• Nie Znaleziono Wyników

Seelsorgerische Traditionen in Oberschlesien um die Wende des 19. und 20 Jahrhunderts

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Seelsorgerische Traditionen in Oberschlesien um die Wende des 19. und 20 Jahrhunderts"

Copied!
15
0
0

Pełen tekst

(1)

Jerzy Myszor

Seelsorgerische Traditionen in

Oberschlesien um die Wende des 19.

und 20 Jahrhunderts

Collectanea Theologica 68/Fasciculus specialis, 211-224

(2)

C o ll e c t a n e a T h e o lo g ic a A .6 8 F a s c ic u lu s s p e c i a li s 1 9 9 8

JER ZY M Y SZO R

SEE L SO R G E R ISC H E T R A D IT IO N E N IN O B E R SC H L E SIE N U M DIE W E N D E D ES 19. UND 20. JA H R H U N D E R T S 1

D as T hem a Traditionen d er oberschlesisch en Seelsorge um die Wende des 19. und 20. Jahrh u n d erts em pfang ich als D arstellu n g s­ versuch der B eziehungen zw ischen dem neu zeitlich en M odell der oberschlesischen S eelsorge und dem aus der Z eit, als sich in O ber­ schlesien eine in du strielle und urbanisierte G esellschaft h erauszu ­ bilden begann, d.h. - der G esellschaft u m die W ende der Jahrh un­ derte.

Im vorliegenden B eitrag konzentriere ich m ich hauptsächlich a u f diesen Teil Schlesiens, der im Jahr 1821 aufgrund der B ulle D e salute anim arum von der K rakauer D iözese abgetrennt und in die B reslauer D iözese eingegliedert w urde. Es w ar das G ebiet, das im 19. Jahrhun­ dert eine dem ographische, durch den Industrialisierungs und U rba­ nisierungsprozess hervorgerufene R evolution erlebt hatte.

E s ist n ic h t m ö g lich , die T ra d itio n en d er o b e rsc h le sisc h e n Seelsorge aus der Z eit um die W ende des 19. u nd 20. Jahrhunderts zu besprechen ohne dabei a u f die F aktoren hinzuw eisen, die a u f diese Lage u n m ittelbaren E influss ausgeübt hatten, und zw ar - a u f die G rundideen der p astoralen L ehre in der zw eiten H älfte des 19. Jahrhunderts, a u f den K u ltu rk am p f und die dem o graph isch e Lage der schlesischen R egion.

T rotz der fast hundert Jahre, die seit der W iedergeburt des p o l­ nischen Staates vergangen sind, kann w eiterhin in der polnischen K irche eine deutliche D ifferenzierung im Stil der seelsorgerischen

1 D e r h i e r p u b l i z i e r t e T e x t i s t d i e a u s g e a r b e i t e t e F a s s u n g d e r V o r l e s u n g , d i e i n K a t o w i c e a m 1 8 . 1 1 . 1 9 9 3 b e i d e r T a g u n g d e r P a r t n e r s c h a f t z w i s c h e n D i ö z e s e E s s e n u n d E r z b i s t u m K a t o w i c e g e h a l t e n w u r d e .

(3)

T ätigkeit w ahrgenom m en w erden, die den ehem aligen G renzen der annektierten G ebiete entspricht. Die Q uellen für diese Differenzen sind in dem unterschiedlichen Erziehungsm odell des diözesanen Klerus zu suchen, und indirekt - in der andersartigen Politik der staatlichen Behörden gegenüber der katholischen Kirche. D ie fast zwei Jahrhun­ derte dauernde U nterw erfung hat sich hier stark einflussgebend aus­ gewirkt. N atürlich m uss auch darauf hingew iesen werden, dass im Gegensatz zu den übrigen Gebieten Polens ein bedeutender Teil des in diesem Beitrag behandelten schlesischen G ebiets, vor dessen Ein­ gliederung in das wiedergeborene Polen, sich innerhalb der Grenzen anderer Staaten entwickelt hatte: im Zeitraum vom 14. bis zum 18. Jahr­ hundert - unter Österreich, und von 1740 bis 1922 - innerhalb der Grenzen des preussischen Staates. Diese Tatsache sowie die schon vo­ rerw ähnten sozial-w irtsch aftlich en U m w älzungen , die Folge der Industrialisierung und U rbanisierung des 19. Jahruhunderts waren, haben unserer M einung nach ausschlaggebenden Einfluss a u f das schle­ sische M odell der Seelsorge gehabt2.

Die Breslauer Kirche erlebte im 19. Jahrhundert zusam m en m it der ganzen K atholischen Kirche eine Em euerungsetappe, die in der Rück­ kehr zu den herköm m lichen Form en der seelsorgerischen Tätigkeit ihren Ausdruck fand. In den dreissiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erschütterten Auseinandersetzungen über die gem ischten Ehen die Bres­ lauer Diözese, infolge deren der B reslauer B ischof Leopold Sedlnitzki unter dem Druck des Papstes Gregorius XVI. sein Bischofsam t nieder­ gelegt hatte ( 10.6.1840) und am Lebensende sogar zum Protestantismus übergetreten w ar3.

