too
% 90
Kaiim auf einem ändern G ebiete sind die natur
gegeb en en B edingungen von solchem Einfluß auf die Betriebsgestaltung und -fiihrung w ie im Bergbau, sei es in sicherheitlicher, technischer oder w irtschaftlicher H in
sicht. Zwar spielen nicht allein die T eufe, das sehr ver
schiedenartige, zw ischen 0 und 90° schw ankende Einfallen so w ie die erheblich voneinander abw eichenden M ächtig
keiten der F löze eine R olle, sondern auch andere Faktoren, w ie G ebirgsdruck, G asentw icklung, hohe Tem peraturen und W asserzuflüsse, jcdoch-über-
w ieg t erheblich die Bedeutung der zuerst angeführten Bedin
gungen, die daher ausschließlich hier behandelt w erden.
F l ö z g r u p p e n .
W elchen g eologisch en Stufen die verschiedenen größern Stein
kohlenvorkom m en D eutschlands angehören, zeigt die vorstehende Übersicht. Danach lassen sich säm tliche Flözgruppen in O ber
schlesien, N iederschlesien, Ibben
büren (N iedersachsen) so w ie im Ruhr- und im Aachener Bezirk in das untere und m ittlere O ber
karbon eingliedern. Auch in Sachsen gehören die Zwickauer und Lugau-ÖIsnitzer Flöze dem mittlern O berkarbon an und allein
die Flöze des D öhlener Beckens dem R otliegenden. Die beiden neben Ibbenbüren zum niedersächsischen Bezirk zählenden V orkom m en von Barsinghausen bei Hannover und Obernkirchen bei Bückeburg sind viel jüngern Alters und rechnen zum W ealden, also der untern Kreide.
Z a h le n 'ta [fe l 1. [Förderm engenanteile
der A bbaubetriebspunkte in den einzelnen Flözhorizonten der deutschen Steinkohlenbezirke.
90
20
W urmm ulde zerfällt, überw iegt der Förderm engenanteil der K ohlscheider Gruppe, die zwar dem Fettkohlenhorizont des Ruhrbezirks entspricht, aber vorw iegend M agerkohlen
charakter hat. Ein Drittel der Förderung entstammt der Alsdorfer Gruppe, die hauptsächlich H albfett- und Fett
kohlen führt, aber dem G as- und G asflam m kohlenhorizont des Ruhrbezirks gleichzusetzen ist. D er Rest entfällt auf die obere Stolberger Gruppe, deren F löze aus F ettkohle bestehen, aber stratigraphisch denen der M
agerkohlen-Oöfr/erer f/ö ze (Ort./tot/.)
u.
Ober-ach/ea/en
o e z /r pSteinkohlen
bezirk
O berschlesien .
N iederschlesien | N iedersachsen . j
Ruhrbezirk .
Aachen
Sachsen . . . .
Flözgruppe
Abb. 1. Förderm engenanteile der A bbaubetriebspunkte
in den einzelnen Flözgruppen der deutschen Steinkohlenbezirke (Januar 1933).
gruppe an der Ruhr entsprechen, ln Sachsen stammen mehr als 90o/o der Förderung aus den Zwickauer und Lugau- Ö lsnitzer-Flözen.
S c h a c h t f ö r d e r t e u f e n .
Für die Beurteilung der natürlichen Bedingungen sind die Förderteufen der verschiedenen Bezirke sehr w esen t
lich. Abb. 2 unterrichtet über die auf die verschiedenen Teufengruppen entfallenden Förderm engenanteile. Danach liegt das Schw ergew icht der Förderung in O berschlesien, N iederschlesien und N iedersachsen mit 6S,4, 52,0 und 75,6°/o bei den geringen Schachtförderteufen zw ischen 200 und 400 m.
(H an gen d e) M uldengruppe . S a t t e lf lö z g r u p p e ...
(L iegende) Randgruppe . . . H an gen d zu g ...
L i e g e n d z u g ...
W e a ld e n k o h l e ...
O bere Ibbenbürener Gruppe . G asflam m kohlengruppe . . . G a sk o h len g ru p p e...
F ettk o h len g ru p p e...
Eß- und M agerkohlengruppe U ntere A lsdorfer Gruppe . . K ohlscheider Gruppe . . . . O bere Stolberger Gruppe . . D öhlener F l ö z e ...
