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der Kohlenwirtschaft

W dokumencie Glückauf, Jg. 63, No. 18 (Stron 22-40)

b e r g b a u zeigt trotz der Verflauung, die ihn in den ersten M onaten des Jahres 1926 noch beherrschte, im Ergebnis des ganzen Jahres eine Rekordförderung von rd. 145,4 M ill. t, w om it er die G ew in nu n g des letzten Vorkriegsjahres 1913 (in den heutigen Grenzen Deutschlands) um rd. 4,6 M ill. t, d. i. um etwa 3,3 °/o, und diejenige des Vorjahres 1925 um rd. 12,7 M ill. t, d. i. um 9,6°/o, übertroffen hat. Die Besserung setzte erst im Juni 1926 ein, nachdem sich die ersten allgemeinen Ausw irkungen des Ausfalles der britischen Kohle fühlbar machten, und erreichte im D ezem ­ ber m it einer M onatsförderung von rd. 13,8 M ill. t, die den Monatsdurchschnitt von 1913 (Deutschland in seinen jetzigen Grenzen) um rd. 2 M ill. t überschritt, ihren H ö h e ­ punkt. In den ersten beiden M onaten des laufenden Jahres ist allerdings ein fortschreitendes Nachlassen der M onats­

förderung, im Februar auch eine Abnahm e der arbeits­

täglichen G ew in nu n g zu bemerken, in beiden Beziehungen w ird aber das Ergebnis des letzten Vorkriegsjahres immer noch erheblich übertroffen.

Nach der unbedingten H öhe ist an diesem Auftrieb der Stcinkohlenförderung in erster Reihe der R u h r b e z i r k be­

teiligt, obw ohl er in seinem Jahresergebnis von 1926 noch um beinahe 2 M ill. t hinter dem des letzten Vorkriegsjahres zurückbleibt. Einen ähnlichen, verhältnism äßig aber viel groß em Ausfall zeigt noch das sächsische Steinkohlen­

revier. ln der arbeitstäglichen Förderung hat der R uhr­

bezirk seit A ugust 1926 den Tagesdurchschnitt von 1913 zum Teil sehr erheblich übertroffen, im Novem ber mit der H öchstzahl von rd. 430600 t arbeitstäglich um 52000 t.

Diese Leistungssteigerung ist ihm erm öglicht worden einmal durch eine beträchtliche Verm ehrung seiner G ru b e n ­ belegschaft, die er von ihrem Tiefststande im M ai 1926 bis zum Jahresschluß um rd. 43000 Köpfe und dam it über die Jahresdurchschnittszahl von 1913 hinaus um etwa 16000 M ann steigern und bis Ende Februar d . J . noch um weitere rd. 7000 M ann erhöhen konnte, sodann durch ein gewisses, durch die Verhältnisse gebotenes M aß von Überarbeit und schließlich durch eine fühlbare B e s s e r u n g des F ö r d e r ­ a n t e i l s je M ann und Schicht. Im Jahresdurchschnitt über schritt dieser Förderanteil denjenigen des letzten V orkriegs­

jahres, bezogen auf die Gesamtgrubenbelegschaft, um rd.

ISo/o und bezogen lediglich auf die Klasse der H auer um rd. 28,8%. Allerdings zeigen die letzten M onate wieder ein gewisses Schwanken der Leistung. Neben dem aner­

kennenswerten Arbeitswillen der Belegschaft und der auch im Berichtsjahr weiter fortgeschrittenen M echanisierung

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und Konzentrierung der Betriebe ist diese günstige Leistungsbewegung auch auf die V eränderung in der Z u ­ sam m ensetzung der Belegschaft zurückzuführen. In ihr hat der Anteil der Kohlen- und Gesteinshauer sowie der G e ­ dingeschlepper im Durchschnitt des ganzen Reviers seit 1025 ständig zugenom m en, w ährend die Arbeiterschaft übertage, außer den Facharbeitern, eine Abnahm e zeigt.

