• Nie Znaleziono Wyników

D ie P o s t - u n d T e l e g r a p h e n ­ v e r w a l t u n g B a y e r n s i m Jahre

1884. Dem vor Kurzem veröffent­

lichten »statistischen Bericht Uber den Betrieb der Königlich bayerischen Ver­

kehrs-Anstalten im Verwaltungsjahre 1884« entnehmen w ir die nachstehen­

den Mittheilungen von allgemeinerem Interesse über das Post- und le le - graphenwesen Bayerns.

Die Zahl der Postanstalten wurde im Jahre 1884 um 16 vermehrt und betrug Ende des genannten Jahres 1 464; davon waren bei 523 der Post- m it dem Telegraphendienst, bei 463 der Post- mit dem Eisenbahn­

dienst vereinigt. Es entfiel je eine Postanstalt auf 51,8 qkm und 3610 Einwohner. Die Zahl der aufge­

stellten Briefkasten belief sich auf 7 065, 27 mehr als Ende des y o r- jahres; davon befanden sich 2836 in Postorten und 4 229 in Orten ohne Postanstalt.

Das Gesammtpersonal bezifferte sich auf 7 164 Köpfe; davon waren bei der Generaldirection in München 188, bei der Betriebsverwaltung 6 976 be­

schäftigt; unter den letzteren befan­

den sich 245 Praktikanten und Aspi­

ranten.

Posthaltereien bestanden Ende 1884 385 mit 777 Postillonen und 1 919 Pferden. Daneben waren 15 Relais vorhanden. Von den Posthaltereien waren 198 selbstständig, 187 mit dem Postdienst vereinigt. Der Be­

stand an Postwagen und Schlitten stellte sich auf 1 920; davon waren 697 Eigenthum des Staates, und 1 223 gehörten den Posthaltern. Die Zahl der vorhandenen Bahnpostwagen be­

zifferte sich auf 248 Stück.

An Postverbindungen wurden täg­

lich unterhalten: auf Eisenbahnen 172 Bahnpostkurse mit Brief- und Fahrpostdienst und 365 Fahrpostkurse (daneben wurde täglich bei 262 Eisen­

bahnzügen die Postbeförderung durch das Eisenbahnpersonal vermittelt), auf Landstrafsen 611 Postomnibus- und Packwagenkurse und 250 Kariolpost- kurse, auf Wasserstrafsen durch täg­

lich zwei- bis dreimalige Benutzung der Dampfboote auf dem Bodensee zur Vermittelung des Postverkehrs nach und aus der Schweiz, sowie auf dem W ü rm - und Ammersee fü r den Postverkehr nach und von den an

664 diesen Seen gelegenen Orten während der Sommermonate.

Die Gesammtzahl der im Jahre 1884 beförderten Briefsendungen be­

lie f sich aui über 11 g ‘/ 2 M illionen Stück, über 5 M illionen oder 4,5 pCt.

mehr als im Jahre 1883. Davon waren Briefe 85 5/2 M illionen (Zunahme 3,8 pCt.), Postkarten 14 1/a M illionen (Zunahme 7,8 pCt.), Drucksachen i o 1/2 Millionen (Zunahme 7,5 pCt.), Waaren- proben 2 M illionen (Zunahme 1,8 pCt.) und portofreie Briefsendungen 7 M il­

lionen (Zunahme 3,8 pCt.). Im Durch­

schnitt entfielen auf jeden K o p f der Bevölkerung 16,3 Briefe, 2,7 Post­

karten, 1,9 Drucksachen, 0,4 Waaren- proben, 1,3 portofreie Briefe, zusam­

men 22,6 Briefsendungen. — Die Zahl der beförderten Zeitungsnummern be­

lief sich auf 8p3/ 4 M illionen, 88 800 Nummern mehr als im Jahre 1883.

