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Die Beherrschung des Gebirgsdruckes

W dokumencie Glückauf, Jg. 64, No 22 (Stron 27-35)

Von Bergassessor Dr.-Ing. W . H a a c k , Essen.

(Mitteilung aus dem Ausschuß für Betriebswirtschaft.) Der Gebirgsdruck verursacht bekanntlich außer­

ordentlich hohe Kosten für den Ausbau und die Unterhaltung eines Grubengebäudes, aber er unter­

stützt auch unter bestimmten Voraussetzungen die Kohlengewinnung mit einer Wirksamkeit, die eine Maschine nicht auszuüben vermag. Infolge dieser Doppelwirkung stellt der Gebirgsdruck einen bedeut­

samen natürlichen Faktor dar, mit dem im täglichen Grubenbetriebe stets zu rechnen ist. Die Aufgabe jeder Betriebsführung lautet dementsprechend, den Gebirgs­

druck einerseits den täglichen Betriebsvorgängen untertage möglichst fernzuhalten und anderseits an richtiger Stelle zu nutzen. Es wird also eine gewisse Beherrschung dieser im Gebirge verborgenen Natur­

gewalt verlangt, eine Forderung, deren Erfüllung zu den schwierigsten Aufgaben des Bergmanns gehört

und die vor allem eine weitgehende Kenntnis der den Gebirgsdruck auslösenden Vorgänge voraussetzt. Als Beitrag zur Klärung des Gebirgsdruckproblems als solchen seien nachstehend einige in bergmännischen Kreisen offenbar wenig bekannte und verstreut ver­

öffentlichte Anschauungen und Beobachtungen1 er­

örtert und für die im Ruhrbezirk vorliegenden Verhält­

nisse ausgewertet.

D er D ru c k z u s ta n d u n v e rritz te r G ebirgs- schichte n.

Bekanntlich stehen die Gebirgsschichten in einer gewissen Teufe, bevor sie vom Abbau oder von einer Strecke freigelegt oder durchörtert werden, unter einer

1 L a n g e c k e r : Q e b lrg s d ru c k e rs c h e in u n g e n Im K o h le n b e r g b a u , er­

läute rt an d e r O r u b e H a u sh a m in O b e rb a y e rn , B. H . J a h r b . 1928, S. 25.

natürlichen Spannung. Dieser Spannungszustand er­

klärt sich aus der geologischen Entwicklung, in deren Verlauf immer mehr Schichten im Laufe der Jahr- millionen übereinander abgesetzt worden sind. Die ursprünglich in flüssig breiigem Zustande abgelagerten Sedimente verfestigten sich zunächst unter dem Druck der folgenden und wurden dann mit jeder neuen Ab­

lagerung in zunehmendem Maße zusammengedrückt.

Dabei wurden schließlich Drücke nach unten ausgeübt, die ohne Zweifel so groß waren, daß schon in geringerer Teufe anstehendes Gestein zu Pulver zer­

malmt worden wäre, wenn die Gesteinteilchen irgend­

wie seitlich hätten ausweichen können. Da ein der­

artiges Ausweichen aber nicht möglich war, blieb der Zusammenhang der einzelnen Teilchen erhalten und die Schichten wurden, ihrer Zusammensetzung ent­

sprechend, plastisch zusammengedrückt und so in Spannung versetzt1.

Die nachträglich erfolgte Auffaltung des Gebirges, ferner Verwerfungen und die Abtragung überlagern­

der Schichten haben Änderungeil an diesen anfänglich erzielten Spannungen im Gestein hervorgerufen. So sind durch Sattel- und Muldenbildung, wie sich auch im Ruhrbergbau häufig feststellen läßt, Spannungs- verschiebungen eingetreten. Eine Sattelbildung kann Entlastung aufweisen, während an den Flügeln und in der Muldenlinie konzentrierter Druck zu beobachten ist. Auch in Störungen und vor allem in Störungszonen ist ein Wechsel von Spannungshäufung und voll­

ständiger Entspannung in den betroffenen Schichten anzunehmen, wobei die vom Bergbau selbst her­

rührenden Zerreißungen des Gebirges nicht vergessen werden dürfen. Die Verschiebung tief gelegener Schichten in höhere Zonen hatte selbstverständlich ebenfalls entsprechende Entspannungen zur Folge, wie ein Absinken die entgegengesetzte Wirkung nach sich ziehen mußte. Diese Vorgänge änderten jedoch nicht das Gesamtbild des allgemeinen Spannungszustandes im Gebirge, den der seit der Entstehung der Schichten vorhandene Druck senkrecht zur Schichtung hervor­

gerufen hatte.