Durch die B e l e g s c h a f t s v e r m e h r u n g ist die in V erbindung mit den Zechenstillegungen und mit der Be- triebskonzentration der Jahre 1025/26 im Ruhrbergbau ein­

getretene Arbeitslosigkeit in einem erfreulichen Um fange ausgeglichen worden. V oll leistungsfähige H auer sind kaum noch auf dem Arbeitsm arkt zu finden. Von den U nternehm ungen wird sogar ein gewisser M angel an diesen produktiven Arbeitskräften beklagt. Er ist w ohl auf die frühere A bw anderung einer großem A nzahl gerade aus dieser Arbeitsgruppe nach ändern Revieren, besonders in den Aachener Bezirk und nach dem m ächtig aufstrebenden holländischen Kohlenbergbau zurückzufiihren.

Der Z e c h e n s t i l l e g u n g s v o r g a n g , der besonders die südliche M agerkohle erfaßt und die Belegschaft dieses Südgebietes um rd. S4o/0 auf jetzt nur noch rd. 6000 Köpfe vermindert hat, ist im vergangenen Jahre zu einem ge­

wissen Stillstand gekom m en. Soweit diese Zechen nicht, der seinerzeitigen A nregung des sogenannten Stillegungsaus­

schusses folgend, Anschluß an große E lektrizitätsunter­

nehm ungen des Bezirkes, z. B. an die Vereinigten E lek­

trizitätswerke Westfalen, gefunden haben, um dort ihre sonst schwer, absetzbare Feinkohle namentlich für die Kohlenstaubfeuerung nutzbar gem acht zu sehen, oder so­

weit sie nicht sonst groß em Konzernen angehören, fristet der Rest der kleinen Einzelanlagen nur ein recht unsicheres Dasein, fußend auf einer von der Arbeiterschaft zuge­

standenen etwas langem Schichtzeit. Natürlich haben auch sie im vergangenen Jahr von der durch die britischen V er­

hältnisse geschaffenen Sachlage einen gewissen Nutzen ge­

zogen, ja diese K onjunktur hat sogar eine Reihe der kleinen Ruhrzechen wieder zu einem vorübergehenden Leben erweckt.

ln der K o k s h e r s t e l l u n g , deren Jahresergebnis im gesamten deutschen Steinkohlenbergbau gegen 1925 einen R ückgang um etwa 7,5 o/o und gegen das letzte Friedensjahr ein Zurückbleiben um noch rd. 17o/0 zeigt, hat der R u h r­

bezirk seit der zweiten H älfte des Berichtsjahres fühlbare, ständig steigende Fortschritte zu verzeichnen. Seine ‘ Dezem bererzeugung übertrifft den Monatsdurchschnitt des letzten Vorkriegsjahres, und auch in den beiden folgen ;len M onaten bleibt er nur w enig hinter ihm zurück. Dies ist um so bemerkenswerter, als der R uhrbergbau auch noch die gewaltigen V orräte, die sich auf seinen H alden bis zum M ai v. J. in einer H öhe von reichlich 31/2 M ill. t auf­

gehäuft hatten, abzusetzen hatte. Diese Leistung wurde ihm nur m öglich durch den erfreulichen Aufschw ung, den die westdeutsche, m it ihm innig verbundene Eisenindustrie seit Mitte vorigen Jahres verzeichnen kann, und ferner durch die von M onat zu M onat gestiegene Nachfrage, auch des Auslandes, nach Ruhrkoks, auf den im weitern Verlaufe des britischen Ausstandes mehr und mehr zur D eckung des Brennstoffbedarfes zurückgegriffen werden mußte.