Die Zahl der beförderten Postauf­

träge betrug insgesammt 320915 Stück, und zwar 312494 Stück über 3.0 V2 Millionen Mark zur Geldein­

ziehung, 180 Postaufträge zu Bücher­

postsendungen Uber 1 137 Mark und 8 241 Stück zur Accepteinholung. Von den ersteren konnten 85713 Stück Uber 6V* M illionen Mark nicht einge­

zogen werden.

An Postanweisungen kamen 5158711 Stück mit 303'/2 Millionen Mark zur Einzahlung und 4 8 3 0 6 4 2 Stück m it 282 Millionen Mark zur Auszahlung;

gegen das V orjahr ergiebt dies bei den Einzahlungen eine Zunahme um 4,3 pCt. in der Stückzahl und um

4 ,7 pCt. im Betrage, bei den Aus­

zahlungen eine Steigerung um 5,3 pCt.

in der Stückzahl und um 4,3 pCt.

im Betrage.

An Fahrpostsendungen wurden be­

fö rd e rt: 12 024 100 Packete ohne Werthangabe, 3 786 900 Packete mit einem angegebenen Gesammtwerthe von 1 136 y a M illionen Mark und 1 900 700 Briefe m it einem ange-r gebenen W erth von 1 31 3 '/ 4 Millionen

Mark. Hierzu kamen 463 100 Briefe m it Nachnahme und 795 600 Nach- nahmepackete.

Die Zahl der Pelegraphenanstalten wurde von 1193 auf 1211 ver­

mehrt; davon waren 1 140 Staats- und 71 Privatbahn - rl elegraphenanstalten.

Von den ersteren waren 19 selbst­

ständig, 523 mit Postanstalten und 598 m it Eisenbahnstationen vereinigt.

Von den Telegraphenanstalten Bayerns entfällt je eine auf 62,96 qkm und 438 6 Einwohner. Am Schlufs des Jahres waren bei den Staats-Tele­

graphenstationen 2039 Telegraphen­

apparate, 22 mehr als Ende 1883, vothanden, und zwar 25 Hughes-

1697 Morse- und 317 Zeigerapparate in Betrieb. Die Länge sämmilicher Linien betrug Ende 1884 8397,28 km, die der Leitungen 36 785,80' km; von den letzteren kamen 2 4 8 1 4 ,8 8 km auf den Staatstelegraphen und 11 970,92 km auf den Bahntelegraphen. Gegen das Vorjahr vermehrte sich das bayerische Telegraphennetz um 52,43 km Linien und 229,31 km Leitungen.

Die Gesammtzahl der beförderten Telegramme betrug 2 1 2 74 12 Stück gegen 2 0 7 6 8 1 2 Stück im Vorjahre, m ithin nahezu 2'/ 2 pCt. mehr. Von den Telegrammen wurden befördert:

im inneren Verkehr 52875 Staats- telegramme, 16742 Bahndiensttele­

gramme und 658600 Privattelegramme;

im Auslands- und Durchgangsverkehr 1 399 195 Telegramme. Die durch­

schnittliche W ortzahl eines aufgege­

benen gebührenpflichtigen Télégram­

mes betrug 11,5 W orte (gegen n 7 im Jahre 1883), der durchschnittliche Ertrag eines derartigen Télégrammes im inneren Verkehr stellte sich auf 80,1 Pfennig.

Die Gesammt-Einnahme der K önig­

lich bayerischen Post- und Telegraphen­

verwaltung betrug im Jahre 1884 12 911 893 Mar k, die Ausgabe da­

gegen 11649217 M ark, so dafs ein Ueberschufs von 1 262 676 Mark er­

zielt wurde.

665 E l e k t r i s c h e B e l e u c h t u n g v o n E i s e n b a h n - F a h r z e u g e n . Die von der Verwaltung der württembergischen Staatseisenbahnen in Gemeinschaft m it der elektrotechnischen Fabrik in Cann­

statt seit längerer Zeit angestellten Ver­

suche der Beleuchtung von Eisenbahn­

wagen mit elektrischem Licht (vergl.