Den überzeugendsten Beweis für das tatsächliche Bestehen des geschilderten Zustandes liefert die im Ruhrbergbau regelmäßig zu beobachtende Erschei­

nung, daß der Kohlenstoß in einem Flözabschnitt, über oder unter dem in nicht zu großem Abstande kürzlich Abbau getrieben worden ist, keinerlei natürlichen Gang aufweist und sich deshalb nur äußerst schwer gewinnen läßt2. Hier hat das Gebirge seine natürliche Spannung verloren, und Gang kommt erst dann wieder auf die Kohle, wenn der Versatz des zuerst gebauten Flözes durch den Druck der nachsinkenden Über­

lagerung so zusammengepreßt ist, daß die ganze Schichtenfolge wieder in eine gewisse Spannung ver­

setzt wird. Dieser Vorgang ist nicht auf die flache Lagerung beschränkt, sondern wiederholt sich bei je d e m E in f a lle n , wobei allerdings zu berücksichti­

gen ist, daß die Schichten in ganz steiler Lagerung unter Umständen nur langsam und weniger gewaltig den Versatz eines ausgekohlten Flözes zusammen­

pressen können und deshalb hier die Rückkehr der Gebirgsspannung vielfach länger auf sich warten läßt als bei weniger steiler oder ganz flacher Lagerung.

Denn ein wagrechter Schnitt im Gebirge muß sich

1 H e i m : M ech an ism us de r G e b ir g s b ild u n g , 1878.

2 H e i s e u n d H e r b s t : L e h rb u c h d e r B e r g b a u k u n d e , 1923, B d . 1, S. 344.

ohne Zweifel schneller und vollständiger schließen als einer der parallel zur Wirkung der Schwerkraft ver­

läuft, eine Anschauung, zu der sich auch W e b e r 1 bekannt hat.

Dieser zeitweilige Spannungsverlust im Gebirge durch den Abbau ist für das Gebirgsdruckproblem von größter Bedeutung. Man hat sich die Vorgänge so zu denken, daß sich die hangende und die liegende Schichtenfolge eines Flözes sofort mit der Herein­

gewinnung der Kohle um das Maß ihrer natürlichen Zusammenpressung nach dem entstandenen Hohlraum hin ausdehnen und damit ihre natürliche Spannung verlieren. Das in dieser entspannten Schichtenfolge gebaute zweite Flöz macht diesen Entspannungs­

vorgang mit und steht deshalb, bevor es abgebaut wird, ohne Druck an. Dieser tote Zustand ändert sich erst dann, wenn der im ersten Flöz eingebrachte Versatz so zusammengepreßt ist, daß keinerlei H ohl­

raum mehr ein Ausweichen des Materials gestattet und dadurch eine Druckübertragung vom Hangenden zum Liegenden und eine erneute Druckaufnahme in allen betroffenen Schichten möglich wird. Gewisse Unterschiede bestehen selbstverständlich insofern, als die Entspannung bei den frei über dem Abbau schwebenden Schichten vollständig sein muß, während die liegende Schichtenfolge in der ursprünglichen Ruhelage bleibt und deshalb mit ihrem nach der Teufe zunehmenden Gewicht Druck nach unten weiterhin aus­

übt und in wachsendem Maße Spannung erzeugt. Diese Unterschiede finden ja auch in der alten bergmänni­

schen Regel Ausdruck, die den Abbau einer Flözgruppe stets in der Reihenfolge vom hangenden zum liegenden Flöz fordert, mit ändern Worten, die Ausnutzung des vorhandenen Spannungszustandes im Gebirge ver­

langt. L a n g e c k e r2 bezeichnet diese Spannung als ein latentes Arbeitsvermögen, das im unberührten Gebirge aufgespeichert ist und bei jeder Schicht verschieden sein muß. Wenn man nachträgliche Veränderungen außer acht läßt, entspricht es dem durch das Gewicht der Überlagerung übertragenen Druck, der jeweiligen Mächtigkeit der Schicht und dem Elastizitätsmaß ihres Materials.

Den Nachweis für das Vorhandensein eines latenten Arbeitsvermögens auch in der anstehenden Kohle hat H ilg e n s to c k 3 erbracht, indem er ge­

wonnene, also entspannte Kohle unter hohem Druck senkrecht zur Schichtung wieder zusammenpreßte und hierbei beobachtete, daß sich die Zusammenpressung nach erfolgter Entlastung wieder vollständig verlor.

