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ARCHIEF
Technische Hogschoo
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DeIfL
Schiffahrts-Verlag
C. Schroedter & Co.
Zentralorgan für Schiffahrt Schiffbau Hafen STG-Heft 1968 Hamburg 11 Stubbenhuk lo
Prof. Dr.-Ing. S. Schuster
und
Dipl.-lng. Chr. Boës, Berlin
EIN NEUER UMLAUFTANK
FÜR DIE VWS BERLIN
DR.-ING.CHR.BOES
13 INGENIEURBÜRO
F3 ARCHITEKTURBÜRO
i BERLIN 12. WEGELYSTR. i . TELEFON (0311) 3 92 30 23
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oizj6.
Ein neuer Umlauftank für die VWS Berlin
1. Einleitung
Auf dem Gelände der Versuchsaristalt für Wasserbau und Schiffbau in Berlin haben die Vorarbeiten zur Errichtung
eines großen Wasserumlauftanks begonnen. In einigen Jahren wird dort ein neues Versuchsfeld für schiffstech-nische Modellversuche zur Verfügung stehen, das durch
seine Vielseitigkeit und Eignung für die Durchführung von besonders komplizierten Aufgaben die Schiepprinnen. und kleineren Strömurigs- und Umlaufkanäle in hervorragender
Weise zu ergänzen verspricht. Nachdem schon auf dei
Deutschen Industrieausstellung vor wenigen Wochen ein im Maßstab i : 10 aus Plexiglas hergestelltes Funktionsmodell vorgeführt wurde, seien hiermit den an der späteren Nut-zung der Großausführung interessierten Fachkreisen Sinn, Zweck und Gestaltung dieses Tanks dargelegt.
In der Regel untersucht man Schiffsformen und -antriebe in Schlepprinnen, die durchaus auch in Zukunft eine Rolle
spielen werden, solange ihre Nachteile der begrenzten Länge und bei hohen Geschwindigkeiten damit auch der
recht kurzen Meßzeiten, der Empfindlichkeit gegen über-lagerte Modellbeschleunigungen und der beschränkten Be-obachtungsmöglichkeit nicht zu sehr ins Gewicht fallen. Für
eine ganze Reihe von Untersuchungen, z. B. Quer- und
Gierschwingungsversuche, Detailuntersuchungen an Trag-flügeln, Rudern, Propellern, Strahlantrieben usw. und Mes-sungen der Druckverteilungen an Rotations- oder Doppel-körpern ist man schon auf Umlaufkanäle übergegangen. In naher Zukunft kommen Forschungsgebiete dazu, die dem Schiffbau vermutlich sehr wesentliche Impulse geben wer-den, wie die radikale Widerstandsverminderung durch
Än-derung der Grenzschichtstruktur (Fadenmoleküle,
Ab-saugung, flexible Außenhaut) und die damit eng verbunde-nen Fragenkomplexe der Hydroelastizität und -akustik.
In zunehmendem Maße wird das Kavitationsproblem
unter modellähnlichen Verhältnissen, d. h. unter der wirk-lichkeitsgetreuen Nachbildung des Zusammenwirkens von Propeller und Schiff, angesprochen. Im Zuge der Rationali-sierung möchte man auch gern Modelle mit Steligliedern
an einen Prozeßrechner mit Rückkopplung schalten, um
einen kontinuierlichen Versuchsablauf an die Stelle der in
der Sthlepprinne unvermeidlichen, sehr zeitraubenden
Stückelung setzen zu können. Auch diese Aufgaben können gut in einem Umlauftank erledigt werden.
Vielerorts ist diese Lage erkannt worden. Schon im
letzten Weltkrieg stand in Berlin ein Wasserumlaufkanal, der vielen anderen in der Welt später zum Vorbild diente. Die VWS betreibt ihn nach Verlängerung der Meßstrecke
und Erneuerung des Antriebs seit über einem Jahrzehnt
fast ununterbrochen [1]. Er hat eine 5 m lange Meßstrecke
mit 1,8 m Breite und maximal 1,2 m Tiefe. Das Wasser
strömt mit Geschwindigkeiten bis zu 6 m/s bei 250 kW An-triebsleistung. Der 1965 in Feltham fertiggestellte
Umlauf-tank des National Physical Laboratory hat einen
Meß-querschnitt von 4 X 4 m, der mit maximal 3 rn/s bei 750 kW
Leistung durchströmt wird. Gekostet hat er umgerechnet
5,6 Mill. DM. Beide Tanks sind nicht für Kavitations- und Akustikuntersuchungen ausgerüstet.