Auch die P r e ß s t e i n k o h l e n e r z e u g u n g , die sich im Jahresergebnis des ganzen deutschen Bergbaus nur un­

wesentlich gegenüber dem V orjahr erhöht hat, gegen 1913 aber noch um rd. 17o/o zurückgeblieben ist, zeigte im R u h r­

bezirk im Verlaufe der zweiten Hälfte des Berichtsjahres eine steigende Richtung. Ihre volle Entfaltung wurde durch die H öhe der Pechpreise gehindert, die infolge des A us­

falles des britischen Marktes stark anzogen und dadurch auch eine V erteuerung der Preßkohle notw endig machten, übrigens die einzige wesentliche Preisänderung, die der Ruhrkohlem narkt im Laufe des Berichtsjahres erfahren hat.

Einen ähnlichen frischen Z u g wie für die R uhr hat der englische Ausstand auch in die F örderung aller übrigen deutschen Steinkohlenreviere gebracht. M it Ausnahme von Sachscn haben sic alle die letzte Friedensjahresförderung

überschritten, Westoberschlesien, das nach wie vor den unmittelbarsten Vorteil aus dem Fortfall des polnischen Kohleneinfuhrkontingentes zieht, am meisten (-|- 57“/o) und das Aachener Revier mit etwas mehr als 41 o/o. In W e s t ­ o b e rs c h i c si e n haben sich nam entlich einige Schacht­

anlagen des Privatbesitzes m ächtig entwickelt und die bis dahin an der Spitze marschierenden preußisch-fiskalischen U nternehm ungen, obw ohl auch sie in den letzten Jahren unter A ufw and sehr großer M ittel zeitgemäß eingerichtet worden sind, überflügelt. Er w irkt sich darin eine Folge der schweren S chädigung aus, die gerade der Staatsbesitz vermöge des Verlustes seiner ergiebigsten Steinkohlen­

felder durch die gewaltsame Zerreißung Oberschlesicns er­

litten hat.

Die A a c h e n e r K o h l e hat durch die V erbindung ihres bedeutendsten Vertreters mit der benachbarten luxem ­ burgischen Eisenindustrie und durch ihr Vordringen auf dem süddeutschen M arkt, der namentlich auch durch den zeitweisen Ausfall der für den französischen Bedarf stark in Anspruch genom m enen Saarkohle besonders aufnahm e­

fähig war, einen für die Aufrechterhaltung des Industrie- lebens im Aachener G renzbezirk recht wirksamen Antrieb erhalten. Alle Steinkohlenreviere zeigen auch in bezug auf das monatliche Anwachsen ihrer Förderung und deren H öhe p unk t, auf die Zunahm e ihrer Belegschaft und die Steigerung ihres Förderantcils je M ann und Schicht sowie sein Schwanken in den letzten M onaten ein ähnliches Bild wie der R uhrbezirk; nur Sachsen bleibt, was den F örder­

anteil anbetrifft, wie schon stets in den V orjahren, noch fühlbar zurück: sein Stand unterschreitet im Dezem ber 1926 den Durchschnittssatz des letzten Vorkriegsjahres, bezogen auf die Gesamtgrubenbelegschaft, noch im m er um beinahe 12o/o und bezogen lediglich auf die untertage beschäftigte Arbeiterschaft um mehr als 8 o/o. Eine gewisse Besserung gegen das V orjahr ist allerdings auch bei ihm nicht zu ver­

kennen. Schließlich vollzieht sich auch das Absinken der G ew in nu n g in den beiden ersten M onaten des laufenden Jahres in den ändern Steinkohlenrevieren in Übereinstim ­

m ung mit den einschlägigen Erfahrungen des Ruhrbezirks.

Diese ganze Gleichm äßigkeit beweist daher, wie unm ittel­

bar und fühlbar der gesamte deutsche Steinkohlenbergbau von den W andlungen des die W elt beherrschenden britischen Kohlenm arktes beeinflußt wird.

