• Nie Znaleziono Wyników

Ein historisches Actenstiick zum Project (1er Moselkanalisirung

W dokumencie Stahl und Eisen, Jg. 9, No.11 (Stron 54-57)

Gelegentlich der am 4. August d. J. in Metz abgeschlossenen öffentlichen Versammlung zur Be­

sprechung der Kanalisirung der Mosel und der unteren Saar hat Hr. Kroisbauinspector Herdegger eines Documentes aus dem Endo des vorigen Jahrhunderts erwähnt, welches mutatis mutandis auch heute noch auf mancho Verhältnisse palst, und welches wir nachstehend wiedergeben.

Dasselbe stammt aus dem Jahro I I I der fran­

zösischen Republik und ist in der Form eines Berichtes des „berathenden Bureaus für Handels­

sachen in Metz“ erschienen. Das Schriftstück hat den nachfolgenden W ortlaut:

* *

*

„In dem Augenblicke, in welchem dio fran­

zösische Republik m it den anderen Mächten in Verhandlungen über dio gegenseitigen Interessen eintritt, fühlen sieh die Unterzeichneten Bürger, Mitglieder des Bureaus für Handelssachen, veran- lafst, der Regierung ihre Wünsche betreffs der­

jenigen Mittel zu unterbreiten, welche dem Handel des Moseldepartements den ganzen Aufschwung, dessen es fähig ist, geben können, damit in dom bevorstehenden Friedensvertrage darauf Rücksicht genommen werde.

Die Unterzeichneten äufsern hierm it nicht nur ihre persönlichen Wünsche und Ansichten, sondern sio haben das allgemeine Interesse im Auge in einer Frage, welche schon lange vor dor Revolu­

tion behandelt wurde. Der Bürger Barbe-Marboye, damals Staatsrath und Bürgermeister der Gemeinde Metz, hat im Namen der Gemeinde und des be­

rathenden Bureaus eine Denkschrift nnter dem Titel »Bemerkungen über dio freie Schiffahrt auf der Mosel und dem Rheine* veröffentlicht, welche bereits Alles enthält, was das Bureau zur Zeit ver­

langen könnte, und welche darin gipfelt, dafs alle Abgaben, welcho von der Schiffahrt auf beiden Flüssen erhoben werden, vollständig aufgehoben werden müfsten. Aufser dieser Denkschrift, welcho dem Gegenwärtigen beigefügt w ird, sind auch fremde Gutachten eingeholt worden. Dieselben werden ebenfalls zur Unterstützung unserer A n­

träge beigefügt, da unserer Ansicht nach für deren Erfüllung kein günstigerer Augenblick ge­

wählt worden kann als der gegenwärtige, da Frankreich nach so vielen lind wiederholten Siegen Verhandlungen über allgemeine Interessen zu führen in der Lage ist. Auch der Metzer Gemoinde- rath hat am 24. Messidor des Jahres I I I dor in obenerwähnter Denkschrift ausgesprochenen A n­

November 1889. „S T A H L UND E IS E N .“ Nr. 11. 957 sicht zugestimmt, indem er deren Druck und Zu­

sendung an alle Verwaltung«- und Oberbehörden anordnete. A uf diese einleuchtende und von einem so hervorragenden Bürger herrührende Arbeit soll nicht näher eingegangen werden; da nur und m it weniger Klarheit vielleicht alles das wiederholt werden könnte, was darin zu gunston der Handels­

interessen gesagt ist, kann die Erörterung einzel­

ner unwesentlicher Punkte auf einen geeigneteren Zeitpunkt verschoben werden.

Im allgemeinen soll daher nur betont worden, dafs die Grundbedingung für den Handel des Moseldepartoments ist, dafs derselbe sich auf der Mosel, dom Rheine und allen schiffbaren Flüssen ohne Hindernisse und Schwierigkeiten entwickeln könno, zu welchem Zwecke derselbe von allen Ab­

gaben, welchen Namen sie auch tragen oder zu wessen Gunsten sie in Kraft gesetzt sein mögen, befreit worden mufs.