Eine Beruhigung der Stim mungen sowie der B eginn einer deutlichen W iederbelebung in der seelsorgerischen Tätigkeit sind m it der bischö­ flichen A m tsübernahm e durch den B ischo f M elchior Diepenbrock (1845-1853) eingetreten. In der G eschichte der B reslauer D iözese hat

2 J . M y s z o r , D u s z p a s t e r s t w o p a r a f i a l n e n a G ó r n y m Ś l ą s k u 1 8 2 1 - 1 9 1 4 , K a t o w i c e 1 9 9 1 ; В . В i g d o n , D z i a ł a l n o ś ć d u s z p a s t e r s k a k s . J ó z e f a S z a f r a n k a w p a r a f i i b y t o m s k i e j n a t l e e p o k i 1 8 3 9 - 1 8 7 1 , „ R o c z n i k i T e o l o g i c z n e Ś l ą s k a O p o l s k i e g o ” ( 1 9 6 8 ) 4 0 9 - 4 2 9 .

3 W . U r b a n , L e o p o l d h r . S e d l n i t z k i . K s i ą ż ę B i s k u p w r o c ł a w s k i 1 8 3 6 - 1 8 4 0 n a t l e d z i e j ó w K o ś c i o ł a n a Ś l ą s k u w p i e i w s z e j p o ł o w i e X I X w i e k u , W a r s z a w a 1 9 5 5 , 2 5 4 .

(4)

sich Kard. M. D iepenbrock den N am en eines echten pflichteifrigen Seelenhirten verdient. E r w ie auch seine N achfolg er H einrich Förster (1853-1881) und R obert H erzog (1882-1886) leiteten das dam als für die k ath o lisch e K irch e a u f deu tsch em G e b ie t ch a rak teristisch e R eform w erk konsequent durch. D ie R eform der seelsorgerischen Tä­ tigkeit w urde a u f der R eorganisierung des schulischen R eligionsun­ terrichts durch die Einführung neuer K atechism en für den Schul- gebrauch aufgebaut. G rosse B edeutung w urde dabei der karitativen Tätigkeit beigem essen. In diesem bereich w urden die zahlreichen O rdenskongregationen genutzt. D am als entfalteten a u f dem Gebiet von O berschlesien die H edw igsschw estem , die M ägde M ariens, die G rauen Schw estern von der hl. Elisabeth, die B orrom ärinnen und die V inzentinerinnen eine aktive Tätigkeit.

Die für die W iederbelebung des religiösen Lebens in Schlesien so fruchtbare Rolle der seit der Hälfte des 19. Jahrhunderts wirkenden pfarrseelsorgerischen M issionen sowie die sich entwickelnde Rekollek- tionsbewegung kann auch nicht übersehen werden. Trotzdem mangelte es auch in diesem Zeitraum nicht an Spannungen, die durch Diskussio­ nen zum Dogm a der U nfehlbarkeit des Papstes, vom Vatikanischen Konzil verkündet, hervorgerufen wurden. In ihrer Folge w urden einige Breslauer Theologen - Professoren an der Theologischen Fakultät der Breslauer U niversität (Reinkens, W eber und Baltzer) exkom m uniziert, und es wurde ihnen dar Recht, Vorlesungen zu halten entzogen4. Die preussischen B ehörden versuchten das a u f dem Vatikanischen Konzil diskutierte Problem der U nfehlbarkeit des Papstes zur Spaltung der katholischen Kirche a u f dem Gebiet des vereinigten Deutschlands auszunutzen. Deshalb unterstützten sie die G ründer der Altkatholischen Kirche. Es m uss jedoch darauf hingewiesen w erden, dass die meisten Seelsorger der B reslauer Diözese, nur w enige ausgenomm en, sich für das Dogm a der U nfehlbarkeit des Papstes und gegen die altkatholische Kirche ausgesprochen haben. Ebendeshalb gew ann die Altkatholische Kirche in Oberschlesien, trotz intensiver A ktivität einer Gruppe von Agitatoren m it dem P farrer K am inski an der Spitze, keine grössere

(5)

Popularität. Die U rsache für die N iederlage der A ltkatholiken in Schlesien w ird u.a. in der P redigertätigkeit einiger schlesischer Priester, insbesondere R u d o lf Lubecki, Vikars der M arienkirche in K atow itz gesehen. Som it hat infolge der K ontro versen um die altkatholische A gitation in Schlesien keine Spaltung der katholischen K irche, sondern eine Festigung der ultram ontanen Tendenzen sttatge- funden. Die Q uellen für die Stärkung der ultram ontanen Tendenzen in Schlesien sind auch in dem G efühl der G efährdung des schlesischen K lerus von Seiten der aggressiven P ropaganda der Vertreter der lutherisch-augsburgischen K irche zu suchen.

N ach beendetem K ulturkam p f und einer Ä nderung in der Politik der preussischen B ehörden dem A postolischen Stuhl gegenüber sind auch die th eo lo g isch en A u sein a n d ersetz u n g en b ee n d et w orden. Die preussischen B ehörden sind m it der Partei „Z entrum ” - der stärksten katholischen G ruppe im preussischen P arlam ent einig gew orden. Das Bündnis m it den preussischen O rganen fand u nter anderem a u f K osten der oberschlesischen K atholiken statt, die im m er aktiver und stärker eine R espektierung der polnischen Sprache in Schule und K irche forderten. D ie Übereinkunft der preussischen O rgane m it den kirch­ lichen B ehörden der B reslauer D iözese hatte aber auch Vorteile. Sie brachte Früchte in einer Zusam m enarbeit der K irche und des Staates im Bereich der sozialen Fürsorge. Es entstanden in dieser Zeit in v ie­ len oberschlesischen Pfarrgem einden W aisenhäuser, K indergärten, krankenhäuser und Schulen zur beruflicher Vorbereitung.