Anders liegt es bei der deutschen B r a u n k o h l e , die im Berichtsjahr zum ersten Male seit 1921 auch wieder m engenm äßig hinter die deutsche Steinkohle hat zurück­

treten müssen. M it einer Jahresförderung von rd. 139,9 M ill. t bleibt sie um nicht ganz 5i/2 M ill. t hinter der Steinkohle zurück. Das Ergebnis des Berichtsjahres weicht von dem des Vorjahres in R ohbraunkohle fast gar nicht, in Preßkohle mit einem M ehr von nur rd.

700000 t ab. Dieses M ehr setzte im wesentlichen erst in den Herbstmonaten des Jahres 1926, also erheblich später als bei der Steinkohle ein, als sich bei der langen Dauer der britischen Arbeitsstörung die Verhältnisse auf dem W eltm ärkte zuzuspitzen begannen und besonders die N ordländer, aber auch G roßbritannien selbst auf die deut­

schen Preßbraunkohlen zurückgriffen. Die im September in den drei großen Braunkohlenbezirken Ostelbien, M ittel­

deutschland und Rheinland aufgehäuften sehr erheblichen Brikettstapel von zusammen über 1 M ill. t, die, ähnlich wie im M ai, wo diese einen noch groß em U m fan g angenom m en hatten, die Unternehm ungen arg zu lähm en anfingen, fanden in dieser plötzlich auftretenden Bedarfsdeckung eine willkom m ene V erw endung. Eine nennenswerte Verschie­

bung in der G ew innung hat zwischen den drei Revieren in dem Berichtsjahr nicht stattgefunden: M itteldeutschland ist in der R ohkohlengew innung etwas, um rd. 1 M ill. t, zurückgegangen, das Rheinland hat darin rd. 800000 t und in der Preßkohlenherstellung rd. 500000 t gewonnen, w ährend Ostelbien nur auf letzterm Gebiet eine Besserung um rd. 150000 t zu verzeichnen hatte. Die Belegschafts­

zahl ist im Jahresdurchschnitt im R heinland gegen das V orjahr nur w enig verändert, w ährend Ostelbien und

namentlich M itteldeutschland eine ziemliche V erm inderung zeigen, letzteres um reichlich 15o/o. In dieser E ntw icklung w ird ein Teil des Erfolges sichtbar, mit welchem die öst­

lichen Reviere bem üht sind, es ihrem westlichen W e tt­

bewerber, dem durch die bekannten m ächtigen A blagerun­

gen begünstigten Kölner Revier, dessen maschinelle Aus­

rüstung nachgerade einen gewissen Beharrungszustand er­

reicht hat, auf dem Gebiete der mechanisierenden D urch­

bildung des Betriebes gleich zu tun. In den beiden ersten M onaten des laufenden Jahres zeigt auch der Braunkohlen­

bergbau einen gewissen R ückgang der G ew innung.

W ird das Jahresergebnis von 1926 in Stein- und Braun­

kohle zusam m engefaßt und dabei den W ert der letztem im Vergleich zur Steinkohle nach dem bei den O rganen der K ohlenwirtschaft eingebürgerten Verhältnis zu 2/0 einge­

setzt, so erhält man auf Steinkohle um gerechnet eine d e u t s c h e G e s a m t f ö r d e r u n g in Steinkohle von rd.

176i/b M ill. t, d. s. rd. 84'o/o des Ergebnisses von 1913 für Deutschland in seinen dam aligen Grenzen und rd. 161/3 M ill. t mehr, als Deutschland in seinen jetzigen Grenzen (ohne Saar) in demselben Jahre hervorgebracht hat. Daß diese erhöhte G ew in nu n g und daneben auch noch die ge­

waltigen Bestände an Kohlen, Koks und Preßkohle, die sich im April und M ai vorigen Jahres auf den Zechen und den Lagerplätzen der Syndikatshandelsgesellschaften angehäuft hatten, im wesentlichen abgesetzt werden konnten, ver­

