Dr. FRANZ BARON NOPCSA
I. Das Bergland von Jubani und Nansati
3. Das Mesozoicnm des Jubani
D ie Erosion b e w irkt es, dass man unter dem Eocän des Jubani an verschiedenen Stellen verschieden alte mesozoische K alke a n trifft. B ei Renci lie g t das Eocän auf norischem, bei Rogami auf rhätischem K alkstein, nördlich von Lisna grenzt das Eocän an Lias, südlich Lisna sind unter dem Eocän sogar Spuren möglicherweise m itteljurassischer R adiolarite be
merkbar. Das höchste deutlich erkennbare mesozoische Niveau des Jubani is t der Lias, der schon 1911 eingehend beschrieben wurde. U n te r einem 3 m mächtigen rosenroten, plattig e n bis massigen K a lk m it roten H orn
steinfladen fo lg t Jaspisschiefer, darunter eine ca. 5 m mächtige Kalkbank, noch tie fe r ein gelblich-rosenroter, verschiedene Am m oniten führender liassischer M ergel, der gegen unten seine rosenrote Farbe v e rlie rt und in einen grauen, massigen, klingenden, Orthoceren und spärliche Ammoniten führenden K alkstein übergeht, w elcher seinerseits wieder das Hangende eines hellen, massigen, große Megalodonten enthaltenden K alk bildet. Die Am m oniten umfassen, soweit sich dies nach einem unglücklichen, eine V er
tauschung von E tiquetten bewirkenden Zw ischenfall noch feststellen ließ, nach einer Bestimmung von Fkl. Saxl1Lytoceras, fimbriatum Sow.; H a r
poceras Bertrandi, Kilian; Bhylloceras cf. heterophyllum ; Phylloceras Nilsoni Hèbeet; Harpoceras crassifalcatum Kilian; Harpoceras com- planatus Beug. ; Hildoceras bifrons Beug. : Hildoceras Commensis von Hornsteinfladen enthält und die Kalkserie des Jubani gegen unten ab
schließt. M öglicherweise haben w ir’ in diesem p la ttig kn o llig e n Kalke kamische Ablagerungen vor uns.
Da alle kalkigen Triasniveaus regelmäßig untereinander folgen, im Großen und Ganzen nach NO fallen und auch m orphologisch eine gegen
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dementsprechend sind die tieferen Triasbildungen am Cjütezaberge im Süd
osten sichtbar. M it der Kalkserie is t die Trias des Jubani noch keineswegs und gelbem Chalcedon durchsetzte Schieferzone zutage. Gegen unten w ird diese ganze Serie durch eine kleine Verw erfung abgeschnitten, jenseits welcher sich die ganze Sehichtfolge, vom norischen K alke angefangen, in gleicher Reihenfolge wiederholt. M erkwürdigerweise tr ifft man bei dem zweiten A ufbruche von Eruptivgesteinen außer ophiolitisehem M aterial auch etwas serpentinisierten P erid o tit und ein kleiner Wasserriss (in 240 m Meereshöhe) erm öglicht es, einen guten E in b lick in das Liegende des zweiten Eruptivaufbruches zu gewinnen. U nm ittelbar unter den oph io li- tischen Gesteinen tr ifft man ein hartes braunes, massiges K ontaktprodukt von geringer M ächtigkeit, das petrographisch bisher noch n ich t untersucht w urde; darunter lie g t grüne Jaspislagen aufweisender Schiefer, noch tie fe r fo lg t harter brauner, Manganknauern1 enthaltender Schiefer, dann m it obigem durch Übergänge verbunden, typischer graulich-grünlicher, weicher, toniger Flysch, der K a lk - und Sandsteinbrocken umschließt. E tw a 80 m unter der Zone m it Manganknauern lassen sich in dem typischen grauen Flysch Kalkkonglom erate und Kalksandsteinbänke konstatieren. W ie ersichtlich, is t zwischen der unter dem Kalke folgenden, durch ihre E ru p tiva erkenn
baren m ittleren Trias und dem noch tie fe r liegenden jüngeren Flyschniveau keine scharfe Abgrenzung m öglich, auf die W ic h tig k e it dieser Tatsache soll aber erst im Folgenden zurückgegriffen werden.
K om plizierter als bei der Jubani-K irche scheint ein P ro fil des Jubani- berges bei Ganjola zu sein, aber schon ein kursorisches Begehen belehrt uns, dass auch hier dieselbe Schichtfolge vo rlie g t und die scheinbare K om pliziertheit nur durch einige Staffelhrüche bedingt w ird.
Eine dem P ro fil der Jubani-K irche ähnliche Schichtfolge sieht man beim Abstiege von Cjüteza gegen die K irche von G urizi, wo unter dem obertriadischen K alke eine eisenreiche Jaspisschieferzone, dann E ru p tiv gestein, darunter roter, noch tie fe r weißer R adiolarit, darunter weicher Schiefer und zu unterst flyschartiger Schiefer zum Vorschein kommt. Daran,
1 Die Analyse erfolgte im chem. Laboratorium der k. k. geol. R. Anstalt in W ien, wesshalb ich die Gelegenheit ergreife dem Herrn D irektor dieser Anstalt sowie dem Vorstande des Chem. Laboratoriums neuerdings zu danken.