Das wichtigste seelsorgerische Problem, vor dem die Kirche in Ober­ schlesien in der zw eiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stand, w ar die grosse Wanderung der M enschen aus den ländlichen K reisen in die neuent­ standenen Arbeitersiedlungen, die in kurzer Zeit den Anfang grosser städtischer Zentren gaben. Innerhalb von einem kaum halben Jahrhundert erhöhte sich die Einwohnerzahl Schlesiens fast um das Achtfache. Im Jahr 1912 bew ohnten das Gebiet der künftigen Kattowitzer Diözese über 900.000 Katholiken. Historische Untersuchungen bestätigen die These, dass die erste Generation der in den A rbeitersiedlungen wohnhaften Bevölkerung der Dechristianisierung nicht erlegen ist, aber sie erwartete - von den Seelsorgern, dass diese die aus dem dörfischen M ilieu übertra­ genen traditionellen Form en der Fröm m igkeit achteten. Dazu gehörten der liebgew onene G esang from m er Lieder, die M arienandachten, der

(6)

K reuzw eg sowie die Tradition, zu M arienw allfahrtsorten zu pilgern. A lle G ottesdienste in beiden Sprachen sollen gepflegt w erden5.

Z ur Zeit der Entstehung grosser Industriezentren und der damit ver­ bundenen Arbeitersiedlungen wurde die Kirche vor die realle Gefahr gestellt, den Kontakt zu vielen Tausenden von Gläubigen, die der Kirche und der seelsorgerischen Betreuung verlustig w orden waren, zu verlieren. A u f welche Art und Weise haben die Verwaltung der Breslauer Diözese und die schlesischen Seelsorger a u f die sich am Horizont zeichnenden Gefährdungen reagiert?

In den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts lösten die ober­ schlesischen Seelsorger dieses Problem , indem sie a u f der Basis von provisorischen Kapellen provisorische seelsorgerische Stationen grün­ deten, zu deren Errichtung Fabrikhallen, Gefängniskapellen, Restau­ rantssäle udgl.m. ausgenutzt wurden. U rheber dieser - für jene Zeiten bahnbrechenden Initiativen w ar der B euthener Pfarrer Jó zef Szafranek, der in den Jahren 1848-1851 A bgeordneter im preussischen Parlam ent war. A u f der Grundlage dieser provisorischen seelsor-gerischen Zentren entwickelten sich in dem Industriebezirk alsbald norm al funktionierende Pfarrgemeinden. Daraus lässt sich schliessen, daß die zeitgenössische Vorgehensweise beim A ufteilen von Pfarrgem einden und beim Bau neuer Zentren gew öhnlicher seelsorgerischer Tätigkeit im vorigen Jahr­ hundert ihre M uster hat. D och m uss hierbei betont werden, dass die Initiative zur Teilung einer Pfarrgem einde viel M ut und seelsorgerische Bedachtsam keit von dem Pfarrer forderte. Schliesslich hatte die Teilung einer Pfarrgem einde einerseits ihr seelsorgerische B egründung - Z u­ gangseröffnung zu den neuen A rbeiteragglom erationen. Andererseits jedoch m usste m it der G efahr fehlender M ittel für den Kirchenbau und den Unterhalt der künftigen Pfarrer gerechnet werden. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass m anche Pfarrer nur ungern einer Teilung derr P farrgem einde zugestim m t haben, darin doch eine Schmälerung ihrer persönlichen Einkünfte sehend6. B ekannt is z.B. der

5 R . B i g d o n , Z a g a d n i e n i e z w i ą z k u m i ę d z y i n d u s t r i a l i z a c j ą a p r o c e s e m d e c h r y s - t i a n i z a c j i , „ S t u d i a T e o l o g i c z n e ” . L . G ó r k a , J . K r a s , S . N a g y ( r e d . ) , L u b l i n 1 9 7 6 , 2 8 1 - 3 0 4 .

6 J . M y s z o r , D u s z p a s t e r s t w o p a r a f i a l n e . . . , 1 2 - 1 5 ; B i g d o n , D z i a ł a l n o ś ć d u s z ­ p a s t e r s k a . . . , 1 1 7 .

(7)

Widerstand des Pfarrers Franciszek Klaszka aus M ysłowice gegen den Versuch, die Pfarrgem einde in Janow zu verselbständigen7. Auch Breslauer General-Vikariat hat keine Genehm igung zur Bildung neuer Pfarrgem einden erteilt, w enn keine Voraussetzungen für eine ent­ sprechende Ausstattung vorhanden und die Sicherung eines angemes­ senen Lebensunterhalts für den Seelsorger nicht gegeben waren. Bekannt ist jedoch das Beispiel der Gemeinde in Brzezinka bei M ysłowice, deren Einwohner, ohne bei dem Breslauer General-Vikariat Rat eingeholt zu haben, selbst eine Kirche erbaut hatten. N ach beendetem Kirchenbau sah sich Kard. Georg Kopp - vor die abgeschlossene Tat gestelltgezwungen, einen Seelsorger dorthin zu beordnen8.

