da die Inlandsproduktion von H olzko h le 1940 auf rund 25 000 t geschätzt wurde, standen für den Verbrauch 27 000 bis 28 000 t zur Verfügung. D iese M en ge soll aber nicht aus
gereicht haben. Es ist nun das B estreben d e r ungari
schen Regierung, die Eigenproduktion so w e it zu stei
gern, daß nicht nur der Inlandsbedarf restlos g ed eck t w erden kann, sondern daß auch noch bestim m te M engen fü r den Auslandsabsatz übrigbleiben. Im Jahre 1940 wurden bereits ausgeführt: 1200 t M ethanol, A c e to n ö l usw., 3100 t Qalcium acetat, 400 t A c e to n und 550 t H olzkoh le.
V o r kurzem isi die Verw ertungsgencssenschaft der Ungarischen H olzkohlenproduzen ten g eb ild et worden, der auch d ie größten ungarischen forstw irtsch aftlichen Unternehmungen und S ä gew erke b e igetreten sind. D a durch ist d ie M ög lic h k eit einer gen erellen R egelun g der -gesamten ungarischen H olzkohlenprod u ktion gegeben.
Besonders die Teilnah m e d e r S ä gew erke w ird eine große Bedeutung haben, da durch diese d ie ration elle A u s
nutzung des A b fa llh o lzes als gesichert erscheint. D ie G enossenschaft wurde mit einem G esch äftsanteilkapital von 100 000 P. gegründet und hat die A u fg ab e, als Ein
handorganisation den H o lzko h len verkeh r des Landes zu besorgen und den schwarzen M arkt schnell und sicher zu bekäm pfen. Sie w ird fern er d ie P roduktion in bezug auf Q ualität und Quantität kon tro llieren und die H o lzk o h len ausfuhr neu organisieren.
S lo w a k e i.
Eine d e r tragenden Säulen des gesam ten s lo w a k i
schen W irtschaftslebens ist die H olzw irtsch aft. U n ter den 12 h o lzexp ortieren d en Ländern Europas nimmt d ieser Staat -den 5. P la tz ein, und vom gesam ten E x p o rt en tfällt rund ein D r itte l auf H olz und H olzprodukte.
D e r Reichtum an W ä ld ern , besonders an B uchenw äl
dern, hat in d er S lo w a k ei schon v o r län gerer Z eit eine um fangreiche Gewinnung von H olzk o h le entstehen lassen.
D ieser P ro du ktion szw eig hat sich in neuerer Z eit, seit
dem H o lzk o h le für den A n trie b von M o to ren ein gesetzt w ird , stark en tw ickelt. Zur Erzeugung v o n M e ile r h o lz
d i e C H E M IS C H E IN D U S T R IE
kohle bestanden zu Beginn des'
triebe. Sie sind ausgebaut wor , 'Beteiligung von von neuen Unternehmen e" * s ^ <■ Gründung einer deutschem Kapital erfolgte Fabriken zur mecha- Aktiengesellschaft, die rund 20 n e u e Fabnken zur i nischen und chemischen■ H o lz v e ra r b e itu n g e m c W e n jo i . faß^w orden!" D i e ^ E r z M g ^ f '^ o Holzkohle
f l r Ä re Ä ‘e»äV ‘ l5% ¿ . r E a « M « g » während der » ~ ~ t . d y t . R g ; ins Ausland geht, vor allem nach Deutschland einschlie lieh Protektorat und der Schweiz.
Die Holzverkohlungsindustrie war zu Kriegsbegin hauptsächlich durch zwei g r ö ß e r e Unternehmen vertreten, nämlich: die Chemische Fabrik Smolenice, Jose! Palfiy, mit Fabriken in Smolenice, Dobra Voda und Horm e Oresany, und die’'Chemische Industrie Dr. Blasberg &
Co., K.-G., in Hnusta-Likier. Sie stellen neben Holzkohle noch Holzteer, Essigsäure, A cetäte Axeton, Chloroform, Speziallösungsmittel, Methanol, Formaldehyd, H exa
methylentetramin usw. her, und haben jährlich etwa 200 000 fm Buchenholz verarbeitet. In den Kriegsjahren sind verschiedene Neugründungen hinzugetreten.