Zwickauer und Lugau-Öls- nitzer F l ö z e ...
F örder
m engen
anteil
°/o
W ie groß der Förderm engenanteil der A bbaubetriebs
punkte innerhalb der verschiedenen Flözgruppen in den einzelnen Steinkohlenbezirken ist, geh t aus der Zahlen
tafel 1 und Abb. 1 hervor. Danach liefert in O ber
schlesien die Sattelflözgruppe mit S 1,9o/o den Hauptanteil der Förderung, in N iederschlesien der H angendzug mit 79,7o/o. In N iedersachsen entfallen auf die W ealdenkohle von Barsinghausen und Obernkirchen mit 54,60/0 zusammen rd. 9o/o mehr als auf die Ibbenbürener Flöze. Im Ruhr
bezirk hat die Fettkohlengruppe mit öl,3°/o den stärksten Anteil, während sich die drei übrigen Gruppen nahezu die W aage halten. Im Aachener Bezirk, der in die Inde- und
O ber- N /et/er- M 'ec/er- ß u h r- ach/ea/en aachaen b e z /r /f
Teufe 1 I b /s 200 [ M D ü b e r2 0 0 b /s OOO Y//A ü b er 9006 h 600 in m : S tä u b e r 600b /s200 1 = 1 r/b rr2096 /s fOOO WMübertOOO
Abb. 2. D ie auf die verschiedenen Schachtförderteufen entfallenden Förderm engenanteile.
Im Ruhrbezirk entfällt die H auptm enge der Förderung mit 36,5 + 3S,6 — 75,lo/o auf Förderteufen zw ischen 400 und 600 so w ie 600 und 800 m. Im Aachener Bezirk stammt fast die H älfte der Förderung aus Schachtförderteufen zw ischen 200 und 400 m, der übrige T eil aus T eufen bis S00 m. Von der Förderung in Sachsen nehm en annähernd je ein Drittel die Förderteufen zw ischen 200 und 400, 400 und 600 so w ie 600 und 800 m in Anspruch.
9 2 0 G l ü c k a u f N r . 3 9
Über die g ew o g en e mittlere Scliachtförderteufe1 unter
richtet Abb. 3. Danach stehen Sachsen und der Ruhrbezirk mit je 56S m an der Spitze, dann folgen Aachen, N ieder- und O berschlesien und zuletzt N iedersachsen. Im ganzen
100 der verschiedenen deutschen Steinkohlenbezirke.
deutschen Steinkohlenbergbau beträgt die mittlere g e w o g en e Schachtförderteufe 519 m. Für die w ichtigsten englischen Steinkohlenbergbaubezirke hat H o f f m a n n2
einen Wert von 312 m errechnet, der b ew eist, w ie sehr allein in dieser Beziehung die englischen Gruben den deutschen gegenüber begünstigt sind, deren W ettb ew erb s
fähigkeit schon deshalb eine Ü berlegenheit der techni
schen A nlagen erforderlich macht.
F l ö z m ä c h t i g k e i t e n .
Nach der Zahlentafel 2 schw ankt in O berschlesien die M ächtigkeit der gebauten F löze einschließlich B erge
mittel zw ischen w eniger als 0,50 und 10,50 m. W ährend hier aus den A bbaubetriebspunkten der deutschen Steinkohlenbezirke.
Flözm ächtigkeit
zus. | 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00
Z a h l e n t a f e l 3. D ie auf die einzelnen Flözm ächtigkeiten entfallenden F örderm engenanteile
an der G esam tförderung des Ruhrbezirks.
Flözm ächtigkeit
Im Aachener Steinkohlenbergbau liegt das Schw er
gew ich t der Förderung in F lözen von verhältnism äßig Abbau planmäßig hereingewonnen werden.
Bem erkensw ert für die letztjährige Entw icklung des R uhrbergbaus hinsichtlich der W ahl der abzubauenden F löze ist, w ie aus der Zahlentafel 3 hervorgeht, die T at
N iedersachsen . 0,61 0,68 7 10,29
Ruhrbezirk . . 1,14 1,23 9 7,32
Aachen . . . . 0,79 0,96 17 17,71
Sachsen . . . . 1,64 1,85 21 11,35
Der sächsische Bezirk dagegen zeichnet sich w iederum durch größere F lözm ächtigkeiten aus, die hauptsächlich zw ischen 1,25 und 2,50 m liegen und deren Anteil 72,36o/o beträgt.