Der neue Umlauftank der VWS soll auf den bisher ge-sammelten Erfahrungen aufbauen und den neu
hinzuge-kommenen Anforderungen genügen. Seine Notwendigkeit wurde durch Aufnahme in die Empfehlungen des Wissen-schaftsrates bestätigt [2]. Eine Studie der VWS schätzte
Prof. Dr.-Ing. S. Schuster und Dipl-Ing. Chr. Boès, Berlin
1967 die Kosten auf 6 Mill. DM, die dann auch auf Antrag des für die VWS zuständigen Senators für Wissenscha.ft und
Kunst bereitgestellt wurden. Der Senat beauftragte seine
zuständige Verwaltung, den Senator für Bau- und
Woh-nungswesen, mit der Durchführung der Bauaufgabe. Für
den Entwurf und die Bauleitung wurde das Ingenieurbüro Boês, Berlin, eingeschaltet, das zur Sicherung einer
best-möglichen Durchführung des wegen der Anforderungen
und der Abmessungen ungewöhnlichen Projektes eine Reihe
von Fachleuten heranzog. Für die Statik der
Ringrohr-leitung ist Prof. Metzmeier, Berlin, für die Gründung Dr-Ing. Pickert, Stuttgart, für die Akustik Prof. Cremer,
Berlin, und das Ingenieurbüro Müller BBN, zuständig, und mit der Hallengestaltung und der künstlerischen Oberlei-tung wurde der Architekt Leo, Berlin, betraut.
2. Entwurfsgrundlagen
Die verschiedenen Aufgaben, die mit Hilfe des Tanks be-arbeitet werden sollen, stellen jeweils unterschiedliche An-forderungen an den Entwurf der Meßstrecke.
2.1 Routineversuche
Zunächst erscheint es wünschenswert, Widerstands-, Propulsions- und Propellerfreifahrtversuche mit der
gleichen Ubertragbarkeit auf die Großausführung wie in
der Schlepprinne durchführen zu können. Das zum Modell strömende Wasser hat beim Umlauftank im Gegensatz zu den Versuchen im Schleppkanal schon eine Vorturbulenz,
so daß die Abmessungen der Modelle bei gleicher
Rey-nolds'scher Zahl kleiner gewählt werden können. Der alte
Umlaufkanal der VWS weist in der Meßstrecke einen
Turbulenzfaktor von T = 1,8 auf. Er soll im Hinblick auf die Geräuschmessungen bei dem neuen Tank so gering wie möglich sein und kann zu 1,63 angenommen werden. Die
Modelläugen vermindern sich damit um den Faktor l/T, die Querschnitte um 1/Te gegenüber den in der Schlepp-rinne verwendeten Modellen. Als Beispiel für die Vor-teile, die ein Umlauftank bietet, sei folgender Vergleich angeführt: Die große Schlepprinne der VWS hat einen Querschnitt von etwa 40 m2; die Meßstrecke des neuen Umlauftanks braucht bei gleichem Verhältnis von
Mo-deLthauptspantfläche zu Kanalquerschnitt nur einen Quer-schnitt von 15 m2 zu besitzen. Dies entspricht den Düsen-Abmessungen 3 X 5 m. Der neue Umlauftank hätte damit die 2,7fachen Abmessungen, die 7fachen Querschnitte und das 2üfache Volumen gegenüber dem alten Tank der VWS.
Für Routineversuche soll der Tank unterkritsch bis zu
einer Maximalgeschwindigkeit von rd. 4 rn/s gefahren wer-den können. Dies ist bei einer Wassertiefe von 3 m möglich. Es wird dabei eine Froudesche Tiefenzahl von 0,74 m er-reicht, so daß eine Ausbildung von Flachwasserwellen kaum zu befürchten ist. Bei dieser Maximalgeschwindigkeit wurde
die erforderliche Antriebsleistung nach Rechnungen und
einem Vergleich mit der Antriebsleistung der beiden ange-führten Umlaufkanäle (VWS und NPL) auf etwa 2 500 kW geschätzt.