Frankreich wünscht schon lango dio Ausdeh­

nung seiner Handelsbeziehungen durch eine Ver­

bindung zwischen don Meeren; doch war dio Gelegenheit dazu ebenso schwer zu finden, wie die Mittel, sie auszuführen. Einerseits waren unver­

söhnliche Interessen zu berücksichtigen, anderer­

seits verursachte dio Lago der verschiedenen Pro­

vinzen Hindernisse und Hemmnisse, und scliliefs- lich verhinderten die bedeutenden, für das Gelingen des Unternehmens notw endigen Ausgaben den unschätzbaren, allsoitigcn Vortlieil der Schiffbar­

machung der Mosel.

Dieser Flufs, von seiner Quelle ab verfolgt, kann durch dio Saöne und Rhone eino Verbin- dungsstrafso zwischen dem mittelländischen Meer, der Nordsee und dem deutschen Meere schaffen.

Alle Reichthümor dos Festlandes könnten mosel- aufwärts bis in das mittelländische Meer gelangen und dessen Schätze wiederum moselabwärts nach dem Continont der Nord- und Ostseo gebracht werden.

Um dies zu erreichen, müssen jedoch dio gegenwärtig sich bietenden günstigen Umstände m it Eifer benutzt und dio Gelegenheit zur Ermög­

lichung einer derartigen Verbindung ergriffen werden; läfst man sich dieselbe entgehen, so kehrt sie vielleicht niemals wieder.

Es liegt auf der H and, dafs ein derartiges Project, welches der gegenwärtigen Lage, dem frei­

heitlichen System und den Eroberungen der Repu­

blik, wodurch die angrenzenden Länder beherrscht werden, seine Entstehung verdankt, auch gegen­

wärtig die meiste Aussicht auf Erfolg hat.

Denn entweder behält Frankreich dio erober­

ten Länder oder es giebt sio zurück. Im ersteren Falle kann das Unternehmen ohne fremdo Bei- hülfo ausgeführt werden. Im zweiten Falle kann bei der Unterzeichnung des Friedensvertrages fest­

gesetzt werden, dafs in jenen Ländern dio Schiff­

fahrt auf allen Flüssen freigegebon und keine Ab­

gaben auf Transitgüter im gegenseitigen Verkehr

erhoben worden dürfen. Hieraus würden alle Nationen gleiche Vortheile ziehen und bliebo einer jeden überlassen, fürPlatzgiiter entsprechende Aus- und Eingangszeile zu erhoben. W ir haben es also jedenfalls in der H and, unser Project durchzu- führen, und sind die Mittel dazu einfach, aber in die Augen springend und einleuchtend.

I)io Stadt Metz wird alsdann, vermöge ihrer Lage an der Mosel, einen Mittelpunkt des Wasser- strafsennetzes bilden; sie wird der Hafen sein, welcher die Reichthümor des einen wie des ändern Meeres aufnim m t; sio wird der Stapelplatz für dio Reichthümor dor nord- und mittelländischen Meero werden und durch ihren Handel reich und blühend m it den. gröfsten Handelsstädten dos Festlandes wetteifern können!

Die Mosel bildot von Metz ab aufwärts bis Toni und Saint Nicolas und durch dio Meurthe selbst höher hinauf einen schiffbaren Wasserweg : von Auxonno erreicht man auf dom Landwege bei Chemilly oder Vösoul dio Saône, welche sich in die Rhono ergiefst und auf diese Weise eine Verbindung zwischen dem Mittelmeere, und den reichen südlichen Provinzen, sowie Languedoc, Dauphine, Lyonnais, Bresse, Burgund, Franche Comté, Champagne und Lothringen herstellt.

Dio Entfernung von der Mosel zur Saône be­

trägt nur etwa 32 Meilen und ist dio kürzeste Route vom mittelländischen zu den dcutschcn Meeren. Denn während jetzt Güter von Marseille nach Metz über Holland 6 Monate gebrauchen, so könnten sie in Zukunft in 30 oder 40 Tagen hier- hergelangen, was allein schon durch die Zeit­

ersparnils eino Verminderung der Kosten bedingt.