D ie g ew o g en e mittlere M äch tigk eit1 der gebauten F lö ze in den verschiedenen Steinkohlenbezirken geh t aus der Zahlentafel 4 und Abb. 4 hervor. Danach steht O ber
schlesien mit 2,87 m ausschließlich und 2,93 in einschließ
lich B ergem ittel bei w eitem an der Spitze; dann folgen Sachsen, N iederschlcsien, der Ruhrbezirk, Aachen und schließlich N iedersachsen.
.scM es/e/r e a c /jse rf d e z ir /f
Abb. 4. G e w o g e n e m ittlere M ächtigkeit der gebauten Flöze einschließlich B ergem ittel.
D ie reine K ohlenm ächtigkeit der oberschlesischen F löze beläuft sich auf etw a das 2,5 fache derjenigen des Ruhrbezirks und auf mehr als das 4,5 fache derjenigen Niedersachsens. D ie U nterschiede in der Flözm ächtigkeit ausschließlich und einschließlich B ergem ittel sind mit 0,21 m am größten in Sachsen, dann folgen Aachen und N iederschlesien, der Ruhrbezirk, N iedersachsen und O ber
schlesien. D er Anteil des Bergem ittels an der mittlern g ew o g en en Flözm ächtigkeit ist in Aachen mit 17,71 o/o am größten und in O berschlesien mit 2,0 5 o/0 am geringsten.
L a g e r u n g s g r u p p e n .
Über die Lagerungsverhältnisse in den verschiedenen Bezirken unterrichten die Zahlentafel 5 und Abb. 5. Danach stammt die Förderung in N iedersachsen ganz und in Sachsen fast ganz aus flacher Lagerung, während in O ber
schlesien, N iederschlesien und Aachen die Förderung aus flacher L agerung mit rd. 75, 88 und 75o/0 stark überw iegt.
Z a h l e n t a f e l 5. Förderm engenanteile der A bbaubetriebe innerhalb der einzelnen L agerungsgruppen
der deutschen Steinkohlenbezirke.
L ageru n gs
gruppe
i <V c v- — oj C/5
X I ü
O-Ew Ucn
°/o
, c
<U —.
2 C/5
%
■ c l S v 'S 2C v>
% H •“» JJ OiÄ
°/o # Aachen # Sachsen o Deutsches ° Reich Obis 25 P 75,33 88,33 100,00 64,26 75,03 98,79 68,80 Ü ber25bis35° 15,26 10,59 — 7,22 7,58 1,21 8,40 Ü b er35b is90° 9,41 1,08 — 28,52 17,39 — 22,80 zus. 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00
1 V g l. O lü c k a u f 1931, S . 1589.
Auch im Ruhrbezirk entfällt w eit über die H älfte der Förderung, rd. 64,3o/0, auf die flache Lagerung; das mittlere Einfallen ist hier mit dem geringen Anteil von nur 7,2 o/o beteiligt, das steile mit 28,5 o/0.
O der- N ieder- N ied er- /fu h r - A ac/ren Oacdsen ac/jiesien aacfyaer ö e z ir /f
D H Dedises0 l.\\-'.d Oder 2Sö/s 35° ^B ii/öerSSiis 90°
Abb. 5. Förderm engenanteile der A bbaubetriebe innerhalb der einzelnen Lagerungsgruppen
der deutschen Steinkohlenbezirke.
Von der deutschen Steinkohlenförderung stam m en, w ie Abb. 6 zeigt, 68,8o/o aus flach, 8,4»/o aus m ittelsteil und 22,8 o/o aus steil gelagerten Flözen.
D ie Zahlentafel 6 unterrichtet schließlich darüber, w ie sich in den Jahren 1928 bis 1933 im Ruhrbezirk der Anteil der Förderm engen aus den einzelnen Lagerungsgruppen an der G esam tförderung verändert hat. Danach ist der
Abb. 6. Förderm engenanteile der A bbaubetriebe innerhalb der einzelnen L agerungsgruppen im gesam ten deutschen Steinkohlenbergbau.
Anteil der Förderung aus F lözen mit flachem Einfallen sehr erheblich von 56,5 auf 64,3o/0 g estieg en , während sich für die mittlere Lagerung ein R ückgang von 9,5 auf 7,2 o/0 und für die steile eine Verringerung von 34 auf 28,5o/0 er
geben hat.