Die Modelle sollen von allen Seiten beobachtet werden können. An die Gleichförmigkeit des Wasserzustromes in der Meßstrecke in bezug auf Geschwindigkeitskonstanz und
-verteilung werden mindestens die Forderungen gestellt, die bei dem alten Tank der VWS verwirklicht wurden.
Eine große Beruhigungsstrecke hat zu gewährleisten, daß die mitgerissene Luft wieder ausgeschieden wird.
Bild i Architekturmodeil der Schleuseninsel orut dem neuen
Umlauf tank
2.2 Hochgeschwindigkeitsversuche
Hier muß der Meßquerschnitt gegenüber dem bei den
Routineversuchen verwendeten erheblich reduziert werden,
da sonst die erforderliche Antríebsleistung zu stark an-wüchse. Dies kann durch Hochfahren des beweglichen
Bodens der Meßstrecke oder die später vorgesehene
ein-baubare Düse mit der Breite 2 m und der Tiefe 1 m
er-reicht werden. Für Untersuchungen an Tragflügel-, Gleit-und Luftkissenfahrzeugen reicht dieser Querschnitt aus, da diese Boote nur einen geringen Tiefgang haben. Die erreich-bare Maximalgeschwindigkeit bei einer installierten
Lei-stung von 4000 kW betrüge 12 rn/s und erfüllt damit die
Geschwindigkeitsanforderungen, die man für Versuche mit
schnellen Wasserfahrzeugen etwa stellen muß. Sie liegt
dabei schon um 1500 kW über der für Routineversuche er-forderlichen Leistung. Dabei wird vorausgesetzt, daß die Pumpe bei diesem Betriebszustand optimal arbeitet.
Um bei dem geringen Meßquerschnitt Wandeinflüsse
aus-zuschalten, soll der Wasserstrom als Freistrahl aus einer eingesetzten Düse austreten und ohne Wandbegrenzung
durch die Meßstrecke fließen. Am Anfang des
Beruhigungs-beckens wird der Freistrahi schon den Querschnitt der
Meßstrecke ausfüllen und damit die Geschwindigkeit auf rd. 1/lo = 1,4 rn/s herabgesunken sein, so daß mitgerissene Luftblasen in der Beruhigungsstrecke genügend Zeit haben, um sich ausscheiden zu können.
2.3 Kavitationsversuche
Sowohl die Routine- als auch die Hochgcschwindigkeits-versuche können als KavitationsHochgcschwindigkeits-versuche gefahren werden, wenn die Meßstrecke mit Stahldeckeln abgedeckt und der
Druck in dem verbleibenden Luftraum mit Hilfe einer
Vakuumpumpe auf etwa 1000 mm WS abs. erniedrigt wird. Der Tank muß für die bei diesem Unterdruck auftretenden
Beuispannungen ausgelegt sein. Um
Kavitationserschei-nungen am Tarikpropeller zu vermeiden, ist er mindestens 10 m unter dem Wasserspiegel der Meßstxecke zu installie-ren.
2.4 Akustik-Versuch
Mit Hydroakustik-Versuchen wird fast völlig Neuland betreten. Bisher ist nur eindeutig erwiesen, daß mit dem Auftreten von Kavitationserscheinungen am Propeller,
Schiff oder an Anhängen der Geräuschpegel schlagartig an-steigt. Es Ist deshalb für Geräuschmessungen unerläßlich, Modelle unter kavitationsähnlichen Bedingungen zu unter-suchen. Daher gelten auch hier die unter Punkt 2.3 aufge-stellten Forderungen. Zusätzlich ist es notwendig, die Meß-strecke als reflexionsarmen Raum auszubilden und den Ge-räuschpegel in der Rohrleitung soweit wie möglich herab-zusetzen. Hierzu sind erhebliche bauliche Maßnahmen er-forderlich.
