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Das Posener Flußsystem entspricht n atürlich im wesent­

lichen dem uns bereits bekannten Talsystem und muß sich wie dieses in seinen H auptlinie n nach den Grundzügen im Aufbau des Posener Landes richten; gemäß der R ichtung und dem Ge­

fälle der großen Mittelposener Mulde von Osten nach Westen werden auch die Hauptflüsse wie die H aupttäle r Posens von Osten nach Westen ziehen müssen. Diese R ichtung herrscht in der T a t bei W arthe und Netze vor. Senkrecht zu den H aupt­

flüssen erstreckt sich im wesentlichen der Verlauf ihrer Neben­

flüsse, also von Norden nach Süden oder umgekehrt, indem sie entweder von der Nord- oder Südposener Randschwelle oder von den im Bereich der Mittelposener Mulde gelegenen Hoch­

flächen den Hauptflüssen zustreben.

N ur die Bartsch fü g t sich dem oben geschilderten System unserer beiden Hauptflüsse m it ihren Nebenflüssen n icht ein;

sie verfolgt im Bereich der Südposener Randschwelle die R ich­

tung der Hauptflü,-;se Warthe und Netze von Osten nach Westen und b ildet infolgedessen ein gesondertes Flußsystem, wenn es auch nur klein und unbedeutend ist.

Vergleichen w ir den Verlauf der Hauptflüsse m it dem Ver­

lauf der Posener Urstrom täler, so sehen w ir, daß sich beide nicht ganz decken. Denn nach dem Verlauf unserer vier U rstrom ­ täler müßten w ir auch vier Hauptflüsse erwarten: zwei große, die aus dem Weicheigebiet herkommen und in dem Warschau—

Berliner resp. dem T horn—Eberswalder Urstromtale dire kt der Oder Zuströmen, und die w ir Urwarthe und Netze nennen könnten; daneben^zwei kleinere, die erst auf dem Boden unseres Landes entspringen und im Glogau—B aruther sowie Rogasen—

W ronker Urstromtale ebenfalls der Oder zufließen, nämlich die Bartsch und die Urwelna. Tatsächlich folgen Bartsch und untere Netze noch heute getreulich den Urstrom tälern, in denen sie entspringen, resp. in die sie eintreten; aber die W arthe brich t

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aus dem Warschau—Berliner H a u p tta l aus und ström t dann im Rogasen—W ronker U rstrom tal nach Westen w eiter; sie über­

läß t ih r d ire k t zur Oder führendes T al der m ittleren Obra und eignet sich das unterste W elnatal an. S ta tt der vier H a u p t­

flüsse erhalten w ir so nur drei, von denen sich dazu noch zwei, W arthe und Netze, kurz vor ih re r Mündung in die Oder ver­

einigen. Die E rklärung fü r diese merkwürdige Erscheinung is t bereits gegeben worden, als die Entstehung unserer Längs- und

Quertäler behandelt wurde.

Verkehrsgeographisch werden w ir in der allm ählichen An­

näherung und der schließlichen Vereinigung unserer beiden be­

deutendsten Flüsse, die zugleich unsere einzigen bedeutenden Wasserstraßen darstellen, einen Vorzug erblicken, besonders w eil die W arthe dadurch einen w eit längeren Weg durch unsere Provinz beschreibt und d a m it viel größeren Gebietsteilen den Vorzug einer leistungsfähigen Wasserstraße bietet; denn die Welna allein würde dem U nterlauf der W arthe viel zu wenig Wasser zuführen, um dem Verkehr dienen zu können, sie würde n ich t viel mehr als eine zweite Bartsch bedeuten.

- Posen besitzt keinen Strom, welcher das Land hydrogra­

phisch so zusammenfassend beherrscht wie etwa der Rhein die Rheinprovinz, die Eibe Sachsen, die Oder Schlesien oder die Weichsel Westpreußen. Äußerlich scheint zw'ar die E inheit gewahrt; denn bis auf den kleinräumigen Zipfel, den die Weichsel m it der Brahe im äußersten Noidosten entwässert, gehen alle Posener Gewässer der Oder zu; aber die Oder flie ß t außerhalb des Posener Landes, sie berührt nirgends die Posener Grenze und kann darum auch n ic h t fü r Posen als einigender F aktor gelten.