Z a h l e n t a f e l 6. Förderm engenanteile der verschiedenen L agerungsgruppen an der Förderung des Ruhrbezirks.
Einfallen 1928
°/o
1929
%
Jan. 1932
%
Jan. 1933
°/o
0 bis 25° 56,5 57,3 62,9 64,3
über 25 bis 35° 9,5 10,3 9,3 7,2
über 35 bis 90° 34,0 32,4 27,8 28,5
zus. 100,0 100,0 100,0 100,0
9 2 2 G l ü c k a u f Nr . 3 9
D ie K okereien des R uhrbezirks im Jahre 1933.
Von Dr. W . G o l lm e r , Essen.
In den Jahren nach dem Kriege, besonders 1926-1929, sind im Ruhrbergbau im Rahmen des Rationalisierungs
planes eine größere Anzahl von Groß- und Zentral
kokereien errichtet worden. Den Anlaß dazu gab die Forderung nach höchster W irtschaftlichkeit und die Ände
rung gew isser Bestim m ungen für die K oksbeteiligung beim R heinisch-W estfälischen Kohlen-Syndikat. A usgelöst wurde die Bautätigkeit durch die vorübergehende Gunst der W irtschaftslage, die für den Ruhrbergbau aus dem eng
lischen Bergarbeiterstreik erw uchs, Einen Überblick über die dadurch bedingte Entw icklung der K okereitechnik habe ich bereits im Jahre 1929 g e g e b e n 1. Schon damals war die N eubautätigkeit im Abklingen begriffen, ein vo ll
ständiger Stillstand ist jedoch erst in der letzten Zeit ein
getreten. Auf verschiedenen Anlagen hat man noch einige Zubauten vorgenom m en, die gew isserm aßen als Ab- rundungsinaßnahm en zu werten sind, w eil erst dadurch die w irtschaftliche Ausnutzung aller Hilfs- und Bedie- nungsm ittel gew ährleistet w orden ist.
Zu Beginn des Jahres 1926 waren im R uhrgebiet 140 m eist veraltete Kokereien mit rd. 16200 Öfen vor
handen, deren L eistungsfähigkeit bei mittlerer G arungs
zeit auf etw a 28 Mill. t Koks im Jahr veranschlagt werden konnte. H eute zählt man 113 Kokereien mit 15640 Öfen, von denen 3800 neu sind. Hieraus geh t schon hervor, daß inzw ischen eine gan ze Reihe alter A nlagen verschrotet w orden und vom Erdboden verschw unden sind.
Der gegen w ärtig vorhandene Gesam tofenraum beträgt 204200 m3, w ovon 68540 m3 Zuwachs sind. Der G esam t
ofenraum verteilt sich auf:
36960 m3 1S,1 °/o A bhitzeöfen, 98800 m3 48,4 o/o R egenerativöfen, 68440 m3 33,5»/o Regenerativ-Verbundöfen
oder sch w achgasbeheizte Öfen.
N im m t man mittlere G arungszeiten an (z. B. bei 450 mm mittlerer Breite für alte Öfen 24 h, für neue Öfen 18 h), setzt man ferner das Schüttgew icht der Kohle mit 750 k g je m® trockner Kohle (um gerechnet aus feuchter K ohle), das A usbringen mit 7S”/o (trockner Koks auf trockne Kohle) ein, so ergibt sich für den Ruhrbezirk zur
zeit folgende mittlere L eistungsfähigkeit:
K ohlen
durchsatz (einschl. 10 °/o Feuchtigkeit)
Mill. t
K oks
erzeugung (5% Feuch
tigkeit) Mill. t
Von der Er
zeu gu n g
°/o
A bhitzeöfen . . . 8,067 6,282 14,4
R egenerativöfen .
Regenerativ-25,151 19,596 44,8
Verbundöfen . . 22,820 17,790 40,8
56,038 43,668 100,0
Unter der Annahme, daß 1 t trocken durchgesetzter Feinkohle 300 m3 Gas liefert, können an Ü berschußgas gew on n en werden aus:
°/o Mill. m 3 A bhitzeöfen ... — — R e g e n e r a t iv ö f e n ... 55 3942,5 Regenerativ-Verbundöfen . . . . 100 6503,7 Insgesam t wären also 10446,2 Mill. m3 Ü berschußgas bei mittlerm O fenbetriebe verfügbar.