Das B reslauer General-Vikariat betonte m it N achdruck die N otw en­ digkeit, neugeschaffenen Pfarreien den M indestunterhalt Zuzusichem . Keine der neuen Pfarrgem einden besass im G runde genom m en einen Patron, der im Falle alter G em einden einen Teil der Kosten, z.B. für Em euerugsarbeiten trug oder a u f andere Weise die Pfarrei dotierte. Die neuen Seelsorgezentren konnten nur für die Z eitdauer des Kirchenbaus au f Zuw endungen von Seiten der Kurie rechnen. N ach beendetem Bau m ussten sie a u f eigene R echnung übergehen, was bedeutete, daß sie ausschliesslich a u f die O pferwilligkeit der G laübigen rechnen durften. Erst zu Beginn dieses Jahrhunderts änderte sich die Lage zum Besseren. Aufgrund des G esetzes vom 14. Juli 1905 durften die Pfarreien eine innere K irchensteuer einführen9 D ieser Beschluss leitete eine bisher in Oberschlesien unbekannte Verfahrensweise ein - die Kirchensteuer. Die seelsorgerischen Folgen dieser Besteuerung der G laübigen sind zur Zeit noch schw er zu bewerten. Von ihrer Einführung an bis zum Ende des I. W eltkrieges und zur Entstehung der K attow itzer D iözese sind lediglich einige zehn Jahre vergangen. Die K attow itzer Diözese hat übri­ gens diese Praxis nicht w eiter geführt.

Die A ufteilung einer Pfarrgem einde hat ein w eiteres w ichtiges seel­ sorgerisches P roblem aufgew orfen - die B esetzung der Pfarrei. E inerseits hatten kleine Siedlungen den Ehrgeiz, eine eigene Kirche zu

7 J . K u d e r a , H i s t o r i a p a r a f i i m y s i o w i c k i e j , M y s ł o w i c e 1 9 3 4 , 2 0 8 - 2 0 9 . 8 V g l . J . K n o s s a l l a , D a s D e k a n a t B e u t h e n O / S . i n s e i n e m s c h l e s i s c h e n T e i l, K a t o w i c e 5 7 7 .

(8)

besitzen - und sei es auch nur aus diesem Grunde, dass der Weg zur Stammkirche bis m ehr als zehn K ilom eter w eit w ar (Kobiór bei Pless). Das B reslauer General-Vikariat w ehrte sich gegen die Schaffung klein­ er Pfarrgem einden. W ährend sich die A rbeitersiedlungen stürmisch entwickelten und in Grosstädte auswuchsen, dom inierte bei dem B res­ lauer General-Vikariat die Auffassung, dass vor allem in Städten und Arbeitersiedlungen die seelsorgerischen Bedürfnisse befriedigt werden m üssen. D iese sollten in erster R eihe von der seelsorgerischen Betreuung erfasst werden. Einer der wesentlichen, die Gründung einer Pfarrgem einde bedingenden Faktoren w ar daher neben der m ateriellen Frage die Zahl der Priesteram tskandidaten. Die Lektüre der H irten­ briefe von allen Breslauer B ischöfen sowie der seelsorgerischen Cur- renden ab der Hälfte des 19. Jahrhunderts bis a u f den heutigen Tag erlaubt festzustellen, dass Schlesien an einem perm anenten M angel an neuen Priestern leidet. Die K rise der Priesterberufüngen in der Breslauer Diözese begann während der D auer des Kulturkam pfes. Im Jahr 1876 wurden das K onvikt und das A lum nat geschlossen und die Priesteram t­ skandidaten w aren gezwungen, das Studium der Theologie in anderen D iözesen (Regensburg, Passau, Prag) aufzunehm en. Bem erkenswert ist, dass z.B. in den Jahren 1881-1882 für die B reslauer D iözese lediglich 13 neue Prister geweiht wurden, von denen infolge der M ai-Gesetze nicht alle die seelsorgerischen Funktionen ausüben durften10. N ach der Unterbrechung des K ulturkam pfes stieg die Zahl der ausgeweihten Priester w ieder an. In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts wurden vom Kard. G. Kopp im D urchschnitt 4 0 -5 0 neue Geistliche alljährlich zu Priestern gew eiht11. Trotz der scheinbar so zahlreichen Jahrgänge sanken die Bedürfnisse der D iözese nicht, ganz im Gegenteil - sie w ur­ den grösser. Die Zahl der benötigten neuen Seelsorger nahm m it dem B evölkerungsw achstum und der Teilung der P farrgem einden zu. Anhand der neugebildeten Pfarrgem einden kann das A usm ass der Bedürfnisse in dieser Hinsicht bestimmt werden. Innerhalb von kaum vier Jahren (1906-1911) sind in der B reslauer Diözese 42 neue

Pfarrge-l 0 S e p p e Pfarrge-l t : G e s c h i c h t e . . . 1 1 9 .

11 H a n d b u c h d e s B i s t u m s B r e s l a u u n d s e i n e s D e l e g a t u r B e z i r k s f u e r d a s J a h r 1 9 1 2 , B r e s l a u 1 9 1 2 , 4 3 0 - 4 4 2 .