Das in den vom Ruhrbergbau erreichten Teufen un- verritzt anstehende Gebirge muß man sich demnach im ganzen in diesem »Zustande elastischer Pressung«

vorstellen, dessen Ausmaß jedoch, wie bereits an- gedeutet wurde, nicht in Abhängigkeit von der Teufe zu stehen braucht.

Die D r u c k v o rg ä n g e in einer Strecke.

Unter Beachtung dieses unbestreitbar vorhande­

nen Spannungszustandes unverritzter Gebirgsschichten hat man sich die Vorgänge im Gebirge zunächst bei der Herstellung einer Strecke nach den

Anschau-1 W e b e r : D e r O e b irg s d ru c k a ls U rsache fü r d a s A uftre te n v o n S ch lag­

w ette rn , G a sa u sb rü c h e n u n d G e b irg s s c h lä g e n , G lü c k a u f 1916, S. 1053; 1917, S . 1.

4 a. a. O . S. 31.

* H i l g e n s t o c k : U n te rs u c h u n g ü b e r w ec hse lnd e K ohlenfestigkeit u n d ih re n E in flu ß a u f das L o h n w e se n , O lü c k a u f 1909, S. 1897.

2. Juni 1928 G l ü c k a u f 713 ungen und Erfahrungen v. W illm a n n s 1 und Kom-

m c re lls “, deren Ausführungen die Abb. 1-6 ent­

nommen sind, folgendermaßen zu denken. Der natür­

liche Druck auf eine durch eine Streckenmitte gelegte Wagrechte sei bei flacher Lagerung an irgendeiner

Abb. 1. Gleichmäßige Druckverteilung im unverritzten Gebirge.

Stelle des Berginnern, ehe die Strecke getrieben wird, mit p kg/cm2 angenommen. Unter dieser Voraus­

setzung ist dann innerhalb des Querschnittbereiches der Strecke im unberührten Gebirge eine gleichmäßige Druckverteilung vorhanden (Abb. 1). Nach dem Vor­

trieb der Strecke kann der im vorliegenden Falle senk­

recht auf die Fläche BB' wirkende Spannungsdruck p nicht mehr unmittelbar auf die Fläche AA' übertragen werden, da ja kein Zusammenhang zwischen diesen Flächen mehr besteht. Er kann nur noch links und rechts von den Streckenstößen AB und A'B' auf­

genommen werden. Das geschieht, indem sich die Einflußlinien des Gebirgsdruckes einen Weg um die Strecke herum suchen. Damit bildet sich ein Druck­

gewölbe ober- und unterhalb der Strecke, auch Druck­

ellipse genannt, dessen Ausmaß von der Breite der Fläche BB' und von der Größe

\ der elastischen Pressung des je­

weiligen Gesteinsmaterials bestimmt wird. Sand und Kies, die sich bei Druckentlastung kaum ausdehnen, lassen hohe, sprödes Gestein, wie Sandstein, läßt flache Gewölbe ent­

stehen. Toniges, gebräches Gestein dürfte eine Mittelstellung einnehmen.

Den Grenzfall stellt Wasser dar, bei dem die Druckellipse in zwei Senkrechte übergehen würde. Die Stützpunkte dieses Gewölbes sind die Streckenstöße. Der ursprünglich hier ebenfalls vorhandene Druck p erfährt natürlich durch diesen Vor­

gang eine entsprechende Steigerung, während sich das in der Firste und in der Sohle ober- und unter­

halb der Drucklinien befindliche Ge­

stein infolge der Beseitigung jeglichen Gegendruckes bis zum Druckgewölbe Abb. 2. Spannungs- elastisch ausdehnt, sich also ent- lose Körper in spannt und dadurch auch unfähig Firste und Sohle; wird, überhaupt noch Druck zu über- Druckübertragung tragen. Die Folge der Herstellung auf die Stöße. des Strecken raumes im Gebirge ist

i v. W i l l m a n n : Ü b e r e in ig e G e b irg s d ru c k e rsc h e in u n g e n in ihren B eziehungen z u m T u n n e lb a u , 1911.