Die Holzverkohlungsindustrie unterliegt in der Slowakei bestimmten Kontrollvorschriften, die von der Forst- und Holzzentrale ausgehen. Ein besonderes Holz- forschungsinstiut befaßt sich u. a, mit der Ausarbeitung neuer wirtschaftlicher Produktionsverfahren,
R um änien.
Größte Zukunftsaussichten bieten sich der rumäni
schen Holzverkohlungsindustrie, die bisher trotz des großen Waldreichtums im Lande eine ziemlich unbedeu
tende Rolle spielte.
Mit der Erzeugung von Holzdestillationsprodukten befassen sich in Rumänien nur zwei Unternehmen, die zusammen eine Jahresproduktion von etwa % Mill. JM aufbringen. Die größte Firma ist die Margina-Resita, Vereinigte Holzverkohlungs-Aktiengesellschaft (Margina- Resita Destillarriile de Lemn Unite S. A . Romäna) in Temesvar. Sie arbeitet mit einem Aktienkapital von 75 Mill. Lei, verfügt über 3 Destillationsanlagen in Mar- gina, Resita und Valea Minisului. Beschäftigt werden etwa 450 Arbeiter. Das Programm umfaßt Holzkohle, Methanol, Methylacetat, Calciumacetat, Aceton, Form aldehyd und verschiedene Lösungsmittel.
Das zw eite Unternehmen, die Darmanesti, Holzdestil- iationsbetriebe (Darmanesti Distilerie de Lemn) in D ar
manesti beschäftigt in ihrer Fabrik in Darmanesti etwa 70 A rbeiter und stellt u. a. Essigsäure, Methanol, C al
ciumacetat und Holzkohle her.
Insgesamt werden in Rumänien etwa 170000 bis 200 000 t Buchenholz zu folgenden Produkten verarbeitet:
30 000— 40 000 t Holzkohle, 2000 t Methanol, 1500 t C al
ciumacetat, 50 t Essigsäure, 150 t Formaldehyd, 1000 ,bis 1500 t Aceton und andere Derivate.
Ein V iertel bis ein Drittel der Holzkohleerzeugung sowie ein T e il der Acetonproduktion gelangten in nor
malen Zeiten regelmäßig zur Ausfuhr. W ährend des Krieges ging der Export jedoch im Zusammenhang mit der Zunahme des Eigenverbrauches, insbesondere von seiten der chemischen und der metallurgischen Industrie, zurück. 1939 wurden nur 2400 t Holzkohle ausgeführt:
1940 sogar nur noch 80 t, während im ersten Halbjahr 1941 die Ausfuhr wieder auf rund 1500 t anzog.
Außer in den genannten 4 Fabriken wird Holzkohle noch auf primitive A rt in M eilern hergestellt und un
mittelbar an die Verbraucher verkauft.
B u lgarien .
In Bulgarien spielt die Holzkohleerzeugung seit jeher eine große Rolle, und zwar sowohl für die Eisenverarbei- M e e r a \ aUS n » « « w e c k e . Für die am Schwarzen I n S f >?be“ de Bevölkerung bildet dieser Erwerbszweig
a * Kaupteinnahmequelle. Die wichtigsten Produk- honsgegendeii Bulgariens sind: Burgas, Sozopol, Kupria, L m h n lgemSJ 'i e ,Und, Y a1ssiliko. In der Umgebung von Jambol wird Eichenholzkohle erzeugt, die über Burmas zur Ausfuhr gelangt. Der Export hat sich in den letzten
>7 n<Y>n * TT aufwärts entwickelt und betrug 1940 rund f v ausschließlicher Abnehmer ist die Türkei Die Ausfuhr von Holzkohle unterliegt in Bulgarien der
Kontrolle D ie E xp orteu re geh ören einem P flic h tv e r band an; die Preise s i n d vorgesch rieben . . . .