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dass sich hier unter dem E ruptivniveau ein R adiolarit einfindet, der am Jubaniprofil gefehlt hat, erkennt mau, dass am letztgenannten P rofile einige Sehichtkomplexe ausgequetscht wurden, wesshalb dann die Schicht
folge den eben erst betonten scheinbaren Übergang von der Trias in das Eocän vortäuscht.
Was das Schichtstreichen im Triasgebiete des Jubani anbelangt, so wurde im Lias bei Lisna 50° NO, im Rhät hei Eldodi 30° NNO , im N orikum des Jubanikammes 42° NO Fallen gemessen und auch an den m itteltriadischen Schiefern oberhalb des Dorfes Jubani lässt sich ein SSO— N N W Streichen und OSO Fallen konstatieren. Das einzige Gebiet, wo ein ganz anderes Streichen gemessen werden konnte, war das Gebiet zwischen Renci, Cjüteza und G urizi, denn h ie r schwenken sowohl die obertriadischen K alke als auch die m itteltriadischen Schiefer (wie auf Tafel II. sichtbar) gegen W S W und fallen nach N W . Sie nehmen also jene R ichtung ein, die w ir an dem, wie w ir sehen werden, ihnen äquivalenten Schichten des Tarabosendes bei S kutari konstatie
ren können.
Das Zusammenvorkommen von O pliioliten und serpentinisiertem P e rid o tit hat bisher nur ein einziges Analogon, näm lich das von Cesme M azarekut im Gebiete des Cukali und auch die Haematitausscheidung und die g re ll- gefärbten Chalcedonablagerungen sind bei Cesme M azarekut und oberhalb der Jubani-K irche vollkom m en die gleichen. Ziehen w ir zu allen diesen sischen unter dem E ruptivniveau gelegenen R adiolariten, südlich von Cjüteza das Vorkommen dieser Bildungen, aber das Fehlen der noch tieferen fü r die C ukali-Trias charakteristischen anisischen Kalke festzustellen haben, da ferner die Eruptivgesteine des Dorfes Jubani, trotzdem sie auf
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Flysch liegen, so wie die E ruptivgesteine bei Nerfusa im C ukali zahlreiche Kalkbrocken umschließen, die nur aus dem anisischen K alkniveau stammen können, endlich der Uebergang von der Trias in das Eocän beim D orfe Jubani nu r auf tektonische Weise erklärbar ist, so n ö tig t uns dies alles zu der Annahme, daß w ir im geologischen Jubani ein Stück des Falten
gebirges vom C ukali vor uns haben, das n ich t in Falten gelegt, sondern als Schuppe auf ein Flyschgebiet geschoben wurde, wobei im ten an der Schubfläche zuweilen manches tiefere Triasniveau ausblieb. Das A uflagern der mesozoischen Kalbe a u f die tieferen Schiefer läß t sich an einer bei Yau Denjs aufgenommenen Photographe gut erkennen. (Taf. II. Abb. 2.)
Fig. 1. Untere (U t) und obere ( o tj Trias des Jubani bei Yau Denjs.
Am einfachsten lassen sich die tektonischen Verhältnisse des Jubani durch ein von der Maja Mardzels über die Jubani-Spitze zur Jubani- K irche gezogene P ro fil1 (F ig u r 2.) darstellen. Im äußersten NO zeigt sich der Serpentin von M erdita und seine Trias, dann das Eocän, die Ober
und M itte ltria s des Cukali und unter diesen jene Flyschschiefer, die die Basis des Ganzen bilden und deren eocänes A lte r aus dem zweitfolgenden Abschnitte gegenwärtiger Abhandlung hervorgeht.
1 A u f der Karte durch die Linie A — B angezeigt.
1 4 6 D K . F R A N Z B A R O N N O P C S A ( 1 6 ) Nansati nach Tertue studieren. Die bischöfliche Residenz von Nansati steht auf dem von weißen Kalkspatadern durchsetzten und m it H ieroglyphen verzierten gequetschten Flysch, dessen eigentüm licher H abitus, wie w ir sehen werden, durch tektonische Vorgänge bedingt w ird und bei dem ein
kennen w ir unschwer denselben Grundzug. Der Unterschied zwischen beiden besteht darin, dass sich am Jubani zwischen den Triaskalk und den Serpentin noch Eocän oder m ittle re Trias einschiebt, am N ansati- berge jedoch der Serpentin bis an den T riaskalk heranrückt, aber dieser Unterschied is t durch ein V ordringen der M erdita-Ueberschiebung gegen W esten leicht e rklä rlich .
Südlich von N ansati macht das Ausbleiben der an die M erdita- Überschiebung grenzenden S chichtglieder einen noch weiteren F o rtsch ritt, denn da g ib t es Stellen, wo auch der ganze Triaskalk verschwindet. E in P ro fil über die Kresta zeigt an einer solchen Stelle von unten nach oben:
ONO fallenden Flysch, Triasschiefer m it E ruptivgestein und gleich darauf Serpentin. W ir sehen also, wie die Cukali-Serie auf einen schmäleren Streifen reduziert w ird.
E rs t in der Gegend von Trosani läß t sich der bei Nansati aussetzende