(9)

m einden entstanden. Die B reslauer K irche sah die Schwierigkeiten und suchte nach M öglichkeiten zu deren Lösung. Eine der eingesetzten L ösungsm öglichkeiten w ar die G ründung von K nabenkonvikten. Infolge der B em ühungen des Klerus sowie der zu diesem Zw eck ins Leben gerufenen Stiftungen gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf dem Gebiet der B reslauer D iözese sechs Konvikte: in Breslau, Neisse, Beuthen, Gleiwitz, Oberglogau und Glaz. M an sah auch die N otw en­ digkeit, eine Gynm asialbildungsstätte zu schaffen insbesonders für die oberschlesiche Jugend, aus deren M itte doch die m eisten Priesteram ts­ kandidaten herkam en. Somit entstanden dank der Initiative der schlesis­ chen Priester katholische Gym nasien in: B euthen, Breslau, Gleiwitz, Gross-Strechlitz, Neisse, Neustadt, Patschkau, Sagan, Glaz und Leob- schütz sowie R ealschulen in Beuthen und ein Progym nasium in R uda13. Oberschlesien brauchte eine katholische Intelligenz, und ihr M angel w urde besonders schm erzhart - wie es sich erw iesen hatte - in der zwischenkriegszeit wahrgenom m en.

In den vergangenen Jahrzehnten haben die P farrer begabte, aber anne Schüler a u f G ym nasium geschickt. Zu diesen sich unter den oberschle­ sischen Geistlichen auszeichnenden G estalten gehörte Pfarrer Teodor C hristoph aus Georgenberg, der zur Fortsetzung der Ausbildung an einem G ym nasium einige zehn junge M enschen vorbereitet hatte. Einige von ihnen sind Priester geworden.

Es ist deutlich zu erkennen, dass die K attow itzer Diözese sich die B reslauer Erfahrungen zum Vorbild genom m en hat, die bew iesen haben, dass viele A bsolventen der Fb. K nabenkonvikten den Priesterstand gewählt haben. In diesem K ontext ist auch die Initiative zur Gründung des ‘CEw. Jacek - Gymnasium s ” in K attow itz zu betrachten.

Allgemein w ird angenomm en, dass eine inbezug a u f die Zahl der Glaübigen vorbildliche Pfarrgem einde 5.000 G laübigen zählen sollte. Dementgegen zählte im Jahr 1912 eine statistische Pfarrgemeinde au f dem hier behandeltem Gebiet ca. 13.000 Glaiibige, doch unter dem Vorbehalt, dass es auch solche G em einden gab wie die der "St. M aria ” (über 41.000 M itglieder) und “Trinitas ” - (21.000 Glaübige) in Beuthen, Rosdzin (Szopienice) - 20.000, die “St. P eter und P a u l” - Pfarrei in

(10)

K attow itz - 18.000, Siem ianow itz - m ehr als 33.000. Statistisch erfasst kam en in den dam aligen Z eiten a u f je d e n S eelsorger in O berschlesien ca. viertausend G läu b ig e14.

U nter den schw ierigsten B edingungen wirkten die Seelsorger im M yslow itzer Dekanat, w o a u f einen Seelsorger m ehr als fünftausend Gläubige entfielen. In diesem Falle konnte der statistische Durch­ schnittswert irreführen. In den ländlichen Pfarrgem einden des Plesser Dekanats (Pszczyna) kam en näm lich a u f einen Seelsorger Taussend Katholiken, wogegen in der Pfarrgem einde des Hl. Kreuzes in Sie- m inow itz a u f jed en Seelsorger m ehr als 8.000 Gläubige entfielen. Wie sich daraus schlussfolgern lässt, bleibt der G ründungsprozess neuer Seelsorgezentren stark hinter der Entwicklung der Städte und Arbeiter­ siedlungen zurück.

N ach der Teilung der B reslauer und G ründung der Kattowitzer Diözese setzten die Bischöfe A ugust Hlond, A rkadiusz Lisiecki und Stanislaw Adam ski das Schaffüngswerk neuer Pfarrgem einden fort. Unm ittelbar vor dem A usbruch des zw eiten Weltkrieges signalisierte z.B. der B ischof - S. Adam ski die N otw endigkeit, noch weitere 80 Pfarrgem einden ins Leben zu rufen. A uch in der der Zwischenkriegszeit überwog die M einung, dass das Schaffen kleiner Pfarrgem einden m it ca. 50.000 Glaübigen notwendig se i15.

Das neuzeitliche M odell eines Pfarrers w urde durch die B eschlüsse des Tridentinischen K onzils geschaffen. B is zum II. Vatikanischen Konzil w ar die U nabsetzbarkeit eines Seelsorgers gegebene Tatsache, w as zu r F olge hatte, dass sich d ieser v ielm eh r als Vater der Pfarrgem einde fülte, m it der er im guten w ie im bösen - verm ählt war, und nicht als ein vom B isc h o f zur E rfüllung konkreter A ufgaben eingesetzer Beametr. U nter den oberschlesischen V erhältnissen ü ber­ nahm ein Seelsorger seine Pfarrei nach ungefähr 10 Jahren seelsor­ gerischer T ätigkeit als Vikar. F ür das A m t eines Pfarrers stellte ihn sein Patron vor, aber im Falle einer neuen Pfarrgem einde w urde er direkt von dem B isc h o f ernannt. Z um P farrer e in e r o b ersch lesisch en

14 H a n d b u c h 1 9 1 2 . . . , 2 6 - 2 9 .

1 5 S . A d a m s k i , Z z a g a d n i e ń i t r u d n o ś c i d u s z p a s t e r s k i c h d i e c e z j i ś l ą s k i e j ,

(11)

Pfarrgem einde konnte nur ein an der T heologischen Fakultät der B reslauer U niversität ausgebildeter und im B reslau er A lum nat zum Priestertum vorbereiteter geistlicher ernannt w erden.