P ost-A rchiv No. 22 für 1885) haben zur Ausrüstung eines Probezuges ge­

führt, welcher seit Ende Juni d. J. täg­

lich als fahrplanmäfsiger Zug 205 und 206 zwischen Stuttgart und Schwäbisch H all verkehrt.

Die Einrichtung für die elektrische Beleuchtung dieses Probezuges, wel­

cher aufser der Locomotive und einem Packwagen drei Wagen III. Klasse, einen Wagen J. und II. Klasse und einen Postwagen umfafst, besteht:

1. in der Dynamomaschine,

2. in den aus einer Anzahl von Accu- mulatoren zusammengesetzten Strom­

sammei-Batterien,

3. in den Stromleitungen und 4. in den Glühlampen.

Die den elektrischen Strom erzeu­

gende Dynamomaschine ist m it den R egulir- und Controlapparaten in einer Abtheilung des Packwagens auf­

gestellt, w ird von einer Achse des­

selben betrieben und liefert elektrischen Strom, sobald die Fahrgeschwindigkeit 25 km oder mehr in der Stunde er­

reicht. Der Strom geht nicht unm ittel­

bar in die Lampen, sondern zunächst in die Stromsammelbatterien.

Von letzteren befinden sich in jedem Wagen zwei, welche abwechselnd stän­

diges Licht in die Glühlampen geben;

die E in- und Ausschaltung der Batterien geschieht durch die einfache Hand­

habung einer Kurbel, ohne dafs auch nur fü r einen Augenblick eine Unter­

brechung der Beleuchtung erfolgt. Jede Batterie besteht aus mehreren Accu- mulatoren (Behältern zum Ansam­

meln der Elektrizität), in welchen auch die von der Dynamomaschine Uber den augenblicklichen Bedarf hinaus erzeugte Elektrizität angesammelt w ird, um demnächst während des Anhaltens des Zuges oder auch in denjenigen

Fällen Verwendung zu finden, in wel­

chen eine elektrische Beleuchturtg ein­

zelner, m it der Dynamomaschine nicht in Verbindung stehender Wagen er­

forderlich w ird. In letzterer Beziehung kommt namentlich bezüglich der Post­

wagen der Umstand in Betracht, dafs die dienstlichen Arbeiten in denselben häufig mehrere Stunden vor Abgang des Zuges begonnen werden müssen und bz. erst einige Zeit nach A nkunft der Züge beendet werden können.

Der Postwagen des oben erwähnten Probezuges begleitet diesen von Stutt­

gart nach Schwäbisch H all überhaupt nicht und tritt auch auf der Rückfahrt erst in Hessenthal in denselben ein.

Der Wagen mufs daher während der in die Abendstunden fallenden 2 J/ 2- stündigen Fahrt von Hessenthal bis Stuttgart so viel Elektrizität in seine Batterien sammeln, als er während der darauf folgenden Nacht, sowie am folgenden Tage ( beim Durchfahren von Tunnels) bis zur Wiedereinstellung in den Probezug bedarf.

Zahl und Grölse der Accumulatoren richten sich nach der Zahl der Lam ­ pen, der Lichtstärke und der Brenn­

dauer derselben. Im Postwagen sind 16 Accumulatoren in zwei Gruppen zu je 8 Stück aufgestellt, von denen jedes 345 X 510 X <05 mm grofs ist.

Das Gewicht eines Accumulators be­

trägt einschliefslich der Säurefüllung etwa 33 bis 34 kg, das Gesammtge- wicht der beiden Batterien demnach 528 bis 544 kg. Die Aufstellung der­

selben kann ebensowohl u n t e r , als i n dem Wagen erfolgen. Die vorge­

dachten 16 Accumulatoren sind, wenn vollständig geladen, im Stande, die vier Glühlichter des Postwagens 15 bis 16 Stunden m it Licht zu ver­

sehen. Die nächst gröfseren Accumu­

latoren, deren Gewicht je 46 kg be­

trägt, würden den Strom fü r 22 Stun­

den liefern können.