Für die Akustik-Versuche ist das Wasser in der
Meß-strecke durch nachträgliche Einbauten akustisch vom
übri-Bild 2 Verdichtung des Baugrundes
gen Tankkörper zu entkoppeln, indem es durch eine luft-haltige Schicht (Polyaethylen-, Polyurethanschaum) von der Tankwand getrennt und die über das Wasser in die
Meß-strecke eindringenden Geräusche durch Akustik-Gleich-richter gedämmt werden. Die Meßstrecke soll mit Hilfe
einer Akustik-Auskleidung (Gummikeile) reflexionsarm werden; um glatte strömungsgünstige Wände zu erhalten, liegen die Gummikeile hinter einer akustisch durchlässigen Plexiglaswand.
Ob bei den Hochgeschwindigkeitsversuchen mit der klei-nen Düse die Turbulenzgeräusche des Freistrahies den Ge-räuschpegel stark heraufsetzen und deshalb für diese Ver-suche eine zusätzliche schalldurchlässige Kanalwand einge-hängt werden muß, können nur Vorversuche zeigen.
Wenn auch die Meßstrecke von dem übrigen Bauwerk
akustisch isoliert wird, so kann trotzdem nicht darauf
ver-zichtet werden, jede Geräuschquelle zu vermeiden oder,
falls sie notwendig ist, ihre Strahlungsintensität soweit wie möglich herabzusetzen. Dieses gilt vor allem für Einbauten, an denen Ablösungserscheiriurigen auftreten können, die Antriebsmaschine und den Propeller.
Deshalb ist vor und hinter dem Propeller ein
Akustik-gleichrichter aus einem weichen Material (Styropor o. a.) vorgesehen, um den Wasserschall zu dämmen. Damit an dieser Stelle die Geräusche nicht über den Stahlrnantel der Ringrohrleitung übertragen werden, ist vor und hinter den Akustikgleichrichtern eine elastische Rohrverbindung mit
Hilfe von Gummimanschetten vorzusehen. 3. Baubesthreibung
3.1 Standort
Um erhebliche Wartezeiten bei der Versuchsvorbereitung
durch lange Wege zu vermeiden, war es wichtig, einen
funktionsgerechten Standort zu finden. Organisatorisch und funktionell liegt er optimal im Anschluß an den alten Um-lauftank (Bild 1). Die dort vorhandene Grundfläche reichte aber für den Baukörper nicht aus. Deshalb wurde ein Teil des Wehrgrabens zugeschüttet und abgespundet.
Die Gründung eines derartigen großen Bauwerkes mit
den starken Belastungsschwankungen, die durch die vscliiedenen Wasserfüllungen des Tanks gegeben sind,
er-forderte eine gründliche Untersuchung des Baugrundes.
Notwendige Verdichtungen mußten angesichts der empfind-lichen übrigen Versuchseinrichtungen sehr behutsam vorge-nommen werden (Bild 2).
3.2 Meßstrecke
Der Urnlauftank wird
als Ringrohrleitung gestaltet (Bild 3). Wichtigstes Teilstück ist die Meßstrecke, da dasganze Bauwerk nur dann seine Funktion erfüllt, wenn es
den Bedingungen, die an die Meßstrecke gestellt werden,
gerecht wird. Wie unter Punkt 2.1 gefordert, erhält die
Düse der Meßstrecke einen rechteckigen Querschnitt mit
den Austritts-Abmessungen Breite 5 m, Tiefe 3 rn. Bei
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' Ïeiner Geschwindigkeit von maximal 4 m/s, und bei
hochge-fahrenem Boden werden bei schießender Strömung rd.
S rn/s erreicht.
Für höhere Wassergeschwindigkeiten ist der nachträg-liche Einbau einer kleinen Düse in die Meßstrecke mit
einem Querschnitt von 2m Breite und 1m Tiefe vorgesehen.
Das Wasser schießt dann als Freistrahi oder seitlich
ge-führt durch ,,slotted walls" in das seitlich ruhende Wasser der Meßstrecke.
Für die Kavitationsversuche läßt sich die Meßstrecke mit Stahldeckeln luftdicht abdecken. Bei Versuchen mit nor-malem Luftdruck über dem freien Wasserspiegel können diese Deckel abgenommen werden.