8 K o m m e r e i l : Statische B e re c h nu n g von T u n n e lm a u e rw e rk , 19J2.

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also, daß zunächst Firste und Sohle nach Auslösung des ursprünglichen Spannungszustandes nur noch unter der Wirkung ihres Eigengewichtes stehen, und daß ferner durch Druckübertragung das Gestein in den Streckenstößen unter einen gesteigerten Vertikaldruck gerät. Diesen Zustand gibt anschaulich Abb. 2 wieder.

Unterschiede in diesen Vorgängen, das sei ausdrück­

lich betont, müssen sich selbstverständlich aus der Lagerung ergeben, mit der sich die Druckrichtuqg ändert (vgl. auch Abb. 5), und ferner daraus, ob eine Strecke querschlägig oder streichend aufgefahren ist.

Folgerichtig muß das erstere günstiger sein, weil eine durchlöcherte Schicht unter Druck bleibt und sich schon deshalb besser hält als die streichend freigelegte und entspannte Schicht, was ja auch tatsächlich der Fall ist.

Durch die geschilderten Vorgänge werden nun vielartig wirkende Kräfte gegen den Streckenraum in Bewegung gebracht. Das Gestein in der entspannten Firste drängt zunächst unter dem Einfluß seiner eigenen Schwere mehr oder weniger stark je nach der Gesteinbeschaffenheit in den Streckenraum hinein.

In bekannter Weise bröckeln, falls Hohlräume zwischen dem Ausbau und dem Firstgestein vor­

handen sind, im Laufe der Zeit Schalen ab, die sich allmählich bei ungünstigem, d. h. wenig zugfestem Gesteinmaterial oder bei ausgeprägter Schieferung und glatten Schichtflächen über dem Ausbau schließlich so anhäufen können, daß zum mindesten die Kappen brechen. Werden die Hohlräume über dem Ausbau zwecks Verhinderung dieses Auflösungsvorganges in der Firste nicht mit ganz besonderer Sorgfalt verpackt, so kann sich dieses Nachbrechen der Gesteinschalen trotz mehrfachen Durchbauens so lange wiederholen, bis der ganze parabelförmige Gebirgskörper über der Strecke hereingebrochen ist. Dann tritt gewöhnlich Ruhe ein, weil die nunmehr gewölbeartige Firste frei trägt.

Den Druck aus der Firste auf den Ausbau übt also vornehmlich das Gewicht abgebröckelter Massen aus.

Anders liegen die Verhältnisse in den S tö ß e n und in der Sohle. Wenn cs sich hier um n a c h g ie b ig e s

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1

p Abb. 3. Verteilung'des Druckes in den Stößen

bei nachgiebigem Gestein. \

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Abb. 4. Verteilung des Druckes in den Stößen bei sprödem Gestein.

Gestein handelt, wird die dargestellte Drucküber­

tragung aus der Firste auf die Stöße auf eine weitere Entfernung seitlich von der Strecke wirken. An den Kanten ist zunächst der Druckzuwachs am größten,

nimmt dann aber mit zunehmendem Abstand von der Strecke allmählich auf die normale Größe p ab. In Abb. 3 ist ein nachgiebiges Gestein angenommen, bei dem sich der Druckzuwachs p' zu beiden Seiten auf die dreifache Streckenbreite verteilt. Dabei ergibt sich eine Zunahme der Pressung an den vordem Kanten um etwa 33 o/o, was aber nach Kommerell noch so gering ist, daß sie in der Regel nicht in Erscheinung tritt.

Bei s p rö d e m Gestein kann sich dagegen der Druckzuwachs nur auf eine geringe Entfernung nach der Seite geltend machen, und dementsprechend muß die Zunahme der Kantenpressung ganz erheblich sein.

Das Druckbild (Abb. 4) ist unter der Annahme ge­

zeichnet, daß sich die seitliche Drucksteigerung nur auf die halbe Streckenbreite verteilt. In diesem Falle beträgt die Druckzunahme p' an den Kanten etwa 2 • p, und die Pressung erreicht hier das Dreifache von derjenigen des unverritzten Gebirges, während vom Innern der Strecke her gewöhnlich durch den Ausbau kein wirksamer Gegendruck ausgeübt wird, der die Stöße halten könnte. Es ist verständlich, daß unter so hohem Druck und unter diesen Umständen selbst festes Gestein in den Stößen allmählich in den H ohl­

raum der Strecke hineingepreßt wird oder Gestein­

schalen abgesprengt werden. Derartige Erscheinungen am Streckenstoß sind demnach das Ergebnis örtlich gehäuften Spannungsdruckes, weshalb hier der Name

»Stoßdruck« den wirklichen Vorgang im Gebirge besser kennzeichnet als das W ort »Firstendruck« für die Last toter Massen über der Kappe.