Die Verbindung der Dynamo­

maschine m it den Batterien der zu er­

leuchtenden Wagen ist mittels Kabel hergestellt, welche unter den Wagen befestigt sind. Die Kuppelungen sind

666 leicht lösbar und den Schlauchkuppe­

lungen bei der Westinghouse - L u ft­

druckbremse ziemlich ähnlich.

Jeder Personenwagen ist innen für die erste und zweite Wagenklasse m it drei, für die dritte Wagenklasse m it zwei G l ü h l a m p e n (mattirten Glas­

birnen) an der Decke und einer Perron­

lampe, der Bahnpostwagen innen m it vier Glühlampen an den betreffenden Arbeitsstellen und m it einer Perron- lampe ausgestattet; jede Glühlampe ist m it einem Contacthahn versehen, kann

S e e f a h r t m i t t e l s eines e l e k t r i ­ schen Bo o t e s . Am 13. September d. J. hat die auf der Werft von Stephens, Smith & Co. in M idwall (England) erbaute, mit Accumulatoren und Motoren der Reckenzaun’schen Einrichtung ausgerüstete Schaluppe

»Volta« die Fahrt von Dover nach Calais und zurück gemacht, der erste Fall, dafs ein m it Elektrizität als T rie b ­ kraft versehenes Fahrzeug sich auf die hohe See gewagt hat. Die »Volta«

ist aus Stahlblech gebaut, ihre Länge beträgt 11,3 m, die Breite 2,1 m, der 1 iefgang bei voller Belastung 61 cm.

Die Schraube ist dreiflügelig und hat einen Durchmesser von 51 cm. Die Breite der Schraubengänge beträgt 28 cm. Die Schraube w ird durch zwei im hinteren Theil der Schaluppe untergebrachte Reckenzaun’sche M o­

toren in Bewegung gesetzt; die Um­

drehungszahl wechselt zwischen 600 bis 1000; die Motoren besitzen ein Gewicht von 350 bis 400 kg und können u. U. 16 Pferdekräfte ent­

wickeln. Der elektrische Strom w ird von einer Batterie von 61 Accumula­

toren geliefert, die längs des Kiels der Schaluppe unter einer höheren Be­

kleidung untergebracht sind; die Ge-T i e f s e e l e u c h t t h ü r m e als Ge-T e l e ­ g r a p h e n - A n s t a l t e n . Dem Tele­

graphie Journal entnehmen w ir die Mittheilung, dafs ein Herr C. Anderson bereits vor etwa 3 Jahren den Vorschlag gemacht hat, durch Herstellung von Leuchtthürmen auf hoher See eine

also ohne Einflufs auf die anderen Flammen geöffnet und geschlossen werden. Bei voller W irkung kommt die Lichtstärke einer Glühlampe im Bahnpostwagen auf 15 bis 16 Norm al­

kerzen; die Lichtstärke der Glühlampen in den Personenwagen des Probezuges ist so geregelt, dafs sie zusammen un­

gefähr der Lichtstärke der Glühlampen des Bahnpostwagens gleichkommt, eine anderweitige Regelung der letzteren, mehr als genügenden Lichtstärke ist Vorbehalten.

sammtleistungsfähigkeit der Batterie beträgt 240 Ampere-Stunden.

Von den vorhandenen beiden Um ­ schaltern gestattet der eine den Wechsel der Richtung des Fahrzeuges durch Umkehr der Richtung des die Motoren umkreisenden Stromes, der andere einen Wechsel in der Geschwindigkeit der Fahrtbewegung dadurch, dafs er unter dauernder Einschaltung der ganzen Batterie eine dreifach verschiedene Schaltung der beiden Motoren (Hinter­

einanderschaltung, Nebeneinanderschal­

tung und Ausschaltung eines der M o­

toren) gestattet.