Wenn bis zur Hälfte des 19. Jahrhunderts a u f die Lage des Alumnats grossen Einfluss das B reslauer Kapitel hatte, so hing seit den Zeiten des B ischofs M elchior D iepenbrock das von dem Vorstand des Alumnats realisierte Erziehungsm odell unm ittelbar von dem B reslauer B ischof ab. Die G eistlichen - A bsolventen der Theologischen Fakultät an der Breslauer U niversität erhielten eine gründliche, allseitige A usbildung16. Die damaligen Professoren der Theologischen Fakultät bürgten durch ihren R u f für eine Theologie a u f europäischem N iveau, obwohl nicht frei von kontroversen Elem enten. Genannt sei hier nur der vorerwähnte Fall der B reslauer Theologen, dei sich dem D ogm a über die Unfehl­ barkeit des Papstes entgegengesetzt haben.

M it der Übernahme des bischöflichen Amtes in Breslau durch den G. Kopp (20.9.1887) änderte sich das in der Breslauer Diözese realisierte Erziehungsmodell eines zukünftugen diözesanen Priesters. Die an die Priesteram tskandidaten gestellten intellektuellen A nforderungen sind keineswegs geringer geworden. Die Theologische Fakultät der Breslauer Universität erhielt im Jahr 1887 erneut das R echt zur Verleihung des Doktorgrades, und viele schlesische Theologen haben diese Gelegenheit in Anspruch genom m en. Die A usbildung eines Seelsorgers, der den A n­ forderungen einer g rosstädtischen P farrgem einde gew achsen sein m usste, gewann deutlich an Bedeutung. Zu Worte kam en a u f sozialem Gebiet aktiv wirkende Seelsorger. Zahlreiche, sich m it der katholichen Sozialehre über die A rbeiterlage befassende Lehrgänge bereiteten Geistliche a u f ihr Tätigkeit im B ereiche der sozialen Problem atik vor. In der Theorie und pastoralen Praxis der B reslauer Diözese sind Einflüsse des M ünchener Zentrum s und der Enzyklika Rerum novarum deutlich zu erkennen17. Die oberschlesischen Seelsorger besassen jedoch in dieser Hinsicht schon ihre eigenen originellen Erfahrungen, wie zum Beispiel die Nüchtem heitsaktion des Pfarrers Alojzy Ficek (1790-1862) und des Pfarrers Jan K apica (1 8 6 6 -1 9 3 0 ) oder die u n ter den oberschlesischen

l 6 V g l . H . H o f f m a n n , D i e G e s c h i c h t e d e s B r e s l a u e r A l u m n a t s , B r e s l a u 1 9 3 5 . l 7 M y s z o r , D u s z p a s t e r s t w o . . . , 3 3 - 4 0

(12)

A rbeitern geführte organische A rbeit der P farrer Jó z e f Szafranek und N orbert Bończyk.

D er sozial tätige Seelsorger sah seine M ission vor allem in der Gründung katholischer Verbände und Organisationen, Bruderschaften und A rbeitervereine, an denen seine Pfarrgem einde beteiligt war. Die Tätigkeit der Seelsorger innerhalb dieser B ruderschaften und A rbeiter­ vereine, denen besondere B edeutung beigem essen wurde, brachte Früchte u.a. in der N eutralisierung der Einflüsse der Sozialdem okratie in Oberschlesien. Die Zahl der in Oberschlesien w irkenden Bruderschaften und Vereine m it unterschiedlichen Zielstellungen w ar enorm und lässt sich nicht genau berechnen. N icht im m er w urden sie gemäss den Bestim m ungen des kanonischen Gesetzes gegründet. Erst 1923 ver­ suchte die K attow itzer K urie alle a u f dem Gebiet der D iözese bestehen­ den B ruderschaften und Verbände den Erfordernissen des K irchen­ gesetzes gemäss zu regeln. F ür die K irchenbehörden in B reslau w ar die so spontane E ntw icklung der B ruderschaften und Verbände eine erfreuliche Tatsache. Trotzdem hat m an schon dam als festgestellt, dass ihre T ätigkeit nicht ü b er die O rganisationsan gelegenh eiten und Erziehungsarbeit innerhalb des Verbands hinausging. Ihr Schwachpunkt war der M angel an äusserem A postolat und an geistiger Tiefe. Diesen M ängeln sollte in Zukunft die Innere M ission gerecht werden, die gemäss den Voraussetzungen von B ischo f S. Adam ski das Werk der K atholischen A ktion vorbereiten sollte.

Der oberschlesische Seelsorger bestätigte sich als guter Organisator des Pfarrlebens, dessen Struktur im m er kom plizierter wurde. Neben der gew öhnlichen Seelsorge (S akram entenspende, W ortverkündigung), musste er sich m it der Leitung von Bruderschaften und Verbänden, Chö­ ren und Theaterensem bles befassen, Ausflüge und Wallfahrten organi­ sieren und Kirchen bauen. Innerhalb eines Zeitraumes von kaum einigen Jahrzehnen (1882-1914) w urden a u f dem Gebiet des industriellen Oberschlesiens mehrere zehn K irchen erbaut.