K o k s o f e n b e t r i e b .
D ie angeführten Zahlen stellen entsprechend den zu
grunde g eleg ten G arungszeiten durchaus mittlere W erte dar; die L e i s t u n g s f ä h i g k e i t der neuzeitlichen Ruhr
kokereien ist damit k ein esw eg s erschöpft. Bei Leistungs
nachw eisen konnte die G arungszeit bei Öfen von 4 m
i G lü c k a u f 1929, S . 108.
lichter O fenhöhe und 450 mm mittlerer Breite auf 13yi und l l s / i h g esen k t und mehrere W ochen lang durch
gehalten w erden. O bw ohl die H eizzugtem peraturen nicht w eit von 1500° C entfernt lagen, haben sich die feuer
festen Baustoffe diesen hohen Beanspruchungen g e g e n über vollauf bewährt. D ieses Beispiel liefert einen B ew eis nicht nur für den hohen Stand, den die O fenbautechnik inzw ischen erreicht hat, sondern auch dafür, w ie w eit man in der A nw endung neuzeitlicher Erkenntnisse der Be
heizungstechnik g elan gt ist. D erartige Beanspruchungen fordern selbstverständlich eine ständige und genaue feu e
rungstechnische Überwachung der O fengruppe, w om it eine sorgfältige A usw ahl und V orbehandlung der Kohle Hand in Hand gehen muß. Bei sachm äßigem V orgehen wird man diesem Beispiel auch auf ändern A nlagen folgen können, sofern keine treibgefährlichen K okskohlen vor
liegen.
Bereits in m einem erw ähnten Bericht habe ich die Verm utung geäußert, daß Schüttgew icht und T r e i b d r u c k in enger B eziehung zueinander ständen, und daß bei den höhern Öfen infolge des g ro ß em Schüttgew ichtes und des schnellem Garungsfortschrittes auch solche Kohle treiben könnte, die sich unter den frühem V erhältnissen als durch
aus gefahrlos erw iesen hat. Inzw ischen ist diese V er
m utung durch eingehende U ntersuchungen1 bestätigt worden, und man hat gelernt, den von der Erhöhung des Schüttgew ichtes drohenden G efahren durch entsprechende Gegenm aßnahm en zu begegnen. Hierher gehören die H erabsetzung des W assergehaltes der K okskohle auf den günstigsten Betrag, der je nach der Kohlenart zw ischen 6 und 8o/o liegt, und die Verringerung der Korngröße durch Mahlen oder Schleudern.
W ichtige neue Erkenntnisse über die Natur der K oks
kohle und die Güte des daraus erzeugten K okses hat die Erforschung der p e t r o g r a p h i s c h e n B e s t a n d t e i l e der Steinkohle verm ittelt2. Man hat u. a. festgestellt, daß die Glanz- und die M attkohle durchaus verschiedenartigen Koks liefern, w obei der M attkohlenkoks dem G lanzkohlen
koks allgem ein hüttentechnisch unterlegen ist. Ferner hat sich g ezeig t, daß bei normaler, einen guten Koks liefernder Fettkohle das M ischungsverhältnis dieser beiden G efü g e
bestandteile einen gew issen günstigsten W ert aufw eist.
Damit ist auch das Rätsel g elö st, w eshalb sich beim Zu
mischen gem ahlener N ußkohlen die K oksgüte mitunter derart auffällig verändert, daß es im H ochofengang s o fort spürbar wird, ln der N ußkohle liegt nämlich eine Anreicherung von M attkohle vor, die sich bei zu großen M engen nachteilig geltend machen kann.
D ie Z u m i s c h u n g v o n g e m a h l e n e m K o k s g r u s zur K okskohle hat sich bei der V erw endung von gasreichem Kohlen als günstig erw iesen, da der so erzeugte Koks großstückiger, dichter, w eniger rissig und fester ist.