Die »Volta« hat Dover bei ruhiger See und gutem Wetter um 10 U hr 40 Minuten Vormittags verlassen und ist in Calais um 2 U hr 32 Minuten Nachmittags eingetroffen ; die Rückreise hat das B oot nach einer 3/ 4stündigen Unterbrechung angetreten, worauf es in Dover um 7 U hr 27 Minuten Abends wieder angelangt ist.

Durch die vorgenommenen Messun­

gen wurde festgestellt, dafs die Strom­

stärke, welche bei A n tritt der Fahrt 28 Ampère betrug, nach Beendigung der Reise sich immer noch auf 25 A m ­ père belief.

gröfsere Sicherheit für die Schifffahrt und die Möglichkeit eines Verkehrs m it in Gefahr befindlichen Schiffen zu schaffen. Anderson wollte dazu einen schmiedeisernen, genieteten Cy- linder von etwa r 1 m Durchmesser und 89 m Länge als Leuchtthurm

667 verwenden, der in drei Räume ge- theilt wäre. Der obere T h e il sollte ungefähr 43 m aus dem Wasser ragen und ebenso ausgeführt werden, wie der Thurm eines gewöhnlichen Leucht­

schiffes; der mittlere T h e il sollte mit einem Stoffe gefüllt werden, welcher leichter als Wasser ist, während der untere, bis etwa 46 m eintauchende T h e il als Ballast dienen und dem Ganzen den erforderlichen Halt ver­

leihen sollte.

In neuerer Zeit ist nun durch den inzwischen verstorbenen Capitain M oody ein ähnlicher E ntw urf, und zwar als brauchbares Modell ausgearbeitet w o r­

den, welcher ein schwimmendes Tele­

graphenamt und ein Leuchtschiff ver­

einigt. Das auf der W erft der B a rro w Shipbuilding Company ausgeführte Modell, das sich bei den im Januar d. J.

angestellten Versuchen hinsichtlich seiner Festigkeit und Widerstandsfähigkeit sehr gut bewährt haben soll, gleicht durch­

weg einer schwimmenden Telegraphen- Anstalt in einem allerdings eigenartigen Hause. Das letztere, der eigentliche R um pf des Schiffes, ist wie folgt her­

gestellt. Von einem mittleren, kreis­

runden, durch ein besonderes B o ll­

werk geschützten Deck gehen vier gleiche Vorsprünge aus, so dafs die Grundrifsform des Fahrzeuges ein Quadrat m it nach einwärts gebogenen Seiten von etwa 24,4 m Länge dar­

stellt. Vom Deck aus führen die nöthigen Oeffnungen in das Innere des Fahrzeuges, welches durch Ober­

licht erhellt w ir d ; das B ollw erk ist mit Speigaten versehen, um das bei einem Sturme etwa übergeströmte Wasser abzuführen; doch erwartet man, dafs

Das l e n k b a r e L u f t s c h i f f . W ie bereits früher in diesen Blättern (s. No. 22 und 23 des Archivs für 1884) mitgetheilt worden ist, haben die Luftschiffer Renard und Krebs in Meudon m it dem von ihnen her- gestellten Ballon, der durch elektrische Kraft bewegt w ird und m it einem Steuer versehen ist, Erfolge erzielt, welche das Problem des lenkbaren

wegen der grofsen Schwimm kraft des Fahrzeuges selbst bei der schwersten See kein Wasser das Deck überfluthen wird. Das Innere selbst ist in zahl­

reiche wasserdichte Kammern getheilt, um jede Gefahr des Untersinkens ab­

zuwenden; auch soll das F’ ahrzeug vermöge seiner Form die W ellen ab­

weisen, so dafs dieselben nicht über das Deck brechen. Das Fahrzeug w ird durch vier kräftige Kabel ge­