In hervorragender Weise sind derartige Stoßdruck­

erscheinungen im Mansfelder Kupferschieferbergbau zu beobachten, der nur auf einer Lagerstätte baut und bei dem aus diesem Grunde der natürliche Spannungs­

zustand des Gebirges durch altern Abbau in keiner Weise verändert worden ist. Wie ich bei einer Be­

fahrung feststellen konnte, zeigen die Strecken in den äußerst spröden Schiefern ausgeprägte Drucklagen, die in ihrem gerundeten Verlauf im Streckenprofil das theoretische Bild der Druckellipse deutlich wieder­

geben. In der Streckenrichtung folgen sie zudem allen Abzweigungen und Ausbauchungen derart, daß hier häufig infolge der Druckwirkung wie mit einem Messer abgerundete Ecken zu sehen sind. Das Druck­

gewölbe folgt also genau dem Strecken verlauf und überschneidet offensichtlich vorspringende Ecken, die abgedrückt werden1.

Als weitere Folge dieses seitlichen Druckzuwachses können aber auch die entspannten Gebirgsteile in Firste und Sohle unter nach in ne n wirkenden Druck geraten; sie werden gestaucht und vor allem in der Firste einer beschleunigten Zerstörung ausgesetzt. Mit der zusätzlich senkrecht auf den Ausbau drückenden toten Last aus der Firste und bei geeignetem Gestein- material kann dadurch die an sich infolge des Schwer­

gewichts ruhende S oh le in die Strecke gequetscht werden, was auch im Ruhrbergbau keine unbekannte Erscheinung ist. Die Anschauung, daß das Quellen der Sohle vornehmlich auf Wasseraufnahme aus dem Wetterstrom zurückzuführen sei. ist auch von F u c h s 2 als nicht unbedingt zutreffend bezeichnet worden.

Wohl spielt eine gewisse Feuchtigkeitsaufnahme eine große Rolle; sie schwächt die Widerstandsfähigkeit

1 O b e r d e n G e b irg s d ru c k b e im M a n sfe ld e r B e rg b a u w ir d de m n ächst h ie r ein A u fs atz v on Bergassessor D r.- In g. O i l l i t z e r a u sfü h rlic h e r be­

richten.

* F u c h s : Ä n d e ru n g p hy sik alische r u n d c hem ischer E igenschaften von G esteinen bei W a sse rau fu a h m e , G lü c k a u f 1927, S. 1757.

der Gesteine je nach der Gesteinbeschaffenheit schnell oder langsam gegen Druck, aber nicht allein in der Sohle, sondern überall dort, wo sie an das Gestein gelangen kann. Sie fördert also unter Umständen die Auflockerung des Gesteinmaterials im ganzen Streckenumfang. Das Aufquellen einer Sohle kann demnach durch die Zerstörungsarbeit des Wassers vorbereitet werden, der Aufquellvorgang als solcher muß aber in erster Linie auf starke Druckwirkung aus den Stößen zurückgeführt werden und ist auch ohne vorhergegangene Wasseraufnahme möglich.

Bei fortschreitender Zerstörung der Streckenstöße durch den gehäuften Seitendruck, in vielen Fällen gefördert durch Wasseraufnahme aus dem Wetter­

strom, verliert nun das betroffene Gestein im Laufe der Zeit seine ursprüngliche Spannung vollständig und damit schließlich auch die Fähigkeit, Druck zu

iiber-Abb. 5. Bildung eines spannungslosen Körpers um die Strecke herum bei nachgiebigem Gestein.

tragen, weil nach­

giebige und in den Streckenraum aus­

weichende Gestein­

feile genau so wie loser Versatz diese Aufgabe nicht mehr zu erfüllen vermö­

gen. Tritt das ein, so verschieben sich auch die Drucklinien von den Stößen der Strecke gegen das Gebirge, und zwar mit zunehmender Größe des über und unter der Strecke ge­

bildeten spannungs­

losen Körpers, bis Abb. 6. Bildung eines spannungslosen sich schließlich um Körpers in nachgiebigem Gestein die ganze Strecke bei schrägem Druck, herum die in den

Abb. 5 und 6 angedeuteten spannungslosen Gestein­

zonen entwickelt haben. Dieser so gebildete Körper steht dann lediglich unter dem Einfluß seines eigenen Gewichtes und belastet den Ausbau, indem sich auf

2. Juni 1928 G l ü c k a u f 715 Schicht- oder Sprungflächen aus dem Schichtenver-

bande abgelöste Massen gegen ihn legen. Dann tritt der Zustand ein, der in den Störungszonen des Ruhr­

gebietes oder auch jin alten, unzählig oft durchgebauten Wctterstrecken zu beobachten ist. Ein ähnlicher Z u­

stand dürfte auch dann eintreten, wenn unmittelbar über oder unter einem Querschlag Abbau umgeht und die Entspannung, die von diesem Abbau in das Gebirge getragen wird, den Bereich der Strecke erfaßt.