Der oberschlesische Seelsorger der Hälfte des 19. Jahrhunderts war aktiv a u f sozialem Gebiet, m it der Politik dagegen beschäftigte er sich selten. Eine Ausnahm e in dieser Hinsicht bildete die parlam entare Tä­ tigkeit des Pfarrers Józef Szafranek, obwohl auch sein politische Wirken nich in die Sphäre eines rein politischen Spiels fiel. Er kandidierte zum preussischen Parlament, um für die Besserung der Lebens - und

(13)

A rbeitsbedingungen der oberschlesischen B erg - und H üttenarbeiter sorgen zu können.

Er trat auch energisch für die Gleichberechtigung der polnischen Sprache im schulischen Religionsunterricht der K inder auf. Die Situation änderte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts. U m den Pfarrer Alek­ sander Skowroński sam m elte sich eine Gruppe politisch aktiver Priester, die zu dem sogen. Polnischen Lager in Oberschlesien gehörten. Diese Erscheinung stellte qualitativ ein N ovum in der Geschichte des ober­ schlesischen Klerus d a r18.

Der Hintergrund des Phänom ens war äusserst kompliziert. Eine der Ursachen für die gesteigerte politische Akivität des oberschlesischen Klerus ist in der Einstellung des Bischofs G. Kopp gegen den Gebrauch der polnischen Sprache im Religionsunterricht und Predigertum zu suchen. Kard. G. Kopp ist zweifellos einer der hervorragenden Verwalter gewesen, die die Breslauer Diözese im Verlauf der Jahrhunderte auf­ weisen kann. Aber er hat sein A m t zum Zeitpunkt übernomm en, als sich im vereinigten Deutschland die nationalistischen Stim m ungen gefestigt haben. Wenn zur Am tszeit des Bischofes H. Förster die Seelsorger der Breslauer Diözese sich in ihrer seelsorglichen Tätigkeit ausschliesslich von kirchlichen Vorausetzungen leiten liessen, so gew annen während der Amtszeit des Bischofes J. Kopp die nationalen gründe Oberhand. Die vom B ischof G. K opp geführte Politik hat den oberschlesischen Klerus aufgespalten und die nationalen Tendenzen polarisiert. Der Nachfolger des Kard. G. Kopp - Kard. A dolf Bertram bem ühte sich vergeblich, die Verwicklung des Klerus in die nationalen und politischen Konflikte während der Volksabstimmung und der oberschlesischen Aufstände zu verhindern.

Die zu der nationalen Frage in Oberschlesien eingenom m ene Haltung der Breslauer Bischöfe, der Kard. G. Kopp und A d o lf Bertram ist bis au f den heutigen Tag. K ontroversgegenstand für die polnischen und deu­ tschen Historiker geblieben. Eine klare Einschätzung in dieser Hinsicht ist weiterhin schwer erzielbar. Es ist aber eine charakteristische Tatsache feststellbar. N achdem das “Fieber” der Volksabstimmung nachgelassen

1 8 V g l . M . P a t e r , C e n t r u m a r u c h p o l s k i n a G ó r n y m Ś l ą s k u ( 1 8 7 9 - 1 8 9 3 ) , O p o l e 1 9 7 1 ; t e n ż e , P o l s k i e p o s t a w y n a r o d o w e n a Ś l ą s k u w X I X w i e k u c z . 2 ( 1 8 7 1 - 1 8 9 0 ) , W r o c ł a w 1 9 9 3 .

(14)

hatte und die aufständischen Handlungen eingestellt worden waren, kam es zu einer Beruhigung der Gemüter, auch innerhalb des oberschlesischen Klerus. Der apostolische Adm inistrator Oberschlesiens August Hlond rif zur Vernunft auf. U nd als die oberschlesischen Geistlichen während der Gründung der Apostolischen Adm inistration für Oberschlesien im Jahr 1923 die M öglichkeit erhielten, die polnische oder deutsche Seite zu w ä­ hlen, hat es sich erwiesen, dass sehr viele Priester in ihren Pfarrgemein­ den geblieben sind, obwohl ihre nationalen Ü berzeugungen das Verlassen der Pfarrgemeinde forderten. Es wäre möglich, diese Tatsache a u f unter- shiedliche Art und Weise zu interpretieren. Zum Beispiel könnte nich ausgeschlossen werden, dass bei der Wahl der Diözese nicht die politi­ schen und nationalen Gründe ausschlaggeben waren, sondern das Wohl der Glaübigen die Wahl bestimmte.