Nun könnte man vielleicht der W arthe diese Rolle zuweisen, da sie ja tatsächlich fast 9/ 10 des Posener Landes entwässert, ein Umstand, der Dalchow *) veranlaßt hat, Posen als „W a rth e ­ la n d “ schlechthin zu bezeichnen, wobei er dann unter dem W arthe­

land zugleich auch den N etzedistrikt als sein natürliches Zu­

behör m itverstanden wissen wollte. Aber diese Ansicht is t sehr anfechtbar, w eil man das Verhältnis zwischen W arthe und Netze n ic h t ohne weiteres unter dem Gesichtspunkte des H aupt- und Nebenflusses ansehen darf, vielmehr stehen beide Flüsse mehr koordiniert nebeneinander. Etw a wie Rhein und Maas sich dicht vor ihrer gemeinsamen Mündung vereinigen, sehen w ir auch bei W arthe und Netze die Vereinigung kurz vor ihrer gemein­

samen Mündung in die Oder, und wie man sich scheut, die Maas

x) Dalchow, Städte des Warthelandes. Dissert. Leipzig 1910.

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einen Nebenfluß des Rheins zu nennen, muß man auch bei dei Netze Bedenken tragen, sie ohne weiteres als Nebenfluß der W arthe zu bezeichnen.

Wie wenig man in früheren Zeiten die Netze der Warthe unteroi dnete, erhellt daraus, daß man früher die Netze als den H auptfluß und die W arthe als den Nebenfluß betrachtetea), aus demselben Grunde wie man heute den stärkeren In n doch als Nebenfluß der schwächeren Donau ansieht, w eil sich der In n bei der Einm ündung der R ichtung der Donau fü g t, genau so wie die stärkere W arthe beim Zusammenfluß m it der schwächeren Netze sich deren R ichtung anbequemt und recht­

w in klig aus ihrem bisherigen La u f umbiegt.

Sodann is t der Unterschied in der Wassermasse, die beide Flüsse führen, n ich t so groß, wie man vielleicht vermuten möchte;

das Einzugsgebiet der W arthe überragt zwar das der Netze um mehr als das Doppelte (36 500 qkm gegenüber 17 200 qkm), aber von dem Wasser des vereinigten Mündungsstücks beider Flüsse stammen im M itte l 58 % von der Warthe, 42 % von der N etze2 3) ; die Netze fü h rt am Zusammenfluß m it der W arthe bei Niedrigwasser 54 cbm in der Sekunde, die W arthe 75 cbm, also n ich t gerade sehr viel mehr. Bei m ittlerem Hochwasser aber h a t die W arthe über doppelt soviel Wasser als die Netze, nur bei größtem Hochwasser etwa 6 bis 8 m al soviel; das t r i t t aber äußerst selten ein.

Endlich is t die Netzetalstraße als V e rm ittle rin des Oder—

’ Weichselhandels die Hauptverkehrsstraße, an welche sich die Sackgasse der Warthestraße nur als Zubringer anschließt, so daß hier das Verhältnis von H aupt- und Nebenfluß geradezu umgekehrt auf t r it t , wiederum die Netze als H aupt- und die W arthe mehr als Nebenfluß erscheint.

Auch die noch heute lebendige Bezeichnung „N e tz e d is trik t“

oder „Netzegau“ , die etwa dem Gebiet des Regierungsbezirkes Bromberg entspricht und 1% Jahrhunderte a lt ist, deutet darauf hin, daß man diesem Gebiete und seinem H auptfluß eine gewisse Selbständigkeit gegenüber dem von der W arthe1 ent­

wässerten Gelände zuerteilt.

Aus diesen Gründen w ird man zwar die Bezeichnung W arthe­

land etwa fü r den Bereich des Regierungsbezirkes Posen als angemessen betrachten dürfen, aber n ic h t fü r das ganze Posener Land als geographisch berechtigt halten können; denn man ver­

steht doch auch unter dem Havellande durchaus n ich t zugleich

a*

2)

Oderstrom Bd. II, S. 293.