Die technische Ausführung der Einbauten muß durch die
z, Z. laufenden Modellversuche bestimmt werden. Aus
finanziellen Gründen mußten die Akustikeinbauten für die Meßstrecke vorläufig zurückgestellt werden. Die
Akustik-gleichrichter sowie die elastischen Manschetten vor und
hinter der Propellerpumpe werden jedoch vorgesehen, da sie nachträglich nur unter großem Aufwand eingebaut wer-den könnten.
Der Meßwagen ist mit Hilfe von Spindeln in Längsrich-tung und die Meßbühne unter dem Wagen in QuerrichLängsrich-tung zu verfahren. Die an den Schleppwagen der VWS für die
Meßbühnen genormten Abmaße werden auch hier
über-nommen. Er kann auch bei geschlossener Meßstrecke wän-rend der Kavitationsversuche verfahren werden.
3.3 Ringrohrleitung
Bei einem maximalen Meßquerschnitt von 15 m und
einem sinnvollen Düsenverhältnis > 3 ergibt sich der Quer-schnitt vor der Einlaufdüse zu 45 m2. Es wurde ein Rohr mit einem Durchmesser von 8 m gewählt, das einen Quer-schnitt von rd. 50 m2 besitzt. Die Einlaufdüse mündet
tan-gential in die Kontur der Meßstrecke. Damit ihre
Ober-fläche abwickelbar ist, wird sie aus einzelnen Ringen zusam-mengesetzt, so daß die Düsenkontur einen Polygonzug dar-stellt. Ihre endgültige Form wird z. Z. in Modellversuchen erprobt.
Die in der Meßstrecke mitgerissene Luft soll möglichst vollständig ausgeschieden werden. Zu diesem Zweck ist in
Strömungsrichtung hinter der Meß- eine Beruhigungs-strecke angeordnet. Im Hinblick auf die Unterdruckver-suche erhielt sie einen kreisförmigen Querschnitt. Der
Durchmesser des Rohres beträgt wiederum 8 m. Die Länge von 25 m und der große Querschnitt gewährleisten eine ge-nügende Beruhigungszeit zum Ausscheiden mitgerissener Luftblasen. Zusätzlich sorgen Siebe und Leïtvorrichtungen
für eine günstige Führung des luftdurchsetzten Wassers.
Die Ergebnisse eingehender Versuche an einem Modelltank müssen hier noch für eine genaue Dimensionierung
heran-gezogen werden (Bild 4).
Aus der Beruhigungsstrecke fließt das Wasser in einem
Fallrohr der Propellerpumpe zu, strömt dann in einen
Difusor und einen 180°-Krümmer zu der Einlaufdüse. Da-mit die Verluste im Difusor gering sind, beträgt sein Da-
mitt-lerer Öffnungswinkel 4°. In den Krümmern sind Leit-schaufeln vorgesehen, um ein Ablösen der Strömung zu verhindern und um gleichzeitig den vom Propeller
indu-zierten Drall zu mindern. Vor der Einlaufdüse beseitigt ein Gleichrichter den dann noch verbliebenen Drall der Strö-mung. Zusätzlich sorgen Siebe für eine Vergleichmäßigung der Geschwindigkeit über dem Querschnitt. Diese Einbau-ten zum Vergleichmäßigen der Strömung sind in
Modell-versuchen zu optimieren. Sie können erst nach reiflicher
Erprobung im Modelltank in Auftrag gegeben werden. Ihre Baukosten sind relativ gering.
Da die Rohrleitung fast ausschließlich im Freien liegt, Ist
sie außen mit einer Polyurethan-Isolierung beschichtet
(k < 0,5). Eine Erwärmung des Tankwassers über Wärme-tauscher, ebenso wie eine Kühlung zum Abführen der vom Antrieb an das Tankwasser abgegebenen Energie ist vor-gesehen.