A u f das Breslauer (preussische?) M odell für die Leitung einer Pfarr­ gem einde haben sich solche Eigenschaften, w ie Piinktulichkeit, O rd­ nung und perfekte Organisation der kirchenam tlichen Arbeit prägend ausgewirkt. Trotzdem hat dies die seelsorgerische Tätigkeit vor deren Bürokratisierung nich bew ahren können. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts w ar in den oberschlesischen Pfarrgem einden die Institution einer Pfarrkanzlei unbekannt. Alle wesentlichen seelsorgerischen A nge­ legenheiten, wie Taufe, Beerdigung, Ehe w urden in der Sakristei erledigt. Die seelsorgerische Problem atik einer Pfarrgem einde stand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Rande des Interessenbereiches des B reslauer General-Vikariat. Die Visitatoren (Erzpriestem , die bischöf­ lichen Delegaten) interessierten sich in dieser Zeit hauptsächlich für die materielle Lage der Pfarrei. Erst ab der Hälfte des 19. Jahrhunderts, d.h. seit der Übernahme des Bischofsam tes durch B ischof M. Diepenbrock wird eine Akzentverlangerung deutlich sichtbar. Die Dekane beginnen während ihrer alljährlichen Visitationen auch nach rein seelsorgerischen Problem en wie: der Unterricht zur Vorbereitung der K inder au f die I. Beichte und hl. Kom munion, die Zahl der ausserhalb der österlichen Z eit die hl. K om m union em pfangenden G läubigen, Spende der Krankensalbung udgl. m. zu fragen.

Die Interessiertheit für die seelsorgerischen Problem e offenbarte sich verschiedenartig. Seit 1847 hat die B reslauer D iözese gedruckte R underlasse des G eneral- V ikariat eingeführt. B isher überw iesen die D ekane M itteilungender Zentrale m it hilfe der sogen. C urrenden. In

(15)

den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts ist eine E rhöhung der Zahl von R underlassen besonderen charakteres zu verzeichen. Das G eneral-V ikariat verlangte genaue B erichte aus verschiedenen B e­ reichen des Pfarrlebens. In der ersten H älfte des 19. Jahrhunderts haben sich die B reslauer B ischöfe durchschnittlich zw eim al im Jahr (in der A dvents und Fastenzeit) schriftlich geäussert, je tz t w enden sie sich öfters in H irtenbriefen an die Gläubigen.

Die Entwicklung instututioneller Form en des Kontaktes der Seelsorger mit den Gläubigen w ird aus dem General - Vikariat in die Pfarrgemeinde verlegt. Nach der Einführung der Beichtzettel tragen die Pfarrer alle Gläubigen der Pfarrgemeinde, die zur österlichen Beichte gehen bzw. die­ se unterlassen, ins Register ein. Dank dieser Praxis verfügt der Historiker über eine vorzügliche Inform ationsquelle für seine Forschungsarbeiten im Bereich der Geschichte der Fröm m igkeit und der Demograph kann dort M aterial für seine Untersuchungen der Situation der oberschlesi­ schen Familie aufFinden. Es scheint, dass der Prozess, der als Bürokra­ tisierung der Beziehungen au f der Linie: Pfarrer - M itglied derr Pfarrge- m einschaft bezeichnet wird, der unvermeindbare Preis war, der für eine straffe Organisation einer mehrere Tausend M itglieder zählenden anony­ m en Pfarrgemeinde gezahlt werden musste.

In diesem Beitrag habe ich m ir die Aufgabe gestellt, mich einigen auserwählten Problem en aus der Geschichte der pastoralen Praxis der oberschlesischen Kirche um die Jahrhundertwende anzunähem. In U m ­ rissen wurden Problem e dargestellt, die irgendwie m it den Problemen korrespondieren, die vor dem Kattowitzer Erzbistum zur Zeit des gegen­ wärtigen Wendepunktes der Geschichte stehen. Einige von ihnen sind Kirchen. Andere - wie die Aktivierung die Laien in den Pfarrgemein- schaften, das sozialpolitische Engagem ent des oberschlesischen Klerus scheinen weiterhin Postulate der Zeit in der Theorie und der pastoralen Praxis zu sein. Aufgabe des Historikers ist es, ausschliesslich gewisse Regeln zur Lösung der pastoralen, vom Zeitfaktor unabhängigen Pro­ blem e aufzudecken. Eine Antwort au f die sich zeichnenden seelsorgeri­ schen Fragen zu finden, ist dagegen Aufgabe - und zwar im gleichen M asse - sowohl der Theologen wie auch der praktischen Seelsorger. Die letztgenannten kom m en - wie uns die K irchengeschichte in O ber­ schlesien lehrt - des öfteren den T heologen zuvor.

Cytaty

Powiązane dokumenty

[r]

z tej racji, że środowisko wiejskie jest stosunkowo środowiskiem bardziej za- mkniętym i w mniejszym stopniu poddane wszelkim przemianom społeczno-kul- turowym, a w większym

The present work focuses on the effect of roughness element of various geometries and size on laminar to turbulent transition in subsonic flow.. In order to have a

Uczestnicząc w trynitarnym Pięknie absolutnym jako „Cała Pięk- na” (Tota Pulchra), Maryja realizuje swe wstawiennictwo w porządku łaski nie tylko na ziemi, ale i w

W teologii nowe- go stworzenia Jezus jest objawieniem współcierpienia Boga jako „Sługi”, a Maryja jest modelem, który ukazuje nam, w jaki sposób naśladować Jezusa, nasz

Electro-osmostic (EO) pumping [97] exploits the interaction of an electric field with an ion containing liquid. EO requires an electrically charged capillary surface. Ions in

Rücksicht nehmen zu wollen; dieser näherte sich aber grade jetzt wieder der „Familie" und diese hiedurch im Bewußtsein ihrer Macht noch mehr gestärkt, sprach es unumwunden aus,

Rów ten przecinał zarówno warstwy, jak też półziemiankowy obiekt sprzed XIII w., natomiast na jego zasypisku zalegały późnośredniowieczne warstwy niwelacyjne oraz poziomy