Vielleicht, würde sogar dio Herstellung eines un­

unterbrochenen Wasserwegs zwischen Mosel und Saôno möglich sein, einstweilen müfste aber der Landweg bequem und sicher hcrgestellt werden, dio Kosten hierfür wären nur gering im Vergleich zu den Vortheilen, deren die dadurch berührten Provinzen theilhaftig würden; übrigens werden die Mittel dafür, bei guter und sorgfältiger Ver­

waltung unter Fernhaltung aller lästigen Monopole, leicht aufzubringen sein.

Folgen wir nun dem Laufo der Mosel abwärts.

Alle aus dem mittelländischen Meere und dem Süden kommenden W aarèn könnten auf ihr nach dom Rheino verschifft, rheinabwärts nach den deutschen Meeren und rheinaufwärts bis Mainz und Frankfurt gelangen. Dadurch würde, wio schon erwähnt, Metz der Mittelpunkt des Handels zwischen Deutschland und dem Süden, zwischen dem deutschen und dem mittelländischen Meere.

Aber vor Allem mufa das Princip der vollsten und ausgedehntesten Freiheit der Schiffahrt auf allen Wasserwegen, welche diese Verbindung her- stellcn sollen, festgehalten werden. Die Finanz­

verwaltung darf sich der Wasserwege nicht be­

mächtigen, um sie als Einnahmequelle m it Ab­

gaben zu belasten, welche die kaufmännischen

958 Nr. 11. „S T A H L UND E ISEN .“ November 1889.

Verbindungen erschweren, den Handolstand ab- schreclcon und den Handel überhaupt zurückhalten oder vernichten. Die Grundlage, die Seele des Ganzen, mufs die F re ih eit sein, welche jedem Franzosen bekannt und theuer ist; denn ein Volk, welches seine Freiheit errungen hat, kennt deren W orth, darum sollte man bei den bevorstehenden Friedensverhandlungcn bedacht, sein, nicht nur die Bürger selbst, sondern auch den Grund und Boden von lästigen Fesseln zu befreien!

Aber nicht allein Frankreich hat ein Interesse an einem solchen Unternehmen, sondern auch Holland, sein treuer Verbündeter. Diese beiden, durch gemeinsame Gesinnung verbundenen Repu­

bliken müssen auch durch die Handelsverbin­

dungen vereinigt werden, und eine gute Politik wird cs sich angelegen .sein lassen, die beider­

seitigen Interessen als gemeinsame zu betrachten, da m it sich beide erforderlichen Falles auch gegen­

seitige Unterstützung gewähren können. Einu freie Verbindung der Wasserstrafsun, auf welchen dirce- ter als seither über den Ocean die Waarenbezügo vom mittelländischen Meere erfolgen können, wird dieses Bestreben erleichtern.

Sollte aber auch, was wir nicht hoffen, mög­

licherweise einmal das gegenseitige Einvernehmen getrübt und dadurch die Schiffahrt auf dem holl.

Rheine behindert werden, so wird der Verkehr darum nicht danicderliogen; denn die Mosel wird alsdann als Wasserstrafse aulserordentlich werth­

voll sein, indem sio m it gleichen Vortheilen einen neuen Absatzweg an Stelle dos Rheines eröffnet, der uns gewifs dieselben Vortheile bietet, was wil­

der Aufmerksamkeit der Regierung ganz besonders empfehlen.

Denn wenn wir dem Laufe der Mosel von Metz bis Coblenz, wo sie sich in den Rhein er- giefst, folgen, so linden wir eine Meile oberhalb Coblenz die Mündung der Lahn, welche bis Dietz bei Lim burg schiffbar ist. Von Ehrenbreitstein ab berühren überall öffentliche Fahrstrafsen diesen l'lufs, der über Limburg, W e il bürg, W etzlar und Giefsen bis Marburg schiffbar gemacht werden kann. Diese Thatsaeho war bekannt und Vor­

bereitungsarbeiten bereits im Gange, als der Fürst von Nassau dem Unternehmen Hindernisse be­

reitete, weil er ein Interesse daran zu haben glaubte, den Waarenliandel und deren Weiterver­

frachtung in Dietz zu vereinigen.