Es Ist damit zu rechnen, daß bei Sonneneinstrahlung und entleerter Meßstrecke das obere Rohrstück, bestehend aus Einlaufdüse, Meß- und Beruhigungsstrecke gegenüber der
unteren Rohrstrecke, die sich aus dem Difusor und den Ansaugrohren zusammensetzt, eine Temperaturdifferenz
von rd. 200 C erfährt. Dabei würde sich das obere Rohr um
etwa 1 cm gegenüber dem unteren verlängern. Deshalb
wird die Ringrohrleitung vor und hinter der Pumpe durch Dehnungselernente statisch getrennt (Bild 5). Diese Gummi-manschetten sorgen für eine wasserdichte Verbindung und dämmen gleichzeitig die von der Antriebsanlage
verursach-ten Erschütterungen, so daß sie nicht über die
Tank-wandungen auf das obere Rohrstück übertragen werden.
Die ganze Ringrohrleitung kann sich auf Neoprenlagern in Längsrichtung verschieben (Bild 6). Das Festlager liegt in der Achse 30. Die Pumpe steht starr auf dem Fundament. Die Halle ist gegenüber der Ringrohrleitung und dem
Fun-dament elastisch auf armiertem Neopren gelagert.
3.4 Antriebsanlage
Nieder- und Hochgeschwindigkeitsversuche stellen für die Propellerpumpen sehr unterschiedliche Belastungen dar. Es wird deshalb eine Versteilpropellerpumpe installiert, da sie sich den verschiedenen Betriebsbedingungen durch die Wahl
einer entsprechenden Steigung anpassen läßt, so daß die
Antriebsmaschinen mit konstanter Drehzahl gefahren wer-den können. Zwei schnellaufende Diesel treiben über ein Untersetzungsgetriebe die Propeller an. Diese Anlage hat einen höheren Wirkungsgrad als ein vergleichbarer diesel-elektrischer Antrieb und ist wesentlich preisgünstiger. Eine Installation von Elektromotoren, die aus dem städtischen Netz gespeist werden, scheidet aus, da dann die
Betriebs-kosten rd. zwanzigmal höher liegen würden. Auch eine
Speicherung von Nachtstrom mit Hilfe von Batterien erwies sich als unwirtschaftlich.
Die beiden, einzeln zuschaltbaren Diesel haben zusammen eine Spitzenleistung von 5500 PS. Der Durchmesser des Ver-stellpropellers beträgt 3,5 m. Er arbeitet bei einer Drehzahl von 140 U/mm. Um den von der Propellerpumpe verursach-Körper- und Wassersthall zu dämrnen, ist sie an die
Rohr-leitung doppelt elastisch mit Hilfe von Ausbauringen, in
Bild 4 Funktionsmodell 1: lo
welche außerdem noch Akustikgleichrichter eingebaut sind, angeflanscht (Bild 7).
Frischluft- und Abgasschalldämpfer sorgen für eine Däm-mung des vom Diesel verursachten Luftsthalles. Eine
dop-peltelastische Lagerung fängt den Körperschall ab.
Ent-sprechende Konstruktionen sind auf dem Forschungsschiff ,.Meteor" mit gutem Erfolg angewandt worden. Ein
150-m3-Öltank sowie ein l,5-m3-Tagestank vervollständigen die
Anlage.
3.5 Reservebecken
Die Meßstrecke soll bei Aufrüstungsarbeiten und Funk-tionsproben während der Versuche schnell entleert werden können. Da gleichzeitig dann auch die Beruhigungsstrecke
sowie die Einlaufdüse und das vorgeschaltete Rohrstück
zu entleeren sind, müssen rd. 1300 m3 in einem
Reserve-becken aufgefangen werden. Dieses große Becken dient
gleichzeitig als Fundament für die gesamte Tankanlage, so daß sich dadurch die Baukosten erheblich senken lassen.
3.6 Halle
tïber der Meßstrecke ist zum Schutz des Personals und der Meßgeräte eine Halle vorgesehen. Von den drei Decks
aus lassen sich die Modelle in der offenen Meßstrecke
beobachten. Das unterste Deck nimmt die Heizungs- und
Installationszentrale auf. Ferner sind hier die zentralen
Schalteinrichtungen für die Starkstromanlage vorgesehen. Von diesem Deck aus besteht ein seitlicher Zugang zu den Meßstreckenfenstern. Vom Gang zwischen Rohr und Fen-sterwand aus können die Modelle beobachtet werden.