Das die Strecke umgebende Gebirge ist dann ebenfalls vollständig entspannt und der Wirkung seines eigenen Schwergewichtes ausgesetzt. Die Folge ist auch hier gewöhnlich, daß sich die Massen auf den Schicht- und Schieferungsflächen lösen, gegen den Hohlraum drängen und so einen starken Druck auf den Ausbau ausüben.

Damit dürften die Druckvorgänge nach der Her­

stellung einer Strecke in der Art der im Ruhrbergbau üblichen Querschläge und Richtstrecken geklärt sein.

Diese unter engster Anlehnung an v. Willmann und Kommerell gegebene Darstellung des Gebirgs- druckes läßt selbstverständlich keine schematische Anwendung aller erwähnten Einzelheiten im Gruben­

betriebe zu. So scheiden Druckwirkungen in Strecken bei tektonischen Verschiebungen ganzer Gebirgs­

körper, wie sic als Nachwirkung des Abbaus an Sicher- heitspfeilcrii oder an Störungen Vorkommen, ohne weiteres aus dem behandelten Fragenbereich aus.

Durch diese Beschränkung erfährt jedoch die allge­

meine Bedeutung der Darstellung, die alle Druck­

erscheinungen in Strecken im ungestörten Gebirge, Abbaustrecken ausgenommen, letzten Endes auf das jeweilig vorhandene latente Arbeitsvermögen der Schichten zurückführt, keinerlei Abbruch. An dieser Deutung des Gebirgsdruckcs ändert auch der im Ruhr­

gebiet häufige Wechsel des Schichtenmaterials wie der Lagerung nichts, weil man unter Anpassung an die örtlich Vorgefundenen Verhältnisse stets auf die vor­

stehende Grunddarlegung der Vorgänge zurückgreifen kann. Besonders wird allerdings, wie nachdrück­

lich betont sei, stets die weitreichende und nicht über­

sehbare Veränderung des ursprünglichen Spannungs­

zustandes des Gebirges durch frühem Abbau in Rech­

nung zu stellen sein, die klare Erkenntnisse ohne Zweifel äußerst erschwert.

D ie D ru c k v o rg ä n g e bei der K o h le n g e w in n u n g . Von größter Bedeutung ist die Frage nach den Druckvorgängen bei der Kohlengewinnung. Ohne Zweifel vollziehen sich hier im großen und ganzen dieselben Spannungsverschiebungen, wie sie nach der Theorie v. Willmanns und Kommereils bei Querschlägen und Richtstrccken angenommen werden müssen. Diese Vorgänge erhalten nur dadurch ein anderes Aussehen, daß das Gebirge durch den Abbau eines Flözes auf breiter Front parallel zur Schichtung geschlitzt wird und bei dieser Arbeit kein Ruhezustand eintritt. Hier handelt es sich also um Bewegungsvorgänge, welche die Druckumlagerungen herbeiführen und in ihrer Wirkung beeinflussen.

D ie D ru c k v o rg ä n g e bei der K o h le n g e w in n u n g . Von größter Bedeutung ist die Frage nach den Druckvorgängen bei der Kohlengewinnung. Ohne Zweifel vollziehen sich hier im großen und ganzen dieselben Spannungsverschiebungen, wie sie nach der Theorie v. Willmanns und Kommereils bei Querschlägen und Richtstrccken angenommen werden müssen. Diese Vorgänge erhalten nur dadurch ein anderes Aussehen, daß das Gebirge durch den Abbau eines Flözes auf breiter Front parallel zur Schichtung geschlitzt wird und bei dieser Arbeit kein Ruhezustand eintritt. Hier handelt es sich also um Bewegungsvorgänge, welche die Druckumlagerungen herbeiführen und in ihrer Wirkung beeinflussen.

W dokumencie Glückauf, Jg. 64, No 22 (Stron 27-35)

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