Bei der G ew innung von H ochtem peraturkoks sind im Ruhrbezirk, außer dem von S t i l l ausgearbeiteten W o l f s - b a n k - V e r f a h r e n 3, keine w eitern technischen Fort
schritte zu verzeichnen. Durch das genannte Verfahren, das bisher auf zw ei A nlagen zur Durchführung gekom m en ist, gew innt man einen durchaus norm alen H ochtem peratur
koks und erreicht, indem man die D estillationsgase mit H ilfe besonderer Kanäle aus der M itte der B eschickung absaugt, daneben noch eine Schonung der primären D e
stillationserzeugnisse. D ie V orteile des neuen Verfahrens werden, kurz zusam m engefaßt, w ie fo lg t an gegeben:
1. Erhöhung des B enzol-B enzinausbringens um 40o/o, die Benzine sind stark ungesättigter Natur, aber hydrierbar;
2. G ew innung eines ebenfalls hydrierbaren T eeres, der in seiner Beschaffenheit dem Urteer ähnelt, mit einem P ech geh alt von nur 2 0 -25«/o; 3. Ersparnis bei der O fen
1 H o f m e is te r , Glückauf 1930, S. 325; Arch. Eisenhüttenwes. 1930, S. 559; Baum und H e u s e r , Glückauf 1930, S. 1497; K ö p p e r s und J e n k n e r , Glückauf 1930, S. 834.
2 Z .B . L eh m a n n und H o ff m a n n , Glückauf 1931, S. 1; H o c k , Glückauf 1931, S. 1126.
3 H a a r m a n n , Glückauf 1931, S. 1605.
beheizung um etw a 15 o/o so w ie H erabsetzung der G arungs
zeit und dadurch bedingte Erhöhung des Durchsatzes um etwa den gleichen Betrag.
Auf verschiedenen A nlagen ist ein bereits recht altes und teilw eise schon in V ergessenheit geratenes Verfahren w ieder zur A nw endung g e la n g t1. Man saugt die D estil
lationserzeugnisse durch einen in der O f e n d e c k e v e r l e g t e n b e s o n d e r n K a n a l ab, tun sie auf diese W eise vor unnötiger therm ischer Zersetzung im Gassamm elraum über der O fenfüllung zu bewahren. W ährend diese M aß
nahme vor etw a 20 Jahren der Schonung des Ammoniaks galt, legt man heute W ert auf ein erhöhtes B enzol
ausbringen. Die erzielten E rgebnisse sind zurzeit noch etw as umstritten. W enn auch g eg en die bisherigen Erfolge mit Recht eingew andt wird, daß sich die E rgebnisse alter und neuer Öfen nicht unmittelbar vergleichen lassen, w eil in alten Öfen unüberprüfbare Verluste entstehen können, so verdient doch das von verschiedenen Stellen laboratorium s
m äßig oder im halbgroßen Betrieb n achgew iesene M ehr
ausbringen von 8 -lO f/o Beachtung. Bei den anteilm äßig recht geringen B enzolm engen im Gas erfordert dieser N ach
w eis allerdings größ te Sorgfalt und sauberes Arbeiten.
Es ist daher zu begrüßen, daß die Kruppsche V erw altung einen g ro ß em Um bau an ihren K oksöfen auf der Zeche H elene dazu benutzt, um einen V ergleichsvcrsuch im großen anzustellen; die Hälfte dieser Öfen wird mit D eckenkanälen versehen, während die andere die übliche A bsaugung erhält. D ie V ergleichsergebnisse sind im Laufe des W inters zu erwarten.
A ls Ergänzung m eines frübern Berichtes sei noch mit
g eteilt, daß sich die damals erw ähnte D i c h t u n g v o n K o k s o f e n t ü r e n »Eisen auf Eisen« durchaus bewährt hat und bei den jüngern N eubauten w ohl ausschließlich zur V erw endung gek om m en ist.
T rotz der lange Zeit hindurch im mer w eiter sinkenden Ziffer der K okserzeugung hat sich der Gasabsatz in erfreu
licher H öhe gehalten und sogar eine leichte Steigerung er
fahren. Um der Bedarfszunahm e zu gen ü gen , haben zahl
reiche K okereien ihre G a s a u s h i l f e , w ie K esselgas u. dgl., herangezogen. Ein w eiteres Mittel zur Streckung der Gas- m engen bestand nach dem Vorbild der Gasindustrie in dem Zusatz von W assergas, der bei dem sehr heizkräftigen Kokereigas bis zu einem g ew issen Grade m öglich ist, ohne daß es in seinem hohen H eizw ert beeinträchtigt wird.
Das bequem ste Verfahren ist die unmittelbare Erzeugung des W a s s e r g a s e s im K o k s o f e n 2, w ob ei man gegen Ende der G arungszeit W asserdam pf durch den glühenden Koks schickt. Im Ruhrbezirk haben hierfür die Verfahren von W illputte, Collin und Dr. C. Otto Eingang gefunden.