D er Eigenbedarf des Landes an H olzk o h le b e lie f sich vor der An gliederun g M azedoniens, und Thraziens auf etwa 25 000 Jahrestonnen. E r ist nachher w e ite r ange- stiegen da in den neu hinzugekom m enen G e b ieten in
folge von Raubbau an vie len O rten kein W a ld m ehr v o r handen ist und infolgedessen M an gel an Brennstoffen beStD ie industrielle H olzverk oh lu n g ist in Bulgarien sehr wenitf entw ickelt. S ie erfo lgt in v ie r k lein eren B etrieben, die 1938 u. a. 150 t H olzteer, 100 hl M eth an ol und 150 hl Essigsäure lieferten. Es besteh en allerdings Ausbau
pläne, die u. a. d ie Verarbeitu n g v o n Buchenholz zum Gegenstand haben.
G rie c h e n la n d .
Eine Holzverkohlungsindustrie ist nicht vorhanden.
Die M eilerverkohlung erbringt einen H olzkoh len ertrag in der Größenordnung von 190 000 t jährlich. .
,
S e rb ie n .D ie im früheren jugoslawischen Staat vorhanden g e wesenen Holzverkohlungsuntem ehm en gehören heute zu Kroatien, so daß Serbien, abgesehen von der H olzkohlen- tfewinnung in M eilern, über diesen Industriezw eig bisher nicht verfügte. Nunmehir w ird d ie erste serbische H o lz
verkohlungsanlage in der N ähe von Poscharew atz e r
richtet. Sie soll bereits im laufenden Jahr den Betrieb aufnehmen und 30 cbm Buchenholz täglich aus den in der Umgebung befindlichen großen W aldu ngen verarbeiten.
Das Produktionsprogramm umfaßt neben Holzkohle, Essigsäure, M ethanol, A cetaten , K re o so t und anderen Destillationsprodukten auch noch Kunstharze.
A lb a n ie n .
In den W äldern Alban ien s bren nt die Bevölkerung, größtenteils für ihren eigenen B edarf, von altersher H o lz
kohle, die auch in M engen v o n etw a 4000 Jahrestonnen zur Ausfuhr gelangt. Eine H olzverkohlu ngsindustrie b e steht in A lban ien nicht.
K ro a t ie n .
Rund ein D rittel des gesam ten kroatischen Staats
territoriums w ird von W ä ld ern eingenommen. In_ bezug auf den Prozentsatz der B ew aldung steht das Land in Europa hinter Finnland, S ch w eden und der Sowjetunion an vierter Stelle. A m dichtesten ist der W a ldbestan d in Bosnien. Bisher w ar der H olzsch lag allerdings ziem lich groß. Die Regierung ist bestrebt, eine ra tion ellere F o rst
bewirtschaftung einzuführen und g leich zeitig d ie Erträge aus den W äldern zu steigern. Es w ird erw artet, daß in folg e dieser Maßnahmen in Zukunft die H olzw irtsch aft etwa zw ei D rittel d e r gesam ten Ausfuhr w ird stellen können,
K roatien hat vom früheren jugoslawischen Staat v e r schiedene H olzverkohlungsunternehm en übernommen;
unter ihnen sind insbesondere zu nennen: S. H. Gutmann A.G . in B elisce und die H olzdestillation s A .-G , in Agram , ferner eine H olzdestillationsan lage der Forstindustrie A.-G . in B eliäce. H olzko h le w ird w e ite r von d e r N a tio nalen W aldindustrie A .G . in A g ra m gew onnen. A ls R o h stoff dient vorw iegen d Buchenholz.
Ita lie n .
Die industrielle H olzverkoh lu n g nahm in Ita lien bis
her nur einen bescheidenen P la tz ein. D e r w eitau s größte T e il d e r H olzkohle, d ie von jeh er in großem U m fange in Haushalten Verw endung findet, w ir d in M e ile r n g e wonnen. D er Gesamtv'erbrauch ifür d iese Z w e c k e in Friedenszeiten w ird auf rund kr M ill. t jährlich v e ra n schlagt. Die Hauptstandorte d e r Erzeugung sind Toscana, Latium, Calabrien, Campanien, Um bria, Em ilia, Sardinien und Abruzzen.