dankt der deutsche Kohlenbergbau in erster Reihe dem Einfluß der britischen Arbeitsstörung, dann aber auch dem in der zweiten H älfte des Jahres einsetzenden stärkern Inlandverbrauch. W ähren d der deutsche G esam tjahres­

verbrauch in Stein- und Braunkohle, nach dem schon früher erörterten Verfahren des Reichskommissars für die K ohlen­

verteilung errechnet, im ganzen Berichtsjahr noch um reichlich 5,3 M ill. t gegen denjenigen des V orjahres und gar um I 61/1 M ill. t gegen den von 1913 (Deutschland in seinen jetzigen Grenzen gerechnet) zurückgeblieben ist, hat der deutsche M onatsverbrauch seit O kto ber 1926 den durchschnittlichen M onatsverbrauch sogar des Jahres 1913 überschritten, und zwar in den M onaten Novem ber und Dezember in ganz erheblichem U m fang. Der Steinkohlen­

verbrauch für sich allein ist allerdings auch in diesen Monaten dem durchschnittlichen Stcinkohlenmonatsver- brauch des Jahres 1913 nur gerade nahegekom m en. Diese letzten drei M onate waren es auch, in denen sich bei uns in Deutschland eine gewisse V erknappung besonders an Steinkohle bem erkbar zu machen begann. Z u m Teil m ag diese Erscheinung auf die V ersäum ung einer rechtzeitigen Bevorratung durch den Verbrauch und den H andel, wie sie im vergangenen Som m er trotz E in führu ng von S om ­ merpreisen vielerorts festgestellt werden mußte, und die dann zu überstürzten Angstbeschaffungen Veranlassung gab, zurückzuführen sein. Daneben w irkte sich aber offen­

sichtlich die gewisse allm ähliche Belebung unserer heim i­

schen W irtschaft aus. Sie findet ihren kennzeichnenden Ausdruck in der E ntw icklung der deutschen Roheisen- und Stahlerzeugung. Diese vermehrte Beschäftigung der Eisen- und Stahlindustrie spiegelt sich auch in der E r­

höhung der W erksselbstverbrauchszahlen des R uhrsyndi­

kates deutlich w ider; sie zeigen vom Januar bis Dezember 1926 ein Anwachsen uni rd. 45 0/0, und zw ar setzt auch hier die ausgesprochene Steigerung seit etwa A ugust ein. M it Beginn des laufenden Jahres weicht die Z ahl allerdings etwas zurück. W enn diese Belebung auch zunächst durch den fast gänzlichen Ausfall der englischen Eisen- und Stahl­

erzeugung gefördert sein m ag, so hat sie sich doch all­

m ählich auch auf die deutsche weiterverarbeitende Industrie übertragen und daneben auch andere Teile des deutschen W irtschaftslebens, darunter besonders die Textilindustrie, ergriffen. Sie dauert auch in den ersten M onaten des laufen­

den Jahres noch einigermaßen an. Gerade jetzt wird von steigender Nachfrage auf dem heimischen Eisenm arkt be­

richtet, w ozu w ohl der belebte Schiffsbau und die nahende Bausaison, auf deren Ausnutzung besondere H offnungen gesetzt werden, und die Gerüchte über eine bevorstehende

E rhöhung der Eisenpreise das Ihrige beitragen mögen.

Dieser Belebung der Innenwirtschaft entspricht auch die E ntw icklung der Verteilung des Ruhrsyndikatsabsatzes auf das unbestrittene und das bestrittene Gebiet. W ähren d in den ersten M onaten des englischen Streiks nicht unerheb­

liche M ehrm engen in das letztere, also namentlich in das Ausland zur Versendung kamen, hat sich die Verteilung seit O ktober vorigen Jahres in steigendem M aße zugunsten des unbestrittenen Gebiets gewandelt. Das gleiche gilt für den übrigen deutschen K ohleninnenm arkt. In gewissem U m fang m ögen zu diesem Erfolge auch die im November vorigen Jahres seitens des Reichskonunissars für die Kohlenverteilung verfügten Sonderm aßnahm en, die sich gegen das R uhrsyndikat, sodann aber auch gegen den ungew öhnlichen Auslandsabsatz Westoberschlesiens richte­