Auf verschiedenen K okereien ist man nahe an die Grenze der bei dem gegen w ärtig eingeschränkten Betrieb für die F erngasabgabe verfügbaren G asm engen gelangt, so daß man auf das Gas zurückgreifen muß, das aus der Unterfeuerung der K oksöfen freigem acht w erden kann.
Zurzeit erw ägen daher zahlreiche K okereien ernsthaft die E r r ic h t u n g v o n G e n e r a t o r e n 3. G egenw ärtig gibt es 4 derartige A nlagen; daneben w erden auch einige günstig g eleg e n e K okereien mit G ichtgas beheizt. Es ist damit zu rechnen, daß das Vertrauen zu der sich langsam ver
stärkenden W irtschaftsbelebung schon in nächster Zeit zum Bau von w eitern G eneratoranlagen führen wird. Bei dieser G elegenheit wird man sich auch des » M u l t i k l o n s « der Lurgi erinnern1, w eil er nach angestellten V ersuchen eine w eitgeh en d e G asentstaubung verspricht, so daß die N aß
w äsche verkleinert, w enn nicht gar entbehrt w erden kann.
Auf einer Kokerei, die ihr G as an eine Stickstoff- A nlage abgibt, hat man zu Beginn des Jahres 1933 eine W a s s e r g a s - G e n e r a t o r a n l a g e 5 der Bauart Pintsch in Betrieb genom m en. Hier wird das W assergas allerdings in erster Linie für die A m m oniaksynthese benötigt.
U 1 B u s c h , C o lin und S c h m itz , Glückauf 1933, S. 490.
p 2 L o r e n z e n , Stahl Eisen 1933, S. 33; Glückauf 1932, S. 1181.
5 H i l g e n s to c k , Glückauf 1931, S. 1199.
' * G o llm e r, Glückauf 1933, S. 405.
'* K e lln e r, Olückauf 1932, S. 1165.
N e b e n e r z e u g n i s s e .
Bei den Anlagen zur G ew innung und W eiterverarbei
tung der N ebenerzeugnisse sind einige V erbesserungen zu erwähnen.
Der M angel an Pech hat auf einer Anzahl von A nlagen dazu geführt, den T eer zu Pech zu »verblasen«, w ob ei es unter Einhaltung ganz bestim m ter günstigster Bedingungen gelungen ist, ein B l a s p e c h 1 von guten Eigenschaften, w ie Bindekraft und M ahlbarkeit, zu erzielen.
Auf der Zeche Lothringen 1/2 wird seit 1928 im An
schluß an die Teerdestillation eine Anlage zur V e r k o k u n g v o n S t e i n k o h l e n t e e r p e c h - ' betrieben. Bis zur endgültigen Beherrschung des V organges waren viele V ersuche nötig, denn es zeigte sich, daß die P echverkokung in einem gew öhnlichen K oksofen nicht durchführbar ist.
Als g eeig n et hat sich eine O fenform erw iesen, die stark an den alten B ienenkorbofen oder auch an den »four ä boulanger« erinnert. Der Koks, der sich w egen seines sehr niedrigen G ehaltes an A sche und flüchtigen Bestand
teilen in der Elektrodenindustrie gu t eingeführt hat, ist auch schon für die H erstellung gew isser Edelstahlsorten herangezogen w orden, w eil er keinen Schw efel enthält.
Bei der A m m o n i a k g e w i n n u n g wird mit Rücksicht auf den W ettbew erb der synthetischen Stickstofferzeugnisse durchw eg ein viel gröberes Salz als früher hergestellt. Er
w ünscht sind m öglichst reiskornähnliche Kristalle, die um
schlagbeständig sind. D ie groben Kristalle werden dadurch erzielt, daß man das Bad des Sättigers auf den niedrigen Säuregrad von 5 -6 ° /o und im übrigen durch entsprechende M aßnahmen, w ie Einblasen von Gas oder m echanisches Rühren, derart in B ew egung hält, daß die sich bildenden Kristalle so lange in der Schw ebe bleiben, bis sie infolge ihrer V ergrößerung durch die E igenschw ere ausfallen.
Beim Benzol hat sich die sogenannte m i ld e W ä s c h e
Beim Benzol hat sich die sogenannte m i ld e W ä s c h e