Für d ie Gewinnung von rund 500 000 t H o lzk o h le in M eilern wurden etw a 3 M ill. t H o lz verbraucht, w ährend bei Anwendung m oderner Verkohlu n gsverfah ren nur etw a
M ill. t H olz benötigt w e rd en und außerdem noch Nebenprodukte v e rw e r te t w erd en können. D a die Deckung des im K rie g e entstandenen zusätzlichen B e darfs an H olzkohle, insbesondere für T re ib zw e o k e , aus 6rii n’ scben W ä ld ern b ei B eib ehaltu ng der M e ile r verkohlung nicht gew äh rleistet ist, w urde im Jahre 1941 unter Beteiligung d e r F öd eration d e r A gra rk on soxtien eine Aktiengesellschaft iür ra tion e lle H olzkoh leerzeu gu n g gebildet, deren Z w eck d e r Bau von A n lagen , d ie evtl.
D IE C H E M IS C H E IN D U S T R IE N r. 46 bis 52 - 3 1 9
direk te Übernahm e solcher A n lagen und die P fleg e des H olzkohlenhandels ist. D ab ei w a r vorgesehen, daß die industrielle H erstellun g von H olzk o h le sich nicht nur auf w aldreich e G egenden, sondern auch auf größere landw irtschaftliche B etrie b e mit einem bedeutenderen H olzan fall erstrecken sollte.
H olzk o h le w ird in Ita lien seit A n fa n g 1941 b e w irt
schaftet.
Sp a n ie n .
Spanien hat einen b eträch tlichen H olzk o h len ver- brauch, da auch in d en größeren Städten auf K oh len h er
den gekoch t w ir d und d ie V erw en d u n g von Gas begrenzt ist. Uin 1930 b e lie f sich d ie Erzeugung von H olzkoh le auf etw a 350 000 Jahrestonnen; sie ging in d e r F o lg e aber stark zurück, da sich die aus dem Auslan de eingeführte W a re b illig e r stellte als das einheim ische Erzeugnis. Erst als im Jahre 1935 von der R egierung eine Kom mission zum Schutze der einheim ischen H olzkohlenin dustrie g e schaffen wurde, d ie insbesondere eine Drosselung der Einfuhr b ew irk te , b esserte sich d ie L a g e dieses P rodu k
tionszw eiges w ied er.
M ittelp u n k t d e r spanischen H olzkohlenindustrie ist d ie P ro vin z Estrem adura, w oselbst in mehr als 100
D örfern über 25 000 A r b e it e r besch äftigt w erden. A b e r auch die übrigen W a ld g e b iete, besonders im Norden, W e sten und Süden des Landes, sind an d e r Erzeugung b eteiligt. M eist handelt es sich um k lein e re B etrieb e, d ie abseits d e r Bahnstrecken gelegen sind. H au p tver
brauchsgebiet ist K atalonien.
D ie industrielle H olzverk ohlu ng w ar bis v o r kurzem in Spanien nicht sehr stark v e rb re itet; sie hat ab er jetzt einen neuen Aufschwung genommen. Im Jahre 1940 wurde nämlich d ie Erzeugung von H olzgasm otoren und -anlagen, sow ie die H erstellung von M e ta llö fe n zur G e winnung von H olzko h le als nation alw ichtig erklärt, da man auch in Spanien zw eck s Einsparung von flüssigen T reib sto ffen die M oto ren auf G en eratoran trieb um stellen w ill. Eine ganze R eih e von Industrieunternehm en haben daraufhin d ie Genehmigung zur Errichtung von H o lz verkohlungsanlagen erhalten. Zu den bedeuten deren dieser Firm en gehören die: Carbones e Industria M aderera, S. A ., B arcelona, und die C arlos H on tan ö*
Cagigal, d ie in d e r P ro vin z Santander Eucalyptusholz v e r arbeiten w ill. B eid e Unternehm en beabsichtigen, je etw a 1600 t H olzkoh le, 300 t H olzteer, 75 t M eth an ol und 290 t
Essigsäure jährlich zu gewinnen. (2057)
A n h a lte n d e Ku n ststoffkn app he it in U S A .