ten, beigetragen haben. Jedenfalls kann aber festgestellt werden, daß die Befürchtungen, die zeitweise, besonders in den Herbstm onaten, wegen der Brennstoffversorgung in einzelnen Kreisen des Reiches in m anchm al recht stürm i­

scher Weise laut geworden sind, sich dank des verständ­

nisvollen Eingehens des Bergbaus auf die Bedürfnisse des deutschen Marktes und dank der trotz hoher A nforderun­

gen fast kaum versagenden Verkehrsleistungen der Eisen­

bahn und Schiffahrt im wesentlichen ohne ernstere V er­

legenheiten für die Versorgung haben beheben lassen.

Ferner ist festzuhalten, daß trotz der H oc hk on ju n k tu r in Kohle, die durch die englische Förderpause geschaffen war, die deutschen Syndikate im Gegensatz zu ändern K ohlen­

ländern im wesentlichen den bisherigen Preisstand gewahrt und dadurch der deutschen W irtschaft bei ihrem W e tt­

bewerb m it dem Ausland einen wesentlichen Dienst ge­

leistet haben.

Dieselbe Preispolitik hat der deutsche Kohlenbergbau grundsätzlich auch bei seinen Auslandslieferungen befolgt und gewiß nicht zum wenigsten deswegen große Erfolge, sowohl was die M engen als auch die Dauer dieses A b ­ satzes angeht, erreicht. An der Ausfuhr waren schließlich alle Kohlenreviere beteiligt. Selbst die bayerische Pechkohle hat, wie das M ünchener S yndikat im September als E r­

eignis meldete, ihren W e g nach Übersee gefunden. So hat der deutsche Auslandsabsatz, dem dabei die großen deut­

schen Lagermengen zu Beginn der britischen Arbeits­

störung und die verstärkte Erzeugung wirksam zu Hilfe kamen, im Berichtsjahr in der Tat einen ungeahnten U m ­ fang angenom m en. D afür liefern die vorläufig ermittelten Mengen- und W ertzahlen des freien deutschen K ohlen­

außenhandels einen beredten Beweis. Einer Ausfuhr von Steinkohle, Koks und Preßkohle (letztere in Steinkohle u m ­ gerechnet) von beinahe 421/2 M ill. t Steinkohle im W erte von rd. 8911/2 M ill. M steht eine E infuh r von rd. 31/2 M ill. t Steinkohle im W erte von rd. 84 M ill. fl/ll gegenüber. Die H auptm engen dieser Ausfuhr sind nach H olland, Belgien, Italien und besonders nach Frankreich gegangen. Dieser Verkehr nach den W estländern hat auch zu dem H öchst­

umschlag, den die Duisburg-Ruhrorter Häfen im Jahre 1926 mit einer Jahresleistung von rd. 27,4 M ill. t gegenüber dem bisherigen H öchstsatz von 26,8 M ill. t im Jahre 1913 zeigten, und zu ähnlich angespannten Verkehrserscheinun­

gen im Hafen Rotterdam geführt. Die starken M ehr­

mengen nach Frankreich erklären sich besonders dadurch, daß diesem Lande gegenüber die Reparationslieferungen unter dem Einfluß des sogenannten Kölner Abkom m ens, das ¡111 Oktober vorigen Jahres das Ruhrsyndikat m it der französischen Verteilungsstelle »Office des Houillères sini­

strées« zur Schlichtung verschiedener Streitfragen u n d zur A nbahnung eines normalen Ausfuhrgeschäftes geschlossen hat, mehr und mehr in den H intergrund treten. Ebenso hat Belgien bereits seit längerer Zeit auf diese Lieferun­

gen verzichtet. Von der freien deutschen Ausfuhr sind nach G roßbritannien nur verschwindende Teile, im ganzen etwa 1,7 M ill. t gegangen. Die im m er wiederkehrenden gegen­

teiligen Behauptungen in der englischen Presse beruhen auf Irrtum . O ffenbar werden die großen M engen polnischer Kohle, die, weil die polnischen Eisenbahnen und die H äfen