3) Oderstrom I I I , S. 814.

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das Gebiet der Spree m it, obwohl die Spree w eit stärker der Havel subordiniert ist, als die Netze der Warthe.

W enn w ir danach in Posen s ta tt eines beherrschenden Flusses zwei ungefähr gleichwertige Flußstraßen finden, so leidet zwar darunter die E inheitlichke it, aber das Land w ird im ganzen durch zwei solche Naturstraßen besser aufgeschlossen als durch eine einzige, und w ir dürften in diesem Dualismus eher einen V o rte il 'als einen N achteil erblicken, wenn man n ic h t wieder zweifeln könnte, ob n ich t eine große und daher leistungsfähigere Wasserstraße zwei kleineren, weniger leistungsfähigen vorzu­

ziehen wäre. Bei der scharfen Konkurrenz, welche heute die Eisenbahnen gerade den schwächeren Wasserstraßen bereiten, w ird man wohl eher der Ansicht zuneigen müssen, daß der V o r­

te il der größeren Aufgeschlossenheit durch zwei Wasserstraßen von dem N achteil ihrer entsprechend geringeren Leistungs­

fähigkeit überwogen w ird .

Da es den norddeutschen Strömen Elbe, Oder und Weichsel gelungen ist, aus ih re r früheren H auptlichtu ng von Osten nach Westen in die neue, im wesentlichen nach Norden führende Richtung durchzubrechen, is t die frühere H auptrichtung zu dem W ert einer Nebenrichtung herabgesunken, und die in den ostwestlichen U rstrom tälern heute einherziehenden Flüsse sind demnach von dem ehemaligen Range von Strömen zu dem Range von Nebenflüssen herabgesunken; das g ilt fü r alle großen ost­

westlichen Zuflüsse sowohl der Weichsel m it Bug und Narew, wie der Oder m it W arthe und Netze, wie der Elbe m it Havel und Spree4). Da die Nebenflüsse nur in d ire k t m it dem Meere in Verbindung stehen, is t da m it zugleich ih r W e rt als Wasser­

straße charakterisiert: es sind Nebenstraßen, nur Zubringer fü r die Hauptstraßen der Ströme, und das g ilt n a tü rlich auch fü r unsere W arthe und Netze im Vergleich zur Oder.

Andererseits aber werden die ostwestlichen Nebenstraßen wieder hochwichtig fü r die Verbindung der großen Strom ­ systeme von Eibe, Oder, Weichsel und Memel untereinander, wobri- zwar der Kanalbau ergänzend hinzutreten muß, aber in den obmbaschriebonen U rstrom tälern höchst bequeme, von der N a tu r vorgezeichnete Verbindungssenken vorfindet. Am intensivsten is t die V eibindungtm ög.ichkrit zwischen Elbe und Oder ausgebaut, wo sowohl die H avel wie die Spree m it der Oder

4)

Die Anlage dieser Ströme m it ihren großen aus dem Osten kom­

menden Zuflüssen ist natürlich durch die oben eingehend besprochene Entstehung der Urstrom täler zu erklären, in denen früher die H aupt­

ströme selbst, nach deren Durchbruch zur Ostsee aber nur ihre Neben­

flüsse fließen.

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durch Kanäle verbunden ist. Weniger intensiv is t die Verbin­

dung zwischen Oder und Weichsel ausgebaut: nur die Netze is t m it der Weichsel durch den Bromberger K anal verbunden, die W arthe leider nicht, obwohl es auch hei ih r über die Senke von N er und Bzura unschwer möglich wäre.