A
ls an d ie s e r S t e l l e zu m le t z t e n M a le d ie L a g e d e r n o r d a m e r ik a n is c h e n K u n s ts to ffin d u s tr ie b e s p ro c h e n w u r d e (v g l. 1943, S. 126), w a r fü r das la u fe n d e J a h r e in e b e t r ä c h t lic h e V e r la n g s a m u n g in d em A u fs c h w u n g d e r K u n s ts to ffe r z e u g u n g v o r a u s g e s a g t w o r d e n . E s w u r d e in d ie s e m Z u s a m m e n h a n g a u f d ie w a c h s e n d e n R o h s t o f fs c h w ie r ig k e it e n h in g 6 w ie s e n , d ie sic h in im m e r s t ä r k e r e m U m fa n g als p r o d u k tio n s h e m m e n d e r F a k t o r b e m e r k b a r m a ch en , un d d e r V e r m u tu n g A u s d r u c k g e g e b e n , daß d e m E in s a tz v o n p la s tis c h e n M a s s e n als A u s ta u s c h s to ffe fü r k n a p p g e w o r d e n e M e t a l l e u n d s o n s tig e W e r k s t o f f e v e r h ä ltn is m ä ß ig e n g e G r e n z e n g e z o g e n w o r d e n sind.E in v o n d e r n o r d a m e r ik a n is c h e n F a c h p r e s s e a b g e d r u c k te r V o r t r a g , d e n k ü r z lic h R . H . B a ll v o n d e r O r g a n ic P la s t ic s a n d R e s in s S e c t io n im W a r P r o d u c tio n B o a r d v o r d e r N a t io n a l C h e m ic a l E x p o s it io n in C h ic a g o g e h a lt e n h a t, b e s t ä t ig t d ie s e V o r a u s s a g e in v o lle m U m fa n g u n d b r in g t d a r ü b e r hin au s in t e r essa n te E in z e lh e it e n ü b e r d e n S ta n d d e r P r o d u k t io n und V e r s o r g u n g m it d e n v e r s c h ie d e n e n K u n s ts to ffe n .
In d e n M it t e lp u n k t s e in e r A u s fü h ru n g e n s te llt e B a ll d ie E r k lä r u n g , d a ß d ie V e r e in ig t e n S ta a te n n o ch im m e r n ic h t ü b e r a u s r e ic h e n d e M e n g e n an K u n s t
s to ffe n v e r fü g t e n , um d e n m ilitä r is c h e n un d k r ie g s w ic h t ig e n Z i v i l b e d a r f zu d e c k e n ; b e i e in ig e n K u n s t
s to ffe n r e ic h e d ie E r z e u g u n g s o g a r n ic h t e in m a l zu r D e c k u n g d e s H e e r e s b e d a r fs a lle in aus. A l s U r sach e fü r d ie s e E n t w ic k lu n g h a b e m a n d ie u n zu lä n g lic h e n P r o d u k tio n s a n la g e n un d d ie K n a p p h e it an c h e m is c h e n V o r p r o d u k t e n a n zu se h e n . D a s W a r P r o d u c tio n B o a r d h a b e z w a r v e r s c h ie d e n e N e u b a u te n und B e t r ie b s e r w e it e r u n g e n im B e r e ic h d e r K u n s ts to ffin d u s tr ie g e f ö r d e r t , je d o c h h ä tte d ie w a c h s e n d e K n a p p h e it a n M a s c h in e n u n d g e le r n t e n A r b e it s k r ä ft e n n u n m eh r e in e n s o lc h e n S ta n d e r r e ic h t, daß d ie In a n g r iffn a h m e u n d D u rc h fü h ru n g v o n N e u b a u te n in d ie s e m S e k t o r d e r c h e m is c h e n In d u s tr ie p r a k tis c h u n m ö g lic h g e w o r d e n sei.
B ei den Phenolharzen ist es zw a r dem W a r P r o duction B oard nach d en Ausführungen von B all g e lungen, den vordrin glich sten m ilitärischen V erbrauch an diesen Kunststoffen zu decken ; dagegen kann bei d e r Deckung des k riegsw ich tigen Zivilverbrau ch s nicht einmal eine M indestm en ge als sich ergestellt angesehen w erden.