Unter den heutigen Umständen wird es je­

doch möglich sein, die Zustimmung dieses Fürsten zu einem Projecte, welches ihm Vortheile bietet, zu erlangen, und wenn man ihn veranlassen könnte, das W ehr bei Oranienstein zu beseitigen, so könnte eine vollständig freie Verbindung bis nach Wetzlar geschaffen werden, welche kein Fürst behindern würde, da jeder die Vortheile genösse, dessen seine Völker theilhaftig werden. Ebenso günstig liegt die Angelegenheit von da bis Marburg, eine Stadt des Fürsten von Hessen, welche als Endpunkt des

Wasserweges ein Stapelplatz für den Handelsver­

kehr werden könnte.

Von der Lahn bis zur Weser ist nur ein Landweg von 13 Meilen zu überschreiten, der viel­

leicht noch abgekürzt werden könnte, wenn der Fürst von Hessen sieh für das Zustandekommen des Projects interessirt.

Zu den Vortheilen desselben gehört, dafs von Bremen aus allwöchentlich ein Kauffahrteischiff nach Hamburg segelt, woselbst die Elbe mündet.

, Dieser schiffbare Flufs berührt das ganze nörd­

liche Deutschland, m it welchem auf diese Weise eine regelmäßige Verbindung unterhalten werden könnte.

Das ganze Project ist überhaupt weit leichter durchzuführen, als gemeinhin angenommen wird, weil es eigentlich nur eine Wiederholung und Ausführung der zwischen dom Reich und den ein­

zelnen Staaten getroffenen Abmachungen ist. Dem- gomäls sollten die Flüsse schiffbar gemacht werden und hat der Westfälische Vertrag die Aufhebung aller Hindernisse, welche der Schiffahrt nachthei­

lig sein könnten, ausgesprochen. In den jetzt abzuschliefsenden Friedensvertrag können also ohne Nachtheil Bestimmungen aufgenommen wer­

den, welche den früheren entsprechen, da die­

selben ja nur die Ausführung eines früheren Ge­

setzes des Reichs bilden, was ihnen einen beson­

deren W erth verleiht.

Bedenkt man, dafs der neue Wasserweg auch die Verbindung m it dem baltischen Meere or- schliefst, da nur ein Landweg von 11 Meilen H am ­ burg von der freien Stadt Lübeck trennt, so mufs die Regierung durch diesen weiteren Vortheil auf die Nützlichkeit des ganzen Projects aufmerksam und ihr Eifer zu dessen Verwirklichung angespornt werden.

W enn sio die einzelnen Theile unserer Vor­

schläge nochmals eingehend prüft, so mufs sio zu dem Schlüsse kommen, dafs durch deren Aus­

führung m it einem Schlago die Möglichkeit ge­

geben ist, das mittelländische Meer m it den deut­

schen Meeren, der Nordsee und dem baltischen Meere durch eine Wasserstrafse zu verbinden, welche nur durch einen Landweg von 32 Meilen von Toul nach Desoul auf dem Gebiete der Repu­

blik, von IS Meilen von der Lahn zur Weser und von 11 Meilen von Hamburg nach Lübeck unter­

brochen ist. Schwerlich wird sich eine Wasser- strafsc finden lassen, welche so zahlreiche Vor- theilo und so wenige Hindernisso biotot. Erstere überwiegen bei weitem die Nachthcilo und dio Ausgaben, und brauchen nicht noch im einzelnen erörtert zu werden; sio sind zahllos und unbe­

rechenbar, lind imstande, den vaterländischen Boden vollständig neu zu beleben und zur Blütho zu bringen und dio Verbindungen der Republik m it allen Nationen dos Festlandes und darüber hinaus zu erhalten.“

November 1889. „ S T A H L UND EISEN1.* Nr. II. 959

W dokumencie Stahl und Eisen, Jg. 9, No.11 (Stron 54-57)