Das beste Zeugnis dafür, wie w ich tig auch die Lage an den ostwestlichen Nebenstraßen hei gut ausgebauter Kanalverbin­

dung werden kann, bietet B erlin m it seinen großartigen Was Ser­

ver bi ndungen nach allen Seiten und seinem mächtigen Hafen­

verkehr. Posen scheint in dieser Beziehung ähnlich gestellt zu sein, und doch is t sein Hafenverkehr verglichen m it dem Ber­

lin e r lächerlich k l in. Das l i 'g t einmal daran, daß der W arthe eine direkte Verbindung m it der Weichsel fehlt, und dann vor allem daran, daß sich unsere beiden Hauptwasserstraßen n ich t wie Havel und Spree bei B erlin m itte n in der Provinz vereinigen, sondern erst jenseits der Posener Grenze. W arthe und Netze zielen auf B e rlin als ihren Treffpunkt, unsere Provinz durch­

ziehen sie getrennt voneinander. So e rklä rt es sich, daß die beiden Posener Wasserstraßen in der T a t nur den W ert von Nebenstraßen haben, und zwar die W arthe mehr als die Netze, w eil die Netze im m erhin die Verbindung zwischen Weichsel und Oder darstellt und infolgedessen Trägerin eines Durch- gangshand.els w ird, während die Warthestraße nur Sack­

gasse und Zubringer der Netzestraße von fast rein lokaler Bedeutung ist.

In früheren Zeiten u n i heute wieder is t die R ichtung der W arthe und Netze nach Westen zur Oder ein Moment, welches die Verkehrsbedeutung beider Flüsse herabm indert; denn diese A b ­ fluß -ichtung steht im Gegensatz zu der politischen Zugehö’ig ke it des Posener Landes nach Osten zu Polen. Daher is t auch der Handel auf W arthe und Netze in polnischer Zeit im m er äußerst geringfügig gewesen.5) E rst seit dem Anschluß Posens an Preußen nach Westen standen die wirtschaftlichen und politischen Be­

ziehungen des Landes m it der A bflußrichtung und Zugehörig­

k e it seiner Hauptflüsse in Übereinstimmung, und erst seit dieser -Zeit kann von einem bemerkenswerten W arthe- und Netze­

handel die Rede sein, besonders da erst in preußischer Zeit eine planmäßige Regulierung der Flüsse erfolgte.6)

5) E. Schmidt, Zur Geschichte des W artheverkehrs usw. Hist.

, M onatsblätter, Posen 1900.

6) Seibt, Die W artheschiffahrt. Schriften des Vereins fü r Sozial­

p o litik , Bd. 1, Leipzig 1903, und Böhme, Zur Entw icklung der Binnen­

schiffahrt in der Provinz Posen. Tübinger Staatswissenschaftliche A b­

handlungen, S tu ttg a rt 1911.

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Außer W arthe und Netze und dem untersten Stückchen des Drage- und Brahelaufes kom m t kein Posener Fluß gegen­

w ärtig fü r den Verkehr in Betracht, dazu sind die übrigen Flüsse zu k le in und zu wasserarm. Aber die N a tu r h a t in der Anlage der Längs- und Quertäler die M öglichkeit geboten, durch K ana­

lisierung von Teilen kleinerer Flüsse die großen untereinander in engere Beziehungen zu setzen.

F ü r einen Wasserverkehr von Orten innerhalb der Provinz untereinander liegen die Verhältnisse ungünstig; denn es fehlt vor allem in der Provinz eine Verbindung der W arthe- und Netze­

straße untereinander. Da die obere Netze bis zum Goplosee schiffbar gemacht ist, könnte man diese Veibindung am ein­

fachsten in der R ichtung des Goplo nach Süden über die S nke des Slessiner Sees zur W arthe bei K o n in suchen, ein Plan, dessen Ausführung schon in südpreußischer Zeit ernsthaft erwogen wurde7) und der auch die Sackgasse der W arthe wie die der oberen Netze m it einem Schlage zu Durchgangsstraßen, wenn auch zu­

nächst nur von lokaler Bedeutung, machen würde. Man hat auch an eine Verbindung der W arthe m it der Netze von Obornik über die untere Welna und den Margoniner See gedacht, oder von der W arthe bei W arthelager über Schocken und Z nin zur Netze 8) u. a.m . Doch wären dann meist n ic h t unerhebliche Höhen zu überwunden, wodurch die Anlage sich fü r d.en zu er­

wartenden Nutzen wohl etwas teuer stellen d u f t e .

W ich tig w ürde ferner ein Verkehrskanal durch das Obra- bruch von d r W arthe zur Oder sein der wiederum nur einer natürlichen S nke zwischen b id .cn Flüs sen zu folgen brauchte.