halten, welche von den zwischen den vier Vorsprüngen liegenden, einwärts gebogenen Seiten ausgehen und die, falls das Schiff auf hoher See vor Anker gelegt werden soll, m it Bojen verbunden sind, welche bis zu einer bestimmten Tiefe versenkt und an denen endlich die Kabel m it den A n ­ kern befestigt sind. W ird das Schiff in der Nähe des Landes festgelegt, so genügen vier Kabel mit ebenso vielen Ankern. Das Telegraphenkabel geht durch einen Schacht in der Mitte des Fahrzeuges nach dem Meeresgründe und kann in keiner Weise m it den Ankerkabeln in Berührung kommen.

In der Mitte des Schiffes erhebt sich ein fester, aus Gitterwerk in Stahl hergestellter T hurm etwa 18 m über Wasser, welcher an seiner Spitze eine gewöhnliche Leuchtthurmlaterne trägt, die m it Hülfe von Leitern im Innern des Thurmes zugänglich ist. Der T hurm w ird aufserdem durch Stahl­

drahtseile gehalten. Im Schiffe be­

finden sich vollkommen ausreichende Räume sowohl für die Schiffsmann­

schaft, wie auch zum Unterbringen der erforderlichen Vorräthe und für andere Zwecke.

Luftschiffes seiner Lösung einen Schritt näher gerückt erscheinen lassen. Die genannten Luftschiffer haben seitdem die Versuche m it dem lenkbaren Ballon fortgesetzt. Einer von Renard ver- fafsten Denkschrift über die im Laufe des Jahres 1885 mittels des Ballons

»La France« ausgeführten Fahrten entnehmen w ir Folgendes.

Der bei den ersten Versuchen

ver-668 wendete Ballon hatte den Mangel, dafs er nur zwei Personen die M it­

reise gestattete; da diese m it der Be­

dienung der Maschine, des Steuers, des Ventils u. s. w. vollauf beschäftigt waren, konnten Beobachtungen über die Bewegung und Geschwindigkeit des Ballons, die W irkung der Schraube und des Steuers u. dergl. nicht in der nöthigen umfassenden Weise angestellt werden. Der Ballon wurde daher etwas verändert und so erleichtert, dafs die Möglichkeit der Aufnahme einer dritten Person in das Schiff er­

reicht wurde. Aufserdem wurde aber auch die Maschine durch eine neue, von Gramme bezogene Dynamo­

maschine von grölserer Leistungsfähig­

keit ersetzt, m it der man 3600 Um ­ drehungen der Schraube in der Stunde erreichte, was einer Stärke von 8 Pferde­

kräften gleichkommt.

Im Laufe des Jahres 1885 wurden m it dem neuen Ballon drei Auffahrten unternommen, die sich im Einzelnen wie folgt gestalteten.

Die erste Auffahrt erfolgte am 25. August und hatte zunächst den Zweck, den neuen Mechanismus des Ballons zu erproben. Es kam also weniger darauf an, nach dem Aus­

gangspunkte zurückzugelangen; man wartete daher auch nicht m it der A u f­

fahrt bis zu einer Zeit, wo ein schwächerer W ind wehte, der die ab­

solute Lenkbarkeit des Ballons zulassen würde. Die Fahrt wurde auch nur von zwei Personen, den Gebrüdern Renard, ausgeführt. Als der Ballon aufstieg, herrschte ein ziemlich starker Ostwind, dessen Geschwindigkeit 6 x/.2 bis 7 m in der Secunde, also rund 2 3 */2 bis 25 km in der Stunde betrug. Während einer Stunde kämpfte der Ballon gegen den W in d an, indem er in den un­

teren Regionen langsam vorrückte, in der Höhe von 400 m aber anfing, ein wenig zurückzugehen. Nachdem der Ballon verschiedene Manöver zur Zufriedenheit ausgeführt hatte, landete derselbe glücklich in einer Entfernung von etwa 1800 m vom Ausgangs­

punkte bei dem Orte Villacoublay.