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D anzig und G dingen die Massentransporte nicht bew ältigen konnten, auf deutschen Linien und durch die deutschen H äfen Stettin und H am bu rg , übrigens zeitweise unter fü h l­

barer Beeinträchtigung des heimischen Verkehrs, befördert worden sind, sowie weiterhin auch holländische und tschechoslowakische Ausfuhren fälschlicherweise den deut­

schen Lieferungen zugerechnet. Nacli obigen Zahlen stellt sich also im vergangenen Jahr ein deutscher A usfuhrüber­

schuß von reichlich 800 M ill. M l heraus, der denjenigen des Vorjahres um ein Mehrfaches und auch den des letzten Vorkriegsjahres beinahe um 100o/o, jedenfalls weit über das M aß der Steigerung des allgemeinen Preisniveaus hinaus, übertrifft. Er hat dam it einen der wichtigsten Aktivposten unserer ja leider wieder mit einem, wenn auch nur kleinen Einfuhrüberschuß im reinen W arenverkehr abschließenden H andelsbilanz gebildet. W erden zu den M engen, die im freien Verkehr nach dem Auslande gegangen sind, noch als unechte Ausfuhr, für die leider keine fremden Devisen in unser Land einströmen, die Reparationslieferungen des Jahres 1926 in H öhe von rd. 14 M ill. t Steinkohlenwert hinzugerechnet, so ergibt sich eine Sum m e von rd. 56 M ill. t Steinkohle, die Deutschland im verflossenen Jahr an das Ausland abgegeben hat. Das ist beinahe ein Drittel der uns unter Einrechnung der vorhandenen Vorräte im Berichts­

jahr zur V erfügung stehenden K ohlenm engen, ein V erhält­

nis, das nur durch die Auslandslieferungen Hollands über­

troffen und von der polnischen Kohle annähernd erreicht worden ist.

Nicht nur diese Länder, sondern auch alle übrigen K ohlenbergbau treibenden europäischen Staaten und von den überseeischen nam entlich die Vereinigten Staaten N o rd ­ amerikas haben durch den Ausfall der englischen F örde­

rung ebenfalls einen m ächtigen Auftrieb in ihrer K ohlen­

wirtschaft erfahren. Die Steinkohlenförderung der W elt hat sich freilich, soweit sich dies bisher übersehen läßt, nicht wesentlich gegen diejenige des Vorjahres verändert. Bei einer Gesam tm enge von etwa 1188 M ill. metr. t übertrifft sie die des Vorjahres nur um rd. 2 M ill. metr. t und bleibt im m er noch mit rd. 28 M ill. metr. t hinter der des letzten Friedensjahres zurück. Es haben also die Anstrengungen aller übrigen Länder der W elt den Ausfall der Kohle E n g ­ lands im Berichtsjahr, der mit etwa 125—130 M ill. metr. t

wirtschaft erfahren. Die Steinkohlenförderung der W elt hat sich freilich, soweit sich dies bisher übersehen läßt, nicht wesentlich gegen diejenige des Vorjahres verändert. Bei einer Gesam tm enge von etwa 1188 M ill. metr. t übertrifft sie die des Vorjahres nur um rd. 2 M ill. metr. t und bleibt im m er noch mit rd. 28 M ill. metr. t hinter der des letzten Friedensjahres zurück. Es haben also die Anstrengungen aller übrigen Länder der W elt den Ausfall der Kohle E n g ­ lands im Berichtsjahr, der mit etwa 125—130 M ill. metr. t

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