H ierfür ist sow ohl d ie K n ap p h eit an Phenol, K resolen und K resylsäure w ie auch die unzureichende A n lie fe rung von F orm ald eh yd als U rsache anzusehen. D ie A n lagen zur H erstellu n g von synthetischem Phenol sind zwar in den le tzten Jahren teils erw eitert, teils um
einige neue W e r k e verm eh rt w orden, jed och reicht auch nach d e r an sich beträch tlichen Kapazitätsaus
dehnung d e r Phenolsynthesen die Erzeugung b ei w eitem nicht aus, um auch nur den H eeresb ed a rf in ( v o lle m U m fang zu decken. B all gab in diesem Zusammenhang d e r Hoffnung Ausdruck, daß es wenigstens nach d er F e r tig stellung der zur Z eit noch im Bau befindlichen Ph en o l
synthesen m öglich sein w erd e, den m ilitärischen V e r brauch an Phenolharzen sicherzustellen. Daß d ie E r
wartungen, die d ie A m e rik a n er an d ie Durchführung ihres Phenolprogram m s geknüpft haben, nicht in vo lle m U m fang v e rw irk lich t w erd en konnten, ist in erster Linde auf d ie von B all ausdrücklich festgestellte V erla n g samung d e r Bauarbeiten, daneben aber auch auf d ie wachsenden Ansprüche zurückzuführen, d ie d ie v e r bündeten L än d er an d ie L ieferfä h ig k eit d er am erikani
schen Phenolindustrie stellen. D ie V erein igten S taaten müssen sow ohl nach Großbritannien w ie d e r S ow jet- Union erhebliche M engen Phenol liefern, da deren Eigenerzeugung nicht ausreicht.
Ä hnlich ist es m it d e r Versorgungslage bei den K resolen und d er K resylsäu re bestellt. B all w eist darauf hin, daß d e r V erbrauch dieser T eerp ro d u k te für d ie H e r stellung von K resolh arzen und Trikresylphosph at zur Z eit um ein V ielfach es über dem F rieden sbed arf liegt, w o b e i v o r allem die N ach fra ge nach Trikresylphosphat, das u. a. als Plastifizieru n gsm ittel b e i d e r H erstellung von P o ly v in y l
chlorid Verw endung findet, eine starke Zunahme aufweist.
D er von dem W a r Production B oard au fgestellte Zuteilungs
plan für K reso le un dK resylsäure sieht vor, daß Kresylsäure für Trikresylphosph at in v o lle r H öh e des Bedarfs zu geteilt w ird; b ei den A rzn eim itteln beläuft sich d ie Zuteilungs
quote nur auf 68%, b ei D esinfektionsm itteln nur auf 12% und b ei F arb stoffen und sonstigen chemischen E r zeugnissen auf 10% des Bedarfs. D iese Zahlen lie fern einen Anhaltspunkt dafür, w ie knapp K re s o le und K resylsäure in den V erein igte n Staaten gew o rd en sind.
Bisher wurden diese w ich tigen chemischen V o r p r o dukte ausschl. in d e r Teerdestillation sind u strie gew onnen;
seit kurzem w e rd e n außerdem w ach sen de M en g en an K resylsäu re aus bestim m ten E rd ölfrak tion en h ergestellt.
D ie Erzeugung nimmt langsam zu, hat jed och noch nicht solchen Um fang erreicht, daß dadurch d ie allgem eine K resylsäureversörgung fühlbar beein flußt w ürde. A m e rikanischen A n gab en zu folge soll d ie auf Erdölbasis g e w onnene K resylsäu re in v ersch ied en er Hinsicht dem T eerd estillation sprod u k t überlegen sein; auf dem Kunst
ha rzgeb iet eign et sie sich angeblich besonders für d ie H erstellung von synthetischen K leb sto ffe n für Sperrholz.
D ie auf diesem W e g e gew onn enen M en gen reich en je doch bei w e ite m nicht aus, um d ie Versorgungslücke zu schließen, so daß d ie V erein ig ten Staaten nach w ie v o r gezw ungen sind, beträch tlich e M en gen an K resylsäu re aus G roßbritannien einzuführen. Zu diesem Z w eck wurde am 4. 5. 1943 ein A b k om m en zw ischen den b e id en R e g ie -