Dadurch könnte vor allem eine w eit kürzere Wasserverbindung zwischen dem schl sischnr Industrie- und Kohlenrevier an der oberen Oder und d m M itte lp u n k t unserer Provinz geschaffen werden; ein solcher Wasserweg würde die Konkurrenz der Eisen­

bahnen, erheb'ich leichter ertragen als der gegenwärtig sehr lange Umweg .über die Mündung der W arthe bei K ü s trin . Als Zub inger dieses. Ob; akanals ließe sich die- groß) Bentschener und Betscher Seenkette an der Unteren Obra ausbauen und vielleicht bis zur untersten W arthe durchführen.

Noch stärker verkürzt würde der Wasserweg zwischen Oder und Posener W arthe durch einen Kanal, der von Koben an der Oder über Guhrau, Lissa und Moschin die W arthe er­

reichte, bei dessen Bau größtenteils Senken benutzt werden könnten. Vorausgesetzt, daß dann auch der oben erwähnte

’•) Oderstrom I I , S. 174.

0 Vgl. Freystedt, Oder-Warthe-Netzekanal. Posen, Ostdeutsche Druckerei 1917.

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K anal von der .Warthe über Schocken und Z nin zum Bromberger Kanal geführt würd.e, so ergäbe sich fü r unser Land eine m it der W arthe sich schneidend.e Od.er-—W arthe—Netze—Weichselstraße, welche fü r die Verbindung der Häfen Danzig und Königsberg m it dem oberschlesischen Kohlengebiet von gTÖßber Bedeutung werden könnte und. n atürlich auch dem Posener Lande sehr zu­

statten käme,

Eine andere hochwichtige Ausnutzungsmöglichkeit der Flüsse liegt neben dem Verkehr in der K r a f t g e w i n n u n g aus dem strömenden Wasser. D a rin is t unser Land von der N a tu r recht stiefm ütterlich behandelt worden, wie die eingehen­

den Untersuchungen von H o lz 9) gezeigt haben.

Westpreußen und Pommern können 54 000 resp. 50 000 Pferdekräfte aus ihren Flüssen liefern, Posen höchstens 29 000, also n ic h t viel mehr als die H älfte. Das erklärt sich in allererster Linie aus den geringeren Höhendifferenzen unserer Heimat, deren tiefstgelegene Stellen sich im m er noch gegen 30 m über dem Meeresspiegel e rh 'b m , während Pommern und West- preuß m in breiter F ro n t d ire k t an die. tiefste Erosionsbasis, das Meer, stoßen. Dazu erstrecken sich Pommern und Westpreußen großenteils über das Geländ.e des Baltischen Landrückens, während Posen größtenteils der ostdeutschen Ti flandsrnulde zwischen den Landrücken angehört. Das Gefälle der Posener Flüsse muß dementsprechend geringer sein und ebenso auch ihre K raftleistung .

Die beiden großen Flüsse W arthe und Netze haben nur ein Gefälle von 17 resp. 20 cm auf 1 km . Die größeren Nebenflüsse, wie Prosna, Welna, obere und m ittlere Ob a, Drage, Küddow haben 40—80 cm auf 1 km (vgl. die Tabelle S. 125). E in Gefälle über 1 m auf 1 km gehört zu den größten Seltenheiten, es t r i t t nur bei kleinen Flüßchen, wie z. B. bei der Lob onka in N o rd ­ posen oder der Cybina und Gluwna bei der Stadt Posen auf.

E in anderes Moment fü r die geringere K raftleistung der Posener Flüsse lie g t in der geringeren Regenmenge, die Posen gegenüber den regenreicheren baltischen Landschaften erhalt, und der sich daraus ergebenden Wasserarmut der Posener Flüsse.

E in dritte s Moment endlich is t in der A r t der Posener Flüsse gegeben, die entweder recht kle in sind und darum nur Mühlen treiben können, oder gleich so groß, daß sie fü r die Schiffahrt in Betracht kommen und d a m it fü r Wasselkraftanlagen kaum

») Holz, Bericht über die Wasserverhältnisse der Provinz Posen hinsichtlich der Benutzung fü r gewerbliche Zwecke vom 1. J u li 1907, gedruckt 1910.