Das zweite Deck liegt in Höhe der Oberkante der Meß-strecke. Hier werden die entsprechenden Einbauten in die Meßstrecke und Anschlüsse an die elektrischen Meßeinrich-tungen vorgenommen. Unmittelbar damit zusammenhän-gend sind auf der Nordseite dieses Decks zwei
abgeschlos-Bild O Elastische Lagerung der lungrohrleitung, Halle
IIt ''t iqi !DECFft!
4
i
Bild 7 Maschinenanlage und Verstelipropellerpumpe sene Meßräume (Elektroniklabors) vorgesehen. Der Raum östlich der Meßstrecke wird zur Lagerung der Tankdeckel des Meßstreckenbereithes benutzt. Auf der Südseite
befin-den sich der Leitstand für die Antriebsanlage und die
Toiletten.
Das dritte Deck dient als Aufrüst- und Lagerfläche für
Modelle aus Paraffin, Polyester oder Holz sowie als Lager
für Akustik- und Düseneinbauteile. Ein Auswertraum im
vierten Deck sowie ein Umkleide- und Waschraum vervoll-ständigen das Raumprogramm.
Die Modelle können durch den Betriebsgang an der
Flach-wasserrinne von der Modellwerkstatt mit einem
Platten-wagen zum Verbindungsschacht (Kranschacht) und von dort
mit Hilfe von zwei fest installierten synchronlaufenden
Hubzügen mit einer Tragfähigkeit von je 750 kp auf Deck 3
befördert werden. Die lichte Weite des Schachtes beträgt
2,20 X 7,50 m. Den Transport in der Halle übernimmt ein Brückenkran mit zwei synchronlaufenden Hubzügen von je i t Tragkraft. Er bestreicht das erweiterte Deck 3 sowie die Meßstrecke auf 6 m Breite. Auf der Südseite der Halle läuft
Schiffahrts-Druckeret Schroedter & Hauer 2 Hamburg I 24 65 73
ein Aulzug für acht Personen mit Haltestellen an der
Flach-wasserrinne sowie auf Deck 1 bis 4. Dieser Aufzug dient in erster Linie dem Personenverkehr, ist aber auch zum Transport der Meßgeräte geeignet. Sein Traggerüst steht auf dem Betonfundament und ist an der Halle elastisch
gehalten.
Alle Decks sind über die Rechtecktreppe im Südwesten
und die Wendeltreppe im Nordosten erreichbar. Beide Treppenhäuser lagern auf Betonfundamenten, sind an die
Hallenkonstruktion elastisch angeschlossen und
feuerhem-mend verkleidet. Die Treppen selbst werden als
Stahl-konstruktion ausgeführt. Der Zugang zum Dach erfolgt über die Wendeltreppe. Unverkleidete Stahiniedergänge verbin-den die Decks 1, 2 und 3 im Nordwesten.
Für die Außenwände ist eine Verkleidung mit genormten Sandwichplatten mit Aluminiumhaut und Polyurethankern d = 5 cm k 0,5 vorgesehen. Die Außenflächen erhalten eine farbige Einbrennlackierung. 10 der Hallenaußenwände wcrden durchsichtig verglast (Isoliergals). Davon sind ein
Drittel als Dreh- und Kippfiügelfenster ausgebildet. Im
Dach erhält eine Fläche von 50 m2 durchscheinendes zwei-schaliges Oberlieht. Zur Belüftung dienen regelbare Venti-matoren im Deck i von 30 000 m3/h. Sie garantieren einen sechsfachen Luftwechsel pro Stunde und damit einen ver-träglichen Luftfeuchtigkeitsgehalt. Die
Entlüftungsöffnun-gen mit Jalousieverschluß werden an der oberen
Hallen-west- und -ostseite angeordnet. Die Treppentürme erhalten Rauchkiappen.
Die Beheizung sowohl der Halle (ca. l5°-18° C) als auch
der abgetrennten Räume (ca. 20° C) erfolgt über Platten-Heizkörper. Das Tankwasser wird mit Hilfe von
Wärme-tauschern beheizt.
Schrifttum
fi] Schuster, S.: Der Umlaufkanal der VWS. Schiffstechnik Bd. 6
(1959) H. 33, S. 139-144.
f2] Empfehlungen des Wissenschaftsrates zum Ausbau der