Die nächste Auffahrt fand am 22. Sep­

tember statt. An diesem Tage herrschte ein N ord-N ord-O stw ind, dessen Ge­

schwindigkeit 3,5 m in der Secunde, also rund 12,6 km in der Stunde nicht überstieg. Der Ballon war m it drei Personen besetzt, von denen die eine m it der Bedienung des Steuers und der Maschine, die andere m it der Regulirung des Ballastes und der Hand­

habung des Ventils, die dritte m it der Ausführung der Messungen und Beob­

achtungen betraut war. Die Auffahrt erfolgte 4 U hr 25 Min. Nachmittags bei feuchter und nebeliger W itterung.

Die Schraube wurde in Bewegung ge­

setzt und die Richtung auf Paris eingeschlagen. Anfänglich zeigte der Ballon ein A uf- und Niederschwanken, das jedoch bald völlig aufhörte, und nun flog der Ballon, dem W in d entgegen, über das D o rf Meudon hinweg, quer Uber die Eisenbahn hin, und erreichte gegen 5 Uhr die Seine über dem westlichen Ende der Insel Billancourt.

An dieser Stelle wurde die Geschwin­

digkeit des Ballons mit dem Log ge­

messen ; es ergab sich eine solche von genau 6 m in der Secunde. Um 5 U hr 12 M in., also nach einer Fahr­

zeit von 47 Minuten, wurde das W eich­

bild von Paris erreicht. Leider mufste man hier den Rückweg antreten, da das W etter immer feuchter und neb­

liger geworden war und man den gröfsten Fheil des Ballastes bereits geopfert hatte. Die Rückfahrt ging sehr schnell von Statten, da die L u ft- schiffer in dieser Richtung den W in d fü r sich hatten. E lf Minuten genügten, um einen W eg zurückzulegen, der bei der Hinfahrt 47 Minuten in Anspruch genommen hatte. Ueber der A b ­ fahrtsstelle machte der Ballon einige Drehungen und landete dann genau an dem Orte, von welchem er aufge­

stiegen war.

Am nächsten Tage wurde in Gegen­

wart des damaligen Kriegsministers, General Campenon, und des Präsi­

denten des Fortificationscomites, Gene­

ral Bressonnet, die dritte Auffahrt be­

wirkt. Dieselbe nahm im Grofsen und

669 Ganzen den gleichen Verlauf wie die­

jenige des vorangegangenen Tages, nur war der W in d etwas schwächer und die Fahrt eine beschleunigtere. W ie am Tage vorher kehrte der Ballon genau auf die Abfahrtsstelle zurück.

Die vorgenommenen Geschwindig­

keitsmessungen haben das Ergebnifs gehabt, dafs man auf zuverlässiger Grundlage die Formeln feststellen konnte, welche zur Abschätzung des Widerstandes von im Bau der »France«

entsprechenden Ballons, einschliefslich des Netzwerks und der Gondel, in der L u ft dienen. Die gemessenen Widerstände sind weit gröfser, als man

nach den früheren, nur sehr unvoll­

kommenen Versuchen glaubte annehmen zu sollen. W enn es sich beispiels­

weise um einen Ballon von 10 m Durchmesser (3,143 cbm Inhalt) handelt, so würde die bewegende Kraft zur Erzielung einer für die Lenkbarkeit in den meisten Fällen ausreichenden Ge­

schwindigkeit von 10 m in der Secunde 44 Pferdekräfte betragen müssen.

In den Jahren 1884 und 1885 sind m it dem Ballon im Ganzen 7 Fahrten ausgeführt worden; das Ergebnifs der­

selben hinsichtlich der Geschwindigkeit des Ballons ist aus der nachstehenden Zusammenstellung ersichtlich.

T a g d e r A u f f a h r t .

Z a h l der Um­

drehungen der Schraube in der Minute.

Geschwin­

digkeit des

digkeit des

Powiązane dokumenty