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herangezogen werden können, w eil diese naturgemäß den Ver­

kehr stören.

W ir werden unsere besten Wasserkraftflüsse in der Gegend der stärksten Höhenunterschiede zu suchen haben, und das is t in Nordposen der F all, wo das tiefe T horn—Eberswalder U rstrom ­ ta l an dem hohen Baltischen Landrücken entlangzieht, und wo wasserreiche, fü r den Verkehr zu kleine Flüsse vom Landrücken m it starkem Gefälle in tiefen Tälern in das U rstrom tal strömen, wie Drage, Küddow, Lobsonka und vor allem die Brahe. Das Posener Netze- und Brahegebiet könnte allein ebenso viel Wasser­

kräfte liefern wie das fast doppelt so große Posener W arthe­

gebiet.

Die Brahe is t der beste Wasserkraftfluß Posens, sie s te llt allein fast 1/ 3 aller Posener Wasserkräfte zur Verfügung, nämlich 9000 Pferdekräfte, davon werden aber erst ca. 2500 w irk lic h gewonnen. A n ih r lie g t das größte Wasserkraftwerk Posens bei M ühltal m it 1900 Pferdekräften. — E in anderes W asserkraft­

werk haben w ir an der untersten Obra bei Biesen, wo fü r eine Überlandzentrale K r a ft gewonnen w ird.

Im ganzen werden in Posen von den 29 000 möglichen Pferd ekräf.ten wohl wenig mehr als 9000 gewonnen, meist fü r Mahl- und Sagemühlen, der große Rest von 20 000 h a rrt noch der Erschließung.

Die W a s s e r f ü h r u n g der Posener Flüsse is t großen Schwankungen unterworfen; bei Hochwasser führen sie ge­

waltige Wassermassen m it sich, während sie bei N iedrigv asser zu ziemlich dünnen Wasserfäden zusammenschiumpfen; manche kleinen Flüsse versiegen in trockenen Sommern '.wohl gar ganz, z. B. die Wreschnitza und Struga, Nebenflüsse der W arthe in Ostposen.

Als Beispiel10) fü r die Unterschiede im Hoch- und Niedrig"

wasser sei die W arthe genannt; sie fü h rt bei m ittlerem N ie d rig ' wasser 30 cbm Wasser in der Sekunde an der Stadt Posen vo r­

über, bei m ittlerem Hochwasser ab r 400 cbm, also rund das 14fache; bei außergewöhnlichem Hochwasser aber, wie es etwa am 1. A p ril 1855 eingetreten ist, steigt die Wassermasse auf rund 1700 cbm, also a,uf das 57 fache des m ittleren Niedrigwassers.

Während der Wasserspiegel der W arthe am Posener Pegel bei m ittlerem Niedrig-w asser nur 20 cm über dem Pegelnullpunkt liegt, hebt er sich bei gewöhnlichem Hochwasser 3,5 m über den N u llp u n kt, am 1. A p ril 1855 sogar 6,7 m über denselben.

10) Die nachfolgenden Zahlengrößen sind allesamt dem Oderstrom­

werk entnommen.

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Vergleichen w ir m it diesen Wasserstandsverhältni"sen der W arthe die entsprechenden der Netze nach den Messungen bei Verdamm unw eit der Netzemündung, so fü h rt die Netze dort hei m ittlerem Niedrigwasser 54 cbm in der Sekunde (also mehr als die W arthe bei Posen) bei gewöhnlichem Hochwasser aber nur 177 cbm (also n ich t die H ä lfte d.er Warthehochwassermenge

Vergleichen w ir m it diesen Wasserstandsverhältni"sen der W arthe die entsprechenden der Netze nach den Messungen bei Verdamm unw eit der Netzemündung, so fü h rt die Netze dort hei m ittlerem Niedrigwasser 54 cbm in der Sekunde (also mehr als die W arthe bei Posen) bei gewöhnlichem Hochwasser aber nur 177 cbm (also n ich t die H ä lfte d.er Warthehochwassermenge

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